Ankündigungen/Aufrufe – Soligruppe für Gefangene https://panopticon.blackblogs.org Für die Anarchie! Knäste, Staat, Patriarchat und Kapital abschaffen! Thu, 20 Mar 2025 12:19:11 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 https://panopticon.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1233/2020/02/cropped-discharge-degenerik-blog-1-32x32.jpg Ankündigungen/Aufrufe – Soligruppe für Gefangene https://panopticon.blackblogs.org 32 32 Spendenaktion für Deserteure und Kriegsflüchtlinge https://panopticon.blackblogs.org/2025/03/05/spendenaktion-fuer-deserteure-und-kriegsfluechtlinge/ Wed, 05 Mar 2025 21:52:18 +0000 https://panopticon.blackblogs.org/?p=6207 Continue reading ]]>

Gefunden auf antimilitarismus, die Übersetzung ist von uns.


Spendenaktion für Deserteure und Kriegsflüchtlinge

Das Kriegsgemetzel in der Ukraine dauert an und betrifft die Bevölkerung auf beiden Seiten der Front. Während Putins Armee ukrainische Städte bombardiert, hat die ukrainische Regierung diese Städte für einen erheblichen Teil der lokalen Bevölkerung in Gefängnisse verwandelt.

Die Menschen werden durch die Handlungen der Machthaber im Kreml und in Kiew verstümmelt, eingesperrt, vergewaltigt und ermordet. Wir dürfen nicht wegsehen. Wir müssen den Betroffenen helfen.

Krieg und nationalistische Propaganda täuschen und manipulieren uns und verschleiern gleichzeitig wichtige Fakten. Unter anderem die Tatsache, dass die Staatsgrenzen in der Ukraine für Männer im wehrpflichtigen Alter geschlossen sind. Sie werden von der Armee bewacht, die Männer ins Gefängnis schickt, sie erschießt und im Fluss ertränkt, wenn sie versuchen, die Grenze zu einem sicheren Ort zu überqueren. Bewaffnete Soldaten der Armee jagen Männer auch auf der Straße, um sie an die Front zu schleppen und sie als „Kanonenfutter“ zu benutzen. Ja, das ist dieselbe ukrainische Armee, die von vielen gelobt wird, als wäre sie eine edle Form der Befreiungsinstitution. Wenn wir nach Russland schauen, sehen wir eine ähnlich beunruhigende Realität. Schon der geringste Protest gegen den Krieg führt dazu, dass Menschen im Gefängnis landen; die Zwangsrekrutierung hat viele Proletarier dazu gezwungen, zu fliehen oder unterzutauchen. Deserteure, Saboteure und Kriegsdienstverweigerer werden in Russland und der Ukraine massakriert, verurteilt und inhaftiert.

Es ist uns egal, wie die Bourgeoisie diese Aggression gegen die Arbeiterklasse in Russland und der Ukraine rechtfertigt. Es ist nicht nur notwendig, sie zu verurteilen und zu kritisieren, sondern auch den Betroffenen praktische Unterstützung zu bieten, d. h. Deserteuren, Rebellen, Saboteuren, Flüchtlingen, denen, die sich der Zwangsrekrutierung an die Front entziehen, und vielen anderen. Es ist notwendig, sich konsequent gegen Putins Aggressoren zu stellen, ebenso wie gegen Aggressoren, die auf Betreiben der ukrainischen Regierung handeln.

Was können wir tun, die wir derzeit außerhalb des Kriegsgebiets leben? Zumindest können wir Ressourcen mit denen teilen, die sie dringend benötigen. Die Anti-Militaristische Initiative (AMI) startet daher ab dem 1. Februar 2025 eine öffentliche Spendenaktion. Mit dem gesammelten Geld werden Proletarier aus Russland und der Ukraine unterstützt, die versuchen, der Mobilisierung zu entgehen, die desertiert sind, die Repressionen ausgesetzt sind oder versuchen, ihr Leben zu retten, indem sie aus einem Kriegsgebiet fliehen.

Wie kann man die Spendenaktion unterstützen?

1) Du kannst Geld auf das Konto überweißen.

Zahlungsdetails:

IBAN: CZ1955000000001024164477

Kontoinhaber: Historický spolek Zádruha, z.s.

Bank: Raiffeisenbank

Bankleitzahl: 5500

SWIFT-Code: RZBCCZPP

2) Es ist auch möglich, das Geld persönlich in bar zu übergeben.

3) Benefizkonzerte, Solidaritätsfeiern und -essen usw. sind willkommen.

4) Die Weitergabe von Informationen über die Spendenaktion ist ein wichtiger Teil der Spendenaktion. Sie kann in verschiedene Sprachen übersetzt werden, und die Weitergabe eines Flyers oder Plakats, die Veröffentlichung des Aufrufs auf Websites, in sozialen Netzwerken, Zeitschriften usw. ist ebenfalls willkommen.

5) Wir planen, nacheinander Stellungnahmen von Kollektiven und Individuen zu veröffentlichen, die die Spendenaktion unterstützt haben. Diese werden ihre Beweggründe und Überlegungen zum Widerstand gegen den Krieg erläutern. Schreib deinen eigenen Beitrag.

]]> Die Bibliothek Libertad braucht dich! Paris, Frankreich https://panopticon.blackblogs.org/2025/01/26/die-bibliothek-libertad-braucht-dich-paris-frankreich/ Sun, 26 Jan 2025 21:10:33 +0000 https://panopticon.blackblogs.org/?p=6152 Continue reading ]]>

Gefunden auf act for free, die Übersetzung ist von uns.


Die Bibliothek Libertad braucht dich! Paris, Frankreich

Die anarchistische Bibliothek „Libertad“ wurde 2010 in Paris als ein Ort gegründet, an dem Erfahrungen und Perspektiven miteinander in Einklang gebracht werden können, um einer tödlichen Welt, die auf der Logik von Ausbeutung und Herrschaft basiert, ein Ende zu setzen. Monat für Monat fanden dort viele Diskussionen, Debatten, Vorträge und Filmvorführungen statt, zwischen Tausenden von Büchern, Archiven und Zeitschriften, die ausgeliehen oder mitgenommen werden konnten. In seinen Räumen hallten die Stimmen von Gefährten und Gefährtinnen aus anderen Kontinenten wider, die gekommen waren, um von ihren Kämpfen zu berichten.

Sie haben es uns ermöglicht, Dokumente und Zeugnisse vergangener Kämpfe zu sammeln, um die Möglichkeiten der Gegenwart besser zu vertiefen. Sie sprachen sich solidarisch mit inhaftierten Gefährten und Gefährtinnen und den Wellen von Angriffen auf das Bestehende aus. Sie vibrierten vor lebhaften Debatten über die neuen Angriffe der Herrschaft auf die Freiheit und die Lebenden und über die verschiedenen Wege, die Welt, wie sie ist, zu Fall zu bringen.

Viele haben in diesen Debatten eine Inspirationsquelle für Brüche und schöne Begegnungen gefunden, so viele Gelegenheiten, die entfremdenden Pfade der Resignation zu verlassen und unsere Kritik für das Hier und Jetzt zu schärfen.

In den letzten vierzehn Jahren hat die Bibliothek Libertad stets darauf geachtet, sich von institutioneller Finanzierung fernzuhalten, insbesondere dank Unterstützungsveranstaltungen wie Essen, Konzerten, aber auch Spenden und Einfallsreichtum. Die Bibliothek befindet sich im Pariser Stadtteil Belleville und sieht sich mit einer Miete konfrontiert, die von Jahr zu Jahr belastender wird. Deshalb bitten wir euch um finanzielle Unterstützung, damit wir die aufgelaufenen Mietschulden begleichen können, die uns erdrücken … und weiterhin die kommunizierenden Gefäße zwischen Ideen und Aktionen in völliger Autonomie erforschen können, ohne Herren oder Sklaven. Wir müssen mehrere Tausend Euro aufbringen, um diese Lücke zu schließen und die halbjährliche Miete von 6.000 Euro weiterhin zu bezahlen. Wir freuen uns über alle Arten von anonymen Spenden und öffentlichen Initiativen, die dezentral organisiert werden und natürlich zu unseren eigenen hinzukommen.

Wenn ihr Fragen habt oder weitere Informationen möchtet, schreibt bitte direkt an [email protected] … und auf jeden Fall: Es lebe die Anarchie!

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der anarchistischen Bibliothek Libertad,

(bibliothequelibertad.noblogs.org)

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[Iberische Halbinsel] Woche der Agitation und Propaganda gegen die Grenzen und die Kriege des Kapitals. Vom 23. bis 31. Dezember (2024). https://panopticon.blackblogs.org/2024/12/15/iberische-halbinsel-woche-der-agitation-und-propaganda-gegen-die-grenzen-und-die-kriege-des-kapitals-vom-23-bis-31-dezember-2024/ Sun, 15 Dec 2024 19:55:37 +0000 https://panopticon.blackblogs.org/?p=6113 Continue reading ]]>

Gefunden auf Indymedia Barcelona, die Übersetzung ist von uns.


[Iberische Halbinsel] Woche der Agitation und Propaganda gegen die Grenzen und die Kriege des Kapitals. Vom 23. bis 31. Dezember (2024).

http://barcelona.indymedia.org/usermedia/image/6/WhatsApp_Image_2024-12-12_at_23.38.33.jpeg

In den letzten Jahren haben der Kapitalismus und die Staaten auf der ganzen Welt das Abschlachten der Ausgebeuteten in ihren Kriegen verschärft und gleichzeitig gab es viele Bevölkerungsbewegungen in Form von Zwangsumsiedlungen als Folge dieses kriegerischen Aufschwungs, zusätzlich zu anderen Faktoren der internationalen Weltordnung. Der Nationalismus ist mit voller Wucht wieder aufgetaucht und zu einem wirksamen Instrument der Mächtigen geworden, um Unterdrückte und Unterdrücker unter derselben nationalen Flagge zu vereinen und die Aufmerksamkeit vom gemeinsamen Feind, dem Klassenfeind, auf unsere Mitmenschen zu lenken.

Die Militärindustrie hat ein nie dagewesenes Entwicklungsniveau erreicht und schafft neue Technologien für den Tod, während die Militarisierung unseres Alltags rasant voranschreitet. Die gegenwärtigen demokratischen Gesellschaften werden zunehmend von Kriterien beherrscht, bei denen jeder Vorwand (Gesundheitskrisen, Klimakrisen, die „Bedrohung durch den Terrorismus“ …) genutzt wird, um die militärische Präsenz auf den Straßen zu rechtfertigen und die Überwachung und staatliche Kontrolle durch Streitkräfte zu normalisieren.

Die jüngsten geopolitischen Spannungen sind nur ein Kapitel in einem umfassenderen Konflikt zwischen Blöcken kapitalistischer Länder, die um die Kontrolle über die Welt kämpfen. In der Vergangenheit war Krieg für den krisengeschüttelten Kapitalismus ein Mittel zur ökonomischen Umstrukturierung. Auch heute, wo der Kapitalismus unter einer demokratischen Fassade beschönigt wird und die Linke des Kapitals diese ideologische Fraktion des Systems beherrscht, bleibt Krieg die extremste Form der Unterdrückung, die Staaten und Kapitalisten über die Ausgebeuteten ausüben, und ist an der Tagesordnung. Deshalb betrachten wir den aktuellen Konflikt als einen Angriff auf alle Proletarierinnen und Proletarier, ob in Palästina, der Ukraine, Berg-Karabach, Syrien, dem Libanon … oder in irgendeinem anderen Winkel des Planeten.

Die Armen, die Unterdrückten in den westlichen Ländern sehen sich ihrerseits mit einer weiteren Verschlechterung unserer Lebensbedingungen konfrontiert, die durch den Krieg und die „Anstrengung“ gerechtfertigt wird, die immer die Unterlegenen treffen wird. Die Ausbeutung verschärft sich, während die Politiker bereits ein neues Narrativ haben, das zu den üblichen Botschaften hinzukommt, die uns sagen, dass wir uns verpissen und unser beschissenes Leben akzeptieren sollen, und das angesichts der internationalen Kriegsspannungen jetzt „Kriegsanstrengungen“ heißt. Wer weiß, ob sich unsere Politiker und Bosse nicht auf ein neues internationales Gemetzel vorbereiten und die Szenen von Polizeikräften, die Menschen an die Front schleppen, wie sie in der Ukraine gesehen wurden, Teil unserer Realität im Hier und Jetzt werden. Die Versuchsballons um die Wehrpflicht und andere Hinweise sollten nicht darüber hinwegtäuschen, wohin diese Bastarde wieder zielen.

Die Menschen fliehen vor dem Krieg und damit vor einer neuen, vom Kapitalismus verursachten Vertreibung, die weltweit Hunderte von Millionen Menschen dazu gebracht hat, Meere, Wüsten, Mauern und Stacheldraht zu überqueren und sich Verfolgung und Rassismus auszusetzen. Die Centros de Internamiento de Extranjeros (CIES)1, militarisierte Grenzen, Mauern, Checkpoints und Polizeigewalt sind Teil der riesigen Industrie der Kontrolle und Militarisierung, die Staaten entwickelt und umgesetzt haben.

Aus all diesen Gründen rufen wir zu einer Woche der Agitation und des Kampfes gegen die Kriege des Kapitals und der Grenzen auf. Wir wollen einen weiteren Schritt in diesem ständigen, täglichen, internationalistischen Kampf machen. Der Krieg beginnt hier, und die Unternehmen, die mit ihm zusammenarbeiten, sowie die Herstellung von Waffen sind Teil unserer täglichen Realität. Ein kleiner Beitrag zum laufenden Krieg.

Wir laden alle ein, sich zu beteiligen und Gespräche, Debatten und Aktionen zu organisieren und auf die Straße zu gehen… Dieser Aufruf richtet sich an alle Gruppen, Kollektive und Individuen, die mitmachen wollen. Und jeden Beitrag leisten, den man sich vorstellen kann.

Gegen Grenzen, gegen den Krieg! Für die soziale Revolution!


1A.d.Ü., Abschiebeknäste in Spanien.

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Info-Veranstaltungen – Revolutionäre Solidarität https://panopticon.blackblogs.org/2024/08/11/info-veranstaltungen-revolutionaere-solidaritaet/ Sun, 11 Aug 2024 19:43:04 +0000 https://panopticon.blackblogs.org/?p=5966 Continue reading ]]> Info-Veranstaltungen – Revolutionäre Solidarität

Zur Internationalen Woche der Solidarität mit anarchistischen Gefangenen (23.-30. August)

In 2 verschiedenen Veranstaltungen lesen und diskutieren wir über revolutionäre Solidarität als der Ursprung und die Grundlage anarchistischer Aktion. Denn die Aufrechterhaltung von Kommunikation und affektiven Verbindungen als revolutionäre Praxis lässt den Satz „kein*e Gefährt*in ist allein“ lebendig und zu einer gelebten und konkreten täglichen Aktion werden.

25.08.24 (13 -17 Uhr)

Solidarität im Exil und in der Klandestinität.

Geschichten, Texte und Erfahrungen von Gefährt*innen, die sich zur Flucht, als Teil des Kampfes, entschieden haben oder dazu gezwungen waren, um der Repression zu entgehen.

01.09.24 (13-17 Uhr)

Solidarität, um die Insolation zu Durchbrechen.

Geschichten, Texte und Erfahrungen der Solidarität, die die Isolation und das Zurücklassen derjenigen durchbrechen, die nach der Konfrontation mit der Macht lange Haftstrafen absitzen, und derjenigen, die sich im Fokus der Repression befinden.

-Briefe an Gefangene schreiben
-Veganes Essen
-Zines und Bücher
-Getränke

Für Kontakt oder weitere Informationen https://infoladenscherer8.noblogs.org/

Infoladen Scherer 8, 13347, Wedding.

„Für eine Welt ohne Knäste“.


Info events – Revolutionary solidarity

On the International Week of Solidarity with Anarchist Prisoners (20-30 August)

We will hold 2 events of reading and debate on revolutionary solidarity as the genesis or basis of anarchist action. Keeping communication and affective bonds as a revolutionary practice that makes the phrase „no comrade is left alone“ comes alive as a living and concrete action on a daily basis.

25.08.24 1 to 5 pm

Solidarity in exile and clandestinity.

Stories, text, and experiences of comrades who decided to flee as part of the struggle or were forced to do so in order to escape repression.

01.09.24 1 to 5pm

Solidarity to break isolation.

Stories, texts, and experiences of solidarity that break through the isolation and abandonment of those who serve long prison sentences after confronting power and those who find themselves the focus of repression.

-Writing letters to prisoners
-Vegan food
-Zines and books
-Drinks

For contact or further information https://infoladenscherer8.noblogs.org/

Infoladen Scherer 8, 13347, Wedding.

„For a world without prisons.“

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Vorläufiges Programm der Anarchistischen Buchmesse Berlin-Kreuzberg 2024 (Stand 02.08.24) https://panopticon.blackblogs.org/2024/08/02/vorlaeufiges-programm-der-anarchistischen-buchmesse-berlin-kreuzberg-2024-stand-02-08-24/ Fri, 02 Aug 2024 17:36:41 +0000 https://panopticon.blackblogs.org/?p=5958 Continue reading ]]>

Mehr Infos auf anarchistischebuechermesse.noblogs.org

Programm

Donnerstag, 05. September
18:00 Uhr

Offene Veranstaltung und Diskussion zu anarchistischer Theorie, Veröffentlichungen (Bücher, Broschüren, usw.), Propaganda und Agitation [deutsch]

Auch wenn in den letzten zwei Jahrzehnten die Verbreitung anarchistischer Ideen in Form von Büchern, Broschüren, Übersetzungen, usw. enorm gestiegen ist, bleibt vor uns noch ein langer und steiniger Weg.

Erstens weil im Allgemeinen für die Entstehung dieser, ganz voran alles Schriftliche, die verbreitete Meinung existiert, dass dies meistens entweder mit akademischen Wissen verbunden sein muss oder zumindest mit der Figur der Expertin und des Experten – manchmal auch das absolute Gegenteilige – und das Veröffentlichen von Texten mit akademischen Fähigkeiten und Wissen verbunden sein muss. Was dazu führt, dass die Mehrheit der im deutschsprachigen Raum veröffentlichten Schriften universitären Arbeiten gleichen. Sie wurden für die Universität geschrieben, während des Studiums, als Masterarbeiten, usw., sie sind also ein Zweck und nicht ein Mittel einer revolutionären Bewegung.

Dies widerspricht vehement der anarchistischen und revolutionären Geschichte des Proletariats, wo einerseits Reformisten wie Kautsky und Bernstein, später Lenin auch, die Figur des gebildeten Bourgeois verteidigten, der alleine in der Lage war das Proletariat, den Pöbel, die Penner (diese eher selten) und den Prolos Bewusstsein zu lehren. Ein externer Agent, der diesen Bewusstsein einführen musste, da die ausgebeutete Klasse, ihrer Meinung nach, nicht in der Lage ist am Ende sich selbst zu befreien. Von da an ist die Notwendigkeit einer Avantgarde nicht mehr gegeben, weil sie ja schon existiert.

Zweitens, diese daraus entstehende Unsicherheit sich mit sowohl komplexen und einfachen Fragen auseinanderzusetzen, wie die herrschenden Verhältnisse zu analysieren, zu kritisieren und zu verstehen, um sie danach via der Praxis auch anzugreifen, kann nicht mehr stattfinden, außer die sogenannten „Profis des Wissens“ widmen sich diesen Thematiken.

Nun Akademikerinnen und Akademiker sind keine „Profis des Wissens“, sondern nur akademische Titelsammler und brüskieren sich mit Bildung, aber diese interessiert uns nicht.

Was wir auf der Anarchistischen Buchmesse diskutieren wollen, ist wie eine revolutionäre Bewegung nicht nur sich selbst im kollektiven Sinne bildet, wie sie Wissen generiert, kollektiviert und verbreitet, sondern sich bewusst wird, denn die Geschichte (Vergangenheit wie Gegenwart) beweist uns, dass dies nicht nur möglich ist, sondern auch notwendig.

Wir haben einige Texte von der anarchistischen Gruppe Expandiendo la Revuleta übersetzt, die sich genau auch mit diesen Fragen beschäftigen und die wir dadurch für sehr inspirierend halten.

Die Schwerpunkte der Diskussion sind daher (nicht chronologisch, aber dennoch miteinander verbunden zu verstehen):

– Wie können im deutschsprachigem Raum, aber auch weltweit in Verbindung mit Gefährtinnen und Gefährten, Diskussionen stattfinden, wo wir qualitativ einen wachsenden Prozess der Kollektivierung von Wissen vorantreiben (über Geschichte, über Theorie, über gegenwärtige Kämpfe und Auseinandersetzungen,usw.)?
– Wie können aus dem kollektive Projekte entstehen die in Büchern, Publikationen, Broschüren und weiterem schriftlichem Material münden?
– Wie können wir mehr und mehr Wissen verbreiten? Das heißt nicht nur zu Drucken, sondern auch das Gedruckte zu verteilen, mit diesem weitere Debatten zu führen, weiter Wissen zu kollektivieren.

Hier die Texte:
Texte zur Frage anarchistischer Bücher/Theorie/Propaganda:

Die anarchistischen Bücher sind keine Werkzeuge – Treffen von anarchistischen Bibliotheken am Samstag den 13.11.21 von expandiendo la revuelta

Einige Reflexionen rund um die anarchistische Edition und die demokratische Rekuperation von expandiendo la revuelta

Können „anarchistische Historiker*innen“ aufhören, mit der Macht zu kooperieren? von expandiendo la revuelta

TOD DER AKADEMIE UND DEREN KOLLABORATEURE von expandiendo la revuelta


20:00 Uhr

De Te Fabula Narratur Communist Publisher Budapest – Vienna 2024

Manifesto of the Arab Surrealist-communists (1975) Brochure [english]

Launch in the spirit of Internationalism and Revolutionary Defeatism.


Freitag, 06. September
18:00 Uhr

Offene Debatte zum Krieg in der Ukraine und die Rolle der anarchistischen Bewegung darin [deutsch/english]

Einer der Schwerpunkte und Hauptanliegen für das Stattfinden der diesjährigen Anarchistischen Buchmesse ist es den Anti-Militarismus, die Desertion/Fahnenflucht aller Soldatinnen und Soldaten, den Landesverrat, die Sabotage an der Kriegsmaschinerie, hier und überall, zu unterstützen und zu verteidigen.

Einst mag die Kritik an jene falschen Anarchistinnen und Anarchisten wichtig gewesen sein, die die Kriegstrommel für den Stellvertreterkrieg der NATO in der Ukraine rühren, wie genau an alle sogenannten anti-imperialistischen Gruppen, die in ihrem falschen Manichäismus die Russische Föderation unterstützten, hauptsächlich gegen die NATO, alles ist dann erlaubt. Sie ist es immer noch, aber es gibt viele andere Themen in diesen und anderen Kriegen des Kapitalismus was uns beschäftigen sollte.

Wir verteidigen weder den Pazifismus, noch sind wir neutral, wie gerne die patriotischen und nationalistischen Kriegstreiberinnen (ob zivil oder militärisch) und Kriegstreiber, die sich als anarchistisch bezeichnen, behaupten. Wir haben vor langer Zeit Stellung bezogen, wir kämpfen für das Ende aller Kriege, allen Elends, allen Hungerns, aller Flucht, aller Inhaftierung, aller Folter… das heißt für die soziale Revolution, gegen die Ursache all dieser, wie vielen anderen, nämlich den Kapitalismus, den Staat, die Nation, den Rassismus, das Patriarchat, … und nicht die Verteidigung, Demokratisierung, Verbesserung und Erhaltung dieser.

Das heißt wir wollen mit allen über eine konkrete Praxis reden, mit all unseren Gefährtinnen und Gefährten aus anderen Städten, anderen Ländern, diskutieren, wie wir nicht nur das kapitalistische System, das die Ursache aller Kriege und Katastrophen auf diesem Planeten ist, sondern auch wie wir Menschen helfen können, die klar sagen, dass sie sich nicht für die Interessen der herrschenden Klasse massakrieren lassen.

Jeder Mensch der desertiert, ob bewusst oder unbewusst, drückt in dem Moment seine Klasseninteressen aus, denn an der Front sind nur Arbeiterinnen und Arbeiter, wie immer. Unsere Interessen sind immer, ob wir es wissen oder nicht, denen der herrschenden Klasse entgegengesetzt. Sie wollen, dass wir mehr und mehr arbeiten, was uns körperlich und geistig kaputt macht, sie wollen, dass wir an die Front gehen, wo wir alleine mit unseresgleichen auf beiden Seiten der Front erschossen, verstümmelt, zum Wrack, gemacht werden.

Auch hier in der BRD und der EU kann niemand übersehen, wie die Regierungen, wie die Staaten die Bevölkerung auf Kriege vorbereitet wird, die militärisch ausgefochten werden. Aber nicht mehr weit weg von den Augen der Öffentlichkeit, der doch so geliebten Menschenrechte und Demokratie, die alle Reformisten und Konterrevolutionäre so gerne hochhalten, während tausende im Mittelmeer ertrinken, in Abschiebeknäste eingepfercht und gefoltert werden, an den Grenzen erschossen werden, bei der Maloche zu Tode kommen, nein wir reden nicht von diesem jetzt schon stattfindendem Krieg des Kapitalismus, sondern dem wo der Kriegsschauplatz hier sein wird.

Die meisten der Kriege, die gerade auf der Welt Menschen und Umwelt vernichten, sind das Resultat eines nie aufhörenden Konkurrenzkampf zwischen kapitalistischen Interessen, die allein und nur für ihr eigenes Überleben kämpfen, ein Konkurrenzkampf der innerhalb der Gesellschaft bis zu einem globalen Ausmaß geführt wird (angefangen mit dem Konkurrenzkampf zwischen dem Proletariat zum zu überleben, zwischen Unternehmen, zwischen Nationen, usw.). Es ist dieser Konkurrenzkampf der Kriege auslöst.

Wir haben erlebt wie sehr oft in kapitalistischen Kriegen Menschen und Gruppen mit ihrem Latein am Ende sind, weil es ihnen sehr schwer fällt die Ursachen von kapitalistischen Kriegen einzuordnen, es sei sie reduzieren alles auf eine vereinfachte Figur der Bösewichte (Putin, Netanyahu, …).

Nun über all diese Fragen und weitere Themen, wie wir dagegen in Aktion treten können, wollen wir auf dieser horizontalen und offenen Diskussion diskutieren.


20:00 Uhr

Veranstaltung zu Utopien und praktischen Versuchen zur Befreiung vom Geld und Eigentum [deutsch]

Das warenproduzierende Patriarchat ist dabei, die Lebensgrundlagen auf der Erde dauerhaft schwer zu schädigen. Es untergräbt dabei auch seine eigenen Grundlagen der Produktion. Wir sollten nicht warten, bis es zusammenbricht. Wenn es nicht noch neue nachhaltigere Wege der Zerstörung findet, wird der Zusammenbruch uns mitreißen.Wir brauchen also nicht nur Widerstand und aufbauende Ansätze. Wir brauchen auch Vorstellungen darüber, wie eine andere Gesellschaft aussehen kann. Die Befreiung vom Geld und Eigentum ist für uns dabei notwendig, aber nicht hinreichend.

Vorgestellt werden in dieser Veranstaltung frühe Utopien zur Befreiung vom Geld und / oder Eigentum und praktische Versuche so etwas umzusetzen. Manche Utopien und Versuche sind sehr spannend und inspirierend. Andere zeigen die Bedeutung unseres Untertitels ‚…und warum das noch lange nicht reicht‘. Wir betrachten die Kämpfe und Ansätze der Vergangenheit in Hinblick darauf, was sie uns heute zu sagen haben. Wir sind überzeugt, dass wir davon noch einiges lernen und im Sinne gesellschaftlicher Emanzipation nutzen können. Das gilt sowohl für die Probleme, die sie nicht lösen oder gar verschärfen, als auch für das noch nicht eingelöste utopische Potential daraus.

Die Kämpfe um die Realisierung der realen Neuigkeiten aus Nirgendwo lässt die herrschende Geschichtsschreibung verschwinden. „Wer seine Vergangenheit nicht kennt, ist verurteilt, ihre Fehler zu wiederholen; die Erinnerung ist, was die Besiegten nicht entbehren können. Sie ist die wichtigste Waffe, manchmal die Einzige, die ihnen bleibt.“ Amorós bezeichnet das Vergessen als vergiftete Frucht der Herrschaft. Das prägt weltweit die aktuelle Herrschaft. Die UdSSR war selbst eine Variante des warenproduzierenden Patriarchats. Aber der Zusammenbruch der UdSSR verengte weltweit sowohl emanzipatorische Räume als auch Diskussionen, weit über das orthodox-marxistische Spektrum hinaus. Kleine Ansätze proletarischer Selbstorganisation wurden neoliberal zerschlagen. Der Anarchismus wurde recht erfolgreich marginalisiert, also an den Rand gedräng

Das was wir in dieser Veranstaltung vorstellen, stammt aus Band 3 unseres Buchprojektes. Dieser ist Mitte 2023 erschienen. Ansätze aus Europa sind leider gerade im Band 3 ziemlich dominierend – wir freuen uns auf Anregungen von euch, das weiter aufzubrechen.

Das Buchprojekt ist das Ergebnis einer 2010 von einer Person geschriebenen Diskussionsgrundlage und eines folgenden, langjährigen, kollektiven Diskussions- und Redaktions-prozesses im Umfeld vom Umsonstladen Bremen. Es ist ein anarchistisches Projekt. Wir beziehen uns dabei insbesondere positiv auf Anarch*a-Feminismus, Anarch*a-Kommunismus und Radikale Ökologie / Öko-Anarchismus.

Band 1 diskutiert die Frage der Entstehung von Geld und Eigentum. Es folgt in Band 1 und 2 eine umfassende Kritik des Bestehenden. Band 3, fortgesetzt im noch nicht gedruckten Band 4, beschreibt Utopien und praktische Ansätze der Befreiung vom Geld und Eigentum aus 2500 Jahren und von allen Kontinenten. Band 5 wird unsere Eigene offene Utopie enthalten und Überlegungen, was sinnvoll sein kann, uns in diese Richtung auf den Weg zu machen.

Die Bücher werden ohne Preisschild verteilt. Es wird keine* daran verdienen. Wir freuen uns aber über Spenden. Spenden fördern direkt die Finanzierung des Drucks weiterer Bände vom Buchprojekt.


Samstag, 07. September

10:00 Uhr

Antipolitika #3: Nationalism (Anarchist Journal from the Balkans) [english]

Antipolitika is an anarchist journal published by a network of comrades from the Balkans (mostly serbia, greece, croatia), but also from other parts of the world. We started our journal with the hope of reinforcing the anarchist movement in the northern Balkans by offering an anarchist perspective on the topics relevant to our social context. Antipolitika is a thematic journal, and the themes so far covered are Anti-militarism (issue 1) and Yugoslavia (issue 2). The journal is published in serbo-croatian, greek and english.

On this occasion we would like to discuss our third issue, dedicated to the topic of nationalism. Some of the topics covered are: critiques of anti-imperialism, critiques of nationalist policies of groups such as Young Bosnia (famous because of an incident in 1914) and the Communist Party of Yugoslavia, the anti-nationalist ideas of Robert Musil, and others.


12:00 Uhr

Vortrag und Diskussion zu den politischen Theorien und militanten Aktionen der Stadtguerilla in der BRD. [deutsch]

Es wird um die Organisationen, ihren sozialrevolutionären Klassen- und Knastkampf, Fabrikguerilla, antiimperialistische Solidarität und antipatriarchalen Kampf gehen.
Mit einem ehemaligen Stadtguerillamitglied und Gefangenen.

[Ergänzung ABMB:] Am 26.02.2024 wurde hier in Kreuzberg Daniela Klette, Mitglied der 1998 aufgelösten RAF, verhaftet. Offiziell ging mit der Selbstauflösung der RAF eine Epoche zu Ende, nämlich die des bewaffneten Kampfes. Ist dies aber so? Daniela war über 30 Jahre auf der Flucht. Zwei weitere ehemalige Mitglieder der RAF sind noch auf der Flucht.

Eine revolutionäre Bewegung muss sich der Geschichte bewusst sein, ihrer eigenen vor allem. Heutzutage scheinen nur noch wenige zu wissen, was die Geschichte des bewaffneten Widerstandes und Kampfes in der BRD und Westberlin, aber auch weltweit, war. Deswegen finden wir es wichtig dieser Thematik auch aufgrund der Repression, die nie aufgehört hatte – auch wenn einige es entweder vergessen, oder nicht auf dem Schirm hatten – einen gebührenden Raum zu geben um über diese Epoche zu diskutieren und was sie für uns heutzutage bedeutet.


14:30 Uhr

Die Möglichkeit der Weltrevolution Teil 1 und 2 [deutsch]

Mit der Veröffentlichung Die Möglichkeit der Weltrevolution Teil 1 und 2 möchten wir, einen geistigen Impuls zur Radikalisierung des Klassenkampfes leisten. Wir sind uns natürlich bewusst, dass der Hauptimpuls zur Radikalisierung des bewussten Seins des Proletariats dessen eigene Klassenkampfpraxis ist. Auch wissen wir, dass die Wirkung einer Schrift wie Die Möglichkeit der Weltrevolution in nichtrevolutionären Zeiten nur gering sein kann. Aber gerade in solchen reaktionären Zeiten ist revolutionäre Theorie so wichtig – als Ausblick auf ein mögliches zukünftiges bewusstes Sein der Revolution und einer klassen- und staatenlosen Weltgemeinschaft.

[Ergänzung ABMB:] Die Gruppe AST (Antipolitisch-Sozialrevolutionäre Tendenz) präsentiert nicht nur ihre Broschüre „Die Möglickeit der Weltrevolution I;II“, sondern stellt damit die Frage und Affirmation in den Raum, der Notwendigkeit einer Weltrevolution, was als solche wenn nicht selten, sondern nie diskutiert wird.

Die Herrschaft des Kapitals ist international und nur international kann seine Zerstörung sein. Es gibt keinen Sozialismus in einem Land!

https://astendenz.blackblogs.org/2023/01/12/platform-die-moeglichkeit-der-weltrevolution/

17:00 Uhr

FROM UKRAINE TO PALESTINE TOWARDS NEW CONFLICTS: HOW TO BUILD AN INTERNATIONAL ANTI-WAR MOVEMENT?

Since the outbreak of the war in Ukraine, several consistently defeatist and internationalist voices have been heard in the italian-speaking anarchist movement, without these positions succeeding in being translated into concrete and effective fighting action. Only a year later, during the campaign in support of Alfredo Cospito (an anarchist who supported a long hunger strike against the prison regime of torture and annihilation known as 41 bis), the proposal to launch an anti-war assembly was born and materialized in summer 2023 with the birth of the assembly “Sabotage the war” (a national and itinerant assembly) and the publication of the homonymous document “Sabotage the war – call for an international and internationalist mobilization against the war in Ukraine”1.

Our reading of the war in Ukraine has consisted of framing this conflict as “a crucial chapter of a wider rivalry between blocks of capitalist countries battling for control over the world, in which economic, military, and technological supremacy, together with the global geopolitical equilibrium, is at stake” where “the military confrontation with the main adversary of western capitalism, China, becomes ever more tangible”. If we said then that “we are on a slippery slope which could lead to the third world war”, today we can see that we have already gone a long way down this direction. For us, internationalism means “defeatism, that is, criticism of every government starting with „ours“, the attack on all national masters and bourgeoisies[…] Therefore, on this side of the front, we want to oppose and sabotage NATO as much as possible[…] just as our brothers and sisters in Russia fight against the military machine in their camp”. We consider the support of sabotage and defection on both fronts important, as well as the sabotage and defection from the rear, in our camp, of the wars in Ukraine and Palestine. As we have done, among other things, supporting three times the blockade of the port of Genoa, a key Italian logistical infrastructure, participating in the demonstration against the Italian military base in Ghedi and in the demonstration against the „Fiocchi munizioni“ arms factory in Lecco.

Following the outbreak of the conflict in West Asia, our assembly produced and published the pamphlet “La Tempesta – the palestinian glitch in the global war”. We quote here some passages that we consider significant: „The action of 7 October – however one might read it – signified the redemption of the human and oppressed variant against the techno-military omnipotence, against its electronic walls, its drones, its mass surveillance … also because the solution of the Palestinian question cannot take place without the dismantling of an entire colonial system and the western imperialism that supports it. Whatever is in the heads of the Palestinian resisters, liberation from Zionism can only come through a revolutionary clash against our oppressors. Here lies both the relationship between the class struggle in our latitudes and the decolonization of that land, as the need to give a precise meaning to the expression «free Palestine». «Two peoples, two states» is now a joke stained with blood. The “occupied Palestinian territories” account for 22 percent of historical Palestine; one Israeli settler for every three Palestinians is installed in the West Bank; the Palestinian National Authority is a de facto policeman and prison guard employed by the occupier. But above all: never in history has a State of colonized people existed next to a State of colonizers. The prospect of a single, non-confessional state to be erected on the ruins of the Zionist colonial system is certainly more logical and consequential (in fact, this has always been the Palestinians’ claim from the late 1960s until Al Fatah’s “betrayal” with the Oslo accords, and today it is forcefully back in the debate). But such a perspective – which, we repeat, presupposes a real revolutionary process both in the region and in international relations – would lead to the development of that Palestinian bourgeois class that within the colonial system can only remain little more than a privileged and collaborationist class. In a nutshell: as has always been the case in history, in Palestine too, the state, whichever state, would block the way for a genuine social revolution, which is always possible until the time is up.

The evolution of the situations we have analyzed pushes more and more towards the extension of war, the risk of nuclear conflict, the militarization of labour exploitation and the increase of repression on the home front. At the same time, we see the growing possibilities for a general awakening of consciences, for the resurgence of class conflict, and for a radical questioning of the capitalist system.

We are convinced that the ongoing conflicts on the planet are an expression of an overall dynamic of a tendency towards globalization of war, a war in which the exploited have no ‚allies‘ among states, but only in the oppressed in other countries.

From our point of view, a concrete and effective struggle against the war can only begin with the defeat of „our“ state and its allies, then with the condemnation of the role played by NATO in precipitating the crisis, of the dirty business that enriches Western industry thanks to war, of the complicity of scientific research and universities in the ongoing carnage.

We would like to discuss these issues horizontally, starting with the question: How can we stop the war? How can we build an international movement against war? We hope that this meeting will be a constructive step in this direction.

Sabotiamo la guerra assembly

(Ankündigung auf Deutsch, Veranstaltung auf Englisch)

VON DER UKRAINE ÜBER PALÄSTINA BIS ZU NEUEN KONFLIKTEN: WIE LÄSST SICH EINE INTERNATIONALE ANTIKRIEGSBEWEGUNG AUFBAUEN?

Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine waren in der italienischsprachigen anarchistischen Bewegung mehrere konsequent defätistische und internationalistische Stimmen zu hören, ohne dass diese Positionen in konkrete und wirksame Kampfaktionen umgesetzt werden konnten. Erst ein Jahr später, während der Kampagne zur Unterstützung von Alfredo Cospito (ein Anarchist, der einen langen Hungerstreik gegen das als 41bis genannte Folter- und Vernichtungsregime in den Gefängnissen unterstützte), wurde der Vorschlag geboren, eine Anti-Kriegs-Vollversammlung zu organisieren. Ein Vorschlag, der im Sommer 2023 mit der Gründung der Vollversammlung „sabotiamo la guerra“ [lasst uns den Krieg sabotieren] (einer nationalen und wandernden Vollversammlung) und der Veröffentlichung des gleichnamigen Dokuments: „SABOTIAMO LA GUERRA – Appello per una mobilitazione internazionale ed internazionalista contro la guerra in Ucraina“2 [LASST UNS DEN KRIEG SABOTIEREN – Aufruf zu einer internationalen und internationalistischen Mobilisierung gegen den Krieg in der Ukraine] in die Tat umgesetzt wurde.

Unsere Lesart des Krieges in der Ukraine bestand darin, diesen Konflikt als „ein zentrales Kapitel einer umfassenderen Konfrontation zwischen Blöcken kapitalistischer Länder um die Aufteilung der Welt, in der es um die ökonomische, militärische und technologische Vormachtstellung und die Neudefinition der internationalen Gleichgewichte geht“ zu betrachten, wobei „zeichnet sich im Hintergrund die militärische Auseinandersetzung mit dem Hauptgegner des westlichen Kapitalismus, China, ab“.

Wenn wir damals sagten, dass „wir uns auf einer schiefen Ebene befinden, die zum Dritten Weltkrieg führen könnte“, so können wir heute feststellen, dass wir auf dieser Schräge einen weiten Weg zurückgelegt haben. Für uns bedeutet Internationalismus ‚Defätismus, d.h. die Kritik an allen Regierungen, beginnend mit „unserer“, der Angriff auf alle nationalen Bosse und Bourgeoisien[…] so weit wie möglich bekämpfen und sabotieren[…] genauso wie unsere Brüder und Schwestern in Russland gegen den Militärapparat auf ihrer Seite kämpfen“.

Wir halten es daher für wichtig, Sabotage und Desertion an beiden Fronten zu unterstützen. Genauso wie es wichtig ist, die Kriege in der Ukraine und in Palästina, die in unserem Feld sind, von der Hinterseite her zu sabotieren und zu desertieren. Das haben wir unter anderem getan, indem wir dreimal die Blockade des Hafens von Genua, einer wichtigen logistischen Infrastruktur Italiens, unterstützt haben, indem wir an der Demonstration gegen den italienischen Militärstützpunkt in Ghedi und an der Demonstration gegen die Waffenfabrik „Fiocchi munizioni“ in Lecco teilgenommen haben.

Nach dem Ausbruch des Konflikts in Westasien hat unsere Vollversammlung eine Broschüre mit dem Titel „LA TEMPESTA -l’imprevisto palestinese nella guerra globale“ erstellt und veröffentlicht. Wir zitieren hier einige Auszüge, die wir für wichtig halten:

Die Aktion vom 7. Oktober – wie auch immer man sie lesen will – hatte die Bedeutung der Erlösung der menschlichen und unterdrückten Variante gegen die techno-militärische Allmacht, gegen ihre elektronischen Mauern, ihre Drohnen, ihre Massenüberwachung … auch weil die Lösung der palästinensischen Frage nicht ohne die Zerschlagung eines ganzen kolonialen Systems und des westlichen Imperialismus, der es unterstützt, erfolgen kann. Was auch immer in den Köpfen der palästinensischen Widerständler vorgeht, die Befreiung vom Zionismus kann nur durch einen revolutionären Schlag gegen unsere eigenen Unterdrücker erfolgen. Darin liegt sowohl die Beziehung zwischen dem Klassenkampf in unseren Breitengraden und der Entkolonialisierung dieses Landes als auch die Notwendigkeit, dem Ausdruck «Free Palestine» eine präzise Bedeutung zu geben. «Zwei Völker, zwei Staaten» ist heute ein blutiger Witz. Die „besetzten palästinensischen Gebiete“ stellen 22% des historischen Palästinas dar; im Westjordanland kommt auf drei Palästinenser ein israelischer Siedler; die Palästinensische Autonomiebehörde ist de facto ein Polizist und Gefängniswärter im Dienste des Besatzers. Vor allem aber: Niemals in der Geschichte hat es einen Staat der Kolonisierten neben einem Staat der Kolonisatoren gegeben. Die Möglichkeit eines einzigen, konfessionslosen Staates, der auf den Ruinen des zionistischen Kolonialsystems errichtet werden soll, ist sicherlich logischer und konsequenter (dies war in der Tat immer die Forderung der Palästinenser, von den späten 1960er Jahren bis zum „Verrat“ der Fatah mit den Osloer Verträgen, und heute kehrt sie mit Nachdruck in die Debatte zurück). Aber eine solche Perspektive – die, wie wir wiederholen, einen echten revolutionären Prozess sowohl in der Region als auch in den internationalen Beziehungen voraussetzt – würde zur Entwicklung der palästinensischen Bourgeoisie führen, die innerhalb des kolonialen Systems nur wenig mehr als eine privilegierte und kollaborierende Kaste sein darf. Kurzum: Wie immer in der Geschichte, so auch in Palästina, würde der Staat, jeder Staat, den Weg zu einer echten sozialen Revolution versperren, die immer möglich bleibt“.

Die Entwicklung der von uns analysierten Situationen geht immer mehr in Richtung einer Ausweitung des Krieges, der Gefahr eines Atomkonflikts, der Militarisierung der Arbeitsausbeutung und der Zunahme der Repression an der inneren Front. Gleichzeitig sehen wir die wachsenden Möglichkeiten für ein allgemeines Erwachen des Bewusstseins, für die Wiederaufnahme von Klassenkämpfen, für eine radikale Infragestellung des kapitalistischen Systems. Wir sind davon überzeugt, dass die andauernden Konflikte auf dem Planeten Ausdruck einer allgemeinen Dynamik des Trends zur Globalisierung des Krieges sind. Ein Krieg, in dem die Ausgebeuteten keine „Alliierten“ unter den Staaten haben, sondern nur unter den Unterdrückten anderer Länder. Aus unserer Sicht kann ein konkret wirksamer Kampf gegen den Krieg nur mit der Niederlage „unseres“ Staates und seiner Verbündeten beginnen. Und deshalb mit der Anprangerung der Rolle, die die NATO bei der Auslösung der Krise gespielt hat, der dreckigen Geschäfte, an denen sich die westliche Industrie dank des Krieges bereichert, der Mitschuld der wissenschaftlichen Forschung und der Universitäten an dem anhaltenden Gemetzel.

Wir möchten diese Themen horizontal diskutieren. Ausgehend von den Fragen: Wie können wir den Krieg stoppen? Wie können wir eine internationale Bewegung gegen den Krieg aufbauen?

Wir hoffen, dass dieses Treffen ein konstruktiver Schritt in diese Richtung sein wird.

Sabotiamo la guerra Vollversammlung


19:00 Uhr

Les Fleurs Arctiques – How to blow on yesterday’s embers to fan the flames of tomorrow’s struggles and why „No God, No Master! A History of Anarchism“ is failing at it

[français/english/deutsch]

As a part of an ongoing reflection about the history of struggles and the different forms the liquidation of the revolutionary heritage has taken lately, where revolution is nothing but a precious, tender, but dusty souvenir we cherish from afar without ever touching it, we would like to initiate a discussion about why it’s important for revolutionaries to delve into the past in order to get out of the current slump and revitalise a revolutionary perspective.

Tancrede Ramonet’s „No God, No Master, A History of Anarchism“, which aired on Arte a few years ago and has since been widely sharded in the subversive areas, is a blatant example of this ongoing liquidation. This four-part documentary is an attempt to popularise and acquit anarchism through a mythical and identity-based vision of anarchism that aims to legitimise it in the eyes of the average viewer through the creation of a legend with its heros and martyrs, where the episodes of revolt are barely a „proportionate“ and therefore „legitimate“ response to the offensives of the Capital and the State. A legend leading through a continuum to the recent anti-globalisation movements such as Nuit Debout or Occupy Wall Street. Poor Ravachol! In this reductive and ideological vision, anarchists are said to have worked for „social conquers“, and all those who set out for revolution and liberty are forgotten or reduced to the figures of either dangerous madmen or sweet romantic daydreamers.

We think the history of struggles should not be left to the State , academics, or journalists, nor to parties or unions seeking to intervene and recuperate it in their own interests, just like the stalinist historiography did. This also applies to our current struggles by asking ourselves if, and if so how, we should build our own traces.

Far from a certain vision that would suggest that revolution requires education or mass conscientisation, or the postmodern vision that would have us believe there’s nothing of interest before deconstruction ; it is certain that struggles‘ past has a great interest if it’s always approached from the perspective of intervening in the present. Between mythologising a history of great moments and great figures and total disinterest, another way is possible: one that takes an interest in what, in past periods of intense struggle, bore conflictuality, contradiction, dissonance, or rupture with what caused these revolts to fail or be hijacked.

The rich history of revolutionary moments is made up of experiences and attempts, successes, failures, joys, and disappointments must today enable those who continue to carry its legacy to push forward collective reflection and elaboration of the issues, hopes, and difficulties they are now grappling with to finally emerge from museumisation and finally catch a glimpse of revolution!

(français) Comment souffler sur les braises du passé pour attiser le feu des luttes futurs et pourquoi « Ni Dieu Ni Maître, Une histoire de l’anarchisme » est un exemple à ne pas suivre

Dans le cadre d’une réflexion au long cours sur l’histoire des luttes et sur les formes de la liquidation de l’héritage révolutionnaire auquel nous assistons aujourd’hui, où la révolution serait un précieux mais poussiéreux souvenir, qu’on regarderait avec tendresse, de loin, sans jamais le toucher, nous proposons une discussion sur la question de l’intérêt pour les révolutionnaires de plonger dans le passé afin de sortir du marasme actuel et faire revivre pleinement une perspective révolutionnaire.

Le documentaire Ni Dieu Ni Maitre de Tancrède Ramonet, diffusé sur Arte il y a quelques années et partagé assez largement dans les aires militantes, est un exemple édifiant de cette liquidation en cours. Ce documentaire (en 4 parties) est une tentative de vulgarisation et de réhabilitation de l’anarchisme, qui partage une vision mythique et identitaire de l’anarchisme qui vise à le légitimer aux yeux du téléspectateur moyen, en écrivant une légende faites de héros et de martyrs, où les épisodes de révoltes ne sont qu’une réponse “proportionnée” et donc “légitime” aux offensives de l’Etat et du Capital, qui aurait dans un continuum mené récemment à des mouvements altermondialistes comme Nuit Debout ou Occupy Wall Street. Pauvre Ravachol ! Dans cette vision réductrice et idéologique, les anarchistes auraient ainsi œuvré pour les “conquis sociaux” et tous ceux qui se sont mis en mouvement pour la révolution et la liberté, sont ainsi oubliés ou réduits à une figure, au choix, de fous dangereux ou de doux rêveurs romantiques.

Nous pensons que l’histoire des luttes ne doit être laissée ni à l’État, aux universitaires ou aux journalistes, ni aux partis ou aux syndicats qui cherchent à y intervenir et la récupérer pour leurs propres intérêts, à l’image de l’historiographie stalinienne. Cela vaut aussi pour nos luttes actuelles, en se demandant si, et le cas échéant, comment, nous devrions construire nos propres traces.

Loin d’une certaine vision qui voudrait que la révolution passe par l’éducation ou la conscientisation des masses, ou de la vision post-moderne qui voudrait qu’il n’existait rien d’intéressant avant la déconstruction, il est certain que le passé des luttes a un grand intérêt, s’il est abordé toujours dans la perspective d’intervenir dans le présent. Entre mythification d’une histoire des grands moments et des grandes figures et désintérêt total, une autre voie est possible : celle de s’intéresser à ce qui, dans des époques passées de lutte intense, a porté la conflictualité, la contradiction, la dissonance, la rupture, avec ce qui a provoqué l’échec ou la récupération de ces révoltes.

L’histoire riche des mouvements révolutionnaires, faites d’expériences et de tentatives, de réussites, d’échecs, de joies et de déceptions, doit permettre aujourd’hui à ceux qui continuent de porter son héritage de pousser la réflexion et l’élaboration collective sur les enjeux, les espoirs et les difficultés, avec lesquels ils sont aux prises maintenant, pour enfin sortir de la muséification et entrevoir enfin la révolution !


Sonntag, 08. September

10:00 Uhr

Veranstaltung mit Margrit Schiller über Exil und Flucht

[deutsch]

Exil – eine Reise, nicht freiwillig und auf unbestimmte Zeit, in eine unbekannte Welt. Über Erfahrungen von einer solchen Reise, die fast 20 Jahre dauerte, erzählt Margrit Schiller. Menschen mußten „schon immer“ ins Exil in die Fremde ziehen und alles zurück lassen. In den letzten 70 Jahren war der Zufluchtsort oft Europa (und die USA). In Berlin leben viele, die diesen Weg gegangen sind. Margrit mußte den umgekehrten Weg gehen. 2003 ist sie nach Deutschland zurück gekehrt, aber „das Exil hört nie auf“, sagt sie.

[Ergänzung ABMB:] Aufgrund dessen, dass in der Gegenwart und den letzten Jahren so viele Menschen wie schon seit langem nicht mehr in der BRD aufgrund ihrer politischen Aktivität auf der Flucht sind (z.B., das Antifa Ost Verfahren, Antifa Budapest Verfahren, Daniela Klette – RAF, usw.), halten wir es für wichtig eine Diskussion mit eben jenen zu machen, die diese Erfahrung gemacht haben und auf der Flucht gewesen sind und uns darüber erzählen können.

Denn gegen den Kapitalismus und gegen den Staat zu kämpfen bedeutet immer Knast, Flucht, Exil und Tod. Dies sind keine abstrakten und/oder akademischen Fragen, sondern dies ist, was uns die herrschende Geschichte lehrt, zeigt und daher enorm wichtig ist, deswegen sind dies Fragen mit der sich jede Person, Gruppe und Kollektiv auseinandersetzen muss. Denn der Staat vergisst nie, der Staat wird bis zum Schluss seine Feinde verfolgen und ausschalten.
Margrit ging 1985 in das Exil nach Kuba und später nach Uruguay, bis sie 2003 in die BRD zurückkehrte.


12:00 Uhr

Revolte und Organisation – Nationaler Streik 2021 in Kolumbien [español/deutsch]

Die Revolte gegen die Regierung von Iván Duque während des nationalen Streiks 2021 zeigte der kolumbianischen Gesellschaft, dass die Formen des Kampfes, die damals stattfanden, Auswirkungen auf das Schicksal des Landes haben konnten. Doch die Tausenden von Menschen, die auf die Straße gingen, um die sofortige Rücknahme der Steuerreform und den Rücktritt von Präsident Duque zu fordern, führten nicht nur zur Aufhebung der Steuerreform, sondern auch zum Wechsel von der traditionellen rechtskonservativen Regierung zu einer progressiven und linken. In diesem Zusammenhang wollen wir auf zwei Dinge eingehen: Erstens wollen wir hervorheben, wie die solidarische Organisation der Stadtteile zusammen mit dem Kampf der indigenen Völker, die direkten Aktionen der Menschen gegen die Institutionen und Symbole, die Macht und Kapital repräsentieren, die Selbstverwaltung, die den Aufstand aufrechterhielt, und die Gründung der Primera Línea Schlüsselelemente des Kampfes waren, der die Regierung an der Macht in Schach hielt. Zweitens möchten wir darüber nachdenken, welche Rolle die kolumbianischen Anarchistinnen und Anarchisten während der Revolte spielten und ob der Regierungswechsel tatsächlich die Beseitigung von sozialer Ungerechtigkeit und Ausbeutung bedeutete oder ob er im Gegenteil nur Elend und Korruption verschleierte.

(english) Revolt and organisation-National strike 2021 in Colombia

The revolt against the government of Iván Duque during the national strike of 2021 showed Colombian society that the forms of struggle that took place at that time could have an impact on the destiny of the country. However, the thousands of people who took to the streets to demand the immediate withdrawal of the tax reform and the resignation of President Duque resulted not only in the repeal of the tax reform but also in the change from the traditional right-wing conservative government to a progressive, left-wing one. In this context we want to discuss two things, the first is to highlight how the solidarity organisation of the neighbourhoods, together with the struggle of the indigenous peoples; the direct action of the people against the institutions and symbols that represent power and capital; the self-management that sustained the revolt and the creation of the First Line, were key elements of the struggle that put the government in power in check. Secondly, we would like to reflect on the role played by Colombian anarchists during the Revolt and whether the change of government actually meant the elimination of social injustices and exploitation or whether, on the contrary, it only disguised misery and corruption.

(español) Revuelta y organización-Paro nacional 2021 en Colombia

La revuelta en contra del gobierno de Iván Duque durante el paro nacional del 2021 mostró a la sociedad colombiana que las formas de lucha que se dieron en ese momento podían incidir en el destino del país. Sin embargo, las miles de personas que salieron a las calles para exigir al gobierno nacional el retiro inmediato de la reforma tributaria y la renuncia del presidente Duque resultaron no solo con la derogación de dicha reforma sino con el cambio del tradicional gobierno conservador de derecha por otro progresista y de izquierda. En este contexto queremos discutir sobre dos cosas, la primera se trata de resaltar cómo la organización solidaria de los barrios, unida a la lucha de los pueblos indígenas; la acción directa de las personas en contra de las instituciones y los símbolos que representan el poder y el capital; la autogestión que sostuvo la revuelta y la creación de la Primera Línea, fueron elementos clave de lucha que pusieron en jaque al gobierno de turno. En segundo lugar, nos gustaría reflexionar acerca del papel que jugaron los anarquistas colombianos durante la Revuelta y si el cambio de gobierno en realidad significó la eliminación de las injusticias sociales y de la explotación o por el contrario solo disfrazaron la miseria y la corrupción.


14:30 Uhr

Marcelo Villarroel: Presentation of the Zine “Some writings on Kamina
Libre: Irreducible Identity of an Anti-Prison Struggle”
[english]

Here we present compilation of texts on the autonomous anti-prison struggle undertaken by a group of young Subversive fighters between 1995 and 2004 in prison in the first high security prison of the Chilean transition.

One of its former members is Marcelo Villarroel, a subversive prisoner who is still locked up in the maximum security prison thanks to the military justice inherited from the dictatorship and improved in democracy to lock up combatants who did not lay down their arms and did not believe in the democratic way to put an end to the dictatorship.

“…Insurrectional memory, counterculture, mutual support, horizontality, direct action, affinity, minority combat, ties of autonomous complicity and subversion, anti-prison resistance…a struggle that still persists in the prisons of the state…”.

“The most important thing of all is that we never gave up, we never stopped being who we were or acting as we thought we were, we were always the same, we never stopped fighting”.

Introduction to chilean prisons

The subversive struggle that has been going on in chile since the dictatorship is still alive in the prisons of that territory. during the more than 20 years since the return to democracy, the state has been in charge of intensifying the repression against the old fighters and anarchist and revolutionary militants, as well as against the warriors of the mapuche people. Amendments of the laws on anti-terrorism and arms control make it easier today to give higher sentences without any mediation to the imprisoned comrades. But organising inside the prison is an ancient practice, part of the culture of resistance developed by various individuals and collectives who keep their political struggles alive from inside the walls.

“Because no sentence will be for life, and no jail will be a high security prison.!!!”


17:00 Uhr

Offene Debatte und Kritik am Plattformismus [deutsch]

1926 veröffentliche eine sich im Exil befindende anarchistische Gruppe in Paris, bestehenden aus Personen (Machno, Mett, Arschinow, Walewski, Linski, u.a.) aus dem damaligen Russischen Imperium, bzw. ab 1922 aus der UdSSR, einen Textvorschlag für die anarchistische Bewegung weltweit.

Diese Schrift ist mit dem Titel Organisationsplattform der Allgemeinen Anarchistischen Union (Entwurf) bekannt und wurde von Gruppe russischer Anarchisten im Ausland unterschrieben. Im Allgemeinen als Plattformismus ging es in die Geschichte ein und ist als solcher auch bekannt.

Im Großen und Ganzen wollte dieser Text eine kurze Aufarbeitung der Niederlage der anarchistischen Bewegung während und nach der Russischen Revolution von 1917 bis 1921 sein und zugleich ein Vorschlag an diese, damit sich die Fehler, die nach den Verfassenden von eben jener anarchistischen Bewegung begangen wurden, nicht wiederholen. In ihrer zugleich Kritik und Vorschlag, warfen die Verfassenden der anarchistischen Bewegung vor, weder in der Theorie noch in der Praxis einheitlich zu sein. Da jeder, ihrer Ansicht nach, während der Revolution gemacht hatte, was er oder sie wollte, im individuellen wie im kollektiven Sinne, ob formell oder informell, ließ man den Bolschewiki freie Hand, damit sie die Macht ergriffen. Was zur Eliminierung aller revolutionären Kräfte führen sollte.

Diese, für die Verfassenden, chaotische Situation konterten sie mit dem Vorschlag einer einzigen anarchistischen Organisation, die nicht nur alle Strömungen, außer Individualistinnen und Individualisten, die mochten sie gar nicht, vereinen sollte, sondern innerhalb einer einzigen Organisation gleichsetzen. Ein Exekutivkomitee, eine einheitliche Theorie sowie ein einheitliches Programm (Ideologien wenn man uns fragt) und eine einheitliche Praxis.

Die Erwiderung ließ nicht auf sich warten und fortan kritisierten weltweit sehr viele anarchistische Gruppen, Zeitungen und Individuen diesen Vorschlag sehr scharf, auch von jenen die dieselben Erfahrungen in der Russischen Revolution gemacht hatten, aber zu anderen Schlussfolgerungen kamen. Für all jene, die sich dafür interessieren, diese Debatte wurde in einige Sprachen übersetzt, auf deutscher Sprache machte sich bis jetzt niemand den Aufwand, umso weniger die, die diesen Vorschlag nach wie vor verteidigen.

Im Verlauf der Debatte, verstanden vor allem als Kritik, wurde der Entwurf als die Bolschewisierung des Anarchismus betitelt, was später bei einem der Verfasser auch der Fall war, nämlich Peter Arschinow, als auch als die Zentralisierung der anarchistischen Praxis, die Erdrosselung der kollektiven und individuellen Autonomie sowie vieles mehr.

Nun, dies alles gehört zwar der Vergangenheit an, aber ideologische Untote und untote Ideologien sind hartnäckig und kommen immer wieder aus ihren Gräbern herausgekrochen.

Wie Jesus ans Kreuz für die Sünden der Menschheit sich opferte und das Märtyrertum auf seine Schultern trug, machen die Anhängerinnen und Anhänger des Plattformismus das gleiche mit den, in ihren Augen, Sünden der anarchistischen Bewegung bis in unsere Tage. Alle von uns, die eben nicht in dieser einen Organisation organisiert sind, sind nicht nur verdammt, sondern wir haben nichts verstanden. Die Kritiken sind dieselben wie von 1926, eine einheitliche Organisation, Taktik, Theorie und Programm würde all unsere Probleme lösen. Aber uns geht es hier nicht um scholastische Debatten, sondern darum ein weitere Mal zu unterstreichen, warum dieser Vorschlag falsch und ein Trugschluss ist.

Dabei präsentierten sich gerade eben jene die den Plattformismus verteidigen, indem sie sich von Mythen und weiteren philisterhaften Vulgarisierungen nähren, als die einzigen Retterinnen und Retter des Anarchismus. Sie seien die einzigen Organisierten, die einzigen, die den Klassenkampf verteidigen. Der Rest von uns kann es nicht sein, weil wir nicht in ihrer erlösenden Kurie sind. Viele Anarchistinnen und Anarchisten haben entlang der Geschichte so argumentiert, egal welcher Strömung. Indem sie die anderen um so mehr als Versagerinnen und Taugenichtse präsentieren, um so mehr beschönigen sie ihr eigenes Projekt als das Einzige wahre.

Die Schwerpunkte unserer Kritik sind folgende:

– Eine historische Kritik, warum die anarchistische Bewegung in ihrer Gesamtheit diesen Vorschlag ablehnte. Warum es zu seiner Zeit schon eine falsche Dichotomie war, eine Lernstunde über Erkenntnis- und Standpunkttheorie.
– Eine gegenwärtige Kritik, wie präsentieren sich Gruppen und Organisationen die diese Ideologie verteidigen, was für ein Bild geben sie von der restlichen anarchistischen Bewegung.
Auch wenn wir uns auch gerne mit seiner lateinamerikanischen deformierten Metamorphose, dem Especifismo in Form einer Kritik auseinandersetzen wollen würden, weil dieser nicht nur den Populismus verteidigt und die daraus immanente Kategorie des Volkes, wir arbeiten schon daran, aber der Platz dafür wird uns zeitlich fehlen. Vielleicht ein paar Sätze dazu wenn Platz ist.

Texte, die sich kritisch mit der Thematik auseinandersetzen hier:

Über die Schuppen im libertären Milieu von Argelaga

ZWISCHEN DER PLATTFORM UND DER PARTEI: DIE AUTORITÄREN TENDENZEN UND DER ANARCHISMUS von Patrick Rossineri

WIE ANARCHISTISCH IST DIE PLATTFORM? von Venomous Butterfly Publications

Hölzerne Schuhe oder Plattformschuhe? Zur „Organisatorischen Plattform der Libertären Kommunisten“ von Bob Black

(Chile) In Erinnerung an Mauri, Text aus der Biblioteca Antiautoritaria Sacco y Vanzetti

(Chile) Dies ist keine Zeit für die Sanftmütigen und Barmherzigen, Text der Gefährt*innen der Biblioteca Antiautoritaria Sacco y Vanzetti

(Chile 2014) Diskussion-Kritik über Plattformismus (aber nicht nur)


 

1Here is the text in different languages: https://ilrovescio.info/2023/09/22/sabotage-the-war-translation-in-various-languages-of-anarchist-call-for-a-mobilization-against-the-war-in-ukraine-en-es-de/

2Hier ist der Text der auf verschieden Sprachen übersetzt wurde: https://ilrovescio.info/2023/09/22/sabotage-the-war-translation-in-various-languages-of-anarchist-call-for-a-mobilization-against-the-war-in-ukraine-en-es-de/

]]>
(Anarchistische Buchmesse Berlin-Kreuzberg) Wenn die Entleerung von Begriffen um sich greift https://panopticon.blackblogs.org/2024/07/16/anarchistische-buchmesse-berlin-kreuzberg-wenn-die-entleerung-von-begriffen-um-sich-greift/ Tue, 16 Jul 2024 10:37:01 +0000 https://panopticon.blackblogs.org/?p=5944 Continue reading ]]> Gefunden auf der Seite der Anarchistischen Buchmesse Berlin-Kreuzberg 2024


Wenn die Entleerung von Begriffen um sich greift

Da wir ja leider immer wieder mit Gruppen konfrontiert werden, die aus einer vorgeblich „anarchistischen“ Position heraus die ukrainische Seite im Krieg zwischen Russland und der Ukraine unterstützen, und im April ein Artikel (When ideology gets in the way of solidarity) erschien, in welchem sich ABC-Belarus darüber verwundert, dass sie von uns als Unterstützer des Krieges bezeichnet und deshalb nicht zur Buchmesse eingeladen wurden, nun ein paar Worte von uns dazu. Wir hatten schon mehr als einmal das fragwürdige Vergnügen mit Menschen in Diskussionen verwickelt zu werden, die sich selbst „Anarchist*Innen“ nennen und Unterstützer*Innen der ukrainischen Seite im russisch-ukrainischen Krieg, von einigen auch als Anarcho-Militarist*Innen, Anarcho-Nationalist*Innen, NATO-Anarchist*Innen und ähnliches bezeichnet – konkret ist hier die Rede von ABC-Belarus, ABC-Dresden, Operation Solidarity/Solidarity Collective und allen Gruppen, die den Krieg unterstützen –, wobei anzumerken ist, dass wir persönlich ihnen das anarchistische selbstverständlich absprechen. Dabei hat sich neben anderen Dingen gezeigt, dass sie entgegen ihrer Behauptung, die Auseinandersetzung zu suchen, dies nicht tun, sondern eben jedes Gegenargument gekonnt ignorieren und sich gewandt auf einem Niveau, das sich bisweilen getrost als populistisch und etatistisch bezeichnen lässt, bewegen. Was sie suchen, ist Zustimmung und wer die ihnen nicht gibt, wird dann des Putinismus, Westplaining etc. bezichtigt. Und auch wenn sich im Laufe der Zeit und sicherlich auch durch den Verlauf des Krieges in der Ukraine bedingt, deren Argumentation gewandelt haben, wiederholen sie sich doch im Großen und Ganzen immer wieder. Im Folgenden werden wir auf diese Argumente, so wie sie uns gegenüber geäußert und teilweise auch veröffentlicht wurden, eingehen und noch einmal verdeutlichen, warum diese Gruppen den Krieg unterstützen und trotz aller lobenswerten und wichtigen Arbeit, die sie im Bereich der Gefangenenunterstützung leisten und geleistet haben, von uns nicht als anarchistische Gefährt*Innen betrachtet werden.

Auffallend ist, dass von Seiten dieser Nationalisten im anarchistischen Gewand ständig emotional argumentiert wird. Ausgiebig wird das Leid der ukrainischen Bevölkerung und die tragischen Einzelschicksale von gefallenen Soldaten (vielleicht auch Soldat*innen, bisher haben wir nur Berichte über männlich gelesene Soldaten gehört oder gelesen), die irgendwann in ihrem Leben auch mal Anarchisten gewesen sein sollen, geschildert, überprüfen lässt sich das alles nur schwer und spielt im Grunde auch keine Rolle. Der Punkt ist vielmehr, dass hier die grauenhafte Realität des Krieges geschildert wird und zwar eines jeden Krieges. Mit Sicherheit ließen sich auch tragische Erzählungen über russische Gefallene finden, die aus Armut heraus in den Kriegsdienst getreten sind oder von russischstämmigen Bewohnern der Ukraine (die es einigen dieser Leute nach ja gar nicht geben soll, auch wenn die ukrainische Regierung 2001 immerhin noch 17,2% Russen in der Gesamtbevölkerung gezählt hat1 – also entweder liegt hier einfach bedenkliche Ignoranz oder ein Ignorieren der Fakten vor oder werden sie womöglich auch solche Quellen als russische Propaganda und Desinformation bezeichnen?), die als vermeintliche Spione und Kollaborateure massakriert, gefoltert und getötet wurden. Sind deren Leben weniger wertvoll? Oder fangen wir jetzt an in Kriegen die Toten zu zählen und auf welcher Seite mehr gezählt werden, dass sind dann die Guten, die unterstützenswerte Seite? Und wollen sie uns ernsthaft glauben machen, dass die ukrainische Armee die einzige Armee auf der Welt ist, die nur aus Saubermännern und -frauen besteht? Gut, zumindest bei der Asow-Brigade scheinen sie deren faschistische Ausrichtung nicht zu leugnen, aber zu relativieren und ihre Ausbildungslager waren ja die einzigen zu denen man leicht Zugang erhielt, weshalb sie ja doch eigentlich voll okaye Kameraden und Kameradinnen sind, mit denen man Seite an Seite kämpfen kann. Immerhin haben sie die gleichen nationalistischen Ziele und wie bei jedem Nationalismus muss man natürlich die andere Nation abwerten, in diesem Fall den „faschistischen“ Aggressor Russland und somit in einem Atemzug gleich alle Russ*Innen mit. So viel zur Solidarität, die von diesen Leuten so lautstark eingefordert wird, aber an den nationalen Grenzen haltmacht. Und das Schweigen bzw. Leugnen von Faschisten in der ukrainischen Regierung, spricht auch für sich…

Darüber hinaus wird die Grausamkeiten der russischen Soldat*Innen hervorgehoben, die alle nur skrupellose Mörder, Sadisten und Faschisten seien, deren einziges Ziel es sei, alle Ukrainer*Innen zu töten. So würde in Russland keine Zwangsrekrutierung stattfinden, weil diese gar nicht vonnöten sei, denn die russischen SoldatInnen würden alle freiwillig in den Krieg ziehen, weil sie dafür Geld bekämen. Da es diesen selbsternannten „Anarchist*Innen“ noch nicht bewusst geworden zu sein scheint und nur um das klarzustellen: Die meisten Menschen üben den widerwärtigen Beruf des Soldaten aus, weil es dafür Kohle gibt. Man muss kein Professor der Linguistik sein, um erkennen zu können, dass Soldat sich von Sold ableitet (was sich wiederum von solidus, einer byzantinischen Münze, ableitet) und Sold ist bekanntlich einfach nur ein anderes Wort für Bezahlung oder Entgelt eines bestimmten Dienstes. Allein in der Berufsbezeichnung liegt also schon die Bedeutung, dass hier jemand etwas tut, für das er oder sie Geld bekommt. Und dass in allen Armeen vor allem die aus ärmsten Verhältnissen kommenden Schichten diejenigen sind, die, keine andere Möglichkeit sehend auf legale Weise Geld zu verdienen, einen Großteil der einfachen Soldat*innen stellen, diejenigen, die dann auch als erste draufgehen, sollte einen merken lassen, dass man hier nur bedingt von Freiwilligkeit sprechen kann. Dass sich die russische Armee auch aus Migrant*Innen, die sich eine Verbesserung ihres Aufenthaltsstatus bzw. Einbürgerung erhoffen, und aus Knackis, was auch in der ukrainischen Armee der Fall ist, rekrutiert, spielt ebenfalls eine nicht unwichtige Rolle bei dieser Frage.

Und bei alldem scheint es ihnen auch gar nicht darum zu gehen, dass Leid der Menschen in den Kriegsgebieten zu lindern, wie sie vordergründig gerne behaupten. Wäre dies der Fall, dann müssten sie konsequent auch anarchistische Hilfsbataillone für alle Kriegsgebiete in der Welt fordern, denn solidarisch sollten wir mit allen unterdrückten Menschen sein, nicht zuletzt mit denen, die unter den barbarischen Kriegen des Kapitals direkt zu leiden haben. Aber nein, für sie zählt nur das Leid auf ukrainischer Seite. Besonders absurd wird es dann, wenn sogar inzwischen zugegeben wird, dass sich dieser Krieg vermutlich für die Ukraine nicht mehr gewinnen lasse und sich der Rekrutierung auf ukrainischer Seite immer mehr widersetzt werde (denn obwohl die Ukrainer*Innen angeblich alle freiwillig für die Freiheit in den Krieg ziehen, gibt es trotzdem eine Zwangsrekrutierung und entsprechenden Widerstand dagegen), alle „Anarchist*Innen in der Ukraine jedoch fest davon überzeugt seien, dass jetzt weiterkämpfen müsse, weil wenn Russland diesen Krieg gewänne, dann bedeute dies den Tod der anarchistischen Bewegung in der Region. Diese Logik von es steht so oder so der Untergang bevor und deshalb unterstützt man jetzt noch so eine Art Selbstmordaktion, in deren Folge nur noch Menschen sterben und ihre Kinder, Eltern, und Freund*Innen verlieren werden, lehnen wir ab. Denn ein regionales Ende von anarchistischen Bewegungen ist historisch schon öfter vorgekommen und weder ein neues Phänomen noch der totale Untergang, in solchen Fällen müssen diese Bewegungen dann wieder aufgebaut werden, wie es auch historisch immer wieder geschehen ist. Die Menschlichkeit, an die sie appellieren und die sie von Anarchist*Innen in aller Welt vor allem in Form von Geldspenden einfordern, zeigen sie nur sehr selektiv, die russischen Soldat*Innen, vom Kapitalismus zu Mördern und Mörderinnen gemacht, scheinen für sie keiner Menschlichkeit würdig, deren Tod belanglos. Die Russen hätten die Ukrainer schon immer gehasst schon seit Jahrhunderten… manchmal wissen selbst wir vor lauter Staunen über so viel Undifferenziertheit im Denken nicht mehr, was wir dazu noch schreiben sollen.

Am 1. Mai 2023 in Dresden konnte man unter anderem Folgendes hören: „Wir sollten dazu aufrufen, die ukrainische Bevölkerung bis an die Zähne zu bewaffnen, damit aus jedem Fenster oder jeder Tür Tausende von Kugeln gegen die Besatzer und ihre Kollaborateur*innen abgefeuert werden. Wenn viele im Westen nicht dazu bereit sind, für die Freiheit zu kämpfen – dann soll es so sein, aber zumindest die Menschen zu unterstützen, die bereit sind, es zu tun, ist eine Pflicht, die auf den Schultern aller in der so genannten ersten Welt liegt.“2 Und nach diesem martialischen Kriegsgebrüll, das wir so und in ähnlicher Form schon zu oft von Kriegstreibern zu allen Zeiten und allen Orten dieser Welt gehört haben, sind sie tatsächlich noch verwundert darüber, dass wir schreiben, dass sie den Krieg unterstützen? Und welch sinnentleerte und nur rein agitatorischen Zwecken dienende Verwendung des Begriffs Freiheit. Für welche Freiheit wird denn da gekämpft? Die kapitalistische Freiheit? Die Freiheit für den scheinbar gütigeren, menschlicheren oder gar „anarchistischeren“, um die Entleerung von Begriffen auf die Spitze zu treiben, Unterdrücker zu sterben? Dafür wollen sie, wenn man davon ausgeht, dass die Tausenden Kugeln auch treffen, „Kollaborateure“ und „Besatzer“ töten. Wer gilt denn als Kollaborateur? Menschen, die desertieren, sich der Rekrutierung entziehen? Alle Menschen, die nicht die Ukraine unterstützen? Die nationalistische Komponente trieft hier wieder einmal aus dem Wort Besatzer. Aber da Handlungen ja nicht von Bedeutung sind, sondern nur Bezeichnungen, können sie behaupten sie seien keine Nationalist*Innen, weil sie sich nicht so nennen. Und das Ganze dann noch gepaart mit Bannern und Slogans, die verdammt nach Ruhm und Ehre den Gefallenen und Märtyrerkult stinken.

Wir wissen bis heute nicht, weshalb sie denken, dass es irgendetwas mit Anarchismus zu tun hätte, eine Seite in einem Krieg zwischen zwei kapitalistischen Staaten zu unterstützen oder sein Heimatland, was auch immer das nun wieder genau sein soll, zu verteidigen. Das Proletariat hat keine Heimat, und schon gar keine, die es gegen einen anderen Nationalstaat verteidigen sollte. Auch in dem oben genannten Artikel finden wir keine Antwort auf die von ihnen selbst formulierte Frage „Unterstützt ABC-Belarus den Krieg in der Ukraine?“, es ist nur die Rede von der Ignoranz mit der ihnen begegnet werde und es werden angeblich nicht die spezielle Situation, die regionale Geschichte und die Bedingungen ausreichend in Analysen einbezogen. Was aber nun diese Besonderheiten sind, die dazu führen, dass sie denken, dass es so etwas wie eine „anarchistische Pflicht“ sei, die Ukraine in diesem Krieg zu unterstützen, darüber schweigen sie sich aus. Und wie konnte es dazu kommen, dass all diese „Anarchist*Innen“ so plötzlich über Nacht zu blühenden Patriot*Innen geworden sind? Wir wissen es nicht und kriegen auch keine Antwort darauf, aber es spielt auch keine Rolle, wie oder warum es dazu kommen konnte. Viel ausschlaggebender und bedenklicher ist es, dass es dazu kam und nun so ist. Denn allen anderen anarchistischen und revolutionären Gruppen in der Ukraine und in Osteuropa, die einen anderen Standpunkt und eine andere Haltung als diese säbelrasselnden Kriegsbefürworter haben, all denen könne man ja nicht trauen. Gut das ist schwer zu überprüfen, aber zumindest in einigen Fällen, scheint uns das alles mehr in Richtung Diffamierung und Denunziation (sollen die auch alle abgeknallt werden?) zu gehen, als dass es ein ernstgemeinter Ratschlag und Hinweis ist. Zumal ja inzwischen einige Dinge, die von diesen Gruppen veröffentlicht wurde, auch von Seiten der „anarchistischen“ Militaristen übernommen oder bestätigt wurden… Auf das Argument, dass man nun darauf setze, dass in der Armee ein revolutionäres Potential schlummere, wie es sich historisch ja in den Bildungen von Soldatenräten gezeigt habe, wollen wir gar nicht großartig eingehen. Dass eine Handvoll Anarchist*Innen dieses Potential, sofern es denn überhaupt vorhanden ist, wecken könnte, erscheint uns illusorisch und diese Illusion ist geradezu gefährlich, wenn wir den Preis, der dafür gezahlt wird, in Betracht ziehen. Wir wollen nur kurz daran erinnern, was die Ziele dieser historischen Soldatenräte waren, nämlich den kapitalistischen Krieg und den kapitalistischen Frieden revolutionär zu beenden und nicht selbstorganisiert Krieg auf Seiten eines Nationalstaates zu führen und dabei drauf zu gehen.

Für uns als Anarchist*Innen sind alle Kriege kapitalistische Kriege und Kriege des Kapitals. Das Einzige, was Kriege erzeugen, sind Verlierer, Tod, Elend und ein Haufen Profit in den Taschen der Kapitalisten. Es gilt sowohl den kapitalistischen Krieg als auch den kapitalistischen Frieden zu bekämpfen, denn beides sind nur zwei Seiten derselben Medaille. Denn für was wollen denn diese „anarchistischen“ Krieger in der Ukraine kämpfen? Den kapitalistischen Normalzustand verteidigen, weil es so viel besser ist, von Ukrainerinnen und Ukrainern ausgebeutet und unterdrückt zu werden, als von Menschen, die sich als Russinnen und Russen sehen? Wir sagen dazu klar nein, das ist nicht wofür kämpfen und wenn andere das tun wollen, weil sie es für richtig halten, sollen sie es tun, aber wir werden sie dabei nicht unterstützen oder ihnen eine Plattform bieten, denn sie handeln entgegen grundlegender anarchistischer Prinzipien. Denn der Konflikt ist keiner zwischen rechts und links, sondern zwischen „für den Staat“ und „gegen den Staat“ und als Anarchist*Innen ist für uns dabei ganz klar auf welcher Seite wir stehen. Das macht uns nicht zu Ideolog*Innen oder Sektierer*Innen, wie uns so gerne vorgeworfen wird, sondern zu Verfechtern eines klaren und konsequenten Anarchismus, der nicht durch Entleerung von Begriffen und Beliebigkeit verwässert werden darf, ansonsten verliert fatalerweise auch schlussendlich der Anarchismus all seine Bedeutung und wird somit nicht nur endgültig in der Bedeutungslosigkeit verschwinden, sondern nimmt eben solche pervertierten Formen und Auswüchse an, wie wir sie bei Gruppen wie ABC-Belarus, -Dresden etc. beobachten können.

Lang lebe der Verrat am Vaterland! Für die Anarchie


1https://web.archive.org/web/20111217151026/http://2001.ukrcensus.gov.ua/eng/results/general/nationality/; Das World Fact Book des CIA gibt übrigens ebenfalls die selbe Zahl an.

2https://abcdd.org/2023/05/02/1-mai-in-dresden-internationale-solidaritat/

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(DE) Erklärung zu Sicherheitsfragen und möglicher Eskalation der Konflikte während der Aktionswoche https://panopticon.blackblogs.org/2024/05/23/de-erklaerung-zu-sicherheitsfragen-und-moeglicher-eskalation-der-konflikte-waehrend-der-aktionswoche/ Thu, 23 May 2024 08:14:28 +0000 https://panopticon.blackblogs.org/?p=5846 Continue reading ]]> Gefunden auf action week, die Übersetzung ist von uns.


(DE) Erklärung zu Sicherheitsfragen und möglicher Eskalation der Konflikte während der Aktionswoche

Das Organisationsteam der Aktionswoche sieht sich seit langem mit Provokationen und Sabotageakten konfrontiert, die darauf abzielen, die Organisation der Anti-Kriegs-Aktivitäten, die vom 20. bis 26. Mai 2024 in Prag stattfinden, durch Personen aus folgenden Regionen zu erschweren: Ungarn, Polen, Ukraine, Russland, Spanien, Frankreich, Rumänien, Bulgarien, Deutschland, Österreich, Griechenland, Italien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Großbritannien, USA, Serbien, Schweiz…

Während der Termin für die Aktionswoche näher rückt, sehen wir, wie die Angriffe unserer Gegner zunehmen und die Eskalation eines ohnehin schon konfliktreichen Klimas weiter anheizen. Und weil wir mögliche Provokationen oder Angriffe während der Aktionswoche nicht unterschätzen wollen, treffen wir konkrete Sicherheitsmaßnahmen.

Wir möchten jeden warnen, der unsere Aktionen in irgendeiner Weise stört: Wir werden unseren politischen Raum mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen. Auf Angriffe werden wir mit aktiver Selbstverteidigung reagieren. Die Bedeutung all dessen ist klar, denn, wie unser Aufruf zeigt, sind wir keine Pazifisten, sondern Revolutionäre. Wer diese Warnung ignoriert, trägt die Verantwortung für die Eskalation und die daraus resultierenden Konsequenzen.

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Wir widerlegen die Lügen, die über AMI verbreitet werden https://panopticon.blackblogs.org/2024/05/23/wir-widerlegen-die-luegen-die-ueber-ami-verbreitet-werden/ Thu, 23 May 2024 08:09:31 +0000 https://panopticon.blackblogs.org/?p=5842 Continue reading ]]>

Gefunden auf AMI, die Übersetzung ist von uns.


Wir widerlegen die Lügen, die über AMI verbreitet werden

Veröffentlicht am 11.05.2024, von Antimilitaristischer Initiative

Immer wieder werden wir mit Vorwürfen konfrontiert, wir würden die Selbstverteidigung der Menschen im Krieg in der Ukraine angeblich nicht unterstützen. Deshalb wiederholen wir als Antwort auf diese Lügen ein paar Fakten.

1) Alle Kriege zwischen Staaten sind Kriege der Bourgeoisie gegen das Proletariat. Wir unterstützen die Selbstverteidigung des gesamten Proletariats, unabhängig davon, ob sich Teile davon in der Ukraine, in Russland, in Gaza, in Israel oder irgendwo auf der Welt befinden. Mit Selbstverteidigung meinen wir die Verteidigung der Klassenautonomie, d.h. die Führung des Kampfes (einschließlich des bewaffneten Kampfes) gegen alle Fraktionen der Bourgeoisie, gegen alle Staaten, gegen alle staatlichen Armeen, deren primäre Funktion darin besteht, den Staat zu verteidigen und nicht die Bevölkerung, die sie regieren. Wie der in der Ukraine tätige Anarchist Sasha Kaluzha in seinem Artikel zu Recht feststellt:

Das Ziel des ukrainischen Staates und seiner militärischen Strukturen in diesem Krieg ist es, die Macht zu behalten; das Ziel des russischen Staates und seiner militärischen Strukturen ist es, die Macht zu übernehmen. Die Beteiligung von Anarchistinnen und Anarchisten an den Strukturen eines dieser beiden Staaten macht die Situation für die Menschen in der Ukraine, die unter dem Krieg zwischen den beiden Staaten leiden, nicht einfacher. Das ganze Gerede über die Armee, die das Volk, die Gesellschaft und das Land verteidigt, ist nur Teil der staatlichen Propaganda, wie die Geschichte beweist. Der Krieg kann nur gestoppt werden, wenn man sich gegen beide Staaten stellt.“

2) Wir interpretieren den Krieg vor Ort nicht in vagen und irreführenden Begriffen von „Gut gegen Böse“ oder als binäres Narrativ von „Aggressor (Russland) gegen verteidigendes Opfer (Ukraine)“. Die Realität ist viel komplizierter als diese Schwarz-Weiß-„Analysen“, denen zudem eine Klassenperspektive fehlt und die stattdessen mit einer nationalistischen und bourgeois-demokratischen Perspektive kokettieren.

Das Proletariat in der Ukraine ist nicht nur der Aggression des russischen Imperialismus ausgesetzt, sondern auch der Aggression des ukrainischen Staates, der lokalen Bourgeoisie, der Polizei, der Armee, der Bürokratie, der Nationalisten, der Politiker… Daher kann die oberflächliche Definition des Aggressors nur auf Seiten Russlands als bewusste oder unbewusste Befürwortung des Aggressors interpretiert werden, der das Proletariat in der Ukraine unter dem Vorwand des „Volkswiderstands“ oder der „Verteidigung des Rechts auf nationale Selbstbestimmung“ dezimiert. Wenn wir Putins Armee eindeutig als Aggressor definieren, können wir die Aggression der ukrainischen Armee nicht ausklammern, die Männer von der Straße entführt und sie an die Front zwingt und Deserteure, die sich in Sicherheit bringen wollen, massakriert. Wir dürfen auch nicht die Aggression der ukrainischen Kapitalisten vergessen, die die Kriegssituation ausnutzen, um die Arbeiter noch mehr auszubeuten, oder die Aggression des ukrainischen Staates, der Menschen mit ukrainischen Pässen wie Eigentum behandelt, das er willkürlich gegen ihren Willen für Kriegszwecke einsetzen kann. Kurzum, die Menschen in der Ukraine sterben nicht nur durch die Bombardierungen von Putins Armee, sondern auch durch die Handlungen des ukrainischen Staates, der den Menschen eine der grundlegendsten Formen der Selbstverteidigung verweigert, nämlich sich außerhalb der Ukraine oder außerhalb eines Kriegsgebiets in Sicherheit zu bringen. Wir unterstützen die Selbstverteidigung gegen Putins Aggressoren, was nicht gleichzeitig bedeutet, die Aggressoren des Zelenka-Regimes zu verteidigen und zu unterstützen.

3) Unsere Freundinnen und Freunde in der Ukraine drängen uns seit langem, die Öffnung der ukrainischen Grenzen für Männer zu organisieren, die sich der Mobilisierung oder der Desertion entziehen wollen, denn das ist Selbstverteidigung im Kriegszustand. Gleichzeitig stoßen wir jedoch auf die Propaganda der NATO, der EU, des US-Imperialismus und der Linken. Diese Propaganda stellt ein verzerrtes Bild dar, in dem die gesamte ukrainische Bevölkerung den Kampf an der Front freiwillig unterstützt. Freundinnen und Freunde aus der Ukraine zufolge schwinden jedoch der anfängliche „nationalistische Impuls“ und die freiwillige Beteiligung an der Armee, und in der Gesellschaft macht sich Unzufriedenheit breit, die sich sowohl gegen den russischen Imperialismus als auch gegen die ukrainische Regierung, Armee und Behörden richtet. Manche sprechen sogar davon, dass die Unterscheidung zwischen der Besatzungsmacht Russland und der Macht der Ukraine, die das Recht auf ihre Integrität beansprucht, in den Augen der Bevölkerung langsam verschwimmt. Diese Tatsache mit Propaganda zu verschleiern, wird einerseits als Beitrag zur Unsichtbarkeit der Masse des Proletariats gesehen, das die Keime der kollektiven Verteidigungsstrukturen schafft, und andererseits ist es im Grunde eine Art, diese unabhängige Selbstverteidigung zu sabotieren. Paradoxerweise erschweren diejenigen, die uns unsinnigerweise vorwerfen, wir würden die Menschen, die sich gegen die Aggression verteidigen, nicht unterstützen, durch ihre Propaganda und ihre politischen Aktivitäten selbst die Situation der Menschen, die sich verteidigen wollen.

4) Unsere Einstellung zum Krieg spiegelt zum Teil die Erkenntnisse wider, die uns Menschen aus ukrainischen Städten oder solche, die von dort ausgewandert sind, mitgeteilt haben. Im Folgenden finden sich einige Links zu den Quellen, aus denen wir schöpfen. Die Liste ist bei weitem nicht vollständig.

]]> Interview mit dem Organisationskomittee der Aktionswoche (Action Week) https://panopticon.blackblogs.org/2024/04/21/interview-mit-dem-organisationskomittee-der-aktionswoche-action-week/ Sun, 21 Apr 2024 13:46:21 +0000 https://panopticon.blackblogs.org/?p=5663 Continue reading ]]>

Erschienen auf der Seite von Action Week.


Interview mit dem Organisationskomittee der Aktionswoche (Action Week)

Für die Woche vom 20. bis 26. Mai lädt ein Organisationskomittee (OK) linksradikale Kriegsgegner:innen aus ganz Europa zu einer Aktionswoche und Konferenz „gegen kapitalistische Kriege und kapitalistischen Frieden“ nach Prag ein (actionweek.noblogs.org). Im Gespräch mit Transmitter erläutern die Organisator:innen das Ziel dieses Treffens und ihren Blick auf den Krieg in der Ukraine und den Umgang verschiedener linker Strömungen damit.

TM: Vom 20. bis 26. Mai plant Ihr in Prag eine Aktionswoche gegen den Krieg. Was soll in dieser Zeit geschehen?

OK: Während der Aktionswoche findet jeden Tag eine andere Veranstaltung statt. Es soll Vorträge, Diskussionen, Spendensammlungen, Proteste und verschiedene Arten von direkten Aktionen geben. Wir sehen die Aktionswoche nicht als Tag X an, sondern als einen Moment im Prozess des Aufbaus einer revolutionären defätistischen Gemeinschaft, in einem Prozess, der den Austausch von Texten und Kritiken beinhaltet, Diskussionen, die Organisation von konkreten Aktionen, die Kontinuität des Zusammenwirkens etc. Wir hoffen, dass wir in der Lage sein werden, stärkere Verbindungen im Lager des revolutionären Defätismus aufzubauen und wenn wenn möglich, ein gewisses Maß an programmatischer Zentralisierung zu erreichen, unter Beibehaltung des dezentralen Charakters der Aktionen.

TM: Das Motto Eurer Aktionswoche lautet „Gemeinsam gegen kapitalistische Kriege und kapitalistischen Frieden!” Was wollt ihr mit diesem Slogan sagen? Warum verbinden Ihr den Widerstand gegen kapitalistische Kriege mit dem gegen einen kapitalistischen Frieden?

Krieg und Frieden sind im Kapitalismus keine Gegensätze; sie sind Teil desselben Zyklus von Zerstörung und Wiederaufbau. Was die Bourgeoisie meint, wenn sie von Frieden spricht, ist in Wirklichkeit der Zustand des Klassenkriegs gegen das Proletariat oder mit anderen Worten der Status quo der kapitalistischen Ausbeutung. Durch die Logik der Expansion des Marktes, die eine inhärente Eigenschaft des kapitalistischen Kreislaufs der Produktion und des Warenaustauschs ist, ist jede kapitalistische Fraktion gezwungen, mit den anderen zu konkurrieren. Wenn die Ausdehnung des Marktes nicht mehr mit nichtmilitärischen Mitteln möglich ist, dann treten militärische an ihre Stelle. In der Tat kann die Periode des kapitalistischen „Friedens” als eine Periode der Kriegsvorbereitung charakterisiert werden – Waffenproduktion, nationalistische Propaganda, Bildung von bürgerlichen Allianzen. Wenn sozialdemokratische Kräfte zum „Frieden” aufrufen, fordern sie das Proletariat auf, dankbar zu sein, dass das Gemetzel des Krieges beendet ist und die Fortsetzung der bürgerlichen Herrschaft und der kapitalistischen Ausbeutung zu akzeptieren. Was wir fordern, ist kein Frieden, sondern der Klassenkampf gegen unsere Ausbeuter. Wir wollen den kapitalistischen Krieg in einen Bürgerkrieg verwandeln für die kommunistische Weltrevolution.

TM: Am Ende der Aktionswoche soll eine internationale Antikriegskonferenz stattfinden. Was ist das Ziel dieser Konferenz?

OK: … internationalistische Konferenz, auf der wir versuchen werden, von der Diskussion theoretischer Fragen zur Koordination konkreter Antikriegsaktivitäten zu kommen.

TM: Ihr habt eine lange Liste von Gruppen und Organisationen aus ganz Europpa veröffentlicht, die Ihr dazu einladet, ziemlich viele davon sind anarchistische Gruppen. Wird diese Konferenz organisiert von und für das anarchistische Milieu?

OK: Wir akzeptieren die Aufteilung der revolutionären Bewegung in die ideologischen „Familien” des „Anarchismus” und des „Marxismus” nicht. Wir betrachten diesen historischen Konflikt als Ausdruck des Versuch der sozialdemokratischen Tendenz, die revolutionäre Bewegung zu vereinnahmen. Für uns besteht der einzige Graben zwischen Revolution und Konterrevolution, und er verläuft durch beide „Familien”. Gruppen und Gruppen und Organisationen wurden von uns vor allem aufgrund ihrer revolutionären defätistischen Positionen und Praxis eingeladen.

Es stimmt allerdings, dass wir keine der „berühmten” großen, so genannten „linkskommunistischen” Großorganisationen eingeladen haben, die seit Jahrzehnten existieren und sich selbst oft als „revolutionäres Milieu” identifizieren. Für uns geht es nicht um Sektierertum, sondern darum, Kriterien zu setzen, um eine konstruktive Diskussion zu ermöglichen und mit der Aufgabe voranzukommen, den revolutionären Defätismus zu fördern und seine Entwicklung als integraler Bestandteil der proletarischen Bewegung. Wir beharren auf der Tatsache, dass wir echte Debatten brauchen und nicht nur unsere jeweilige Beiträge anhören, ohne in der Lage zu sein, zu einem gemeinsamen Punkt zu gelangen.

Bedauerlicherweise, nachdem, was wir wissen und in der Auseinandersetzung mit den Antikriegsaktivitäten bestimmter sogenannter „linkskommunistischer“ Gruppen und Organisationen erfahren haben, haben wir den Eindruck, dass ihr Ziel nicht darin besteht, eine echte Kampfgemeinschaft aufzubauen, sondern eine Pseudo-“Partei”, eine Massenpartei, nach dem Vorbild der historischen bolschewistischen Partei, die die proletarischen revolutionären Prozesse einrahmte und die Subversivität unserer Klassenbewegung beseitigt hat.

Wir erwarten natürlich nicht, dass alle zur Aktionswoche eingeladenen Gruppen programmatisch auf dem gleichen Stand sind. Wir sind uns bewusst, dass die Kapitalismuskritik einiger Organisationen nicht in gleicher Weise entwickelt und und vertieft ist. Aber unsere Hoffnung ist es, ihnen zu ermöglichen durch die Diskussionen und die gemeinsame Praxis auf eine höhere, dialektischere und damit radikalere Ebene des Erfassens der Realität der auf Ausbeutung basierenden Welt zu erreichen und damit die Möglichkeit eines gemeinsamen Kampfes zu eröffnen.

TM: Unmittelbar nach dem Angriff der Russischen Föderation auf die Ukraine im 2021, begannen viele Anarchist:innen und Linke aus Mittel- und Osteuropa, den ukrainischen Widerstand gegen die russische Besatzung zu unterstützen, einige schlossen sich sogar den ukrainischen Streitkräften an. Diese Anarchist:innen und Linken erklärten dem westlichen linken Publikum (das wenig über die Situation in diesen Ländern weiß), dass links und fortschrittlich in Mittel- und Osteuropa zu sein bedeutet, die militärische Verteidigung der Ukraine zu unterstützen. Was ist Eure Haltung zu diesen Positionen?

OK: Wir nennen uns nicht „fortschrittlich” oder „links”, denn diese Bezeichnungen bedeuten nichts anderes, als den Fortschritt und den „linken” Flügel des Kapitals. Wir lehnen diese Position grundsätzlich ab und betrachten diese sogenannten „Anarchist:innen”, die eine Seite im interbourgeoisen Krieg unterstützen oder sich sogar direkt einer seiner Armee anschließen, als unsere Gegner:innen und als Teil des Staates. Wir weisen auch die Idee vollständig zurück, dass dies irgendwie die natürliche Position der Anarchist:innen in Mittel- und und Osteuropa sei, weil sie dem Krieg näher sind. Als Beleg dafür können wir auf die Gruppe „Assembly” aus Charkow verweisen, das direkt an der Frontlinie liegt und ständig bombardiert wird, die mit uns die revolutionären defätistischen Positionen gegen beide Seiten des Krieges teilt.

TM: In Deutschland, Polen und, soweit wir wissen, auch in der Tschechischen Republik, gibt es eine relevante Opposition gegen die militärische Unterstützung der Ukraine und die Umverteilung von öffentlichen Geldern an das Militär. Diese Opposition ist kulturell und politisch meist rechts orientiert, ihre Mitglieder sympathisieren oft mit Russland und Putin. Wie sollte Eurer Meinung nach eine Linke die sich gegen „kapitalistische Kriege und kapitalistischen Frieden” wendet, mit diesen Bewegungen umgehen?

OK: In Osteuropa ist die „populistische” Rechte die neue „Linke“. Nachdem die klassischen sozialdemokratischen / „sozialistischen” Parteien zu Parteigängern der Sparmaßnahmen im Zeichen der Austerität wurden, traten die nationalistischen Parteien (einschließlich der poststalinistischen „kommunistischen Parteien”) an, ein effektiverer Ausdruck der historischen Sozialdemokratie zu werden. Diese Bewegungen kanalisieren die echte Wut des Proletariats über die Verschlechterung der Lebensbedingungen in Richtung Wahlunterstützung dieser Parteien, nutzlose zahme Demonstrationen, Gewalt gegen Einwanderer usw. Zumindest in der Tschechischen Republik kennen wir keinen Ausdruck einer eigenständigen, autonomen proletarischen Perspektive in diesen Bewegungen. Wenn wir einen solchen Ausdruck sehen würden, könnten wir versuchen zu intervenieren, die Widersprüche in der Bewegung voranzutreiben, etc., unabhängig davon, welche politische Strömung versucht, sie zu vereinnahmen. Die Bewegung der Gilets Jaunes in Frankreich zum Beispiel war zu Beginn auch eher rechts geprägt.

TM: In einigen linken Kreisen wird die Auffassung vertreten, dass angesichts der der Gefahr eines Weltkriegs ein neues „Zimmerwald” notwendig sei,bezugnehmend auf das Treffen der dissidenten Fraktionen der sozialdemokratischen Parteien im Jahr 1915. Soll Eure Konferenz eine Art neues „Zimmerwald” sein?

OK: Nein. Wir betrachten dies nur als einen ersten Schritt in der Entwicklung gemeinsamer, kämpferischer Aktivitäten der beteiligten Gruppen, das Ziel ist nicht, formell und künstlich eine „neue Internationale” zu schaffen. Auch wenn wir dadurch, dass wir uns international organisieren, dazu beitragen, das Entstehen einer genuinen internationaln, proletarischen, revolutionären und defätistischen Kampfgemeinschaft voranzutreiben. Daraus erschließt sich, dass die Haltung der beteiligten Gruppen zu dem Krieg eindeutig revolutionär-defätistisch sein müssen. Wir diskutieren nicht mit Kriegstreibern!

Bezüglich Zimmerwald möchten wir betonen, dass aus unserer Sicht die Zimmerwalder Konferenz und das Manifest, das aus ihren Debatten hervorging, in keiner Weise Ausdruck einer revolutionären Bewegung sind. Auch wenn sie allgemein allgemein als Ausdruck des Bruchs mit der Zweiten Internationale und ihrer konterrevolutionären und kriegsbefürwortenden Position angesehen werden, müssen wir auf der Tatsache bestehen, dass sie vom revolutionären Standpunkt aus nichts anderes als ein Versuch waren, die Zweite Internationale zu retten, um ihre sozialdemokratische und damit konterrevolutionäre Politik fortzusetzen. Das inkonsequente und pazifistische Manifest der Zimmerwalder Konferenz ruft nicht zur Revolution auf, zur Umwandlung des bürgerlichen Krieges in einen Klassenkrieg. Es ruft zum Frieden auf und zur Rückkehr zur Normalität. Zur Normalität der Ausbeutung und des Elends…

Einige kommunistische Aktivisten, die an dem Treffen teilnahmen, waren damit nicht nicht einverstanden und weigerten sich, das Manifest zu unterzeichnen. Sie versuchten, eine andere Perspektive als einen bürgerlichen Frieden zu formulieren: die Waffen gegen die Offiziere zu richten, die Desertion zu organisieren, gegen die eigene Bourgeoisie zu kämpfen, sich mit den Proletariern der gegnerischen Armeen zu verbrüdern, den bürgerlichen Krieg in einen internationalen revolutionären Krieg zu verwandeln … Und dies im Widerspruch zum konterrevolutionären Programm der Internationale und ihrer verschiedenen Mitgliedsparteien.

Deshalb ist es für uns ein Fehler, sich auf die Zimmerwalder Konferenz zu beziehen. Wir wollen nicht an einem „neuen Zimmerwald” teilnehmen. Im Gegenteil, wir freuen uns, an einem echten Versuch teilzunehmen, revolutionäre defätistische Kräfte gegen den Krieg und gegen das Kapital zu organisieren!

TM: Die Situation, in der wir leben, ist erschreckend. Die Gefahr eines globalen militärischen Konflikts wächst und dennoch ist keine Kraft sichtbar, die sich der Militarisierung und Krieg auf globaler Ebene widersetzt. Was könnte unter diesen Umständen das Ergebnis Eurer Aktivitäten in Prag sein?

OK: Wie schon erwähnt, ist dies ein erster Schritt zur praktischen Koordinierung der Aktivitäten zwischen den Gruppen, die gegen alle Seiten des Krieges sind und gegen kapitalistischen Krieg wie kapitalistischen Frieden.Wir können nicht spekulieren, was das Ergebnis sein wird.

Die Geschichte hat uns gezeigt, dass das Proletariat sich nie im Namen einer „großen Sache” erhoben hat, sondern im Gegenteil, dass viele „unbedeutende” Gründe oder Umstände weltbewegende Umstürze auslösen können. Man schaue sich nur den Ersten Weltkrieg an und wie pessimistisch die Revolutionär:innen damals waren angesichts des jahrelangen Gemetzels und der gegenseitigen Ermordung der Proletarier unter den blutigen Fahnen „ihrer” Nationen und Bourgeoisien. Und plötzlich, im Jahr 1917, die Schleier der Unwissenheit und Unterwerfung zerreißend, sich der schwarzen Sonne des Kapitals entgegenstellend, erhob sich unsere Klasse und begann zu versuchen, das, was uns zerstört, wegzufegen und zu zerstören….

Vergessen wir nie, dass Revolutionär:innen keine Revolutionen aus eigenem Willen auslösen können. Aber wenn sich eine revolutionäre Dynamik entwickelt, ist es ihre Pflicht, sich daran zu beteiligen, mitzumachen, die Bewegung voranzutreiben, die Ziele zu klären, die Verwirrung in den
Reihen des kämpferischen Proletariats aufzulösen, und das Ziel der Abschaffung des kapitalistischen Alptraums aufzuzeigen!

  • Das Interview wurde im Magazin Transmitter veröffentlicht

]]> Ich vermisse euch wie Sau! Jetzt auch Online zum lesen. https://panopticon.blackblogs.org/2024/04/21/ich-vermisse-euch-wie-sau-jetzt-auch-online-zum-lesen/ Sun, 21 Apr 2024 13:40:56 +0000 https://panopticon.blackblogs.org/?p=5661 Continue reading ]]>

Im Jahr 2022 erschien das Buch „Ich vermisse euch wie Sau!“ welches sich mit den Themen Repression, Flucht und Solidarität auseinandersetzt. Schwerpunkt des Buches ist die Geschichte und Biographie unseres verstorbenen Gefährten Ricardo der im Exil verstarb.

Zusätzlich tauchen im Buch unterschiedliche Interviews zu der oben erwähnten Thematik auf. Jetzt kann das Buch auch Online gelesen werden.

Hier der Link:

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