oavl – Offene Anarchistische Vernetzung Leipzig https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org Mon, 01 Jul 2024 12:26:04 +0000 en-GB hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/2043/2022/06/cropped-icon-A-32x32.png oavl – Offene Anarchistische Vernetzung Leipzig https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org 32 32 Gegen die Arbeit und die Arbeitslosigkeit! https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/2024/07/01/gegen-die-arbeit-und-die-arbeitslosigkeit/ Mon, 01 Jul 2024 12:25:32 +0000 https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/?p=645 Disclaimer: Der Text wurde von einigen Menschen der OAV – und Friends geschrieben und spiegelt nicht die Meinung der gesamten Gruppe wider.

Der folgende Text ist eine indirekte Antwort auf das “Statement einer Arbeitsverweigerin” vom 07.02.24.1 Der Artikel soll Perspektiven und Ansätze abseits der beschissenen Arbeitslosigkeit aufzeigen, welche ein Großteil der autonomen und anarchistischen Szene propagiert und die damit einhergehenden Probleme beleuchten. Der Text war allerdings schon lange in Planung, da viel zu viele Menschen in unserem Umfeld an Arbeitslosigkeit und Drogensucht verzweifelt sind. Wir müssen als Bewegung endlich aufhören Arbeitslosigkeit als revolutionären Aktivismus anzusehen. Die Beweggründe dafür sind verständlich: Also der Wunsch aus der Leistungsgesellschaft auszusteigen, mit der kapitalistischen Verwertungsideologie zu brechen, nicht für den Staat oder den Reichtum der Chefs zu arbeiten oder einfach, weil man keinen Bock auf Arbeiten hat. Gegen all dies Argumente gibt es auch nichts einzuwenden. Wer mal ein paar Monate oder Jahre Auszeit will, soll sich das selbstverständlich gönnen. Aber ein Ausstieg aus dem Arbeitsleben ist weder revolutionär, noch ist es eine Perspektive für einen nachhaltigen Aktivismus.2

Warum also dieser Text: Es kommt viel zu oft vor, dass Anarchist*innen “Verrat” vorgeworfen wird, wenn diese sich dazu entscheiden, arbeiten zu gehen. Oft quälen sie sich selbst, weil sie sich einen Bruch mit den eigenen Ideologien und Werten vorwerfen. Aber in was für einer Ideologie soll es als Verrat gelten arbeiten zu gehen? Den damit einhergehenden Lifestyle können sich schließlich nur wenige gut vernetzte (Ex-)Student*innen in den Großstädten leisten. Und das auch nur, weil das Arbeitsamt während und nach Corona gerade nicht so genau hinschaut. Das sah vor zehn bis zwanzig Jahren nach den Hartz Reformen noch ganz anders aus und wird sich wahrscheinlich bald wieder ändern. In der Praxis wird dieser Lifestyle aber nach dem Abschluss des Langzeitstudiums schnell fallengelassen und schlussendlich doch einer Lohnarbeit nachgegangen. (Übrigens stellt ein Studium auch eine Teilnahme am System dar und ist nicht vergleichbar mit der Perspektivlosigkeit und den Erfahrungen die arbeitslose Personen machen.) Die Glorifizierung und verquere Romantisierung des Alltags in der Arbeitslosigkeit zeigt, wie jung und mittelständig unsere Szene ist und ist somit Ausdruck einer privilegierten Großstadtlinken.

Die einzigen Leute, die glauben können, dass Armut in nur irgendeiner Weise spaßig ist, sind wohlhabende Kids, die für ein paar Jahre arm zu sein spielen. Die tägliche Realität von Armut, Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit ist für den Durchschnittsmenschen sehr ernst und etwas, gegen das AnarchistInnen organisieren und sich nicht darüber lächerlich machen sollten.“3

Ein Plädoyer gegen die Arbeit

Arbeit ist essenziell für die Ökonomie. Natürlich wissen wir, dass diese Ökonomie nicht für uns, sondern gegen uns und unseren Planeten arbeitet. Die (politisch) gesetzgebenden Wachstumsideologie sorgt dafür, dass immer größere Teile unseres Planeten zerstört werden und eine erbarmungslose Ausbeutung, insbesondere der Menschen in Osteuropa, Asien, Afrika und Südamerika stattfindet. Arbeit ist dabei in den allermeisten Fällen nicht bewusstseins- oder gar charakterbildend, sondern ausbeutend, disziplinierend und oftmals dazu noch stumpf und monoton. In hoch-technologisierten Gesellschaften „wendet nicht der Arbeiter die Arbeitsbedingungen, sondern umgekehrt: Die Arbeitsbedingungen wenden den Arbeiter an.”4 In unserer Dienstleistungsgesellschaft hat sich dies sogar noch verschlimmert, es gibt  wenige produktive Tätigkeiten, wie Fließbandarbeit oder Handwerks-Berufe. Die produktiven Tätigkeiten sind aufgrund des hohen Leistungsdrucks häufig sehr monoton und mit einem hohen Maße Wiederholung verbunden.

Das Gleiche gilt oftmals für reproduktive Tätigkeiten. Beispiele hierfür sind Pflege- und Erziehungsberufen, welche meistens noch weniger wertgeschätzt werden und schlechte Arbeitsbedingungen sowie Bezahlungen vorweisen.Schichtdienstwechsel mit immer kürzeren gesetzlich vorgeschriebenen Pausenzeiten und dabei gleichzeitig immer mehr Patient*innen pro Fachkraft sind nur zwei Beispiele für die Missstände im pflegerischen Bereich.

Am untersten Ende stehen Dienstleistungsberufe, wie Essenslieferant*innen und Callcenter-Agents, die weder ein richtiges Produkt, soziales Ansehen noch gute Bezahlungen vorweisen können aber dafür einen komplett durchgetakteten und überwachten Arbeitsalltag besitzen. Für diese interessieren sich oftmals noch nicht mal die Gewerkschaften.

Die wenigen gut angesehenen und gut bezahlten Jobs, wie Ingenieur*innen oder Ärzt*innen sind nur mit einem Studium erreichbar, was von vorneherein eine große Personenzahl ausschließt aufgrund des hohen Anpassungsdruck (an Autoritären und schulisches Lernen), benötigten finanziellen Grundlagen und  kulturellen Kapitals (also akademische Sprech- und Verhaltensweisen). Auch hier gibt es jedoch Tendenzen zum Überschreiten der Arbeitszeit, Druck durch Vorgesetzte und einer zwangsweisen Beschäftigung mit der Arbeit in der Freizeit. Wer kein Unternehmen geerbt hat, hat keinen Grund sich auf das Arbeitsleben zu freuen.

Ein Plädoyer fürs trotzdem Arbeiten

“Wenn Leute >>ernst machen<< mit dem Kampf gegen den Kapitalismus, tendieren sie oft dazu, die Position, die sie vorher innehatten zu verlassen – Jobs werden gekündigt, die Schule abgebrochen […].  Es ist besser, in die Offensive zu gehen. Kündige nicht deinen Job – warte bis dein Boss am angreifbarsten ist und gehe dann in den Streik und lade alle ein mitzumachen. Brich nicht die Schule ab, um an irgendeiner aktivistischen Kampagne teilzunehmen – organisiere Bildungsstreiks und Teach-Ins, bring eine Schüler*innen-Gruppe zusammen um die Gelder von deiner Schule abzuleiten oder versuche die Schule zu besetzen.”5

Während Arbeit Zeit raubt und die Schaffung von Konsummöglichkeiten und der gefühlten Sicherheit durch Geldanhäufung zu Entpolitisierung führt, ist es bei Arbeitslosigkeit genau andersrum. Prekär, nicht-wertgeschätzt und ohne Luxus zu leben frisst Ressourcen und Hoffnung. Wir kennen kaum eine arbeitslose Person, die nicht mit schweren psychischen Problemen oder Suchterkrankungen zu kämpfen hat. Menschen zu raten diesen Zustand freiwillig anzustreben ist absolut fahrlässig und extrem unsolidarisch.

Wir müssen unsere Arbeitskraft verkaufen, um im Kapitalismus nicht zu verhungern oder vor dem Sozialamt zu kriechen. Menschen in der Arbeitslosigkeit wollen aufgrund des Drucks durch das Jobcenter, der finanziellen Armut und des gesellschaftlichen geringen Ansehens meistens nur aus diesem Zustand heraus. Den meisten Menschen wollen daher diese Lebensrealität unbedingt vermeiden, insbesondere wenn sie Kinder haben, für deren Gesundheit und Sicherheit sie sorgen müssen. Ein massenhafter Ausstieg, der einen spürbaren Effekt auf das kapitalistische Wirtschaftssystem hätte, wie einige Anarchist*innen sich das vorstellen, wird also sowieso nicht stattfinden.

Im Gegensatz dazu bietet Arbeiten auch Möglichkeiten für revolutionären Aktivismus.

Vorweg: Es ist hierbei von einer 40-Stunden-Woche abzuraten um genügend Zeit für Regeneration, mentale und körperliche Gesundheit, Freizeit, politische Bildung und Aktivismus zu haben.6 Arbeit ist auf einer psychologischen Perspektive sinnvoll.7 Menschen haben einen geregelten Tagesablauf, eine Aufgabe und fühlen sich daher gebraucht und bauen dadurch Selbstbewusstsein auf. Sie sind weniger anfällig für psychische und finanzielle Probleme, welche sich unter anderem durch Repression ergeben. Lohnarbeit hat auch den Vorteil, dass dadurch gesellschaftlich relevante Fähigkeiten erlernt werden. Technologisches, handwerkliches oder medizinisches Wissen werden in Revolutionen dringend benötigt. Dies zeigt sich beispielsweise in den Aufrufen zur Teilnahme von Ärzt*innen in Rojava. Ebenfalls können schneller Gelder durch individuelle Spenden generiert werden, wenn viele Aktivist*innen ein festes Einkommen haben.

Es erweitert sich durch die tägliche Arbeit auch massiv das Mobilisierungs- und Aktionsfeld. Wenn Linke im Betrieb als Kolleg*innen akzeptiert werden, werden unsere politischen Perspektiven und Lösungsansätze auch normalisiert. Wir können dadurch auf Augenhöhe mit unseren Mitmenschen diskutieren, beispielsweise auch zu Themen die mit der Arbeitswelt gar nichts zu tun haben, wie Sexismus oder Klimakrise (halt alle Themen, über die sich in den Raucherpausen und beim Feierabendbier so unterhalten wird). Wir sollten uns einmal vor Augen halten, warum wir so sehr gegen eine Verankerung von Neo-Nazis im Arbeitsleben sind oder faschistische Netze aus Betrieben, Immobilien und Stiftungen bekämpfen; weil deren Potenzial so gefährlich ist.

Die Möglichkeit der Kollektivierung und des Generalstreiks

Das Potenzial von politischen Menschen in der Ökonomie ist immens. Wenn mehr Linke arbeiten gehen, können wir komplett eigene Kollektivbetriebe gründen oder bestehende Betriebe besetzen. Das dies alles kein utopisches Traumtänzertum ist, zeigt seit 2001 die Betriebsbesetzungs-Bewegung in Argentinien.8 In Kollektivbetrieben zeigen wir, dass andere Formen des Arbeitens und Lebens ohne Hierarchien und Ausbeutung möglich sind. Wir sammeln in ihnen Erfahrungen über Selbstverwaltung, gemeinsame Entscheidungsfindung und alternative Formen des Wirtschaftens. Die Betriebe bieten uns außerdem vielfältige neue Möglichkeiten, allein die Räumlichkeiten können genutzt werden für Plena, Solipartys oder Konferenzen. Wir können so langfristig gesehen eine subversive Infrastruktur aufbauen, auf die wir ständig zurückgreifen können, sei es als Unterschlupf, Vortragsraum oder Waffendepot. Es können Gelder von den Betrieben abgezweigt werden und sei es nur für die Kosten der immer mehr werdenden Repressionen (also laufenden Verfahren/Prozesse). Warum sollten wir nicht die Möglichkeiten nutzen und die riesigen Profite, welche im Digitalisierungszeitalter erwirtschaftet werden für bessere Zweck einsetzen? Vieleicht ist ja der nächste Tech-Gigant ein Kollektivbetrieb? Der Idee des kollektiven Arbeitens sind keine Grenzen gesetzt, ob genossenschaftliche Fahrradselbsthilfewerkstätten, Freie Schule9 oder Arztkollektiv, die einzige Grenze ist unsere Vorstellungskraft.

Der wichtigste Grund, warum Linke wieder anfangen sollten arbeiten zu gehen, ist allerdings die Möglichkeit des Generalstreiks. Der Generalstreik ist die effektivste und unblutigste Revolutionsmethode. Die gesamte Wirtschaft kann lahmgelegt werden allein durch abgesprochene Arbeitsniederlegungen, dafür müssen wir nicht jahrelang als Guerillas Anschläge verüben oder eine hierarchische Revolutionsarmee aufbauen. (Auch wenn sich sicherlich auf Widerstände durch die Staatsgewalt und Gegenschläge der Faschisten vorbereitet werden muss). Für den Generalstreik zu mobilisieren, heißt nicht, dass wir anfangen sollten “Weimarer-Republik” zu spielen und vor die Heime der osteuropäischen Spargelstecher*innen und Büroräume der Call-Center zu ziehen, um die am schlechtesten bezahlten Menschen zu organisieren. Wir sollten stattdessen dort anfangen zu arbeiten, wo wir wirklich arbeiten wollen. Wer Tierärzt*in, Feuerwehrmann, KFZ-Mechaniker*in oder Lehrer*in werden will, soll dies auch werden und dort anfangen sein Arbeitsumfeld zu verändern, zu organisieren und eventuell eigene Betriebe zu gründen. Genauso wenig sollten wir jetzt, wie einige Genoss*innen, wild anfangen Kollektive zu gründen ohne jegliches Vorwissen und Erfahrungen. Betriebe, die Tätigkeiten verrichten, für die kein Vorwissen notwendig ist, müssen sich oftmals Löhne unterhalb des Mindestlohns auszahlen, da in den Branchen sowieso schon schlecht bezahlt wird. Statt also „hauptsache in einem Kollektiv zu arbeiten“ sollten wir Ausbildungen absolvieren, studieren gehen und Arbeitserfahrung sammeln, um funktionierende Betriebe zu übernehmen oder deren Belegschaft zu organisieren.

Denn: Ja – Lohnarbeit ist oftmals scheiße, doch um eben dies zu verändern, ist es wichtig, dass unsere politischen Perspektiven und Lösungsansätze nicht nur in linken Räumen (seien es Plena, Kundgebungen oder Demos) verebben. Wir müssen eigene Arbeitskämpfe in Bewegung setzen, die Arbeiter*innen, welche jetzt schon Streiks und Mahnwachen organisieren unterstützen und dürfen unsere Hoffnungen nicht ausschließlich in bürgerlich-kapitalistische Gewerkschaften und reformistisch-parlamentarische Parteien oder die x-te Scherbendemo stecken.

Seid widerständig am Arbeitsplatz – gründet Kollektivbetriebe – bildet Bündnisse mit euren Kolleg*innen!

Fußnoten

1 „Statement einer Arbeitsverweigerin“ vom 07.02.24, unter: https://de.indymedia.org/node/338824

2 Offene Anarchistische Vernetzung: „Tipps und Tricks für einen Nachhaltigen Aktivismus“, 2024.

3 „Rethinking Crimethinc. – Your politics are bourgeois as fuck“ (Übersetzung), 2006, unter: https://www.anarkismo.net/newswire.php?story_id=6111

4 Zitat frei nach Dominik Götz: „Operaismus. Geschichte & Philosophie des autonomen Marxismus in Italien“, Berlin 2020, S. 57.

5 Crimethinc: „Work. Kapitalismus, Wirtschaft, Widerstand“, S. 327.

6 Daiga Kamerāde (u.a): „A shorter working week for everyone: How much paid work is needed for mental health and well-being?“ in: Social Science & Medicine, Volume 241, November 2019, unter: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0277953619303284#sec2

7 Zu dem Thema, Arbeitslosigkeit und psychische Krankheiten, siehe die Zusammenfassung der “Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde” und UKE Hamburg zum Thema Arbeitslosigkeit: „Rückkehr zur Arbeit – Der Nutzen“, 2015 unter: https://www.psychenet.de/de/entscheidungshilfen/entscheidungshilfe-rueckkehr-zur-arbeit/entsch

Für eine ausführlichere Darstellung, siehe die RKI Gesundheitsberichterstattung, welche belegt, dass Arbeitslosigkeit zu erhöhten psychischen und physischen Krankheitsbildern führt: LE Kroll, T. Lampert: „Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung und Gesundheit“, Hrsg. Robert Koch-Institut Berlin, GBE kompakt,1/2012,  unter:

https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsK/2012_1_Arbeitslosigkeit_Gesundheit.pdf?__blob=publicationFile

8 In Argentinien wurden seit 2001 über 1.000 Betriebe besetzt. Aktuell (Stand 2021) gibt es ca. 430 selbstverwaltete Betriebe mit ungefähr 15.000 Beschäftigten: https://oxiblog.de/betriebsbesetzungen-azzellini-besetzen-produzieren/#:~:text=Massive%20Betriebsbesetzungen%20begannen%20in%20Argentinien,f%C3%BChrte%20dort%20ebenfalls%20zu%20Betriebsbesetzungen

Ausführlicherer in Lavaca (Hg.): „Sin Patrón – Herrenlos. Arbeiten ohne Chefs. Instandbesetzt Betriebe in Belegschaftskontrolle. Das argentinische Modell: Besetzen, Widerstand leisten, Weiterproduzieren“, Neu-Ulm 2015.

9 Zum Thema anarchistische Pädagogik und “Freie Schulen”, siehe allgemein Francisco Ferrer: „Die Moderne Schule“, Frankfurt am Main, 2003.

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Konsens lernen https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/2024/06/20/konsens-lernen/ Thu, 20 Jun 2024 08:03:25 +0000 https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/?p=638 Wir möchten hier eine Broschüre bewerben, die mit vielen persönlichen Erfahrungen einen guten Einstieg in das Thema “Konsens” bietet. Das Zine findet ihr im Internet auch zum selbst ausdrucken. Schreibt uns gerne wenn ihr Kritik habt oder zusammenfassender Texte zum Thema Konsens kennt. Wir sind wie immer auf eurer Feedback gespannt. Beschäftigt euch selbst kritisch mit eurer Sexualität und eurem Verhalten. Bildet euch und bildet Banden!

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Tipps und Tricks für einen Nachhaltigen Aktivismus https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/2024/06/03/tipps-und-tricks-fur-einen-nachhaltigen-aktivismus/ Mon, 03 Jun 2024 17:25:52 +0000 https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/?p=632

Ausschlaggebend zum Nachdenken über Nachhaltigen Aktivismus war, dass viele politisch Aktive aus unserem Umfeld drogensüchtig oder psychisch krank werden, sich nach kurzer aktiver Zeit ins Private zurückziehen oder wegen Burnout im Krankenhaus landen. Ein Phänomen, welches schon vor dreißig Jahren benannt1 und kritisiert2 wurde in der Heinz-Schenk Debatte. Ein weiterer Text, auf den wir aufbauen können, ist das Buch „Politisch aktiv sein und bleiben. Handbuch zum Nachhaltiger Aktivismus“ von Timo Luthmann aus dem Jahr 2018, welches zwar sehnsuchtsvoll erwartet wurde, aber aufgrund der Überlänge kaum rezipiert wurde.3 Mit dem Artikel soll das bisher gesammelte Wissen gebündelt und um eigene Erfahrungen erweitert werden. Das Ziel ist somit einen praktischen Leitfaden für individuellen und kollektiven Nachhaltigen Aktivismus zu erstellen. Nachhaltiger Aktivismus wird hierbei definiert als individuelle Selbstfürsorge (zur vollständigen Ausschöpfung der persönlichen Potenziale), als kollektive Strategien zur langfristigen politischen Zusammenarbeit und damit verbunden als Reflexionen über strategisches Handeln (Luthmann, S. 23).

1. Lange aktiv bleiben heißt sich zu organisieren

Die Hälfte aller Menschen, die in Kontakt mit linksradikalen Ideen kommen gehen regelmäßig zu ein paar Solibars und Küfas, alle paar Wochen mal zu einem Vortrag und hin und wieder auf eine Demo. In der Regel entfernen sie sich aufgrund fehlender Verbindungen nach 2-3 Jahre wieder von linksradikalen Inhalten. In der Zeit werden fleißig Anzeigen gesammelt, welche oftmals ein Hauptgrund für den Ausstieg sind. Bei Kids aus der Arbeiterklasse, dem Prekariat und Kleinbürgertum beginnt der Prozess häufig früher und ist stärker mit Subkultur und Aktivismus verbunden. Meistens endet die politisch aktive Phase mit 18 aufgrund des Einstiegs ins Arbeitsleben. Im Gegensatz dazu kommen Menschen aus der Mittelschicht und dem Großbürgertum häufig erst im Studium mit linksradikalen Inhalten in Kontakt. In der Regel bleiben viele nur theoretisch aktiv und scheiden oft mit 24 oder 25 aus, wenn es daran geht sich „persönlich und beruflich weiterzuentwickeln“.

Um dieser schnellen Entpolitisierung entgegenzuwirken, sollten sich Menschen möglichst frühzeitig organisieren. Wir wissen, es kann sehr unangenehm sein zu den ersten Plena zu gehen und an ihnen teilzunehmen. Insbesondere für alle die nicht in akademischen Haushalten aufgewachsen sind, wirkt die benutzte Sprache abgehoben, unverständlich und einschüchternd und die Plenas aufgrund der Formalitäten albern und spießig. Aber allen jungen Menschen wollen wir Mut machen und sagen: „Traut Euch!“. Es lohnt sich Gleichgesinnte zu treffen, sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen bei Repression und bei der Umsetzung eigener Ideen. Das bedeutet gleichzeitig, dass bereits längerfristig Organisierte versuchen sollten jüngere Menschen stärker einzubinden und ernstnehmen. Geht auf neue Menschen zu und ladet diese zu Vorträgen, Partys und Plenas ein. Verdreht nicht gleich die Augen, wenn etwas nicht bekannt ist oder Taktiken und alt-linke Gewissheiten kritisiert werden. Es gibt nichts schlimmeres als Szene-Arroganz.4 Gerade der Austausch mit Menschen, welche noch einen weniger ideologisch verengten Blickwinkel haben, kann unglaublich bereichernd sein für die Formulierung von eigenen Analysen und einer widerständigen Praxis. Ausgrenzung aufgrund von Unwissenheit und falscher Kleidung, also Szene-Codes, sind auch ein Grund warum ältere Genoss*innen, die ihren Aktivismus nicht mehr subkulturell definieren, oft ausgegrenzt werden und sich dadurch vom Aktivismus abwenden. (Luthmann, S. 57-58).

2. Burnout und Wie du es bemerkst

Menschen in der Szene brennen schnell aus, aufgrund mehrerer Plena und Aktionen die Woche. Sie sind meistens in verschiedenen Gruppen und Kampagnen aktiv, welche aber oftmals wenig Output haben, aufgrund von Strukturlosigkeit und schwammigen Zielsetzungen. Hobbys und Freundeskreise außerhalb der Szene werden schnell aufgegeben. In der Regel gibt es aktive Hochzeiten, wenn Gruppen neu gegründet werden oder Kampagnen anlaufen. Nach den Zerwürfnissen folgen dann oftmals depressive und politisch nicht aktive Phasen von ca. einem halben Jahr bis zur nächsten heißen Phase (Luthmann, S. 104). Das Problem tritt aber auch bei Genoss*innen auf die in langfristigen Strukturen eingebunden sind. 

Ein Burnout ist eine komplett emotionale, physische und geistige Erschöpfung, welche sich am Ende meistens in Krankheiten widerspiegelt. Folgen und Begleiterscheinungen sind Depressionen und weitere psychische Krankheiten, sozial destruktives Verhalten (Rückzug von Familie und Freunden, feindseliges oder paranoides Verhalten gegenüber der Umwelt) und selbstzerstörerisches Verhalten (Alkohol-, Drogen-, Essen- und Medikamentenmissbrauch oder Nervenkitzeljagd). Burnouts können im schlimmsten Fall im Suizid enden (Luthmann, S. 68-69). Ein Burnout kommt nicht von heute auf morgen. Er bahnt sich in verschiedenen Phasen an. Symptome sind der Verlust von Freude bei der politischen Arbeit bis zum Verlust von jeglichen positiven Gefühlen, sei es beim Essen, Entspannen oder sportlichen und sozialen Aktivitäten. Man hat das Gefühl gehetzt zu sein und keine Zeit zu haben. Entscheidungsfindungen und Fokussierung fallen einem schwer. Die Kreativität wird reduziert, Wutanfälle, Schuldgefühle, Hilflosigkeit, Schlaflosigkeit/-probleme und Hoffnungslosigkeit kommen auf. Man hat ständig das Gefühl der Unentbehrlichkeit und gleichzeitig fühlt es sich so an, als ob man niemals genug macht. Das bedeutet es kommt zu Kontaktverlust und dem ständigen Gefühl von Angespanntheit und Abgestumpftheit bis hin zum vollständigen Zusammenbruch (Luthmann, S. 79-81). Hinzu kommen oftmals neben dem Politarbeitsstress posttraumatische Belastungsstörungen aufgrund von Gewalterfahrungen, welche schwerwiegende Wechselwirkungen auslösen (Luthmann, S. 61). Wenn ihr solche Gefühle oder Symptome bei euch selbst bemerkt, solltet ihr schleunigst anfangen eure politische Arbeit herunterzufahren und zu einem späteren Zeitpunkt reflektieren welche Projekte euch überlastet haben und welche erholsamen Aktivitäten ihr in euren Alltag und Wochenrhythmus einbauen könnt.

Es ist aber nicht nur die individuelle Gesundheit, die darunter leidet, sondern genauso die politische Arbeit. Viele unserer von Burnout bedrohten oder betroffenen Genoss*innen haben keinerlei Freude mehr an ihrer Arbeit. Sie treten oftmals verbissen, dogmatisch und gebieterisch auf. Es sinken dadurch die individuelle Begeisterungsfähigkeit innerhalb der Gruppe für neue Ideen, als auch die Mobilisierungsfähigkeit der gesamten Gruppe. In der Folge werden die meisten Aufgaben nur noch von wenigen Menschen gemacht, die dadurch immer stärker ausbrennen und immer unangenehmer werden, da sie die Passivität der Anderen stört und das Gefühl der Unentbehrlichkeit sich weiter ausbreitet.

3. Tipps für einen Individuellen Nachhaltiger Aktivismus

Nachhaltiger Aktivismus ist schon lange in widerständigen Bewegungen verwurzelt. Seit Ende des 19. Jahrhundert existieren der Arbeiter*innensport, Kampagnen gegen Alkoholmissbrauch, die Wanderbewegung oder seit den 2000er die Out of Action Groups. (Luthmann S. 28-33). Der Gedanke der Regeneration von politischer Arbeit ist somit schon länger in unserer Bewegung vorhanden und wir können auf einige Punkte zurückgreifen. Der folgende Abschnitt soll ein praktischer Ratgeber sein, um möglich lange aktiv zu bleiben, was bedeutet einen Aktivismus zu betreiben der einen weder ausbrennt noch krank macht.  Gemeint ist damit, dass eine Vereinbarkeit von Aktivismus mit dem Privatleben hergestellt werden muss, was bei den meisten radikalen Linken bedeutet, dass diese erst einmal wieder ein Privatleben haben müssen.

Am wichtigsten ist es zu begreifen, dass Politik nicht das gesamte Leben ist. Jeder Mensch ist ein Individuum, dass auch außerhalb davon existiert und persönliche Vorlieben (bspw. bei Filmen, Musik, Gesprächsthemen und Sport) oder Charakterzüge (wie humorvoll, ernsthaft, hilfsbereit, kritisch, loyal usw.) besitzt, die von der politischen Einstellung relativ unabhängig sind. Menschen nehmen einander auch so wahr. Es sollte somit nicht die gesamte Identität auf der politischen Einstellung aufgebaut sein, auch wenn es natürlich vollkommen in Ordnung ist, wenn es einen Hauptteil der Identität ausmacht. Identitätskrisen können aber schnell die Folge sein, wenn Zweifel oder Krisen in der politischen Arbeit aufkommen. Der Abschnitt erscheint leicht esoterisch und unbedeutend, aufgrund des Abrutschens vieler Genoss*innen in das leninistische Berufsrevolutionärstum (in welchem das Dasein nur noch der Partei dient), dem autonomen Subjektivismus (welcher eine Ausrichtung des Wohnen, Leben und Arbeiten an den Idealen vorsieht), dem maoistischen Bruch mit der eigenen bürgerlichen Vergangenheit (Beispielsweise durch das Verbrennen von Kinderfotos) oder dem kurdischen Identitätskonzept (welches früher noch das Verbot von romantischen Beziehungen vorsah) ist es aber leider wichtig dies festzuhalten.

Es sollten am besten weitere Hobbys und Sportarten neben dem politischen Aktivismus betrieben werden. Nehmt euch Zeit für das, was euch Spaß macht. Geht zu Fußballspielen, Karaoke Abenden oder ins Kino. Macht Urlaub mit eurer Beziehungsperson oder euren Freunden (Luthmann, S. 368). Es ist außerdem wichtig einen Freundeskreis neben der Politikszene zu haben. Wenn ihr nur euren politischen Freundeskreis habt oder noch schlimmer nur mit euren Freunden Politik macht, zerstreitet ihr euch häufig mit diesen und habt während solchen Streits keinen sozialen Rückhalt mehr (Luthmann, S. 281). Oder im fast noch schlimmeren Fall streitet ihr euch in euren Gruppen nicht, weil es eure Freunde sind. In der Regel haben solche (autonomen) Gruppen dann nur noch einen sehr unreflektierten Output, was wir aus eigener Erfahrung sagen können. Ihr benötigt also Ressourcen für euren Aktivismus, das bedeutet Sicherheit und Stabilität, welche euch durch ein soziales Umfeld, materielle Sicherheit, sinnvoll anfühlende Lohnarbeit und Gesundheit (und damit auch eine Krankenkasse) gegeben wird (Luthmann, S. 198).

Aus unserer eigenen Erfahrung ist es daher am besten in einer politischen Hauptgruppe organisiert zu sein, maximalst an einer Kampagne oder Bündnis teilzunehmen und nicht mehr als eine Aktion die Woche zu machen. Warum so wenig?  Weil ihr einerseits auch Zeit braucht, um euch weiterzubilden, was ihr aber auf maximal 3-4 Tage die Woche beschränken solltet. Auf der anderen Seite, weil wenn von den Gruppen Aktionen geplant oder AGs gegründet werden fallen schnell 3-4 Plena die Woche an. Es geht mindestens ein Tag die Woche pro Gruppe für Texte schreiben, Designs erstellen, Demos organisieren, Transpis malen, Küfas kochen, Mails schreiben, Social Media Arbeit, Flyer verteilen, Plakatieren gehen usw. drauf. Da viele Menschen politische Arbeit nur darin sehen zu Plena zu gehen überschätzen sie sich oft selbst oder die Gruppen bringen nichts zustande, da außerhalb des Plena niemand dafür arbeitet. 

Es ist wichtig sich aktive Ruhephasen von mindestens zwei Tagen die Woche ohne Arbeit und einen Tag auch komplett ohne Politik zu nehmen. Luthmann schlägt für solche Tage zusätzlich Meditations- und Achtsamkeitsübungen vor in denen die Stille wertgeschätzt wird und sich auf positive Erfahrungen berufen wird (Luthmann, S. 208).5 Es ist auf jeden Fall wichtig sich Ruhezeiten in den Alltag und die Woche einzubauen. Ihr benötigt dafür einen sicheren Raum, in dem ihr euch wohlfühlt, das bedeutet ganz praktisch gesprochen, dass ihr eure Wohnung oder euer Zimmer so einrichten/dekorieren solltet, dass ihr euch darin wohlfühlt.

4. Strategien für einen Kollektiver Nachhaltiger Aktivismus

Wie bereits erwähnt, können wir Dank des Alters unserer Bewegung auf verschiedene erholsame und gruppenbildende Praktiken zurückgreifen. Unsere Gruppen sollten sich an den kommunistischen und anarcho-syndikalistischen Gruppen der letzten 20er Jahre orientieren. Die Gruppen haben (Arbeiter-)Sportgruppe6 organisierten, gingen gemeinsam Wandern (wie bspw. die Schwarz-Roten-Bergsteiger7) und hatten Wochenendausflüge. Viele bewirtschafteten dazu außerdem gemeinsam Kleingärten und gründeten Musikgruppen und Chors.

Ein großer Punkt in unserer Szene ist unsere problematische Konfliktkultur (Luthmann, S.61). Wir tragen Probleme auf persönlichen Ebenen aus, zerstreiten uns deswegen und stellen andere Meinung als moralisch falsch dar. Wir versuchen uns ständig gegenseitig zu überzeugen und nie Kompromisse zu schließen. Die Strategie des Konsensentscheidung hat dies sogar verschlimmert, da dadurch jeder in der Gruppe überzeugt werden muss und bei einigen Gruppen die Hälfte aller Mitglieder austreten, weil eine Person die ganze Zeit ihre Meinung durchsetzt. Wir müssen lernen uns bei grundlegenden politischen Auffassungen (bspw. materialistischer oder queerer Feminismus) zu spalten und trotzdem in den gleichen revolutionären Strukturen zusammen zu bleiben oder wenigstens ohne Vorurteile in anderen Themenfeldern wieder zusammenzuarbeiten. Problematisch ist auch, dass fast jeglicher zwischenmenschlicher Konflikt politisiert wird und damit die eigene Gefühlsebene als Gradmesser für politische Einschätzung und damit Zusammenarbeit dient. Grundlegend sollte hier sein, dass nicht Freundschaft oder Sympathie Ausgangspunkt für politische Zusammenarbeit ist, sondern die Einsicht in die Notwendigkeit von radikalen Änderungen.

Es gibt neben dieser schwer fassbaren kollektiven Kommunikations-Ebene auch strukturelle Verbesserungsmöglichkeiten. Es fehlen oft fest Verantwortlichkeiten oder diese bleiben bei den immer gleichen Personen. Achtet darauf immer eine Person mit weniger Erfahrungen zusammen mit einer erfahreneren Person zu einer längerfristige Aufgabe zuzuteilen (bspw. Instagram/Share-Pics erstellen.) Es ist bei der Aufgabenverteilung ebenfalls wichtig, dass stark ausgelastete Personen auch mal “Nein” sagen, auch wenn dies im schlimmsten Fall bedeutet, dass eine Aufgabe mal nicht gemacht wird (Luthmann, S. 244). Genauso wichtig ist strategische Reflexion. Nehmt euch nach jeder Aktion beim nächsten Plenum mindestens 5-10 Minuten Zeit, um konstruktives Feedback zu geben, also zu reflektieren was gut lief und was besser laufen sollte. Überlegt euch nach jeder Kampagne, welche Aktionen und wie kamen diese an. Hättet ihr gern mehr Redebeiträge gehalten oder waren euch die gehaltenen peinlich, weil sie nur Plattitüden enthielten? Oder habt ihr mal wieder nur im Plenum gelabert und nichts gerissen? Es sollte daher auf jeden Fall einmal im Jahr ein Reflexionsplena stattfinden, in dem ihr das ganze Jahr und die Themen, mit denen ihr euch beschäftigt habt reflektiert. Überlegt euch zu welchen Themenkomplexen ihr nächstes Jahr arbeiten wollt und setzt da Schwerpunkte. Denkt darüber nach wo ihr mehr Wissen benötigt und welches ihr weitervermitteln wollt. Wir glauben daher, dass die meisten 10-15 Personen großen Gruppen nicht mehr als maximal 3-4 Themen im Jahr bespielen sollten, da ansonsten ein Feiertagsaktivsmus herauskommt. Plant also eure nächsten Projekte und Kampagnen, um euch bewusst zu machen welche Bündnisse ihr eingehen könnt und welche Aktionsfelder bestehen. (Luthmann, S. 352-353.)

Organisiert euch und euren Alltag!

Reflektiert eure Aktionen und arbeitet vorausschauen!

Gönnt euch Spaß, Auszeit und Erholung aber bleibt dafür lange dabei!

Fußnoten

1 Zur Suchtproblematik in der linksradikalen Szene und dem ständigen Verschleißen von Personen. Heinz-Schenk: „Die Autonomen machen keinen Fehler, sie sind der Fehler“, S. 10, unter: https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/2043/2024/01/Heinz-Schenk-Debatte-geschnitten-1.pdf

2 Als Ursache für den ständigen Verlust von Aktivist*innen wurde damals die Plan- und Ziellosigkeit der Bewegung benannt, aufgrund fehlender (theoretischer) Vermittlung und Organisationsfeindlichkeit, welche schnell in individuelle Ratlosigkeit und Depressionen umschlägt. Ebenfalls wird ein moralgetränkter Subjektivismus kritisiert, welcher das autonome Individuum in der Pflicht zu ständigem zivilem Ungehorsam/Straftaten, materiellen Verzicht/Arbeitslosigkeit und moralischem Verhalten/Spießigkeit sieht. Heinz-Schenk: „Thesen zum Kulturbegriff“, S. 2-3, unter: https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/2043/2024/01/Heinz-Schenk-Debatte-geschnitten-1.pdf

3 Timo Luthmann: „Politisch aktiv sein und bleiben. Handbuch Nachhaltiger Aktivismus“, Münster 2018. Das Buch ist gleichzeitig eine Systematisierung der Publikationswelle zu „Nachhaltigen Aktivismus“ seit den 2000er, welche Deutschland aber bisher kaum erreicht hat. Hillary Retting: „The lifelong Activist. How to change the world without losing your way”, 2004. Grace Lee Bogs: „The Next American Revolution. Sustainable Activism for the Twenty-First Century”, 2011. Joanna Macy, Chris Johnstone, Christia Broermann: „Hoffnung durch Handeln. Dem Chaos standhalten, ohne verrückt zu warden, Padeborn 2014“, Marina Bernal: „Self Care and Self Defense Manual for Feminist Activists, 2008. Jane Barry, Jelena Djordjevic:  „What is the Point of Revolution if We cant Dance, 2007. (Luthmann, S. 31-32)

4 „Arroganz ist keine Waffe“, 2021, unter: https://de.indymedia.org/node/143604

5 Luthmann Buch hat viele esoterische Stellen, welche bewusst weggelassen wurden. Meditations- und Achtsamkeitsübungen gehören hier noch zu den bodenständigsten Strategien und Ansichten. Ein weiterer Grund, warum dieser Text erschien, ist um einen Nachhaltigen Aktivismus ohne spirituellen Hokuspokus zu skizzieren.

6 Zum Arbeitersport als Gegenkultur und Stärkung des Kollektivs: „Wider dem “Rekordsport”: Körperkultur statt Leistungssport”, unter: https://www.arbeitersport.at/de/1919-1934-neue-zeit/gegenkultur-auch-im-sport/articlearchivshow-wider-den-rekordsport-koerperkultur-statt-leistungssport

Ausführlicher ist Gabriel Kuhn: “Die Linke und der Sport”, Münster 2014.

7 Zu roten Bergsteiger*innen vor 1945. Initiative Geschichte und Widerstand: „Auf den Spuren der Roten Bergsteiger:innen”, unter:https://anfdeutsch.com/hintergrund/auf-den-spuren-der-roten-bergsteiger-innen-antifaschistische-wanderung-in-der-sachsischen-schweiz-33125

Zu den Schwarz-Roten Bergsteiger*innen heutzutage. “Die SRB im ersten Quartal 2023: Gedenken und Vernetzung”, 2023, unter: https://srb.fau.org/2023/04/17/die-srb-im-ersten-quartal-2023-gedenken-und-vernetzung/

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Gründet Hausgruppen und Mieter*innengewerkschaften – Ein Einwurf zur Feuerwerksdebatte https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/2024/02/24/grundet-hausgruppen-und-mieterinnengewerkschaften-ein-einwurf-zur-feuerwerksdebatte/ Sat, 24 Feb 2024 16:02:02 +0000 https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/?p=622 Disclaimer: Der Text wurde von einigen Menschen der OAV geschrieben und spiegelt nicht die Meinung der gesamten Gruppe wider.

Der Text sollte eigentlich anhand der Erfahrungen, die wir im letzten Jahr gemacht haben, erscheinen. Er ist aber gewissermaßen auch eine Antwort auf die Debatte um die Sinnhaftigkeit von Hausbesetzungen, welche durch die gescheitere Besetzung des Heliums entstanden ist. Im ersten Artikel „Schluss mit Feuerwerk-Politik – Warum Leipzig nicht besetzt werden kann“ wurde (zurecht) das ständige Scheitern von längerfristigen Hausbesetzungen durch „Leipzig Besetzen“ benannt. Als positives Gegenbeispiel wurde daraufhin die Kampagne „Vonovia enteignen“ aufgeführt.[1] Die Kritik an „Vonovia Enteignen“, welche die Mieter*innen-Bewegung 2019 ausgelöscht hat, wird treffend in dem Artikel „Bericht vom Massencornern zur Verteidigung der Feuer(wehr)politik vorm revolutionären Reformismus“ beschrieben. Der Text wiederlegt viele Falschdarstellungen der bürgerlichen Presse zu dem Abend und zeigt die Wichtigkeit der Zusammenkunft auf der Straße auf.[2] Die meisten der anderen kleineren Ungereimtheiten des Feuerwerk-Textes wurden dann im Artikel „the world is on fire“ akribisch widerlegt.[3] Eine interessente Idee zur Verschränkung von Militanz und Legalismus wurde durch den Artikel  „Ein Einwurf aus Berlin zum „Feuerwehr“-Beitrag“ eingebracht, auch wenn dabei übersehen wurde, dass dieses Konzept von „Leipzig Besetzen“ seit 3 Jahren gefahren wird. Das Konzept ist aber an sich vielversprechend und quasi der Grundstein autonomer Politik der 80er, siehe bspw. die Verschränkung von friedlichem und militantem Aktivismus gegen AKWs. Das Erreichen von politischen Zielen durch Massenbewegungen in Verbindungen mit zivilem Ungehorsam und militanten Aktionen ist also grundsätzlich sinnvoll und möglich.[4]

Wozu nun dieser Text? Die Kritik an der Sinnlosigkeit von neuen Hausbesetzungen und dem Verfeuern von Menschen stimmt, auch wenn andererseits Riots vielen Spaß macht und neue Menschen politisiert. Dafür muss dann aber kein Haus besetzt werden. Wer Bock auf Riot hat, kann eine Sponti oder einen Angriff auf eine Bank oder die Cops planen. Die Alternatividee von „Verstaatlichungen“ ist wiederrum aber schlichtweg staatstreu und nicht umsetzbar, wie sich in Berlin gezeigt hat. Verstaatlichung ist nichts wofür sich Autonome, Anarchist*innen oder Rätekommunist*innen einsetzen sollten. Wie in der DDR gesehen wurde oder auch bei jetzigen staatlichen Projekten, erfolgt bei Verstaatlichung weiterhin keine Produktion oder Verwaltung anhand der Bedürfnisse der Menschen, sondern die Folge sind Misswirtschaft und Bürokratie (siehe den berühmten Berliner Flughafen oder den Wohnungsbau in der DDR). Daher sollen hier ein paar neue Ideen in die Debatte eingebracht werden, damit diese nicht im „Nein – Doch – Ohhh“ Kreis verbleibt.

Der Text soll wieder an die Ideen von Mietsstreiks, Kollektivierung und selbstbestimmter Mietverweigerung erinnern, welch insbesondere durch die autonome Bewegung in Italien der 1960er und 1970er erfolgreich von mehreren Millionen Menschen praktiziert wurden, aber auch schon vor dem zweiten Weltkrieg erfolgreich angewendet wurden.[5] Es geht darum wieder eine linke Perspektive auf die Wohnungsfrage abseits von Szene-Freiräumen und Kampagnenpolitik zu entwickeln, welche die meisten Menschen eh nicht ansprechen.[6] Der Text ist somit auch eine Fortsetzung der Diskussion um den Umgang von Anarchist*innen mit Vonovia und der Kampagne „Deutsche Wohnen enteignen“[7]. Inspiriert wurde der Text auch von dem Konzept der „Kiezkommune“ und der Stadtteilinitiativen, welche in mehreren Städten als Antwort auf die Wohnungsproblematik ausprobiert werden, soll diese aber auch kritisieren.[8]

Für eine neue Herangehensweise!

Wir müssen uns für unser jetziges Handeln erst einmal bewusstwerden, dass wir komplett isoliert sind und eine Sprache sprechen, die entweder akademisch und postmodern oder alt und phrasenreich ist, so dass diese von den meisten Menschen nicht ernst genommen wird. Wir treten ihnen gegenüber in der Regel als akademisch-arrogante Moralapostel mit einem Fetisch für Sprachhygiene auf oder wollen sie messianisch von einer 150 Jahre alten Lehre überzeugen, die sie schon in der Schule gelernt haben. Wir wissen nichts von den Sorgen und Nöten oder gar politischen Einstellungen der normalen Menschen, also der konkreten Menschen, welche um uns herum arbeiten, wohnen oder Bahn fahren. Genau deswegen werden wir ständig als „Szene“ bezeichnet. Wir müssen erst wieder lernen so zu reden wie die meisten Menschen und auch über das zu reden was die meisten Menschen interessiert. Wir können uns an der Stelle freuen, dass die Geschichte und Theorie unserer Bewegung uns dafür Werkzeuge an die Hand gegeben hat, denn auch vor 150 Jahren steckte die linke Bewegung noch in ihren Kinderschuhen und musste erst aus ihrer Nische herauskommen.

Ein einfaches Mittel, um den Kontakt zu den Massen aufzubauen, ein Selbstbewusstsein über deren Lage herzustellen und Themenschwerpunkte für revolutionäre Aktivitäten festzulegen war der „Fragebogen für Arbeiter“, der 1880 von Karl Marx herausgegeben wurde. In dem Fragebogen sollen die Arbeiter*innen selbstständig über ihre Löhne, Arbeitsplätze und Mietskasernen berichten.[9] Ein Konzept was übrigens auch die Autonomen in den 1960er in Italien als „Militante Untersuchungen“ wieder aufgegriffen haben.[10] Das Konzept hat auch Michael Bakunin als „Militante Erziehung“ propagiert, wenn es darum ging, wie Anarchist*innen in Kontakt mit den normalen Menschen kommen sollen. Die „Militante Erziehung“ sieht vor, dass anstatt über die „Große Theorie“ eher über die kleinen Probleme der Arbeiter*innen wie Löhne, Wohnungsbedingungen und Vorarbeiter*innen geredet wird. [11]  Wir müssen also den Menschen nicht die Welt erklären oder Feindbilder heraufbeschwören, sondern sie einfach kennenlernen und mit ihnen über ihre alltäglichen Probleme reden. Wir können dadurch eine Politik machen, die direkt an den Interessen der Menschen ansetzt und Organisationsformen aufbauen die sinnvoll sind. Oder anders gesagt: Ja der Schwatz mit der Nachbarin im Treppenhaus ist politisch, genauso wie die Familie nebenan an einem Sonntag nach Eiern zu fragen.

Ein aktueller Ansatzpunkt ist, wie die die „Antifa Kritik und Klassenkampf[12] und „Gruppe Kollektiv“[13] aus Bremen das erkannt haben, das Wohnungsthema, da die Arbeitsverhältnisse in Deutschland sozialpartnerschaftlich stark befriedet sind. Die Organisierung am Wohnort ist also nicht nur eine Antwort auf die heute nicht mehr mögliche Strategie der Hausbesetzungen, sondern generell ein Konfliktpunk mit positiven Aussichten für revolutionäre Organisierung.

Die Gründung einer Hausgruppe

Eine gute Möglichkeit, um die Menschen im eigenen Haus kennenzulernen sind Hausgruppen auf Whatsapp. Backt am besten einen Kuchen, wenn ihr irgendwo einzieht und geht mit einem*r Mitbewohner*in nachmittags von Stockwerk zu Stockwerk und stellt euch vor. Sprecht erstmal recht unverbindlichen darüber eine Whatsapp-Hausgruppe zu gründen. (Richtet am besten auch einen E-Mail-Verteiler ein, da viele ältere Menschen keine Smartphones haben). Nennt als Gründe erstmal banale unpolitische Sachen, wie „schnelle Kommunikation, falls Menschen zu laut sind, Post-Pakete abzuholen sind oder mal jmd. Hilfe brauch“. Die meisten Menschen sind sehr überrascht und erfreut über solche Angebote, da sich viele nach mehr Hilfe und Kollektivität sehnen. Strittige Themen wie Corona, sollten eher ausgelassen werden und mensch muss sich schon mal darauf einstellen, dass sich übers Gendern lustig gemacht wird oder etwas gegen Ausländer gesagt wird. Willkommen in echtem Leben, mit all seinen Widersprüchen, Kompromissen und Konfliktlinien die gezogen werden müssen.[14]

Die Politisierung des Hauses sollte nun langsam beginnen. Steckt mal unauffällig Flyer für Nazi-Blockaden in die Briefkäste oder Aufrufe für eine Anti-Gentrifizierungsdemo. Es können so langsam politische Gesprächsthemen geschaffen werden. Man kann beiläufig beim Small Talk auf der Treppe fragen, ob der gleiche Flyer im Briefkasten gelandet ist. So können langsam Nachbarschaften politisiert werden, bis eine widerständige Nachbarschaft geschaffen ist, die Barrikadenmaterial am 1. Mai herausstellt. Es können so auch, wenn die Verankerung im Viertel groß genug ist, öffentliche Nachbarschaftsversammlungen abgehalten und Widerstandskomitees gegründet werden. Organisierung im Haus ist also nicht nur für Organisationsfetischist*innen sinnvoll.

Mit einhundertprozentiger Sicherheit wird die nächste Mieterhöhung in der Gruppe öffentlich gemacht oder ihr könnt diese öffentlich machen. Jedenfalls hatte eine durch uns geschaffene Hausgruppe diesen Effekt. Ein gemeinsames Interesse und ein Punkt der Aufregung ist damit gefunden. Hier könnt ihr zu einer Nachbarschaftsversammlung aufrufen und gemeinsam zur Mietberatung gehen. Seid aber natürlich nicht enttäuscht, wenn das Interesse am Anfang gering ausfällt oder die Kämpfe nur individuell, auf rechtlicher Basis geführt werden wollen. Informiert eure Nachbar*innen auf jeden Fall darüber, dass Widerstand gegen Mieterhöhungen möglich ist und es Initiativen gibt, die sich dagegen organisieren wie beispielsweise die „Mietergemeinschaft Schönefelder Höfe“ in Leipzig.

Die „Mietergemeinschaft Schönefelder Höfe“ trifft sich jeden ersten Montag im Monat. Sie schauen sich die Nebenkostenrechnungen von Einzelpersonen an und stellen Gegenrechnungen auf. Ein Skill den sie sich schnell selbst beigebracht haben und den wir uns auch beibringen müssen. Sie raten oft dazu gewisse Erhöhungen nicht zu bezahlen. Die Initiative begleitet Menschen zu Gerichtsterminen und wirbt von Tür zu Tür dafür bei Mieterhöhungen zu ihnen zu kommen. So sieht eine widerständige Praxis aus, die etwas bewirkt und die auf die Leute zugeht (wenn auch die fehlende revolutionäre Perspektive bei diesem Projekt kritisiert werden muss).

Ein Streik steht, wenn mensch ihn macht!

Eine längerfristige Organisierung setzt nun genau an dieser Perspektive des Kennenlernens, der normalen Sprache und der Politisierung mittels Fragebogen an. Eine revolutionäre Organisierung kann nur durch Basisarbeit stattfinden, die entweder von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz oder von Tür zu Tür geht und die Menschen zu ihrer Arbeits- oder Wohnsituation befragt, um mögliche Konflikt- und Organisierungsfelder herauszufinden, ähnlich wie es die Gruppe „Kiezkommune Wedding“ in Berlin getan hat.[15]

Um aber nicht in Sozialarbeit oder Staatsfetischismus zu versinken, muss eine bundesweite Mieter*innengewerkschaft gegründet werden, die ähnlich wie die „Mietergemeinschaft Schönefelder Höfe“, „Kiezkommune Wedding“ oder der „Mieterschutzbund“ funktioniert. Die Stadtteil-Initiativen haben zwar den Punkt einer fehlenden bundesweiten Vernetzung kritisiert, aber bisher nicht die fehlende Ursache dafür erkannt.[16] Der entscheidende Punkt ist, ein gemeinsames Ziel und eine Methode zur Erreichung dieses Ziels. Wozu sollten sich Menschen in den zahlreichen Stadtteil-Initiativen oder Kiezkommunen engagieren, wenn diese überhaupt nicht handlungsfähig sind und kein wirkliches Konzept haben? Als Gegenentwurf sollte eine Mieter*innen-Gewerkschaft das Ziel besitzen, die Häuser zu kollektivieren mittels Mietstreiks. Eine Organisation mit festen Mitgliedslisten und Mitgliedsbeiträge schafft eine Messbarkeit, wann ein Streik möglich ist. Die Organisation kann so auch eigene Strukturen schaffen und muss nicht auf staatliche Räume für Beratungsangebote und Plena zurückgreifen, wie dies bei einigen Initiativen der Fall ist.[17]  Menschen können so auch wirklich mit finanziellen Ressourcen unterstützt werden, wenn es bspw. zu juristischen Klärungen von Mieterhöhungen oder Zwangsräumungen kommt.

Eine Mieter*innengwerkschaft muss also regelmäßige offene Treffen abhalten und Rechtsschutz und Beratung gegen einen kleinen Mitgliedsbeitrag anbieten. Wenn genügend Mitglieder*innen bei einem Unternehmen (wie Vonovia) oder in einem Haus vorhanden sind, können Mietstreiks gestartet werden, um Mieterhöhungen zu verhindern oder um die Häuser zu kollektivieren. Da Mietstreiks rechtlich illegal sind und Räumungen zu erwarten sind, sollten auch kollektivierte Häuser Teil der Mieter*innen-Gewerkschaft werden, damit diese Ersatzwohnungen für Zwangsgeräumte stellen. Es ist aber erwartbar, dass bei Mietstreiks ein so großer ökonomischer Druck auf die Vermieter*innen aufgebaut wird, dass es zu einem schnellen Einlenken kommen wird. Das Risiko sinkt auch dadurch, wenn nur teilweise Mieterhöhungen nicht gezahlt werden, da so keine Kündigungen möglich sind. Wir brauchen also Know-How, Organisierung und eine große Portion Hoffnung, wenn wir wirklich etwas erreichen wollen. Aber dass es so bleibt wie es jetzt ist, ist keine Alternative.

Lasst jedes Haus zu einem Ort des Zusammenkommens und Widerstands werden!

Häuser kollektivieren!

Mietstreiks organisieren!

Baut Hausgruppen und Mieter*innengewerkschaften auf!

PS Zur Frage der Gewalt: Wenn ab und zu mal ein kleines Zeichen der Lebendigkeit aufblitzt oder bei einem Mietstreik ein Bankfenster eingeknallt wird, dann kann dies jedem Menschen nur ein Lächeln ins Gesicht zaubern 😉


[1] Gruppe Enteignen: „Schluss mit Feuerwerk-Politik – Warum Leipzig nicht besetzt werden kann“, am 27. September 2023, unter: https://knack.news/6822

[2] Gruppe Selbstermächtigung: „Bericht vom Massencornern zur Verteidigung der Feuer(wehr)politik vorm revolutionären Reformismus“, am 30. September 2023, unter: https://knack.news/6851

[3] Firefighting politics: „because the world is on fire – eine Antwort auf „Schluss mit Feuerwehrpolitik““, am

1. Oktober 2023, unter: https://knack.news/6858

[4] Berliner: „Ein Einwurf aus Berlin zum „Feuerwehr“-Beitrag“, 2. Oktober 2023, am unter: https://knack.news/6872

[5] Crimethinc: „Mietstreik? Eine strategische Begutachtung von Mietstreiks – historisch und aktuell“, am 30. März 2020, unter: https://de.crimethinc.com/2020/03/30/mietstreik-eine-strategische-begutachtung-von-mietstreiks-historisch-und-aktuell

[6] Vogliamoo Tuttoo: „Revolutionäre Stadtteilarbeit. Zwischenbilanz einer strategischen Neuausrichtung linker Praxis“, Münster 2022, S. 12.

[7] „Broschüre über die militante Kampagne gegen Vonovia“, 2022, unter: https://kontrapolis.info/5900/

[8] Radikale Linke Berlin, Kiezkommune Wedding, Kiezkommune Kreuzberg-Neukölln, Kiezkommune Friedrichshain: „Das Konzept Kiezkommune“, 2019, unter: https://kiezkommune.noblogs.org/die-kiezkommune/

[9]  Marx, Karl: „Fragebogen für Arbeiter“, in: Marx-Engels-Werke, Band 19, S. 230–237.

[10] Serafino, Davide: „Der Kampf gegen gesundheitsschädliche Arbeitsbedingungen am Beispiel von “Chicago Bridge” in Sestri Ponente (Genua) 1968/1969“, in: Arbeit – Bewegung – Geschichte. Zeitschrift für historische Studien, Heft I/2016.

[11] Bakunin, Michael: „La líbertad“, Buenos Aires 1975, S. 115-116.

[12] Antifa Kritik und Klassenkampf: „Der kommende Aufprall. Auf der Suche nach der Reißleine in Zeiten der Krise“, S. 12.

[13] Gruppe Kollektiv: „11 Thesen. Für eine grundlegende Neuausrichtung linksradikaler Politik –

Kritik & Perspektiven um Organisierung und revolutionäre Praxis“, S. 10-11.

[14] Berg Fidel Solidarisch und Rosa – Münster, in: Tutto: „Revolutionär Stadtteilarbeit“, S. 45-46.

[15] Kiezkommune Wedding – Berlin, in: Tutto: „Revolutionär Stadtteilarbeit“, S. 158-159.

[16] Solidarisch in Gröplingen und Kollektiv – Bremen, in: Tutto: „Revolutionär Stadtteilarbeit“, S. 86.

[17] Berg Fidel Solidarisch und Rosa – Münster, in: Tutto: „Revolutionär Stadtteilarbeit“, S. 29-30.

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Trage schwarz, WENN NÖTIG https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/2024/02/13/trage-schwarz-wenn-notig/ Tue, 13 Feb 2024 14:08:26 +0000 https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/?p=609 Wir haben uns entschieden den Text von Winsen Luhe Against Nazis nochmal neu zu veröffentlichen und auf unserem Blog zu verlinken. Der Text passt hervorragend in unser Konzept der “Szenekritik”. Gerade in Leipzig gibt es den unangenehmen Trend inflationär schwarz zu tragen. Wir denken, dass sowohl viele Vorkontrollen und Festnahmen, als auch häufig eine negative Außenwahrnehmung verringert werden könnten durch buntere Kleidung. Gerade um das Verbot von Demonstrationen oder Wanderkessel zu vermeiden, sollte sich erst nach dem Start der Demo umgezogen und vermummt werden. Lasst uns unberechenbar bleiben!

Wichtige Frage

Wann warst du das letzte mal auf einer Kundgebung, Demo, Mahnwache o.ä. und hast dich gefragt, warum nur vereinzelt bürgerlich gekleidete Menschen zu sehen sind?
Wann hast du das letzte mal darüber nachgedacht, warum vermeintlich bürgerliche Menschen nicht mehr zu antifaschistischen Demos kommen und antifaschistische Menschen als Linksterrorist*innen verteufeln?
Alles in allem gibt es auf alles die gleiche Antwort:

Inflation

Der schwarze Block wird zu inflationär genutzt. Viele Menschen reisen zu einer Demo, Kundgebung o.ä. an, tragen von Anfang an schwarz und vermummen sich sobald die Demo los geht. Frag dich aber bitte vorher, ob das wirklich einen Sinn hat. Macht es Sinn auf einer Demo mit wenig Eskalationspotential schwarz zu tragen? Wahrscheinlich nicht.
Schwarze Kleidung schreckt die meisten Menschen, die nicht sehr bewandert mit der linken Szene sind, eher ab.
Man verbindet immer Ausschreitungen bei diversen Scherbendemos, G20 oder Chaostage mit schwarzen Klamotten bzw. einer schwarz gekleideten Demo.
Um mehr Menschen für die Sache zu gewinnen ist es sinnvoll ebenfalls bürgerlich gekleidet zur Demo zu kommen.

Das Imageproblem

Antifaschismus hat ein Imageproblem und muss wieder bürgerlich werden und die bürgerlichen Menschen ansprechen.
Nur durch das bürgerliche Auftreten ist es zum Beispiel möglich gewesen, dass die rechten Aufmärsche jeden Montag von vermeintlich „normalen Menschen“ besucht werden, die dann instrumentalisiert und aufgehetzt wurden, obwohl sie vorher eigentlich auf der anderen Seite gestanden hätten.
Umso Bürgerlicher die Demo nach außen hin wirkt, desto geringer sind die Chancen das Demos seitens der Cops eskalieren und es ist möglich das die Polizeipräsenz sich mit der Zeit zurück schraubt.
Schwarze Kleidung hat immer den Anschein die Menschen seien bereit, die Demo eskalieren zu lassen, darum mehr Polizei.

Unser Tipp:

Nehmt schwarze Klamotten und Vermummung mit und zieht euch erst im Ernstfall um.
Durch den Schutz von Bannern kann man sich schnell mal ducken, um eine Jacke über zu ziehen und sich zu vermummen.
Das macht auch eine Nachverfolgung im Ernstfall schwerer.
Sonst haben euch die Cops von Anfang an im Auge und sehen was ihr anhabt.

Anonymität ist klasse

Auch schwarz gekleidet seit ihr gut zu identifizieren.
Seid auffällig unauffällig.
Tragt keine Vermummung und kein schwarz, damit niemand weiß wie ihr in schwarz und vermummt ausseht.
Achtet auf euer Umfeld und wie die Stimmungslage auf der Demo ist.
Zeigt mehr Gesicht für die Sache, damit wieder mehr Menschen sehen: Antifaschismus ist ein Kampf der uns alle angeht und mit einbezieht.
Außerdem ist es doch viel angenehmer zur Demo anzureisen, ohne im Hinterkopf zu haben das die Bullen eine*n zur Vorkontrolle anhalten könnten. Häufig passiert dies auf Grund von auffälliger Kleidung, welche der Demo zugeordnet werden könnten.
Anonymität finden wir klasse. Deswegen ist es vom Vorteil den Cops keinen Grund zu geben, die Identität feststellen zu wollen.

Edit

Aus der Kommunikation unter den Kommentaren auf Instagram heraus, haben wir uns raus genommen noch etwas zu ergänzen.

Was ist „bürgerliche Kleidung“ und warum brauchen wir Bürger*innen?

Wie schon bereits erwähnt unter „Das Imageproblem“ erhält der antifaschistische Kampf weniger Zuspruch als uns allen lieb ist. Gewerkschaften schaffen es die Bürger*innen ab zu holen, da diese generell bürgerlich geprägt sind. Schließt der antifaschistische Kampf dort an, können wir Menschen dazu gewinnen. Wir brauchen die Unterstützung der Bürger*innen! Warum? Eine Veränderung des Systems ist nur möglich wenn so viele Menschen anpacken wie möglich. Ein schwarzer Block wird die Menschen in den Firmen nie zum streiken bringen können. Antifaschismus und Anarchismus muss wieder Salonfähig werden. Die Menschen müssen einen anderen Blick darauf bekommen. Mit dem A und generell der Anarchie und Antifa hat jeder Mensch so sein eigenes Bild im Kopf. Chaos und Zerstörung in den Straßen. Das ist aber nicht mal im geringsten das, was Anarchie und Antifa eigentlich bedeutet. Das sind beides Lebenseinstellungen und Grundsätze, die auf eine Welt hinarbeiten, welche gewaltlos agiert und Gewaltäter*innen durch Täterarbeit sozialisiert. Aber wie willst du das Menschen beibringen, wenn bei jeder Demo alle schwarz tragen und vermummt sind? Die Redebeiträge holen viele garnicht mehr richtig ab. Grade Außenstehende schalten auf Durchzug wenn sie eine geschlossene Gruppe sehen, welche sie an Zerstörung und Gewalt erinnern lässt.

Mit bürgerlicher Kleidung ist die Kleidung gemeint, welche du im Alltag trägst. Wenn diese auch mehrheitlich schwarz ist, dann ist das eben so. Aber Demokleidung und private Kleidung unterscheiden sich bei vielen. Viele ziehen die Demokleidung eben nicht im privat Leben an. Es macht einen reisen unterscheid ob irgendwo vllt ein bisschen Farbe ist, ein Patch o.ä. Oder ob der ganze Block schwarz gekleidet ist.

Anonymität

Du solltest generell Wechselklamotten auf der Demo mit haben. Stattdessen könntest du diese von Anfang an anziehen und Mumme und schwarze Jacke im Rucksack lassen. Am besten eignet sich hier eine schwarze Jacke die auch über deine normale Jacke passt und immer noch locker sitzt und eine (andere) Kopfbedeckung. Das verändert deine Statur. Die Polizei beobachtet von Anfang an Personen und gibt auffällige Kleidung und Körpermerkmale durch. Wenn du dich dann aus der Dynamik heraus umziehst bzw. anziehst  und vermummst, verliert die Polizei die Orientierung. Die Merkmale die sie anfangs durchgegeben haben sind nun nirgends mehr zu finden um dich ausfindig zu machen. Nach der Demo kannst du in Seitengassen verschwinden und dich umziehen. Oft ist es möglich sich im Schutz eines Bannerkessels umzuziehen, davon raten wir ab. Polizei steht dann eben so oft in der Nähe und gibt durch wer raus kommt. Geh lieber ein paar Meter und zieh an der nächsten Ecke die schwarze Jacke wieder aus. AUSSERDEM: die Gefahr das eine Kleingruppe mit Privater Kleidung angehalten wird, ist Geringer als eine Kleingruppe die Schwarz gekleidet und vermummt ist. Privat gekleidete Menschen können sich bei Verfolgungen schneller von einander trennen um in der Masse der Bürger*innen unter zu gehen (auf dem Weg zu Blockaden o.ä.). Das macht es der Polizei wieder schwieriger zu schauen wer zusammen gehört und wer nicht, wer grade auf dem Weg nachhause ist oder anderes vor hat. Macht es der Polizei nicht so einfach euch einzuordnen !

Respekt

Es hat auch etwas mit Respekt gegenüber dem Nächsten zutun sich nicht direkt zu vermummen oder schwarz zu tragen. Wenn du zb auf einer Gedenkdemo bist und weißt, die eskaliert nicht so schnell, dann lass die Vermummung ab. Zeige Gesicht und damit Solidarität der Familie und den Betroffenen gegenüber. Schwarze Kleidung und Vermummung lassen oft darauf schließen, dass du nur da bist um Krawall zu machen und nicht für die eigentliche Sache. Auch einige Demos die von BiPoCs organisiert wurden eignen sich weniger dafür sich zu vermummen. Generell wird auf ähnlichen Demos davon abgeraten Pyro zu verwenden, was die schwarze Kleidung und mumme erfordern würde. Die Pyro, seine es Rauchtöpfe oder Böller, werden im Zweifelsfall sehr oft BiPoCs angehängt, welche dann von der Polizei rassistisch behandelt werden und wieder unnötige Repressionen erfahren. Bei Eskalationen werden auch meist wieder nur BiPoCs in den Schlagzeilen sein.

Dynamik

Entscheidend ist IMMER die Dynamik der Demo. Wenn du merkst, dass die Bullen der Demo auf die Pelle rücken, unverhältnismäßig handeln und eine Eskalation provozieren, macht es Sinn sich zu vermummen und schwarz zu tragen. Wenn du merkst eine andere Gruppe zieht sich um, dann tu das auch. Das könnte bedeuten, dass etwas passiert. Aber wenn alles friedlich ist, wozu dann eskalierend nach außen hin wirken? Ein Pyro kann auch mal schnell angezündet werden, während Regenschirme aufgespannt sind, die dann wieder verschwinden.

Kein Verbot

Wir schreiben hier niemanden vor sich nicht zu vermummen oder schwarz zu tragen. Wir wollen bloß auf die Sinnhaftigkeit aufmerksam machen! Das ist auch kein Appell daran friedlich zu bleiben. Aber ein Denkanstoß daran, dass friedliche Situationen ein friedliches Erscheinungsbild benötigen. Genau so braucht eine dynamische Situation ein dynamisches Auftreten.

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„Können wir jetzt über was anderes reden?“ https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/2024/01/23/konnen-wir-jetzt-uber-was-anderes-reden/ Tue, 23 Jan 2024 15:21:10 +0000 https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/?p=585 Wir möchten mit der – quasi elektronischen – Neuauflage dieser Broschüre, diese wieder ins Bewusstsein rufen. Denn das benannte Problem ist leider, sowohl in unserer anarchistischen Szene als auch in der gesamten Gesellschaft, immer noch das Gleiche: Emotionale Arbeit wird kaum bis gar nicht von Cis-Männern geleistet!

In der Broschüre sind die Probleme beschrieben, die wahrscheinlich jeder Cis-Mann schon mal schmerzhaft bei sich selbst bemerkt hat, wenn er ehrlich ist. Sei es die fehlende Nachfrage bei Freund*innen, sich nicht öffnen können in (romantischen) Beziehungen, sich nur öffnen können gegenüber Cis-Frauen oder das nicht führen können von emotionalen Gesprächen. Wahrscheinlich hat jeder, der das liest, diese Gedanken und Verhaltensmuster schon einmal voller Scham bei sich selbst bemerkt. Wer kennt beispielsweise nicht die Unsicherheit darüber, wie man reagieren soll, wenn ein guter Freund völlig am Boden ist und einem seine Probleme erzählt.

Lassen wir diese Scham hinter uns! Lasst uns anfangen über unsere Unzulänglichkeiten und Verhaltensmuster zu reden. Lasst uns anfangen ein neues Miteinander zu gestalten. Am Ende des Weges können auch Cis-Männer mehr emotionale Arbeit übernehmen und besser über ihre Probleme reden. Feminismus ist ein Gewinn für alle! Arbeitet an euch und euren Beziehungen! Der Private ist politisch!

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Gegen den Feiertagsaktivismus! https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/2024/01/18/gegen-den-feiertagsaktivismus/ Thu, 18 Jan 2024 16:10:54 +0000 https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/?p=577

Disclaimer: Der Artikel wurde von einigen Leuten aus der OAV geschrieben und spiegelt nicht die Meinung der gesamten OAV wider.

Während in den 90ern noch die reine Kampagnenarbeit der Autonomen kritisiert wurde, (Stichwort Heinz-Schenk-Debatte)[1] sind wir nun einen Schritt weiter in der taktischen Verwahrlosung und betreiben einen Feiertagsaktivismus. Während früher noch Ein-Themen-Kampagnen gefahren wurden (wie die Anti-Shell-Kampagne, Flüchtlingsaktivismus, Anti-Knastarbeit usw.) oder wenigstens von einer Gruppe mehrere Veranstaltungen zu einem Thema gemacht wurden (wie Antisemitismus in der radikalen Linken, Soliabende zu den Zapatistas, Perspektiven antikapitalistischer Ökonomie), richtet sich heute unser Aktivismus nur noch nach dem Kalender. Fairerweise muss mensch gestehen, dass linksradikaler Aktivismus sich auch noch zusammensetzt aus (antifaschistischer) Feuerwehrpolitik, Szene-Selbst-Bespaßung, Randale und nächtlichen Aktionen. Zu dem Sinn und Unsinn dieser Aktionen wurde schon viel geschrieben. Dagegen wurde bisher kaum etwas zum Feiertagsaktivismus gesagt. Dazu ein paar kurze Gedanken.

Das Jahr beginnt am 27.01 mit der Ausschwitzbefreiung. Am 8. März ist Flinta*- oder  Frauen-Kampftag. Am 15. März dann der Tag gegen Polizeigewalt. Am 18. März folgt sogleich der Tag der politischen Gefangenen. Am 30.04 ist Take-Back-the-Night und am 1. Mai gibt es dann die Babylon Berlin Aufführung mit dem ritualisiertem 30 minütigen Steineschmeißen. Gleich 7 Tage später folgt die Feier zum Sieg gegen den Nationalsozialismus. Am 09.11 ist dann der Tag zum Gedenken an die Reichspogromnacht. Schließlich ist am 25.11 der Tag der Gewalt gegen Frauen. Genauso sinnvoll wie das Jahr anfängt, endet es dann auch mit der 13.12 Demo. All den angegebenen Tagen ist gemein, dass sie von der großen Öffentlichkeit absolut unbemerkt stattfinden. Fragt doch mal euren Nachbarn, Arbeitskollegen oder Mitschüler ob er schon mal was vom „Tag der politischen Gefangen“ gehört hat. Natürlich nicht, denn öffentlichkeitswirksame Demonstrationen und Pressearbeit sind ja bürgerlich und reformistisch. In der Regel wird daher oftmals nur zum „Gemeinsamen Briefe an Gefangene schreiben“ oder Küfa eingeladen, bei denen genau die gleichen 10-15 Menschen aufkreuzen, die auch schon auf dem Plena der unbedeutenden Kleingruppe saßen, welche die Selbstbespaßung plante.

Bei den historisch tradierten Tagen wie dem 8. März oder 1. Mai sieht es anders aus. Da dominieren reformistische und rot-rote Gruppen die Demonstrationen. In der Regel wird es noch nicht einmal geschafft, einen autonomen oder geschweige denn anarchistischen Block auf die Beine zu stellen. Ansonsten müsste ja die Notwendigkeit von offener Organisierung und verbindlicher Arbeit zugegeben werden. Es wird daher brav in dem Block mitgelaufen, der am schwärzesten gekleidet ist.

Zu all den Demos erscheinen Linksradikale in genau der gleichen Art und Weise: Schlecht bis mäßig vermummt und mit den immer gleichen Transpis. Auf den Transpis sind Molotvcocktails oder Steinschleuder abgebildet, dazu oft noch eine vermummte Person. In der Regel steht noch ein Spruch dabei, der eigentlich keinerlei wirkliche Bedeutung hat. Wie „Freiheit beginnt, wo Herrschaft aufhört“, „Fight the System“ oder „Flintas die kämpfen sind Flintas die leben“. Die Sprüche sollen eigentlich martialisch wirken, aufgrund der Begleitumstände und dem Fakt, dass diese schon seit 50 Jahre lals Phrasen verwendet werden, aber nur noch langweilig wirken. Eine realpolitische Bedeutung, Forderung, Analyse oder sonst irgendein erkennbarer Sinn, verbirgt sich eh nicht hinter den Sprüchen. Sie dienen der Selbstvergewisserung einer kleinen Gruppe und sind aus dem Mangel an Kreativität und Theorie entstanden. Eigene anarchistische oder antideutsche Inhalte werden ansonsten gesetzt durch die Übertönung von „Hoch die internationale Solidarität“ durch „Hoch die antinationale Solidarität“.

Es gibt aber noch die 1-2 organisierten autonomen und anarchistischen Gruppen. Bei diesen wurde über die Demo ein bis zwei Wochen davor auf dem Plenum informiert. (Wer hätte es auch ahnen können, dass der 15. März dieses Jahr wieder kommt?) Alle sind sich einig, dass etwas gemacht werden muss. Aus Mangel an Vorbereitungszeit wird ein Flyer geschrieben und mit einem Drucker, der eigentlich schon weggeschmissen werden sollte und daher praktischerweise kostenlos zugänglich war, ca. 50 schwarz-weiß Exemplare mit Farbflecken gedruckt. In dem Text, an dem 1-2 Personen mitgeschrieben haben, wird auf das Event hingewiesen und der Reformismus der Veranstaltung kritisiert. Als Lösung wird „Bildet Banden“ oder „Überlegt euch selbst, was ihr dagegen machen könnt“ angegeben.

Das gute an all diesen Feiertagsdemos ist, dass sie sowieso niemanden interessieren. Ähnlich wie wiederkehrende Demonstrationen in der DDR oder Gedenktage in der BRD sind sie absolut belanglos. Warum sollte mensch auch ritualisiert irgendwo mitlatschen? Inhalte und Forderungen sind eh nicht vorhanden. Es wird demonstriert, weil es der Kalender will und nicht irgendein Anlass. Wer findet denn solche Tage wirklich toll? Seid ehrlich, wenn ihr in der Straßenbahn lest, dass heute der „Tag des Schweines“ oder „Tag der Gefahren des Lungenkrebses“ ist, findet ihr das interessant? Nein, es nervt einfach nur. Die politische Strategie, sich Tage rauszusuchen und an denen auf irgendwelche Gefahren, Notwendigkeiten, Unglücke oder Siege hinzuweisen ist absolut nervtötend. Ausnahmen wären hier vlt. noch große Jahrestage, da an denen wirklich kontinuierlich das Jahr über Veranstaltungen von mehreren Gruppen stattfinden.

Was also bleibt als Lösungsvorschlag? Lassen wir die Feiertage hinter uns! Wenn ihr Themenschwerpunkte habt, dann macht Kampagnen dazu, also mehrere Veranstaltungen und Vorträge. Legt euch auf 2-3 Themen das Jahr fest. Oftmals gibt es so viel antifaschistische Feuerwehrpolitik und Repression, dass ihr eh nicht zu mehr kommt. Lest gemeinsam Texte zu den Themen und arbeitet dann gemeinsam Positionen aus. Wenn ihr beispielsweise wirklich politischen Gefangenen helfen wollt, dann macht dazu öffentlichkeitswirksame Kampagnen und sammelt Gelder oder baut durch militante Aktionen Druck auf. Lasst uns also wieder zu den eigentlichen Aufgaben zurückkommen: Massenbewegungen aufzubauen und zu unterstützen. Die radikale Linke ist entstanden, um Streiks zu supporten oder andere notwendige Kämpfe wie zur Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen oder Homosexualität. Wir haben auch jetzt genügend dringliche Probleme und aktuelle Kämpfe, auf die wir uns lange vorbereiten und gegebenfalls schnell intervenieren müssen.

Lassen wir die Feiertage hinter uns!

PS: Auch viele große post-autonome oder bürgerliche antifaschistische Gruppen wie beispielsweise die Interventionistische Linke oder Leipzig nimmt Platz betreiben so einen Feiertagsaktivismus. Die Kritik richtet sich auch dezidiert an Gruppen, die ansonsten Kampagnenarbeit oder kontinuierliche Aufbauarbeit leisten! Hört auf mit gezwungenermaßen jeden Feiertag zu zelebrieren!


[1] Heinz Schenk: Wir sind doch kein Kampagnenheinz, unter: https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/2024/01/11/heinz-schenk-debatte/

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Heinz-Schenk-Debatte https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/2024/01/11/heinz-schenk-debatte/ Thu, 11 Jan 2024 15:59:05 +0000 https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/?p=563 Wir möchten eine neue Reihe von Textveröffentlichungen starten: Szene-Kritik. Wir werden in der Reihe viel selbst veröffentlichen, aber auch andere Beiträge hochladen die wir wichtig finden. Es geht uns dabei nicht um Kritik an Veranstaltung XY oder einem wilden Gruppen Bashing, sondern generell um Kritik an bestimmten Verhaltensweisen, Denken und Organisierung, die in mehreren Aktionen (wie Demonstrationen) und Gruppen stattfindet. Wenn ihr selbst jetzt meint, dass ihr eine gute Kritik habt: Schreibt einen kleinen Text und schickt ihn uns! Und vergesst nicht, eure Texte auch auf Indymedia und Knack.news hochzuladen und dem Autonomen Blättchen zu schicken.

Wir haben das Gefühl, dass aufgrund nicht vorhandener Organisationsformen in der autonomen Linken viele Debatten und Wissen nicht überliefert wird. Daher möchten wir gleich zu Beginn eine Debatte aus den 90er hochladen, die “Heinz-Schenk-Debatte”. Mensch kann schon sagen, dass die Interventionistische Linke (IL) und ihr bunter und friedlicher Massenprotesten wie die Kampagnen “Castor Schottern”, “Dresden Nazifrei” und “Ende Gelände” durch diese Debatten entstanden ist. Zu dem Vorwort der erneuten Veröffentlichung von 2011 ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Es ist leider immer noch aktuell, genauso wie die Debatte selbst. (Interessant ist nur der Fakt, dass Aktivist*innen 1991 wirklich noch dachten, dass sie die autonome Szene ändern können. Die autonome Szene also noch als sich veränderndes und werdendes Objekt betrachteten. Ein Gedanke, den wirklich niemand von uns jemals hatte.) Wir haben die Broschüre nur etwas gekürzt, da sich viel wiederholt (von stolzen 80 Seiten auf 30!). So sind die Antworten auf die zentralen Kritiktexte herausgeschnitten worden und einige sehr langatmige Statements, genauso wie die Gründungserklärung der Gruppe Fels, welche sich als Reaktion auf die Debatte bildete. Und natürlich stimmen wir nicht allen Punkten zu und Einige aus der Vernetzung stimmen natürlich keinen der Punkten zu, aber wir glauben, dass (fast) alle Debatten die Berechtigung haben historisiert zu werden.

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Aufruf zur Teilnahme an den Bauernprotesten in Leipzig https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/2024/01/06/aufruf-zur-teilnahme-an-den-bauernprotesten-in-leipzig/ Sat, 06 Jan 2024 17:03:16 +0000 https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/?p=561

Disclaimer: Der Artikel wurde von einigen Leuten aus der OAV geschrieben und spiegelt nicht die Meinung der gesamten OAV wider.

Es brodelt in Deutschland. Autobahnauffahrten werden blockiert, quasi Generalstreiks angekündigt und Minister bedroht. Und was macht die deutsche radikale Linke? Sich schon mal vorsorglich abgrenzen und Sharepics gegen die Proteste erstellen. Als ob wir aus der Faschistisierung der Querdenkerproteste nicht gelernt hätten. Bei aller Liebe zur antideutschen Ideologie, handelt es sich hier leider eher um verfehlte Überreste dieser, die es weit in die radikale Linke geschafft hat. Statt notwendigerweise die deutsche Masse nicht zu verherrlichen und eine gewisse kritische Distanz zu besitzen, wird aus der Skepsis eine Fundamentalablehnung jeglichen Protestes. Aber genau das ist der Trugschluss, der dem aufkommenden Faschismus wieder in die Hände spielt. Denn: Wenn wir nicht die Faschist*innen daran hindern die Proteste zu instrumentalisieren, wer dann?

Als radikale Linke sollten wir nicht nur im Hinblick auf potentielle Revolutionen in Krisenzeiten Massenproteste unterstützen, sondern auch, um das Aufkommen eines erneuten Faschismus zu verhindern. In anderen Ländern ist diese Lehre übrigens auch angekommen. Bei den Gelbwestenprotesten (welche als bürgerlicher Protest gegen Spritpreiserhöhung starteten) wurden die Faschos mit Gewalt rausgedrängt, genauso wie bei den Protesten gegen die Sparpolitik in Griechenland.

Wenn es jetzt also in Deutschland endlich zu widerständigen Protesten der arbeitenden Bevölkerung gegen die Sparpolitik kommt, dann ist es unsere revolutionäre und antifaschistische Pflicht an diesen teilzunehmen und die Faschos rauszuboxen. Gerade für diesen Zeitpunkt haben wir jahrelang in Selbstverteidigungs- und Boxgruppen trainiert. Wir können allen raten, die es bisher nicht gemacht haben auch für solche Konfrontationen zu trainieren, die historisch unausweichlich sind.

Was heißt das jetzt für Leipzig? Es sind Blockaden der Autobahnauffahrten geplant, genauso wie ab 8 Uhr Blockaden des Ringes. Die Blockaden werden wahrscheinlich nur durch Autos und ohne Demonstrationen stattfinden, es wird dadurch schwer, daran teilzunehmen (es sieht einfach lächerlich aus und fühlt sich auch so an, mit 100 Menschen neben Autos zu laufen). Spätestens ab 15 Uhr ist auf dem Augustusplatz aber eine Solidaritätskundgebung durch ein kleines bäuerliches Kollektiv geplant. Es ist wahrscheinlich, dass die radikale Linke mal wieder neben statt mit der „normalen“ Bevölkerung protestiert. Es sollte also möglichst versucht werden an den regulären Protesten teilzunehmen und die Kundgebung nur als Anlaufpunkt zu nehmen.

In den Protesten werden wir mit Anfeindungen und Gepöbel rechnen müssen. Wir müssen hier den Menschen klar machen, dass wir als Linke immer gegen Sparpolitik sind und dass die Rechten wie z.B. die AFD sich immer gegen Subventionen (der Landwirtschaft) aussprechen. Wir sollten aber nicht versuchen, unsere Standpunkte sofort der Bewegung aufzudrängen. Wir sollten auch nicht durch unsere Redebeiträge und Parolen jeder anderen Meinungsäußerung den Raum nehmen. Entschieden sollten wir nur gegen teilnehmende Faschist*innen vorgehen. Wir sollten also hauptsächlich als gleichberechtigte Partner*innen/Genoss*innen an der Seite der Streikenden demonstrieren und zeigen, dass wir uns für sie einsetzen.1

Wir sehen uns Montag auf dem Ring und Augustusplatz!

Antifa heißt Handarbeit!

1 Einen guten Artikel dazu hat auch die anrchistische Gewerkschaft FAU geschrieben:

“Solidarität mit Bäuer:innenprotesten und GdL-Streik!”, am 02.01.2024, unter: https://gruene-gewerke.fau.org/?p=133#more-133

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Rede zur Silver Kundgebung an der JVA Leipzig https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/2024/01/03/rede-zur-silver-kundgebung-an-der-jva-leipzig/ Wed, 03 Jan 2024 20:21:35 +0000 https://offeneanarchistischevernetzungleipzig.blackblogs.org/?p=559

Gefängnisse sind (hierzulande) das höchste Mittel des staatlichen Strafens. 

Bestraft werden diejenigen, die sich nicht an Regeln und Gesetze halten, welche von den jeweilig Herrschenden aufgestellt wurden. Regeln und Gesetze dienen zur Durchsetzung der Interessen der Machthabenden, Lobbyist*innen und der Polizei und werden von diesen maßgeblich diktiert.

Der Staat bestimmt die Norm. Er definiert welches Verhalten gut und sittlich ist und welches nicht. Dadurch ist er selbst Garant von “Ordnung und Sittlichkeit”. Was als Gefahr für die gesellschaftlichen Verhältnisse ausgemacht wird, soll bestraft, kontrolliert, isoliert und als abschreckendes Beispiel präsentiert werden. Es geht im Justizsystem und in Gefängnissen weder um Resozialisierung, noch um Wiedergutmachung. Der Staat ist somit einseitig willkürlich, wie mensch an Aufenthaltsbestimmungs-paragraphen und Drogengesetzen sieht. Andererseits ist der Staat sehr rational. Seine Existenz und seine Gesetze dienen dazu die Ausbeutungsverhältnisse aufrecht zu erhalten.

Zur Legitimation von Herrschaft und Knast werden die Gefangenen stigmatisiert. Die Stigmatisierung geht dabei auch über die Haft hinaus. Als Rechtfertigung für all das Einsperren und Strafen, dient die heraufbeschworene Idee einer Bedrohung vor Terroristen und Kriminellen, vor denen wir angeblich geschützt werden sollen.  Das lenkt von den eigentlichen Problemen und ihren Ursachen ab, nämlich, dass diese Gesellschaft auf Herrschaft, Konkurrenz und Ausbeutung beruht. Polizei, Justiz und Knast sind nötig um die sozialen Verhältnisse aufrecht zu erhalten, die wiederum für das Entstehen der meisten “Verbrechen” überhaupt erst verantwortlich sind.  Dabei wird gerne das Bild von gefährlichen Individuen und brutalen Gewalttätern gemalt. Die größten Verbrechen der menschlichen Geschichte aber wurden von Regierungen oder Konzernen verübt und waren dabei meist sogar völlig legal (Sklaverei, Krieg, Genozide…). 

Der größte Teil der Gefängnisinsassen hingegen war nie gewalttätig. In den Kerkern dieser Welt sitzen nicht die gewalttätigsten Menschen, sondern die Ärmsten. So sitzen hierzulande Tausende ein, weil sie ohne zu zahlen den ÖPNV genutzt haben. Die Mehrheit sitzt wegen Eigentumsdelikten wie Ladendiebstahl, Betrug oder sogenannter Beschaffungskriminalität. Der Grund für soziale Probleme wie Sucht und Gewalt resultieren aus widrigen Lebensumständen, biographischer Sozialisation und krisenhaften Lebenssituationen.   Die Haftanstalt löst keines dieser Probleme, im Gegenteil. Sie stellt sicher, dass der Grund für diese Konflikte bestehen bleibt und fördert Gewalt. Das Gefängnis selbst ist einer der gewalttätigsten Orte dieser Welt.

Die kapitalistische Gesellschaft kann nicht die Bedürfnis aller Menschen nach Würde, materieller und sozialer Sicherheit befriedigen. Dies zwingt Menschen dazu, mit den verschiedensten legalen und eben auch „illegalen“ Mitteln miteinander zu konkurrieren. Dass sich eben diese Verhältnisse nicht ändern, dafür braucht der Staat das Einsperren. Es dient dazu die  Ungleichheit und Herrschaft abzusichern.  

Deshalb muss klar sein: eine Kritik an Knast und Strafe kann nur im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Verhältnissen als Ganzes betrachtet und behandelt werden. Dabei ist zu beachten, dass das Gefängnis nur eine von einer Vielzahl von Einrichtungen darstellt, welches dieses System am Laufen halten und dazu dienen Menschen zu erziehen, zu brechen, zu kontrollieren. Dieselbe Logik von Strafe findet sich auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen: in Schulen, psychiatrischen Einrichtungen, Abschiebelagern, Arbeitsstellen usw.   

Das Strafen wirkt dabei schon im Voraus. Als Angst vor staatlicher Gewalt lähmt es all diejenigen, welche die aktuelle Gesellschaft  und ihr materielles und soziales Elend eigentlich nicht akzeptieren mögen. Das Rechtssystem ist nicht neutral. Es ist kein Ausdruck eines allgemeinen Interesse, seine Funktion besteht in nichts anderem, als der Absicherung  der Privilegien der herrschenden Macht.  

Gegen das Gefängnis zu kämpfen, bedeutet daher gegen den Staat und seine Justiz und letztlich gegen eine Form von Gesellschaft zu kämpfen, welche solche Institutionen innehält.

Kriminell ist das System! 

Freiheit für alle politischen und sozialen Gefangenen!

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