Untereisesheim – Antifaschistisches Archiv für Rostock und Umgebung https://indyhro.blackblogs.org Linke Veröffentlichungen aus unterschiedlichen Quellen Sat, 21 Nov 2020 19:09:13 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Anklage gegen „Thiazi“-Forum-Betreiber https://indyhro.blackblogs.org/2013/05/22/anklage-gegen-thiazi-forum-betreiber/ Wed, 22 May 2013 15:24:51 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=2374 Continue reading Anklage gegen „Thiazi“-Forum-Betreiber]]> Pädagoge soll mit drei weiteren Angeschuldigten kriminelle Gruppe im Internet gegründet haben.

 

Die Staatsanwaltschaft in Rostock hat gegen vier mutmaßliche Betreiber des neonazistischen „Thiazi“-Internetforums Anklage wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung in Tateinheit mit gemeinschaftlich begangener Volksverhetzung in mehreren hundert Fällen erhoben.

Unter anderem steht als Hauptinitiator der 30-jährige Erzieher Klaus R. aus dem mecklenburgischen Barth im Verdacht, das „bedeutendste rechtsextremistische Internetforum“ mit mehr als 30 000 registrierten Benutzern organisiert zu haben. Gemeinsam mit einem weiblichen und männlichen „Betreuerteam“ habe er nicht nur dafür gesorgt, dass zum Teil indizierte Lieder und Musikalben zum Download bereit standen, sondern das Ziel verfolgt, so die Staatsanwaltschaft, „eine Plattform zu schaffen, über die vor allem ausländerfeindliche, antisemitische und gegen politisch Andersdenkende gerichtete Schmähungen mit volksverhetzenden Inhalten verbreitet werden sollten“.

Die Auswertungen der Ermittler dauern noch an, eine Vielzahl weiterer Tatverdächtiger konnte bereits identifiziert werden, gegen sie wurden gesonderte Ermittlungsverfahren eingeleitet. (ar)

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Anklage gegen Betreiber von Nazi-Internetplattform https://indyhro.blackblogs.org/2013/05/22/anklage-gegen-betreiber-von-nazi-internetplattform/ Wed, 22 May 2013 13:18:28 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=1152 Continue reading Anklage gegen Betreiber von Nazi-Internetplattform]]> Untereisesheim/Rostock – Vier Betreiber der größten deutschsprachigen rechtsextremen Internetplattform „Thiazi-Forum“ müssen sich in Kürze vor der Staatsschutzkammer des Landgerichts Rostock verantworten. Unter den Verdächtigen ist eine Frau aus Untereisesheim. Die Hausfrau und Mutter galt als Hauptbeschuldigte im Verfahren.

 

Wie berichtet, hatte das Bundeskriminalamt (BKA) die mutmaßliche Betreiberin im Juni 2012 bei einer Razzia in ihrer Wohnung in Untereisesheim festgenommen. Bei den weiteren Verdächtigten handelt es sich um drei Männer aus dem Raum Rostock, aus Sachsen-Anhalt sowie aus Karlsruhe. Weitere Einzelheiten wollte die Staatsanwaltschaft nicht nennen.

Nach Angaben der Rostocker Staatsanwaltschaft vom Mittwoch lautet die Ende April erhobene Anklage auf Bildung einer kriminellen Vereinigung in Tateinheit mit gemeinschaftlich begangener Volksverhetzung in Hunderten Fällen.

 

Volksverhetzende Inhalte


Im inzwischen geschlossenen „Thiazi-Forum“ seien mehr als 30.000 Benutzer organisiert gewesen. Die Plattform habe Diskussionsforen zu verschiedenen Themen geboten, in denen registrierte Benutzer ihre Beiträge veröffentlichen und vor allem volksverhetzende Inhalte hochladen konnten. Zudem seien rechtsextremistische oder als jugendgefährdend eingestufte Lieder, Liedtexte und Musikalben zum Download ins Netz gestellt worden.

Das Ermittlungsverfahren hatte bundesweit für große Aufmerksamkeit gesorgt. Erstmals war es nach Angaben der Rostocker Staatsanwaltschaft deutschen Behörden gelungen, die Betreiber einer großen rechtsextremistischen Plattform zu identifizieren.

Das auf einem ausländischen Server betriebene Forum sei vollständig mit allen Daten gesichert und vom Netz genommen worden. red/lsw

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Thiazi über den Mauern Asgards https://indyhro.blackblogs.org/2012/06/24/thiazi-uber-den-mauern-asgards/ Sun, 24 Jun 2012 19:33:00 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=2111 Continue reading Thiazi über den Mauern Asgards]]> Chefmoderator des neonazistischen Thiazi-Forums war Deeskalationstrainer und Pflegestationsleiter

Das größte und wichtigste deutschsprachige Neonaziforum “thiazi.net” wurde am 14. Juni nach BKA-Razzien abgeschaltet. Gegen 26 mutmaßlich Verantwortliche ermittelt die Polizei wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“. Hiervon betroffen ist auch der “Thiazi”-Chefmoderator Marian Rohde aus dem nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg.
Rund 25.000 Personen waren bei “Thiazi” registriert, doch auch unangemeldet waren die meisten Inhalte lesbar. Das Forum diente dem Austausch von Informationen, der Vernetzung und Mobilisierung. Auf “Thiazi” wurden Veranstaltungen beworben, Naziaufmärsche nachbereitet und mit indizierter Nazimusik im großen Stil gehandelt. Teilweise diente das Forum als Einstieg in die organisierte Szene. Benannt wurde es nach dem Sturmriesen Thiazi aus der germanischen Mythologie. Er ist der Vater von Skadi, der Göttin der Jagd und des Winters.

Ursprünge des “Thiazi”-Forums

Die Ursprünge von “thiazi.net” gehen auf das Ende der 1990er Jahre gegründete Nazi-Musik-Forum WPMP3 (“White Power MP3″) zurück. Einer der wichtigsten Köpfe hinter “Thiazi”, Klaus Ruthenberg (Username „WPMP3“), war bereits an der Gründung dieses Vorläufers beteiligt. Das WPMP3-Forum fusionierte später mit der Sturmseite zum “Nationalen Forum” und ging 2004 als deutschsprachige Sektion innerhalb des englischsprachigen “Skadi”-Forums auf. Von “skadi.net” gab es mehrere Abspaltungen, darunter das deutschsprachige Forum “grossdeutsches-vaterland.net”. Dieses wurde vom “Skadi”-User „Gestapo Müller“ 2005 mitgegründet, der sich später in „Thule“ und dann in „Patria“ umbenannte. Die Domain “grossdeutsches-vaterland.net” lag zusammen mit über 50 weiteren Websites, darunter auch die österreichische Seite “alpen-donau.info”, auf einem Server des Anbieters “Dreamhost” in den USA. Dieser Server wurde bis zur Abschaltung von “alpen-donau.info” am 22. März 2011 vom Hamburger Neonazi Robert Marquardt verwaltet. Gegen Marquardts Geschäftspartner Wilhelm Christian Anderle wurde am 21. Mai 2012 in Wien ein Prozess wegen „nationalsozialistischer Wiederbetätigung“ eröffnet. Marquardt und Anderle betreiben gemeinsam mit Anderles Lebensgefährtin die auf Anonymisierung im Internet spezialisierte Firma “Perfect Privacy”. Anderle soll zusammen mit Gottfried Küssel und Felix Budin “alpen-donau.info” samt angeschlossenem Forum betrieben haben. Alle drei sitzen seit über einem Jahr in Österreich in U-Haft. Marquardt erwartet ein Prozess in Deutschland, doch die Hamburger Staatsanwaltschaft schweigt bisher auf Presseanfragen zum Ermittlungsverfahren.

Marquardt ist zudem Vorstandsmitglied im Betreiberverein des “Attraktor”, einer Örtlichkeit für Computerbegeisterte und TechnikbastlerInnen in Hamburg, in dem sich auch dem “Chaos Computer Club” (CCC) verbundene Menschen treffen. Nachdem der CCC von AntifaschistInnen informiert wurde, teilte dieser mit, dass Marquardt nicht länger Mitglied des Clubs sei. Dennoch wurde der Neonazi am 13. Juni 2012 als “Attraktor”-Vorstand bestätigt. Eine öffentliche Stellungnahme des CCC gibt es bis dato nicht.

Das Rückgrat von Thiazi

Auch “thiazi.net” war eine Abspaltung von “skadi.net”. Aufgebaut wurde das Forum Anfang 2007 von Ruthenberg und Daniela Wagner, die sich auf “skadi.net” noch „Renee88“ nannte und später zu „Fjörgyn“ wurde. Unterstützung bekamen sie dabei von „Patria“. Nach eigenen Angaben ermittelt das BKA seit 2009 gegen” Thiazi”. Im Juni ließ es 24 Wohnungen in elf Bundesländern und in England durchsuchen. Es gab vier Festnahmen. In NRW wurde die Wohnung des “Thiazi”-Moderators Marian Rohde alias „Krafft“ durchsucht. Zusammen mit Ruthenberg und Wagner gehörte Rohde zu den drei “Thiazi”-Moderatoren, die als „Betreuer für alle Foren“ als einzige über Änderungsrechte in sämtlichen Forenbereichen verfügten. Sie bildeten mit dem Kassenwart „Weddigen“ das Rückgrat von “thiazi.net”. „Weddigen“ aus Chichester in der Grafschaft West Sussex in England ist nach eigenen Angaben im bürgerlichen Leben als Finanzdienstleister tätig. Auch die anderen Köpfe hinter “Thiazi” haben eine bürgerliche Existenz. Ruthenberg aus Barth in Mecklenburg-Vorpommern arbeitet als Erzieher in einer Kita. Hausfrau Wagner aus Untereisesheim in Baden-Württemberg ist in der Nachbarschaft höchstens durch ihre Vorliebe für Katzen aufgefallen. Marian Rohde, der Forums-Moderator aus Selfkant (Kreis Heinsberg/NRW) hat ohne Frage die dreisteste bürgerliche Fassade aller bisher identifizierten “Thiazi”-Verantwortlichen.

Pflegestationsleiter, Antirassismusbeauftragter und Polizeiausbilder

Marian Rohde war bis zum 20. Juni 2012 Pflegeleiter der “Michael-Station”, einer psychiatrischen Akutstation des Fachkrankenhauses für Psychiatrie und Psychotherapie der “Gangelter Einrichtungen Maria Hilf”. Rohde hat Fachbücher zu den Themen „Deeskalation in der Pflege“ und „Kommunikative Deeskalation“ geschrieben und lehrt „Deeskalation von Gewalt und Rassismus“. Noch am 8. Mai 2012 wurde er vom Berufskolleg Ernährung-Sozialwesen-Technik des Kreises Heinsberg in Geilenkirchen eingeladen, um die interkulturelle Kompetenz von Lehrkräften zu fördern. Doch der „Fachgesundheits- und Krankenpfleger für Psychiatrie, Zusatzqualifikation Maßregelvollzug/Forensik, Deeskalationstrainer und Schutztechnikentrainer“ hat auch beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der Polizei in Münster ausgebildet. Zudem war Rohde Geschäftspartner mehrerer DeeskalationstrainerInnen und fungierte als Ansprechpartner im Falle von Verstößen gegen die „humanistischen Werte“ des Deutschen Vereins für Gewaltprävention, der mit “SOS Rassismus NRW” kooperiert. Seine VereinskollegInnen reagierten nach antifaschistischen Warnungen prompt und beendeten die Zusammenarbeit mit ihrem „Antirassismusbeauftragten“. Auch die “Gangelter Einrichtungen” haben ihren Angestellten entlassen, was Rohde im Falle eines Outings bereits befürchtete: „Naja, um meinen Arbeitsplatz zu verlieren reichts locker aus, was ich so schreibe. Auch ohne ‚Heil Hitler‘ oder Hakenkreuze. Und nebenberuflich würde ich auch keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen“, schrieb er 2010 auf “thiazi.net”.

„Überwachungsinspekteur für Volksgesundheit und Euthanasie“

Seine beruflichen Fähigkeiten versuchte Rohde auch zur Verbesserung der internen Organisation von “thiazi.net” einzusetzen: „Habe mich heute im Rahmen einer beruflichen Fortbildung (mal wieder) mit dem Thema Kommunikation/Deeskalation beschäftigen dürfen. Die typischen Inhalte: Defizitorientierung (wir bemerken eher negatives als positives), Rückmelderegeln (positives zuerst, Verbesserungsvorschläge usw), positives Verstärken und so weiter und so fort“, schrieb er in einem Beitrag. Er habe sich die Frage gestellt: „’wie kann man solche Inhalte für Thiazi nutzen?’ Ich finde, auch wir sind stark defizitorientiert. Bei Verfehlungen oder Verstößen werden wir schnell tätig. Regelkonformes oder vorbildliches Verhalten nehmen wir oft als selbstverständlich hin. Ich finde, das könnte man ändern, um positives Verhalten der Mitglieder zu verstärken.“

Niemand von Rohdes KollegInnen will etwas von seinen extrem rechten Aktivitäten mitbekommen haben. Umgekehrt war einigen auf “Thiazi” schreibenden Neonazis Rohdes beruflicher Hintergrund gut bekannt. So fragt etwa Arnulf Priem alias „Stabschef“ in dem von ihm mit „Heil Hitler Kameradinnen und Kameraden“ eröffneten Thread nach „Berufswünschen oder Berufung – wenn morgen das Reich neu ersteht“ und schlägt „Krafft“ als „Überwachungsinspekteur für Volksgesundheit und Euthanasie“ vor. Dieser „bedankt“ sich für diesen Beitrag und antwortet: „Lustiges Thema! Ich nehme die Wahl gerne an!“

Nachdem AntifaschistInnen 2010 erstmals Informationen über einige BetreiberInnen von “Thiazi” veröffentlichten, gab „Krafft“ zwar seinen Rückzug aus dem Forum bekannt, durch die zeitgleiche Abschaffung personalisierter Moderations-Accounts kann er jedoch weiterhin anonym als Moderator für “Thiazi” tätig gewesen sein. Und so richtig vorstellen konnte er sich ein §129-Verfahren gegen die ModeratorInnen mit den blauen Usernamen noch nie. Im geschlossenen „Mitarbeiterbereich“ adaptierte Marian Rohde den Hitlerstellvertreter Rudolf Heß: „Nee, ich denke, auch, daß kaum jemand Interesse daran haben könnte, so eine lustige blaue Runde zu stören. Warum auch? Soll uns dann in Nürnberg der Hauptinternetkriegsverbrecherprozess gemacht werden? Stünde ich wieder am Anfang, würde ich wieder tippen, wie ich tippte.“

 


 

Nicola Pantera ist Mitglied der Autonomen Antifa Freiburg.

 


 

Vorschau LOTTA #48: “Thiazi”-Chefmoderator war Deeskalationstrainer und Pflegestationsleiter

 

Oberhausen – Am 2. Juli wird die nunmehr 48. Ausgabe von “LOTTA – antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen” erscheinen. Aus aktuellem Anlass veröffentlicht NRW rechtsaußen schon heute einen der Artikel aus dieser Ausgabe.

Screenshot aus dem Thiazi-Forum
Screenshot aus dem Thiazi-Forum
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Der »Dicke Blaue« sitzt https://indyhro.blackblogs.org/2012/06/14/der-dicke-blaue-sitzt/ Thu, 14 Jun 2012 17:53:57 +0000 http://indyhro.blackblogs.org/?p=2103 Continue reading Der »Dicke Blaue« sitzt]]> Razzia gegen Naziforum »Thiazi«

Berlin/Wiesbaden/Rostock (nd). Gestern war kein guter Tag für die deutschsprachige Naziszene. 270 Polizeibeamte in elf Bundesländern durchsuchten die mutmaßlichen Betreiber und ein paar der über 25 000 angemeldeten Nutzer des Forums »Thiazi«, dem größten Tummelplatz von Neonazis im Internet. Schwerpunkte der Durchsuchungen von 24 Wohnungen und Geschäftsräumen lagen in Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg, teilte das BKA mit. Eine Durchsuchung fand in Großbritannien statt. Computer, Datenträger und Unterlagen wurden beschlagnahmt. Ermittelt wird wegen »Bildung einer kriminellen Vereinigung«. Den 26 Beschuldigten von 22 bis 64 Jahren wird vorgeworfen, über 2400 Liedtexte und mehr als 1400 Tonträger ins Internet gestellt zu haben. Darin werde Volksverhetzung betrieben, zu Gewalt und Rassenhass aufgerufen und der Holocaust geleugnet. Vier Personen wurden festgenommen; zwei, weil sie einen Großteil der Daten hochgeladen haben sollen, und zwei – ein 30-Jähriger aus Mecklenburg-Vorpommern und eine 30-Jährige aus Baden-Württemberg – sind die die mutmaßlichen »Thiazi«-Betreiber.

Lange war nicht bekannt, wer der Kopf des Forums war, weil die Moderatoren äußerst konspirativ arbeiteten. Im Forum waren sie durch blaue Namen gekennzeichnet – der Name des Chefmoderators »WPMP3« in fetter Schrift: Er hat den Spitznamen »der Dicke Blaue«. Die beiden mutmaßlichen Betreiber waren nach nd-Informationen den Behörden bislang nicht bekannt. Ebenso ist der Großteil der 26 Beschuldigten nicht in braunem Zusammenhang in Erscheinung getreten – werden sie vielleicht auch nicht mehr: »Thiazi« ist seit gestern Mittag abgeschaltet.

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