London – Antifaschistisches Archiv für Rostock und Umgebung https://indyhro.blackblogs.org Linke Veröffentlichungen aus unterschiedlichen Quellen Sat, 21 Nov 2020 19:09:22 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Der Fall Drygalla Eine Geschichte mit vielen Verlierern https://indyhro.blackblogs.org/2012/08/06/der-fall-drygalla-eine-geschichte-mit-vielen-verlierern/ Mon, 06 Aug 2012 19:48:23 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=1218 Continue reading Der Fall Drygalla Eine Geschichte mit vielen Verlierern]]> Der Fall der Ruderin Nadja Drygalla entwickelt sich zum Fiasko – für alle Beteiligten. Da wären die Medien, die diese Geschichte viel zu hoch gehängt haben. Die Umtriebe des Rostocker Neonazis Michael Fischer interessieren sonst kaum jemanden, dabei würde es sich lohnen, genauer nach Mecklenburg-Vorpommern zu schauen – nicht nur zu Olympia-Zeiten, wenn es um das deutsche Ansehen in der Welt geht. Regelmäßig werden hier Menschen von Neonazis angegriffen. Die enge Verknüpfung von NPD, die im Landtag Steuergelder kassiert, und militanten Neonazis ist ein Thema, das es verdient hätte, kontinuierlich beleuchtet zu werden.

 

Stattdessen werden in der größten deutschen Sonntagszeitung verpixelte Bilder aus dem Internet als möglicher Beweis dafür präsentiert, dass Drygalla selbst an rechtsextremen Aktionen beteiligt gewesen sein soll. Beobachter, die sich seit Jahren mit der Szene beschäftigen und dieses Bild längst kennen, schüttelten angesichts dieses Vorgehens den Kopf: Auf dem Foto kann nämlich keinesfalls Drygalla identifiziert werden, wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine andere Frau aus der lokalen Neonazi-Szene handelt – aber auch dies lässt sich kaum nachvollziehen. Drygalla wurde auf Basis solcher dünnen Indizien beschuldigt, bei einer Neonazi-Aktion in Malchow dabei gewesen zu sein. Das ist schlicht unseriös – und kontraproduktiv.

Das Gerede von der „Sippenhaft“
Die NPD solidarisierte sich schnell mit Drygalla, die große Stunde der Partei scheint gekommen. Die Neonazis wollen sich immer wieder gerne als verfolgte Minderheit gerieren, als „die Juden von heute“. Dabei sind sie es selbst, die sich ausgrenzen, durch ihr rassistisches Weltbild, durch ihre Hetze und die Missachtung der Menschenrechte. Die aufgeregte mediale Berichterstattung wird von Tausenden Internet-Kommentaren begleitet, die nun über „Sippenhaft“ lamentieren. Dabei gibt es zahlreiche Prominente, die rechtsradikale Verwandte (nicht Lebenspartner) haben – niemand käme auf die Idee, sie dafür verantwortlich zu machen.

Drygalla ist nicht in „Sippenhaft“ genommen worden. Die Verbindung mit einem führenden Neonazi aus Rostock war nicht einfach ihre Privatsache, denn immerhin wurde sie zur Polizistin ausgebildet. Und wie würde eine Polizistin wohl reagieren, wenn sie bei Einsätzen gegen illegale Neonazi-Veranstaltungen möglicherweise gegen den eigenen Lebensgefährten oder dessen Freunde vorgehen müsste? Drygalla hat sich entschieden: gegen den Polizeidienst, für den Neonazi. Sie ist also eine Olympia-Teilnehmerin, die für die Polizei offenbar ein Sicherheitsrisiko darstellte, da sie sich eng mit einem Neonazi verbunden fühlt.

Was macht eine demokratische Gesinnung aus?
Das Innenministerium in Schwerin steht somit auch nicht gut da: Die persönliche Verbindung von Drygalla zu einem führenden Neonazi und die Bedenken hinsichtlich ihrer Loyalität zu einen demokratischen Rechtsstaat waren hier bekannt, bei den zuständigen Sportfunktionären kam davon angeblich nichts an. Dabei soll Drygallas rechte Gesinnung im Ruderteam Gesprächsthema gewesen sein, berichten Kolleginnen nun. Dies bringt die Funktionäre weiter in Bedrängnis, denn die hatten Drygalla nach einem Gespräch in London einen Persilschein über eine demokratische Gesinnung ausgestellt.

Der Sport ist nicht unpolitisch, aber wenn Sportler sich über Politik äußern, kommt oft wenig Sinnvolles heraus. Gleiches gilt übrigens auch für den umgekehrten Fall, ist aber weniger fatal. Drygallas Aussage, ihr Freund habe sich von rechtsradikalen Kreisen und Gedankengut verabschiedet, erscheint bestenfalls naiv. Medien, Sportfunktionäre, Sicherheitsbehörden und Drygalla selbst sind Verlierer in dieser Geschichte. Die eigentlichen Fragen, was eine demokratische und was eine rechtsextreme Gesinnung überhaupt ausmachen – und warum Neonazis in Teilen Ostdeutschlands weiterhin erfolgreich sind, gehen in dem öffentlichen Getöse unter.

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Skandal im deutschen Olympia-Team: Rechte Schlagseite https://indyhro.blackblogs.org/2012/08/03/skandal-im-deutschen-olympia-team-rechte-schlagseite/ Fri, 03 Aug 2012 12:48:30 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=1216 Continue reading Skandal im deutschen Olympia-Team: Rechte Schlagseite]]> Weil sie seit Jahren mit einem führenden Neonazi aus Mecklenburg-Vorpommern liiert ist, hat Ruderin Nadja Drygalla das olympische Dorf verlassen.  

von A. Speit / A. Rüttenauer

 

 

BERLIN/LONDON taz | Am vergangenen Dienstag schied die Ruderin Nadja Drygalla mit dem Frauen-Achter bei den Olympischen Spielen aus. Die sportliche Leistung der Rostockerin löste keine große Debatte aus. Ihre persönliche Beziehung schon. Die Leistungssportlerin des Olympiakaders ist mit Michael Fischer, einem militanten Neonazi aus ihrer Heimatstadt liiert.

 

„Die Beziehung der beiden ist seit langem bekannt“, sagt Günther Hoffmann, langjähriger Rechtsextremismus-Experte in Mecklenburg-Vorpommern. Auch Petra Pau, Mitglied im Vorstand der Bundestags-Fraktion der Linkspartei und im NSU-Untersuchungsausschuss, erklärte: „Frau Drygalla wird ein strammer Hang ins Nazi-Millieu nachgesagt. Das ist nicht neu und das war nicht unbekannt. Dennoch wurde sie sportlich von Behörden und Organisationen zur Olympia-Reife gefördert und in das deutsche Vorzeige-Team berufen.“

 

„Die Beziehung der beiden ist seit langem bekannt“, sagt Günther Hoffmann, langjähriger Rechtsextremismus-Experte in Mecklenburg-Vorpommern. Auch Petra Pau, Mitglied im Vorstand der Bundestags-Fraktion der Linkspartei und im NSU-Untersuchungsausschuss, erklärte: „Frau Drygalla wird ein strammer Hang ins Nazi-Millieu nachgesagt. Das ist nicht neu und das war nicht unbekannt. Dennoch wurde sie sportlich von Behörden und Organisationen zur Olympia-Reife gefördert und in das deutsche Vorzeige-Team berufen.“


 

Auch von Paus Parteikollegen in Mecklenburg-Vorpommern kommt Kritik. Steffen Bockhahn, Landesvorsitzender der Linken, bestätigte, dass Vorwürfe über Drygallas Kontakte in die rechte Szene bereits seit Frühjahr 2011 bekannt gewesen seien. Sollte Innenminister Lorenz Caffier darauf verzichtet haben, diese Informationen an den Ruderverband weiterzuleiten, ware das nicht entschuldbar, so Bockhahn auf Anfrage der Nachrichtenagentur dapd.

 

In der Nacht zu Donnerstag wies die Internetseite Kombinat Fortschritt erneut auf die Beziehung zwischen Nadja Drygalla und Michael Fischer hin und fragte, inwieweit diese Verbindung nicht dem olympischen Geist der Völkerverständigung zuwider laufe.

 

Michael Fischer ist dabei nicht bloß ein Mitläufer. Er gilt als Kopf der „Nationalen Sozialisten Rostock“. Für die NPD trat er 2011 zur Landtagswahl an. Drygalla verdankt ihre sportliche Karriere teilweise der Polizei. Mit Beginn ihrer Ausbildung bei der Landespolizei Mecklenburg-Vorpommern im Jahre 2008, so die Redaktion, soll sie Mitglied der Sportfördergruppe geworden sein.

 

Im Polizei-Journal vom März 2008 findet sich ein Bild mit dem Innenminister Lorenz Caffier (CDU) und ihr. Bei der Polizei ist eine Pressesprecherin auf taz-Nachfrage sehr zurückhaltend. „Bitte wenden sie sich an das Innenministerium.“ Michael Teich, Sprecher des Innenministeriums, sagt: „Seit dem 30. September 2011 ist Frau Drygalla nicht mehr Polizeianwärterin.“ Die Polizeischule in Güstrow hat sie vorzeitig verlassen.

 

Ministerium äußert sich nicht

Spekulationen, inwieweit die private Beziehung dabei eine Rolle spielte, wollte Teich nicht befeuern. Zu privaten Beziehungen würde sich das Ministerium grundsätzlich nicht äußern, so der Pressesprecher, erst Recht nicht, wenn es um ehemalige Polizeianwärter geht.

 

„Seit Jahren besteht die Beziehung“, versichert Hoffmann. Er weiß, dass diese Verbindung von der Polizei skeptisch betrachtet wurde. Er fragt, inwieweit ein Dienstherr bei der Auswahl der Lebens- und Sexualpartners mitreden dürfe? „Eine heikle Auseinandersetzung“, sagt er. Die Auflösung des Dienstverhältnisses dürfte den Behörden entgegengekommen sein, denn Fischer gilt als führender Kopf der Neonazi-Szene in Mecklenburg-Vorpommern.

 

Beim Szeneportal „Mupinfo“, das der NPD-Landtagsabgeordnete David Petereit verantwortet, schrieb Fischer am 30. Juli 2011: „Die Stadt hat kein Geld, da die Demokraten jahrelang in die eigene Tasche gewirtschaftet oder Klientelpolitik betrieben haben, aber wenigstens kann man 10.000 Euro zur Verfügung stellen, wenn es um den Bau einer neuen Moschee in Rostock geht“ ­ und forderte, „dass die verfügbaren Gelder der Stadt umgehend und ausschließlich für deutsche Interessen eingesetzt werden“. Am 16. Juni diesen Jahres wetterte er gegen die „linke Ausländerlobby“, die sich für einen Asylbewerber engagierten.

 

Aber Fischer redet oder schreibt nicht bloß. Bei der Gedenkkundgebung in der Hansestadt für das NSU-Opfer Mehmet Turgut am 25. Februar gehörte er zu einer vermummten Gruppen von Neonazis, die die Veranstaltung störten. Ein Beamter wurde dort mit einer Eisenstange verletzt.

 

Falsche Handynummer

Nadja Drygalla war am Donnerstag nicht zu erreichen. Ihre dem Verband bekannte Handynummer ist falsch. Der DOSB-Pressesprecher Christian Klaue sagte der taz: „Ich habe von der Beziehung heute früh in einem Blog gelesen.“

 

Am Donnerstagmorgen sagte die Silbermedaillengewinnerin im Vierer, Carina Bär, im Deutschen Haus noch, dass sich alle an der Olympiastrecke treffen würden, auch Drygalla. Doch die war dann nicht da. Die Ruderinnen, die gekommen waren, hatten keine Ahnung, wo Drygalla stecken könnte. „Vielleicht kommt sie ja morgen“, sagte Ersatzruderin Lisa Schmidla der taz. Sie kam nicht.

 

Am Freitagmorgen veröffentlichte der DOSB eine Presseerklärung in der es heißt, man habe ein „ausführliches und intensives Gespräch mit unserem Mannschaftsmitglied geführt“. Drygalla habe darin „glaubwürdig“ ihr Bekenntnis zu den Werten der Olympischen Charta und den „in der Päambel des DOSB-Satzung niedergelegten Grundsätzen“ erklärt.

 

Auf einer Pressekonferenz zum Thema am Freitagmorgen nahm Michael Vesper die Ruderin in Schutz. „Wichtig ist, wie sie selber denkt und handelt“, sagte er.

„In Deutschland ist jeder für die eigenen Taten und Handlungen verantwortlich, und nicht für die seines Umfelds“. 

 

Nadja Drygalla habe das olympische Dorf verlassen „um keine Belastung für die Olympiamannschaft entstehen zu lassen. Die Mannschaftsleitung begrüßt diesen Schritt.“ Noch im August soll ein weiteres Gespräch mit Drygalla stattfinden.

drygalla_neu_dpa
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Mark Kennedy: der Maulwurf von Tarnac https://indyhro.blackblogs.org/2012/04/02/mark-kennedy-der-maulwurf-von-tarnac/ Mon, 02 Apr 2012 15:13:56 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=1631 Continue reading Mark Kennedy: der Maulwurf von Tarnac]]> Übersetzung eines Artikels des französischen Kulturmagazin Les Inrockuptible – auf linksunten gepostet im März 2012

Während sieben Jahren und in ganz Europa hat sich der britische Polizist Mark Kennedy als Linksradikaler ausgegeben. In Frankreich hat er die DCRI [Leitstelle des Inlandsgeheimdienstes der französischen Regierung, d.Übers.] mit Informationen über die Beschuldigten von Tarnac gefüttert.

Erzählung einer Infiltration.

 

Sein großer blonder Körper mit Tattoos auf den Armen, sein Haarzopf und seine kleinen schielenden Augen haben ihn im Januar 2011 in britischen Zeitungen zur Nummer Eins gemacht. Mark Stone, militanter linker Internationalist. Aber Kleider machen keinen Rebell: Unter der falschen Identität von Stone verbirgt sich der Polizist Mark Kennedy.

Von 20032010 hat er die radikale Linke in Großbritannien und Europa infiltriert (vgl. www.powerbase.info/index.php/Mark_Kennedy:_A_chronology_of_his_activities). Er hat undercover gelebt, unter Öko-AktivistInnen, GlobalisierungsgegnerInnen, AnarchistInnen und AntifaschistInnen; er hat ihr Essen, ihre Feste, ihre Demos geteilt, manchmal ihre Betten. Sie haben ihn enttarnt und seinen Verrat beendet, aber zu spät. Alles, was sie gemacht und gesagt hatten während 7 Jahren, war bereits in den Händen der Polizei.

 

Stone hat auch in Frankreich operiert. Er scheint sogar eine wichtige Rolle in der Tarnac-Affaire gespielt zu haben.

In mehreren europäischen Ländern hat seine Rolle als Verdeckter Ermittler Skandale provoziert, (vgl. „Undercover police officer Mark Kennedy at centre of international row. Questions asked over officer in German and Irish parliaments as new allegations of sexual activity surface“ www.guardian.co.uk/environment/2011/jan/12/activism-protest). In Frankreich bleiben seine Aktivitäten unklar, seine Rolle wurde verkannt.

 

Die Infiltration beginnt 2002. Mark Kennedy, seit 8 Jahren Polizist in London, tritt der „National Public Order Intelligence Unit“ bei, einer britischen Einrichtung, die die „einheimischen Extremisten“ überwacht (AnarchistInnen, Tierschutzbewegung).

Seine Mission beginnt 2003: Er soll sich in der radikalen Umweltschutzbewegung einnisten und dort das Vertrauen der AktivistInnen gewinnen. Er zieht Bermudas an, bindet seine Haare zusammen und begibt sich allein aufs Camp der Umweltschutzbewegung „Earth First“. Dort macht er sich Freunde und unterstützt ihre Sache, auch mit Geld. Er gibt an, sein Leben mit professionellem Klettern im Ausland zu verdienen.

 

Im Jahr 2009 wächst das Misstrauen bei den AktivistInnen

 

Mit den britischen UmweltschützerInnen debattiert, demonstriert, tanzt und trinkt er. Niemand zweifelt an seiner Militanz, er ist immer bereit, ein Transparent an einem Stromkraftwerk aufzuhängen oder seine GenossInnen mit seinem blauen Pickup an einen Aktionsort zu bringen.

Während 7 Jahren reist er. Nach einem Bericht der britischen Polizei (vgl. www.hmic.gov.uk/publication/review-of-national-police-units-which-provide-intelligence-on-criminality-associated-with-protest-20120202/) infiltriert und spioniert er in 11 Ländern: bei internationalen Treffen, Klima-Camps, in alternativen Dörfern, bei Gegengipfeln.

Im Jahr 2009 – trotz 6-jähriger perfekter Integration – beginnen ihm AktivistInnen zu misstrauen. Im April werden 27 AktivistInnen verhaftet wegen des Plans, in ein Kohlekraftwerk einzudringen. Mark ist der einzige, der nicht rechtlich belangt wird. Im Oktober 2010 findet seine Geliebte, eine Aktivistin, in seiner Tasche einen Pass auf den Namen Mark Kennedy. Sie vertraut sich ihren GenossInnen an. Zusammen recherchieren sie und finden Dokumente, die seine falsche Identität bestätigen – sie begreifen, dass ihr Genosse Polizist ist. Eines Morgens befragen ihn sechs Personen mehrere Stunden lang in einem Haus in Nottingham, bis er gesteht. Sie lassen ihn ziehen und unterrichten den „Guardian“, der daraufhin die Bespitzelung in der radikalen Linken durch die britische Polizei enthüllt.

 

Mit einem Bein in Tarnac

 

Welchen Schaden hat er hinterlassen? Während der ganzen Wirkenszeit von Mark Kennedy waren die europäischen Polizeien vernetzt. Sie haben über die Bewegungen der international aktiven AktivistInnen ein Maximum an Informationen ausgetauscht, haben bei Gegengipfeln unüberwindbare Sicherheitsvorrichtungen platziert; sie haben aus nächster Nähe diejenigen Bewegungen überwacht, die sie für potentiell destabilisierend oder terroristisch hielten. Kennedy als Teil dieses heimlichen Netzes hat AktivistInnen in Deutschland, Island, Italien, Spanien und Frankreich überwacht.

So hat er auch einen Fuß in die Tarnac Affaire bekommen. Wir erinnern uns an die Geschehnisse des Novembers 2008: Die französische Antiterroreinheit stürmt einen Bauernhof in Tarnac (in der Corrèze) und verhaftet dort und in anderen Dörfern 20 Personen. Sie werden eines staatsfeindlichen Komplotts verdächtigt, weil sie an den Schienen der französischen Bahnlinie SNCF Sabotage begangen haben sollen. Gegen 10 Personen werden Ermittlungsverfahren eingeleitet wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung.

Im April 2008, als die Staatsanwaltschaft Vorermittlungen zur Gruppe von Tarnac eröffnet, gibt es nur sehr wenig Material. Dieses Material stammt aus Erkenntnissen des französischen Geheimdienstes über einige der AktivistInnen. In diesen Akten gibt es mehrere Informationen, die von Mark Kennedy stammen, der auch für die französische Polizei gearbeitet hat. Der Spitzel hat mindestens drei Mal Leute aus Tarnac gekreuzt. Jedes Mal haben seine Beobachtungen eine Spur in den behördlichen Akten gegen die mutmaßlichen „Verschwörer“ hinterlassen.

Wir betrachten es als stark wahrscheinlich, dass er eine sehr wichtige Rolle gespielt hat,“ bestätigt Joseph Breham, einer der Rechtsanwälte der Beschuldigten.

Der erste Kontakt von Mark mit den Tarnac-Leuten fand im Februar 2007 in Warschau statt. An einem Freitag haben sich etwa 200 AktivistInnen aus ganz Europa in einer öffentlichen Halle getroffen, um über Aktionen gegen den G8 in Heiligendamm im folgenden Juni zu entscheiden.

Ein 30jähriger französischer Autonomer hat an der Versammlung teilgenommen. Er beschreibt uns die Örtlichkeit:Das war eine Art Soziales Zentrum. Wir befanden uns in einem Saal, wo sonst oft Konzerte stattfinden. Nichts Geheimes: Alle Diskussionsthemen sind an Wandbrettern angeschlagen und auf Indymedia veröffentlicht. Das war mehr als offen, fügt unser Zeuge zu. Kein Projekt eines klandestinen schwarzen Blocks. In der Menge der GlobalisierungsgegnerInnen waren AktivistInnen des NetzesDissent, vonDie Linkeund fünf Personen derGruppe von Tarnac.

Über die Art der Gegenmaßnahmen zu G8 gingen die Strategien auseinander. Seit Seattle und Genua fand eine systematische Diskussion statt: Muss man sich der roten Zone nähern, den Zutritt zum Gipfel blockieren, andere Sachen machen? Die europäischen Polizeikräfte, die an den Gipfelprotesten zusammen gezogen waren, verschärfen jedes Jahr ihr Sicherheitsdispositiv. Es wird für die AktivistInnen immer schwieriger, an die Orte heranzukommen. Dies war der Grund, warum die fünf Franzosen von Tarnac einen Plan B vorschlugen: ein Überraschungs-Coup in Hamburg oder Berlin, weit weg vom Gipfel, dort, wo die Polizeikräfte nicht sowieso schon stationiert sein würden. In der Halle hört ihnen Mark Stone zu. Er war mit den britischen UmweltschutzaktivistInnen angereist.

 

Unsere einzige Verbindung mit Polen war jenes Treffen

 

Ein Jahr später, im Juni 2008, übermittelt der französische Geheimdienst dem Innenminister unter der Geheimhaltungsstufe „VS-Vertraulich“ einen Bericht mit dem Titel:Du conflit anti-CPE à la constitution d’un réseau préterroriste international : regards sur l’ultragauche française et européenneVom Protest gegen den CPE1 hin zur Bildung eines vor-terroristischen internationalen Netzwerkes. Ein Blick auf die französische und europäische extreme Linke [publiziert im März 2012 vom investigativen Internetmagazin Mediapart, d.Übers.]

In diesem Bericht werden drei Personen von Tarnac schwarz auf weiß zitiert, TeilnehmerInnen des Warschauer Treffens gewesen zu sein. Das Dokument bezeichnet sie als „erster Kreis“ einer „informellen linksradikalen autonomen Gruppe, die militante Aktionen in Europa vorbereitet.

Zur gleichen Zeit verlangt die französische Polizei die Eröffnung einer Vorermittlung gegen die Tarnac-Gruppe. In ihrer Anfrage an den Staatsanwalt zeigt sich die Polizei beunruhigt überinternationale Treffen der anarcho-autonomen Bewegung“ und zitiert als erstes Beispiel dasjenige von Polen.

Für die Beschuldigten von Tarnac ist sicher: Mark Stone hat ihre Teilnahme in Warschau der französischen Polizei weiter gegeben. Einer von ihnen erklärt uns:Der Beginn der polizeilichen Verfolgung gründet auf den uns unterstellten Verbindungen mit dem Ausland. Unsere einzige Verbindung zu Polen ist jenes Treffen, wo auch Stone teilgenommen hat. Andere Informanten hätten unsere Teilnahme in Polen ebenfalls weitergeben können, aber es hat sich dauernd wiederholt: Jedes Mal, wenn Stone unsere Wege irgendwo gekreuzt hat, sind Vermerke über uns in den Polizeiakten gelandet.Er erinnert sich an den infiltrierten Polizisten:Wenn du seine Fresse gesehen hast, dann erinnerst du dich. Er hatte ein Auge, das irgendwohin guckte, er war ein wenig älter als die meisten Teilnehmenden und er sprach Englisch mitten unter deutschen und polnischen Leuten.

 

Von dem Moment an, wo er entscheidet unter uns zu leben, ist das unentdeckbar!“

 

Joel*, französischer Aktivist von Dissent!, aktiv in der Organisation des Gegengipfels, nahm am Treffen in Warschau statt. Er hatte Stone bemerkt, weil er ihm schon während der Vorbereitungen zum Gegengipfel in Gleneagles 2005 begegnet war.Für mich war Mark einer der Leute, die Dissent! In Großbritannien gegründet hatten. Ich bin ihm in London begegnet in einem besetzten Haus, das er mit Freunden aufgemacht hatte. Ich habe mit ihm nicht wirklich gesprochen. Er war keiner von denen, zu dem man leicht Zugang hatte: Er war sehr britisch, ein wenig zurückgezogen.

Als der Spitzel vier Jahre später 2010 enttarnt worden ist, kann Joel es nicht fassen. „Man sagt, dass man die Leute gut kennen sollte, um ein Einsickern zu vermeiden. Aber in dem Moment, wo einer entscheidet, so zu leben wie wir, unter uns zu sein über Jahre, ist das nicht entdeckbar. Niemand hatte auch nur den geringsten Zweifel an seiner Person.

Unentdeckbar, unentdeckt baut Mark Stone sein Nest in den kleinen Zirkeln dieser so vorsichtigen AktivistInnen. Ein Jahr nach Warschau, im Januar 2008, ist man sich wieder begegnet, in New York. Begleitet von einem amerikanischen anarchistischen Freund, der in Großbritannien lebt, hält er sich im Büro einer New Yorker Aktivistin in Manhatten auf. Ein anderer Amerikaner, ein in den USA wohnhafter Japaner und zwei Franzosen gesellen sich zu ihnen: Julien Coupat und seine Partnerin Yldyne Levy, die ihre Ferien in New York verbrachten. Sie kannten nur den amerikanischen Freund von Mark. Dieser lud sie ein, seine Genossen zu treffen.

Das sind Kumpels von Kumpels aus verschiedenen Ländern, mit gemeinsamen Interessen, die sich am selben Ort treffen und einige Stunden diskutieren, erklärt ein naher Freund von Julien Coupat.Alle machen das. Welche Erinnerungen hatten die Teilnehmenden dieses Treffens an Mark Stone?Er war immer unauffällig, mit seinen Tatoos und Piercings war er wie ein Fisch im Wasser.

Wie der Zeuge berichtet, hatte der Spitzel erklärt, er wäre nach New York gekommen,um seinen Bruder zu sehen. Während des Treffens macht Julien Coupat einige Vermerke in sein Tagebuch. An diesem Tag kritzelt er den VornamenMark.

Einige Tage danach kehren Julien und Yldune nach Frankreich zurück. Dafür überqueren sie illegal die grüne US-kanadische Grenze, mitten in der Natur, weit weg von jeden Grenzbeamten. Warum? Um in die Vereinigten Staaten zu gelangen, hätten sie einen biometrischen Pass besitzen und dort ihren elektronischen Fingerabdruck hinterlassen müssen. Weil sie dies abgelehnt haben, haben sie die Grenze durch den offenen Wald nach Kanada überquert, wo keine Fingerabdrücke verlangt werden. Bei der Hinreise gab es keine Probleme. Bei der Rückkehr wurden sie von amerikanischen Genossen im Auto ganz nah an die Grenze gefahren, die sie dann zu Fuß queren sollten, um auf der kanadischen Seite wieder ins Auto aufgenommen zu werden. Aber noch bevor sie sich wieder treffen konnten, kontrollierte die kanadische Polizei das Auto. Sie entdeckte den Rucksack von Julien, seinen Führerschein, sein Notizheft und Fotos vom Times Square. Als sie begriffen, dass der Franzose die Grenze illegal überquert haben musste, beschlagnahmte die Polizei seine Sachen, um sie ihm danach wieder zurück zu geben.

 

Wer konnte den Aufenthalt der französischen Leute in Manhattan dem Nachrichtendienst weitergeben?

 

Vier Monate später in Frankreich beantragt die Antiterror-Abteilung der Kriminalpolizei SDAT beim Staatsanwalt eine Vorermittlung gegen die Tarnac-Gruppe, deren Mitglieder bisher noch nie verhaftet worden waren. Die Antiterror-Kräfte begründen ihr Vorgehen mit dem Konstrukt einerklandestinen anarcho-autonomen Struktur, die konspirative Beziehungen mit Aktiven derselben Ideologie pflegt, die im Ausland angesiedelt sind“.

Um dies zu beweisen, zitiert die Polizei die Amerika-Reise von Julien Coupat und Yldune Levy, ihre heimliche Grenzüberquerung und ihre Teilnahme an einemTreffen mit amerikanischen Anarchisten in New York.Sie beschwören sogar einen Brandsatz gegen ein Rekrutierungszentrum der amerikanischen Armee am Times Square herauf, für den die Suche nach Schuldigen bisher erfolglos geblieben war. Die amerikanische Polizei hat aber von einer Beteiligung an diesem Angriff durch die Franzosen Abstand genommen, da die beiden die USA ja bereits verlassen hatten.

In ihrem Brief an den Staatsanwalt bekräftigt die Polizei, dass ihr diese Informationen durch die Nachrichtendienste zugetragen worden sind. Wie aber konnte dem Geheimdienst der Aufenthalt der zwei Franzosen an einem kleinen anarchistischen Treffen in Manhatten verraten werden. Die Beschuldigten bestätigen, dass sich ihr Verdacht auf Mark richtet. Einer der zwei präzisiert:Die an diesem Tag anwesenden Amerikaner wurden danach durch die Polizei belästigt: Deshalb können sie nicht diejenigen sein, die die französische Polizei informiert haben. Es bleiben der Japaner und Mark Stone. Nach allem, was man bis heute über ihn weiß, dann folgere ich daraus, dass die Information von Stone kommt.

 

1 CPE „Contrat Première Embauche = Erstanstellungsvertrag; Gesetzesinitiative, nach der ArbeitnehmerInnen bis 26 die ersten zwei Jahre ohne Kündigungsschutz arbeiten sollen. Dieser Vorschlag löste 2006 massive Proteste in Frankreich aus.

 


 

Militante“ wurde hier mit „AktivistInnen“ übersetzt, weil dies im französichen nicht gleich wie im Deutschen gebraucht bzw. unterschieden wird [d. Übers.]

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Mark Kennedy: la taupe de Tarnac https://indyhro.blackblogs.org/2012/03/18/mark-kennedy-la-taupe-de-tarnac/ Sun, 18 Mar 2012 17:22:45 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=1627 Continue reading Mark Kennedy: la taupe de Tarnac]]> Pendant sept ans et dans toute l’Europe, le policier anglais Mark Kennedy s’est fait passer pour un gauchiste radical. En France, il a fourni à la DCRI des informations sur les mis en examen de Tarnac. Récit d’une infiltration.

 

Son grand corps blond tatoué aux bras, sa queue de cheval et ses petits yeux qui louchent ont fait la une des journaux anglais en janvier 2011. Mark Stone, militant gauchiste international. Mais l’habit ne fait pas le rebelle : sous la fausse identité de Stone se cache le policier Mark Kennedy.

 

De 2003 à 2010, Stone/Kennedy a infiltré la gauche radicale anglaise et européenne. Il a vécu undercover chez les activistes écologistes, altermondialistes, anarchistes et antifascistes, partageant leurs repas, leurs fêtes, leurs manifs. Parfois leurs lits. Ils ont fini par découvrir sa trahison mais trop tard. Tout ce qu’ils faisaient et disaient depuis sept ans était déjà entre les mains de la police.

 

Stone a aussi œuvré en France. Il semble même avoir joué un rôle important dans l’affaire de Tarnac. Dans plusieurs pays européens, son rôle d’agent provocateur a suscité des scandales. En France, ses activités restent méconnues.

L’infiltration commence en 2002. Mark Kennedy, policier à Londres depuis huit ans, rejoint la National Public Order Intelligence Unit, une agence britannique qui surveille les „extrémistes domestiques“ (anarchistes, défenseurs de la cause animale…).

 

Sa mission débute en août 2003 : il doit s’immerger dans le milieu des écologistes radicaux et gagner leur confiance. Il enfile un bermuda, attache ses longs cheveux et se rend seul sur le campement du groupe écolo Earth First. Il s’y fait des amis et leur offre ses bras pour soutenir leur cause. Il donne même de l’argent. Il dit gagner sa vie à l’étranger comme alpiniste professionnel.

 

En 2009, des activistes commencent à se méfier


Avec les écolos britanniques, il débat, manifeste, danse et boit. Personne ne doute de ce militant si zélé, toujours prêt à accrocher une banderole sur une centrale électrique ou à conduire ses camarades sur les lieux d’une action dans son pick-up bleu. Pendant sept ans, il voyage. Dans onze pays, il infiltre et espionne, nous apprend un rapport de la police anglaise : réunions internationales, „camps climat“, villages alternatifs, contre-sommets.

 

Mais en 2009, malgré six ans de parfaite intégration, des activistes commencent à se méfier de lui. En avril, quand vingt-sept écolos sont arrêtés pour avoir planifié l’invasion d’une centrale à charbon, Mark est le seul à ne pas être poursuivi. En octobre 2010, sa petite amie, une militante, trouve dans son sac un passeport au nom de Mark Kennedy. Elle se confie à ses camarades.

 

Ensemble, ils enquêtent et trouvent des documents confirmant sa fausse identité. Ils comprennent que leur camarade est policier. Un matin, six personnes l’interrogent pendant plusieurs heures dans une maison de Nottingham, jusqu’à ce qu’il avoue. Ils le laissent partir et alertent le Guardian, qui révèle l’espionnage de l’extrême gauche par la police anglaise.

 

Un pied dans l’affaire de Tarnac


Quels dégâts a commis l’infiltré ? Durant toute la période où il a agi, les polices européennes se sont coordonnées. Elles ont échangé un maximum d’informations sur les déplacements internationaux des activistes, installé des dispositifs de sécurité inviolables lors des contre-sommets, surveillé au plus près les mouvements jugés potentiellement déstabilisateurs ou terroristes. Pièce clandestine de ce dispositif, Kennedy a surveillé des militants allemands, islandais, italiens, espagnols et français.

 

C’est ainsi qu’il met un pied dans l’affaire de Tarnac. Rappelons les événements de novembre 2008 : la police antiterroriste française lance un raid sur la ferme de Tarnac, en Corrèze, arrête là-bas et dans d’autres villes vingt personnes qu’elle soupçonne d’avoir comploté pour ébranler l’Etat en sabotant des voies SNCF. Dix sont mises en examen pour association de malfaiteurs en relation avec une entreprise terroriste.

 

En avril 2008, quand le parquet ouvre une enquête préliminaire sur ce groupe de Tarnac, il a très peu d’éléments. Il dispose du travail des Renseignements généraux (RG) sur certains de ces militants. Dans ces dossiers, plusieurs informations viennent de Mark Kennedy, qui travaillait aussi pour des policiers français. L’agent a croisé au moins trois fois les jeunes gens de Tarnac. A chaque fois, ses observations ont laissé une trace dans le dossier judiciaire établi contre les comploteurs présumés. „Il est à notre sens fort probable qu’il ait joué un rôle très important“, affirme Joseph Breham, l’un des avocats des mis en examen.

 

Le premier contact entre Stone et les habitants de Tarnac a lieu en février 2007 à Varsovie, en Pologne. Un vendredi, cent à deux cents militants venus de toute l’Europe se retrouvent dans une salle publique pour décider des actions à mener contre le G8 d’Heiligendhamn, prévu en juin.

Un autonome français de 30 ans participait à ce rassemblement. Il nous décrit les lieux : „Ça ressemblait à un centre social. Nous étions dans une salle où se tenaient parfois des concerts.“ Rien de secret : tous les débats sont annoncés sur des affiches et sur le site alternatif Indymedia. „C’était plutôt ouvert, ajoute notre témoin. Pas un truc black bloc clandestin.“ Dans la foule des altermondialistes, des activistes du réseau Dissent! et des partisans de Die Linke (l’équivalent du Parti de gauche en Allemagne), cinq personnes du „groupe de Tarnac“.

 

Sur la manière de contre-manifester au sommet du G8, les stratégies divergent. „Depuis Seattle et Gênes, c’est la discussion systématique : faut-il s’approcher de la zone rouge, bloquer les voies d’accès au sommet, faire autre chose ?“ Rodées aux contre-sommets, les polices européennes renforcent chaque année leur dispositif de sécurité. Il devient de plus en plus difficile pour les militants de s’approcher des lieux. C’est là que les cinq Français de Tarnac proposent un plan B : faire irruption par surprise à Hambourg ou Berlin, loin du sommet, là où les forces de police ne se seront pas déployées préventivement. Dans la salle, Mark Stone les écoute. Il est venu avec des militants écolos anglais.

 

„Notre seul lien avec la Pologne est cette réunion-là“


Un an après, en juin 2008, la direction des RG remet au ministre de l’Intérieur un rapport confidentiel-défense (publié en mars 2012 par Mediapart) intitulé : „De la contestation anti-CPE à la constitution d’un réseau préterroriste international : regard sur l’ultragauche française et européenne“. Dans ce rapport, trois personnes du groupe de Tarnac sont citées noir sur blanc comme ayant participé à la réunion de Varsovie. Le document les désigne comme „premier cercle“ d’un „groupe informel d’ultragauche de type autonome“ préparant des actions violentes en Europe.

 

A la même période, la police française demande l’ouverture d’une enquête préliminaire sur le groupe de Tarnac. Dans leur demande au procureur, les policiers s’inquiètent des „rendez-vous internationaux de la mouvance anarcho-autonome“ et citent comme premier exemple celui de la Pologne.

Pour les mis en examen de Tarnac, c’est une certitude : Mark Stone a révélé leur présence à Varsovie à la police française. L’un d’eux nous explique : „Le début de l’enquête policière se fonde sur nos prétendues relations à l’étranger. Notre seul lien avec la Pologne est cette réunion-là, à laquelle Stone a assisté. D’autres informateurs auraient pu signaler notre présence en Pologne, mais cela s’est répété ensuite : à chaque fois que Stone nous a croisés quelque part, des éléments sur nous ont atterri dans les dossiers de la police.“ Il se souvient du policier infiltré : „Tu voyais sa gueule, tu t’en rappelais. Il avait un œil qui regardait par là, il était un peu plus vieux que la plupart des participants et parlait anglais au milieu d’Allemands et de Polonais.“

„Du moment qu’il décide de vivre avec nous, c’est indétectable !“


Joël*, militant français du réseau Dissent!, actif dans l’organisation des contre-sommets, assistait à la réunion de Varsovie. Il y avait remarqué Stone parce qu’il l’avait déjà croisé pendant la préparation du contre-sommet de Gleneagles, en 2005.

„Pour moi, Mark faisait partie des gens qui avaient créé Dissent! en Angleterre. Je l’ai rencontré à Londres dans un squat qu’il avait ouvert avec des amis. Je ne lui ai pas vraiment parlé. Ce n’était pas quelqu’un qu’on abordait facilement : il était très british, un peu en retrait.“

Lorsque le policier est démasqué quatre ans plus tard en 2010, Joël n’en revient pas. „Pour éviter l’infiltration, on dit qu’il faut bien connaître les gens. Mais du moment qu’il décide de vivre comme nous, d’être parmi nous pendant des années, c’est indétectable ! Personne n’avait aucun doute à son sujet.“

Indétectable, indétecté, Mark Stone fait son nid dans des petits cercles de militants pourtant prudents. Un an après Varsovie, en janvier 2008, on le retrouve à New York. Accompagné d’un ami anarchiste américain qui vit en Angleterre, il est dans le bureau d’une activiste new-yorkaise, à Manhattan. Se joignent à eux un autre Américain, un Japonais vivant aux Etats-Unis et deux Français : Julien Coupat et sa compagne Yldune Lévy, en vacances à New York. Ils ne connaissent que l’ami américain de Mark. Celui-ci les invite à rencontrer ses copains.

 

„Ce sont des potes de potes de pays différents, avec à l’évidence des centres d’intérêt communs, qui se retrouvent au même endroit et discutent quelques heures, explique un proche de Julien Coupat. Tout le monde fait ça.“ Quel souvenir les participants de cette réunion gardent-ils de Mark Stone ? „Il avait toujours l’air normal, avec ses tatouages et ses piercings, comme un poisson dans l’eau“, raconte l’un d’eux.

D’après ce témoin, le policier infiltré avait expliqué qu’il était venu à New York „voir son frère“. Durant la réunion, Julien Coupat prend quelques notes dans son carnet. Ce jour-là, il griffonne ce prénom : „Mark“.


Quelques jours après, Julien Coupat et Yldune Lévy rentrent en France. Pour cela, ils franchissent la frontière Etats-Unis/Canada illégalement, en pleine nature, loin des douaniers. Pourquoi ? Pour entrer aux Etats-Unis, ils devaient posséder un passeport biométrique et donc donner leurs empreintes digitales. Comme ils s’y refusent, ils sont passés par le Canada, qui n’exige pas d’empreintes, en franchissant la frontière par les bois.

A l’aller, pas de problème. Au retour, des camarades américains les conduisent en voiture au plus près de la frontière puis les laissent la franchir à pied pour les récupérer côté canadien. Mais avant qu’ils ne se rejoignent, la police canadienne contrôle la voiture. Elle découvre le sac à dos de Julien Coupat, son permis de conduire, son carnet et des photos de Times Square. Comprenant que le Français a dû franchir la frontière illégalement, la police canadienne saisit ses affaires, qui lui seront par la suite restituées.

 

Qui pouvait révéler aux RG la présence des Français à Manhattan ?


Quatre mois plus tard, en France, la Sous-division antiterroriste (Sdat) demande au procureur d’ouvrir une enquête préliminaire sur le groupe de Tarnac, dont aucun membre n’a encore été arrêté. La police antiterroriste motive sa demande en dressant le portrait d’une „structure clandestine anarcho-autonome entretenant des relations conspiratives avec des militants de la même idéologie implantés à l’étranger“.


Pour le prouver, les policiers citent le voyage américain de Julien Coupat et Yldune Lévy, leur passage clandestin de la frontière et leur participation à une „réunion d’anarchistes américains à New York“. Ils évoquent également un engin incendiaire lancé contre un centre de recrutement de l’armée américaine à Times Square, pour lequel l’enquête n’a trouvé aucun coupable. La police américaine a pourtant écarté une participation des Français à cette attaque puisqu’ils avaient déjà quitté les Etats-Unis.

 

Dans leur lettre au procureur, les policiers de la Sdat affirment que ces informations leur ont été fournies par les RG. Qui pouvait révéler aux RG la présence des deux Français à la petite réunion anarchiste de Manhattan ? Les mis en examen confirment que leurs soupçons se portent sur Mark. L’un deux précise : „Les Américains présents ce jour-là ont par la suite été inquiétés par la police : ça ne peut donc pas être eux qui ont informé les policiers français. Reste le Japonais et Stone. Vu ce qu’on sait de lui maintenant, j’en déduis que l’information vient de Stone.“

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