Der Berlin Busters Social Club war auf Reisen ins ferne Brüssel zur Adbusting-Konferenz „Ban Fossil Ads“ im März 2024. Ist fast beim Drogenbos gestrandet, hat sich Brüssel angeschaut, neue Leute kennen gelernt und sich über die verschiedenen Strategien, Werbung abzuschaffen, oder mindestens zu dekabonisieren ausgetauscht…
Am Mittwochabend den 06.03 2024 bestiegen drei Mitglieder des „Berlin Buster Social Clubs“ zusammen mit einem Freund todesmutig einen Nachtzug, um ins ferne Bruxelles (unter Nicht-Weltenbummler*innen auch als Brüssel bekannt) zu reisen. Der Grund der Reise war die „Ban Fossil Ads“- Konferenz. Drei Tage lang trafen sich Menschen aus unterschiedlichen Gruppen und Ländern für gemeinsame Workshops, Skillsharing und zum strategischen Austausch rund um das Thema Werbung zu dekabonisieren bzw. generell abzuschaffen.
auf Reisen
Die Fahrt im Nachtzug war sehr aufregend. Als sie trotz eines technischen Fehlers und eines daraus resultierenden unfreiwilligen Umstiegs, dann doch endlich am Donnerstagmorgen in Bruxelles ankamen, sahen sie sich zuerst mit den Schwierigkeiten der bruxellischen Amtssprachen konfrontiert: französisch und niederländisch. Das Wortz „Drogenbos“ ist in Brüssel ein völlig normaler Name für einen Stadtteil mit 5700 Einwohner*innen. https://de.wikipedia.org/wiki/Drogenbos
Suche nach dem Hostel
Zum Glück war immerhin ein kluger Mensch dabei, welcher nur zwei von sechs Jahren Französischunterricht verschlafen hatte und damit zumindest über einen grundlegenden Wortschatz verfügte. Der Rest musste sich mit Englisch durchschlagen…
Nachdem auch die Entäuschung darüber, dass das Hostel nicht beim „Drogenbos“, sondern in der entgegengesetzten Fahrtrichtung der Straßenbahn lag, überwunden war, konnte der Touri-Spaß beginnen. Der Donnerstagnachmittag war schnell mit Sightseeing verbracht. Zuerst besichtigten alle vier zusammen die Innenstadt und machten in guter Touri-Manier wahnsinnig viele schlechte Fotos.
Justizpalast oder Comicmuseum?
Danach teilte sich das Quartett auf, weil ein Mitglied merkwürdigerweise lieber den Justizpalast und das königliche Schloss, sowie die königliche Bibliothek besichtigen wollte, anstatt das Comicmuseum zu besuchen und dabei selbstverständlich den Eintritt zu prellen.
Nachdem drei Quartettmitglieder Essen gegangen waren (ja, diesmal wurde bezahlt) und die vierte Person saufen war (ob hier bezahlt wurde ist nicht bekannt), stieß ein weiterer Freund des „Berlin Buster Social Clubs“ dazu. Da demr Autor*in dieses Textes das Angeberwort für eine fünfköpfige Gruppe nicht bekannt ist, wird im weiteren Textverlauf das langweilige Wort „Gruppe“ verwendet.
Erster Konferenz Tag – Kennenlernen
Am nächsten Morgen machte sich die Gruppe nach einem sehr enttäuschenden (leider nicht veganem und sehr zuckerhaltigem) Frühstück auf den Weg, zum eigentlichen Ziel der Reise: Der „Ban Fossil Ads“ Conference. Hierbei trafen sie auf einen weiteren Freund und zu sechst kamen sie dann bei der Konferenz an.
Die Konferenz fand zum dritten Mal statt und wurde unteranderem von Subvertisers international organisiert. Rund 65 Menschen aus unterschiedlichen Ländern diente die Konferenz zum Austausch und Netzwerke knüpfen. Die Teilnehmenden hatten teilweise sehr unterschiedliche Hintergründe. Zu ihnen gehörten Politiker*innen, Aktivist*innen, Student*innen, Werbetreibende und Künstler*innen.
Der erste Tag startete mit einer Kennenlernrunde (hat eine Person von uns mit einer besonders kurzen knackigen Vorstellung gerockt), das Awarenesskonzept wurde vorgestellt und es gab mehrere Reden, zur Begrüßung und auch zur Information worum es geht.
Politik und Lobbyismus
Erfreulicherweise gab es auf der Konferenz viele vegane Snacks. Inhaltlich war der Kongress durchmischt, es gab sehr interessante Berichte über Aktionen von Straßenkünstler*innen aus aller Welt, aber auch Reden von Politiker*innen, die sich 5 von 6 Gruppenmitgliedern auf Englisch übersetzen lassen mussten. Für den EU Abgeordneten David Cormand schien Werbung ein Herzensthema zu sein. Er hat dazu sogar ein Buch geschrieben! Er war erstaunlich radikal in Bezug auf Werbung verbieten. Schade, dass wir ihm nicht schon früher über den Weg gelaufen sind.
Mit ihm war noch eine Lobby-Person da. Sie hat ihren Berufsalltag beschrieben, der für unsere jungen Leute nicht so spannend klang. Erschreckend war bei ihrem Vortrag, wie kurz der Weg zwischen den Büros zu sein scheint und wie selbstverständlich ein Seitenwechsel zu sein scheint. Für die schien Lobbyismus ein ganz normaler Teil des politischen Prozesses zu sein was von Teilen des Berlin Busters Social Club für befremdlich empfanden.
Mitglieder der Grünen Jugend aus Dänemark zeigte eine ihrer Kampagnen, Sie hatten das Label des größten landwirtschaftlichen Lobbyverbandes parodiert. Damit erstellten sie eine Kampagnenseite, fälschten eine Pressekonferenz, machten Adbustings und begleiteten dies groß mit Medienarbeit. Inhaltlich ließen sie den Lobbyverband eine 180-Grad-Kertwende hinlegen. Statt Profit stellte der Verband nun Umwelt, Menschen, Nachhaltigkeit und Klimaschutz in den Vordergrund.
Der erste Konferenztag war ziemlich gut, es war sehr interessant zu erfahren, was die anderen so machen.
Zweiter Konferenz Tag – ban fossil ads
Der nächste Tag brachte viele weitere Workshops mit sich. Es gab unter anderem Vorträge über das Sponsoring im Sport, mit dem Fokus darauf, wie Fans gegen fossile Werbung von Sponsor*innen vorgegangen sind, einen Überblick über die letzten Erfolge im Kampf gegen Werbung für fossile Brennstoffe in Europa und einen Workshop, in dem es darum ging, wie mensch die Reichweite von Influencer*innen nutzen kann, um auf politische Ziele aufmerksam zu machen (Spoiler: mensch bezahlt sie…). Wir haben viele unterschiedliche Workshops besucht, die wir im Folgenden kurz beschrieben haben:
Sponsering im Sport:
Während früher Tabakwerbung in der Formel 1 für großen Wirbel sorgte und erfolgreich bekämpft wurde versuchen heutzutage vor allem Glückspielfirmen und Fluggesellschaften ihr öffentliches Image durch Sportsponsoring zu verschönern. Im Workshop „Sports Sponsorship & Paris Olympics“ ging es deshalb darum diese Verstrickungen von Konzernen mit großen Sportvereinen zu analysieren und Möglichkeiten aufzuzeigen diese mit Forschungs- und Öffentlichkeitsarbeit anzufechten.
Dabei ging es in einem praktischen Teil unter anderem um die Analyse der Sponsoren der diesjährigen olympischen Spiele in Paris und der Fußball Europameisterschaft bei uns in Deutschland. Zum Ende überlegten wir wie und mit welchen Gruppen zusammen wir diese kritischen Kooperationen öffentlichkeitswirksam anprangern können.
Muncipalities: prograss, pushbacks and next steps:
Wie überzeuge ich Stadträt*innen und Bürgermeister*innen von Werbeverboten? Darum gings in dieser Veranstaltung ausgehend vom Beispiel von London und niederländischen Gemeinden. London hat in der U-Bahn alles Mögliche an Werbung für gesundheitsschädliche Produkte verboten und diese Entscheidung auch implementiert. Amsterdam hat Werbung für klimaschädliche Produkte bereits vor fünf Jahren verboten, die Umsetzung ist jedoch nicht in Sicht. Es zeigte sich, dass trotz europäischer Einigung die rechtlichen Rahmenbedingungen für Kommunen recht unterschiedlich sind. Narrative, die gut ziehen sind „Gesundheit“ und „Kinder“.
Stay Grounded:
Im Workshop „Stay Grounded: international week of action against airline ads + sponsorship“ ging es speziell um Werbung von Fluggesellschaften und wie sie den öffentlichen Raum durch Werbeflächen nutzen um für mehr Flüge zu werben. Dabei braucht es zur Erreichung der Klimaziele deutlich weniger davon! Einen wirksamen Plan die CO2 Ausstöße durch Flüge zu verringern hat die Flugindustrie nämlich nicht.
Wir schauten uns an wie die Werbungen aufgebaut sind, wie dabei Greenwashing betrieben wird und wie wir als Aktivisti dagegen durch Protest oder das Abändern von Werbung aktiv werden können.
Am Nachmittag konnte mensch zwischen einem Vortrag zum Thema Greenwashing, einem Skillshare zum Thema Straßenkunst und einer offenen Diskussion wählen.
Skillshare:
Beim Skillshare wurde es sehr praktisch und klebrig. Im Workshop „Practical skillshare: subvertising, adbusting, brandalism, art“ wurde gezeigt was man alles aus entwendeten Werbepostern mithilfe von Kleister und anderen Bastelutensilien alles erstellen kann. Von Vorhangringen, über Schriftzüge bis hin zu Blumentöpfen war einiges dabei.
Zwei aus unserer Gruppe haben beim „artsy skillshare“ ein Polizei zum kotzen Schild gebaut was wir nachher für unsere Aktion verwendet haben.
Mit Adbusting und Petition zum Stadtrat
Mit Aktivist*innen aus Brüssel berichteten in der OpenSession von einer taktisch sehr interessanten Kampagne. Sie hatten eine Pedition für ein Werbeverbot an den Stadtrat aufgesetzt. Diese machten sie mit einer „Take-over“-Aktion bekannt. Sie kaperten 200 Werbevitrinen. In diese platzierten sie Poster mit dem Slogan: „Möchtest Du Werbung verbieten?“ und darunter einen QR-Code und einen Link zur Petition. Bis zum Morgen unterzeichneten tausende Personen mit Namen und Adresse die Petition. Die Aktivist*innen mussten danach ihr Anliegen im Stadtrat mit Gesicht und Namen vorstellen. Medienberichte ohne Ende, Die Werbefirma Decaux gab sich alle Mühe, den Vorgang medial klein zu halten und verzichtete sogar auf Repression.
Kunst im öffentlichen Raum
Am Abend folgte ein größeres Kunstprojekt, für welches sich die Teilnehmer*innen in Kleingruppen aufteilen und sich anschließend auf in die dunklen Straßen Bruxelles‘ machen mussten (das Schwarzfahren war an diesem Abend die geringfügigste Straftat).
Es gab vorher ein kleines Briefing. Die Gruppenfindung war für manche von uns eine kleine Katastrophe aber am Ende hatten alle eine Gruppe gefunden.
Es gab Leute, die zum ersten Mal eine Adbusting Aktion gemacht haben. Sie waren am Anfang ein bisschen zögerlich, aber später unterwegs wie abgebrühte Profis. Anschließend waren noch einige Leute in der Bar und auf ner Party. Wir waren zu müde und haben dann nur noch ein Bier in der Hotellobby getrunken. Ein Bier musste schon sein in Belgien 🙂
Letzter Konferenz-Tag
– Strategien gegen Repression und Feedback
Am nächsten Morgen wurde beim Frühstück unerlaubterweise fleißig Essen für die Fahrt eingesteckt und sich anschließend auf zum letzten Teil des Programms der Konferenz gemacht. Wir konnten sogar noch kurzfristig unseren Workshop zum Thema Erfahrungsaustausch zu Repression unterbringen. Leitfragen waren dabei: Hast du Erfahrung mit Repressionen, Welche Strategien gibt es, wie geht ihr damit um?
Zuvor ist uns aufgefallen, dass es auf der Konferenz unterschiedliche herangehensweisen beim Thema Repressionen gibt. Verbreitet waren offensive Strategien. In Frankreich zum Beispiel Kündigen sie Adbustingaktionen ganz offen an, setzeen sich vor Ort mit den Cops auseinander und klagen anschließend. Die darauf folgenden Gerichtsverfahren werden politisch geführt und medial begleitet. Eine Gemeinsamkeit, die wir bei dem Austausch festgestellt haben ist, das alle bei Represionen vorallem die coolen Aktionsbilder einsetzen und die Werbefirmen in Europa unterm Strich kein interesse an öffentlichen Strafverfahren zu haben.
Abschließend gab es eine Feedbackrunde. Die Veranstaltung wurde fleißig reflektiert und es gab Überlegungen, wie es weiter gehen soll. Um keine hitzige Diskussion vom Zaun zu brechen, durch die der gesamte Club den Zug verpasst hätte, haben wir auf eine Kritik an der antisemitischen Israelkritik vieler Teilnehmer*innen verzichtet. Wegen Zeitdruck brach der Berlin Busters Social Club mitsamt einem Hangaround so bald wie möglich auf um sich auf den Weg zurück nach Berlin zu machen.
Berlin Berlin… wir fahren zurück!
Durch verschiedenste Umstände, unter anderem der kurzfristigen Abwesenheit der Lock fahrenden Person, verzögerte sich die Rückreise so lange, dass die stibitzte Verpflegung nicht für die ganze Fahrt reichte, aber immerhin konnten sich die Reisenden bei ihrer Ankunft um halb eins (morgens!!!) in Berlin über einen Rabatt von 25% auf die ICE-Tickets freuen.
Alles in allem war es ein sehr interessanter Ausflug. Wir waren diesmal mit Leuten unterwegs die einen unterschiedlichen Erfahrungsschatz und Altersunterschied hatten, weshalb die Konferenzteilnahme für den BBSC enorm gewinnbringend war, weil wir dadurch mit unterschiedlicheren Leuten ins Gespräch gekommen sind. Ein trauriges Lernergebnis war die Erkenntnis, dass Israelhass und Antisemitismus ein noch größeres Problem in der europaweiten linken Szene sind, als bisher vermutet. Trotzdem konnten Kontakte zu verschiedenen Menschen geknüpft und der persönliche Horizont der einzelnen Gruppenmitglieder erweitert werden.
Hey liebe Adbusting-Fangemeinde,
nach Langem endlich wieder ein Newsletter vom Berlin Busters Social
Club.
Ende Dezember gabs ne Sensation: Das Bundesverfassungsgericht (ja, das
in Karlsruhe…) erklärte eine Hausdurchsuchung der Berliner Polizei für
illegal. Die Hausdurchsuchung war wegen Bundeswehr-Adbustings:
https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/bvg23-121.html
https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/19/SchrAnfr/S19-18577.pdf
All Cops Are Busted — Jerry und Tom
https://veto-mag.de/adbusting/
Die machen na klar sofort Großalarm:
Kopfschüttel.
https://katapult-verlag.de/programm/hackbibel-3
Und hier ist ein nettes Interview mit uns im ND:
So. 28.4. Göttingen, Flause (Keplerstraße 11) Workshop Adbusting, 20-22h
Do. 2.5. Leipzig, Meuterei (Zollschuppenstraße 1-3) , Workshop
Adbusting, 18-20h,
Fr. 14.06. Gera, Offenes Antifa Treffen, Burgstraße 12, Workshop
Adbusting, ab 18.30
Wir sehen uns!
Viele Grüße
Boris Buster, Berlin Busters Social Club
PS. wir haben einen twitter-account. Der steckt im Shadow-Bann… da
helfen Follower, bitte unterstützt uns:
@boris_buster
]]>Großer Erfolg für politische Plakatkünstlerinnen: Wer Bundeswehrwerbung öffentlich umgestaltet, darf deswegen noch lange keine Hausdurchsuchung kassieren, so beschloss heute das Bundesverfassungsgericht (Aktenzeichen 2 BvR 1749/20). Das Gericht erklärte die vom LKA Berlin 2019 wegen antimilitaristisch verbesserter Bundeswehrwerbung durchgeführten Hausdurchsuchungen für illegal. Die Berliner Polizei begründete die Hausdurchsuchungen bei Adbusting-Aktivistin Frida Henkel und ihrer Freundin damit, dass die Bundeswehr durch politisch veränderte Werbung (Adbusting) “gar lächerlich” gemacht werde. Dieses Vorgehen enstpreche “nicht dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit”, so das Bundesverfassungsgericht: “Die Anordnung der Durchsuchung war unangemessen, da die Schwere des Eingriffs außer Verhältnis zu dem mit ihm verfolgten Zweck steht”. Das Urteil wurde auf der Seite des BVerfG veröffentlicht.
Kritik an Bundeswehr bleibt dringend
Adbuster*innen können sich über diese Entscheidung freuen, denn überzogene Repressionen bei Staatskritik stellten keine Seltenheit dar. „Dass Karlsruhe überhaupt darüber entscheiden musste, ob man wegen bundeswehrkritischen Postern Hausdurchsuchungen machen darf, ist ein Skandal! Das zeigt bereits, dass Kritik an Polizei und Bundeswehr dringend nötig ist!“ sagt Frida.
Das inkriminierte Poster aus 2019. Bild aus der damaligen Ermittlungsakte.
Soligruppe spricht von „Klatsche“
Die Lage von Adbusterinnen hatte sich bereits vor der heutigen Entscheidung des Verfassungsgerichts bedeutend verbessert. „Mit rotzfrecher Öffentlichkeitsarbeit machten Adbusterinnen auf die Behörden so viel Druck, dass die Staatsanwaltschaft in den letzten Jahren ein Adbusting-Verfahren nach dem anderen einstellte und sogar eine Straffreiheitseit feststellte, wenn man eigene Poster in Werbevitrinen aufhängt“, so Klaus Poster von der Soligruppe plakativ, die die juristische Auseinandersetzung von Anfang an begleitet hat. Ihn freue die Signalwirkung, die „diese Klatsche in den Repressionsbehörden auslösen wird.“ Schließlich komme es selten vor, dass derart eindeutig über die Unverhältnismäßigkeit polizeilichen Handelns gerichtet werde.
Solidarität auf Poster
Die Berliner Adbusting-Szene solidarisiert sich mit Frida: „Sowas von Feierabend für die Cops. Schluss mit Hausdurchsuchungen wegen Adbusting!“, heißt es auf einem umgebastelten Bier-Werbeposter, das Aktivist*innen heute in eine Bushaltestelle in der Innenstadt hängten.
Soliaktion am 21.12.23 in Berlin. Gefunden auf Indymedia.
Eine Dokumentation über die Vorgeschichte dieses Urteils findet sich bei der Soligruppe plakativ und im Buch „Mega Unerhört: Adbusting mit Polizei und Militär“ des Berlin Busters Social Club.
Für Fragen steht am Donnerstag, 21.12. von 9-12h Prof. Dr. El-Ghazi bereit:
Univ.-Prof. Dr. Mohamad El-Ghazi
Lehrstuhl für Deutsches und Europäisches Strafrecht, Strafprozessrecht und Wirtschaftsstrafrecht
Direktor des Trierer Instituts für Geldwäsche- und Korruptionsstrafrecht (TrIGeKo)
FB V – Rechtswissenschaft
Universität Trier
54296 Trier
Telefon: +49651-201-2592
Email: [email protected]
Frida Henkel, Betroffene und Klägerin: 017657869876
Klaus Poster, Soligruppe plakativ: [email protected]
Mehr Infos:
https://plakativ.blackblogs.org
Frida im Fernsehen:
https://www.youtube.com/watch?v=r5iWCHkyxm8
Prof. Dr. Fischer-Lescano erklärt das mit dem Adbusting:
https://verfassungsblog.de/adbusting-unbequem-aber-grundrechtlich-geschuetzt/
Adbusting-Buch „Mega unerhört: Adbusting mit Polizei und Militär“ kaufen:
https://black-mosquito.org/de/mega-unerhort-adbustings-mit-polizei-und-militar.html
Outdoor-Ausstellung in Karlsruhe zu kriminalisierten Adbusting von dies irae:
https://www.facebook.com/media/set/?set=a.1486216304896837&type=3
Wir waren bei der Tageszeitung „nd“. Für ein Interview mit Peter Nowak. Das gibt es hier:
]]>Anlässlich eines Treffens von Subvertisers International in Amsterdam Anfang März 2023 waren wir auch im dortige Widerstandsmuseum. Das Widerstandsmuseum dokumemtiert den Widerstand der niederländischen Bevölkerung gegen die deutsche Besatzung 1940-1945. Wir haben dort alte Kommunikationsguerilla gesucht und gefunden. Denn das Museum zeigt Beispiele für Adbustings und andere subversive Protest-Techniken.
Wo suchen?
Wo findet man alte Kommunikationsguerilla? In den Archiven der Ordnungshüter*innen der jeweiligen Zeit. Denn die Schergen sind fast die einzigen, die diese flüchtigen Aktionsformen zwecks anschließender Hinrichtung oder Strafverfolgung der Verantwortlichen dokumentieren.
Unter den sehr wenigen Orten, wo diese Archive der Öffentlichkeit zugänglich werden, befinden sich die Widerstandsmuseen. In dieser Konstellation legitimieren die subversiven Aktionen auf einmal den heutigen Staat und damit gibt es ausnahmsweise finanzielle Mittel für Dokumentation und Forschung für diese Themen.
Verzetmuseum
Das Niederländische Widerstandsmuseum in Amsterdam ist ein historisches Museum zur Dokumentation des Widerstandes der Niederländer gegen die deutsche Besetzung während des Zweiten Weltkrieges. Es befindet sich in einem ehemaligem jüdischen Theater. Das Museum wurde 1984 gegründet, seit Dezember 2022 hat es eine neue Ausstellung.
„Verlasst Amsterdam!“
Gleich am Eingang begegnet uns der Nachdruck eines Adbusting aus Breda vom 26.2.1941. Der Nachdruck zeigt eine Proklamation der Besatzungsmacht, die mit zwei Störern beklebt wurde. Auf den Störern steht übersetzt: „Verlasst Amsterdam!“ und „Die Niederlande sind frei!“
Das orangene V
Für die Story um das zweite Adbusting müssen wir ein bisschen weiter ausholen. Auch in den Niederlanden verbreitete sich das „V“ als Zeichen für den alliierten Widerstand rasend schnell. Zudem verwendete der niederländische Widerstand ein „V“ in der Farbe Orange. Ursprünglich die Farbe der Königsfamilie ,ist orange heute wie damals die Nationalfarbe der Niederlande.
rebranding
Die deutsche Besatzungsmacht versuchte, das orange „V“ zu re-branden. In massiven Propaganda-Kampagnen versuchten die deutschen Behörden, dem Buchstaben die Bedeutung „Victoria! Deutschland siegt an allen Fronten!“ zu geben.
Nicht unbedingt klug, denn die Flugblätter und Poster der Besatzungsmacht zierte nun die Farbe der Königsfamilie. Und mit wenigen Scherenschnitten und etwas Klebstoff lief sich aus zwei „V“s ein „W“ wie Wilhelmina machen.
Buntstift-Adbustings
Doch der niederländische Widerstand legte noch einen drauf und kaperte die Motive. Auf diesen von Besatzungsmacht produzierten Flyern sieht man ursprünglich eine Karikatur, die einen „Bolschewiken“ verunglimpfend zeigen soll. In den Leib der Figur bohrt sich ein orangenes „V“.
Doch aus dieser anti-russische Karikatur machte der Widerstand ein Adbusting. Mit ein paar Bleistiftstrichen wurde aus dem Haarschopf des „Bolschewiken“ eine Pickelhaube und den Kopf der Figur ziert nun eine Scheitelfrisur und ein kleiner Oberlippenbart.
Subversive Zeitungsanzeigen
Subtiler ist dieser Weg, gefährliches in Tageszeitungen einzuschleusen. Nachdem es zu Demonstrationen anlässlich des Geburtstages der Königin gekommen war, verbot die Besatzungsmacht jeden Bezug zu den Oraniern und auch die öffentliche Nennung ihrer Namen.
Die Hebamme Nelia Epker (1901-1977) überredet 1941 ein Ehepaar, ihr Neugeborenes nach den Mitgliedern der königlichen Familie zu benennen und eine Geburtsanzeige zu schalten. Und so fand sich in der Zeitung Haagsche Courant am 29. Januar 1941 die winzige Nachricht, das eine Irene Beatrix Juliania Wilhelmina Nihot geboren sei.
Überraschenderweise fiel die sehr kleine Zeitungsanzeige damals tausenden von Menschen auf und sie schickten patriotische Grußkarten, Geschenke und Geld. Sie fiel auch der Besatzungsmacht auf: Die Deutschen entführten sie ins KZ Ravensbrück.
Hitlers Head
Quatsch mit Denkmälern gab es selbstverständlich damals auch schon. 1945 nach der Befreiung fotografierte jemand diese überlebensgroße Hitler-Kopf-Büste. Sie ist arg lädiert und mit einem Schild versehen. Auf dem Schild steht: „Found the Head of Hitler“. Alte Bilder im Netz zeigen, dass das Museum in der alten Ausstellung neben der Fotografie auch die lädierte, originale in der Werkstatt von Hitlers Lieblings-Bildhauer Arno Breker gefertigte Büste ausstellte.
Fazit?
Kommunikationsguerilla ist nicht erst von den Situationist*innen erfunden wurden. Bereits früher waren die Menschen kreativ und ließen sich viel einfallen, um ihren Protest auszudrücken. Gerade die gesellschaftlichen Bedingungen autoritärer Regime und Diktaturen bringen diese Fantasie regelmäßig zum Sprühen.
Und die harte Repression zeigt, dass gerade auf Gewalt basierende Herrschaftssysteme hier allergisch reagieren. Das heimliche Wissen um die fehlende Legitimation dürfte der Grund sein. Vielleicht erklärt das auch, warum heute in demokratischen Staaten ausgerechnet Polizei und Militär in der Konfrontation mit kreativem Protest zu Überreaktionen neigen.
Mehr Infos:
Mehr alte Adbustings:
https://de.indymedia.org/node/52266
Studie zu der Zeitungsanzeige und Nelia Epker:
https://studenttheses.uu.nl/handle/20.500.12932/16912
Das Museum hat einen krassen digitalen Katalog. Bei viel Langeweile findet man da bestimmt noch mehr:
https://collectie.verzetsmuseum.org/ais6/results
Das Verzetmuseum:
https://www.verzetsmuseum.org/
Plantage Kerklaan 61,
1018 AD Amsterdam
Der Eintritt kostet 14 Euro.
]]>Adbusting: So nennen es Aktivist*innen, wenn sie Werbeplakaten mit Farbe oder Aufklebern einen neuen Sinn geben, sodass diese politische Botschaften verkünden. Mit solchen Kunstwerken füllt der Kunstraum Kreuzberg nun eine ganze Ausstellung. „Werbepause: The Art of Subvertising“ startet am Freitag, den 17. Juni 2022. Mit dabei: Kunstwerke, derentwegen die Berliner Polizei Hausdurchsuchungen und DNA-Analysen veranstaltete. Auch der Berliner Verfassungsschutz meldete 2018/19 drei Adbusting-Aktionen ans Terrorabwehrzentrum GETZ. „Wir danken Stéphane Bauer, dem Leiter des Kunstraums Kreuzberg, dass er eine so mutige und politische Ausstellung möglich macht und nicht vor möglichen Konsequenzen zurückschreckt“, sagt Boris Buster vom Berlin Buster’s Social Club. „Die Ausstellung ist ein wichtiger Beitrag zur Verteidigung der Kunst- und Meinungsfreiheit gegen staatliche Übergriffe.“
Über 50 Künstlerinnen aus ganz Europa Die mit 75.000 Euro vom Hauptstadt-Kulturfonds geförderte Ausstellung versammelt Werke von über 50 Künstlerinnen aus ganz Europa. Für die Werke aus Berlin und Deutschland ist der Berlin Buster’s Social Club verantwortlich. Auf einer Ausstellungswand versammeln sie ein Original und 10 Fotografien von Adbustings, die sich mit Werbung der Polizei oder des Militärs auseinandersetzen. Ein Blick in den aktuell im Fischer-Verlag erschienen Grundrechte-Report 2022 zeigt: Jedes der Plakate zog Hausdurchsuchungen, DNA-Analysen, Meldungen ans Terrorabwehrzentrum GETZ, Einträge im Bundesverfassungsschutzbericht oder absurde Ermittlungen mit Paragrafen wie „Störpropaganda gegen die Bundeswehr“ oder „Erschleichen von Leistungen“ nach sich. Über eines der gezeigten Plakate ärgerte sich sogar Innenminister Horst Seehofer so sehr, dass er persönlich Anzeige wegen „Verfassungsfeindlicher Verunglimpfung der Regierung“ erstattete.
„Wir sind der Meinung, dass eine Ausstellung über politische Kunst in Berlin auch politische Kämpfe in Berlin abbilden muss“, sagt Boris Buster. Deshalb habe der Club gezielt Werke aus seinem Archiv ausgesucht, gegen die die Polizei oder die Geheimdienste vorgegangen seien. „Traurig aber wahr: Deutsche Polizistinnen und Geheimdienste jagen lieber Plakatkünstlerinnen statt Terrorist*innen.“
Tiefer Blick in die Historie des Adbusting
Darüber hinaus trägt der Berlin Buster’s Social Club einen außergewöhnlichen Teil der Ausstellung bei. „Wir haben tief gekramt im Archiv und einiges von historischem Wert gefunden“, sagt Boris Buster. Der Club zeigt anhand von Zeitungsartikeln, dass Adbusting mit Wahlplakaten bereits in den 1920ern ein Massenphänomen war. Auch Widerstandsgruppen im Nationalsozialismus bedienten sich der Aktionsform. Der Berlin Buster’s Social Club rekonstruierte mit Fundstücken aus dem Bundesarchiv in Koblenz und dem Deutsch-Russischen Museum eine Adbusting-Aktion der „Roten Kapelle“ aus dem Jahr 1942 gegen die NSDAP-Propaganda-Ausstellung „Das Sowjet-Paradies“.
Außerdem zeigt der Berlin Buster’s Social Club Gestapo-Akten aus der Gedenkstätte Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide, die Adbusting-Aktionen im besetzten Polen und den besetzten Niederlanden gegen die Rekrutierung von Zwangsarbeiter*innen dokumentieren. Auch gefälschte Zeitungen verwendete z. B. bereits der belgische Widerstand im Jahr 1943, wie ausgestellte Fundstücke aus dem Archiv des Berlin Busters Social Clubs zeigen.
„Während die gängigen historischen Abhandlungen die Geschichte des Adbustings bestenfalls bei den Situationistinnen beginnen lassen, und die Aktionsform fälschlicherweise als den ganz heißen Scheiß darstellen, um vor allem zeitgenössische Werke befreundeter Künstlerinnen zu promoten, zeigen wir, dass es Adbusting und Subvertising schon ewig gibt“, sagt Boris Buster.
Schlüssel für Werbevitrinen aus dem Snack-Automat
Wer nach der Ausstellung Lust bekommen hat, auch mal Thema im Terrorabwehrzentrum GETZ zu sein oder ein Werk zum Bundesverfassungsschutzbericht beizutragen, findet in der Ausstellung alles Notwendige. Die Ausstellungsmacher*innen funktionierten einen Verkaufsautomaten kurzerhand um. Statt Süßigkeiten oder Getränken stellt dieser nun Rohrsteckschlüssel und als „Unsichtbarkeitsmäntel“ bezeichnete Hochsichtbarkeitswesten zur Verfügung.
„Wir freuen uns sehr, dass die Verantwortlichen beim Kunstraum Kreuzberg den Mut haben, unsere Exponate zu zeigen und auch solch praktische Hilfestellung wie die Bereitstellung der Rohrsteckschlüssel erlauben“, sagt Boris Buster: „Dafür möchten wir uns herzlich bedanken. Politische Kunst muss politisch sein. Wir dürfen uns nicht wegducken vor Terrorabwehrzentrum, Geheimdienst, DNA-Analysen und Hausdurchsuchungen. Wir freuen uns, dass Stéphane und seine Leute das auch so sehen und mit der Ausstellung einen wichtigen Beitrag zur Verteidigung der Kunst- und Meinungsfreiheit leisten.“
Die Ausstellung:
Die Ausstellung „Werbepause. The Art of Subvertising“ wird am Freitag, den 17. Juni mit einem feierlichen Programm vom 17:00 bis 22:00 eröffnet. Vom Berlin Buster’s Social Club werden die Künstler*innen Boris Buster und Adbustian Bustewka anwesend und für Interviews ansprechbar sein. Die Ausstellung ist noch bis zum 21. August 2022 Sonntags bis mittwochs, jeweils 10 bis 20 Uhr und Donnerstags bis Samstags, jeweils 10 bis 22 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist kostenlos.
Berlin Buster’s Social Club
Der Berlin Buster’s Social Club sammelt, archiviert und kuratiert Geschichten, Legenden und Mythen aus dem Bereich der Kommunikationsguerilla. 2019 zeigte der Berlin Buster’s Social Club die Highlights seines Adbusting-Archivs in drei Ausstellungen und über 100 Veranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 2020 erschien im Unrast-Verlag Münster das Buch „Unerhört: Adbusting gegen die Gesamtscheiße“. Aktuell ist eine Auswahl ihrer Sammlung in der Ausstellung „Werbepause. The Art of Subvertising“ zu sehen.
Mehr Infos zur Ausstellung „Werbepause. The Art of Subvertising“:
https://www.kunstraumkreuzberg.de/programm/werbepause-the-art-of-subvertising/
Mehr Infos zum Berlin Busters Social Club:
https://bbsc.blackblogs.org
Gutmann, Andreas: Adbusting: Mit Strafverfolgung gegen die Kommunikationsguerilla. In: Grundrechte-Report 2022, Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main, S. 65ff.
http://www.grundrechte-report.de/2022/inhalt/
„Mega Unerhört: Adbusting mit Polizei, Militär und Geheimdiensten“
Der Berlin Busters Social Club setzt nach seinem spektakulärem Debutwerk „Unerhört: Adbusting gegen die Gesamtscheiße“ (2019) jetzt noch einen drauf. In Kooperation mit dem Buchladen Schwarze Risse findet der Book Release des neuen Werkes „Mega unerhört: Adbusting mit Polizei und Militär“ am Dienstag, den 7. Februar 2023 um 20h im Großen Saal in den Mehringhöfen statt.
Adbusting, das ist ein Kunstwort aus den englischen Begriffen „Advertising“ (Werbung) und „to bust“ (zerschlagen, sprengen, auffliegen lassen, veralbern). Damit beschreiben Street-Art-Künstlerinnen das politisch motivierte Verändern von Werbung. Tausende Beispiele von solchen Aktionen haben die Kommunikationsguerilla-Enthusiastinnen des Berlin Busters Social Club mittlerweile in ihren geheimen Archiven in den Tunneln tief unter der Hauptstadt gesammelt, kuratiert und manchmal ausgestellt oder als Buch veröffentlicht. Das Bewahren und Zeigen von Vergänglichem steht bei der Arbeit des Clubs im Vordergrund: „Adbustings sind ja doch ein recht flüchtiges Medium, das selten länger hält als eine Woche“, sagt Boris „Ad“ Buster, Mitglied des Clubs. Dazu stellt der Ex-Tennisstar klar: „Wir machen selber keine Aktionen, wir reden immer nur drüber.“
Das neue Buch
Der Berlin Busters Social Club verspricht Spektakuläres in der Ankündigung zum neu erscheinenden Buch „Mega Unerhört: Adbusting mit Polizei und Militär“: „Das Buch zeichnet mit vielen Hochglanz-Aktionsbildern nach, wie Adbustiungs ihren Weg vom Terrorabwehrzentrum und den DNA-Laboren der Polizei in vom Hauptstadtkulturfonds bezahlte Ausstellungen und Museen nahm“ erklärt Adbustian Bustewka, Comedian und Kühlschrankwart*in des Clubs. „Gab es 2018/19 noch Hausdurchsuchungen wegen Adbusting, so ist das Kapern von Werbevitrinen mit eignen Postern heute weitgehend entkriminalisiert.“
Entsetzen bei den Ordnungshüter*innen Das ist nicht unbemerkt geblieben: Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei dazu: „Kann nicht sein, dass das stärkste Mittel des Rechtsstaats gegen solche Perversion das Kunsturheberrecht ist.“ Und CDU-Generalsekretär Stefan Evers empörte sich gegenüber der Hauptstadtpresse: „Solche linksradikalen Aktionen zur Kunstform zu erklären, finde ich einfach irre.“ Die Geschichten und Mythen, wie es der Berliner Kommunikationsguerilla-Szene mit einer ungewöhnlichen Mischung aus rotzfrecher Öffentlichkeitsarbeit, parlamentarischen Anfragen und wilden Aktionen gelang, trotz Hausdurchsuchungen, Terrorabwehrzentrum und DNA-Analysen Adbusting weitgehend zu entkriminalisieren, bilden den Hauptteil des Buches.
Historische Forschungen Dank Material aus dem Bundesarchiv in Koblenz, aus dem Museum Berlin-Karlshorst und aus der Gedenkstätte Deutscher Widerstand gelang es dem Berlin Busters Social Club, eine Adbusting-Aktion der „Roten Kapelle“ aus dem Jahr 1943 zu rekonstruieren. „Gerade Polizei- und Gerichtsakten sind neben Tageszeitungen eine wichtige Fundgrube für unser Archiv“ freut sich Carolin Überklebdenstuss, Chef-Historiker*in im Berlin Busters Social Club über die Funde.
Kommunikationsguerilla und interaktive Werbevitrinen-Karte
Weitere Kapitel beschäftigen sich mit Kommunikationsguerilla-Aktionen im weiteren Sinne. Eines untersucht die Wirkung von ironischen Fake-Schreiben, ein weiteres betrachtet unautorisierte Umgestaltungen von Denkmälern. „Und für den Fall, dass wer den Schlüssel zu seiner Werbevitrine im Wohnzimmer oder im Vereinsheim verbummelt hat, haben wir anlässlich der Veröffentlichung des neuen Buches mit anderen Kollektiven gemeinsam im Internet eine interaktive Karte erstellt, in der man nachschauen kann, mit welchen im Baumarkt erhältlichen Rohrsteckschlüsseln die Werbevitrinen bei einem zu Hause nochmal aufgehen“ freut sich Boris „Ad“ Buster.
Großes Interesse
Das Debutwerk „Unerhört: Adbustung gegen die Gesamtscheiße“ veröffentlichte der Club 2019 zunächst im Selbstverlag: Ein voller Erfolg. Das Buch stieß auf so viel Interesse, dass der Berlin Busters Social Club 2019 fast 100 Veranstaltungen in Deutschland, Schweiz, Österreich und Frankreich durchführte. 2020 brachte der Unrast-Verlag eine editierte Auflage heraus. 2021 zeigte die Ausstellung „Werbepause-The Art of Subvertising“ im Kunstraum Kreuzberg Exponate aus der Sammlung des Clubs. Zum Entsetzen der CDU förderte der Hauptstadtkulturfonds dies mit 75.000 Euro.
Internationale Veranstaltungs-Tournee
Und wie geht es für den Club nun weiter? „Erstmal lassen wir es beim book release in den Mehringhöfen ordentlich krachen“ sagt Boris Buster: „Und dann gehts international auf Veranstaltungs-Tournee“. Termine in Göttingen, Wien und Graz seien schon gebucht. „Und es werden sicher noch mehr!“
Wir danken der Bertha-von-Suttner-Stiftung und der DFG-VK für die Unterstützung!
Was?
book release „Mega Unerhört: Adbusting mit Polizei, Militär und Geheimdiensten“
Wann? Di. 7.2.2023 um 20h
Wo? Großer Saal in den Mehringhöfen, Gneisenaustraße 2a, 2. Stock
Barrierefreiheit? Leider ist der Große Saal nur über Treppen erreichbar.
Weitere Buchpräsentationen:
Do. 9.2.2023 Göttingen Fr. 10.2.2023 Berlin, ZGK
Do, 16.2.2023 Wien
Fr. 17.2.2023 Graz
Mehr Infos:
bbsc.blackblogs.org
Kontakt
[email protected]
Die Karte:
adbustingschluesseldienst.noblogs.org
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