Tur*tel – ABC Rhineland https://abcrhineland.blackblogs.org Anarchist Black Cross Rhineland - Freiheit für alle Gefangenen! Freedom for all prisoners! Mon, 29 May 2017 09:08:39 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Tur*tel wieder frei https://abcrhineland.blackblogs.org/2017/05/29/turtel-wieder-frei/ Mon, 29 May 2017 09:08:39 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=811 Continue reading Tur*tel wieder frei ]]> deutsch

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Am Donnerstag, den 18.Mai, wurde Tur*tel nach 12 Monaten Strafhaft vorzeitig auf Bewährung entlassen.

Um 6 Uhr morgens konnten seine Freund*innen ihn vor der JVA in Empfang nehmen. Tur*tel ist am 14.Mai 2016 in Weißwasser auf dem Weg in die Stadt in eine Polizeikontrolle geraten und wegen eines offenen Haftbefehls verhaftet worden. Nachdem er weder von der Wache noch von der JVA aus telefonieren durfte, wurde er vier Tage vermisst und gesucht, bis nach den Feiertagen endlich die JVA Görlitz Informationen über seinen Aufenthalt an seinen Anwalt preisgab. Von seiner insgesamt 2jährigen Haftstrafe hat er ein Jahr abgesessen und vor einigen Wochen Antrag auf Haftentlassung gestellt, der ihm nun gewährt wurde. Die genauen Bewährungsauflagen sind noch nciht bekannt - wir werden versuchen euch aber weiter auf dem Laufenden zu halten.

Wir freuen uns sehr, Tur*tel wieder draußen unter seinen Liebsten zu wissen! Kontakt zu Turtel könnt ihr gerne weiterhin über das abc Rheinland aufnehmen. Die Postadresse findet ihr hier: Kontakt.

Untill all are free!
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Updates zu den Gefangenen https://abcrhineland.blackblogs.org/2016/12/17/updates-zu-den-gefangenen/ Sat, 17 Dec 2016 09:08:07 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=705 Continue reading Updates zu den Gefangenen ]]> deutsch

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*Siao bevorzugt im Englischen das Personalpronomen they. In der Übersetzung haben wir nach Mangel an Alternativen uns für „er“ entschieden.

Seit Anfang Dezember sind in der Kölner JVA drei weitere Compas aus dem Hambacher Forst eingeknastet.

Erschwert durch diverse Kontrollen bei den Besuchen und beim Briefverkehr laufen nun endlich die ersten Besuche neben den Anwaltsgesprächen an. Auch die ersten Briefe trudeln langsam ein. 

Dabei steht der Außenkontakt von Hodei und Siao weitaus deutlicher unter Kontrolle, als der von Maya. Was alle drei gemeinsam haben, ist dass sie alle unter der Mangelernährung im Knast leiden, da sie sich auch unter diesen Umständen entschieden haben, sich weiter strikt vegan zu ernähren. Da der Knast kein veganes Essen zur Verfügung stellt und oft nicht einmal klar gesagt wird, was vegan ist und was nicht, stehen die Inhaftierten vor einer beschissenen Entscheidung. Sie müssten entweder ihre politische Meinung verraten und die unangenehmen körperlichen Folgen des Verzehrs von Milchprodukten in Kauf nehmen (weil ihre Körper diese Produkte nicht mehr vertragen) oder alles nicht-vegane verweigern und sich im überteurten Knasteinkauf ergänzend Lebensmittel kaufen.

Hodei hat heute einen ersten Besuch erhalten, Siao erwartet seinen* ersten Besuch nächste Woche.

Maya hatte aufgrund der fehlenden Besuchskontrollen schon zwei mal Besuch. Außerdem hat sie uns einen Brief zukommen lassen, in dem sie schreibt, dass auch ihre Post zumindest zum Teil kontrolliert wird. Briefe kommen bei ihr zum Teil geöffnet, zum Teil ungeöffnet an.

Sie bedankt sich für die vielen Aufkleber, Fotos und Broschüren und wünscht sich, dass ihr Tesafilm und/oder doppelseitiges Klebeband, Briefmarken und Umschläge mitschickt werden.

Deneben wünscht sie sich Liedtexte von KIZ, WTG, Antilopen, usw. Sowie Nachrichten aus dem Wald und widerständigen Orten weltweit. Dazu Pflanzenportraits (vor allem über essbare und heilsame Wildpflanzen), philosophische Gedankenspiele und schöne Bilder, gerne selbstgemalte vom Wald und vom Meer.

Tur*tel hat neben seinen Freigängen seit Oktober im Dezember über Weihnachten zum ersten Mal vier Tage Hafturlaub. Wenn mensch ihm gerne Pakete, Briefe sonst was schicken oder einfach nur die strikte Postkontrolle umgehen möchte, wendet euch bitte per Mail ans abc. Am 13. Mai 2017 wird er die Hälfte seiner Haftzeit abgesessen haben.

Free them all!
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Update Tur*tel https://abcrhineland.blackblogs.org/2016/11/30/update-turtel/ Wed, 30 Nov 2016 22:04:39 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=659 Continue reading Update Tur*tel ]]> deutschenglish

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Seit Anfang Oktober befindet sich Turt*le im sogenannten offenen Vollzug (OV),

welcher sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt. Der größte Vorteil ist dass er nun anstelle der vier Stunden Besuch nun zwei mal für je bis zu acht Stunden die JVA verlassen kann. Zu Beginn saß er auf eigenen Wunsch mit einem Mitgefangenen auf Zelle, aktuell stellt er wieder einen Antrag auf Einzellzelle.
Die Fernsehsperre die es im Regelvollzug gibt (ab 22 oder 23 Uhr geht der Fernseher aus) gibt es im OV nicht mehr. Dafür gibt es keinen Zugriff auf die Gefängnisbibliothek sondern nur auf ein Bücherregal – was wohl klar macht wie groß die Auswahl an Büchern ist!

Turt*le kann nun einen Diskma*n auf Zelle haben und derzeit fünf Cds (Orginale), die Anzahl kann bis zu 20 erhöht werden - ob die gewünschten Cds bei ihm auf Zelle ankommen, ist noch unklar da die Zensur der JVA recht harsch ist.

Weiter arbeitet er derzeit im Landwirtschaftsbereich der JVA - der Winterknast der Rinder wird renoviert und Turt*le muss mit Presslufthämmern sehr stabilen Beton zerkleinern. Die Knochenarbeit fällt den „Ausländern“ und ihm als „Zecke“ zu während „deutsche“ und „ehemalige Nazis“ (alles „Ehemalige“, denn keiner will Prügel der Mitgefangenen oder eine geringere Chance auf vorzeitige Entlassung riskieren) sich um die Versorgung der Tiere kümmern. Im OV gibt es keinen Umschluss sondern mehrere Stunden Aufschluss am Tag, nur ist Turt*le meist zu müde vom Malochen, um davon viel zu haben.

Für Tur*tel besteht jetzt die Möglichkeit auf „Hafturlaub“, der gewährt wird wenn Turt*le einen Prakitkumsplatz draußen vorweisen kann. Er ist vor allem an Baumpflege und Stellen in Gärtnereien interessiert. Wenn ihr also Orte kennt wo Turt*le ein einwöchiges Praktikum machen kann, schreibt uns bitte die Information!

Die Beamten, die seine Postkontrolle durchführen, sind im OV dieselben, die er tagtäglich um sich rum hat, sodass er immer weniger Lust hat Briefe zu schreiben  - nicht desto trotz freut er sich sehr über eure Briefe!

Wichtiges Update zum Besuch: Wenn sich Freund*innen und Gefährt*innen von Turt*el es sich vorstellen können, ihn beim Freigang zu besuchen, meldet euch zur Koordination bitte beim abcrheinland. Durch die „Ordnungen“ der JVA hängt an den Besuchen deutlich mehr Aufwand, als in anderen Knästen, daher ist es umso wichtiger, dass ihr eure Besuchswünsche kurz mit uns absprecht. Auf Tur*tels Wunsch versuchen wir die Anzahl der Besucher*innen auf fünf zu beschränken. 

Feuer allen Gefängnissen! Pest & Cholera allen Wärter*n!

english

Since beginning of October Turt*le is in so called open Prison (OP).

This has some advantages and some disadvantages. The bigest advantage is that he can leave the prison two times a month for up to eight hours each time instead of getting four hours of visit.

He was transfared together with an inmate that he kind of likes into a cell together and they came allong with each other the most time. But they are sitting 24 hours together because they are also working together and if one needs a rest its often not the time that the other one has the same need. Which led to the disiscion that Turt*le tries to get a single cell again. In the „normal“ part of the prison the TV gets shut off at around 22 or 23 o clock and in OP they can watch as long as they want.

They dont have access to the prisoners library anymore – instead of that they can take books out of a shelf in their floor – which means they have quite less choice to choose! Turt*le is allowed to have a Diskm*an in the cell an five Cds (originals), and the amout can get up to 20. If he recieves the cds he wished for is unclear because the censorship is pretty harsh there.

He is working in the farming devision of the prison – the winterprison for the cattle gets renovated and Turt*le has to destroy hard concret with a jackhammer all day long. The hard work has to be done by „Foreigners“ and „Tics“ like Turt*le. The feeding and caring about the animals is done by „germans“ and „former nazis“ (there are jus „former“ nazis because noone likes to get beaten up by the other inmates or to risk to get easier conditions). In OP there is no „Umschluss“ (prisoners visit each other in their cells for severall hours) anymore but „Aufschluss“ (The cells are open for severall hours and they can walk around and visit each other. But most time Turt*le is to wasted from the work to do this.

The screws which he had to deal in daily life are the same that controll and read his letters – so he is not really up for writing letters. But he still really enjoys to get letters.

Visits: If friend*s and comrad*s of Turt*le can imagine to visit him get in contact with the abcrhineland for coordination. Together with Tur*tel we try to stick to not more than five vistors at the same time.

Fire to all prisons! Pestilence & Cholera to the screws!
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Briefe von Turt*le 13 – 16 https://abcrhineland.blackblogs.org/2016/09/03/briefe-von-turtle-13-16/ Sat, 03 Sep 2016 22:31:53 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=633 Continue reading Briefe von Turt*le 13 – 16 ]]> deutsch

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Kein Datum, JVA Ebrach

Brief Nr 13

Hallo ihr Lieben,

ich habe gerade durch die Radiosender geschaltet in der Hoffnung gute Musik zu hören und habe mich im ersten Moment mega gefreut die Stimme von Campino zu hören, aber was singt er? - „Und immer wieder sind es die selben Lieder, durch die es sich anfühlt, als würde die Zeit still stehen.“ 

- Ich glaube nicht, dass dTH das so gemeint haben, aber hier klingt es sehr arg nach einem schlechten Witz.

Aber in den letzten Tagen habe ich tatsächlich ein paar Lieder gehört, die mir gefallen haben. „Hurra, die Welt geht unter“ habe ich mega gefeiert. Ein paar Tracks von Casper haben auch mega gut getan. Heute früh hatte ich weniger Glück und habe von der Antilopen Gang die letzten 2 Sätze von „Verliebt“ gehört.

Sehr ärgerlich, naja ich lese jetzt ein bisschen und schreibe morgen noch ein paar Sätze.

Guten Morgen ihr Lieben, gerade habe ich wohl verdammt Glück gehabt. „KIZ- Hurra die Welt geht unter“ von Anfang an :) Schon wieder vorbei :( War aber super.

Ihr dürft mir jetzt die TAZ abonieren. Das find ich auch super. Hier ist bald Essenszeit, ich weiß aber nicht was. Gestern war es wieder echt gut zu telefonieren, aber so verdammt kurz.




Ich freu mich schon mega auf euren Besuch nächste Woche.

Bis bald & Kopf hoch

Turt*le

P.S. Es gab Kartoffelsalat & Bratwurst vom Tofutier


16.8.16, JVA Ebrach

Brief Nr 14

Hallo ihr Lieben,

morgen ist mein dritter Einkauf (juhu - Konsum). Verdienterweise habe ich, jetzt wo ich arbeite, weniger Einkauf, als wenn ich arbeitslos wäre. Ich muss wohl härter arbeiten, um auch ordentlich entlohnt zu werden.

Aber weg von dem Unfug, heute habe ich den Herr der Ringe Soundtrack gehört - das war super und ich habe wieder sehr schöne Briefe von euch bekommen. Gerade läuft Marteria 2 Finger an den Kopf. Ansonsten habe ich tatsächlich 2 Stunden die Radiosender durchgeschaltet und dabei kein gutes Lied gehört. Aber ausschalten und lesen ist schwierig, wenn mensch Musik hören möchte und dann ist da ständig der Gedanke: Hey, auf dem anderen Sender könnte ja ein gutes Lied laufen. Round and Round it goes…
Jetzt singt gerade irgend so ein Klischeemensch mit Radiostimme: „Ey, da müsste Musik sein...“ Ich glaube das Radio kann mich nicht ausstehen und macht sich über meine Sehnsucht nach guter Musik lustig. Umschalten... Die Toten Hosen, an Tagen wie diesen haben wir noch ewig Zeit. (Danke für die Bestätigung meines letzten Satzes). Ich glaube ich höre jetzt auf über Musik zu schreiben (konnte gerade die letzten 2 Zeilen von lang lebe der Tod hören*)

So ein scheiß jetzt bin ich sauer. Euch auch eine schöne Zeit
Kopf hoch

Turt*le


*Das ist mir heute Abend 2x passiert
PS. Wer im Club ist, fällt um und ich habe verloren

Posteingang WAA 17.8.2016

Brief Nr 15

Hallo ihr Lieben,

als ich den ersten Brief aus Frankreich bekommen habe, hat der Beamte noch gefragt ob ich denn Französisch spreche, nach weiteren (ganzer Stoß auf einmal) nicht mehr. Ich freue mich mega über die viele Solidarität. Natürlich nicht nur über die aus Frankreich, sondern über die von überall. Die wahnsinnig große Unterstütztung hilft mir unglaublich. Trotz der Postkontrolle bekomme ich viele Briefe (die Tagebuchseiten vom WarStartsHere-Camp von Elmo leider nicht).

Sehr gefreut hat mich auch der letzte Brief der Bundeskanzlerin mit den vielen Erinnerungsanstößen (gerade kam Krawall & Remmidemmi und ich musste sehr amüsiert an die Schleuse denken, an eine sehr spannende, witzige Nacht).

Es hat gut getan über die schönen Erinnerungen zu lachen und davon im Tagtraum zu schweben.

Ansonsten dürfen wir gerade nicht arbeiten, weil der Aufsichtsbeamte krank ist. Das heißt viel Zeit um die Radiosender rauf und runter zu schalten (Schüsse in die Luft & Hurra die Welt geht unter! Oh und Antilopengang, ich weiß den Titel nicht, aber ich glaube „Das Leben eines Rappers“) Echt Glück gehabt heute.



Ich vermiss euch alle sehr.

Kopf hoch
Turt*le

PS. Ich hab verloren!

22.8.2016

Brief Nr 16

Guten Morgen ihr Lieben,

wir rücken heute später aus, deswegen konnte ich noch eine Schüssel Müsli essen (mit Kiwi und ohne das Messer abzubrechen).

Jetzt warte ich auf das Signal zum ausrücken und höre ein bisschen Musik.

Letzte Nacht habe ich von Koile und Nichts geträumt. Es war kein schöner Traum, aber jetzt denk ich mir das es einfach schön war euch wenigstens im Traum zu sehen. Und auch wenn sie Lautonomia geräumt haben, werden Sie es nicht schaffen die Besetzung aus meinem Kopf zu räumen. 

Ich vermisse es so sehr mit Menschen zusammen zu Leben, ohne mich verstellen zu müssen. Es ist so kaputt wie die Menschen hier drinnen mit einander umgehen. Zeige keine Schwäche und sei dominant sonst gehst du unter. Das mensch sich dabei selbst verliert scheint kaum jemensch klar zu sein. Diejenigen, denen es klar ist, machen auch weiter um nicht die Anerkennung der anderen zu verlieren. Frustrierend.

Am Samstagabend kam den ganzen Abent OK-Kid. Das war echt klasse. Einen ganzen Abend gute Musik und Solitär spielen. Ich hoffe, dass das öfter vorkommen wird, habe aber meine Zweifel.

Wo wir gerade bei hoffen sind, ich hoffe das ich im Oktober in den offenen Vollzug komme, dann kann ich endlich mal wieder durch einen Wald spazieren. Das fehlt mir genauso wie ihr lieben Menschen.



Bis bald und Kopf hoch 

Turt*le 
]]> Gedichte aus dem Knast #4 https://abcrhineland.blackblogs.org/2016/08/30/gedichte-aus-dem-knast-4/ Tue, 30 Aug 2016 22:36:08 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=626 Continue reading Gedichte aus dem Knast #4 ]]> deutsch

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Juli 2016, JVA Ebrach

Monotonie

Wohin verschwinden meine Gedanken?
Wo sind die Stimmen, die im Kopf erklangen,
die hinterfragen und reflektieren?
Zurück bleibt das Gefühl mich selbst zu verlieren.
Wie kann ich dagegen ankommen,
meine Gedanken, Gefühle völlig verschwommen.
Immer seltener gelingt es, den Nebel zu durchdringen,
dort wo Feuer brannte nur noch ein leichtes Glimmen,
eine kleine Hoffnung den Funken zu erhalten
und den Kopf nicht völlig abzuschalten,
ein Versuch die Monotonie in Worte zu fassen,
diesen Ort für kurze Zeit im Geist zu verlassen,
doch die Rückkehr kommt so sicher wie der nächste Tag.
Ich hatte ein freies wildes Leben gewagt.
Nun bleiben Erinnerungen,
die langsam verstummen.
Tag für Tag geht es weiter monoton,
der zersprungene Traum von Freiheit blanker Hohn.

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Gedichte aus dem Knast #3 https://abcrhineland.blackblogs.org/2016/08/30/gedichte-aus-dem-knast-3/ Tue, 30 Aug 2016 22:34:13 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=624 Continue reading Gedichte aus dem Knast #3 ]]> deutsch

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Juli 2016, JVA Ebrach

Regen

Die trockne Luft so schwer und warm,
am Horizont sind erste Wolken zu erahnen,
doch kein Windhauch, der die Hitze vertreibt,
und die Welt voll Erwartung schweigt.

Erst langsam, dann schneller die Wolken sich türmen,
gleich wird es beginnen ihr Tanzen und Stürmen,
kleine Punkte auf den staubigen Wegen,
Anfänge eines Bildes gezeichnet vom Regen.

So langsam und friedlich es auch beginnt,
ist es nicht nur der Regen, der plätschert und singt.
Ein grelles Leuchten nur für einen Augenblick -
lautes Reißen wirft ein Echo zurück.

Verklingt in donnerndem Grollen,
wieder ein Blitz und es beginnt von Neuem.
Der Donner scheint den Blitz zu jagen,
doch verschwindet der Blitz, als könnte er ihn nicht ertragen.

So geht es weiter in einem fort,
sie rasen dahin, entfernen sich von diesem Ort.
Zurück bleibt der Regen der weiter seine Bilder malt,
doch schöner als alle für die mensch zahlt.

Gemeinsam schließt er den Vorhang mit dem Wind,
bis irgendwann ein neues Schauspiel beginnt.

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Briefe #10-12 von Tur*tel https://abcrhineland.blackblogs.org/2016/07/30/briefe-10-12-von-turtel/ Sat, 30 Jul 2016 12:09:15 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=616 Continue reading Briefe #10-12 von Tur*tel ]]> deutsch

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12. Juli 2016, JVA Ebrach

Hallo ihr Lieben,

mal wieder eine Meldung von hinter Gittern. Der Besuch letzte Woche hat mir sehr gut getan, auch wenn das Gefühl der Einsamkeit danach verstärkt zurück kam.

Im Moment höre ich einen Beitrag über Anti-Atomwaffen Aktivisten, überall auf der Welt. Es tat gut zu hören, dass eine Aktivistin in Amerika aus dem Knast kam und auf die Frage, ob sie ihre Tat bereut, antwortet „Ich bereue es nur, es nicht 50 Jahre früher getan zu haben.” Die Aktion für die sie eingesperrt wurde (2 Jahre), war eine Farb & Blut Attacke gegen ein Plutoniumlager für Atomwaffen in den USA. Nervig war nur (christlicher Beitrag), dass sie Martin Luther mit diesen Menschen gleichstellten und ihn als Aktivist der Kirche bezeichneten. Das ist zum kotzen, das Menschen die gegen die Massenvernichtung aufstehen, mit einem Menschen verglichen werden, der Synagogen nieder brennen ließ und Co.

Ich mach jetzt eine Schreibpause. Es kommt ein Beitrag über “Öko-Aktivisten”. Der Beitrag war auch ganz schön, doch leider wurde fast nur über Menschen und Organisationen gesprochen, die Bäume pflanzen und gar nicht über die, die sie schützen. Trotzdem ein schöner Beitrag.

Gestern habe ich einen Brief von Tiefwurzelgewächs erhalten. Leider habe ich nur eins von 4 Fotos bekommen. Ein Rotes Bild von Grubenblick mit einer vermummten Person. Ich rate mal es ist … Hoppla, sollte hier wohl besser keine Namen schreiben. 

An der Stelle möchte ich noch Solidarische Grüße an alle Menschen, die in Berlin gerade für freien Wohnraum kämpfen und die leider teilgeräumte Rigaer 94, ausrichten.

Turt*le

Hambi bleibt!

Free E*
Free Berto
Free Clumsy
Free Me
UNTIL ALL ARE FREE

P.S. Ihr wollt uns räumen, kommt doch her...

17.Juli 2016, JVA Ebrach

Hallo ihr Lieben,

teetrinkende Nachrichten von hinter Gittern. Der Wasserkocher ist da. Dafür ist mir schon wieder eins von diesen scheiß Plastikmessern abgebrochen, diesmal als ich mir Schmelzkäse aufs Brot schmieren wollte. Eigentlich wollte ich mich heute bei euch melden, hab aber gedacht, dass morgen Freitag ist. Tja verkackt. Dann eben nächste Woche.

Ansonsten ist hier alles so stumpf wie die “Messer”. Aber ich freu mich mega, dass Clumsy frei ist und hoffe, dass das auch so bleibt.

Leider habe ich seit Tagen keinen Falken mehr gesehen, aber vielleicht haben sie sich einen schöneren Ort gesucht.

Ich vermisse euch Kinder und die Sterne und die Wälder.

Ich glaube ich hör jetzt auf zu schreiben und mach mir noch einen Tee und lese noch weiter.

Wie immer, Kopf hoch

Turt*le

P.s.: Hab gerade gehört, dass die Rigaer wieder ganz besetzt ist 

21. Juli 2016, JVA Ebrach

Hallo ihr Lieben,

ich komme gerade vom Einkauf und konnte gerade endlich wieder eine Rauchen :). Ich habe jetzt auch Multisaft und Äpfel. Das heißt Müsli mit frischem Obst. Jubel! Und Früchtetee mit Saft. Jubel!

Hmmm … Auf diese Art und Weise wie hier kann Konsumfreude natürlich auch super in die Köpfe gedrückt werden. Auch die verschiedenen Lohnstufen sind ein schönes Beispiel für das vorhandene System. Wenn du dir mehr “leisten” möchtest, musst du die Arbeit machen, die gut bezahlt wird und nicht die, die dir etwa Spaß macht - außer du hast Glück & die Arbeit die du gerne machst, ist die gut bezahlte.

Es ist schon bitter, wie dieses System arbeitet und der Knast ist eine zwar verschärfte doch im Grunde genommen die Gleiche Version. Es gibt so viele Punkte hier, die das gleiche Bewirken sollen wie draußen. Wenn ich dieses Spiegelbild betrachte und daran denke das zwei von drei Häftlingen nach der Entlassung wieder hier drin landen, zeigt, dass Knast natürlich nicht “funktioniert” aber, da Knast das Spiegelbild “unserer” Gesellschaft ist, zeigt es auch wieder einmal, dass auch das System draußen nicht “funktionieren” kann. Außer indem über Leichen gegangen wird.

Um das zu verändern, dürfen wir nicht über Leichen gehen, sondern müssen weiter fest zusammen stehen, aufeinander Rücksicht nehmen und nicht aufhören für Veränderungen aufzustehen.

In dem Sinne Kopf und Faust hoch! Aleez!

Ich hoffe dieser Brief kommt nach draußen. Ich habe gestern viele schöne Briefe (Lachanfall, weil im Radio ein kurzer Ausschnitt einer mit seltsamer Elektronischer Musik hinterlegter Version der Internationalen kam :) :)) erhalten.

Ich wurde wieder aufs Meer entführt und in eine wunderschöne Hafenstadt. Ich konnte fast das Brechen des Bugspritz hören und dank des Harzflecks sogar die Reparatur riechen. Vielen Dank dafür :)

Das schöne Bild der Schildkröte mit Wald auf dem Rücken und dem Segelschiff ziert nun die Zellenwand.

Turt*le
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Gedichte aus dem Knast #2 https://abcrhineland.blackblogs.org/2016/07/22/gedichte-aus-dem-knast-2/ Fri, 22 Jul 2016 16:09:08 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=604 Continue reading Gedichte aus dem Knast #2 ]]> deutsch

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Juni 2016, JVA Ebrach

#2

Bitte sagt es mir, wie lang kann ein Mensch leben,
getrennt von denen, die mensch liebt, ohne sich aufzugeben.
Fern ab von Wald und Baum,
eingesperrt in kleinem Raum.
Kein gemeinsames Heulen das Laut erklingt,
keine Stimme, die zur Gitarre singt.
Bitte sagt es mir, wie weit soll das gehen,
wenn die Gitter vorm Fenster sogar in Träumen bestehen.

  Nein, ich geb nicht auf,
  dafür ist Morgen noch Zeit.
  Wenn ich im Kreis herum lauf,
  ist es die Hoffnung, die bleibt.

Bitte sagt es mir, wie viel von mir werde ich hier verlieren,
während sie versuchen, mich von euch zu isolieren.
Freie Vögel fliegen,
doch meine Gitter lassen sich nicht verbiegen.
Kein geteiltes Bier beim Feuerschein,
keine Möglichkeit bei euch zu sein.
Bitte sagt es mir, denn ich seh' keinen Sinn,
in der Tatsache, dass so viele hier eingesperrt sind.

  Nein, ich geb nicht auf,
  dafür ist Morgen noch Zeit.
  Wenn ich im Kreis herum lauf,
  ist es die Hoffnung, die bleibt.


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Gedichte aus dem Knast #1 https://abcrhineland.blackblogs.org/2016/07/22/gedichte-aus-dem-knast-1/ Fri, 22 Jul 2016 16:05:27 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=602 Continue reading Gedichte aus dem Knast #1 ]]> deutsch

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Juni 2016, JVA Ebrach

#1

An deiner Wand hängen Bilder deiner Partnerin,
doch mit deinen Aussagen ergibt das alles keinen Sinn.
„Alter, Frauen sind überhaupt nichts Wert“,
dein Kollege zieht sofort das gleiche Schwert.
„Ja, Mann, der letzte Dreck - alles Fotzen“ -
ich unterdrücke das Würgen, um nicht zu kotzen.
Mir fällt einfach nichts mehr ein, was ich sagen kann,
nur die Faust geballt, die Muskeln angespannt.

  Wieder dreh ich durch, doch nur innerlich;
  euch die Köpfe einzuschlagen ist auch nicht förderlich.
  Doch es bleibt die Wut, weil ich nicht versteh,
  was in euren kaputten Köpfen vorgeht.
  Doch es bleibt die Wut, weil ich doch versteh,
  dass durch Manipulation der Masse dieser Dreck entsteht.

Du fragst mich, was ich sonst so mach -
ich besetze Wälder gegen Braunkohlekraft.
Anstatt zu fragen warum und wieso,
fragst du nur, wie steht es mit den Weibern denn so?
Im Kopf rast ich aus, weil dich nur das interessiert,
aber dir ist scheiß egal, was mit der Welt passiert.
„Was wird schon sein, sie sind genauso wie wir“
und wappne mich für den nächsten sexistischen Scheiß von dir.

  Wieder dreh ich durch, doch nur innerlich…

„Ich kann trainieren und dann Autos anheben,
Frauen sollen putzen und sich nicht daneben benehmen“.
Er redet weiter vom „schwachen Geschlecht“,
labert nur Scheiße und fühlt sich im Recht.
Wieder bin ich stumm und antworte nicht
und stell mir vor wie Koile dir die Nase bricht.

  Schon wieder dreh ich durch, doch nur innerlich…

Es widert mich an, dieser ganze Mist,
doch ist klar, dass Gewalt nicht die Lösung ist.
Auch wenn ich es jetzt nicht seh, glaube ich daran,
dass jeder Mensch sich verändern kann.
So werde ich versuchen, mit euch zu reden
und vielleicht einen Denkanstoß zu geben.
Natürlich ist das Ziel noch ewig weit entfernt,
aber das ist ja immer so, das hab ich längst gelernt.

  Wieder dreh ich durch, doch nur innerlich...

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Briefe #6-#9 von Turt*le https://abcrhineland.blackblogs.org/2016/07/08/briefe-6-9-von-turtle/ Fri, 08 Jul 2016 19:19:30 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=580 Continue reading Briefe #6-#9 von Turt*le ]]> deutsch

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16. Juni 2016, JVA Ebrach

Also ihr Lieben,

ich wurde gerade von dem Beamten besucht, der die Post überwacht. Mir wurde erneut mitgeteilt, dass ich euch mitteilen soll, dass Briefe die Beilagen enthalten, zu meiner Habe kommen. Er meinte, es müsste ein Beamter allein meine Post durch gehen, und dass das nicht geht. Jetzt weiß ich auch sicher, warum ich seit einer Woche keine Briefe von euch mehr erhalten habe. Ich halte noch Briefkontakt mit meinem ehemaligen Zellengenossen aus Görlitz. Mir wurde auch mitgeteilt, dass Briefe für mich aus Magdeburg, Frankfurt, natürlich Düren, usw. angekommen sind. Ich freue mich mega über die viele Unterstützung, aber falls ihr wollt, dass die Briefe auch bei mir ankommen, müssen die Beilagen draußen bleiben.

Ansonsten verbringe ich den Tag mit Lesen (Rad der Zeit), Radio hören (nicht unbedingt die Musik, die ich gerne hören würde, aber schon ok). Im Aufschluss spiele ich meist Tischtennis, hin und wieder Durak.

Beim Einkauf habe ich mir hauptsächlich Tabak geholt, aber auch Oliven (Jubel), Senf, Knoblauch (leider nur Granulat, weil das mit dem Geld aus Görlitz solange gedauert hat, konnte ich mir nichts von den frischen Sachen holen, also Obst, Gemüse und co).

Lasst den Kopf nicht hängen.

Liebe Grüße an alle lieben Menschen da draußen,

Turt*le

P.s.: Ok, ich hab gerade einen Stoß Briefe erhalten, aber ich lese sie nach dem Aufschluss. Ich melde mich bald wieder.

Juni 2016, JVA Ebrach

Hallo ihr Lieben,

hier mal wieder eine Nachricht von hinter Gittern. Sitz gerade am Tische, gerade war Aufschluss, wieder Tischtennis und Durak. Hab heute den Doppelband von Rad der Zeit ausgelesen. Oh, verdammt, heute ist ja Samstag, dass heißt der Brief geht erst am Montag los. Naja, ich trinke gerade eine seltsame pinke Chemiebrühe (sieht echt giftig aus), soll angeblich nach Guava schmecken. Ich schmecke nur künstlich und süß (sehr süß).

Hab gestern noch Briefe bekommen. Hab mich mega gefreut, dass Yu wieder frei ist, hab noch einen Brief geschrieben, aber der wird hoffentlich nachgeschickt.

Die ersten Besuchsanträge sind abgegeben, ich freue mich schon mega drauf Besuch zu bekommen. Die Solifotos vom Toten Winkel sind angekommen und hängen an meiner Pinnwand über dem Bett. Ebenso die schicke Karte von Yu und noch ein paar Fotos (Wiese, liebe Menschen, Wald und ein richtig schöner Brief und Bild von Lotte).

Heute morgen hatte ich wieder einen entspannten Hofgang (zwar nicht alleine, aber außer mir nur fünf weitere Menschen). Achja, herzlichen Dank an „MEINE?“-Crew für den stinke Brief, bin schon am Überlegen, ob ich den extern lagere, damit nicht alle meine Post zu Stinken anfängt. Der Text war sehr schlüssig:D

Also Kinder, ich werd jetzt noch ein bisschen lesen (Robinson Crusoe), später vielleicht noch einen Brief schreiben und schlafen gehen.

Kopf hoch da draußen,

Turt*le

Juli 2016, JVA Ebrach

Hallo ihr Lieben,

meine Gedanken sind heute sehr wirr, aber es sind auch ein paar Ideen darunter, mal sehen, was ich aus denen so machen kann. Sie entführen mich in Wälder, Meere, Anemonenfeldern und Flüsse. Zu Einhörnern, Ratten und Mardern. Zu Vergessen und Erinnern. Naja, ziemlich wirr eben. Ich bin gespannt wohin mein Kopf mich noch bringt.

Ich hoffe, es geht euch allen gut und falls nicht, wünsche ich euch das es schnell wieder besser wird. Ich habe heute einen Text geschrieben (den findet ihr auf der Rückseite, wenn ihr gut sucht).

Tiefwurzelgewächs hat gefragt, ob sie den ersten Text vertonen darf. NEIN, natürlich nicht! Wo kämen wir denn da hin, wenn geschriebene Wörter mit Melodien verbunden würden. Außerdem ist doch Musik eh total überbewertet. Oft denken diese Liedermacher*innen dann auch noch, dass sie die Texte verändern könnten, damit sie eventuell besser zur Musik (wie sie den Krach, den sie veranstalten, ja zu nennen pflegen) passen. Wagt es ja nicht auch nur eine Buchstaben an MEINEM Text zu verändern. Pah, können sich nichts eigenes Einfallen lassen und nennen sich dann auch noch kreativ. Pfui!

Kopf hoch,

Turt*le

Juli 2016, JVA Ebrach

Guten Morgen ihr Lieben,

ich sitze gerade beim Frühstück und ärgere mich. Ich wollte mir einen Apfel ins Müsli schneiden und knack, bricht das scheiß Plastikteil auseinander. Das ist schon das zweite, das erste ist beim schneiden einer Kiwi zerbrochen. EINER KIWI! Das erste Messer war wohl frei, das zweite kostet jetzt 90ct. Einer der Beamten meinte, die kosten 5ct im Einkauf. Das freut mich aber zu hören. Egal, den Apfel hab ich trotzdem noch klein gekriegt.

Es hat mega gut getan gestern eure Stimmen zu hören, auch wenn ich mich, als ich wieder auf Zelle war, gefragt habe, ob das jetzt wirklich war oder nicht. Ich habe gestern auch noch Briefe bekommen, einen von der Bundeskanzlerin und einen Piratenbrief.

Der Brief konnte mich für eine kurze Zeit aufs Meer entführen, doch muss ich ehrlich sagen, dass mir die Schatzkarte gefehlt hat. Die Karte, die gezeichnet war, hat gar kein roten X beinhaltet. Aber da die Briefe ja mitgelesen werden, ist es ja logisch, dass es nicht eingezeichnet war (obwohl, am Ende werde die Beamten ja Schatzsucher). Ich bin froh, dass der Pirat wieder gesund unter den Landratten weilt, und das ihm der Himmel – ääh – Mast nicht auf den Kopf gefallen ist (und keinem anderen Menschen der Mannschaft*).

Ich hoffe, dass klappt mir dem Besuch nächste Woche.

Kopf hoch da draußen!

Turt*le
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