Baden-Württemberg – Antifaschistisches Archiv für Rostock und Umgebung https://indyhro.blackblogs.org Linke Veröffentlichungen aus unterschiedlichen Quellen Sat, 21 Nov 2020 19:17:47 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Wahlkampfhilfe mit Zeitung: Offensive Werbung für die AfD? https://indyhro.blackblogs.org/2016/09/03/wahlkampfhilfe-mit-zeitung-offensive-werbung-fur-die-afd/ Sat, 03 Sep 2016 22:42:02 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=2227 Continue reading Wahlkampfhilfe mit Zeitung: Offensive Werbung für die AfD?]]> Am Sonntag ist in Mecklenburg-Vorpommern Landtagswahl und plötzlich taucht etwas auf, das es auch in Baden-Württemberg gab: Eine Zeitung, die offensiv für die AfD wirbt.

 

Die Partei will davon aber nichts gewusst haben. Schnell war von verdeckter Wahlkampffinanzierung die Rede – und das bei einer Partei, die den anderen Parteien Intransparenz vorwirft. Anfang des Jahres haben in vielen Städten von Baden-Württemberg großflächige Plakatwände zur Wahl der AfD aufgerufen. Und Millionen Haushalte in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt bekamen eine Wahlkampfzeitung, mit dem Titel: „Extrablatt für die Landtagswahl“. Herausgegeben von einer „Vereinigung zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten“.

 

Ähnliche Publikationen gibt es jetzt in Mecklenburg-Vorpommern. Doch wer steckt dahinter? AfD-Landessprecher Bernd Grimmer aus Pforzheim gibt sich ahnungslos: „Ich habe jetzt von der neuen Aktion in Norddeutschland gehört. Es ist so, dass wir als Partei davon nichts wussten. Das kann ich als einer von drei Sprechern definitiv sagen, dass es unserem Landesvorstand völlig unbekannt war.“

 

Verbindungen zur den Republikanern?

Doch woher kommt der Aufruf? In dem „Extrablatt“ ist Josef Konrad als „Chefredakteur“ aufgeführt: Ein AfD-Unterstützer aus Leipzig. Als Betreiber der Internet-Seite ist Michael Paulwitz aus Stuttgart genannt, der allerdings für SWR und NDR nicht erreichbar ist. Laut „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ ist Paulwitz ein Mann mit Republikaner-Vergangenheit. Hinter dem Verein stehen Berichten zufolge mehrere Spender.

 

Dass die anonym bleiben wollen, kann sich Bernd Grimmer vom AfD-Landesvorstand gut vorstellen. „Es ist wirklich so, dass eine größere Menge von Leuten im unternehmerischen Bereich, im Mittelstand, sich zurzeit noch scheut, in die AfD einzutreten, weil sie Sanktionen und Reaktionen befürchten. Sei es durch Kunden oder Auftraggeber.“

 

Was wusste Meuthen?

Auch Jörg Meuthen, der Landes- und Bundesvorsitzende der AfD, hat immer bestritten, dass seine Partei etwas mit dem dubiosen „Verein zur Erhaltung der Rechtstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten“ zu tun hat. Doch im Extrablatt des AfD-Unterstützers Josef Konrad tauchte ein wohlwollendes Interview mit dem damaligen Spitzenkandidaten Meuthen auf.

 

Der richtet aus, das Interview habe er Konrad damals zur freien Verfügung gegeben. Wo es genau erscheint, habe er nicht gewusst. Hilfreich waren die Publikation und die Plakate schon für die AfD, sagt Bernd Grimmer vom Landesvorstand. „Der Umfang der Aktion war in der Tat beeindruckend, hat uns auch alle sehr überrascht, weil da doch erhebliche Mittel eingesetzt wurden. Ich glaube aber nicht, dass dadurch eine wesentliche Veränderung im Wahlergebnis erreicht wurde.“

 

Juristisch gesehen ist es nicht verboten, sich auf diese Art unterstützen zu lassen. Wenn die Partei sagt, von nichts gewusst zu haben, muss sie die Unterstützung, selbst im Millionenbereich, nicht als Spende nennen. Doch für eine Partei, die den anderen Parteien Intransparenz und Gemauschel vorwirft, ist das zumindest politisch problematisch.

 

Autor: Markus Pfalzgraf, SWR Redaktion Landespolitik
Online-Fassung: Isabel Gotovac

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Betreiber eines Nazi-Forums angeklagt https://indyhro.blackblogs.org/2013/05/22/betreiber-eines-nazi-forums-angeklagt/ Wed, 22 May 2013 15:31:00 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=2380 Continue reading Betreiber eines Nazi-Forums angeklagt]]> Die Rostocker Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen die mutmaßlichen Betreiber des ehemals größten deutschen rechtsextremen Internetforums „Thiazi“ erhoben. Die Anklage laute auf Bildung einer kriminellen Vereinigung in Tateinheit mit gemeinschaftlich begangener Volksverhetzung in mehreren hundert Fällen. Laut Staatsanwaltschaft sind in dem inzwischen geschlossenen „Thiazi-Forum“ mehr als 30.000 Benutzer organisiert gewesen. Bei den Beschuldigten handele es sich um drei Männer und eine Frau. Einer von ihnen stammt aus dem Raum Rostock, zwei kommen aus Baden-Württemberg und einer aus Sachsen-Anhalt.

 

Plattform für volksverhetzende Inhalte

Die Plattform habe Diskussionsforen zu verschiedenen Themen geboten, in denen registrierte Benutzer ihre Beiträge veröffentlichen und insbesondere volksverhetzende Inhalte hochladen konnten. Zudem seien rechtsextreme oder auch als jugendgefährdend eingestufte Lieder, Liedtexte und Musikalben zum Download ins Netz gestellt worden.
Erstmaliger Ermittlungserfolg

Das Ermittlungsverfahren hatte bundesweit für große Aufmerksamkeit gesorgt. Erstmals war es nach Angaben der Rostocker Staatsanwaltschaft deutschen Behörden gelungen, die Betreiber einer großen rechtsextremen Plattform zu identifizieren. Das auf einem ausländischen Server betriebene Forum sei vollständig mit allen Daten gesichert und vom Netz genommen worden.

 

Bisher offenbar keine Nachfolge-Plattform

Ein Sprecher des Hilfsvereins für Opfer rechter Gewalt Lobbi-MV sagte, dass das „Thiazi-Forum“ in der rechten Szene eine herausragende Bedeutung gehabt habe. Nach seiner Einschätzung ist es bislang noch nicht gelungen, eine Plattform von ähnlicher Größe einzurichten. Das Forum habe sich dadurch ausgezeichnet, dass vor allem im geschlossenen Bereich „Klartext“ gesprochen wurde.

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Anklage gegen Betreiber von Nazi-Internetplattform https://indyhro.blackblogs.org/2013/05/22/anklage-gegen-betreiber-von-nazi-internetplattform-2/ Wed, 22 May 2013 15:28:57 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=2378 Continue reading Anklage gegen Betreiber von Nazi-Internetplattform]]> Untereisesheim/Rostock -Vier Betreiber der größten deutschsprachigen rechtsextremen Internetplattform „Thiazi-Forum“ müssen sich in Kürze vor der Staatsschutzkammer des Landgerichts Rostock verantworten. Unter den Verdächtigen ist eine Frau aus Untereisesheim. Die Hausfrau und Mutter galt als Hauptbeschuldigte im Verfahren.

 

Wie berichtet, hatte das Bundeskriminalamt (BKA) die mutmaßliche Betreiberin im Juni 2012 bei einer Razzia in ihrer Wohnung in Untereisesheim festgenommen. Bei den weiteren Verdächtigten handelt es sich um drei Männer aus dem Raum Rostock, aus Sachsen-Anhalt sowie aus Karlsruhe. Weitere Einzelheiten wollte die Staatsanwaltschaft nicht nennen.

Nach Angaben der Rostocker Staatsanwaltschaft vom Mittwoch lautet die Ende April erhobene Anklage auf Bildung einer kriminellen Vereinigung in Tateinheit mit gemeinschaftlich begangener Volksverhetzung in Hunderten Fällen.

Volksverhetzende Inhalte

Im inzwischen geschlossenen „Thiazi-Forum“ seien mehr als 30.000 Benutzer organisiert gewesen. Die Plattform habe Diskussionsforen zu verschiedenen Themen geboten, in denen registrierte Benutzer ihre Beiträge veröffentlichen und vor allem volksverhetzende Inhalte hochladen konnten. Zudem seien rechtsextremistische oder als jugendgefährdend eingestufte Lieder, Liedtexte und Musikalben zum Download ins Netz gestellt worden.

Das Ermittlungsverfahren hatte bundesweit für große Aufmerksamkeit gesorgt. Erstmals war es nach Angaben der Rostocker Staatsanwaltschaft deutschen Behörden gelungen, die Betreiber einer großen rechtsextremistischen Plattform zu identifizieren.

Das auf einem ausländischen Server betriebene Forum sei vollständig mit allen Daten gesichert und vom Netz genommen worden.

 

red/lsw

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Volksverhetzung: Anklage gegen Betreiber eines rechtsextremen Internetforums https://indyhro.blackblogs.org/2013/05/22/volksverhetzung-anklage-gegen-betreiber-eines-rechtsextremen-internetforums/ Wed, 22 May 2013 15:26:54 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=2376 Continue reading Volksverhetzung: Anklage gegen Betreiber eines rechtsextremen Internetforums]]> Die Staatsanwaltschaft Rostock hat Anklage erhoben gegen vier Betreiber der rechtsextremen Internetplattform „Thiazi-Forum“. Ihnen wird vorgeworfen, eine kriminelle Vereinigung gegründet und Volksverhetzung betrieben zu haben.

 

Rostock – Die Betreiber des „Thiazi-Forums“ müssen sich in Kürze vor der Staatsschutzkammer des Landgerichts Rostock verantworten. Sie sind wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und gemeinschaftlich begangener Volksverhetzung in mehreren hundert Fällen angeklagt, wie die Rostocker Staatsanwaltschaft berichtete.

 

 

Über das Forum sollen unter anderem ausländerfeindliche und antisemitische Inhalte, auch in Form von indizierten und jugendgefährdeten Musikdateien, verbreitet worden sein. Im inzwischen geschlossenen „Thiazi-Forum“ sollen mehr als 30.000 Benutzer organisiert gewesen sein.

Bei den Verdächtigten handele es sich um drei Männer und eine Frau. Einer der Tatverdächtigen soll ein 30-jähriger Pädagoge aus Mecklenburg-Vorpommern sein. Zwei weitere Angeklagte stammen aus Baden-Württemberg, der vierte aus Sachsen-Anhalt. Weitere Einzelheiten über die Verdächtigen wollte die Staatsanwaltschaft nicht nennen.

 

Das Ermittlungsverfahren hatte bundesweit für große Aufmerksamkeit gesorgt. Erstmals war es nach Angaben der Rostocker Staatsanwaltschaft deutschen Behörden gelungen, die Betreiber einer großen rechtsextremistischen Plattform zu identifizieren. Das auf einem ausländischen Server betriebene Forum sei vollständig mit allen Daten gesichert und vom Netz genommen worden.

 

ala/dpa

]]> Anklage gegen „Thiazi“-Forum-Betreiber https://indyhro.blackblogs.org/2013/05/22/anklage-gegen-thiazi-forum-betreiber/ Wed, 22 May 2013 15:24:51 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=2374 Continue reading Anklage gegen „Thiazi“-Forum-Betreiber]]> Pädagoge soll mit drei weiteren Angeschuldigten kriminelle Gruppe im Internet gegründet haben.

 

Die Staatsanwaltschaft in Rostock hat gegen vier mutmaßliche Betreiber des neonazistischen „Thiazi“-Internetforums Anklage wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung in Tateinheit mit gemeinschaftlich begangener Volksverhetzung in mehreren hundert Fällen erhoben.

Unter anderem steht als Hauptinitiator der 30-jährige Erzieher Klaus R. aus dem mecklenburgischen Barth im Verdacht, das „bedeutendste rechtsextremistische Internetforum“ mit mehr als 30 000 registrierten Benutzern organisiert zu haben. Gemeinsam mit einem weiblichen und männlichen „Betreuerteam“ habe er nicht nur dafür gesorgt, dass zum Teil indizierte Lieder und Musikalben zum Download bereit standen, sondern das Ziel verfolgt, so die Staatsanwaltschaft, „eine Plattform zu schaffen, über die vor allem ausländerfeindliche, antisemitische und gegen politisch Andersdenkende gerichtete Schmähungen mit volksverhetzenden Inhalten verbreitet werden sollten“.

Die Auswertungen der Ermittler dauern noch an, eine Vielzahl weiterer Tatverdächtiger konnte bereits identifiziert werden, gegen sie wurden gesonderte Ermittlungsverfahren eingeleitet. (ar)

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Rechtsextremismus: Razzia gegen Neonaziforum „Thiazi.net“ https://indyhro.blackblogs.org/2012/06/14/rechtsextremismus-razzia-gegen-neonaziforum-thiazi-net/ Thu, 14 Jun 2012 17:55:29 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=2349 Continue reading Rechtsextremismus: Razzia gegen Neonaziforum „Thiazi.net“]]> Das BKA ermittelt gegen „Thiazi“, das bedeutendste rechtsextremistische Internetforum im deutschsprachigen Raum. Die Polizei durchsucht Wohnungen und nimmt vier Verdächtige fest.

Mit einer Großrazzia sind Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) und Polizisten aus elf Bundesländern am frühen Donnerstagmorgen gegen die Betreiber des wichtigsten deutschen Neonazi-Internet-Forums, Thiazi.net, vorgegangen. Vier Beschuldigte, gegen die Haftbefehlen vorlagen, wurden festgenommen. Die federführende Staatsanwaltschaft Rostock ermittelt wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung.

Die Hauptbeschuldigten sind laut BKA ein 30-jähriger Erzieher aus Mecklenburg-Vorpommern und eine 30-jährige Hausfrau und Mutter aus Baden-Württemberg, laut SWR aus Untereisesheim bei Heilbronn. Die beiden sollen seit Jahren maßgeblich für das Thiazi-Forum verantwortlich sein; die Ermittlungen begannen laut BKA bereits 2009.

Nach Informationen dieser Zeitung könnte es sich bei den Beschuldigten um die als „Thiazi-Chef“ geltende Person mit dem Benutzernamen „WPMP3“ handeln sowie um „Fjörgyn“, die für die technische Infrastruktur zuständig ist. Über mögliche Kontakte zu rechtsextremen Organisationen oder Parteien wollte das BKA nichts sagen.

Insgesamt beschuldigen die Ermittler 26 Menschen im Alter von 22 bis 64 Jahren aus ganz Deutschland, auf Thiazi.net mehr als 2400 Liedtexte und 1400 Tonträger zum Download angeboten zu haben. Darin wird laut BKA regelmäßig zu Hass und Gewalt gegen Ausländer, Juden und Menschen anderer Hautfarbe aufgestachelt. Auch Holocaust-Leugnung und Verherrlichung des Nationalsozialismus finden sich in dem Forum, das rund 20000 registrierte Nutzer hat und auf Servern in den USA läuft. Am Nachmittag war Thiazi.net zumindest zeitweise nicht mehr erreichbar.

Wer sich für die nichtöffentlichen Foren der „germanischen Weltnetzgemeinschaft“ (Thiazi über Thiazi) registriert, muss Fragen nach seinen „Wurzeln“, dem „Stammesbild“ und der „Unterrasse“ beantworten, der er oder sie sich zugehörig fühlt. Das Spektrum der ausgetauschten Informationen reicht von banalen Basteltipps für Autos bis zu Schnittmustern für Hakenkreuzflaggen, von politischen Debatten („Anleitung zur legalen Holocaustleugnung“) bis zu Terminen für konspirative Rechtsrockkonzerte.

Durchsucht wurden am Donnerstag 24 Wohnungen und Geschäftsräume, die meisten in Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg. Auch eine Wohnung in Großbritannien erhielt Polizeibesuch. Die Beamten stellten Computer, Datenträger und Unterlagen auf Papier sicher.

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Seit wann ist Polizistenverleih Standard? Leih mir deinen Spitzel https://indyhro.blackblogs.org/2011/01/28/seit-wann-ist-polizistenverleih-standard-leih-mir-deinen-spitzel/ Fri, 28 Jan 2011 06:48:55 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=2431 Continue reading Seit wann ist Polizistenverleih Standard? Leih mir deinen Spitzel]]>  

KOMMENTAR VON OTTO DIEDERICHS

Nun ist es also amtlich: Über Jahre hat sich ein Undercover-Agent der britischen Polizei in Europas linken Szenen herumgetrieben. Darunter auch mehrfach in Deutschland. Dies hat Jörg Ziercke, der Präsident des Bundeskriminalamtes, nun im Bundestagsinnenausschuss offiziell bestätigt und dabei gleich erklärt, dieser sei dabei auch in strafbare Handlungen verwickelt gewesen. Bei SPD, Grünen und Linkspartei rufen die Innenpolitiker jetzt „Skandal!“.

 

 

Der Alarmruf ist richtig – aber er erfolgt an der falschen Stelle. Nicht die Straftaten des angeblichen „Mark Kennedy“ sind der Skandal; ohne die sogenannten szenetypischen Straftaten kann sich kein Spitzel lange halten. Alle wissen dies und der Aufschrei hat rein rituellen Charakter.

 

Unterzugehen droht dabei allerdings ein viel schwerwiegenderer Aspekt, den Ziercke en passant gleich mit offenbart hat: Die Innenministerien in Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg hätten um den Einsatz des Briten ausdrücklich gebeten und dabei auf ein standardisiertes Verfahren zurückgegriffen. Unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich somit offenbar im geeinten Europa ein System etabliert, bei dem sich die nationalen Polizeien bei Bedarf ungeniert schnell mal eben Beamte anderer Länder ausleihen können.

 

Seit wann ist ein solcher Polizistenverleih Standard? Wie viele Italiener, Spanier oder Dänen sind in ähnlichen Missionen in Europa und Deutschland unterwegs? Wie viele deutsche Beamte tummeln sich in fremden Szenen? Nicht zuletzt: Wie und von wem werden solche Einsätze kontrolliert? Dies sind die Fragen, um die sich die Sicherheitspolitiker in Bund und Ländern nun kümmern müssen. Lautes Geschrei um brennende Müllcontainer hilft nicht weiter, es lenkt nur ab.

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Der verdeckte Engländer https://indyhro.blackblogs.org/2011/01/28/der-verdeckte-englander/ Fri, 28 Jan 2011 00:06:12 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=2429 Continue reading Der verdeckte Engländer]]> Durfte ein ausgeliehener Polizeiagent aus Großbritannien auch in Deutschland spitzeln?.

 

BERLIN. Der Engländer Mark Kennedy hat als verdeckt ermittelnder Polizeibeamter militante Umweltschützer und Globalisierungskritiker in ganz Europa ausspioniert. Durfte er das? Die Zweifel wachsen, ob der Einsatz Kennedys zulässig war. Auch in Deutschland war Kennedy aktiv. 2007 infiltrierte er die Proteste gegen den G 8-Gipfel in Heiligendamm und beteiligte sich unter anderem an einer Straßenblockade.

 

Anfang 2009 war er auch in Baden-Württemberg tätig – im Umfeld des Nato-Gipfels von Baden-Baden. Sein drittes Standbein in Deutschland war Berlin, wo er eine langjährige „Liebesbeziehung“ unterhielt. Angeblich war er dort nicht im Einsatz – obwohl er im Dezember 2007 am Rande einer Autonomen-Demo festgenommen wurde. Er hatte den Inhalt eines umgekippten Müllcontainers angezündet. Seine Freunde kannten nicht seinen wahren Namen, sondern nur sein Pseudonym „Mark Stone“. Erst Ende 2010 flog das Doppelspiel des Mannes mit den langen Haaren und den Ohrringen auf. In rund zwanzig Ländern war Kennedy aktiv, von Island bis Italien. Inzwischen ist er in den USA untergetaucht. Er soll die Ausspionierten um Entschuldigung gebeten haben.

 

Die deutsche Polizei wusste vom Treiben Kennedys. Die Landesregierungen von Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern schlossen mit Großbritannien sogar eine Vereinbarung über die Details des Einsatzes. Das Bundeskriminalamt fungierte nur als Vermittler, sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke diese Woche im Bundestag. Verantwortlich seien die Länder.

Grundsätzlich ist in Deutschland der Einsatz verdeckter Ermittler erlaubt. Zur Aufklärung schwerer Straftaten oder zur Verhinderung erheblicher Kriminalität darf die Polizei Beamte einsetzen, die unter falschem Namen und mit falschem Paß ermitteln und sich so das Vertrauen von Verdächtigen erschleichen. Geregelt ist das in der Strafprozessordnung und in den Polizeigesetzen der Länder. Erst jüngst war in Heidelberg ein Verdeckter Ermittler aufgeflogen, der linke Studenten bespitzelt hatte.

Auch der Einsatz ausländischer verdeckter Ermittler ist nicht generell verboten. Auf eine Anfrage der Linken erwähnte die Bundesregierung jüngst das EU-Rechtshilfeübereinkommen, das solche Einsätze zur Strafverfolgung erlaubt. Allerdings ist Mark Kennedy in Deutschland wohl nicht zur Verfolgung, sondern zur Verhinderung von Straftaten eingesetzt worden. Vermutlich fehlte seinem Einsatz deshalb die Rechtsgrundlage.

Aber selbst wenn der Einsatz des Geheimermittlers zulässig gewesen sein sollte, so durfte er in Deutschland jedenfalls keine Straftaten begehen. Für ausländische Polizisten gilt in Deutschland das deutsche Recht. Und auch ein deutscher verdeckter Ermittler darf sich nicht strafbar machen. Wenn Mark Kennedy in Deutschland Brandstiftungen und andere Delikte beging, so handelte er illegal. Die beteiligten Landesregierungen wollten dies gestern nicht kommentieren.

Umstritten ist, ob geheimdienstliche Liebesbeziehungen erlaubt sind

Nicht geregelt ist, ob ein verdeckter Polizeibeamter Liebesbeziehungen und sexuelle Affären haben darf. BKA-Chef Jörg Ziercke sagte im Innenausschuss des Bundestags. „Das geht gar nicht.“ Ein ausdrückliches Verbot findet sich aber weder in den Gesetzen noch in den Richtlinien für verdeckte Ermittler. Es verstößt aber wohl gegen das Grundgesetz, wenn verdeckte Ermittler sich in den Intimbereich von Personen einschleichen, um diese besser aushorchen zu können.

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LKAs wollten UK-Spitzel wegen G8 und NATO https://indyhro.blackblogs.org/2011/01/26/lkas-wollten-uk-spitzel-wegen-g8-und-nato/ Wed, 26 Jan 2011 23:09:34 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=2427 Continue reading LKAs wollten UK-Spitzel wegen G8 und NATO]]> Im Innenausschuss hat heute BKA-Präsident Jörg Ziercke zur Entsendung britischer Spitzel nach Deutschland Stellung bezogen. Demnach hat Kennedy den LKAs in Mecklenburg-Vorpommern sowie in Baden-Württemberg ausgeholfen.

 

Im Berliner Innenausschuss war bereits am Montag bekannt geworden, dass er bei der Demonstration „One struggle – One Fight“ im Dezember 2007 eine Mülltonne anzündete und deshalb festgenommen wurde. Auf dem Höhepunkt der militanten Kampagne hatte Kennedy allerdings Glück und wurde wieder freigelassen, ein Verfahren ebenfalls eingestellt. So jedenfalls möchte es das Berliner LKA darstellen, das so tut als habe es von Kennedys falscher Identität nicht gewußt.
Glaubt man dem BKA-Präsident, hätte Kennedy seine Berlin-Reisen nur zur „Pflege seiner Legende“ genutzt und von dort „nicht berichtet“. Einer lügt hier allerdings. Der Spitzel selbst hatte dazu in der britischen Presse erklärt, er habe seinen Polizeiführern (die übrigens in der Regel bei internationalen Einsätzen in Hotels in der Nähe dabei sind) auch aus 2007 Berlin Informationen geliefert wie auch „Beweismittel“ mitgebracht.

Thema im Innenausschuss des Bundestags waren auch die Berichte über „taktische Liebesbeziehungen“ Kennedys, die aus zahlreichen Ländern berichtet werden. Das Vortäuschen falscher Tatsachen zur Erlangung von Informationen ist womöglich auch in Deutschland strafbar wegen Verletzung der „Privatheit der Sexualsphäre“, rechtfertigt aber nach Einschätzungen von AnwältInnen mindestens Schadensersatzansprüche. Allerdings gibt es in Deutschland ein anderes Rechtsverständnis als in anderen Ländern, wo dies in jedem Fall als „non-consensual“ Sex gelten würde. Am Montag hatten mehrere Dutzend AktivistInnen vor Scotland Yard wegen der „taktischen Liebesbeziehungen“ demonstriert, die in einem anderen Fall sogar darin gipfelten dass ein Undercover-Cop seine Zielperson der linken Szene (Reclaim the Streets) heiratete und mit ihr Kinder bekam.

News von heute dazu:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,741826,00.html
http://www.neues-deutschland.de/artikel/189478.sexualitaet-gegen-vertrauliche-informationen.html
http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/keiner-will-schuld-sein/

Hintergrund:
https://euro-police.noblogs.org/2011/01/entgrenzte-spitzel/
http://www.andrej-hunko.de/start/downloads/doc_download/42-antwort-zu-grenzueberschreitenden-verdeckten-ermittlungen

Mark Kennedy
Mark Kennedy
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