Rap eines Compañero Zapatista in tsotsil, 1. Januar 2025, Caracol II Oventik, Chiapas, Mexiko.
]]>»Diese Leute …
Für sie unser Herz.
Unser aufmerksames Hören auf ihre Sicht.
Unser sie suchendes Wort.
Unsere gemeinschaftliche Umarmung – trotz Geographien und Kalender.
Für sie – und mit ihnen: das Fest der Zusammentreffen …«
(EZLN, Oktober 2024.)
Orte und Daten der Internationalen Treffen, Dezember 2024/ Januar 2025:
Geplante Gruppenreise: September/ Oktober 2025.
Mehr Informationen auf Anfrage.
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1. August 2024.
Der Feigenbaum schleift den Wind
mit der Rinde seiner Zweige,
der Berg, eine Marderkatze, sträubt
seine stachlig-bitteren Agaven.
Wer jedoch wird kommen? Und wohin …?
(Federico García Lorca: Romance Sonámbulo)
Ja, der Wind und der Berg, die Montaña, scheinen sich seit längerem zu kennen. Ich könnte euch das genaue Datum sagen, aber das ist jetzt nicht wichtig. Dieser Widerstand oder das ausdauernde scheinbare Resignieren ist vielleicht nicht zu verstehen: Der Berg, der den einen oder anderen Hieb erträgt; und der Wind, der sich anscheinend zurückzieht und als besiegt gibt, um dann erneut zurückzukehren. Immer dasselbe, immer unterschiedlich.
Es sind jedoch nicht diese überstürzten Annäherungen, die den Berg sorgen. Er hat schon schlimmere erlebt, wenn ihr danach fragt. Nein, was ihn sorgt, sind die Stürme, die mit Schaufelbaggern und Abräummaschinen daherkommen, mit Mineralien-Suchern und Touristen-Unternehmen, mit Fabriken, Einkaufzentren, Zügen und Regierungen, die simulieren zu sein, was sie nicht sind, mit Zerstörung und Tod. Zusammengefasst: das System.
Somit wäre es also nicht verwunderlich, wenn Berg und Wind zu einer Übereinkunft kämen. Immerhin teilen sie dieselbe Mutter: Ixmucané, die Allerweiseste.
Nein, ich werde euch nicht das genaue Datum ihres ersten Zusammentreffens verraten. Aber sagen wir mal, sie kennen sich aus früheren Zeiten. Der skeptische Gesichtsausdruck und das missbilligende Grimassenschneiden des Bergs, angesichts der ersten Blitze und Windböen, sind bereits Rutine. Ebenso die Unverschämtheit des Windes gegen den Berg loszubrausen, mittels der Kraft von Regen, Wind, Donner und Überschwemmungen. Die Schrammen und Kratzer, die der Wind aus ungeschickter Leidenschaft zufügt – Wunden wie Wassergräben – schaffen es nicht, die scharfe Zurückweisung des Berges zu mildern. Sie treffen sich, sie verfehlen sich. Letztendlich umarmen sie sich und verabschieden sich ohne Versprechen oder Geständnisse zu machen. Eine komplexe Beziehung, die viel von Zustimmung und Zurückweisung hat. Nun, von »Liebe«.
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Sie sagen, es wird gesagt, dass sie erzählen: Eine Legende, die noch zu schreiben ist, besagt: Es gab da eine Versammlung, zu der riefen sie die Familie des Votán, Bewahrer und Herz des Pueblo, herbei. Und so sprach die Montaña:
»Meine geliebten Kinder, es kommt bereits das heran, was ihr zuvor auf meiner Haut und in meinen Haaren gelesen habt. Der brüderliche Wind, der Señor Ik‘, bringt grausame Nachrichten von einem anderen Sturm, dem tödlichsten von allen. Wir wissen es bereits. Und es ist an jeder Familie, zu widerstehen und zu verteidigen. Ihr seid die Bewahrer, die geschaffen wurden, um zu schützen. Ohne euch sterben wir und irren ziellos herum. Ohne uns (1) werdet ihr wieder zu verlorenen, verirrten Wesen mit lediglich Leere im Herzen und ohne Hoffnung in eurem Leben. Der Ik‘ erzählt, was sein Herz gesehen hat: Im Himmel wie auf der Erde teilen die Tiere die Unruhe und Beklemmung.
Dies hören sie im Cauca und in den Ortschaften Sloweniens. In Japan und Australien. In Kanada und im SLUMIL K ́AJXEMK ́OP [dem widerständigen Europa]. In Norwegen, Schweden, Dänemark und Nicaragua, welches nicht aufgibt, sich nicht verkauft, niemals! In La Polvorilla und in der Wunde, die der Tren Transístmico reißt – eine eiternde Wunde im Herzen der Pueblos originarios, die kämpfen. Sie hören es in den Ländern, die der Krieg als Unglück und Elend vervielfacht und wo welche Offene Arme (2) haben, um die Schutzlosen zu retten. In Ostula und Grönland. Im gefolterten Haiti und den Cenotes Mayas (3), deren Ruf geschädigt wird durch die Eisenbahnschienen der Demagogie. Bei den gewaltsam Vertriebenen und durch Erpressung aus dem Leben Zwangsgeräumten. Innerhalb des libertären A, welches seit langem darauf hinweist: Der Staat ist keine Lösung, er ist ein Problem. Beim palästinensischen Mädchen, das mit jener Bombe die Unwägbarkeit des Lebens erhalten hat, und mit ihr die Gewissheit des Todes.
Derart sprechen sie zum geschwisterlichen Pueblo der Saami, der Mapuche, der Roma mit dem Haus auf dem Rücken, den Pueblos originarios aller Länder und Meere, zu dem*derjenigen, der*die kämpft und widersteht auf dem Land und dem, was darauf wächst, dem Fischer, der auf dem Meer das Leben bearbeitet. Sie erzählen es Mädchen, die die vergessene Sprache verstehen, und Jungen mit ernstem Blick. Frauen, die gewaltsam Verschwunden gemachte suchen. Bereits Älteren, die ihre Narben als trauernde Falten bedecken. Dem*derjenigen, die*der weder sie noch er sind; und dies verflucht egal ist. All den Menschenwesen, die wie der Mais alle Farben und wie beim Essen, Heranwachsen und Entstehen alle Arten und Weisen haben.
Aber nicht alle hören zu. Nur der*diejenige, der*die weit und tief sieht, versteht das, was das Wort Ixmucanés, der Allerweisesten, besagt und und wozu es rät.
Somit, meine Kinder, sucht den Modus. Und sucht den*diejenige. Erhebt das Wort – mit dem Señor Ik‘ in der einen und mit meinem Herzen in der anderen Hand. Erinnert die Welt, dass der Tod und das Morgen in den Schatten der Nacht entstehen. Das Licht entzündet sich in der Dunkelheit.«
-*-
Ja, sie trafen sich erneut, Wind und Berg, la Montaña. Diesmal war es jedoch anders. Die Ankunft der Morgendämmerung hatte sich verzögert, atemlos vielleicht durch die Hitze; beim ersten Sonnenstrahl, der den Huapác-Berg streifte, zeigte sie sich jedoch unmittelbar mit einem heftigen Regen.
In der Champa, der Holzhütte, war durch den Lärm der auf das Wellblechdach fallenden Tropfen wenig oder nichts anderes zu hören. Dank des schwankenden Wohlwollens eines Feuerzeugs war auf einem Tisch mit Brandspuren und Tabakkrümeln ein Papier mit vielerlei Gekritzel gut zu sehen. Das Einzige, was darauf klar zu lesen stand, war:
Nun gut. Salud und dass die Nacht uns vorfindet, wie es Gesetz ist: wach.
Aus den Bergen des Südosten Mexikos.
Der Capitán.
August 2024.
PS. Na klar, und auch der Kriegerin. Ja und der*die Krieger*in, loa guerreroa. [Aber]: le guerrere (4)? Wirklich?
Anmerkung der*die Übersetzer*in:
(1) Hier steht im Original nosotras, damit sind die zapatistischen Comunidades gemeint.
(2) Hier wird sich wohl auf die die Organisation Open Arms bezogen.
(3) cenotes: unterirdische Wasserreservoire und Höhlen, die bei den Pueblos Mayas in Yucatán eine wichtige auch spirituelle Bedeutung haben. Ein Teil der Streckenführung des Tren Maya (das sind die weiter oben genannten »Eisenbahnschienen der Demagogie« des neoliberalen mexikanischen Präsidenten López Obrador) verläuft unmittelbar über Cenotes, die damit einzustürzen drohen.
(4) Wenn die Zapatistas sich auf Transgender-Personen und alle anderen nicht-binären Gender beziehen, sprechen sie von loa otroa/ die*der Andere*. Die Endung »e« (anstatt »oa« wie bei den Zapatistas) wird jetzt oftmals in anderen Zusammenhängen dafür verwendet.
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Hier erfahrt ihr die genauen Termine.
]]>Kurze Auszüge aus dem aktuellen Bericht einer Balumil-Compa:
»[…] San Cristóbal ist deutlich touristischer, als ich es mir vorgestellt habe. Das erweckt hier oft den Eindruck von ganz verschiedenen Realitäten, die hier nebeneinander existieren. Durch die Verbindung mit den Compas [hier gemeint: die zapatistischen Pueblos] und den widerständigen Strukturen vor Ort, weiß man natürlich Bescheid über die politisch sehr angespannte Lage in ganz Chiapas: die Angriffe auf widerständige Comunidades [Gemeinden] durch repressive Staatsorgane, Paramilitär und Narcos [Mitglieder der Drogenkartelle], die Spaltungsversuche der Pueblos durch die Regierung, die Repression und Gewalt gegenüber migrantischen Menschen, deren Fluchtroute in Richtung USA durch Chiapas führt. […] Aktuell ist die Lage nochmal besonders angespannt, da am 2.6. hier Wahlen stattfinden werden [Präsidentschaftswahlen wie auch auf Bundesstaaten- und lokaler Ebene].
[…] Die Polizei, aber auch das Militär sind durchaus sehr präsent auf den Straßen von San Cris. Möglicherweise deshalb, weil die Wahlen kurz bevorstehen, aber ganz klar kann man das auch nicht sagen. […] Insgesamt gilt: Der Polizei oder anderen Repressionsorganen keine Angriffsfläche bieten und sich im öffentlichen Raum möglichst korrekt und unauffällig verhalten! […]
Durch die Balumil-Seminare und die Carea-Talleres (ich bin auch zur Menschenrechtsbeobachtung hier) habe ich mich sehr gut auf die aktuelle Situation vorbereitet gefühlt. […]
Größtenteils sind die Menschen hier, wo ich gerade bin, wirklich sehr solidarisch miteinander, es findet viel kollektives Leben und Organisation statt. Das J. ist ein toller Ort, um sich mit anderen Internacionalistas zu vernetzen und sich über linke Kämpfe in ganz unterschiedlichen Kontexten auszutauschen. Es findet viel politischer Austausch statt, beispielsweise organisieren wir hier wöchentlich eine Escuelita política [kleine politische Schule], in der wir uns im Rahmen von kurzen Vorträgen und Diskussionen über die unterschiedlichen politischen Themen austauschen, die uns beschäftigen. […]
Auch ich bin (wie der Compa M., der kurz vor mir hier war) der Meinung, dass man sich hier in Chiapas […] sehr intensiv mit anderen Internacionalistas austauschen und viel über internationalistische Solidarität und Kämpfe von links und unten überall auf der Welt, aber auch über die eigene politische Praxis, lernen kann. […] man findet hier wirklich genug politische Projekte, denen man sich hier widmen kann. Hier kommen internationale Kämpfe zusammen – por un mundo donde quepan muchos mundos [Für eine Welt, die viele Welten birgt].«
B.
]]>seguimos adelante – auf bald!
euer colectivo gata-gata.
Eine Produktion von cronopi@s internacionales
und Immergrün Verlag.
1983 und 1994, das sind 40 Jahre + 30 Jahre EZLN. Ein Grund, um die zapatistischen Compañer@s und ihren Kampf zu würdigen und die neueste Initiative der Zapatistas vorzustellen. Beides tun wir mit diesem kleinen Buch, in dem sie selbst – mittels ihrer zwischen Oktober und Dezember 2023 öffentlich gemachten Kommuniqués – zu uns sprechen, ihre neuen Strukturen der Autonomie bekanntgeben – und einen konkreten Vorschlag machen: »Das Gemeinschaftliche und das Nicht-Eigentum«.
(aus dem Vorwort von cronopi@s internacionales)
Mehr Infos und Vorbestellung:
https://immergruen.cc
vom 12.-14. April 2024 werden wir ein Balumil-Informations- und Austausch-Treffen organisieren, um uns zusammen mit Euch über die aktuellen Entwicklungen in Chiapas und die Reorganisierung unserer Compas Zapatistas auszutauschen und auf den neuesten Stand zu bringen. Wie sieht die neue Autonomie aus? Was waren/sind die Gründe für ihre Veränderung? Und was verbirgt sich hinter der zapatistischen Initiative »Lo Común: Das Gemeinschaftliche und das Nicht-Eigentum«? All diesen Fragen werden wir auf dem Treffen nachgehen.
Herzlich eingeladen dazu sind alle »alten« sowie »neuen« Balumil-Compas – also all jene, die sich mit Balumil verbunden fühlen, es schon lang sind oder es gern werden wollen.
Wer daran teilnehmen möchte, meldet sich bitte bis 28. März 2024 bei uns per Mail. Dann erhaltet Ihr auch weitere Informationen.
Die Termine für die »regulären« Balumil-Seminare zur Vorbereitung eines Aufenthalts im CELMRAZ findet Ihr hier.