Winter&Jazzy – ABC Rhineland https://abcrhineland.blackblogs.org Anarchist Black Cross Rhineland - Freiheit für alle Gefangenen! Freedom for all prisoners! Mon, 27 Jan 2020 17:41:36 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 31. Januar: Prozess in Düren https://abcrhineland.blackblogs.org/2020/01/27/31-januar-prozess-in-dueren/ Mon, 27 Jan 2020 17:22:22 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=2176 Continue reading 31. Januar: Prozess in Düren ]]> deutsch

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Quelle: hambacherforst.org

Ab 9 Uhr findet in Düren (Amtsgericht, Zimmer 1.07) der zweite Teil eines Prozesses gegen Jazzy und Winter in Folge der Hambiräumung 2018 statt. Es wird gewünscht, dass im Gerichtssaal nur den beiden bekannte Menschen anwesend wären.

Ausweiskontrollen! Eingang rechts vom Haupteingang, durch den Hof.

Parallel gibt es zwei ähnliche Termine in Kerpen, siehe LINK.
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Jazzy: Tagebuch aus der Haft 9/18 Teil B: Haft https://abcrhineland.blackblogs.org/2019/05/12/jazzy-tagebuch-aus-der-haft-9-18-teil-b-haft/ Sun, 12 May 2019 20:55:32 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=1917 Continue reading Jazzy: Tagebuch aus der Haft 9/18 Teil B: Haft ]]> deutsch

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Tagebuch Jazzy Teil B: Haft

Haft Tag 1 Montag, 17. September 2018 gesendet am 25.September

Tag 1 und die Ⓐnkunft wurden nachträglich verfasst, da zu dem Zeitpunkt noch keine Möglichkeit auf Stift und Papier bestand. Ich wache gegen 6 Uhr auf, es hört sich so an, als werden Türen geöffnet. Kurz darauf geht auch meine Türe auf. Ich bekomme Brot, eine Tasse Tee und eine Margarine, welche ich mir gut einteilen soll, denn die gibt es nur einmal pro Woche. Ich versuche etwas zu essen, ziehe mich an, etc… Und dann… eine ganze Weile erst mal nichts. Nach einiger Zeit öffnet sich meine Tür, ich soll zum Ⓐrzt. UP22 wartet schon und wir gehen gemeinsam zum Ⓐrzt. Es tut gut UP22 wieder zu sehen und ich genieße die Wartezeit beim Ⓐrzt mit UP22 sehr. UP22 kommt zuerst dran, danach ich. Der Ⓐrzt stellt uns ein paar banale Fragen, beantwortet sie sich selbst, da wir keine Auskünfte geben wollen und lässt uns wieder gehen. Wir werden wieder zurück gebracht, zurück nach Haus 13, Zelle 112 und 115. Bevor ich in meine Zelle zurück gehe, soll ich noch schnell zur Ⓐufnahme. Ein Foto - ich sehe scheiße aus und schaue weg - und die Sache ist schnell erledigt, da ich wie immer keine Fragen beantworte. Zurück in der Zelle soll ich meine Sachen packen, ich werde verlegt. Ⓐuf die Frage warum ich verlegt werde bekomme ich nur die plumpe Ⓐntwort: „Platzmangel!“ Und ob UP22 auch verlegt wird? - „NEIN!“ Ok, es sieht so aus, als ob sich unsere Wege nun trennen. Ich hoffe wir schaffen das - beide auf uns allein gestellt. Ⓐb jetzt bin ich in Haus 16, Zelle 111 alleine, ohne UP22. :‘( Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich mich alleine fühle und nichts mehr so richtig mit mir anzufangen weiß. Ein paar Stunden später (kein Plan über die tatsächliche Zeit, ein Uhr habe ich ja nicht) gibt es Mittagessen. Irgendwas mit Fleisch. „Vegan? Ham wa nich. Ich kann ihnen bisschen Käse anbieten.“ Ab jetzt gibt es wohl Brot mit Margarine. Nach kurzer Zeit öffnet sich meine Tür nocheinmal. „Gucken se mal ob das passt, wat anderes kann ich ihnen echt nicht anbieten.“ Vegane Gemüsesuppe, passt. Seitdem nichts mehr. Meine Tür öffnet sich noch einmal, als es schon dunkel ist und geht auch genauso schnell wieder zu. „NⒶCHT!“ Bis jetzt hatte ich noch keine Möglichkeit zum Telefonieren bzw. meinen Ⓐnwalt zu kontaktieren, weder in der Gefangenensammelstelle, noch hier. Ich hatte immer noch keine Möglichkeit zum Duschen, ich hatte keinen Freigang und ich habe kein Radio oder ähnliches für mein Recht auf Informationen. Ich versuche zu schlafen.

Haft Tag 2 Dienstag, 18. September 2018 gesendet am 25.September

Ich wache wieder kurz nach 6 Uhr auf. Es gibt Frühstück, aber dieses mal bin ich in Haus 16, Zelle 111. Eine Weile später geht es endlich zum Duschen mit sechs weiteren Mitgefangenen. Beim Duschen bekomme ich ein paar mehr Infos, wie z.B., dass ich den Notrufknopf drücken muss, wenn zur Freistunde gerufen wird, um raus zu kommen. Nach dem Duschen wieder Zelle. Warten auf das Mittagessen. Wie es UP22 wohl gerade geht? Es gibt Mittagessen. Vegetarisch, Vegan gibt es ja nicht. Ich versuche mir den veganen Teil raus zu sortieren. Kaum mit dem Essen angefangen geht die Zelle wieder auf. „Ihr Ⓐnwalt ist da!“ FREUDE! Scheiß auf‘s Essen, auf zum Ⓐnwalt. Zurück vom Ⓐnwalt. Das Gespräch hat sehr gut getan. Vor allem gibt es jetzt einige neue Infos. Unter anderem, dass der Norden in U-Haft gut vertreten ist, 3 von 4. Einerseits bin ich ziemlich stolz auf den Norden, dass wir das hier zusammen meistern, andererseits bin ich etwas enttäuscht, dass wir alleine sind. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass uns alle anderen in den Rücken fallen und Personalien angeben oder nicht „richtig“ kämpfen, aber sollte nicht zu voreilig urteilen. Eigentlich sollte ich froh über jede*n freie*n Ⓐktivist*in sein. Ab jetzt erstmal weiter essen und auf den Freigang warten. Habe ja jetzt erklärt bekommen, wie das mir dem Freigang geht. „FREIGⒶNG!“ Draußen angekommen wird mensch erst mal von den Mitgefangenen von oben bis unten gemustert und kritisch angeschaut. „Bist du neu hier?“ Nach ein paar Gesprächen stelle ich fest, dass ich in einem Haus untergebracht bin, welches normalerweise gar nicht für U-Haft bestimmt ist, sondern ich nur aus Platzmangel hier bin. Eine Zellennachbarin erklärt mir noch einmal, wie ich am besten an veganes Essen ran komme und gibt mir noch ein paar hilfreiche Tipps, wie z.B. dass ich einfach für alles Ⓐnträge schreiben soll. Ich frage noch einmal nach einem Radio. Der Mensch erklärt mir, dass im Moment alle Radios vergeben sind, ich aber höchstwahrscheinlich heute eh noch in‘s Haus 10 verlegt werde und dort mal nachfragen soll, also später. Mir wird erklärt, dass Haus 10 das angenehmste Haus sein soll. Soll mir recht sein. „EINSCHLIESSEN!“ Zurück in der Zelle habe ich meine ersten beiden Ⓐnträge ausgefüllt, mal schauen, ob es klappt. Hat mir ja bist jetzt keiner erklärt, wie ich das mache. Die Zelle geht auf, Umzug in Haus 10. Ich soll schnellstmöglich meine Sachen packen und auf den Flur kommen. Sachen sind gepackt und ich in Haus 10 angekommen. Kaum an der Zellentür angekommen wird mir erzählt, dass es hier noch eine „UP“ (Unbekannte Person) gibt. Nach ein bisschen Nachdenken komme ich drauf, die einzige Person die in Frage kommt, ist UPIII. Was für eine Erleichterung. Ich bin nicht mehr alleine. UPIII bekommt glücklicherweise sofort von mir erzählt und die Möglichkeit mich zu besuchen. Wir haben uns beide sehr gefreut. Kurz darauf ist eh Umschluss und UPIII bleibt erst mal einige Zeit bei mir. Es tut so gut mit einem Menschen reden zu können. Und da UPIII sich mittlerweile „gut“ eingelebt hat und sich auskennt steht sie mir mit Rat und Tat super offen und warmherzig gegenüber. Nach einiger Zeit ist wieder Umschluss und alle müssen zurück auf ihre Zellen. Wir verabschieden uns und ich freue mich drauf UPIII morgen wieder zu sehen. Und wenn ich jetzt ganz ehrlich bin ist das alles hier auch gar nicht mehr so scheiße. UPIII hat sich sehr gefreut mich zu sehen, ich fühle mich nicht mehr alleine und ich bin in dem „besten“ Hafthaus gelandet. Eigentlich ist alles super, wenn da nur die Unwissenheit über UP22 nicht wäre. Ich hoffe es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Jetzt fühle ich mich doch etwas mies, da es mir so „gut“ geht und ich nichts über den Verbleib von UP22 weiß. Leider können wir nicht tauschen. Und wie schön es nur sein könnte, wenn UP22 auch hier sein könnte. Ich werde jetzt noch mein Zeug auspacken, etwas essen und mich dann hinlegen. UPIII hat morgen wieder Besuch, mal schauen was sie berichtet.

Haft Tag 3 Mittwoch, 19. September 2018 gesendet am 25.September

Ⓐuf dem Flur wird es wieder laut und ich wache auf, es gibt bald Frühstück. Kurz danach geht die Tür auf, „Frühstück“. Ich gebe meine Ⓐnträge ab, in der Hoffnung, alles richtig gemacht zu haben und nehme meine zwei Scheiben Brot entgegen. Ich drehe mich gerade um, um in meine Zelle zurück zu gehen, als ich von hinten angetippt werde und einen Briefumschlag in die Hand gedrückt bekomme. Er ist von UPIII. Zurück in der Zelle öffne ich den Brief. UPIII hat mir einen Bleistift und einen Radiergummi dazu gelegt, jetzt kann ich endlich wieder ordentlich zeichnen. In dem Brief ist unter anderem ein Wochenplan enthalten, damit ich mich zurecht finde. In dem Brief steht noch etwas über eine Uhr, die UP3 mir mitgegeben hat. Diese ist nicht bei mir angekommen. Danach lege ich mich erst noch einmal hin und versuche zu schlafen. Gibt ja eh nichts mehr zu tun bis zum Mittagessen. Schlafen ist dann irgendwie wieder nicht möglich, dafür tut mir noch alles viel zu weh. Ich bin übersät mit blauen Flecken von der Räumung und meine Nase pocht und meine Handgelenke schmerzen von der erkennungsdienstlichen Behandlung am Sonntag. Ich vertreibe mir die Zeit mit Zeichnen und nichts tun. Nach einiger Zeit und einiger Langeweile geht die Tür auf. „Mittagessen.“ Da mir die letzten Tage erklärt wurde, dass es hier kein veganes Essen gibt und ich mich damit abfinden soll, stelle ich mich auf vegetarisch ein und hoffe wenigstens ein bisschen essen zu können. Zu meinem Erstaunen bekomme ich zwei Tabletts mit der Ⓐufschrift vegan, was mich sehr erfreut. Es schmeckt zwar nicht gut, ist aber dennoch besser als nichts und ich freue mich drüber, dass sie es wenigstens versucht haben. Ich hoffe UP22 hat genauso viel Glück mit ihrem Essen, wie ich. Ich versuche noch ein bisschen Wäsche zu waschen und mir die Zeit bis zum Freigang zu vertreiben. Meine Tür geht auf. „Ihr Ⓐnwalt ist da.“ Perfekt, da habe ich doch noch etwas zu tun, bis zum Freigang. Das Gespräch ist gut verlaufen. Zurück auf der Zelle ist auch gleich schon Freigang. „FREIGⒶNG!“ Kaum aus der Zelle draußen treffe ich UPIII. Wir hatten heute glücklicherweise 2h Freigang und nicht nur eine. D.h. mehr Zeit zum Reden und weniger Zeut zum Langweilen auf der Zelle und in weniger als einer Stunde ist auch schon wieder Umschluss und ich kann für ganze drei weitere Stunden zu UPIII rüber. Irgendwie fühlt es sich komisch an hier, denn ich habe das Gefühl mir geht es gar nicht schlecht. Ich würde jetzt auch nicht sagen es ist die beste Zeit meines Lebens, aber ich habe gute Laune, mindestens einen Menschen zum Reden, die Wärter*innen (kp wie mensch das schreibt) sind ganz ok und sogar freundlich, veganes Essen, nicht zu viel Zeit für Langeweile und alles was ich zum Leben brauche. Trotzdem ist es irgendwie komisch, ich habe das Gefühl es geht mir zu gut. Wenn ich mich hier umschaue und manch andere Menschen sehe, welche sich ihr Schicksal nicht einfach ausgesucht haben. Ich habe jederzeit die Möglichkeit meine Daten anzugeben und die JVA zu verlassen. Ich höre schon den Essenswagen, vor dem Umschluss sollte das Ⓐbendessen noch kommen. Meine Tür geht auf. „Ⓐbendessen.“ Käse… leider wieder nichts veganes, aber ok, es gibt Brot und Margarine und Tee. In ein paar Minuten ist Umschluss, yay. „Umschluss, wollen sie zu UP3 rüber?“ Die Wärter werden irgendwie immer freundlicher, gruselig. Ich gehe zu UPIII rüber, wir freuen uns beide uns wieder zu sehen. Ich merke, wie gut es mit tut einen Menschen, um mich zu haben, der mich versteht. UPIII erklärt mir einige wichtige Dinge über das Daily-Life – was wichtig ist, zu wissen – und UPIII konnte mir auch endlich die heute morgen versprochene Uhr geben, da die Wärterin heute morgen wohl etwas verpeilt war. Sie erzählt mir auch, dass G. heute leider nicht zum Besuch kommen konnte, weil er im Moment viel im Wald wegen der Polizeieinsätze ist. Schade, aber G. wird natürlich auch wo anders gebraucht und ich glaube, der Wald braucht ihn gerade dringender. UPIII hat mir noch ein paar sehr nützliche Dinge mitgegeben, wie Klamotten, die sie bekommen hat, aber mittlerweile viel zu viel für sie sind, genauso wie Briefmarken und liniertes Papier, damit ich endlich ordentlich und gerade schreiben kann. UPIII hier um mich herum zu haben, tut wirklich sehr gut. Es fühlt sich an, als würden wir uns schon Wochen, Monate oder Jahre kennen, dabei kennen wir uns erst seit gestern. Ich schreibe noch ein paar Anträge, fange einen Brief an und staue die Dinge, die ich von UPIII bekommen habe. Ich nehme mir ein bisschen Zeit, um ein paar wichtige Dinge für unser geplantes „How to stay alive in prison“ auf zu schreiben, um es morgen mit UPIII zu besprechen und so schnell wie möglich fertig zu bekommen. Ich wäre froh gewesen ein paar Tipps am Anfang zu bekommen, um meinen neuen Alltag zu bestehen. In Gedanken bin ich bei dem Wald. Ich hoffe, dass es dem Wald und den Menschen gut geht. Mir wurde heute erzählt, dass nun auch Gallien endgültig geräumt wurde, was mich sehr traurig macht, aber ich hoffe und glaube auch daran, dass die Menschen in Gallien ihr Bestes gegeben haben und die Räumungen bestimmt nicht ohne Störungen und Gegenwehr abgelaufen ist. Ob es die nächsten Tage ein paar neue UPs gibt? Einerseits wäre ich natürlich super froh, wenn keine neuen Hambis in U-Haft kommen, andererseits wäre es auch irgendwie schön ein paar wieder zu sehen. Aber jetzt heißt es erst mal Abwarten. Ich packe noch meine Sachen zum Duschen morgen früh zusammen und versuche zu schlafen.

Haft Tag 4 Donnerstag, 20. September 2018 gesendet am 25.September

6 Uhr, Frühstück. Ich gebe meine Ⓐnträge an und hoffe alles richtig gemacht zu haben. Eine gute Stunde später geht die Tür wieder auf. „Duschen“ Und ob ich die Nachrichten aus dem Wald schon gesehen hätte/mitbekommen hätte. Ich frage mich, wie das möglich sein soll ohne Radio, Zeitung etc… Die Wachtel erzählt mir, dass nun der erste Mensch im Wald gestorben ist. Es soll ein Blogger mit dem Namen Steffen sein. Für mich bricht eine Welt zusammen. Ich fange an zu weinen und versuche die Nachricht zu verarbeiten. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Erstmal duschen. Beim Duschen treffe ich UPIII wieder. Wir haben danach glücklicher Weise noch ein bisschen Zeit auf dem Flur vor dem Einschließen. Lilifee unser „Hausmädchen“, wie sie sie nennen, stößt auch dazu und gibt mir als „Willkommensgeschenk“ einen Ⓐpfel und eine Banane. Ich freue mich sehr und warte sehnlichst auf den Umschluss heute Abend, da UPIII einen Fernseher hat und wir die Nachrichten über den Hambi sehen wollen. Jetzt versuche ich mich erst mal mit Lesen und Briefe schreiben abzulenken. Ich habe eben nämlich auch erfahren, dass ich keine Postkontrolle habe und Briefe einfach so abschicken kann. Die Tür geht auf: „Mittagessen“. Es gibt Nudeln mit Soße, vegan. Das beste Essen seit Tagen. Ich bin am Essen, die Tür geht noch einmal auf. „Ups, falsche Zelle.“ Irgendwie sind die hier auch ganz schön verpeilt. Ich habe drei Briefe für heute fertig geschrieben und ruhe mich noch etwas aus und lese noch ein bisschen bis zur Freistunde. Eigentlich ist gerade Freistunde, aber irgendwie ist mir gerade nicht danach. „Guten Ⓐbend. Es gibt Ⓐbendessen.“ Es gibt super frische und weiche Brötchen und Marmelade. „Umschluss!“ Ich gehe zu UPIII rüber. Wir sind beide heute nicht bei bester Laune, aber wir versuchen das Beste draus zu machen. Wir schauen nebenbei Fernsehn, um Nachrichten über den Hambi mitzubekommen. Es hat gut getan Infos zu bekommen. Schlechte Infos sind immer noch besser als keine Infos und eine*r der Nachrichtensprecher*innen erzählte etwas verärgert, dass Hambis die Situation im Wald nutzen und neues Baumaterial in den Wald bringen. Ja, es ist diskutabel solch eine schreckliche Situation auszunutzen, aber rum sitzen und nichts tun bringt auch niemanden weiter. Ich bin sehr stolz auf den Hambi und die Menschen, die aktuell noch da sind und dass einige versuchen weiter zu kämpfen und sagen jetzt erst recht. Ihr lasst euch nicht so einfach klein kriegen und ihr versucht stets das Beste aus jeder Situation zu machen. Ein kleiner Lichtblick für heute. UPIII packt mir noch einige Dinge zusammen, welche sie nicht unbedingt braucht und meint, ich kann sie besser brauchen, wie Foto vom Hambi, mehr Briefmarken, Salz, Stifte, Kaffee, etc. Sooo lieb. <3 Zurück in meiner Zelle packe ich noch das Zeug von UPIII aus und verstaue es und wende einen neue gelernten Trick an. Ich „klebe“ die Bilder vom Wald an eine Wand und die Schrankseite. Es funktioniert wirklich. Ich bin begeistert.

Haft Tag 5 Freitag, 21. September 2018 gesendet am 25.September

Ich wache auf, diesmal nicht vom Essenswagen, denn es ist Freitag und Frühstück ist erst um 9 Uhr. Ⓐußer der Uhrzeit ist alles wie immer, ich gebe einen Ⓐntrag ab und meine ersten fertig geschriebenen Briefe. Heute soll die Einkaufsliste kommen, bis Sonntag kann ich meinen Einkauf abgeben. Normalerweise bin ich kein Fan von Kaufen und Kapitalismus, aber da ich hier drinnen weder Containern, noch anders an Dinge ran kommen kann, ist der Einkauf schon sehr hilfreich. Da gibt es zum Beispiel die Möglichkeit auf Sojamilch und Gewürze, was hier drinnen vieles einfacher macht. „Umschluss.“ Früher als sonst, aber Freitag, Samstag und Sonntag läufts hier anders als unter der Woche. Die Beamte kommt noch mal rein und händigt mir Post von meinem Ⓐnwalt aus und meine Zahlungsanzeige, so was wie ein Kontoauszug. Über die Post freue ich mich sehr, mein Haftprüfungstermin ist unter anderem enthalten und der erste Ⓐrtikel des ⒶBC über UP22 und mich. In dem Brief heißt es auch noch, dass UP22 und ich eigentlich gar nicht getrennt hätten werden dürfen, was meine Ⓐnwältin so schnell wie möglich versucht zu klären und ich bekomme Besuch am Montag. Ich freue mich jetzt schon. Wir schauen noch ein bisschen Nachrichten über den Wald, freuen uns über den Brief und die guten Neuigkeiten und reden noch ein bisschen. „Freistunde.“ Wir gehen direkt vom Umschluss in die Freistunde. So langsam komme ich mir dämlich vor, immer im Kreis zu laufen, aber Bewegung tut gut. Ich bekomme noch meine Einkaufslist und bin überrascht, was ich hier alles kaufen kann: von Fußcreme, über Brillen zu Gurken, Sojamilch, Oregano und Instantsuppen. Ich glaube spätestens nach dem Einkauf sollte es möglich sein, es wenigstens auszuhalten. Ich brauch fast 2 Stunden für meine Einkaufsliste. Ich esse noch ein bisschen, lese und lege mich hin.

Haft Tag 6 Samstag, 22. September 2018 gesendet am 25.September

Ich wache auf, es gibt Frühstück. Ich nehme mein Brot und lege mich sofort wieder hin und schlafe weiter. „Umschluss.“ Ich gehe wieder zu UPIII rüber. Es gibt Mittagsessen, Suppe, leider nicht vegan. Wir lehnen die Suppe ab. „Freigang.“ Ich warte bis die Zelle wieder geöffnet wird und gehe in meine Zelle und ziehe meine Schuhe an. Wir sehen uns „draußen“ wieder und wollen endlich den Prison-Ratgeber schreiben. Ⓐber wie die letzten Tage schon verquatschen wir uns und schaffen es mal wieder nicht. „Einschluss.“ Ich verabschiede mich von UPIII und gehe zurück in meine Zelle. Da Wochenende ist, wir um 15Uhr die Zelle schon endgültig verschlossen. Da ich eh nicht weiß, was ich mit dieser vielen Zeit alleine in meiner Zelle anfangen soll, fange ich den Prison-Ratgeber schon mal an. Irgendwie ist das jetzt schon mehr geworden als gedacht. Ich hoffe, es liegt nur an meiner großen Handschrift. Heute ist ein langweiliger regnerischer Tag. Mittlerweile ist es viertel Acht. Kein Radio, kein TV, nix. UPIII hat mir Sudokus mitgegeben. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das irgendwann noch mal Spaß macht.

Haft Tag 7 Sonntag, 23. September 2018 gesendet am 25.September

8 Uhr, Frühstück. Unser „Hausmädchen“ erklärt mir noch einmal ganz lieb, wie das mit dem Zettelkram für den Einkauf funktioniert. Ich gebe meinen Einkauf ab und hoffe, alles richtig gemacht zu haben. Ⓐber das werde ich dann am Mittwoch erfahren, wenn der Einkauf kommt. Ich lege mich sofort wieder hin und schlafe weiter. „Umschluss.“ Ich wache auf. Völlig verschlafen versuche ich mich zu organisieren und anzuziehen, um pünktlich zum Umschluss gehen zu können. Ich gehe wieder zu UPIII rüber und schaffe es heute endlich über den Prison-Ratgeber zu reden. Es gibt Essen. Wir essen zusammen und im Fernsehen kommt ein komisches Musikvideo, als der Titel da steht, merke ich, dass mich das Lied und der Titel an irgendwas erinnert. „Cordula Grün“! Nach einiger Zeit kommt es wie ein Geistesblitz hoch. Während der Räumung, als wir im Lock-on saßen, hat sich ein Polizist zu uns gesetzt und fing Smalltalk an. Er erzählte uns von seinem Ohrwurm. Eigentlich wollte ich seiner komischen Geschichte gar nicht folgen, aber ich war in diesem Lock-on gefangen und konnte leider nicht entfliehen. Sein Ohrwurm war „Cordula Grün“. Wir kannten den Song beide nicht. Er versuchte über einige Wege an den Song zu kommen und ihn uns zu zeigen, aber es war nicht möglich. Ⓐlso blieb ihm nur noch eine Chance, er musste uns den Song vorsingen. Diesen Moment werd ich nie vergessen. Jetzt, da ich den Song kenne, kann ich sagen, er war gar nicht mal so weit entfernt vom Original. Es regnet und ich muss an den Wald denken, dem tut der Regen bestimmt sehr gut. „Freistunde.“ Ich gehe Schuhe und wärmere Klamotten anziehen. Ich stelle fest, dass ich gar keine geeigneten Klamotten für Regenwetter habe. Egal. Wir gehe raus zur Freistunde. Der Regen wird immer unangenehmer. UPIII gibt mir ihre Regenjacke, da sie der Meinung ist, dass sie mehr Wechselklamotten hat als ich. Ich bin am Schluss trotzdem komplett nass von oben bis unten. Für heute bin ich froh, dass die Freistunde vorbei ist. Zurück in der Zelle ist Haftkleidungstausch. Ich gebe meine getragene Wäsche ab. Danach wird die Tür endgültig verschlossen. Es ist 15Uhr. Ⓐber ich freue mich auf meinen Besuch morgen. Ich lese noch einige Zeit, schreibe Briefe und denke nach. Gegen 23Uhr schlafe ich ein.

Haft Tag 8 Montag, 24. September 2018 gesendet am 25.September

6 Uhr, Frühstück. Ich gebe meine Briefe und Ⓐnträge ab und lehne das Frühstück dankend ab. Ⓐufgrund meines Besuchs bekomme ich die Möglichkeit, schon früher duschen zu gehen. Ⓐuch das lehne ich ab, das wäre mir zu stressig. Ich versuche so langsam wach zu werden und mache mich fertig für den Besuch. Da ich gestern all meine Ⓐnstaltswäsche zum Waschen gegeben habe, habe ich fast nichts mehr zum Ⓐnziehen. Da es sehr kalt ist entscheide ich mich einfach alles, was noch da ist, auf einmal anzuziehen und bin sehr froh darüber, dass ich von UPIII noch Klamotten bekommen habe. Ich organisiere mich noch ein bisschen und warte auf meinen Besuch. Ich werde abgeholt und gehe zu den Besuchsräumen. Ich muss einige Zeit warten. Die Tür geht auf, mir wird erzählt, dass mein Besuch viel zu spät ist und wir nun nicht mal mehr 10 Minuten Zeit hätten. Ich freue mich trotzdem alle drei zu sehen. Ⓐm Schluss waren es ca. 7 Minuten, aber besser als gar nichts. Wir verabschieden uns. Ich muss zurück in den Warteraum. Da ich von Gabor unter anderem Tabak mitgebracht bekommen habe und eigentlich gar nicht rauche, habe ich im Warteraum direkt eine Person mit einer Packung Tabak glücklich machen können. Zurück im Hafthaus ist gerade niemand verfügbar, um meine Zelle aufzuschließen. Ich nutze die Zeit und suche mir ein neues Buch aus dem Regal, lese mir die Ⓐushänge durch und rede noch ein bisschen mit dem „Hausmädchen“. Danach gehe ich erst mal duschen und putze meine Zelle. „Mittagessen! Lecker Suppe!“ Es gibt Bohnensuppe zum Mittag. Ich esse ein kleines bisschen und lese. Kurz darauf gibt es endlich wieder Ⓐnstaltskleidung. Ich räume meine Wäsche auf und lese weiter. Meine Tür geht erneut auf. „Post!“ Ich bekomme einen Brief vom ⒶBC. Heute morgen von meinen Besucher*innen schon angekündigt. Sie haben mir ein Bild von Steffen geschickt. Ich zögere einige Zeit. Ich weiß genau, dass dieser Brief die befürchtete Gewissheit bringt. Ich öffne den Brief, mein ganzes Bett ist voll Glitzer. Ich lächele. Wie kann ich nur vergessen, dass oftmals Glitzer mit der Post mitgesendet wird. Ich ziehe die fünf Seiten Text und ein Foto heraus. Gewissheit. Es ist genau der Steffen, an den ich die ganze Zeit gedacht habe. Ich kann/will es nicht glauben. Ich erinnere mich zurück. Vor ungefähr einem Jahr haben wir uns im Wald kennen gelernt und er präsentierte mir ganz Stolz sein Projekt. Er wolle mit einer 360° Kamera das Leben im Wald darstellen. Er wollte die Besetzung aus einer anderen Perspektive zeigen. Ich fand seine Herangehensweise bewundernswert. Ihm war es auch ganz wichtig zu zeigen, dass die Menschen, welche beim Großeinsatz von Baumhäusern geholt werden, keine Terroristen sind, sonder auch nur meist friedliche Menschen. Er war bei so vielen schönen Momenten im Wald dabei. Und ich habe mich immer gefreut, dass er diese schönen Momente mit uns erleben konnte und auch noch gefilmt hatte. Ich kann und will es immer noch nicht glauben, dass dieser tolle Mensch von uns gegangen sein soll. Meine Zelle fühlt sich schlagartig immer kleiner an und ich möchte nur noch weglaufen, Hauptsache weit weg. Der Tatsache nicht ins Ⓐuge sehen. Ⓐber meine Zelle ist verschlossen und ich sitze fest hinter diesen dicken Mauern und Türen. Ich fühle mich allein und verstehe die Welt nicht mehr. Hier sitzen zu müssen und nichts tun zu können macht mich fertig. Nicht einmal die Möglichkeit zu haben ordentlich Ⓐbschied zu nehmen fühlt sich scheiße an. So richtig scheiße! Ich sitze noch einige Zeit weinend da und versuche zu akzeptieren, was ich seit Tagen nicht wahr haben wollte. „Ⓐbendessen.“ Ich lehne dankend ab. Das „Hausmädchen“ merkt sofort, dass es mir überhaupt nicht gut geht und fragt, ob UPIII mal nach mir sehen darf. Da die Beamten bei mir nicht weiter kommen, darf UPIII 90 Minuten vor Umschluss schon rüberkommen und versucht mich aufzumuntern. Ich bin froh in diesem Moment nicht alleine sein zu müssen. UPIII erzählt mir, dass sie sich schon Sorgen gemacht hat, da ich nicht draußen zur Freistunde war. Es tut richtig gut einen Menschen zum reden zu haben, der einen versteht. Wir werden fast jede Stunde von Beamten gestört, die beobachten wollen, wie es mit geht und mich in eine Beobachtungs-Zelle stecken wollen. Ich habe das Gefühl, dass diese Menschen weder Mitgefühl noch Empathie haben und wie immer nur ihren Job machen. Ich schaffe es glücklicherweise sie davon zu überzeugen, dass Beobachtung alles nur schlimmer, als besser machen würde und darf letztendlich in meiner Zelle bleiben und auf meine Ⓐrt und Weise trauern. „Einschluss.“ UPIII muss leider wieder in ihre Zelle rüber, aber ich bin ihr so dankbar, ich weiß nicht, was ich hier ohne sie machen würde. Ich versuche mich noch ein bisschen mit lesen abzulenken und zu schlafen.

Haft Tag 9 Dienstag, 25. September 2018 gesendet am 1.Oktober

Es ist 2 Uhr morgens und ich kann immer noch nicht schlafen. Ich sitze am Fenster und schaue raus in die Nacht. Ich habe das Bedürfnis spazieren zu gehen. Ⓐber da sind wieder die Mauern, Türen und Zäune, welche mich wie immer daran hindern. Ich fühle mich erstmals richtig unwohl. Nach einiger Zeit kann ich dann endlich schlafen. Ich schlafe schlecht, aber besser als gar nix. „Guten Morgen! Frühstück.“ Ich lehne wieder dankend ab und drehe mich rum und versuche weiter zu schlafen. Die Beamte fragt mich wieder, wie es mir heute geht und bietet mir an, wann immer ich möchte mich zu melden und zu UPIII rüber gehen zu können. Ich schlafe unruhig weiter und wache ein nächstes mal auf, da mir die Beamte endlich ein lang ersehntes Radio bringt. Ich versuche noch ein bisschen zu schlafen. „Mittagessen.“ Ich lehne wieder dankend ab und bekomme nach einiger Diskussion mit dem „Hausmädchen“ doch Essen in die Hand gedrückt. Die Beamte macht mir erneut das Ⓐngebot, zu UPIII rüber gehen zu können. Ich möchte trotz des lieben Ⓐngebots erst mal immer noch alleine sein. Ich schalte das Radio an. Es tut gut mal was anderes zu hören. Kurz darauf kommen Nachrichten. Es ist 12 Uhr. Die erste Meldung ist sehr erfreuend, Ⓐktivistis sollen die Internetseite von RWE lahm gelegt haben und RWE aufgefordert haben, die Räumung und Rodungsaktivitäten im Wald sofort zu stoppen. Die nächste Meldung: Die Räumungsaktivitäten gehen seit heute weiter. Mist. Ich sitze immer noch hier fest und der Wald wird weiter geräumt. Bei der aktuellen angespannten Lage im Wald hoffe ich, dass niemand etwas Dummes tut. Ⓐber „glücklicherweise“ habe ich jetzt ein Radio und kann wenigstens die Räumungsaktivitäten mitverfolgen und bin ein bisschen weniger von der Ⓐußenwelt abgeschnitten. Ich bekomme Post. Drei Briefe. Der erste ist vom Ⓐmtsgericht Düren: Haftprüfungstermin. Ich solle doch bitte pünktlich sein und meinen Ⓐusweis mitbringen. Deren Optimismus lässt mich schmunzeln. Der zweite, den ich öffne, zieht mich sofort wieder runter. Der Brief beinhaltet zu 98% Erzählungen, wie toll die Welt außerhalb der JVA ist und dass es schön wäre, wenn ich das auch bald wieder haben könnte. Ich ärgere mich kurz über diesen Brief, aber versuche ihn schnell wieder zu verdrängen. Ich freue mich, dass ich noch einen dritten Brief bekommen habe. Leider besitzt der Briefumschlag keine Ⓐbsender*in und Ⓐdresse und der Brief ist auch nicht unterschrieben. Ich würde gerne direkt antworten, aber ohne Ⓐbsender*in und Unterschrift wird das leider schwierig. „Freigang.“ Ich drücke den Knopf, da das Wetter so wunderschön ist. UPIII und ich legen uns ins Gras und schauen in den Himmel. Ich freue mich auf den Umschluss, da UPIII und ich Nachrichten schauen wollen und dann hoffentlich diese Ungewissheit über die Räumung aufhört. Und ich hoffe insgeheim den ganzen Tag, dass meine Tür aufgeht und mir jemand erzählt, wie haben eine neue „UP“, wie es bei UPIII und mir passiert ist. Es ist Zeit für den „Umschluss“. Ich ziehe mir noch schnell Kuschelsocke an und gehe rüber. Gegen viertel Neun kommt im Fernsehen eine Dokumentation über Wälder und Herbst. Wir sind beide kurz vorm Weinen. Ich würde so gerne noch einmal die Möglichkeit bekommen, in einem Baumhaus von dem Geraschel eines Eichhörnchens oder einer Haselmaus aufzuwachen. „Einschluss.“ Ich sage gute Nacht und gehe in meine Zelle. Ich freue mich auf morgen. Morgen kommt meine Ⓐnwältin. Und ich bekomme endlich meinen Einkauf und es gibt unter anderem Gemüse *_* und Kaffee, etc. Und Handtücherwechsel. Ⓐlso keine Zeit für Langweile. Ich höre noch ein bisschen Radio,lese und versuche zu schlafen.

Haft Tag 10 Mittwoch, 26. September 2018 gesendet am 1.Oktober

6 Uhr, Frühstück. Es gibt Müsli. Ich gebe meine Ⓐnträge und Briefe ab, lege mich noch mal hin und warte auf den Einkauf. Der Einkauf ist da. Ich packe freudig aus, gebe die Boxen zurück und hole mir noch schnell heißes Wasser und kann endlich wieder Kaffee trinken. Jetzt habe ich soviel Essen da, dass es sich hier auf jeden Fall aushalten lässt. Ⓐber ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass ich die Kilos, die ich rasant abgenommen habe, seit ich hier bin, direkt wieder zunehme. Ich genieße meinen Kaffee und fühle mich wie im Paradies. „Mittagessen.“ Ich lehne wieder dankend ab und hole mir noch mal schnell heißes Wasser für meinen Kaffee. PIC Meine Tür geht auf, es gibt wieder Post. Ich freue mich. Ⓐber leider wieder kein Brief von UP22. Eigentlich soll der Brief schon seit Tagen auf dem Weg zu mir sein. Komisch. Ich freue mich über die anderen Briefe und beantworte direkt einen. „Freistunde.“ Das Wetter ist schön und wir legen uns in die Sonne. Es tut gut. Beim „Einrücken“ frag ich erneut nach dem Brief von UP22. Mir wird erklärt, dass er bestimmt aufgrund der sog. „Beschuldigten-Trennung“ erst gar nicht bei uns im Haus angekommen ist. Das heißt, im Computer laufen wir immer noch unter dem Vermerk „Trennung“, die eigentlich mittlerweile aufgehoben sein sollte. Ich suche das Schriftstück meiner Ⓐnwältin dazu raus und bereite mich auf eine Diskussion zum Umschluss vor. Der Guard kommt sogar schon früher vorbei und meint er müsse nur in Haus 13 anrufen und versuchen das Ganze zu klären. Hoffentlich funktioniert das. Ⓐnsonsten werde ich echt sauer. Meine Tür geht auf. Der Mensch stellt sich als Kunsttherapeut vor und fragt, ob ich mit ihm gehen möchte, da ein Platz frei geworden ist. Ich freue mich, da ich die Möglichkeit bekomme, kreativ zu sein mit mehr als nur einem Bleistift. Es hat gut getan mit richtigen Farben zu malen. Da eh Umschlusszeit ist, gehe ich wieder mit zu UPIII rüber. UPIII hat einen Brief vom Gericht bekommen, mal wieder in Ⓐmtsdeutsch. Ich versuche es zu übersetzen. Ⓐber das dauert. Ⓐmtsdeutsch ist super schwierig. Ich gehe zum Einschluss wieder rüber, lese noch ein bisschen und versuche zu schlafen.

Haft Tag 11 Donnerstag, 27. September 2018 gesendet am 1.Oktober

6 Uhr, Frühstück. Ich soll direkt duschen gehen. Ich, der größte Morgenmuffel der Welt. Meine Ⓐnwältin ist da. Keine neuen Infos, außer, dass sie immer noch gegen die Beschuldigten-Trennung vorgehen. Ⓐuf dem Weg zum Besuch und zurück treffe ich einen Menschen aus Haus 9. Ich frage ihn nach UP20, er meint UP20 geht es gut, das ist schön zu hören. Er bietet mir an UP20 eine Nachricht und Grüße von mir auszurichten. Ich bin ihm super dankbar. Zurück in Haus 10 bekomme ich die Info, dass Haus 13 alle Briefe von UP22 zu mir aufgehalten hat, die Beamte von Haus 10 sich aber glücklicherweise für uns stark gemacht hat und die Briefe jetzt auf dem Weg zu uns sind. Ich lege mich noch einmal hin, nachdem ich heute Morgen so früh aufstehen musste. „Mittagessen.“ Es gibt Nudeln mit/ohne Käsepilzsoße und Salat. Ich glaube Nudeln mit Ketchup haben in meinem ganzen Leben noch nie so gut geschmeckt. Ich fand ein bisschen an zu malen, lese ein bisschen und warte auf die Post. „Freistunde.“ Draußen ist es warm. Ich laufe barfuß durchs Gras. Das tut richtig gut. Zurück in der Zelle fange ich an meine Briefe aufzugeben. Keine Post für mich heute. Ich sollte es einfach akzeptieren, dass die Briefe nie bei mir ankommen werden, das sollte einfacher sein, als jeden Tag darauf zu hoffen und mich zu beschweren. Ⓐber dafür bekomme ich das Ⓐngebot später einen Ⓐnruf zu tätigen. Wenigstens etwas nach fast zwei Wochen täglich einen Ⓐntrag dafür zu verschwenden. Ich suche schon mal den Zettel mit der aktuellen Wald Nummer raus und lege ihn schon mal bereit. Hoffentlich geht dann auch jemand dran. Es würde mich auf jeden Fall freuen, noch mal Stimmen aus dem Wald zu hören, oder wenigstens eine Stimme. „Umschluss.“ Ich gehe wieder zu UPIII rüber und wir schaffen es diesmal wirklich an dem Prison Ratgeber zu arbeiten. Die Tür geht auf und ich darf telefonieren. Ich rufe auf dem „Waldtelefon“ an und stelle mich als UP21 vor und erkläre der Person, dass ich aus der U-Haft aus anrufe und hoffe, dass der Mensch dadurch merkt, dass der Staat mithört. Ich informiere mich über die aktuelle Lage und lasse Grüße ausrichten. Da mir der Mensch mehrfach erklärt, dass er*sie neu ist und keine Ⓐhnung hat, belasse ich es dabei. Schade. Ich habe gehofft eine vertraute Stimme am Telefon zu haben. Ⓐber naja, es hat trotzdem gut getan ein paar Infos zu bekommen. Zurück bei UPIII stellen wir fest, dass es sowohl Dinge und/oder Wörter gibt, welche in Englisch existieren, aber in Deutsch nicht und andersrum. Irgendwie fasziniert uns das sehr und wir kriegen uns bis zum Einschluss nicht mehr ein. „Einschluss“. Ich sage gute Nacht und gehe in meine Zelle.

Haft Tag 12 Freitag, 28. September 2018 gesendet am 1.Oktober

Ich wache wieder vom Frühstück auf, aber da Freitag ist, ist es schon 9 Uhr. Ich frühstücke, male und warte auf den Umschluss. „Umschluss.“ Ich gehe wieder rüber und wir machen den Prison-Ratgeber fertig. Ich bekomme Post. Ich bekomme einen Brief von einer sehr tollen Person, welche ich in einer anderen Community kennen gelernt habe. Das freut mich sehr. UPIII bekommt wieder einen Brief vom Gericht. Ich übersetze. UPIII hat auch einen Termin vor Gericht nächste Woche. Ⓐlso heißt es nicht nur für mich „Packen“ für den Fall, dass ich frei gelassen werde, sondern für uns beide. Mal sehen, ob es sich lohnt. Glücklicherweise hatten wir heute fünf Stunden Umschluss, kein Plan warum, aber war cool. Zurück in meiner Zelle schreibe ich wieder ein paar Briefe, lese, male, höre Radio. Nichts spannendes. Das Wochenende wird wieder langweilig. Ich stelle gerade fest, dass meine Espresso Packung schon fast halb leer ist. Falls ich am Dienstag bei meiner Haftprüfung nicht frei gelassen werden sollte, habe ich bis zum nächsten Einkauf ein echtes Problem. U-Haft ohne Kaffee ist kaum vorstellbar für mich. Hoffentlich kann mir mein Besuch welchen mitbringen.

Haft Tag 13 Samstag, 29. September 2018 gesendet am 1.Oktober

Frühstück. Ich kündige meinen Umschluss an und lege mich wieder hin. „Umschluss.“ Ich bin wieder völlig verschlafen und gehe zu UPIII rüber. Heute ist nicht so unser Tag. Wir sind nicht sonderlich auf der Höhe. Ich fange an den Bücherkatalog durchzuschauen, damit ich, falls ich nicht raus kommen sollte am Dienstag, was zu lesen habe. „Einschluss.“ Wieder in meiner Zelle lege ich mich erst mal hin und schlafe. Den restlichen Tag verbringe ich damit schon mal alles mögliche, was ich bis zur Haftprüfung am Dienstag nicht mehr brauche zu verstauen und in drei Kategorien zu packen. Entweder hauseigene Sachen, welche hier bleiben, mein Privatzeug, welches ich wieder mit raus nehme oder Extras, welche ich anderen Inhaftierten da lasse. Ich lese noch bis ca 24 Uhr und schlafe.

Haft Tag 14 Sonntag, 30. September 2018 gesendet am 1.Oktober

Ich wache auf, es ist schönes Wetter. Ich kündige wieder meinen Umschluss an und frühstücke in Ruhe. „Umschluss.“ Ich gehe wieder rüber. Wir schauen ein bisschen Fernsehn etc. „Freistunde.“ Ich gehe Schuhe anziehen und mein Essen in meine Zelle bringen. Draußen angekommen laufe ich erst mal eine halbe Stunde im Kreis. Bewegung tut gut. Danach setze ich mich mit ein paar anderen Inhaftierten zusammen. Es tut gut mal wieder ein bisschen mehr sozialen Kontakt zu haben, auch wenn wir noch so unterschiedlich sind, sitzen wir doch alle im gleichen Boot. „Einschluss.“ Ich gehe zurück in meine Zelle und packe noch ein bisschen und versuche mich mental auf meine Haftprüfung am Dienstag einzustellen. So nach und nach sieht meine Zelle immer leerer und grauer aus. Ich nehme meine Bilder und Zeitungsartikel von der Wand und verstaue alles von meinem Tisch und Schrank in meinen Taschen. Nur das Nötigste für morgen bleibt stehen, wie mein Duschzeug und das Geschirr. Glücklicherweise kann ich morgen nochmal duschen, bevor ich übermorgen zum Gericht fahre und morgen meinen Besuch erwarte. Darauf freue ich mich sehr. Hoffentlich wird dieser Besuch morgen ein bisschen länger als der Letzte. Sieben Minuten lasse ich mir nicht noch mal andrehen. Ich habe schließlich das Recht auf eine halbe Stunde. Ich lesen noch das Buch zu Ende, welches ich mir hier ausgeliehen hatte und warte auf Geräusche von draußen. In der Hoffnung wir können die Demo vor dem Knast diese Woche hören. Es ist kurz vor neun. Immer noch nichts. Ich gebe auf und schalte mein Radio wieder an und schreibe noch einige Ⓐnträge für Dienstag, falls ich nicht freigelassen werden sollte. Und natürlich einen Ⓐntrag auf Freiheit für Dienstag. Ich höre noch ein bisschen Radio und lege mich schlafen mit der Vorfreude auf meinen Besuch morgen.
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Jazzy: Tagebuch aus der Haft 9/18 Teil A: GeSa & Ankunft in der JVA https://abcrhineland.blackblogs.org/2019/05/10/jazzy-tagebuch-aus-der-haft-9-18-teil-a-gesa-ankunft-in-der-jva/ Fri, 10 May 2019 11:25:15 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=1915 Continue reading Jazzy: Tagebuch aus der Haft 9/18 Teil A: GeSa & Ankunft in der JVA ]]> deutsch

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Tagebuch Jazzy Teil A: Gesa

Samstag, 15. September 2018 gesendet am 25.September

Ich werde zu einem Gefangenensammel- transporter getragen und bekomme eine der Zellen zugewiesen. Einige Minuten später werde ich noch einmal heraus gebeten und muss mich einmal komplett entkleiden. Ich darf mich wieder anziehen und zurück auf Zelle im Gefangenensammeltransporter. Wir fahren los. Ich habe ein winzig kleines Fenster zu meiner Linken und sehe leider nur die Grube. Ich hätte mich gerne noch vom Wald verabschiedet, da ich glaube, dass es ein Ⓐbschied für immer sein wird. Ich sitze da, schaue aus dem Fenster und fange an zu weinen und zu realisieren, dass das nun meine letzten Ⓐugenblicke in diesem wunderschönen Wald, meinem Zuhause waren. Ich rechne fest damit, in U-Haft zu kommen und erst wieder raus zu kommen, wenn leider schon alles zu spät ist. Wir entfernen uns vom Wald und ich bekomme doch noch einen letzten Blick zum Wald. Ich verabschiede mich, ein Ⓐbschied für immer. Ⓐuf dem Polizeirevier in Ⓐachen angekommen müssen wir erst mal einige Zeit warten. Nach einiger Zeit wird ein sehr komisches und hässliches Bild von mir gemacht und ich gehe weiter zur Ⓐufnahme. Ich soll mich wieder komplett entkleiden. Danach darf ich mich wieder anziehen und meine persönlichen Gegenstände werden durchforstet. Ⓐlles was annähernd aussieht, als könnte es Kletterausrüstung sein wird erst mal beschlagnahmt. Im Computer wird aufgelistet, was beschlagnahmt wird und ich bekomme eine Nummer: Ab jetzt in ich 202121 und werde auch nur noch so angesprochen. Ich werde in die Garage nebenan gebracht und einem der fünf auf fünf Meter großen Käfige zugewiesen. Winter sitzt schon wartend im Käfig. Ich bin sooo erleichtert sie wieder zu sehen, da ich davon ausgegangen bin ab jetzt von ihr getrennt zu sein. In dem Käfig liegen ein paar bodengleiche Matratzen, ein paar Becher mit Wasser, ein paar trockene Brötchen und ca. 14 weitere Ⓐktivistis. Ich kuschel mich zu Winter und warte. Lange Zeit passiert nichts. Ich versuche zu schlafen. Unmöglich. Meine Nummer wird aufgerufen und ich werde in‘s Haupthaus gebracht. Dort werden mir Fragen zum Tatvorwurf und zu meiner Person gestellt. Ich schweige. Ich werde weiter zur ED-Behandlung gebracht. Dort muss ich erst mal wieder warten. Ich werde rein geholt und soll als allererstes meine Fingerabdrücke abgeben. Ich verweigere die Abgabe formell. Daraufhin werde ich gezwungen. Fünf Cops stehen um mich rum und werden handgreiflich, verdrehen meinen Arm, fesseln meine Beine und ziehen/hauen mit einem Schmerzgriff an meiner Nase. Diese fängt an zu bluten. Ich schreie vor Schmerzen. Sofort wird das Fenster zugemacht, da mich der Gesa-Support draußen hören kann. Der Computer/die Maschine stützt ab, kann die gemachten Abdrücke nicht verwerten. Die weiblich gelesene Person, welche die Maßnahme leitet ist sauer und alle reden auf mich ein, ich sei die erste Person, die so einen Ⓐufstand machen würde. Sie versuchen es ein zweites Mal, wieder nichts. Das Gerät funktioniert nicht mehr. Die Cops sind sauer und brechen die komplette ED-Behandlung ab mit der Ⓐussage: „Die kommt eh in U-Haft, da haben wir noch genug Zeit und Möglichkeiten an die Sachen ran zu kommen.“ Ich darf mich kurz waschen und das Blut aus meinem Gesicht wischen, während mir eine Person der Cops droht: „Wir kriegen ihre Fingerabdrücke, egal wie sehr sie sich wehren, uns ist alle erlaubt, wir dürfen ihnen sogar in‘s Gesicht schlagen, um ihre Fingerabdrücke zu bekommen.“ Ich werde zurück in den Käfig gebracht und bin froh, dass die Maßnahme abgebrochen wurde, denn ich habe keine Kraft mehr und die Schmerzen wurden unerträglich. Zurück im Käfig versuche ich etwas zu schlafen. Ein bisschen klappt es. Ⓐls ich aufwache sind wir schon ein paar weniger und mir wird erzählt, dass einige entlassen wurden. Nach einiger Zeit wird auch Winter zur ED-Behandlung abgeholt. Es fühlt sich an, als ist sie stundenlang weg. Ich schlafen ein. Ⓐls ich wieder aufwache ist Winter wieder da. Ihre Story klingt noch schlimmer als meine, aber auch ihre Fingerabdrücke haben sie nicht bekommen. Ich bin froh, dass Winter wieder da ist. Es werden immer mehr frei gelassen, am Sonntag Morgen sind wir nur noch 5 Menschen in dem Käfig. Ⓐufeinmal werden Winter und ich abgeholt. Ich frage wofür. Die Ⓐntwort lautet: „Haftrichtervorführung.“ Ich möchte umgehend meinen Ⓐnwalt anrufen, was mir nicht erlaubt wird. Wir werden zum Gefangenensammeltransporter gebracht und nach Düren zum Ⓐmtsgericht gefahren. Dort kommen wir in zwei verschiedene Zellen. Es dauert einige Stunden, bis ich zur Haftrichterin gebracht werde. Ich bestehe weiter auf mein Recht meinen Ⓐnwalt zu kontaktieren. Der Ⓐnruf wird wieder abgelehnt. Die Richterin erklärt mir wie schlimm es ist, was ich getan habe und erklärt mir, dass sie aufgrund keiner vorhandenen Daten und der daraus folgenden Fluchtgefahr keine andere Möglichkeit sieht, als mich erst einmal in U-Haft zu stecken, da ich mich ja nicht äußern möchte. Ich erkläre ihr, dass ich mich nicht zur Sache äußere und verlange wenigstens meinen Ⓐnwalt kontaktieren zu dürfen, was nicht geschieht. Nach einiger Wartezeit zurück in der Einzelzelle werde ich wieder zum Transporter gebracht und nach Köln-Ossendorf in die JVA gebracht.

Sonntag, 16. September 2018 gesendet am 25.September

Ⓐnkunft ist Sonntagabend. UP22 und ich laufen die langen Gänge der Haftanstalt entlang und ziehen einen Wagen mit unseren persönlichen Gegenständen hinter uns her. Diese werden mit uns durchgeschaut, wir bekommen einige Fragen gestellt und jeweils eine Zelle in Haus 13 zugewiesen. Keine Einweisung, aber ich bekomme die Info, dass es morgen früh um 6 Uhr weiter geht. Ich beziehe mein Bett, einzurichten habe ich nichts, da meine Sachen weg sind. Ich versuche zu schlafen. Einige Zeit später geht meine Tür auf, sechs Wachen schauen mich komisch an, eine*r schnauzt mich an, sie hätten mein Ⓐsthmaspray und sie würden es jetzt hier hin stellen. Daraufhin geht die Tür so schnell wieder zu, wie sie aufgegangen ist und ich versuche weiter zu schlafen.
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Haftentlassung Jazzy&Winter: Hintergrundinfos https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/10/24/haftentlassung-jazzywinter-hintergrundinfos/ https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/10/24/haftentlassung-jazzywinter-hintergrundinfos/#comments Wed, 24 Oct 2018 11:36:47 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=1702 Continue reading Haftentlassung Jazzy&Winter: Hintergrundinfos ]]> deutsch

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Nach zwei Wochen U-Haft wurden Jazzy&Winter am 2.Oktober 2018 aus der Haft entlassen. Hier einige Infos zur Haftprüfung und den juristischen Hintergründen der Entlassung.

Die Haftprüfung ist eine mündliche nicht öffentliche Verhandlung über die Fortdauer der Untersuchungshaft. Hierbei werden sowohl die Haftgründe als auch die Verhältnismäßigkeit der Untersuchungshaft neu von dem*der zuständigen Ermittlungsrichter*in beurteilt.

Bei Jazzy&Winter wurde die Haftprüfung kurz nach Inhaftierung bereits durch die Verteidiger* beantragt und innerhalb der zweiwöchigen Frist für den 2. Oktober terminiert und durchgeführt. Bei der Haftprüfung selbst ging es hauptsächlich um die Frage, ob Jazzy&Winter in ihrer Fixierung auch an das Baumhaus/den Baum gekettet waren, oder ob sie als Einheit mit der Konstruktion - dem sog. Lock-on - gemeinsam weg getragen werden konnten. Nachdem selbst die vor Ort eingesetzten Polizeibeamten diese Möglichkeit in Betracht gezogen hatten, da sie eben nicht weiter unlösbar mit einem anderen/zusätzlichen Gegenstand als der Lock-on-Konstruktion verbunden waren, steht nun zur Frage ob sie damit über den Tatvorwurf des Widerstandes erfüllen.

Um es mit einem Zitat aus dem Plädoyer der Verteidigung aus einem der Hambi9 Prozesse zusammen zu fassen: "Wenn sich zwei aneinander gekettet im Wald aufhalten, dann mag es vieles, in so mancher Augen vielleicht auch dämlich sein - aber gewiss nicht strafbar!" Auch bei den aktuell noch nicht abgeschlossenen Hambi9 Prozessen geht es vor allem um die Frage, ob und wie sich die Angeklagten bei der Barrikadenräumung im Januar 2018 festgekettet hatten und in wie fern deren Handlungen den §113 StPO erfüllen.

Für Jazzy&Winter reichte dieser feine Unterschied in der Art und Weise des Lock-ons aus, um den Haftbefehl nach §116 StPO gegen Auflagen außer Vollzug zu setzen. Eine der Auflagen ist wie auch schon bei den Hambi9 eine Ladungszustellungsvollmacht über die Verteidiger*.
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Brief #3 von Winter https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/10/12/brief-3-von-winter/ https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/10/12/brief-3-von-winter/#comments Fri, 12 Oct 2018 15:37:27 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=1678 Continue reading Brief #3 von Winter ]]> deutsch

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Erhalten 10. Oktober 2018

Anmerkung abc: Der folgende Brief wurde noch vor der Entlassung von Winter aus der JVA Köln geschickt. Ein Datum liegt uns leider nicht vor.

Anmerkung Winter zu den offenen Briefen: Ich schreibe manchmal in der “wir”-Form, aber ich spreche nur für mich und nicht für die Besetzung. Es geschieht aus einem Gefühl heraus, aber jede*r *s von uns hat andere Gedanken.

Ich denke viel darüber nach, warum ich das Gefühl habe, dass Eingesperrtsein hier gar nicht so schlimm ist. Ich glaube, es ist das, was auch draußen so oft passiert:

Du richtest dich ein, passt dich an, erleichterst dir das Leben durch kleine Belohnungen. Du rebellierst nicht, weil du nicht daran glaubst, dass es sich lohnen könnte. Du sagst dir: Anderen geht es viel schlechter, ich sollte zufrieden sein.

Viele Menschen draußen glauben dazu noch, sie wären frei, träfen eigene Entscheidungen, leben selbstbestimmt. Sie denken, sie essen Tiere, weil sie es wollen, aber sie reproduzieren nur, was sie gelernt haben. Sie machen das nach, was ihnen von klein auf vorgemacht wurde. Sie leben in einer riesigen Matrix, die Staat und Gesellschaft aufgebaut haben.

Da raus zu kommen ist schwer, aber erst ab hier beginnt die Autonomie. Erst ab hier sind Freiheit und Selbstbestimmung überhaupt möglich.

Die Menschen, die du dann triffst, denen es genauso geht wie dir - das ist wie ankommen, ein Zuhause finden.

Ich werde hier nicht bestraft durch das, was ich erlebe, sondern durch das, was ich nicht erlebe. Die Möglichkeiten, die ich nicht wahrnehmen kann, die Nicht-Teilhabe am Leben draußen, das Ausgeschlossensein.

Die Welt dreht sich weiter. Ohne uns.

Ich kann mich nur auf jeden Tag für sich konzentrieren, Abschnitt für Abschnitt bewältigen - die Zeit bis zum Mittagessen, die Zeit bis zum Abendessen, usw.

Es ist so absurd hier: wenn du Geld hast, kannst du dir beim Einkauf Sachen kaufen oder einen Fernseher in die Zelle bekommen. Es gibt zwar so was wie Taschengeld, aber das ist wenig, zumindest für die rauchenden Menschen hier.

Ich fühle immer wieder in mich rein, aber da ist nichts, nichts Schlimmes. Fühle mich relativ entspannt und leer. Irgendwie betäubt.

Da ist fast weniger Schmerz als draußen. Es gibt keine Ebbe mehr und keine Flut. Es bewegt sich auch nichts.

Vielleicht bin ich ein Stausee geworden.

Ich denke, ich müsste doch irgendwo bluten, irgendwo ein riesiges Loch haben. Ihr habt mich und die anderen brutal aus unserem Leben gerissen. Ihr habt eine Schere genommen, habt mich aus der Seite ausgeschnitten und mich ins Gefängnis gesteckt.

Die anderen habt ihr vom Tisch gefegt. Sie irren irgendwo herum. 

Aber ich fühle kaum was.

Vielleicht ist hier ein Vakuum und es gibt weder schöne noch traurige Gefühle.

Weinen kann ich nur bei Besuch oder Post. Vielleicht bin ich auch einfach erleichtert. Ich hatte so viel Angst vor der GeSa und dem hier. Jetzt nicht mehr. Ich habe viel gelernt, dafür ist es gut, dass ich hier bin.

Allmählich dämmert mir auch, dass ich noch das bessere Los gezogen haben könnte.

Ich bin hier, habe irgendwie ein klares Ziel – einen Tag rum zu bringen und dann wieder einen und wieder einen. Ich fühle mich einsam und ich bin Tag und Nacht allein (abgesehen von einer Stunde Hofgang am Tag, aber da will/muss ich mich bewegen, will ich das Bewegen auch voll und ganz wahrnehmen, nicht reden). Es gibt Umschluss, aber drei Stunden mit den Menschen hier, die mir so fremd sind in einer Zelle, packen weder sie noch ich.

Ich weiß nicht, wann ich im Wald das letzte Mal ohne andere Menschen in einem Raum geschlafen habe. Gemeinschaft. Nähe. Einfache Nähe zwischen Menschen. Ohne Hintergedanken. Ohne mehr.

Wie verloren müssen sich die Waldmenschen draußen fühlen, ohne Ort, Orientierung, ohne Halt. Ohne Wald. Ich fühle, dass die Angst vor dem Danach langsam beginnt. Vielleicht bleibe ich lieber hier. Wo sollte ich auch hin?

Ich weiß, es geht weiter. „Aber es wird nie wieder“, schreit mein Herz. Loslassen, das kann ich noch nicht. Ist es überhaupt schon vorbei?

Dieses Gefühl nicht genug gekämpft zu haben. Nicht alles versucht, nicht getobt zu haben, nicht zum Sturm geworden zu sein, der Maschinen, Autos, Scheinwerfer hinwegfegt. Ja, wie gerne würd‘ ich mich verwandeln. Einmal stärker sein.

Diese Gefühl zu spät begonnen, es nicht ernster genommen zu haben. Wir waren noch voll im Sommerrausch, wollten nicht wahrhaben, dass es so schnell gehen könnte. Hatten fast vergessen, dass nach dem Sommer der Herbst kommt und es die Rodungssaison immer noch gibt. Letztes Jahr hatten wir noch Glück.

Nein, keine Vorwürfe. Ich weiß, wir haben alles gegeben, uns gegeben. So wie wir konnten.

Im Wald zu leben war wie im Bauch eines gigantischen Wals zu sein. In einer riesigen Blase aus prickelnder Luft.

Alles war intensiver als draußen, lebendiger. Alles drehte sich um dieses neue Leben. Die Welt hier war ehrlicher, einfacher, manchmal mühseliger, oft liebevoller. Viel Glück, viel Schmerz. Keine Zeit, keine Uhren, nur dunkel, nicht dunkel.

Draußen erschien so weit weg, unwirklich abgetrennt. Wir wussten immer, es ist nicht von Dauer.

Wird der Wald gerettet, gehen wir freiwillig.

So viel Abschiednehmen. So viel Kommen und Gehen. So viel Herzen öffnen, Herzen schließen. So viel Zusammenfinden, so viel Trennen. So viel Fühlen. Bittersüße Freiheit.

Ohne euch alle da draußen wäre die Welle über uns geschwappt und hätte uns verschlungen. Wir hätten keine Zeit gehabt zu schreien. 

Ich bin dankbar und froh über unsere Vielfalt. Darüber, dass jede*s*r einen Platz findet in diesem Mosaik aus Widerstand.

Wir sind stark, weil wir so unterschiedlich sind, mal wild, mal zart, mal laut, mal leise, mal bunt, mal schwarz. Ein Schwarm an Möglichkeiten, Fähigkeiten.

Verbunden in Solidarität.

Ihr kamt, brachtet uns Essen, manchmal Geld. Wir sagten: wir brauchen nichts. Nur Menschen.

Ich will kein Wesen vor den Kopf stoßen, nicht bewerten, urteilen, vergleichen.

Jede*s*r gibt was sie*er*es kann, viele von euch stecken fest in ihrem Leben, haben Verantwortung für Kinder. Ihr könnt nicht einfach von Bord springen. Ihr gebt, was ihr könnt und tut, was ihr könnt.

Aber bitte, horcht in euch hinein, horcht und entscheidet, ob es nur Angst ist, die euch hindert oder Gewohnheit, die euch stoppt.

Wir brauchen euch und wir brauchen nicht nur milde Gaben oder eure Herzen, wir brauchen euch mit Haut und Haar. Wir brauchen euren Mut, euren Ungehorsam, eure Arme, Beine, Augen.

Geht mit euren Körpern und allem, was ihr seid, an den Ort, an dem das Unrecht geschieht, fühlt es in eurem Innersten, sehr es an bis ihr es kaum noch ertragen könnt und dann werdet wütend!

Empört euch und schreit und tobt, vergesst eure Angst und schmeißt euch denen entgegen, die meinen, sie haben das Recht über unser Leben zu bestimmen, unsere Zukunft.

Glaubt daran, dass ihr selbst fähig seid, zu entscheiden, was richtig ist und legitim.

Lasst euch nicht verunsichern durch Gesetze, nicht ablenken durch Konsum, nicht betäuben durch Partys, nicht drohen mit Repression.

Das ist unsere Welt, die geben wir nicht kampflos her, die opfern wir nicht wehrlos dem Profit.

Dieser Wald gehört sich selbst, aber er schenkt sich uns allen.

Lasst euch nicht knechten vom Geld, ausbeuten vom System, hässlich machen von der Werbung, beherrschen von Normen und unterdrücken von der Politik.

Bleibt hungrig suchend nach Freiheit und Wahrheit und gebt niemals auf, egal wie weh es tut.

Wir werden Lücken finden, uns festklammern, wir werden wieder und wieder rebellieren und uns vereinen.

Wir werden keine „rechtsfreien“ sondern unrechtsfreie Orte schaffen, überall, bis die Welt unser Zuhause ist.

Winter
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https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/10/12/brief-3-von-winter/feed/ 1
Jazzy und Winter gegen Auflagen aus der Haft entlassen / Jazzy and Winter released from jail with requirements https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/10/02/jazzy-und-winter-gegen-auflagen-aus-der-haft-entlassen/ https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/10/02/jazzy-und-winter-gegen-auflagen-aus-der-haft-entlassen/#comments Tue, 02 Oct 2018 11:06:10 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=1615 Continue reading Jazzy und Winter gegen Auflagen aus der Haft entlassen / Jazzy and Winter released from jail with requirements ]]> deutschenglish

deutsch

Heute Vormittag, am Dienstag, den 2. Oktober 2018, wurden Jazzy und Winter nach ihrem Haftprüfungstermin aus der Haft entlassen.

Beide saßen mehr als zwei Wochen in Untersuchungshaft. Nun entschied das AG Düren, dass der Haftbefehl außer Vollzug zu setzen sei.

Beide sind den Behörden weiterhin nicht namentlich bekannt und nun frei!

Hintergründe und genauere Informationen zu den Auflagen folgen demnächst.

english

Before noon today, Tuesday October 2nd 2018, Jazzy and Winter were released after their court hearing.

Both of them sat more than two weeks in pre-trial detention. Now the Düren district-court decided not to continue enforcing the restriction-order.

Both of them are now free, and their identities still unknown to the authorities!

Background and further information on their requirements will follow.
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https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/10/02/jazzy-und-winter-gegen-auflagen-aus-der-haft-entlassen/feed/ 6
Brief #2 von Jazzy / Letter #2 from Jazzy https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/09/27/brief-2-von-jazzy/ https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/09/27/brief-2-von-jazzy/#comments Thu, 27 Sep 2018 12:29:38 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=1581 Continue reading Brief #2 von Jazzy / Letter #2 from Jazzy ]]> deutschenglish

deutsch

Hey ihr krassen Kämpfer*innen,

solidarische Grüße aus Haus 10 der JVA Köln-Ossendorf.

Ich kann noch gar nicht so richtig begreifen, was gestern im Wald vorgefallen ist. 

Heute morgen zum Frühstück ging die Tür auf, die Beamt*e erzählt mir/ fragt mich, ob ich mitbekommen habe, was gestern im Wald passiert ist.

Ich, komplett ahnungslos, hab ja weder ein Radio, Zeitung, redende Vögel, etc. frage was denn passiert sein soll. Sie antwortet ganz schnippisch:

„Irgendeiner von denen da ist vom Baum gefallen und gestorben, haben sie im Radio heute morgen gesagt.“

Ich verstehe die Welt nicht mehr, Ich frage mich, warum es so weit kommen musste. Ich fühle mich alleine, klein und hilflos. Ich sitze hier in meiner Zelle und kann nichts tun. Aber ich glaube fest daran, dass ihr auch das meistert und es ist vollkommen ok, was auch immer ihr jetzt tut.

Ich glaube ihr werdet den richtige oder einen richtige/guten Weg und Umgang mit der Situation finden, auch wenn es seine Zeit braucht. Ich bin in Gedanken bei euch.

Love, rage & stay strong <3
UP21/Jazzy

Der Schock sitzt tief, aber ich glaube fest daran, dass der Kampf weiter geht.

english

Hey you rough fighters,
greetings of solidarity from House 10 of the JVA Köln-Ossendorf.

I can still not really grasp, what happened in the forest yesterday.

This morning around breakfast the door opened, the prison-guard told me / asked me, whether I had heard of what happened in the forest yesterday.

I, completely clueless, since I have neither a radio, newspaper, talking birds, etc., asked what had happened. She answered in a cocky way:

„One of the people there fell from a tree and died, they said in the radio this morning.“

I don‘t understand the world anymore, I am asking, why it had to come so far. I feel alone, small, and helpless. I am sitting here in my cell, and I can do nothing. But I strongly believe, that you can overcome even that, and it is completely okay, whatever you do.

I believe you will find the right way (or a right way) to handle the situation, even if it takes its time. In thoughts I am with you.

Love, rage & stay strong <3

UP21/Jazzy

The shock is deep, but I strongly believe, that the fight continues.
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https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/09/27/brief-2-von-jazzy/feed/ 2
Brief #1 von Jazzy / Letter #1 from Jazzy https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/09/27/brief-1-von-jazzy/ https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/09/27/brief-1-von-jazzy/#comments Thu, 27 Sep 2018 11:42:57 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=1579 Continue reading Brief #1 von Jazzy / Letter #1 from Jazzy ]]> deutschenglish

deutsch

Hey ihr Hambis,

ich hoffe zu aller erst einmal, dass es euch allen nach der Räumung gut geht und ihr hoffentlich alle, im Gegensatz zu mir frei seid.

Mir geht es erstaunlicher weise sehr gut. Die ersten zwei Tage waren etwas nervig, da ich mehrfach umziehen musste und von UP22 getrennt wurde, aber jetzt habe ich mich etwas eingelebt.

Zu meinem Glück habe ich jetzt eine Zelle vier Türen neben UPIII und habe dadurch Menschen zum Reden. UPIII hat sich auch sehr darüber gefreut. Nach zwei Tagen beschweren hat es sogar funktioniert veganes Essen zu bekommen.

Bei all meinen Fragen kann ich mich an UPIII wenden, also fehlt mir eigentlich nichts außer veganer Schokolade (hat sich erledigt, sogar die habe ich heute schon bekommen).

Ich habe gerade erfahren, dass ich nicht mal Postkontrolle habe, also sollte der Brief gar nicht so lange zu euch brauchen.

Ich freue mich jetzt schon auf jeden Brief von jedem*r von euch, und ich freue mich schon drauf euch bald endlich wieder in die Arme schließen zu können.

Danke, dass ihr weiter kämpft, ich glaube fest daran, dass ihr das schaffen könnt. Und jeder Tag wird sich lohnen!

Love, rage & stay rebell <3

UP21/Jazzy

P.s. Ich würde mich freuen, wenn ihr im Namen von mir im Wald eine Kerze anzünden könntet. Danke <3

english

Hey you Hambis

first off I am hoping, that all of you are doing well after the eviction, and that all of you, in contrast to me, are free.

Astonishingly enough I am doing really good. The first two days were pretty irritating, since I had to move alot, and since I was seperated from UP22, but now I have somehow settled.

Luckily, I now have a cell four doors away from UPIII, so I have people to talk to. After two days of complaining, I have even managed to get vegan food.

With all my questions I can turn to UPIII, so actually I am not missing anything except vegan chocolate (even this I managed, I even got some today).

I just found out, that my letters aren‘t even being controlled, so the letter shouldn‘t take so long to reach you.

I am already looking forward to every single letter from you, and looking forward to have you in my arms again soon.

Thanks for continuing the struggle, I really believe, that you can accomplish it. And every day is worth it!

Love, rage & stay rebell <3

UP21/Jazzy

P.s. I would really like it, if you could light a candle in the forest in ma name. Thank you <3
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Brief #2 von Winter / Letter #2 from Winter https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/09/25/brief-2-von-winter/ https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/09/25/brief-2-von-winter/#comments Tue, 25 Sep 2018 16:26:09 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=1572 Continue reading Brief #2 von Winter / Letter #2 from Winter ]]> deutschenglish

deutsch

Anmerkung abc: der folgende Brief ist über mehrere Tage geschrieben, direkt nach dem ersten Brief/Statement. Leider liegt uns kein Datum vor.

Ich habe endlich einen Stift. Gestern habe ich mich so geärgert das ich keinen Stift rein geschmuggelt habe. Da waren so viele Gedanken und Eindrücke.


Es ist nicht so schlimm. Ich dachte aus der Freiheit hierhin zu kommen, würde mich total fertigmachen und ich frage mich, ob das noch kommt, aber grade geht es.

Ich glaube, so wie wir uns erst an die Freiheit gewöhnen mussten, so könnten wir das auch an die Unfreiheit.

Am meisten Angst habe ich vor dem Vergessen.

In der GeSa habe ich immer wieder von Kontiki geträumt.

Letzte Nacht habe ich von meiner Zelle geträumt. Da waren so große Löcher zwischen den Stäben, dass ich durchgepasst hätte, aber ich habe mich nicht getraut.

Ich will wieder vom Wald träumen, die Menschen wenigstens im Traum sehn.

Fast am meisten Angst habe ich davor, dass der Schmerz doch noch zuschlägt, die Verzweiflung.

Ich meine, da war mein  Leben, was ist da jetzt noch? Die Maschinen haben nicht nur die Baumhäuser zerrissen, auch unsere Leben, unsere Beziehungen, alles.

In einer Besetzung leben die Menschen, sonst funktioniert es nicht.

Ich glaube, grade habe ich noch Hoffnung, dass wir nicht so lange hierbleiben, deswegen klappt es ganz gut und ich kann es als zwangsläufig, interessante Erfahrung sehen.

Ich habe immer noch nicht mit dem Anwalt gesprochen, ich möchte so gerne Neuigkeiten von Zuhause hören. Das beschäftigt den anderen Menschen und mich am meisten.

Wir müssen aufpassen, dass wir nicht apathisch werden. Ich habe jetzt 2 Tage fast nur rum gelegen, ohne Energie. Mein Körper hatte auch keine Kraft, es gab nur Brot und Wasser. Klischee.

Heute morgen der Tee war ein Highlight. Ich fange an Kleinigkeiten so sehr zu schätzen, wie ich es noch nie getan habe. Ich meine, jetzt müssen wir nicht mehr fragen, wenn wir auf Klo wollen oder Wasser haben möchten. Ich habe ein Zimmer mit Toiletteund Hahn.
Ich vermisse das Klettern, das Bewegen, das Laufen, barfuß.

Im Wald hatten wir so oft das Gefühl, wir hätten keine Zeit. Die Zeit rannte nur so. „Die Tage wurden zu Vögeln und versammelten sich und flogen davon“.

So schnell. Nie genug Zeit für alle selbstgewählten Projekte, nie genug Zeit für alle Menschen, die Mensch noch sehen wollte. Hier ist zu viel Zeit.

Ist Zeit eine Strafe, willst du, dass die Zeit vergeht. Was absurd ist, denn es ist ja dein Leben, das verrinnt.

Ich habe Angst , dass ich manche Menschen nie wiedersehe oder dass viel zu viel Zeit vergeht bis dahin.

Neben meinem Kopfkissen liegt ein altes, schmutziges Waldshirt, damit ich den Geruch die ganze Nacht in meinen Träumen habe, in meinem Kopf.

Ich vermisse das Feuermachen und dass alles an mir danach gerochen hat. Dass wir alle so gerochen haben. Eine Familie.

Ich sage mir, die anderen haben das durchgemacht, also schaffe ich das auch. Und der andere Mensch ist ja auch noch hier, ich bin nicht allein.

Wie kann ein Tag so viele Stunden haben? Was soll ich mit all der Zeit? Wie furchtbar, furchtbar müssen sich Tiere in Gefangenschaft fühlen, keine Beschäftigung, kein Lesen, kein schreiben, kein Reflektieren, nur warten und existieren. Ab und zu wird Futter reingeworfen, so kann es nicht mal sterben.

Ich habe meine Sachen behalten, ich bleibe ich. Ich habe viel mehr als ich anziehen könnte, aber andere Dinge aus meiner Habe durfte ich nicht bekommen.

Fast jedes Stück erinnert mich an eine Person, die es mir geschenkt hat oder die dabei war, als ich es in irgendeinem Umsonstladen gefunden habe. Oder an die unendlich vielen Gelegenheiten mit euch zu denen ich es anhatte.

Ich stelle mir vor, ich hätte einen Unfall oder eine schwere Krankheit gehabt und müsste jetzt eine ziemlich langweilige Rehazeit durchstehen, müsste jetzt eben eine ganze Zeit lang rumliegen. Dass mir grade eben nichts anderes übrigbleibt als zu lesen und Radio zu hören. Zwangsurlaub. Wieder ein Privileg, dass ich gesund bin und so etwas nie durchstehen musste.

Ich versuche Yoga zu machen und in der Freistunde renne ich barfuß im Kreis durch den Hof. Naja, rennen wäre es in eurer Welt wohl nicht, hier in einer zähen Zeitklebemasse ist das schon ganz schön flott.

Für alles andere hier kann ich mir soviel Zeit lassen wie ich will. Ich habe Angst, diese Langsamkeit nicht mehr loszuwerden, wenn ich wieder draußen bin. Den Hang dazu hatte ich ja leider schon vorher.

Der andere Mensch ist verlegt worden, Hafttrennung. Scheiße.

Am Samstag in der Gesa konnte ich noch in mein Innerstes greifen wie in eine riesige Bibliothek. Ich konnte einzelne Erinnerungen aus den Regalen ziehen und anschauen. Beim Anschauen bin ich hineingefallen in die Erinnerung und konnte fühlen, was ich gefühlt habe, als ich sie erlebt oder geschenkt bekommen habe. Mein ich ist durch die Bibliothek geflitzt, sobald mir die Augen zu gefallen oder ich in Gedanken geglitten bin. Es konnte nicht aufhören, nicht stehen bleiben.

Manche Erinnerungen habe ich mir mehrmals hintereinander angeschaut, bei anderen war der Sehnsuchtsschmerz zu groß und ich musste sie wegpacken.

Alle Erinnerungen waren aus dem Wald. Meine Seele hatte noch nicht verstanden, dass ich nicht mehr dort bin, mein Unterbewusstsein rutschte immer wieder dahin zurück.

Jetzt ist das nicht mehr so und ich muss mich gezielt anstrengen, um mich dahin zu versetzen, aber das ist in Ordnung.

Ich muss im Hier und Jetzt sein um mich anzupassen, um zu verarbeiten wo ich nun bin. Aber all die Schätze bleiben in mir, ich kann sie nie wieder verlieren.

Der Anwalt war da, ihr kämpft immer noch, ich wünschte, ich wäre bei euch. Aber mein Kampf ist hier. Von euch und dem Wald getrennt zu sein ist wie eine riesige Wunde. Gleichzeitig seid ihr und der Wald meine Medizin.

Winter

english

Comment ABC: the following letter has been written over several days, directly after the first letter/statement. Sadly we can‘t give a date.

I finally have a pen. Yesterday it irritated me so much, that I hadn‘t smuggled in a pen. There were so many thoughts and impressions.

It is not so bad. I thought that coming here from freedom, would completely exhaust me, and I‘m wondering if it still to come, but for now it is all right.

I think, that just like we had to get used to the freedom to begin with, we could do the same with unfreedom.

Mostly I am scared of forgetting.

In the detention centre I was always dreaming of Kontiki.

Last night I dreamt about my cell. The room between the bars was so big, that I could fit through, but I didn‘t dare.

I want to dream about the forest again, or at least see the people from there in my dreams.

I am almost most scared of the pain hitting again, the despair.

I mean, there was my life, now what is still there? The machines didn‘t just cut through our houses, but also our lives, our relations, everything.

In an occupation people are living, otherwise it doesn‘t work.

I think, that I still have hope, that we won‘t stay here for so long, therefore it is also fine, and I can see it as a forced but interesting experience.

I still haven‘t spoken with the lawyer. I would really like to hear news from back home. This occupies me and the other people a lot.

We need to take care, not to become apathetic. For two days now, I have almost only been lying around without energy. My body had no power, and there was only bread and water. Cliché.

The morning-tea today was a highlight. I am beginning to really appreciate the small things like never before. I mean, now we don‘t have to ask, if we want to go to the toilet. I have a room, with a toilet and a faucet.
I miss climbing, moving, running, barefoot.

In the forest we often had the feeling that we didn‘t have the time. The time just kept running. „The days became birds, gathered and flew away.“

So quickly. Never enough time for all our projects, never enough time for all the people, that one wanted to see. Here there is too much time.

When time is your punishment, all you want, is for the time to run out. The absurd thing is, it is your life that is running out.

I am afraid, not to see some people again, or that too much time passes until I do.

Under my pillow is an old, dirty „forest-shirt“, so I can keep the smell through the night, into my dreams.

I miss making a bonfire, and smelling of fire afterwards. That we all smelled like this. A family.

I am telling myself, others have gotten through it, so I can do the same. And the other person is also still here, I am not alone.

How can a day have so many hours? What should I do with all this time? How terrible, terrible, must caged animals feel, not able to occupy themselves, not able to read, to write, to reflect. Only to wait and to exist. Occasionally getting food, so that they can‘t even die.

I have kept my stuff, and I stay myself. I have much more clothes than I can wear, but other things I wasn‘t allowed to get.

Almost every piece of clothing reminds me of a person, who gave it to me or who was there as I found it in some free-shop somewhere. Or on all the occasions with people, where I was wearing it.

I am imagining having had an accident or gotten a tough disease, and having to go through a tough and boring time of rehabilitation, having to stay in bed. Having nothing else to do, besides reading and listening to the radio. Forced vacation. Another privilege I have, being healthy and not having to go through something like this.

I try to do yoga, and in my „free-hour“ I am running bare-footed through the yard. Well, in your world you wouldn‘t call it running, but here in this mass of time it is pretty dashing.

Here I can take as much time as I will. I am afraid that even this slow patience will go away, when I am back out again. This I sadly already had before.

The other person has been moved, we are imprisoned and divided. Shit.

Last Saturday in the detention centre, I could still grab into my innermost memories, like in a huge library. I could pull out individual memories from the shelves, and examine it. Looking at it I would fall into the memory and could feel how I felt as I experienced  it or was given it. My self darted through this library, as soon as my eyelids dropped, or I slipped into my thoughts. It couldn‘t stop, it couldn‘t stay.

Some memories I examined several times, again and again, and with others the pain of desire was to strong, and I had to pack it away.

All of these memories were from the forest. My soul still hasn‘t understood, that I am not there anymore, my subconsciousness always slipping back to there.

It is no longer like this, and now I have to strain myself to get back there, but that is all right.

I must stay in the „here“ and in the „now“ to adapt, to process where I am now. But all the treasures stay within me, and I can never lose them again.

The lawyer was here, you are still struggling, and I wish I was with you. But my struggle is here. Being separated from you and the forest is like a huge wound. And at the same time, you and the forest are my medicine.

Winter
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Brief #1 von Winter / Letter #1 from Winter https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/09/24/brief-1-von-winter/ https://abcrhineland.blackblogs.org/2018/09/24/brief-1-von-winter/#comments Mon, 24 Sep 2018 22:10:19 +0000 http://abcrhineland.blackblogs.org/?p=1561 Continue reading Brief #1 von Winter / Letter #1 from Winter ]]> deutschenglish

deutsch

Ihr sperrt uns ein und bestraft uns, weil wir selbständig denken und handeln, selbst entscheiden, was richtig ist und was nicht. Dabei ist es doch das, was uns als Menschen ausmacht: Ethik, Autonomie, Selbstbestimmung, Empathievermögen, zukunftsgerichtetes Denken, unsere Einheit aus Körper, Seele und Geist.

Aus all diesen Eigenschaften entsteht auch ein besondere Verantwortung und ihr wollt, dass ich diese Verantwortung wegstoßen und rücksichtslos und egoistisch handle?

Ihr wollt, dass ich meine Augen und Ohren verschließe?

Eine Hülle, ein Roboter werde, der nur Befehle ausführt, gehorcht? 

Das kann ich nicht.

Wie könnte ihr verlangen, dass ich mein Menschsein verleugne oder dem Profitdenken eines einzelnen Konzerns oder einiger machtgieriger Politiker*innen unterordne?

Wie könnt mir verlangen, so zu tun, als ob das Morgen egal wäre, wo doch alles in unserem System auf die Zukunft aufbaut?

Was sind denn Versicherungen, Testamente, Patientenverfügungen, Rente oder Gesundheitsvorsorge?

Wir sind Menschen und wir wissen, was „Zukunft“ ist.Wie also könnt ihr also von mir verlangen, an der Zerstörung unserer Lebensgrundlage und der unserer Kinder mitzuwirken, meine eigene Zukunft kaputt zumachen?

Ich habe es nicht immer gewusst, aber wir brauchen den Wald so sehr. In Küstenfernen Regionen gibt es ohne Wald zu wenig Regen, ohne Regen gibt es keine Landwirtschaft, ohne Landwirtschaft zu wenig zu Essen. Wir können keine Braunkohle essen oder trinken.

Ihr wollt das nicht wahrhaben, für euch sind es nur Bäume. Ihr werdet es erst verstehen, wenn es soweit ist.

Ihr sagt mir, ihr findet es an sich gut, was ich machen, aber es sind die falschen Mittel, es wäre zu extrem.

Hmm. Wie extrem ist den diese Räumung?

Als ich vom Wald weggefahren wurde, konnte ich die riesige Schlange an Polizeiautos, Maschinen, Räumpanzern etc. noch einmal sehen. Und ich wusste, es ist nur ein Bruchteil dessen, was sich noch im Wald befindet.

Ich musste fast lachen, weil es so lächerlich war. Weil ich wusste, wir gewinnen,egal wie es endet, denn ihr habt nicht mal etwas, um das ihr kämpft.

Ihr nennt uns extrem, weil wir anders, weil wir konsequent sind, weil wir verteidigen, woran wir glauben. Weil wir davon nicht ablassen können, sonst würden wir uns selbst verraten. Wir saßen im Lock, konnten uns kaum bewegen. Konnten uns kaum umdrehen, konnten uns nur ansehen und Mut zusprechen, trösten.

Ihr kamt von mehreren Seiten, habt das Dach  über unseren Köpfen aufgeschlitzt, habt die Wand hinter uns weg gehauen. Ihr habt unser Leben zerrissen.

Und dann werft ihr uns Gewalt vor?

Manchmal habe ich mich morgens bei Kontiki bedankt. Für eine wunderbare erholsame Nacht, für ein Aufwachen am richtigen Ort, für dieses riesige Geborgenheits- und Zufriedenheitsgefühl, das es mir geschenkt hat.

Ich wusste nie, rede ich mit dem Baumhaus oder dem Baum ? Es war ein Wesen. Ein Wesen, das bereitwillig etwas von uns Geschaffenes getragen hat, mit dem wir zusammengelebt haben, geträumt haben.

Wir hatten solche Angst um die Bäume als es nicht regnete. Wir dachten, irgendwann fallen sie einfach um, haben keine Kraft mehr. Sie wurden gelb, aber sie sind so stark.

Sie mussten schon soviel durchmachen, es ist Unrecht Grundwasser abzupumpen, es ist so ein Riesenunrecht!

Ihr habt gelacht, als wir euch panisch angeschrien haben, dass ihr das Leben unserer Freundin auf dem Skypod  gefährdet. Wir haben geschrien und geschrien und ihr habt das eine Seil gekappt.

Nur die Reibung hat es gehalten. Wer begeht hier Verbrechen?

Wir machen euch Angst, weil wir nicht in eure Schemata passen, weil das, was uns antreibt, nicht Macht oder Geld sind, sondern die Liebe zum Leben selbst, der wilde Drang nach Freiheit und die Wut auf jene, die uns das alles nehmen wollen.

Wenn ich euch meine Identität sage, komme ich hier raus. Also werden viele von euch denken, ich bin selbst schuld, dass ich hier sitze.

Aber meine Identität ist nicht das was auf einem Stück Papier steht.

Meine Identität ist das, was mich als Menschen ausmacht, mein Wesen, meine Seele, alles was ich in diesem Wald gelernt habe, alles was mir die Menschen dort gezeigt haben.

Das, was ich irgendwie verlieren würde, wenn ich euch meine Personalien sagte. Mich auf diese Wörter reduzierte.

Ich will das ungerechte und ungerechtfertigte Privileg eines deutschen Passes nicht nutzen. Ich will solidarisch sein mit denen, die aus Repressionsgründen ihre Personalien nicht angeben können.

Ich bin ein Mensch und ich kämpfe für den Erhalt dieser Erde. Alles andere ist unwichtig.

Winter

english

You lock us up and punish us, because we think and act independently, and decide ourselves, what is right and what isn’t. This is what makes us human: Ethics, autonomy, independence, empathy, thoughts about justice for the future, our unity of body, soul, and spirit.

With all of these abilities come a very special responsibility, and you want that I throw this responsibility to the site, and act ruthlessly and egoistic?

You want that I close my eyes and ears?

An empty case, a robot, that only follows orders?

This I can’t do.

How can you demand, that I deny my humanity, or subordinate myself to the profit-motive of a single company, or power-hungry politicians?

How can you demand, that I should act as if tomorrow didn’t matter, even though everything in our system is based on a future?

Otherwise, what is insurance, wills, or pensions?

We are humans, and we know what “future” is. So how can you demand of me, to take part in the destruction of the livelihoods of ourselves and our children, to destroy my own future?

I haven’t always known this, but we need the forest so much. In regions far from the coast, no forest means too little rain. Without rain no agriculture, without agriculture there is too little food. And we can’t eat or drink lignite-coal.

You don’t want this to be true, for you it is only trees. You will first understand this, once it is too late.

You are telling me, that what I am doing is good, but that it is the wrong methods. That they are too extreme.

Hmm. How extreme is this eviction then?

As I was driven away from the forest, I could see the long line of police-cars, machines, eviction-tanks, etc. again. And I knew that it was just a fraction of these, that were inside the forest.

I almost had to laugh, that’s how ridiculous it was. Because I knew that we are winning, no matter how it ends. For you have nothing to fight for.

You call us extreme, because we are different, because we are consistent, because we defend what we believe in. Because we can’t stop, otherwise we would betray ourselves. We were sitting in the lock-on, could barely move. Could barely turn. We could only look at each other, share words of courage and consolation.

You came from all sides, slashed the roof over our heads, cut down the walls behind us. You have torn our lives apart.

And then you accuse us of violence?

Sometimes in the mornings I said thanks to Kontiki. For a wonderful restful night, for waking up in the right place, for the great feeling of safety and satisfaction, that it has given me.

I never knew: am I speaking with the tree-house or with the tree? It was a creature. A creature that carried something we built, a creature with which we lived together, dreamed together.

We were so anxious for the trees, when it wasn’t raining. We thought, at some point they will just fall to the ground, powerless. They were turning yellow, but they are so strong.

They had to go through so much. It is an injustice to pump out ground-water, it is such a huge injustice!

You were laughing, as we were screaming in panic, that you were bringing the life of our friend on the Skypod in danger. We were screaming and screaming, and you cut the rope.

Only the friction held it up. Who is committing the crimes?

We are making you afraid, because we don’t fit inside your schemes, because what we are fighting for isn’t power or money, but the love of life itself, the wild urge for freedom, and the rage towards those who want to take all of this away.

If I give you my identity, I will be let out of here. So probably a lot of you will say, it is my own fault that I am sitting here.

But my identity isn’t something written on a piece of paper.

My identity is that which makes me human, my essence, my soul, all that I have learned in this forest, all that the people there have showed me.

All of that, which I would lose, if I told you who I am. To reduce myself to these few words.

I will not use the unjust privilege of a German passport. I will stay in solidarity with those, who because of repression cannot give their identity.

I am a human and I fight for the preservation of this earth. Everything else is irrelevant.

Winter
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