‘ – et2c https://et2c.blackblogs.org für kritik und progression Fri, 30 Aug 2019 22:06:31 +0000 en-US hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Der jüdische Exodus aus der arabischen Welt https://et2c.blackblogs.org/2019/08/30/exodus/ Fri, 30 Aug 2019 21:53:47 +0000 http://et2c.blackblogs.org/?p=153217 Vortrag und Diskussion mit Stephan Grigat

11.09.2019 | 20:00 Uhr | Baracke | Münster

Würde es mit rechten Dingen zugehen, wäre bei jeder Diskussion über den Konflikt Israels mit seinen arabischen Nachbarn stets auch von der Flucht und Vertreibung nahezu aller Jüdinnen*Juden aus der arabischen Welt die Rede, die außerhalb Israels kaum im Bewusstsein ist. Die gerade auf Deutsch erschienene Studie des französischen Historikers Georges Bensoussan über „Die Juden der arabischen Welt“ ruft die Flucht von etwa 900.000 Jüdinnen*Juden aus den arabischen Ländern in Erinnerung und zeigt, dass die Radikalisierung der arabisch-islamischen Judenfeindschaft vor der israelischen Staatsgründung einsetzte und in vielen Aspekten eine Reaktion auf die partielle Autoemanzipation der Jüdinnen*Juden in den arabischen Gesellschaften war.

Der Vortrag wird die Situation der Jüdinnen*Juden in den arabischen Gesellschaften skizzieren, die Bedeutung der arabisch-jüdischen Geflüchteten für Israel thematisieren und der Frage nachgehen, warum ihr Schicksal bisher kaum thematisiert wurde.
 

 

Dr. Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter an der Uni Wien, Permanent Fellow am Moses Mendelssohn Zentrum der Universität Potsdam und Research Fellow am Herzl Institute for the Study of Zionism and History der Universität Haifa. Er ist Autor von „Die Einsamkeit Israels“ und Herausgeber von „AfD & FPÖ“ sowie „Iran – Israel – Deutschland“. Zuletzt hat er die Einleitung zu Georges Bensoussans Buch „Die Juden der arabischen Welt“ geschrieben, das soeben bei Hentrich & Hentrich erschienen ist.

 

 

 

 

 

Diese Veranstaltung ist eine Kooperation mit der Projektstelle Antisemitismusbekämpfung im AStA der Universität Münster.

 

 

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Behemoth https://et2c.blackblogs.org/2019/06/21/behemoth/ Fri, 21 Jun 2019 18:45:31 +0000 http://et2c.blackblogs.org/?p=153173 Eine Einführung in Franz Neumanns Analyse
des nationalsozialistischen Unstaats

Tagesseminar mit Moritz Zeiler

06.07.2019 | 11:00-20:00 Uhr | Uni AStA | Schlossplatz 1

Im Auftrag des exilierten Instituts für Sozialforschung verfasste Franz Neumann mit Behemoth Anfang der 1940er Jahre in den USA eine der bis dahin umfangreichsten und kenntnisreichsten Studien der nationalsozialistischen Herrschaft. In seiner Pionierarbeit analysierte er (ähnlich wie sein Freund und Anwaltskollege Ernst Fraenkel in Doppelstaat) gleichermaßen die theoretischen Schriften von Carl Schmitt – dem „Kronjuristen des Reiches“ – als auch die Herrschaftspraxis des nationalsozialistischen Regimes anhand dessen Gesetzen, Prozessen und Erlassen. Die Negation eines allgemein gültigen Rechts zugunsten einer exklusiven Ordnung der Volksgemeinschaft und der Herrschaft von rackets (Banden) beschrieb er als einen zentralen Aspekt der autoritären Krisenlösung des Nationalsozialismus.

In den USA erfuhr das Buch große Beachtung und verschaffte Neumann ein Engagement beim amerikanischen Geheimdienst, für den er wie sein Institutskollege Herbert Marcuse „Feindanalysen“ über den deutschen Nationalsozialismus erstellte. Obwohl Behemoth international rasch als Klassiker der Forschung zum Nationalsozialismus galt, dauerte es in Deutschland bis in die 1970er Jahre, bis Neumanns Werk erstmals in deutscher Sprache veröffentlicht wurde. Aufgrund andauernder Kontinuitäten von Antisemitismus und Antimarxismus bekam Neumann als jüdischer Autor mit Sympathie für die marxsche Ökonomiekritik jedoch im postnazistischen Deutschland nie die Aufmerksamkeit und Anerkennung wie in der englischsprachigen Diskussion.

 

Mit dem Seminar soll ein Überblick über die zentralen Thesen von Neumanns Studie gegeben und diese mit zeitgenössischen linken Faschismusinterpretationen verglichen werden. Dabei werden besonders Parallelen und Differenzen zu Ernst Fraenkels Doppelstaat und Friedrich Pollocks Interpretation des Nationalsozialismus als neuer Ordnung eines autoritären Staatskapitalismus behandelt. Des weiteren soll diskutiert werden, inwiefern Neumanns Analysen auch einen Beitrag für ein besseres Verständnis aktueller autoritärer Tendenzen liefern können. Es werden gemeinsam Textausschnitte gelesen und diskutiert.
 

 

Moritz Zeiler hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert. Veröffentlichungen: Materialistische Staatskritik. Eine Einführung (Stuttgart 2017) und – zusammen mit der bremer Initiative associazione delle talpe – Mitherausgabe von Staatsfragen. Einführungen in materialistische Staatskritik (Berlin 2009) sowie Maulwurfsarbeit I-IV (Berlin/Bremen 2010-2018).
 

 

[ Eine Anmeldung unter [email protected] ist aus organisatorischen Gründen erwünscht, aber nicht zwingend erforderlich. Nach der Anmeldung werden die Textgrundlagen, der Ablaufplan usw. zugesandt. Die Teilnahme ist selbstverständlich kostenlos. ]

 

 

 

 

Diese Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem AK Kritische Theorie und findet statt mit freundlicher Unterstützung durch den AStA der Universität Münster.


 

 

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Warum Kapitalismuskritik nicht                       ohne Liebe zu denken ist https://et2c.blackblogs.org/2018/10/07/femat/ Sun, 07 Oct 2018 00:02:31 +0000 http://et2c.blackblogs.org/?p=153094 Zur Einführung in materialistisch-feministische Theorien
Vortrag und Diskussion mit Katharina Volk

21.10.2018 | 14:00 Uhr | Baracke | Münster


In den 1970er Jahren forderten Feministinnen die Befreiung der ‚Hausfrau‘, welche die unbezahlte Hausarbeit „aus Liebe“ leistet. Mit ihren Publikationen und Aktionen zeigten sie dabei auf, dass eine emanzipatorische Kapitalismuskritik nicht ohne den Blick auf die gesellschaftliche, geschlechtliche und internationale Arbeitsteilung auskommt. Auch heute muss eine radikale Kritik am Bestehenden sowohl die Erwerbs- als auch die Familienarbeit in ihren Verhältnissen und ihrer Verwobenheit erfassen – und die spätestens seit der Hausarbeitsdebatte unausweichlichen Fragen nach den Zusammenhängen von Kapitalismus und Patriarchat sowie der Produktion der Lebensmittel (Warenproduktion) mit der Produktion des Lebens („Reproduktion“) stellen.

 
Historisch betrachtet gibt es schlagfertige materialistisch-feministische Theorien, die diesen Anspruch verfolgen. Einige dieser Ansätze zu erläutern und zu klären, wie und was all das mit Liebe zu tun hat, wird Gegenstand des Vortrags sein.

 

Katharina Volk lebt derzeit in der Nähe von Kiel und arbeitet bei der IG Metall im Bezirk Küste. Im Juni 2018 erschien ihre Dissertation unter dem Titel „Von der Gesellschaftsanalyse zur Utopie. Ein historischer Rückblick auf materialistisch-feministische Theorien“ im Verlag Westfälisches Dampfboot.

 

 

 

 

 

Der Vortrag findet im Rahmen des Salon Féministe statt und ist eine Kooperation der Gruppe et2c mit dem Autonomen Frauen*referat.

 

 

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Lesekreis Materialistische Staatskritik https://et2c.blackblogs.org/2018/04/09/lk-staat/ Mon, 09 Apr 2018 07:15:58 +0000 http://et2c.blackblogs.org/?p=153020 ab 16.04.2018 | 20 Uhr | Uni AStA | Schlossplatz 1
[ Bitte einsteigen! ]


Materialistische Kritiker*innen kommen bei ihren Ermittlungen gegen die Gesellschaft, in der wir leben, zu dem Resultat: Der Staat muss weg. Doch was ist dran an dieser Feststellung und den Analysen, die zu ihr führen? Was ist der Staat überhaupt und (wie) werden wir ihn jemals los?

 
Diese und weitere Fragen sollen im Verlauf dieses Lesekreises diskutiert werden. Die Organisierenden verstehen ihn in mehrfacher Hinsicht als offen: Es wird kein Vorwissen vorausgesetzt, die Auswahl der Lektüre ist nicht strikt festgelegt und teilnehmen können alle, die sich für das Thema interessieren. Vorläufig haben wir angedacht, Auszüge aus Marxschen Texten, in denen der Staat thematisiert wird, Kapitel aus Eugen Paschukanis Allgemeine Rechtslehre und Marxismus, Johannes Agnolis Schrift Der Staat des Kapitals sowie Joachim Bruhns Abschaffung des Staates zu lesen. Die Textgrundlagen können als PDF und/oder Ausdruck zur Verfügung gestellt werden – auch wenn sie nicht alle sofort leicht verständlich sind, wollen wir sie uns durch gemeinsames Lesen und Diskutieren erschließen.

 

 

 

Der Lesekreis ist eine Kooperation der Gruppe et2c mit dem AK Kritische Theorie und findet ab dem 16.04.2018 immer montags um 20 Uhr im Plenarraum des AStAs der Universität statt. Eventuelle Zeit- oder Ortsänderungen werden über einen Mailverteiler und den Blog des AKKT bekannt gegeben.

 

 

 

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AfD & FPÖ https://et2c.blackblogs.org/2017/05/30/afd-fpoe/ Tue, 30 May 2017 02:15:57 +0000 http://et2c.blackblogs.org/?p=152947 Antisemitismus, völkischer Nationalismus und Geschlechterbilder
Buchvorstellung und Diskussion mit Stephan Grigat

14.06.2017 | 19:00 Uhr | SCH 100.3 | Scharnhorststr. 100

Als ausgesprochen junger Partei ist es für die „Alternative für Deutschland“ von zentraler Bedeutung, mit der „Freiheitlichen Partei Österreichs“ einen Verbündeten zu haben, der auf jahrzehntelange Erfahrung im politischen Geschäft zurückblicken kann. Auf Grund der sowohl zu Zeiten Jörg Haiders als auch unter dem heutigen Vorsitzenden Heinz-Christian Strache gesammelten Erfahrungen, wie ein Wähler*innenklientel über den harten Kern von überzeugten Rechtsradikalen hinaus angesprochen werden kann, ist die FPÖ für die AfD ein bevorzugter Partner. Für die FPÖ wiederum bietet sich erstmals die Gelegenheit, dass sich dauerhaft eine erfolgreiche Schwesterpartei in Deutschland etabliert, die zwar rechts von den Unionsparteien agiert, aber anders als etwa die NPD auch auf Bundesebene breitere Wähler*innenschichten anspricht und nicht permanent von einem Verbot bedroht ist.

Im soeben erschienenen Band „AfD & FPÖ“ wird die Politik und Ideologie der beiden Parteien vor dem Hintergrund der Asyl-, Flüchtlings- und Islamdebatte in den Nachfolgestaaten des Nationalsozialismus analysiert. Die vergangenheitspolitischen Diskussionen über den Umgang mit dem NS in den beiden Parteien werden ebenso beleuchtet wie die Positionierungen zum Antisemitismus, zu Israel und zur muslimischen Einwanderung. Die Beiträge thematisieren die völkischen, aggressiv-nationalistischen Positionierungen von AfD und FPÖ, die von beiden Parteien proklamierten Geschlechterbilder und Gesellschaftsvorstellungen, die Rolle von studentischen Burschenschaften und die Entwicklungen in einzelnen Landesverbänden vor dem Hintergrund des Erstarkens islamistischer Bewegungen.

 

Dr. Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter an der Universität Wien. 2016/17 war er Gastprofessor am Moses Mendelssohn Zentrum der Universität Potsdam, 2015/16 Gastprofessor für kritische Gesellschaftstheorie an der Universität Gießen. Er ist der Herausgeber von „AfD & FPÖ. Antisemitismus, völkischer Nationalismus und Geschlechterbilder“ (Nomos/Facultas 2017), der Beiträge von Julius H. Schoeps, Samuel Salzborn, Marc Grimm/Bodo Kahmann, Juliane Lang, Christoph Kopke/Alexander Lorenz, Heribert Schiedel, Bernhard Weidinger, Karin Stögner, Gerhard Scheit und Franziska Krah enthält.

 

 

 

 

 

Diese Veranstaltung findet statt mit freundlicher Unterstützung durch:

 

 

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Postödipale Subjekte und ihr Geschlecht https://et2c.blackblogs.org/2017/01/15/postoedipale-subjekte/ Sun, 15 Jan 2017 18:45:45 +0000 http://et2c.blackblogs.org/?p=152883 Vortrag und Diskussion mit Tove Soiland

05.02.2017 | 16:30 Uhr | Baracke | Münster

Jacques Lacan hat mit seiner These eines Wandels in den Über-Ich-Strukturen, wie er sie in seinen Seminaren Ende der 1960er formulierte, einen wichtigen Beitrag zu einer Gegenwartsdiagnose spätkapitalistischer Gesellschaften geleistet. Unter dem Stichwort “postödipale Subjektivierung” werden seine Thesen heute von der Schule von Ljubljana weitergeführt, um die Fallstricke jener Liberalisierung, welche die Proteste der 68er Generation maßgeblich mit angestoßen haben, zu verstehen.

Vor diesem Hintergrund geht der Vortrag der Frage nach, ob dem Auftauchen multipler geschlechtlicher Positionen, wie sie heute im Zuge des cultural turn als Unterwanderung der traditionellen Geschlechterordnung hochgehalten werden, tatsächlich ein subversives Potential zukommt, oder ob diese nicht vielmehr Ausdruck einer neuartigen “Biopolitik des Genießens” sind, die, weit davon entfernt, befreite Subjekt hervorzubringen, diese einer neuartigen Form von Herrschaft unterwerfen.

 

Tove Soiland studierte Geschichte, Philosophie und Germanistik in Zürich. Sie hat derzeit die Klara-Marie-Faßbinder-Gastprofessur in Ludwigshafen inne und ist Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten.
2008 promovierte sie an der Universität Zürich zu »Luce Irigarays Denken der sexuellen Differenz. Eine dritte Position im Streit zwischen Lacan und den Historisten«. 2009 schrieb sie für das Stadttheater Bern die szenische Lesung »Nehmen Sie Ihr Gender selbst in die Hand, Madam!«. 2003 initiierte sie den »Gender-Streit«, eine Kontroverse um die theoretischen Grundlagen des Gender-Begriffs. Für das Historisch-kritische Wörterbuch des Marximus (8/I) verfasste sie 2013 den Eintrag »Lacanismus«.

 

 

 

 

 

Der Vortrag findet im Rahmen des Salon Féministe statt und ist eine Kooperation der Gruppe et2c mit dem Autonomen Frauen*referat.

 

 

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Nach Orlando https://et2c.blackblogs.org/2016/10/06/nach-orlando/ Thu, 06 Oct 2016 09:52:31 +0000 http://et2c.blackblogs.org/?p=152821 Die »queer community« übt die kulturalistische Unterwerfung
Vortrag und Diskussion mit Tjark Kunstreich

27.10.2016 | 19:30 Uhr | Hörsaal F2 | Domplatz 20-22

Die Mutmaßungen über den Massenmörder, der am 12. Juni 2016 im Pulse-Club im Alleingang einen Pogrom exekutierte, sowie die Art und Weise, in der die »queer community« den 49 Ermordeten gedenkt, haben eines gemeinsam: das Schweigen über den islamistischen Hintergrund der Tat. Dem Mörder wird zugeschrieben, er sei »homophob« aus der Verdrängung der eigenen Homosexualität gewesen; die Ermordeten werden zu Opfern zu lascher Waffengesetze in den USA. Entsprechend wendet sich die Community gleichermaßen gegen »Islamophobie und Homophobie« und protestiert in vorauseilender Empörung gegen die Stigmatisierung von Muslimen.

Die Möglichkeit aber, dass dieser Massenmord an Menschen, die in einem schwulenfreundlichen Club feierten, selbst mit strengsten Waffengesetzen stattgefunden hätte, weil der Täter Schwule und Lesben treffen wollte, weil er deren Freiheit gehasst und weil er im Namen des Islams gehandelt hat, kann nicht in Betracht gezogen werden. Denn das würde bedeuten, dass sich die Opfer von Orlando in nichts von denen im Bataclan in Paris, von denen in Bagdad oder Istanbul oder Tel Aviv unterscheiden und dass deren Gemeinsamkeit wiederum – leider – nur im Bewusstsein der Mörder existiert: Sie stehen für den Westen, die Dekadenz, die Musik-Fans, die Alkoholtrinker, die emanzipierten Frauen, die Juden, die Homosexuellen, die Transsexuellen.

In diese Gemeinsamkeit, wie sie von den Islamisten von Dhaka bis Orlando hergestellt wird, möchte sich die »queer community« nicht einreihen, im Gegenteil: Israel und der Westen sind ihr verdächtig, weil sie den Homo- und Transsexuellen Rechte gewährt, die unterdessen fast als selbstverständlich wahrgenommen werden. Sich zu diesen Rechten zu bekennen und für sie einzustehen, würde bedeuten: einzugestehen, dass das tatsächliche »Pinkwashing« – die Freundlicherwerdung des Westens durch die unbewusste Integration der Homoerotik in der kommerziellen Kulturindustrie, Mode, Popmusik, deren institutioneller Ausdruck die neuen Homorechte sind – erfolgreich war und die Homosexuellen dafür von den Feinden dieser Freundlichkeit zum Symbol erhoben werden – so wie die Juden für die Wohltaten der »Verjudung« verantwortlich gemacht werden. Die Reaktion dieser »community« auf den Massenmord von Orlando ist daher ein Aspekt kulturalistischer Unterwerfung.

 

Tjark Kunstreich lebt als Publizist und Sozialarbeiter in Wien. Sein Buch „Dialektik der Abweichung. Über das Unbehagen in der homosexuellen Emanzipation“ erschien 2015 in der Reihe konkret-texte.

 

 

 

 

 

Diese Veranstaltung findet statt in Kooperation mit:
schwulenreferatuni

 

 

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Kritische Theorie und Emanzipation https://et2c.blackblogs.org/2016/04/16/ktem/ Sat, 16 Apr 2016 08:30:41 +0000 http://et2c.blackblogs.org/?p=152764 Ein einführendes Tagesseminar mit Marc Jacobsen, Dirk Lehmann
und Florian Röhrbein

30.04.2016 | 10:30-18:00 Uhr | ITP | Münster

„Mitmachen wollte ich nie…“ mit diesem Ausspruch brachte Leo Löwenthal treffend das fundamentale Misstrauen zum Ausdruck, mit dem kritische Theorie der gegenwärtigen Gesellschaft begegnet. Ist dies doch eine Gesellschaft, die den Menschen einzig und allein als disponible Größe zur Auspressung von Mehrwert kennt und die ihr Anderes, Natur, rein als Gegenstand einer krämerseligen Vorstellung von Nützlichkeit betrachtet. Diese Verhältnisse, in denen Mensch und Natur gleichermaßen erniedrigte und geknechtete, verächtliche und verlassene Wesen sind, umzustürzen, steht im Zentrum aller Anstrengung von kritischer Theorie. Und insofern begreift sie sich auch als die theoretische Seite der Befreiung der Menschheit aus Ohnmacht und Gewalt.

 
Das ist allein möglich, weil kritische Theorie die Menschen als die Produzenten ihrer gesamten gesellschaftlichen Lebensformen begreift, Gesellschaft also als allein durch menschliche Tätigkeit geworden und deshalb auch als fundamental veränderbar versteht. In dieser grundsätzlichen historisch-materialistischen Weise knüpft kritische Theorie an ihre Begründer, Karl Marx und Friedrich Engels, an, geht zugleich aber über sie hinaus. Der Vorstellung etwa von der grundstürzenden Macht des Proletariats, wesentliche Hoffnung noch bei Marx und Engels, begegnet sie äußerst reserviert. Der Stalinsche Terror zum einen, die Ermordung der Juden in Europa zum anderen bilden den Hintergrund dieser skeptischen Haltung. Sie markiert aber keinen Bruch, sondern bezeugt nur das Selbstreflexivwerden kritischer Theorie. In anderen Worten ist die bürgerliche Gesellschaft ohne Marx nicht zu begreifen; mit Marx allein aber ist sie es ebenso wenig.

Diese Wendung fand ihre Zuspitzung in der von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno gemeinsam verfassten Dialektik der Aufklärung, in der nun nicht mehr die kapitalistische Produktionsweise allein Gegenstand der Kritik ist, sondern die abendländische Kultur insgesamt. Damit aber – und das macht die Aktualität dieses Denkens aus – ist die Möglichkeit eröffnet, herauszutreten aus der immer noch selbstverschuldeten Unmündigkeit in ein ‚Reich der Freiheit’, in dem, so Adorno, die Gewalt gegen Mensch und Natur gleichermaßen endlich aufhören.

 

Im Rahmen des Tagesseminars werden wir ausgehend von „ein paar Thesen“ Adornos „über das Unterscheidende der kritischen Theorie nicht nur von der traditionellen sondern auch von der Marxischen“ eine erste Spezifikation der kritischen Theorie vornehmen. Im Anschluss möchten wir in Form von Textarbeit weiter über zentrale Aspekte der kritischen Theorie diskutieren.
Sowohl Auszüge aus dem Manifest der kommunistischen Partei von Marx und Engels als auch Abschnitte aus Geschichte und Klassenbewußtsein von Georg Lukács werden dabei zum Thema. Ferner werden die Aufsätze Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft und Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie von Adorno gemeinsam besprochen.

 

 

Marc Jacobsen hat Soziologie an der Universität Bielefeld studiert und promoviert zurzeit zum Thema „Antisemitismus in der Weltgesellschaft“ an der Universität Bonn.

Dirk Lehmann hat in Duisburg, Berlin und Bielefeld Soziologie studiert und arbeitet gegenwärtig an einer Monographie über die Entstehung und Entwicklung der kritischen Theorie. Er ist Lehrbeauftragter der Fakultät für Erziehungswissenschaft an der Universität Bielefeld und veröffentlicht unregelmäßig in Kritiknetz. Zeitschrift für kritische Theorie der Gesellschaft.

Florian Röhrbein studiert Soziologie an der Universität Bielefeld und arbeitet als wissenschaftliche Hilfskraft im Bereich qualitativer Sozialforschung. Derzeit beschäftigt er sich mit Ideologie- und Subjektkritik aus der Perspektive einer psychoanalytischen Sozialpsychologie und gibt ab und an Einführungsseminare zu einer materialistischen Kritik des Antisemitismus.
 

2014 haben die Teamer den Band „Kritische Theorie und Emanzipation“ im Verlag Königshausen & Neumann herausgegeben.

 

 

Eine Anmeldung unter [email protected] ist aus organisatorischen Gründen erwünscht, aber nicht zwingend erforderlich. Nach der Anmeldung werden die Textgrundlagen sowie weitere Informationen zum Seminar (Ablaufplan, Leitfragen zur Vorbereitung usw.) zugesandt. Ein gedruckter Reader kann gegen eine kleine Selbstbeteiligung zur Verfügung gestellt werden. Die Teilnahme ist selbstverständlich kostenlos.

 

 

Textgrundlagen: Karl Marx/Friedrich Engels, Manifest der kommunistischen Partei (Auszug), in: Marx Engels Werke (MEW) Bd. 4, Berlin: Dietz 1959, S. 462-482; Georg Lukács, Die Verdinglichung und das Bewußtsein des Proletariats (Auszug), in: ders., Geschichte und Klassenbewußtsein (Werke Bd. 2), Darmstadt/Neuwied: Luchterhand 1970, S. 257-286; Theodor W. Adorno, Zum Verhältnis von Soziologie und Psychologie, in: Gesammelte Schriften Bd. 8, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1972, S. 42-85; Theodor W. Adorno, Spätkapitalismus oder Industriegesellschaft?, in: Gesammelte Schriften Bd. 8, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1972, S. 354-370; Theodor W. Adorno, Zur Spezifikation der kritischen Theorie, in: Theodor W. Adorno Archiv (Hrsg.), Adorno. Eine Bildmonographie, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2003, S. 290-292.

 

 

 

 

Diese Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem AK Kritische Theorie und findet statt mit freundlicher Unterstützung durch die ASten der Universität und Fachhochschule Münster.


 

 

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»Triumph des guten Willens« https://et2c.blackblogs.org/2016/02/01/triumph-des-guten-willens/ Mon, 01 Feb 2016 19:50:33 +0000 http://et2c.blackblogs.org/?p=152444 Eine filmische Auseinandersetzung mit den Polemiken Eike Geisels

95 Min., Gegenfeuer Produktionen, D 2016
Filmvorführung und Diskussion mit Regisseur Mikko Linnemann

14.02.2016 | 19:00 Uhr | Baracke | Münster

„Auschwitz bleibt deutsch. Als Verbrechen zwar, aber doch auch als unvergleichliche Spitzenleistung.“ So fasste der Publizist, Historiker und Übersetzer Eike Geisel (1945-1997) in einer seiner Kritiken den Stand deutscher Erinnerungspolitik – und traf damit nicht nur den neu aufkommenden Nationalismus der 1990er ins Mark, sondern auch rechte und linke (Vor-)Arbeiter*innen der „Wiedergutwerdung der Deutschen“.
 

Geisels bis heute aktuelle Polemiken jener Jahre stehen im Zentrum des Dokumentarfilms „Triumph des guten Willens“. Drei seiner Texte, eingesprochen von Robert Stadlober, werden mit kürzlich entstandenen Aufnahmen der beschriebenen Orte kontrastiert und so mit einer Normalität konfrontiert, die es nicht geben dürfte. Interviews mit Alex Feuerherdt, Klaus Bittermann, Hermann L. Gremliza und Henryk M. Broder beleuchten zudem ausführlich Geisels Thesen in Bezug auf die gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse und gewähren Einblicke in sein Leben.

 

Mikko Linnemann ist Filmwissenschaftler, Autor und Filmemacher. Er produziert und inszeniert seit 2009 essayistische Dokumentarfilme, die sich hauptsächlich mit der hiesigen Erinnerungspolitik beschäftigen und Kritik an der deutschen Ideologie üben. „Triumph des guten Willens“ ist sein Langfilmdebüt.

 
 
 

Texte zur Vor-/Nachbereitung und zum Weiterlesen:

 
 
 

Anmerkung: Es ist selbstverständlich ausdrücklich erwünscht, dass auch der Film selbst im Rahmen des Termins kritisch hinterfragt wird (wir als Gruppe beabsichtigen unter anderem die Auswahl Henrik M. Broders als Gesprächspartner zu thematisieren).

 

 

 

 

 

Diese Veranstaltung findet statt mit freundlicher Unterstützung durch:

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No More Lies! https://et2c.blackblogs.org/2015/09/13/no-more-lies/ Sun, 13 Sep 2015 13:02:23 +0000 https://et2c.wordpress.com/?p=151816 nml

Am gestrigen Samstag fand in der Innenstadt eine Kundgebung zur Kritik der wöchentlichen Koran-Stände des islamistischen Vereins “Lies!” statt, an der wir uns mit weiteren linken und antifaschistischen Gruppen aus NRW beteiligt haben. In unmittelbarer Nähe wurden auf der Ludgeristraße Flyer an die Passant*innen verteilt und Redebeiträge gehalten.

 

Im Folgenden dokumentieren wir den Text des Flugblatts.

Die Redebeiträge können hier nachgelesen werden:

 

 

No More Lies!

[ Flugblatt als PDF ]

Fast jede Woche treffen sich in der münsteraner Innenstadt Unterstützer des islamistischen Vereins “Lies!”, um den Koran an Passant*innen zu verteilen und damit für ihre Organisation zu werben. Wir – linke und antifaschistische Gruppen aus NRW – sind heute hier, um dagegen zu protestieren.

Hinter dem Verein “Lies!” stehen so genannte SalafistInnen, also AnhängerInnen einer besonders radikalen und fundamentalistischen Strömung des sunnitischen Islams. Die SalafistInnen kämpfen für einen islamischen Gottesstaat, in dem alles Leben ausschließlich auf den Werten und Regeln des Koran und der Sunna aufbaut. Für Anders- oder Nichtgläubige, emanzipierte Frauen oder Homosexuelle ist in einer solchen totalitären und repressiven Gesellschaft kein Platz.

In einigen Teilen Nigerias, Syriens und des Irak haben die AnhängerInnen dieser Ideologie in den vergangenen Monaten die Macht übernommen. Mit einer kaum zu überbietenden Grausamkeit gehen sie dort gegen all jene vor, die nicht in das islamistische Weltbild passen. In Deutschland steht eine solche Machtübernahme sicherlich nicht bevor. Der Verein “Lies!” scheint hierzulande aber bei der Rekrutierung neuer KämpferInnen eine große Rolle zu spielen: Viele, die als SalafistInnen im Irak, in Syrien und in anderen Teilen der Welt morden, foltern und brandschatzen, waren zuvor bei Aktionen des Vereins eingebunden.

Es ist daher ein Gebot der globalen Solidarität, auch hier gegen die islamistischen Prediger und TerrorfreundInnen aktiv zu werden. Solidarität bedeutet für uns ebenfalls, die fortschrittlichen Kräfte zu unterstützen, die sich in anderen Teilen der Welt dem Vormarsch der IslamistInnen entgegenstellen. Nicht zuletzt heißt Solidarität Asyl und offene Grenzen für diejenigen, die vor dem islamistischen Terror fliehen mussten.
 

Die IslamistInnen verlangen von ihren AnhängerInnen blinden Gehorsam und die Bereitschaft, als MärtyrerInnen zu sterben. Im Gegenzug versprechen sie ihnen, dass sie nach dem Tod ewiges Glück im Paradies finden werden. Diesen Lügen und falschen Heilsversprechungen setzen wir unseren Kampf für ein besseres Leben im Hier und Jetzt entgegen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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