Die Anarchosyndikalist*innen der Workers‘ Solidarity Federation (WSF-IAA), die teilweise selbst ihr Zuhause verloren haben, sind seit Wochen unermüdlich im Einsatz, um wenigstens einigen betroffenen Menschen mit Materialspenden direkte Hilfe zu leisten.
Sie sind in den meistbetroffenen Gebieten Sindh, Khyber Pukhtoonkhwa und Balutschistan aktiv und versuchen mit verschiedenen Methoden der gegenseitigen Hilfe die notleidende Bevölkerung zu versorgen.
Neben der Verteilung von Lebensmittelpaketen und Moskitonetzen haben sie in einigen Obdachlosenlagern auch Wasserbehälter aufgestellt, da die verdreckten Fluten mit Unrat und Chemikalien verseucht sind. Auch planen die Basisgewerkschafter*innen noch mehr Hygieneprodukte, Medikamente und Zelte liefern zu können. Daher geht die internationale Spendenkampagne für die selbstorganisierte Hilfe vor Ort weiter:
PayPal (in Britischem Pfund)
https://www.paypal.com/pools/c/8NfSnN0RXl
Eine der überfluteten Regionen ist Balutschistan, eine Provinz mit reichhaltigen Rohstoffen, die aber von der islamistischen Staatsführung stark ausgebeutet und vernachlässigt wird. Mit den dortigen Erdgasvorkommen wird zwar das ganze Land beliefert, aber für die Leute gibt es keine Gas- oder Stromversorgung. Die Menschen leiden auch unter starker Repression, denn tausende unliebsame Einwohner*innen sind „verschwunden“. Sie werden von Sicherheitskräften entführt, hunderte von ihnen wurden später gefoltert und tot aufgefunden.
Um gegen die Misswirtschaft durch die autoritäre Verwaltung in Balutschistan zu protestieren, haben Mitglieder der WSF sogar eine Hauptstaße blockiert und auf die Unterversorgung aufmerksam gemacht. Denn auch einen Monat nach der Flutkatastrophe stehen die Gebäude immernoch unter Wasser und die Regierung hat die Bevölkerung bisher nicht ausreichend versorgt. Daher wird die Basisgewerkschaft mit gegenseitiger Hilfe und direkten Aktionen den Kampf der Menschen für ihre Recht weiter unterstützen.
Mehr Infos:
„Pakistan: Hilfsaktion für Flutopfer“
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2022/08/28/pakistan-hilfsaktion-fuer-flutopfer/
„Am Mittwoch, 17. März, werden die KollegInnen des Notquartiers Gudrunstraße, eine Einrichtung für obdachlose Menschen des Samariterbunds Wien, ihre Arbeit niederlegen – und das ohne Unterstützung des ÖGB. Denn ihre Arbeitsbedingungen sind unhaltbar und zudem soll dieses Winterquartier mit Ende April geschlossen werden und die befristeten Arbeitsverhältnisse der ArbeiterInnen werden somit nicht verlängert. […]
Weitere Informationen zum Arbeitskampf in der Gudrunstraße auf der Seite der Initiative Sommerpaket:
Warum muss die Gudi schließen?
vom 13.03.2021
Gipfel der Repression: NQ Gudrunstr. muss schließen
vom 09.03.2021 – mit den Zielen des Streiks
Eilmeldung: Erneut Cluster im Winterpaket – auch Basismitarbeiter*innen betroffen vom 29.01.2021″
]]>Im Vereinigten Königreich erlebt jede dritte Frau* und 2,5 % aller Männer* in ihrem Leben häusliche Gewalt. Ein Fünftel der berufstätigen Frauen* musste deswegen eine Auszeit nehmen, doch nur 5% aller Arbeitgeber*innen bieten spezielle Maßnahmen, um häusliche Gewalt zu thematisieren und die Mitarbeiter*innen zu unterstützen.
Momentan wird darüber diskutiert, die entsprechende Gesetzgebung (Domestic Abuse Bill) wegen ihrer Definition von Missbrauch zu überarbeiten. Sie soll nun auch wirtschaftlichen und finanziellen Missbrauch umfassen, um anzuerkennen, dass es den Betroffenen unmöglich ist ihr Geld zu verwalten, solange sie von ihren Missbraucher*innen abhängig sind. Das neue Gesetz mag zwar gut gemeint sein, greift jedoch zu kurz. Wir haben keine Zeit, um auf seine Verabschiedung zu warten. Oder darauf, dass Gelder und Mittel bei den Kommunen ankommen. Eine Auflistung derjenigen, die trotz dieses Gesetzes ungeschützt bleiben, wäre endlos.
Für einige Leute kann eine Flucht aus dem Missbrauch Obdachlosigkeit oder sogar Abschiebung bedeuten. Den Frauen* ohne Zugang zu öffentlichen Fördergeldern (Asylsuchende und Migrant*innen ohne Papiere) wird der Zugang zu Notunterkünften verweigert, wenn sie versuchen ihren Missbraucher*innen zu entfliehen und sie bekommen weder eine Wohnung, noch Hilfsgelder. Die Polizei tauscht zudem alle Informationen über den Migrationsstatus von Opfern mit dem Innenministerium aus, um die Einwanderung zu kontrollieren. Nicht-weiße (black and minority ethnic), migrantische, behinderte, queere (LGBTQIA) und erwerbslose Frauen* sind jetzt und in Zukunft einem höheren Risiko der Vernachlässigung ausgesetzt und werden zudem für ihr Unglück verantwortlich gemacht.
Zudem erschwert eine Mischung aus schlechten Arbeitsbedingungen und Sexismus am Arbeitslatz den Opfern und Überlebenden von Misshandlung den Zugang zu den benötigten Hilfen und Unterstützungsleistungen. Wenn wir also Solidarität am Arbeitsplatz schaffen wollen, so müssen wir uns der Tatsache bewusst sein, dass unsere Kolleg*innen möglicherweise zuhause von Gewalt betroffen sind. Und wir dürfen auch nicht die Anzeichen übersehen, falls ein*e Kolleg*in selbst Missbraucher*in ist.
Es ist unsere Verantwortung, uns zu bilden und zu organisieren, um sicherere Arbeitsplätze zu gestalten. Wenn du in einem gewerkschaftlich organisierten Betrieb arbeitest, so mische dich ein und mache Druck, um bessere Bedingungen durchzusetzen. Frage nach, wie Maßnahmen gegen häusliche Gewalt entsprechend der Gesetze zum Schutz von Frauen* und Mädchen* (VAWG) umgesetzt werden können. Wenn es an deinem Arbeitsplatz keine Gewerkschaft gibt, dann kannst du mit deinen Kolleg*innen diskutieren und dich organisieren, um eure Bedingungen zu verbessern. Macht einen Plan, um Betroffene und Überlebende zu unterstützen, auch damit niemand wegen der erlebten häuslichen Gewalt mit Abmahnungen bestraft wird.
Unterstützung am Arbeitsplatz für Opfer und Überlebende häuslicher Gewalt:
– Glaubt ihnen
– Respektiert ihre Privatsphäre. Vertraulichkeit ist grundlegend, unabhängig von eurem Verhältnis zu diesen Personen. Sprecht nicht ohne ihre Zustimmung mit anderen Kolleg*innen, Freund*innen oder Vorgesetzten über ihr Privatleben.
– Bedenkt, dass eine Flucht aus dem Missbrauch nicht immer möglich ist. Hört zu und unterstützt, aber handelt nicht stellvertretend und meldet nichts, außer diese Personen befindet sich in unmittelbarer Gefahr. Sonst könntest ihr deren Lage noch verschlimmern.
– Helft ihnen mit den Arbeitsaufgaben und springt ein, wenn sie eine Auszeit brauchen. Verratet sie nicht, wenn sie ihre Arbeit nicht erledigt haben.
– Tauscht möglichst Schichten oder Stellen mit ihnen, damit die Missbraucher*innen nicht ihre Arbeitsstrukturen kennen.
– Wenn machbar, geht für sie ans Telefon, um mögliche Anrufe der Missbraucher*innen zu verhindern.
– Bietet an, sie abzuholen und nach Hause mitzunehmen, um Begegnungen mit ihren Missbraucher*innen zu vermeiden.
– Bereitet euch darauf vor, dass die Missbraucher*innen am Arbeitsplatz auftauchen könnten.
– Unterstützt sie aktiv durch Begleitung zu Mitarbeiter*gesprächen und Kranken*gesprächen.
– Wenn es sich bei den Missbraucher*innen um eure Kolleg*innen (oder Chef*innen) handelt, dann verhindert, dass die Betroffenen jemals mit denen alleine sind, und helft bei der Beweissicherung des Missbrauchshandelns.
– Macht gemeinsame Aktionen gegen ungerechte Entlassungen und Strafmaßnahmen.
Fordert Änderungen eurer Arbeitsbedingungen und der Betriebskultur,
um die Betroffenen weiter zu unterstützen:
– Flexible Arbeitsbedingungen und angemessener Auftragsumfang bei gleicher Bezahlung
– Bezahlte Auszeit und spezielles Urlaubsgeld, unabhängig vom garantierten Jahresurlaub.
– Wechsel der Arbeitszeiten und -plätze, sowie Wechsel der Telefonnummern/E-Mail-Adressen, um zu verhindern, dass die Missbraucher*innen sie im Betrieb kontaktieren oder aufsuchen.
– Keine Strafmaßnahmen wegen Abwesenheit oder Minderleistung.
– Vorauszahlung von Geldern zur Unterstützung von Überlebenden.
– Sicheren Zugang zu speziellen Hilfsangeboten und Informationen.
– Weiterbildung und Aufklärung zum Thema, um den einstieg in die Hilfe sicher und angemessen zu gestalten.
– Ausarbeitung einer Strategie gegen häusliche Gewalt (Domestic Abuse Policy) samt Sicherheitsplan zur Einrichtung eines Unterstützungsnetzwerks für Opfer und Überlebende
Sexismus und geschlechtliche Gewalt liegt in der Verantwortung von allen. Allein letztes Jahr [2020] waren 2,4 Millionen Erwachsene im Vereinigten Königreich von häuslicher Gewalt betroffen. Schaut euch um und organisiert euch, um das zu ändern.
Falls Du Interesse an einer Organisierung an deinem Arbeitsplatz hast, so bietet die Solidarity Federation eine Reihe von Trainingskursen an, darunter auch Kurse für Frauen*, welche sich am Arbeitsplatz organisieren möchten. Außerdem begrüßen wir alle anonymen Berichte/Beispiele über Erfahrungen mit häuslicher Gewalt, die in den Kursen vorgestellt werden können. Für weitere Informationen schreibt an [email protected] […]
Quelle: http://liverpoolsf.org/domestic-violence-is-a-workplace-issue/
Übersetzung: Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln, https://asnkoeln.wordpress.com, (CC: BY-NC)
]]>Arbeiter*innen können bestimmte Arten der Hilfe garnicht selbst beantragen, nur die Chefs können das. Die ZSP hat außerdem statistisch nachgewiesen, dass viele Unternehmer*innen für ihre Belegschaften diese Unterstützung nicht beantragen. Die Erwerbslosen oder Leute ohne Auträge haben keinen Hilfsanspruch. Daher hat die ZSP die Probleme dieses Gesetzesentwurfs öffentlich angesprochen und diese Punkt werden weitläufig kritisiert, wobei solche Einwände auch von Anderen vorgebracht wurden. An dieser Stelle kann dies jedoch nur kurz erwähnt bleiben, ohne allzu sehr ins Detail zu gehen.
Die ZSP-IAA fordert:
– Änderungen im „Schutzschild 2.0“, damit die öffentlichen Gelder direkt an die am meisten Bedürftigen gehen und nicht nur den hohen Profiten der Unternehmen und Investor*innen dienen.
– Bezahlung von 100% der Wartezeit für alle; Finanzielle Nothife für alle, die von der Regierung vergessen wurden (wie Erwerbslose und Auftragsarbeiter*innen)
– Krankengeld für alle Patient*innen, unabhängig von der Art ihrer Anstellung; freie Gesundheitsversorgung und Medikamente; Versorgung mit Schutzausrüstung für alle Bedürftigen; mehr Ausgaben für das Gesundheitswesen; Lohnerhöhung für Pfleger*innen und Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen
– Gesellschaftliche Solidarität mit Arbeiter*innen in wichtigen Dienstleistungen; außerdem mehr Personal statt Überstundenzwang
– Rücknahme der neuen Rechtsbestimmungen, die es den Unternehmen leichter machen die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern, ohne die Zustimmung der Arbeiter*innen oder Gewerkschaften; Einführung neuer, wirksamer Regelungen zur Bewältigung der Veränderungen
– Anhebung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen für alle Unterbezahlten; angemessene Löhne für alle!
– Besondere Unterstützung für Wohnungslose und Menschen in schwierigen Hygiene- oder Wohnsituationen (samt Überbelegung); gesellschaftliche Solidarität mit Hochrisikogruppen; Unterstützung für Opfer von häuslicher Gewalt; Mieterlass und mehr Hilfen für Mieter*innen
– Zugang zu Hilfen für Leute mit miesen Schundverträgen, ohne einbeziehung der Arbeitgeber*innen; mehr Rechte für die Arbeitsaufsicht; Rechtshilfe und Unterstützung für Menschen mit „Trash-Verträgen“ [wie Null-Stunden-Wochen], die den Status ihrer Anstellung regeln wollen
– Sofortiges Ende des Verbots öffentlicher Versammlungen und Proteste, unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen
Immer, wenn die Chefs oder der Staat und zu gefährlichen Arbeiten zwingen, sollten wir in Streik treten. Kämpfen wir unsere Rechte! Protestieren wir gegen die unsoziale Politik der Regierung!
Związek Syndykalistów Polski
ZW Warszawa
Quelle: https://zsp.net.pl/demands-may-day
Übersetzung: Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln (CC:BY-NC)
Siehe auch:
„Polen: Keine Zeit für Angst! Es ist Zeit zu handeln!“
USA: Arbeiter*innen berichten über die Coronakrise
Britannien: Pfleger*innen – Kanonenfutter für das Virus?
Britannien: Organisierung von Pflege-Arbeiter*innen
Britannien: Zusammenbruch des Neoliberalismus
Frankreich: Bildungsystem in der Gesundheitskrise
Frankreich: Airbus-Arbeiter*innen wieder ans Werk
Frankreich: Aufruf zum Corona-Solidaritätsstreik
Frankreich: Politik labert, Arbeiter*innen leiden
Spanien: Erklärung der CNT-IAA zum Notstand
Polen: Keine Zeit für Angst! Es ist Zeit zu handeln!
Russland: Verhängung der Ausgangssperre
Österreich: Kundgebung bei Caritas-Warnstreik
Indien: Die Folgen der Ausgangssperre
International: Arbeiter*Solidarität mit Bangladesch
International: Dieses System macht uns krank!
International: Aktionstag „Wohnraum für alle!“
International: Aktionstage für offene Grenzen
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Newsletter-Archiv:
https://asnkoeln.blackblogs.org/download/broschueren/anarchosyndikalismus-international/
CreativeCommons: BY-NC
]]>Die Unglücklichen oder Draufgänger*innen, welche das tagelange Eingesperrtsein in den vier Wänden ihrer kleinen Zellen nicht ertragen können, werden mit hohen Bußgeldern oder Gefängnis bestraft. In einigen Städten wurden bereits besondere Passierscheine ausgestellt, um das Haus zu verlassen. In Moskau wird eine ähnliche „Neuerung“ noch diskutiert. Es werden Methoden der totalen Überwachung eingeführt, die uns an die dunkelsten Seiten von Orwell [„1984“] oder an dystopischen Cyberpunk erinnern.
Das öffentliche Gesundheitssystem in Russland wurde, wie in vielen anderen Ländern, fast vollständig zerschlagen oder größtenteils geschwächt. Die Politiker*innen, welche die Interessen der Reichen verteidigen, sind dabei verantwortlich für die „Verbesserungen“ der letzten Jahrzehnte.
Denn dadurch ist es fast auf der ganzen Welt schon zum Problem geworden, nichtmal hunderttausende, sondern sogar nur einige Hundert ernsthaft erkrankte Leute zu behandeln. Eben aus diesem Grund ist wegen der Epidemie eine Massenpanik entstanden, die in den Medien und bei den herrschenden Kreisen verschiedener Länder zu erkennen ist.
Sie versuchen nun diese Probleme mit kurzfristigen Notmaßnahmen zu lösen, wie das vorübergehende Umstrukturieren der bestehenden Krankenhäuser und Reha-Kliniken, die zeitweise Lohnerhöhung für Ärzt*innen oder befristete Investitionen in das Gesundheitswesen. Dabei wird jedoch der allgemeine gesellschafltiche und wirtschaftliche Kurs beibehalten, um die Interessen der größten Kapitalist*innen und obersten Beamt*innen zu wahren.
Im heutigen Russland wird die Bevölkerung mit Hausarrest und Arbeitsplatzverlust bestraft, wobei ihre Fähigkeit ein normales Leben zu führen eingeschränkt wird, da sie der neoliberalen „Optimierung“ des Gesundheitssystems nicht genug entgegengesetzt hatte: Abbau der Betten, Verdrängung von Fachkräften aus der Pflege, Schließung von Notfallabteilungen, Verkauf von Forschungseinrichtungen, Auslagerung medizischer Dienste an die Privatwirtschaft (statt sie zu unterstützen), Zerschlagung des medizinischen und professionellen Untersuchungsystems, usw.
Die totalitären Regierungsmaßnahmen haben jetzt der sozio-ökonomischen Lage der Arbeiter*schaft einen schweren Schlag versetzt. Die Schließung vieler Unternehmen, Firmen und Dienstleistungen entzieht tausenden Arbeiter*innen ihre Lebensgrundlage. In einigen Fällen wurden ihnen materielle Entschädigung versprochen, aber nicht genug, um davon leben zu können. Zahlreiche Firmeneigentümer*innen weigern sich, wegen der Schließung weiterhin die Löhne zu zahlen.
Die verletzlichsten Teile der Arbeiter*schaft sind daher in einer besonders schwierigen Lage, darunter die „informell“, ohne Vertrag oder in der „Schattenwirtschaft“ Arbeitenden. Sie werden überhaupt nichts bekommen! Im Gegensatz dazu wird jenen, die zum Weiterarbeiten gezwungen werden (Transport, Gesundheit, Einzelhandel usw.), meist sogar die grundlegende Schutzausstattung gegen Infektionen vorenthalten.
Die Behörden haben die materielle Last der Krisensituation komplett auf den Schultern der Arbeiter*innen abgeladen. Die herrschende Oligarchie will die Reichen jenoch nicht dafür zahlen lassen. Stattdessen werden auf die kleinen Ersparnisse der Leute, die sie jahrelang zusammengekratzt haben, jetzt neue Steuern erhoben.
In dieser schwierigen Zeit protestiert die russische Sektion der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziaion gegen das totalitäre Vorgehen der Regierung und zeigt sich vollkommen solidarisch mit allen Arbeiter*innen. Dabei ist ihr bewusst, dass unter den Bedingungen eines allgemein verhängten Hausarrests die M
öglichkeiten eines massiven und offenen Widerstandes kaum vorhanden sind. Aber jede Person, die nun gezwungen ist zuhause zu sitzen oder weiterzuarbeiten, kann mehr als andere die eigenen Fähigkeiten bewerten und ihre Handlungsmöglichkeiten abschätzen.
Natürlich ist diese Epidemie nun mal eine Seuche und sogar falls ihre Gefährlichkeit hysterisch übertrieben sein sollte, ist es trotzdem nötig die grundlegenden Regeln der individuellen Hygiene einzuhalten. Daher ist es umso nötiger, von der Regierung und den Chefs weitere Maßnahmen zur Gewährleistung angemessener Arbeitssicherheit einzufordern. Diese muss noch heute allen zur Verfügung gestellt werden, die weiterarbeiten müssen. Und ihnen muss die komplette Schutzausrüstung auf Kosten der Unternehmen oder des Staates geliefert werden, so wie auch die übliche Gesundheitsversorgung weitergehen muss, usw. Die Kollektive der Arbeiter*innen sollten daher diese Forderungen aufstellen und mit Nachdruck verfolgen, bis hin zur Organisierung von Streiks, wo noch gearbeitet wird.
Allen, die nun zur Erwerbslosigkeit gezwungen sind, ob vorübergehend oder dauerhaft, sollte weiterhin ihr Lohn ausgezahlt werden. Diese Forderung muss an erster Stelle stehen! Wenn das entsprechende Unternehmen oder die Einrichtung pleitegeht, muss der Staat diese Zahlungen übernehmen, denn er hat schließlich diesen Arbeitsstopp verhängt. Er könnte sich das Geld ja von den Milliardär*innen zurückholen!
Den Menschen müssen auch angemessene Möglichkeiten zum Einkauf in den Geschäften oder das Spazierengehen ermöglicht werden, was ja auch die Abwehrkräfte stärkt. Für dejenigen, welche vom Staat unter Hausarrest gestellt wurden, sind neuen Formen von Protest und Widerstand ohne Bezug zum Arbeitsplatz möglich. Beispielsweise der Mietstreik und ein Boykott von Nebenkostenzahlung, nach Vorbild des Mieter*innen-Streiks, den die spanischen Anarcho-Sydikalist*innen am 01. April begonnen haben!
Und natürlich bleibt die gegenseitige Hilfe „von unten“ das Wichtigste in Bezug auf die erzwungene soziale Isolation,, durch welche die Regierung versucht unsere sozialen Verbindungen zu kappen: Hilfe beim Einkauf für alle, die nicht nach draußengehen können, aber auch Unterstützung von Kranken und Menschen in Quarantäne, sowie die Solidarität miteinander.
Die Arbeiter*innen sind daher aufgerufen, nicht den Kontakt zueinander zu verlieren, nicht dem verordneten gesellschaftlichen Ausschluss zu unterliegen und sich stattdessen zu organisieren. Zunächst in sozialen Netzwerken, dann am Wohnort und wenn möglich am Arbeitsplatz, um ihre Menschen- und Arbeitsrechte, sowie ihre Interessen zu verteidigen.
Unsere Rechte sind nicht in Quarantäne! Nicht klagen, sondern kämpfen!
Konföderation revolutionärer Anarcho-Syndikalist*innen (KRAS-IAA)
[Конфедерация революционных анархо-синдикалистов]
Quelle:
https://iwa-ait.org/content/statement-kras-iwa-regarding-introduction-house-arrest
Übersetzung:
Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln, https://asnkoeln.wordpress.com (CC:BY-NC)