Texte https://mila.blackblogs.org Tue, 25 Aug 2020 17:07:48 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 „Weg mit Crossmedia“ Kundgebung: Unser Redebeitrag gegen die Bundeswehr https://mila.blackblogs.org/2020/08/25/unser-redebeitrag-gegen-die-bundeswehr/ Tue, 25 Aug 2020 09:55:05 +0000 http://mila.blackblogs.org/?p=123 Continue reading ]]>

Hier ist unser Redebeitrag, den wir bei der Kundgebung Bundeswehr abschaffen – Weg mit Crossmedia! gehalten haben:

 

Die Bundeswehr zieht nicht nur Rechtsextreme an, sondern ist Einstieg in rechte Ideologie und Habitus –  in ihr herrscht ein Klima, in dem zugrundeliegende Vorstellungen erzeugt und reproduziert werden.

Von Wehrmachtssoldaten gegründet überrascht es nicht, welche Nazi-Netzwerke heute innerhalb der Bundeswehr existieren.
Franco A.. und  Hannibal sind keine Einzelfälle. Und sie waren auch nicht nur vom Soldatensein angezogen sondern wurden ebenso von der Struktur der Bundeswehr mit erzogen.Das hochhalten und dauerhafte bestärken von Werten der Stärke, Disziplin, und Rationalität sind hierbei nicht unerheblich.

Neben Nationalismus und Autoritätsverherrlichung sind es nicht zuletzt patriarchale Vorstellungen von Männlichkeit und Geschlechterrollen, Familienbildern und Heteronormativität, die der Bundeswehr als Struktur inhärent sind und gleichzeitig rechte Tendenzen bestärken.

Die Bundeswehr ist eine vergeschlechtliche Institution, in der eine bestimmte Form von Männlichkeit institutionalisiert und mystifiziert wird, um das Militär in seinen Strukturen zu stützen.

Die Vorstellung der soldatischen Männlichkeit und die gleichzeitige Abwertung und Ablehnung weiblich assoziierter Eigenschaften haben ihren Ursprung im Militär; Vorstellungen von Ehre, Stärke und Disziplin.

Soldat*innen werden dazu trainiert in Extremsituationen zu gehorchen und Befehle auszuführen. Dies erfolgt vor allem durch eine ständige Überforderung, die wenig Raum für eigenständiges Denken lässt. Es bleibt keine Zeit, Befehle zu reflektieren und über deren Sinnhaftigkeit nachzudenken und genau das ist auch das Ziel dieser Konditionierung.

Soldat*innen werden normiert, um sich dem Zweck des Militärs optimal unterzuordnen.

Und das um kapitalistische Interessen durchzusetzen und eine Welt der Unterdrückung und Ausbeutung aufrecht zu erhalten.

Offizielle wie inoffizielle Rituale machen aus den einzelnen Individuen eine »Masse«, die gemeinsam denkt und handelt. Korpsgeist und ein Gefühl der Überlegenheit – die Symbole und Rituale der Bundeswehr sind eng mit den Vorstellungen von soldatischer Männlichkeit und ihrer Herrstellung verknüpft .

Auch die Uniformierung und die Fortbewegung im Gleichschritt stellen eine Körperhaftigkeit da, die explizit männlich konnotiert ist.

Die Vorstellung von Männlichkeit als stark und rational dient zudem als Schutzmechanismus gegenüber der eigenen Emotionalität. Erst die Tabuisierung der eigenen Gefühle und Emotionen, die als „weibisch“ abgetan werden, ermöglichen viele Aufgaben der Soldat*innen in einem Einsatz. Sich in Lebensgefahr zu bringen, andere Menschen zu verletzen oder zu töten.

Hier erweisen sich männliche Mythen, wie Heldentum und Ehre, als funktional, um die notwendige Überwindung eigener Affekte und Wünsche zu ermöglichen.

Gerade diese Überwindung der eigenen „Schwäche“ und „Weiblichkeit“ ist der Kern des männlichen Mythos.

Diese Abwertung von weiblich asssoziertem Verhalten und  der Vehemente Versuch traditionelle – also unterdrückende Rollenbilder in der Bundeswehr aufrechtzuerhalten scheinen sich laut einer wissenschaftlichen Vergleichsstudie von 2005 und 2015 in den letzten Jahren eher verschlechter, als  verbessert zu haben.

Die Bundeswehr versucht sich vergeblich darin mit Inklusivität zu glänzen – sei es das Youtube-Format „Die Rekrutinnen“ oder das Werben mit Frauen in Führungspositionen mithilfe von Medienunternehmen wie eben Crossmedia – doch  2015 geben 55 % der Soldatinnen an  innerhalb der Truppe mindestens eine Form sexueller Belästigung erlebt zu haben.

Die Abwertung von Frauen zu herkömmlichen Rollenbildern, Sexualisierung und Objektifizierung, sexualisierte Übergriffe in der Bundeswehr – all das kommt nicht von ungefähr sondern ist in der Grundstruktur der Institution verankert.

Die Abwertung alles weiblich Assoziierten schafft aber nicht nur eine tödliche Funktionalität, sondern auch ein Setting in dem Sexismus, Antifeminismus, Homo-; Trans- und Frauenfeindlichkeit erzeugt und gepflegt werden. Und diese sind Einstiegsthemen der extremen Rechten.

Sie sind  fester Bestandteil rechter Ideologie und immer wieder Motivation für tödliche Anschläge und rechten Terror.
Wie auch in Hanau, wo vor 6 Monaten zehn Menschen aus rassistischen Motiven ermordet wurden.

In einem Pamphlet widmete der Mörder ein ganzes Kapitel seinem Verhältnis zu Frauen – seinem Frauenhass und Antifeminismus .

Ein antikapitalistischer, emanzipativer Feminismus muss sich somit auch gegen Krieg und Militär positionieren.

Gegen die Bundeswehr, die voll von Nazis, Rassist*innen, Antisemit*innen und nicht zuletzt misogynene, trans- und homofeindlichen Antifeminist*innen ist und deren Struktur patriarchale Unterdrückung bestärkt und aufrechterhält.

Patriarchat und Bundeswehr zerschlagen!

 
 

Einen Bericht und weitere Fotos von der Kundgebung findet ihr hier: http://nowar.blogsport.de/2020/08/20/bericht-und-fotos-von-kundgebung-gegen-crossmedia/

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Redebeitrag zu Rojava auf der No War Kundgebung am 20.05.20 https://mila.blackblogs.org/2020/05/22/redebeitrag-zu-rojava-auf-der-no-war-kundgebung-am-20-05-20/ Fri, 22 May 2020 15:37:58 +0000 http://mila.blackblogs.org/?p=64 Continue reading ]]> Wir leben in turbulenten Zeiten: Das Corona-Virus fordert Todesopfer und bringt selbst reiche Industriestaaten an ihre Grenzen. Menschen sind auf der Flucht und werden in Lagern sich selbst überlassen und dem tödlichen Virus ausgeliefert. Die Klimakrise verschärft sich weiter und in den Städten gehen Rechte, Verschwörungsideolog*innen und Esos auf die Straße, um gegen eine angebliche „Maulkorb-Diktatur“ zu protestieren.

Gleichzeitig gehen die weltweiten Kriege weiter und verschärfen die ohnehin schon desolate Situation in den dortigen Gebieten. Nicht anders in Nordostsyrien und anderen kurdischen Regionen.

Der faschistische türkische Staat verschärfte in den letzten Wochen die Angriffe auf die autonome Region. Nachdem er in den letzten Jahren immer wieder Angriffe vorgenommen hatte und völkerrechtswidrig große Gebiete besetzt hält, intensiviert er in dieser schwierigen Situation den Krieg gegen den kurdischen Befreiungskampf und damit gegen die Chance auf Frieden in der Region.

Es vergeht kein Tag ohne Entführungen, Vergewaltigungen und Plünderungen. Mehr als zehn Personen wurden allein im letzten Monat gezielt ermordet. Gezielt wurden auch Versorgungseinrichtungen, Schulen und Krankenhäuser angegriffen. Auch Geflüchtetenlager werden immer wieder Ziel der Türkei und ihrer dschihadistischen Verbündeten.

Aber damit nicht genug: Auch Wasser wird von Erdogan zur Kriegswaffe gemacht. In Hassakeh wurde im März zum wiederholten Male die Wasserversorgung durch das Wasserwerk Elok, das sich in einem seit Oktober 2019 von der Türkei besetzen Gebiet befindet, abgeschnitten. Die Arbeiter*innen wurden verjagt und der Betrieb des Wasserwerks gestoppt. Dadurch waren mindestens 460.000 Menschen nicht in der Lage die Hygienemaßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 umzusetzen. Unter anderem war auch die Wasserversorgung eines Camps, in dem mehr als 65.000 Binnengeflüchtete leben und einer Corona-Notfallklinik, unterbrochen.

Außerdem gibt es auch anderweitig immer wieder Versorgungsengpässe. Denn die Türkei und ihre islamistischen Verbündeten kontrollieren die Hauptautobahn M4 und schneiden immer wieder Regionen von der Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern ab.

Im Jahr 2019 wurden durch IS und den türkischen Staat mehr als 40.000 Hektar landwirtschaftliche Anbaufläche und damit die Ernte durch gezielte Brände zerstört. Und auch während der Pandemie wird diese menschenfeindliche Taktik, die sich gegen die Zivilbevölkerung richtet, fortgesetzt. Allein im Mai gab es Brandstiftungen in mehr als 20 Gebieten. Diese Gebiete grenzen an die von der Türkei und der sogenannten Syrischen National Armee besetzten Regionen. Das Ziel ist ganz klar die Vertreibung der Bevölkerung und ethnische Säuberung.

Ein weiterer Beleg für die geplante Intensivierung des Konflikts sind die Verschiebungen von dschihadistischen Söldnern von Idlib in kurdische, von der Türkei besetzte Gebiete. Von dort aus kommt es schon jetzt vermehrt zu Beschüssen und anderen Angriffen. Mit unter anderem deutschen Waffen wird versucht die Zivilbevölkerung einzuschüchtern, zu vertreiben und zu ermorden.

Ein Ziel der türkischen Taktik scheint zu sein, die Autonomieverwaltung in dieser schwierigen Situation weitestgehend zu schwächen und den nächsten großangelegten Angriff vorzubereiten. Es stellt sich also nicht die Frage, ob die Türkei wieder vermehrt angreifen wird oder nicht, die Frage ist, wann sie es tun wird.

Trotz alle dem organisierten sich die Menschen in Rojava schnell gegen die Pandemie. Schneidereien wurden umfunktioniert, um Masken und Schutzausrüstung herzustellen. Diese wurden dann an die Bevölkerung und an die Gesundheitsarbeiter*innen verteilt. Die Menschen werden durch die Kommunen mit Lebensmitteln und grundlegenden Dingen versorgt, Strom und Wasser werden zur Verfügung gestellt..

Dies sind wichtige Maßnahmen, aber es mangelt an lebensnotwendigen Gütern und medizinischer Ausstattung. Zwar hat sich im Gesundheitswesen in Nordostsyrien in den vergangenen Jahren viel getan, aber durch den anhaltenden Krieg und die Besatzung mangelt es an vielem. Nur eins von 16 Krankenhäusern ist voll funktionsfähig, es gibt nur 40 Intensivbetten und etwa genauso viele Beatmungsgeräte. Auch an Corona-Test-Kits mangelt es. Hilfslieferungen durch UNO und WHO finden seit Januar dieses Jahres aufgrund des russischen Vetos nicht mehr statt.

Inmitten eines Angriffskriegs leidet die Zivilbevölkerung zusätzlich unter Pandemie und gezielt herbeigeführten Versorgungsengpässen. Deshalb sollten wir uns jetzt mehr denn je solidarisch zeigen mit der Revolution und dem radikaldemokratischen Projekt in Rojava. Spendet wenn ihr könnt und werdet oder bleibt aktiv gegen den türkischen Faschismus und den blutigen Krieg! Bereitet euch auf einen neuen Tag X vor und informiert euch über die Entwicklungen in Kurdistan.

Lasst uns die Menschen in Rojava und ihren inspirierenden Kampf nicht vergessen und solidarisch zusammenstehen: Gegen Krieg! Gegen Faschismus! Für eine friedlichere Welt ohne Kapitalismus und Patriarchat!

Alle Beiträge sowie einen kleinen Bericht zur Kundgebung findet ihr auf der Seite von No War Berlin –> http://nowar.blogsport.de/2020/05/21/militaerische-aspekte-der-corona-krise-bericht-von-der-kundgebung/#rojava

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