Gabriel Pombo da Silva – Soligruppe für Gefangene https://panopticon.blackblogs.org Für die Anarchie! Knäste, Staat, Patriarchat und Kapital abschaffen! Tue, 07 May 2024 21:54:02 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 https://panopticon.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1233/2020/02/cropped-discharge-degenerik-blog-1-32x32.jpg Gabriel Pombo da Silva – Soligruppe für Gefangene https://panopticon.blackblogs.org 32 32 (Portugal-Spanien) Erklärung von Gabriel Pombo Da Silva https://panopticon.blackblogs.org/2020/07/02/portugal-spanien-erklaerung-von-gabriel-pombo-da-silva/ Thu, 02 Jul 2020 20:32:11 +0000 http://panopticon.blogsport.eu/?p=1244 Continue reading ]]> Per Mail erhalten, die Übersetzung ist von uns

Erklärung von Gabriel Pombo Da Silva

Da es heute mehr denn je unmöglich ist, ein Kommuniqué zu verfassen, das – aufgrund des Eingreifens von Kommunikationsmitteln – aus dem Gefängnis, in dem er festgehalten wird, herauskommen könnte, wollte Gabriel, dass einige Worte – aus den letzten Briefen extrahiert – ausgewählt werden, um zu einem Text zu werden, der sich an alle diejenigen richtet, die ihn lesen wollen. Die fraglichen Briefe, die mit großer Verspätung eintrafen, haben Daten, die sich über einige Wochen erstrecken: vom 11. April bis zum 20. Mai (letzterer ist der einzige, der im Gefängnis von Badajoz geschrieben wurde, wo unser Gefährte gegenwärtig inhaftiert ist).

Gabriel sendet starke Umarmungen an alle seine Gefährt*innen, die ihn aufrichtig unterstützen, und an alle würdigen Personen, die weiterhin für die Freiheit kämpfen, wo auch immer in der Welt sie sich befinden.

Freiheit für Gabriel!
Freiheit für alle!
Lang lebe die Anarchie!

„… was hier passiert, hat keine Logik, keine Regeln… es ist wie bei einer Schachpartie, bei der ab und zu jemand die Hand hineinsteckt und die Stellung der Figuren verändert… Wie kann man ein solches Spiel spielen oder gewinnen? Was sind die „Regeln“ oder die „Grenzen“? Ich kann nicht einmal über „Recht“ sprechen (jenseits dessen, was ich glaube oder darüber denke) oder an „Rechte“ appellieren, nach allem, was ich erlebt habe… deshalb frage ich mich: da ich keine „Rechte“ habe, was sind die „Regeln“ dieses Kampfes? Kurz gesagt, der Krieg des Staates gegen widerstandsfähige Individuen ist immer schmutzig, ohne „Regeln“…“.
„Schweigen bedeutet, das Abirrende zu tolerieren, innerlich zu verrotten. Es ist tausendmal besser, für das zu sterben, was man denkt und fühlt, als den Mund zu halten und unter einem Terrorregime zu ‚leben‘. Was für ein Leben kann das sein?

„An dem Tag, an dem es kein einziges Individuum (und ich spreche nicht von mythologischen Legenden) mehr gibt, das in der Lage ist, der autoritären Megamaschine zu widerstehen, wird die Freiheit aller tot sein … wir werden nur Anhängsel eines Systems sein, das nur Entfremdung erzeugt“.
Gabriel Pombo Da Silva

11. April 2020
(…) Ich freue mich auf April… im Mai bin ich vielleicht nicht mehr hier. Nun, mehr als das ich weggehe, nehmen sie mich mit… es ist wichtig, richtig zu schreiben und zu reden, ha ha.
Es ist klar, dass Veränderungen uns immer aufregen und beunruhigen, aber… wir wissen, dass wir hier nichts verloren haben(und diese Situation der Gefangenschaft hier ist schwer…) und dass die „Sackgasse“ meiner Situation da sein muss…so „ruhig oder besorgt“ müssen wir unsere Wege ändern.
Ich werde nicht „umherwandern“ über das, was sein wird oder was kommen wird, weil ich es nicht weiß… Ich bin auch kein Mann des „Glaubens“ oder der Leichtgläubigkeit; stoisch ist die Natur, aus der ich aufgebaut bin. (…)

12. April
(…) Ich habe das, was ich gestern geschrieben habe, noch einmal gelesen… und mir ist etwas aufgefallen, das ich geschrieben habe und das ich vielleicht noch etwas weiter ausführen sollte, ich meine, dass ich kein Mann des Glaubens bin. Ich bin sicherlich Atheist und nicht religiös… in der Theologie bedeutet Glaube „blind an die Schriften glauben“; dies ist der „Dogma des Glaubens“… und obwohl ich nicht religiös bin, glaube ich blind an das, was ich im Laufe meines Lebens vom Leben und von den Menschen gelernt habe. Mein Glaube drückt sich in meiner Ethik aus, und meine Ethik ist ein Spiegelbild meines Glaubens. Ich glaube fest an das, was ich sage, und ich bin bereit, alles für meine Überzeugungen zu tun… auch wenn ich nicht religiös bin, so bin ich doch eher ein „Gläubiger“ als diese „verbiegbaren Religiösen“. Da siehst du Gottes „Vertreter“ auf Erden im Vatikan eingesperrt, ebenso wie seine Diener und Gläubigen. Zumindest die zentrale Figur dieser Religion zögerte nicht, die Wunden von den Leprakranken zu reinigen oder in Würde den Märtyrertod zu sterben. Um an die Auferstehung der Toten zu „glauben“, werden sie nicht ermutigt, ihren Glauben auf die Probe zu stellen, ha ha ha ha! Sicherlich denken sie: Du stirbst zuerst, was mich zum Lachen bringt… Dabei gibt es eine Parallele zwischen Anarcho-Kommunisten und Christen: Sie alle glauben an das Ideen-Wort, aber niemand will den Kalvarienberg oder das Martyrium bestehen… sie begnügen sich damit, „Zeugnis“ von dem Ideen-Wort abzulegen, ha ha!

Liebe zum Menschen, zur Gerechtigkeit, Pazifismus, Proselytismus, Predigen… Paradies im Himmel oder auf Erden, Brot brechen, solidarisch sein… Scheiße! Den meisten Menschen ist gar nicht bewusst, wie sehr alle Zweige des Sozialismus (die „echten“ und die „utopischen“) christlich-religiös sind… in den monotheistischen Religionen Judentum-Christentum und Islam wurde das ganze Rezept für Sozialismus-Anarchismus und Kommunismus ausgeheckt (und das zu Recht). Das Kultur-Christentum ist dasselbe wie der Kultur-Anarchismus. Man muss aufhören, Menschen nach ihrem „Ismus“ zu sehen und sie gegebenenfalls nach ihrer Ethik zu schätzen. Die Herden sind immer auf der Suche nach dem Messias… sie wissen nicht, wie sie ohne die „Wärme“ der Gruppe und den Exhibitionismus des „Glaubensbekenntnisses“ ein Eigenleben führen sollen… die Tatsache wird immer mit dem „Ich tue, was ich kann“ „entschuldigt“… das Bekenntnis unserer Begrenztheit spricht uns von allem frei… Sünde. Wir sind Unvollkommene! Scheiße! Die Erfindung der Beichte (bei Laien ist es Versammlung oder Therapie) und die Buße sind perfekte Mittel, um jedes „Arschloch“ oder jeden „Bastard“ unter uns zu akzeptieren. (…)

13. April
(…) Was ich aus den „Nachrichten“ (d.h. der staatlichen Propaganda) interpretiere, ist, dass der Quarantänestaat weiter geht… Offensichtlich müssen sie im klinisch-wissenschaftlichen Bereich vorgeben, alles zu kontrollieren, denn Panik erzeugt Chaos und Unkontrollierbarkeit von allem.
Dieses Virus ist wirklich gegen die Zivilisation, ha ha ha… es wurde vorgeschlagen, die „alten Männer“ (über 40) zu dezimieren, die es geschafft haben, der Langlebigkeit mit der medizinischen Wissenschaft zu entgehen… Verdammte alte Männer mit Botox und Herzklappen! Asthmatische Arschlöcher mit Spray und Diabetiker mit Pillen! Glaube nicht, dass ich diesen „eugenischen“ Virus nicht verstehe, aber als „altes“ und asthmatisches und soziales Tier, das ich mit vielen „alten“ Freund*innen und Verwandten bin, mache ich mir Sorgen. Wenn wir in einer anderen Art von Welt leben würden, die die Natur, das Leben und die soziale Gerechtigkeit respektiert, würde ich mich wahrscheinlich dagegen auflehnen, die positive Seite von dem „Dingsda“ verstehen zu wollen.

Es ist großartig, dass wir keinen Fußball haben (Hurra!), dass die Städte eine atmungsaktive Atmosphäre haben (Hurra!), dass die Menschen Zeit haben, über Leben und Tod nachzudenken (Hurra!). (…)

14. April
(…) Das Problem der spanischen Gefängnisse (was ich hier in Extremera gelesen habe) ist beunruhigend… Ich weiß sehr wohl, welche Macht diese Mörder*innen in der Geschichte angehäuft haben, und mit diesem „Corona-Virus“ (und ohne Besuche) und niemandem, der über die Überwacher*innen wacht, ist es beängstigend… denn wenn sie anfangs bei der FIES hatten, einen „Freibrief“, können sie tun, was immer sie wollen…

Das Kapital drängt, und sie haben bereits einige „strategische“ Sektoren (Industrie und Bauwesen) an die Arbeit geschickt… sie werden durch die „Statistiken“ des Virus und „die Abwärtsstabilität des Höhepunktes der Pandemie“ unterstützt… dies ist die Sprache der Verwalter*innen des Elends (…) aber sie wissen, dass sie, wenn sie keine allgemeinen „Unruhen“ wollen, sektorielle „Genehmigungen“ und „bedingte Versprechen“ geben müssen. Sie wenden auf den Bürger dasselbe Strafvollzugsregime an wie auf die Gefangene. Statt Wachen und Gefängniswärter auf den Höfen haben sie Militär und Polizei in den U-Bahnen, Straßen und Fabriken. Von zu Hause zur Arbeit und von der Arbeit nach Hause; Zeit auf der Straße, um mit dem Hund Gassi zu gehen, zu kacken oder zum Laden zu gehen. Türen schließen und eine Zelle mit anderen teilen… Ich hoffe, dass ihr wenigstens wenigstens das Glück habt, einen „Loch“ mit jemandem Nettem zu teilen. (…)

17. April
(…) Wer auch immer die Macht hat, hat die Legitimität (in allen Bereichen) zu sagen und aufzuzeigen, wer die „Gerechten“ und wer die „Ketzer*innen“ sind… Seit mehr als 2000 Jahren führt die „Zivilisation“ die Musik an, die hier gehört werden sollte.

Ich weiß, dass jede Schlacht gegen die „Zivilisation“ (christlich, kapitalistisch und militaristisch) sowohl auf „chaotischer“ als auch auf „organisierter“ Ebene vorher verloren ist… aber wie in der Fabel vom Frosch und vom Skorpion kann ich nicht gegen meine Natur handeln… Ich kann nicht sagen, dass ich an die Fiktionen „glaube“, die die Menschen erfinden. Ich kann weder meinen Mund noch meine Augen schließen, noch wegschauen, noch gleichgültig sein, wenn ich die Welt sehe, in der wir leben, und alle ( alle einer mächtigen Minderheit) so tun, als ob wir sie unkritisch, einfach so und ohne zu klagen akzeptieren… was mich „überrascht“ (oder vielleicht immer weniger), ist, wie die riesige Mehrheit diese beschissene Welt akzeptieren kann, ohne auch nur ein Minimum an Scham zu empfinden… ???

Galileo Galilei enthüllte, was ihm seine Vernunft sagte, und… aber öffentlich vor der Macht (Inquisition) widerrief er… er rettete sein Leben, verlor aber seine Würde. Giordano Bruno folgte dem Diktat seiner Vernunft und Würde, und so töteten sie ihn. Doe Macht ist ein Mörder der Vernunft und der Menschenwürde; Wahrheit kann nur „relativ“ und „scheinbar“ sein, niemals real und klar (…). Der Mensch ist ein nekrophiler Aasfresser, deshalb verfolgt und tötet er diejenigen, die sich aus ihrer dekadenten Natur „erheben“… „Erziehung“ und „Arbeit“ (später „Verantwortung“) entfremden und disziplinieren, um in einer mittelmäßigen und erbärmlichen Weise zu leben. Natürlich wissen die meisten, was Wahrheit, Gerechtigkeit, Würde usw. ist, aber nur sehr wenige wagen es, ihre „Privilegien“ für so hohe Werte zu riskieren. Wie oft wurde mir schon gesagt: „Du hast schon genug getan, lass es andere tun…“ oder „Wann wirst du dich ändern, siehst du nicht, dass die Welt so ist?“ Sie glauben, dass solidarisch, kohärent und würdig zu sein etwas vorübergehendes ist und dass einer irgendwann resignieren muss, um die Welt zu akzeptieren, „wie sie ist“…
Mein „Verbrechen“ in den letzten Jahren (30 Jahre mehr oder weniger), habe ich mit dem Stift und dem Gehirn begangen… diese Heuchler*innen sagen, dass wir die „Freiheit der Meinungsäußerung“ haben, aber wenn man etwas schreibt, das ihnen nicht gefällt oder das sie irritiert, schauen sie im Strafgesetzbuch nach und sie finden etwas.

In Spanien sind die Gefängnisschließer*innen entmenschlicht, und zwar deshalb, weil die Gesellschaft dies akzeptiert… jetzt wird die „Gefängnisgesellschaft“ einen Teil der Medikamente erhalten, die sie bei ihren Gefangenen anwenden durften. Auch jetzt werden sie die „Auswirkungen“ der Isolation, des Autoritarismus und der uniformierten Arroganz spüren… jetzt werden sie wissen, was es bedeutet, in der Stille zu leiden, Angst, Nostalgie, an Mangel zu leiden… sie werden auch den Mut des Ungehorsams schätzen lernen, den Wert der Freiheit, das Gefühl, einen geliebten Menschen wieder in die Arme zu schließen… kurz gesagt… Als mein Vater starb, nahmen sie mich nicht zur Beerdigung mit (sie sagten, es sei gefährlich), obwohl ich keinen Covid-19 hatte. Ich weiß, wie sie sich jetzt fühlen, wenn sie ihre Angehörigen beerdigen, ohne sich zum letzten Mal verabschieden zu können. Sie sagen jetzt: So etwas ist unmenschlich… sicherlich, bei mir haben sie sich erlaubt, unmenschlich zu sein, aber da ich ein Gefangener der F.I.E.S. war, konnten sie es sich leisten, unmenschlich zu sein.

Der Bürger ohne ihre „Rechte“ ist die gleiche Scheiße wie ein Gefangener… die Regierung in den Gefängnissen. Das Gefängnisregime wird auf der Straße angewandt. Bürger*innen im 1. Grad, im 2. Grad oder im offenen Vollzug. Bürger*innen im Urlaub, mit vorläufiger und bedingter Entlassung. Wer hätte mir gesagt, dass ein Virus die Überwachungsgesellschaft näher an die „Gesellschaft“ heranführen würde als hundert oder tausend Vorträge oder Dokumentationen zu diesem Thema? Und viele werden sich fragen… Was ist zu tun, um die Gefangenschaft zu überleben? Nun, nichts, viel Geduld und Improvisation, ha ha. Ich habe immer gesagt, dass es die Zukunft nicht gibt… Carpe Diem, ein Mensch sein und ruhe in Frieden (…)

19. April

(…) Ich habe immer gedacht, dass dieser Virus von den Chinesen gemacht wurde, um die Rebellion in Hongkong zu beenden… eine Art Test. Ich sage dir, dass es jetzt keine Rolle mehr spielt… der Prozess geriet außer Kontrolle… Ich verstehe den Sinn dieser Verschwörung, aber wir werden es nie erfahren. Das Schlimmste ist, dass andere „Mächte“ das militärische Potenzial dieser Pandemien entdeckt haben… die Panik vor dem Virus ist eine Tatsache, und wer das Heilmittel oder die Heilung hat, wird Gott… selbst der Kapitalismus wird dem gehorchen, der ihn leben oder sterben lässt (…) Wenn man darüber nachdenkt, gibt es keine größere Waffe in der Welt (größer als Technologie, Industrie, Kapitalismus, Ideologie…) als die Macht über Leben und Tod. Du hast bereits gesehen, was ein Virus wie Covid-19 in dieser kurzen Zeit in der Wirtschaft, in der Industrie, in der Politik, in der Gesellschaft und psychologisch verursacht hat? macht es als militärische Waffe „Sinn“ oder nicht? (…)

21. April

(…) Wie dem auch sei… Ich habe mich bereits mit meinem Schicksal abgefunden, und das nennt man Klassenbewusstsein, denn ich weiß, dass ich niemals Frieden finden werde, wenn ich rede und mich zu Wort melde, denn die Meinungsfreiheit ist nur ein „Recht“ für Künstler und Intellektuelle… Es reicht, dass sie dir das Adjektiv „Terrorist“ aufdrücken, um alle dazu zu bringen, die Augen zu schließen und mit dir zu machen, was immer sie wollen, wer immer es will… Ich habe mich mit meinem Schicksal abgefunden, weil ich mich nicht von einer Bande von Faschisten terrorisieren lasse, die wollen, dass ich den Mund halte und aufhöre zu schreiben, was ich denke, meine Meinung sage und glaube. Wenn ich das zulassen würde, wäre mein Leben so künstlich wie ihre Fernseh-Talkshows.

Sie können mich für das, was ich schreibe, verfolgen und einsperren, sie können meine Bücher verbrennen, aber meine Ideen und das, was ich gesagt habe, können niemals eingesperrt oder annulliert werden. Jedes Imperium hat einen Anfang und ein Ende (die Geschichte lehrt uns), wie jede Diktatur. Ich weiß nicht, ob ich dieses verrottete System jemals in den Ruin treiben werde, aber allein die Tatsache, dass ich mir das vorstelle, tröstet mich zutiefst.

Und „wo wir gerade von Erleichterungen sprechen“, ich bin froh, dass mein Aufenthalt hier zu Ende ist… Ich konnte es nicht länger ertragen, in diesem Scheißgefängnis eingesperrt zu sein; ohne Licht, kaum Luft und ohne jegliche Aussicht… zumindest in Spanien können die Fenster geöffnet werden, und ich kann den Mond und die Sterne sehen und frische Luft atmen. Das macht keinen Sinn mehr, ganz gleich, was ich dort zu finden erwarte. (…)

23. April
(…) Wir alle wollen glauben, dass wir „Rechte“ haben (sogar Anarchist*innen), und wir sind überrascht oder verärgert, wenn sie unsere so genannten „Rechte“ verletzen… wir wollen nicht (tief in uns) akzeptieren, dass das „Recht“ keine Verpflichtungen, sondern Pflichten hat und dass diese (Pflichten) je nachdem, wer man ist, unterschiedlich sind. Mit anderen Worten: Die Diktatur der „Rechtsstaatlichkeit“ zählt nur für die Privilegierten, die sie kaufen können, und gewährt darüber hinaus all jenen gewisse „Rechte“, die sich sklavisch zum Gehorsam hergeben. Wehe dir, wenn der Staat dich zum Feind macht!

(…) Die Wahrheit ist, dass es sehr „anstrengend“ ist, sich (politisch gesprochen) bewusst zu sein und in dieser Welt zu sein… vor allem, weil wir wissen, dass es uns einzeln oder als Minderheit niemals gelingen wird, zu versuchen, die Welt zu verändern. Und die Welt muss verändert werden, weil sonst das Leben auf dem Planeten Erde ein Horrorfilm wird… wir sehen bereits einige Aspekte dieses dystopischen Terrors, aber es ist noch etwas Zeit übrig… nicht viel, aber „etwas“. (…)

29. April
(…) Der Faschismus (in all seinen Varianten) ist von Natur aus intolerant… er duldet keine „Kritiker*innen“, er will Anhänger*innen… wer ihn nicht versteht, wird eliminiert, zum Schweigen gebracht, gefoltert, verunglimpft. Wie im Katholizismus des „Opus Dei“ ist sein Dogma der Glaube… Überhöhung der emotionalen Irrationalität, kriegerische Geste. Das Individuum hat kein Leben in einem Lebensraum, der das Gesellige fordert… nur seine großen Führer sind Proto-Männer, die sich über sie erheben. Nur Gott, nur der Kriegsherr, nur der König oder der Papst sind „Individuen“… die Massen können nicht vergessen, was ihre Aufgabe in dem „Großen Werk“ ist. Dem großen Führer zu gehorchen, zu glauben, ihm zu folgen. (…)

1. Mai
(…) Wir leben in einer Welt und einer Gesellschaft, die eminent utilitaristisch ist; es zählt, was der Macht nützlich ist, und der maximale „Wert“ ist Geld. Menschliche Werte und Prinzipien, die sich in der persönlichen Würde niederschlagen, sind eine Seltenheit. Das würdevolle Wesen wird inhaftiert, während der Spitzel „befreit“ wird. Der würdevolle Arbeiter wird entlassen, während der berüchtigte Streikbrecher eingestellt wird. Derjenige, der sagt, was er denkt, wird bestraft, und der Esel, der nur allem zustimmt, was der Herr sagt, wird belohnt. Die Herrscher*innen der Welt wählen ihre Diener unter der Prämisse der Nützlichkeit aus, und so sehen wir Regierungen, Unternehmen, politische oder gewerkschaftliche Parteien voller Nazis und vollkommene Idioten… es gibt keine Arbeitskolleg*innen, sondern Konkurrenten, es gibt keine „qualifizierten Kader*innen“, sondern gerissene Arschlecker*innen… Geld regiert, Macht wählt aus; das ist alles. Eine Momentaufnahme unserer Welt.

Wir sind sieben Milliarden Menschen auf dieser Welt, und das „Ideal“ der überwiegenden Mehrheit ist dasjenige, was der Kapitalismus durch seine Konsumpropaganda an sie verkauft, und dasjenige, was Hollywood in seinen Filmen macht. Die neuen Helden sind schwachsinnige Millionäre, die nur wissen, wie man einen Ball kickt, oder frivole „Lady Gagas“, die sich in Musikvideos verrenken. Wir stecken unsere Kinder in Schulen, wo sie berauscht werden und sich in Räumen „sozialisieren“, die eher einem „deformierenden“ als einer Akademie gleichen. Es ist obligatorisch, im Namen von Labors geimpft zu werden, die den Institutionen „wissenschaftliche“ Rezepte auferlegen. Soziale Fragen, die „Gestapos“ einer guten sozialen Ordnung sind. (…) Im Ernst, wenn ich über all das nachdenke, rebelliere ich gegen diese Welt… und wenn du diese Ideen ausdrückst, bevor „normale Leute“ dich beschuldigen, ein Radikaler zu sein. Offensichtlich wissen sie nicht, dass Radikalität von der Wurzel her kommt und dass dies niemals als Beleidigung oder Beschuldigung verstanden werden kann. Allen Dingen auf den Grund gehen: beobachten, studieren, analysieren, vergleichen, reflektieren. (…)

2. Mai
(…) Der Kapitalismus hat mehr „Gläubige“ als Gott… die Bourgeoisie verzichtet niemals freiwillig auf die Macht, und wir haben nicht die Macht, die Bourgeoisie dazu zu bringen, auf sie zu verzichten… also… fernzusehen, eingesperrt zu bleiben, von Injektionen aller Art zu träumen. Es kotzt mich an, so „zynisch“ zu wirken, aber… ich bin kein leichtgläubiger Mensch und ich sehe, wie sie uns manipulieren (das ist eine Konstante in der Geschichte) und ständig und dauerhaft Arschlöcher mit Macht spalten. Ich sehe, dass wir nicht in der Lage sind, kollektiv mit dieser autoritären Hydra umzugehen, die uns erniedrigt und verzehrt. (…)

3. Mai
(…) Die Gefangenen sehen den ganzen Tag fern… den ganzen Tag lang Sonderprogramme über den „Corona-Virus“… sie haben keine Besuche, das „Behandlungs“-Gremium ist suspendiert (welches dasjenige ist, das Besuche, Genehmigungen, Überprüfungen des Vollzuges usw. verwaltet) und nur das „Regime“-Gremium ist übrig geblieben… das heißt: nur Wachen, nur „Sicherheit“… und sie wollen nicht, dass ein Alarm unter den Gefangenen erzeugt wird? Draußen wie drinnen werden die wenigen formellen „Rechte“ aufgehoben und eine kriegerische Diktatur implantiert: Wer zum Teufel kann da ruhig bleiben? Wenn es eine Diktatur gibt, werden als erstes die „Rechte“ ausgesetzt. Das Gefängnis besteht aus einem Regimebrett und einem „Behandlungs“-Brett, und obwohl ich persönlich nie mehr „Behandlung“ als reines Regime hatte, weiß ich, was die Abschaffung oder das Verschwinden der „Behandlung“ für das Funktionieren eines Gefängnisses bedeutet. Keine Schule, keine verschiedenen Werkstätten, kein Sport, keine Genehmigungen, keine Lockerung beim Vollzug, keine Freistellungen, keine Pädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen, Sportlehrer*innen… kurzum… wenn schon auf der Straße die „Bürger*innen“ bemerkt haben, was es bedeutet, eingesperrt zu sein; stellen dir nun vor, wie es die Gefangenen sein können! (…)

6. Mai (Kommentar zum Warten auf das „Habeas Corpus“ – per Videokonferenz -, das der Anwalt als Antwort auf die fehlende Freilassung trotz des Ablaufs der 90 Tage der Haft beantragt hatte, A.d.Ü.)

(…) Sowohl das „Format“ als auch der „Inhalt“ von etwas so Unpersönlichem erscheint mir, gelinde gesagt, surreal. Ich lehne all dies instinktiv ab, ich bin beleidigt, ich bin gewalttätig, und all dies unabhängig vom Endergebnis. Ich halte es für abwegig, dass Subjekte mit Entscheidungsbefugnis über die Existenz eines Individuums so kalt und distanziert damit umgehen. Ich ziehe es fast vor, ihre Gesichter nicht auf einem Bildschirm zu sehen und mir von ihnen schriftlich mitteilen zu lassen, was sie aus meinem Leben machen wollen. Weit entfernt von diesem Prozess wie Sokrates, der sich zumindest entschuldigen und sich in Würde von seinen Freunden verabschieden könnte, bevor er den Schierling nimmt.
Diese „unpersönliche“, „zivilisierte“ und „technologische“ Welt entbehrt jeder Menschlichkeit, Logik, Wert, Bedeutung oder Würde… wenn ich mich „verteidigen“ oder sie „beleidigen“ oder mich entschuldigen wollte und das, was ich gesagt habe, ihnen nicht gefällt, brauchen sie nur einen Knopf zu drücken und ich bin weg… und ich würde mit Wut und Entrüstung zurückbleiben, wenn ich einen beschissenen Computer ausgeschaltet sähe und das Wort im Mund hätte…

Die bürgerliche Justiz, zusätzlich zu all der Kraft des Gesetzes und der Klassenmacht, hat die Fernsteuerung, um ihre juristische Pantomime auszuführen… wenn ich an all das denke, fühle ich mich wie ein Wilder… es gibt keinen Platz für das Menschliche in etwas so Unpersönlichem. Was mich daran erinnert, dass es dasselbe ist, was sie in Italien mit unseren gefangenen Freund*innen machen werden… eine Farce, die uns auf digitale Bilder reduzieren will; uns aus der visuellen, taktilen, hörbaren, gegenwärtigen Realität verschwinden lassen will… statt „gegenwärtiger Körper“ sind wir „abwesende Körper“, Spektralprojektion… wie in einem Videospiel können sie uns töten, ohne auch nur irgendeine Art von Einfühlungsvermögen zu empfinden… es ist nicht dasselbe, einen in den Kopf zu schießen, als mit der Konsole eine menschliche Darstellung zu erschießen. Die physische Distanzierung von dem, was man tut, schafft kein Bewusstsein oder Empathie dafür, dass man tatsächlich etwas tut. Franco hat Todesurteile unterschrieben, er hat nicht persönlich getötet, das haben seine Henker getan.

Die Justizverwaltung hat auf diese Weise das gleiche Schema wie die Fleischindustrie. Das Fließband ist geteilt und spezialisiert, jeder tut seinen Teil. Die Leute, die dafür zuständig sind, tun es aus der Ferne, sie sind Schreibtischhengste. Die Verbraucher*innen kaufen das Produkt, ohne das gesamte Fließband zu fühlen oder daran zu denken. Würden sie Fleisch essen, wenn sie die Tiere töten und ausweiden müssten? Würden sie ihre Mitmenschen in einen Käfig sperren? Ich lasse hier diese Überlegung… kurz gesagt… Ich werde tausend tiefe Atemzüge machen, bevor ich mich morgen vor meinen „virtuellen Henker*innen“ (aber echten) hinsetze. (…)

8. Mai
(…) Glaube mir, man braucht einen übermenschlichen Willen, um ohne Hoffnung zu leben, indem man sich nur darauf verlässt, lange genug zu leben, um die schlimmste aller Vorkehrungen zu treffen. Es ist ein „Glück“ für mich, dass ich zu einer lebenslangen Haftstrafe im Untergrund verurteilt werde und nicht zu einer gewissen und sicheren Todesstrafe, dies ist bereits eine Art „Hoffnung“: ich werde aushalten, ich werde widerstehen, weil ich am Ende von all dem (zumindest) meine letzten Jahre frei leben kann; weil ich fern von diesem autoritären und kriminellen Dante-Szenario sterben kann; weil ich mir sagen kann, dass ich meine Ideale von Freiheit und Würde nicht aufgegeben habe…

(…) Wir die Anarchist*innen “ verlieren “ uns in so vielen Arten, die Freiheit zu interpretieren… es ist unmöglich, drei Anarchist*innen in einem Plan zusammenzubringen… dass die Polizei uns als „Bedrohung“ ihres allmächtigen Staates betrachtet, ist wirklich ziemlich lächerlich… Das Kapital-Staat hat alles versichert und kontrolliert… diese kleinen Spielräume des „alternativen Lebens“ werden niemals eine Bedrohung für den Moloch sein. Ästhetischer Aktivismus ist etwas kulturelles, soziales, wie radikal er sich auch nennen mag… was die Machtverhältnisse wirklich verändert, ist die wirtschaftliche Tatsache… eine andere politische Realität sein zu können, kann nur ein anderes wirtschaftliches Paradigma sein. Sicherlich lässt der Kapital-Staat in dieser Hinsicht keinen Wettbewerb zu, so dass die Kommunen nur minimalistische Inseln des alternativen Überlebens in reduzierter Zahl und keine Alternative zum Kapital-Staat sein können. Ohne die Zerstörung des Molochs (dies wäre die libertäre-kommunistische Revolution), ohne die Unterstützung der Massen und ihrer Selbstorganisation bleibt uns der traurige Trost der Kommunen. Doch (zumindest für mich) ziehe ich diesen traurigen Trost der Kommune der Lohnarbeit in der Stadt oder dem Glauben an eine Revolution vor, ha ha. (…)

10. Mai
(…) Was für die Macht immer zählt, ist die Zahl, nicht Vernunft oder Logik. Solange sie weiterhin Millionen von „Gläubigen“ und „Wählern“ haben, sind wir am Arsch. Kein Wunder, dass sie „Rechte“ verletzen, ihre eigenen „Gesetze“ brechen und sogar zu Kriminellen werden, um ihre Feinde und das, was sie schreiben oder sagen, zu verstecken, zum Schweigen zu bringen oder verschwinden zu lassen. „Zivilisation“ ist das: Macht, Zensur, Autoritarismus und Propaganda. Die Welt, wie wir sie kennen, kann ohne all dies nicht überleben… Unwissenheit (oder das Eintauchen der Menschen in diese Unwissenheit) ist der Grundpfeiler der „Zivilisation“… und die Stärke für diejenigen, die den Status quo immer noch nicht akzeptieren wollen. Ich habe ernsthafte und berechtigte Zweifel, dass die Welt die Raute verändern kann (oder will) … und trotz alledem bin ich immer der Meinung, dass es besser ist, in Klarheit als in Unwissenheit zu leben. Schließlich ist das der einzige wirkliche Sinn des Lebens: WISSEN, WO WIR HERKOMMEN… die „Sünde“ von „Adam und Eva“ war es, die Frucht der Weisheit zu essen… nur „Gott“ (oder der „Teufel“) kann über „Wissen“ verfügen, und deshalb gibt Er ihnen „Unsterblichkeit“ (oder Freiheit); sie können unsterblich, aber unwissend sein. Kurz gesagt, die Bestrafung der Menschen besteht darin, mit den Göttern gleichgesetzt werden zu wollen. (…)

20. Mai
(…) die Synthese war, dass sie vor mir am 12. Mai morgens erschienen sind, sie erlaubten mir, zu duschen und sogar einen guten schwarzen Kaffee zu trinken. Keine Anrufe oder Warnungen an irgendjemanden. Gefangenentransporter, Eskorte und auf dem Weg in die portugiesische Extremadura (die ich nicht einmal kannte, weil sie mir nichts gesagt haben) zu einem kleinen und alten Gefängnis namens Elva (das habe ich in Spanien herausgefunden). Und nun ja, am nächsten Tag die Kriminalpolizei und in 20 Minuten übergaben sie mich an ihre Interpol-Verbindungsstelle in Badajoz. Am selben 13. Mai (nach den Fotos, der Zugehörigkeit usw.) komme ich in dieses Gefängnis von Badajoz. Das Wiedersehen mit der spanischen Gefängnisrealität (jetzt unter viralem „Pandämonium“) hat für mich immer etwas „gewöhnliches“. Es können tausend Jahre vergehen, und hier gibt es nie eine Veränderung (was sich ändert, ist die Mentalität der Menschen), es ist immer das gleiche… von der Aufnahmestelle brachten sie mich (in wenigen Stunden) zum Trakt Nr.7 (ehemaliger F.I.E.S.-Trakten), das immer noch genauso schrecklich ist wie alle F.I.E.S.-Trakte, die es im Land noch gibt. Dieser Ort ändert sich nicht… das waren die Trakte, die dazu beigetragen haben, die „gefährlichsten“ Männer der spanischen „Kriminalität“ zu erschaffen: Juanito Redondo, Paco Ortiz, Juanjo Garfia, etc… kurz gesagt… 30 Jahre sind seit dem vergangenen, und ich habe einen Flashback zu allen und all die dunklen Zeiten… vielleicht haben die Marxisten am Ende Recht und die Geschichte wiederholt sich zyklisch. Die Frage, die ich verlange (an diesem Punkt der Mikro-Geschichte): Was mache ich hier? Was mache ich im Gefängnis? Wenn ich nicht fast vier Jahre lang frei gewesen wäre, hätte ich gedacht, dass alles ein Traum sei (…).

Es ist absurd, zu „erklären“ oder „sagen“ zu wollen, was meine „rechtlich-kriminelle“ Situation ist… wer auch immer meine „Papiere“ (die ewige „Akte“) von einem „rechtlich-kriminellen“ Standpunkt aus betrachtet, kann sie nicht verstehen, aber er wird es auch nicht lösen können… denn alles ist immer eine Frage der Zeit… eine Zeit, die man braucht um Widersprüche einlegen zu können, eine Zeit, die sie „lösen“ oder „komplizieren“ wird…

Mir geht es geistig und körperlich gut… ich habe bereits eine Haut so hart wie ein Krokodil (in der JVA hat mich das „Training“ 30 Jahre lang auf das Leben vorbereitet)… das ist verrückt, eine Unterwelt von Schein und „Wirklichkeiten“, die schwer zu erklären sind… man muss dies in der ersten Person durchleben, um es zu verstehen (auch wenn ich es später selber nicht „verstehe“). Dass menschliches Elend konzentriert sich in einem unmenschlichen Szenario, einer kollektiven Selbsterniedrigung in Bezug auf Würde und/oder rationale Erklärung. Es ist schwierig, das Gefängnis und die Funktion seiner „Logik“ zu erklären. Jeder Trakt ist ein Planet des Systems mit seiner eigenen „Bio-logik“… Ich nehme an, es ist der Traum der verrückter Wissenschaftler und der Versuchskaninchen ohne Alternative.

(…) hier sind die „Leute“ nicht der Literatur zugewandt. Einer der großen Unterschiede zwischen den Gefangenen meiner Generation und dieser hier ist, dass wir viel lasen und diese hier verbringt den Tag vor dem Fernseher sitzend… Armut und Drogenabhängigkeit waren schon immer in den Gefängnissen konzentriert, aber nicht auf diesen Nivau. Früher bedeutete arm sein nicht automatisch ignorant oder drogenabhängig zu sein. Auch für andere Arten von Straftaten kamen Menschen ins Gefängnis. Heute sind fast alle wegen Drogenhandels oder -konsums, geschlechtsspezifischer Gewalt oder Vergewaltigung im Gefängnis. Wie auch immer… Ich fahre mit der Selbstdisziplin des Turnens (in der Zelle) fort, lese und mache mir Notzien für das nächste Buch… es gibt immer Material, das für Literatur und Poesie verwendet werden kann. (…)

DAS LEBEN UND DER TOD

Die Zeit vergeht schnell;
erst gestern war ich noch ein Kind
und ich bin bereits ein „Erwachsener“.

Nichts davon ist von wichtig;
Erst wenn es passiert, machen wir uns Gedanken über die Bedeutung.

Das Leben sucht nicht nach Sinn;
einfach das weiterzugeben, was gewesen ist.

Es ist menschlich, sich zu fragen
als ein Tier sich Loszureißen
Das ist alles, was ich sagen kann
nach dem einer sich selbst analysiert hat.

Bauer oder König des Spielbrettes
(es spielt keine große Rolle)
alles dreht sich um Bewegung;
Das Leben ist alles ein Spiel
das immer mit dem Tod endet.

Gabriel Pombo Da Silva
– Porto (Portugal)/Badajoz (Spanien) – April/Mai 2020

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Schriften/Briefe von Gabriel Pombo da Silva https://panopticon.blackblogs.org/2020/04/19/schrifrenbriefe-von-gabriel-pombo-da-silva-2/ Sun, 19 Apr 2020 22:07:28 +0000 http://panopticon.blogsport.eu/?p=921 Continue reading ]]> Per Mail erhalten, wir haben es so gut übersetzt wie es möglich war, da wir keine gelernten Übersetzer*innen sind, bitten wir wie bei jedem Text, auf Nachsicht im Thema Grammatik und Rechtschreibung. Soligruppe für Gefangene

Da unser anarchistischer Gefährte Gabriel bis zum heutigen Tag keine offiziellen Kommuniqués verfasst hat, sollen diese Worte genau ein Kommuniqué/eine Tagebuchschrift sein, aber auch eine Möglichkeit, mit denjenigen Menschen und Gefährt*innen, die mehr Gleichgesinnte sind, zu verschiedenen Themen worüber er denkt und was für eine Meinung er dazu hat, zu teilen.

Gabriel selbst bat seine Gefährtin ausdrücklich darum, jene Fragmente (der Briefe an sie) auszuwählen, in denen er über die aktuelle Situation nachdenkt – über Fragen, die von Interesse sind, analysiert und/oder spekuliert: das „Corona-Virus“ im Gefängnis, die rechtliche Situation oder die Umstände seiner Gefangenschaft.

Gabriel ist bei guter Gesundheit und ist ermutigt und bereit für den Krieg, der ihn in den Kerkern des spanischen Staates erwartet. Wir wissen immer noch nicht, ob die „Behörden“ ihn trotz des endgültigen Urteils des Obersten Gerichtshofs von Lissabon, das die Übergabe an den spanischen Staat bestätigt, ausliefern werden, ohne den von „covid-19“ im Gefolge der „Pandemie“ ausgerufenen „Ausnahmezustand“ zu berücksichtigen. Tatsächlich verhindert derselbe „Ausnahmezustand“ (angeblich) die Übergabe von Gefangenen an andere Länder während ihrer gesamten Dauer.

Weitere Informationen werden folgen.

Freiheit für Gabriel!

Freiheit für alle!

Lang lebe die Anarchie!

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8. März 2020

Gestern, als ich die Nachrichten im Fernsehen hörte (sah), ahnte ich, dass diese elenden Leute uns ohne Besuche lassen würden, und heute… Nun, heute war ein beschissener Tag…

Alle waren (natürlich) verärgert… Auseinandersetzungen mit den Wachen, hektische Gespräche miteinander und… die Synthese ist sehr einfach: die gleichen Wachen, die sahen, dass es ihnen gleich um die Ohren hauen würde, sagten den Gefangenen (mehr aufgebracht), sie sollten tun, was sie wollten… es war die Rede davon, einige Matratzen Feuer anzuzünden (Stell dir einen Ort vor, wo es keine Luft gibt!), von… Was weiß ich schon! Natürlich habe ich ihnen gezeigt, wie die Strategie der Wachen aussieht (den Ärger loszuwerden und einen Vorwand zu haben, um unsere Situation noch zu verschlimmern) und wie unsere (A.d.Ü., Strategie) aussehen sollte. Und unsere geht offensichtlich nicht dort durch. Ich sagte ihnen, dass wir am besten warten sollten, bis sich unsere Familien draußen treffen, damit sie sich zusammensetzen und über die beste Taktik nachdenken können.

Als die Mittagszeit näher rückte, wurde beschlossen, den Speisesaal nicht zu betreten und die Mahlzeit zu verschieben. Einige (ich glaube zwei oder drei) gingen rein… was eine Menge Spannungen erzeugte. Offensichtlich (mit aufgekratzter Stimmung) wurden diejenigen, die zum Essen hereinkamen, als sie den Speisesaal verließen, „aufgerieben“… ein Streit brach los , welches du dirnicht einmal vorstellen kannst.

Jedenfalls… sie nahmen sechs oder sieben Burschen zur Isolation mit… der Rest von uns wurde in der Zelle zurückgelassen… wir sind auch in Isolation, aber in „unseren“ Hütten (A.d.Ü., Zellen).

Es ist Abendessenzeit… nur drei oder vier Elendige haben zum Abendessen an die Tür geklopft; der Rest von uns ist immer noch in Einzelhaft. Ich weiß nicht, wie lange sie uns so halten werden. Ich nehme an, sie wollen uns (mit dem Hunger) zwingen, einer nach dem anderen im Gehorsam hinauszugehen. Wir sind über nichts informiert. Wir sind wie in einer Diktatur. Ich weiß nicht, wann dieser Brief ankommen wird (und ob sie ihn Ihnen geben werden).

Wie auch immer, keine Sorge… wir haben schon Schlimmeres erlebt: Würde ist unbezahlbar!

Das Gewicht dieser Sache kann nur eine Lösung da draußen haben. Wir (und niemals besser gesagt) sind absolute Geiseln dieser Schurken.

Aufgrund meiner Erfahrung mit diesen Themen weiß ich, dass die Menschen, solange sie hungrig sind (nicht alle haben Nahrung in ihren Zellen), oder „Tabak-Sucht“ haben oder Luft atmen wollen, kapitulieren werden. So ist das Leben nun einmal.

Ich bin stark, ich habe mehrere Pakete mit Keksen und einigen Früchten.

Wie auf diesem Aufkleber stand: „Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten, aber wir werden gefoltert“.

Mach dies bekannt. Ich weiß nicht, ob sie mich einen Anruf machen lassen. Wenn ich nicht anrufe, lassen sie uns nicht. (…)

9. März morgens

Die Situation im Moment (alles ist „präventiv“: der gewöhnliche Vollzug, den wir hatten, die Besuche, usw.) ist die folgende: sie haben zwei getrennte Schichten (divide et vince) für die Ausgänge aus der Zelle gemacht (…), offensichtlich getrennte Schichten für den Speisesaal und die Duschen (…).

Das ist nicht das Schlimmste (dies ist nur die Folge des Protests, der wegen der Besuche organisiert werden sollte), aber das Wichtigste ist jetzt auf Eis gelegt worden. Offensichtlich gab es einen Protest, hier kam er nicht in irgendeiner „Massenmedienscheiße“ heraus… das Schlimmste ist, dass als ein Streit mit denjenigen, die sich entschieden, essen zu gehen, anfing, alles außer Kontrolle geriet. Es liegt auf der Hand, dass ein solcher Protest (der von langer Dauer sein solltet, drinnen wie draußen, von uns und unseren Verwandten, organisiert) nicht als „Schläge“ gegen diejenigen gelten kann, die das Gefühl der Mehrheit nicht unterstützen. Ob sie Verachtung verdienen oder nicht, ist eine andere Frage. Die grundlegende Frage ist, dass nicht alle Menschen über ökonomische Ressourcen (und ohne das Gefängnisessen sind sie gezwungen zu hungern) und noch weniger über Klassenbewusstsein (oder wie immer man es nennen will) verfügen . Kurz gesagt, kompliziert. Jetzt haben sie drei Jugendliche isoliert (und zusammengeschlagen) und jede Möglichkeit, etwas Gemeinsames zu organisieren, mit gesundem und praktischen Menschenverstand beendet. Scheiss drauf.

Diese Geschichte der Besuche sollte von draußen mit einem vernünftigen Vorschlag organisiert werden. Die Besucher könnten mit Handschuhen und Masken reinkommen und die Angelegenheit (aus ihrer dummen Logik heraus) wäre gelöst. Der „vorübergehende“ Sinn dieser Maßnahme könnte „dauerhaft“ werden und somit werden wir monatelang ohne Besuche sein… das ist der springende Punkt. Es ist absurd, dass sie diese Maßnahme auf unsere Angehörigen anwenden und die Wachen, Krankenschwestern, Erzieherinnen usw. „unkontrolliert“ das Gelände betreten und verlassen. (…)

Ich nehme an, dass ein Kampf um den logischen Sinns, der für diese Situation verantwortlichen Personen, wiederherzustellen, durch eine von draußen organisierte kollektive Strategie geführt wird. Wie du bereits vorhergesehen hast, haben sie nicht einmal einen Raum, wo sie die Familienmitglieder treffen könnten… stell dir vor! Wir die Anarchist*innen sind „immer“ den Schlägen des Spartanismus und Unsicherheit in jeder Hinsicht ausgeliefert..

10. März

Es ist gut, dass du mir heute gesagt hast, dass meine Version von dem, was hier am 8. März passiert ist, im Internet veröffentlicht wurde… sonst (und ohne andere Quellen, die dem entgegenstehen) hätte es nur die Version dieser Schweine gegeben. Jetzt verstehe ich, warum sie heute so… so verstörte Gesichter hatten (und immer noch haben), abgesehen von diesen hasserfüllten Blicken, die mir egal sind. Sie haben keine Ahnung, dass dies (für mich) im Vergleich zu dem, was ich durchlebt habe, lächerlich ist (…). Ich kann mir vorstellen, dass diese Idioten keine Ahnung haben, wer ich bin und welche Erfahrungen ich in den „Kämpfen“ im Gefängnis sammle.

Hier wurde nicht getan, was einige Wachen in der Teilnahme mit ihren Stiefellecker-Gefangenen wollten.

Leider verstanden einige der Gefangenen, die (gerecht) rebellierten, nicht, was ich ihnen über Strategie und Taktik erklärte… Sie verstanden auch nicht den machiavellistischen Schachzug, dass die Wachen sich mit ihren Lakaien verschworen. Nichts weniger als ein paar Matratzen zu verbrennen! Hier! An einem Ort, wo die Fenster nicht geöffnet werden!

Meine Erfahrungspraxis (d.h. meine Strategie) sollte nicht ungehört bleiben. Essen verweigern (minimale Geste), am nächsten Tag warten, um den Angehörigen zu sagen, dass sie sich irgendwo mit den Gefährt*innen „kollektiv“ treffen sollen. Ein vernünftiger Vorschlag ist, dass Besuche mit Masken und Handschuhen durchgeführt werden könnten, um direkten Kontakt zu vermeiden. Reinigung mit Desinfektionsmittel (Bleiche) der Besucherräume nach jedem Besuch (dafür haben sie hier genügend Sklaven).

Kurz gesagt… Die Schädel der Nicht-Streikenden eingeschlagen zu haben, machte es den Wachen leichter, diesen Vollzug, das wir jetzt haben, durchzusetzen. Aber ich bin sicher, wenn ich zugelassen hätte, dass diese Verrückten ihre Matratzen verbrennen, wären wir jetzt viel mehr am Arsch… aber die drei Jugendlichen, die für den ganzen Aufruhr verantwortlich gemacht werden, sind am Arsch: sie werden die portugiesische F.I.E.S. (A.d.Ü., Isolationshaft) im „Monsanto“-Gefängnis (Südportugal) kennenlernen. Sie allein sind in die Falle dieser professionellen Provokateure getappt. Ihr einziges „Verbrechen“; jung und „dumm“ zu sein. Die Provokateure bleiben ungestraft und werden hier für zukünftige Verschwörungen zurückgelassen. Die Geschichte des Lebens (…), nur die Unglücklichen erhalten die Stockhiebe…

(…) Das Virus kann der Natur helfen, den Schadstoffausstoß zu verringern… vielleicht wird es das Wirtschaftssystem kaputt machen und Gesellschaften zum Platzen bringen. Wer weiß? Natürlich ist es sehr interessant zu sehen, was ein Virus bewirken kann… Die Regierungen nehmen dies bereits zur Kenntnis.

16. März

Damit, dass heute der Leiter des Gefängnisschließer ein Veto gegen das Gewichteheben einlegte (Entschuldigung: das Virus) und uns zum Essen in die Zelle sperrte, habe ich wenig mehr über meine Realität zu sagen/zu zählen. Ein Dreck!

17. März

Ich bin gerade von „meinen“ zwei Stunden Hofzeit (am Nachmittag) hochgekommen, die ich ausnutzte, um Liegestützen und andere Übungen zu machen (da der Chef der Wache das Gewichteheben unter dem Vorwand des „Coronavirus“ nicht zuließ).

(…) Jedenfalls, nichts Neues… jetzt passiert alles, so dass es keinen Sinn macht, sich zu beeilen, denn der Staat (die Staaten) hat andere Prioritäten, wie die Gewährleistung des Warenverkehrs (reine Logistik) und die wesentlichen Arbeiten für das „gute Funktionieren“ des Staatsapparates zu garantieren: Polizei, Gefängniswärter, Militär, Ärzte, Reinigungsteams, Bankiers und wenig mehr… der Rest der „Bürger“ kann friedlich „freiwillig“ eingesperrt in ihren Wohnungen/Gefängnissen sterben. Die Panik ist so groß, dass die Massen sich freiwillig allem unterwerfen, was ihnen vom Gesundheitsministerium mitgeteilt wird… Das ist genau wie die „Weltuntergangs-Filme“, die ich so sehr mag! Und es passiert wirklich! Was für eine erstaunliche Sache!

Viele würde sich so etwas vorstellen, begleitet von Unruhen, Bränden und Plünderungen … nun nein. Die Straßen wurden von Menschen eingenommen, die besser auf ein solches Szenario vorbereitet sind: Polizei und Militär. Die „Rebellen“ (linksorientierte Bürger) bleiben zu Hause am Internet kleben und genauso machtlos wie der Rest der Bürger. Wie mein Grossvater zu sagen pflegte: „Wer einen Arsch hat, der hat Angst“… und jeder schaut nach seinen eigenen (dieses letzte füge ich hinzu).

Um auf das Hier und Jetzt zurückzukommen: Heute hat der Chef der Schließer wieder einmal einen Gefangenen „provisorisch“ isoliert, weil er (wegen der neuen Scheiße, die er sich ausdenkt) mit „lauter Stimme“ protestiert hat… und da er eine sehr lange Hand hat, hat er ihn auch geschlagen. Gestern Abend sangen die Schließer betrunken. Die einzigen Gefangenen, die jetzt in der Kantine essen (sie müssen wie die Wärter gegen den „Coronavirus“ immun sein), sind die Stiefellecker-Gefangene. Wie du siehst, herrscht hier wie auf der Straße die einzige Logik, die sich durchsetzt, das Gesetz des Stärkeren. Die Getreuen des Vollzuges auswählen und den Rest aus muss die Strafe gehorchen dass sie geschlagen oder eingesperrt werden. Der kleine Chef kann völlig ungestraft handeln (und dies umso mehr jetzt mit diesem Ausnahmezustand), da kein Familienmitglied die Geschlagenen sehen und mit ihnen kommunizieren kann…

Häng im Internet die Fragmente dessen auf, was ich dir über das, was dieser Schurke hier tut, erzähle… er mag heute Straffreiheit genießen, aber es gibt immer ein Morgen, und außerdem dokumentiere ich es im Heute, damit es festgehalten wird (…).

Ich nehme an, dass der Versuch, eine Antwort auf das, was jetzt in den Gefängnissen geschieht, zu organisieren, fast eine unmögliche Mission ist… und es ist unmöglich, weil die Mehrheit derselben Gesellschaft (aus der die Gefangenen kommen) von den Regierungen und ihrem Militär gefangen ist. Die Propaganda des Staates und seiner „Experten“ (Ärzte, Journalisten usw.) ist extrem mächtig: die Auswirkungen sind offensichtlich. Nur die Sabotage der Minderheit ist in der Lage, Auswirkungen und Antworten auf so viel kapitalistischen Biofaschismus zu provozieren… wir sollten nicht auf „die Massen“ warten, denn sie verhalten sich immer so, wie es der Kapital-Staat diktiert. Mal sehen (da dies zeitlich verlängert wird), wie lange sie brauchen, um auf die Strasse zu gehen, wenn ihre Kühlschränke leer sind, und wenn die knappen (wirtschaftlichen) Ressourcen, die sie eingespart haben, nicht mehr für die grundlegendsten Alltagsfragen zur Verfügung stehen, wenn sie ihre Verwandten, Freund*innen, Liebhaber*innen, Gefangene oder geografisch weit entfernte Personen nicht mehr umarmen können: Werden sie sich mit dem „Recycling“ von Müll begnügen? Werden sie sich mit dem Internet und dem Mobiltelefon begnügen? Das sind rhetorische Fragen, ich weiß… Ich werde zwischen den Zeilen lesen bei all dem was geschieht. Alles hat eine Grenze; die Angst wird vergehen… und mit „Glück“ werden die Regierungen fallen.

19. März

Bei bestimmten Gelegenheiten kann die Lösung eines Konflikts durch „Dialog“ erfolgen … etwas, das ich nicht gewohnt bin, denn normalerweise bin ich nicht derjenige, der nach Problemen sucht, sondern so, wie sie erscheinen, versuche ich, sie zu lösen. Tatsächlich verstehe ich, dass auf Gewalt mit größerer Gewalt, intelligenter und einschneidender reagiert werden muss, denn wie Sung Tzu in „Die Kunst des Krieges“ sagte: „Wenn man sich zum Kämpfen entschließt, wählt man das Terrain und den geeignetsten Moment“. Es ist offensichtlich, dass die Aussagen von Sung Tzu im Gefängnis nicht sehr stichhaltig sind.

Der panoptische Techno-Faschismus findet im Hier und Jetzt statt… man ist auf ziemlich prekäres menschliches Material (wenn es nicht verfallen ist) angewiesen, das weder Strategie noch Taktik versteht… wenn man dazu noch hinzufügt, dass das „Terrain“ (d.h. der Raum) völlig in Ihrer Macht steht (es ist die Domäne des Schließers), bleibt einem nur noch die Improvisation und Intelligenz zum Widerstand (…).

Schließer und Speichellecker-Gefangene haben sich verbündet, um uns von ihrem „Lebensvollzugs“ außerhalb der Zellen zu diskriminieren. Das Gehirn ist der Muskel des weisen Mannes… und das ist der Muskel, den ich am meisten benutze (offensichtlich ist sein Lieblingsmuskel seine Zunge…).

22. März

(…) Im Fernsehen gibt es nur den „Virus“ (…) Wenn ich gläubig wäre, wäre ich überzeugt, dass dies ein „göttliches“ Zeichen ist… eine Strafe von Gott selbst! Das hat man davon, wenn man sich mit dem Erzengel Gabriel, dem Liebling des „Allerhöchsten“, anlegt, ha ha! Ähm…

Jetzt bleibt dem portugiesischen Obersten Gerichtshof nur noch, das Gesetz zu konsultieren und die Telefone beiseite zu legen… Ich habe die Schriften der Anwälte dutzende Male gelesen… Das ist sehr gut! Nur ein Akt von Bösgläubigkeit oder offener Korruption könnte dem korrupten Bastard von Girona Grund geben…

24. März

Zu dem Abschnitt „covid-19“ und wie die verschiedenen Regierungen vorgehen (und dem Fehlen einer „sozialen“ Reaktion) kannst du sehen: Frankreich hat es geschafft, die Reform der Renten mit einem Federstrich zu durchsetzen; Italien verstaatlicht die Unternehmen mit voller Kraft; Israel mit diesem „nationalen Notstand“ wird mit „Netanjahu“ an der Spitze weitermachen (jetzt, da es bereits einen multilateralen Pakt gab, um ihn rauszuschmeißen) und die „Justiz“ wird gestoppt (natürlich auch seine Prozesse für Korruption). … wenn schon es bereits eine totale Prekarisierung auf dem Arbeitsmarkt gab, so sind jetzt die breiten Massen der Arbeiter*Innen direkt von der Prekarisierung ausgeschlossen. Ob der Euro als einheitliche Währung beibehalten wird, werden wir sehen müssen. Die Städte haben sich als (was sie sind) Giftmüllhalden erwiesen, als proletarische Gefängnisse, die nur dazu dienen, Elend und Tod zu verwalten. Was geschlossene Einrichtungen aller Art betrifft: Gefängnisse, Anstalten, C.I.E.S. (A.d.Ü., Abschiebeknäste), Heime usw… selektive Vernichtungslager. Dieser Virus hat die Machtverhältnisse zur Schau gestellt. Diejenigen, die sich in der alten Gesellschaftsordnung „privilegiert“ fühlten, haben entdeckt, dass sie ebenso entbehrlich sind wie die anderen, auf die sie herabschauten. Wirtschaft und Macht herrschen, und in diesen Bereichen werden sie immer selektiv sein und es wird „Kürzungen“ geben. Der Logik der Katastrophenfilme folgend; wenn die Erde nicht mehr in „Raumschiffen“ bewohnbar ist, wird es nur noch Platz für die „Qualifizierteren“ geben: den König und sein Gefolge (der Rest kann sterben).

Es fällt mir auf, wie die medialen Propagandaorgane (Fernsehen und Presse) ihre Macht ausüben… oder wie die Labors uns „Hoffnung“ in Form eines Wunderimpfstoffs verkaufen. Die Chinesen injizieren bereits ihre Formel (menschliche Versuchskaninchen fehlen nicht); die Vereinigten Staaten sagen, sie sei nahe an einer Formel; Deutschland „scheint“ nahe dran zu sein… es scheint ein pharmakologischer Wettstreit zu sein, um die viralen Effekte zu lindern… während wir von der Wunderdroge „träumen“, die uns vom Tod befreit, gewöhnen wir uns an den langsamen Tod des kapitalistischen Systems. Bald werden sie uns verkaufen, dass die „Rationierung“ von Lebensmittelkarten das rationalste Modell für das Überleben der menschlichen Spezies ist. Der Kapitalist wird uns sagen, dass der „Kommunismus“ die einzig gangbare Alternative ist: Genosse Bürger, ich oben und du unten!

Dies sind (politisch gesehen) sehr interessante Zeiten voller Möglichkeiten (ich fange an, mit dem kleinen Virus zu sympathisieren): Werden sie weiterhin den nackten König ignorieren? Werden mehr „Kinder“ die Macht nackt sehen? Werden sie weiterhin freiwillig Leibeigene und Heuchler sein? Ich weiß… es sind wieder rhetorische Fragen… ich weiß nur, dass je schlechter (die Wirtschaft), desto besser (für Alternativen). Viele haben vergessen, dass „die weniger“ wir mehr als „die mehr“ in der Welt sind, und dass das einzige schädliche Virus, das wir ausrotten müssen, der Kapitalismus und seine autoritäre Gewalt ist, die uns unaufhaltsam schwächt…

(…) Es bringt mich „zum Lachen“, zu sehen, wie lächerlich die Mächtigen sind, wenn sie verkünden, dass „die Sicherheitskräfte“ alles Mögliche für „das Gemeinwohl“ tun… noch sind sie „sicher“ vor dem Virus (tatsächlich gibt es in Portugal bereits Trupps von infizierten Polizisten, Ärzten, Krankenschwestern, Politikern usw…) und den Kampf zwischen „Gut und Böse“ überlassen wir lieber an Nietzche, der wusste, worüber er schrieb.

(…) Nun, ob ich ausgeliefert oder freigelassen werde, muss noch vom Obersten Gerichtshof dieses Landes gelöst werden, und das sehe ich im Moment (und für ein paar Monate) nicht… Ich meine, dass die Gerichte fast eingefroren sind, und dann (wenn sie anfangen zu funktionieren) müssen wir mehr oder weniger zwei Monate bis zum Obersten Gerichtshof und etwas mehr bis zum Verfassungsgericht warten(…).

Die Wahrheit ist, dass ich es vorziehe, mich auf diese unmittelbareren Dinge zu konzentrieren (und nicht mich „Quälen“), wie mich um meine Gesundheit zu kümmern, Sport zu treiben, zu lesen (…). Ich bin weder zum Tode verurteilt, noch habe ich eine tödliche Krankheit… was passiert, ist eine Situation offensichtlicher politischer Verfolgung, in der alles erlaubt ist um mich fertig zu machen… aber das kann nicht viel länger so weitergehen (…) Ich muss mich nur darauf konzentrieren, Widerstand zu leisten (wie ich es immer getan habe) und zu kämpfen, um meine Freiheit endgültig wiederzuerlangen.

26. März

Die Wahrheit ist, dass nichts Neues oder Neuartiges passiert… seit die Verbindung zur Außenwelt gekappt wurde, hat sich nur das Gefängnisvollzug und das Verhalten der Wärter und Gefangenen geändert: die Wärter halten sich für „Götter auf Erden“ und die Gefangenen kriechen wie Würmer, um sich an den Krümeln anderer Gefangener zu „erfreuen“… die Verhaltensbeobachtung des einen und des anderen ist interessant für jeden, der Freude an Psychologie oder sogar Anthropologie hat oder sie mag…

(…) Ich warte auf das Ende der Periode des Biofaschismus und seiner Diktatur der totalitären Gefangenschaft… gerade jetzt sehe ich einen „Professor“ im Fernsehen sprechen, der sagt, dass wir uns kurz- und langfristig daran gewöhnen sollten, uns nicht zu küssen und zu umarmen… mehr als ein wir müssen es klingt für mich wie ein wir haben… letzten Endes … sie sind krank! Es ist eine Erleichterung zu wissen, dass wir Individuen sind und nicht Teil einer einheitlichen Masse, die sich auf den Abgrund zubewegt.

27. März

(…) Ich habe bereits akzeptiert, dass mindestens bis Ende April oder Mitte Mai ich in dieser Situation sein werde… glücklicherweise habe ich bereits Vorerfahrungen (und ohne einen bedrohlichen „Virus“ dazwischen) in „prophylaktischen“ und „Quarantäne“-Situationen zu sein… also „mache-komme“ (A.d.Ü., gut aus) ich mich (psychologisch) ohne Schwierigkeiten in diese „Not“-Situationen… .

Was das „Virus“ betrifft, so könnte ich dir nicht sagen, ob ich es bereits asymptomatisch durchlaufen habe oder ob es im Gegenteil nicht hier eingedrungen ist… von den etwa fünfundzwanzig Personen, die wir hier sind, da wir auch geteilt sind (acht Personen gehen auf den Hof hinaus) und ich mich kaum mit einer identifizieren kann, halte ich es für ziemlich schwierig, mit dem schädlichen-Kollegen „Corona-Virus“ Kontakt aufzunehmen… Ich denke nicht allzu viel darüber nach, ich mache lieber Liegestütze, Sit-ups, Bauchmuskeln und solche Sachen. Ich bin sehr stark und groß (A.d.Ü., gemeint ist dies im geistigen wie im körperlichen Sinne). Stark zu sein garantiert offensichtlich auch nichts, denn das Virus greift die Lunge an, und das ist meine physische Achillesferse (…). Hier haben sie seit Wochen unsere Temperatur gemessen… das einzige wirkliche Risiko sind die Wachen, die von „außen“ kommen: sie sind der einzige „Risikofaktor“… Ich beobachte also (im Fernsehen), wie die alten Menschen, die in Altersheimen sterben, von ihren „Betreuern“ infiziert wurden (da ihnen, mehr oder weniger wie bei den Gefangenen, die Besuche ausgegangen sind), an denen nie „Tests“ durchgeführt wurden… und dieses ganze Theater der sozialen Isolation wurde angeblich gemacht, um die „Risikogruppen“ zu „schützen“. Offensichtlich sind die Gefängniswärter auch nicht „getestet“… sie „testen“ nur die „symptomatischen“ Personen. Jedenfalls ist die „Prävention“ und der „Rationalismus“ des strategischen Gesundheitsplans lächerlich und absurd. Ganz zu schweigen davon, dass das größte Risiko, infiziert zu werden, in Krankenhäusern durch den „medizinischen Dienst“ besteht. Alles ist wahnsinnig… Ich hoffe nur, dass die kollektive Hysterie so schnell wie möglich aufhört, denn niemand und nichts kann uns „beschützen“ oder „für uns sorgen“: ganz im Gegenteil…

(…) So eine Scheiße! Die Berufung wurde vor dem Obersten Gerichtshof zurückgewiesen! In Spanien gerade in Spanien jetzt ankommen! Es ist um „Angst“ zu haben… Ich hoffe, es dauert ein wenig länger, aber ich mache mir keine Illusionen… mitten in dieser viralen Pandemie und dem totalitären Chaos in den Gefängnissen anzukommen… und ich bin Asthmatiker. Sie haben es noch nie so gut verstanden, mich aus dem Weg zu räumen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen… Scheiße!

30. März

Hier sah ich im portugiesischen Fernsehen ein Video, dass die Gefangenen von Custoias (Porto) mit einem Handy aufgenommen wurden … Es hat mich zum Schmunzeln gebracht, die vermummten Männer zu sehen, die mit einer „Revolution“ drohen, die Gefängnisse niederzubrennen… da die Medien bereits über drei infizierte Gefängnisinsassen in Custoias berichtet haben, beginnen die Gefangenen, paranoid zu werden, dass sie „infiziert sterben“, und deshalb spricht das Fernsehen bereits über eine unhaltbare Situation (und das Versprechen von Begnadigungen und anderen Dingen dieser Art) in den Gefängnissen des Nordens. Meines Wissens und soweit ich von den großen Gefängnissen in Porto weiß, ist es möglich, dass diese Woche eine Art Aufruhr ausbricht… Ich würde sagen, dass Custoias und Pasos de Ferreira unter den ersten sein werden. Es sind Gefängnisse, die überfüllt sind (jeweils mehr als tausend Gefangene) und in denen die Wärter keine Kontrolle haben… Es ist nicht so wie bei dieser Scheiße, wo von den 30 Gefangenen nur zwei oder drei gerettet werden, der Rest ist nicht einmal gut genug, um ein Kartoffelfeld zu düngen.

Ich glaube, dass sie explodieren werden, nicht wegen dieses Videos (das zu gegebener Zeit an die Medien durchgesickert ist) von vermummten Männern, und was sie sagen (androhen) wird passieren… sondern weil ich weiß, was Angst und das Gefühl der „Ungerechtigkeit“ in den Verzweifelten erzeugt… und auf der anderen Seite sind sie (wie wir) schon einen Monat ohne Besuche, ohne Essen und ohne Medikamente gewesen… und dies zusammen mit dem medialen Bombardement des Virus ist die perfekte Kombination für einen Sturm (…).

(…) Sie haben bereits damit begonnen, Gefangene mit Strafen (oder anderen Verurteilungen) von weniger als zwei Jahren freizulassen… auch diejenigen, die aus dem Freigang kommen (es betrifft etwa 1000 Gefangene in Portugal mit einer Gesamtbevölkerung von 12000) und die Älteren-Kranken… Wenn man bedenkt, dass die portugiesische Gefangenenpopulation die älteste in Europa ist (30% sind über sechzig), bedeutet dies eine große Zahl von Freilassungen. … Illusion und Verzweiflung sind die Faktoren von „Kontrolle oder Chaos“… da die deutschen (und ich denke, Spanien-Italien hat genauso gehandelt) die Empfehlungen der UNO zur Freilassung von Gefangenen bereits konkretisiert haben, werden die portugiesischen dem „Diktat“ folgen…

Was für ein Zufall! Gerade in den Mittagsnachrichten (gerade jetzt) kommt wieder die Nachricht über die Gefangenen… sie sagen, dass sie die Menge der Anxiolytikum verdoppelt haben (so klar haben sie es gesagt); sie rechtfertigen es damit, dass, da die meisten von ihnen drogensüchtig sind und außerdem in dieser Situation der Gefangenschaft und Überbelegung die Angst und Furcht sich vervielfacht haben und bla bla bla… Nun, das…

1. April

Das Obersten Gerichtshofes hat nicht mal die Zeit verschwendet das Urteil zu lesen… wenn ich irgendeine „Hoffnung“ (um es so zu nennen) auf die Entscheidungsautonomie Portugals gehabt hätte, dann war es nur eine Illusion, die ich niemals hätte nähren dürfen, wissend, wie ich es tue, dass diejenigen, die wirklich regieren (vorher im Schatten, jetzt im Licht des Tages) die „Geheimdienste“ und ihre Handlanger in der „Zivilgesellschaft“ sind: Polizei, Richter, Journalisten usw.

Das „Virus“ hat gezeigt, was wir schon lange angekündigt und vermutet haben: Kapital und Staat sind der Moloch, der zerstört werden muss… die „Ära“ der Technokraten und „Sozialdemokraten“ hat ihre „historische Rolle“ in den Augen der ganzen Welt bereits erschöpft. Wer von nun an (und nach der bio-faschistischen „Ausgangssperre“) an „Rechte“ glaubt, ist direkt ein gerissener Schwachsinniger …

Über die Maßnahmen der „Koronavirus-Prävention“ im Gefängnis war es schon von der Minute Null an für diejenigen offensichtlich, die von Anfang an begannen, ihre „Rechte“ zu „beschneiden“: für all jene, die als Menschenfleisch in ihren Einrichtungen gelagert haben. Was nutzte es, die Besuche zu kürzen, wenn die Wachen und die Gefängnistechniker die Einrichtungen ohne Handschuhe und Masken betraten? Die Frage ist rhetorisch, denn die Antwort zeigt durch die Tatsachen, wer diejenigen sind, die die alten Menschen in den Altersheimen angesteckt haben… jetzt kommen alle infizierten Altersheime in Portugal ans Licht… Das sind fast alle!

Die Direktorin des Gesundheitsdienstes Graça Freitas ist die direkte verantwortliche für die Dutzenden von Todesfällen und Hunderte von Infektionen in den Altersheimen… Und nicht nur! Wäre es nicht „logisch“ gewesen, angesichts der Tatsache, dass sie einen möglichen Übertragungsweg (Besuche von Familienmitgliedern) abgeschnitten hat, am Ende den prophylaktischen Kreis zu schließen, indem sie den Betreuern Covid-19-Tests vornimmt und den Insassen selbst Handschuhe und Masken aushändigt? Offensichtlich! Aber diese Dame hat in den Gefängnissen dasselbe getan! Erst jetzt (seit dem 30. März) kommen die Gefängniswärter mit Handschuhen und Masken herein… und angeblich erst jetzt werden sie die Wachen testen… und warum? Nun, weil inzwischen bekannt geworden ist, dass die Pflegeheime fast alle kontaminiert sind. Und erst jetzt (28. März) wurden drei verseuchte Wärter im Gefängnis von Custoias (Porto) entdeckt… Heute (1. April) kam im Fernsehen heraus, dass 25 „Häftlinge“ im Gefängnis von Santa Cruz isoliert sind und mindestens einer positiv auf Covid-19 getestet wurde. Sind die Agenten der Behörden denn etwa immun gegen covid-19? Offensichtlich nicht. Die Lektüre dieser Fakten zeigt uns, dass es weder eine geplante Strategie noch angemessene prophylaktische Maßnahmen gab. Sie übten einfach ihre Macht in diesen Institutionen aus, a) weil „Patienten“ und „Gefangene“ sich nicht verteidigen können und b) weil Wächter und Pfleger ihre Macht nicht in Frage stellen.

Eine andere Frage ist: Wie haben Familienmitglieder – Freund*innen usw. von Gefangenen und Patienten dies zugelassen? Ich antworte Ihnen: das blinde Vertrauen in die Behörden und Techniker; die eigene Angst und der Mangel an Antworten vor dem Unbekannten… es ist traurig, aber das zeigt, wie die Illusionen und das Vertrauen, das die „Bürger*innen“ in die „Behörden“ gelegt haben, es ihnen erlauben, sie zu benutzen, damit ihre Gefangene- oder Patienten-Angehörigen, an autoritärer Nachlässigkeit „sterben“…

Isoliert, ohne Besuche (an manchen Orten sogar ohne Post oder Telefonanrufe) ist ein Teil der Gesellschaft dem biofaschistischen „Moloch“ ausgeliefert…. und „die Gesellschaft“ ist ohne das Recht zu streiken, zu demonstrieren, zu arbeiten, etc… auf ihre Häuser beschränkt, und Obdachlose können frei auf der Straße oder in Sporthallen sterben… Hier ist ein Porträt der kapitalistischen Gesellschaft! (…) Wenn sie es geschafft haben, die ganze Gesellschaft in fast der ganzen Welt einzusperren, stellen Sie sich vor, was sie mit Gefangenen, Immigranten, alten Menschen und all denen machen können, die diese Mörder*innen in ihren Kerkern haben, Mörder*innen!

All das, was ich geschrieben habe, kannst (und solltest) du veröffentlichen.

Natürlich könnte es Alternativen geben, um die „Quarantäne“ durch „Kommunikation nach außen“ zu ergänzen, aber wir sind nicht alle gleich…

In den nächsten Wochen wird das Drama des Aufblühen von Covid-19 in Portugal beginnen… Wenn wir die Bande von Inkompetenten an der Spitze des Gesundheits- und Justizministeriums sehen, werden wir sehen, wie viele „Kühllastwagen“ sie in Gefängnissen und anderen geschlossenen Zentren für die Toten benötigen.

3. April

(…) Es ist egal, ob es ein Labor oder die Natur war, die dieses Virus geschaffen hat… es war notwendig. Und es spielt auch keine Rolle, ob es mich oder meine Mutter ansteckt. Die Natur ist unerbittlich, und die Menschheit muss lernen, sie zu respektieren und zu fürchten. Es gibt keine „à la carte“-Natur des Menschen, sie ist keine „menschliche Ressource“. Jeglicher menschliche wissenschaftliche Stolz und Arroganz muss Terror fühlen. Diesmal war das Virus wohlwollend, es befällt nur 2% der Menschheit und es hat die Kinder respektiert. Er war weniger tödlich, klassenlos, rassistisch und sexistisch als der Kapitalismus. Es ist komisch, dass die Menschen vor einem solchen Virus mehr Angst haben als vor dem techno-industriellen Kapitalismus… Ich bin überzeugt, dass wir, wenn das kapitalistische System zur Hölle fährt, etwas Besseres schaffen können… Schlimmer als der Kapitalismus (und seine Varianten), können wir es nicht machen: das ist sicher. Ich hoffe also, dass es nicht eingedämmt wird, dass es von Natur aus brutal sein wird… Es würde mir nicht gefallen, wenn es bei einem „Schreck“ bleibt und das wir Arschlöcher mit T-Shirts sehen würden, auf denen steht: „Ich habe den Covid-19 überlebt“. Der Zynismus der Bürger muss begraben werden. Es ist nicht der 11. September mit „Helden“ und „Schurken“, die nach dem „Schrecken“ weiterhin auf alles scheißen (…).

Neulich sah ich eine erstaunliche Geschichte (oder vielleicht auch nicht) im Fernsehen: es gab einen portugiesischen Fernsehsender (TVI), der über die „Nachrichten“ eines Altersheimes berichtete… plötzlich bemerkte dieses „Team“ von Kameras, dass eine alte Dame versuchte, durch die Hintertür zu fliehen und einen Zaun hochzuziehen… Was taten die „Journalisten“, die (in einem alarmierenden Tonfall) über das Drama „berichteten“, das sich dort abspielte? Sie riefen den Gefängnisdirektor (A.d.Ü., ironisch oder zynisch gemeint, wird hiermit der Leiter der Einrichtung) an, um die alte Dame einzusperren! Die Moral ist einfach: Es gibt kein Einfühlungsvermögen und/oder Mitgefühl mit/für die alte Frau, die nach Freiheit, nach der Möglichkeit zu leben, sucht, nein. Das Drama ist für den Bürger, der am Fernseher klebt, es ist die Objektivität und die informative Strenge… dann nimmt sie das Telefon heraus und sie verpfeift, damit sie die mutmaßlich „infizierte alte Frau“ erwischen, die „unsere“ Sicherheit bedroht: Das Opfer ist ein Krimineller!, kurz gesagt… Ich hatte Symphatie mit der alten Frau und ich wünschte diesen Spitzeln die schlimmste Art des Todes.

(…) Ich bin sehr gespannt, wie alle Menschen nach der Zwangseinsperrung reagieren werden, wie die Wirtschaft aussehen wird, wie die Leute wieder miteinander gesellen. Wird die europäische Erfindung überleben? Werden die Grenzen geöffnet? Werden die Flugzeuge zurückkehren, um von einem Ort zum anderen zu fliegen? Und wenn die Arbeitslosigkeit so massiv sein wird, wie bereits vorhergesagt wird, was werden die Menschen tun? Was werden die „Auswirkungen“ des erzwungenen Zusammenlebens sein, dem alle ausgesetzt waren? Das sind Fragen, die mein Interesse/meine Neugierde wirklich wecken. Was ich mich auch frage, ist, wie lange und in welchem Umfang die „Bürger“ bereit wären, in einer obligatorischen „Quarantäne“ zu sein.

4. April

(…) Beobachtung (und Analyse) der „Nachrichten“ des Regimes über die serologischen Tests, die es bereits Ländern wie Deutschland, England, Frankreich, Italien, den Vereinigten Staaten und China vorschlagen (oder direkt durchführen), um zu sehen, welche Menschen bereits gegen das Virus immun sind. Es zeigt uns, dass der neue liberale Markt bereits die „geeignetsten“ Arbeitskräfte auswählt… Dieser globale „Notstand“ hat den Staaten und dem Kapital enorme „private“ Daten über ihre „Bürger“ und Kunden geliefert… Nun werden Sie selbst ausprobieren, was es bedeutet, im FIES, in der 1. Stufe, in der 2. Stufe und/oder im offenen Vollzug zu sein. Ganztätig arbeiten immer die Uniformierten: Polizei, Militär und Gefängniswärter; Wachen, Probenehmer und Bankiers… (…) und jedenfalls hat die Erfahrung der „Quarantäne“ sie bereits auf ihren Eintritt ins „Gefängnisleben“ vorbereitet: eingesperrt und rechtlos; wachsam und ohne „Kontrolle“ über ihre Existenzen.

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JETZT, WO WIR ALLE GEFANGENE SIND

Jetzt, da wir alle Gefangene sind, wissen wir, was es bedeutet zu vermissen, zu hassen und zu lieben…

Den Spaziergang unter dem Himmel zu verpassen, während auf den Felsen das Meer bricht.

Zu verpassen, meine Freund*innen zu treffen und sie umarmen zu können.

Um die Liebe zu verpassen, die wir gerne küssen.

Alles zu verpassen, was wir heute nicht genießen dürfen.

Jetzt, wo wir alle gefangen sind, wissen wir, was es heißt, zu hassen…

Monotonie und langweilige Gespräche, denen wir uns nicht entziehen können, zu hassen.

Die ansteckende Enge zu hassen, die unsere gesamte Freiheit einschränkt und beschneidet.

Die Tage und Nächte zu hassen, die nur aufeinander folgen.

Das egoistische Verhalten anderer zu hassen, das wir allein nicht vermeiden können.

Jetzt, wo wir alle gefangen sind, wissen wir, was es bedeutet zu lieben…

Die Natur lieben, die uns atmen lässt.

Die Intelligenz zu lieben, die uns zum Träumen einlädt.

Die Sensibilität zu lieben, die uns Freude macht.

Die Freiheit zu lieben, um sein (A.d.Ü., als Mensch und am Ort) zu können.

Jetzt, wo wir Gefangene sind: Es ist Zeit zum Nachdenken…

Gabriel Pombo Da Silva

Porto – 29. März 2020

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„Die Ketzer*innen“, von Gabriel Pombo Da Silva https://panopticon.blackblogs.org/2019/06/07/die-ketzerinnen-von-gabriel-pombo-da-silva/ Fri, 07 Jun 2019 08:59:12 +0000 http://panopticon.blogsport.eu/?p=648 Continue reading ]]> Von uns übersetzt, Quelle: Indymedia Barcelona

Ketzer*innen, wie Bandit*innen, wissen, dass der Verlust ihrer Freiheit sie unwiderruflich zum Schafott führt. Ein Gericht erwartet sie, das ihnen Rechenschaft über ihre Taten ablegen wird. Ein Gericht, das seine Macht und seine absolute Vernunft im Namen Gottes, des Volkes, des Königreichs oder des Staates ausüben wird. Macht und Vernunft sind Akte des autoritären Synkretismus, die im Laufe der Jahrhunderte von den Besitzern der Erde, der Meere und des Himmels entwickelt wurden. So ist sich auch der/die individualistische Anarchist*in – Ketzer*in und Bandit*in zugleich – bewusst, dass ihre Überzeugung, der Besitz ihre eigene Macht und ihre eigenen Gründe sie zum Scheiterhaufen führen. Wie eine Motte sucht er/sie das Licht und erliegt. Wie Ikarus als er nach oben flog und die Sonne die Flügel zum Schmelzen brachte. Wie Prometheus stiehlt er das Feuer der Götter für sich selbst und erleidet die ewige Strafe.

Das Drama der Anarchist*innen ist ihre Leidenschaft für die Freiheit, ihre unermüdliche Suche nach Kompliz*innen, die sie selten finden. Sie verachten den Konformismus der Herde, die Feigheit der Menge, den Dogmatismus jedes Glaubens.

Jeder Priester – von jedem „ismus“ – hasst ihn/sie, weil er ihn/sie nicht kontrolliert, ihm nicht gehorcht, nicht auf ihn hört; und wenn er seine Stimme erheben kann, um jeden Hinweis auf Macht und Autorität zu untergraben. Manchmal werfen diese einsame Rächer*innen die Bombe oder nageln den Dolch mit der Absicht – immer – Chaos in der Ordnung der Vernunft zu säen, die streng als Gesetz oder höchste Wahrheit festgelegt ist. In anderen Fällen verschmelzen sie zu Unzufriedenen mit der Absicht, Aufstände zu entfesseln. Aber die meiste Zeit verbringen sie mit Lesen, denn ihr bester Freund und Zeitvertreib ist das Wissen darüber, was war und was ist. Sie bergen keine Illusionen oder Hoffnungen, sondern Überzeugungen. Sie wissen, dass Wissen ihre Stärke ist und diese gibt ihnen Selbstbestimmung. Sie leben jeden Tag, als wäre es ihr letzter. In einer Sklavengesellschaft wird die Freiheit mit dem Tod bestraft. Sie ergeben sich nicht, sie klagen nicht, sondern lästern, greifen an und enteignen. Es gibt nicht viele von ihnen, aber selbst diese wenigen machen jeder Regierung sorgen, gerade weil sie unregierbar sind; Liebhaber*innen der totalen Freiheit. Was auch immer das war. Sie erfinden sich bei jedem Schritt, mit jedem Schlag, mit jedem Kuss neu. Sie sind keine Strategen, weil sie kein endgültiges Ziel haben und daher ihre Handlungen den Zorn von Zugehörigen und Fremden auslösen. Sie haben nicht mehr „Befürworter*innen“ als die, die sie kennen und lieben, und befreien ihre ikonoklastischen Barbarei. Oftmals werden sie in Zeitungen karikaturiert, weil sie auf diese Weise denken, dass sie die Menschen daran hindern, sich zu fragen: Wer sind diese Verrückte? Was wollen sie? Wie erklären sie den Bürgern, die ihr Leben und ihre Gedanken an andere delegieren, wer die Anarchist*innen sind?

Ja, das sind Verrückten und sie wollen nichts anderes als alles. Alles, was ihnen genommen wurde, und niemand kann es ihnen zurückgeben, stattet es wieder zurück. Da haben sie es! Sie haben keine „Argumente“, Feuer und Schießpulver sprechen für sie. Ein Kilo Dynamit und ein Gedicht. Ein Kilo Schwarzpulver und eine neue Ketzerei. Ein „Hände hoch“ und sie gehen. Artefakte, die ihre Banken, Gerichte, Kommissare, Kasernen, Kirchen und politischen Zentren zerstören…..

Wonach suchen diese Verrückten? Nach Nichts! Das zerstörerische Nichts, das der wilden Natur Platz macht. Blumen bahnen sich unter den Ruinen ihrer fauligen „Zivilisation“.

Gabriel Pombo Da Silva,
Am 5 de junio de 2019.
Von irgendwo in der alten Welt

PS: gewidment an unsere im Kampf gefallene, an unsere Gefangene des anarchischen Krieges, an unsere Geflüchtete und an alle anarchistischen Mit-Verschwörer*innen die die Nacht erleuchten

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