anna ruhtra https://annaruhtra.blackblogs.org kritik. antifa. marxismus. Fri, 11 Apr 2025 11:28:30 +0000 en-GB hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Outcall Antifa: Buch veröffentlicht! https://annaruhtra.blackblogs.org/2025/03/02/outcall-antifa-buch-veroffentlicht/ Sun, 02 Mar 2025 12:43:34 +0000 https://annaruhtra.blackblogs.org/?p=182 Mein Buch Outcall Antifa – Sexismus in den eigenen Reihen und das Scheitern an einer “feministischen Revolution” ist jetzt erhältlich!

Ihr findet es hier:

Amazon

Verlag

Kontakt: annaruhtra [[at]] riseup.net

]]>
Sackgasse Identitätspolitik https://annaruhtra.blackblogs.org/2023/12/28/sackgasse-identitatspolitik/ Thu, 28 Dec 2023 12:24:10 +0000 https://annaruhtra.blackblogs.org/?p=130 Exkurs in die Heimat

Betrachten wir die Diskurse zu dem Begriff „Heimat“ wird schnell deutlich: wenn es eine Heimat gibt, bedeutet das für die Menschen eine Identifikation mit diesem Ort und der Vorstellung, sie hätten mit den Menschen von dort etwas gemeinsam. Es mag stimmen, dass man an manchen Orten den Kartoffelsalat schon immer gleich zubereitet hat, dass wenn man von dort kommt, man ihn schon immer so gegessen hat und gar nicht anders mag. So geht es vielleicht auch allen anderen in Altheim, jedoch ist die darauffolgende Identifikation mit anderen Menschen aus Altheim ein falsches Bewusstsein: sie haben nicht wirklich viele Gemeinsamkeiten. In Altheim wohnt eine Lesbe, einer der reich erbt, ein Frauenschläger, eine Depressive, eine Kindergärtnerin, ein Hausarzt, ein Nazi und ein Linker (hoffentlich). Diese Menschen essen vielleicht ihren Kartoffelsalat auf die gleiche Weise, haben aber nichts entscheidendes gemeinsam. Der Begriff Heimat vereint sie also zu Unrecht. Und was das Konzept Heimat dabei verlangt, ist, dass es Menschen gibt, die dazugehören, und welche die es nicht tun. Die Heimatkritik schlussfolgert schnell, dass die Vorstellung von Heimat in Traditionskult und Feindlichkeit gegenüber neuen Dingen aber auch Menschen umschwingt. Wer von Heimat faselt, faselt vielleicht auch schneller davon, dass der Kartoffelsalat deutsch ist und deutsch bleiben soll, dass der Kartoffelsalat gefährdet ist durch unsere neuen Mitbürger:innen, dass Kartoffelsalat und Kopftuch nicht zusammengehören. Aus dieser sehr gängigen Debatte für und gegen den Begriff Heimat, können wir ableiten, was die Menschen mit Heimat verknüpfen: sie mögen die Lüge der großen Zusammengehörigkeit, die auf kleinen wahren Gegebenheiten beruht. Der Kartoffelsalat in Altheim ist eventuell anders als in anderen Teilen der Welt, sich aber auf Kartoffelsalat zu berufen, verschließt die Augen vor echten Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Die Identität als Altheimer:in kann dadurch schaden. Auch in heutigen postmodernen Theorien, versteifen sich linke Analysen auf Identitäten, es entwickelte sich Identitätspolitik. So schlossen sich queere Menschen anhand ihres Geschlechts oder ihrer Sexualität zusammen, Frauen schlossen sich zusammen genauso wie Menschen, die Rassismuserfahrungen machen. Aus ihrer Diskriminierung leiten sie eine Identität ab, auf welche sie sich berufen.

Ist das falsch?

Diese Realitäten sind wahr, verkennen aber andere Unterschiede oder Gemeinsamkeiten außerhalb und innerhalb dieser Identitätsgruppen. Es beginnt eine falsche Separation. Wer sich beispielsweise aufgrund seiner:ihrer Hautfarbe in einer Gruppe zusammenfindet, verkennt, dass die Erfahrungen, Chancen und Unterdrückungen in unserer Gesellschaft nicht alleinig von einer Hautfarbe abhängen. Ebenso bringen reine Frauengruppen keine Einheit und Schlagkraft durch die Geschlechtszugehörigkeit. Noch falscher wäre es, sich in noch kleine Gruppen zu splittern, wie etwa eine Frauengruppe für schwarze Frauen oder eine Gruppe für weiße schwule Männer. Es ist zunächst logisch, dass Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind, diese analysieren und eine Identität daraus konstruieren. Im Widerstand gegen die Unterdrückung ist es dann wichtig, einen Stolz aufgrund dieser Identität zu entwickeln und sie nicht zu verkennen oder zu weichen. Dennoch darf dieser Prozess nicht dort enden und in einer Abkapselung der Identität münden. Damit entzieht man sich den Kämpfen, welche eben nicht in Splittergruppen, die sich auf eine Teilgemeinsamkeit versteifen, gelingen können.

Identität Klasse

Stattdessen müssen sich die einzelnen Personen in identitätsübergreifenden Gruppen zusammenfinden, die sich auf einer einzigen Identität beruft: ihrer Klassenzugehörigkeit. Das ist die einzige Ausbeutung, die sie alle gemeinsam haben und die ihre Überausbeutungen, wie etwa die von Frauen erklärt und bestärkt. Die einzelnen Erfahrungen, wie beispielsweise Rassismus, müssen in diese Organisationen hineingetragen werden, anstatt sie auszulagern. Oft meiden allerdings Menschen diese Art der politischen Organisation, da sie sich lieber in die Lüge der Identität stürzen wollen und sich einreden, in den Kleingruppen sicherer zu sein. Dabei wird wieder verkannt, dass es in unserem System keine Sicherheit geben kann, auch nicht unter vermeintlich Gleichen und dass dieser Rückzug keine Veränderung bewirken kann. Man kapselt nämlich nicht nur sich, sondern auch die Forderungen ab.

Der Zusammenschluss von FINTA-Gruppen aufgrund von der Identität, patriarchal unterdrückt zu sein, mündet oftmals darin, dass die einzelnen unterschiedlichen Unterdrückungsmuster verschleiert werden, da sie der gemeinsamen Identität als „FINTA“ weichen müssen. Zudem hat diese Form der Politik eine Wirkung auf alle Männer: sie müssen sich nicht mehr mit den Anliegen der „FINTA“ beschäftigen, da diese nun eigene Strukturen haben. Von diesem falschen Zusammenschluss von „FINTA“ profitieren also weder die Inkludierten, noch die Exkludierten. Stattdessen hemmt es die Politik beider Gruppen.

Selbstentmündigung

Ebenso kann es passieren, dass die Versteifung auf die vermeintlich gleiche Identität und vermeintlich gleiche Diskriminierung in solchen Identitätsgruppen dazu führt, dass die Menschen sich nicht als mündige Frauen, Non-binary, oder Interpersonen sehen – stattdessen kommt es nach und nach zu einer Identifikation mit einer „Opferrolle“. Die Identität ist nicht mehr das Geschlecht, sondern die Tatsache geschlechtsbasierte Gewalt zu erfahren. Eine Falle, die den Menschen nicht nur psychische Kraft, sondern auch politische Schlagkraft raubt. Ebenfalls leidet der politische Kampf unter mit dieser Politik einhergehenden Regeln: wir sahen schon, dass es inkludierte und exkludierte Menschen durch die Vorstellung fester Identitäten gibt. Die Identitätspolitik verlangt daher von Menschen, dass nur die Menschen mit entsprechender Identität und Erfahrung ihre Kämpfe führen dürfen – alle anderen sind maximal Allys. Das ist eine Hemmung aller Kräfte und zeigt sich in kleinsten Situationen: ein politisches Treffen, dass Forderungen gegen das Patriarchat oder gegen Rassismus ausarbeiten möchte, aber nur aus weißen Männern besteht, darf nach der Identitätspolitik nicht für diese Diskriminierungen und nicht für die Betroffenen sprechen, damit können sie keine antipatriarchale oder antirassistische Politik machen – sie bleibt wieder an Betroffenen und Überausgebeuteten hängen oder muss von ihnen angeleitet werden. Dafür müssten sie erst einmal in dieses Treffen kommen, was sie nicht tun, da sie ihr eigenes aufgrund ihres Andersseins und ihrer vermeintlichen internen Zusammengehörigkeit haben.

Antikapitalismus für den Kapitalismus

Menschen sind also plötzlich geteilt aufgrund von Eigenschaften, die uns das System eintrichtert: Geschlechtertrennung, „Rassentrennung“, „normale“ Sexualitäten und queere Sexualitäten. Die Welt, die bekämpft werden soll, wird so noch stärker reproduziert. Das Konzept Ally-Ship teilt dann in Menschen, die Kämpfe führen und Menschen, die sie angeblich nicht führen, sondern unterstützen sollen. Dabei ist das schlicht und einfach falsch: wer nämlich einen Kampf gegen Unterdrückung führen möchte, muss das auch mit Männern tun, sogar mit weißen Männern. Die Unterdrückung fußt auf einer Ausbeutung, von der auch sie, als Arbeiter, betroffen sein können. Die Teilung in Betroffen und Allys verkennt das. Es darf nur eine Aufteilung geben zwischen solidarisch miteinander antikapitalistisch Kämpfenden und zu bekämpfenden Ausbeutern. Alles andere ist eine schwächende und falsche Trennung, eine Verblendung durch Identität, eine verbindende Lüge (nach Anthony Appiah). Unser Kampf darf keiner sein, in dem manche nur Allys sind, unser Kampf muss einer sein, in dem wir alle mit Solidarität kämpfen, einer in dem es keine passiven Rollen gibt, bei denen man sich aus der Betroffenheit und Verantwortung ziehen kann.

Die Ausbauten des Kapitalismus, wie beispielsweise der Rassismus, sind zeitgleich seine Stützen: nicht nur hilft er ihm, die globale Ausbeutung zu betreiben, gleichzeitig spaltet er den Widerstand gegen ihn. Der weiße Arbeiter fällt auf die Falle rein, und gibt die Schuld am schlechten Lohn den Geflüchteten, die ihm angeblich Geld, Arbeit, Wohnraum und Frauen wegnehmen würden. Anstatt die Verantwortlichkeit in der Politik zu suchen, nimmt er sich die leichteren Erklärungen, fällt auf diese Geschichten herein und lässt sich verblenden. Genau dieser Zustand ist eigentlich unser Feind, genau gegen diese Ideologie und kapitalistischen, rassistischen und patriarchalen Zustände gilt es aktiv zu werden. Dafür muss eine Politik gestaltet werden. Die Identitätspolitik ist es aber nicht, sie fußt genauso auf der Trennung von Widerstand, einer Schwächung der Revolution.

Antifa als Identität

Das gilt absurder Weise auch für die Identität „Antifa“ – manche Antifaschist:innen reimen sich auf ihre gesellschaftliche Ausgrenzung und Erfahrung mit Polizeigewalt eine Identität zusammen als „Antifa“. Als solche kapseln sie sich ebenfalls ab, schließen mit einer Gesellschaft ab, die sie verändern wollen, ohne zu hinterfragen, ob sich eine Gesellschaft verändern lässt, von der man sich bewusst distanziert. Dabei ist die Lösung für alle Identitäten, auch die als Antifaschist:in, sie bewusst in die Gesellschaft und raus aus der Abschottung zu bringen. Dieses In-die-Gesellschaft-treten, darf sich aber nicht in reiner Repräsentation erschöpfen.

Keine Quoten, Werbeplakate oder Fernsehrollen verändern unser Leben voller Unterdrückung. Natürlich ist sichtbare Diversität wichtig. Noch wichtiger ist aber, dass es nicht nur bei der Darstellung bleibt, sondern auch eine ernsthafte Gleichbehandlung von Hautfarben, Geschlechtern und Sexualitäten folgt. Und dieses Ziel erreichen wir nicht durch die Behandlung von kleinen Symptomen, wir müssen an die Wurzel. Für den Feminismus gilt daher: Jeder Feminismus, der nur Wert auf Repräsentation von Frauen und anderen unterdrückten Geschlechtern legt, ist eine kapitalistische und neoliberale Verblendung. Oder um es mit den Worten von keinem weniger als Pöbel MC zu sagen „Euer Markt wird nicht gerecht, egal wie er sich umdeutet. Ihm ist doch scheißegal, welches Gender dich ausbeutet.“ – das Girlboss-Movement ist das peinliche Comeback der bürgerlichen Frauenbewegung. Das einzige Problem unserer Zeit ist nur, dass ihm nicht mehr die proletarische Frauenbewegung die Stirn bietet, sondern ein weiterer verblendeter Feminismus, der lediglich fordert, die Sprache müsse mehr Geschlechter ansprechen. Dort muss tatkräftig angesetzt werden: zeigen wir den kapitalistischen Feminismen, wie eine Befreiung aller Geschlechter aussieht. Bauen wir einen Feminismus auf, der einen klaren Klassenstandpunkt hat. Einer, der Klasse nicht als Identität und Unterdrückung durch „Klassismus“ abtut, sondern einer, der den Kapitalismus stürzen will und ökonomische Ausbeutung bekämpft.

]]>
Die FLINTA ins Korn werfen! https://annaruhtra.blackblogs.org/2023/12/28/die-flinta-ins-korn-werfen/ Thu, 28 Dec 2023 12:10:12 +0000 https://annaruhtra.blackblogs.org/?p=125 Warum wir den Akronymen in vermeintlich linker Theorie ein Ende bereiten sollten

In der postmodernen Linken haben viele Abkürzungen und Buchstabenaneinanderreihungen Einzug gefunden – die Problematik daran soll anhand des präsentesten Beispiels analysiert werden. Der Begriff FLINTA (bzw. FINTA) wird sehr häufig in queerfeministischen Kreisen benutzt, um vom Patriarchat unterdrückte Geschlechter zusammen zu führen und zu benennen. Dabei ist die Buchstabenabfolge ein Akronym der Personengruppen Frauen, Lesben, Intergeschlechtliche, Non-Binäre, Transpersonen und Agender Personen. Die Reihenfolge der Buchstaben variiert mittlerweile, um jeweils Personengruppen präsenter zu benennen (vgl. TINFLA). In vielen Bereichen von Texten über Reden, Kloschildern bis hin zu Demonstrationsaufrufen ersetzt der Begriff (fälschlicherweise) weitestgehend den Begriff Frau oder den Begriff Queers (für queere Geschlechter und Personen). Es soll analysiert werden, warum wir keine dieser Personengruppen mit den genannten Akronymen benennen sollten und warum die Nutzung von Akronymen fortschrittlicher Politik schaden.

  1. Die Sache mit den Massen, die Sache mit der Anschlussfähigkeit

In erster Linie sind Bezeichnungen wie FLINTA für große Teile der Gesellschaft nicht anschlussfähig. Das liegt daran, dass der Begriff eine Neuschöpfung ist und in vielen Bereichen noch keine Bekanntheit hat. Das hat viele Gründe. Zum einen kommen äquivalente Begriffe zum im deutschen Sprachraum genutzten FLINTA-Begriff in anderen Sprachen nicht vor. Folglich kann er gerade Menschen mit anderem sprachlichem Hintergrund nicht übersetzt werden. Außerdem herrscht der Begriff in einer politischen Szene vor, die wie der Begriff Szene schon verdeutlicht, sehr stark abgeschottet unter sich bleibt. Diese Szene erklärt zwar in jedem Plenum an der Anschlussfähigkeit arbeiten zu wollen und beschließt niederschwellige Kommunikation, jedoch ist das nicht das Problem. Vielmehr ist es die Tatsache, dass diese Kreise sich als moralisch überlegen inszenieren: sie kapseln sich ab, weil sie postulieren, die richtigen Wörter zu benutzen, weil sie keiner Personengruppe wehtun und alle berücksichtigen würden. Aber eigentlich kapseln sie sich ab, weil sie alle den gleichen Hintergrund haben, die gleichen Schuhe tragen – sie haben gemeinsam, nur vorzugeben, die Gesellschaft verändern zu wollen. Stattdessen genießen sie ihre Ruhe in einer Jugendkultur, wo man mit den barbarischen Arbeiter:innen nichts zu tun haben muss. Man ist ganz froh, ihnen fern zu sein, denn die glauben nicht an queere Geschlechter, die sind alle patriarchal und sagen Frau statt FLINTA. Man eröffnet vermeintliche Saf(r)space – anstatt sich dem Widerstand der Umstände anzunehmen. In Plena Niederschwelligkeit zu verlangen bedeutet nämlich eigentlich, dass sie eine Stufe sehen. Eine Stufe, die nicht ein höheres Klassenbewusstsein beschreibt, sondern eine Grenze der einfachen Leute und den Aufstieg zu Moralist:innen – diese Schwelle sollte nicht niederschwellige gestaltet werden, sondern sich vollständig aus ihren Köpfen lösen. Während man sich moralisch abgrenzt, anstatt Politik zu machen, verkennt man die Realität: im Alltag dieser einfachen Leute, der Arbeiter:innen, gibt es eine sehr klare Einteilung in Mann und Frau, oder eine Einteilung in unterdrückte Geschlechter und einem profitierenden Geschlecht. Diese binäre Einteilung können wir zwar als radikale/revolutionäre Linke nicht gutheißen, jedoch müssen wir ihre alltägliche Existenz ernsthaft angehen, anstatt sie durch sprachliche Veränderung lediglich zu vertuschen.

2. Abkürzung wohl eher Verkürzung

Die Zusammenführung von Frauen und queeren Geschlechter, in beispielsweise einem Begriff ist auch eine stark verkürzte Analyse von Unterdrückungsverhältnissen im Patriarchat und Kapitalismus. Die Ausbeutung von und der Hass auf Frauen sind schlicht und einfach nicht identisch mit den Erfahrungen von queeren Geschlechtern, wie auch umgekehrt. Nicht-binäre Menschen leiden beispielsweise unter der Ausgrenzung und Diskriminierung in einer binären Welt – eine Erfahrung, die Frauen nicht machen. Genauso erleben Transmänner und Transfrauen sehr unterschiedliche Anfeindungen – nicht einmal ihr Leben lässt sich unter dem „T“ von FLINTA gleich benennen. Geschweige denn lässt sich ihr Leben mit den Erfahrungen von Interpersonen gleichsetzen. Wir sehen also, dass mit der Zusammenführung verschiedenster Personengruppen in einem Akronym nicht ihre Repräsentation gestärkt wird, sondern ihr Leid relativiert und verkürzt wird. Wir können das revolutionäre Subjekt auch nicht einfach durch den Begriff FLINTA ersetzen, wir müssen in der Forderung nach einer queeren Befreiung queeres Leben genauer analysieren – ihre Rolle in revolutionären Kämpfen nicht der der Frau gleichsetzen.

3. Steht „I“ für Männer inkludieren?

Viele Menschen benutzen den Begriff FLINTA um klarzustellen, dass Räume oder Veranstaltungen mit Ausschluss von Männern stattfinden sollen, oder um Personengruppen zu benennen, bei denen alle Geschlechter außer cis-Männer gemeint sind. Dass dabei Transmänner entgegen ihrer Definition wieder in dieselbe Position wie queere oder das weibliche Geschlecht gedrückt werden, sei einmal außenvorgenommen. Allerdings werden auch andere Männer im FLINTA-Begriff inkludiert. Das passiert durch Intergeschlechtliche Personen (das „I“ in FLINTA), welche teilweise nach der Geburt als Männer eingetragen werden oder sich als Männer identifizieren. Diese Widersprüche des FLINTA-Begriffs werden allerdings nicht dadurch gelöst, sich den Fehler der Analyse einzugestehen. Stattdessen wird mittlerweile in eine Vielzahl von Identitäten, biologischen Geschlechtern, Geschlechtern und Gendern unterschieden. Beschwert wird sich an dieser Stelle nicht über die Existenz von vielen Geschlechtern, sondern der vermeintlichen Wissenschaft der Ausdifferenzierung von Indo- und Endogeschlechtlichkeit. Es braucht allerdings eine klare Ausdifferenzierung, warum die Geschlechtsidentität nicht eine Identität ist, sondern ein wirkliches Geschlecht. Warum diese Identität eben das biologische Geschlecht ist, welches als solches dann nicht existiert. Es braucht eben keine sprachlichen Verrenkungen, sondern eine dialektisch materialistische Geschlechtsanalyse. Folglich meinen FLINTA-Räume etc. zwar Orte ohne Männer, faktisch sind sie allerdings nicht ausgeschlossen. Ob ihr Ausschluss richtig oder falsch wäre in Bezug auf verschiedene Situationen, ist zudem fraglich. Wer einen gemeinsamen Kampf gestalten möchte, sollte nur die wirklich notwendigen Abgrenzungsräume eröffnen.

4. Von einem Schrank zu vielen Schubladen

Während die Idee der Queer-Community nicht nur war, die ursprüngliche Beleidigung als queer wieder positiv zu besetzen und als Selbstbezeichnung und stolzen Begriff zu wählen, stand auch fest, dass der Begriff ein radikal offener sein soll, unter dem sich queere Personen zusammenfinden können, ohne sich definieren zu müssen. Dieser Ursprungsgedanke wurde aufgebrochen – in Begriffen wie FLINTA sollen Menschen sich zusammentun und als eben einer der Buchstaben identifizieren. Diese Identifizierung wird dabei zwar als empowernd vorgegaukelt, jedoch mündet sie eher in einer sprachlichen Kontrolle – die Wörter Frauen und Queers weichen einer Abkürzung, mit der man sich nicht gegenseitig ansprechen oder gar selbst bezeichnen kann. Außerdem brachte die radikale Offenheit des Queer-Begriffs eine dauerhafte Aktualität mit sich, während die Akronyme immer weiter um Buchstaben ergänzt werden und damit auch angehende Notwendigkeit der Neuvermittlung mit sich ziehen.

5. Frauen sind nicht der Feind

Durch den Begriff FLINTA wurde bisher vor allem der Begriff Frau ersetzt. Das ist inhaltlich falsch aber auch eine falsche Botschaft an Frauen – sie stellen jetzt nur noch einen Buchstaben in einem Akronym, dass patriarchale Ausbeutung beschreiben soll. Dabei wurde der falsche Feind gewählt, nicht Frauen sind die, die zu viel benannt werden und weichen sollen. Sie sind es, deren Kampf unser momentan Schlagkräftigste ist, ein Kampf, der unser aller Befreiung bedeuten kann, wenn wir ihn richtig führen. Das bedeutet, dass uns die Situation abverlangt, eine Revolution gegen das Patriarchat zu führen, in der Frauen die tragenste und größte Rolle einnehmen. Dabei müssen wir auch die Positionen von anderen Geschlechtern analysieren – sie stellen einen Bruchteil der Unterdrückten und sind ausdifferenziert anhand der Ausbeutung. Die Ausbeutung ist aber die Schlagkraft, die wir für unsere Befreiung aufwenden müssen. Folglich ist die Ausbeutung definierend für den Kampf, den wir führen: Die Drängung der Frau in die Reproduktionssphäre gibt ihnen eine besondere Rolle als revolutionäres Subjekt im Kampf gegen Patriarchat und Kapitalismus. Dieses Verständnis muss Fundament der Analyse sein und zeitgleich ein Maßstab, an dem wir die Rolle anderer Geschlechter in der Revolution bemessen.

6. Ein ganzes Kornfeld

Die postmoderne Linke weist auch weitere Akronyme auf, denen es ähnlich zum FLINTA-Begriff an Anschlussfähigkeit, Aktualität, Präzision, Analyse und Sinnhaftigkeit mangelt. Bekannt sind beispielsweise LGBTQIA+, BIPOC und IDAHOBIT. Am Beispiel der Abkürzung LGBTIAQ+ (lesbian, gay, bisexual, trans, inter-, agender, queer+) konnte historisch beobachtet werden, wie ein Begriff (LG bzw. LGBT) an Aktualität verliert und immer weiterwachsen muss. Ein Irrsinn, der daraufhin durch die Einführung des + beendet werden sollte, um keine Ergänzungen mehr vornehmen zu müssen, sondern eine radikale Offenheit zu suggerieren. Nichtsdestotrotz ist der LGBTQIA+ Begriff bereits sperrig und nicht alltagstauglich – etwas, was eine Selbstbezeichnung und Identität allerdings sein sollte, wenn sie genutzt werden soll.

Die letzten Jahre mehr in die Öffentlichkeit gerückt ist der IDAHOBIT – (international day against homo-, bi- and transphobie) der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Trans-Feindlichkeit. (Da war für ein A dann keine Geduld mehr, oder ist das A in FLINTA eigentlich auch das N?). Dass der Tag und seine Bedeutung an Aufmerksamkeit gewinnen, ist natürlich ein wichtiger Schritt. Allerdings kommt die Frage auf, warum ausgerechnet die queere, queerfeministische und postmoderne Strömung einen solch großen Hang zu komplizierten und langen Abkürzungen hat. Einer Frage der wir nachgehen müssen:

7. Woher kommt der Abkürzungs-Kink?

Selbstverständlich hatten auch andere Bewegungen Abkürzungen zur Benennung von Personengruppen, Kampftagen oder Aktionen. Dennoch scheint gerade die queere/(queer-)feministische Bewegung einen expliziteren Hang dazu zu haben: aus dem einfachen Grund einen ständigen Zwang zu Repräsentation zu haben. Die vorherrschende Ideologie in diesen Bewegungen ist, dass anstatt einer vollständigen und ausdifferenzierten Analyse, der Fokus auf Repräsentation und Benennung aller Personengruppen erfolgen muss. Anstatt eines Raums für „alle unterdrückten Geschlechter“ oder „Menschen betroffen von patriarchaler Gewalt“ oder „für Frauen und Queers“, müssen alle Identitäten und Individuen einzeln aufgezählt werden. Es klingt zunächst einleuchtend, dass eine Bewegung, die aus Personen besteht, die unterrepräsentiert und unbenannt im Alltag sind, diese Diskriminierung durch eigene Plattformen durchbrechen will. Das ist auch nicht falsch, jedoch muss eine Politik weitergehen als sich auf einer Repräsentation auszuruhen. Was aber nach einer Kleinigkeit klingt, zieht sich als strukturelles Problem durch diese Strömungen. Es sind nämlich momentan genau diese „linken“ Bewegungen, die es bei Identitätspolitik belassen (vgl. Sackgasse Identitätspolitik) und es dabei auch nicht aus den eigenen Zirkeln schaffen. Des Weiteren stillt Identitätspolitik auch ein großes Bedürfnis: dem Bedürfnis nach Identität. Anstatt sich aber als Teil einer Klasse, eines Widerstands, einer Organisation oder Bewegung zu begreifen, versteht man sich als individuelle Identität, als beispielsweise schwarze lesbische Transfrau. Damit empowert man sich selbst, anstatt einen Zusammenschluss zu erkämpfen. Kollektivität und Solidarität sind allerdings die Grundbausteine einer linken und revolutionären Politik, statt einer Vereinzelung. Das Verbünden in einem Identitäten-überschneidenden Kollektiv ist notwendig, um gemeinsam einen Kampf zu starten, welcher nicht der Befreiung einzelner, sondern aller dient. Dieser Kampf bleibt durch Identitätspolitik aus, verständlicherweise wird sie daher auch so geduldet und vermarktet – Prideflaggen verkaufen sich besser als die Revolution.

8. Sprache statt Antikapitalismus

Begriffe durch Akronyme zu ersetzen, erweckt den Anschein, die mit Frau oder FLINTA verbundene Ausbeutung und Unterdrückung im Patriarchat ließe sich durch sprachliche Veränderungen antastet oder gar überwinden. Während den sozialistischen Diskursen von Materialismus bis Dialektischem Materialismus klar ist, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt, wird hierbehauptet, es wäre durch reine sprachliche Veränderungen möglich, unsere Unterdrückung zu beenden – dass es zusätzlich eine Ebene der Ausbeutung gibt, wird erst gar nicht analysiert (vlg. Queerfeminismus ich lenin ab). Dieser reformistische Ansatz ist lächerlich im Verhältnis zu dem Ausmaß der herrschenden Systeme, Kapitalismus und Patriarchat. Die Sprache zu verändern ist kein Mittel gegen das Ausmaß des Leids bezüglich der unbezahlten Reproduktionsarbeit, dem Ausmaß der Übergriffe, der Vergewaltigungen und Morde. Ein Akronym zu benutzen, ist keine Politik, es ist ein Hohn an all die, die eine Frauenrevolution im Iran betreiben, an all die, die das emanzipatorische Projekt Kurdistan gegen den IS verteidigen, aber auch ein Hohn an die, die in Deutschland versuchen eine revolutionäre Bewegung aufzubauen und sich in den Debatten wiederfinden, warum die Linke keine Perspektiven, sondern nur noch Vokabeln bietet. Frauen und Queers werden weltweit ermordet und die deutsche Linke überlegt sich Buchstabenrätsel.

Wer denkt, diesen Feminist:innen ginge es zu gut, schlussfolgert allerdings falsch, sie sind nicht zu wenig unterdrückt, sie sind nur zu stark verblendet. Denn die Forderung nach der Befreiung von Frauen und Queers ist bürgerlich geworden – sie verkennen die ökonomischen Bedingungen als Fundament für unsere Ausbeutung und auch für unsere Unterdrückung. Der Begriff FLINTA signalisiert dabei nicht nur postmoderne Identitätspolitik (vgl. Sackgasse Identitätspolitik) sondern auch das Abfinden mit einer abgekapselten Szene-Politik, der finalen Resignation. Wo haben sie ihren Antikapitalismus gelassen? Wo ihre Geschichtsbücher? Wenn das Streben nach einer Revolution gegen eine Sprachphilosophie ersetzt wird, verlieren wir nicht nur radikale Ansätze, wir verlieren auch jegliche Chance eine Befreiung zu erreichen. Die Devise muss lauten Klassenkampf statt Vokabeltest.

]]>
femizid https://annaruhtra.blackblogs.org/2023/11/17/femizid/ Fri, 17 Nov 2023 10:17:11 +0000 https://annaruhtra.blackblogs.org/?p=118 sie sagten ihr was das gift ist, was sie umbringt
aufzufallen, laut zu sein, anzuecken, anzustoßen,
eine frau zu sein
wird das gift sein
der grund zu leiden, zu fürchten, zu sterben,
eine frau zu sein
wird das gift sein
was ihr das leben nimmt.

]]>
auswege https://annaruhtra.blackblogs.org/2023/11/17/auswege/ Fri, 17 Nov 2023 10:15:45 +0000 https://annaruhtra.blackblogs.org/?p=116 als sie aufwuchs
war es angst
als sie älter wurde war es alltag
sich zu fürchten vor den schlägen
sich zu fürchten zu schwach zu sein
in einer welt zu leben der ohnmacht
der hilflosigkeit
zu bleiben wenn man gehen will
zu gehen wenn man nicht bleiben kann
auswege zu suchen und nicht zu finden.


als sie aufwuchs
gab es keine stärke
als sie älter wurde gab es halt
als sie traf wem es genauso ging
als sie sah es war kein einzelfall
als sie schauten als sie sprachen als sie taten folgen ließen
als sie schrien als sie halfen als sie sich zusammenschließen
als aus wegen auswege wurden
als sie überleben durften

]]>
genoss:innen in haft https://annaruhtra.blackblogs.org/2023/11/17/genossinnen-in-haft/ Fri, 17 Nov 2023 10:14:21 +0000 https://annaruhtra.blackblogs.org/?p=114 die mauern mögen uns trennen,
doch im kampf sind wir vereint.
die freiheit, die sie nahmen, war gelogen,
die echte geben wir nie auf.
die gitterstäbe schreien
unsere freiheit kann nur sein, die notwendigkeit zu sehen.
stahl und beton sollen beenden,
was wir nicht einmal anfingen.
stahl und beton werden beginnen,
was sie fürchten.
eine welt befreit vom knast,
ein leben gegeben dieser welt,
dem schönsten in ihr, ihrem ende.
bleib stark, bleib standhaft
wir warten auf dich.

]]>
lützerath https://annaruhtra.blackblogs.org/2023/11/17/lutzerath/ Fri, 17 Nov 2023 10:11:22 +0000 https://annaruhtra.blackblogs.org/?p=112 ich sei nicht mehr derselbe mensch
sagtest du mir
nicht mehr wie früher
seit ich dort war
am abgrund der welt
mitten in deutschland
am ende der zeit
noch etwas zu tun
um das alles zu halten
um das alles zu retten
um die welt zu bewahren
sie besser zu machen
ich stand dort am abgrund
ein loch größer als alles was ich je sah
das tor zur hölle
so nannte ich es
als wir wegfuhren von dort
als wir nordrhein-westfalen hinter uns ließen
als wir zuhause ankamen
als wäre nichts gewesen
aber das bild blieb immer da
ich war nicht wie früher
seit ich dort war

]]>
ein tag https://annaruhtra.blackblogs.org/2023/11/13/ein-tag/ Mon, 13 Nov 2023 13:55:35 +0000 https://annaruhtra.blackblogs.org/?p=107 ein tag wurde der tag an dem wir sahen, dass wir uns brauchten
an dem tag an dem wir wuchsen, damit wir alle wachsen
an dem tag als wir die notwendigkeit sahen
weil wir die widersprüche spürten
an dem tag als wir von uns selbst überflügelt werden wollten
an dem tag an dem wir das subjekt wurden
welches es brauchte
an dem tag an dem aus einer wissenschaft und analyse
eine überzeugung wurde
an dem tag an dem das bewusstsein in uns wuchs
wuchs auch die welt, die wir errichten wollten
an dem tag an dem wir zu kämpfen begannen
war der tag an dem wir begannen zu siegen
gegen eine welt die uns stets entgegen stand
die dem wachsen einhalt gebot
und ihm am ende weichen musste

]]>
Vortrag: Feministische Kritik am Queerfeminismus https://annaruhtra.blackblogs.org/2023/07/08/vortrag-feministische-kritik-am-queerfeminismus/ Sat, 08 Jul 2023 18:33:21 +0000 http://annaruhtra.blackblogs.org/?p=90 Vortragsanfragen: [email protected]

Aufruf: Bei dem Vortrag “Feministische Kritik am Queerfeminismus” soll hergeleitet werden, warum der Queerfeminismus weder für Frauen noch für Queers eine vollständige Analyse und Lösung liefert. Dafür soll zunächst eine grobe Übersicht gegeben werden, welche femininistischen Diskurse und Strömungen aktuell von Bedeutung sind. Danach wird die Theorie des Queerfeminismus beleuchtet und zeitgleich die dortigen Mängel aufgedeckt. Abschließend soll eine antikapitalistische Analyse vollzogen werden, um mit einer Perspektive abzuschließen, wie wir uns als Queers und Frauen zusammenschließen können, um einen emanzipatorischen und feministischen Kampf zu gestalten. Der Vortrag bedient sich teilweise an marxistischer Theorie, ist aber auch ohne derartige Grundlagen und Überzeugungen verständlich. Ziel des Vortrags ist, die Vereinfachungen und Kürzungen des Queerfeminismus’ aufzudecken, ihn zu hinterfragen, um einen feministischen Theoriediskurs neu aufzurollen. Dabei wird die These vertreten und argumentiert, dass es für eine echte Befreiung von unterdrückten Geschlechtern einen anderen Feminismus braucht. Weder Queerfeminismus, noch TERF-Ideologie nutzen unserem Kampf gegen das Patriarchat. Die Devise lautet: Her mit einem feministischen Antikapitalismus! Warum? Und wie? Lasst es uns gemeinsam herausfinden und diskutieren.

]]>
Vereinfachtes Glossar für Begriffe des Marxismus und feministischer Politik https://annaruhtra.blackblogs.org/2023/06/07/vereinfachtes-glossar-fur-begriffe-des-marxismus-und-anknupfender-politik/ Wed, 07 Jun 2023 22:16:38 +0000 http://annaruhtra.blackblogs.org/?p=82 Akkumulation: Akkumulation bezieht sich auf den Prozess der Anhäufung von Kapital im Kapitalismus. Es bezeichnet die fortschreitende Ansammlung von Profiten und Kapital durch Kapitalist:innen, indem sie einen Teil des Mehrwerts, den sie aus der Ausbeutung der Arbeitskraft gewinnen, wieder investieren. Marx argumentierte, dass die Akkumulation von Kapital zur Konzentration und Zentralisierung von Reichtum führt und die Ungleichheit zwischen den Klassen verstärkt.

Arbeit: Arbeit bezieht sich auf die menschliche Tätigkeit, die darauf abzielt, materielle oder immaterielle Güter zu produzieren oder Dienstleistungen zu erbringen. Im marxistischen Kontext betrachtet Marx die Arbeit als grundlegende Quelle des Werts und des Reichtums in einer Gesellschaft. Arbeit ist nicht nur eine physische Anstrengung, sondern umfasst auch intellektuelle und kreative Tätigkeiten. Marx unterscheidet zwischen konkreter Arbeit, die spezifische Produkte hervorbringt, und abstrakter Arbeit, die als allgemeine gesellschaftliche Arbeitseinheit gemessen und mit anderen Arbeiten verglichen werden kann. Im Kapitalismus argumentierte Marx, dass die Arbeitenden, die Arbeiter:innenklasse, unter den Bedingungen der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft stehen, da sie einen Mehrwert erzeugen, der dem Kapitalist:innen zugutekommt. Marx strebte eine befreite Gesellschaft an, in der die Arbeit nicht mehr als bloßes Mittel zur Bereicherung anderer dient, sondern als eine Quelle der Selbstentfaltung und der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse.

Abstrakte Arbeit: Abstrakte Arbeit bezieht sich auf die Art von Arbeit, die im kapitalistischen Produktionsprozess ausgeführt wird und in Form von Waren auf dem Markt gehandelt wird. Sie wird gemessen und verglichen durch die aufgewendete durchschnittliche gesellschaftliche Arbeitszeit, unabhängig von den spezifischen Fähigkeiten oder Eigenschaften des einzelnen Arbeitenden. Marx argumentierte, dass der Wert einer Ware durch die in sie eingeflossene abstrakte Arbeit bestimmt wird.

Private vs. gesellschaftliche Arbeit: Private Arbeit bezieht sich auf die individuelle Arbeit eines Einzelnen, während gesellschaftliche Arbeit die gesamte Arbeit bezeichnet, die in einer Gesellschaft geleistet wird. Im Kapitalismus werden die individuellen Arbeiten der Arbeiter:innen zu gesellschaftlicher Arbeit, da sie in den Produktionsprozess eingebunden sind und zur gesellschaftlichen Wertschöpfung beitragen. Marx betonte die soziale Dimension der Arbeit und argumentierte, dass im Kapitalismus private Arbeit in der Produktion zu gesellschaftlicher Arbeit wird, die dem Kapitalist:innen zugutekommt.

Arbeitskraft: Die Arbeitskraft bezieht sich auf die Fähigkeit der Menschen, Arbeit zu leisten. Im Kapitalismus wird die Arbeitskraft als Ware betrachtet und kann vom Kapitalist:innen gegen einen Lohn gekauft werden. Die Arbeitskraft ist die Quelle des Mehrwerts, da sie in der Produktion eingesetzt wird, um Waren zu produzieren und Wert zu schaffen.

Atypische Beschäftigte: Atypische Beschäftigte bezieht sich auf Arbeiter:innen, deren Beschäftigungsverhältnisse von den traditionellen Normen abweichen. Dazu gehören Teilzeitbeschäftigte, befristet Beschäftigte, Leiharbeiter:innen, Crowdworker und andere Formen prekärer Arbeit. Im marxistischen Rahmen werden atypische Beschäftigte als besonders anfällig für Ausbeutung betrachtet, da ihre Arbeitsbedingungen oft unsicher sind, sie niedrigere Löhne erhalten und weniger soziale Absicherung haben. Atypische Beschäftigung wird oft als Ergebnis von flexiblen Arbeitsmarktmechanismen und der Suche nach Profitmaximierung seitens der Kapitalist:innen betrachtet.

Ausbeutung: Ausbeutung bezieht sich auf die ungleiche Verteilung des Mehrwerts zwischen Kapitalist:innen und Arbeiter:innen. Marx argumentierte, dass die Kapitalist:innen die Arbeitskraft der Arbeiter:innen ausbeuten, indem sie einen Teil des Mehrwerts als Profit aneignen.

Basis: In der marxistischen Theorie bezieht sich der Begriff „Basis“ auf die materiellen Produktionsverhältnisse einer Gesellschaft, einschließlich der Eigentumsverhältnisse und der Art und Weise, wie die Produktion organisiert ist. Die Basis umfasst die ökonomische Struktur einer Gesellschaft, die die Grundlage für die sozialen, politischen und ideologischen Verhältnisse bildet. Marx argumentierte, dass die Basis die treibende Kraft für gesellschaftliche Veränderungen ist und dass Veränderungen in der Basis auch Veränderungen im Überbau (ideologische und politische Sphäre) nach sich ziehen.

Bourgeoisie: Die Bourgeoisie bezieht sich auf die herrschende Klasse im Kapitalismus, die das Eigentum an den Produktionsmitteln (Fabriken, Land, Maschinen usw.) besitzt und die Arbeiter:innenklasse ausbeutet. Marx argumentierte, dass die Bourgeoisie ein Interesse daran hat, den Kapitalismus aufrechtzuerhalten, um ihre eigene Macht und Privilegien zu sichern.

Care-Arbeit: Der Begriff „Care-Arbeit“ bezieht sich auf die unbezahlte Sorgearbeit, die hauptsächlich von Frauen erbracht wird und die für das Wohlergehen und die Reproduktion von Individuen und Gesellschaft unerlässlich ist. Care-Arbeit umfasst Tätigkeiten wie die Versorgung von Kindern, die Pflege von Angehörigen, Haushaltsführung und emotionale Unterstützung. Feminist:innen argumentieren, dass Care-Arbeit oft unsichtbar und unterbewertet ist und dass ihre Anerkennung und gerechte Verteilung entscheidend für die Geschlechtergerechtigkeit ist. Lösungsansätze wie etwa die finanzielle Entlohnung der Arbeit, ihre Kollektivierung und Abschaffung oder Aufteilung werden dabei stark diskutiert.

Care-Revolution: Eine Bewegung, die die Wertschätzung und Umverteilung von Sorgearbeit fordert. Marxistische Feminist:innen betonen die Notwendigkeit, Sorgearbeit als gesellschaftlich wichtige Tätigkeit anzuerkennen und die Verantwortung dafür gerecht zu verteilen.

Commons: Der Begriff „Commons“ bezieht sich auf gemeinschaftliche Ressourcen und Güter, die von allen Mitgliedern einer Gemeinschaft genutzt und verwaltet werden. Im feministischen Kontext wird oft betont, dass Frauen eine zentrale Rolle bei der Erhaltung und Bereitstellung von Commons spielen. Dies umfasst beispielsweise die gemeinschaftliche Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen, Wasserressourcen, aber auch die gemeinschaftliche Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Personen.

Dialektischer Materialismus: Der dialektische Materialismus ist eine philosophische Strömung, die auf Marx und Engels’ materialistischer Geschichtsauffassung basiert. Der dialektische Materialismus betrachtet die Welt als von materiellen Bedingungen und Klassenkämpfen geprägt und betont die Bedeutung von Widersprüchen, Veränderung und Entwicklung. Er basiert auf der dialektischen Methode, die von Hegel entwickelt wurde, und integriert sie in eine materialistische Perspektive. Der dialektische Materialismus betont die Wechselwirkung zwischen den Produktionsverhältnissen und den gesellschaftlichen Kräften sowie die Rolle des Klassenkampfes bei der gesellschaftlichen Veränderung.

Diktatur des Proletariats: Die Diktatur des Proletariats bezieht sich auf die Phase in der marxistischen Theorie, in der das Proletariat, die arbeitende Klasse, die politische Macht erlangt und die Kontrolle über die Produktionsmittel übernimmt. Marx und Engels sahen die Diktatur des Proletariats als notwendige Übergangsphase auf dem Weg zum Kommunismus, in der die Ausbeutung beseitigt und die Klassenunterschiede aufgehoben werden sollten. Sie betonten, dass diese Diktatur keine Diktatur im repressiven Sinne sein sollte, sondern vielmehr eine demokratische Herrschaft der Mehrheit über die Ausbeuterklasse.

Empowerment: Empowerment bezeichnet den Prozess, durch den Menschen, insbesondere marginalisierte Gruppen wie Frauen, ermutigt und befähigt werden, Kontrolle über ihr eigenes Leben zu erlangen, ihre Stimme zu erheben und ihre Rechte einzufordern. Es geht darum, individuelle und kollektive Stärke, Selbstbewusstsein und Handlungsfähigkeit zu fördern. Dabei wird eine Veränderung auf einer individuellen Ebene gefördert, es gilt, diese kollektiv und gesellschaftlich zu erweitern und sich nicht darauf auszuruhen.

Entfremdung: Entfremdung bezieht sich auf den Zustand der Entfremdung oder Entfernung des Menschen von seiner eigenen Arbeit, seinen Produkten, seiner Menschlichkeit und anderen Menschen. Marx argumentierte, dass im Kapitalismus die Arbeitenden aufgrund der Eigentumsverhältnisse und der Ausbeutung entfremdet sind. Die Arbeit wird zu einem Mittel, um den Lebensunterhalt zu verdienen, anstatt eine Quelle der Selbstverwirklichung zu sein, und die Produkte der Arbeit gehören dem Kapitalist:innen. Die Entfremdung führt zu einem Gefühl der Fremdheit, Isolation und Unzufriedenheit bei den Arbeitenden.

Falsches Bewusstsein: Falsches Bewusstsein bezieht sich auf die Vorstellungen, Überzeugungen oder Ideologien, die von den herrschenden Klassen oder Institutionen in einer Gesellschaft verbreitet werden und die Interessen der herrschenden Klasse unterstützen. Falsches Bewusstsein führt dazu, dass die Arbeitenden ihre eigene Unterdrückung nicht erkennen oder dass sie ihre Klasseninteressen nicht verstehen. Marx betonte die Notwendigkeit, falsches Bewusstsein durch Klassenbewusstsein zu überwinden, damit das Proletariat den Klassenkampf erfolgreich führen kann.

Feminisierung der Armut: Ein Phänomen, bei dem Frauen überproportional von Armut betroffen sind. Marxistische Feminist:innen argumentieren, dass dies auf die strukturelle Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und in der sozialen Reproduktion zurückzuführen ist.

Fetischisierung: Fetischisierung bezieht sich auf den Prozess, bei dem abstrakte soziale Beziehungen und Phänomene in der kapitalistischen Gesellschaft in scheinbar natürliche, unveränderliche und übermenschliche Formen umgewandelt werden. Marx verwendete den Begriff „Fetisch“ metaphorisch, um darauf hinzuweisen, dass im Kapitalismus bestimmte Waren, Geld und der Marktwert an sich eine übermäßige Bedeutung und Anziehungskraft bekommen. Die Fetischisierung führt dazu, dass diese abstrakten Objekte oder Phänomene eine mystifizierte und übernatürliche Qualität erhalten, während die eigentlichen sozialen Beziehungen und Produktionsverhältnisse, die ihnen zugrunde liegen, verdeckt werden. Marx betonte, dass die Fetischisierung im Kapitalismus dazu beiträgt, dass Menschen den eigentlichen Ursprung und die soziale Konstruktion von Werten, Beziehungen und Ungleichheiten nicht erkennen und die Kapitallogik als unveränderlich und unumstößlich akzeptieren.

Feuerbach-Thesen: Die Feuerbach-Thesen beziehen sich auf eine Reihe von Thesen, die von Marx im Jahr 1845 verfasst wurden und sich mit dem philosophischen Erbe Ludwig Feuerbachs auseinandersetzten. In diesen Thesen argumentiert Marx, dass die Philosophie bisher die Welt interpretiert hat, es aber nun darum gehen sollte, die Welt zu verändern. Marx kritisiert Feuerbach dafür, dass er das materielle Fundament der menschlichen Existenz, die gesellschaftlichen Verhältnisse und den Klassenkampf, vernachlässigt habe. Die Feuerbach-Thesen markieren eine wichtige Wende im Denken von Marx hin zum dialektischen Materialismus und legen den Grundstein für seine kritische Theorie.

Gebrauchswert: Der Gebrauchswert bezieht sich auf den Nutzen oder die Nützlichkeit einer Ware. Eine Ware hat einen Gebrauchswert durch die Befriedigung eines Bedürfnisses oder Erfüllung eines bestimmten Zwecks.

Gender: Der Begriff Gender bezieht sich auf die sozialen, kulturellen und konstruierten Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Er betont, dass Geschlecht nicht nur biologisch determiniert ist, sondern auch von gesellschaftlichen Normen, Erwartungen und Rollen geprägt wird. Die Genderperspektive betrachtet Geschlecht als eine soziale Konstruktion und untersucht, wie Geschlechterungleichheit und Diskriminierung entstehen.

Gender Pay Gap: Der Gender Pay Gap bezieht sich auf die geschlechtsspezifische Lohnlücke oder den Unterschied im durchschnittlichen Einkommen zwischen männlichen und weiblichen Arbeiter:innen. Er stellt eine Ungleichheit in der Bezahlung für gleichwertige Arbeit dar und spiegelt strukturelle und geschlechtsspezifische Diskriminierung am Arbeitsplatz wider. Im marxistischen Kontext wird der Gender Pay Gap als ein Ergebnis der Kapitalakkumulation und der Ausbeutung der Arbeitskraft von Frauen betrachtet.

Hegemonie: Hegemonie bezieht sich auf die Vorherrschaft oder Führungsposition einer sozialen oder politischen Gruppe über andere Gruppen in einer Gesellschaft. Der marxistische Theoretiker Antonio Gramsci entwickelte den Begriff der kulturellen Hegemonie, um die Vorherrschaft der herrschenden Klasse in einer Gesellschaft zu erklären. Hegemonie geht über bloße physische Unterdrückung hinaus und beinhaltet die Fähigkeit, die Ideen, Werte und Normen der herrschenden Klasse als allgemein akzeptiert zu etablieren. Gramsci argumentierte, dass die Arbeitenden und Unterdrückten eine alternative kulturelle Hegemonie aufbauen müssen, um sozialen Wandel zu bewirken.

Historischer Materialismus: Der historische Materialismus ist eine zentrale Methode des Marxismus, die die gesellschaftliche Entwicklung durch die Analyse der materiellen Bedingungen und Verhältnisse betrachtet. Er betont den Einfluss der ökonomischen Strukturen, der Produktionsverhältnisse und der Klassenkämpfe auf die Geschichte und erklärt gesellschaftliche Veränderungen und Umbrüche durch den Widerspruch zwischen den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen.

Ideologie: Ideologie bezieht sich auf die Gesamtheit der Ideen, Überzeugungen, Werte und Vorstellungen, die eine bestimmte soziale Gruppe oder Klasse prägen. Im Marxismus wird Ideologie als das Bewusstsein und die Weltanschauung betrachtet, die von der herrschenden Klasse geschaffen und gefördert wird, um ihre eigenen Interessen zu legitimieren und die Unterdrückung der Arbeiter:innenklasse aufrechtzuerhalten. Marx argumentierte, dass die herrschende Ideologie den wahren Charakter der kapitalistischen Verhältnisse verschleiert und das Bewusstsein der Arbeitenden beeinflusst.

Imperialismus: Der Imperialismus bezieht sich auf die politische, ökonomische und militärische Expansion von kapitalistischen Staaten über ihre eigenen Grenzen hinaus. Marxist:innen sehen den Imperialismus als Ergebnis der Konzentration von Kapital und der Suche nach neuen Märkten und Ressourcen zur Profitmaximierung. Der Imperialismus führt zu einer stärkeren Ausbeutung der arbeitenden Klassen in den kolonialisierten Ländern und zu imperialistischen Kriegen um die Vorherrschaft auf globaler Ebene.

Intersektionalität: Der Begriff Intersektionalität bezieht sich auf die Wechselwirkungen und Verflechtungen verschiedener sozialer Kategorien wie Geschlecht, Race, Klasse, sexuelle Orientierung, Religion usw. Er betont, dass diese Kategorien nicht isoliert voneinander betrachtet werden können, sondern sich gegenseitig beeinflussen und überlagern. Die intersektionale Perspektive untersucht, wie verschiedene Formen der Unterdrückung und Diskriminierung miteinander verflochten sind und sich gegenseitig verstärken können. Kritik dabei muss sein, dass durch die verflechtende Analyse die grundlegende ökonomische Ausbeutung nicht ausreichend beachtet wird und oftmals als eine Unterdrückungsform abgetan wird.

Kapital: Kapital bezieht sich auf den Vermögenswert, der in der Produktion eingesetzt wird, um Mehrwert zu erzeugen. Es kann in Form von Geldkapital (Geld), Warenkapital (Rohstoffe, Maschinen usw.) oder Produktionskapital (fertige Waren) existieren. Marx unterschied zwischen konstantem Kapital (Kapital, das in Produktionsmittel investiert wird) und variables Kapital (Kapital, das für die Lohnzahlungen an Arbeiter:innen verwendet wird).

Kapitalismus: Ein wirtschaftliches und gesellschaftliches System, das auf dem Privatbesitz von Produktionsmitteln, der Akkumulation von Kapital und der Ausbeutung der Arbeitskraft basiert. Marxistische Feminist:innen analysieren den Kapitalismus kritisch und betonen, wie er Geschlechterungleichheiten verstärkt, indem er die unbezahlte Reproduktionsarbeit von Frauen entwertet und sie in prekären Arbeitsverhältnissen ausbeutet.

Kapitalistischer Patriarchalismus: Eine Bezeichnung für das Zusammenwirken von Kapitalismus und Patriarchat, wobei die kapitalistischen Produktionsverhältnisse und die geschlechtsspezifische Unterdrückung ineinandergreifen. Manche marxistischen Feminist:innen argumentieren, dass der Kapitalismus das Patriarchat verstärkt und umgekehrt.

Klasse: Im Marxismus bezieht sich der Begriff „Klasse“ auf eine soziale Gruppe, die durch ihre Stellung in den Produktionsverhältnissen definiert wird. Marx unterschied im Kapitalismus hauptsächlich zwischen zwei Klassen: dem Proletariat (Arbeiter:innenklasse) und der Bourgeoisie (besitzende Klasse). Das Proletariat besitzt nur seine Arbeitskraft und ist gezwungen, diese an die Bourgeoisie zu verkaufen, während die Bourgeoisie die Produktionsmittel besitzt und von der Ausbeutung der Arbeitenden profitiert. Die Klassenstellung bestimmt das Verhältnis zur Produktion, das Klassenbewusstsein und die Interessen der jeweiligen Klasse. Marx sah den Klassenkampf als treibende Kraft des historischen Wandels, bei dem das Proletariat gegen die Bourgeoisie kämpft, um die kapitalistischen Verhältnisse zu überwinden.

Klassenanalyse: Die Klassenanalyse bezieht sich auf die Untersuchung und Klassifizierung von Gesellschaften anhand ihrer sozialen Klassen. Im Marxismus ist die Klassenanalyse ein zentrales Instrument, um die Struktur und Dynamik einer Gesellschaft zu verstehen. Sie betrachtet die ökonomische Stellung der Menschen in Bezug auf die Produktionsmittel und analysiert die Interessen und Konflikte zwischen den verschiedenen Klassen.

Klassenbewegung: Die Klassenbewegung bezieht sich auf die organisierte kollektive Aktivität der Arbeiter:innenklasse zur Durchsetzung ihrer Interessen und zur Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Sie kann sich in Form von Gewerkschaften, politischen Parteien oder sozialen Bewegungen manifestieren und zielt darauf ab, die Rechte und Bedingungen der Arbeitenden zu verbessern und letztendlich den Kapitalismus zu überwinden.

Klassenbewusstsein: Das Klassenbewusstsein bezieht sich auf das Bewusstsein der Arbeiter:innenklasse über ihre gemeinsamen Interessen und ihre Position im Klassenkampf. Marx betonte die Notwendigkeit, dass das Proletariat ein Klassenbewusstsein entwickeln muss, um sich gegen die Ausbeutung und Unterdrückung durch die Bourgeoisie zur Wehr zu setzen.

Klassenkampf: Der Begriff „Klassenkampf“ bezieht sich auf den sozialen und politischen Konflikt zwischen den verschiedenen Klassen in einer Gesellschaft, insbesondere im kapitalistischen System. Marx prägte den Begriff und argumentierte, dass der Klassenkampf ein inhärenter Bestandteil des Kapitalismus ist. Er betrachtete die kapitalistische Gesellschaft als geteilt in zwei Hauptklassen: das Proletariat (die arbeitende Klasse, die keine eigenen Produktionsmittel besitzt) und die Bourgeoisie (die besitzende Klasse, die die Produktionsmittel kontrolliert). Marx sah den Klassenkampf als Konflikt um die Verteilung von Ressourcen und den Zugang zu politischer Macht. Er argumentierte, dass die Bourgeoisie bestrebt ist, ihre Profite zu maximieren, während das Proletariat nach besseren Arbeitsbedingungen, höheren Löhnen und sozialer Gerechtigkeit strebt. Marx beschreibt, dass der Klassenkampf letztendlich zur Überwindung des Kapitalismus und zur Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft, dem Kommunismus, führen muss. Im Klassenkampf können verschiedene Formen des Widerstands und der Organisierung auftreten, wie Streiks, Gewerkschaften, politische Bewegungen und revolutionäre Aktivitäten. Der Klassenkampf kann auch in ideologischen Auseinandersetzungen und politischen Debatten zum Ausdruck kommen.

Klassenlose Gesellschaft: Eine klassenlose Gesellschaft ist das Ziel des Marxismus. Es ist eine Gesellschaftsordnung, in der es keine Klassenunterschiede, keine Ausbeutung und keine Privilegien aufgrund von Eigentum gibt. In einer klassenlosen Gesellschaft werden die Produktionsmittel kollektiv kontrolliert und die sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen basieren auf Prinzipien der Gleichheit, Solidarität und Zusammenarbeit.

Kommunismus: Der Kommunismus ist das angestrebte Endziel im marxistischen Denken. Es ist eine klassenlose Gesellschaft, in der die Produktionsmittel gemeinschaftlich besessen und kontrolliert werden und der Grundsatz „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“ gilt. Im Kommunismus sollen die sozialen Ungleichheiten überwunden, die Ausbeutung abgeschafft und eine umfassende gesellschaftliche Gleichheit erreicht werden.

Kritik der bürgerlichen Familie: Ein marxistisch-feministischer Ansatz, der die bürgerliche Familie als eine Institution betrachtet, die sowohl die kapitalistische Ausbeutung als auch die geschlechtsspezifische Unterdrückung unterstützt. Marxistische Feminist:innen argumentieren, dass die Aufrechterhaltung der traditionellen Familie die Abhängigkeit von Frauen verstärkt und die Aufteilung von unbezahlter Reproduktionsarbeit aufrechterhält.

Kritik der politischen Ökonomie: Die Kritik der politischen Ökonomie ist eine grundlegende Methode im Marxismus, die sich mit der Untersuchung und Kritik der kapitalistischen Wirtschaftsweise befasst. Sie analysiert die Gesetze des Kapitalismus, wie den Mehrwert, die Ausbeutung der Arbeitenden und die Tendenzen zur Konzentration des Kapitals, wie in Marx’ Werk „Das Kapital“ beschrieben.

Lohn: Der Lohn bezieht sich auf die Bezahlung, die ein:e Arbeiter:in für ihre Arbeitskraft erhält. Im marxistischen Kontext ist der Lohn eine Form des Wertes, den Arbeiter:innen für ihre geleistete Arbeit ausgezahlt wird. Marx argumentierte, dass der Wert der Arbeitskraft der Arbeiter:in unter dem Wert liegt, den die Arbeiter:in tatsächlich durch seine Arbeit schafft.

Mansplaining: Mansplaining bezeichnet das Phänomen, bei dem Männer auf überhebliche oder herablassende Weise Dinge -oftmals ungefragt- erklären. Dies geschieht gegenüber insbesondere Frauen, obwohl diese bereits über das Wissen oder die Erfahrung verfügen. Es drückt eine Hierarchie des Wissens aus, in der Männer ihre vermeintliche Überlegenheit gegenüber Frauen demonstrieren.

Marxismus: Der Marxismus ist eine politische und ökonomische Theorie, die unteranderem auf den Ideen von Karl Marx und Friedrich Engels basiert. Der Marxismus analysiert die kapitalistische Gesellschaftsordnung kritisch und betont die Bedeutung des Klassenkampfes, der Ausbeutung der Arbeitenden und der Notwendigkeit einer revolutionären Umgestaltung der Gesellschaft. Der Marxismus sieht die sozialen Verhältnisse als von den Produktionsverhältnissen und den ökonomischen Strukturen geprägt und betont die Bedeutung der politischen und wirtschaftlichen Organisierung der Arbeiter:innenklasse. Der Marxismus hat verschiedene Schulen und Interpretationen hervorgebracht und ist zu einer einflussreichen politischen Bewegung geworden, die sich weltweit verbreitet hat.

Materialismus: Der Materialismus ist eine philosophische Position, die betont, dass die materielle Realität und die ökonomischen Bedingungen die Grundlage für die gesellschaftliche Entwicklung und das Bewusstsein der Menschen bilden. Im marxistischen Sinne basiert die Gesellschaftsordnung auf den materiellen Produktionsverhältnissen und den Klassenkämpfen, die daraus resultieren. Marx und Engels betonten den dialektischen Materialismus, der davon ausgeht, dass die materiellen Bedingungen die Basis für die Entwicklung von Ideen, politischen Institutionen und sozialen Strukturen bilden.

Mehrwert: Der Mehrwert bezieht sich auf den zusätzlichen Wert, der durch die Arbeit eine:r Arbeiter:in über den Wert ihrer eigenen Arbeitskraft hinaus geschaffen wird. Im Kapitalismus eignen sich Kapitalist:innen den Mehrwert an und akkumulieren dadurch Kapital. Marx argumentierte, dass der Mehrwert auf der Ausbeutung der Arbeitskraft der Arbeiter:innen basiert.

Ökonomische Determination: Die ökonomische Determination ist ein zentraler Grundsatz im Marxismus, der besagt, dass die ökonomischen Verhältnisse einer Gesellschaft den grundlegenden Einfluss auf ihre sozialen, politischen und kulturellen Aspekte haben. Marx argumentierte, dass die Art und Weise, wie die Produktion organisiert ist und wie der gesellschaftliche Reichtum verteilt wird, die sozialen Klassen, die sozialen Beziehungen und die Ideologie einer Gesellschaft bestimmen. Dies bedeutet, dass die Wirtschaftsstruktur die Basis bildet, auf der sich alle anderen gesellschaftlichen Bereiche entwickeln.

Partei: Lenin entwickelte eine Theorie der revolutionären Partei, die als Avantgarde des Proletariats fungieren sollte. Er betonte die Notwendigkeit einer disziplinierten, zentralisierten und gut organisierten Partei, um die revolutionären Ziele zu erreichen. Lenin argumentierte, dass die Partei eine entscheidende Rolle bei der Führung der Arbeiter:innenklasse in der Revolution und beim Aufbau des Sozialismus spielt.

Patriarchat: Das Patriarchat bezieht sich auf ein gesellschaftliches System, das auf männlicher Dominanz und Unterdrückung von Frauen und Queers basiert. Es umfasst die Vorherrschaft männlicher Autorität, die Benachteiligung von Frauen in politischen, sozialen und ökonomischen Bereichen sowie die Verinnerlichung von patriarchalen Normen und Werten.

Politische Macht der Kapitalist:innen: Nach Marx’ Lehre wird damit gemeint, dass im fortgeschrittenen Stadium des Kapitalismus die Kapitalist:innen nicht nur über finanzielles Kapital (Geld) verfügen, sondern auch über politische Macht. Im Kapitalismus nimmt die Konzentration von Kapital zu, wodurch einige wenige Kapitalist:innen große Mengen an Kapital ansammeln und dominante Positionen in der Wirtschaft erreichen. Diese Kapitalist:innen können dann ihre finanzielle Macht nutzen, um auch politische Macht zu erlangen. Durch den Besitz von großen Unternehmen, Banken und anderen Finanzinstitutionen können Kapitalist:innen politischen Einfluss ausüben, indem sie politische Parteien finanzieren, Lobbyarbeit betreiben und politische Entscheidungsprozesse beeinflussen. Marx sah dies als eine Form des Klassenkampfes an, bei dem die herrschende Klasse, die Bourgeoisie, ihre Interessen durchsetzt und die Arbeiter:innenklasse unterdrückt. Marx argumentierte auch, dass die politische Macht der Kapitalist:innen dazu dient, die bestehenden kapitalistischen Produktionsverhältnisse aufrechtzuerhalten und ihre Profite zu schützen. Diese Verflechtung von wirtschaftlicher und politischer Macht führt zu einer verstärkten Ausbeutung der Arbeiter:innenklasse und verstärkt die Ungleichheiten im kapitalistischen System.

Produktionsmittel: Produktionsmittel sind die materiellen Ressourcen, die in den Produktionsprozess einfließen, um Waren herzustellen. Dazu gehören Maschinen, Rohstoffe, Werkzeuge und Fabriken. Im Kapitalismus sind die Produktionsmittel im Besitz der Bourgeoisie und dienen dazu, den Mehrwert aus der Arbeit der Arbeiter:innen zu extrahieren.

Produktionsverhältnisse: Die Produktionsverhältnisse beziehen sich auf die Art und Weise, wie die Produktion in einer Gesellschaft organisiert ist und wie die Menschen in Bezug auf die Produktionsmittel miteinander interagieren. Im Kapitalismus bestehen die Produktionsverhältnisse aus dem Privateigentum an den Produktionsmitteln, der Ausbeutung der Arbeitskraft und dem Warenaustausch auf dem Markt.

Proletariat: Das Proletariat bezieht sich auf die soziale Klasse der Arbeiter:innen, die keine eigenen Produktionsmittel besitzen und gezwungen sind, ihre Arbeitskraft an Kapitalist:innen zu verkaufen. Marx sah das Proletariat als eine revolutionäre Klasse, die das kapitalistische System stürzen und eine sozialistische Gesellschaft errichten könnte.

Rape-Culture: Rape-Culture bezieht sich auf eine Kultur, in der sexuelle Gewalt verharmlost, gerechtfertigt oder sogar akzeptiert wird. Sie umfasst diskriminierende Geschlechterrollen, die Objektivierung von Frauen, die Entschuldigung von Tätern und die Beschuldigung von Opfern. Rape-Culture trägt dazu bei, dass sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen weiterhin in der Gesellschaft präsent sind.

Reproduktion: Der Begriff Reproduktion bezieht sich auf den Prozess der Aufrechterhaltung und Wiederherstellung der kapitalistischen Produktionsweise. Er umfasst die physische Reproduktion der Arbeitskraft (durch Ernährung, Ruhe usw.) und die soziale Reproduktion der Produktionsverhältnisse (durch Bildung, Ideologie usw.).

Reproduktionsarbeit: Der Lohn der Arbeiter:innen ist durch den Wert der Ware Arbeitskraft, welcher sich durch die Reproduktionskosten bemisst, bestimmt. Die Reproduktionsarbeit wird dabei unbezahlt von vor allem Frauen geleistet. Sie stellen die Arbeitskraft von sich und Familienangehörigen her, indem sie beispielsweise kochen, putzen oder pflegen. Zusätzlich arbeiten Frauen und Queers oftmals im Bereich der sozialen Reproduktionsarbeit. Sie ist eine gesellschaftliche Arbeit und daher entgegen der privater Reproduktionsarbeit oftmals entlohnt. Dabei wird durch Lohnarbeit mancher die Arbeitskraft anderer reproduziert, wie beispielsweise durch die Arbeit in Krankenhäusern oder durch Therapieangebote. Durch die fehlende Produktivität und das Ausbleiben eines Mehrwerts, leidet auch die soziale Reproduktionsarbeit, gleich der zwischenmenschlichen privaten Reproduktionsarbeit, unter mangelndem Ansehen und Entlohnung. Prekäre Arbeitsbedingung und schlechte bis gar keine Entlohnung (im Falle von Ehrenämtern) sind die Folge.

Revolution: Die Revolution bezieht sich auf den grundlegenden sozialen Wandel, der durch den Sturz der herrschenden Klasse und die Umgestaltung der sozialen und ökonomischen Verhältnisse herbeigeführt wird. Im Marxismus wird die Revolution als notwendige Voraussetzung gesehen, um den Kapitalismus zu überwinden und eine sozialistische oder kommunistische Gesellschaftsordnung zu etablieren.

Revolutionäres Subjekt: Das revolutionäre Subjekt bezieht sich auf die soziale Gruppe oder Klasse, die in der Lage ist, eine revolutionäre Veränderung der Gesellschaft herbeizuführen. Im Marxismus wird das Proletariat als das revolutionäre Subjekt betrachtet, da es aufgrund seiner ökonomischen Stellung und seiner Masse die Fähigkeit hat, den Kapitalismus zu stürzen und eine sozialistische oder kommunistische Gesellschaftsordnung zu etablieren.

Sexismus: Sexismus bezeichnet die Diskriminierung, Benachteiligung oder Vorurteile aufgrund des Geschlechts. Sexismus kann sich in verschiedenen Formen manifestieren, wie z.B. in sexistischen Stereotypen, geschlechtsbezogener Gewalt, Lohnungleichheit oder struktureller Benachteiligung von Frauen. Damit ist Sexismus das Symptom, die Manifestierung und das alltägliche Erscheinungsbild des Patriarchats.

Sexuelle Arbeit / Sexarbeit / Prostitution: Die Arbeit im Bereich der sexuellen Dienstleistungen, wie Prostitution und Pornografie. Marxistische Feminist:innen haben unterschiedliche Standpunkte zur sexuellen Arbeit, einige argumentieren, dass sie eine gleiche Form der Ausbeutung wie andere Lohnarbeit darstellt und das Problem in erster Linie in den kapitalistischen Produktionsverhältnissen liegt. Während dessen argumentieren andere Feminist:innen, dass es sich bei dieser Arbeit um eine zusätzlichen Form der patriarchalen Ausbeutung handelt, welche auf eine andere Weise über den weiblichen Körper bestimmt, als andere Lohnarbeiten und ein abzulehnendes Ausmaß des vermeintlichen Rechts auf den weiblichen Körper und Sexualität annimmt.

Sozialismus: Der Sozialismus ist eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung, die auf der kollektiven Kontrolle der Produktionsmittel durch die Arbeiter:innenklasse basiert. Im Sozialismus werden die Produktionsmittel in Gemeineigentum überführt, die Ausbeutung wird reduziert und es wird angestrebt, eine egalitäre und gerechte Gesellschaft zu schaffen. Der Sozialismus wird oft als Übergangsphase auf dem Weg zum Kommunismus betrachtet.

Sozialistischer Feminismus: Eine Strömung des Feminismus, die marxistische Analysen und Prinzipien mit feministischen Anliegen verbindet. Sozialistische Feminist:innen streben nach einer Gesellschaft, in der sowohl geschlechtsspezifische als auch kapitalistische Unterdrückung überwunden sind.

Staat: Lenin betonte, dass der Staat ein Instrument der herrschenden Klasse sei, um ihre Macht und Interessen aufrechtzuerhalten. Im Kapitalismus fungiert der Staat als Mittel zur Sicherung der Ausbeutung und zur Aufrechterhaltung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse. Lenin argumentierte, dass die Arbeiter:innenklasse, um den Kapitalismus zu überwinden, eine revolutionäre Diktatur des Proletariats etablieren müsse. Diese Diktatur sollte die politische Macht direkt in die Händen der Arbeiter:innenklasse geben und dazu dienen, die Ausbeutung zu beenden, die Produktionsmittel zu verstaatlichen und den Übergang zum Sozialismus zu ermöglichen. Lenin betonte, dass der bürgerliche Staat nicht reformiert werden könne, sondern durch eine revolutionäre Aktion gestürzt werden müsse. Der sozialistische Staat werde letztendlich überflüssig und müsse sich selbst überwinden. Dies geschehe durch die schrittweise Entwicklung des Kommunismus, in dem die Klassenunterschiede und die Notwendigkeit eines Staates verschwinden. Bedeutung haben dabei die Räte, oder Sowjets, als Formen der Arbeiter:innendemokratie. Er sah in ihnen die Möglichkeit einer direkten Beteiligung der Arbeiter:innenklasse an der politischen Entscheidungsfindung und betonte ihre Rolle als Instrumente der proletarischen Macht.

Tauschwert: Der Tauschwert bezieht sich auf den Wert, den eine Ware auf dem Markt hat und gegen andere Waren getauscht werden kann. Der Tauschwert wird durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit bestimmt, die für die Produktion der Ware aufgewendet wird.

Überausbeutung / Doppelte Ausbeutung: Ein Konzept, das die Situation von Frauen in der kapitalistischen Gesellschaft beschreibt, bei der Frauen sowohl in der Arbeitswelt als auch im privaten Haushalt ausgebeutet werden. Frauen müssen sowohl für Lohnarbeit arbeiten als auch unbezahlte Hausarbeit und Fürsorgearbeit leisten.

Überbau: Der Überbau bezieht sich in der marxistischen Theorie auf den ideologischen, politischen und rechtlichen Überbau einer Gesellschaft. Er umfasst die gesellschaftlichen Institutionen, wie den Staat, die Religion, das Bildungssystem und die Kultur, die eng mit den ökonomischen Verhältnissen verbunden sind und die Interessen der herrschenden Klasse widerspiegeln.

Verdinglichung: Verdinglichung bezieht sich auf den Prozess, bei dem soziale Beziehungen und menschliche Aktivitäten in einer Gesellschaft als Dinge oder Objekte behandelt werden. Marx verwendete den Begriff, um darauf hinzuweisen, dass im Kapitalismus soziale Beziehungen zwischen Menschen, wie die Beziehung zwischen Kapitalist:innen und Arbeiter:innen, auf den Austausch von Waren reduziert werden. Die Verdinglichung führt zu einer Entfremdung und Entpersönlichung der sozialen Beziehungen.

Vergesellschaftung der Produktion: Ein Konzept, das die Vorstellung einer kollektiven und gemeinschaftlichen Kontrolle über die Produktionsmittel und Ressourcen der Gesellschaft beinhaltet.

Versachlichung: Versachlichung bezieht sich auf den Prozess, bei dem menschliche Aktivitäten, Beziehungen oder Vorstellungen in einer Gesellschaft in objektive oder unpersönliche Formen umgewandelt werden. Im marxistischen Kontext beschreibt Versachlichung den Zustand, in dem soziale Verhältnisse, die eigentlich von Menschen geschaffen wurden, als unveränderliche Naturgesetze oder objektive Strukturen erscheinen. Dies führt dazu, dass soziale Beziehungen und Klassenverhältnisse als unabhängig von menschlichem Handeln und Einfluss wahrgenommen werden. Marx betonte, dass im Kapitalismus die ökonomischen Strukturen und Beziehungen zwischen den Klassen zu einer Versachlichung führen, bei der der Wert und die Warenform den menschlichen Beziehungen übergeordnet werden.

Warencharakter: Der Warencharakter bezieht sich auf die Eigenschaften einer Ware im kapitalistischen System. Eine Ware hat einen Tauschwert, der durch die abstrakte Arbeit bestimmt wird, die in ihre Produktion eingeflossen ist, sowie einen Gebrauchswert, der ihren Nutzen für Käufer:innen darstellt. Marx argumentierte, dass im Kapitalismus alles, einschließlich der Arbeitskraft selbst, zur Ware wird und dass die Gesellschaft von der Produktion und dem Austausch von Waren bestimmt ist.

Widerspruch: Im Marxismus bezieht sich der Begriff „Widerspruch“ auf die Spannungen, Konflikte oder Gegensätze, die innerhalb einer sozialen Formation, wie dem Kapitalismus, existieren. Marx argumentierte, dass Widersprüche zwischen den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen sowie zwischen den verschiedenen Klassen zu sozialen und politischen Veränderungen führen können. Widersprüche sind ein Motor des gesellschaftlichen Wandels und können zur Überwindung des kapitalistischen Systems führen.

]]>