Runter von der Matte – Antifaschistisches Archiv für Rostock und Umgebung https://indyhro.blackblogs.org Linke Veröffentlichungen aus unterschiedlichen Quellen Wed, 27 Jan 2021 22:03:10 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Neuigkeiten von der Matte #8 – Jahresrückblick 2020 https://indyhro.blackblogs.org/2021/01/13/neuigkeiten-von-der-matte-8-jahresrueckblick-2020/ Wed, 13 Jan 2021 12:49:49 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=3863 Continue reading Neuigkeiten von der Matte #8 – Jahresrückblick 2020]]> [Original erschienen unter https://runtervondermatte.noblogs.org/neuigkeiten-von-der-matte-8-jahresrueckblick-2020 ]

Auch wenn durch die Pandemie Sport und damit auch Kampfsport in weiten Teilen Deutschlands eingeschränkt wurden, so bedeutet das nicht, dass das Problem von faschistischen Raumnahmen im Kampfsport passé ist.

Hier findet ihr eine Sammlung von Neuigkeiten von der Matte 2020. Wir unterteilen diese den neuen Rubriken des Blogs entsprechend in Recherche & Analyse, Marken & Labels sowie Haltung zeigen, da wir insbesondere letztere Rubrik wichtiger finden zu betonen.

Recherche & Analyse

Neonazi-Kampfsportler in militärischen Strukturen

Neonazi-Kampfsportler auf Demonstrationen und Aufmärschen

Prozessbeginn gegen die Neonazis von „Jungsturm Erfurt“

Kein Filter für Rechts – eine aktuelle Analyse von CORRECTIV auf der Basis von 4.500 Instagram-Accounts

Rechte Kampfsportveranstaltungen – Niederlagen, Ausfälle, rechtliche Verfolgung

Neues Gym in Taucha bei Leipzig – Benjamin Brinsa und das „Imperium Fight Team“

KOTS-Fightclub Schweden mit Neonazi-Beteiligung

Marken & Labels

„White Rex“ – der Versuch eines Neustarts

Resistend-Sportwear

Haltung zeigen

„Ihr Kampf. Wie Europas extreme Rechte für den Umsturz trainiert“ von Robert Claus erschienen

Die Notwendigkeit einer Haltung


Recherche & Analyse

Neonazi-Kampfsportler in militärischen Strukturen

Die Verknüpfung von militärischen und rechten Kampfsportstrukturen zeigte sich nicht nur an der Teilnahme von Bundeswehrsoldaten am „Kampf der Nibelungen“. Diese untersucht auch Robert Claus in seinem neu erschienenen Buch „Ihr Kampf. Wie Europas extreme Rechte für den Umsturz trainiert“. Auf Twitter zeigt Claus jüngst eine enge Verknüpfung von Kampf- und Wehrsport bei Neonazis. Beispielsweise legte er Ende Oktober 2020 offen, dass Hooligans und Kampfsportler, wie Marc de Cacqeray de Valménier aus Frankreich, an militärischen Handlungen in Bergkarabach teilnehmen, um vor Ort ein Freiwilligenbataillon aufzubauen. Schweizer Antifagruppen verweisen in diesem Kontext auch auf die Bedeutung der Ukraine als Wallfahrtsort, wo sich Anhänger von Hooligangruppen aus Frankreich und der Schweiz von der AZOV militärisch ausbilden lassen.

Die Verstrickungen von Bundeswehrsoldaten mit der rechten Kampfsportszene wurden auch bei der Durchsuchung wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat in der Nähe von Neubrandenburg sichtbar. Der Beschuldigte ist Matthias Delf (a.k.a. „Odin“), langjährig in der rechten Kampfsportszene aktiv: So bei Events von La Familia Fightclub in Halle oder bei Wettkämpfen für das First Fight Team Neubrandenburg. Letzteres ist seit Jahren für seine Neonazi-Mitglieder und den Trainer Ronny Schindhelm bekannt.

Ein weiteres Beispiel für die Verstrickungen von Staatsdienern und rechten Kampfsportstrukturen stellt Steven Kitzing dar: Der Marinesoldat modelt für die rechte Kampfsportmarke „Label 23“ und ermöglichte für ein Fotoshooting auch den Zugang zu seiner Trainingsstätte, dem Gym „MMA Rostock“. Auch Kitzing kämpfte auf Events des „La Familia Fightclub“ in Halle.

Neonazi-Kampfsportler auf Demonstrationen und Aufmärschen

Auch dass bekannte rechte Kampfsportler sich unter Demonstrationen mit gewalttätigen Protesten mischen, ist keine neue Erscheinung. Gerade im Kontext von Krise und vermeintlicher Bedrohung, wird die Rhetorik von „Wehrhaftigkeit“ oder „Schutz“ bemüht. Was 2015 oder 2016 bei der öffentlichen Auseinandersetzung mit Flucht als Bedrohung konstruiert wurde, wurde mit der „Verteidigung der Nation“ beantwortet. Das rechte Label „Black Legion“ erklärte beispielsweise ihre Firmengründung mit den Folgen der Debatte über Flucht in Deutschland. Heute ist es im Kontext der Pandemie die „Corona-Lüge“, gegen welche man sich zur Wehr setzen zu müssen glaubt – daran knüpfen auch bekannte rechte Kampfsportler und Trainer an und beteiligen sich an gewalttätigen Protesten – wie jüngst in Leipzig am 07.11.2020.

Generell kann die Querdenken-Bewegung als eine Spielwiese für rechte Kampfsportler_innen betrachtet werden. Dabei ist ihre sozialdarwinistische Ideologie genau am richtigen Ort und ihre Gewaltbereitschaft ist sehr willkommen, um gegen die polizeilichen Maßnahmen vorzugehen.

Aber auch auf eindeutigen faschistischen Aufmärschen nahmen bekannte rechte Kampfsportler teil. So am 03.10.2020 am Aufmarsch der extrem rechten Kleinstpartei „Der III. Weg“, der wegen der Corona-Pandemie vom 1. Mai verschoben wurde (ursprünglich in Erfurt geplant). Unter den ca 300 Teilnehmenden fand sich eine Vielzahl von Teilnehmern mit Bezug zur rechten Kampfsportszene. „Der III. Weg“ kann mit der parteieigenen AG „Körper und Geist“ seit einigen Jahren auf eine größere Zahl aktiver Kampfsportler in den eigenen Reihen blicken, die mit Schlauchtüchern mit eigenem Logo der AG aufmarschierten.

Zu den anwesenden aktiven Kampfsportlern gehörten u.a. Martin Langner aus Schmölln, in dessen Gym „Barbaria Schmölln“ die Kämpfe des „Kampf der Nibelungen“ für den Online-Stream im Oktober 2020 aufgezeichnet wurden. Langners Aktivitäten in der Neonazi-Partei sind schon seit einiger Zeit zu beobachten.

Der Berliner Neonazi Oliver Oeltze wiedeum, aktuell führender Kopf des Stützpunkt Berlin der Partei „Der III. Weg“, war in die Organisation des Aufmarsches involviert. Auch er tauchte im Rahmen des KdN 2020 auf und befand sich unter den Wenigen, deren Kämpfe Online gezeigt wurde.

Im Teil des Aufmarschs, welchen die Nicht-Parteimitglieder bildeten, fand sich auch die seit Jahren wachsende Sichtbarkeit neonazistischer Kampfsportmarken wieder. Teil dieses Blocks war auch der Strausberger Neonazi Andrew Stelter, der zumindest zeitweise Trainer beim „Boxclub Strausberg“ war.

Dass die Partei voller gewaltaffiner Neonazis ist, zeigt sich immer wieder bei brenzligen Situationen mit den politischen Gegner_innen. Als es zu Konfrontationen kam, versuchten die Neonazis selbst die begleitenden Polizist_innen zu überwinden. Bei Blockaden und ähnlichen Situationen geben die oftmals aus der Kameradschaftsszene stammenden Neonazis ihre nach außen dargestellte Ordnung auf und greifen Polizist_innen und politische Gegner_innen an.

Prozessbeginn gegen die Neonazis von „Jungsturm Erfurt“

Nach den Durchsuchungen im Frühling 2020 wurden Theo Weiland, Marco Klingner und Steve Weinhold verhaftet, auch Robin Brandt aus Waltershausen musste einige Monate später in Untersuchungshaft. Im November begann nun der Prozess gegen die vier „Jungsturm“-Mitglieder mit dem Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung im Zusammenhang mit verabredeten „Ackerkämpfen“.

Für seine Treffen und Trainings nutzte der „Jungsturm“ die Räumlichkeiten im rechten Szeneobjekt „Erlebnisscheune“ in Kirchheim. Die Angeklagten sind seit langem in der rechten Kampfsportszene aktiv und haben so u. a. das „Imperium Fight Team“ in Leipzig besucht. Theo Weiland war bis zu seiner Verhaftung Trainer im „La Familia Fight Club“ in Halle und ist auch als Model für „Label23“ bekannt.

Über die Aktivitäten der Verhafteten sowie die Verstrickungen von „Jungsturm“ in weitere neonazistische Strukturen berichtet detailliert die Exif-Recherche.

FAKT vom MDR berichtet über die Verbindungen von „Jungsturm“ mit der Kampfsportszene.

Kein Filter für Rechts – eine aktuelle Analyse von CORRECTIV auf der Basis von 4.500 Instagram-Accounts

Das Recherchezentrum CORRECTIV veröffentlichte im Oktober 2020 die Ergebnisse einer umfangreicher Recherche zur rechten Szene und Instagram. Allein für den Abschnitt „Rap, Kampfsport und Merchandise. Wie Rechte mit Instagram Geld verdienen“ wurden 500 Accounts analysiert. Dabei werden die Verschränkungen zwischen rechtsextremen Kampfsportler_innen, AfD-Politiker_innen, rechten Rappern und Modelabels sichtbar. Auch die Reichweite der Rechten wird durch konkrete Zahlen deutlicher: Allein der Instagram-Account von „Kampf der Nibelungen“ hat mehr als 7.000 Follower_innen. Aber nicht nur die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Die Analyse macht deutlich, welche Strategien die Rechten nutzen, wie sie z.B. an bestimmte Männlichkeitsideale oder Fitness-Trends anknüpfen.

Rechte Kampfsportveranstaltungen – Niederlagen, Ausfälle, rechtliche Verfolgung

Nachdem der „Kampf der Nibelungen“ (KdN) 2019 durch eine Verbotsverfügung der Stadt Ostritz nicht stattfinden konnte, waren die Veranstalter_innen um Alexander Deptolla sehr um ein neues Event 2020 bemüht, um die Kosten zu decken und die Ticket-Besitzer_innen aus dem Vorjahr damit zu vertrösten. Doch die Fortsetzungsfeststellungsklage gegen das Verbot wurde nicht rechtzeitig verhandelt, die Pandemie hielt an und so sollte der diesjährige KdN am 10.10.2020 im Online-Format übertragen werden. Die wenigen gezeigten Kämpfe fanden in selbstgebauten Ring-Konstruktionen in den Räumlichkeiten der „Sportgemeinschaft Barbaria“ im thüringischen Schmölln statt, sowie in einem heruntergekommenen Keller in einem Gewerbegebiet in Brandenburg.

Ursprünglich wollte die Organisation diese Kämpfe am 26.09.2020 in Magdeburg professionell austragen und aufzeichnen. Das Vorhaben wurde jedoch von der Polizei verhindert. Die Maßnahmen und die Veranstaltungsverbote beklagt Deptolla schließlich im Video und kündigt an: „Es wird erstmal keine Veranstaltung von uns geben“. Man kann diese Kapitulation als einen Erfolg der Initiativen vor Ort, welche die Verbote erwirkt haben, und von Recherchegruppen, die die Strukturen hinter dem KdN sichtbar gemacht haben, werten. Doch es wird ebenso sichtbar, wie vernetzt die Szene ist, wie viele Kämpferinnen, Trainerinnen und Vereine involviert sind.

Auch wenn medial für den „Kampf der Nibelungen“ die „Endrunde“ gefeiert wurde und sein Organisator Deptolla verkündete, Aktivitäten erst einmal einzustellen, so bedeutet das nicht den finalen Gong für dieses rechte Kampfsportnetzwerk. Die rechtlichen Maßnahmen sind zwar Rückschläge, aber keine Existenzbedrohung für die jahrelang bestehenden neonazistischen Strukturen. Einen „Sieg“ über oder ein wirkliches Ende dieser Struktur können wir nicht erkennen. Über entstandene Netzwerke und die Vermarktung von rechten Bekleidungslabels wird weiterhin Geld verdient und Vernetzung voran getrieben. Einen ausführlichen Bericht und eine Einschätzung der Lage liefert das Exif-Recherchekollektiv.

Auch das sächsische „Tiwaz“ musste dieses Jahr ausfallen. Die Organisator_innen scheinen jedoch im Vorfeld weniger Energie in die Vorbereitung gesteckt zu haben und werden den Ausfall 2020 wohl besser verkraften .

Auch ein Event unter der Führung von „Pride France“ und mit Beteiligung von KdN und „Tiwaz“ war für Juni 2020 im Großraum Basel (Schweiz) angekündigt, wurde jedoch durch die Corona-Pandemie verunmöglicht.

Vereine & Strukturen

Neues Gym in Taucha bei Leipzig – Benjamin Brinsa und das „Imperium Fight Team“

Mitte September 2020 wurde ein neues Gym in Taucha bei Leipzig eröffnet – dahinter steckt Benjamin Brinsa, MMA-Kämpfer und Trainer des „Imperium Fight Team“ sowie Stadtrat in Wurzen. Brinsa hat eine lange Karriere in der extrem rechten Szene. Er gilt auch als eine Schlüsselfigur der rechten Hooliganszene, mit der er jüngst auch an den „Querdenken“-Aufmärschen am 7.11.2020 in Leipzig teilnahm. Bekannt wurde er auch durch die Bedrohung einer linken Kundgebung 2018 in Wurzen mit einer Waffe. Schon bei dem koordinierten Angriff auf Geschäfte in Leipzig-Connewitz im Januar 2016, wurden zahlreiche Personen aus dem engsten Umfeld Brinsas von der Polizei festgesetzt, die ebenfalls dem „Imperium Fight Team“ angehören.

Die Leipziger Initiative „Chronik LE“ berichtet über die Eröffnung und befürchtet, „dass die neonazistische Szene aus Taucha körperliche Gewalt nicht nur professionell erlernt, sondern diese auch gezielt gegen Menschen welche nicht in ihr Weltbild passen einsetzt“.

KOTS-Fightclub Schweden mit Neonazi-Beteiligung

Nach einigen deutschen Hooligans kämpft nun auch der Neonazi Tomasz Szkatulski bei dem schwedischen Underground-Fightclub „King of the streets“ (KOTS), der auf Industriebrachen und in leerstehenden Gebäuden illegal Kämpfe veranstaltet und mit PayPerView-Tickets und Wetten Geld verdient. Tomasz Skatulski gründete 2013 die rechte Marke „Pride France“ und ist der rechten Hooligangruppe „LOSC Army“ zuzurechnen. Er entstammt der mittlerweile verbotenen französischen Neonazi-Organisation „Blood & Honour Hexagone“, lebt allerdings seit geraumer Zeit in Bulgarien. Szkatulski war an mehreren gewalttätigen Übergriffen beteiligt, darunter an rassistischen, sozialdarwinistischen und queerfeindlichen Angriffen. Auch Szkatulskis Tattoos, wie der „White Power“-Schriftzug auf dem Hals, lassen keine Unklarheiten zu. Mit der Teilnahme Szkatulskis an den KOTS-Kämpfen können diese sich erst recht nicht mehr als „unpolitisch“ bezeichnen. Dass am selben Tag wie Szkatulski auch Schweizer Neonazis aus dem „Hammerskin“-Milieu kämpften, sowie ein Anhänger der rechten Hooligan-Gruppe „Jungblut Kiel“, untermauert dies.

Marken & Labels

„White Rex“ – der Versuch eines Neustarts

Auch wenn es seit 2018 keine Events gab, an den „White Rex“ als Label mitwirkte, ist deren Gründer Denis „Nikitin“ Kapustin nicht untätig. Seitdem Kapustin durch das Einreiseverbot in den Schengenraum in der Ukraine festsitzt, organisierte er dort Events wie „F1ght K1ngs“, und war maßgeblich in eine MMA-Veranstaltung im Rahmen des Neonazi-Festivals „Asgardsrei“ in Kiew im Dezmeber 2019 involviert.

Erst jüngst gab er in einem Interview bekannt, dass es vor allem seine Aufgabe war, sich seit seinem Wegzug aus Russland um die MMA-Szene in Kiew zu kümmern und dort die Kampfsport-Events im „Reconquista Club“ zu betreuen. Motivationslosigkeit wäre ebenso ein Faktor für ihn gewesen, warum er „White Rex“ zeitweise ruhen ließ. Dennoch wirkte er als Verbindungsperson zwischen der osteuropäischen und der westeuropäischen extremen Rechten [siehe Robert Claus‘ „Ihr Kampf“ / https://zaborona.com/en/fight-for-the-white-race-how-the-russian-neo-nazi-denis-nikitin-promotes-his-ideas-in-ukraine-and-why-the-azov-regiment/].

Dass er in den sozialen Netzwerken momentan versucht, „White Rex“ im neuen Gewand und mit neuen Designs zu beleben, liegt auch daran, dass der „Reconquista Club“ seit geraumer Zeit nicht mehr existiert und er nun wieder Zeit habe, erklärt er in einem Interview mit Tomasz Szkatulski vor wenigen Wochen. Den Neustart der Vermarktung von „White Rex“ initiierte er mit einem Video auf Telegram. Ein durchaus kontrovers in der Szene diskutiertes Kurzvideo, in dem Kapustin in verschiedensten Situation zu sehen ist, darunter auch mit nackten Frauen, die für ihn tanzen. Er strebe „Macht und Reichtum“ an, erklärt er im Interview mit Szkatulski. Das sei es, was einen modernen Nationalisten ausmachen würde. Größere Kampfsport-Events habe er bislang nicht geplant, sondern wolle sich vor allem auf neue Designs für „White Rex“ fokussieren.

Resistend-Sportwear

„Resistend“ ist eine rechte Sportswear- und Outdoor-Marke, die erstmals 2019 als Sponsor beim Kampf der Nibelungen aufgefallen ist und deren Online-Shop im August 2020 eröffnet hat. „Resistend“ versucht, sich nach eigenen Angaben als funktionale rechte Kleidungsmarke parallel zu bestehenden Marken im Kraft- und Kampfsportbereich zu etablieren, und setzt bei der Selbstpräsentation auf starke Bezüge zu Naturverbundenheit und NS-Straight Edge-Ideologie.

Den vollständigen Artikel zur Marke findet ihr hier: http://runtervondermatte.noblogs.org/resistend/

Haltung zeigen

„Ihr Kampf. Wie Europas extreme Rechte für den Umsturz trainiert“ von Robert Claus erschienen

In seinem kürzlich erschienenen Buch betrachtet Robert Claus die Aufrüstung der rechten Szene und ihre Professionalisierung im Kampfsport. Er verweist dabei, gemeinsam mit zahlreichen Gastautor_innen auf die Vernetzung der rechten Strukturen zwischen Musik, Kampfsport und Sicherheitsbranche. Ergänzt werden die Analysen um eine internationale Perspektive mit Blicken nach Italien, Polen, Russland, Frankreich und Griechenland, aber auch nach Thailand, wo der Kampfsporttourismus auch für Neonazis floriert. Aber auch ein Ausblick auf einen Kampfsport ohne Nazis fehlt nicht – Informieren und Haltung zeigen gehört zusammen!

Die Notwendigkeit einer Haltung

In Hinblick auf die fortlaufenden Bestrebungen und Entwicklungen von rechts in der Kampfsportszene, wird deutlich, dass Kampfsport in diesem Kontext keine bloße Freizeitaktivität oder persönliche Bewusstseinserweiterung ist, sondern zur Vorbereitung auf gewaltsame Auseinandersetzungen dient. Eine klare Haltung gegen jegliche faschistischen Tendenzen muss heutzutage und in Zukunft stärker sein als je zuvor – Menschenverachtung sollte in Sporträumen und nirgendwo sonst geduldet werden

Wenn Recherchegruppen darauf verweisen, dass Neonazis in öffentlichen Räumen trainieren, und nach der Veröffentlichung mit juristischen Konsequenzen bedroht werden, sollte das (stadt-)politisch ernst genommen werden. Das ist kein privates Problem, wenn Rechte öffentliche Räume nutzen, um Kampfsport zu betreiben – das schafft auch einen Raum für den Einstieg in die rechten (Kampfsport-)Strukturen. Über so etwas hinwegzusehen und es zu dulden, bedeutet auch eine Akzeptanz der Entwicklungen und Festigung von lokalen rechten Kampfsportstrukturen.

Sich eindeutig öffentlich zu positionieren, bedeutet beispielsweise im Falle der Aktivistin der „Identitären Bewegung“ und Kickboxerin Annika Stahn, diese aus sämtlichen Wettkampfstrukturen und von Kampfsportveranstaltungen zu verweisen, um ihr nicht länger eine professionelle Reputation als Kampfsportlerin zu ermöglichen. Jemanden, die sich in dieser Weise öffentlich rassistischen Inhalten anschließt und diese propagiert, in öffentlichen Sporträumen die kampfsportliche Laufbahn zu ebenen, ist fahrlässig und lässt falsche Vorbilder entstehen.

Genau aus diesem Grund ist eine klare Haltung gegenüber rechten Kämpfer_innen nötig. So war es nur konsequent, Timo Feucht 2020 sein UFC-Debüt zu streichen. Sich eindeutig, aus freien Stücken und überzeugend zu positionieren – vor allem bei einer solchen Vergangenheit wie der von Timo Feucht – sollte mehr als selbstverständlich sein. Sich erst halbherzig zu positionieren, wenn man darauf angesprochen wird, ist nicht überzeugend.

Die German Amateur MMA Federation (GAMMAF) hat alle Trainer_innen und Sportler_innen aufgerufen, Neonazi-Events wie „Kampf der Nibelungen“ zu meiden und nicht zu unterstützen. Wir begrüßen das ausdrücklich und freuen uns über jede Nachahmung. Allerdings heißt das auch, sich eindeutiger gegen rechte Inhalte von Schüler_innen, Trainer_innen und Kämpfer_innen zu positionieren – und zwar auch gegen Menschenverachtung im Internet. Diese scheinen als „privat“ abgetan zu werden. Doch wenn christlich-fundamentalistische, djihadistische, faschistische, sexistische oder generell menschenverachtende Posts in sozialen Medien von öffentlich wirksamen Kampfsportler_innen gemacht werden, muss man sich dazu positionieren. Diese erwerben in ihrem Sport nicht nur gefährliche Skills, sie sind auch Vorbilder für eine Jugend, die zur Zeit (kampf-)sportaffin ist.

Kampfsport ist ein gesellschaftlicher Bereich, aus dem man Politik nicht mit einem einfachen „Politik hat nichts auf der Matte zu suchen“ verbannen kann. Respekt gilt nur denen, die Respekt zeigen – insbesondere im Kampfsport, der dafür herhalten muss, dass faschistische und fundamentalistische Anhänger_innen ihn für ihre Ideologie missbrauchen. Diskriminierungen sind keine legitimen persönlichen Meinungen. Sich EINDEUTIG gegen Rassismus, Faschismus, Fundamentalismus und Menschenfeindlichkeit zu positionieren ist ein MUSS im Sportler_innenkodex. Heute mehr denn je!

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Neuigkeiten von der Matte #7 – kommende Events mit rechter Beteiligung, Recherche und Analyse https://indyhro.blackblogs.org/2020/02/28/neuigkeiten-von-der-matte-7-kommende-events-mit-rechter-beteiligung-recherche-und-analyse/ Fri, 28 Feb 2020 14:09:15 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=3883 Continue reading Neuigkeiten von der Matte #7 – kommende Events mit rechter Beteiligung, Recherche und Analyse]]> [Original erschienen unter https://runtervondermatte.noblogs.org/neuigkeiten-von-der-matte-7-kommende-events-mit-rechter-beteiligung-recherche-und-analyse ]

Neonazi-Hooligan auf Fightcard in Bottrop

SV Post Germania Bautzen: BoxerInnen, Hooligans, Neonazis – ein Verein mit Tradition

„Fighting Rookies“ in Halle (Saale) wirbt mit rechtem Kämpfer

Russischer Neonazi und Bodybuilder erhält Einreiseverbot in Polen

Rechte KampfsportlerInnen beim „Tag der Ehre“ in Ungarn

Neonazi-Kampfsportevent für Juni 2020 angekündigt

Kampfsport-Training der NPD in Riesa – mit Beteiligung des KdN-Teams

Kapustin und „White Rex“ setzen Arbeit in der Ukraine fort

Quo Vadis „Kampf der Nibelungen“?


Neonazi-Hooligan auf Fightcard in Bottrop

Für die Fightnight „Gladiators Bowl III“ am 28. Februar 2020 steht u. a. der überregional bekannte Neonazi Tom Neubert aus dem Ruhrpott auf dem Plan. Darüber berichteten wir ausführlich vor ein paar Tagen.
Neubert kämpfte u.a. beim „Kampf der Nibelungen“ (KdN) 2016, wurde in Dortmund-Dorstfelds Neonaziclique politisiert und gehört der dortigen rechten Hooliganszene an.

Neuberts Stamm-Gym „MMA Corps Ruhrpott“ will von all dem nichts wissen. Das Gym ist schließlich auch Hauptorganisator der „Gladiators Bowl“-Fightnight und Neubert ein in den sozialen Netzwerken nicht unbeliebter und aufstrebender MMA-Kämpfer. Dass Neubert auch weiterhin mit MMA-Handschuhen der extrem rechten Marke „White Rex“ im Gym posiert und das dort erlernte bei illegalen und in Deutschland strafbaren Kämpfen wie dem „King Of The Streets“ in Schweden einsetzt, wird dabei ausgeblendet.

Neubert ist zudem seit mindestens Mitte Dezember 2019 Trainer im Kickboxen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Gym „4 Ever Fit & Fightcamp“ in Herten. Eine Streichung Neuberts von der Fightcard wäre der erste, richtige Schritt, ein Rausschmiss aus dem Gym die logische und vernünftige Konsequenz! (Update Januar 2021: Das „MMA Corps Ruhrpott“ reagierte auf unsere Veröffentlichung im Laufe des Jahres 2020 und warf Tom Neubert letztendlich aus dem Verein. In einem uns vorliegenden Statement wird
zudem glaubhaft vermittelt, dass sich das Gym und dessen Headcoach deutlich von extrem rechten Gedankengut und Personen, die dieses
vertreten, distanziert. Wir freuen uns über diese Entwicklung und hoffen, dass das Gym auch in Zukunft an diesen Grundsätzen festhält. Die
Erwähnung des Gyms in der Textpassage betrifft somit die Vergangenheit und dienst einzig der Dokumentation der damaligen Umstände.)

SV Post Germania Bautzen: Boxer_innen, Hooligans, Neonazis – ein Verein mit Tradition

Bereits mehrfach sind Mitglieder, Trainer_innen und Unterstützer_innen des SV Post Germania in Bautzen im Kontext rechter Aktionen aufgefallen. Im November 2019 stiegen bei der bereits zum sechsten Mal stattgefundenen Boxnacht abermals bekannte Neonazis in den Ring. So z. B. Robin Beck, mit dem sogar auf dem Plakat für das Event geworben wird. Auch Frederic Pöthig, Neonazi und Hooligan, gehört zu den Vorzeigeathleten des Vereins. Ein weiterer einschlägig bekannter Neonazi, der sowohl Mitglied bei der SV Post Germania Bautzen ist und auch bei der rechten Hooligan-Gruppierung „Supporters Bautzen“ der SG Dynamo Dresden mitmischt, ist Felix Zieba. Mehr zum Verein und den Verstrickungen findet ihr hier auf unserem Blog – wir danken der „Recherche Ostsachsen“ für den Text!

„Fighting Rookies“ in Halle (Saale) wirbt mit rechtem Kämpfer

Mit einem Bild von Andi Weiße wird das Kampfsport-Event „Fighting Rookies Part V“ für den 14. März 2020 geworben. Weiße, der dort selbst kämpfen will,  präsentiert auf dem Bild eine auf seinem Oberkörper tätowierte, in Neonazi-Kreisen beliebte „Lebensrune“. Auch in seinem Gym, dem „Contact Sports Club“ (CSC) in Erfurt, trägt er Klamotten, die in der rechten Szene beliebt sind.

Etwa einen Pullover mit der Aufschrift „Nordmänner – Sons of Odin“. Dieser Pullover ist Teil des Sortiments des „Spaß Kostet“-Webshops aus Thüringen. Im April 2018 war dieser mit einem Verkaufsstand auf dem Neonazi-Festival „Schild & Schwert“ in Ostritz vertreten und bietet zahlreiche Produkte, die rechte Kreise ansprechen.
Angesprochen von rechter Bekleidung und neonazistischen Organisationen scheint auch Weiße außerhalb des Gyms. In den sozialen Netzwerken präsentiert er sich mit Klamotten der Neonazi-Marken „Ansgar Aryan“ und „Thor Steinar“, mag die RechtsRock-Band „Die Lunikoff Verschwörung“ und weist in seinem Account auf das rechte Kampfsportformat „Kampf der Nibelungen“ hin.

Im CSC in Erfurt erkennt man darin anscheinend kein Problem. Schon am 7. Dezember 2019 störte sich niemand an dem überregional bekannten Neonazi und Hooligan Franz Pauße, der dort an einem Sparringstreffen teilnahm. Nicht nur die rechten Motive und Symbole, die er gut sichtbar als Tattoos auf seiner Haut trägt, hätten die Verantwortlichen des CSC stutzig machen müssen, sondern auch sein dort getragenes T-Shirt. Dieses zeigt auf der Vorderseite unverkennbar den Schriftzug „Nibelungen-Kampfgemeinschaft“ und auf der Rückseite das Wort „Team“ – ein dem Orga-Kreis des KdN vorbehaltenes T-Shirt, zu dem Pauße schließlich zählt.

Wir fordern den CSC in Erfurt auf, Neonazis wie Franz Pauße konsequent von der Matte zu verweisen. Noch offensichtlicher hätte er seine Zugehörigkeit zur rechten Kampfsportszene schließlich nicht ausdrücken sollen. Zudem hoffen wir auf einen Umgang mit Andi Weiße, der mit seinen Tattoos und seiner Kleidung deutliche Bekenntnisse zur rechten Szene gibt.

Einblicke in die Aktivitäten und Entwicklungen der extrem Rechten in der Kampfsportszene

Russischer Neonazi und Bodybuilder erhält Einreiseverbot in Polen

Ein führendes Mitglied der extrem rechten, russischen Trainingsgruppe „PPDM-Father Frost Mode“, Konstantin „Truvor“ Bryukhanov, erhielt im November 2019 in Polen ein Einreiseverbot.

„PPDM-Father Frost Mode“ ist mit Neonazis aus ganz Europa vernetzt und propagiert durch Videos und in Schulungen ein modernes Bild der „NS Straight Edge“-Szene. Viele der Mitglieder der Gruppe trainieren zudem an Waffen. Konstantin Bryukhanov baute in Polen vorrangig Kontakt zu Grzegorz Jastrzebski auf, der als Sänger der RechtsRock-Band „Legion Twierdzy Wrocław“ den polnischen Ableger von „Combat 18“ (C18) repräsentiert – der bewaffnete Arm des international agierenden „Blood & Honour“-Netzwerks. Der Pole Grzegorz Jastrzebski ist nicht nur Musiker in etlichen Neonazi-Bands, sondern auch Aushängeschild des rechten Kraftsport-Formats „S.H.M. – Sport Hatecore Motivation“. Wie auch Konstantin Bryukhanov, ist Jastrzebski erfolgreicher Bodybuilder und nahm an diversen Wettbewerben teil.
Das Einreiseverbot für den russischen Neonazi begründen die polnischen Sicherheitsbehörden damit, dass die Anwesenheit von Bryukhanov eine Bedrohung der Sicherheit und der öffentlichen Ordnung sei. Bryukhanov verbrachte schon im Frühjahr 2018 einige Zeit in Polen.

Rechte Kampfsportler_innen beim „Tag der Ehre“ in Ungarn

Auch in diesem Jahr, am Wochenende des 8. Februar 2020, nahmen hunderte Neonazis aus ganz Europa an den „Gedenk“-Veranstaltungen in Budapest teil, darunter auch viele Akteure der extrem rechten Kampfsportszene.

Aus Deutschland etwa Akteure der Rostocker Neonazi-Kampfsportgruppe „Baltik Korps“, Maik Schubert und Attila Kincel vom „Fightclub 062“ aus Sachsen-Anhalt, u.a. Julian Menzel aus Bautzen als Vertreter von „Wardon 21“, sowie Abgesandte des sächsischen Kampfsportformats „Tiwaz“.
Auch aus NRW reisten bekannte, rechte KampfsportlerInnen an. Darunter Alexander Kerper, der in den 2000er Jahren in der „ AG Windeck“ aktiv war und seit 2016 in der neonazistischen Kampfsportszene mitmischt.

2017 stand er etwa beim „Kampf der Nibelungen“ im Ring. Begleitet wurde Kerper in Budapest von Tobias Maczewski, der Teil der gewalttätigen Gruppe „Nationalen Sozialisten Wuppertal“ war und in Wuppertal MMA trainierte.

Desweiteren fand sich auch Markus Kraemer in Budapest ein, der gemeinsam mit Alexander Kerper zwischen 2017 und 2018 im „Asgard Fightclub“ in Vettelschoß regelmäßig an Trainings teilnahm. In den Räumen des Gyms fanden auch die ersten Austragungen des „Kampf der Nibelungen“ statt.

Darüber hinaus nahmen Robert Rundo und Robert Smithson, Führungskader der militanten Neonazi-Organisation „Rise Above Movement“ aus den USA, an einem der Gedenkmärsche in Budapest teil.

Beide hatten beim „Kampf der Nibelungen“ im April 2018 in Ostritz gekämpft. Auch Tomasz Szkatulski, Gründer der französischen Neonazi-Kampfsportmarke „Pride France“ war nach Budapest gereist. Nur zwei Wochen später nahm Szkatulski – der mittlerweile in Bulgarien wohnt – mit Rundo und Smithson in Sofia (Bulgarien) am neonazistischen „Lukov-Marsch“ teil.

Neonazi-Kampfsportevent für Juni 2020 angekündigt

Für den 6. Juni 2020 kündigt Tomasz Szkatulski abermals ein konspirativ organisiertes Neonazi-Kampfsportevent an, welches mutmaßlich in Frankreich stattfinden soll. Zuletzt hatte er 2017 das „Force et Honneur“-Turnier in der Nähe von Genf ausgerichtet. Unterstützung findet das kommende Event von vielen der einschlägig bekannten, rechten Kampfsportlabels und Formaten, darunter auch dem „Kampf der Nibelungen“, „Tiwaz“, „Resistend Sportswear“ und „Black Legion Wear“. Am Abend soll zudem die deutsch-österreichische NS-Hardcore Band „Terrorsphära“ um Manuel Eder auftreten, wie auch die NS-Straight Edge-Band „Sober Charge“ aus Russland. Die Tickets werden über Szkatulskis Online-Shop „2YT4U“ für stattliche 35 Euro verkauft. Bis zu 300 Neonazis sollen an dem Event teilnehmen können.

Das Event wird schon seit Monaten in den sozialen Netzwerken beworben und auch Szkatulski selbst rührt durch persönliche Besuche in ganz Europa die Werbetrommel. Etwa in Brandenburg bei der extrem rechten Kampfsport-Gruppe „Northsidecrew“ (NSC), die er im Januar 2020 für einige Tage besuchte.

Gemeinsam mit VertreterInnen dieser Gruppe, wie Lucien Schönbach und Stefan Baer, wurde in den eigenen Räumlichkeiten der Gruppe in Lübben u.a. ein Training absolviert, welches einen Straßenkampf simulieren sollte. Im Rahmen seines Aufenthaltes besuchte Szkatulski mit VertreterInnen der NSC zudem den Soldatenfriedhof in Halbe, wie auch ein RechtsRock-Konzert am Wochenende des 18. Januar 2020.

In der Analyse stellen wir fest, dass Szkatulski aktuell genau die Funktion einnimmt, die der russische Neonazi-Hooligan Denis „Nikitin“ Kapustin bis letztes Jahr übernahm: Vernetzung der militanten, europäischen Neonazi-Kampfsportszene. Kapustin hatte 2019 ein Einreiseverbot für den Schengenraum erhalten. Ein solches Einreiseverbot müsste in der Konsequenz auch bei Szkatulski angewandt werden, betrachtet man seine Position als Schlüsselfigur der militanten, europäischen Neonazi-Szene.

Kampfsport-Training der NPD in Riesa – mit Beteiligung des KdN-Teams

Ende November 2019 richtete die NPD im sächsischen Riesa einen ersten „Schutzzonen-Tag“ aus. Mit der Kampagne „Schutzzone“ trete man bundesweit und offensiv im öffentlichen Raum auf, um für „Ruhe und Ordnung“ zu sorgen. Das Konzept  erinnert dabei vielmehr an das einer Bürgerwehr, die versucht durch ihre Präsenz sogenannte „No-Go Areas“ zu schaffen.

Um sich auch körperlich auf Auseinandersetzungen vorzubereiten, standen bei der Tagung nicht nur Unterrichtseinheiten zum Thema „Schutzzone“ auf dem Programm, sondern auch ein Kampfsport-Training. Dieses wurde von Jochen Grüber geleitet, der 2013 und 2014 die Räumlichkeiten seines Gyms „Asgard Fightclub“ in Vettelschoß für den „Ring der Nibelungen“ bzw. den „Kampf der Nibelungen“ zur Verfügung stellte.
Welche Personen Grüber im November 2019 in Riesa für körperliche Auseinandersetzungen trainierte, wird über Bilder in den sozialen Netzwerken schnell ersichtlich. So trug eine Person einen Pullover der erst kürzlich in Deutschland verbotenen militanten Vereinigung „Combat 18″ (C18). Auch ein anderer Teilnehmer des Trainings, Robin-Oliver Band aus Berlin, kann der Struktur des deutschen C18-Ablegers zugerechnet werden, schließlich trug auch er noch im Januar 2020 exklusiven Merchandise der Gruppe.

Kapustin und „White Rex“ setzen Arbeit in der Ukraine fort

Während u.a. Szkatulski derzeit die europäische Kampfsportszene versucht zu  vernetzen, ist Denis Kapustin derweilen in der Ukraine maßgeblich für die Ausrichtung von rechten Kampfsport-Events rund um die neonazistische Organisation „National Korps“ – dem parlamentarischen Arm des Neonazi-Regiments „ASOW“ – zuständig. Hilfe bekommt er außerdem vom „Reconquista Fight Club“, der fester Betsandteil der Struktur von „ASOW“ ist.

Beim „Winter Raid“-Turnier, dass im Rahmen des NS-Black Metal-Festivals „Asgardsrei“ im Dezember 2019 in Kiew stattfand, kämpfte Kapustin sogar selbst. Viel weist darauf hin, dass er das Label „White Rex“ in der Ukraine fortführt, trotz dessen dass das Label mittlerweile in der Händen Schweizer Neonazis liegt. Französische Neonazis, die am „Winter Raid“ teilnahmen, wie Marc de Cacqueray de Valménier, beschrieben das Event als „Fight event organized by White Rex & Reconquista“. Dass im Ring das Marken-Symbol von „White Rex“ zu sehen war und die benutzte Abkürzung „WR“ sowohl für „Winter Raid“ als auch für „White Rex“ steht, dürfte ebenfalls kein Zufall gewesen sein.
Laut einem Kommentar vom Team des „Kampf der Nibelungen“ in den sozialen Netzwerken müsse Kapustin noch einige Zeit in der Ukraine verweilen, denn sein Einreiseverbot sei auf zehn Jahre festgelegt worden.

Quo Vadis „Kampf der Nibelungen“?

Das Verbot des Hauptevents des „Kampf der Nibelungen“ (KdN), welches im Oktober 2019 im ostsächsischen Ostritz stattfinden sollte, traf die Organisator_innen schwer. Die Untersagung durch die Behörden hat nicht nur finanziell einen enormen Schaden hinterlassen, sondern kratzte auch an der Selbstdarstellung des KdN als professionelles Event. Weder konnte bisher eine Ersatzveranstaltung angekündigt werden, noch wurden die Tickets für das Event zurück erstattet, was einige der Ticketkäufer_innen verärgerte. Eine Verbotsverfügung, wie die für den KdN in Ostritz, müsste zudem in der Konsequenz auch Formate wie das „Tiwaz“ aus Sachsen treffen.
Währenddessen ist der KdN bemüht, seine Präsenz vor allem virtuell aufrecht zu halten. Zu diesem zählen auch Solidaritätsbekundungen, die in den sozialen Netzwerken größer gemacht werden, als sie tatsächlich sind.

Als Beispiel sei hier das „Soli-Graffiti“ von Berliner Neonazis angeführt, welches kurz nach dem Verbot des KdN im Oktober 2019 entstand. An einem beliebten Spot der Sprüherszene in der Zossener Straße in Marzahn-Hellersdorf posierten vermummte Neonazis – die der Hooliganszene des BFC Dynamo zugerechnet werden – vor einem großflächig gesprühten Lindenblatt, dem Erkennungszeichen des KdN. Nur wenige Zeit später war die Sprüherei bereits übermalt, im virtuellen „Fame“ wähnte sich der KdN noch Wochen später.

Auch personell dürfte der KdN aktuell geschwächt sein. Denn schließlich sitzen die Brüder Matthias und Christoph Drewer in Haft, die dem Kern des Orga-Teams des KdN angehören.
Dass der KdN am 14. März 2020 auf dem „Revolutionären Kongress“ im sächsischen Vogtland Kampfvorführungen zeigen will, ist die wohl einzige nennenswerte, bevorstehende Aktivität der Organisation in Deutschland. Und auch diese wird von internen Querelen überschattet. Denn der noch junge Neonazi und Selbstdarsteller Sanny Kujath aus Zwickau richtet den „Kongress“ im Kern-Gebiet der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ aus, ohne dass diese an der Veranstaltung teilnehmen.
Es scheint also, als ob das Jahr 2020 entscheidend für die Entwicklung der extrem rechten, deutschen Kampfsportszene werden wird. Sowohl hinsichtlich einer Neuausrichtung des KdN, als auch einem möglichen Verbot des „Tiwaz“. Nichtsdestotrotz konnte der Nährboden für lokale Gruppen wie „Baltik Korps“ geschaffen werden, die u.a. mit Aufbauhilfe des KdN nun als eigenständige Gruppierung Trainings anbieten und eigene KämpferInnen ausbilden.


Berichtigungen
In unserer ersten Version zeigten wir ein Bild vom „Ausbruch 60“-Marsch in Ungarn, auf dem laut unserer Behauptung Helge Wolfinger und David Mallow zu sehen sein sollen. Dabei handelte es sich um einen Irrtum. Auf dem Bild sind diese nicht zu sehen, ihre Gruppe „Baltik Korps“ nahm jedoch teil. Wir haben dies berichtigt.

Auch unterlief uns ein Fehler in Bezug auf den „Schutzzonentag“ der NPD. Dieser fand nicht wie behauptet in Berlin statt, sondern im sächsischen Riesa.

Vielen Dank an unsere Unterstützer_innen, die uns auf diese Fehler aufmerksam machten.

Neubert (links) beim „Kampf der Nibelungen“ 2016
Neubert (links) beim „Kampf der Nibelungen“ 2016
„Keine Regeln“: Das sind die Regeln des KOTS in Schweden, die auch Tom Neubert im Netz verbreitet
„Keine Regeln“: Das sind die Regeln des KOTS in Schweden, die auch Tom Neubert im Netz verbreitet
Andi Weiße mit dem Tattoo einer „Lebensrune“ auf der Brust. Unten der Stand von „Spaß Kostet“ auf dem „Schild & Schwert“-Festival 2018 in Ostritz, der im Sortiment auch Weißes „Nordmänner“-Motiv hat (Bildquelle: Recherche Nord)
Andi Weiße mit dem Tattoo einer „Lebensrune“ auf der Brust. Unten der Stand von „Spaß Kostet“ auf dem „Schild & Schwert“-Festival 2018 in Ostritz, der im Sortiment auch Weißes „Nordmänner“-Motiv hat (Bildquelle: Recherche Nord)
Franz Pauße auf dem KdN in Ostritz im Oktober 2018 (links) und beim Sparringstreffen (1.v.l.) beim CSC Erfurt mit selbem T-Shirt (Bildquelle: Screenshots Facebook; Pixelarchiv)
Franz Pauße auf dem KdN in Ostritz im Oktober 2018 (links) und beim Sparringstreffen (1.v.l.) beim CSC Erfurt mit selbem T-Shirt (Bildquelle: Screenshots Facebook; Pixelarchiv)
Konstantin Bryukhanov (mittig), rechts daneben Grzegorz Jastrzebski
Konstantin Bryukhanov (mittig), rechts daneben Grzegorz Jastrzebski
Links: Urkunde des Marsches, präsentiert von „Baltik Korps“; Rechts: Tobias Maczewski (vermummt und unvermummt) und Alexander Kerper (Bildquelle: Recherche Nord)
Links: Urkunde des Marsches, präsentiert von „Baltik Korps“; Rechts: Tobias Maczewski (vermummt und unvermummt) und Alexander Kerper (Bildquelle: Recherche Nord)
Alexander Kerper und Jochen Grüber vom „Asgard Fightclub“ im Vorfeld des KdN 2017
Alexander Kerper und Jochen Grüber vom „Asgard Fightclub“ im Vorfeld des KdN 2017
v.l.n.r.: Tomasz Skatulski, Maik Schubert, Robert Smithson (Bildquelle: Recherche Nord; presse-service.at)
v.l.n.r.: Tomasz Skatulski, Maik Schubert, Robert Smithson (Bildquelle: Recherche Nord; presse-service.at)
Szkatulski zu Besuch in den Räumlichkeiten der NSC in Lübben
Szkatulski zu Besuch in den Räumlichkeiten der NSC in Lübben
Training für den Straßenkampf bei der NSC in Lübben
Training für den Straßenkampf bei der NSC in Lübben
„Schutzzonen-Tag“ der NPD in Berlin. Untere Reihe mittig: Jochen Grüber und rechts neben ihm Robin-Oliver Band. Band im Vergleichbild rechts mit C18-T-Shirt (Bildquelle: RechercheNetzwerk Berlin)
„Schutzzonen-Tag“ der NPD in Berlin. Untere Reihe mittig: Jochen Grüber und rechts neben ihm Robin-Oliver Band. Band im Vergleichbild rechts mit C18-T-Shirt (Bildquelle: RechercheNetzwerk Berlin)
Denis „Nikitin“ Kapustin als Kämpfer auf dem „Winterraid“ im Dezember 2019 in Kiew
Denis „Nikitin“ Kapustin als Kämpfer auf dem „Winterraid“ im Dezember 2019 in Kiew
Im Internet zwar groß aufgeblasen, war das „Soli-Graffiti“ für den KdN in Berlin schnell durch andere Sprühereien verdeckt
Im Internet zwar groß aufgeblasen, war das „Soli-Graffiti“ für den KdN in Berlin schnell durch andere Sprühereien verdeckt

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Neuigkeiten von der Matte #6 – kommende Events mit rechter Beteiligung, Recherche & Analyse https://indyhro.blackblogs.org/2019/10/09/neuigkeiten-von-der-matte-6-kommende-events-mit-rechter-beteiligung-recherche-analyse/ Wed, 09 Oct 2019 10:22:40 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=3896 Continue reading Neuigkeiten von der Matte #6 – kommende Events mit rechter Beteiligung, Recherche & Analyse]]> [Original erschienen unter https://runtervondermatte.noblogs.org/neuigkeiten-von-der-matte-6-kommende-events-mit-rechter-beteiligung-recherche-analyse ]

Die Causa Timo Feucht und der Umgang der Veranstalter_innen

Neonazi-Kampfsportler aus Brandenburg vor Gericht

Kampfsportler und ihre Kandidatur für rechte Parteien

Financier von „White Rex“ will sich nach Outing aus dem Geschäft zurück ziehen

KdN-Teammitglied hat Zugang zu sensiblen Daten

Ringarzt des KdN muss Waffen abgeben

Österreicher Neonazi als Re-Seller von veganen Supplements

Kein Ultratrail-Marathon für Neonazis

„Nordische Wut“ und die „Wolgaster Kampfkunst-Gala“

Offener Brief an McFIT in Braunschweig bleibt bisher unbeantwortet

Lippenbekenntnisse bei der „Vogtländer Fightnight“ – Konsequenzen Fehlanzeige

Kommerzialisierung im Hooliganismus – Rückgriff auf Kampfsportler


Die Causa Timo Feucht und der Umgang der Veranstalter_innen

Im April 2019 wiesen u.a. wir darauf hin, dass der rechte Kampfsportler Timo Feucht aus Leipzig bei „Nova FC“ einen MMA-Kampf bestreiten soll und forderten, ihn auf Grund seiner rechten Aktivitäten in der Vergangenheit und seinen Verbindung in die rechte Kampfsportszene auszuladen. Nach großem öffentlichen Druck wurde der Kampf schlussendlich abgesagt – offiziell jedoch nicht nicht politisch begründet, sondern aus vermeintlichen Vertragsgründen. Statt einer Positionierung der Veranstalter_innen gegen die Teilnahme von Personen aus der rechten Szene als Kämpfer, veröffentlichte „Nova FC“ stattdessen „schweren Herzens“ am 10. April die Nachricht, dass Feucht aufgrund von Vertragsklauseln mit seiner Stammliga „Brave Combat Federation“ nicht antreten könne.

Dieser (Nicht-)Umgang führte auch dazu, dass Feuchts Image als MMA-Sportler nur wenig Schaden nahm. Das MMA-Nachrichtenformat „Ground and Pound“ feierte Feuchts Comeback im vergangenen Juni nach seinem Sieg bei der „Zaragoza Fightnight“ in Spanien. Kein Wort darüber, dass er zuvor aufgrund des öffentlichen Drucks wegen seiner rechtspolitischen Vita aus einer Kampfsportveranstaltung ausgeschlossen wurde. Warum auch – offiziell wurde er ja auch aus Vertragsgründen ausgeschlossen. Und das ist das Problem: Wenn offiziell keine Haltung bezogen wird. Ein Neonazi kann weiterhin auf namhaften Kampfsportevents kämpfen, ohne sich mit seiner rechten, menschenverachtenden Meinung konfrontieren lassen zu müssen. Auch, dass er seine Kompetenzen aus dem Gym auch auf die Straße übertragen hatte, scheint längst vergessen. Schließlich war er Teil eines Mobs aus Neonazis und rechten Hooligans, die im Januar 2016 organisiert den Leipziger Stadtteil Connewitz überfielen. Ein Angriff auf das, was nicht in ihr Weltbild passt. Aktuelle laufen diesbezüglich Prozesse. Eine erste Verhandlung gegen Timo Feucht endete am 20. August 2019 ergebnislos.

Es ist bemerkenswert, dass Feucht aktuell anscheinend darauf bedacht ist, wenige offensichtliche Bezüge zum „Imperium Fighting Team“ um Benjamin Brinsa herzustellen. Zumindest in den sozialen Netzwerken fehlen diese seit dem Eklat bei „Nova FC“. Dies kann als strategische Entwicklung betrachtet werden, etwa, um nicht in Brinsas Fußstapfen als „gescholtener MMA-Kämpfer“, der von der UFC wegen seiner extrem rechten Aktivitäten ausgeschlossen wurde, zu treten. Mittlerweile tritt Feucht für das „Allstars Trainingscenter“ aus Schweden in den Cage und begründet seinen Wechsel im Juni wie folgt:
„(…) Da ich meine sportliche Zukunft, auf Grund des eher unwichtigen MMA Sports hierzulande, schon lange nicht mehr in Deutschland sehe, bin ich umso glücklicher durch gute Leistung im Training aber auch durch mein offenes und freundlichen Verhalten ein Teil des Allstars Team geworden zu sein (…)“.

Und damit konnte er sich aufgrund der fehlenden öffentlichen Stellungnahme, auch seitens „Nova FC“, jeglicher Diskussionen und Positionierungen bezüglich seiner rechten Umtriebe entziehen. Was bleibt ist höchstens ein bitterer Beigeschmack.


Neonazi-Kampfsportler aus Brandenburg vor Gericht

Im Juli 2019 begannen die Verhandlungen vor dem Cottbuser Amtsgericht gegen den Neonazi und Kampfsportler Thomas Andy Schotte wegen gefährlicher Körperverletzung. Er soll im Dezember 2016 in Spremberg einen afghanischen Staatsbürger angegriffen haben, wobei der Betroffene einen Kieferbruch erlitt.
Schotte ist im Sicherheits-Gewerbe tätig und zählt zum Team der rechten Kampfsportmarke „Black Legion“ aus Südbrandenburg.

Plakate extrem rechter Kampfsport-Events zieren Andy Schotte in Kämpferpose – etwa auf dem des „Kampf der Nibelungen“ 2017 oder dem des „Tiwaz“ 2018. Auf letztem ist er mit der „Kampfgemeinschaft Cottbus“ abgebildet – neben dem Neonazi, Inhaber einer Security-Firma und Boxer Ronny Schröder, wie auch dem ehemaligen Vorsänger des rechten Ultra-Gruppe „Inferno Cottbus“, William „Willi“ Puder.

Zuletzt kämpfte Schotte beim „Kampf der Nibelungen“ im Oktober 2018 und war auch für die Wettkampfvorbereitung eines Kämpfers des KdN-Teams – Marvin Esterholz – für das Neonazi-Turnier „Pro Patria Fest“ in Griechenland im April 2019 verantwortlich.

Wann die Verhandlung gegen Schotte fortgesetzt wird, ist bisher unklar. Wir hoffen auf eine mediale Begleitung und Unterstützung für die Betroffenen vor Ort.


Kampfsportler und ihre Kandidatur für rechte Parteien

Dass bekannte rechte Kampfsportler den Wahlkampf von AfD und Co. unterstützen oder sogar für rechte Parteien kandidieren, ist nicht länger sensationell. Schließlich wurde im Zuge der Kommunalwahl in Sachsen im Mai 2019 der rechte Hooligan und MMA-Kämpfer Benjamin Brinsa in den Stadtrat von Wurzen gewählt. „Herr Stadtrat Brinsa“ bekam 359 Stimmen und besetzt nun einen von drei Sitzen für die rechte Partei „Neues Forum für Wurzen“. Brinsa, der als Aushängeschild für das von Neonazis dominierte „Imperium Fight Team“ gilt, soll seit Mai 2019 zudem Zugriff auf ein rund 16.000 Quadratmeter großes Gelände in Wurzen haben. Wie genau die Besitzverhältnisse sind, ist unklar. Fest steht, dass das Gelände allerlei Möglichkeiten bietet, um etwa ein Fitnessstudio oder ein Gym zu eröffnen. Eine erste sichtbare Aktivität konnte im August 2019 festgestellt werden, als in dem ehemaligen Club „Puls“ – der sich auch auf dem erworbenen Gelände befindet – ein RechtsRock-Konzert mit der Band „Kategorie C“ stattfand. Ein kursierendes Foto des Konzerts zeigt Benjamin Brinsa bei einer Ansprache auf der Bühne.

Auch bei der AfD findet man KandidatInnen, die aus dem Kampf-und Kraftsportbereich stammen. Das Hervorheben des Images des Kampfsportlers scheint in diesem Zusammenhang passend mit der Sprache der AfD zu sein, die über viele Angriffs- und Kampfbegriffe in ihrem Vokabular verfügt. So sind dann plötzlich AfD-Wahlplakate aussagekräftig genug, wenn sich auf diesen etwa die Cottbuser Kandidatin Marianne Spring-Räumschüssel in schlechter Boxpose und Boxhandschuhe abbilden lässt – ohne Werbeslogan.

Mit dem Image des Kampfsportlers kokettiert auch AfD-Parteifunktionär Marco Schulze. Der ehemalige Profiboxer, auch unter dem Namen „Schulle“ bekannt, kämpfte von 2002 bis 2013 unter namhaften Verbänden wie IBF und WBO, und vertritt nun die AfD im Brandenburger Ortsverband Velten.

Im November 2018 überlegte er für die AfD zu kandidieren. Damals sagte er, er müsse sich rein arbeiten: „Ich habe noch keine Ahnung, was es für Ausschüsse, für Aufgabenbereiche oder Möglichkeiten gibt. Da muss ich mich rein fummeln.“ Mit diesen eher weniger schlagkräftigen Argumenten in die Politik zu gehen, dürfte für die AfD sicher kein Problem sein. So stehe der Landtagsabgeordnete und Parteikollege Andreas Galau hinter ihm und sagt über Schulze, dass dieser sich als „absolut wertvoller Mitstreiter herausgestellt“ habe.

Wenig verwunderlich, da sich durch das sehr präsente Boxer-Image sicherlich mehr potentielle Wähler_innen zu einer der Wahlkampfveranstaltungen locken ließen. Die AfD-Politikerin Birgit Bessin warb schließlich auf ihrer Wahlkampftour mit einem exklusiven Treffen mit dem Ex-Boxweltmeister.

Auch im sächsischen Zwickau sitzt seit den Kommunalwahlen im Mai 2019 ein bekannter Sportler im Kreistag: Mario Hoffmann. Er ist nicht nur Bodybuilder und Personalcoach, sondern war bis Herbst letzten Jahres einer der Geschäftsführer des Klamotten-Labels „Brachial„, auf deren rechten Hintergrund wir schon 2017 hinwiesen. Hoffmann unterhält bis heute freundschaftliche Beziehungen in die organisierte Neonaziszene Westsachsens. Sein Parteikollege im Kreistag ist Alexander Schwarz, der noch vor wenigen Jahr in der RechtsRock-Band „White Resistance“ spielte, wie in der aktuellen Ausgabe des „Antifaschistischen Infoblatts“ beschrieben wird.


Financier von „White Rex“ will sich nach Outing aus dem Geschäft zurück ziehen

Außer ein paar Wenige, können Neonazis von ihren Geschäft in der rechten Kampfsportszene nicht leben. Demnach bestreiten die Meisten eine bürgerliche Existenz, in der oftmals versucht wird, die Aktivitäten in der Neonazi-Szene zu verstecken.
Ein solches Doppelleben führte auch der Schweizer Peter Patrik Roth. Er ist Geschäftsführer des renommierten Matratzenherstellers „Roviva“. Recherchen Schweizer Journalist_innen ergaben allerdings auch, dass Roth Hauptfinancier der „Fighttex AG“ war, die 2017 die Vertriebsstrukturen der russischen Neonazi-Marke „White Rex“ in Westeuropa übernahm. Roth wird – wie der Inhaber der „Fighttex AG“ Florian Gerber – den Schweizer „Hammerskins“ zugerechnet und war nicht nur regelmäßig geschäftlich in Russland tätig, sondern nahm auch an Treffen mit dem Gründer von „White Rex“, Denis „Nikitin“ Kapustin, in der Schweiz teil.
Was folgte war ein enormes mediales Echo. Roth äußerte sich zu den Vorwürfen jedoch nicht, sondern ließ sich lediglich von einem in Neonazi-Kreisen beliebten Anwalt im Fernsehen zitieren. Auch trat er aus dem Vorstand des Wirtschaftsverbandes Oberaargau zurück und kündigte an, sein Kapital aus der „Fighttex AG“ abzuziehen. Auch der bekannte Kranzschwinger Curdin Orlik zog aus den rechten Umtrieben des Geschäftsführers von „Roviva“ Konsequenzen. Der Sportler wolle zeitnah den Sponsoren-Vertrag mit der Firma kündigen. „Ich verurteile jegliches rechtsextremes Gedankengut und auch die Zurschaustellung von solchen Symbolen“, erläuterte er der Schweizer Presse. Ein wichtiges Signal aus dem Breitensport welches wir uns von Vertreter_innen dieser Gemeinschaft viel häufiger wünschen würden. Denn auch so kann man Neonazis ihre finanziellen Mittel entziehen und deutlich machen, dass extrem rechte Ideologie nichts innerhalb der Zivilgesellschaft verloren hat.


KdN-Teammitglied hat Zugang zu sensiblen Daten

Anfang September 2019 hatten Antifaschist_innen offen gelegt, dass Marina Liszczewski am Bochumer Standort der größten deutschen Wirtschaftsauskunftei, die Schufa Holding AG, arbeitet und dadurch Zugang zu sensiblen, persönlichen Daten von Millionen von Menschen hat. Liszczweski ist nicht nur seit Jahren in der Neonazi-Szene im Ruhrpott aktiv, sondern gehört auch zum Kern-Team der Organisation des „Kampf der Nibelungen“. Die Schufa Holding AG habe aktuell eine interne Prüfung diesbezüglich eingeleitet. Darüber hinaus wolle man sich nicht dazu äußern.


Ringarzt des KdN muss Waffen abgeben

Dem Bielefelder Sportmediziner Günther Hartwig entzogen die Behörden kürzlich seine Waffenerlaubnis. Schon vor 50 Jahren sei er der Neonazi-Partei NPD beigetreten und ließ sich schon für deren Kreisverband Unna-Hamm für die Landtagswahl 2010 aufstellen. Im selben Jahr beantragte der 73-jähirge Hartwig erfolgreich eine Waffenbesitzkarte und besaß seit dem mehrere Schusswaffen. 2018 widerrief die Waffenbehörde diese Erlaubnis. Grund sei – zu Recht – seine Unzuverlässigkeit, hinsichtlich seiner politischen Aktivitäten. Dabei dürfte auch seine Betätigung als Ringarzt bei einem der Events des „Kampf der Nibelungen“ eine enorme Rolle gespielt haben. Denn es ist unlängst bekannt, dass die Events der Rekrutierung und des Austausches eines internationalen, militanten Netzwerkes dienen. Neonazis rüsten sich seit Jahrzehnten auf den sogenannten „Tag X“, den Tag des politischen Umsturzes. Kampfsport etablierte sich dabei in den letzten Jahren massiv, hin zu einem Revival des Wehrsports, wie wir ihn aus den 70er Jahren kennen. „Wehrsport 2.0“ bezeichneten wir dies schon mehrfach. Günther Hartwigs Rolle innerhalb dieses Netzwerkes – auch durch seinen Zugang zu Waffen – ist mehr als alarmierend.


Österreicher Neonazi als Re-Seller von veganen Supplements

„Sober, proud and dangerous since 2005“ – „nüchtern, stolz und gefährlich seit 2005“ – betitelte kürzlich Manuel Eder eines seiner Postings in den sozialen Netzwerken. Er ist Vordenker und Hauptinitiator der NS-Straight Edge-Gruppierung „Wardon 21“, Musiker u.a. bei der NS-Hardcore-Band „Terrorsphära“ und propagiert „seinen Körper zur Waffe“ formen zu wollen. Der mehrfach verurteilte Gewalttäter wohnt aktuell wieder in seiner Heimat in Österreich im Raum Lienz und versucht sich dort in der Kraftsportszene zu etablieren. Er absolvierte schon im Juni 2019 eine Ausbildung zum Calisthenics-Coach an der FlexyFit-Academy in Wien teil und nimmt aktuell an einem Partnerprogramm des österreichischen Herstellers „veganpower“ teil. 15% Rabatt verspricht Eder beim Kauf von Produkten im Onlineshop des veganen Supplement-Vertreibs – 15% die jeder Partner von „veganpower“ laut Webseite erhält. Offensiv wirbt Eder für deren Produkte, die auch in Lienz vertrieben werden. Dort, im „Biomarkt Taschler“, ist Eder mittlerweile Stammgast und dass nicht nur, weil es dort vegane Tagesspeisen gibt.
„Mit etwas Glück triffst du den COOLEN xkailashx für deine persönliche kostenlose Beratung“, schreibt der Biomarkt auf Instagram und verlinkt dabei Manuel „xkailashx“ Eder. Seine Betätigung in der europaweit organisierten Neonazi-Szene scheint „veganpower“ und den Biomarkt nicht zu stören. Die Informationen zu seiner Person sind seit Jahren im Internet offen einsehbar und auch sein Profil in den sozialen Netzwerken spricht Bände. Stattdessen scheint sein Anbiedern an die vegane Kraftsportszene Früchte zu tragen. Seine Postings in den sozialen Netzwerken werden schließlich auch von Protagonist_innen dieser Szene geteilt.


Kein Ultratrail-Marathon für Neonazis

Wie ein konsequenter Umgang mit Neonazis im Laufsport aussehen kann, zeigten neulich die Organisator_innen des „Bleiloch Ultratrail“-Marathons. Mit einem eigens entworfenen Motiv mit dem Schriftzug „Run Down Racism“ wird auf der Webpräsenz Interessent_innen deutlich gemacht, dass Rassismus und Sport nicht vereinbar sind. Letztlich erfolgten auch direkte Interventionen. So wurde etwa Heiko Drews aus Spremberg – Anhänger der NS-Staight Edge- Gruppierung „Wardon 21“ – als Teilnehmer für den Lauf im Oktober 2019 ausgeschlossen. „Für uns ist der kleinste gemeinsame Nenner für die Veranstaltung weder Straight Edge noch Veganismus ! Uns geht es um das Miteinander und den Humanismus – beim Sport und vor allem auch daneben. Das geht unserer Meinung nach komplett konträr zu Ihren Aktivitäten außerhalb des Sports“, teilten die Veranstalter_innen Drews mit. Die Absage veröffentlichte Drews in den sozialen Netzwerken und kündigte an, in naher Zukunft einen eigenen Ultratrail organisieren zu wollen. Wir gratulieren den Veranstalter_innen zu diesem Schritt, der als eins von vielen Signalen wahrgenommen werden muss und auch anderen Eventorganisator_innen als Vorlage dienen kann.


„Nordische Wut“ und die „Wolgaster Kampfkunst-Gala“

Auch außerhalb explizit neonazistischer Kampfsportevents wie den KdN, können bekannte Personen aus der extrem Rechten kämpfen und teils auch selbst Fightevents organisieren – scheinbar ohne Widerspruch.
So soll etwa am 12. Oktober in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern) die „2. Wolgaster Kampfkunst-Gala“ ausgerichtet werden. Als OrganisatorInnen treten dabei Philipp Burmeister und Eric Bluhm auf. Beide unterhalten beste Kontakte in die Rostocker Hooliganszene um „Nordische Wut“. Mit Protagonisten dieser extrem rechten Gruppe war Bluhm mit Burmeister im Sommer 2019 in Mallorca im Urlaub. Teil der dort stattgefundenen Sauf-Gelage war auch Wolfgang Erwin Benkesser. Der in Hamburg wohnhafte Benkesser ist Teil des Organisationsteams des KdN und gehört der elitären, militanten Bruderschaft „Hammerskins“ an. Bluhm, Burmeister und Benkesser hatten sich in Mallorca nicht etwa zufällig getroffen, sondern reisten mit den Hooligans von „Nordische Wut“ in einem gemieteten Bus gemeinsam an mehrere Orte auf der Insel.
Dabei scheint so, als suchte Benkesser den Austausch mit „Nordische Wut“, möglicherweise um sie enger an die organisierte Neonazi-Szene zu binden. Der Draht zu dieser ist in Rostock bereits kurz, denn schließlich nahmen mehrfach Anhänger der „Nordischen Wut“ an Aufmärschen der AfD in der Ostseestadt teil und unterhalten auch Verbindungen zu Neonazi-Gruppen wie den „Aktionsblog/Baltik Korps“.
Dass der Ticketverkauf für die kommende Wolgaster Gala auch über den bekannten Anklamer Neonazis Enrico Arndt und seine Gaststätte „Zum Klosterbruder“ läuft, bestätigt zudem die Nähe der Veranstalter zur extremen Rechten. Es muss davon ausgegangen werden, dass das Event in Wolgast zahlreiche Personen aus der rechten Hooliganszene anlocken wird. Eine Fightcard für das Event wurde bisher nicht veröffentlicht.
Um es den Veranstaltern zu erschweren, öffentlich solche Events zu etablieren und damit Gelder zu generieren, würde es verschiedenste Handlungsoptionen geben. Der Landkreis etwa, könnte Druck ausüben, denn schließlich scheint dieser für die Hufeland-Sporthalle verantwortlich zu sein, wo das Event stattfinden soll. Auch die Sponsoren könnten sich aufgrund der Verstrickungen von Bluhm und Burmeister in die Neonazi-Szene von dem Event lösen. Denn solche Events funktionieren nur durch Unterstützung von außen.


Offener Brief an McFIT in Braunschweig bleibt bisher unbeantwortet

Im August 2019 hatte das „Bündnis gegen Rechts“ in Braunschweig einen offenen Brief veröffentlicht, der sich an die Fitnessstudio-Kette McFIT richtete und darauf hinwies dass der rechte Gewalttäter Lasse Richei in deren Räumlichkeiten in Braunschweig trainiert. Bisher gab es von Seiten der Betreiber_innen keine Reaktion auf diesen offenen Brief. Auf Anfrage einer Lokalzeitung teilte man lediglich mit, dass man den Dialog suchen wolle.
Wir finden es untragbar, dass eine Kette wie McFIT offenbar keine Probleme damit hat, Neonazis wie Richei Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Dass er seine Kompetenzen im Kraft-und Kampfsport u.a. mit seiner Gruppe „Adrenalin Braunschweig“ gegen selbsternannte Feinde auf der Straße umsetzt, ist überregional bekannt. Wir hoffen, dass McFIT zeitnah reagieren wird und unterstützen das „Bündnis gegen Rechts“ in ihrem Anliegen, Druck auf die Fitnessstudio-Kette aufzubauen und Richeis Ausschluss aus den Räumen zu erwirken.


Lippenbekenntnisse bei der „Vogtländer Fightnight“ – Konsequenzen Fehlanzeige

Ein anderes Kampfsport-Event, welches am 19. Oktober 2019 im sächsischen Plauen über die Bühne gehen soll, ist die „3. Vogtländer Fightnight“. Pro forma veröffentlichten die Veranstalter_innen ein Statement zu Respekt und Fairness im Sport. Dort heißt es: „Wir distanzieren uns von Fremdenfeindlichkeit und jeglicher Art von Gewalt außerhalb des Rings. Deshalb: Kein Zutritt sämtlicher Symbole von Motorradclubs und Rechts-oder Linksextremen Vereinigungen. Wir sind sportlich und neutral !!!“. Soweit so gut, wäre das Ganze nicht nur ein Lippenbekenntnis. Denn schließlich stehen mindestens drei bekannte Neonazis auf der Fightcard. Einen der Hauptkämpfe soll der Thüringer Theo Weiland bestreiten. Er ist Mitglied der Neonazi-Hooligangruppe „Jungsturm KEF“ aus dem Fanlager von Rot-Weiss-Erfurt. Erst im November 2018 nahm er an einer Reise der Gruppe nach Bulgarien teil und spart auch sonst nicht mit Bezügen zum „Fightclub Riot Sport Crew Rot Weiss Essen“, wie sich der Personenzusammenhang des „Jungsturm KEF“ auch nennt. Große Teile dieser rechten Gruppierung nahmen auch am diesjährigen rechten „Tiwaz“-Turnier in Zwickau teil. Einer von Weilands Trainungspartnern stand dort sogar im Ring.
Vom „Boxclub Chemnitz“ werden für das Event in Plauen hingegen gleich zwei Neonazis in den Ring geschickt. Der eine, Fabian Nebe, war schon beim „Kampf der Nibelungen“ 2017 einer der Kämpfer der „AG Körper & Geist“. Die „Arbeitsgruppe“ wurde von der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ initiiert und hat sich auf die körperliche Erziehung von Neoanzis, u.a. durch Kampfsport, spezialisiert. Nebe nahm darüber hinaus auch am „2. Tag der Gemeinschaft“ der Partei am 10. August 2019 in Zwickau teil. Bekleidet mit einem T-Shirt der Partei trat er mit weiteren Neonazis für ein Fußballspiel an.
Dennis Rohner wiederum, der als Abgesandter des „Boxclub Chemnitz“ für das Event in Plauen angekündigt wird, trägt klare Bekenntnisse zur Neonaziszene als Tattoo auf seinem Körper. „Glaube Wille Tat“ prangt in alt-deutschen Lettern großflächig über seinem Bauch. Die Schrift ist eine eins-zu-eins Kopie des Logos des Neonazi-Labels „GWT-Produktionen“ aus Mecklenburg-Vorpommern. Sucht man nach dem Begriff im Internet ist der Domain des Lables, „Glaube Wille Tat“, der erste Treffer. Viel Interpretationsspielraum bleibt da nicht, es sei denn Rohner bezieht sich dabei nicht auf das Label, sondern auf den gleichnamigen CD-Titel der RechtsRock-Band „Triumph des Willens“.

Würden die Veranstalter_innen der „Vogtländer Fightnight“ ihr Statement gegen Fremdenfeindlichkeit ernst nehmen, müssten sie die drei erwähnten Kämpfer streichen. Gewalt, gegen die sich auch außerhalb des Rings positioniert wird, ist zumindest Kernelement von Neonazis wie Fabian Nebe oder Hooligans wie Theo Weiland. „Kein Zutritt sämtlicher Symbole von (…) Rechtsextremenen Vereinigungen“, wie es außerdem in dem Statement heißt, betreffe Dennis Rohner. Mit seinem „Glaube Wille Tat“-Tattoo macht er nämlich nicht nur Werbung für ein Neonazi-Label, sondern bedient sich auch der Sprache des historischen Nationalsozialismus.
Wenn es den Veranstalter_innen schon nichts gelingt, bekannte Neonazis von der Fightcard zu streichen, sollten auch hier mindestens die Hauptsponsoren – die „Sternquell“ Brauerei und die „Sparkasse Vogtland“ – ihre Verträge kündigen oder Druck aufbauen.


Kommerzialisierung im Hooliganismus – Rückgriff auf Kampfsportler

Seit 2013 soll es den „King of the Streets Fight Club“ (KOTS) geben. Schwedische Hooligans, die unter dem Namen „Hype Crew“ auftreten, hatten das Format ins Leben gerufen. Um die 30 Kämpfe habe es seit dem gegeben. „Danish streetfighter coming to the fight club with no mercy ready for a blood-bath.. f**k the mainstream this is real underground shit“, so werden die Kämpfe angepriesen, die weitgehend ohne Regelwerk und vorrangig an abgelegenen Orten, wie etwa in Fußgängertunneln oder Parkhäusern, stattfinden. Um die Kämpfe im Stream im Internet sehen zu können, müssen sich Interessierte bei den Veranstaltern melden und 10 Euro bezahlen. Auch kann auf die Kämpfer gewettet werden.
Anfang September trat erstmals auch ein deutscher Kämpfer, der Dortmunder Neonazi-Hooligan Tom Neubert, beim KOTS an. „Win Dortmund Hooligan“ betitelte man in den sozialen Netzwerken ein Bild des Dortmunders nach seinem Kampf. Die Veranstalter hatten ihm ein Hotel gebucht und übernahmen auch die Reisekosten. Sogar ein Preisgeld soll es gegeben haben.
Tom Neubert gehört nicht nur den rechten Hooligans in Dortmund an, sondern zählt auch zum Freundeskreis um KdN-Mitorganisator Alexander Deptolla und die Partei „Die Rechte“ in Dortmund-Dorstfeld. Neubert nahm auch selbst schon am rechten Event „Kampf der Nibelungen“ teil und fiel zuletzt durch seine Teilnahme an dem ukrainischen MMA-Format „F1ght K1ngs“ auf. Ein noch recht junges Event, welches durch Mitglieder der Neonazi-Partei „National Korps“ und Angehörige des ukrainischen Neonazi-Regiments „ASOW“ organisiert wurde. Auch der in der Ukraine lebende Denis „Nikitin“ Kapustin ist maßgeblich in die Organisation des Events eingebunden.
Neubert trat dort auch unter dem Label der „Hooligans Dortmund“ auf. Trainiert wird er seit Jahren im Bottroper Gym „MMA Corps Ruhrpott“.
Die Teilnahme des Dortmunder Neonazi-Hooligans an internationalen Events wie jüngst dem KOTS offenbart mehrere Ebenen. Zum einen bestätigt es die vorangeschrittene Fusion von Personen aus dem semi-professionellen Kampfsport mit der organisierten Hooliganszene. Zum anderen weist es auf die Kommerzialisierung von „Ackerkämpfen“ hin. Die halböffentliche Präsentation „1 gegen 1“-Kämpfe zwischen Hooligans im KOTS-Format ist eine Steigerung innerhalb des Milieus. Fast 4000 Nutzer_innen gefiel das Bild in den sozialen Netzwerken, welches Neubert in Siegerpose zeigt. Um die 46 000 Personen folgen dem KOTS auf Instagram. Eine ähnliche Vermarktung von Hooliganismus konnte schon bei der russischen Hooligan-Plattform „Gruppa OF“ festgestellt werden. Bis zur Löschung ihres ersten Profils, folgten der Seite über 100 000 Personen. Dieses Format war auch Sponsor des „Kampf der Nibelungen“ im Oktober 2018 in Ostritz.

Andy Schotte vom Team „Black Legion“ in einer Ankündigung des KdN 2017
Andy Schotte vom Team „Black Legion“ in einer Ankündigung des KdN 2017
Benjamin Brinsa, umgeben von Neonazis, am Rand einer antifaschistischen Demonstration im Sommer 2019 (Quelle: Tim Mönch)
Benjamin Brinsa, umgeben von Neonazis, am Rand einer antifaschistischen Demonstration im Sommer 2019 (Quelle: Tim Mönch)
Mario Hoffmann (rechts) als Personalcoach in Zwickau. Die Person links im T-Shirt der Neonazi-Band „Brainwash“
Mario Hoffmann (rechts) als Personalcoach in Zwickau. Die Person links im T-Shirt der Neonazi-Band „Brainwash“
Peter Patrik Roth (1.v.l.) mit Denis „Nikitin“ Kapustin in der Schweiz 2017
Peter Patrik Roth (1.v.l.) mit Denis „Nikitin“ Kapustin in der Schweiz 2017
Liszczweski (1.v.r., mit SS-Totenkopfmotiv auf der Mütze) mit Franz Pauße und Matthias Drewer vor einer Synagoge in Bulgarien
Liszczweski (1.v.r., mit SS-Totenkopfmotiv auf der Mütze) mit Franz Pauße und Matthias Drewer vor einer Synagoge in Bulgarien
Manuel „xKailashx“ Eder, als Re-Seller von „veganpower“-Produkten in Lienz. Rechts beim KdN 2018 im Oktober (Quelle: Pixelarchiv)
Manuel „xKailashx“ Eder, als Re-Seller von „veganpower“-Produkten in Lienz. Rechts beim KdN 2018 im Oktober (Quelle: Pixelarchiv)
Heiko Drews als Abgesandter der NS-Straight Edge-Gruppe „Wardon 21“
Heiko Drews als Abgesandter der NS-Straight Edge-Gruppe „Wardon 21“
Mallorca 2019: Eric Bluhm (oben, 3.v.r.) mit Wolfgang Benkesser (im Vordergrund). Hinter Benkesser, leicht verdeckt: Philipp Burmeister, umgeben von Anhängern der Neonazi-Hooligangruppe „Nordische Wut“
Mallorca 2019: Eric Bluhm (oben, 3.v.r.) mit Wolfgang Benkesser (im Vordergrund). Hinter Benkesser, leicht verdeckt: Philipp Burmeister, umgeben von Anhängern der Neonazi-Hooligangruppe „Nordische Wut“
Lasse Richei will „Zecken umnieten“
Lasse Richei will „Zecken umnieten“
Links: Fightcard der „Vogtländer Fightnight“. Rechts: mit roten Bandagen, Fabian Nebe auf dem KdN 2017 als Kämpfer für „Der III. Weg“. Auch zu sehen ist das Tattoo von Rohner, mit dem Schriftzug „Glaube Wille Tat“, sowie die Original-Grafik des Neonazi-Labels „GWT-Produktionen“
Links: Fightcard der „Vogtländer Fightnight“. Rechts: mit roten Bandagen, Fabian Nebe auf dem KdN 2017 als Kämpfer für „Der III. Weg“. Auch zu sehen ist das Tattoo von Rohner, mit dem Schriftzug „Glaube Wille Tat“, sowie die Original-Grafik des Neonazi-Labels „GWT-Produktionen“
Screenshot aus dem Video von Neuberts Kampf beim KOTS im September 2019. Er präsentiert einen Schal der Hooligans von Borussia Dortmund
Screenshot aus dem Video von Neuberts Kampf beim KOTS im September 2019. Er präsentiert einen Schal der Hooligans von Borussia Dortmund

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Körper zu Waffen, Stahl aus Fleisch? Der „Heureka-Kongress“ und dessen initiierende Gruppe „Wardon21“ https://indyhro.blackblogs.org/2019/05/13/koerper-zu-waffen-stahl-aus-fleisch-der-heureka-kongress-und-dessen-initiierende-gruppe-wardon21/ Mon, 13 May 2019 18:40:57 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=3918 Continue reading Körper zu Waffen, Stahl aus Fleisch? Der „Heureka-Kongress“ und dessen initiierende Gruppe „Wardon21“]]> [Original erschienen unter https://runtervondermatte.noblogs.org/koerper-zu-waffen-fleisch-zu-stahl-der-heureka-kongress-und-dessen-initiierende-gruppe-wardon21 ]

Seit Sommer 2017 tritt eine Handvoll Neonazis unter dem Namen „Wardon 21“ (W21) auf. Mit viel Pathos versucht die Gruppe das Konzept des „NS Straight Edge“ wieder zu beleben und der stetig wachsenden, extrem rechten Kampf-und Kraftsportszene einen ideologischen Überbau zu verschaffen. Nun richtete W21 am vergangenen Wochenende ihren zweiten „Heureka Kongress“ in Thüringen aus. Grund genug, die maßgeblichen Akteure der Gruppe zu benennen, deren Werdegang innerhalb der Neonazi-Szene zu skizzieren und das Konzept des kleinen, aber einflussreichen Neonazi-Zirkels zu beleuchten.

Der „Heureka-Kongress“ 2019

Ausschließlich über die sozialen Netzwerke beworben, fand am 11. Mai 2019 der zweite „Heureka-Kongress“ in „Mitteldeutschland“ statt. Letztlich in einer Neonazi-Immobilie in Guthmannshausen (Thüringen), welche vom extrem rechten „Gedächtnisstätte e.V.“ betrieben wird. Etwa 100 Neonazis aus ganz Deutschland nahmen an dem eintägigen Event in der kleinen Gemeinde nördlich von Weimar teil. Die Anreise wurde – ähnlich wie bei RechtsRock-Konzerten – konspirativ koordiniert.

Maßgeblich organisiert und beworben wurde das pseudo-philosophische Treffen von der extrem rechten Plattform „Wardon 21“. Unterstützung fand die Gruppe von den Kampfsport-Formaten „Kampf der Nibelungen“ (KdN) und „Tiwaz“, von den Neonazi-Marken „Greifvogel Wear“ und „Black Legion“, sowie von der „AG Körper & Geist“ der Neonazi-Partei „Der III. Weg“. Auch Frank Kraemers Video-Blog „Der Dritte Blickwinkel“ wurde als unterstützende Struktur aufgelistet. Kraemer selbst trat auch als Redner auf, neben Alexander Deptolla vom KdN, Tim Kühn vom „Tiwaz“, Andreas Göbel alias „Der vegane Germane“ und dem extrem rechten Publizist Dr. Pierre Krebs.

Anders als im letzten Jahr sucht man vergeblich nach „White Rex“ als Unterstützer. Das Label, bzw. dessen Gründer Denis „Nikitin“ Kapustin, hatte dort noch im letzten Jahr eine wichtige Rolle als Netzwerker inne. Der „Weisse König“, wie „White Rex“ beim „Heureka Kongress“ 2018 beschreiben wurde, hatte in diesem Jahr allerdings mit der Organisation des Debuts einer eigenen Kampfsport-Veranstaltung zu tun – dem „F1ght K1ngs“-MMA-Event am 10. Mai in Kiew (Ukraine) . Laut Recherchen von „Spiegel Online“ habe Kapustin zudem Schwierigkeiten bei der Ausreise. Im Oktober 2018 nahmen ihn ukrainische Sicherheitsbehörden kurzzeitig fest. Er soll u.a. in der Herstellung von synthetischen Drogen verwickelt gewesen sein.

Auch Tomasz Szkatulski von „Pride France“ – der sonst regeläßig als Unterstützer aufgelistet wird – war nicht als Teilnehmer des Kongress anwesend. Er nahm stattdessen an einem Powerlifting-Wettbewerb der Neonazi-Gruppe „PPDM-Father Frost“ in Russland teil.

Im Publikum des diesjährigen „Heureka-Kongress“ fand man eine (nicht überraschende) Schnittmenge unterschiedlichster Neonazi-Organisationen. So waren Personen aus den ostsächsischen Strukturen der „Jungen Nationalisten“, darunter Julian Menzel, vor Ort, wie auch Maik Schubert, Felix Stiller und Nico Gollnick vom „Fightclub 062“ aus Sachsen-Anhalt. Darüber hinaus fanden sich Neonazis von der vor allem virtuell agierenden Gruppe „Heimatliebe“ in Guthmannshausen ein, sowie weitere Mitglieder des Team „Kampf der Nibelungen“ – etwa Jim Koal und Philipp Liebetrau. Vom „Aktionsblog“ aus Rostock reisten zudem Guido Howald und David Mallow an.

Auch einige wenige Frauen, samt Kindern, waren unter den Teilnehmenden auszumachen. „Wardon 21“ hatte im Vorfeld angekündigt, eine Kinderbetreuung organisieren zu wollen.

Neben den bereits erwähnten RednerInnen im Programm, wurde am vergangenen Samstag auch eine Video-Botschaft von Gottfried Küssel abgespielt, wie man den sozialen Netzwerken entnehmen konnte. Küssel gilt seit den 80er Jahren als Schlüsselfigur der militanten Neonazi-Szene in Österreich und Deutschland.
Erst jüngst, im Januar 2019, wurde er aus dem Gefängnis entlassen, nachdem er 2013 in Österreich zu einer mehrjährigen Haftstrafe wegen NS-Wiederbetätigung verurteilt wurde.

Die Premiere 2018

Im letzten Jahr erfuhr die Öffentlichkeit erst Tage später, dass ein Kongress namens „Heureka“ stattgefunden hat, denn Werbung gab es für das Debut des Kongress‘ nicht. Um die 60 Neonazis hatten sich dafür am 26. Mai 2018 in Sachsen-Anhalt eingefunden – in der Neonazi-Immobilie „Zum Thingplatz“ in Allstedt OT Sotterhausen. Das von außen schwer einsehbare Gebäude im Ortskern der kleinen Gemeinde wird seit Jahren von Enrico Marx und seiner Lebensgefährtin Judith Rothe betrieben. Beide betreuten teils wichtige Positionen innerhalb der NPD. Ihr Hof in Sotterhausen gilt vorrangig als Location für konspirative RechtsRock-Konzerte.
Inhaltlich ging es auf der Premiere des Kongress‘ 2018 vor allem um die Vorstellung der Plattform „Wardon 21“ – ähnlich wie in diesem Jahr. Die Gruppe war zuvor im Großen und Ganzen nur als virtuelles Projekt wahrnehmbar, einzelne Akteure fand man vor allem im Netzwerk des „Kampf der Nibelungen“ wieder.
Man habe mit dem Kongress eine „real gewordene Plattform fernab der anonymen sozialen Netzwerke“ geschaffen, so W21 in ihrer Nachbetrachtung 2018.
Tatsächlich referierten mehrere Mitglieder der Gruppe über unterschiedliche Ansätze, wie ein „gesunder Volkskörper“ erschaffen werden könne und zogen dabei u.a. Parallelen zur griechischen Antike und deren Gesellschaftsmodell – als Vorbild ihrer Gemeinschaft. Besonders die harten, militärischen Erziehungsmethoden (genannt „Agoge“), wie auch der kämpferische Mythos Spartas wurde gebetsmühlenartig in die Referate eingepflegt. Themen, die zum Grundstock der Neonazi-Gruppe gehören, gepaart mit den modernen Ideen der eigentlich progressiven Lebensweise des „Straight Edge“.

Auch 2018 trat Alexander Deptolla vom KdN-Team ans Rednerpult, neben Denis „Nikitin“ Kapustin von „White Rex“. Beide sprachen über die Entwicklungen und den Status Quo der rechten Kampfsport-Szene in Deutschland und Europa, gingen auf Kooperationen und Neuerungen ein und kündigten großspurig an, eine eigene Liga zu gründen. Auch die tatsächlich für November 2018 angedachten (und verschobenen) „Teamfights“, wurden auf dem Kongress im letzten Jahr schon angesprochen.
Am Abend trat zudem ein Liedermacher auf.
Wie im letzten Jahr wirkte die heterogene Konstellation der BesucherInnen des Kongress auch in diesem Jahr nicht unstimmig. Die Tagung verbindet eben einzelne Elemente aus dem Bereich Sport und Ernährung mit Werten und Idealen des historischen Nationalsozialismus.
Dass sich davon auch altgediente Neonazis angesprochen fühlen, bestätigte sich im letzten Jahr etwa durch die Teilnahme von Thomas „Ace“ Gerlach. Der umtriebige Neonazi, der als einflussreich innerhalb der Neonazi-Bruderschaft „Hammerskins“ gilt, bezieht sich in diesem Zusammenhang vor allem auf die Prinzipien der Selbstversorgung, der Volksgemeinschaft und auf die Ideen eines „gesunden Geistes in gesundem Körper“.
Mit Gerlach beherbergte der Kongress außerdem einen engen Vertrauten des NSU-Unterstützers Ralf Wohlleben, der wie Gerlach der extrem rechten „Artgemeinschaft“ zugerechnet wird. Auch diese elitäre Gruppe weist einige Parallelen zur Weltansicht von „Wardon 21“ auf.

Nicht notwendigerweise müssen sich die Teilnehmenden des Kongress mit der Straight Edge-Bewegung identifizieren, so die Veranstalter im letzten Jahr. Ein Grundverständnis für diese Idee wäre aber wohl wünschenswert. Die Übernahme von Ideen der Straight Edge-Bewegung, vegane Ernährung und Idealisierung des spartanischen Staates ist innerhalb der Neonazi-Szene nicht neu. Einzelne Elemente fand man schließlich schon vor über zehn Jahren bei den „Autonomen Nationalisten“ und der ihnen nahestehenden NS-Hardcore-Szene.
„Wardon 21“ vereint diese Aspekte und kann sie, dank sozialer Netzwerke wie Instagram und Facebook, wesentlich moderner inszenieren und verbreiten.

Wer ist „Wardon 21“?

Es fällt schwer, die Gruppe in herkömmliche Kategorien stecken zu wollen. Der Begriff „Plattform“ scheint uns deshalb als Bezeichnung am ehesten passend.
Die Gruppe ist weder homogen, noch regional. Sie ist der Knotenpunkt verschiedener Neonazi-Freundeskreise aus Brandenburg, Österreich, Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt.
Keine klassische Neonazi-Kameradschaft oder Bruderschaft, sondern viel mehr eine komplexe Propaganda-Maschine, die in vielen Bereichen neonazistischer Erlebniswelten an Einfluss zu gewinnen scheint. Durch Treffen wie den „Heureka-Kongress“ oder gemeinsame Aktivitäten wächst diese Gemeinschaft zusammen und rekrutiert damit neue MitstreiterInnen.

Als im Nachgang des französischen Neonazi-Kampfsportevents „Force et Honneur“ im Juni 2017 Bilder auftauchten, auf denen eine Handvoll Neonazis aus Deutschland und Österreich zu sehen war – hinter der Flagge einer Gruppe namens „Wardon 21 -, war unklar, was es damit eigentlich auf sich hatte. Klar war dato, dass eine Delegation des Teams des „Kampf der Nibelungen“ an dem Wettkampf südlich von Genf teil genommen hatte. Bei einem der Abgesandten dieses Teams handelte es sich um den aus Südthüringen stammenden Philipp Liebetrau, der dort auch dem Zusammenhang W21 angehörte.

Die Connection Südthüringen

Seit über fünfzehn Jahren ist Liebetrau in der Neonazi-Szene aktiv. 2005 als Neonazi-Skinhead im Umfeld der „Kameradschaft Zella-Mehlis“ bekannt, führten ihn seine Aktivitäten zur Kameradschaft „Freie Kräfte Südthüringen“, die vor allem das Konzept der „Autonomen Nationalisten“ verfolgten. Lebensentwürfe wie Straight Edge und vegane Ernährung spielten schon dort eine große Rolle und waren aufgrund der damit einher gehenden Querfront in der Neonazi-Szene nicht unumstritten. Eines der ersten modernen, rechten Medien-Projekte – „Media Pro Patria“ – griff diese Themen wiederholt auf. Das Projekt, bei dem Liebetrau federführend mitwirkte und das heute von einem anderen Personenkreis betrieben wird, löste sich 2010 auf, ein Großteil der damals Mitwirkenden stieg aus der Szene aus.

Der in Wernshausen bei Schmalkalden aufgewachsene Liebetrau führte seine Betätigungen in der Szene jedoch weiter, versuchte sich als „Anti-Antifa“-Fotograf und wurde Mitbegründer der Kameradschaft „Freies Netz Suhl/Zella-Mehlis“. Aus dieser entstand nur kurze Zeit später das „Infoportal Suhl/Zella-Mehlis“, für dessen politischen Inhalt Liebetrau verantwortlich war.
Schon in den Jahren zuvor hatte es einen regen Austausch zwischen Südthüringer Neonazis und den Dortmunder Strukturen um die Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund“ (NWDO) gegeben. Liebetrau und seine MitstreiterInnen waren auf zahlreichen Aufmärschen der Dortmunder Szene anwesend, wie etwa auf dem „Antikriegstag“ 2011. Um 2014 zog Liebetrau selbst für einige Zeit nach Dortmund. Dass er heute als Abgesandter des „Kampf der Nibelungen“ auftritt – zuletzt im Dezember 2018 auf einem extrem rechten Kampfsportevent in Moskau – dürfte an den früh geknüpften Kontakten nach Dortmund liegen. Schließlich ist die Struktur des 2012 verbotenen NWDO und dessen Nachfolgeorganisation „Die Rechte Dortmund“ die Wiege des KdN.

Einen Weggefährten in der Welt um NS-Hardcore-Konzerte, Veganismus und Straight Edge fand Liebetrau früh in Jörg Henning aus Suhl. Auch er gehört seit der Gründung 2017 der Plattform „Wardon 21“ an. Henning durchlief mit Liebetrau die regionalen Kameradschaften und war selbst sogar Mitwirkender in einem Video von „Media Pro Patria“ zum Thema Straight Edge. Waren Henning und Liebetrau bis 2010 vorrangig auf lokalen Aufmärschen in Südthüringen anzutreffen, zog es beide die darauf folgenden Jahre immer mehr in die überregionale Organisation. So war Henning 2013 auf einem Aufmarsch der JN 2013 in Döbeln (Sachsen) zugegen und marschierte 2014 in Magdeburg auf dem alljährlichen „Trauermarsch“ mit. 2015 hatte er sich bei selbigem Aufmarsch im Block der „Nationalen Sozialisten Südthüringen“ eingefunden.

Am Transparent stand dort auch Philipp Liebetrau, gemeinsam mit Philipp Oertel.
Er und sein jüngerer Bruder Lukas Oertel stammen ebenfalls aus Südthüringen, aus dem Landkreis Hildburghausen. Bilder in den sozialen Netzwerken zeigen die Oertel-Brüder vor allem auf Feiern des Kirmesvereins in Oberstadt. Lukas Oertel besuchte zudem regelmäßig nicht-rechte Hardcore-Konzerte. Eine Politisierung und Radikalisierung hin zum Konzept des NS-Straight Edge dürfte über seinen Bruder Philipp erfolgt sein.
Heute gehören die Brüder zum festen Bestandteil von „Wardon 21“.

Multifunktionär aus Österreich

Neben Philipp Liebetrau ist Manuel Eder (geboren Schmisrauter) die treibende Kraft hinter „Wardon 21“. Er wuchs in der Nähe von Lienz in Osttirol (Österreich) auf und begann seine „Karriere“ in der extremen Rechten schon in jungen Jahren. So war er in der „Kameradschaft Osttirol“ aktiv, nahm mit dieser an den extrem rechten, geschichts-revisionistischen „Ulbrichsbergtreffen“ in Kärnten teil und betätigte sich in der „Hilfsgemeinschaft für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e. V.“ (HNG), die 2011 in Deutschland verboten wurde. Er selbst konnte mit Anfang 20 auf eine mehrjährige Haftzeit blicken und stand mehrfach wegen NS-Wiederbetätigung, Angriffen auf Geflüchtete und wegen der Herstellung von Rohrbomben vor Gericht.
Gemeinsam mit seinen engsten Weggefährten Stefan Geiger und Harald Klaunzer gründete er in Österreich die NS-Hardcore-Band „Terrorsphära“ und war Teil der NS-Black Metal-Band „Feuernacht“. Mit Geiger und Klaunzer ist er zudem im Verein „Taekwondo Lienz“ aktiv. Die dort erlernten Fähigkeiten stellten Eder und Geiger etwa 2016 im Rahmen des „Kampf der Nibelungen“ vor.
Eine ausführliche Betrachtung dieser Szene um NS-Hardcore und Kampfsport veröffentlichte „Exif-Recherche“ schon im Dezember 2017.

In seiner Zweitheimat in Sachsen wirkt Eder bis heute als Netzwerker. So arbeitete er kurz nach seinem Zuzug anfangs im Dresdner Neonazi-Laden „Never Straight“, welcher ein Tattoo-Studio, sowie eine Verkaufsfläche für das einflussreiche Neonazi-Label „OPOS Records“ von Sebastian Raack beherbergte. Eder übernahm dort vor allem die Promotion der extrem rechten Kampfsport-Marke „Greifvogel Wear“. Nach dem Umzug von „OPOS Records“ und „Greifvogel Wear“ im Dezember 2016 ins Südbrandenburger Lindenau, firmierte das Tattoo-Studio „Never Straight“ unter neuem Namen in Dresden: „Schwarzblut Tätowierungen“. Manuel Eder begann dort als Lehrling, bis er 2018 zum Studio „East Front Tattoos“ in Hohnstein (Sächsische Schweiz) wechselte, wo er unter seinem Künstlernamen „Kailash“ arbeitete. In dieser Zeit bewegte sich Eder, wie viele seiner MitstreiterInnen von „Wardon 21“, auch in der alternativen, linken Subkultur. So war er mehrfach Besucher nicht-rechter Hardcore-Konzerte, etwa in der Dresdner „Chemiefabrik“.
Aktuell soll Eder hauptsächlich wieder in Österreich leben.

Er ist zudem einer der wichtigsten, treibenden Kräfte im Austausch mit der russische Neonaziszene. Diese Rolle gewann er u.a. durch sein musikalisches Wirken. Unter dem Pseudonym „xFreiwilligerx“ spielte Eder u.a. bei der russischen Neonazi-Band „You Must Murder“ den Bass ein, deren Sänger „Cain“ auch als Ringsprecher auf Kämpfen von „White Rex“ in Moskau tätig war. Die Band selbst war lange Zeit das musikalische Aushängeschild von „White Rex“.

Im Rahmen dieses Austausches ist Eder auch mit der Trainingsgruppe „PPDM – Father Frost Mode“ in Berührung gekommen, die als Unterstützergruppe von „White Rex“ gilt. PPDM ist schließlich Ideengeber für „Wardon 21“, betrachtet man die inhaltliche Ausrichtung beider Gruppen. Ähnlich wie PPDM will W21 die Neonazi-Szene motivieren, sich im Kampf-und Kraftsport zu betätigen. Regelmäßig besuchen Abgesandte von W21 bis heute die russische Neonazigruppe und traten zum Jahreswechel 2017/2018 auch als Mitwirkende in einem der Motivationsvideos von PPDM in Erscheinung.

Die Bemühungen, eine enge Kooperation zwischen „Greifvogel Wear“ und „White Rex“ zu etablieren, dürfte somit auch auf Eder zurück zuführen sein. Es ist letztlich kein Geheimnis, dass der rechte Egozentriker Projekte an sich reißt und aufgrund seines Netzwerkes in den verschiedenen Erlebniswelten die Fähigkeiten besitzt, diese Projekte (teils erfolgreich) umzusetzen.

Großkalibrige Waffen und MMA

Im Juni 2017, beim „Force et Honneur“ in Frankreich, war auch der im Raum Schärding in Oberösterreich wohnhafte Ralph Schießl als Teil von W21 ausmachbar. Anders als Manuel Eder oder Philipp Liebetrau ist Schießl sehr darauf bedacht, in der Öffentlichkeit nicht als Teil der Gruppe erkennbar zu sein und ist in dem Zusammenhang oft verpixelt oder verdeckt dargestellt. Dies gilt auch für Konzerte der NS-Hardcore-Band „Terrorsphära“, wo Schießl neben Harald Klaunzer seit letztem Jahr am Gesang steht. Die Konzerte bestreiten beide nur vermummt.
In Oberösterreich trainierte Schießl bis mindestens Frühjahr 2018 im „American Top Team Austria“ in Linz und zählte dort zum engsten Freundeskreis um den MMA-Profi-Kämpfer Lemmy „The Dog“ Krusic.
Wenn er nicht im Gym ist, widmet sich Schießl dem Motorradfahren.

Sein Begleiter Thomas Bauer lichtet ihn in dem Zusammenhang regelmäßig ab und veröffentlicht die Bilder auf seinem Kanal „T.B. Photography“. Auch Bauer zeigt sich offen mit extrem rechten Symbolen – etwas mit dem Logo von „White Rex“ und anderen Neonazi-Marken.

Ralph Schießls eigentliche, viel brisantere „Freizeitgestaltung“, ist das Training mit klein-und großkalibrigen Waffen. Regelmäßig fährt er auf den Schießstand und übt etwa den schnellen Wechsel des Magazins seines Sturmgewehrs „ArmaLite AR 15“. Einen Weggefährten in Sachen Waffen fand Schießl vor einiger Zeit in Benjamin Boss.

Dieser war u.a. führender Aktivist der bayrischen Kameradschaft „Nationaler Widerstand Amberg“ und nahm mit diesem Zusammenhang etwa am 30. Oktober 2010 an einem Aufmarsch in Gedenken an den umtriebigen Neonazi Jürgen Rieger in Wunsiedel teil. An Boss‘ Seite stand damals auch Daniel Weigl – Kader der heute verbotenen Kameradschaft „Freies Netz Süd“, Gründer der rechten Kampf-und Kraftsportmarke „Walhall Athletik“ und Wegbereiter der rechten Kampfsportszene in Deutschland.
Eine Verbindung dieser Marke zu Schießl findet man schnell: 2015 war Schießls Trainingspartner im Gym, Lemmy Krusic, einer der von „Walhall Athletik“ gesponserten Kämpfer.

Benjamin Boss, wie auch Daniel Weigl, traten in den letzten Jahren nicht öffentlich innerhalb extrem rechter Zusammenhänge in Erscheinung. Und ähnlich wie Weigl, versuchte sich auch Boss als Unternehmer, war u.a. als Vertriebsleiter für eine Consulting-Firma tätig.
Aktuell ist Boss Inhaber der Marke „Stand your Ground“ (SYG), die sich mit entsprechenden Motiven Sportschützen, Soldat_innen und anderen Waffennarren anbiedert.
Ralph Schießl begleitete Benjamin Boss 2017 nicht nur auf die Waffenmesse „IWA“ in Nürnberg, sondern ist auch selbst für SYG als Model tätig. Eine explosive Mischung – Neonazismus und Zugang zu Waffen – die sicher am Rande der geltenden Richtlinien in der Vergabe der Waffenrechte in Österreich liegen dürfte. Bilder zeigen Schießl schließlich auch mit Bekenntnissen zu extrem rechten Militäreinheiten aus der Ukraine. Das Logo einer dieser Gruppen – die „Wotanjugend“ – liess Schießl sich sogar auf den Oberschenkel tätowieren.
Erst jüngst hatten die Behörden in Österreich landesweit Razzien wegen NS-Wiederbetätigung durchgeführt und fanden dabei u.a. auch Waffen. Der Freundeskreis um Schießl, etwa seine Mitstreiter bei „Terrorsphära“, war von den Maßnahmen im März 2019 offensichtlich nicht betroffen – obwohl das Posieren mit Waffen, die Verbreitung neonazistischer Inhalte und Gewaltaufrufe zum Standardreportoire der Band „Terrorsphära“ gehören.

Zwischen Buddha und Hitler

2018 gewann „Wardon 21“ an Zuwachs. Etwa durch den in Spremberg (Brandenburg) wohnhaften Heiko Drews. Drews, der seit Jahren im „Spike Tattoostudio“ in Spremberg arbeitet, ist selbst übersät mit Neonazi-Tattoos – etwa mit dem Emblem der „Leibstandarte Adolf Hitler“.
In den sozialen Netzwerken veröffentlicht Drews fast täglich Bilder seiner unterschiedlichen sportlichen Aktivitäten, immer in Bezug auf „Wardon 21“ und dessen neonazistischen Bildnis‘ eines „gesunden Geistes im gesunden Körper“. Der Brandenburger bezeichnet seinen Lebensweg als „NS Vegan Straight Edge“ und kombiniert dabei auch Elemente des Buddhismus. Sicher ungewöhnlich und nicht repräsentativ für die Szene, jedoch nicht abwegig. Schließlich sind Begriffe wie Reinheit und Nüchternheit Kernelemente von W21, die sich selbst auch als „Sober Gentlemen‘s Club“ bezeichnen.

Anhand von Drews ist zudem erkennbar, warum „Wardon 21“ mehr als eine Plattform zu verstehen ist, auf der sich unterschiedliche Charaktere aus der extremen Rechten sammeln können, solange sie die Grundwerte der Gruppe vertreten.
Denn außerhalb der Gruppe ist Drews noch in ganz anderen Lebenswelten verankert. So gehört er nicht nur der RechtsRock-Szene um Bands wie „Hausmannskost“ aus Cottbus an, sondern ist eine der Führungspersonen des Motorradclubs „Gremium MC“ in Spremberg. Selbstdarstellungen in Videos des durch und durch mit Neonazis durchsetzten Ablegers dieses Motorradclubs belegen, dass Drews dort in der Position des „Secretary“ tätig ist.

Früher „Blood & Honour“, heute Kettlebells

Die Straight Edge-Lebensführung hat auch Drews langjähriger Mitstreiter Mario Kleibert verinnerlicht. Der u.a. in Sachsen-Anhalt als Gerüstbauer arbeitende Kleibert fing nur kurze Zeit nach Drews an, als Anhänger von „Wardon 21“ aufzutreten. Antifaschist_innen ist er jedoch schon seit Ende der 1990er Jahre bekannt. So gehörte er dem Netzwerk von „Blood & Honour“ in Cottbus an und dürfte dort eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben, wie die Infozeitung „Hinter den Kulissen…“ 1999 zu berichten wusste. So wurde er im Juli 1998 gemeinsam mit einem weiteren Neonazi an der deutsch-polnischen Grenze festgesetzt, weil er eine größere Anzahl von CDs von Neonazi-Bands mit sich führte, die offenbar für den Weiterverkauf in Deutschland gedacht war.

Mit „Wardon 21“ nahm Kleibert bisher an Events wie dem „Kampf der Nibelungen“ im Oktober 2018 in Ostritz teil, aber auch am „Heureka-Kongress“ im Mai 2018.
Außerhalb der Neonazi-Szene war Kleibert in Thüringen vorrangig im Bereich des Kettlebell-Trainings aktiv und erwarb 2018 die „Hardstyle Kettlebell Certification“, mit der er nun auch selbst Training geben kann.

Vegane Smoothies für den „Kampf der Nibelungen“

Bereits im Sommer 2017 veröffentlichte der aus dem Raum Jena stammende Kevin Weber erstmals ein Bild, auf dem er stolz den „Wardon Gruß“ zeigt – eine Abwandlung der Geste, wie man sie in der Straight Edge-Szene benutzt.
An rechten Events der Neonazi-Kampfsportszene nahm Weber erstmals öffentlich im Oktober 2018 teil – im Rahmen des „Kampf der Nibelungen“. Dort war er mit anderen Mitgliedern von „Wardon 21“ u.a. für die Verpflegung zuständig und servierte vegane Smoothies an die teilnehmenden Neonazis.
Mittlerweile wohnt Weber in Berlin und arbeitet im angesagten „nhow“-Hotel in Friedrichshain-Kreuzberg. Dass seine Arbeitgeber_innen von seinen Aktivitäten in der organisierten Neonazi-Szene wissen, möchten wir bezweifeln.

Musik als Sprachrohr

Inwiefern NS-Hardcore der Plattform „Wardon 21“ als Sprachrohr dient, zeigt sich nicht nur anhand von „Terrorsphära“, sondern auch am Beispiel des Projekts „Thrive On A Cross“. Die Band ist ein Gemeinschaftswerk von Philipp Liebetrau, Stefan Geiger und Manuel Eder von „Terrorsphära“ und Musikern von „Painful Life“, darunter Stefan Wedekind aus dem Raum Angern (Sachsen-Anhalt). Wedekind, genannt „Willi“, gehört seit 2017 „Wardon 21“ an und steht gemeinsam mit Manuel Eder bei „Thrive On A Cross“ am Gesang.

„(…) Deine Fäuste zieren Kreuze, XXX, schwarz wie die Nacht. FATHER FROST, WARDON, Russland, Deutschland, Einig Bruderschaft. (…) Doch nun rennst Du selbst los, und erschaffst Stahl aus Fleisch. Formst Dich und immunisierst deinen Geist. Brichst deine Schwächen und die Knochen deiner Feinde. Stehst ein für das Starke, Gesunde und Reine. Als ein nüchterner Krieger mit wachem Verstand, begreifst Du Dich und säuberst dein Heimatland. Keine Gnade für Abschaum,
keine Toleranz. Hardline Straight Edge dein Glaube. Dein Leben heißt Kampf.“

So heißt es im Booklet der 2018 veröffentlichten Promo-CD von „Thrive On A Cross“.
Ähnlich propagandistisch wirkten bereits Ankündigungen und Statements von „Terrorspähra“:
„Und während Ihr am Eisen oder am Sandsack alles gebt, geben wir im Studio alles und liefern Euch die passende Motivationsmusik“, hieß es etwa 2017 von Seiten der Band.
„Terrorsphära zu hören, heißt, sich im Geist UND an der Waffe vorzubereiten!“, kommentierte zudem Manuel Eder eines seiner in den sozialen Netzwerken geposteten Bilder.

Während „Terrorsphära“ einem breiten RechtsRock-Publikum als Motivations-Musik im Gym dient, ist „Thrive On The Cross“ ein Projekt, welches sich explizit an die „Hardline-Straight Edge“-Szene richtet. Ihr aktuelles Album „XXXtreme Revolution“ ist übersättigt mit Inhalten, die zum bewaffneten Kampf gegen die moderne Gesellschaft und das System aufrufen. In dem Song „Against the flood“ heißt es etwa:

„ (…) Mag eine Flut voller Dreck mich auch umgeben. Ich bleibe standhaft und ich knüpf am Galgenstrang! Denn es wird für alles einen Zahltag geben! Wir sind bereit. Wut wird zu Widerstand! (…) Hardline! Ein Leben lang im Kampfe sein! Das ist die Faust, die nun das Kranke schlägt ins kalte Grab! Straight Edge until i fucking die! (…)“

Alles aus einer Hand

Analysiert und vergleicht man Sprache und Inhalt der Texte von „Terrorsphära“ und „Thrive On A Cross“, Promo-Videos der Neonazi-Marke „Greifvogel Wear“ und veröffentlichte Statements von „Wardon 21“, wird schnell klar, dass diese aus ein und der selben Feder stammen müssen. Sieht man sich dann die im Internet kursierenden Live-Mitschnitte von Konzerten von „Terrorsphära“ an, ist es vorrangig deren Gitarrist Manuel Eder, der das Publikum mit den selben Floskeln auffordert den „Körper zur Waffe“ zu transformieren.

Ein Beispiel:
Zitat von „Wardon21“, etwa über das spartanische Erziehungssystem „Agoge“:
„(…) Das Prinzip der japanischen oder der hellenischen Agoge muß wieder in germanischer Schwertform auf dem Amboss der Selbsterschaffung geschmiedet werden(…),

Zeile eines Songs von „Terrorsphära“:
„(…) Lakedaimon. Errichtet wurde Fleisch aus Stahl, am Amboss der Agoge, Körperzucht voll Härte, Schmerz und Qual. Lakedaimon. Ein Stamm zur Kriegsmaschine ward. Elite unter´m Lambdaschild. Herakles´irdisch Ebenbild (…)“.

Zitat aus einem Promo-Video der Neonazi-Marke „Greifvogel Wear“:
„ (…) Jene aber deren Herz wie das deine schlägt sind der Lebensgruß einer Welt in der das Königreich germanisches Sparta genannt wird (…)“

Das bedeutet am Schluss auch, dass sich die Szene um W21 vor allem an Eigenreferenzen nährt.
Mit Hinblick auf die klassische RechtsRock-Szene könnte man meinen, dass sich auch dort Inhalte wie die „Schaffung eines gesunden Volkskörpers“ breit machen. Mit Textzeilen wie „Kampf macht frei“ oder „Leben das heißt kämpfen“ versuchen schließlich auch Bands wie „Überzeugungstäter“, „Anthrazit“ und „Übermensch“ das scheinbar neue Bewusstsein der Neonazi-Szene voran zu treiben.

Dass hinter diesen Bands der im Raum Greifswald wohnhafte Frank Haack steckt – der bis vor kurzem noch bei „Terrorsphära“ am Schlagzeug saß –  trübt diese Suggestion.
Das Potential der Szene ist am ehesten messbar anhand der Teilnehmerzahl expliziter NS-Hardcore-Konzerte. Eines, welches am 2. November 2018 in Rahmen des Neonazi-Festivals „Schild & Schwert“ stattfand, zog knapp 400 Personen an – und sicher nur deshalb, weil dort „Terrorsphära“ ihren letzten Auftritt in Deutschland gaben.

Kleine Gruppe, großer Einfluss?

Themen wie Tierschutz, vegane Lebensführung und der Verzicht von Alkohol oder Drogen zirkulierten schon Anfang der 2000er Jahre in der Neonazi-Szene. Vor allem die NS-Hardcore-Szene und die daran angebundenen Konzepte der „Autonomen Nationalisten“ bedienten sich diesen eher links besetzten Feldern.

Anders als in Osteuropa, wo der Begriff des „NS Hardline Straight Edge“ innerhalb der jungen Generation von Neonazis seit Jahren stetig an Einfluss gewinnt, verloren die Konzepte der „Autonomen Nationalisten“ in Deutschland deutlich an Strahlkraft. Geblieben war vor allem der Lifestyle-Aspekt und eine Professionalisierung des NS-Hardcore.
Nun, durch die Vereinnahmung von Kampf-und Kraftsport, wächst erneut das Interesse der extremen Rechten, seinen „Körper und Geist rein zu halten“.

Wie nie zuvor kokettieren Woche um Woche mehr Neonazis mit ihrem Wandel zum Straight Edge. „The aryan way of life“ betiteln einige diesen Lebensentwurf und inszenieren sich dementsprechend als modernen Krieger. Sektenartig und fanatisch stilisiert man sich zum Auserwählten einer Elite – den „Chosen Few“ – und erfährt eine individuelle Aufwertung. Gruppen wie W21 bieten schließlich den ideologischen Überbau für diese „Kampfgemeinschaft“ – angelehnt an die „Phalanx“ aus der griechischen Antike, auf die sich bezogen wird.

NS statt „Neue Rechte“

Im Kern besteht W21 zwar nur aus einer Handvoll Mitgliedern, ihr UnterstützerInnen-Umfeld ist jedoch wesentlich größer. Vor allem der „Fight Club 062″, wie auch Aktivisten der „Junge Nationalisten“ aus Ostsachsen beziehen sich auf die Neonazi-Plattform. Wie wenig „Neue Rechte“, trotz eigener meta-politischer Aussendarstellung, im Wirken dieses Kreises steckt, es sich statt dessen um ideologisch gefestigte Neonazis handelt, beweist auch eine jüngere Aktivität dieses Zusammenhangs.

So führte W21, darunter u.a. Philipp Liebetrau, Heiko Drews und Jörg Henning, gemeinsam mit Aktivisten der „Jungen Nationalisten“ aus Ostsachsen am 20. April 2019 einen „March der 18 Treu’n“ in der sächsischen Schweiz durch. Nicht zufällig war dieses Datum gewählt, denn niemanden anderes als Adolf Hitler wollten die wandernden Neonazis an seinem 130. Geburtstag ehren. „Hitlermarsch“ stand auch auf den Urkunden der Teilnehmenden.
Die verklärte Sicht auf Adolf Hitler als historisches Vorbild der NS-Straight Edge- Szene – sei es aufgrund der Überlieferungen, Hitler wäre dem Alkohol abgeneigt und Vegetarier gewesen – manifestiert sich auch in dem eigens für den Marsch gedichtenen Vers. Dort heißt es u.a.:

„ (…) Woll’n wir in der Kneipe sitzen, fröhlich trinken auf sein Wohl? Benebelt große Reden schwingen, die ertrinken im Alkohol. Oder woll’n wir wahrlich streiten, für die Idee, die Er gebar. Mit unsren Taten Ihn beschenken wie es doch sein Wille war. So, mein Freund, entscheide Du. Was würde Ihn wohl mehr erfreu’n? Ein Besäufnis in der Kneipe, oder einen Marsch der 18 Treu’n? Ein Marsch der 18 Treu’n! (…)“

Einschätzung

Ohne einen Überbau wie „Wardon 21“ funktioniert eine individuelle Aufwertung jedoch kaum. Andersherum könnte W21 keinen Einfluss nehmen, gäbe es nicht diesen gesamtgesellschaftlichen Fitness-Trend und den Kampfsport-Boom. Das Potential von Plattformen wie W21 liegt vor allem in dem Angebot an die extreme Rechte, sich als Teil einer Gemeinschaft aus „KriegerInnen gegen die moderne Welt“ verstehen zu können. Auch dies ist ein gesellschaftlicher Trend, in dem der Mann wieder Mann sein will und die Rolle der Frau sich an rückwärtsgewandten Idealen anlehnt. Gewaltbereite Männer suchen sich eine Gemeinschaft jenseits progressiver Gesellschaftsformen, während Frauen „feminin“ statt „feministisch“ sein wollen. Dass diese Konzepte in der extrem rechten Kampfsportszene, durch dessen übertriebene, soldatische Männlichkeit, am ehesten fruchten können, überrascht wenig.

Den „Kampfgeist“ zu stärken und den „Körper zur Waffe“ zu formen sind Ausdrücke dafür, dass diese Szene keinen Abwehrkampf forciert, sich nicht in der Opferrolle sieht. Man(n) ist längst in der Offensive und scheint nur auf Momente zu warten, das Erlernte in die Tat umzusetzen. Dass die Kernmitglieder von „Wardon 21“ stets Einhandmesser mit sich führen, verdeutlicht diesen Habitus.

Bildquelle: Pixelarchiv
Bildquelle: Pixelarchiv
Tim Kühn von „Tiwaz“ als Redner auf dem „Heureka-Kongress“ 2019 (Quelle: Screenshot Facebook)
Tim Kühn von „Tiwaz“ als Redner auf dem „Heureka-Kongress“ 2019 (Quelle: Screenshot Facebook)
Einige der Teilnehmenden des „Heureka“-Kongress 2018 im Hof der Neonazi-Imobillie in Allstedt OT Sotterhausen. Darunter Abgesandte von „White Rex“, „Black Legion“, „Aktionsblog“, „Fightclub 062“ und natürlich W21 (Quelle: Screenshot Facebook)
Einige der Teilnehmenden des „Heureka“-Kongress 2018 im Hof der Neonazi-Imobillie in Allstedt OT Sotterhausen. Darunter Abgesandte von „White Rex“, „Black Legion“, „Aktionsblog“, „Fightclub 062“ und natürlich W21 (Quelle: Screenshot Facebook)
Philipp Liebetrau (links) zu Gast in Moskau bei Maxim Savelyev von der Neonazi-Trainingsgrupe „PPDM-Father Frost“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Philipp Liebetrau (links) zu Gast in Moskau bei Maxim Savelyev von der Neonazi-Trainingsgrupe „PPDM-Father Frost“ (Quelle: Screenshot Facebook)
„Trauermarsch“ 2015 in Magdeburg. Links am Banner: Philipp Oertel; Rechts am Banner: Philipp Liebetrau, Mittig: Jörg Hennig (Quelle: Presseservice RN)
„Trauermarsch“ 2015 in Magdeburg. Links am Banner: Philipp Oertel; Rechts am Banner: Philipp Liebetrau, Mittig: Jörg Hennig (Quelle: Presseservice RN)
Jörg Henning auf diversen Aufmärschen. Unten Links in Döbeln 2013 (Quelle: Pixelarchiv), unten rechts beim „Rudolf Hess Marsch“ in Berlin 2017 (Quelle: Exif-Recherche), oben rechts als Mitwirkender in einem Video von „Media Pro Patria“ um 2009 und oben links mit seiner (Ex)-Partnerin, der rechten Kampfsportlerin Emma Gongora aus Marseille
Jörg Henning auf diversen Aufmärschen. Unten Links in Döbeln 2013 (Quelle: Pixelarchiv), unten rechts beim „Rudolf Hess Marsch“ in Berlin 2017 (Quelle: Exif-Recherche), oben rechts als Mitwirkender in einem Video von „Media Pro Patria“ um 2009 und oben links mit seiner (Ex)-Partnerin, der rechten Kampfsportlerin Emma Gongora aus Marseille
Unten: Philipp Oertel (links) als Standbetreuer von „Greifvogel Wear“ im Sommer 2018 in Themar (Quelle: Witzgall), oben rechts mit Stefan Wedekind (Mitte) und seinem Bruder Lukas Oertel (1.v.l.) bei der „La Familia“-Fightnight in Halle im April 2018
Unten: Philipp Oertel (links) als Standbetreuer von „Greifvogel Wear“ im Sommer 2018 in Themar (Quelle: Witzgall), oben rechts mit Stefan Wedekind (Mitte) und seinem Bruder Lukas Oertel (1.v.l.) bei der „La Familia“-Fightnight in Halle im April 2018
Oben links: Eder und Harald Klaunzer auf dem „Ulbrichsbergtreffen“ in Kärnten (Quelle: stopptdierechten.at); Oben Mitte: als Interviewpartner bei „Extra3“ zum Satire-Thema „Säxit“; oben rechts: als Musiker bei „Terrorsphära“; Unten links als Teilnehmer des „Europa-Kongress“ der JN im Mai 2018 in Riesa (Quelle: Recherche Nord), Unten rechts: als Mitarbeiter im ehemaligen Verkaufsladen von „OPOS Records“ in Dresden
Oben links: Eder und Harald Klaunzer auf dem „Ulbrichsbergtreffen“ in Kärnten (Quelle: stopptdierechten.at); Oben Mitte: als Interviewpartner bei „Extra3“ zum Satire-Thema „Säxit“; oben rechts: als Musiker bei „Terrorsphära“; Unten links als Teilnehmer des „Europa-Kongress“ der JN im Mai 2018 in Riesa (Quelle: Recherche Nord), Unten rechts: als Mitarbeiter im ehemaligen Verkaufsladen von „OPOS Records“ in Dresden
Ralph Schießl in mehreren Funktionen. Oben links: mit seinem Trainingspartner Lemmy Krusic; Mittig als Sänger von „Terrorsphära“; Rechts als Model von „Stand Your Ground“ (Screenshots Facebook)
Ralph Schießl in mehreren Funktionen. Oben links: mit seinem Trainingspartner Lemmy Krusic; Mittig als Sänger von „Terrorsphära“; Rechts als Model von „Stand Your Ground“ (Screenshots Facebook)
Schon 2011 ein Waffennarr. Schießl in Pose, damals noch ohne Bart und optisch eher der Hip Hop-Jugendbewegung angehörend (Quelle: Screenshot Facebook)
Schon 2011 ein Waffennarr. Schießl in Pose, damals noch ohne Bart und optisch eher der Hip Hop-Jugendbewegung angehörend (Quelle: Screenshot Facebook)
Stolz präsentiert Schießl seine Waffensammlung, die er offensichtlich zu Hause aufbewahrt. Oben links mit Patch der bewaffneten, ukrainischen Neonazi-Organisation „Misantrophic Division“. Im Bild rechts gemeinsam mit Benjamin Boss auf der Waffenmesse in Nürnberg 2017 (Quelle: anonym zugespielt)
Stolz präsentiert Schießl seine Waffensammlung, die er offensichtlich zu Hause aufbewahrt. Oben links mit Patch der bewaffneten, ukrainischen Neonazi-Organisation „Misantrophic Division“. Im Bild rechts gemeinsam mit Benjamin Boss auf der Waffenmesse in Nürnberg 2017 (Quelle: anonym zugespielt)
Heiko Drews als Redner beim ersten „Heureka-Kongress“ 2018. Oben rechts zu erkennen als „Secretary“ des Spremberger Ablegers des „Gremium MC“; Unten rechts: Drews mit tätowiertem Emblem der „Leibstandarte Adolf Hitler – LAH“ (Quelle: Screenshots Facebook)
Heiko Drews als Redner beim ersten „Heureka-Kongress“ 2018. Oben rechts zu erkennen als „Secretary“ des Spremberger Ablegers des „Gremium MC“; Unten rechts: Drews mit tätowiertem Emblem der „Leibstandarte Adolf Hitler – LAH“ (Quelle: Screenshots Facebook)
Heiko Drews in Pose, als Abgesandter von „Wardon 21“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Heiko Drews in Pose, als Abgesandter von „Wardon 21“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Mario Kleibert: links beim Training und rechts als Abgesandter von „Wardon 21“ beim KdN im Oktober 2018 in Ostritz (Quelle: Pixelarchiv)
Mario Kleibert: links beim Training und rechts als Abgesandter von „Wardon 21“ beim KdN im Oktober 2018 in Ostritz (Quelle: Pixelarchiv)
Kevin Weber: links, mittig als Abgesandter von „Wardon 21“ auf dem KdN im Oktober 2018 (Quelle: Pixelarchiv); rechts mit „Wardon-Gruß“ im Jahr 2017 (Quelle: Screenshot Facebook)
Kevin Weber: links, mittig als Abgesandter von „Wardon 21“ auf dem KdN im Oktober 2018 (Quelle: Pixelarchiv); rechts mit „Wardon-Gruß“ im Jahr 2017 (Quelle: Screenshot Facebook)
Stefan Wedekind (rechts) und Philipp Liebetrau im Proberaum von „Thrive On A Cross“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Stefan Wedekind (rechts) und Philipp Liebetrau im Proberaum von „Thrive On A Cross“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Militanter Habitus: die NS-Hardcore-Band „Terrorsphära“; 1.v.l. Manuel Eder, 2.v.l. Ralph Schießl (Quelle: Screenshot Facebook)
Militanter Habitus: die NS-Hardcore-Band „Terrorsphära“; 1.v.l. Manuel Eder, 2.v.l. Ralph Schießl (Quelle: Screenshot Facebook)
Frank Haack bei der Anreise zum „Europa Kongress“ der JN im Mai 2018 in Riesa (Quelle: Recherche Nord)
Frank Haack bei der Anreise zum „Europa Kongress“ der JN im Mai 2018 in Riesa (Quelle: Recherche Nord)
Gruppenbild von W21 im Rahmen eines der regelmäßigen, internen Austauschtreffen. V.l.n.r.: Lukas Oertel, Jörg Henning, Heiko Drews, Philipp Liebetrau, Manuel Eder, Kevin Weber, Mario Kleibert, Stefan Wedekind und Philipp Oertel (Quelle: Screenshot Facebook)
Gruppenbild von W21 im Rahmen eines der regelmäßigen, internen Austauschtreffen. V.l.n.r.: Lukas Oertel, Jörg Henning, Heiko Drews, Philipp Liebetrau, Manuel Eder, Kevin Weber, Mario Kleibert, Stefan Wedekind und Philipp Oertel (Quelle: Screenshot Facebook)
„Hitlermarsch“ von Aktivisten der JN und W21 am 20. April 2019 in der sächischen Schweiz (Quelle: Screenshot Facebook)
„Hitlermarsch“ von Aktivisten der JN und W21 am 20. April 2019 in der sächischen Schweiz (Quelle: Screenshot Facebook)

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Aktivitäten der extrem rechten Kampfsportszene in Deutschland – Rückblick & Ausblick https://indyhro.blackblogs.org/2019/05/04/aktivitaeten-der-extrem-rechten-kampfsportszene-in-deutschland-rueckblick-ausblick/ Sat, 04 May 2019 12:32:10 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=3835 Continue reading Aktivitäten der extrem rechten Kampfsportszene in Deutschland – Rückblick & Ausblick]]> [Original erschienen unter https://runtervondermatte.noblogs.org/aktivitaeten-der-extrem-rechten-kampfsportszene-in-deutschland-rueckblick-ausblick]

Nachdem wir uns vor einigen Wochen in einer längeren Auswertung mit dem Neonazi-Kampfsportevent „Pro Patria Fest“ in Griechenland befasst haben und auf die dortige Beteiligung deutscher Strukturen um den „Kampf der Nibelungen“ (KdN) eingegangen waren, möchten wir im Folgenden die zurückliegenden Aktivitäten der Szene betrachten, sowie über anstehende Events in Deutschland informieren. Dabei gehen wir rückblickend auf das KdN-Event im Rahmen des extrem rechten „Schild & Schwert-Festivals“ im November 2018 in Ostritz, auf die Beteiligung des KdN auf Events im Ausland, sowie das „Selbstverteidigungsgseminar“ des KdN im März 2019 ein und werden u.a. das anstehende „Tiwaz“-Turnier im Juni skizzieren.

Show-Kampf statt „Teamfights“

Nur wenige Wochen nach dem Hauptevent des „Kampf der Nibelungen“ am 13. Oktober 2018, wollte das Team des KdN, im Rahmen des extrem rechten „Schild & Schwert-Festivals“ am 2. November, erneut eine Kampfsport-Gala ausrichten. In großen Tönen kündigte man in den sozialen Netzwerken im Vorhinein an, sogenannte „Teamfights“ durchführen zu wollen. In der Presse hatte es dazu zahlreiche Diskussionen gegeben, u.a. darüber, ob diese „Teamfights“ überhaupt legal seien, denn schließlich treten mehrere Personen im Ring gegeneinander an. Da der KdN nachweislich keinem Verband angehört, verlassen sich vor allem die Behörden einzig auf die Darstellung der Neonazis selbst, dass man nach einem Regelwerk kämpfen würde. Eine Grauzone also, denn andernfalls wären die „Teamfights“ mit Hooligan-Kämpfen vergleichbar, die laut diverser Gerichte strafbar sein können – den Beteiligten solcher verabredeter Kämpfe kann die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen werden.

Zu „Teamfights“ kam es am 2. November in Ostritz nicht. Auch haben keine sonstigen Kämpfe stattgefunden, wie man aus den sozialen Netzwerken erfuhr. Vielmehr wurden in einem improvisierten Rahmen Show-Kämpfe gezeigt, um den rund 400 teilnehmenden Neonazis wenigstens irgendetwas bieten zu können. Bei einem der Showkämpfer handelte es sich um Martin Langner vom extrem rechten Gym „Barbaria Schmölln“ aus Thüringen. Der K1-Kämpfer hatte schon im April 2018 im Rahmen des ersten „Schild & Schwert-Festivals“ im Ring gestanden.
Unterstützung bekam Langner am 2. November u.a. von dem umtriebigen Neonazi David Hasenkrug aus Chemnitz. Hasenkrug war schon im Oktober 2018 einer der Coachs des „Tiwaz“-Team auf dem KdN in Ostritz.
Im Team „Barbaria Schmölln“ fand man am 2. November zudem den Chemnitzer Neonazi und Kampfsportler Thore Probst. Er wird der rechten Chemnitzer Hooliganszene um die Gruppe „Kaotic“ zugerechnet, sowie dem Orga-Team des rechten Kampfsportevents „Tiwaz“. Gemeinsam mit dem Hauptakteur des „Tiwaz“, Tim Kühn, arbeitet Probst bei der Sicherheitsfirma „S3-Security“ in Chemnitz. Tatsächlich brisant ist außerdem, dass Probst‘ Mutter, Antje Probst, in den 90ern ein führendes Mitglied des sächsischen „Blood & Honour“-Ablegers war – das engste UnterstützerInnen-Umfeld des NSU.

Das KdN-Team selbst war im November nur mit wenigen Kern-Mitgliedern anwesend. So reiste etwa der „Hammerskin“ Nils Budig an, sowie Alexander Deptolla und Philipp Liebetrau. Liebetrau stand an dem Abend außerdem mit der NS-Hardcore-Band „Terrorsphära“ auf der Bühne. Es soll, laut eigenen Aussagen, das letztes Konzert der Band in Deutschland gewesen sein. Man wolle nur nur auf Kampfsport-Veranstaltungen auftreten, bevorzugt im Ausland.

Auch David Mallow aus Rostock nahm an dem Event am Freitag in Ostritz teil. Er betreute dort den Stand des „Aktionsblog“ – eine gewalttätige Neonazi-Gruppierung aus Rostock und Umgebung, die seit einiger Zeit mit „Baltik Korps“ eine eigene Kampfsportgruppe unterhält. Auf selbst gezeichneten Plakaten stellte der „Aktionsblog“ in Ostritz seine Aktivitäten vor, darunter u.a. die „Leibeszucht“. Mallow ist zudem Teil der „KdN-Kampfgemeinschaft“ und trat für das Team mehrmals in den Ring.

Unter den Teilnehmenden des Events fand man auch Julian Menzel aus Bautzen. Er kämpfte schon auf rechten Events wie dem „Tiwaz“-Turnier im Juni 2018 und auf dem KdN im Oktober 2018.

Aus Ungarn war darüber hinaus Suhajda „Starec“ Zoltan angereist, der seit längerem als Kämpfer auf diversen Neonazi-Events bekannt ist. Eine Mitfahrgelegenheit fand er offensichtlich bei Musikern der ungarischen NS-Hardcore-Band „Feher Törveny“, die am Abend des 2. November spielten.

Da es uns vor allem um eine Milieu-Beschreibung geht, verzichten wir an dieser Stelle auf Vollständigkeit in Bezug auf die Nennung aller Neonazis, die an dem Event teilnahmen und die wir der extrem rechten Kampfsportszene zuordnen. Informierten Leser_innen dürfte bewusst sein, dass die Verbindung von NS-Hardcore und Kampfsport eben ein bestimmtes Publikum anzieht – vor allem durch die Selbstdarstellung von Bands wie „Terrorsphära“ als musikalisches Sprachrohr der neonazistischen Kampf-und Kraftsportszene.

Dass das KdN-Event am ersten Tag des RechtsRock-Festivals nur mäßig besucht war und das KdN-Team ein vergleichbar „dünnes“ Programm auf die Beine stellte, kann auch an einer Übersättigung des Angebots gelegen haben. Schließlich hatte die rechte Kampfsport-Promotion KdN mit Hilfe des internationalen Netzwerks kurz zuvor ihr Hauptevent mit bis zu 700 TeilnehmerInnen organisiert. Im Ring standen dort um die 40 Neonazis aus dem In-und Ausland. Auch wenn damit sicher nicht die gesamten Kapazitäten der rechten Kampfsportszene – sowohl an ZuschauerInnen als auch an Kämpfenden – ausgeschöpft waren, dürfte der KdN dennoch am organisatorischen Limit gewesen sein. Nicht alle der kämpfenden Neonazis stehen schließlich ständig im Training, sind verfügbar oder sind gewillt zu kämpfen. Dass von Seiten des KdN keine Auswertung ihres Events am 2. November erfolgte, spricht für unsere Annahme, dass man sich mit der Organisation zweier so eng beieinander terminierter Events schlicht übernommen hatte. Der KdN ist kein Event ähnlich eines Franchise-Unternehmens, das von unterschiedlichen Personen zu jeder Zeit bedient werden kann. Es ist bisher immer noch eine Struktur, die im Kern von nur wenigen AkteurInnen getragen wird, auch wenn diese stetig bemüht sind ihr Netzwerk weiter auszubauen.

Einschwören und Austauschen
Aktivitäten des KdN zwischen November 2018 und März 2019

In den Monaten nach der Kampfsportveranstaltung des KdN im November 2018 in Ostritz fanden vor allem Treffen statt, die zur Selbstvergewisserung der Struktur beitragen sollten.

Etwa die Ausrichtung einer „Jahresabschlussfeier“ in den Räumen des von der NPD betriebenen „Volksfliederhaus“ in Eisenach (Thüringen) am 30. November 2018. Gemeinsam mit der eng an den KdN angebundenen Plattform „Wardon 21“ wurde dort das Jahr resümiert und sich u.a. zum Ziel gesetzt, die „Arbeit stetig zu verbessern und zu professionalisieren“, wie es später auf der Webpräsenz des KdN hieß.

Nur kurze Zeit nach dieser Feierlichkeit nahm der KdN, vertreten durch Philipp Liebetrau, in Moskau (Russland) an der Premiere des extrem rechten Kampfsportevents „Hammer of Will – Fight“ am 9. Dezember 2018 teil. Organisiert wurde das Event, an dem bis zu 150 Personen teilnahmen, von der rechten Trainingsgruppe „PPDM – Father Frost Mode“ aus Russland. Die Gruppe ist eigentlich vorrangig im Kraftsport-Bereich zu finden.
Die Durchführung einer solchen Veranstaltung ist in Hinblick auf den europäischen Trend, eine rechte Kampfsportszene durch eigene Events zu vereinen, kein Novum. Ob die russische Neonazi-Gruppe damit versucht in die Fußstapfen von Denis „Nikitin“ Kapustins „White Rex“-Turnieren zu treten, wird sich noch zeigen. Überschneidungen sind jedoch jetzt schon erkennbar. Denn während Tomasz Szkatulski, Inhaber der französischen Neonazi-Marke „Pride France“, am 9. Dezember 2018 in den Ring stieg, war der russische Schauspieler Sergey Badyuk dort einer der Ehrengäste und hielt eine Rede. Schon auf den „Duh Voina“-Events von „White Rex“ fungierte Badyuk als Ringsprecher – damals bekleidet mit einer Kutte des „Hells Angels MC“.

Einen weiteren Ort des Austauschs fand die rechte Kampfsportszene am 19. Januar 2019 in Sofia (Bulgarien), als dort der „NS Fightclub“ zu einer seiner regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen einlud. Man werde dort keinen Kämpfer in den Ring schicken können, so der KdN im Vorfeld, das Event aber nutzen, um Kontakte zu knüpfen. Mindestens zwei Personen vom KdN-Team nahmen schließlich an dem Event in Sofia teil.
Diese Verbindungen manifestieren sich auch außerhalb der rechten Kampfsport-Events, denn schließlich nehmen Teile der Dortmunder Struktur um den KdN und der Neonazi-Partei „Die Rechte“ seit Jahren etwa an dem NS-verherrlichenden „Lukov-Marsch“ teil, der jährlich im Februar in Sofia ausgetragen wird. Anders herum schickt der „NS Fightclub“ Kämpfer nach Deutschland, um beim „Kampf der Nibelungen“ anzutreten.

Förderung der Wehrhaftigkeit
– das Selbstverteidigungs-Seminar des KdN im März 2019

Für den 23. März 2019 wurde für den Raum „Ruhrgebiet“ ein Selbstverteidigungs-Seminar angekündigt, bei dem Grundlagen in „Selbstverteidigung, Straßenkampf und klassischem Kickboxen“ vermittelt werden sollen. Als offizieller Veranstalter trat der „Kampf der Nibelungen“ in Erscheinung. Das Seminar fand letztendlich in den Räumlichkeiten von „Sports Vital Plus“ in Castrop-Rauxel (NRW) statt. Die ca. 25-30 Teilnehmenden wurden nach vorheriger Anmeldung über einen Schleusungspunkt zu dem Veranstaltungsort gelotst.

In die Organisation waren maßgeblich bekannte Personen aus dem Dortmunder KdN-Netzwerk und den dortigen Strukturen um die Neonazi-Partei „Die Rechte“ eingebunden. So war Alexander Deptolla als Ansprechperson für die Teilnehmenden zuständig, während Christian Meier den Schleusungspunkt betreute. Neben den Mitgliedern des KdN-Team, Franz Pauße (früher Dortmund jetzt Thüringen) und Marina Liszczewski, war auch Daniel Grebe vor Ort. Grebe wurde 2015 zu einer 22-monatigen Haftstrafe ohne Bewährung wegen mehrerer Körperverletzungsdelikte verurteilt.
Die Teilnehmenden waren überwiegend aus Nordrhein-Westfalen angereist. So u.a. aus den Regionen Aachen, Neuss, Moers, Köln, Wesel, Wuppertal oder Wanne-Eickel. Aber auch aus dem Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen), Rostock und aus Bern in der Schweiz fanden Neonazis den Weg ins Ruhrgebiet.

An dem „Selbstverteidigungsseminar“ hat unter anderem Dennis Schulz aus dem Rhein-Kreis Neuss (NRW) teilgenommen. Schulz gehört zum „Chapter Düsseldorf“ der „Road Crew 24“ (RC 24). Die „RC 24“ ist als eine Art Fanclub der mittlerweile aufgelösten RechtsRock-Band „Barking Dogs“ gegründet worden. Zeitweise unterhielt die „Road Crew“ Ableger („Chapter“) in verschiedenen Städten in NRW sowie in der Steiermark (Österreich) und inszenierte sich als eine Art rocker-ähnliche Bruderschaft. Schulz, der sich auch im direkten Umfeld der rechts-offenen Hooligan-Gruppe „Bushwhackers“ von Fortuna Düsseldorf bewegt, betreibt seit längerer Zeit Kampfsport.

Mit dem aus Alsdorf bei Aachen kommenden Sebastian Matuszak nahm außerdem ein umtriebiger Akteur der nordrhein-westfälischen NS-Black-Metal-Szene an dem Seminar teil. Matuszak wirkt unter dem Namen „Ulvre“ als Schlagzeuger in den NS-Back-Metal Bands „Carpathian Wolves“ und „Ad Arma“ mit. Er trat darüber hinaus als Werbeträger für das Neonazi-Kampfsportlabel „Greifvogel Wear“ auf.

Doch nicht nur Männer nahmen an dem Seminar des KdN teil. Neben der bereits erwähnten Marina Liszczewski aus dem KdN-Team, reiste auch Patricia Hardt aus dem Raum Wesel an.
Aus Rostock war zudem Guido Howald vor Ort.

Ursprünglich stammt der Neonazi aus Salzwedel, wo er Kontakte zu den rechts-offenen Rockern des dortigen Chapters der „Red Devils“ pflegte – ein Unterstützer-Club des „Hells Angels MC“. Später zog Howald nach Rostock, wo er bis heute beste Verbindungen zum lokalen Ableger des „Hells Angels MC“ um Mirko Appelt unterhält. Auch die Dortmunder Neonazis Alexander Deptolla und Christoph Drewer besuchen Howald und Appelt regelmäßig in Rostock, während Howald selbst oft beruflich in Dortmund zu Gange ist. In Rostock betätigt sich Howald unter anderem als Security, gehört der Neonazi-Gruppierung „Aktionsblog/Nationale Sozialisten Rostock“ an und betätigt sich in deren rechten Kampfsport-Gruppe „Baltik Korps“.

Von Seiten des „Kampf der Nibelungen“ werden für die Zukunft weitere Selbstverteidigungsseminare in dieser Form angekündigt. Auch wenn es das erste, explizit aus dem KdN-Netzwerk organisierte „Selbstverteidigungsseminar“ war, ist das Format innerhalb der neonazistischen Szene nicht neu. So war in der Vergangenheit insbesondere „White Rex“-Gründer Denis „Nikitin“ Kapustin ein gern gesehener Gast bei „Selbstverteidigungsseminaren“ der extremen Rechten in ganz Europa. In Deutschland leitete Kapustin solche Kampfsport-Trainings bspw. im Mai 2017 in Mecklenburg-Vorpommern oder im November 2017 im Raum Braunschweig, die von den NPD-Parteijugend „Junge Nationalisten“ (JN) organisiert worden waren. Diese Trainings dürfen nicht als Selbstverteidigungsseminare oder „Sportveranstaltungen“ verstanden werden, sondern vielmehr als Vorbereitung der extremen Rechten auf den selbsternannten „Kampf um die Straße“.

Wiederkehr und Verfestigung
– das „Tiwaz“, Events des „Kampf der Nibelungen“ und „Jugend im Sturm“

Zum zweiten Mal soll am 8. Juni 2019 das extrem rechte Kampfsportevent „Tiwaz“ in Sachsen ausgetragen werden. Schon im April diesen Jahres veröffentlichte das Format über die sozialen Netzwerke ein mehr peinlich als martialisch wirkendes Mobilisierungsvideo. Einsam und mit Sturmmaske vermummt kickt dort der Protagonist wahlweise gegen morsche Bäume, übt sich in Liegestützen im Schnee und präsentiert an einer Landstraße mitten im Nirgendwo u.a. sein „Können“ im Schattenboxen.
In den Disziplinen K1, Boxen und MMA (Mixed Martial Arts) sollen im Juni bis zu 10 Kämpfe ausgetragen werden – wie im letzten Jahr unter konspirativen Umständen. Die Logistik und Organisation des „Tiwaz“ läuft wie im letzten Jahr über die Neonazi-Strukturen in Chemnitz und Umland – maßgeblich über Neonazis wie Tim Kühn, der sowohl in der rechten Hooliganszene, wie auch in klassischen Kameradschaftsbezügen vernetzt ist.

Bisher ist bekannt, dass André Bostelmann aus Tostedt (Niedersachsen) und der Franzose Tomasz Szkatulski in den Ring treten wollen, wie auch Julian Menzel aus dem Raum Bautzen (Sachsen).

Unterstützung findet das „Tiwaz“ von allen relevanten, extrem rechten Kampfsport-Marken und Formaten: „Sonnenkreuz Versand“ von Frank Kraemer, „Wardon 21“, „Black Legion“ aus Cottbus, „AG Körper & Geist“ von der Neonazi-Partei „Der III. Weg“, „PC Records“ von Yves Rahmel aus Chemnitz, „Pride France“, „Greifvogel Wear“ und natürlich dem „Kampf der Nibelungen“. Ob „White Rex“, wie auf den Flyern angekündigt, auch vertreten sein wird, wird sich zeigen. Dass dort nicht unbedingt Denis „Nikitin“ Kapustin im Namen von „White Rex“ auftreten muss, legt die veränderte Vertriebsstruktur der Marke in Europa nahe. Schließlich wird das Label spätestens seit 2017 aus der Schweiz betrieben, genauer gesagt von Florian Gerbers „Fighttex AG“. Gerber, Voll-Mitglied der Neonazi-Bruderschaft „Hammerskins“ und Führungsperson der extrem rechten „Partei National Orientierter Schweizer“ (PNOS), pflegt schon seit einigen Jahren gute Beziehungen zu Kapustin, der für die PNOS mehrmals Selbstverteidigungs-Workshops gab.

Ebenfalls im Juni 2019 soll das dritte, extrem rechte „Schild & Schwert Festival“ in Ostritz (Sachsen) stattfinden. Wie bei den vergangenen Events dieser Konzertreihe in 2018, kündigte der „Kampf der Nibelungen“ erneut an, dort ein Turnier abhalten zu wollen. Dafür suche man nicht nur Personen für Einzelkämpfe, sondern auch Teilnehmer für sogenannte „Teamfights“, hieß auf der Webpräsenz des KdN. Das zweitägige Neonazi-Event am 21. und 22. Juni dürfte auch dahingehend brisant werden, da Veranstalter Thorsten Heise dort seinen 50. Geburtstag feiern wird. Somit wird Ostritz erneut zum Sammelplatz und Ort des Austauschs zwischen rechter Kampfsportszene, RechtsRock-Milieu und militanter Strukturen wie „Combat 18“ und „Hammerskins“ – während die zu erwartenden, zahlenmäßig im vierstelligen Bereich liegenden BesucherInnen Gelder in die Kassen einspülen.

Kleiner und bewusst elitär soll dagegen das zweite „Jugend im Sturm“-Fest der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ am 6. Juli 2019 sein. Wie im letzten Jahr in Kirchheim (Thüringen), soll neben RechtsRock auch in diesem Jahr eine Kampfsportveranstaltung geboten werden. Kampfsportler sind in den Reihen der Partei schließlich zu Genüge zu finden und unterhalten mit der parteieigenen „AG Körper & Geist“ eine Art Team. Zu erwähnen sind dabei vor allem die dort organisierten rechten Kampfsportler Kai-Andres Zimmermann aus Fürth (Bayern), sowie Michél Sajovitz und Marco Münzer vom „Stützpunkt Mittelsachen“ der Partei aus dem Raum Chemnitz. Alle drei nahmen an zahlreichen Wettkämpfen der extrem rechten Kampfsportszene teil.
Dass am 6. Juli in Thüringen auch das RechtsRock-Festival „Tage der nationalen Bewegung“ (TdnB) stattfinden soll, dürfte sicher für einigen Unmut in der Szene sorgen. „Der III. Weg“ musste sich schon in der Vergangenheit den Vorwurf gefallen lassen „die Szene zu spalten“. Das Konzept des „Jugend im Sturm“-Fest dient jedoch vor allem zur Selbstvergewisserung der eigenen Strukturen, während das RechtsRock-Konzert in Themar ein Publikum aus allen Schichten der extremen Rechten ansprechen soll.

Ausblick

Die deutsche und europäische Kampfsportszene wächst stetig und manifestiert sich in eigenen Wettkämpfen, Treffen und Events. Vor allem der „Kampf der Nibelungen“ dürfte seit letztem Jahr an Aufwind und Einfluss gewonnen haben. Es scheint, dass die VeranstalterInnen an Selbstsicherheit gewonnen haben, auch aufgrund der Reichweite ihres Hauptevents im Oktober 2018. Welche Rolle „White Rex“ innerhalb der internationalen „Kampfgemeinschaft“ in Zukunft spielt, wird sich noch zeigen. Denn seit Oktober 2018 ist es relativ ruhig geworden um Denis „Nikitin“ Kapustins Label und Promotion. Dagegen hat sich der KdN zu einer eigenständigen Struktur entwickelt und spielt nun selbst die Rolle, in der „White Rex“ in den Jahren 2012/2013 steckte. Der KdN ist zum Ideengeber avanciert und stellt heute den Knotenpunkt des rechten Kampfsport-Netzwerkes in Westeuropa dar. Diese erlangte Selbstsicherheit lässt sich auch anhand der Ankündigung des KdN-Hauptevents für den Herbst 2019 erkennen. Statt auf einen sicheren Ort wie die Neonazi-Immobilie in Ostritz als Austragungsort zu setzen, sind die OrganisatorInnen bemüht, eine andere Location zu finden. Auch an diesem, noch unbekannten Ort, soll das Event offiziell ausgetragen werden – ein Ausdruck dafür, dass die Szene scheinbar weder behördliche Einschränkungen, noch relevanten Protest aus der Zivilgesellschaft zu befürchten hat.

Unter der Schirmherrschaft des KdN versammeln sich zudem Projekte wie „Wardon 21“, die einen ideologischen Unterbau der Szene forcieren. Und während der KdN europaweit Einfluss nimmt, setzen lokale Strukturen hier und da Akzente, rufen Trainingsgruppen ins Leben und fördern damit den Trend innerhalb der Szene, sich „wehrhaft“ zu machen.

Die rechte Kampfsportszene und neonazistische Akteure auf der Straße beeinflussen sich gegenseitig und entwickeln darüber hinaus Synergieeffekte. Gemeint ist, dass sich einerseits organisierte Neonazis in der Kampfsportszene einbringen und diese als Rekrutierungsfeld nutzen, andererseits eine politische Organisierung von Personen erkennbar ist, die sich hauptsächlich in der rechten Kampfsportszene bewegen. Als anschauliches Beispiel könnte Martin Langner vom Verein „Barbaria Schmölln“ dienen. Er ist zwar seit Jahren als Neonazi bekannt und trat mehrmals auf Events des KdN in den Ring, war sonst aber eher selten als Teilnehmer rechter Aufmärsche zu erkennen. Nun nahm Langner, der in der Vergangenheit auch auf kommerziellen Events wie „We love MMA“ antrat, jüngst am Aufmarsch der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ am 1. Mai 2019 in Plauen teil – ausgestattet mit einem Wahlplakat der Kleinstpartei.

Wir als Kampagne, wie auch lokale Recherchegruppen und Journalist_innen warnen seit Jahren vor diesem Trend, den wir als „Wehrsport 2.0.“ bezeichnen. Jahrelang war es ein kleiner Teil der Zivilgesellschaft, der diese Warnungen ernst nahm und verstand, dass Kampfsport innerhalb der extremen Rechten einzig dem Zwecks dient sich für den „Tag X“ zu rüsten – vernetzt auf einer internationalen Ebene. Dass dies nun auf einmal auch der Verfassungsschutz, wie auch diverse andere staatliche Behörden erkannt haben und darauf auf Pressekonferenzen und in Dossiers eingehen, ist einzig denen zu verdanken, die seit Jahren das Thema in einer breiten Öffentlichkeit zu platzieren versuchen.
Konsequenzen fordern wir jedoch nicht vorrangig von den Behörden, sondern vor allem von den Kampfsportverbänden und Gyms, in denen sich Neonazis ungestört rüsten können. Wir fordern, dass Neonazis und RassistInnen als solche benannt werden und ihnen der Zugang zu Verbänden und Trainingsräumen entzogen wird. Schließlich beginnt eine Förderung von rechten Kampfsportstrukturen genau dort und kann auch nur dort im Ansatz unterbunden werden.

v.l.n.r.: David Mallow, Alexander Deptolla und Thorsten Heise auf dem „Schild & Schwert-Festival“ im November 2018 in Ostritz (Quelle: Flickr Endstation Rechts)
v.l.n.r.: David Mallow, Alexander Deptolla und Thorsten Heise auf dem „Schild & Schwert-Festival“ im November 2018 in Ostritz (Quelle: Flickr Endstation Rechts)
Team „Barbaria Schmölln“ auf dem KdN-Event im November 2018 in Ostritz; Oben 2.v.l.: Thore Probst; unten links David Hasenkrug, rechts daneben Martin Langner (Quelle: Screenshot Facebook)
Team „Barbaria Schmölln“ auf dem KdN-Event im November 2018 in Ostritz; Oben 2.v.l.: Thore Probst; unten links David Hasenkrug, rechts daneben Martin Langner (Quelle: Screenshot Facebook)
Nils Budig, bei der Anreise zum KdN-Event am 2. November 2018 in Ostritz (Quelle: Pixelarchiv)
Nils Budig, bei der Anreise zum KdN-Event am 2. November 2018 in Ostritz (Quelle: Pixelarchiv)
Eigendarstellung des „Aktionsblog“ aus Rostock auf dem KdN-Event am 2. November 2018 in Ostritz (Quelle: Twitter Henrik Merker)
Eigendarstellung des „Aktionsblog“ aus Rostock auf dem KdN-Event am 2. November 2018 in Ostritz (Quelle: Twitter Henrik Merker)
Julian Menzel (1.v.r.) aus dem Raum Bautzen bei der Anreise zum KdN-Event am 2. November 2018 in Ostritz (Quelle: Pixelarchiv)
Julian Menzel (1.v.r.) aus dem Raum Bautzen bei der Anreise zum KdN-Event am 2. November 2018 in Ostritz (Quelle: Pixelarchiv)
„Jahresabschlussfeier“ des KdN und „Wardon 21“ im November 2018 in Eisenach. V.l.n.r.: Manuel Eder, Jörg Henning, Lukas Oertel, Unbekannt, Stefan Wedekind, Heiko Drews, Marina Liszczeweski, Jim Koal, Franz Pauße, Philipp Liebetrau, Alexander Deptolla und Philipp Oertel (Quelle: Screenshot Facebook)
„Jahresabschlussfeier“ des KdN und „Wardon 21“ im November 2018 in Eisenach. V.l.n.r.: Manuel Eder, Jörg Henning, Lukas Oertel, Unbekannt, Stefan Wedekind, Heiko Drews, Marina Liszczeweski, Jim Koal, Franz Pauße, Philipp Liebetrau, Alexander Deptolla und Philipp Oertel (Quelle: Screenshot Facebook)
Philipp Liebetrau (links) mit einem Mitglied der Gruppe „PPDM-Father Frost“ in Moskau im Dezember 2018 (Quelle: Screenshot Facebook)
Philipp Liebetrau (links) mit einem Mitglied der Gruppe „PPDM-Father Frost“ in Moskau im Dezember 2018 (Quelle: Screenshot Facebook)
Eine Urkunde für das „Selbstverteidigungsseminar“ des KdN im März 2019 (Quelle: Screenshot Facebook)
Eine Urkunde für das „Selbstverteidigungsseminar“ des KdN im März 2019 (Quelle: Screenshot Facebook)
Dennis Schulz, einer der Teilnehmer des KdN-Seminar, hier in Merchandise von „White Rex“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Dennis Schulz, einer der Teilnehmer des KdN-Seminar, hier in Merchandise von „White Rex“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Beim Training: Sebastian Matuszak (rechts) zusammen mit dem jüngst <a href="http://akantifaac.blogsport.de/2019/03/14/drogen-nazis-zu-haft-verurteilt/">wegen Drogenhandel</a> verurteilen Aachener Neonazi Timm Malcoci (Quelle: Screenshot Facebook)
Beim Training: Sebastian Matuszak (rechts) zusammen mit dem jüngst wegen Drogenhandel verurteilen Aachener Neonazi Timm Malcoci (Quelle: Screenshot Facebook)
Guido Howald, einer der Teilnehmer des Seminars und Mitglied der „Baltik Korps“ (Quelle: Screenshot Instagram)
Guido Howald, einer der Teilnehmer des Seminars und Mitglied der „Baltik Korps“ (Quelle: Screenshot Instagram)
Der Tostedter Neonazis André Bostelmann (Quelle: Screenshot Facebook)
Der Tostedter Neonazis André Bostelmann (Quelle: Screenshot Facebook)
Bildmitte, mit Wahlplakat der Neonazi-Partei „Der III. Weg“: Martin Langner (Quelle: Flickr Tim Mönch)
Bildmitte, mit Wahlplakat der Neonazi-Partei „Der III. Weg“: Martin Langner (Quelle: Flickr Tim Mönch)

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Aktivitäten der extrem rechten Kampfsportszene in Deutschland – Rückblick & Ausblick https://indyhro.blackblogs.org/2019/05/04/aktivitaeten-der-extrem-rechten-kampfsportszene-in-deutschland-rueckblick-ausblick-2/ Sat, 04 May 2019 12:32:10 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=3933 Continue reading Aktivitäten der extrem rechten Kampfsportszene in Deutschland – Rückblick & Ausblick]]> [Original erschienen unter https://runtervondermatte.noblogs.org/aktivitaeten-der-extrem-rechten-kampfsportszene-in-deutschland-rueckblick-ausblick ]

Nachdem wir uns vor einigen Wochen in einer längeren Auswertung mit dem Neonazi-Kampfsportevent „Pro Patria Fest“ in Griechenland befasst haben und auf die dortige Beteiligung deutscher Strukturen um den „Kampf der Nibelungen“ (KdN) eingegangen waren, möchten wir im Folgenden die zurückliegenden Aktivitäten der Szene betrachten, sowie über anstehende Events in Deutschland informieren. Dabei gehen wir rückblickend auf das KdN-Event im Rahmen des extrem rechten „Schild & Schwert-Festivals“ im November 2018 in Ostritz, auf die Beteiligung des KdN auf Events im Ausland, sowie das „Selbstverteidigungsgseminar“ des KdN im März 2019 ein und werden u.a. das anstehende „Tiwaz“-Turnier im Juni skizzieren.

Show-Kampf statt „Teamfights“

Nur wenige Wochen nach dem Hauptevent des „Kampf der Nibelungen“ am 13. Oktober 2018, wollte das Team des KdN, im Rahmen des extrem rechten „Schild & Schwert-Festivals“ am 2. November, erneut eine Kampfsport-Gala ausrichten. In großen Tönen kündigte man in den sozialen Netzwerken im Vorhinein an, sogenannte „Teamfights“ durchführen zu wollen. In der Presse hatte es dazu zahlreiche Diskussionen gegeben, u.a. darüber, ob diese „Teamfights“ überhaupt legal seien, denn schließlich treten mehrere Personen im Ring gegeneinander an. Da der KdN nachweislich keinem Verband angehört, verlassen sich vor allem die Behörden einzig auf die Darstellung der Neonazis selbst, dass man nach einem Regelwerk kämpfen würde. Eine Grauzone also, denn andernfalls wären die „Teamfights“ mit Hooligan-Kämpfen vergleichbar, die laut diverser Gerichte strafbar sein können – den Beteiligten solcher verabredeter Kämpfe kann die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen werden.

Zu „Teamfights“ kam es am 2. November in Ostritz nicht. Auch haben keine sonstigen Kämpfe stattgefunden, wie man aus den sozialen Netzwerken erfuhr. Vielmehr wurden in einem improvisierten Rahmen Show-Kämpfe gezeigt, um den rund 400 teilnehmenden Neonazis wenigstens irgendetwas bieten zu können. Bei einem der Showkämpfer handelte es sich um Martin Langner vom extrem rechten Gym „Barbaria Schmölln“ aus Thüringen. Der K1-Kämpfer hatte schon im April 2018 im Rahmen des ersten „Schild & Schwert-Festivals“ im Ring gestanden.
Unterstützung bekam Langner am 2. November u.a. von dem umtriebigen Neonazi David Hasenkrug aus Chemnitz. Hasenkrug war schon im Oktober 2018 einer der Coachs des „Tiwaz“-Team auf dem KdN in Ostritz.
Im Team „Barbaria Schmölln“ fand man am 2. November zudem den Chemnitzer Neonazi und Kampfsportler Thore Probst. Er wird der rechten Chemnitzer Hooliganszene um die Gruppe „Kaotic“ zugerechnet, sowie dem Orga-Team des rechten Kampfsportevents „Tiwaz“. Gemeinsam mit dem Hauptakteur des „Tiwaz“, Tim Kühn, arbeitet Probst bei der Sicherheitsfirma „S3-Security“ in Chemnitz. Tatsächlich brisant ist außerdem, dass Probst‘ Mutter, Antje Probst, in den 90ern ein führendes Mitglied des sächsischen „Blood & Honour“-Ablegers war – das engste UnterstützerInnen-Umfeld des NSU.

Das KdN-Team selbst war im November nur mit wenigen Kern-Mitgliedern anwesend. So reiste etwa der „Hammerskin“ Nils Budig an, sowie Alexander Deptolla und Philipp Liebetrau. Liebetrau stand an dem Abend außerdem mit der NS-Hardcore-Band „Terrorsphära“ auf der Bühne. Es soll, laut eigenen Aussagen, das letztes Konzert der Band in Deutschland gewesen sein. Man wolle nur nur auf Kampfsport-Veranstaltungen auftreten, bevorzugt im Ausland.

Auch David Mallow aus Rostock nahm an dem Event am Freitag in Ostritz teil. Er betreute dort den Stand des „Aktionsblog“ – eine gewalttätige Neonazi-Gruppierung aus Rostock und Umgebung, die seit einiger Zeit mit „Baltik Korps“ eine eigene Kampfsportgruppe unterhält. Auf selbst gezeichneten Plakaten stellte der „Aktionsblog“ in Ostritz seine Aktivitäten vor, darunter u.a. die „Leibeszucht“. Mallow ist zudem Teil der „KdN-Kampfgemeinschaft“ und trat für das Team mehrmals in den Ring.

Unter den Teilnehmenden des Events fand man auch Julian Menzel aus Bautzen. Er kämpfte schon auf rechten Events wie dem „Tiwaz“-Turnier im Juni 2018 und auf dem KdN im Oktober 2018.

Aus Ungarn war darüber hinaus Suhajda „Starec“ Zoltan angereist, der seit längerem als Kämpfer auf diversen Neonazi-Events bekannt ist. Eine Mitfahrgelegenheit fand er offensichtlich bei Musikern der ungarischen NS-Hardcore-Band „Feher Törveny“, die am Abend des 2. November spielten.

Da es uns vor allem um eine Milieu-Beschreibung geht, verzichten wir an dieser Stelle auf Vollständigkeit in Bezug auf die Nennung aller Neonazis, die an dem Event teilnahmen und die wir der extrem rechten Kampfsportszene zuordnen. Informierten Leser_innen dürfte bewusst sein, dass die Verbindung von NS-Hardcore und Kampfsport eben ein bestimmtes Publikum anzieht – vor allem durch die Selbstdarstellung von Bands wie „Terrorsphära“ als musikalisches Sprachrohr der neonazistischen Kampf-und Kraftsportszene.

Dass das KdN-Event am ersten Tag des RechtsRock-Festivals nur mäßig besucht war und das KdN-Team ein vergleichbar „dünnes“ Programm auf die Beine stellte, kann auch an einer Übersättigung des Angebots gelegen haben. Schließlich hatte die rechte Kampfsport-Promotion KdN mit Hilfe des internationalen Netzwerks kurz zuvor ihr Hauptevent mit bis zu 700 TeilnehmerInnen organisiert. Im Ring standen dort um die 40 Neonazis aus dem In-und Ausland. Auch wenn damit sicher nicht die gesamten Kapazitäten der rechten Kampfsportszene – sowohl an ZuschauerInnen als auch an Kämpfenden – ausgeschöpft waren, dürfte der KdN dennoch am organisatorischen Limit gewesen sein. Nicht alle der kämpfenden Neonazis stehen schließlich ständig im Training, sind verfügbar oder sind gewillt zu kämpfen. Dass von Seiten des KdN keine Auswertung ihres Events am 2. November erfolgte, spricht für unsere Annahme, dass man sich mit der Organisation zweier so eng beieinander terminierter Events schlicht übernommen hatte. Der KdN ist kein Event ähnlich eines Franchise-Unternehmens, das von unterschiedlichen Personen zu jeder Zeit bedient werden kann. Es ist bisher immer noch eine Struktur, die im Kern von nur wenigen AkteurInnen getragen wird, auch wenn diese stetig bemüht sind ihr Netzwerk weiter auszubauen.

Einschwören und Austauschen
Aktivitäten des KdN zwischen November 2018 und März 2019

In den Monaten nach der Kampfsportveranstaltung des KdN im November 2018 in Ostritz fanden vor allem Treffen statt, die zur Selbstvergewisserung der Struktur beitragen sollten.

Etwa die Ausrichtung einer „Jahresabschlussfeier“ in den Räumen des von der NPD betriebenen „Volksfliederhaus“ in Eisenach (Thüringen) am 30. November 2018. Gemeinsam mit der eng an den KdN angebundenen Plattform „Wardon 21“ wurde dort das Jahr resümiert und sich u.a. zum Ziel gesetzt, die „Arbeit stetig zu verbessern und zu professionalisieren“, wie es später auf der Webpräsenz des KdN hieß.

Nur kurze Zeit nach dieser Feierlichkeit nahm der KdN, vertreten durch Philipp Liebetrau, in Moskau (Russland) an der Premiere des extrem rechten Kampfsportevents „Hammer of Will – Fight“ am 9. Dezember 2018 teil. Organisiert wurde das Event, an dem bis zu 150 Personen teilnahmen, von der rechten Trainingsgruppe „PPDM – Father Frost Mode“ aus Russland. Die Gruppe ist eigentlich vorrangig im Kraftsport-Bereich zu finden.
Die Durchführung einer solchen Veranstaltung ist in Hinblick auf den europäischen Trend, eine rechte Kampfsportszene durch eigene Events zu vereinen, kein Novum. Ob die russische Neonazi-Gruppe damit versucht in die Fußstapfen von Denis „Nikitin“ Kapustins „White Rex“-Turnieren zu treten, wird sich noch zeigen. Überschneidungen sind jedoch jetzt schon erkennbar. Denn während Tomasz Szkatulski, Inhaber der französischen Neonazi-Marke „Pride France“, am 9. Dezember 2018 in den Ring stieg, war der russische Schauspieler Sergey Badyuk dort einer der Ehrengäste und hielt eine Rede. Schon auf den „Duh Voina“-Events von „White Rex“ fungierte Badyuk als Ringsprecher – damals bekleidet mit einer Kutte des „Hells Angels MC“.

Einen weiteren Ort des Austauschs fand die rechte Kampfsportszene am 19. Januar 2019 in Sofia (Bulgarien), als dort der „NS Fightclub“ zu einer seiner regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen einlud. Man werde dort keinen Kämpfer in den Ring schicken können, so der KdN im Vorfeld, das Event aber nutzen, um Kontakte zu knüpfen. Mindestens zwei Personen vom KdN-Team nahmen schließlich an dem Event in Sofia teil.
Diese Verbindungen manifestieren sich auch außerhalb der rechten Kampfsport-Events, denn schließlich nehmen Teile der Dortmunder Struktur um den KdN und der Neonazi-Partei „Die Rechte“ seit Jahren etwa an dem NS-verherrlichenden „Lukov-Marsch“ teil, der jährlich im Februar in Sofia ausgetragen wird. Anders herum schickt der „NS Fightclub“ Kämpfer nach Deutschland, um beim „Kampf der Nibelungen“ anzutreten.

Förderung der Wehrhaftigkeit
– das Selbstverteidigungs-Seminar des KdN im März 2019

Für den 23. März 2019 wurde für den Raum „Ruhrgebiet“ ein Selbstverteidigungs-Seminar angekündigt, bei dem Grundlagen in „Selbstverteidigung, Straßenkampf und klassischem Kickboxen“ vermittelt werden sollen. Als offizieller Veranstalter trat der „Kampf der Nibelungen“ in Erscheinung. Das Seminar fand letztendlich in den Räumlichkeiten von „Sports Vital Plus“ in Castrop-Rauxel (NRW) statt. Die ca. 25-30 Teilnehmenden wurden nach vorheriger Anmeldung über einen Schleusungspunkt zu dem Veranstaltungsort gelotst.

In die Organisation waren maßgeblich bekannte Personen aus dem Dortmunder KdN-Netzwerk und den dortigen Strukturen um die Neonazi-Partei „Die Rechte“ eingebunden. So war Alexander Deptolla als Ansprechperson für die Teilnehmenden zuständig, während Christian Meier den Schleusungspunkt betreute. Neben den Mitgliedern des KdN-Team, Franz Pauße (früher Dortmund jetzt Thüringen) und Marina Liszczewski, war auch Daniel Grebe vor Ort. Grebe wurde 2015 zu einer 22-monatigen Haftstrafe ohne Bewährung wegen mehrerer Körperverletzungsdelikte verurteilt.
Die Teilnehmenden waren überwiegend aus Nordrhein-Westfalen angereist. So u.a. aus den Regionen Aachen, Neuss, Moers, Köln, Wesel, Wuppertal oder Wanne-Eickel. Aber auch aus dem Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen), Rostock und aus Bern in der Schweiz fanden Neonazis den Weg ins Ruhrgebiet.

An dem „Selbstverteidigungsseminar“ hat unter anderem Dennis Schulz aus dem Rhein-Kreis Neuss (NRW) teilgenommen. Schulz gehört zum „Chapter Düsseldorf“ der „Road Crew 24“ (RC 24). Die „RC 24“ ist als eine Art Fanclub der mittlerweile aufgelösten RechtsRock-Band „Barking Dogs“ gegründet worden. Zeitweise unterhielt die „Road Crew“ Ableger („Chapter“) in verschiedenen Städten in NRW sowie in der Steiermark (Österreich) und inszenierte sich als eine Art rocker-ähnliche Bruderschaft. Schulz, der sich auch im direkten Umfeld der rechts-offenen Hooligan-Gruppe „Bushwhackers“ von Fortuna Düsseldorf bewegt, betreibt seit längerer Zeit Kampfsport.

Mit dem aus Alsdorf bei Aachen kommenden Sebastian Matuszak nahm außerdem ein umtriebiger Akteur der nordrhein-westfälischen NS-Black-Metal-Szene an dem Seminar teil. Matuszak wirkt unter dem Namen „Ulvre“ als Schlagzeuger in den NS-Back-Metal Bands „Carpathian Wolves“ und „Ad Arma“ mit. Er trat darüber hinaus als Werbeträger für das Neonazi-Kampfsportlabel „Greifvogel Wear“ auf.

Doch nicht nur Männer nahmen an dem Seminar des KdN teil. Neben der bereits erwähnten Marina Liszczewski aus dem KdN-Team, reiste auch Patricia Hardt aus dem Raum Wesel an.
Aus Rostock war zudem Guido Howald vor Ort.

Ursprünglich stammt der Neonazi aus Salzwedel, wo er Kontakte zu den rechts-offenen Rockern des dortigen Chapters der „Red Devils“ pflegte – ein Unterstützer-Club des „Hells Angels MC“. Später zog Howald nach Rostock, wo er bis heute beste Verbindungen zum lokalen Ableger des „Hells Angels MC“ um Mirko Appelt unterhält. Auch die Dortmunder Neonazis Alexander Deptolla und Christoph Drewer besuchen Howald und Appelt regelmäßig in Rostock, während Howald selbst oft beruflich in Dortmund zu Gange ist. In Rostock betätigt sich Howald unter anderem als Security, gehört der Neonazi-Gruppierung „Aktionsblog/Nationale Sozialisten Rostock“ an und betätigt sich in deren rechten Kampfsport-Gruppe „Baltik Korps“.

Von Seiten des „Kampf der Nibelungen“ werden für die Zukunft weitere Selbstverteidigungsseminare in dieser Form angekündigt. Auch wenn es das erste, explizit aus dem KdN-Netzwerk organisierte „Selbstverteidigungsseminar“ war, ist das Format innerhalb der neonazistischen Szene nicht neu. So war in der Vergangenheit insbesondere „White Rex“-Gründer Denis „Nikitin“ Kapustin ein gern gesehener Gast bei „Selbstverteidigungsseminaren“ der extremen Rechten in ganz Europa. In Deutschland leitete Kapustin solche Kampfsport-Trainings bspw. im Mai 2017 in Mecklenburg-Vorpommern oder im November 2017 im Raum Braunschweig, die von den NPD-Parteijugend „Junge Nationalisten“ (JN) organisiert worden waren. Diese Trainings dürfen nicht als Selbstverteidigungsseminare oder „Sportveranstaltungen“ verstanden werden, sondern vielmehr als Vorbereitung der extremen Rechten auf den selbsternannten „Kampf um die Straße“.

Wiederkehr und Verfestigung
– das „Tiwaz“, Events des „Kampf der Nibelungen“ und „Jugend im Sturm“

Zum zweiten Mal soll am 8. Juni 2019 das extrem rechte Kampfsportevent „Tiwaz“ in Sachsen ausgetragen werden. Schon im April diesen Jahres veröffentlichte das Format über die sozialen Netzwerke ein mehr peinlich als martialisch wirkendes Mobilisierungsvideo. Einsam und mit Sturmmaske vermummt kickt dort der Protagonist wahlweise gegen morsche Bäume, übt sich in Liegestützen im Schnee und präsentiert an einer Landstraße mitten im Nirgendwo u.a. sein „Können“ im Schattenboxen.
In den Disziplinen K1, Boxen und MMA (Mixed Martial Arts) sollen im Juni bis zu 10 Kämpfe ausgetragen werden – wie im letzten Jahr unter konspirativen Umständen. Die Logistik und Organisation des „Tiwaz“ läuft wie im letzten Jahr über die Neonazi-Strukturen in Chemnitz und Umland – maßgeblich über Neonazis wie Tim Kühn, der sowohl in der rechten Hooliganszene, wie auch in klassischen Kameradschaftsbezügen vernetzt ist.

Bisher ist bekannt, dass André Bostelmann aus Tostedt (Niedersachsen) und der Franzose Tomasz Szkatulski in den Ring treten wollen, wie auch Julian Menzel aus dem Raum Bautzen (Sachsen).

Unterstützung findet das „Tiwaz“ von allen relevanten, extrem rechten Kampfsport-Marken und Formaten: „Sonnenkreuz Versand“ von Frank Kraemer, „Wardon 21“, „Black Legion“ aus Cottbus, „AG Körper & Geist“ von der Neonazi-Partei „Der III. Weg“, „PC Records“ von Yves Rahmel aus Chemnitz, „Pride France“, „Greifvogel Wear“ und natürlich dem „Kampf der Nibelungen“. Ob „White Rex“, wie auf den Flyern angekündigt, auch vertreten sein wird, wird sich zeigen. Dass dort nicht unbedingt Denis „Nikitin“ Kapustin im Namen von „White Rex“ auftreten muss, legt die veränderte Vertriebsstruktur der Marke in Europa nahe. Schließlich wird das Label spätestens seit 2017 aus der Schweiz betrieben, genauer gesagt von Florian Gerbers „Fighttex AG“. Gerber, Voll-Mitglied der Neonazi-Bruderschaft „Hammerskins“ und Führungsperson der extrem rechten „Partei National Orientierter Schweizer“ (PNOS), pflegt schon seit einigen Jahren gute Beziehungen zu Kapustin, der für die PNOS mehrmals Selbstverteidigungs-Workshops gab.

Ebenfalls im Juni 2019 soll das dritte, extrem rechte „Schild & Schwert Festival“ in Ostritz (Sachsen) stattfinden. Wie bei den vergangenen Events dieser Konzertreihe in 2018, kündigte der „Kampf der Nibelungen“ erneut an, dort ein Turnier abhalten zu wollen. Dafür suche man nicht nur Personen für Einzelkämpfe, sondern auch Teilnehmer für sogenannte „Teamfights“, hieß auf der Webpräsenz des KdN. Das zweitägige Neonazi-Event am 21. und 22. Juni dürfte auch dahingehend brisant werden, da Veranstalter Thorsten Heise dort seinen 50. Geburtstag feiern wird. Somit wird Ostritz erneut zum Sammelplatz und Ort des Austauschs zwischen rechter Kampfsportszene, RechtsRock-Milieu und militanter Strukturen wie „Combat 18“ und „Hammerskins“ – während die zu erwartenden, zahlenmäßig im vierstelligen Bereich liegenden BesucherInnen Gelder in die Kassen einspülen.

Kleiner und bewusst elitär soll dagegen das zweite „Jugend im Sturm“-Fest der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ am 6. Juli 2019 sein. Wie im letzten Jahr in Kirchheim (Thüringen), soll neben RechtsRock auch in diesem Jahr eine Kampfsportveranstaltung geboten werden. Kampfsportler sind in den Reihen der Partei schließlich zu Genüge zu finden und unterhalten mit der parteieigenen „AG Körper & Geist“ eine Art Team. Zu erwähnen sind dabei vor allem die dort organisierten rechten Kampfsportler Kai-Andres Zimmermann aus Fürth (Bayern), sowie Michél Sajovitz und Marco Münzer vom „Stützpunkt Mittelsachen“ der Partei aus dem Raum Chemnitz. Alle drei nahmen an zahlreichen Wettkämpfen der extrem rechten Kampfsportszene teil.
Dass am 6. Juli in Thüringen auch das RechtsRock-Festival „Tage der nationalen Bewegung“ (TdnB) stattfinden soll, dürfte sicher für einigen Unmut in der Szene sorgen. „Der III. Weg“ musste sich schon in der Vergangenheit den Vorwurf gefallen lassen „die Szene zu spalten“. Das Konzept des „Jugend im Sturm“-Fest dient jedoch vor allem zur Selbstvergewisserung der eigenen Strukturen, während das RechtsRock-Konzert in Themar ein Publikum aus allen Schichten der extremen Rechten ansprechen soll.

Ausblick

Die deutsche und europäische Kampfsportszene wächst stetig und manifestiert sich in eigenen Wettkämpfen, Treffen und Events. Vor allem der „Kampf der Nibelungen“ dürfte seit letztem Jahr an Aufwind und Einfluss gewonnen haben. Es scheint, dass die VeranstalterInnen an Selbstsicherheit gewonnen haben, auch aufgrund der Reichweite ihres Hauptevents im Oktober 2018. Welche Rolle „White Rex“ innerhalb der internationalen „Kampfgemeinschaft“ in Zukunft spielt, wird sich noch zeigen. Denn seit Oktober 2018 ist es relativ ruhig geworden um Denis „Nikitin“ Kapustins Label und Promotion. Dagegen hat sich der KdN zu einer eigenständigen Struktur entwickelt und spielt nun selbst die Rolle, in der „White Rex“ in den Jahren 2012/2013 steckte. Der KdN ist zum Ideengeber avanciert und stellt heute den Knotenpunkt des rechten Kampfsport-Netzwerkes in Westeuropa dar. Diese erlangte Selbstsicherheit lässt sich auch anhand der Ankündigung des KdN-Hauptevents für den Herbst 2019 erkennen. Statt auf einen sicheren Ort wie die Neonazi-Immobilie in Ostritz als Austragungsort zu setzen, sind die OrganisatorInnen bemüht, eine andere Location zu finden. Auch an diesem, noch unbekannten Ort, soll das Event offiziell ausgetragen werden – ein Ausdruck dafür, dass die Szene scheinbar weder behördliche Einschränkungen, noch relevanten Protest aus der Zivilgesellschaft zu befürchten hat.

Unter der Schirmherrschaft des KdN versammeln sich zudem Projekte wie „Wardon 21“, die einen ideologischen Unterbau der Szene forcieren. Und während der KdN europaweit Einfluss nimmt, setzen lokale Strukturen hier und da Akzente, rufen Trainingsgruppen ins Leben und fördern damit den Trend innerhalb der Szene, sich „wehrhaft“ zu machen.

Die rechte Kampfsportszene und neonazistische Akteure auf der Straße beeinflussen sich gegenseitig und entwickeln darüber hinaus Synergieeffekte. Gemeint ist, dass sich einerseits organisierte Neonazis in der Kampfsportszene einbringen und diese als Rekrutierungsfeld nutzen, andererseits eine politische Organisierung von Personen erkennbar ist, die sich hauptsächlich in der rechten Kampfsportszene bewegen. Als anschauliches Beispiel könnte Martin Langner vom Verein „Barbaria Schmölln“ dienen. Er ist zwar seit Jahren als Neonazi bekannt und trat mehrmals auf Events des KdN in den Ring, war sonst aber eher selten als Teilnehmer rechter Aufmärsche zu erkennen. Nun nahm Langner, der in der Vergangenheit auch auf kommerziellen Events wie „We love MMA“ antrat, jüngst am Aufmarsch der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ am 1. Mai 2019 in Plauen teil – ausgestattet mit einem Wahlplakat der Kleinstpartei.

Wir als Kampagne, wie auch lokale Recherchegruppen und Journalist_innen warnen seit Jahren vor diesem Trend, den wir als „Wehrsport 2.0.“ bezeichnen. Jahrelang war es ein kleiner Teil der Zivilgesellschaft, der diese Warnungen ernst nahm und verstand, dass Kampfsport innerhalb der extremen Rechten einzig dem Zwecks dient sich für den „Tag X“ zu rüsten – vernetzt auf einer internationalen Ebene. Dass dies nun auf einmal auch der Verfassungsschutz, wie auch diverse andere staatliche Behörden erkannt haben und darauf auf Pressekonferenzen und in Dossiers eingehen, ist einzig denen zu verdanken, die seit Jahren das Thema in einer breiten Öffentlichkeit zu platzieren versuchen.
Konsequenzen fordern wir jedoch nicht vorrangig von den Behörden, sondern vor allem von den Kampfsportverbänden und Gyms, in denen sich Neonazis ungestört rüsten können. Wir fordern, dass Neonazis und RassistInnen als solche benannt werden und ihnen der Zugang zu Verbänden und Trainingsräumen entzogen wird. Schließlich beginnt eine Förderung von rechten Kampfsportstrukturen genau dort und kann auch nur dort im Ansatz unterbunden werden.

v.l.n.r.: David Mallow, Alexander Deptolla und Thorsten Heise auf dem „Schild &amp; Schwert-Festival“ im November 2018 in Ostritz (Quelle: Flickr Endstation Rechts)
v.l.n.r.: David Mallow, Alexander Deptolla und Thorsten Heise auf dem „Schild & Schwert-Festival“ im November 2018 in Ostritz (Quelle: Flickr Endstation Rechts)
Team „Barbaria Schmölln“ auf dem KdN-Event im November 2018 in Ostritz; Oben 2.v.l.: Thore Probst; unten links David Hasenkrug, rechts daneben Martin Langner (Quelle: Screenshot Facebook)
Team „Barbaria Schmölln“ auf dem KdN-Event im November 2018 in Ostritz; Oben 2.v.l.: Thore Probst; unten links David Hasenkrug, rechts daneben Martin Langner (Quelle: Screenshot Facebook)
Nils Budig, bei der Anreise zum KdN-Event am 2. November 2018 in Ostritz (Quelle: Pixelarchiv)
Nils Budig, bei der Anreise zum KdN-Event am 2. November 2018 in Ostritz (Quelle: Pixelarchiv)
Eigendarstellung des „Aktionsblog“ aus Rostock auf dem KdN-Event am 2. November 2018 in Ostritz (Quelle: Twitter Henrik Merker)
Eigendarstellung des „Aktionsblog“ aus Rostock auf dem KdN-Event am 2. November 2018 in Ostritz (Quelle: Twitter Henrik Merker)
Julian Menzel (1.v.r.) aus dem Raum Bautzen bei der Anreise zum KdN-Event am 2. November 2018 in Ostritz (Quelle: Pixelarchiv)
Julian Menzel (1.v.r.) aus dem Raum Bautzen bei der Anreise zum KdN-Event am 2. November 2018 in Ostritz (Quelle: Pixelarchiv)
„Jahresabschlussfeier“ des KdN und „Wardon 21“ im November 2018 in Eisenach. V.l.n.r.: Manuel Eder, Jörg Henning, Lukas Oertel, Unbekannt, Stefan Wedekind, Heiko Drews, Marina Liszczeweski, Jim Koal, Franz Pauße, Philipp Liebetrau, Alexander Deptolla und Philipp Oertel (Quelle: Screenshot Facebook)
„Jahresabschlussfeier“ des KdN und „Wardon 21“ im November 2018 in Eisenach. V.l.n.r.: Manuel Eder, Jörg Henning, Lukas Oertel, Unbekannt, Stefan Wedekind, Heiko Drews, Marina Liszczeweski, Jim Koal, Franz Pauße, Philipp Liebetrau, Alexander Deptolla und Philipp Oertel (Quelle: Screenshot Facebook)
Philipp Liebetrau (links) mit einem Mitglied der Gruppe „PPDM-Father Frost“ in Moskau im Dezember 2018 (Quelle: Screenshot Facebook)
Philipp Liebetrau (links) mit einem Mitglied der Gruppe „PPDM-Father Frost“ in Moskau im Dezember 2018 (Quelle: Screenshot Facebook)
Eine Urkunde für das „Selbstverteidigungsseminar“ des KdN im März 2019 (Quelle: Screenshot Facebook)
Eine Urkunde für das „Selbstverteidigungsseminar“ des KdN im März 2019 (Quelle: Screenshot Facebook)
Dennis Schulz, einer der Teilnehmer des KdN-Seminar, hier in Merchandise von „White Rex“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Dennis Schulz, einer der Teilnehmer des KdN-Seminar, hier in Merchandise von „White Rex“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Beim Training: Sebastian Matuszak (rechts) zusammen mit dem jüngst <a href="http://akantifaac.blogsport.de/2019/03/14/drogen-nazis-zu-haft-verurteilt/">wegen Drogenhandel</a> verurteilen Aachener Neonazi Timm Malcoci (Quelle: Screenshot Facebook)
Beim Training: Sebastian Matuszak (rechts) zusammen mit dem jüngst wegen Drogenhandel verurteilen Aachener Neonazi Timm Malcoci (Quelle: Screenshot Facebook)
Guido Howald, einer der Teilnehmer des Seminars und Mitglied der „Baltik Korps“ (Quelle: Screenshot Instagram)
Guido Howald, einer der Teilnehmer des Seminars und Mitglied der „Baltik Korps“ (Quelle: Screenshot Instagram)
Der Tostedter Neonazis André Bostelmann (Quelle: Screenshot Facebook)
Der Tostedter Neonazis André Bostelmann (Quelle: Screenshot Facebook)
Bildmitte, mit Wahlplakat der Neonazi-Partei „Der III. Weg“: Martin Langner (Quelle: Flickr Tim Mönch)
Bildmitte, mit Wahlplakat der Neonazi-Partei „Der III. Weg“: Martin Langner (Quelle: Flickr Tim Mönch)

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Nachtrag: Der Verein „Baltic Fighters“ bindet Neonazis in Veranstaltungsstrukturen der „Muay Thai Open“ ein https://indyhro.blackblogs.org/2019/04/19/nachtrag-der-verein-baltic-fighters-bindet-neonazis-in-veranstaltungsstrukturen-der-muay-thai-open-ein/ Fri, 19 Apr 2019 09:21:57 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=3847 Continue reading Nachtrag: Der Verein „Baltic Fighters“ bindet Neonazis in Veranstaltungsstrukturen der „Muay Thai Open“ ein]]> [Original erschienen unter https://runtervondermatte.noblogs.org/nachtrag-der-verein-baltic-fighters-bindet-neonazis-in-veranstaltungsstrukturen-der-muay-thai-open-ein ]


Seit Jahren finden in Deutschland und in Polen regelmäßig unter dem Namen „Muay Thai Open“ (MTO) Amateur-Wettkämpfe statt. Mehrmals im Jahr werden diese Veranstaltungen von den an die MTO angebundenen Gyms und Vereinen ausgerichtet. So trat auch der Rostocker Verein „Baltic Fighters“ mehrmals als Veranstalter auf.

Auf der letzten Muay Thai Open (MTO) in Rostock am 10. November 2018 wurden auch Neonazis in die Veranstaltungsstrukturen eingebunden, welche bei den „Baltic Fighters“ trainieren.

Denn als Moderator der Veranstaltung trat der in Rostock lebende Neonazi Marcel Zapf, genannt „Zabel“, auf. Seine „Karriere“ in der extrem rechten Szene ist von heute bis 2007 nachvollziehbar, als er mit weiteren Neonazis die Gruppe „Hoolsnation“ gründete. Ab 2010 war Zapf dann als Solo-Musiker „UnGebetene Gäste“ unterwegs. Nur kurze Zeit später entstand daraus die RechtsRock-Band „Ungebetene Gäste“, mit denen Zapf als Sänger bis heute Konzerte gibt. Etwa im März 2014 in der Neonazi-Immobilie in Kirchheim (Thüringen) u.a. mit der Allgäuer Neonazi-Band „Faustrecht“. Zuletzt gab er am 2. März 2019 ein Akustik-Konzert in Sachsen, welches – wie üblich im RechtsRock-Konzertgeschehen – konspirativ ausgerichtet wurde.

Marcel Zabel trat darüber hinaus schon am 4. November 2017 als Kämpfer für die „Baltic Fighters“ auf der MTO in Rostock an. Bis heute ist er Teil der Trainingsgruppe und reist mit den „Baltic Fighters“ zu verschieden Wettkämpfen.
Die Informationen über „Zabels“ extrem rechte Aktivitäten sollten den „Baltic Fighters“ nicht unbekannt sein. Nicht nur weil er in der Region seit Jahren als aktiver Neonazi bekannt ist, sondern auch, weil der Name seiner Band „Ungebetene Gäste“ großflächig als Tattoo auf seiner Brust prankt. Zabel trägt außerdem offensichtlich T-Shirts mit rechten Inhalten wie von „Greifvogel Wear“, „European Brotherhood“ oder „Skrewdriver“.

Leider ist Zabels Engagement im Verein nicht die einzige Verbindung der „Baltic Fighters“ in die Neonazi-Szene.

Im Nachgang der MTO im November 2018 erhielten wir mehrere E-Mails, dass auf der Veranstaltung eine Person aus dem gastgebenden Verein „Baltic Fighters“ ein T-Shirt des Neonazi-Kampfsportevents „Kampf der Nibelungen“, für jeden sichtbar, trug.

Direkte Nachfragen vor Ort bei den Veranstalter_innen stießen leider weder auf die nötige Aufmerksamkeit, noch folgte eine unmittelbare Handlung. Laut Recherchen handelt es sich bei der Person, die dieses T-Shirt zur Schau trug um Paul Großmann, der auch bei den „Baltic Fighters“ trainiert.

Kommentare in den sozialen Netzwerken zu der letzten MTO in Rostock deuten zudem weitere Probleme an:
„Rechte Gewalttäter bei Kampfsport Events (…) eine Aufarbeitung ist da angebracht.“ oder „Wird Thor Steinar wieder zum gepflegten Dresscode zählen?“.

Bereits im Vorfeld wurden die Verantwortlichen der MTO von mehreren Seiten darüber informiert, dass am 10. November auch Kevin Kraft vom „Team Bäumler“ aus Ronneburg (Thüringen) als Kämpfer angemeldet wurde.

Kraft ist einer der über 200 Neonazis und rechten Hooligans, die am 11. Januar 2016 im als alternativ geltenden Leipziger Stadtteil Connewitz von der Polizei festgesetzt wurden, nachdem dort Kneipen, Geschäfte und Imbissläden mit Steinen und Pyro-Technik angegriffen wurden.  Auch Menschen, die sich zu dieser Zeit im Stadtteil befanden, wurden zum Ziel der Neonazis. Aktuell laufen gegen die 215 von den Polizeikräften festgesetzten Personen Gerichtsprozesse. Neben Kevin Kraft gehörten auch Sven Huber, Oliver Hoffmann und Michael Neuhaus dazu. Sie trainieren ebenfalls im „Team Bäumler“ um Peter Bäumler im ASC Ronneburg. Sven Huber war darüber hinaus einer von 30 Kämpfern auf dem extrem rechten Kampfsportevent „Tiwaz“ im Juni 2018 in Sachsen. Tatsachen, die jedem bei einer einfachen Personensuche im Internet direkt ins Auge stechen dürften. Kevin Kraft konnte in Rostock dennoch an der MTO teilnehmen.

Keine Politik, just Sports?

Wir fordern die MTO auf, endlich dazu Stellung zu beziehen, nachdem sie nun von mehreren Seiten darauf angesprochen wurden. Weder ist es tolerierbar, dass aktive Neonazis wie Marcel Zapf Veranstaltungen der MTO moderieren können, noch dass rechte und rassistische Gewalttäter bei den Wettkämpfen antreten dürfen.

Jenseits von wirtschaftlichen Interessen sind die Wettkämpfe der MTO vor allem für ihren sportlichen Fokus und die faire, familiäre Atmosphäre bekannt. Aus diesem Grund verstehen wir nicht, warum nicht eingegriffen wird, wenn Neonazis in jeglicher Form an diesen Veranstaltungen teilnehmen und sich hinter Slogans „Keine Politik-just Sports“ versteckt wird.

Es ist unlängst bekannt, dass Neonazis Kampfsport-Turniere-und Trainings als Rekrutierungsfeld nutzen. Wer für das Gym bei einer solchen Veranstaltung kämpfen darf und demnach hofiert wird, erhält Zugänge zu sportlichen Mitteln und Wegen. Werkzeuge, die Neonazis nutzen, um ihre Vormachtstellung auszubauen. Außerdem wird nicht zuletzt dadurch eine Atmosphäre geschaffen, die sicher nicht im Sinne aller teilnehmenden Gyms und Vereine ist.

Sollte sich das „Baltic Fighters“-Gym nicht endlich von Kämpfern, Mitwirkenden und Mittrainierenden wie Marcel Zapf lösen, fordern wie den Ausschluss des Gyms aus der MTO. Sollten Neonazis im Ring und die Organisation ihrer Wettkämpfe durch Neonazis, RassistInnen und deren SympathisantInnen für die MTO kein Problem sein, sollten sich die in der MTO organisierten Vereine und Gyms tatsächlich fragen, ob sie dort gut aufgehoben sind. Und, ob der Austausch mit Teams und Kämpfer_innen wie den „Baltic Fighters“, welches laut MTO eine der Hauptanliegen ist, wirklich der eigenen Philosophie entspricht.

Marcel „Zabel“ Zapf (1) mit seinen Mitmusikern der RechtsRock-Band „Ungebetene Gäste“. Quelle: Screenshots Facebook
Marcel „Zabel“ Zapf (1) mit seinen Mitmusikern der RechtsRock-Band „Ungebetene Gäste“. Quelle: Screenshots Facebook
Bild links: Marcel Zapf als Kämpfer auf der MTO im November 2017. Bild rechts: Zapf im Training bei den „Baltic Fighters“ in Rostock Quelle: Screenshots Facebook
Bild links: Marcel Zapf als Kämpfer auf der MTO im November 2017. Bild rechts: Zapf im Training bei den „Baltic Fighters“ in Rostock Quelle: Screenshots Facebook
Paul Großmann im T-Shirt des „Kampf der Nibelungen“. Im Bild rechts beim Training bei den „Baltic Fighters“ Quelle: Screenshot Facebook
Paul Großmann im T-Shirt des „Kampf der Nibelungen“. Im Bild rechts beim Training bei den „Baltic Fighters“ Quelle: Screenshot Facebook
Bild links: Das „Team Bäumler“ aus Ronneburg 2015, darunter Sven Huber (1), der „Kampf der Nibelungen“-Kämpfer Martin Langner (2), Kevin Kraft (3) und der C18-Anhänger Daniel Steinmüller (4). Bild rechts: Kevin Kraft (5) bei der MTO im November 2018 in Rostock. Am Rand des Rings ist Marcel Zapf (6) zu erkennen, der bei der Veranstaltung als Ringmoderator einegstezt war. Quelle: Screeenshot Facebook
Bild links: Das „Team Bäumler“ aus Ronneburg 2015, darunter Sven Huber (1), der „Kampf der Nibelungen“-Kämpfer Martin Langner (2), Kevin Kraft (3) und der C18-Anhänger Daniel Steinmüller (4). Bild rechts: Kevin Kraft (5) bei der MTO im November 2018 in Rostock. Am Rand des Rings ist Marcel Zapf (6) zu erkennen, der bei der Veranstaltung als Ringmoderator einegstezt war. Quelle: Screeenshot Facebook

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Der „Kampf der Nibelungen“ 2018 – Eine erste Auswertung https://indyhro.blackblogs.org/2018/10/26/der-kampf-der-nibelungen-2018-eine-erste-auswertung/ Fri, 26 Oct 2018 10:30:30 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=3995 Continue reading Der „Kampf der Nibelungen“ 2018 – Eine erste Auswertung]]> [Original erschienen unter https://runtervondermatte.noblogs.org/der-kampf-der-nibelungen-2018-eine-erste-auswertung ]

Die folgende Auswertung soll den Ist-Zustand des Netzwerkes um die extrem rechte Kampfsportveranstaltung „Kampf der Nibelungen“ aufzeigen, denn das nächste Event ist bereits für den 2. November 2018 angekündigt. Nur wenige Journalist_innen waren am 13. Oktober 2018 vor Ort, um das in Ostritz (Sachsen) ausgerichtete Turnier zu dokumentieren. Ebenso wenig Formate boten im Nachgang eine tiefgründige Berichterstattung, weshalb wir die unbedingte Notwendigkeit sahen aktuelle Informationen über Zusammenhänge und Netzwerke umfangreich der Öffentlichkeit bereitzustellen.
Es folgt eine detaillierte Aufarbeitung, die nicht den Anspruch auf Vollständigkeit hat.


Inhalt

Wenig (kritische) mediale Berichterstattung
Das kommende Event – öffentliches Interesse erwünscht

Die Organisation

Die Kämpfer:
Bekannte Gesichter aus Rostock und Bremen
Kämpfer aus Cottbus und Lübben
Das „Tiwaz“-Team und andere Kämpfer aus Sachsen
Alte Bekannte und neue Gesichter aus dem Westen Deutschlands
Bayern und Baden-Württemberg
Denis Nikitins von „White Rex“ und ukrainische Militärangehörige
Das tschechische „White Rex“-Team
Hooligans und Kampfsportler aus Frankreich
Weitere Kämpfer aus Griechenland, Bulgarien und Österreich

Das Publikum


Das Neonazi-Turnier „Kampf der Nibelungen“ – Eine erste Auswertung

Wie wir bereits in mehreren vergangenen Artikeln und Interviews nahe legten, ist die extrem rechte Kampfsportszene im Aufwind. Allein 2018 richtete das sich international unterstützende Netzwerk zwei gut besuchte Events in Deutschland aus – ein Turnier des „Kampf der Nibelungen“ (KdN) im April im Rahmen des Neonazi-Festivals „Schild & Schwert“ in Ostritz und das „Tiwaz“-Turnier im Juni im sächsischen Erzgebirge.
Mit der jährlich im Oktober ausgerichteten Hauptveranstaltung des KdN wollten die VeranstalterInnen am 13. Oktober 2018 das organisatorische Niveau erneut anheben. Tatsächlich sind Veränderungen in der Organisation zu erkennen gewesen. Nicht nur dass das Turnier das erste Mal im Osten der Republik ausgetragen wurde, sondern auch dass eine öffentliche Bewerbung im Vorhinein stattfand, sind Neuerungen. Mit der Wahl des Hotel „Neisseblick“ als Austraggungsort im ostsächischen Ostritz konnte sicher gestellt werden, dass das Event auch tatsächlich behördlich stattfinden darf. Zum anderen fiel dadurch der konspirative Charakter weg, wie wir ihn aus dem letzten Jahren kannten. Dies kann als Versuch seitens der OrganisatorInnen verbucht werden, das Turnier einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Letztlich dürften es nicht mehr teilnehmende Neonazis gewesen sein als im Vorjahr im hessischen Kirchhundem. Beobachtende Journalist_innen schätzten die Anwesenden in diesem Jahr auf rund 700.

Dabei ist es im Blick auf die BesucherInnenzahl egal, ob 200 oder 1.000 Personen teilnahmen. Mit den drei verfügbaren, rund 600 qm großen Hallen auf dem Gelände des Hotels, der Rechtssicherheit vor Ort und der Abgelegenheit des Geländes, dürfte sich für das KdN-Team schon einiges logistisch im Vergleich zu den Vorjahren verbessert haben. Voraussetzungen, um den Eventcharakter des KdN weiter ausbauen zu können.

Wenig (kritische) mediale Berichterstattung

Dass nur wenige Journalist_innen den Weg nach Ostritz fanden und sowohl im Vorfeld, als auch im Nachhinein nur wenig zum KdN berichtet wurde werten wir als großen Fehler. Eine Darstellung der Ereignisse überlässt man damit den OrganisatorInnen des KdN, die nun mit Hilfe eigener Bilder das Turnier als harmlose Sportveranstaltung inszenieren konnten. Auch die an dem Tag eingesetzte Polizei schien dieses Bild nicht ernsthaft beschädigen zu wollen. Schließlich sprachen die Behörden von einer Veranstaltung „ohne Störungen“. Auch bei dem polizeilichen Rundgang auf dem Gelände konnten keine ordnungswidrigen und strafrechtlichen Verstöße festgestellt werden. Die Frage ist dabei, wie kompetent die sächsischen Behörden hinsichtlich solcher Events überhaupt sind. Schließlich sind zahlreiche verbotene Symbole von Journalist_innen dokumentiert wurden. Auch in der Vergangenheit, etwa beim Neonazi-Festival „Schild & Schwert“ im April 2018, mangelte es den anwesenden Polizeikräften an Hintergrundwissen zu Szenecodes und verbotenen Kennzeichen.

Mit Personen aus dem militanten Netzwerk von „Combat 18“ und der elitären Neonazi-Bruderschaft „Hammerskins“ in der Orga, sowie zahlreichen BesucherInnen und Kämpfern aus extrem rechten Hooligan-Szenen aus ganz Europa, teilweise verbotenen Kameradschaften und faschistischen Verbänden, bat sich am Tag des „Kampf der Nibelungen“ ein Bild fernab von „harmlos“. Ein Kampfsport-Turnier der Neonazi-Szene ist demnach auch nicht als „unpolitische“ Sportveranstaltung zu betrachten, sondern als Treffen eines hochgefährlichen, internationalen Netzwerkes, denen Kampfsport nur Mittel zum Zweck ist. Der Sport wird missbraucht, um sich auf einen von der Szene herbei gesehnten „Rassenkrieg“ vorzubereiten. Gemeinschaftliche Trainings sind der legale Rahmen, um Kampferfahrungen austauschen zu können.
Die konspirativ organisierten Wehrsportübungen um Gruppen wie die „Wehrsportgruppe Hoffmann“ in den 70er Jahren waren schließlich auch keine Treffen von Devotionalienhändlern und Militärliebhabern.

Das kommende Event – öffentliches Interesse erwünscht

Unser Anliegen ist es auch in der Nachbetrachtung des diesjährigen KdN-Turnieres diese Gefährlichkeit deutlich zu machen und das Netzwerk nach unseren Möglichkeiten offen zu legen. Erfolge können wir dadurch sicher ab und an erzielen, wenn einzelne identifizierte KämpferInnen von der Fightcard kommerzieller Events gestrichen werden. Eine Schädigung, bzw. eine Verhinderung von Turnieren wie dem KdN kann aber nur durch das öffentliche Interesse geschehen. Dafür müssen sich perspektivisch u.a. Sportverbände zusammenschließen und sich der Thematik bewusst werden, Vereine müssen Neonazis noch deutlicher machen, dass sie nicht in normalen Gyms trainieren können und Behörden müssen endlich die Augen aufmachen. Denn hinsichtlich dem für den 2. November beworbenen KdN-Turnier auf dem „Schild & Schwert“-Festival in Ostritz, wo es u.a. „Teamfights“, also hooligan-artige Kämpfe geben soll, müssten rechtliche Mittel durchaus in Erwägung gezogen werden. Denn auch wenn das Team des KdN in den sozialen Netzwerken mitteilt, dass man sich bei den „Teamfights“ ausschließlich auf ein UFC-Regelwerk berufe, so bewegt sich diese Form der Kämpfe in einer Grauzone.
Da hinter dem KdN kein Verband steht, der die Kämpfe reguliert oder kontrolliert, geht es, anders als sich die Veranstaltung professionell versucht darzustellen, nicht um ein rein sportliches Event. Es geht am Beispiel von den „Teamfights“ um eine gewaltvolle Praxis, die sich auch für die Straße eignet. Die jüngsten rassistischen Mobilisierungen in Chemnitz, an denen auch zahlreiche rechte Hooligangruppen mit Kampfsport-Hintergrund teilnahmen, können dafür als weiteres Beispiel dienen. Kollektiv ausgeübte und u.a. durch Trainings professionalisierte Straßengewalt, wie sie schon im Januar 2016 festzustellen war, als rund 250 Neonazis und Hooligans den als links geltenden Leipziger Stadtteil Connewitz überfielen. Auch an diesem Angriff waren zahlreiche Kampfsportler beteiligt.
Der KdN untermalte die eigene Bewerbung der „Teamfights“ sogar mit: „Meldet Euch an, wenn ihr die Ehre eurer Stadt verteidigen möchtet.“
Zum Vergleich: Hätten Gruppen wie „Hooligans Elbflorenz“ im Internet behauptet, sie würden gegen andere Hooligangruppen nur nach UFC-Regeln kämpfen, hätte das die Einstufung der Gruppe als kriminelle Vereinigung verhindert? Wir glauben nicht.
Wie stark die Schnittmenge im KdN u.a. in genau diese Szene ist, soll die folgende Betrachtung des Turniers des KdN am 13. Oktober verdeutlichen.

Die Organisation

Angemeldet wurde das Event laut Polizei von einem Anwalt, „im Namen eines in Westfalen lebenden Mannes“. Mutmaßlich handelt es sich bei dem Anwalt um Olaf Sonfeld aus Bottrop, der auch schon 2015 den „Kampf der Nibelungen“ markenrechtlich eintragen ließ. Bei dem in „Westfalen lebenden Mann“ dürfte es sich um Alexander Deptolla handeln (siehe Titelbild), über dessen Name auch die Internetpräsenz des KdN läuft. Deptolla gehört schon seit Anbeginn zur Kern-Orga des KdN und ist in Dortmund Führungsperson der Neonazi-Strukturen um die rechte Kleinstpartei „DIE RECHTE“ – ein Auffangbecken für AktivistInnen der verbotenen Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund“ (NWDO). Er gilt als enger Vertrauter von Malte Redeker, führender „Hammerskin“, RechtsRock-Produzent und Haupt-Organisator der ersten Turniere des KdN. Heute scheint es, dass Redeker viele der öffentlichen Aufgaben an Deptolla weiter gereicht hat. Im Hintergrund ist Redeker jedoch als Netzwerker des KdN nicht weg zu denken. So fungierte er sowohl auf dem Turnier des KdN im April 2018 , als auf dem jüngsten Turnier im Oktober als Ringrichter.
Der Einfluss der konspirativ wirkenden Neonazi-Bruderschaft der „Hammerskins“ auf den KdN scheint auch heute noch ungebrochen.

So konnte als zweiter Ringrichter Eduardo Chapela identifiziert werden.

Er war Chef der 2009 in Spanien verbotenen „Hammerskins“, die heute nur unter dem Namen „Outlaw“ auftreten. Chapela reiste auch zum KdN-Turnier 2016 und zum Turnier des KdN im April 2018 in Ostritz, wo er auch als Ringrichter wirkte.
Mit Dennis Kiebitz als interner Ordner des KdN im Oktober ist ein weiterer „Hammerskin“ innerhalb der Orga zu finden.

Kiebitz, der bis 2017 als Türsteher in Braunschweig arbeitete, war schon 2015 gemeinsam mit Malte Redeker in Mailand zu Gast, auf einem von den „Italian Hammerskins“ organisierten „Heldengedenken“. 2017 war Kiebitz Teil einer Reisegruppe vorrangig deutscher „Hammerskins“ – darunter Redeker, Wolfgang Benkesser, Marco Berlinghof und auch Alexander Deptolla – die auf Mallorca durch Neonazi-Pöbeleien in den deutschen Medien Aufmerksamkeit fanden. Auch beim „Rock gegen Überfremdung II“ im Juli 2017 in Themar, wie auch auf dem „Schild & Schwert“-Festival im April 2018 in Ostritz war Kiebitz in den Ordnerdienst eingebunden.
Mit Warnweste begleitet und als Teil des Ordnerdienstes des KdN erkenntlich war auch Stefan Held, Spitzname „Zahni“.

Der Zahntechniker aus Bochum ist langjähriges Mitglied der lokalen „Hammerskins“ und betrieb bis Sommer 2018 den Imbiss „Zahnis BBQ“ in Bochum. Held scheut das Rampenlicht und ist kaum auf öffentlichen Veranstaltungen zu sehen.

Neben Deptolla gehört dem Kern des KdN aus Dortmund auch Christoph Drewer an. Er gehört zur Führungsriege der Partei DIE RECHTE in Dortmund. Drewer ist auch selbst schon beim KdN in den Ring getreten und zählt zum engeren Umfeld der Chemnitzer Hooligan-Gruppe „Kaotic“. Laut lokaler Antifaschist_innen soll er zeitweise in Chemnitz gewohnt haben. Der Kontakt zwischen den Dortmundern nach Chemnitz entstand vor allem über die seit 2014 verbotene Kameradschaft „Nationale Sozialisten Chemnitz“, die ähnlich wie der NWDO für ihren militanten Habitus bekannt waren.
Drewers Bruder Mathias Drewer war unterdessen für die mediale Aufarbeitung des KdN zuständig.

Unter „Stahlfeder Fotografie“ veröffentlicht er nicht nur regelmäßig Fotos von Aufmärschen, sondern auch Bilder von Gegendemonstrant_innen und Journalist_innen.
Für weitere Bilderstrecken zum Turnier war Marie Dorant aus Mecklenburg-Vorpommern verantwortlich.

Während sie als „H.-Photography“ größtenteils Neonazi-Konzerte dokumentiert, ist sie unter dem Namen „Helvature Photography“ beruflich als Fotografin tätig. Ihr Lebenspartner und politischer Wegbegleiter ist Frank Haack, u.a. Sänger der Bands „Überzeugungstäter“, „Übermensch“ und „Anthrazit“. Mit „Leveler Records“, in dessen Struktur Dorant maßgeblich involviert ist, vertreibt er zahlreiche Produktionen, die vor allem die NS-Hardcore-Szene ansprechen sollen.

Seit nun einem halben Jahr wieder in Thüringen wohnhaft, war auch Franz Pauße Teil des Orga-Teams des KdN. Er lebte lange Zeit in Dortmund und gilt als enger Vertrauter Drewers und Deptollas. Pauße kann den Hooligans Köln-Dortmund zugerechnet werden und betreibt selbst Kampfsport. Sowohl 2016 als auch 2017 nahm er als Kämpfer am KdN teil.

An exponierter Stelle als Ordner eingesetzt, war auch Robin Schmiemann aus Dortmund als Teil der Orga erkenntlich. Er gehört der Führungsriege des deutschen Ablegers der rechts-terroristischen Gruppe „Combat 18“ an. Die Verbindung von Schmiemann zum KdN könnte zum einen über seinen Vertrauten, den extrem rechten Dortmunder Kampfsportler Kevin Kruck, entstanden sein, der im Rahmen der Turniere des KdN schon als Punkterichter involviert war und das als Abgesandter des KdN-Teams u.a. 2017 auf dem „Force & Honneur“ in Frankreich anwesend war. Zum anderen ist Schmiemann auch selbst Hobby-Kampfsportler und gilt zudem als enger Wegbegleiter von Thorsten Heise, u.a. NPD-Führungsperson, „Combat 18“-Unterstützer und Hauptorganisator des „Schild & Schwert“-Festivals in Ostritz. Heises politischer Ziehsohn Gianluca Bruno war schließlich auch in den reibungslosen Ablauf des KdN-Turnier am 13. Oktober 2018. So war er an den Kooperationsgesprächen mit der Polizei am Tag selbst beteiligt und begleitete Deptolla auf dem polizeilichen Rundgang über das Gelände des Hotel „Neisseblick“.

Mit Henrik Ostendorf war in die Organisation zudem ein Multifunktionär der extrem rechter Kameradschafts-und Hooliganstrukturen involviert. Er galt er als Führungsfigur der Bremer Neonazi-Hooligans um die pro forma aufgelöste Gruppe „Standarte Bremen“, ist Inhaber des Labels „Sport Frei – Extremsport“, ist Mitherausgeber des NS-verherrlichenden Magazins „Ein Fähnlein“ und ein erfahrender Organisator rechter Konzerte. Sein Bruder Hannes Ostendorf ist Sänger der extrem rechten Bands „Kategorie C“ und „Nahkampf“.
Auf dem diesjährigen KdN im Oktober hielt Henrik Ostendorf eine Rede. Sein Label „Sport Frei Extremsport“ war eines der Hauptsponsoren der Veranstaltung. Im April 2018 betreute er wiederum die Kämpfer des KdN-Turniers im Rahmen des „Schild & Schwert“-Festivals.

Für die (vegane) Verpflegung auf dem KdN war u.a. die Gruppe „Wardon 21“ zuständig. In einer der vier Leichtbauhallen auf dem Gelände in der Bahnhofstraße – eine weitere Halle diente als Backstage für die Kämpfer und eine andere war Austragungsort der Kämpfe – versorgte die Neonazi-Trainungsgruppe das Publikum z.B. mit veganen Smoothies und Propaganda in NS-Rhetorik. Anwesend waren der aus Osttirol stammende Manuel Eder, die Thüringer Jörg Henning, Phillip Liebetrau, die Brüder Philipp Oertel und Lukas Oertel, der RechtsRock-Musiker Stefan Wedekind aus Sachsen-Anhalt, sowie der Spremberger Tätowierer und Angehörige des „Gremium MC“, Heiko Drews.

Auffällig war u.a. dass auch eine Frau zur Gruppierung „Wardon21“ gezählt werden kann. Auffällig, da sich die Gruppe vor allem in ihrer bildlichen Inszenierung um Männlichkeit bemüht.
Das an den historischen Nationalsozialismus angelehnte und in der Propaganda der rechten Kampfsportszene gezeichnete Bild von soldatischer Männlichkeit und „gesundem Volkskörper“ schließt Frauen letztlich nicht aus. So waren auch an anderen organisatorischen Aufgaben beim KdN Frauen beteiligt. Etwa in der Funktion als Ringrichterin und als Ordnerinnen.
Frauen als Kämpferinnen sind uns jedoch nicht bekannt. Entgegen unserer Einschätzung im Vorfeld des KdN im Oktober war die französische Kickboxerin Emma Gongora nicht in Ostritz. Sie bestritt an dem Tag einen Profi-Kampf bei der Fightnight „World GBC Tour 13“ in Mazan, Frankreich.

Die Kämpfer

In den Disziplinen K1, Muay Thai, Boxen und MMA sollten ursprünglich 25 Kämpfe gezeigt werden. Tatsächlich sollen es am Ende 20 Kämpfe gewesen sein, die dem Publikum laut Polizei bis kurz vor Mitternacht präsentiert werden konnten.
Speziell war an dem Turnier in diesem Jahr auch das Auftreten sogenannter „Nummerngirls“, die von Denis Nikitins „White Rex“ gestellt wurden. Die beiden Frauen waren auch als einzige auf den KdN-eigenen Bildern unverpixelt zu sehen. Ihre Rolle als Statistinnen auf dem Event wurde dadurch auch visuell bestätigt. Im Sinne des Gala-Charakters der Veranstaltung waren die leicht bekleideten Frauen jedoch nicht nur für die Überreichung der Urkunden zuständig, sondern präsentierten auch Plakate für die Freilassung der derzeit inhaftierten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck.

Bekannte Gesichter aus Rostock und Bremen

Wie angekündigt kämpfte David Mallow für das Team des KdN. Er trainert seit seiner frühen Jugend Muay Thai. Sein Gegner wurde auf dem KdN vom „White Rex – Czech Team“ gestellt. Der mittlerweile in Güstrow wohnhafte Mallow kämpfte auch auf dem KdN 2017 in Kirchhundem, sowie auf dem „Tiwaz“-Turnier im Juni 2018. Zum KdN im Oktober 2018 reiste er mit Helge Wolfinger an, der auch als Tätowierer bei „Tattooholix“ in Rostock arbeitet. Beide waren 2018 Teilnehmer u.a. von Aufmärschen der AfD in Rostock. Dabei bewegten sie sich innerhalb einer aggressiven Gruppe um Protagonisten der extrem rechten Rostocker Hooligangruppierung „Nordische Wut“.

Wolfinger war bei einem dieser Aufmärsche am 14. Mai 2018 in Rostock Lütten-Klein federführend an einem Angriffsversuch auf Journalist_innen beteiligt. Diese gewalttätige Mischung aus Hooliganismus und politischer Agitation manifestiert sich in und um Rostock vor allem in Strukturen des „Aktionsblog/Nationale Sozialisten Rostock“. Die Gruppe, bei der Mallow tonangebend ist, ist für mehrere Übergriffe auf linke Treffpunkte verantwortlich. Gemeinsame Kampfsporttrainungs definieren die Neonazi-AktivistInnen als Förderung der Wehrhaftigkeit.

Deutlich wird dies auch anhand des regelmäßigen Austausches der Gruppe mit Denis Nikitin von „White Rex“. So fanden in Mecklenburg-Vorpommen mehrmals Seminare mit dem Stichwortgeber der internationalen extrem rechten Kampfsportszene statt – zuletzt im Mai 2018 in den Räumlichkeiten des Neonazi-Treffs „Thing Haus“ in Grevesmühlen.

Ebenfalls aus dem Norden war Dennis „Dolly“ Dollberg zum KdN angereist.

Er konnte als Coach eines Kämpfers identifiziert werden. Dollberg ist ein langjähriger Aktivist der Bremer Neonazi-Szene um Henrik Ostendorf und Andre Sagemann. Dollberg nahm schon Mitte der 2000er an zahlreichen Aufmärschen im gesamten Bundesgebiet teil und gehört der Bremer Hooligangruppe „Nordsturm Brema“ (NSHB) an, die für ihre extrem rechte Ausrichtung bekannt ist. Mediale Aufmerksamkeit erlangte die Gruppe u.a. 2007, als sie eine Feier der antirassistischen Ultra Gruppe „Racaille Verte“ überfielen und mehrere Anwesende verletzten. Als 2012 ein Video der „Ackerkämpfe“ der Gruppe im Netz auftauchte, stand NSHB erneut in der Öffentlichkeit. Zu sehen ist Dollberg und weitere Hooligans der Gruppe aus Bremen. Einige der Personen trugen in dem Video T-Shirts mit aufgedruckten Hakenkreuzen.
Offiziell hat sich „Nordsturm Brema“, wie deren Vorläufer „Standarte“, vor einiger Zeit aufgelöst, um nicht – ähnlich wie die „Hooligans Elbflorenz“ – als kriminelle Vereinigung eingestuft zu werden. Heute firmiert die Gruppe schlicht unter dem Namen „Original Bremen Hooligans“ und in Kooperation mit Essener Hooligans als „Hooligans Bremen/Essen“. Der Gruppe kann auch Danny Gierden zugerechnet werden, wie auf uns vorliegenden Bidern deutlich wird.

Er ist Trainer im Chang Tong Gym in Prinzhöfte bei Delmenhorst. Dort trainiert auch Dennis Dollberg, sowie weitere Personen aus den Gruppenstrukturen der rechten Bremer Hoolianszene, wie Felix Stolte und Christoph Mohrmann. Interessant ist, dass im Frühjahr 2018 auch Mario Müller an einem Training im Chang Tong Gym teilnahm. Dieser verzog 2012/2013 nach Sachsen-Anhalt, wo er heute in Halle einer der führenden Köpfe der „Identitären Bewegung“ um die Gruppe „Kontrakultur Halle“ ist. In Niedersachsen war er bereits innerhalb der „Aktionsgruppe Delmenhorst“ tonangebend.

Gemeinsam mit Mohrmann, der heute dem „Hells Angels MC“ angehört, trat Danny Gierden bereits 2015 für das Chang Tong Gym auf einer Fightnight des „Shuri Fight Clubs“ in Fraureuth bei Zwickau in den Ring. Der einschlägig bekannte rechte Kampfsportler Martin Langner vom Team „Barbaria Schmölln“ war dort Mohrmanns Gegner. Welche Synergien solche Kämpfe entwickeln können, wurde im Oktober 2017 ersichtlich. Langner, der selbst Kämpfer auf mehreren Turnieren des „Kampf der Nibelungen“ war, hatte Christoph Mohrmann und Jörn Grams nach Thüringen eingeladen, wo die Bremer ein Seminar zum Thema Messerabwehr abhielten. Unter den Teilnehmern des Seminars befand sich auch Sebastian Dahl. Er saß nicht nur wegen eines Angriffes auf linke Jugendliche mit Molotow-Cocktails Anfang der 2000er mehrere Jahre in Haft, sondern ist Mitglied der kriminellen, rocker-ähnlichen Neonazi-Bruderschaft „Turonen“ in Thüringen. Dahl kämpfte auf mehreren Events des KdN und war auch im Oktober 2018 in Ostritz anwesend.

Kämpfer aus Cottbus und Lübben

Aus Brandenburg reisten zum KdN mehrere größere Personengruppen an. Zum einen waren zahlreiche Anhänger des Cottbuser Teams „Black Legion“ zugegen, zum anderen stellte „Greifvogel Wear“ aus der Region um Senftenberg ein Team.

Wie in den sozialen Netzwerken angekündigt trat für das „Black Legion Team“ abermals Andy Schotte – Türsteher und Neonazi-Hooligan – in den Ring. Es dürfte mindestens sein dritter Kampf für das Team im Rahmen neonazistischer Turniere gewesen sein. Als weiterer Kämpfer des Cottbuser Teams war der aus Spremberg stammende Martin M. angetreten.

Er ist ebenfalls im rechten Türstehermilieu in Cottbus um die Firma „Boxing Security“ zu finden. So wundert es auch nicht, dass ein Teil der Kämpfer des „Black Legion“-Teams abermals mit einem Dienstwagen dieses Security-Unternehmens in Ostritz anreisten. Inhaber der „Boxing Security“, Ronny Schröder, trat darüber hinaus für die „Black Legion Kampfgemeinschaft“ auf dem „Tiwaz“-Turnier als Kämpfer an. Beim „Tiwaz“ im Juni 2018 im erzgebirgischen Grünhain war auch William „Willi“ Puder – ehemals Vorsänger der extrem rechten Ultra-und Hooligangruppe „Inferno Cottbus“ – als Kämpfer für das Cottbuser Team zu erkennen.

Auf dem KdN-Turnier im Oktober 2018 war Puder einer der Coaches der Kämpfer des „Black Legion“-Teams. Tatsächlich brisant ist allerdings der

zweite Coach des Cottbuser Teams: Markus Walzuck. Er ist ein Urgestein der Cottbuser Szene und gilt dort als Bindeglied zwischen rechten Hooligans, dem Türstehermilieu, Kameradschaftsstrukturen und der Kampfsportszene. Er hatte 2004 die beliebte, sich unpolitisch gebende Sport-und Streetwearmarke „Boxing Connection“ mitbegründet, welche seit 2009 als „Label 23 – Boxing Connection“ bekannt ist und von Walzuck noch bis 2012 mitgetragen wurde. Walzuck war, wie auch William Puder, von den Hausdurchsuchungen im Rahmen des Verbots der „Widerstandsbewegung in Südbrandenburg/Spreelichter“ betroffen. Er trainierte, wie auch Puder, im „Kickboxteam Cottbus 09“ und gewann u.a. 2011 einen Titel im „World Kickboxing Network“.

Als im Frühjahr 2013 der Konflikt um die Vorherrschaft im Türstehermilieu in Cottbus eskalierte wurde Walzuck festgenommen. Er hatte einen Anhänger des verfeindeten „Hells Angels MC“ in der Cottbuser Innenstadt angestochen und wurde vor Gericht zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Ab 2016 war er wieder in der Neonazi-Szene Brandenburgs aktiv, u.a. um die Strukturen von „Label 23 – Boxing Connection“. So nahm er etwa im Sommer 2017 an der Hochzeit von dem Potsdamer Kickboxtrainer und „Label 23“-Model Enrico Oschlies teil. Ein uns vorliegendes Foto zeigt ihn in trauter Eintracht mit Oschlies und Mario Schulze.
Schulze ist ebenfalls Kämpfer des „Kickboxteam Cottbus 09“ gewesen und gibt aktuell selbst Trainingseinheiten unter dem Label „Team Schulze“. Darüber hinaus bietet er im Spreeweald Camps unter dem Namen „Spreewald Survival“ an.

Teil der Cottbuser Reisegruppe von „Black Legion“ zum KdN war auch Tom Lüttge, der in Cottbus den Laden „Kollektiv Dampfbar“ betreibt. Für den Transport des Merchandises von „Black Legion“ war u.a. Rocco Wieczorek aus Spremberg zuständig. Ungeniert präsentierte er in Ostritz ein auf dem Oberarm tätowiertes Hakenkreuz mit eingefasster Doppel-Sigrune.

Sowohl an Trainings des „Team Schulze“ als auch an den Survival-Camps im Spreewald kann Lucien Schönbach als regelmäßiger Teilnehmer ausgemacht werden. Der in Lübben nahe Cottbus wohnhafte Schönbach reiste zum KdN am 13. Oktober 2018 gemeinsam mit Robert Jäsche an.

Beide trugen in Ostritz T-Shirts ihrer Trainingsgruppe „Northsidecrew“, die unter dem Namen „Boxclub Lübben“ in der Kleinstadt eigene Räumlichkeiten unterhält und diese auch schon für Neonazi-Veranstaltungen nutzte.
Die „Northsidecrew“ ist eine rund 15 Personen starke Gruppe, die u.a. auf RechtsRock-Konzerten Security-Aufgaben übernimmt und zudem beste Verbindungen in die rechte Hooliganszene nach Cottbus besitzt. Zum KdN in Ostritz reiste die Neonazi-Gruppierung mit

mehreren Autos an. Auch Martin Ruckert war – bekleidet im T-Shirt der „Northsidecrew – Teil dieser Reisegruppe.
Lucien Schönbach kämpfte auf den Events des KdN der letzten Jahre stets als Abgesandter des „Team Greifvogel“.
Schönbachs Weggefährte Stefan Baer aus Lübbenau war beim KdN im Oktober 2018 ebenfalls als Kämpfer des „Team Greifvogel“ erkennbar. Schon auf vergangenen Events des KdN war er Teil des Teams und kann der „Northsidecrew“ zugerechnet werden.

„Greifvogel Wear“ unterstützt den „Kampf der Nibelungen“, sowie Neonazi-Turniere in ganz Europa seit der Gründung der Marke in 2013.

 

Labelinhaber Sebastian Raack, der darüber hinaus im Süden Brandenburgs in Lindenau das RechtsRock-Label „OPOS-Records“ betreibt, war auf dem KdN in Ostritz ebenfalls zugegen.

Das „Tiwaz“-Team und andere Kämpfer aus Sachsen

Nachdem im Juni 2018 im Erzgebirge das erste extrem rechte „Tiwaz“-Tunier unter Federführung von Chemnitzer Neonazi-Strukturen organisiert wurde, trat die „Tiwaz“-Mannschaft nun zum ersten Mal auch als Team auf einem Turnier des KdN auf. Dabei hatte die „Mannschaft“ zwei Kämpfer im Gepäck.

Einer davon war der 18-Jährige Max Hetzner aus Chemnitz. Gecoacht, bzw. in der Ecke betreut wurden die Kämpfer des „Tiwaz“-Teams u.a. von David Hasenkrug.

Er ist ein langjähriger Neonazi-Aktivist, nahm mehrmals an den NS-verherrlichenden „Leistungsmärschen“ in Ungarn teil, ist Besucher von RechtsRock-Konzerten, arbeitet als Security für die „Distelkam Dienstleistungsgruppe“ und war Teilnehmer der jüngsten rassistischen und teilweise gewalttätigen Mobilisierungen in Chemnitz. Dort hatte vorrangig die Kleinstpartei „PRO Chemnitz“ zu Aufmärschen aufgerufen, um den Tod von Daniel H. zu instrumentalisieren. Als rechte Hand Martin Kohlmanns, der Anmelder der Aufmärsche, gilt Robert Andres. Andres entstammt den extrem rechten Strukturen um die verbotene Kameradschaft „Nationale Sozialisten Chemnitz“  und pflegt bis heute Kontakte in dieses Spektrum. Schon beim „Tiwaz“-Turnier war er in die Organisation eingebunden, weshalb nicht verwundert, dass er die „Tiwaz“-Mannschaft zum diesjährigen KdN fuhr und als Teil der „Mannschaft“ erkennbar war – neben Eric Fröhlich, ehemals Kopf der „Nationalen Sozialisten Chemnitz“ und NSU-Bekannter. Ebenfalls in die Organisation der jüngsten Aufmärsche in Chemnitz eingebunden war der Chemnitzer Neonazi, Hooligan und Türsteher Tim Kühn. Über ihn konnten die Karten für das „Tiwaz“-Turnier im Juni 2018 bestellt werden. Auch er war Teil der „Tiwaz Mannschaft“ in Ostritz.

Weitere teilnehmende sächsische Kämpfer des KdN waren die aus der Region Bautzen stammenden Neonazis Julian Menzel und Lucas Hartmann, die gegeneinander in den Ring traten.

Beide waren in den lokalen Strukturen um die Kameradschaft „Nationale Sozialisten Ostsachsen“ aktiv, nahmen etwa am neonazistischen Trauermarsch am 13. Februar 2015 in Dresden teil. Später fand man beide im Umfeld der militanten Gruppe „StreamBZ“ um Benjamin Moses wieder. Laut lokaler Beobachter_innen der Szene war Hartmann in der Hochzeit von „StreamBZ“ u.a. an Jagdszenen auf Antifaschist_innen in Bautzen beteiligt. Heute ist er eng an die Strukturen des neo-faschistischen „Haus Montag“ um Thomas Sattelberg in Pirna angebunden.

Gemeinsam mit Sattelberg – einer der Köpfe der verbotenen Neonazi-Schlägertruppe „Skinheads Sächische Schweiz“ – war Hartmann Teilnehmer des faschistischen „IMIA-Marsches“ im November 2017 in Athen. Im Rahmen der Reise nahm Hartmann auch an einem Turnier des „Pro Patria Fightclub“ teil. Darüber hinaus ist er Gastautor der extrem rechten Zeitschrift „N.S. Heute“ und schilderte etwa in der Herbstausgabe 2017 die Erlebnisse seines Besuches bei der faschistischen Organisation „Hangar Social Madrid“ in Spanien. Dort hielt er auch einen Vortrag, vorgestellt als Abgesandter des „Haus Montag/JN Dresden“.

Julian Menzel lebt heute Straight Edge und betätigte sich schon früh sportlich. Bilder aus 2012 zeigen ihn etwa als Spieler des Volleyball-Vereins „OSC Löbau“.
Menzels Selbstdarstellung in den sozialen Netzwerken als elitärer und wehrhafter Kämpfer scheint den Zeitgeist der rechten Kampfsportszene bestens zu treffen. Schon auf dem „Tiwaz“-Turnier im Juni 2018 trat er in den Ring und nahm auch am „3. Ostsächsischen Sportfest“ am 15. September 2018 teil. Zum neonazistischen Weltbild eines „gesunden Geistes in gesundem Körper“ passend, war Menzel auch Teil einer Wandergruppe um „Wardon 21“, die im April 2018 in der Oberlausitz einen 30 Kilometer-Marsch absolvierten.

Alte Bekannte und neue Gesichter aus dem Westen Deutschlands

Auch in diesem Jahr stieg der aus Rheinland Pfalz stammende Neonazi Jan Zrzodelny beim KdN in den Ring. Schon 2016 und 2017 war er als Kämpfer bei dem extrem rechten Turnier angetreten. Der 31-jährige Zrzodelny aus Neuhofen (Rhein-Pfalz Kreis) gehört seit vielen Jahren zur neonazistischen Szene in der Vorderpfalz rund um Ludwigshafen. Dort bewegte er sich im Umfeld des „Aktionsbüro Rhein-Neckar“ (AB RN), welches sich ab Mitte der 2000er Jahre zu einer der wichtigsten neonazistischen Strukturen in Südwestdeutschland entwickelte. Führungsfigur des mittlerweile nicht mehr in Erscheinung tretendem AB RN war der international einflussreiche „Hammerskin“ Malte Redeker, zu dem Zrzodelny enge Verbindungen pflegt. So sind die beiden nicht nur bis heute gemeinsam auf neonazistischen Aufmärschen anzutreffen, sondern gehörten auch im Juni 2017 zur Reisegruppe

deutscher „Hammerskins“ um Wolfgang Erwin Benkesser, Dennis Kiebitz und Marco Berlinghof, sowie Alexander Deptolla, die auf Mallorca durch die Störung eines Auftrittes der Schlagersängerin Mia Julia im Lokal „Bierkönig“ für bundesweite Schlagzeilen sorgten. Nur eine Woche vor der Mallorca-Reise nahm Zrzodelny am Neonazi-Aufmarsch „Tag der deutschen Zukunft“ in Karlsruhe-Durlach teil.

Bisher nicht wissentlich im Rahmen neonazistischer Veranstaltungen als Teilnehmer bekannt, trat der Dortmunder Nico Bergmann auf dem KdN im Oktober 2018 nun als Kämpfer auf. Als Coach fungierte der umtriebige Dortmunder Neonazi und Kampfsportler Christoph Drewer.
Um 2012 betrieb der Mitte Zwanzigjährige Bergmann vor allem Kraftsport im „Fitness Point Dortmund“. Die Verbindung zu Drewer und der Dortmunder Neonazi könnte durchaus über den Sport zustande gekommen sein, schließlich stellt sich Drewer aktuell als Personal-Fitness-Coach dar.

Bayern und Baden-Württemberg

Wie zu erwarten stieg auch Kai-Andreas Zimmermann beim KdN-Turnier in Ostritz in den Ring. Der Fürther war von Juni 2016 bis August 2018 Gebietsverbandsvorsitzender der Neonazi-Kleinstpartei „Der III. Weg“ für die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg. In Fürth ist er zudem „Stützpunktleiter“ der Partei. Zimmermann, der im Rahmen der parteieigenen „AG Körper & Geist“ Kampfsportseminare gibt, war schon vor Jahren in der 2014 verbotenen militanten Kameradschaft „Freies Netz Süd“ organisiert. 2012 wurde er zudem wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt.
Im Juni 2017 nahm er als Kämpfer des Teams „Kampf der Nibelungen“ am extrem rechten Turnier „Force & Honneur“ in der Nähe von Genf teil. Ein Jahr später war er im Juli 2018 einer der zahlreichen Kämpfer eines Turniers auf dem Neonazi-Festival „Jugend im Sturm“, welches „Der III. Weg“ im thüringischen Kirchheim veranstaltete. Beim KdN-Turnier in Ostritz im Oktober 2018 wurde Zimmermann von Marco Münzner gecoacht. Münzner ist im „Stützpunkt Mittelsachsen“ der Partei „Der III. Weg“ aktiv und kämpfte im Juni 2018 auf dem „Tiwaz“-Turnier im Erzgebirge. Dort trat er als einer der drei Kämpfer der „AG Körper & Geist“ auf.

Im Vorfeld des KdN wurde desweiteren ein Kämpfer aus Baden-Württemberg angekündigt.

Frank Krämer, RechtsRock-Musiker und Betreiber des „Sonnekreuz“-Versandes hatte in seinem Videoformat „Der Dritte Blickwinkel“ Anfang Oktober das Gym „Asgard Fight Club“ vorgestellt, welches in Vettelschoss von Jochen Grüber betrieben wird. Relevant ist das Gym, da dort die ersten Turniere des „Kampf der Nibelungen“ stattfanden.

Der im Video präsentierte Kämpfer des KdN in Ostritz stellte sich als „Sven“ vor, der laut eigenen Angaben boxt und dem Dialekt nach aus Schwaben stammt.

Tatsächlich konnte am Tag selbst ein Team aus Balingen, Zollernalbkreis erkannt werden.

Kämpfer aus dem Ausland

Denis Nikitins von „White Rex“ und ukrainische Militärangehörige

Wenn Medien über Neonazis im Kampfsport berichten, dann wir der fließend deutsch sprechende russische Neonazi, Hooligan und Gründer der Kampfsport-Promotion „White Rex“ Denis Nikitin oftmals als zentrale Figur genannt. Zu Recht, denn er gilt als Stichwortgeber für die wachsende extrem rechte Kampfsportszene. Seit 2008 reist der mittlerweile in Kiew wohnhafte Nikitin durch Europa und unterstützt alle relevanten rechten Turniere und Gruppen. Für den KdN gilt er als Hauptsponsor, sein Label „White Rex“ stand in diesem Jahr zum ersten Mal als Mitveranstalter des Turniers auf den Plakaten. Am 13. Oktober reiste Nikitin schon früh mit den zwei „Nummerngirls“ an. Sichtlich verärgert war er von den anwesenden Journalist_innen, die ohne dass er es beeinflussen konnte, Fotos von ihm schossen. Denn Nikitins täglich Brot ist nicht nur die Vermarktung von „White Rex“, sondern auch die Selbstinszenierung. Dabei bestimmte er bisher nur allein, welchen Formaten er Interviews gab und wer ihn fotografieren durfte. Journalist_innen widmen sich seiner Person teilweise mit seitenlangen Portraits. In Ostritz wirkte er auf die anwesenden Berichterstatter_innen während seiner Anreise zunächst aggressiv, ließ sich jedoch kurz darauf auf selbstdarstellerische Posen ein.
Er selbst kämpfte schon mehrmals auf Turnieren des KdN meist in der Disziplin Boxen. Auf dem diesjährigen Turnier in Ostritz trat er gegen den Cottbuser Andy Schotte in den Ring, verlor jedoch den Kampf. Wie schon auf anderen Events hielt Nikitin zudem eine Rede.
Sein „White Rex“-Team bestand außerdem aus Kämpfern aus der Ukraine. Sie können dem „KRBK-Team“ aus Kiew zugerechnet werden.

Einer der Anwesenden dieses Teams ist der bekannte ukrainische MMA-Profi Robert Vorobyov. Er fungierte als Coach der beiden unkrainischen Kämpfer.
Das „KRBK-Team“, welches auch an Hooligan-Kämpfen für den FC Dynamo Kyiv teilnimmt, veranstaltet in Kiew gemeinsam mit dem „Козацький Дім“ (deutsch: „Kosakenhaus“) die „Fury MMA“-Turniere. Das „Kosakenhaus“ ist ein wichtiger Stützpunkt des faschistischen „ASOW Regiments“ und dessen parlamentarischen Arms „National Korps“. In dem Gebäude, dass sich unweit vom Maidanplatz in Kiew befindet, hat auch der „Militant Store“ seinen Sitz. Dies ist ein neonazistisches Bekleidunsgeschäft, in dem neben Merchandise diverser NS-Black Metal-Bands auch Unterstützer-Bekleidung für das „ASOW Regiment“ angeboten wird. Zu dem unterhält das „Kosakenhaus“ eine Bücherei und einen kleinen Trainingsraum. Für die europäische Neonazi-Szene ist der Treffpunkt ein wichter Bezugspunkt. Bereits im Oktober 2017 besichtigte eine Delegation der Neonazi-Kleinstpartei „Der III. Weg“ die Räumlichkeiten. Darunter befand sich auch der rechte Kampfsportler Kai-Andreas Zimmermann.
Die Verbindung des Kiewer „KRBK Teams“ um Robert Vorobyov zum faschistischen „ASOW Regiment“ ist vor allem auch deswegen brisant, da Vorobyov u.a. Nahkampf- und MMA-Seminare für die Sportabteilung der ukrainischen Marine gibt.

Zuletzt fand ein solches Seminar Anfang Oktober 2018 statt. Vorobyov wird zudem auf der offiziellen Webpräsenz des „Ukrainian Navysport“ als unterstützender Sportler aufgeführt und tauchte auf zahlreichen Promo-Fotos der Sportabteilung des ukrainischen Militärs auf.
Wie schon im Rahmen vergangener

Deutschlandbesuche, hielt sich Nikitin – wie auch Vorobyov – im Nachgang des KdN im Oktober in Berlin auf. Diese Verbindung Nikitins lässt sich u.a. über über Sascha Böhm herleiten.

Dieser fungierte, meist das Rampenlicht scheuend, als Manager und Fahrer Nikitins in Deutschland. So war Böhm mit Nikitin auf dem „White Rex“-Seminar im November 2017 in Braunschweig unterwegs und fuhr ihn auch zu seinem Vortrag im Oktober 2017 nach Anklam.

Mit seiner Freundin, die mutmaßlich aus Mecklenburg-Vorpommern stammt, war Böhm zudem auf dem „Rudolf Hess Gedenkmarsch“ 2017 in Berlin Spandau anwesend und konnte auch auf dem KdN in Ostritz als Teilnehmer ausgemacht werden.

Das tschechische „White Rex“-Team

Mit mindestens vier Kämpfern war das schon länger existierende „White Rex – Czech Team“ zum KdN nach Ostritz gereist. Dabei wirkte es so, dass das Team vorrangig junge Kämpfer in den Ring schickte, während die bekannten, professionellen Kämpfer das Coaching übernahmen.
In dem Team befanden sich u.a. Daniel Hrubec, Lukáš Rod, Vít Mrákota, Pavel Koleček, Martin Tuček und Tomáš Dubský.
Mrákota trainiert derzeit im „Renegade Prague Gym“ in Prag und kann auf eine lange Karriere im MMA blicken, auch außerhalb Tschechiens im Rahmen kommerzieller Events. So trat er als Kämpfer für „Greifvogel Wear“ auf der „8. La Familia Fightnight“ in Halle (Sachsen-Anhalt) gegen Timo Feucht vom „Imperium Fight Team“ um Benjamin Brinsa aus Leipzig an. Begleitet wurde Mrákota dort von Pavel Koleček und Tomáš Dubský.
Im Zusammenhang mit rechten Turnieren konnte Mrákota bereits als Kämpfer auf einem „White Rex“-Event 2014 in Italien ausgemacht werden.

Ein Jahr später kämpfte Lukáš Rod für das „White Rex – Czech Team“ auf diesem Turnier im Rahmen des Neonazi-Festivals „Tana delle Tigri“ in Rom. Mit dem tschechischen Team reisten u.a. Rod, Mrákota, Hrubec und Koleček 2017 zum extrem rechten „Force & Honneur“-Turnier nach Frankreich. Während Koleček und Hrubec auf dem von den „Hammerskins“ und „Pride France“ organisierten Event kämpften, war Rod dort Punkterichter. Der dem Team ebenso zugehörige Petr „Berry“ Beránek – Neonazi-Hooligan und Profi-MMA-Kämpfer aus Brno – trat dort als Ringrichter auf.

Mit Tomáš Dubský kann das „White Rex – Czech“ auf einen weiteren erfahrenen Kampfsportler blicken. Er trat schon gegen den aufstrebenden MMA-Kämpfer Tim Richter aus Sachsen im September 2015 bei einem Event des „Shuri Fight Club“ in Plauen an. Dubskýs Trainingspartner Jakub Krut’ko war wiederum Richters Gegner auf einer „Shuri Fight Night“ im April 2018.

Krut’ko wie auch Dubský gehören der böhmischen Hooligan-Gruppe „South Legion“ an. Auch der im Oktober 2018 in Ostritz angereiste Daniel Hrubec, der schon auf dem Turnier des KdN im April 2018 kämpfte, ist Teil der extrem rechten Schlägertruppe.
Aktuell trainert Tomáš Dubský den „Nachwuchs“ dieser Gruppe im „Perun Boxing Club“.
Hooliganismus ist schließlich das verbindende Element innerhalb des „White Rex – Czech Team“. Denn dem Team gehören nicht nur Hooligans um die „South Legion“ an, sondern auch Fußballschläger aus den Vereinen AC Sparta Prag und SK Slavia Prag.

Hooligans und Kampfsportler aus Frankreich

Entgegen seiner Ankündigung war der Franzose und Gründer von „Pride France“, Tomasz Skatulsky, zum Hauptevent des KdN im Oktober 2018 in Ostritz nicht angereist. Er und drei weitere Kämpfer waren ursprünglich für das Team „Pride France“ angemeldet.
Dennoch nahm ein extrem rechter Kampfsportler aus Frankreich am Turnier des KdN teil. Dabei handelte es sich um Timothée Susca, der in Strasbourg, im Nordwesten Frankreichs wohnt und dort der Hooligan-Gruppe „Strasbourg Offender“ des lokalen Fußballvereins Strasbourg RC zugerechnet wird. Bereits im letzten Jahr kämpfte Susca auf dem u.a. von „Pride France“ organisierten Neonazi-Turnier „Force & Honneur“ in der Nähe von Genf. Unter seinen Begleitern in Ostritz befand sich Philippe Cavaleri, der ebenfalls der Gruppe „Strasbourg Offender“ angehört und schon 2008 wegen rassistischer Beleidigungen rund um Fußspiele seines Vereins zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde und 2010 eine Gefängnisstrafe wegen Körperverletzung absaß.

Er betreibt selbst Kampfsport und ist darüber hinaus Sekretär der „Bastion Social Stasbourg“, eine von der italienischen, faschistischen „Casa Pound“-Bewegung inspirierte

Gruppierung, die in mehreren Städten Frankreichs Ortsgruppen unterhält und in Strasbourg die Bar „L‘Arcardia“ betreibt. Auch nach Deutschland besitzt die neofaschistische Gruppe Kontakte. So besuchte etwa die bayrische extrem rechte Burschenschaft „Danubia München“ die Franzosen im Juli 2018.
In Ostritz wurden Susca und Cavaleri von einen extrem rechten Hooligan und Kampfsportler begleitet, der unter dem Spitznamen „Brutuss“ bekannt ist. „Brutuss“ wohnt in der Region Paris, ist jedoch regelmäßig in Strasbourg zu Gast. Er gilt als führende Person der Hooligangruppe „Zouaves Paris“ des Fußballvereins Paris Saint-Germain. Die Gruppe ist in Paris für zahlreiche Angriffe auf Antifaschist_innen verantwortlich und ähnelt mehr einer Straßen-Gang, wie lokale Beobachter_innen zu berichten wissen.
Auf dem KdN im Oktober 2018 war „Brutuss“ der Coach von Timothée Susca.

Weitere Kämpfer aus Griechenland, Bulgarien und Österreich

Neben den aufgeführten, bekannten Kämpfern nahmen in diesem Jahr zahlreiche weitere extrem rechte Teams aus dem In-und Ausland teil.
Darunter etwa Neonazis vom „Pro Patria Fightclub“ aus Athen. Die Gruppe ist eng an die griechische Neonazi-Partei „Xrysi Avgi“ (deutsch: „Goldene Morgenröte“) angebunden, in deren Reihen dutzende Totschläger und Brandstifter zu finden sind. Beim KdN im Oktober 2018 hatte die griechische Delegation eine Flagge der Partei angebracht. Unter deutschen Neonazis gilt die Partei als politisches und ideologisches Vorbild. Mehrmals nahmen Abgesandte von Parteien wie „Der III. Weg“ und die „Die Rechte“ an Veranstaltungen der „Goldenen Morgenröte“ in Griechenland teil. Für ein für April 2019 beworbenes Turnier des „Pro Patria Fightclub“ wird zudem der „Kampf der Nibelungen“ als Unterstützer präsentiert, neben „White Rex“ und „Pride France“.

Auch aus Bulgarien waren wieder Kämpfer zum diesjährigen KdN angereist, die in Sofia als „NS Fightclub Bulgaria“ eigene Trainingsstätten unterhalten. Personen aus der Kern-Orga des KdN, wie etwa Christoph Drewer, besuchen die Bulgaren regelmäßig, meist im Rahmen des jährlich stattfindenden, NS-verherrlichenden „Lukov-Marsches“ in Sofia.

Mit mutmaßlich zwei Kämpfern reiste ebenso ein Team aus Österreich an, mehrheitlich bekleidet mit den seit längerem in der Szene verbreiteten Solidaritätsshirts für das extrem rechte österreichische Webportal „Alpen Donau Info“. Die Seite um den langjährig aktiven Neonazi Gottfried Küssel galt bis zu ihrer Stilllegung 2011 als wichtigstes Sprachrohr der österreichischen und auch deutsch Neonazi-Szene. Die Inhalte der dort veröffentlichten Beiträge waren meist volksverhetzend. Küssel selbst wurde im Rahmen der Website wegen „Nationalsozialistischer Wiederbetätigung“ zu mehreren Jahren Haft verurteilt.

Das Publikum

Wenn Neonazis und rechte Hooligans in den Ring treten, ist auch das Publikum in diesen Szenen zu finden. Dies gilt nicht nur auf explizit neonazistischen Turnieren wie dem „Kampf der Nibelungen“, sondern auch für unpolitische, kommerzielle Veranstaltungen.
Mit szenekundigen Blick betrachtet war der KdN im Oktober 2018 in Ostritz abermals Treffpunkt verschiedenster rechter Subkulturen und Lebenswelten.

So war z.B. Ron Robert Penz aus dem Raum Chemnitz zu Gast, welcher u.a. bei den RechtsRock-Bands „Killuminati“ und „Kraftschlag“ spielt. Sein Mitmusiker bei

„Killuminati“, Michél Sajovitz, trat schon als Kämpfer beim „Tiwaz“-Turnier im Juni 2018 in den Ring.
Auch Anhänger diverser Neonazi-Bruderschaften waren als Gäste erkennbar. Etwa Marcel Zech, der der Brandenburger „Barnimer Freundschaft“ angehört und eine Woche vor dem KdN des RechtsRock-Konzert „Rock gegen Überfremdung III“ im thüringischen Apolda mitveranstaltete. Dort, wie auch auf dem KdN, nahm auch der Berliner Neonazi Oliver Oeltze teil. Er gehört der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ an, übernimmt regelmäßig Ordnertätigkeiten auf Aufmärschen und ist mittlerweile Vollmitglied der rocker-ähnlichen Gruppierung „Vandalen – Ariogermanische Kampfgemeinschaft“.

Oeltze reiste zum KdN gemeinsam mit dem neuen Bassisten der Brandenburger RechtsRock-Band „Exzess“, sowie seinem alten Bekannten, dem Potsdamer Neonazi Sebastian Glaser an. Glaser, der wie Oeltze aus dem Netzwerk der verbotenen Berliner Kameradschaff „KS Tor“ stammt, taucht seit kurzem wieder in neonazistischen Kontexten öffentlich auf, beispielsweise beim Rudolf-Hess-Marsch am 18. August 2018 in Berlin. Sein Besuch des KdN, wie auch gemeinsame Boxtrainings mit Oliver Oeltze, verdeutlichen seine Verankerung in der rechten Szene.

Wie bisher nur bei RechtsRock-Großveranstaltunngen üblich, reiste eine Gruppe Chemnitzer mit einem gemieteten Reisebus nach Ostritz. Die Idee einer solcher Anreise unterbreitete der KdN bereits Wochen vor dem Event, mit dem Angebot solche Reisegruppen beim Ticketkauf unterstützen zu können. Besonders hervorheben möchten wir aus der Chemnitzer Busbesatzung den umtriebigen Neonazi und Anhänger der Hooligangruppe „Kaotic“ des Chemnitzer FC, Rick Bochert.

Er trat 2014 im Rahmen der Stadtratswahl in Chemnitz als Kandidat für die Kleinstpartei „PRO Chemnitz“ an und war kurze Zeit später in der militanten Neonazi-Gruppe „Rechtes Plenum“ aktiv. Die konspirativ und aggressiv auftretende Gruppe nahm regelmäßig an Kickbox-Trainings in der „Kampfsportakademie Chemnitz“ teil. Bochert war zudem Teil einer überregional zusammengestellten Hooligangruppe, die 2016 während der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich in den Medien für Aufmerksamkeit sorgte, da sie vor dem Bahnhof in Lille eine Reichkriegsflagge präsentierten.

Die dort von den sächsischen Hooligans mehrheitlich getragenen „Fischerhüte“ mit dem Aufdruck „Könige Europas“ konnte man auch auf den jüngsten rassistischen Mobilisierungen in Chemnitz bei einigen der Teilnehmern erkennen. Im Pulk in Lille 2016 war zudem der rechte

Zwickauer Hooligan und Anhänger der Gruppierung „A-Block“ des FSV Zwickau, Steffen Reitberger, zu erkennen. Er ist einer der Trainer im Boxclub „KSSV Zwickau“ und war im April 2018 auf dem Turnier des KdN im Rahmen des „Schild & Schwert“-Festivals in Ostritz als Coach eines Kämpfer angereist.

Die Erkenntnis, dass der Dortmunder Neonazi Sven Kahlin als Zuschauer am KdN teilnahm, muss für die Angehörigen von Thomas „Schmuddel“ Schulz ein Schlag ins Gesicht gewesen sein.

Denn Kahlin stach 2005 den 31-jährigen Punk nieder, worauf dieser an seinen Verletzungen verstarb. Kahlin verbüßte mehrere Jahre Haft, wurde nach seiner Freilassung jedoch unmittelbar in die Dortmunder Neonaziszene eingebunden, die ihn für den Mord an „Schmuddel“ als Märtyer feierte. Lange war es ruhig um Kahlin, zumindest was seine Aktivitäten in der Öffentlichkeit anbelangte. Sein auf dem KdN im Oktober 2018 präsentiertes T-Shirt mit der Aufschrift „Hooligans Dortmund“ deutet jedoch darauf, dass er einen Teil seiner gewalttätigen Aktivitäten im Verborgenen fortführt.
Die „Hooligans Dortmund“ ist der Sammelbegriff der Gruppen „Riot 0231“ (mittlerweile aufgelöst) und „Northside“ von Borussia Dortmund. Der „Northside“ gehörte schon Timo Kersting an, der als einer der ersten der rechten deutschen Kampfsportszene in Russland bei Turnieren von „White Rex“ kämpfte.
Schon Wochen vor dem Turnier in Ostritz im Oktober 2018 teilte der KdN in den sozialen Netzwerken Bilder einer fünfköpfigen Gruppe, die als „Athleten“ des KdN beschrieben wurden.

Auf den verpixelten Bildern ist u.a. Sven Kahlin zu erkennen. Die Bilder entstanden im Rahmen eines sogenannten „Mudrace“ der „Strong Viking Brother Edition“ am 15. September 2018 in Wächtersbach.

Unter den Anreisenden in Ostritz befand sich auch Neonazis aus Bielefeld. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Insassen aus dem Spektrum der Hooligan-und Ultra-Szene um die Gruppe „Venomous Generation“ des Fußballclubs Arminia Bielefeld stammen. Deren Mitglied Jonas Gerbode stieg schon beim KdN 2016 mit dem Kämpfernamen „Adolf“ in den Ring und wurde dort von einer Vielzahl von Mitgliedern und SympathisantInnen der „Venomous Generation“ unterstützt.

Erwähnenswert ist auch die Anwesenheit von Andreas Kolb, der bis 2013 in Dortmund wohnte. Er nahm schon an den ersten Turnieren des „Kampf der Nibelungen“ teil. Der ehemalige Beisitzer des Bundesvorstandes der „Jungen Nationaldemokraten“ (die Jugendorganisation der NPD) begleitete 2013 das „Walhall Athletik Fight Team Germany“ um Timo Kersting bei einem „White Rex“-Turnier in Russland und kämpfte 2013 und 2015 selbst auf Turnieren von „White Rex“ in Italien. Kolbs Lebenspartnerin Julia Thomä aus Mecklenburg-Vorpommern ist eine der wenigen Kämpferinnen der extrem rechten Szene. Sie stieg 2016 beim Kdn im hessischen Gemünden in den Ring.


Falls ihr auch noch Informationen zu Neonazis, Kampfsport und ihre politischen Aktionen habt, dann schreibt uns über das verschlüsselte Kontaktformular, damit wir das dokumentieren und veröffentlichen können.
Runter von der Matte! Kein Handshake mit Nazis!

Rechts: Eduardo Chapela im KdN-Team-Shirt (Quelle: Pixel-Archiv)
Rechts: Eduardo Chapela im KdN-Team-Shirt (Quelle: Pixel-Archiv)
Der „Hammerskin“ Dennis Kiebitz als interner Ordner des KdN (Quelle: Pixel-Archiv)
Der „Hammerskin“ Dennis Kiebitz als interner Ordner des KdN (Quelle: Pixel-Archiv)
Rechts mit „Fischerhut“: der Bochumer „Hammerskin“ Stefan Held (Quelle: Pixel-Archiv)
Rechts mit „Fischerhut“: der Bochumer „Hammerskin“ Stefan Held (Quelle: Pixel-Archiv)
Links: Christoph Drewer aus Dortmund (Quelle: Pixel-Archiv)
Links: Christoph Drewer aus Dortmund (Quelle: Pixel-Archiv)
Im roten T-Shirt: Mathias Drewer, der das Event dokumentierte (Quelle: Pixel-Archiv)
Im roten T-Shirt: Mathias Drewer, der das Event dokumentierte (Quelle: Pixel-Archiv)
Marie Dorant, die als „H.-Photography“ das Turnier dokumentierte (Quelle: Pixel-Archiv)
Marie Dorant, die als „H.-Photography“ das Turnier dokumentierte (Quelle: Pixel-Archiv)
Im Vordergrund: Franz Pauße, links daneben in Warnweste: Robin Schmiemann (Quelle: Pixel-Archiv)
Im Vordergrund: Franz Pauße, links daneben in Warnweste: Robin Schmiemann (Quelle: Pixel-Archiv)
Multifunktionär der extrem rechten Szene: Henrik Ostendorf (Quelle: Pixel-Archiv)
Multifunktionär der extrem rechten Szene: Henrik Ostendorf (Quelle: Pixel-Archiv)
v.l.n.r.: Heiko Drews, Manuel Eder und Lukas Oertel von „Wardon 21“ (Quelle: Pixel-Archiv)
v.l.n.r.: Heiko Drews, Manuel Eder und Lukas Oertel von „Wardon 21“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Links Jörg Henning, rechts Philipp Oertel (Quelle: Pixel-Archiv)
Links Jörg Henning, rechts Philipp Oertel (Quelle: Pixel-Archiv)
Mittig im weissen T-Shirt: Helge Wolfinger, rechts David Mallow (Quelle: Pixel-Archiv)
Mittig im weissen T-Shirt: Helge Wolfinger, rechts David Mallow (Quelle: Pixel-Archiv)
Helge Wolfinger bei einem versuchten Angriff auf Journalist_innen am 14. Mai 2018 in Rostock Lütten-Klein (Quelle: Bildwerk Rostock)
Helge Wolfinger bei einem versuchten Angriff auf Journalist_innen am 14. Mai 2018 in Rostock Lütten-Klein (Quelle: Bildwerk Rostock)
Links: David Mallow, posierend für die Neonazi-Gruppe „Aktionsblog/Nationale Sozialisten Rostock“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Links: David Mallow, posierend für die Neonazi-Gruppe „Aktionsblog/Nationale Sozialisten Rostock“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Der Bremer Neonazi-Hooligan Dennis Dollberg (Quelle: Pixel-Archiv)
Der Bremer Neonazi-Hooligan Dennis Dollberg (Quelle: Pixel-Archiv)
Angehörige des Chang Tong Gyms aus Prinzhöfte. 1.v.l. Dennis Dollberg, 1.v.r. Danny Gierden (Quelle: Screenshot Facebook)
Angehörige des Chang Tong Gyms aus Prinzhöfte. 1.v.l. Dennis Dollberg, 1.v.r. Danny Gierden (Quelle: Screenshot Facebook)
Kämpfer für das „Black Legion“-Team, Andy Schotte aus Spremberg (Quelle: Pixel-Archiv)
Kämpfer für das „Black Legion“-Team, Andy Schotte aus Spremberg (Quelle: Pixel-Archiv)
Trat ebenfalls für das „Black Legion“-Team in den Ring: Martin M. aus Cottbus (Quelle: Screenshot Facebook)
Trat ebenfalls für das „Black Legion“-Team in den Ring: Martin M. aus Cottbus (Quelle: Screenshot Facebook)
Mittig, anhand seiner großflächigen auf dem Arm tätowierten Flügel erkennbar: William „Willi“ Puder aus Cottbus (Quelle: Pixel-Archiv)
Mittig, anhand seiner großflächigen auf dem Arm tätowierten Flügel erkennbar: William „Willi“ Puder aus Cottbus (Quelle: Pixel-Archiv)
Mittig, leicht verdeckt: der Cottbuser Neonazi, Hooligan und Mitbegründer der Marke „Label 23“, Markus Walzuck (Quelle: Pixel-Archiv)
Mittig, leicht verdeckt: der Cottbuser Neonazi, Hooligan und Mitbegründer der Marke „Label 23“, Markus Walzuck (Quelle: Pixel-Archiv)
Links Markus Walzuck und mittig William Puder, als Coaches von Martin M.. Kämpfer des „Black Legion“-Teams (Quelle: Screenshot Facebook)
Links Markus Walzuck und mittig William Puder, als Coaches von Martin M.. Kämpfer des „Black Legion“-Teams (Quelle: Screenshot Facebook)
Im roten T-Shirt, Tom Lüttge aus Cottbus (Quelle: Pixel Archiv)
Im roten T-Shirt, Tom Lüttge aus Cottbus (Quelle: Pixel Archiv)
Rocco Wieczorek aus Spremberg. Auf der Innenseite des Oberarms hat er ein Hakenkreuz tätowiert (Quelle: Pixel-Archiv)
Rocco Wieczorek aus Spremberg. Auf der Innenseite des Oberarms hat er ein Hakenkreuz tätowiert (Quelle: Pixel-Archiv)
Lucien Schönbach, Anhänger der extrem rechten Trainingsgruppe „Northsidecrew“ aus Lübben (Quelle: Pixel-Archiv)
Lucien Schönbach, Anhänger der extrem rechten Trainingsgruppe „Northsidecrew“ aus Lübben (Quelle: Pixel-Archiv)
1.v.l., hinter dem Bauzaun versteckt: Stefan Baer, 1.v.r. Robert Jäsche (Quelle: Pixel-Archiv)
1.v.l., hinter dem Bauzaun versteckt: Stefan Baer, 1.v.r. Robert Jäsche (Quelle: Pixel-Archiv)
Mittig: Martin Ruckert, ebenfalls Angehöriger der „Northsidecrew“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Mittig: Martin Ruckert, ebenfalls Angehöriger der „Northsidecrew“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Der Betreiber des RechtsRock-Labels „OPOS Records“ und Labelinhaber von „Greifvogel Wear“, Sebastian Raack (Quelle: Pixel-Archiv)
Der Betreiber des RechtsRock-Labels „OPOS Records“ und Labelinhaber von „Greifvogel Wear“, Sebastian Raack (Quelle: Pixel-Archiv)
1.v.r.: Max Hetzner, Kämpfer für das „Tiwaz“-Team (Quelle: Pixel Archiv)
1.v.r.: Max Hetzner, Kämpfer für das „Tiwaz“-Team (Quelle: Pixel Archiv)
Im T-Shirt mit dem Aufdruck „Ostler“: David Hasenkrug, einer der Coaches des „Tiwaz“-Teams (Quelle: Pixel-Archiv)
Im T-Shirt mit dem Aufdruck „Ostler“: David Hasenkrug, einer der Coaches des „Tiwaz“-Teams (Quelle: Pixel-Archiv)
Julian Menzel, einer der Kämpfer des diesjährigen KdN (Quelle: Pixel-Archiv)
Julian Menzel, einer der Kämpfer des diesjährigen KdN (Quelle: Pixel-Archiv)
Im roten T-Shirt: Lucas Hartmann (Quelle: Pixel-Archiv)
Im roten T-Shirt: Lucas Hartmann (Quelle: Pixel-Archiv)
1.v.l.: Jan Zrzodelny (Quelle: Pixel-Archiv)
1.v.l.: Jan Zrzodelny (Quelle: Pixel-Archiv)
Saufgelage auf Mallorca im Sommer 2017. Dabei war u.a. Jan Zrzodelny (1.v.r.) und die „Hammerskins“ Dennis Kiebitz (hinten links mit Glatze), Wolfang Erwin Benkesser (mit großflächigem Hakenkreuztattoo) und Marco Berlinghof (links neben Benkesser) (Quelle: Screenshot Facebook)
Saufgelage auf Mallorca im Sommer 2017. Dabei war u.a. Jan Zrzodelny (1.v.r.) und die „Hammerskins“ Dennis Kiebitz (hinten links mit Glatze), Wolfang Erwin Benkesser (mit großflächigem Hakenkreuztattoo) und Marco Berlinghof (links neben Benkesser) (Quelle: Screenshot Facebook)
Nico Bergmann, posierend auf Facebook (Quelle: Screenshot Facebook)
Nico Bergmann, posierend auf Facebook (Quelle: Screenshot Facebook)
Bergmann (links) und sein Coach Christoph Drewer (Quelle: Screenshot Facebook)
Bergmann (links) und sein Coach Christoph Drewer (Quelle: Screenshot Facebook)
Im beigen T-Shirt der „AG Körper &amp; Geist“. Kai-Andreas Zimmermann (Quelle: Pixel-Archiv)
Im beigen T-Shirt der „AG Körper & Geist“. Kai-Andreas Zimmermann (Quelle: Pixel-Archiv)
Frank Krämer (links) stellte in seinem Videoblog den „Asgard Fight Club Vettelschoss“ vor. Rechts im Bild der Betreiber dieses Gyms, Jochen Grüber (Quelle: Screenshot YouTube)
Frank Krämer (links) stellte in seinem Videoblog den „Asgard Fight Club Vettelschoss“ vor. Rechts im Bild der Betreiber dieses Gyms, Jochen Grüber (Quelle: Screenshot YouTube)
Mutmaßlich als Kämpfer angetreten: „Sven“ aus Baden-Württemberg, hier als Fahrer zu sehen bei der Anreise in Ostritz (Quelle: Pixel-Archiv)
Mutmaßlich als Kämpfer angetreten: „Sven“ aus Baden-Württemberg, hier als Fahrer zu sehen bei der Anreise in Ostritz (Quelle: Pixel-Archiv)
Mittig: Denis Nikitn bei der Anreise (Quelle: Pixel-Archiv)
Mittig: Denis Nikitn bei der Anreise (Quelle: Pixel-Archiv)
Mittig: Robert Vorobyov, Coach der ebenfalls auf dem Bild zu sehenden ukrainischen Kämpfer (Quelle: Pixel-Archiv)
Mittig: Robert Vorobyov, Coach der ebenfalls auf dem Bild zu sehenden ukrainischen Kämpfer (Quelle: Pixel-Archiv)
Auf der Webpräsenz der Sportabteilung der ukrainischen Marine als unterstützender Athlet aufgeführt: Robert Vorobyov (1.v.r.) (Quelle: Screenshot der Website „UA Navysport“)
Auf der Webpräsenz der Sportabteilung der ukrainischen Marine als unterstützender Athlet aufgeführt: Robert Vorobyov (1.v.r.) (Quelle: Screenshot der Website „UA Navysport“)
Nur von hinten zu erkennen, mit Zopf: Sascha Böhm, der sich selbst als Manager von Denis Nikitin in Deutschland ausgibt (Quelle: Pixel-Archiv)
Nur von hinten zu erkennen, mit Zopf: Sascha Böhm, der sich selbst als Manager von Denis Nikitin in Deutschland ausgibt (Quelle: Pixel-Archiv)
1.v.l.: Sascha Böhm, auf dem Neonazi-Aufmarsch zu Ehren von Rudolf Hess in Berlin-Spandau 2017 (Quelle: Presseservice Rathenow)
1.v.l.: Sascha Böhm, auf dem Neonazi-Aufmarsch zu Ehren von Rudolf Hess in Berlin-Spandau 2017 (Quelle: Presseservice Rathenow)
Mit Fischerhut: Vít Mrákota. Rechts daneben Pavel Koleček (Quelle: Pixel-Archiv)
Mit Fischerhut: Vít Mrákota. Rechts daneben Pavel Koleček (Quelle: Pixel-Archiv)
Lukáš Rod (links) mit einem der Kämpfer des „White Rex – Czech Team) (Quelle: Pixel-Archiv)
Lukáš Rod (links) mit einem der Kämpfer des „White Rex – Czech Team) (Quelle: Pixel-Archiv)
Der Profi-MMA-Kämpfer Petr Beranek, hier zu sehen bei einem Angriff im Rahmen der Ausschreitungen gegen Sinti und Roma 2009 im tschechischen Prerov, gehört ebenfalls dem „White Rex – Czech Team“ an (Quelle: antifa.cz)
Der Profi-MMA-Kämpfer Petr Beranek, hier zu sehen bei einem Angriff im Rahmen der Ausschreitungen gegen Sinti und Roma 2009 im tschechischen Prerov, gehört ebenfalls dem „White Rex – Czech Team“ an (Quelle: antifa.cz)
1.v.l.: Tomáš Dubský (Quelle: Pixel-Archiv)
1.v.l.: Tomáš Dubský (Quelle: Pixel-Archiv)
Links der französiche Kampfsportler Timothée Susca, rechts der rechte Hooligan „Brutuss“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Links der französiche Kampfsportler Timothée Susca, rechts der rechte Hooligan „Brutuss“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Philippe Cavaleri, Sekretär der faschistischen Organisation „Bastion Social Strasbourg“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Philippe Cavaleri, Sekretär der faschistischen Organisation „Bastion Social Strasbourg“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Cavaleri und „Brutuss“ beim gemeinsamen Training (Quelle: Screenshot Facebook)
Cavaleri und „Brutuss“ beim gemeinsamen Training (Quelle: Screenshot Facebook)
Angehörige des griechischen Teams „Pro Patria Fightclub“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Angehörige des griechischen Teams „Pro Patria Fightclub“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Kämpfer aus Österreich und deren Anhang bei der Anreise in Ostritz (Quelle: Pixel-Archiv)
Kämpfer aus Österreich und deren Anhang bei der Anreise in Ostritz (Quelle: Pixel-Archiv)
Ron Robert Penz aus dem Raum Chemnitz, Musiker u.a. bei der RechtsRock-Band „Kraftschlag“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Ron Robert Penz aus dem Raum Chemnitz, Musiker u.a. bei der RechtsRock-Band „Kraftschlag“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Mit Gesichts-Tattoo: Marcel Zech, führender Kopf der Neonazi-Bruderschaft „Barnimer Freundschaft“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Mit Gesichts-Tattoo: Marcel Zech, führender Kopf der Neonazi-Bruderschaft „Barnimer Freundschaft“ (Quelle: Pixel-Archiv)
V.l.n.r.: Oliver Oeltze, Sebastian Glaser und der Bassist der Strausberger RechtsRock-Band „Exzess“ (Quelle: Pixel-Archiv)
V.l.n.r.: Oliver Oeltze, Sebastian Glaser und der Bassist der Strausberger RechtsRock-Band „Exzess“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Rick Bochert, Angehöriger der rechten Hooligangruppe „Koatic Chemnitz“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Rick Bochert, Angehöriger der rechten Hooligangruppe „Koatic Chemnitz“ (Quelle: Pixel-Archiv)
Sächische Hooligans zur EM 2016 in Frankreich. Rechts an der Flagge, vermummt und mit Fischerhut: Rick Bochert. In der ersten Reihe, 1.v.r. kniet Steffen Reitberger, Trainer des „KSSV Zwickau“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Sächische Hooligans zur EM 2016 in Frankreich. Rechts an der Flagge, vermummt und mit Fischerhut: Rick Bochert. In der ersten Reihe, 1.v.r. kniet Steffen Reitberger, Trainer des „KSSV Zwickau“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Steffen Reitberger, hier als Trainer des „KSSV Zwickau“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Steffen Reitberger, hier als Trainer des „KSSV Zwickau“ (Quelle: Screenshot Facebook)
Sven Kahlin im T-Shirt der „Hooligans Dortmund“. Auf seinem linken Arm ist das Emblem der SA als Tattoo zu sehen, ein in Deutschland strafbares Kennzeichen (Quelle: Pixel-Archiv)
Sven Kahlin im T-Shirt der „Hooligans Dortmund“. Auf seinem linken Arm ist das Emblem der SA als Tattoo zu sehen, ein in Deutschland strafbares Kennzeichen (Quelle: Pixel-Archiv)
2.v.l. Sven Kahlin, hier mit anderen Neonazis in KdN-Merchandise auf einem „Mudrace“ in Wächtersbach (Quelle: Screenshot Facebook)
2.v.l. Sven Kahlin, hier mit anderen Neonazis in KdN-Merchandise auf einem „Mudrace“ in Wächtersbach (Quelle: Screenshot Facebook)
Andreas Kolb, hier bei der Anreise über den deutsch-polnischen Grenzübergang (Quelle: Pixel-Archiv)
Andreas Kolb, hier bei der Anreise über den deutsch-polnischen Grenzübergang (Quelle: Pixel-Archiv)

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Neuigkeiten von der Matte #5 – Kommende Events mit rechter Beteiligung, Recherche & Analyse https://indyhro.blackblogs.org/2018/10/11/neuigkeiten-von-der-matte-5-kommende-events-mit-rechter-beteiligung-recherche-analyse/ Thu, 11 Oct 2018 19:31:41 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=4022 Continue reading Neuigkeiten von der Matte #5 – Kommende Events mit rechter Beteiligung, Recherche & Analyse]]> [Original erschienen unter https://runtervondermatte.noblogs.org/neuigkeiten-von-der-matte-5-kommende-events-mit-rechter-beteiligung-recherche-analyse ]

Am kommenden Samstag, 13. Oktober 2018: Extrem rechtes Großevent: Der „Kampf der Nibelungen“ in Ostritz

„Teamfights“ und NS-Hardcore im November erneut beim“Schild & Schwert“-Festival in Ostritz (Ostsachsen)

Parallel zum „Kampf der Nibelungen“: Kampfsportevents in Plauen

Rechte KampfsportlerInnen bei den Aufmärschen in Chemnitz in Köthen


Extrem rechtes Großevent: Der „Kampf der Nibelungen“ in Ostritz

Schon seit Monaten bereitet sich die extrem rechte Kampfsportszene aus ganz Europa auf den „Kampf der Nibelungen“ (KdN) vor. Zum nun sechsten Mal soll das Turnier am 13. Oktober 2018 in Deutschland stattfinden. Statt das Event wie die Jahre zuvor in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen oder Hessen konspirativ auszutragen, d.h. die Gäste und KämpferInnen mittels sogenannter Schleusungspunkte zum Ort zu navigieren, wurde der KdN in diesem Jahr öffentlich beworben.

Als Veranstaltungsgelände wird auf das Areal des Hotel „Neisseblick“ im ostsächsischen Ostritz verwiesen. Die Kleinstadt an der deutsch-polnischen Grenze war schon am 20./21. April 2018 zum Pilgerort hunderter Neonazis geworden, die zum Rechtsrock-Festival „Schild & Schwert“ anreisten. ProtagonistInnen des „Kampf der Nibelungen“ wie Alexander Deptolla waren dort nicht nur in der Organisationsstruktur am Freitag eingebunden, sondern veranstalteten auch ein kleineres Turnier und dem Label des KdN mit 15 Kämpfen am Samstag.
Nachdem laut eigener Angaben am 21. April bis zu 450 Neonazis das Turnier verfolgten und zum Hauptevent des „Kampf der Nibelungen“ 2017 rund 800 Neonazis aus ganz Europa nach Hessen reisten, rechnen wir für den 13. Oktober 2018 mit über 1000 TeilnehmerInnen. Genügend Platz müsste es dafür in den auf dem Gelände des „Neisseblick“ befindlichen Leichtbau-Hallen geben, wo auch die Konzerte im Rahmen des „Schild & Schwert“ ausgerichtet wurden.
Nicht nur die rechtliche Sicherheit in Bezug auf den gewählten Ort, der schließlich im Besitz eines rechten hessischen Kommunalpolitikers ist, sondern auch die aktuellen Entwicklungen der extrem rechten Kampfsportszene dürften für eine solch enorme Beteiligung sorgen. Denn erstmals ist auch die russische Neonazi-Marke „White Rex“ offiziell Mitveranstalter des KdN. Die Marke um den russischen Neonazi und Hooligan Denis Nikitin, der seit geraumer Zeit in Kiew/Ukraine wohnt, gilt als Stichwortgeber der Szene.

Grafisch umgesetzt von Martin Wegerichs „Vlanze Graphics“ sind auf dem Flyer zum Event am 13. Oktober alle wichtigen Player der extrem rechten Kampfsportszene als Unterstützer abgebildet: „Pride France“ aus Frankreich, „Greifvogel Wear“ aus Südbrandenburg, „Black Legion“ aus Cottbus und „Sport Frei“ aus Bremen, sowie das noch junge Kampfsportevent „Tiwaz“ aus dem Chemnitzer Land und die NS-Straight Edge-Gruppe „Wardon 21“ um Neonazis aus Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Ein alter Hut, denn die Gruppen unterstützen sich seit Jahren auf diversen Turnieren.

Neu ist jedoch die Unterstützung durch die Plattform „GruppaOF“, deren Logo ebenfalls auf dem Flyer des KdN zu finden ist. Das Kürzel „OF“ bezieht sich auf den russischen Begriff „Okolofutbola“, der sich mit „Fußballnah“ übersetzten lässt. Benutzt wird der Begriff jedoch vorrangig im Zusammenhang mit Hooligan-Kämpfen, sogenannten „Matches“.
„GruppaOF“ stellt in den sozialen Netzwerken täglich Fotos und Insider-Berichte zu europaweit stattgefundenen Matches ins Netz und etablierte sich durch Aktualität und Exklusivität zu einer der wichtigsten Hooligan-Portale. 2014 erstmals in Erscheinung getreten versorgt die virtuelle Gruppe aus Russland heute über 70 000 Follower auf Instagram und rund 9000 AbonnentInnen auf Facebook. Ohne selbst dezidiert rechte Parolen zu verbreiten dokumentiert die Gruppe exklusive Bilder vorrangig rechter Hooligan-Gruppen. Ein Bekenntnis zur extremen Rechten folgte dann im Juli 2018, als auf ihrer Seite eine Ankündigung für den „Kampf der Nibelungen“ auftauchte. Die Verbindung zwischen Kampfsport und Hooliganismus ist dabei nicht verwunderlich. Längst erinnern die im Verborgenen stattfindenden Hooligan-Kämpfe mehr einem MMA-Kampf, als einer Prügelei spontan aufeinander treffender Fußballfans. Nicht nur dass diese Matches oft auch außerhalb von Spieltagen ausgetragen werden, sondern auch verwendetes Equipment wie MMA-Handschuhe, Thai-Box-Shorts oder Rashguards, schließen auf eine Professionalisierung und Durchmischung der Szenen. Viele Amateur-und Profikämpfer im MMA sind schließlich auch aktive Hooligans, wie man am Beispiel der Leipziger Hooliganszene um Benjamin Brinsa und sein „Imperium Fight Team“ deutlich erkennen kann. „GruppaOF“ als Unterstützer des „Kampf der Nibelungen“ bedeutet, dass sich das extrem rechte Turnier offensiv einem solchen Klientel anbietet, nicht zuletzt um den Markt zu erweitern.

Sowohl der KdN als auch „White Rex“ stilisieren das Turnier im Oktober als Gala, auf der auch sogenannte „Nummerngirls“ eingeplant sind: leicht bekleidete Frauen, deren einzige Aufgabe es sein wird, sich begaffen zu lassen, während sie auf Schildern die jeweilige Runde des Kampfes zeigen. Im Netz ist man sich über Sinn und Zweck dieser „Nummerngirls“ auf dem KdN uneinig. Sowohl der KdN als auch „White Rex“ hatten Fotos der vermeintlich teilnehmenden Frauen verbreitet, worauf eine Diskussion in der Kommentarspalte entstand. Die Kommentatoren fragten, ob diese Form nicht degradierend sei und ob es nicht besser wäre „Frauen in einem positiven Licht zu zeigen, anstelle dieses entarteten Mülls“. Sichtlich irritiert wurde zur Debatte gestellt, ob „man mit der Veranstaltung nicht eine Gegenkultur zu den Mainstreamveranstaltungen schaffen“ will. Eine der Antworten seitens Nikitins lautete „We make SHOW, a fight gala! Strong Men, Beautiful Women – this is what our movement is partly about (…)“. Damit bestätigt er einmal wieder den Diskurs der extremen Rechten in Bezug auf die Rolle der Frau. Zwar kämpften auf vergangenen Events von „White Rex“ und KdN auch Frauen, doch stellt dies eher die Ausnahme dar. Schon das im Juni ausgetragene Neonazi-Turnier „Tiwaz“ stand unter dem Motto „Kampf der freien Männer“. Die Logik der soldatischen Männlichkeit wurde schon im historischen Nationalsozialismus propagiert und fühlt sich heute in der extremen Rechten u.a. mit Parolen wie „Gegen den Gendermainstream“ befüttert.

Wer letztlich auf dem Turnier des „Kampf der Nibelungen“ im Oktober in Ostritz kämpfen wird, wird sich am Tag selbst zeigen. Sicher ist, dass der Rostocker Neonazi David Mallow für das Team des KdN und Tomasz Skatulsky für sein Label „Pride France“ antreten wird. Skatulsky kündigte darüber hinaus an, drei weitere KämpferInnen seines Teams mitzubringen.

Eine dieses Teams könnte die Kickboxerin Emma Gongora aus Marseille sein. Sie trat schon mehrmals für das „Team Pride France“ auf extrem rechten Turnieren in den Ring.

Auch Gregor Nebel aus Niedersachsen ließ verlautbaren, dass er auf dem Turnier im K1 kämpfen wird. Es wäre damit sein zweiter Kampf. Den ersten dieser Art bestritt Nebel – Neonazi-Hooligan des SV Waldhof Mannheim, Anhänger des „Gremium MC“ und Sozialpädagoge – im Juni 2018 im Erzgebirge auf dem „Tiwaz“-Turnier.
Darüber hinaus ist eine Teilnahme von bekannten extrem rechten KampfsportlerInnen wie Sören Radtke, Christoph Drewer, Sebastian Dahl, Julia Thomä, Roman Portner oder Thore Probst sehr wahrscheinlich. Eine Anreise von Teams wie „Norricum“ aus Österreich oder „South Legion“ aus Tschechien würde ebenfalls nicht verwundern.

Auch die Trainingsgruppe um Melanie Dittmer und Frank Krämer aus dem Raum Köln dürfte vor Ort sein, wenn man ihren Verlautbarungen in den sozialen Netzwerken glauben schenken mag. Dittmer ist eine umtriebige Neonazi-Aktivistin und trat zuletzt als Protagonistin der „Identitären Aktion“ auf. Krämer war mit seinem „Sonnenkreuz-Versand“ bereits Partner des „Tiwaz“-Turniers im Juni 2018. Über seinen Versand verkauft Krämer neben Nahrungsergänzungsmitteln auch T-Shirts mit dem Aufdruck „wahrhaft wehrhaft – die Starken leisten was zu können, die Schwachen erleiden was sie müssen“. Damit dürfte er den Zeitgeist der rechten Kampfsportszene deutlich treffen.

Auch bisher unbekannte, unpolitisch wirkende Teams aus dem In-und Ausland wird man mit Sicherheit in Ostritz wiederfinden, denn der KdN ist längst außerhalb der extrem rechten Szene bekannt und beliebt. Dies rührt auch daher, dass viele der KämpferInnen in normalen, nicht explizit rechten Gyms trainieren und dadurch Interessierte anwerben können.

So bereitete sich etwa der noch bis vor kurzer Zeit in Dortmund lebende Neonazi Franz Pauße im „La Familia Fightclub“ in Halle/Sachsen-Anhalt auf seinen Kampf für den KdN 2017 vor – unter Anleitung von Trainer Theo Weiland. Der jetzt in Thüringen wohnhafte Pauße ist in das KdN-Orgateam um Alexander Deptolla angebunden und unterhält beste Kontakte in die rechte Hooliganszene. Für die gemeinsam agierenden Hooligans des 1. FC Köln und Borussia Dortmund war Pauße selbst an sogenannten „Ackerkämpfen“ beteiligt.

 

„Teamfights“ und NS-Hardcore im November erneut in Ostsachsen

Im Rahmen der am 2. und 3. November 2018 angekündigten zweiten Auflage des Neonazi-Festivals „Schild & Schwert“ in Ostritz ist abermals ein Turnier des „Kampf der Nibelungen“ angekündigt. Nur wenige Wochen nach dem eigentlichen Kern-Turnier des KdN am 13. Oktober soll – wie am 21. April 2018 – ein kleineres Turnier das von Thorsten Heise veranstaltete Festival in Ostsachsen begleiten. Das Festival selbst trägt die ironisch wirkende Losung „Für Frieden und Freiheit“.
Erwähnenswert ist zum einen, dass das KdN-Turnier am 2. November musikalisch mit einem NS-Hardcore-Konzert abgerundet werden soll. U.a. soll eine ungarische Band dieses Genres, sowie die deutschen Szene-Bands „Painful Life“, „Burning Hate“ und „Terrorsphära“ auf der Bühne stehen. Die Kombination aus NS-Hardcore und Kampfsport könnte den Neonazis nicht besser passen. Vor allem da die Band „Terrorsphära“ seit ihrer Gründung vor ein paar Jahren den Soundtrack sowohl für das Training im Gym, als auch für den Kampf auf der Straße liefert.

Mit Manuel Eder und Philipp Liebetrau sind diese Welten dabei auch real verbunden, denn beide sind nicht nur Musiker bei „Terrorsphära“, sondern gelten auch als Aushängeschild der NS-Straight Edge-Szene um „Wardon 21“. Hinzu kommt, dass Eder innerhalb der Verkauf-und Vermarktungsstruktur der Brandenburger Neonazi-Marke „Greifvogel Wear“ eingebunden ist und Liebetrau schon als Teil des KdN-Orgateams auftrat.

Zum anderen sollen auf dem Turnier sogenannte „Teamfights“ ausgetragen werden. Das sind MMA-Kämpfe mit mehreren kämpfenden Personen pro Team. Bekannt sind diese Kämpfe aus Osteuropa vom Format „Team Fighting Championship“ (TFC), wo meist 6 Personen eines Teams gegen 6 Personen eines anderen Teams antreten. Entscheidend ist dabei das Gesamtgewicht des Teams. Bei TFC, an welches sich die Teamfights des KdN explizit orientieren, besteht nur ein sehr minimales Regelwerk: kein Beißen, keine Schläge auf den Kehlkopf und nicht ins Auge stechen.
Beim Turnier des KdN am 2. November wurde das Gewicht jedes Teams auf 273 KG + festgelegt. Im Ring sollen Teams von jeweils drei KämpferInnen gegeneinander antreten. Gekämpft werden soll nach UFC Regelwerk, d.h. mindestens drei Runden mit einer Minute Rundenpause und nach aktuellen Stand keine Kopfstöße, Schläge unterhalb der Gürtellinie und direkte Schläge auf Hinterkopf oder Hals, keine Tritte gegen den Kopf sobald eine Person am Boden liegt, keine Griffe kleiner Gelenke oder direkte Schläge auf bestimmte Druckpunkte, sowie an den Haaren ziehen. Sich auf dieses Regelwerk zu berufen klingt professionell und überlegt. Da solche Teamfights bisher in Deutschland noch nie ausgetragen wurden und der KdN auch in keinem Verband organisiert ist, dürften solche Kämpfe allerdings sehr in der legalen Grauzone liegen, bzw. könnten als strafbar gelten.
Denn letztlich werden diese Teamfights vom KdN mit den Worten beworben: „Meldet Euch an, wenn ihr die Ehre eurer Stadt verteidigen möchtet.“ Nichts anderes findet man im Hooliganismus, wenn sich zwei Gruppen unterschiedlicher Vereine zu sogenannten „Matches“ treffen. Da die KämpferInnen des KdN, wie auch die extrem rechte Kampfsportszene im Allgemeinen eine hohe Schnittmenge zur Hooliganszene aufweist, sollte klar sein, dass sich vor allem Personen aus diesem Spektrum anmelden werden. Allein die Beteiligung der Hooligan-Plattform „GruppaOF“ als Partner des Hauptturniers des KdN am 13. Oktober 2018 dürfte dies untermalen.
Ein Urteil des Bundesgerichtshof aus dem Jahr 2015 sieht in der Verabredung zu Hooligan-Kämpfen einen Strafbestand. Körperverletzung sei selbst mit Einwilligung der Beteiligten sittenwidrig und strafbar. Sich zu verabredeten Massenschlägereien zu treffen kann in diesem Kontext zur Verurteilung wegen Unterstützung einer kriminellen Vereinigung führen.
Sich auf ein UFC-Regelwerk zu beziehen und professionelle Ring- und Punkterichter für die kommenden Teamfights am 2. November organisieren zu wollen dürfte diesen an Hooligan-Kämpfe orientierten Charakter nicht wettmachen.

 

Parallel zum „Kampf der Nibelungen“

Neben dem extrem rechten Turnier des KdN am 13. Oktober in Ostritz sollen am selben Tag im sächsischen Vogtland in Plauen zwei weitere Fightnights stattfinden.
Zum einen wäre da die „Shuri Fight Night“ des Shuri Gyms. Die Shuri Gyms in den Standorten Plauen, Zwickau und Lichtenstein hofieren und fördern seit Jahren Neonazis. Dementsprechend liest sich auch die Fightcard für das kommende Event am Samstag. Denn mit Martin Langner vom Team „Barbaria Schmölln“ soll im K1 ein bekannter Kämpfer der Turniere des „Kampf der Nibelungen“ in Plauen antreten.

Langner nahm nicht nur am KdN 2017 und beim KdN-Turnier im April 2018 auf dem Neonazis-Festival „Schild & Schwert“ teil, sondern ist auch außerhalb des Sports an Neonazi-Strukturen angebunden. So lief er schon 2017 auf dem Leistungsmarsch „Ausbruch60“ in Ungarn mit, der jährlich u.a. von „Blood & Honour“ organisiert wird. Zudem war Langner jüngst Teilnehmer der Neonazi-Aufmärsche von „Pro Chemnitz“ in Chemnitz.

Auch Toni Wagner vom Lichtensteiner Shuri Gym soll in Plauen kämpfen. Er fiel zuletzt 2017 als Teilnehmer des Neonazi-Konzertes „Rock gegen Überfremdung II“ in Themar/Thüringen auf und teilt zudem rassistische Propaganda aus dem PEGIDA- und „Identitären“-Spektrum in den sozialen Netzwerken.

Auf der „2. Vogtländer Fightnight“, die am selben Tag in der selben Stadt ausgetragen werden soll, sind ebenfalls keine Bemühungen um Ausschluss rechter und rechtsoffener KampfsportlerInnen ersichtlich. In den Hauptkämpfen wird u.a. der Lokalmatador Mathias Buchta, wie auch John Kallenbach aus dem thüringischen Pößneck angekündigt. Der K1-Kämpfer Buchta ist Inhaber des „IRON Kraft-und Fitnessstudio“ in Plauen, welches Klamotten der Marke „Brachial – The Lifestyle Company“ vertreibt. Sein an das Gym angebundene Strongmen-Team wird von der Marke gesponsert und Buchta selbst nennt das Label seinen Partner. „Brachial“ entstand aus dem rechten Türsteher-Milieu in Westsachsen, lässt bekannte Neonazis für sich modeln und einer der Inhaber steht der rechten PEGIDA-Bewegung nah.

Buchta nahm darüber hinaus im Juli 2018 an einem Mannschaftswettkampf in Schmölln teil, der maßgeblich von dem Neonazi und Kampfsportler Martin Langner und seinem Gym „Barbaria Schmölln“ organisiert wurde. Das Ganze fand in einer freundschaftlichen Atmosphäre statt, in der sich scheinbar auch keiner der Teilnehmenden an präsentierten Neonazi-Klamotten wie etwa „Greifvogel Wear“ störte.
John Kallenbach wiederum, der am Samstag in Plauen ebenfalls im K1 antreten soll, geriet mit seinem Gym „Invictus Kick- und Thaiboxschule“ bereits vor einigen Monaten in die Kritik.

So konnte – trotz öffentlichen Bekanntwerdens – Kallenbachs Zögling Kevin Görke erneut im Rahmen einer kommerziellen Fightnight antreten. Görke war Kämpfer auf mehreren Turnieren des KdN und bestritt auch einen Kampf auf dem extrem rechten „Tiwaz“-Turnier im Juni 2018 im Erzgebirge.
Kallenbach selbst ließ sich schon von der Cottbuser Marke „Label 23“ sponsern, die nicht nur in der Neonaziszene beliebt ist, sondern deren Macher auch personelle Verstrickungen in diese Szene aufweisen.

Im K1 wird auch Theo Weiland auf der Fightcard in Plauen angekündigt. Er ist Trainer und Kämpfer des „La Familia Fight Club“ in Halle/Sachsen-Anhalt und gehört zum K1-Trainingsstab des „Imperium Fight Team“ um Benjamin Brinsa in Leipzig. Weiland wird zudem der gewaltaffinen, rechten Ultra-Gruppierung „Saalefront“ des Halleschen Fußballclubs zugerechnet, die eine innige Fanfreundschaft zu rechten Ultra-und Hooligan-Gruppen des 1. FC Lokomotive Leipzig pflegt.

Gemeinsam mit Protagonisten dieser Gruppierungen um Benjamin Brinsa nahm Theo Weiland jüngst Anfang September 2018 an einem Fan-Turnier im polnischen Łódź teil, welches u.a. von rechten Hooligangruppen der Vereine LKS Łódź und Lech Poznan organisiert wurde.
Im Rahmen dieses Turniers war Weiland Teil des Fußballteams „Imperium Fight Team“. Wie bereits bekannt ist, waren Mitglieder des „Imperium Fight Team“ Teil einer rund 220 Personen starken Gruppe aus Neonazis und Hooligans, die am 11. Januar 2016 in Leipzig-Connewitz festgesetzt wurden nachdem es dort zu einem massiven, koordinierten Angriff auf links geltende Geschäfte und Kneipen gekommen war.

Die festgesetzten Kampfsportler Timo Feucht und Christopher Henze waren Anfang September ebenfalls bei dem Fanturnier in Polen zugegen und Teil des „Imperium Fight Team“. Nicht verwunderlich aber erwähnenswert ist dabei auch die Teilnahme von Frank Fischer aus Leipzig an dem Turnier in Polen. Er befand sich ebenfalls in dem von der Polizei festgesetzten Mob am 11. Januar 2016 und nahm zuletzt am „Europa Nostra“-Fest am 25. August 2018 in Dresden teil. Dort hatte die Identitären Bewegung“ (IB) auf die Cockerwiese geladen. Fischer fiel dort vor allem durch sein aggressives Verhalten gegenüber Gegendemonstrant_innen auf. Die Verbindung des „Imperium Fight Team“ zur extrem rechten „Identitären Bewegung“ lässt sich jedoch nicht nur über Fischer feststellen. Auch Alexander Kleine, alias „Alex Malenki“, trainiert seit 2017 regelmäßig beim „Imperium Fight Team“. Er ist Leiter der sächsischen IB-Gruppen und nahm – wie Brinsa und sein Team – an den rassistischen Aufmärschen Ende August 2018 in Chemnitz teil.

Mit Martin Bissinger ist ein weiterer fragwürdiger Kandidat auf der Fightcard der „Vogtländer Fightnight“ zu finden. Er war Kader der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ und landete mit seinem Umzug nach Halle im Spektrum der „Kontrakultur“. Dies ist eine lokale Vertretung der extrem rechten Organisation „Identitäre Bewegung“. Bissinger selbst behauptet aus der Szene ausgestiegen zu sein, doch wie wir bereits im August in unseren News erwähnten, braucht solch ein Ausstieg Zeit und hat Konsequenzen, die wir bei Bissinger nicht erkennen können. Sein „Ausstieg“ erscheint uns unglaubwürdig und kalkuliert, damit er sich seine Karriere im Profi-Sport nicht ruiniert.

 

Rechte Kampfsportler bei den Aufmärschen in Chemnitz in Köthen

Bei rassistischen Mobilisierungen, wie in Dresden, Leipzig und Cottbus, sind rechte Kampfsportler und Hooligans längst in Ordnertätigkeiten und als Art Schutzwall verankert.
Mit der Tendenz, dass die rechte Szene immer stärker auch im Kampfsport aktiv ist, haben wir es in dem Kontext mit Personen zu tun, die mit Straßengewalt durch organisierte Auseinandersetzungen im Fußball bestens bekannt sind und diese Gewalt durch angeleitete Trainings im Gym perfektionieren können.
In den rassistischen Mobilisierungen zuletzt in Chemnitz und Köthen wurde immer verlautbart, dass man sich wehren müsse. „Wehren“ ist jedoch nur möglich, wenn man auch „wehrhaft“ ist. Auf diese Wehrhaftigkeit bezieht sich die extreme Rechte immer mehr und fand im Kampfsport allen Anschein nach beste Möglichkeiten, diese effektiv ausbilden zu können.
So können die teilweise kurzfristig beworbenen und aggressiven Aufmärsche nach dem tragischen Tod von Daniel H. in Chemnitz Ende August, bzw. Anfang September 2018 als Experimentierfeld für diese sich wehrhaft machende rechte Szene gewertet werden.

Real vor Ort waren bei den Aufmärschen u.a. Martin Langner vom Gym „Barbaria Schmölln“ aus Thüringen, der im Rahmen des „Trauermarsches“ von PEGIDA, AfD und Pro Chemnitz am 1. September Teil eines größeren, bedrohlich wirkenden Mobs war – u.a. mit David Hasenkrug, Neonazis und Angestellter im Sicherheitsgewerbe.

Einen anderer Mob reiste aus Cottbus an und lässt sich dem engeren Umfeld der rechten Kampfsportmarke „Black Legion“ zuordnen. Mit Lasse Richei und Pierre Bauer waren auch Kampfsportler und Hooligans aus Braunschweig am Aufmarsch beteiligt. Beide versuchten immer wieder durch die Polizeiketten zu brechen, um zu den Gegendemonstrant_innen vorzudringen.

Bauer und Richei sind Hauptprotagonisten der Hooligangruppe „Adrenalin BS“ und trainieren aktiv Kampfsport. In den sozialen Netzwerken betitelt die Gruppe dieses Training als „Kampfsport gegen Überfremdung“.

Auch lokale Strukturen aus der extrem rechte Kampfsportszene nahmen an den Aufmärschen teil. Darunter etwa Tim Kühn, der als Hauptverantwortlicher des rechten „Tiwaz“-Turnier im Erzgebirge im Juni 2018 gilt. Kühn ist darüber hinaus bestens mit Neonazis aus Dortmund bekannt, die ebenfalls in Chemnitz anwesend waren. Etwa Martin Wegerich, der – wie Kühn auch – an den engeren Kreis des Orga-Teams des „Kampf der Nibelungen“ angebunden ist.
Zum Aufmarsch am 27. August, zwei Tage nach dem Tod von Daniel H., mobilisierte auch das Leipziger „Imperium Fight Team“ (IFT) um den rechten Hooligan Benjamin Brinsa nach Chemnitz.

Tatsächlich war eine Gruppe um Brinsa vor Ort, in der auch einer der im IFT trainierenden, eineiigen Schumer-Zwillinge zu erkennen waren – d.h. entweder Andreas oder Dittmar Schumer.

Auch Tobias Rzehaczek, der im IFT trainiert, nahm an dem Aufmarsch teil.

Ähnlich wie in Chemnitz waren auch Personen aus der Kampf-und Kraftsportszene in Köthen, Sachsen-Anhalt, zugegen. Nur zwei Wochen nach den Mobilisierungen in Chemnitz kam es dort zu einem Todesfall, der erneut von Neonazis im Sinne ihrer rassistischen Propaganda benutzt wurde, um Stimmung gegen Geflüchtete zu machen.
Köthen besitzt eine kleine organisierte Neonaziszene, die seit einiger Zeit auch an das internationale rechte Kampfsportmilieu angebunden ist.

Ausschlaggebend dafür sind die Neonazis Maik Schubert, Nico Gollnick, Ron Krieg und der aus Ungarn stammende Attila Kinczel. Kinczel und Gollnick reisten bereits im Juni 2017 in die Nähe von Genf, um als Gäste an dem extrem rechten „Force & Honeur“-Turnier teilzunehmen. In die Organisation dieses Turniers war nicht nur die Neonazi-Bruderschaft „Hammerskins“ eingebunden, sondern auch „White Rex“, „Pride France“ und der „Kampf der Nibelungen“. Ein Jahr später nahmen Gollnick und Schubert an dem extrem rechten „Tiwaz“-Turnier im Erzgebirge teil und können spätestens seit diesem Turnier der wachsenden „NS-Straight Edge“-Szene zugerechnet werden. Kinczel, Schubert, Gollnick, wie auch Ron Krieg nahmen nicht nur an den jüngsten Aufmärschen in Köthen teil, sondern trainieren im Kraftraum am Köthener Ratswall in der Trainingsstätte des Köthener SV.

Krieg trat schon mehrmals für den Verein bei Powerlifting-Meisterschaften an. Das Problem mit den Neonazis im Verein ist dabei schon einige Jahre bekannt. Bereits 2009 berichtete die Mitteldeutsche Zeitung über „einen bekannten Neonazi im Verein“. Vereinschef und Stadtrat Steffen Reisbach sagte damals dem Blatt: „Viele Fußballvereine könnten zumachen, wenn sie die Nazis rausschmeißen würden.“
Einen konsequenten Umgang mit Neonazis scheint man bis heute nicht gelernt zu haben, denn noch im Dezember 2017 berichtete der MDR lobend über die Arbeit mit Geflüchteten im Verein, erwähnt aber auch den 19-jährigen Ron Krieg, der als Talent des Vereins gilt, ohne auf seine extrem rechte Gesinnung hinzuweisen. Schon Bilder aus 2014 zeigen Krieg im Training mit Nico Gollnick, der u.a. Kontakte zu der verbotenen Kameradschaft „Weisse Wölfe Terrorcrew“ (WWT) in Wittstock/Dosse pflegt denn. Pierre Schumann, der der WWT angehörte, war ebenfalls auf dem extrem rechten Turnier „Force & Honeur“ im Juni 2017 zu Gast.

Wie zu erwarten nahm auch der Kampfsportler Steffen Bösener an den Aufmärschen in Köthen teil. Er ist ein Urgestein der dortigen Neonazi-Szene, betrieb u.a. ein rechtes Ladengeschäft, war in die Organisation von Rechtsrock-Konzerten um „Blood & Honour“ eingebunden und kämpfte zuletzt auch auf dem „Tiwaz“-Turnier im Juni 2018 im Erzgebirge.

Die internationale rechte Kampfsportszene hat die ostdeutschen Aufmärsche genau im Blick. Mit den Worten „Check the doubleleg (…) Whatever comes your way – fighters are prepared!“ teilte etwa Denis Nikitin ein Video der Ausschreitungen am 26. August 2018 in Chemnitz. Zu sehen ist in dem Video eine körperliche Auseinandersetzung zwischen Neonazis und der Polizei. Einer der rechten Angreifer scheint dort tatsächlich wie im Reflex die MMA-Technik „Doubleleg“ zu verwenden, um einen Polizisten zu Boden zu bringen.

Die vermeintlichen „Nummerngirs“ für den KdN und die Diskussion dazu im Netz (Screenshot Facebook)
Die vermeintlichen „Nummerngirs“ für den KdN und die Diskussion dazu im Netz (Screenshot Facebook)
David Mallow auf einem Aufmarsch der AfD am 22. September 2018 in Rostock (Bildrechte: Pixelarchiv)
David Mallow auf einem Aufmarsch der AfD am 22. September 2018 in Rostock (Bildrechte: Pixelarchiv)
Die französische Kickboxerin Emma Gongora mit einer tätowierten „Schwarzen Sonne“ (Screenshot Facebook)
Die französische Kickboxerin Emma Gongora mit einer tätowierten „Schwarzen Sonne“ (Screenshot Facebook)
Der K1-Kämpfer Gregor Nebel aus Niedersachen (Screenshot Instagram)
Der K1-Kämpfer Gregor Nebel aus Niedersachen (Screenshot Instagram)
Die Trainingsgruppe um Melanie Dittmer (2.v.r.) und Frank Krämer (an der Flagge links) (Screenshot Instagram)
Die Trainingsgruppe um Melanie Dittmer (2.v.r.) und Frank Krämer (an der Flagge links) (Screenshot Instagram)
Franz Pauße (Mitte) in der Vorbereitung zum ḰdN 2017 im „La Familia Fightclub“, rechts Trainer Theo Weiland (Screenshot Facebook)
Franz Pauße (Mitte) in der Vorbereitung zum ḰdN 2017 im „La Familia Fightclub“, rechts Trainer Theo Weiland (Screenshot Facebook)
Philipp Liebetrau im Juni 2017 als Vertreter des KdN beim „Force &amp; Honeur“ in der Nähe von Genf (Screenshot Facebook)
Philipp Liebetrau im Juni 2017 als Vertreter des KdN beim „Force & Honeur“ in der Nähe von Genf (Screenshot Facebook)
Einer der Kämpfe im Rahmen der TFC (Screenshot Youtube)
Einer der Kämpfe im Rahmen der TFC (Screenshot Youtube)
Martin Langner (Mitte mit schwarzem Pullover, ohne Mütze) bei einem Aufmarsch am 1. Septemer 2018 in Chemnitz (Bildrechte: Exif-Recherche)
Martin Langner (Mitte mit schwarzem Pullover, ohne Mütze) bei einem Aufmarsch am 1. Septemer 2018 in Chemnitz (Bildrechte: Exif-Recherche)
Toni Wagner (1.v.r.) beim Neonazi-Großevent „Rock gegen Überfremdung II“ am 15. Juli 2017 in Themar (Bildrechte: Recherche Nord)
Toni Wagner (1.v.r.) beim Neonazi-Großevent „Rock gegen Überfremdung II“ am 15. Juli 2017 in Themar (Bildrechte: Recherche Nord)
Mathias Buchta (2.v.l.) und Martin Langner (2.v.r.) bei einem Wettkampf des „Barbaria Schmölln“ im Juli 2018 (Screenshot Facebook)
Mathias Buchta (2.v.l.) und Martin Langner (2.v.r.) bei einem Wettkampf des „Barbaria Schmölln“ im Juli 2018 (Screenshot Facebook)
Kevin Görke (rechts) auf dem Weg zum KdN-Turnier im April 2018 in Ostritz (Bildrechte: Exif-Recherche)
Kevin Görke (rechts) auf dem Weg zum KdN-Turnier im April 2018 in Ostritz (Bildrechte: Exif-Recherche)
Kämpfer des „Imperium Fight Team“ – darunter Timo Feucht, Christopher Henze und Benjamin Brinsa – im polnischen Łódź. Auch dabei: Theo Weiland und Frank Fischer (Screenshot Facebook)
Kämpfer des „Imperium Fight Team“ – darunter Timo Feucht, Christopher Henze und Benjamin Brinsa – im polnischen Łódź. Auch dabei: Theo Weiland und Frank Fischer (Screenshot Facebook)
Frank Fischer (rote Trainingsjacke) auf dem „Europa Nostra“-Fest der „Identitären Bewegung“ in Dresden am 25. August 2018 (Bildrechte: Endstation Rechts)
Frank Fischer (rote Trainingsjacke) auf dem „Europa Nostra“-Fest der „Identitären Bewegung“ in Dresden am 25. August 2018 (Bildrechte: Endstation Rechts)
David Hasenkrug (im T-Shirt mit dem Aufdruck „Ostler“) und Martin Langner (rechts hinter Hasenkrug) auf dem Aufmarsch am 1. September 2018 in Chemnitz (Bildrechte: Exif-Recherche)
David Hasenkrug (im T-Shirt mit dem Aufdruck „Ostler“) und Martin Langner (rechts hinter Hasenkrug) auf dem Aufmarsch am 1. September 2018 in Chemnitz (Bildrechte: Exif-Recherche)
Neonanzis aus dem Umfeld der Vertriebsstruktur der Marke „Black Legion“ aus Cottbus am 1. September 2018 in Chemnitz (Bildrechte: Exif-Recherche)
Neonanzis aus dem Umfeld der Vertriebsstruktur der Marke „Black Legion“ aus Cottbus am 1. September 2018 in Chemnitz (Bildrechte: Exif-Recherche)
Lasse Richei (rote Trainingsjacke) und Pierre Bauer (mit Glatze neben Richei) am 1. September 2018 bei dem Aufmarsch in Chemnitz (Bildrechte: Exif-Recherche)
Lasse Richei (rote Trainingsjacke) und Pierre Bauer (mit Glatze neben Richei) am 1. September 2018 bei dem Aufmarsch in Chemnitz (Bildrechte: Exif-Recherche)
Martin Wegerich (mitte mit Fischerhut) und rechts daneben Tim Kühn auf dem Aufmarsch am 7. September 2018 in Chemnitz (Bildrechte: Tim Mönch)
Martin Wegerich (mitte mit Fischerhut) und rechts daneben Tim Kühn auf dem Aufmarsch am 7. September 2018 in Chemnitz (Bildrechte: Tim Mönch)
Dittmar oder Andreas Schumer (1.v.l) und Benjamin Brinsa (2.v.l.) auf dem Aufmarsch am 27. August 2018 in Chemnitz (Bildrechte: Flickr-Account m00x)
Dittmar oder Andreas Schumer (1.v.l) und Benjamin Brinsa (2.v.l.) auf dem Aufmarsch am 27. August 2018 in Chemnitz (Bildrechte: Flickr-Account m00x)
Tobias Rzehaczeck (2.v.l) auf dem Aufmarsch am 27. August 2018 in Chemnitz (Screenshot YouTube)
Tobias Rzehaczeck (2.v.l) auf dem Aufmarsch am 27. August 2018 in Chemnitz (Screenshot YouTube)
v.l.n.r.: Nico Gollnick, Maik Schubert, Attila Kinczel und Ron Krieg (Screenshot Facebook)
v.l.n.r.: Nico Gollnick, Maik Schubert, Attila Kinczel und Ron Krieg (Screenshot Facebook)
Nico Gollnick (mit Glatze und Bart) Ron Krieg (rechts neben Gollnick) und Maik Schubert (in weinroten T-Shirt von „White Rex“) am 16. September 2018 in Köthen (Bildrechte: Pixelarchiv)
Nico Gollnick (mit Glatze und Bart) Ron Krieg (rechts neben Gollnick) und Maik Schubert (in weinroten T-Shirt von „White Rex“) am 16. September 2018 in Köthen (Bildrechte: Pixelarchiv)
Attila Kinczel (mittig mit Glatze) auf dem Aufmarsch am 16. September 2018 in Köthen (Bildrechte: Pixelarchiv)
Attila Kinczel (mittig mit Glatze) auf dem Aufmarsch am 16. September 2018 in Köthen (Bildrechte: Pixelarchiv)
Steffen Bösener, mittig mit Glatze und Brille, auf dem Aufmarsch am 16. September 2018 in Köthen (Bildrechte: Pixelarchiv)
Steffen Bösener, mittig mit Glatze und Brille, auf dem Aufmarsch am 16. September 2018 in Köthen (Bildrechte: Pixelarchiv)
Ein Teilnehmer des rechten Aufmarsch am 26. August 2018 in Chemnitz scheint tatsächlich die MMA-Technik „Doubleleg“ zu nutzen, um einen Polizisten zu Fall zu bringen (Screenshot Facebook)
Ein Teilnehmer des rechten Aufmarsch am 26. August 2018 in Chemnitz scheint tatsächlich die MMA-Technik „Doubleleg“ zu nutzen, um einen Polizisten zu Fall zu bringen (Screenshot Facebook)

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Das extrem rechte Kampfsportturnier „Tiwaz – Kampf der freien Männer“ https://indyhro.blackblogs.org/2018/06/24/das-extrem-rechte-kampfsportturnier-tiwaz-kampf-der-freien-maenner/ Sun, 24 Jun 2018 19:00:11 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=4042 Continue reading Das extrem rechte Kampfsportturnier „Tiwaz – Kampf der freien Männer“]]> [Original erschienen unter https://runtervondermatte.noblogs.org/das-extrem-rechte-kampfsportturnier-tiwaz-kampf-der-freien-maenner ]

Im Ortsteil Grünhain der Gemeinde Grünhain-Beierfeld im sächsischen Erzgebirge trafen sich am 9. Juni 2018 bis zu 250 Neonazis zum Kampfsportturnier „Tiwaz“. Die Veranstaltung wurde seit September 2017 angekündigt und im Internet beworben. Seit Ende Januar 2018 konnten sich Kämpfer anmelden, Zuschauerkarten wurden ab dem 16. März 2018 für 20 Euro pro Stück angeboten.

Das erstmals durchgeführte „Tiwaz“ schließt nahtlos an rechte Kampfsport-Veranstaltungen wie den „Kampf der Nibelungen“ in Deutschland, den „Day of Glory“ in Frankreich oder den „Triumph of Will“ in Ungarn an. Dementsprechend vernetzt konnte das „Tiwaz“ auf eine breite Unterstützung innerhalb der neonazistischen Kampfsportszene blicken. So wurde das Event von der deutschen Trainingsgruppe „Wardon 21“, dem Kampfsportnetzwerk „Kampf der Nibelungen“, dem russischen Neonazi-Netzwerk „White Rex“, dem „Sonnenkreuz Versand“ und den Neonazi-Marken „Black Legion Wear“ und „Greifvogel Wear“ unterstützt.


Inhalt:

Konspirative Organisation und internationale Vernetzung

Die Kämpfer und die sogenannte „Kampfgemeinschaft“
– Kämpfer aus dem norddeutschen Raum –
– Brandenburger Kämpfer –
– Kämpfer aus Thüringen –
– Ein alter Bekannter aus Sachsen-Anhalt –
– Kämpfer aus Sachsen –
– Bisher unbekanntes Team aus Bayern –
– Kämpfer aus Russland und Bulgarien –

Die BesucherInnen

Fazit


Die TeilnehmerInnen reisten aus dem ganzen Bundesgebiet sowie aus dem europäischen Ausland an. Das Turnier beinhaltete 15 Kampfpaarungen und den Vortrag eines Zeitzeugen, der über seine Erfahrungen mit Boxsport im Nationalsozialismus referiert haben soll.

Die Polizei führte Personenkontrollen an den Ortseingängen durch und war laut eigener Aussage nicht bestrebt, „große Aufmerksamkeit (…) auf eine derartige Veranstaltung zu generieren“ (twitter.com/PolizeiSachsen). Dementsprechend störungsfrei konnte das neonazistische Kampfsportturnier durchgeführt werden. Als Austragungsort diente das Mietlokal „Treffpunkt Grünhain“ in der Bahnhofstraße 4, auch bekannt als „VEM Kultursaal Grünhain“. In dem Gebäude, in dem sonst regelmäßig „Ü30-Partys“ stattfinden, sitzt auch die Vermieterfirma „Zehnder Grundstücksverwaltung GmbH“.

Die Organisation des Events erfolgte konspirativ. Ähnlich wie bei intern beworbenen neonazistischen Konzerten benutzten die Veranstalter des „Tiwaz“ einen Schleusungspunkt, den die TeilnehmerInnen passieren mussten, um den genauen Ort der Veranstaltung zu erfahren. Damit stellten die Veranstalter sicher, dass unerwünschte ZuschauerInnen oder PressevertreterInnen die Lokalität nicht im Voraus erfahren. Ein solches Konzept verdeutlicht, dass die Teilnahme an diesem Turnier nicht zufällig erfolgte, sondern die teilnehmenden Kämpfer und ZuschauerInnen sehr wohl wussten, in welchem Rahmen die Veranstaltung ausgetragen wird.

Konspirative Organisation und internationale Vernetzung

Bei der Organisation konnte augenscheinlich auf die Expertise des extrem rechten Kampfsportnetzwerkes des „Kampf der Nibelungen“ (KdN) zurückgegriffen werden, das seit 2013 derartige Turniere veranstaltet.

Die regionale Vorbereitung des Events wurde vordergründig durch den Chemnitzer Neonazi Tim Kühn koordiniert. Er warb schon früh für das „Tiwaz“ und verlautbarte später, dass über ihn Karten erhältlich seien. Kühn betreute zudem den Verkaufs- und Informationsstand des „Tiwaz“ auf dem Neonazi-Festival „Schild und Schwert“ am 20. und 21. April 2018 im sächsischen Ostritz. Er ist seit Jahren in der organisierten Neonazi-Szene aktiv. Bereits im Umfeld der „Nationalen Sozialisten Chemnitz“ (NSC) nahm er an Demonstrationen und Aktionen teil. Die Organisation war maßgeblich für neonazistische Aktivitäten in Chemnitz und Umland verantwortlich und wurde im März 2014 verboten. Ihr gehörten auch Personen aus dem UnterstützerInnenkreis der rechtsterroristischen Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) an.

Tim Kühn selbst war zwischenzeitlich auch bei den „Nationalen Sozialisten Erzgebirge“ aktiv und trat 2013 vor allem als Teil des Sicherheitsdienstes der NPD auf, der Wahlkampfveranstaltungen der Partei absicherte. Ab 2016 beteiligte er sich an den Aktionen der kurzlebigen Chemnitzer Neonazi-Gruppierung „Rechtes Plenum“, welche von den niedersächsischen Neonazi-Kadern Patrick Kruse und Karl Schittko ins Leben gerufen wurde. Kühn ist auf einigen der „PR-Fotos“ dieser Gruppe zu sehen und organisierte u.a. großflächige Sticker-Aktionen im Chemnitzer Stadtteil Sonnenberg.

Neben der lokalen Organisiations-Struktur garantierte vor allem das rechte Kampfsportnetzwerk „Kampf der Nibelungen“ den reibungslosen Ablauf der Veranstaltung. Neben dem Dortmunder Alexander Deptolla als Ansprechpartner des KdN war Jim Koal für die Betreuung des KdN-Verkaufsstandes in Grünhain zuständig. Koal stammt aus dem Raum Chemnitz, wohnt aber seit einiger Zeit in Dortmund. Dort, im engsten Kreis der Neonazi-Partei „Die Rechte“, ist auch Franz Pauße aktiv, der dem KdN-Organisationsteam angehört und ebenso bei „Tiwaz“ anwesend war. Die Chemnitz-Dortmund-Connection kommt dabei nicht von ungefähr. Seit Jahren weisen die Nazistrukturen beider Städte eine enge Bindung auf. Neben Jim Koal ist dabei vor allem Steve Reinhold, ehemals NSC und „Rechtes Plenum“ in Chemnitz, häufig im Anhang der Dortmunder Neonazis der Partei „Die Rechte“ zu finden. Der stellvertretende Vorsitzende der Partei, Christoph Drewer aus Dortmund, ist indes regelmäßig in Chemnitz zu Gast. Im Oktober 2016 trat er für die Hooligangruppe „Kaotic Chemnitz“ zum KdN-Turnier im hessischen Gemünden an. Beim „Schild & Schwert“-Festival in Ostritz stieg er für das „Team Kampf der Nibelungen“ in den Ring.

Zum Team des KdN im sächsischen Grünhain gehörte auch der aus Thüringen stammende Philipp Liebetrau. Seine „Karriere“ in der Neonazi-Szene begann er in den Strukturen der „Freien Kräfte Südthüringen“, die bis zu Auflösung im Jahr 2008 maßgeblich das Image der „Autonomen Nationalisten“ beeinflussten. Liebetrau gehörte auch zur ersten Generation des extrem rechten „Medienkollektiv Media Pro Patria“. Nach deren Auflösung war Liebetrau regelmäßiger Teilnehmer von Kundgebungen des „Nationaler Widerstand Dortmund“ um Christoph Drewer, Michael Brück und Alexander Deptolla. Seit dessen Verbot im Jahr 2012 gilt die Neonazi-Partei „Die Rechte“ als Auffangbecken der lokalen Neonazi-Szene. Dass Liebetrau beim „Tiwaz“ als Abgesandter des KdN auftrat, ist demnach nicht verwunderlich. Schon 2017 trat er in Frankreich beim Neonazi-Turnier „Force & Honneur“ als Vertreter dieser Struktur auf, wo er den KdN-Kämpfer Kai Zimmermann, Kader der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ in Bayern, betreute. Phillip Liebtrau ist ferner Gründungsmitglied der Neonazi-Trainingsgruppe „Wardon 21“ und spielt mit dem Österreicher Manuel Eder – ebenfalls Kernmitglied bei „Wardon21“ – in der NS-Hardcore-Band „Terrorsphära“.

Die seit 2017 aktive Gruppierung „Wardon 21“ war in Grünhain durch den aus Thüringen stammenden Philipp Oertel und den in Spremberg (Brandenburg) als Tätowierer arbeitenden Heiko Drews vertreten. Drews ist eines der neuesten Mitglieder der bundesweit agierenden Neonazi-Gruppe und gehört darüber hinaus dem Spremberger Ableger des „Gremium MC“ an, der für seine Verbindungen in die Neonazi-Szene bekannt ist. „Wardon 21“ propagiert vor allem einen „NS-Straight Edge“-Lifestyle, der in der Neonazi-Szene aktuell zunehmend Verbreitung findet. Mit Manuel Eder ist die Gruppe zudem an die Neonazi-Marke „Greifvogel Wear“ angebunden. Während die Marke vom ehemaligen „Blood & Honour“-Kader Sebastian Raack aus Südbrandenburg angemeldet wurde, wirkt Eder als Verbindungsmann in die internationale Neonazi-Szene. Einen Tag vor dem „Tiwaz“ betreute er etwa den Verkaufsstand von „Greifvogel Wear“ auf dem Neonazi-Festival „Tage der nationalen Bewegung“ in Thüringen. Dass Eder die Marke auch in Grünhain repräsentierte, ist wahrscheinlich.

Die extrem rechte Cottbuser Kampfsport- und Streetwearmarke „Black Legion“ fand sich ebenfalls mit einem Team sowie einem Dutzend AnhängerInnen in Grünhain ein. Inhaber der Marke ist Martin Seidel aus Cottbus, der auch den Neonazi-Laden „The Devils Right Hand Store“ und das Neonazi-Musiklabel „Rebel Records“ betreibt. Er selbst war am Tag des „Tiwaz“ mit einem Verkaufsstand beim Neonazi-Festival „Tage der nationalen Bewegung“ in Themar vertreten. Seine Band „Hausmannkost“ stand dort am selben Tag auch auf der Bühne. Es ist denkbar, dass Seidel nur als Strohmann für „Black Legion“ fungiert.

Aus der Region Köln war mit dem „Sonnenkreuz Versand“ ein weiterer bekannter Akteur der organisierten Neonazi-Szene am „Tiwaz“ beteiligt. Der Versand wird von Frank Krämer betrieben, der auch für den Video-Blog „Der dritte Blickwinkel“ verantwortlich ist, als Gesprächspartner im Format „Multikulti trifft Nationalismus“ mitwirkt und darüber hinaus Studiomusiker und Gründungsmitglied der neonazistischen Band „Stahlgewitter“ ist. Ferner ist Krämer auch bei der extrem rechten Neofolk-Band „Halgadom“ aktiv. Seine Anbindung an das „Tiwaz“ dürfte jedoch nicht vorrangig auf seine musikalischen Aktivitäten zurück zu führen sein, sondern auf das Angebot seines Versandhandels. Dort bietet Krämer, der seit einigen Jahren Kraftsport betreibt, u.a. Nahrungsergänzungsmittel und sogenannte „Booster“ an, die sich vor allem im Bereich Kraftsport an Beliebtheit erfreuen.

Mit dem russischen Neonazi-Kampfsportnetzwerk „White Rex“ war „Tiwaz“ nicht nur international besetzt, sondern kann mit Kontakten zu dessen Gründer Denis Nikitin auf einen erfahrenen Veranstalter neonazistischer Turniere zählen. Nikitin ist nicht nur Hooligan und aktiver Sportler im Bereich Boxen, sondern vor allem Netzwerker. Seine Bemühungen um den Ausbau der extrem rechten Kampfsportszene, den er seit spätestens 2013 in Deutschland vorantreibt, scheinen Früchte zu tragen. Denn mit dem „Kampf der Nibelungen“, den er maßgeblich beeinflusste, besteht ein aus der Naziszene heute nicht mehr wegzudenkendes Netzwerk und Event. Durch das Turnier in Ostritz im April 2018, das „Tiwaz“ in Grünhain und zwei weitere angekündigte Kampfsport-Events im Oktober und November 2018 wächst dieses Netzwerk rasant.

Auch die französische extrem rechte Kampfsportmarke „Pride France“ findet sich stets auf den Events der Szene wieder. Tomasz Skatulsky, Markengründer und aktiver Kampfsportler im Bereich MMA, war selbst – neben Denis Nikitin – Mitorganisator des rechten Kampfsport-Events „Day of Glory“, das unter Mitwirken der französischen Sektion von „Blood & Honour“ in den Jahren 2014, 2015 und 2016 in der Nähe von Lyon ausgetragen wurde. Auch dessen Nachfolger „Force & Honneur“, der im Juni 2017 in der Nähe von Genf stattfand, wurde federführend von Skatulsky organisiert. Statt dem „Blood & Honour“-Netzwerk standen ihm dort Mitglieder und Unterstützer der Neonazi-Bruderschaft „Hammerskins“ aus Frankreich und der Schweiz helfend zur Seite. Auch der „Kampf der Nibelungen“ verweist auf eine starke Anbindung an die „Hammerskins“.

Die Kämpfer und die sogenannte „Kampfgemeinschaft“

In den Bereichen MMA, Boxen und K1 traten insgesamt 30 Kämpfer in den Ring. Der Fokus lag dabei auf „Männer“, schließlich trug das Turnier den Beinamen „Kampf der freien Männer“. Eine bewusst antifeministische Formulierung, die wohlwollend angenommen wurde. So kündigte die NS-Hardcore-Band „Terrorsphära“ das „Tiwaz“ mit folgenden Worten an: „Für alle aufrechten Raufbolde, kampfeslustigen Waldläufer und schlagfertigen Weibersleut: TIWAZ ruft Euch in den Ring. Gebt euer Bestes und zeigt, dass unser Volk nicht nur noch aus vollkommen degenerierten Fotzenknechten und Femenbälgern besteht!“. Dementsprechend waren nur wenige Neonazi-Aktivistinnen anwesend. Warum „schlagfertige Weibersleut“ zum „Kampf der freien Männer“ in den Ring eingeladen wurden, erschließt sich dabei nicht. Im Ring standen ausschließlich männliche Kämpfer.

Die Kämpfer entstammen dabei allen möglichen Strukturen und Erlebniswelten der Neonazi-Szene und reisten aus dem gesamten Bundesgebiet sowie dem europäischen Ausland an. Anhand einer geografischen Zuordnung werden wir im Folgenden die uns bekannten Kämpfer porträtieren.

Kämpfer aus dem norddeutschem Raum

Tatsächlich reiste eine nicht unerhebliche Anzahl von Kämpfern an, die in Norddeutschland wohnhaft sind und dort in unauffälligen Kampfsportvereinen trainieren. Etwa Sören Radtke aus der Region Itzehoe (Schleswig-Holstein). In der Kleinstadt Wilster trainiert der Neonazi im „Nordic Sport Club“ und gab Selbstverteidigungskurse für Kinder. Radtke war bereits auf dem Neonazi-Festival „Schild & Schwert“ als Kämpfer identifiziert worden. Zuletzt nahm er am dritten „Europakongress“ der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationalisten“ im Mai 2018 im sächsischen Riesa teil.

Nur rund 30 km von Radtkes Wohnort entfernt trainiert ein weiterer Kämpfer des „Tiwaz“: Henry Ludewig. Für seinen Verein, die „Lemmens Martial Arts Academy“ in Marne, stand er mindestens zweimal in der Disziplin K1 im Ring.

Weiter südlich in Rodewald, zwischen Bremen und Hannover, wohnt seit geraumer Zeit Gregor Nebel, der auf dem „Tiwaz“ ebenfalls im Bereich K1 antrat.  Nebel stammt ursprünglich aus Mannheim und gehörte dort – zusammen mit anderen Neonazis wie dem NPD-Politiker Christian Hehl – den Hooligans des SV Waldhof Mannheim an. Gregor Nebel ist außerdem Mitglied des „Gremium MC“ in Vechta (Niedersachsen). Beim „Tiwaz“ reiste Nebel mit seinem Trainingspartner Martin Kelch an. Beide trainieren in Neustadt am Rüberberge, nördlich von Hannover, im „Kickbox Team Thürkau“.

Pikant an der Anwesenheit von Nebel und Kelch bei dem Neonazi-Event ist, dass beide als Sozialpädagogen bei dem Träger „Haus Wildfang GmbH“ arbeiten. Deutlich wird dieser Bezug nicht zuletzt an der Tatsache, dass beide mit einem Auto dieser Jugendhilfeeinrichtung anreisten. Das Konzept der sozialpädagogischen Einrichtung ist es, schwer erziehbare Kinder und Jugendliche u.a. durch Sport- und Ausdauertraining zu „bändigen“. Solche Ausflüge werden u.a. von Gregor Nebel betreut. Schon in seiner Heimatstadt Mannheim war Nebel in einer sozialen Einrichtung der Stadt als Erzieher angestellt. Im Jahr 2014 war er Teil eines Mobs rechter Hooligans, die sich in Mannheim versammelt hatten, um eine Kundgebung von Salafisten anzugreifen. Im Laufe dessen wurden nicht nur rassistische Parolen gerufen, sondern es gab auch Angriffe auf AntifaschistInnen und die Polizei.

Aus dem Raum Rostock nahm David Mallow als Kämpfer teil. Er wird den „Nationalen Sozialisten Rostock / Aktionsblog“ zugerechnet und pflegt beste Kontakte zum „White Rex“-Gründer Denis Nikitin. An den in den letzten beiden Jahren organisierten Seminaren von Nikitin in Mecklenburg-Vorpommern war Mallow stehts zu Gast. Dass er auf dem „Tiwaz“ für das Team „Kampf der Nibelungen – White Rex“ in den Ring trat, ist somit nicht verwunderlich. Erst wenige Wochen vor dem Turnier in Grünhain kündigten Denis Nikitin und Alexander Deptolla auf einer internen Konferenz von „Wardon21“ an, die Kooperation zwischen dem KdN und „White Rex“ zu intensivieren. Ein erstes Produkt dieser Partnerschaft scheint ein gemeinsames Team zu sein.

Brandenburger Kämpfer

Wie im Voraus angekündigt, traten für die „Kampfgemeinschaft“ der extrem rechten Kampfsport-und Streetwearmarke „Black Legion“ aus Cottbus mindestens drei Kämpfer beim „Tiwaz“ an. Einer der Kämpfer, Andy Schotte, vertrat das Team schon beim „Kampf der Nibelungen“ 2017 in Kirchhundem. Nicht besonders unerwartet, aber dennoch beachtlich ist die Teilnahme von William „Willi“ Puder als Kämpfer des Teams beim „Tiwaz“. Der Cottbuser ist einer der führenden Köpfe der extrem rechten Ultra-Gruppe „Inferno Cottbus/IC99“ des FC Energie Cottbus, die sich im Mai 2017 selbst auflöste. Die Gruppierung, deren Vorsänger niemand geringer als William Puder war, zeichnete sich für zahlreiche rechts-motivierte Straftaten verantwortlich, u.a. im Rahmen von Spielen gegen den als alternativ geltenden SV Babelsberg 03. Etwa im November 2016, als der Potsdamer Verein in Cottbus spielte und rund 50 Personen versuchten, die Gästefans anzugreifen. Unter den Angreifern befanden sich auch Christoph Drewer aus Dortmund und Chemnitzer Hooligans und Szenegrößen wie Robert Andres, Chris Junghänel und Rick Bochert.

Die Verbindung der Cottbuser Fanszene zu rechten Ultra- und Hooligangruppen des Chemnitzer FC wie „New Society Chemnitz“ (genannt „NS-Boys“) und „Kaotic Chemnitz“, zu der auch Drewer zählt, ist seit Jahren bekannt. Eine Verbindung, die sicher auch aufgrund der Ähnlichkeit beider Regionen hinsichtlich der organisierten Neonazi-Szene entstehen konnte. Denn sowohl in Chemnitz als auch in Cottbus konnten sich einflussreiche rechte Ultra-Gruppen bilden, die sich personell aus der Kampfsport- und Türsteherszene sowie der neonazistischen Musikszene zusammensetzen. Strukturen wie die „Widerstandsbewegung in Südbrandenburg“ aus der Region Cottbus und die „Nationalen Sozialisten Chemnitz“ griffen häufig auf ähnliche Konzepte zurück und waren dominierend in ihren Regionen. Im Zuge des Verbots der Brandenburger Neonazi-Struktur im Jahr 2012 wurde auch William Puders Wohnung durchsucht. Als die „Nationalen Sozialisten Chemnitz“ 2014 ebenfalls verboten wurden, fand man in einem der von ihnen genutzten Objekte eine Zaunfahne der „New Society Chemnitz“. Puder erhielt nach den Ausschreitungen bei einem Spiel der Cottbuser gegen den SV Babelsberg 03 ein bundesweites Stadionverbot, gegen das er Ende des letzten Jahres Klage einreichte. Vor Gericht dementierte er seine Verbindungen zu IC99. Schon im Sommer 2012, kurz nachdem er die Verbotsverfügung gegen die „Widerstandsbewegung in Südbrandenburg“ erhalten hatte, soll er sich an seinen Verein gewandt haben. Im Nachgang ließen Vertreter des FC Energie Cottbus verlautbaren: „Willi habe jedoch versichert, er habe mit diesen Neonazis nichts zu tun.“

Die Teilnahme William Puders am „Tiwaz“ zeigt somit einmal mehr, wie stark die Bindung rechter Hooligans aus Cottbus an die organisierte extrem rechte Kampfsportszene ist. Dass Vereine wie der „Kampfsport Lausitz e.V.“ solche Strukturen fördern, indem sie Neonazis wie William Puder bei sich trainieren lassen, ist innerhalb dieses Komplexes das viel größere Problem.

Neben Puder trat mit Tobias Vogt aus Strausberg bei Berlin ein weiterer Brandenburger Neonazi als Kämpfer an. Er trat bisher nicht auf öffentlichen Kampfsport-Events in Erscheinung, seine Affinität zum Kraft- und Kampfsport lässt sich jedoch schon seit Längerem beobachten. Spannender ist die Tatsache, dass Vogt in der neonazistischen Musikszene eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Er ist Sänger der seit 2010 bestehenden Band „Exzess“ und war bis vor Kurzem auch Live-Bassist der einflussreichen Neonazi-Band „Die Lunikoff Verschwörung“. Letztere ist das Nachfolgeprojekt der bis Anfang der 2000er Jahre wirkenden Band „Landser“, die letztlich als kriminelle Vereinigung eingestuft und verboten wurde.

Wie stark das Brandenburger Rechtsrock-Milieu an die extrem rechte Kampfsportszene angebunden ist, lässt sich auch anhand eines Neonazi-Konzerts am 4. November 2017 sehen. Als Tobias Vogt mit seiner Band „Exzess“ in einer bekannten Konzert-Location in Torgau-Staupitz auf der Bühne stand, stellte die extrem rechte Gruppierung „Northsidecrew“ aus Lübben/Spreewald die Security. In Lübben selbst unterhält die Gruppe eigene Trainingsräume, in denen sich bekannte Neonazis wie Stefan Baer, Lucien Schönbach und Martin Ruckert auch auf öffentliche Turniere vorbereiten könnte. Alle drei nahmen unter dem Label „Boxclub Lübben / Team Greifvogel“ am „Kampf der Nibelungen“ 2016 und 2017 teil. Der in Lübbenau wohnhafte Stefan Baer konnte ebenfalls als Kämpfer des „Team Greifvogel“ beim „Tiwaz“ identifiziert werden. Baer ist außerdem in Südbrandenburg regelmäßig auf Aufmärschen der rechten Initiative „Zukunft Heimat“ anzutreffen.

Kämpfer aus Thüringen

Wie zu erwarten, fanden sich auch aus Thüringen eine handvoll extrem rechte Kampfsportler auf dem „Tiwaz“ ein. U.a. die Barbaria Sportgemeinschaft aus Schmölln, die bereits zum „Kampf der Nibelungen“ 2017 in Kirchhundem ihr Mitglied Morris Saemann in den Ring schickte, begleitet von Trainer Martin Langner. Eine ähnliche Konstellation war zum KdN-Turnier auf dem „Schild & Schwert“-Festival am 21. April in Ostritz erkennbar. Auch da trat das Team aus Schmölln an, vertreten durch Langner, Saemann und Philipp Freund. Letzterer ist auch häufig beim „KSSV Boxclub Zwickau“ zu Gast, der schon oft durch seine Verstrickungen in die Neonazi- und Hooliganszene auffiel.

Nur rund 15 km westlich von Schmölln liegt der kleine Ort Ronneburg. Dort, im Team Bäumler – ASC Ronneburg wird bzw. wurde ein weiterer Kämpfer des „Tiwaz“ trainiert: Sven Huber aus Gera. Huber stammt ursprünglich aus Chemnitz und war dort in der neonazistischen Ultra-Gruppe „NS-Boys“ aktiv. Huber nahm regelmäßiger an neonazistischen Aufmärschen teil, wo er oft zusammen mit den „Nationalen Sozialisten Chemnitz“ marschierte.

Er trat bereits 2015 auf zwei Events der rechtsoffenen Leipziger „Imperium Fighting Championship“ (IFC) für das „Team Bäumler“ um Trainer Peter Bäumler in den Ring. Die IFC war mehrmals Sammelbecken für Kämpfer mit extrem rechten Hintergrund. Ein nicht unerheblicher Teil der Kämpfer der Events – vorrangig aus dem „Imperium Fight Team“ um den rechten Hooligan Benjamin Brinsa – erlangte 2016 bundesweit Aufmerksamkeit: Am 11. Januar 2016 wurden 215 Personen aus der Neonazi-und Hooliganszene in Leizig-Connewitz von der Polizei festgesetzt, nachdem sie Geschäfte, Restaurants und Kneipen in dem als links-alternativ geltenden Stadtteil massiv und koordiniert angegriffen hatten. Unter den festgesetzten Personen befanden sich Sven Huber und drei weitere Personen, die im „Team Bäumler“ in Ronneburg trainierten bzw. bis heute trainieren. Brisant ist auch, dass bis mindestens Ende 2017 auch Daniel Steinmüller in Peter Bäumlers Team trainierte. Steinmüller ist nicht nur Anhänger der Ultra-Szene der BSG Wismut Gera, sondern wird auch dem engen Kreis der rechts-terroristischen Gruppe „Combat 18“ zugerechnet. Die international agierende Gruppe bezeichnet sich selbst als bewaffneter Arm des in Deutschland verbotenen „Blood & Honour“-Netzwerkes. Ein Bekenntnis zur Gruppe trägt Steinmüller großflächig als Tattoo auf seinem Bauch.

Wie erwartet, trat außerdem der Thüringer Kevin Görke als K1-Kämpfer beim „Tiwaz“ an. Er wird in der „Invictus Kick & Thaiboxschule“ in Saalfeld von John Kallenbach trainiert. Kallenbach genießt in der Kampfsportszene hohe Anerkennung als Profi-Kämpfer, nicht zuletzt durch seinen Weltmeistertitel der „World Kickboxing and Karate Union/WKU“ im K1/Kickboxen. Kevin Görke wiederum ist seit Jahren an die regionale Neonazi-Szene angebunden und trat beim „Kampf der Nibelungen“ 2017 in Kirchhundem als Trainer von Sebastian Dahl auf. Dahl war bis zu seinem Umzug nach Thüringen 2011/2012 maßgeblich am Aufbau der militanten Neonazi-Szene in Berlin beteiligt. So griff er 2001 in Königs Wusterhausen Jugendliche, die auf der Bühne eines linken Musikfestivals schliefen, mit Molotov-Cocktails an. Dahl, der für den Überfall mehrere Jahre in Haft saß, wohnt heute in einer Neonazi-WG in Kahla, knapp 30 km von Saalfeld entfernt.
Kevin Görke fiel schon zuvor als Teilnehmer an extrem rechten Turnieren auf, etwa beim „Kampf der Nibelungen“-Gastspiel in Ostritz im April 2018. Derzeit ist ein Bild Görkes als Kämpfer des „Tiwaz“ auf deren Facebook-Seite als Titelbild zu sehen. Auf seinem Rücken prangt in altdeutscher Schrift der Slogan „Leben heißt Kampf“. Görke soll außerdem bei der kommenden „3. Invictus Fightnight“ am 18. August 2018 in Saalfeld im Ring stehen. Hauptorganisator dieses Events ist Kallenbachs Gym.

Ein alter Bekannter aus Sachsen-Anhalt

Aus Köthen, einer Kleinstadt zwischen Halle (Saale) und Magdeburg, reiste Steffen Bösener als Kämpfer zum „Tiwaz“ an. Bösener galt bereits Mitte der 90er Jahre als „Macher“ innerhalb der Kameradschaftsszene Sachsen-Anhalts. Dabei war er maßgeblich an den Aktivitäten der „Kameradschaft Köthen“ beteiligt, die 1999 eigene Räumlichkeiten besaßen und ein extrem rechtes Jugendzentrum zu etablieren versuchten. Die Kameradschaft war im September 1999 gemeinsam mit dem Brandenburger Ableger des heute verbotenen Neonazi-Netzwerks „Blood & Honour“ (B&H) an der Organisation eines bedeutenden Rechtsrock-Konzertes beteiligt: Das „Ian Stuart Donaldson Memorial“, ein Gedenkkonzert für den 1993 verstorbenen Gründer von B&H, in Garitz bei Zerbst zog über 2000 Neonazis an, die u.a. zu den bekannten Bands „Blue Eyed Devils“ (USA) und „Kraftschlag“ feierten. Die B&H-Ableger in Brandenburg, Thüringen und Sachsen gelten mittlerweile als engstes UnterstützerInnen-Umfeld der 1998 untergetauchten rechts-terroristischen Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU).

Bösener war später vor allem als Betreiber des Rechtsrock-Labels und Versandes „Odins Eye Records“ und als Geschäftsführer des rechten Szeneladens „Nordic Flame“ bekannt. Zudem kandidierte er 2011 zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt für die NPD. Sein Bekenntnis zum historischen Nationalsozialismus trägt Bösener bis heute auf der Brust – das Symbol der „SS-Division Totenkopf“, gerahmt von einem Keltenkreuz, welches in der rechten Szene international als Erkennungszeichen der „White Power“-Bewegung gilt.

Bis zu seiner belegbaren Teilnahme am „Tiwaz“ war Böseners Engagement in rechten Kampfsportnetzwerken nur vermutet worden, weshalb ihn VeranstalterInnen größerer Events bisher nicht konsequent ausladen konnten. So konnte er ungestört im April 2016 einen K1-Kampf beim „Shuri Fightclub“ in Fraureuth bei Zwickau absolvieren, stand im September 2016 beim „Battle Royal“ im Ring und wurde für ein weiteres Event des „Shuri Fightclub“ in Plauen im November 2017 als K1-Kämpfer angekündigt.

Kämpfer aus Sachsen

Nicht unerhebliche Teile der sächsischen Kampfsportszene sind seit Jahren für ihre Nähe zur extremen Rechten bekannt. Durch die Anfang der 2000er Jahre veranstalteten Events „Fight Club Karl Marx Stadt“ geprägt, sind Neonazis auf kommerziellen Kampfsport-Events in Sachsen heute kaum wegzudenken. Vor allem die Events des westsächsischen „Shuri Gyms“ gelten als Sammelbecken für rechte Hooligans und organisierte Neonazis – im Ring und auf den Rängen. Auch der inhaftierte, im NSU-Prozess als Unterstützer angeklagte André Eminger besuchte die Events in Zwickau regelmäßig. Während Eminger in der ersten Reihe saß, stand z.B. Thore Probst im Ring. Er ist der Sohn von Antje Probst, heute Böhm, die mit Michael Probst lange Zeit den Neonazi-Laden „Sonnentanz“ betrieb – in Aue, nur 10 km vom „Tiwaz“-Austragungsort Grünhain entfernt. Antje Probst galt als eine der wenigen Frauen, die innerhalb des sächsischen „Blood & Honour“-Ablegers Einfluss hatten und den Ton angaben.

Ob ihr beim „Tiwaz“ anwesender Sohn Thore dort ebenfalls in den Ring trat, ist nicht bestätigt. Aufgrund seiner engen Anbindung an die Neonazi-Szene des Chemnitzer Umlandes wäre es jedoch wahrscheinlich. Eine Person aus Thore Probsts engeren Umfeld kämpfte nachweislich beim „Tiwaz“: Michél Sajovitz aus Oederan. Sajovitz ist außerdem Gitarrist der Neonazi-Bands „Killuminati“ und „Heiliges Reich“. Auf dem Weg zum „Tiwaz“-Turnier war er in einem T-Shirt der Neonazi-Kleinstpartei „Der III. Weg“ bekleidet. Auf die Rolle der sich elitär gebenden Partei werden wir später im Text näher eingehen.

Auch Sajovitz‘ enger Mitstreiter Marco Münzer reiste zum „Tiwaz“ an. Er konnte als Teil einer Personengruppe ausgemacht werden, die offensichtlich einem Team angehörten – darauf deutet die Farbe seines Eintrittsbändchens hin. Während die ZuschauerInnen rote Bändchen ausgehändigt bekamen, waren Kämpfer und deren Anhang mit blauen Bändchen versehen. In der Gruppe um Marco Münzer trug eine Person zudem ein T-Shirt des „Boxclub Dynamo“. Münzer selbst trainiert Judo im Sportverein TSG Oederan.

Bisher unbekanntes Team aus Bayern

Einheitlich in T-Shirts der Ikarus Kampfkunst Akademie aus Königsbrunn bei Augsburg gekleidet, reisten drei bislang unbekannte Personen zum „Tiwaz“ an: Simon Menhard und Raphael Ernst als mutmaßliche Kämpfer, begleitet von ihrem Teamkollegen Christian Altegger. Alle drei werden in dem Gym in Königsbrunn von Stephan Morykin trainiert, dessen Name ebenfalls in großen Lettern auf den in Grünhain präsentierten T-Shirts abgebildet ist. Morykin ist Sifu (Lehrmeister) in Wing Tsun. Er teilt Beiträge rechtspopulistischer Plattformen, seine Schüler Altegger, Ernst und Menhard unterhalten Kontakte zu Personen aus dem Umfeld der „Alternative für Deutschland“ und sympathisieren mit extrem rechten Plattformen wie „EinProzent“ oder PEGIDA. Die Teilnahme der drei unauffälligen Kämpfer aus Königsbrunn an einer offensichtlichen Neonazi-Veranstaltung spricht für eine breite Mobilisierung seitens der VeranstalterInnen des „Tiwaz“.

Weitere Kämpfer aus Russland und Bulgarien

Nach eigenen Angaben nahm Denis Nikitin selbst als Kämpfer in Grünhain teil. Auch dadurch sichert er sich seinen Status und seine Authentizität innerhalb der extrem rechten Kampfsportszene. Seinen letzten bekannten Kampf vor „Tiwaz“ absolvierte Nikitin im Dezember 2017 beim „Reconquista Fight Club“ in Kiew. Nur wenige Monate später, Ende April 2018, war er erneut in der ukrainischen Hauptstadt und moderierte die Kämpfe der extrem rechten Veranstaltungsreihe. Im Nikitins Gefolge befanden sich in Kiew auch Mitglieder des rassistischen „Rise Above Movement“ aus dem Süden Kaliforniens. Einer von ihnen, Robert Rundo, trat im Rahmen des ukrainischen Events ebenfalls in den Ring. Rundo hatte schon beim „Kampf der Nibelungen“-Turnier im April 2018 in Ostritz auf der Matte gestanden.

In Kiew, Ostritz und zuletzt auch in Grünhain trat wie angekündigt auch der französische Neonazi Tomasz Skatulsky als Kämpfer an. Darüber hinaus sollen auch Kämpfer aus Bulgarien beim „Tiwaz“-Turnier angetreten sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit dürfte es sich dabei um Neonazis aus dem „NS Fightclub Bulgaria“ gehandelt haben. Diesen besuchten u.a. Alexander Deptolla und Christoph Drewer vom „Kampf der Nibelungen“ im Rahmen einer Bulgarien-Reise im März 2018. Die bulgarischen Neonazis traten auch KdN-Turnier in Ostritz an und sind für die Hauptveranstaltung des KdN im Oktober 2018 angekündigt.

Die BesucherInnen

Unter den ZuschauerInnen aus der Region Chemnitz befanden sich zahlreiche alte Bekannte. Darunter Neonazi-AktivistInnen aus den Reihen der verbotenen Kameradschaft „Nationale Sozialisten Chemnitz“ (NSC), der rechten Ultragruppe „New Society Chemnitz“ (NS Boys) und der kurzzeitig aktiven Gruppe „Rechtes Plenum“. So etwa der regelmäßige Demogänger Martin Pfeil, der Chemnitzer Jörg Endesfelder, der als öffentlichkeitsscheuer Aktivist eine organisatorische Rolle bei den NSC spielte, Marcel Bendel, NSC-Aktivist und heute bei der Partei „Der III. Weg“ aktiv, oder Christian Wolf aus Lugau, aktives Mitglied der ehemaligen Kameradschaft „Nationale Sozialisten Erzgebirge“.

Sie wurden begleitet von weiteren Personen aus dem rechten Fan-Umfeld des Chemnitzer FC sowie der Chemnitzer Neonazi-Szene.

Hervorheben möchten wir die Anwesenheit des Chemnitzer Neonazis Anton Ehrhardt. Er gehörte dem Umfeld der Kameradschaft „Nationale Sozialisten Chemnitz“ an und war später im „Rechten Plenum“ aktiv.

Ehrhardt gilt heute vor allem aber als einflussreiche Person innerhalb der rechten Hooligangruppe „Kaotic Chemnitz“. Bilder zeigen ihn im Rahmen der 10-Jahres-Feier der Gruppe gemeinsam mit u.a. Christoph Drewer. Auch zu dessen Bruder Matthias Drewer unterhält Anton Ehrhardt beste Kontakte. Der Chemnitzer ist zudem häufig im Umfeld der rechten Cottbuser Fanszene zugegen. So feierte er mit William „Willi“ Puder, der wie erwähnt als Kämpfer beim „Tiwaz“ antrat, den Aufstieg des FC Energie Cottbus. Politisch müssten sich beide ebenso glänzend verstehen, denn beide waren Teil des Konzepts der „Unsterblichen“, eines Projekts der „Spreelichter / Widerstandsbewegung in Südbrandenburg“, denen auch William Puder bis zu ihrem Verbot angehörte. Eine der medial wirksamsten Aktionsformen der Gruppen waren konspirativ organisierte Fackelmärsche, an denen sich bis zu 140 Neonazis beteiligten. Einheitlich in schwarz und mit weißen Masken gekleidet, wollten die Neonazis auf den „drohenden Volkstod“ aufmerksam machen. Ehrhardt war Teilnehmer eines solchen Aufmarsches am 30. September 2011 im sächsischen Stolpen.

Neben Protagonisten neonazistischer Kameradschaftstrukten waren auch führende AkteurInnen aus dem extrem rechten Netzwerk „Heimat & Tradition Chemnitz Erzgebirge“ im Publikum des „Tiwaz“ vertreten, u.a. Sven Mathes und Peggy Thalmann. Die Gruppe war nicht nur an den rassistischen Mobilisierungen gegen eine Geflüchtetenunterkunft im sächsischen Einsiedel beteiligt, sondern ist bis heute auf Aufmärschen von lokalen PEGIDA-Ablegern und diversen „Nein zum Heim“-Initiativen anzutreffen.

Nach außen hin pflegen sie ein bürgerliches Image, das ihnen auch in organisatorischer Rolle die Anknüpfungsfähigkeit an rassistische „Bürgerproteste“ bewahrt. Ihre Teilnahme am „Tiwaz“ sowie am Naziaufmarsch am 1. Mai 2018 in Chemnitz lässt an ihrer neonazistischen Ideologie jedoch keinen Zweifel.

Dem Chemnitzer Neonazi Robert Andres kam beim „Tiwaz“ offenbar eine spezielle Rolle zu: Er postierte sich am Eingang und musste anreisenden Neonazis ohne Ticket anscheinend vermitteln, dass sie keinen Zutritt erhalten. Dies war bereits im Vorfeld online angekündigt worden und hätte ein Sicherheitsrisiko für die Veranstaltung bedeutet, da der Schleusungspunkt dann auch Personen ohne erworbenes Ticket hätte mitgeteilt werden müssen. Andres, der ursprünglich aus Cottbus stammt, ist Teil der rechten Partei „PRO CHEMNITZ“, für die er 2014 zur Stadtratswahl kandidierte. Die selbsternannte „Bürgerbewegung“ wurde 2009 von dem Burschenschaftler und Rechtsanwalt Martin Kohlmann ins Leben gerufen, der heute im Chemnitzer Stadtrat sitzt und nebenbei in der Chemnitzer Brauhausstraße 6 ein Haus erwarb, das neben seiner Kanzlei auch eine neonazistischen Gruppe aus dem Umfeld der CFC-Fanszene beherbergt. Robert Andres betätigt sich derzeit zusammen mit dem Manager der verbotenen „Nationalen Sozialisten Chemnitz“, Eric Fröhlich, als Organisator von Vortrags- und ZeitzeugInnen-Veranstaltungen im Raum Chemnitz. Er vermeidet es mittlerweile, sich öffentlich in direktem Zusammenhang mit Neonazi-Strukturen zu zeigen. Sein Aktivismus wird unterdessen zunehmend professioneller, weshalb Robert Andres heute als einer der bedeutendsten Köpfe der organisierten Naziszene der Stadt Chemnitz gesehen werden kann.

Unter den Anreisenden aus Chemnitz befanden sich nicht nur bekannte Neonazis. Auch bislang unauffällige Chemnitzer wie der im Sicherheitsgewerbe tätige Stephan Heinl nahmen den beschwerlichen Weg über Ticketkauf und Schleusungspunkt auf sich und dürften nicht erst zu Beginn der Veranstaltung gewusst haben, in welchem ideologischen Umfeld sie sich damit bewegen. Heinl war mit dem Firmenwagen seines Arbeitgebers „SCC Group“ angereist, gemeinsam mit drei Kampfsportlern der „Jabman“-Selbstverteidigungsgruppe, die im Studio des „Germano’s Team“ in Chemnitz trainieren.

Neben Norman Albrecht und Max Woidtke befand sich in der Gruppe auch Mario Wolf, der als Trainer in „Germano’s Team“ arbeitet und als offizieller Mentor der Selbstverteidigungsart „Jabman“ für Chemnitz eingetragen ist.

Ein beträchtlicher Teil der zum „Tiwaz“ angereisten Neonazis kam aus der Region Zwickau und aus dem Erzgebirge. Darunter befand sich auch der Annaberger NPD-Funktionär Rico Hentschel. Andere reisten aus Mittelsachsen, dem Landkreis Görlitz, Freising, Fürstenfeldbruck, Oberspreewald-Lausitz, Neubrandenburg und Fürth an.

Aus Leipzig war David Dschietzig anwesend. Früher in der NPD und deren Jugendorganisation JN aktiv, wird er heute der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ zugerechnet. Er befand sich auch unter den 215 Neonazis und Hooligans, die im Januar 2016 nach einem koordinierten Angriff auf Leipzig-Connewitz von der Polizei in Gewahrsam genommen wurden. Den Weg nach Grünhain fand auch der Connewitz-Angreifer Jason Senst aus Wurzen. Teil des in Connewitz festgesetzten Nazi-Mobs war weiterhin Benjamin Leine aus dem nordsächsischen Delitzsch. Er reiste ebenfalls zum „Tiwaz“ an, gemeinsam mit seiner Freundin Nicki Schwake, die Mitglied der Chemnitzer Nazigruppe „Rechtes Plenum“ war. Beide scheinen heute erneut an aktivistischen Aufwind zu gewinnen – zuletzt waren das Paar beim „3. Europakongress der Jungen Nationalisten“ am 11. und 12. Mai 2018 im sächsischen Riesa anzutreffen. Leine nahm ebenso am Aufmarsch der Partei „Der III. Weg“ am 1. Mai 2018 in Chemnitz teil.

Die neonazistische Kleinstpartei „Der III. Weg“ schien beim „Tiwaz“ einen nicht unerheblichen Teil innerhalb der Organisation beigetragen zu haben. So waren nicht nur zahlreiche BesucherInnen, etwa der fränkische Parteikader Sascha Rudisch aus Fürth, mit T-Shirts der Partei bekleidet. Auch David Dschietzig war als Parteiabgesandter zu erkennen.

Seit geraumer Zeit unterhält die sich elitär gebende Neonazi-Partei eine „Arbeitsgruppe Körper & Geist“, die sich mit Kampfsporttraining, Selbstverteidigungskursen (u.a. für Kinder) und Vorträgen dem Aspekt der „Wehrhaftigkeit des deutschen Volkes“ widmet. Auf dem „Tiwaz“ wurde die „AG Körper & Geist“ mit drei Kämpfern auch im Ring vertreten

Die Anbindung rechter Kampfsportler aus den Reihen der Partei zeigt sich auch am Beispiel des „Kampf der Nibelungen“. Für deren Team trat u.a. Kai Andreas Zimmermann im Juni 2017 beim „Force & Honneur“ in der Nähe von Genf an. Zimmermann ist Kader des bayrischen Landesverbands des „III. Weg“. Im Oktober 2017 besuchte er mit weiteren Protagonisten der Partei die zahlreichen Immobilien der „National Korps“ in Kiew (Ukraine), dem parlamentarische Arm des faschistischen „Azow“-Regiments. Eines der vereinenden Elemente der Gäste und GastgeberInnen dürfte Kampfsport gewesen sein. Das „National Korps“ unterhält diverse Trainingsräume und richtet in regelmäßigen Abständen den sogenannten „Reconquista Fight Club“ aus.

Auch Protagonisten des Berliner „Stützpunkts“ der Neonazi-Partei waren beim „Tiwaz“ anwesend, etwa Oliver Oeltze. Dieser durchlief in Berlin mehrere militante Netzwerke und Kameradschaften – angefangen bei der 2005 verbotenen „Kameradschaft Tor“, über Strukturen des „Nationalen Widerstand Berlin“ bis hin zur 2016 verbotenen, bundesweit aufgestellten Kameradschaft „Weisse Wölfe Terrorcrew“. Oeltze war zudem einer der 215 Neonazis und Hooligans, die im Januar 2016 den alternativen Leipziger Stadtteil Connewitz angriffen. Der Berliner Neonazi ist heute nicht nur in den Strukturen der Partei „Der III. Weg“ aktiv, sondern ist seit mindestens einem Jahr Vollmitglied der Berliner Neonazi-Bruderschaft „Vandalen – Ariogermanische Kampfgemeinschaft“. Die einflussreiche Gruppierung steht maßgeblich unter der Regie von Michael „Lunikoff“ Regener, ehemals Sänger der verbotenen Rechtsrock-Band „Landser“ und heute Sänger bei „Die Lunikoff Verschwörung“.

Im Rahmen des Verbots der Kameradschaft „Weisse Wölfe Terrorcrew“ wurde auch u.a. die Wohnung von Pierre Schumann in Wittstock/Dosse in Brandenburg durchsucht. Dieser nahm gemeinsam mit Nico Gollnick aus Köthen (Sachsen-Anhalt) am Neonazi-Turnier „Force & Honneur“ im Juni 2017 in der Nähe von Genf teil. Der Kraftsportler Gollnick reiste ebenfalls zum „Tiwaz“ an, gemeinsam mit seinem Trainingskollegen, dem Neonazi Maik Schubert. Nico Gollnick holte 2013 auf einem Kraftsport-Turnier in Eilenburg für sein Gym, den „Köthener Sportverein 2009 e.V“, einen deutschen Rekord der Junioren im Bankdrücken und begleitete noch 2017 seinen Trainingspartner, den Neonazi Ron Krieg, auf diversen Kraftsport-Wettkämpfen. Auch Maik Schubert ist auf Bildern des „Köthener Sportverein 2009 e.V.“ zu sehen.

Mit dem aus Wistedt (Niedersachsen) stammenden André Bostelmann als Zuschauer des „Tiwaz“ ist eine weitere Verbindung zur militanten Kameradschaft „Weisse Wölfe Terrorcrew“ (WWT) erkennbar. Neben 16 anderen Wohnungen von Protagonisten der WWT wurde im März 2012 auch Bostelmanns Wohnsitz durchsucht. Grund dafür war ein konspirativ organisierter Aufmarsch im Stil der „Unsterblichen“ im Dezember 2011 in Hamburg-Harburg. 35 Neonazis zogen damals maskiert und mit Fackeln flankiert kurzweilig durch die Straßen des Bezirks, bis sie die Polizei stoppte und einer Personalienfeststellung unterzog. Der Kampfsportler Bostelmann zählt heute zur Tostedter Neonazi-Schlägerclique um den vor allem im Rechtsrock-Geschäft aktiven Stefan Winkler (ehemals Silar).

Letztlich war beim „Tiwaz“ mit Kevin Seifert aus Köthen auch ein Vertreter der neonazistischen Medienplattform „Media Pro Patria“ anwesend. Fotografen der Gruppe begleiten regelmäßig Neonazi-Konzerte, rechte Parteitagungen und Aufmärsche. Auch Aktivitäten im Bereich „Anti-Antifa“ werden von der Gruppe abgedeckt.

Erwähnenswert ist auch ein Vorfall am selben Abend. Auf dem Volksfest „Annaberger Kät“ im nahen Annaberg-Buchholz kam es zu einer Auseinandersetzung von bis zu 30 Personen mit der Polizei. Nachdem ein 26-Jähriger sich geweigert hatte, nach Pöbeleien gegen die Polizei seine Personalien feststellen zu lassen und stattdessen nach den BeamtInnen schlug und trat, versuchte die Gruppe zunächst ein Polizeifahrzeug anzugreifen. Später belagerte die Gruppe die Polizeiwache (Quelle: Freie Presse). Ob es sich hierbei um BesucherInnen des „Tiwaz“ handelt, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Es ist allerdings bestätigt, dass es nach Ende des Turniers noch einige TeilnehmerInnnen zum dem nahegelegenen Stadtfest zog.

Fazit

Mit dem „Tiwaz“-Turnier kann die neonazistische Kampfsportszene auf ein weiteres Event blicken. Neben der Tatsache, dass die anwesenden Personen aus allen Himmelsrichtungen anreisten, ist vor allem auffällig, dass fast alle relevanten Neonazi-Strukturen aus den unterschiedlichsten Erlebniswelten der Naziszene vertreten waren. Unter den TeilnehmerInnen befanden sich Anhänger diverser rechter Ultra-und Hooligangruppen, Mitglieder bundesweit bedeutender Mottoradclubs, Angestellte aus dem Sicherheitsgewerbe und Rechtsrock-Musiker. Dazu VertreterInnen aus dem gesamten rechten Parteien-Spektrum und dem neonazistischen Kameradschafts-Milieu.

Mit der Beteiligung lokaler Neonazis Organisation des „Tiwaz“ konnten etablierte Netzwerke wie „White Rex“ und „Kampf der Nibelungen“ auf verlässliche PartnerInnen zählen. Die Region zwischen Chemnitz und dem Erzgebirge bietet außerdem günstige Umstände, ein solches Event störungsfrei durchführen zu können. Dies verdeutlicht auch die steigende Zahl anderer konspirativ organisierter Veranstaltungen in der Region – etwa regelmäßig stattfindende „National Socialist Black Metal“-Konzerte oder sich jüngst häufende Zeitzeugenvorträge mit bis zu 300 ZuschauerInnen.

Begünstigt wird dies auch durch das Auftreten der Polizei, die zum „Tiwaz“ zwar Personalienfeststellungen an den Ortseingängen durchführte, aber sichtlich kein Interesse hatte, die TeilnehmerInnen im Veranstaltungsablauf einzuschränken. Bereits jetzt ist eine Fortsetzung des „Tiwaz“ für das kommende Jahr angekündigt. Es ist davon auszugehen, dass die Fortsetzung Zulauf gewinnen wird – die vergangene Veranstaltung wird in Neonazikreisen als Erfolg gewertet.

Mehr Bilder des „Tiwaz“-Turniers findet ihr unter  pixelarchiv.org.

Der Text ist ein Gemeinschaftswerk von „Antifaschistische Recherche Chemnitz“ und der Kampagne „Runter von der Matte – Kein Handshake mit Nazis“.

Ankündigung des Events &amp; Kämpferanmeldung (Bild: Screenshot Facebook)
Ankündigung des Events & Kämpferanmeldung (Bild: Screenshot Facebook)
Der „Treffpunkt Grünhain“, in dem das „Tiwaz“ stattfand (Quelle: Pixelarchiv)
Der „Treffpunkt Grünhain“, in dem das „Tiwaz“ stattfand (Quelle: Pixelarchiv)
Beteiligte Personen und Organisationen, (v.l.n.r.) Philipp Oertel („Wardon 21“), Alexander Deptolla („Kampf der Nibelungen“), Tim Kühn („Tiwaz“), Tomasz Skatulsky („Pride France“), Denis Nikitin („White Rex“) und zwei Personen von „Black Legion“
Beteiligte Personen und Organisationen, (v.l.n.r.) Philipp Oertel („Wardon 21“), Alexander Deptolla („Kampf der Nibelungen“), Tim Kühn („Tiwaz“), Tomasz Skatulsky („Pride France“), Denis Nikitin („White Rex“) und zwei Personen von „Black Legion“
Gregor Nebel
Gregor Nebel
Linkes Bild: Martin Kelch (Beifahrer) reiste gemeinsam mit Gregor Nebel im Auto der sozialpädagogischen Einrichtung „Haus Wildfang“ an. Rechtes Bild: David Mallow (1.v.r) und Andreas „Klatti“ Klatt (2.v.l, aus Neubrandenburg) bei der Anreise (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Martin Kelch (Beifahrer) reiste gemeinsam mit Gregor Nebel im Auto der sozialpädagogischen Einrichtung „Haus Wildfang“ an. Rechtes Bild: David Mallow (1.v.r) und Andreas „Klatti“ Klatt (2.v.l, aus Neubrandenburg) bei der Anreise (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: William Puder erreicht den 1. Platz in der Diszplin „Boxen / MMA / K1“. Mittleres Bild: William „Willi“ Puder in den Räumen des „Kampfsport Lausitz e.V.“ Rechtes Bild: William Puder (mittig) als Kämpfer des Teams „Black Legion“, darunter auch Andy Schotte, links im Bild (Bild: Screenshot Instagram)
Linkes Bild: William Puder erreicht den 1. Platz in der Diszplin „Boxen / MMA / K1“. Mittleres Bild: William „Willi“ Puder in den Räumen des „Kampfsport Lausitz e.V.“ Rechtes Bild: William Puder (mittig) als Kämpfer des Teams „Black Legion“, darunter auch Andy Schotte, links im Bild (Bild: Screenshot Instagram)
Linkes Bild: Tobias Vogt im T-Shirt mit der bezeichnenden Inschrift „Nationalist Fight Club“ auf der Rückseite, Rechtes Bild: Tobias Vogt (links) hier im Gespräch mit einem Kämpfer des Teams „Kampf der Nibelungen – White Rex. Beide reisten zusammen an. (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Tobias Vogt im T-Shirt mit der bezeichnenden Inschrift „Nationalist Fight Club“ auf der Rückseite, Rechtes Bild: Tobias Vogt (links) hier im Gespräch mit einem Kämpfer des Teams „Kampf der Nibelungen – White Rex. Beide reisten zusammen an. (Quelle: Pixelarchiv)
Sven Huber aus Gera (rechts) (Quelle: Pixelarchiv)
Sven Huber aus Gera (rechts) (Quelle: Pixelarchiv)
Steffen Bösener aus Köthen (4. v.l.) (Quelle: Pixelarchiv)
Steffen Bösener aus Köthen (4. v.l.) (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Michél Sajovitz im Shirt der Neonazi-Partei „Der III. Weg“. Rechtes Bild: Das Team der „Ikarus Kampfkunst Akademie“, v.l.n.r. Raphael Ernst, Christian Altegger, Simon Menhard (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Michél Sajovitz im Shirt der Neonazi-Partei „Der III. Weg“. Rechtes Bild: Das Team der „Ikarus Kampfkunst Akademie“, v.l.n.r. Raphael Ernst, Christian Altegger, Simon Menhard (Quelle: Pixelarchiv)
Christian Wolf und Marcel Bendel bei der Anreise (Quelle: Pixelarchiv)
Christian Wolf und Marcel Bendel bei der Anreise (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Jörg Endesfelder (rechts, „Nationale Sozialisten Chemnitz“) Rechtes Bild: Martin Pfeil (im Bronson-Shirt, 2.v.l.) wartend vor der Polizeikontrolle (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Jörg Endesfelder (rechts, „Nationale Sozialisten Chemnitz“) Rechtes Bild: Martin Pfeil (im Bronson-Shirt, 2.v.l.) wartend vor der Polizeikontrolle (Quelle: Pixelarchiv)
Anton Ehrhardt beim Abkleben seines KFZ-Kennzeichens (Quelle: Pixelarchiv)
Anton Ehrhardt beim Abkleben seines KFZ-Kennzeichens (Quelle: Pixelarchiv)
Sven Mathes und Peggy Thalmann bei der Anreise in der langen Autoschlange, die durch die Polizeikontrolle erzeugt wurde (Quelle: Pixelarchiv)
Sven Mathes und Peggy Thalmann bei der Anreise in der langen Autoschlange, die durch die Polizeikontrolle erzeugt wurde (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Stephan Heinl (1.v.l.) und Max Woidtke (1.v.r.) aus „Germano’s Team“, (Chemnitz), Rechtes Bild: Mario Wolf (1.v.l.) und Norman Albrecht (2.v.l.) aus Chemnitz aus „Germano’s Team“ bzw. „Jabman Chemnitz“ (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Stephan Heinl (1.v.l.) und Max Woidtke (1.v.r.) aus „Germano’s Team“, (Chemnitz), Rechtes Bild: Mario Wolf (1.v.l.) und Norman Albrecht (2.v.l.) aus Chemnitz aus „Germano’s Team“ bzw. „Jabman Chemnitz“ (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Rico Hentschel (NPD) Mittleres Bild: David Dschietzig (Leipzig) Rechtes Bild: Benjamin Leine und Nicki Schwake auf der Suche nach einem Parkplatz (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Rico Hentschel (NPD) Mittleres Bild: David Dschietzig (Leipzig) Rechtes Bild: Benjamin Leine und Nicki Schwake auf der Suche nach einem Parkplatz (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Einer der Kämpfer, hier im beigen Shirt der „AG Körper &amp; Geist“, kennzeichnend durch den stilisierten Wolfskopf im Ehrenkranz. Mit ihm reiste eine Besucherin an, die eine Kette mit der verbotenen Wolfsangel trug. Rechtes Bild: Sascha Rudisch (rechts, „Der III. Weg“) (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Einer der Kämpfer, hier im beigen Shirt der „AG Körper & Geist“, kennzeichnend durch den stilisierten Wolfskopf im Ehrenkranz. Mit ihm reiste eine Besucherin an, die eine Kette mit der verbotenen Wolfsangel trug. Rechtes Bild: Sascha Rudisch (rechts, „Der III. Weg“) (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Kevin Seifert von „Media Pro Patria“ Rechtes Bild: Teilnehmer des „Black Legion“-Teams auf dem Weg zum Veranstaltungsort (Quelle: Pixelarchiv)
Linkes Bild: Kevin Seifert von „Media Pro Patria“ Rechtes Bild: Teilnehmer des „Black Legion“-Teams auf dem Weg zum Veranstaltungsort (Quelle: Pixelarchiv)

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