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Aufruf zum Interkiezionale Block beim Housing Action Day in Berlin
Die Gentrifizierung in Berlin geht unaufhörlich weiter, damit auch die Verdrängung. Neben Menschen sind auch Räume betroffen: Räume der radikalen Bewegung, Freiräume, Schutzräume für von Diskriminierung betroffene Menschen, unkommerzielle Orte, Orte der Subkultur, der politischen Vernetzung und Orte, an denen versucht wird, konkrete Utopien zu leben.
Ohne Räume – keine Bewegung
Damit werden Räume verdrängt, welche ein anderes Berlin leben und dafür kämpfen: ein Berlin in dem wir unsere Nachbar*innen kennen, in dem wir unsere Häuser zusammen gestalten und gemeinsam bestimmen wie öffentlicher Raum genutzt wird. Ein Berlin wo Raum für selbstgewählte Wohn- und Lebenskonzepte da ist. Ein Berlin in dem wir Alternativen zu Ausbeutung und Unterdrückung die in Lohnarbeit, Hausarbeit, Sorgearbeit, im Bildungssystem und anhand von Miet- und Eigentumsverhältnissen stattfindet, ausprobieren können.
Wie wollen wir für so eine Stadt kämpfen ohne Räume? Wo treffen wir uns zum plenieren? Wo malen wir Transparente? Wo können wir Veranstaltungen machen um uns zu bilden? Wo können unkommerzielle und subkulturelle Veranstaltungen, Volxküche, Konzerte, Lesekreise, Workshops oder Trainings stattfinden? Wo fühlen wir uns geschützter vor patriarchaler und rassistischer Gewalt? Wo können wir uns kennen lernen abseits von Konsumzwang oder autoritärer Kontrolle – zum Beispiel durch Eltern, Lehrer*innen, Professor*innen, die Polizei, Vorgesetzte oder Sicherheitspersonal?
In einem Kampf für eine lebenswerte Stadt muss der Kampf um selbstverwaltete Projekte ein notwendiger Teil sein!
Corona oder die Verschärfung des sozialen Krieges?
Wurde zu Beginn der Krise noch kontrafaktisch geheuchelt, wir säßen jetzt alle im selben Boot, zeigte sich bald der wahre Charakter des Ausnahmezustands. Die Profite für die VermieterInnen sind wohl ein Menschenrecht, so wird die Miete nur gestundet, als ob die unteren Einkommensschichten mit Mehrarbeit diese in den nächsten zwei Jahren wieder einholen könnten.
Der Wagenplatz SabotGarten wurde mitten in der Pandemie mit Bulldozern überfahren, nachdem Security und Polizei diesen mehr als einen Monat lang 24/7 schikanierten. Dort wo sich Leute selbst Wohnraum geschaffen haben klafft jetzt wieder eine Brache mit riesigem Müllhaufen. Die Security ist mittlerweile wieder verschwunden, es war wohl eine Räumung auf Vorrat. Der Senat hat entgegen öffentlicher Bekundungen die Räumung explizit autorisiert. Eine Stadtpolitik die uns an dunkle Kapitel südamerikanischer Metropolen erinnert.
Im Friedrichshainer Nordkiez experimentieren die Bullen derweil mit ihrer neuen „Brennpunkteinheit“ an neuen Belagerungskonzepten. Das Gefahrengebiet wird abermals zum Abenteuerspielplatz gelangweilter Prügelbullen mit realen Gefahren für alle, die nicht in die geleckte, normierte und verwertbare Stadt passen wollen.
Kämpfe mit uns
Es ist davon auszugehen, dass dies erst der Auftakt für eine neue Runde sozialer Verteilungskämpfe sein wird. Für die bedrohten Projekte ist es 5 vor 12. Die Liebig34 hat ihren Räumungsprozess verloren. Das Syndikat soll am 7. August geräumt werden. Verstehen wir diese schnelle Wiederansetzung des Räumungstermins als das was es ist: Eine Kampfansage. Warten wir nicht bis zum Tag X und nehmen diesen Kampf schon jetzt auf. Kämpft mit uns und kommt in den Interkiezionale Block am Housing Action Day 2020 in Berlin!
Samstag 20.06. – 14:00 Uhr Potsdamer Platz
P.S.: Wegen der sehr kurzfristigen Organisation des Blocks würden wir uns freuen wenn ihr eure eigenen banner etc. mitbringt. Die Demo ist was ihr draus macht!
Call to join the block of Interkiezionale at the Housing Action Day in Berlin
The gentrification in Berlin continues incessantly, and with it the displacement. Not only people but also spaces are affected: Spaces of the radical movement, open spaces, safer spaces for people affected by discrimination, non-commercial spaces, spaces of subculture, of political networking and spaces where people try to live concrete utopias.
Without space – no movement
All of these are spaces that live and fight for a different Berlin: a Berlin in which we know our neighbours, in which we create our houses and our neighbourhood together and jointly determine how public space is used. A Berlin where there is space for self-chosen living concepts. A Berlin in which we can try out alternatives to the exploitative and oppressive relations of wage labour, care work, educational system and on the basis of rent and ownership.
How do we want to fight for such a city when these spaces are evicted? Where do we meet for assemblies? Where do we paint banners? Where can we make events to educate ourselves? Where can we hold non-commercial and sub-cultural events, concerts, reading groups, workshops, trainings or have people’s kitchen? Where do feel safer from patriarchal and racist violence? Where can we meet outside of authoritarian control – for example by parents, teachers, professors, the police, superiors or security personnel – or without consuming anything?
In our struggle for a liveable city, the struggle for these projects is an essential part.
Corona or the intensification of social war?
While at the beginning of the crisis it was claimed that we are all in the same boat, we can see the real character of this state of emergency clearly now. The profits of landlords appear to be a Human Right. Rents will only be deferred, as if the lower class would be able to compensate for it with extra work in the next two years.
The alternative living project SabotGarden was bulldozed in the middle of the pandemic, after it had been bullied by the police force and a security company all days long in the last months. There, where people created spaces for their living, is now again waste land. The senate, while publicly pretending to support SabotGarten, explicitly authorized this eviction. This is a municipal policy, which reminds us of dark chapters of South American citys.
Meanwhile in Nordkiez/Friedrichshain the cops are testing a new siege concept with their new “Brennpunkteinheiten” (police units for so called social hot spots). The so called danger zone is again becoming a big playground for bored and aggressive cops and with it a real danger to those who do not fit in this normed and profit-oriented city.
Fight with us
This is only the prelude of a new round of social distribution conflicts.
For the threatened projects time is running out. Liebig34 has lost its eviction court case. Syndikat ought to be evicted on the 7th of August. We see this quickly reappointment of the eviction date for what it is: a declaration of war. Lets not just wait till day X, lets start fighting now!
Fight with us and join us in the block of the Interkiezionale on the Housing Action Day 2020 in Berlin!
Saturday, the 20th of June, 2 pm at Potsdamer Platz
P.S.: Because of the short time to prepare this block, we would love to see you bringing own banners etc. Make the block your block!
Infos: interkiezionale.noblogs.org
Quelle: https://de.indymedia.org/node/88576
Was in letzter Zeit passiert, brauchen wir ja an dieser Stelle niemandem mehr zu erzählen. Egal, wie wir uns dabei zu den immer weitreichenderen Einschränkungen unserer persönlichen Freiheiten zur Pandemiebekämpfung positionieren, die Auswirkungen auf das soziale Leben, für viele prekär Beschäftigte, für obdachlose Menschen oder für Menschen ohne Aufenthaltsstatus ist gravierend.
Besonders betroffen sind dabei auch viele linke Strukturen, die weiterhin feste Kosten für Räume zu tragen haben ohne dass dafür z.B. vom Staat Kohle beantragt werden kann oder will.
Dies sind aber Räume, die die Infrastruktur unserer geliebten linksradikalen Szene bilden, sei es, dass wir dort Infos erhalten und politische Debatten führen konnten, dass dort Menschen sichere Räume nutzen können, dass auch Menschen mit wenig Kohle ne warme Mahlzeit bekommen können oder dass wir über Solipartys Knete für wichtige politische Arbeit abgreifen können.
Deswegen ist es wichtig, dass unsere Strukturen auch über die aktuelle Situation heraus erhalten bleiben.
Da ja alle gerade weniger feiern gehen, aber in der Nach-Corona Ära wieder am Start sein wollen, wäre es deshalb spitze, wenn ihr mit dem sonstigen Feierbudget einfach Lieblingsprojekte rettet! Und genau dafür haben wir ein Spendenkonto eingerichtet.
Wichtig ist uns, dass nicht jeder Laden und jedes Projekt auf sich gestellt gucken muss, wie er die Zeit überbrückt, sondern dass wir in diesen Zeiten gemeinsam und solidarisch für unsere Strukturen einstehen!
Wir möchten im Besonderen Orte und Gruppen unterstützen, die aufgrund ihrer Struktur, der Art ihrer Arbeit oder anderer Gründe nicht oder nur schwierig an andere Gelder kommen können.
Selbstverständlich ist für uns, dass keine kommerziellen Interessen verfolgt werden, wobei wir das Bezahlen von Mitarbeitenden nicht als kommerzielles Interesse verstehen. Der Ort sollte kollektiv betrieben, und sich politisch links verstehen, dass bedeutet sich für eine emanzipatorische und antikapitalistische Politik einsetzen. Das sind v.a. die Orte die auch regelmäßig im Stressfaktor zu finden sind.
Orte, welche diese Kriterien erfüllen, können uns gerne eine Mail schreiben, in der kurz beschrieben wird, welche Arbeit geleistet wird und welche Mittel in etwa für den Weiterbetrieb benötigt werden.
Bitte schreibt eine Mail an [email protected] mit dem Betreff: Covid-Soli
Gerne könnt Ihr uns verschlüsselt schreiben, den Schlüssel findet ihr unter: https://stressfaktor.squat.net/contact/internet
Da ja aktuell kaum noch Zugang zu Soli-Spendenbüchsen möglich ist, müssen wir in diesem Fall tatsächlich auf die Überweisung zurückgreifen. Wir würden uns freuen, wenn Menschen, die gerade noch ein wenig Kohle über haben, hier nicht nur einmal überweisen, sondern tatsächlich für die Zeit des Stillstands die Läden regelmäßig unterstützen.
Aktuell könnt Ihr über folgende Wege Spenden an uns überweisen:
Banküberweisung:
Empfänger Stressfaktor
IBAN: DE50 1001 0010 0636 9291 03
Betreff: Covid-Soli
Weitere Möglichkeiten prüfen wir und werden diese hier einfügen, sobald wir was freigeschaltet haben
Wir werden das Geld je nach Bedarf auf die Projekte verteilen, die sich bei uns melden. Je höher die Kosten die ein Projekt zu stemmen hat, desto mehr werden wir versuchen, das Projekt zu unterstützen. Zur Transparenz werden wir regelmäßig die aktuelle Spendenmenge und die Anzahl der unterstützten Projekte veröffentlichen. Welche Projekte genau von uns unterstützt werden, können wir, um die beteiligten Projekte nicht zu gefährden, nicht öffentlich machen.
Da ja derzeit auch der Stressfaktor nicht mehr so ausgiebig genutzt wird, bitte teilt die Aktion über alle Kanäle, die zur Verfügung stehen. Lasst uns das gemeinsam wuppen, solidarisch!
Euer Stressfaktor
Quelle: https://stressfaktor.squat.net/
]]>Das gesamte Jahr 2019 kämpften in Berlin eine Reihe von linksalternativen Kollektiven gegen die Verdrängung aus ihren Räumen und für den Erhalt von Kiezkultur. Die Projekte berichten über die wichtigsten Ereignisse des vergangenen Jahres.
Drugstore, Potse, Syndikat, Liebig 34, Meuterei, G17a und die Köpi gehören zu dem Interkiezionale-Bündnis, welches sich solidarisch und mit vereinter Kraft gegen den Ausverkauf der Stadt stellt.
Für 2020 heißt es einmal mehr: Jede Räumung ist eine zu viel!
Video: Leftvision
]]>Für mehr unabhängige Strukturen gegen den gesellschaftlichen Rechtsruck
Die Lage spitzt sich weiter zu. In der ersten Jahreshälfte 2020 stehen mehrere Räume und Häuser der radikalen Linken in Berlin vor dem Aus – weitere sind gefährdet oder sehen sich ständigen Bedrohungen ausgesetzt. Wir als Antifaschist*innen wissen um ihre Bedeutung und werden sie verteidigen!
Denn bei Liebig, Potse, Syndikat, Meuterei & Co. handelt es sich um mehr als Wohnprojekte, kollektiv geführte Kneipen, experimentelle Jugendclubs und Nischen unkommerzieller (Sub-)Kulturen. Es sind Bastionen gegen die Unmenschlichkeit des hiesigen „Gemeinwesens“. Sie dienen als Treffpunkte, Veranstaltungsorte, Mobilisierungsplattformen und als Zentren der Politisierung und Organisierung ganzer Generationen. Wo sonst finden sich Menschen zusammen, bilden Gruppen, vernetzen und organisieren sich gegen Neonazis, gegen den Rassismus, Sexismus, Hierarchien und Kapital? Wo macht ihr eure Treffen, wo findet ihr Anschluss, wo hört ihr mal Ideen, die nicht dem Mainstream entspringen und wo sonst kann mehr oder weniger frei über aktuelle Ungerechtigkeiten und die Umgestaltung der Gesellschaft verhandelt werden? Wo sind die Orte, an denen über antifaschistischen Selbstschutz gegen Neonaziterror nicht nur geredet, sondern auch gehandelt wird?
Es gibt dafür keine besseren Bezugspunkte als unkommerzielle, autonome und selbstverwaltete Räume. Die Repression und staatliche Verdrängung dieser Räume richtet sich somit nicht allein gegen diese Projekte als solche, sondern ist ein Stich in das Herz der linken Bewegungen und eine ernstzunehmende Bedrohung unserer politischen Wirkmächtigkeit für viele Jahre.
Unser Appell zur Verteidigung der Räume richtet sich nicht an den Staat und die Parlamente, sondern an die sozialen Bewegungen, die diese Stellungen gegen das schlechte Leben, hervorgebracht und über die Jahre gestaltet haben. Wo stehen wir alle in diesen Zeiten größter Not? Wo bleibt die Kampagne für den Erhalt und die Neuschaffung linker Freiräume? Nicht erst seit 2019 sind wir angewiesen auf sich selbst verteidigende und stetig wachsende soziale Bewegungen, die sich notwendigerweise staatsfern organisieren, um widerständig sein zu können.
Denn die staatlichen Akteure sind Motoren der ungerechten Normalität, die an der Verteidigung oder gar Schaffung von oppositionellen Freiräumen nicht interessiert sind. Dass auch der Staat den Antifaschismus als Handlungsfeld konjunkturell für sich entdeckt, ist kein Beweis für eine antifaschistische Transformation des Staates, sondern ein Beweis für staatliches Geschick zur Vereinnahmung, Ablenkung und Einhegung von Kritik.
Auf die naive Hoffnung in staatliche Akteure folgt irgendwann, aber unweigerlich, die Enttäuschung. So ermöglichte der von oben verordnete Geldregen im Nachgang der rassistischen Erhebungen der 90er Jahre unter dem Mantel der „Demokratieerziehung“ eine Professionalisierung und Institutionalisierung von antifaschistischen Akteur*innen, sorgte aber gleichzeitig für deren Abhängigkeit. Schon vor zehn Jahren, noch vor der Gründung der AfD, verabreichte die Bundesregierung der „Zivilgesellschaft“ die bittere Pille der „Anti-Extremismus“-Klausel. Die Zusammenarbeit mit antifaschistischen Gruppen, die sich den Bedingungen des Staates nicht immer unterordnen, wurde tabuisiert – bis hin zur Verleugnung ihres Beitrags gegen die weitere Erstarkung des Faschismus.
Trotz des NSU-Skandal, trotz der belegten Durchsetzung der Sicherheitsorgane mit Neonazis, trotz des Bekanntwerden von Feindeslisten und Umsturzplänen, trotz weiterer Morde und trotz der Beständigkeit von rassistischer Gewalt auf den Straßen, verortet die „Zivilgesellschaft“ den wehrhaften Antifaschismus ausgerechnet bei der Polizei und den Geheimdiensten. Es ist kein Zufall, dass selbst die ausgezeichneten und mit Medaillen Behängten sich nicht schützend vor den unter Beschuss geratenden Antifaschismus stellen, sondern sich lieber darin üben, noch weniger aufzufallen. Budgetkürzungen werden ebenso hingenommen wie die Verfolgung von Menschen, die sich aktiv gegen den Faschismus zu Wehr setzen. Dabei wurde ein immer ohnmächtiger vorauseilender Gehorsam eingeübt und der Extremismus der Mitte unreflektiert übernommen. Diese Spirale dreht sich nun, einmal in Gang gesetzt, fortwährend weiter und führt zur kompletten Handlungsunfähgikeit dieser eingehegten Projekte.
Dem halten wir den Aufbau eigener Strukturen entgegen und laden dazu ein, diese mitzugestalten. Dazu zählen die Freiräume, genauso wie eigene Medienplattformen und Schutzgemeinschaften gegen staatliche Repression. Ohne diese Projekte und Orte gibt es keine antifaschistische oder sonstige soziale Bewegung, die den Anspruch hat, wirklich am Rad der Geschichte zu drehen.
Lasst uns den bedrohten Projekten beistehen und auch mal neue gründen. Für eine antifaschistische Bewegung die gerade in finsteren Zeiten auf sich selbst vertraut.
Unterzeichner*innen:
AKF Berlin Friedrichshain
Antifa 7
Antifa Friedrichshain (AFH)
Antifaschistisches Kaffeekränzchen (AKK)
Autonome Neuköllner Antifa (ANA)
Antifa Westberlin (awb)
Basisantifa Nordberlin (BAN)
Black Pond Antifa (BPA)
feministisch-antifaschistischer Arbeitskreis Berlin (faak)
Jugendantifa Kreuzberg (JAK)
Kein Raum der AfD
Linksjugend [’solid] Berlin
North East Antifascists (NEA)
Theorie Organisation Praxis (TOP)
Uffmucken Schöneweide
Quelle: https://antifa-fh.so36.net/
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