Braune Aktionsfront – chronik|WEIMAR https://chronikwe.blackblogs.org Chronik rechter Aktivitäten und Tendenzen in Weimar und Weimarer Land ab 1990 Thu, 25 May 2006 09:43:11 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Rechter Überfall auf Hoffest zu Männertag https://chronikwe.blackblogs.org/2006/05/25/rechter-ueberfall-auf-hoffest-zu-maennertag/ Thu, 25 May 2006 09:43:11 +0000 http://chronikwe.blogsport.eu/?p=539 Continue reading Rechter Überfall auf Hoffest zu Männertag ]]> Es hätte eigentlich ein Vatertag wie jede andere sein sollen – Grillen, Alkohol und irgendwann zu feuchtfröhlicher Stunde sind alle nicht mehr ganz nüchtern. Der Mosambikaner Antonio M. hatte seine Freunde auf den Hinterhof eines Mietshauses in der Papststraße eingeladen. Es sollte eine Willkommensparty werden – der 42-jährige Fußbodenleger war gerade von einer dreiwöchigen Montagetour zurückgekehrt. Auch sein Freund Eusdaquio A., von seinen Freunden wird er „Bobby“ gerufen, war gekommen und hatte seine fünfjährige Tochter Joana mitgebracht. Sie war nicht da, als der braune Mob auf den Hof stürmte. Beate A., die Lebensgefährtin von Antonio, weilte gerade mit Joana auf einem nahe gelegenen Spielplatz, als gegen 21 Uhr eine Mosambikanerin um Hilfe rief. „Kommt schnell, wir wurden von Nazis überfallen“, erinnerte sich die 37-jährige an die Worte. Schon von weitem sahen die drei das Blaulicht des Krankenwagens. Eusdaquio lag auf der Straße und musste später ins Sophien- und Hufelandklinikum eingeliefert werden. Die Ärzte diagnostizierten ein Schädel-Hirn-Trauma, Hämatome am Kopf und zahlreiche Prellungen. Auch Antonio M. wurde durch Tritte am Kopf verletzt, ihm fehlen zwei Zähne. Einen Tag später konnten sich beide nur bruchstückhaft an den Ablauf des rechtsextremen Übergriffs erinnern: „Sie kamen auf den Hof gestürmt und schrien uns an, wir sollten hier verschwinden“, sagte Eusdaquio. Dort saßen die 15 Feiernden unter einem aufgebauten Partyzelt und wussten zunächst gar nicht, wie ihnen geschah. „Ich habe erst gar nicht erkannt, dass das Nazis sind“, sagte Antonio. Er habe den Unbekannten Bier und Essen angeboten, erinnerte sich der Gastgeber. Doch den Angreifern war nicht nach Feiern zumute. Sie attackierten den dunkelhäutigen Antonio M., brachten ihn zu Fall und traten gegen seinen Kopf. Der Fußbodenleger mit den kräftigen Oberarmen, er hatte keine Chance- Eusdaquio eilte zu Hilfe, später liegt er draußen verletzt auf dem Asphalt. „Ich musste einfach dazwischen gehen“, sagte er. Auch der Kubaner Santos L. wurde attackiert. Danach verschwanden die etwa 15 Angreifer genauso schnell, wie sie gekommen waren. Wie sie von der Party auf dem  – von der Straße nicht einsehbaren – Hinterhof erfahren hatten, konnte Antonio M. nur vermuten. „Die hat bestimmt jemand geschickt“, sagte er. Denn seit längerem habe es auch in der Nachbarschaft Anfeindungen gegeben. SO auch in der letzten Woche: „Niggerschlampe – ich mach dich alle“, habe ein Nachbar der deutschen Lebensgefährtin des Mosambikaners zugerufen. Ein Einzelfall? Längst nicht alle stehen den Migranten feindselig gegenüber: Ein Nachbar von der gegenüberliegenden Straßenseite schaute am Abend des Vorfalls nicht weg, sondern griff ein und half den Opfern. Die Polizei hatte es nicht weit bis zur Pabststraße, sie war schnell zur Stelle und konnte in der Nähe neun Personen aufgreifen. Einer der Rechten brach sich auf der Flucht das Bein. Die Opfer des Überfalls wollen weiterleben ohne Angst, sie fühlen sich hier zu Hause. „Ich lebe seit 20 Jahren in Deutschland und wurde noch nie angegriffen“, sagte Antonio, der ein weißes T-Shirt mit einem in Altdeutsch geschriebenen Trinkspruch trägt. Eusdaquio spricht fließend deutsch – deutlich hört man seinen thüringischen Dialekt, wenn er sagt: „Das wird immer schlimmer mit den Nazis – wir alle müssen was tun.“ […]

 

Quelle: TLZ vom 27.5.2006: „Ihr sollt verschwinden“

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NPD provoziert zum Progrom-Jahrestag https://chronikwe.blackblogs.org/2005/11/09/npd-provoziert-zum-progrom-jahrestag/ Wed, 09 Nov 2005 16:15:43 +0000 http://chronikwe.blogsport.eu/?p=523 Continue reading NPD provoziert zum Progrom-Jahrestag ]]> Ein massives Polizeiaufgebot hat am Jahrestag des November-Progroms von 1938 einen Aufmarsch von Thüringer Neonazis verhindert. Entgegen ersten Informationen am Mittwochabend lagen der Polizei doch konkrete Hinweise für ein Treffen von rund 120 NPD-Mitgliedern in der Weimarer Innenstadt vor. Wie das Innenministerium gestern bestätigte, habe die Stadt als zuständige Versammlungsbehörde sofort reagiert und ein allgemeines Versammlungsverbot erlassen. Rechtsdezernent Dirk Hauburg bestätigtem dieses Verbot gegen 19.45 Uhr unterschrieben zu haben. Kräfte der Bereitschaftspolizei unter Federführung der Polizeidirektion Jena kontrollierte die Zufahrtsstraßen nach Weimar und waren in der Innenstadt unterwegs. Von 62 Personen wurde die Identität festgestellt, die Polizei sprach weiterhin 32 Platzverweise gegen Neonazis aus. Die NPD-Mitglieder sowie Mitglieder der so genannten Freien Kameradschaften kamen aus Weimar, Mellingen, Magdala, Apolda, aber auch aus Eisenach und dem Wartburgkreis. „Wieder einmal hat die Polizei sehr erfolgreich gehandelt“, sagte gestern Innenminister Karl Heinz Gasser. In Thüringen sei kein Platz für Extremisten, betonte er, weshalb der Staat auch in Zukunft konsequent gegen jede Form des Extremismus vorgehen werde. Seit dem durch einen NPD-Parteitag gedeckten und ermöglichten Skinheadkonzert Anfang April in Pößneck hätten alle der Polizei bekannten Konzerte der rechten Szene aufgelöst und verhindert werden können, betonte das Ministerium weiter. Die nächste Herausforderung erwartet die Stadt und die Polizei am Volkstrauertag am kommenden Sonntag, Auf dem Friedhof ist wie in den Jahren zuvor eine Kundgebung angemeldet mit etwa 50 Personen. Anmelder ist der Weimarer NPD-Kreisvorsitzende.

 

Quelle: TLZ vom 11.11.2005: „Polizei verhindet rechten Aufmarsch“

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Gegen das Vergessen! https://chronikwe.blackblogs.org/2005/11/09/gegen-das-vergessen/ Wed, 09 Nov 2005 16:12:48 +0000 http://chronikwe.blogsport.eu/?p=521 Continue reading Gegen das Vergessen! ]]> Eine ihm melancholische Wut trieb Volkhard Knigge gestern auf den Ettersberg. Eigentlich hätte er am Mittwoch als Professor vor Studierenden in Jena stehen müssen – trotz des Gedenkens an die Progromnacht von 1938, die von den Nazis beschönigend als „Reichskristallnacht“ bezeichnet wurde. Dass in der medialen Wahrnehmung der Mauerfall von 1989 bis zum Vormittag dominierte, bereitet dem Leiter der Gedenkstätte Kummer. „Ich sehe mit Sorge, dass immer weniger Menschen der Opfer des 9. November 1938 gedenken.“ Traurigerweise passte eine Flugblatt-Aktion der Weimarer Neonazi-Szene ins Bild. Sie markiere eine neue Qualität, das das Progrom eben nicht verleugnet, sondern geschichtsverfälschen dargestellt werde. „Es stecken zu viele Lügen in diesen Zeilen, deswegen wollen wir uns präzise und genau erinnern“, sagte der Historiker Harry Stein am ehemaligen jüdischen Sonderlager. […] Der spätere Abend verlief bis Redaktionsschluss ruhig. Das lag auch an der Bereitschaftspolizei, die Präsenz zeigte. Es gehört nach wie vor zu den verstörenden Erkenntnissen, dass an Tagen wie dem 9. November so etwas offenbar nötig ist.

 

Quelle: TLZ vom 10.11.2005: „Die verblassende Erinnerung“

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Erneuter Stadtspaziergang https://chronikwe.blackblogs.org/2005/05/21/erneuter-stadtspaziergang/ Sat, 21 May 2005 14:46:33 +0000 http://chronikwe.blogsport.eu/?p=505 Continue reading Erneuter Stadtspaziergang ]]> Rund fünfzig zum Teil stark alkoholisierte Männer aus dem rechten Spektrum musste die Polizei am Samstagabend beaufsichtigen. Der Personenkreis hatte sich auf dem Hermann-Brill-Platz versammelt, auf dem zu der Zeit der Frühlingsjahrmarkt zu Ende ging. Um die befürchteten Auseinandersetzungen zwischen den Rechten und Aussiedlern zu verhindern, hatte die Polizei mit Unterstützung von außerhalb Präsenz gezeigt, um Eskalation von vornherein zu verhindern – da am gleichen Tag ein NPD-Landesparteitag in Sondershausen stattfinden sollte, befanden sich die Einsatzkräfte ohnehin in Alarmbereitschaft. Bereits tagsüber hatte sich eine kleinere Gruppe von Rechten zu einem sogenannten Stadtrundgang durch die Weimarer Innenstadt zusammen gefunden. Die Jugendlichen, die nach Polizeiangaben zum Teil uniformiert gewesen sein sollen, waren unter Berufung auf das Versammlungsrecht beauflagt worden, sich während ihres nachmittäglichen Stadtspaziergangs ihrer Jacken zu entledigen.

 

Quelle: TLZ vom 24.5.2005: „Stark alkoholisierte Rechte erforderten hohe Polizeipräsenz“

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