„Institutioneller Rassismus in der Medizin: Perspektiven für Gesundheitserziehung, Patientenbefähigung und Rechenschaftspflicht“
vom 01.10.2021 im Rahmenprogramm „Politisches Denken & Kritisches Bewusstsein“, organisiert von der BLACK COMMUNITY Coalition for Justice & Self-Defence beim ALAFIA 2021 – Afrika Festival
Panel:
Moderation Sista Oloruntoyin (BCCJSD und ARRiVATi-Community Care)
– Ngozi Odenigbo (Black in Medicine – Netzwerk für Schwarze Mediziner*innen – https://blackinmedicine.de/)
– Die Minga Katjomuise (Bundesfachnetz Gesundheit & Rassismus – https://www.gesundheit-und-rassismus.de/)
– Daniel Manwire (Initiative in Gedenken an Achidi John)
– Brother Mwayemudza (BCCJSD und ARRiVATi-Community Care)
Rassismus beinhaltet strukturelle, interpersonelle und individuelle Aspekte, die sich historisch und kontextuell verändern. Rassistisches Handeln und rassistische Diskriminierungserfahrungen im Gesundheitswesen sind wichtige Determinanten von gesundheitlichen Ungleichheiten in der Bevölkerung als Ganzes. Als System ist der Rassismus in einer Weise institutionalisiert worden, die es ermöglicht, Muster, Verfahren, Praktiken und Strategien innerhalb von Organisationen zu etablieren, die Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Kultur oder ethnischen Herkunft strukturell benachteiligen oder ausbeuten. Das System des Rassismus wirkt auch darauf, wie sich Individuen selbst wahrnehmen (internalisierter Rassismus). Die Veranstaltung mit dem Titel „Institutioneller Rassismus in der Medizin: Perspektiven für Gesundheitserziehung, Patienten-Empowerment und Verantwortlichkeiten“ präsentierte persönliche Erfahrungen, praxisbezogene Einsichten und rassismuskritisches Fachwissen der Diskussionsteilnehmer*innen.
Die BLACK COMMUNITY COALITION for JUSTICE & SELF-DEFENCE ist ein Zusammenschluss von Organisationen, die sich zur Verteidigung gegen Afrophobie – Anti-Schwarzen-Rassismus, systemische Gewalt und Ungleichbehandlung zusammengeschlossen haben. Wir fördern politisches Bewusstsein, soziales Empowerment, Community Bildung und Engagement, um die Zusammenarbeit und Selbstbestimmung von Menschen Afrikanischer Herkunft zu stärken und setzen uns für die Interessen der Afrikanischen und Schwarzen Communities ein.
Social Media – Kanäle der BCCJSD:
Facebook: https://www.facebook.com/BlackCommunityCoalition/ Instagram: https://www.instagram.com/black.community.hamburg/ und https://www.instagram.com/black.community.coalition/ Twitter: https://twitter.com/BlackCommunit20
]]>01. – 03. Oktober 2021 (bitte Corona 3G-Regeln beachten)
Rahmenprogramm der
BLACK COMMUNITY Coalition For Justice & Self-Defence
Das ALAFIA Festival auf: https://alafia.de/
Freitag, 01. Oktober 2021 | 16:00 Uhr
Ombeni Ngonyani wurde in Tanzania geboren und hat tansanische, sudanesische und Wurzeln in Swasiland.
Sie ist Autorin, zertifizierte Referentin für globales Lernen und Singer Songwriter. Sie ist Aktivistin für den Umwelterhalt und setzt sich weltweit für die Rechte von Kindern und dabei insbesondere als „intaktiv e.V.“-Botschafterin für das geschlechtsübergreifende Recht auf genitale Unversehrtheit ein. Sie ist ehrenamtliche Lesebotschafterin für die „Stiftung Lesen“ und setzt sich als Schirmherrin bei der NABU Hamburg für den Schutz der Störche ein, die in Deutschland leben und in Tansania überwintern.
Im Jahr 2017 gründete sie KUI-KORONGO UNIT INTERNATION, eine Non Profit Organisation für Vögel, Umweltschutz und Bildung mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit. Mit von ihr konzipierten und geschriebenen Methoden, unterrichtet sie Kinder ab dem Kindergartenalter und in allen Schularten. Sie unterrichtet zu allen Themen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Workshops oder Fortbildungen für interessierte Erwachsene. Sie schreibt Lieder auf Deutsch und auf Kiswahili, sowie pädagogische Mitmach-Theaterstücke für Kinder. Wer Interesse hat, kann Ombeni Ngonyani über das Kontaktformular anschreiben, nach den BNE Angeboten fragen oder sie gleich buchen. Alle Bücher, die auf Ombenis-Verlag präsentiert werden, können auch direkt über denselben Weg bestellt werden. (https://ombenisverlag.de/)
Freitag, 01. Oktober 2021 | 15:00 – 16:30 Uhr
Rassismus beinhaltet strukturelle, interpersonelle und individuelle Aspekte, die sich historisch und kontextuell verändern. Rassistisches Handeln und rassistische Diskriminierungserfahrungen im Gesundheitswesen sind wichtige Determinanten von gesundheitlichen Ungleichheiten in der Bevölkerung als Ganzes. Als System ist der Rassismus in einer Weise institutionalisiert worden, die es ermöglicht, Muster, Verfahren, Praktiken und Strategien innerhalb von Organisationen zu etablieren, die Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Kultur oder ethnischen Herkunft strukturell benachteiligen oder ausbeuten. Das System des Rassismus wirkt auch darauf, wie sich Individuen selbst wahrnehmen (internalisierter Rassismus). Die einstündige Veranstaltung mit dem Titel „Institutioneller Rassismus in der Medizin: Perspektiven für Gesundheitserziehung, Patienten-Empowerment und Verantwortlichkeiten“ wird persönliche Erfahrungen, Einsichten und Fachwissen der Diskussionsteilnehmer*innen und des Publikums umfassen.
Dr. med. Amma Yeboah (Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Psychodynamische Supervisorin) wird über Live-Video zugeschaltet sein und Aktivist*innen der folgenden Organisationen werden vor Ort anwesend sein:
Bundesfachnetz Rassismus und Gesundheit
Black in Medicine
AG Anti-Schwarzer Rassismus
Initiative zum Gedenken an Achidi John
BLACK COMMUNITY Coalition for justice & Self-Defence
Amma Yeboah wurde in Ghana geboren und wuchs in Botswana, Namibia und Deutschland auf. Sie studierte Humanmedizin an der Freien Universität Berlin, absolvierte eine Ausbildung zur Trainerin und promovierte an der Charité, Universitätsmedizin Berlin.
Dr. med. Amma Yeboah ist Psychodynamische Supervisorin und Fachärztin für Psychiatrie & Psychotherapie mit dem Schwerpunkt geschlechtersensible, psychiatrisch psychotherapeutische Versorgung.
Als Dozentin und Lehrbeauftragte an mehreren Universitäten fokussiert sie intersektionale Perspektiven in der Medizin und Psychotherapie. Gesellschaftspolitisch interessiert sich Amma Yeboah für die Auswirkungen von Dominanzstrukturen auf die kollektive Psyche.
Freitag, 01. Oktober 2021 | 16:45 – 17:10 Uhr
Sonja Collison – Hamburger Deern mit ghanaischen Wurzeln, ist als Creative Producerin (Autorin, Journalistin, Redakteurin, Regisseurin, Produzentin) & Diversity Coach tätig.
Diese Mischung und ihr Schwerpunkt Diversität in den Medien führen dazu, dass diese Powerfrau bereits diverse Filmproduktionen selbst umsetzen konnte und an so einigen weiteren mitwirken durfte. Dokus, Reportagen, Musikvideos, Werbefilme gehören zu ihrer Expertise, wobei der Spielfilm inzwischen auch schon eine größere Rolle in ihrer Arbeitswelt spielt.
Als studierte Kulturantrophologin setzt sie sich für eine dekolonalisierte Gesellschaft ein. Als ausgebildete Diversity-Trainerin gibt sie unter anderem Workshops mit den Schwerpunkten Anti-Rassismus, was Bilder und Sprache mit uns machen und Empowerment.
Zusätzlich ist sie als Sensitivity Reader, Watcher and Writer aktiv und setzt sich dabei rassismuskritisch mit den Werken der deutschen Filmlandschaft auseinander. Hierzu stellt sie klar: “Ja das ist auch Arbeit, die Zeit, Wissen und Kraft kostet und somit auch Geld kostet.”
Instagram: @sunny_sunshines_world
Mail: [email protected]
Homepage: www.cosmocollison.com
Freitag, 01. Oktober 2021 | 17:15 – 18:00 Uhr
Definition of leadership in an organization, leadership styles, traits of a good leader, etc. …
Role of young people in leadership positions in our communities
Who are the learners you have learned from?
(DE) Definition von Führung in einer Organisation, Führungsstile, Eigenschaften einer guten Führungskraft, etc.
Rolle von jungen Menschen in Führungspositionen in unseren Gemeinschaften
Wer sind die Lehrer*innen, von denen Sie gelernt haben?
Professor Koudzo Sewodo Komlanvi is Togolese and grew up in New York, USA. After his higher education studies, He taught different disciplines at the university level for over 20 years, as well as being an Education Consultant. In the past three years, He has been teaching Mathematics at the HAW Applied Sciences University of Hamburg.
He is an avid entrepreneur and Co-owner of Joavina Organics business based in Hamburg.
He is a husband and a father.
(De) Prof. Koudzo Sewodo Komlanvi ist Togolese und wuchs in New York, USA, auf. Nach seinem Hochschulstudium unterrichtete er über 20 Jahre lang verschiedene Disziplinen auf Universitätsniveau und war außerdem als Bildungsreferent tätig. Seit drei Jahren unterrichtet er Mathematik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg.
Er ist ein begeisterter Unternehmer und Miteigentümer des Unternehmens Joavina Organics in Hamburg.
Er ist Ehemann und Vater.
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Sonnabend, 02. Oktober 2021 | 12:00 – 13.00 Uhr
Glücklich und zufrieden lebt Odo mit ihrer Mama in einem wunderschönen Dorf in der Nähe von Accra in Ghana. Am liebsten spielt sie mit ihren Freunden Fangen oder Verstecken. Und wenn sich am Himmel mal wieder dicke graue Wolken türmen, führen sie fröhliche Tänze im Regen auf. Doch dann erfährt Odo, dass ihre Mama mit ihr nach Deutschland auswandern will! Dabei kann sie sich überhaupt nicht vorstellen, ihre Freunde zurückzulassen. Beim Gedanken daran wird ihr ganz schwer ums Herz. Ob es Odo gelingt, ihre Angst zu überwinden?
Dayan war zehn Jahre alt, als ihre Familie Ghana verließ, um sich in Deutschland eine bessere
Zukunft aufzubauen. Sie gehört zum ehemaligen Königreich der Ashanti, die für die Adinkra-Symbole und die Königinmutter Yaa Asantewa, die anfangs des 20. Jahrhunderts den
Ashanti-Aufstand gegen die Briten führte, bekannt sind.
Dass ihre Welt die Bühne ist, bewies sie schon früh: Als Teenager tanzte und sang sie u.a. für Chris de Burgh, Sascha, Lou Bega, Haddaway, Right Said Fred und einige andere.
An der Fachhochschule Kiel machte Dayan das Fachabitur sowie einen Abschluss als staatlich geprüfte Wirtschaftsassistentin. Danach folgte sie ihrem Herzen und absolvierte an der Coaching Company Berlin eine Schauspielausbildung. In Los Angeles setzte sie diese am Theater of Arts und am Howard Fine Acting Studio fort.
In den USA trat Dayan in US-Produktionen wie „Boston Legal“, „Passions“ und in den Kinofilmen „Crank“ und „Lords of the Underworld“ auf.
Ihre Vorbildrolle versteht sie als Auftrag, die junge schwarze Generation mit Migrationshintergrund zu inspirieren, ihre Integration zu fördern und sie selbstbewusst und erfolgreich zu machen.
Sonnabend, 02. Oktober 2021 | 13:30-14:15 Uhr
Rassismuskritische Bildungsarbeit mit dem Schwerpunkt Kita/Vorschule – Christiane Kassama
Rassistische, diskriminierende Vorurteile/Denkweisen sind nicht vorgegeben, sondern erlernt.
Da das „Eigenbild“ das „Fremdbild“ bestimmt, sollten sich Pädagog*innen, Erzieher*innen und alle Erziehende damit auseinandersetzen, damit eine gute Bildungsarbeit gelingen kann und starke Kinder das Bild der Gesellschaft prägen.
Christiane Kassama ist Kita-Leiterin, Pädagogin, Aktivistin und Trainerin. Sie ist in Baden-Baden geboren und aufgewachsen. Seit 1985 lebt und arbeitet sie in Hamburg, wo sie für eine diskriminierungssensible, rassismuskritische Frühbildung von Kindern in Kita und Vorschule eintritt. Die Pädagogin war früher aktiv in der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland und organisiert bis heute das Afrikafestival ALAFIA in Hamburg mit.
Sonnabend, 02. Oktober 2021 | 14:30 – 15:15 Uhr
Gwladys Awo ist Vorstandsvorsitzende des Vereins Lessan e.V. Sie hat zum Thema weibliche Verstümmelung/ Beschneidung promoviert und ist Lehrbeauftragte an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften an der Universität Hamburg. Sie initiierte den Hamburger Schutzbrief 2019 und der Bundesweiten Schutzbrief 2021. Frau Awo entwickelt Integrationsprojekte für von FGM/C und von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffene Frauen. Außerdem koordiniert sie seit mehreren Jahren verschiedene von der EU geförderte Projekte.
Sonnabend, 02. Oktober 2021 | 15:30 – 16:30 Uhr
Africa is Rising!
How can we take action and inspire transformation? Socially, economically, politically etc. …
Afrika ist im Aufbruch!
Wie können wir handeln und den Wandel inspirieren? Sozial, wirtschaftlich, politisch etc. …
(En) Prof. Koudzo Sewodo Komlanvi is Togolese and grew up in New York, USA. After his higher education studies, He taught different disciplines at the university level for over 20 years, as well as being an Education Consultant. In the past three years, He has been teaching Mathematics at the HAW Applied Sciences University of Hamburg.
He is an avid entrepreneur and Co-owner of Joavina Organics business based in Hamburg.
He is a husband and a father.
(De) Prof. Koudzo Sewodo Komlanvi ist Togolese und wuchs in New York, USA, auf. Nach seinem Hochschulstudium unterrichtete er über 20 Jahre lang verschiedene Disziplinen auf Universitätsniveau und war außerdem als Bildungsreferent tätig. Seit drei Jahren unterrichtet er Mathematik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg.
Er ist ein begeisterter Unternehmer und Miteigentümer des Unternehmens Joavina Organics in Hamburg.
Er ist Ehemann und Vater.
Sonnabend, 02. Oktober 2021 | 17:00 – 18:00 Uhr
SANKOFA „Return and get it”, ein Film von Maman Salissou Oumarou (anwesend) Dokumentarfilm, HD, Ton, 60 min, Farbe, Deutschland 2016.
Angefangen hat alles mit einer Ausstellung von „Gabah-African-Art“ in der Buchhandlung „A.U. Headquarter“ in Berlin. Einer Ausstellung von Gemälden aus Afrika, an der Künstler nicht teilnehmen konnten, da ihnen entweder nicht die finanziellen Mittel oder ein Visum zur Verfügung standen. So entstand mein Entschluss, die Künstler in Ghana zu treffen, um dort mit ihnen über ihre Vision von Kunst zu sprechen.
Maman Salissou Oumarou, Dokumentarfilmer und Autor, studierte und arbeitete im Niger.
2001 stellte er einen Asylantrag und kam nach Sachsen-Anhalt. Während der Wartezeit zu seinem Asylantrag nahm er zahlreiche Qualifizierungsangebote wahr und intensivierte seine Arbeit als Filmemacher und Aktivist in der Flüchtlingsselbstorganisation The VOICE Refugee Forum.
Mit seinem ersten Film „MAMA“ (unter künstlerischer Leitung von Rolf Teigler) bekam er die gläserne Trophäe für den besten Fernsehbeitrag des Rundfunkpreises Mitteldeutschland.
Er wirkte an Simon Paetaus Film Oury Jalloh mit – der Film erhielt 2008 den deutschen Menschenrechtsfilmpreis.
Von 2009 bis 2015 studierte Maman Salissou Oumarou an der Kunsthochschule für Medien in Köln.
2010 wird er mit dem DAAD Preis an der KHM ausgezeichnet, der „neben hervorragenden Leistungen im Studium auch das soziale Engagement der Ausgezeichneten“ würdigt.
Zudem veröffentlichte er 2016 das Buch „Zur Geschichte und Gegenwart afrikanischer zeitgenössischer Malerei“ beim Akademikerverlag.
In Wuppertal, wo er seit 2014 lebt, begleitet er junge Leute bei der Umsetzung und Realisierung ihrer Filme in verschiedenen Medien-Projekten und er organisiert die Afrika Filmtage in Wuppertal seit 2016 mit.
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Sonntag, 03. Oktober 2021 | 12:00 – 13:15 Uhr
Die Selbst-Organisation “BLACK PARENTS ORGANIZE” bietet ein Programm für die ganze Familie mit Storytelling, Liedern & Snacks, offenes Mikrofon
Community Kinder sind eingeladen, eine Rede zu halten, ein Lied zu singen, ein Gedicht vorzutragen usw. Anmeldung: [email protected]
Special Music Guest: FaNi
FaNi ist eine Singer-Songwriterin aus dem Senegal und macht schon seit ihrer Kindheit Musik. Die Musikrichtung in der sie sich bewegt ist Afro-Akustik. Sie singt auf Englisch und ihrer Muttersprache Wolof.
Sonntag, 03. Oktober 2021 | 13:30 – 14:30 Uhr
Vielfalt statt Einfalt – Ankwetta Beatrice Achaleke beschreibt ihr Erfolgsrezept Vielfalt und dessen Herausforderungen und führt die Leserinnen und Leser anhand ihrer Lebensstationen in Afrika und Europa zu einem erweiterten wie punktgenauen Vielfalts-Verständnis. Für Achaleke ist Diversität kein leeres Fremdwort, sondern der Leitgedanke ihres Lebenslaufs. Für Achaleke ist Vielfalt nicht nur ein Management-Werkzeug, sondern der rote Faden ihrer Biografie
Ankwetta B. Achaleke ist Autorin, Dozentin und stolze Afrikanerin. Im Alter von 24 Jahren zog sie nach Österreich, wo sie 20 Jahre lang lebte.
Diversität hat Beatrice Achaleke schon mit der Muttermilch aufgesogen. Die Geschäftsführerin von „Diversity Leadership“ ist in Kamerun geboren und in einer kamerunischen Großfamilie aufgewachsen. „In unserem Land gibt es über 250 verschiedene Völker und zwei Amtssprachen, in der Schule wurden wir in Englisch und Französisch unterrichtet“, so Achaleke. Sie studierte an der Universität von Yaoundé in Kamerun Rechtswissenschaften bevor sie nach Österreich ging. In Wien studierte sie Soziologie und gründete 2003 ihren ersten Verein.
Sie ist eine mehrfach preisgekrönte soziale Transfopreneurin und Gründerin zahlreicher Organisationen, darunter die Black Women’s Community und das International Center for Black Women’s Perspectives sowie Organisatorin des ersten Black European Women Congress und des Black European Women’s Council.
Im Jahr 2015 zog sie radikal zurück auf den Mutterkontinent, um dort sich neu zu definieren.
Sonntag, 03. Oktober 2021 | in der Pause
3. Light Family Band
Musikalisches Empowerment für Kids & Eltern.
Sonntag, 03. Oktober 2021 | 15:30 – 16:30 Uhr
4. Anti Rassismus – Abwehrstrategien – Empowerment
Wer oder was ist rassistisch?
Der Rassismus-Diskurs in Deutschland „krankt“ an einem mangelnden systemischen Verständnis der Rassismus-Definition und einer systematischen Abwehr v.a. derjenigen, die durch strukturelle Ausklammerung von Rassismuserfahrungen in diesem globalisierten System privilegiert sind …
Dieser Workshop bietet durch einen Impulsvortrag zu den Begriffsbestimmungen von Diskriminierung und Rassismus, deren individuellen und institutionalisierten Dimensionen, den Phänomenen von Intersektionalität, Internalisierung und Abwehrmechanismen sowie zu Strategien anti-rassistischer Bildungsarbeit und Interventionen eine Plattform für eine interaktive Diskussion zu diesem wichtigen Thema an.
Im Kern der sich anschließenden Diskussion soll die Verständigung darüber stehen, was Anti-Rassismus bedeutet und beinhalten muss und warum „nur nicht rassistisch“ sein zu wollen, keine Grundlage für eine Veränderung des rassistischen Status quo sein kann.
Rassismus verändert alle und alles – nicht nur die Gemeinten, Abgewerteten und Ausgegrenzten, sondern auch die, die Rassismus bewusst oder unbewusst ausüben und letztlich auch die, die passiv bleiben und tatenlos zusehen…
Stichwortkatalog: personale vs soziale Identität – Stereotype vs Vorurteile – Stigmatisierung vs Diskriminierung – Kategorisierung vs Hierarchisierung – Gleichheit vs Gerechtigkeit – Anti-Faschismus vs Anti-Rassismus
Mwayemudza Ndindah ist ein in Ostdeutschland geborener Arzt und Blacktivist zimbabwischer Herkunft, der heute in Hamburg lebt. Er ist Gründungsmitglied der BLACK COMMUNITY COALITION FOR JUSTICE & SELF-DEFENSE und bei ARRiVATi aktiv, wo er sich als Arzt und Menschenrechtsaktivist für illegalisierte Menschen und die Black Community einsetzt. Im Rahmen der ACADEMY of BLACK STUDIES, AFRICAN CULTURE & HERITAGE hält er Workshops und Vorträge zu systemischem Rassismus und zu Fällen institutioneller Tötungen Schwarzer Menschen in Deutschland und beteiligt sich als Moderator an internationalen Online-Foren zu afrozentrischen Perspektiven, Bildung und Empowerment.
Als Aktivist engagierte er sich in den selbstorganisierten Refugee-Kämpfen des VOICE Refugee Forum Germany und der Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen sowie im Kampf für Gerechtigkeit in Fällen von Schwarzen Menschen, die straffrei getötet wurden – insbesondere in den Fällen von Oury Jalloh, der am 7. Januar 2005 in der Zelle Nr. 5 des Dessauer Polizeireviers gefoltert, getötet und verbrannt wurde. Als Mediziner weist er darauf hin, dass medizinische Ethik und Dienstleistungen weithin auf eurozentrischen „White Science“-Ansätzen in Konzeption, Lehre und Praxis beruhen, die immer mehr kommerzialisiert werden und dabei die Würde und Selbstbestimmung von Patienten im Allgemeinen und Schwarzen Patienten im Besonderen auf der Strecke bleibt. Systemischer Rassismus ist nicht nur ein Paradigma für Polizei, Justiz oder Politik, sondern auch in der Medizin allgemein und besonders in der Psychiatrie.
Sonntag, 03. Oktober 2021 | 17:00 – 18:00 Uhr
5. KEYNOTE-VORTRAG
Empowerment jetzt: Panafrikanische Frauenperspektiven zur Überwindung von MAAFA
Marianne Ballé Moudoumbou ist Diplom-Dolmetscherin, Universität Mainz in Germersheim, und übt seit 2005 in und von Potsdam aus den Beruf der Konferenzdolmetscherin aus. Außerdem ist sie Ehrenamtskoordinatorin im Projekt VIW-Vitamin P PAWLO Chancenpatenschaften. Sie ist in vielen Organisationen (ehrenamtlich) engagiert: Sie ist Koordinatorin und Sprecherin der Pan-African Women’s Liberation Organisation (PAWLO) Deutschland, Vertreterin verschiedener NGO’s auf UN-Konferenzen, unter anderem auf der Weltkonferenz gegen Rassismus in Durban. Sie engagiert sich in breitem Bündnis für eine offizielle Anerkennung der während der „MAAFA“ – Große Zerstörung – verübten Völkermorde und Verbrechen und für entsprechende Entschädigungen.
Sie ist Mitglied des Sprecher*innenrats der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen (BKMO), Korordinatorin deren AG Empowerment und Anti-Rassismus, und des brandenburgischen Landesintegrationsbeirats, Mitbegründerin und ehemalige stellvertretende Vorsitzende des Zentralrat der Afrikanischen Gemeinde in Deutschland, Mitglied des Sprecher*innenrats von VENROB e.V., dem Netzwerk entwicklungspolitischer Gruppen, Initiativen und Vereine im Land Brandenburg, und Mitbegründerin des Komitees für ein Afrikanisches Denkmal und Radio-Macherin.
Dienstag, 05. Oktober 2021 | 18:00 – 20:00 Uhr
Teil 1 : Entschuldigung und Entschädigung JETZT! – 20. Jahrestag der Ermordung von Achidi John am UKE – Daniel Manwire
Zwanzig Jahre nach dem Foltermord an Achidi John ist es an der Zeit, dass sich die Verantwortlichen und Beteiligten ihrer Verantwortung stellen.
In Hamburg starb der 19-jährige Afrikaner Achidi John während eines gewaltsamen Brechmitteleinsatzes. Der gewaltsame Folter-Tod von Bruder Achidi John weist viele Parallelen zum Tod von Bruder Tonou-Mbobda auf. Achidi wurde am Morgen des 8.12.2001 durch Zivilfahnder in St. Georg festgenommen und zur Brechmittel-Folter in die Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf verbracht.
Teil 2 : Institutionelle und Rechtsstaatlicher Parallelen zum Fall Tonou Mbobda – Brother Mwayemudza
Wieder in Hamburg und wieder am UKE stirbt am 21. April 2019 ein Schwarzer Mann durch Gewaltanwendung und die Missachtung ärztlicher Ethik und Sorgfaltspflichten. Wieder warnt der Betroffene vor seinem eigenen Tod und wird wieder nicht gehört. Wieder wird ein klinisch toter Mensch tagelang in der Intensivstation künstlich beatmet und erst dann für „wirklich“ tot erklärt…
Die juristische Strafvereitelung durch die Hamburger Staatsanwaltschaften und die politische Verhinderung einer verantwortungsbasierten Aufklärung im Wissenschaftsausschuss komplettieren das Deja-Vu für die Black Community in Hamburg und Deutschland…
Eine Analyse der Fakten einerseits und der strategischen Narrative zur Strafvereitelung andererseits…
(EN) Part 3 : The importance of culture of remembrance and claiming responsibility in the struggle against institutional violence and impunity – Sista Oloruntoyin
In the face of the ongoing killings of Black and racialized people by German authorities and institutions and their racist practices of violence, the struggle for justice, accountability and change is closely linked to our culture of remembrance. It refutes the official theses of alleged “ single cases“, „tragic isolated incidents“ and the generalized legal innocence of the perpetrators.
Those who ignore history and its mistakes are doomed to repeat them over and over again!
(DE) Teil 3 : Die Wichtigkeit von Gedenkkultur und Einforderung von Verantwortung im Kampf gegen die institutionelle Gewalt und Straflosigkeit – Sista Oloruntoyin
Im Angesicht der anhaltenden Tötungen von Schwarzen und rassifizierten Menschen durch deutsche Behörden und Institutionen und deren rassistischen Gewaltpraktiken ist der Kampf für Gerechtigkeit, Verantwortung und Veränderung eng mit unserer Gedenkkultur verbunden. Sie widerlegt die offiziellen Thesen von angeblichen Einzelfällen, „tragischen“ Einzelschiksalen und juristischen Unschuldigkeit der Täter*innen.
Wer die Geschichte und deren Fehler ignoriert, ist dazu verdammt, sie immer wieder zu wiederholen!
Teil 4 : Diskussion
Mit Aktivist*innen der folgenden Organisationen:
Initiative in Gedenken an Achidi John
Die Initiative zum Gedenken an Achidi John versucht seit vielen Jahren, die Vorgänge und Verantwortlichkeiten für die Tötung von Achidi John im Dezember 2001 aufzuarbeiten und fordert nun, am UKE einen Gedenkort für diejenigen Menschen zu schaffen, die Opfer von Brechmittelfolter geworden sind.
Justice For Mbobda
Justice for Mbobda ist eine Initiative der Black Community Hamburg, die für die Aufklärung des Mordes an Bruder Tonou Mbobda am 21. April 2019 vor der Psychiatrie des UKE in Hamburg kämpft und die hinterbliebene Familie unterstützt. Sie hat den Fall deutschlandweit bekannt gemacht und begleitet und setzt sich für Veränderungen im rassistischen Status quo am UKE ein, der immer wieder zu Todesfällen bei Schwarzen Patient*innen führt.
BLACK COMMUNITY Coalition for Justice & Self-Defence
Die BLACK COMMUNITY COALITION for JUSTICE & SELF-DEFENCE ist ein Zusammenschluss von Organisationen, die sich zur Verteidigung gegen Afrophobie – Anti-Schwarzen-Rassismus, staatliche Gewalt und systemische Ungleichbehandlung zusammengeschlossen haben. Wir fördern politisches Bewusstsein, soziales Empowerment, Community Bildung und Engagement, um die Zusammenarbeit und Selbstbestimmung von Menschen Afrikanischer Herkunft zu stärken und setzen uns für die Interessen der Afrikanischen und Schwarzen Communities ein.
https://www.facebook.com/BlackCommunityCoalition/
https://www.instagram.com/black.community.coalition/
https://www.instagram.com/black.community.hamburg/
Sista Oloruntoyin (LaToya Manly-Spain)ist eine Yoruba-Gesangs- und Performancekünstlerin und Mitbegründerin der BLACK COMMUNITY Coalition for Justice & Self-Defence.
Sie ist Mitglied von ARRiVATi, einem BPOC-Kollektiv, das Kunst als ein Instrument des Widerstands einsetzt und Strategien für Emanzipation, Dekolonisierung und Community Care entwickelt. Sie hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Selbstorganisation Schwarzer Afrikanischer Interessengruppen und Kampagnen in Deutschland, wie z.B. dem Black History Month Hamburg, dem Afrikanischen Frauentag im Hamburger Rathaus, der Africa Unity Week und dem Africa Liberation Day in Deutschland Als Afrika-zentrierte psychosocial counsellor engagiert sie sich für die psychische Gesundheit. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Psychologie im kulturellen Kontext, Afrikanischem Wissen und Indigenen Praktiken. Sie ist eine Pan-Afrikanistin und Mitglied von ABPSI (The Association of Black Psychologists), GPAN (Global Pan Africanism Network) und regelmäßige Gastgeberin von BMHM Online-Events (Black Mental Health Matters).
Seit über 12 Jahren ist sie Teil des ALAFIA-Teams.
Sie ist Mutter von zwei Töchtern, Damilola und Deola (bekannt als Djamila) und Großmutter von Enioluwa)
Kontakt: [email protected]
Daniel Manwire macht seit mehr als 20 Jahren Bildungs- und soziale Arbeit in Hamburg und engagiert sich unter anderem in der Initiative in Gedenken an Achidi John und der Initiative in Gedenken an Yaya Jabbi.
Brother Mwayemudza ist ein in Ostdeutschland geborener Arzt und Blacktivist zimbabwischer Herkunft, der heute in Hamburg lebt. Er ist Gründungsmitglied der BLACK COMMUNITY COALITION FOR JUSTICE & SELF-DEFENSE und bei ARRiVATi aktiv, wo er sich als Arzt und Menschenrechtsaktivist für illegalisierte Menschen und die Black Community einsetzt. Im Rahmen der ACADEMY of BLACK STUDIES, AFRICAN CULTURE & HERITAGE hält er Workshops und Vorträge zu systemischem Rassismus und zu Fällen institutioneller Tötungen Schwarzer Menschen in Deutschland und beteiligt sich als Moderator an internationalen Online-Foren zu afrozentrischen Perspektiven, Bildung und Empowerment.
Als Aktivist engagierte er sich in den selbstorganisierten Refugee-Kämpfen des VOICE Refugee Forum Germany und der Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und MigrantInnen sowie im Kampf für Gerechtigkeit in Fällen von Schwarzen Menschen, die straffrei getötet wurden – insbesondere in den Fällen von Oury Jalloh, der am 7. Januar 2005 in der Zelle Nr. 5 des Dessauer Polizeireviers gefoltert, getötet und verbrannt wurde.
https://www.facebook.com/BlackCommunityCoalition/
]]>Am 21. April 2019 wurde Bruder Tonou Mbobda durch 3 Sicherheitsmitarbeiter vor der Klinik für Psychiatrie zu Tode fixiert. Eine Reanimation nach seinem lage- und gewaltbedingten Kreislaufzusammenbruch zog sich über 60min hin. Die darauf folgende intensivmedizinische maschinelle Beatmung blieb erfolglos und wurde am 26.04.2019 nach der Feststellung des Hirntodes beendet.
Bei der Aufnahmeuntersuchung am 16.04.2019 wurde ein pathologisches EKG aufgezeichnet und ein deutlich erniedrigter Kaliumwert in einer Blutprobe festgestellt – beides wurde weder beachtet, noch weiter abgeklärt oder gar behandelt. Stattdessen wurden Medikamente angeordnet, die ein bekanntes Risiko für Nebenwirkungen auf das Herz und den Herzrhythmus haben.
Der Angriff der Securitys erfolgte ohne Rechtsgrundlage und ohne ärztliche Aufsicht. Die angewendete Fixierung in Bauchlage widersprach der S3-Leitlinie der DGPPN, nach der genau diese Fixierung in Bauchlage ausdrücklich zu vermeiden ist…
Anlässlich des 2. Jahrestages der Ermordung von Bruder Tonou Mbobda vor der Klinik für Psychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg hat die Black Community Coalition for Justice & Self-Defense die Rechtsbeistände der Familie Mbobda – RÄ Gabriele Heinecke und RA Dr. Schneider-Addae-Mensah – gemeinsam mit Marianne Balle´ Moudoumbou von PAWLO (Pan-African Women’s Empowerment & Liberation Organisation) und Tahir Della von der ISD (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland) zu einer Pressekonferenz eingeladen, um über die Einstellung des Ermittlungsverfahrens durch die Hamburger Staatsanwaltschaften, das Klageerzwingungsverfahren, institutionellen Rassismus und dessen systematische Erscheinungsformen zu sprechen.
Wir dokumentieren hier sowohl das Video der gesamten PK, als auch die einzelnen Beiträge darunter.
Pressekonferenz TONOU MBOBDA | 26.04.2021:
Die Einzelbeiträge:
Dr. Schneider-Addae-Mensah vertritt die Mutter von Bruder Tonou Mbobda und hat nach der skandalösen Einstellung des Ermittlungsverfahrens durch die Hamburger Staatsanwaltschaften einen Antrag zur sog. Klageerzwingung beim OLG Hamburg gestellt. Hier erläutert er seine juristischen Einschätzungen zu den vorliegenden Sachverhalten im Fall sowie zum bisherigen Verlauf des Verfahrens:
RÄ Gabriele Heinecke vertritt die Schwester von Bruder Tonou Mbobda und hat nach der fragwürdigen Einstellung des Ermittlungsverfahrens durch die Hamburger Staatsanwaltschaften einen Antrag zur sog. Klageerzwingung beim OLG Hamburg gestellt. Hier erläutert sie ihre juristischen Einschätzungen zu den vorliegenden Sachverhalten im Fall sowie zum bisherigen Verlauf des Verfahrens:
Bruder Mwayemudza von unserer Black Community Coalition for Justice & Self-Defense analysiert den institutionellen Rassismus am verantwortlichen UKE und dessen Reproduktion und Bestätigung durch die Staatsanwaltschaften Hamburgs und den Wissenschaftsausschuss des Hamburger Senats:
Sista Moudoumbou von der Pan-African Women’s Empowerment & Liberation Organisation (https://pawlo.org/) erinnert daran, dass die Tötung kein Einzelfall ist, weil immer wieder Schwarze Menschen und darunter auch Schwarze Frauen umgebracht werden. Die Tötungen werden regelmäßig nicht angemessen rechtsstaatlich verfolgt oder nachvollziehbar aufgeklärt. Deutschland wird seit Jahrzehnten international wegen seines institutionellen Rassismus und Racial Profilings angeprangert – unternimmt aber nichts dagegen:
Bruder Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (https://isdonline.de/) und der Kampagne Death in Custody (https://deathincustody.noblogs.org/) berichtet über systemischen Rassismus und Verhinderung von Strafverfolgung in den über 150 Todesfällen, die die Kampagne Death in Custody bisher zusammengetragen hat. Polizei und Justiz unterliegen demnach einem institutionalisierten Rassismus, der allderdings systematisch verleugnet wird:
TONOU MBOBDA – DAS WAR MORD!
No Justice – No Peace!
Touch One – Touch ALL!
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2 years ago Brother Tonou Mbobda was murdered in the UKE-Hospital…
Since 2 years the UKE-Hospital has been disclaiming its responsibility for his violent death…
Since 2 years now, Hamburg’s public prosecutors have failed to adequately prosecute the obvious breaches of law, breaches of due diligence, and violations of policy….
Since 2 years now, the institution UKE-Hospital, the prosecuting authority public prosecutor’s office and the political leaders in the science committee have allied for a joint cover-up by stigmatizing, criminalizing and blaming the victim…
Since 2 years now, we as the Black Community Coalition for Justice & Self-Defense have been fighting together with the family and the Black Community Hamburg for the full and complete clarification of all circumstances that led to the violent death of Brother Tonou Mbobda… and we will not let this fight rest until the family receives the justice it deserves. The death of Brother Tonou Mbobda cannot and must not go unpunished and unpardoned!
We demand the indictment of those responsible in a due process of law to clarify all outstanding issues:
Neither the UKE-Hospital, nor the city of Hamburg have so far personally apologized to the family or expressed their regrets to the bereaved.
The killing of Black people is part of the structural DNA of Hamburg, if only because the responsible law enforcement agencies have so far systematically legitimized it instead of filing charges. The „failure to recognize“ implicitly and explicitly racist behavior not only through unjustified and excessive violence, but also through failure to care and ignoring fundamental rights is an unspeakable continuity that feeds on the unreflective colonial roots of the German dominant society. It is an expression of an inhuman superiority mentality that the recognition of equal rights to life and self-determination is and can still be so systematically denied in 2021. We will not continue to stand idly by and watch the killing of Black lives and institutional violence against Black people in impunity, but we will do everything necessary to ensure that anti-Black racism in Hamburg, in Germany and beyond finally comes to an end!
Touch One – Touch ALL
Justice for Mbobda
Black Community Coalition for Justice & Self-Defense
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Hamburg, den 19.04.2021
Klageerzwingungsverfahren im Fall Tonou Mbobda
Rechtsbeugung und Täter-Opfer-Umkehr durch eine institutionell rassistische Justiz
Die Argumentationslinien der Hamburger Staatsanwaltschaften zur Einstellung der Ermittlungen im Fall des gewaltsam getöteten Studenten Bruder Tonou Mbobda zeigen ein auffällig hohes Maß an zwanghaft konstruierter Kriminalisierung gegen einen Schwarzen Psychiatriepatienten, dessen besondere Menschen- und Patientenrechte offenkundig verletzt wurden. Stattdessen stellen sie subjektive Mutmaßungen auf der Grundlage der Schutzbehauptungen der gewalttätig handelnden Personen an, um die unverantwortliche Anordnung und tödliche Anwendung von Gewalt ohne jede Rechtsgrundlage juristisch zu rechtfertigen.
PDF_2021-04-19_Klageerzwingungsverfahren-im-Fall-Tonou-Mbobda
Die Einstellungsverfügung des zuständigen Staatsanwalts Lars Mahnke im Fall des Studenten und Psychiatriepatienten Bruder Tonou Mbobda, der am 21.4.2019 im Universitätsklinikum Eppendorf von 3 Sicherheitsleuten angegriffen und zu Tode fixiert wurde, bescheinigt den Tätern nicht nur ein angeblich berechtigtes Notwehrrecht, sondern auch noch eine weit darüber hinausgehende „lebensrettende Absicht“ bei ihrer Tötung. Für ein körperliches Eingreifen oder gar Zwangsmaßnahmen gab es zum Tatzeitpunkt keine rechtliche Grundlage. Die Sicherheitsmitarbeiter umkreisten den friedlich sitzenden und rauchenden Patienten, forderten ihn auf, sofort auf die Station zurückzukehren, wobei einer der 3 Securities ihn von hinten an der Schulter packte. Staatsanwalt Mahnke fasst diese Umstellung und den körperlichen Eingriff nur anhand der Aussagen der direkt beteiligten UKE-Mitarbeiter*innen zusammen. Damit spricht er dem ohne Rechtsgrundlage angegriffenen und brutalisierten Patienten das Recht auf körperliche Verteidigung grundsätzlich ab und konstruiert dann in Umkehrung der Kausalreihenfolge ein angebliches „Notwehrrecht“ für die Sicherheitsleute, die mit ihrer unangemessenen Gewalt eine schwere Körperverletzung mit Todesfolge verursacht haben.
Staatsanwalt Mahnke setzt dieses Muster der einseitigen Schuldzuweisung an das Schwarze Opfer weiter fort, indem er sich auf rassistische Stereotypen von Bruder Tonou Mbobda als dem „aggressiven“ (großen-starken-gefährlichen-schwarzen?) Patienten zurückgreift, der die 3 „hilfsbereiten“ Männer mit sich „umgerissen“ habe. Die potenziell tödliche und laut S3-Leitlinie der DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde) „Prävention von Zwang: Prävention und Therapie von aggressivem Verhalten bei Erwachsenen“ (2018) strikt zu vermeidende Fixierung in Bauchlage ist für die Staatsanwaltschaft ebenso „irrelevant“ wie die fahrlässige Verletzung der ärztlichen Sorgfaltspflicht durch das Unterlassen einer fachärztlichen Herzdiagnostik bei pathologischem Aufnahme-EKG. Dabei hätte die erst nach dem Tod festgestellte schwere Herzerkrankung des Patienten bereits mehrfach erkannt werden können bzw. müssen. Die unterlassene Behandlung eines in den Laboruntersuchungen auffälligen Kaliummangels, der zusätzliche Risiken für lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen hervorrufen kann und die fehlende ärztliche Überwachung und Anleitung bei der selbst ärztlich angeordneten Zwangsmaßnahme sind weitere einfach übergangene Sorgfaltspflichtverletzungen, die die Hamburger Staatsanwaltschaften systematisch ausblenden. Stattdessen wird auch hier der getötete Patient wieder „selbst schuldig“ gesprochen an seinem eigenen Tod: seine unerkannte Herzerkrankung wird zur „Ursache“ erklärt.
Die Bestätigung der Einstellung des Ermittlungsverfahrens durch die Generalstaatsanwaltschaft durch Ablehnung der Beschwerde der Familie erkennt deren Argumentationen zur fehlenden Rechtsgrundlage, zur fehlenden medizinischen Versorgung und Überwachung sowie zur kausal tödlichen Gewaltanwendung seitens des Sicherheitsdienstes erneut nicht an und ergänzt die zynische „Rechtfertigung“ der Tötung zusätzlich noch durch die Konstruktion, dass der Patient ja sogar „festgehalten werden musste“, da er sonst nach dem „Verlassen des Krankenhausgeländes“ ggf. durch einen „Verkehrsunfall“ bei möglicherweise „unvorsichtigem Überqueren einer Fahrbahn“ hätte gefährdet werden können. Dass es hierfür überhaupt gar keine tatsächlichen Anhaltspunkte gab, verdeutlicht die interessensgeleitete Willkür dieser juristischen Strafvereitelung. Die zuständige Staatsanwältin Dr. Eva Maria Ogiermann konstatiert in Anlehnung an die bereits von Staatsanwalt Mahnke konstruierte „Lagerzeugen“-Theorie – wonach alle Patienten, die zu unmittelbaren Zeugen der Tötung wurden, der sie behandelnden Klinik „feindlich gesinnt“ oder zumindest „befangen“ wären – zwar einerseits einen Mangel an „wirklich neutralen Zeugen“, geht andererseits aber dennoch davon aus, „… dass der Geschädigte unkontrolliert und wahnhaft aggressiv um sich schlug und damit eine Gefahr für sich und andere darstellte“. Deshalb müsse seine Tötung letztlich straffrei bleiben. Dr. Ogiermann wertet die Umzingelung und den Schultergriff durch den Wachmann nicht als situativen Anlass für die Reaktion des Patienten, die erst dadurch im Tatablauf erfolgte. So kann sie dann Bruder Tonou Mbobda ohne Berücksichtigung seines besonders schützenswerten Patientenstatus ungehemmt als „Aggressor“ darstellen und damit seine Tötung rechtfertigen.
Dass bei den Ermittlungen insbesondere die unterlassene Diagnostik und Therapie vorhandener schwerwiegender Risikofaktoren, aber auch die fehlende ärztliche Überwachung einer vorhersehbaren sowie beabsichtigten Gewaltanwendung unter Verstoß gegen die S3-Leitlinie nicht beachtet wurde, ist vor dem Hintergrund der „Schlussargumentation“ mit einer vermeintlichen „Unschuldsvermutung“ zur Verhinderung einer möglichen gerichtlichen Entscheidung der Rechtsbeugung im Sinne einer Strafvereitelung verdächtig. Trotz aller für den fatalen Ausgang besonders relevanten Faktoren davon auszugehen, dass nach einer ordnungsgemäßen und umfassenden richterlichen Beweiserhebung und -bewertung keine „hinreichende Verurteilungswahrscheinlichkeit“ bestehen könne, ist nicht nur eine Unterschlagung von Beweismitteln, sondern eine besonders perfide Form der vorausgreifenden Amtsanmaßung. Dieses Verhalten untergräbt nicht nur das Recht der Familie auf ein rechtsstaatliches Verfahren, sondern verhindert grundsätzlich die tatsächliche Beurteilung aller relevanten Tatbestände der Verantwortung, von einer (nicht strafbefreienden) Unkenntnis über klar vermeidbare Irrtümer bis hin zu Fahrlässigkeit, Unterlassungen oder zugrundeliegenden impliziten oder expliziten Handlungsmotiven gegenüber einem Schwarzen Psychiatriepatienten.
Die gezielte Stigmatisierung des Getöteten als „wahnhaften Aggressor“, vor dem „alle und auch er vor sich selbst“ mit allen Mitteln und unter allen Umständen „geschützt“ werden müssen, bildet die Grundlage für die Straffreiheit aller Verantwortlichen. Die besonderen Schutzrechte des getöteten Patienten wurden systematisch ignoriert, um das Recht zu töten zu legalisieren. Diese klassische und menschenverachtende Täter-Opfer-Umkehrung ermöglicht die Aufrechterhaltung des Status quo einer gewalttätigen Psychiatrie, die immer wieder tötet. Um den „Ruf der Institution“ zu schützen, die eigentlich zu sorgfältiger Diagnostik und Therapie sowie zur Wahrung der Interessen der Patienten verpflichtet ist, wird die „Schuld“ am Tod vollständig dem Patienten selbst zugeschrieben und die Institution in die „Unschuld“ vermeintlicher Unwissenheit gehüllt. Die Institution UKE wird von der Staatsanwaltschaft selbst mit der forensischen Untersuchung beauftragt und damit zusätzlich darin unterstützt, die zentralen Fragen gar nicht erst zu stellen. Während sich das UKE sozusagen selbst „untersucht“, fühlt sich die Staatsanwaltschaft auf der Basis einseitig eingeschränkter und suggestiver „Ermittlungen“ zum Richtertum berufen. Damit werden zentrale rechtsstaatliche Prinzipien willfährig außer Kraft gesetzt und der bereits vor und während der Tötungshandlung praktizierte institutionelle Rassismus seitens des UKE durch eine rassistisch stigmatisierende Justiz „reingewaschen“ und strukturell „begründet“.
Analytisch gesehen kann institutioneller Rassismus als all jene rassistischen Einstellungen definiert werden, die in den Traditionen, Überzeugungen, Meinungen und Mythen einer ethnischen Gruppe zu finden sind und sich fest in deren kulturelles Denken eingeschrieben haben, weil sie historisch so lange praktiziert und perpetuiert wurden, dass sie als allgemeine Tatsachen akzeptiert oder als „normale“ Verhaltenspraktiken verstanden werden. Diese Rassismen gehen somit von den Institutionen der Gesellschaft aus, von ihren Gesetzen, Normen und ihrer internen Logik, und sind unabhängig davon, ob die Akteure innerhalb ihrer Institutionen absichtlich rassistisch sind oder nicht. In der Folge werden Rechte, Leistungen und oder qualitative Standards verweigert oder eingeschränkt und damit der Menschenwert anderer ethnischer Gruppen abgewertet, kriminalisiert oder dämonisiert. Und genau das ist hier im Fall von Bruder Tonou Mbobda lehrbuchmäßig geschehen. Immer wieder werden Menschen in Psychiatrien oder von der Polizei zu Tode fixiert und immer wieder werden solche gewaltsame und extralegale Tötungen durch Staatsanwaltschaften für „rechtmäßig“ erklärt. Die lange schon bekannten und lebensbedrohlichen Mechanismen des sog. lagebedingten Erstickungstodes werden dabei durch ebenso unsinnige wie unwissenschaftliche Behauptungen einfach vom Tisch gewischt – bis der nächste Mensch wieder genauso umgebracht wird, weil nichts gelernt wurde und man halt die routinierten Gewaltpraktiken unbedingt bleiben will.
Bruder Tonou Mbobda erfüllte fast alle so genannten „Risikofaktoren“ für den lagebedingten Erstickungstod, der aus medizinischer Sicht keine rein äußere Erstickung ist, sondern in einem Teufelskreis aus erhöhtem Sauerstoffbedarf (Aufregung und Anstrengung) und gleichzeitig verringerter Möglichkeit zur Sauerstoffaufnahme durch von außen induzierter Einengung der Atemwege (z.B. durch Reizgas) und/oder Behinderung der Atmungsbeweglichkeit durch Bauchlage, Fixierung der Arme auf dem Rücken und zusätzlicher Gewichtsbelastung durch Sitzen oder Knien auf dem Rücken entsteht und bei dann zunehmender Kompression des Brustkorbes zu Herzüberlastung und Kreislaufstillstand führen kann:
Fast alle diese „Risikofaktoren“ wirken nicht aus sich selbst heraus oder aus dem eigenen Körper, sondern führen mittelbar zu impliziten Überreaktionen der Anwender*innen tödlicher Gewalt sowie zu einem verminderten Bewusstsein für lebensbedrohliche Warnzeichen oder die Hilferufe eines sterbenden Opfers. Und der eine letzte Faktor einer Herzerkrankung kann bei unbekannten Patient*innen generell nie ausgeschlossen werden und ist bei psychiatrischen Patient*innen überdurchschnittlich häufig. Und dass eine schwarze Hautfarbe ein „Risikofaktor“ für das Sterben an einer Erstickungslage ist, ist nicht „genetisch“, sondern schlicht rassistisch.
Dass die berechtigten Fragen der Familie und unserer Gemeinschaft nach den Gründen für den Tod und der Verantwortung dafür durch die verfassungsmäßige Verweigerung wirklich zielgerichteter Ermittlungen nun einfach unbeantwortet und folgenlos bleiben sollen, ist nur die eine Seite der systemischen Medaille. Auf der anderen Seite steht der mindestens ebenso berechtigte Wunsch der Betroffenen und ihrer Hinterbliebenen, dass ein solch ungerechtfertigter Todesfall zumindest zu entsprechenden Veränderungen in den Abläufen und Praktiken der verantwortlichen Institutionen führt, damit eine Wiederholung einer solchen Tragödie für weitere Patienten und deren Angehörige möglichst vermieden werden kann. Aber auch dieser Wunsch wird durch die Verhinderung einer angemessenen und umfassenden juristischen Aufarbeitung zynisch verweigert. Offenbar soll es nach dem Willen der deutschen Institutionen und Behörden systematisch und regelmäßig genau so weitergehen wie bisher – zumindest verantwortungslose Tötungen sollen straffrei bleiben.
Wir als Black Community Coalition for Justice & Self-Defense und in der Black Community Hamburg nehmen das nicht mehr einfach nur so hin! Antischwarzer Rassismus am UKE und in Hamburg hat eine kontinuierliche Tradition, der wir uns organisiert entgegenstellen werden. Psychische Krankheiten sollten kein Todesurteil sein. Schwarzsein sollte kein Todesurteil sein. Wir werden den institutionell gewobenen Mantel des Schweigens zerreißen, die Verantwortlichen beim Namen nennen und eine Gerechtigkeit einfordern, die ihren Namen auch verdient – denn diese muss auch eine Anerkennung und Beendigung der rassistischen und immer wieder tödlichen Praktiken beinhalten.
Und das werden wir allen dazu notwendigen Mitteln tun: By all means necessary!
Verantwortung heißt Veränderung!
Genug ist genug!
#JusticeForMbobda
#TouchOne – #TouchALL
Black Community Coalition for Justice & Self-Defense
BLACK COMMUNITY Hamburg
Mitzeichner*innen:
ARRiVATi
ARCA – Afrikanisches Bildungszentrum e.V.
AKONDA – Eine Welt Cafe
Tschoobe´ for Freedom
ASUIHA – African Survival in Hamburg
ALAFIA – Afrika Festival
Black Media Group Germany
CECAM e.V.
African Heritage
Lessan e.V.
]]>https://www.betterplace.org/de/projects/70409-justiceformbobda
Liebe Community und Unterstützer*innen,
Zeit für ein Update – es hat sich einiges getan, worüber wir Euch gern berichten würden:
Am wichtigsten ist, dass wir Eurer Spendenhilfe mittlerweile ein forensisches Zweitgutachten aus London vorliegen haben, dass den Rechtsbeiständen der Familie zur Verfügung gestellt wurde. Dazu waren vorher entsprechend umfangreiche Übersetzungen von den relevanten Aktenbestandteilen erforderlich, die wir ebenfalls mit Hilfe Eurer Spenden finanzieren konnten. Da die Rechtsbeistände der Familie Beschwerde gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens einlegen und bei Abweisung derselben ein Klageerzwingungsverfahren anstreben, können wir das Gutachten leider noch nicht öffentlich zugänglich machen, da es im weiteren Verfahren noch Verwendung finden soll.
Zusätzlich sind wir aktuell auch noch im Kontakt mit deutschsprachigen Forensiker*innen, um einzelne Nachfragen weiter abklären zu lassen.
Aufgrund der aktuellen Situation eines eingestellten Ermittlungsverfahrens müssen die Kosten für die Arbeit der Rechtsbeistände im Klageerzwingungsverfahren weiter direkt von der Familie getragen werden – in einem ordentlichen Gerichtsverfahren werden die Auslagen dafür zunächst von der Justizkasse übernommen und dann wird später im Urteil eine Kostenentscheidung gefällt. Auch das ist Teil der Strategie der Vertuschung – Gerechtigkeit muss bezahlt werden, wenn sie offiziell nicht erwünscht ist!
Damit sind wir bereits mittendrin in der schlechten Nachricht dieser Neuigkeiten:
Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat Anfang August das Ermittlungsverfahren im Fall Tonou Mbobda einfach eingestellt. Die formale Begründung: Ein „Mangel an Beweisen“ für ein strafrechtlich relevantes Verhalten der handelnden Mitarbeiter*innen des UKE. Der zuständige Staatsanwalt Lars Mahnke attestiert den Security-Mitarbeitern nicht nur ein „Notwehrrecht“ gegen den ‚aggressiven Angreifer‘ Tonou Mbobda, sondern darüber hinaus sogar noch eine „Lebensrettungsabsicht“, mit der sie ihn töteten.
Wir haben dazu am 11. August 2020 einen Offenen Brief veröffentlicht und zur Durchsetzung einer unabhängigen, zivilgesellschaftlich getragenen Untersuchungskommission mit Beteiligung der Familie und der BLACK COMMUNITY* aufgerufen:
„Die unfassbare Einstellung des Ermittlungsverfahrens im Angesicht der aktuellen weltweiten Massenproteste der #BlackLivesMatter-Bewegung auch hier in Deutschland und auch hier in Hamburg ist ein Schlag ins Gesicht der trauernden Familie, unserer Black Communities hier in Hamburg und weltweit. Sie zeigt einmal mehr eindrücklich, wie berechtigt und notwendig diese Massenproteste sind und bleiben, weil Schwarze Leben auch hier in Deutschland weder zählen, noch einer angemessenen Strafverfolgung würdig erscheinen!“ …
Am 18. August 2020 hat dann der Wissenschaftsausschuss der Hamburger Bürgerschaft in einer Fortsetzung seiner Selbstbefassung zu dem Fall getagt und den Staatsanwalt sowie Verantwortliche des UKE ausgiebig Raum für deren Erklärungen und Ausreden gegeben – weder Vertreter*innen der Familie, noch unserer BLACK COMMUNITY* hier in Hamburg waren dazu eingeladen …
Unsere Presseerklärung und einen Audio-Mitschnitt des Wissenschaftsausschusses findet Ihr unter https://blackcommunityhamburg.blackblogs.org/2020/08/20/presseerklaerung-zur-selbstbefassung-des-wissenschaftsausschusses-der-hamburger-buergerschaft-zur-einstellung-des-ermittlungsverfahrensaudio-mitschnitt-wissenschaftsausschuss-zur-klaerung-im-fall-tono/
„Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Hamburg zur Einstellung des Ermittlungsverfahrens ohne Anklageerhebung ist für uns als betroffene Black Community weder angemessen, noch nachvollziehbar. Die Verweigerung eines rechtsstaatlichen Gerichtsverfahrens zum gewaltsamen Tod eines Schwarzen Bruders verstärkt unsere Trauer um ihn und lässt die vielen offenen Fragen, warum er so hat sterben müssen und wie es überhaupt dazu kommen konnte, weiterhin unbeantwortet. Bruder Tonou Mbobda hat niemals in seinem Leben und trotz seiner Erkrankung niemals auch nur einen Menschen angegriffen oder verletzt. Die Entscheidung zur Einstellung der Ermittlungen steht in einer strukturellen Reihe der systematischen Verweigerung von Aufklärung und Gerechtigkeit, wenn die Todesopfer staatlicher und institutioneller Gewalt Schwarze Schwestern und Brüder sind. Diese Entscheidung ist erneute Beweisführung für die institutionsübergreifende Wertlosigkeit Schwarzer Leben hier in Deutschland, die von offizieller Hand immer wieder frei von Strafverfolgung getötet werden dürfen.“
Wir haben dazu eine ganze Reihe von Protestaktionen – am 12.8.20 vor der Staatsanwaltschaft Hamburg und auf dem Rathausmarkt Hamburg | am 14.8.2020 vor der Staatsanwaltschaft Hamburg | am 15.8.2020 auf dem Johannes-Brahms-Platz in unmittelbarer Nähe zu den Hamburger Staatsanwaltschaften und Gerichten | am 30.8.2020 erneut auf dem Hamburger Rathausmarkt – organisiert und durchgeführt. (s. dazu https://www.facebook.com/justiceformbobda/)
Aber nun wieder zu den guten Nachrichten:
Zur Etablierung einer zivilgesellschaftlichen Selbstorganisation gegen staatlichen und institutionellen Rassismus, aber auch zur strukturellen Unterstützung gesellschaftlich benachteiligter und diskriminierter Menschen unserer Community haben wir die
„Black Community Coalition for Justice & Self-Defense“
ins Leben gerufen, die sich neben der politischen Kampagnenarbeit für Aufklärung und Gerechtigkeit auch für Empowerment, Bildung und Community Care einsetzt.
Wir haben solidarische Unterstützung durch die Schwarze Europa-Abgeordnete Pierrette Herzberger-Fofana erhalten, die selbst erst im Juni von der Brüsseler Polizei rassistisch angegriffen und dafür auch noch angezeigt worden ist. Ihr Grußwort zu unserer Protestkundgebung am 30. August 2020 findet Ihr unter https://blackcommunityhamburg.blackblogs.org/2020/08/31/grusswort-von-frau-dr-pierrette-herzberger-fofana-mdep-ardi/
Darüber hinaus haben Student*innen und Wissenschaftler*innen der HAW Hamburg eine Offenen Brief an die Staatsanwaltschaft Hamburg verfasst, der von vielen Akademiker*innen deutschlandweit unterzeichnet worden ist: https://blackcommunityhamburg.blackblogs.org/2020/09/10/offener-brief-von-wissenschaftlerinnen-und-studentinnen-an-die-hamburger-staatsanwaltschaft/
Wir bitten Euch also alle weiter informiert und dranzubleiben und unsere Kampagne #JusticeForMbobda auch weiterhin tatkräftig und finanziell zu unterstützen, damit die Aufklärung des gewaltsamen Todes von unserem Bruder Tonou Mbobda nicht einfach so unter den institutionellen Teppich einer rassistischen Staatsraison gekehrt werden kann.
Folgt unserer Kampagne auch auf den Sozialen Medien:
Facebook: https://www.facebook.com/justiceformbobda/
Twitter: https://twitter.com/Justice4Mbobda
YouTube: https://www.youtube.com/channel/UCl_qI2sxsFodWj0YjHn49Gw/videos
#TouchONE – #TouchALL
* BLACK COMMUNITY meint hier die politische Selbstorganisation der aktivistischen Gruppe, die u.a. die Kampagne #JusticeForMbobda organisiert und die Familie Mbobda unterstützt – die Großschreibung aller Buchstaben dient der Unterscheidung des allgemeinen Begriffes Black Community, der die Gesamtheit der Schwarzen Diaspora bezeichnet.
]]>Wir bedanken uns ausdrücklich für diese zivilgesellschaftliche Solidarität mit Unterstützung unserer Forderungen nach vollständiger Aufklärung, der Übernahme von Verantwortung und Rechenschaft für den gewaltvollen Tod von Bruder Tonou Mbobda sowie angemessenen Konsequenzen mit transparenten Veränderungen aller der Bedingungen, die zu seinem und vor ihm schon zum Tod von Achidi John (2001) geführt haben.
Aus der Pressemitteilung von Mitarbeiter*innen der HAW (PDF-Link):
„Rassismus in Deutschland: Der Fall William Tonou-Mbobda
William Tonou-Mbobda war 2009 aus Kamerun nach Deutschland gekommen, um zu studieren. 2019 verstarb er nach einem Einsatz von Sicherheitskräften in der Hamburger Uniklinik Eppendorf. Die Staatsanwaltschaft ermittelte in dem Fall. Das Verfahren wurde ohne Anklage eingestellt. Dagegen wehren sich Mitarbeiter*innen der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), unter ihnen auch namhafte Professor*innen.
Neben der HAW haben auch Professor*innen und Mitarbeiter*innen der Universität Hamburg, der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg, sowie der Universität zu Köln, der FH Kiel, der Universität Oldenburg, der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), der Bergische Universität Wuppertal, der Universität Siegen, der Universität Bielefeld, der Universität Vechta, der Ruhr-Universität Bochum, der Alice Salomon Hochschule Berlin, der Hochschule für Technik und
Wirtschaft Berlin, der Theologischen Hochschule Friedensau, der Universität Mannheim, der Europa-Universität Flensburg, der Hochschule für Gesundheit Bochum, der Universität Bremen, der Universität Kassel, der Johannes Gutenberg- Universität Mainz, der Universität Göttingen und der Universität Lüneburg den offenen Brief unterschrieben.“
Offener Brief an die Hamburger Staatsanwaltschaft (PDF-Link)
Hamburg, 31.08.2020
An die Staatsanwaltschaft Hamburg, z.H. Oberstaatsanwalt Lars Mahnke,
mit Bestürzen mussten wir feststellen, dass die Staatsanwaltschaft Hamburg das Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung mit Todesfolge im Fall William Tonou-Mbobdas ohne Erhebung einer Anklage eingestellt hat. Als Angehörige verschiedener Hamburger Hochschulen möchten wir unserer Trauer und unserer Empörung über die gewaltvollen Umstände, unter denen ein Schwarzer Student zu Tode gekommen ist, Ausdruck verleihen. Wir sind fassungslos und es verletzt zutiefst unser Rechtsempfinden, dass eine vollständige und nachvollziehbare Aufklärung des Falles in all seinen rechtsstaatlich relevanten Dimensionen bisher ausblieb und er von der Hamburger Staatsanwaltschaft ad acta gelegt werden soll. Mit Blick auf die schleppenden Ermittlungen im
Kontext von Gewalt gegenüber Schwarzen Menschen (bspw. Oury Jalloh, Rooble Warsame, Yaya Jabbi, Ousman Sey, Christy Schwundeck, Laya-Alama Condé) verstehen wir eine Aufklärung als wichtiges politisches Signal.
Wir schließen uns den Forderungen der Black Community Hamburg an, nach denen:
Wir halten eine lückenlose Aufklärung der Todesumstände William Tonou-Mbobdas und insbesondere die Prüfung dieser auf die Reproduktion rassistischer Diskriminierung für unabdingbar, um eine an den Grund- und Menschenrechten orientierte medizinische Behandlung sowie Justiz und Rechtsprechung zu gewährleisten und zu signalisieren, dass es ein Interesse der Justiz und Rechtssprechung ist, allen in Hamburg lebenden Menschen Schutz und Sicherheit zu bieten.
Verfasser*innen:
Awista Gardi, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im CHIEF-Projekt, HAW Hamburg
Dr. Elina Marmer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Koordination CHIEF-Projekt, HAW Hamburg
Dr. Cornelia Sylla, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im CHIEF-Projekt, HAW Hamburg
Laura Röhr, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, HAW Hamburg
Prof. Dr. Sabine Stövesand, Lehrende an der HAW Hamburg
Prof. Dr. Annita Kalpaka, Lehrende an der HAW Hamburg
Pauline Runge, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HAW Hamburg und Promovierende im Kooperativen Graduiertenkolleg der UHH und HAW Hamburg
Fabian Fritz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, HAW Hamburg
Liesa Rühlmann, Promovierende und Dozentin, Universität Hamburg
Cornelius Lätzsch, Promovierender im Kooperativen Graduiertenkolleg „Vernachlässigte Themen der Flüchtlingsforschung“ der Universität Hamburg und HAW Hamburg
Erstunterzeichner*innen:
Anna van Hoorn, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im CHIEF Projekt, HAW Hamburg
Isabel Collien, Leitung der Stabsstelle Gleichstellung, HAW Hamburg
Dr. Anne Vogelpohl, Lehrende an der HAW Hamburg
Dennis Hölzer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, HAW Hamburg
Prof. Dr. Louis Henri Seukwa, Lehrender an der HAW Hamburg
Prof. Dr. Efthimia Panagiotidis, Lehrende an der HAW Hamburg
Lynn Mecheril, Projektmitarbeiterin für Antidiskriminierung und Diversity, HAW Hamburg
Prof. Dr. Joachim Schroeder, Lehrender an der UHH
Katharina Rybarski, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Hamburg
Simone Plöger, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promotionsstudentin, Universität Hamburg
Jennifer Adolé Akue-Dovi, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Hamburg
Judith Keinath, fremdsprachliche Angestellte, Universität Hamburg
Florian Muhl, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität Hamburg
Lena Narawitz, Promovierende im Kooperativen Graduiertenkolleg „Vernachlässigte Themen der Flüchtlingsforschung“ der Universität Hamburg und HAW Hamburg
Paweł Mehring, Promovierender im Kooperativen Graduiertenkolleg der Universität Hamburg und HAW Hamburg
Cornelia Springer, Wissenschaftliche Koordination „Engagementförderung durch universitäre Lehre“, Universität Hamburg
Dr. Uta Wagner, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Hamburg
Dr. Frauke Meyer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Transformationen am Fluchtort Stadt“, Universität Hamburg und Dozentin an der Fachschule für Soziale Arbeit Alsterdorf
Julian Ibrahim Jusuf, Promovierender im Kooperativen Graduiertenkolleg der UHH und HAW Hamburg
Laura Adam, Promovierende und Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Hamburg
Miriam Bach, Promovierende im Kooperativen Graduiertenkolleg der Universität Hamburg und HAW Hamburg
Carolina Colmenares Díaz, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Promovierende und Dozentin, Universität Hamburg
Jonas Kohlschmidt, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität Hamburg
Anna Heudorfer, Promovierende an der UHH (Fakultät Erziehungswissenschaft)
Prof. Dr. Tilman Lutz, Lehrender an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie
Negin Shah Hosseini, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der HAW Hamburg und Promovierende im Kooperativen Graduiertenkolleg der UHH und HAW Hamburg
Dr. Tania Mancheno
Prof. Mechtild Gomolla, Helmut Schmidt Universität Hamburg
Niklas-Max Thönneßen, Promovierender im Kooperativen Graduiertenkolleg der Universität Hamburg und HAW Hamburg
Dr. Oliver Leistert, wissenschaftlicher Mitarbeiter ICAM, Leuphana Universität Lüneburg
Prof. Dr. Johanes Richter, Lehrender an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie Hamburg
Prof. em. Dr. Karl-Josef Pazzini, Universität Hamburg
Prof. Dr. Vassilis Tsianos, FH-Kiel
Sabrina Sarkodie-Gyan
Samia Aden, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Kassel
Lena Rathsack, Studentin, Lehramt für Sonderpädagogik
Prof. Dr. Manuela Westphal, Universität Kassel
Prof. Dr. Constantin Wagner, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Dr. Magdalena Knappik, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Bergische Universität Wuppertal
Prof’in Dr. Anke Wischmann, Europa-Universität Flensburg
Meryem Choukri, Doktorandin an der Universität Warwick und Gießen sowie Lehrbeauftragte der Universität Hamburg
Dr. Karin Kämpfe, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Zami Khalil, Psychologe (M.Sc.) Medical School Hamburg und Lehrbeauftragter der Universität Hamburg
Lola Köttgen, Promotions-Studentin an der Universität Hamburg (Erziehungswissenschaft)
Prof. Dr. Alisha M.B. Heinemann, Lehrende an der Universität Bremen
Dr. Johanna Sigl, Leuphana Universität Lüneburg
Anne-Sophie Waag, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Universität Mannheim
Pia Garske, Mitarbeiterin Universität Göttingen
Dr. Caroline Schmitt, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Olezia Boga, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Universität Kassel
Tassilo Schuster, Promovierender an der Universität Hamburg
Dr. Tanja Ehmann
Lisa Basten, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, Bergische Universität Wuppertal
Jan Wolter, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrender an der Universität Oldenburg
Tobias Linnemann, Promovierender im Promotionsprogramm Migrationsgesellschaftliche Grenzformationen an der Universität Oldenburg
Olaf Berg, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
Isidora Randjelović, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Alice Salomon Hochschule Berlin
Prof. Dr. Sabine Broeck, Universität Bremen
Veronika Kourabas, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Universität Bielefeld
Dr. Silke Betscher, Lektorin am Institut für Ethnologie und Kulturwissenschaft/ Universität Bremen
und Vertretungsprofessorin für Gesundheit und Diversität/ Hochschule für Gesundheit Bochum
Prof. Dr. Daniel Bendix, Lehrender an der Theologischen Hochschule Friedensau
Olga Gerstenberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin Alice-Salomon-Hochschule
Prof. Dr. Susan Kamel, Professorin für Museologie an der HTW Berlin
Prof. Dr. Iman Attia, Alice Salomon Hochschule Berlin
Prof. Dr. Karim Fereidooni, Lehrender an der Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. Paul Mecheril, Lehrender an der Universität Bielefeld
Isabel Dean, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Universität Siegen
Dr. phil. Fatoş Atali-Timmer, Universität Oldenburg
Jana Kavermann, Promotionsstudentin Bergische Universität Wuppertal
Jessica Schülein, WissenschaftlicheMitarbeiterin Universität zu Köln
Dr. Vanessa E. Thompson, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fakultät für Kulturwissenschaften, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Kiana Ghaffarizad, Doktorandin an der Universität Vechta
Prof. ́in Dr. Júlia Wéber, Lehrende an der Hochschule Neubrandenburg
Prof. Dr. Susanne Spindler, Lehrende an der HS Düsseldorf
Prof. Dr. Barbara Schramkowski, Duale Hochschule Baden-Württemberg
Prof. Dr. Claus Melter, Fachhochschule Bielefeld
Alessandra Domizi, Doktorandin an der Universität Mannheim
Soniya Alkis, CvO Universität Oldenburg; Studentin
Barbara J. Funck, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung, Universität Bremen
Prof. Dr. Barbara Schäuble, Lehrende Alice Salomon Hochschule Berlin
Olga Zitzelsberger, TU Darmstadt
Prof. Dr. Heike Radvan, BTU Cottbus Senftenberg
Dr. Inke Du Bois, Universität Bremen
Netzwerk (rassismus)kritische Migrationsforschung, Repräsentation, Community und Empowerment, Universität Bremen
Kritnet – Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung
Bildung – Macht – Rassismus; Rassismuskritische Veranstaltungsreihe; Studentische Initiative der Universität Hamburg und HAW
Hamburg 30. August. Demo 16 Uhr
Liebe hier Versammelte, Liebe Freundinnen und Freunde,
Der Anlass unserer Versammlung ist sehr traurig, denn wir gedenken des Todes von William Tonou-Mbobda, BWL-Student, der in der Blüte seiner Jahre aus dem Leben gerissen worden ist. Er ruht auf dem Friedhof seiner Heimatstadt in Bayangam, West-Kamerun. Möge er Frieden finden!
Ich möchte die tragischen Umstände seines Ablebens an dieser Stelle nicht erneut nennen. Dies steht mir nicht zu, und zu wiederholen, wovon wir aus Augenzeugenberichten wissen, würde den Schmerz, der uns hier zusammenstehen lässt, nicht mildern. Würde ich aufzählen, welchen Formen der Gewalt William im April letzten Jahres unterlegen ist, würden wir uns einmal mehr krümmen und unsere Kraft vor Bestürzung in den Boden sinken lassen. Ich möchte hier also stattdessen benennen, worauf wir meiner Ansicht nach unserem Fokus legen sollten – in Gedenken an diesen selbstverantwortlichen, jungen Mann, der aktiv ärztliche Hilfe für sich gesucht hat – und den Tod fand.
Sind Hemmschwellen zur Gewalt schneller überschritten, sobald es sich um eine Person mit schwarzer Hautfarbe handelt? Wir wissen die Antwort auf diese Frage.
Wir sind heute hier versammelt, weil wir Gerechtigkeit fordern, Gerechtigkeit für William Tonou-Mbobda, für seine Familie und für diejenigen, die eine solche Tat missbilligen und sich für eine menschenwürdige Gesellschaft einsetzen.
Was ist zu tun? Wir können William nicht zu uns, nicht ins Leben zurückholen. Wir können nicht rückgängig machen, was passiert ist. Worauf ist der Fokus also zu setzen?
Wir können aufstehen! Das tun wir bereits, wir stehen hier und kümmern uns. Wir zeigen unsere Gesichter und finden Worte dafür, dass hingesehen werden muss, dass der Tod eines Menschen unter solchen Umständen nicht einfach so ad acta gelegt werden darf. Wir können das weiterhin tun. Wir können mit aller Kraft immer wieder aufstehen!
Wir können unsere Stimmen erheben! Indem wir im Austausch miteinander stehen und nicht aus Scham- oder Schuldgefühlen rassistische Erfahrungen vor anderen und uns selbst verbergen, können wir dafür sorgen, dass Rassismus nicht weiterhin banalisiert wird. Wir müssen den Mut haben zu sprechen, denn wenn wir nicht sprechen, kann uns auch nicht zugehört werden.
Wir können unsere Rechte einfordern! Tag für Tag, auf unterschiedlichen Wegen, können wir einfordern, dass wir, wir Black People, uns in dieser vielfältigen Gesellschaft in allen Lebenslagen sicher und geschützt fühlen wollen. Dass wir uns sicher und geschützt fühlen können müssen. Dass dies der gesetzliche Auftrag ist!
Wir können, jeder und jede für sich, einstehen für eine Welt, und ich zitiere an dieser Stelle Achille Mbembe, die „befreit ist von der Last der Rasse und des Ressentiments und des Wunsches nach Rache, die jeder Rassismus auslöst.“
Die Leere wird bleiben, die der Tod eines Familienmitglieds hinterlässt, denn nichts auf der Welt, kann ein Menschenleben aufwiegen. Doch zumindest Gerechtigkeit einzufordern, Gerechtigkeit für William und für seine Familie, damit sie Ruhe finden und ihre Trauer aufarbeiten kann, das ist das Ziel unserer heutigen Versammlung.
Ich möchte zum Ende meiner Worte, um eine Schweigeminute für William Tonou-Mbobda bitten. Möge er wissen, dass wir um Gerechtigkeit kämpfen. Und vor allen Dingen: Möge er in Frieden ruhen!
Black Lives Matter!
Dr. Pierrette Herzberger-Fofana, MdEP
Co-Präsidentin von EU-ARDI
(Anti-Racism and Diversity Intergroup)
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Hamburg, den 20. August 2020
Bruder Tonou Mbobda wurde am 21. April 2019 von 3 Sicherheitsmitarbeitern des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) vor der Klinik für Psychiatrie gewaltsam zu Tode fixiert. Zum Zeitpunkt seiner Tötung war ein Antrag auf richterliche Anordnung weder eingereicht, noch bestätigt. Der Sicherheitsdienst soll von einer angeblich bis heute nicht identifizierbaren Krankenschwester angefordert worden. Nach Angeben aller Augenzeugen und Beteiligten Bruder saß Tonou Mbobda friedlich auf einer Bank vor dem Kliniksgebäude und rauchte ruhig eine Zigarette, als er von den Securities bedrängt und angegriffen wurde … Bruder Tonou Mbobda hatte sich freiwillig zur Behandlung ins UKE begeben und die angebotene Medikation wegen einer zuvor aufgetretenen allergischen Reaktion abgelehnt. Er suchte Hilfe und wurde getötet. Er wurde nur 34 Jahre alt.
Bruder Tonou Mbobda wurde Opfer eines Zwangspsychiatriesystems, dass Menschen immer wieder Medikamente gegen ihren ausdrücklichen Willen zwangsverabreichen will und dazu allzu oft körperliche Gewalt anwendet, die leider überproportional häufig zu vermeidbaren Todesfällen führt. Psychisch belastete Menschen in Krisensituationen werden zudem auch überdurchschnittlich Opfer tödlicher Polizeigewalt.
Waren wir bisher nur über die unerklärliche Verschleppung der Ermittlungen empört, sind wir nun bestürzt und verständnislos darüber, dass im Fall der hier vorliegenden gewaltsamen Tötung eines Menschen ein ordentliches Gerichtsverfahren mit klärenden Befragungen aller Beteiligten und Zeugen von allen Seiten nicht nur ausbleiben, sondern offenbar ganz und gar unterbunden werden soll.
Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Hamburg zur Einstellung des Ermittlungsverfahrens ohne Anklageerhebung ist für uns als betroffene Black Community weder angemessen, noch nachvollziehbar. Die Verweigerung eines rechtsstaatlichen Gerichtsverfahrens zum gewaltsamen Tod eines Schwarzen Bruders verstärkt unsere Trauer um ihn und lässt die vielen offenen Fragen, warum er so hat sterben müssen und wie es überhaupt dazu kommen konnte, weiterhin unbeantwortet. Bruder Tonou Mbobda hat niemals in seinem Leben und trotz seiner Erkrankung niemals auch nur einen Menschen angegriffen oder verletzt. Die Entscheidung zur Einstellung der Ermittlungen steht in einer strukturellen Reihe der systematischen Verweigerung von Aufklärung und Gerechtigkeit, wenn die Todesopfer staatlicher und institutioneller Gewalt Schwarze Schwestern und Brüder sind. Diese Entscheidung ist erneute Beweisführung für die institutionsübergreifende Wertlosigkeit Schwarzer Leben hier in Deutschland, die von offizieller Hand immer wieder frei von Strafverfolgung getötet werden dürfen.
Dabei folgen die juristischen Begründungen für die Befreiung der Täter*innen von angemessener Strafverfolgung selbst auch immer wieder einem stereotypen Muster aus rassistischen Zuschreibungen und Täter-Opfer-Umkehr. Die Verantwortung für tödliche Konsequenzen exekutiver Eskalationen wird regelmäßig den Toten selbst in die Schuhe geschoben. Sämtliche Verletzungen und Missachtungen gesetzlicher Vorgaben – im vorliegenden Fall die Missachtung des richterlichen Vorbehalt bei Zwangsmaßnahmen – und institutioneller Richtlinien durch die Täter*innen – hier am UKE die S3-Richtlinie der DPPGN zur Vermeidung von Zwang – weder berücksichtigt, noch benannt und sowieso regelmäßig einfach nicht verfolgt.
Nach der Einstellung der Ermittlungen zur gemeinschaftlichen Körperverletzung mit Todesfolge z.N. unseres Bruders Tonou Mbobda wurden der zuständige Oberstaatsanwalt Lars Mahnke, der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) Prof. Burkhard Göke, der Chefarzt der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKE Prof Jürgen Gallinat sowie ein zuständiger Mitarbeiter für den Sicherheitsdienst am UKE (Klinik Logistik & Engineering GmbH) zur Fortsetzung der Beratungen zur Klärung der Umstände des Todes von William Tonou Mbobda am UKE des Wissenschaftsausschusses der Hamburger Bürgerschaft eingeladen.
OStA Mahnke begründete seine Einstellung des Ermittlungsverfahrens mit einem angeblichen „Mangel an Beweisen“ durch widerstrebende Aussagen der „Lagerzeug*innen“ der Patient*innen der UKE-Psychiatrie einerseits und der Täter*innen und Angestellten des UKE andererseits, einem „rechtfertigenden Notstand“ bei angeblicher „Eigen- und Fremdgefährdung“ des bzw. durch den Getöteten sowie einer „Lebensrettungsabsicht“ bei den ursächlichen Tötungshandlungen.
Im vorliegenden Falle werden sämtliche Rechtsbrüche im Zusammenhang mit der Zwangsbehandlung und der Körperverletzung sowie die Verstöße gegen die medizinischen Leitlinien durch ein „Notwehr“-Konstrukt ausgehebelt, dass sich ausschließlich aus den subjektiven Zuschreibungen der Täter*innen ableitet und weder als Eigen- noch als Fremdgefährdung objektivieren lässt. Der zuständige OStA Lars Mahnke begründet die fast 1,5-jährige Verschleppung des Ermittlungsverfahrens mit einer angeblich „aufwendigen Aussageanalyse der Lagerzeugen“, deren Ergebnis darin bestehe, dass die Zeug*innenaussagen von Patient*innen (und einer Passantin!) als unglaubwürdig abqualifiziert werden mussten, während er ausgerechnet den Aussagen der Täter*innen und Angestellten des UKE eine Objektivität und Professionalität bescheinigt, die den zynischen Charakter von Täter*innen-Justiz trägt. Mahnke müht sich anzumerken, dass sich die Patient*innen untereinander ausgetauscht und Zeitungsberichte gelesen hätten. Die im UKE selbst abgehaltenen Krisenkonferenzen der Klinik für Psychiatrie mit allen Mitarbeiter*innen und die Einwirkung derselben auf die Patient*innen fanden dagegen weder Eingang in seine Ermittlungserkenntnisse, noch in deren Wertung. Trotz der ausdrücklich betonten „Schwierigkeiten“ mit den unterschiedlichen Zeug*innenaussagen, hielt es Mahnke für nicht erforderlich, selbst eigene Vernehmungen zur Abklärung der bestehenden Differenzen durchzuführen.
Die Rechtsbeistände der Familie haben Beschwerde gegen die Einstellungsverfügung der Staatsanwaltschaft Hamburg eingelegt und werden diese begründen, sobald ihnen die bisher nur unvollständigen Ermittlungsakten vollständig zur Verfügung gestellt werden.
Wir rufen deswegen deutschlandweit unsere Black Communities und Menschen Afrikanischer Herkunft sowie unsere Unterstützer*innen aus der deutschen Zivilgesellschaft dazu auf, unsere Kampagne #JusticeForMbobda und deren Proteste nach Kräften zu unterstützen, um weiter für Gerechtigkeit, Aufklärung und Verantwortung für den Tod unseres Bruders Tonou Mbobda zu kämpfen.
Wir fordern und organisieren unabhängige zivilgesellschaftliche Untersuchungen, da weder in der verantwortlichen Institution UKE, noch bei den Strafverfolgungsbehörden oder den zuständigen politischen Behörden ein erkennbares und angemessenes Aufklärungsinteresse besteht. Wir fordern ein Ende der zwangspsychiatrischen Gewaltpraxis und eine institutionelle und gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit den historischen Kontinuitäten und strukturellen Wirkmechanismen von institutionellem Rassismus in staatlichen Behörden und Einrichtungen. Das System der todbringenden Ignoranz durch Weiße Deutungshoheiten über Schwarze Leben muss endlich beendet werden – und zwar heute und nicht erst morgen!
Die nächste Protestkundgebung ist am 30. August 2020 von 16-19 Uhr auf dem Rathausmarkt geplant.
#NoJUSTICE – #NoPEACE
#TouchONE – #TouchALL
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