Kärntner Partisan_innen – Freies Netzwerk Koroška https://freiesnetzwerkk.blackblogs.org Sun, 30 Sep 2018 14:40:28 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 https://freiesnetzwerkk.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/494/2017/11/cropped-klöm-km-XCmC--32x32.png Kärntner Partisan_innen – Freies Netzwerk Koroška https://freiesnetzwerkk.blackblogs.org 32 32 So verletzlich… so angreifbar https://freiesnetzwerkk.blackblogs.org/2018/09/28/so-verletzlich-so-angreifbar/ Fri, 28 Sep 2018 14:08:06 +0000 http://freiesnetzwerkk.blackblogs.org/?p=85 In der Nacht auf Donnerstag, genau am 27.09.2018, wurde in Klagenfurt/Celovec die „Stätte der Kärntner Einheit“ am Landhaushof mit Farbe beschmiert.
Die Farbe war noch nicht einmal richtig trocken, da laufen die Parteien schon Sturm. Doch nicht nur die deutschnationalen Parteien sind empört. So wünscht sich auch der Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), dass die Justiz und Polizei die „Vandalen“ finden und die „nötigen Konsequenzen“ aussprechen.
So kurz vor den jährlichen 10. Oktober Gedenkfeiern ist dies natürlich ein massiver Angriff auf die tiefe, braune Seele Deutschkärntens.

Schauen wir uns die Gedenkstätte ein bisschen genauer an:
Sie soll den tapferen „Abwehrkämpfern“ des „Kärntner Freihetskampfes“ 1918-1920 gewidmet sein, doch der Mythos dieses Abwehrkampfes stinkt, wie das Denkmal selbst.
Auf dem Denkmal befinden sich mehrere Tafeln der unterstützenden Vereinen, darunter auch die Ulrichsberggemeinschaft. Jene Organisation die jährlich beim bekannten Ulrichsbergtreffen die Hinterbliebenen und Verstorbenen der Waffen – SS huldigt.
Auch der Kärntner Abwehrkämpferbund hat dort eine Tafel. Jener Verein hatte sich aber von der Gedenkfeier am Landhaushof distanziert, als die SPÖ verkünden lies, auch slowenische Fahnen zu erlauben und slowenische Volkslieder willkommen sind.Seit Neuersten gibt es eine Tafel des „Bund der Kärntner Windischen“. Eine Organisation die es nie gegeben hat, nur um eine angebliche Annäherung an die Kärntner Slowen*innen vorzulügen. Auch waren viele bekannte Abwehrkämpfer jahre später überzeugte Nationalsozialisten. Einer der bekanntesten war Dr. Hans Steinacher. Über diesen haben wir auch bereits einen Artikel verfasst.

Bald jährt sich der Abwehrkampf und die daraus resultierende Volksabstimmung zum hundertsten Mal. Der Kärntner Abwehrkämpferbund macht dementsprechend jetzt schon mobil und organisiert Veranstaltungen unter anderem auch in der Wiener Hofburg.

Es ist ekelhaft mitanzusehen wie das deutsche Kärnten Amok läuft wenn ihre Gedenkstätten angegriffen werden. Gleichzeitig ist es auch schön, denn so zeigt sich wie verletzlich reaktionäre Ideologien sind. Das bisschen Farbe lässt sie vor Wut schäumen.

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Eine Gedenktafel für einen Nationalsozialisten https://freiesnetzwerkk.blackblogs.org/2018/07/31/eine-gedenktafel-fuer-einen-nationalsozialisten/ Tue, 31 Jul 2018 18:33:07 +0000 http://freiesnetzwerkk.blackblogs.org/?p=44 Wer schon mal am Gipfel des Hochobirs in Kärnten/ Koroška war, hat sie vermutlich schon gesehen. Die Gedenktafel mit dem Eisernen Kreuz. Doch der Name darauf ist vielen gänzlich unbekannt. Hans Steinacher. Auf der Tafel wird er als wichtiger Bestandteil des Kärntner Abwehrkampfes gewürdigt, aufgestellt von der Landjugend Gallizien/Galicija.

Doch wer war dieser Mensch?

Es ist eigentlich ganz einfach dies raus zu finden. Google, Wikipedia. Dort erkennt jede*r nach kurzem Lesen bereits, was für ein widerlicher Mensch Hans Steinacher war.

Er wurde 1892 in Bleiberg/Plajberk pri Beljaku geboren. Während seines Studiums war er bei der damalig verbotenen alldeutschen Burschenschaft „Gothia“, deren Wahlspruch „Ohne Juda, ohne Rom wird gebaut Germanias Thron“ lautete. Ebenso war er im Kärntner Abwehrkampf und an der Spitze des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland (VDA) tätig.
So weit so widerlich.
Doch es geht noch weiter. Er war beteiligt daran, das die VDA die Rassengesetze einführte, die es nur mehr „Deutschstämmigen“ erlaubte beizutreten. Ebenso ordnete er an, dass der Hitlergruss als offizieller VDA-Gruss erklärt wurde. Achja, er bezeichnete sich übrigens selbst als „Reichsführer“. Er meinte, dass Österreich auf die Dauer nicht lebensfähig sei und es müsse an Deutschland angegliedert werden.
Ein weiterer seiner Sätze lautete: „Durch die geschichtliche Großtat des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler vom 13. März 1938 ist Kärnten nun wieder im Deutschen Reich und als deutsches Südland sein untrennbarer Teil.“

1937 wurde er – wegen Unstimmigkeiten mit der Führungsebene der Nationalsozialisten – dazu gezwungen die VDA aufzugeben.

Nach dem Fall Nazi-Deutschlands wurde er frei gesprochen und konnte wieder in die Politik zurückkehren. Er gliederte sich bequem bei der derzeitigen Regierungspartei ÖVP ein. 1949 wurde er fast von der Volkspartei und der hauptsächlich von ehemaligen Nazis neu gegründeten VDU (Verein der Unabhängigen) zum Kärntner Landeshauptmann bestimmt. Dies verhinderte nur eine Kooperation auf nationaler Ebene zwischen den Sozialdemokraten und der Volkspartei.
1952 wurde er Kärntner Parteiobmann-Stellvertreter der ÖVP.

Nach seiner politischen Zeit setzte er sich in seinen Gut in Miklauzhof – Sittersdorf/ Miklavčevo – Žitara vas zur Ruhe.
Kurz vor seinem Tod bekam er noch von der Kärntner Landesregierung eine „Sonderpension“ bezahlt, da er durch seine kurze Arbeitstätigkeit in Österreich nur eine kleine Rente bekam.

Und diesem Menschen widmet die Landjugend Galizien/Galicija eine Gedenktafel.

Eine Gedenktafel zu Ehren der Antifaschistischen Widerstandskämpfer_innen und Partisan_innen fehlt seit jeher an einem der Orte, an dem die Partisan_innen gegen die Faschisten kämpften und so Europa – zusammen mit den Alliierten und der Roten Armee – von den Nazis befreiten.

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Jelka – mit Herz und aller Kraft gegen den Faschismus https://freiesnetzwerkk.blackblogs.org/2018/07/31/jelka-mit-herz-und-aller-kraft-gegen-den-faschismus/ Tue, 31 Jul 2018 16:58:00 +0000 http://freiesnetzwerkk.blackblogs.org/?p=39 Wer war Jelka?

Jelka wurde 1906 als Kärntner Slowenin in Bad Eisenkappel / Železna Kapla unter den Namen Helena geboren und arbeitete dort als einfache Magd. Mit etwa 23 Jahren wurde sie mit Peter Kuchar – dem Sohn der Bauernfamilie – zwangs-verheiratet. Dieser arbeitete als Zimmermann und war bekennender Sozialist.

Helena Kuchar also.

1940 wurde ihr Mann in die faschistische Wehrmacht eingezogen und Helena musste für den Hof und für die Kinder alleine Sorgen. Ab 1942 wurden slowenische Familien aus Kärnten/ Koroška in die umliegenden Kozentratinslager deportiert und verfolgt. Dadurch schlossen sich viele slowenische Kärntner_innen den Partisan_innen an, die in den Bergen die Faschisten bekämpften. Darunter auch Helena, die die Partisan_innen mit Kleidung, Essen und Informationen versorgte. Sie knüpfte auch Kontakte zu deutschsprachigen Antifaschist_innen, gehörte dem illegalen Ortsausschuss der Befreiungsfront OF in Lepena an und betrieb Aufklärungsarbeit unter der Bevölkerung.

1944 wurde Sie beauftragt, ein Treffen aller Hitler-Gegner_Innen aus aus Eisenkappel / Železna Kapla und Lepena zu organisieren. So kamen 40 Antifaschist_innen zusammen, die weitere Schritte planen wollten. Das Treffen wurde verraten, doch Jelka gelang es Alarm zu schlagen und die Antifaschist_innen konnten flüchten. Ihre Kinder – die Ältesten waren mittlerweile schon 12 und 14 Jahre alt – blieben zurück. Helena flüchtete ins Savinja-Tal, ein befreites Gebiet das auf der Jugoslawischen Seite der Karawanken lag. Dort ging sie mit 38 Jahren zum ersten Mal in die Schule und lernte den Umgang mit der Illegalität und wie die Bevölkerung für den Antifaschistischen Widerstand gewonnen werden kann. Sie lernte die Literatur von Karl Marx kennen und trat der Kommunistischen Partei bei.

Als die Nazis 1944 einen Angriff auf das Sovinja-Tal durchführten, flüchteten die dort lebenden Partisan_innen und Zivilist_innen nach Velika Planina.
Im selben Jahr bekam sie von der Bezirksleitung der OF in Völkermarkt / Velikovec den Auftrag weiterhin die Partisan_innen in den Wäldern zu unterstützen. Sie half mit andern – nach den Fall eines Bunkers – beim Bau eines neuen Bunkers im Obir-Raum. Als sich die Antifaschist_innen eines Tages in Helenas Haus trafen, stürmte die Gestapo das Gebäude und sie wurden verhaftet. Bei der Verhaftung wurde ein Antifaschist getötet.
Sie kam in das Polizeigefängnis in Ferlach und danach ins Gestapo-Hauptquatier (Burggasse 8 – heute ein Mode-Geschäft) in Klagenfurt.

Zu Kriegsende kam Helena frei und musste mit ansehen, wie die selben deutschen Kärntner_innen, die den Hass auf die slowenische Minderheit forcierten, von den Engländern wieder an die Macht gesetzt wurden.

Auch nach dem Krieg kämpfte Helena Kuchar unermüdlich gegen Unterdrückung und Diskriminierung der Slowenischen und anderer Minderheiten.

Schmetterlinge widmete Helena Kuchar nach ihrem Tod 1985 das Lied »drei rote Pfiffe«

2015 brachte die Rotzfreche Asphaltkultur eine neue Version des Liedes heraus.

Trotz allem wurde Helena Kuchar nie so gewürdigt, wie es sein sollte.

Hier zum Buch »Jelka: Aus dem Leben einer Kärntner Partisanin« von Thomas Busch und Brigitte Windhab:

https://www.goodreads.com/book/show/38204086-jelka

Hier der Link zum Lied »Drei rote Pfiffe« von Schmetterlinge:

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