Am 15. Juli fand in Dortmund eine Demonstration unter dem Motto „OXI Spardiktat, OXI Kapitalismus! Schönes Leben statt Austerität!“ in Solidarität mit den Menschen in Griechenland statt. Die Demonstration war Teil eines internationalen Aktionstags. Nach einem Tag Mobilisierung und regnerischem Wetter kamen ca. 100 Leute zur Startkundgebung an der Reinoldikirche. Die Demonstration führte durch die Einkaufsmeile in der Innenstadt und die Nordstadt mit Endpunkt Nordmarkt. Nur rund die Hälfte der Demo-Teilnehmer*Innen blieb bis zum Ende der Demo. Mobilisiert für diese Demo hatte die Autonome Antifa 170, Freundeskreis Autonomie, Antifaschistisches Medienzentrum. Aus unserer Sicht ist es in Dortmund keine Selbstverständlichkeit, dass es über die Themen Antirassismus, Antifaschismus und Freiräume hinaus viele Aktivitäten gibt. Daher waren wir erfreut über die Initiative und mit der grundlegenden Ausrichtung der Demonstration einverstanden.
Überrascht hat uns aber nicht, dass diese Demonstration für Dortmund verhältnismäßig viele Menschen aus dem autoritär-sozialistischen Spektrum anzog. Ca. 15-20 Menschen von Linksjugend, SAV und Die Linke fanden sich bei der Demo zusammen.
Geschuldet ist dies verschiedenen Punkten: Der Thematik, einer nicht eindeutig kommunizierten anti-autoritären Ausrichtung und letztendlich die Duldung von autoritären Kräften auf der Demo, sowie die generelle Verwobenheit von autoritärer und anti-autoritärer Linken.
Während der Demonstration wurde auf antiparlamentarische Parolen immer wieder von dem beschriebenen Zusammenhang geantwortet. Von den übrigen Teilnehmer*Innen wurde dies entweder einfach nicht beachtet oder eher als Zankerei und nicht als inhaltliche Auseinandersetzung (wenn auch nur in Parolen) betrachtet.
Erstaunlich, geht es doch in Griechenland genau um diesen Konflikt zwischen Basisbewegungen und Parlamentarismus. Aktuell erleben wir (wie so oft in der Menschheitsgeschichte) in Griechenland das Zusammenbrechen der parlamentarischen Illusion als Weg der Befreiung. Viele Menschen haben nachdem sie auf der Straße kämpften und in Nachbarschafts- und Basisbewegungen aktiv waren und jegliche Hoffnung in den Parlamentarismus verloren. Mit dem Aufkommen von Syriza wurde diese Hoffnung wieder von neuem genährt, denn Syriza hat es geschickt verstanden Basisbewegungen für sich zu vereinnahmen und den Widerstand gegen die frühere Regierung als Wahlkampf für sich zu nutzen. Nach der Wahl von Syriza wird offensichtlich was die anarchistische Bewegung in Griechenland schon immer betonte. Zuerst geht Syriza eine Koalition mit der rechtspopulistischen Anel-Partei ein und jetzt akzeptiert sie noch rigidere Sparmaßnahmen. Während dieselben (Nazi-)Bullen weiter die Proteste auf der Straße niederschlagen. Und alles unter dem Deckmantel von „Real“politik.
Wenn jetzt Leute entgegnen, dass die KKE für echte Veränderung stehen würde, dann müssen wir zustimmen. Aber Stalinismus wird sicherlich nicht zu einer freiheitlichen Gesellschaft führen.
Im Zuge dieser Situation in Griechenland, dem offensichtlichen Konflikt zwischen linkem Parlamentarismus und Basisbewegungen, ist es verwunderlich, dass dieser Konflikt kaum eine Rolle auf der Demonstration gespielt hat.
Sich nicht zu diesem Punkt zu äußern, diesen Konflikt nicht zu thematisieren, ist für uns keine Option, denn somit überlasst man autoritären Kräften das Feld. Woran liegt es, dass ein eigentlich sehr passendes Thema nicht dazu genutzt wurde, die Unterschiede zwischen den verschieden Positionen aufzugreifen.
Denn als Schwesterpartei von Syriza unterscheidet sich „Die Linke“, ihre Jugendorganisation Solid und ihre freudigen Unterwander*Innen von der SAV, genau an solchen Widersprüchen wie sie in Griechenland zu Tage treten, nur wenig.
Das die Widersprüche hier in Deutschland noch nicht so offen zum Tragen kommen, liegt nicht daran, dass das Verhältnis von z.B „Die Linke“ zu Basisbewegungen grundsätzlich anders als in Griechenland ist, sondern an der generellen Schwäche von revolutionären Bewegungen in Deutschland. Hätten revolutionäre Gruppierungen eine größere Relevanz und einen größeren Einfluss auf gesellschaftliche Abläufe würde dies unserer Meinung nach irgendwann auch hier in einem offenen Konflikt münden.
Für uns ist es daher keine Option diesen Differenzen solange wie möglich aus dem Weg zu gehen, sondern einen Diskurs über autoritär-sozialistische Gruppen in Gang zu setzen. Die Lehren, die Genoss*innen in vielen anderen Ländern und zu anderen Zeiten machten, wollen wir nicht unberücksichtigt lassen.
In der radikalen Linken ist es normal das aus einem diffusen antikapitalistischen „Konsens“ autoritäre Gruppen ohne Probleme ihr Unwesen treiben können.
Die Linke, welche beispielsweise im Landtag von Berlin weiter abschieben lässt, dulden wir genauso wenig, wie die Rechten, die noch darüber hinausgehen wollen.
Klar will „Die Linke“ nicht abschieben lassen, aber die „Realpolitik“ und geringer Spielraum für Veränderungen, lassen eine emanzipatorische Politik nicht zu.
Für uns verläuft die Trennlinie nicht zwischen links-rechts, sondern zwischen autoritär-antiautoritär. Parlamentarische Kategorien sind keine in denen wir argumentieren.
Auch wenn in der Linken von einem gemeinsamen Kampf geredet wird, bleibt am Ende doch nur das diffuse „Anticapitalista“ übrig.
Für uns ist es wichtig sich dieses Spannungsfeldes bewusst zu sein. Einige Vorschläge was dies für unsere Praxis bedeuten kann:
– Grundlegende anti-autoritäre Ausrichtung
– eigene Position bei Aktionen deutlicher herausstellen
– generellen Diskurs zu autoritärem Sozialismus/Kommunismus anstoßen
– autoritäre Gruppen aus emanzipatorischen Zusammenhängen/Strukturen ausschließen
Uns ist bewusst, dass es an der Basis von vielen autoritären Gruppierungen einige Menschen gibt, die unseren Ideen nahe stehen oder neu politisiert wurden. Es kann also nicht darum gehen, gegen einzelne Leute offensiv vorzugehen, sondern mit Fingerspitzengefühl und der Situation angemessenen Methoden sich deren Ideologie entgegen zu stellen, um sie möglicherweise auch mit unseren Inhalten zu erreichen und das Erstarken von autoritären Strukturen zu verhindern.
– unseren Diskurs in nicht gefestigte autoritäre Strukturen bringen
Den Bruch mit der autoritären Linken vorantreiben – antiautoritäre Inhalte stärken!
Danke an die Organisator*Innen der Demonstation!
Einige Anarchist*Innen aus Dortmund
weiter interessante Diskussionsbeiträge zu der Thematik:
http://www.anarchie-mannheim.de/schriftenreihe/01_Ist_der_Anarchismus_links.pdf
http://lowerclassmag.com/2015/07/der-tod-des-reformismus/
http://lowerclassmag.com/2015/07/kapitulation-widerstand-revolutionaerer-bruch/
http://crimethinc.blogsport.de/2015/03/11/syriza-kann-griechenland-nicht-retten/
https://linksunten.indymedia.org/de/node/148339
Quelle: klick
]]>
Freibad Amecke bleibt! Muss bleiben!
In Sundern gibt es wie in jeder anderen Stadt Prozesse die subkullturelles Leben sowie Einrichtungen des öffentlichen Lebens (Schwimmbäder, Bibliotheken usw.) immer weiter einschränken. In Sundern steht das Freibad Amecke seit fünf Jahren ungenutzt und dem Verfall überlassen da. Es sollte eigentlich einem Parkplatz für einen Freizeitpark weichen. Bisher ist allerdings nichts passiert. Das rein kapitalistische Interesse hinter diesem Projekt sowie die Verwobenheiten in dieser Sache mit der lokalen Politik muss man nicht suchen, sondern liegen offen auf der Hand. Das alles sorgt bei vielen Menschen für Unmut und führte zur ersten Demonstration in der Geschichte Sunderns! Die von dem Verein „Freibad Amecke e.V. i. Grdg.“ organisierte Demonstration startete bei bestem Wetter mit circa 60 Menschen und führte durch die Innenstadt vor das Rathaus. Auf dem Weg schlossen sich noch einige weitere Leute an. Vorallem viele Familien mit Kindern nahmen an der Demo teil. Auf zwei großen Hochtranzparenten wurde betont „Freibad Amecke bleibt! Muss bleiben!“ sowie etwas ausführlicher „Stoppt die Profitgier auf Kosten der Menschen hier! Was wir fordern ist nicht viel Selbstbestimmung ist das Ziel. Freibad Amecke Selbstorganisieren!“. Vorallem eben diese Idee, dass das Freibad in die Hände der Menschen übergeben wird, die es nutzen wollen um es selbst zu organisieren, begeistert uns. Wir brauchen keine Parteien, Kapitalisten oder sonstige Stellvertreter*innen um dieses Freibad zu verwalten! Leider wurde es zeitlich verpasst die Demo zeitgleich mit der Ratssitzung zum Freibad enden zu lassen, welche am gleichen Tag stattgefunden hat. Sonst wäre ein kollektiver Besuch der Demonstration bei eben jener Ratssitzung möglich gewesen. Wir haben aber gehört, dass die Demo bei der Sitzung für einigen Unmut gesorgt hat – gut so – weiter so!
25. Friedensfestival in Iserlohn
Vom 26.-28. Juni fand an der Bauernkirche in Iserlohn das 25. Friedensfestival statt. Die 1991 eingeführte Gegenveranstaltung zum Schützenfest lockte auch dieses Jahr wieder übers Wochenende mehrere tausende Besucher an. Über drei Tage gab es 14 verschiedene Bands zu hören, darunter das für uns absolute Highlight die Hip-Hop Crew “Anarchist Academy” mit Gastauftritt von “Chaoz One”. Dieses Jahr waren wir das erste Mal mit einem eigenen Stand vertreten. Neben vielem Infomaterial, Büchern vom libertären Buchladen Black Pigeon aus Dortmund und Ausgaben der GaiDao und anderen anarchistischen Zeitschriften, gab es auch einen Vortrag zum Anarchismus an dem einige Interessierte teilnahmen. Nicht weit von unserem Stand entfernt stellte der Packpapier Verlag hunderte Bücher aus und präsentierte eine Ausstellung zum Thema Utopie. Außerdem gab es noch einen Stand von Schwarze Katze, an dem auch die Deutsche Friedensgesellschaft / Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG VK) Infomaterial auslegte. Die Schwarze Katze wird demnächst ein Radiointerview mit dem Packpapier Verlag veröffentlichen. Parteien waren dieses Jahr nur in Form von DKP und Die Linke vertreten. Wobei Die Linke nur durch Luftballons und andere typische Parteiwerbemittel und die “Deutsche Kommunistische Partei” hauptsächlich durch interne Streitereien auffiel. Von der SPD schlenderte lediglich eine handvoll “Jungsozialisten” übers Fest, aber unseres Wissens nach ohne Infomaterial zu verteilen.
Für uns war das Friedensfest ein voller Erfolg. Viele Menschen kamen zu unserem Stand und es kam zu interessanten Gesprächen. Auch der Anarchismus-Vortrag kam gut an. Nach der gefühlt zunehmenden Entpolitisierung des Friedensfestivals in den letzten Jahren gab es dieses Jahr gleich drei anarchistische Stände. Sicher werden wir auch nächstes Jahr wieder anwesend sein, die Idee der Anarchie propagieren und die tolle Stimmung des Friedensfestivals mit seinem bunten Publikum genießen.
Frieden geht nur herrschaftsfrei. Für die Anarchie!
PS: Auf dem Friedensfestival wurden wir von mehreren Menschen angesprochen ob es nicht auch in der Nähe von Iserlohn oder im Sauerland eine Gruppe geben würde. Wer also Interesse hat in Iserlohn und Umgebung aktiv zu werden kann einfach eine Mail an [email protected] schicken.
]]>Antiknastkundgebung an der Dortmunder JVA
Am frühen Silvesterabend fanden sich ca. 20 Menschen zu einer unangemeldeten Kundgebung vor der JVA im Dortmunder Osten zusammen.
Mit Feuerwerk und Sprechchören „Freiheit für alle Gefangenen“ wurden die Gefangenen auf die Kundgebung aufmerksam gemacht.
In einem kurzen Redebeitrag wurde auf die Knastgesellschaft und die Situation der Gefangenen sowie die zunehmende Repression gegen politische Aktivist*Innen, Menschen die sich in der Gefangenwerkschaft organisieren und generell eine verschärfung des Strafprinzips eingegangen.
In der JVA ist direkter Sichtkontakt zu den Gefangenen möglich; nur wenige Meter Sichtlinie trennte die Kundgebung mit den Eingesperrten.
Die Gefangenen zeigten durch jubeln, gestreckte Fäuste und weiteren lauten Geräuschen ihre Freude und Solidarität mit der Kundgebung. Auch vereinzelte zustimmende Rufe während des Redebeitrags waren vernehmbar.
Die kurze stattgefundene Komunikation zwischen drinnen und draußen konnte auch durch die Zwischenrufe der Schliesser Bullen nicht verhindert werden. Die Kundgebung verlief ohne direkten Bullen Kontakt und es gibt keine Festnahmen zu vermelden.
Währendessen wurden die Wände des Knastes mit anarchistischen Symbolen und Parolen verschönert – zum Abschluss wurde den Gefangenen ein gutes neues Jahr gewünscht. Wir hoffen zumindest ein kleines Zeichen gesetzt und den öden Knastalltag bereichert zu haben.
GEGEN EINE GESELLSCHAFT DIE KNÄSTE BENÖTIGT – SILVESTER ZU DEN KNÄSTEN – WIR KOMMEN WIEDER, KEINE FRAGE.
Anarchist*Innen aus Dortmund
Quelle: linksunten
]]>Nach der Begrüßung der mehr als 40 Teilnehmer*innen wurde dieses Mal den länger bestehenden Initiativen die Möglichkeit gegeben, sich und ihre Arbeit vorzustellen. Dies sind (wie zum Teil auch beim letzten Mal) Initiativen und Projekte, die sich nicht explizit als anarchistisch präsentieren, jedoch in ihrer Arbeit einen libertären und emanzipatorischen Anspruch verfolgen und sich intern hierarchiefrei und konsensorientiert organisieren. Vorgestellt haben sich dieses Mal VeloKitchen, eine selbstorganisierte Fahrradwerkstatt in der Nordstadt, der Wissenschaftsladen samt dem FREE! Projekt, das Café Aufbruch in Hörde sowie das Zentrum „Langer August“, welches vielen Initiativen und Vereinen einen Raum bietet.
Die beim vorangegangenen Treffen ins Leben gerufenen Arbeitsgruppen und Initiativen haben inzwischen ihre Arbeit aufgenommen. Besonders am Beispiel der neu gegründeten Anarchistischen Gruppe Nordstadt und der Anarchafeminismus-Gruppe zeigt sich, dass das erste Organisierungstreffen es geschafft hat, neue Menschen für anarchistische Projekte und Ideen zu begeistern, und bereits jetzt nachhaltig Veränderungen bewirkt hat. Auch zeigt die thematische Vielfalt der sieben neuen Gruppen, welche Bandbreite der Anarchismus bietet, um gesellschaftlichen Wandel anzustreben oder Themen aus anarchistischer Perspektive zu betrachten.
Der anarchistischen Organisierung in Dortmund wird von nun an zu Gute kommen, dass es den versammelten Aktivistinnen und Aktivisten gelang, ein anarchistisches Netzwerk für Dortmund zu gründen. In Kleingruppen wurden wichtige Strukturfragen diskutiert und aus den Antworten ein gemeinsamer Konsens erarbeitet. Das Netzwerk wird dem Austausch aller darin organisierten Gruppen und Einzelpersonen dienen, sowie der gegenseitigen Unterstützung und der Koordination von Terminen und Projekten.
Wie auch die bisherigen Treffen sollen alle weiteren nun monatlich stattfindenden Netzwerktreffen offen und öffentlich sein. Die offenen Fragen und Herausforderungen können bereits am 14. Dezember ab 15.00 Uhr im Taranta Babu gemeinsam angegangen werden. Im Anschluss an das Organisierungstreffen wird es im Nordpol ab 19.00 Uhr das Anarchistische Cafe (Stammtisch) geben, welches diesesmal mit dem Cafe Unvergessen zusammen gelegt ist.
]]>
Auf der „YOU“ Jugendmesse tummelte sich aber nicht nur die Bundeswehr, auch die Polizei, die Bundesagentur für Arbeit, Bärchen Wurst von Reinert, Bayer Pharma AG und anderer Herrschaftsinstitutionen und Kapitalistische Unternehmen gaben ihr bestes. Wir hoffen ein zumindest kleines Zeichen dagegen gesetzt zu haben.
Gegen Jede Herrschaft! Heute wie vor 100 Jahren – Krieg dem Krieg – für die soziale Revolution!
Anarchist*innen aus Dortmund
]]>
Auf Initiative der Anarchistischen Gruppe Dortmund wurde am Sonntag den 19. Oktober im Taranta Babu ein anarchistisches Organisierungstreffen abgehalten, zu dem an die 50 Menschen – größtenteils aus Dortmund – kamen und sich aktiv beteiligten.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung von einer flammenden Rede, welche den Anlass des Nachmittags sehr gut ausführte und hier im Volltext zu lesen ist:
„In den nun fast 2 Jahrzenten, viele nennen Seattle als Ursache, hat die Anarchistische Idee weltweit wieder an Stärke gewonnen. Die Ergebnisse reichen von den Zuläufen in Syndikalistischen Gewerkschaften, über unzählige unabhängige Medienportale, globale Solidaritätskampagnen, Zeitungen, Literatur, dem auftauchen von etlichen Insurektionistischen Zellen, bis zu Aufständen wie sie in Griechenland, Spanien und vielen anderen Ländern stattfanden und finden. Aber es ist keine Neuentdeckung alter Theorien und Werte oder des historischen Anarchismus. Die Anarchistische Idee entsteht vielerorts viel mehr immer wieder erneut, als eine logische Konsequenz des Verständnisses der Misere in der sich die Menschen immer noch befinden. Der Wunsch nach Frieden, Solidarität als Ursprung solchem und einem fairem miteinander scheinen doch mehr als nur dann pragmatisch zu werden wenn der Bürger einem Obdachlosem begegnet und aus großer Entfernung sein Kleingeld entgegen wirft. Er scheint so stark zu sein, das die Menschen sich vielerorts wieder selber organisieren um Alternativen zu entwickeln. Ein Anzeichen dafür sind das Entstehen, sowie die Zuläufe und Reaktionen bezüglich der Hausbesetzungen, de Occupy Bewegung, Refugees Welcome Gruppen, Umsonstläden und den unzähligen anderen solidarischen ökonomische und sozialen Projekten.
Diese Entwicklung findet auch hier in Deutschland statt und das bemerkbar. Explizit Anarchistisch entstanden z.B. die Anarchistische Föderation Rein Ruhr (AFRR) o. die Föderation Deutschsprachiger Anarchisten (FdA). Hier vor Ort: das libertäre Buchprojekt Black Pigeon, die Anarchistische Gruppe Dortmund, die Spachtelbrigade, der Umsonstladen sowie die derzeitige Bewegung für das Avanti. Diese Projekte entstanden in den letzten Jahren getrennt von, mit, durch und dank einander. Sie schafften es oder versuchen es noch, sich durch einen solidarischen, sozialen Umgang und gegenseitige Unterstützung hier in Dortmund zu etablieren. Im Laufe dieses Prozesses entstand die Hoffnung, nein das Ziel, ja der für uns einzig logische Schluss, hier und jetzt anzufangen anarchistische Politik wieder mit allen und zugänglich für alle zu machen. Es ist an der Zeit, wegzukommen von klischeehaften Szenen oder Subkulturen, die auf gegenseitiger Abgrenzung beruhen und auf ein ehrliches, aufrichtiges Mit-und Füreinander hinzuarbeiten. Es ist wichtig den Anarchismus und seine Politik aus seinem aktuellen vermeintlichen Verließ, eben dem der „Szene“ zu entreißen und ihn den Verhältnissen, ebenso den von ihnen konstruierten und durch sie gefütterten Vorurteilen entgegen zu schleudern. Eine Politik die versteht wie wichtig das Organisieren, als Geburtsstädte jedes kollektiven Handelns ist und weiß dies den Menschen um sich zu vermitteln. Eine Politik oder ein Netzwerk die o. das uns stärkt, uns Lasten abnimmt, unsere lokalen Kräfte bündelt und uns in dieser halb Millionen Stadt einander vorstellt. Eine Praxis, die es möglich macht schnell und gezielt zu agieren, sich gegenseitig vor jeder verdammten Repressionen, ganz egal ob staatlicher oder privater Natur zu schützen und von uns allen bestimmt und geformt wird, gemeinsam, voreinander gleichgestellt. Die es möglich macht als die Einheit jener die keine Einheit wollen, aufzutreten und zu leben, die wir sind. Die Emanzipation und Freiheit als Maßstäbe des Aufbaus einer solchen selbstverständlich immer im Augen behaltend. Aber auf dem Weg dorthin liegen wohl noch viele Steine, viele Hindernisse und viel Arbeit. Vorallem Arbeit. Arbeit in allen Bereichen, zu allen Themen, an allen Orten, durch eine Vielzahl von bunten Projekten. Es ist ein Puzzle das zusammenzusetzen es gilt und zu dem ihr euch entschieden habt in Zukunft daran Teil zu haben. Dieses Treffen soll ein erster, noch kleiner Versuch sein die Grenzen zwischen den wirs und ihrs, den mehr Erfahrenen und den Neuen, ihren Erfahrungen und den Kritiken daran zu verwischen und damit zu beginnen sich hier und heute zu vernetzen und so viel entstehen zu lassen wie unsere Kräfte die nächsten Stunden hergeben.
Zum Schluss ist uns besonders wichtig zu sagen das all diese unsere Wünsche und Ziele, die die existierenden Projekte dazu gebracht haben euch und sich, gleichgestellt, zu diesem Treffen einzuladen um daran zu arbeiten, alles sind was wir geben können und wollen. Wir organisieren niemanden und haben auch nicht den Anspruch. Wir haben leiglich eine Welt im Kopf von der wir hoffen das sie eurer ähnelt. Wir bieten hier nur Zeit und Raum, Austausch und Ideen, leckeres Essen und Getränke, sprich: Eine Chance.“
Seit zwei Jahren gibt es neue Bestrebungen, Anarchismus zu organisieren. Aus diesem Prozess heraus sind direkt oder indirekt bereits mehrere Initiativen entstanden. Diese hatten zu Beginn die Möglichkeit, sich kurz vorzustellen um den Teilnehmer*innen zu verdeutlichen, welche Themen-Vielfalt anarchistische Organisation bieten kann und was alles bereits in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt werden konnte. Vorgestellt haben sich der libertäre Buchladen „Black Pigeon“, der Umsonstladen Dortmund, die Anarchistische Gruppe Dortmund und das Volxküchen-Kollektiv Spachtelbrigade. An dieser Stelle gab es zu Recht die Kritik, dass hier einige Initiativen, die sich zwar nicht explizit anarchistisch zeigen aber diesen ebenfalls und das seit langem organisieren, nicht genannt wurden.
Den Teilnehmern wurden für die kurze Pause, in der es Essen organisiert von der Spachtelbrigade gab, drei Fragen mitgegeben: Die erste Frage lautete: Warum bist du hier? Sie sollte die Teilnehmer*innen nach Hause begleiten, wo sie in Ruhe darüber nachdenken können. Die zweite Frage war: Für welche Themen aus deinem Alltag interessierst du dich und was würdest du gerne auf lange Sicht wünschen dass es verwirklicht wird? Die dritte und letzte Frage war: Woran möchtest du hier und heute konkret arbeiten? Die Antworten zu den beiden letzten Fragen wurden auf Karteikarten gesammelt und an einer Pappwand organisiert. Mit Punkten konnten die Teilnehmer*innen dann ihre Wünsche sowie ihre Mitarbeit ausdrücken.
Aus Letzterem ergaben sich ganze sieben Arbeitsgruppen, in denen eine Stunde meist draußen bei schönem Wetter in Kleingruppen fleißig überlegt und konzipiert wurde. Der Fokus der Teilnehmer*innen galt hierbei klar den Themen, zu denen noch keine Initiativen existierten. Das Ergebnis nach einer Stunde war, dass sich gleich drei neue Gruppen konstituierten und vier sich auch weiterhin treffende Arbeitsgruppen gegründet hatten. Es gibt nun eine Gruppe, die sich zum Thema Anarcha-Feminismus trifft, einen Lesekreis, der gemeinsam das erste Kapitel von Rudolf Rockers Buch „Anarchosyndikalismus“ lesen wird und eine Anarchistische Gruppe Nordstadt. Des Weiteren treffen sich Gruppen zu den Themen Bildung & Jugend, Foodsharing, Psychiatriekritik sowie Freizeit & Sport.
Zum Abschluss des Nachmittags wurde über das von vielen Teilnehmer*innen als wichtig empfundene Thema Vernetzung gesprochen und der Wunsch geäußert, ein anarchistisches Netzwerk in Dortmund zu organisieren. Zu diesem Zweck treffen sich alle Gruppen nach ihren konstituierenden Treffen genau einen Monat später wieder zur selben Zeit an selber Stelle! Natürlich sind auch alle interessierten Menschen, die es am vergangenen Sonntag nicht zum Treffen geschafft haben herzlich eingeladen, am 23. November um 14 Uhr im Taranta Babu weiter Anarchismus in Dortmund zu organisieren!
]]>Die Gegendemo war mit ca. 500 Menschen gut besucht, die Redebeiträge angemessen, wenngleich ein wenig langweilig vorgetragen und geschrieben. Die Forderung „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“ war allgegenwärtig und auch ansonsten konnte man von einer libertären Atmosphäre sprechen – Wohlfühlklima trotz Eisregen also. Inhaltlich behandelten die Redebeiträge die Thematiken: „Feminismus – der Kampf ums Ganze!“ und „Rebellion statt Religion“. Außerdem gab es noch zwei Grußworte von „Pro-Choice-Aktivist*innen aus Salzburg“, sowie vom Bündnis »‘Marsch für das Leben‘ – What the Fuck!« in Berlin.
Kritisch sollten sich lediglich einige Teilnehmer damit auseinandersetzen was sie denn da sonst so für Parolen rufen. Ein Genosse der lauthals „ob Kinder oder keine – entscheide ich alleine“ wirkt doch ein wenig deplatziert.
Der sich an die Gegendemo anschließende „Marsch fürs Leben“ war der eigentliche Höhepunkt und provozierte ein erfreulich hohes Maß an Wiederstand. Es gelang den 150 „Lebensschützern“ nicht dem unaufhörlichen Pfeif & und Trommelinfernal zu entkommen. Trotz eines Kordons um den sexistischen Gebetszug gelang es der Polizei nicht uns von diesen ApodiktInnen fern zu halten. Ein ums andere Mal überwanden wir ihre Abriegelungsversuche und mit etwas Rennerei war man selbst wenn man mal kurz ausgesperrt war gleich wieder drin im Getümmel und war in der Lage den reichlich bedröppelt dreinschauenden FanatikerInnen zu sagen was wir von Ihnen halten.
Menschen mit reaktionär-antiemanzipatorischen Denken, verstecken sich hinter Pappschildern, Kreuzen und Polizeiketten und waren im Angesicht eines akustischen Dauerfeuers sicherlich nicht einmal in der Lage ihrer eigenen Gedanken zu hören, geschweige denn ihre Kundgebung. Im Gegensatz dazu ist die Mobilisierung zur Feministischen Demo gut gelungen. Trotz der parallelen Anti-Nazi Proteste im Ruhrgebiet, sowie einer Anti-Atom Demo in Gronau, 500 Menschen in Münster für eine herrschaftsfreie und solidarische Gesellschaft auf die Straße zu bringen kann sicherlich als Erfolg betrachtet werden. Wir begrüßen das dieses Jahr ein Schwerpunkt auf die Verbreitung eigener Inhalte gelegt wurde und hoffen auf eine Fortsetzung.
Kein Gott, Kein Staat, Kein Patriarchat!
Anarchistische Gruppe Dortmund in Gründung
Bilder und weitere Infos unter: hier
]]>