Sexismus – Antifa Würzburg https://antifawuerzburg.blackblogs.org Radikaler Antifaschismus aus der Provinz Tue, 05 Nov 2019 23:22:16 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 https://antifawuerzburg.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1054/2023/10/Logo-Antifa-Wuerzburg-100x100.png Sexismus – Antifa Würzburg https://antifawuerzburg.blackblogs.org 32 32 Kommentar: Sexuelle-Orientierung-und-geschlechtliche-Identität-Schutz-Gesetz https://antifawuerzburg.blackblogs.org/kommentar-sexuelle-orientierung-und-geschlechtliche-identitaet-schutz-gesetz/ Tue, 05 Nov 2019 23:22:16 +0000 http://antifawuerzburg.blackblogs.org/?p=825 Continue reading "Kommentar: Sexuelle-Orientierung-und-geschlechtliche-Identität-Schutz-Gesetz"

]]>

„Es ist ok, so wie du bist.“ – Mit diesem Satz bewirbt das Bundesministerium für Gesundheit unter Jens Spahn den Gesetzesentwurf zum Verbot von „Konversionstherapien“¹. Doch anstatt einer Verbesserung gleicht der Entwurf eher einem Schlag ins Gesicht aller Betroffenen.

Im Juni diesen Jahres haben wir zusammen mit und Queer Pride Würzburg für ein Verbot von Konversionstherapien demonstriert. Anlass war der evangelikale APS-Kongress (Akademie für Psychotherapie und Seelsorge), welcher im Congress Centrum stattfand. Am Kongress beteiligte Gruppen werden direkte Kontakte zu Therapeut*innen vorgeworfen, welche Konversionstherapien durchführen. Wir wiesen auf die von einzelnen Gruppen vertretene Ansicht, Homosexualität (& eine allg. Abweichung von cis Heterosexualität) sei eine Krankheit, hin.

Hier sei festgehalten: Das Nichterfüllen der Heteronormativität unserer Gesellschaft ist keine Krankheit!

Wer unterzieht sich Konversionstherapien?

Voraussetzung für die Existenz dieser Therapieform ist die homo- und transphobe Gesellschaft in der wir leben. Ohne homo- und transfeindliche Sozialisierung, würde sich wohl kaum jemensch für solch eine Therapie entscheiden. Betroffene erfahren von unserer Gesellschaft, dass sie nicht „normal“ seien. Ohne Aufklärung liegt ihnen der Gedanke nahe, sich zu assimilieren. Ein seriös wirkendes Angebot durch Therapeut*innen, das die Heilung dieser „Anormalität“ verspricht, wird, sofern die daraus entstehenden Folgen nicht vermittelt werden, gerne angenommen. Oftmals werden Menschen aber auch aktiv von Bekannten und Verwandten dazu gedrängt. Queere Kinder werden von ihren Eltern zur Therapie geschickt, sobald sie sich als nicht-heterosexuell oder nicht-cis outen. In kirchlichen/evangelikalen Gemeinschaften werden Menschen, unter Drohung des Ausschlusses oder der sozialen Ausgrenzung, dazu überredet, sich einer Konversionstherapie zu unterziehen.

Warum müssen Konversionstherapien verboten werden?

Betroffene würden sich, ohne äußerlichem Druck durch Gesellschaft und Mitmenschen, nicht als „krank“ ansehen oder nach vermeindlicher Heilung suchen. Wie bereits dargelegt, erfolgen Konversionstherapien hauptsächlich aufgrund von gesellschaftlichen Zwängen. Dadurch lernen Betroffene, dass sie, so wie sie sind, falsch wären. Sie werden in ihrer Existenz angegriffen und sollen sich verstellen, um von Gesellschaft und ihren Mitmenschen akzeptiert zu werden. Dies hat enormen psychischen Druck zur Folge, welcher durch Konversionstherapien noch weiter bestärkt wird. Nun ist die Wirksamkeit solcher Therapien nicht belegt. Das könnte zu großen Teilen daran liegen, dass es sich bei Sexualität und Geschlecht nicht um eine Krankheit handelt, die folglich auch nicht geheilt werden kann. Menschen beenden die Therapie also so, wie sie sie begonnen haben. Mehrere Studien zeigen, dass Konversionstherapien zu schweren Traumata, Suizidversuchen und weiterem psychischem Leid führen können.³ Betroffene, die an die Wirkung der Therapie glauben und sich in manchen Fällen mehrfach dieser Prozedur unterziehen, verzweifeln an dem Ausbleiben der „Heilung“. Nur ein konsequentes Verbot von Behandlungen, die bewirken, dass Betroffene ihre Sexualität oder ihr Geschlecht anzweifeln oder das Ziel haben, diese Eigenschaften zu ändern, kann Menschen vor unnötigem Leid schützen.

Was sieht der Gesetzesentwurf vor?

Richtig wird erkannt: „Weder bei nicht heterosexuellen Formen der Sexualität noch bei der Trans- oder Intersexualität als solcher handelt es sich um eine Krankheit. Daher bedürfen sie auch keiner medizinischen Behandlung.“ Für viele ist es deshalb der logische nächste Schritt diese zu verbieten. Genau das sieht der Entwurf aber nicht vor: Verboten werden soll die Behandlung „an einer Person unter 18 Jahren […] oder an einer Person […], deren Einwilligung zur Durchführung der Behandlung unter einem Willensmangel leidet.“ Hinzu kommt eine Ausnahme für Personen ab 16 Jahren, sofern diese „über die erforderliche Einsichtsfähigkeit in die Bedeutung und Tragweite der Entscheidung verfügt.“ Während aktuell kein Gesetz zu dieser Thematik existiert, schafft das „Sexuelle-Orientierung-und-geschlechtliche-Identität-Schutz-Gesetz (SOGISchutzG)“ also statt einem Verbot die Anleitung zur legalen Durchführung von Konversionstherapien. Die einzigen Voraussetzungen – die Betroffenen sind nicht jünger als 16 Jahre und haben keinen „Willensmangel“ – sind lasch. Des Weiteren ist ein „Willensmangel“ vor Gericht wohl kaum nachzuweisen. Mit diesem Gesetz können Therapeut*innen sich rechtlich absichern und medizinisch unnütze, dafür aber psychisch höchst schädliche Therapien ganz legal und staatlich legitimiert durchführen.

Wir fordern eine grundlegende Änderung dieses Entwurfs! Schluss mit Konversionstherapien! Für eine offene Gesellschaft, die queere Menschen als solche schätzt und nicht mit heteronormativen Zwängen ein Leben lang quält!

 

]]>
Bericht zu den Protesten gegen den APS Kongress https://antifawuerzburg.blackblogs.org/bericht-zu-den-protesten-gegen-den-aps-kongress/ Tue, 11 Jun 2019 19:58:03 +0000 http://antifawuerzburg.blogsport.eu/?p=798 Continue reading "Bericht zu den Protesten gegen den APS Kongress"

]]>
Letzte Woche fand im Congress Centrum Würzburg der 10. Internationale Kongress für Psychotherapie und Seelsorge statt. Der evangelikale Kongress bietet homo- und transphoben Referent*innen eine Bühne, sowie Sexismus und einem reaktionären Frauen*- und Familienbild. So war dieses Jahr, neben einer Pro-Life-Referentin, auch ein Stand des „Marsch für das Leben“ zu Gast.

Weiter Informationen zu dem Kongress stehen im offenen Brief.

Die Antifa Würzburg, MissMutig und Queer Pride Würzburg organisierten am Mittwoch, dem Startdatum der mehrtägigen Veranstaltung, einen Infostand in der Eichhornstraße, um Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken und für die Demonstration am Freitag zu werben. Etwa 1250 Flyer wurden verteilt und zahlreiche Passant*innen, darunter viele queere Personen, bedankten sich bei den Aktivist*innen für ihr Engagement. Natürlich gab es auch Streitgespräche, doch der Zuspruch überwog deutlich. Auch die taz informierte im Vorfeld über den Kongress und den Protest dagegen. So musste OB Schuchardt, nachdem er von mindestens einer Privatperson, der taz und der Linkenabgeordneten Simone Barrientos darauf Aufmerksam gemacht wurde, sein Grußwort auf der APS-Website zurücknehmen.

Auch die Demo unter dem Motto „You can’t pray the gay away“ am Freitag war ein Erfolg. Die zum großen Teil pink gekleideten Demonstrant*innen zogen vom Hbf, durch die Innenstadt bis vor das Congress Centrum und die Stimmung im „Pink Block“ war ausgelassen. Neben bekannten Parolen, wie „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“ und „Kondome, Spirale, Linksradikale“ wurden auch spontane wie „Ihr habt die Hölle – wir haben Sex!“ von den überwiegend jungen Menschen gerufen.
Währenddessen fand auf der Friedens-Brücke eine Kletteraktion von Aktivist*innen statt, die ein Banner gegen Homophobie hissten. Die Demo endete mit teilweise sehr persönlichen Redebeiträgen. Nach einem inhaltlichen Bericht über den Kongress berichtete die Mutter eines Trans-Mannes von den Problemen und Schwierigkeiten, die Transsexuelle durchmachen müssen. Solange Homosexuelle sich outen müssten, während Heterosexuelle dies nicht tun, kann keine Gleichberechtigung erreicht werden.

 

!Trigger Warnung!

 

Eine weitere Rednerin* ging darauf ein, was es bedeutet als Frau* im Patriarchat zu leben und ging hierbei auf Sexismus, sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt ein. Die letzte Rednerin* berichtete von der alltäglichen Ausgrenzung queerer Person. Von Gewalt und Verfolgung, der queere Menschen noch immer ausgesetzt sind.

Der Kampf um Gleichberechtigung und Freiheit ist noch lange nicht vorbei. Auch in Würzburg kann mensch am 29. Juni auf dem Würzburger Street Day wieder ein Zeichen gegen Homophobie setzen.

Join the pink block (again)!

]]>