Mónica Caballero – Soligruppe für Gefangene https://panopticon.blackblogs.org Für die Anarchie! Knäste, Staat, Patriarchat und Kapital abschaffen! Tue, 07 May 2024 18:41:53 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 https://panopticon.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1233/2020/02/cropped-discharge-degenerik-blog-1-32x32.jpg Mónica Caballero – Soligruppe für Gefangene https://panopticon.blackblogs.org 32 32 (Chile) Drei Artikel aus dem Knast von Mónica Caballero Sepúlveda, Juli 2022 https://panopticon.blackblogs.org/2022/07/25/chile-drei-artikel-aus-dem-knast-von-monica-caballero-sepulveda-juli-2022/ Mon, 25 Jul 2022 11:33:44 +0000 https://panopticon.noblogs.org/?p=2853 Continue reading ]]> Gefunden auf publicación refractario, die Übersetzung ist von uns

Kommuniqué der anarchistischen Gefährtin Mónica Caballero Sepúlveda aus dem Gefängnis von San Miguel, Santiago, einem vom chilenischen Staat besetzten Territorium.

10. Juli 2022

Wir sehen uns in der dringenden Notwendigkeit, über die aktuelle Situation zu kommunizieren, die wir seit etwa einem Monat wiederholt und in aufsteigender Weise durchmachen. Innerhalb des Traktes, das uns die Gendarmerie (A.d.Ü., Schließer) zugewiesen hat, haben wir ein geschlossenes und abgesondertes Regime (A.d.Ü., Haftbedingungen), das im Gegensatz zum Rest der Gefängnisbevölkerung für jede Fleißarbeit, die wir innerhalb des Gefängnisses und des Ausgangs zum Hof zu verrichten haben. Dieses Regime bringt es mit sich, dass uns der tägliche Ausgang zum Hof nicht gewährt wird, der nur eine Stunde am Tag beträgt. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels sind wir seit mehr als 100 Stunden eingesperrt.

Das Argument, das uns die Gendarmeriebeamten genannt haben, ist, dass sie zu beschäftigt sind, um sie zu öffnen. Diese Situation der verlängerten Gefangenschaft ist bereits unhaltbar.

Wir möchten auch auf eine Reihe von Unregelmäßigkeiten hinweisen, die die Lebensbedingungen im Gefängnis noch prekärer machen. Seit mehr als einem Monat haben wir keine medizinische Hilfe mehr von einem Arzt bekommen, sondern nur noch von Pflegekräften. Wenn wir einen Arzt brauchen, werden wir an externe Krankenhäuser überwiesen, mit all der Bürokratie, die das mit sich bringt.

Wir sind uns bewusst, dass solche und schlimmere Situationen in den Vernichtungszentren des Kapitals an der Tagesordnung sind, aber wir sollten sie nicht naturalisieren, sondern bekämpfen.

Unser Aufenthalt im Gefängnis soll eine ständige Konfrontation sein, damit unsere Autonomie nicht eingeschränkt wird. Unsere Worte werden nur innerhalb dieser vier Wände bleiben, wenn sie nicht aufgegriffen und in Taten umgesetzt werden.

Für die Zerstörung aller Käfige!!!

Mónica Caballero, anarchistische Gefangene. Mawünhko.

8. Juli 2022


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Worte der anarchistischen Gefährtin Mónica Caballero für Luisa Toledo

10. Juli 2022

Die Militärdiktatur hinterließ bei einem Teil der Bewohner des vom chilenischen Staat benannten Territoriums große und tiefe Narben, dank des Staatsterrorismus, der keine Mühen scheute, um alle zu vernichten, die die Umsetzung des neuen neoliberalen Modells behindern könnten. Das härteste Gesicht der Unterdrückung zeigte sich in den Tausenden von Gefangenen, die gefoltert, ermordet wurden und verschwanden.

Die Angst und die Wunden, die die Agenten des Staates hinterlassen, können jeden lähmen. Ich kann und will diejenigen nicht verurteilen oder kritisieren, die sich entschieden haben, zu Hause zu bleiben, nachdem sie Folter und/oder den Verlust und/oder das Verschwinden eines geliebten Menschen erlebt haben. Auf der anderen Seite gibt es andere, die voller Narben ihre Angst abgeschüttelt haben und sich ohne Opferrolle gegen das System des Terrors und des Vergessens erhoben haben. Zu letzteren gehörte Luisa.

Luisa hätte in ihrem intimsten Raum bleiben können, aber sie zog es vor, dass der Tod ihrer Kinder die Saat der Rebellion in Hunderten von jungen (und nicht so jungen) Kämpfer*innen säte.

Ich erinnere mich heute an Luisa, nicht nur, weil sie die Mutter von Rafael, Eduardo und Pablo ist und weil sie Kämpfer waren, die von Agenten des Staates ermordet wurden, sondern auch, weil sie ein lebendiger Teil der Geschichte von vielen ist, die wie ihre Kinder beschlossen haben, sich der Herrschaft zu widersetzen und eine andere Welt aufzubauen.

Der erste Jahrestag ihres Todes ist ein Tag voller Nostalgie. Für diejenigen von uns, die beim Zuhören zutiefst bewegt waren oder das Vergnügen hatten, eine ihrer liebevollen Umarmungen zu erhalten, ist es auch ein Tag, an dem wir ein wenig von der immensen Stärke und Widerstandsfähigkeit aufsaugen, die sie auszeichnete.

In diesem Monat gedenke ich auch dem Tod der unermüdlichen Herminia Concha, dieser großartigen Frau, die ihr Leben zu einer ständigen Konfrontation mit dem Imperialismus, dem Gefängnis usw. machte.

Mögen wir keine Kerzen für unsere Großmütter anzünden, sondern aufständische Flammen !!!!

Mónica Caballero Sepúlveda, anarchistische Gefangene.

Juli 2022


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Zwei Jahre nach unserer Inhaftierung. Worte von Monica und Francisco aus dem Gefängnis

14. Juli 2022

Wir haben schon immer Wert darauf gelegt, dass es keine Vermittler*innen gibt, wenn es um Kommunikation geht, dass niemand für uns spricht, dass es zwei Jahre her ist, dass diejenigen, die die Hegemonie von Macht und Gewalt aufrechterhalten, uns in diese Betongruben, die man Gefängnisse nennt, eingesperrt haben, werden wir keine Ausnahme machen.

Mit diesem zweiten Jahr der Haft endet die Ermittlungsphase unseres Gerichtsverfahrens, d.h. der Zeitraum, in dem die Staatsanwaltschaft und die zehn Kläger Informationen gegen uns sammeln konnten. Mit dem Abschluss der Ermittlungen wird ein Vorverfahren eingeleitet.

Bei den gerichtlichen Ermittlungen gegen uns wurden keine Mittel gescheut; die Polizei hat sich sehr bemüht, nichts unversucht zu lassen. Unser Ziel ist es, eine beispielhafte Verurteilung auszusprechen, die jeden abschreckt, der politische Gewalt ausübt, insbesondere in Bezug auf das Platzieren und Versenden von Sprengkörpern. Außerdem sind wir den Herrschenden nicht unbekannt, wir wurden mehr als einmal auf die Anklagebank gesetzt und wir haben unsere anarchistische Position bei allen Gelegenheiten deutlich gemacht. Unsere aktuelle rechtliche Situation ist eng mit unseren früheren Gerichtsverfahren verbunden.

Wir sind selbstkritisch gegenüber unseren Fehlern in unserem Handeln, die jeweils Teil unserer Erfahrungen und unseres Lernens sind, von denen wir hoffen, dass sie auch für andere nützlich sind. Wir fühlen uns als Teil eines langen Weges des Kampfes gegen Herrschaft, eines historischen Weges, der sich je nach Konfliktszenario verändert.

Seit vielen Jahren haben wir uns entschieden, auf den negierenden Pfaden der Anarchie zu wandeln und diesen als eine ständige Spannung zu verstehen, der sich in seiner konstruktiven/destruktiven Dialektik nicht als absolute Wahrheit oder als Ort der Ankunft darstellt.

Unser Leben ist nicht losgelöst von unserem enormen Wunsch, so viel wie möglich nach unseren Vorstellungen leben zu wollen, und wir nehmen dies mit allen Widersprüchen, die es mit sich bringt, sowie seinen Folgen an.

In diesen Briefen geht es einmal mehr darum, den Angriff gegen jede Form von Macht zu verstärken und zu ermutigen. Wir bekräftigen mit Nachdruck, dass wir Rache- und Sabotageakte als dringende Notwendigkeit verstehen, deren Vervielfältigung und Verbreitung anarchische Räume und Kampfpositionen unbestreitbar stärkt. Wir glauben, dass der Einsatz unbedingt für die Qualifizierung des Konflikts gelten muss, für das Verlassen der Räume der Bequemlichkeit, um die Perspektiven zu erweitern und dort zu treffen, wo es am meisten weh tut.

In diesem Sinne begrüßen wir jede explosive Aktion, die in den letzten Monaten durchgeführt wurde und die zweifellos zur anarchischen Stadtguerilla beiträgt und diese stärkt.

Jeder Angriff auf die Macht aus einer antiautoritären Perspektive ist für uns gültig.

Der Termin unseres Prozesses rückt näher, wir wissen, dass es möglich ist, eine lange Zeit in staatlichen Gefängnissen zu verbringen, aber wir sind darauf vorbereitet, dank der brüderlichen Unterstützung zahlloser Gefährt*innen, die es mit jeder Geste schaffen, die Nacht zu erhellen.

In diesen zwei Jahren der Inhaftierung haben wir uns an der Kampagne „Anarchistische und subversive Gefangene“ beteiligt und uns für die Freilassung unseres Gefährten Marcelo Villarroel eingesetzt, dem immer noch die Urteile der Militärstaatsanwaltschaft aufgesetzt werden, was seine weitere Inhaftierung verewigt. Die Freilassung von Marcelo zu erreichen, wird sicherlich ein Triumph sein, der uns stärken wird und allen Gefangenen des sozialen Krieges zugute kommt. Wir rufen dazu auf, die Aktionen und Gesten der revolutionären Solidarität zu vervielfachen, damit unser Gefährte rauskommen kann.

Für uns ist die Konfrontation gegen die Herrschaft nicht vorbei, sie hat nur ihre Form geändert.

Monica Caballero
San-Miguel-Gefängnis

Francisco Solar
Gefängnis La Gonzalina-Rancagua

Juli 2022

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Worte der anarchistischen Gefährtin Mónica Caballero aus dem San-Miguel-Gefängnis https://panopticon.blackblogs.org/2021/10/13/worte-der-anarchistischen-gefaehrtin-monica-caballero-aus-dem-san-miguel-gefaengnis/ Wed, 13 Oct 2021 07:39:59 +0000 http://panopticon.blackblogs.org/?p=2333 Continue reading ]]> Gefunden auf publicación refrectario, die Übersetzung ist von uns

Worte der anarchistischen Gefährtin Mónica Caballero aus dem San-Miguel-Gefängnis

In dieser Woche ist es acht Jahre her, dass verschiedene Gruppen der Cruz Negra Anarquista (CNA)1 und verschiedene Individualitäten auf der ganzen Welt die Initiative ergriffen haben, eine Woche der internationalen Solidarität mit inhaftierten Anarchist*innen zu halten, und dass diese Woche mit dem Jahrestag der legalen Ermordung der Anarchisten Bartolomeo Vanzetti und Nicola Sacco durch die US-Regierung im Jahr 1927 zusammenfällt.

Die offizielle Geschichte, die von den Herrschenden sowie der fortschrittlichen demokratischen Linken und einem Teil des Anarchismus geschrieben wurde, war vor allem darauf bedacht, ein Opferbild von Sacco und Vanzetti zu zeichnen, das weit entfernt ist von jeglicher illegaler Praxis. All dies beruht auf dem Eingeständnis des amerikanischen Justizapparats, dass es zahlreiche Unregelmäßigkeiten in dem Strafprozess gab, in dem Sacco und Vanzetti verurteilt wurden, und dass sie rechtlich „unschuldig“ waren (eine Information, die erst viele Jahre nach der Ermordung der Gefährten bekannt wurde). Wahrscheinlich hatten die Gefährten nichts mit der Enteignung von South Braintree zu tun, was wichtig zu wissen und sichtbar zu machen ist, so wie es auch wichtig ist, zu betonen, dass Sacco und Vanzetti Anarchisten der Aktion waren, die antiautoritäre Ideen propagierten und verschiedene illegalistische Praktiken ausübten.

In dem Gebiet, das wir die USA nennen, gab es in den frühen 1900er Jahren verschiedene informelle anarchistische Gruppen, die sich für Enteignungen und die Verbreitung herrschaftsfeindlicher2 Ideen einsetzten. Nicola und Bartolomeo waren in einer dieser Gruppen aktiv, und zwar in der Gruppe um die Zeitung „Cronaca Sovversiva“. Diese letzten Elemente hat „die offizielle Geschichte“ ausgelassen, so wie sie auch besonders darauf geachtet hat, die internationale Solidarität, die die Gefährten 1927 erfuhren, nicht zu erwähnen. Es gab zahlreiche Demonstrationen zur Ablehnung des politischen, juristischen und polizeilichen Prozesses an verschiedenen Orten sowie Sprengungen im Namen von Sacco und Vanzetti, von denen die Aktion zur Zerstörung des italienischen Konsulats in Buenos Aires eine der bekanntesten war.

Es ist kein Zufall, dass diejenigen, die die Macht sowie ihre falschen Kritiker*innen stützen, die Geschichte von Sacco und Vanzetti benutzen und erfinden, es ist sicher nicht das erste Mal und wird nicht das letzte Mal sein. Die Repressionsapparate des Staates brechen ständig mit ihrer eigenen Legalität: Sie inszinieren Fälle und Ermittlungen, vergewaltigen, foltern und vieles mehr… Diese Praktiken sollten uns, die wir uns als Feinde der Hegemonie der Herrschaft positionieren, nicht überraschen… Das Vertrauen in die demokratische Legalität des Staates ist nicht Teil meines politischen Aufbaus. Das bedeutet nicht, dass ich die Missbräuche, die die Staatsgewalt tagtäglich ausübt, naturalisieren will; all dies sichtbar zu machen ist nicht dasselbe wie ein Opfer zu sein.

Ich sehe eine Woche der Solidarität speziell mit anarchistischen Gefangenen als eine weitere Gelegenheit, sichtbar zu machen, was hinter den hohen Mauern passiert. Für mich ist das Gefängnis ein weiteres Szenario der Konfrontation, das in den kleinsten und alltäglichsten Dingen zu spüren ist.

Der erste Schritt, den ich in einem Gefängnis gemacht habe, ist lange her, und seitdem habe ich nie aufgehört, die Solidarität meiner Gefährt*innen zu spüren, diese Solidarität, die ich in einer brüderlichen/schwesterlichen Umarmung oder in einem schönen aufständischen Licht auf irgendeinem Symbol der Herrschaft erfahren habe.

94 Jahre nach dem Justizmord an den Anarchisten Sacco und Vanzetti ist nichts und niemand vergessen.

Diejenigen, die gegen die Macht kämpfen, werden immer in Erinnerung bleiben.

 

1A.d.Ü., CNA, auf Deutsch ABC, Anarchist Black Cross.

2A.d.Ü., im Originaltext ist die Rede von Ideen die der Herrschaft antagonistisch gegenüber stehen. Jede Möglichkeit diesen Satz so zu bauen schien uns zu verschachtelt.

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(Chile) Dass unsere Eckzähne im Heteropatriarchat tief festbeißen. Worte von Mónica Caballero https://panopticon.blackblogs.org/2021/03/16/chile-dass-unsere-eckzaehne-im-heteropatriarchat-tief-festbeissen-worte-von-monica-caballero/ Tue, 16 Mar 2021 10:17:17 +0000 http://panopticon.blackblogs.org/?p=2115 Continue reading ]]> Dass unsere Eckzähne im Heteropatriarchat tief festbeißen. Worte von Mónica Caballero

Gefunden auf Publicación Refrectario, die Übersetzung ist von uns

Der 8. März ist und war schon immer ein Tag des Gedenkens und des Kampfes.

Es gibt diejenigen, die ein zerbrechliches Gedächtnis haben, andere ignorieren ihn einfach und es gibt einige, die ihn besser vergessen..

Der 8. März ist eines der vielen Daten, an denen der Ermordung der Kämpfenden durch die Hand der Herrschenden gedacht wird, aber im Gegensatz zu den meisten Termine des Kampfes wurde dieser ausschließlich von Frauen durchgeführt. Im Jahr 1908 organisierte sich eine Gruppe von Arbeiter*innen autonom, um die Bosse zu konfrontieren und zu fordern, dass sie die Bedingungen des Elends, in denen sie kaum überlebten, beenden. Dieser Wagemut wurde mit einem großen Massaker bestraft. Die Herrschenden versuchten, die Streiks und Sabotage mit einer verstärkenden Maßnahme zu beenden, damit niemand mehr versuchen würde, die Produktions- und Warenkette zu unterbrechen oder zu behindern, denn für die Bosse wird das Töten von Arbeiter*innen immer die wirtschaftlichste und effektivste Option sein, denn arme Menschen gibt es genug.

Dass heute des 8. März gedenkt wird, ist dem Einsatz und der Beharrlichkeit vieler zu verdanken, die nicht vergessen, was an diesem Tag geschah. Für diejenigen von uns, die auf dem Aufbau antagonistischer Wege gegen die Logik des heteropatriarchalen Systems gewettet haben, ist es daher entscheidend, nicht aufzuhören, sich an diejenigen zu erinnern, die mit Tränen und Blut die Wege der Konfrontation befruchtet haben. So lernen wir von denen, die vor uns waren, von ihren Erfolgen und Fehlern. Auf diese Weise geben wir diesem System des Terrors genauere Schläge.

Vor einigen Jahren nahm der 8. März in dem vom chilenischen Staat beherrschten Territorium in einigen Gegenden ein kämpferisches Aussehen auf den Straßen an. Die Blumen und die Feierlichkeiten zum „Frauentag“ wurden gegen Steine, Geschrei und Feuer in den Händen vieler Personen ausgetauscht, die nicht um Erlaubnis bitten, die Straßen zu füllen. Aber während die aufrührerische Freude in den Herzen vieler wuchs, wucherten im Gegenzug die polizeilichen/reformistischen/sozialdemokratischen Praktiken in den Demonstrationen und unterdrückten sogar Gefährt*innen, die mit der Normalität und Ordnung brachen. Viele von ihnen wurden von der „lila Polizei“ angegriffen, die innerhalb der 8. März-Demonstrationen „das Richtige“ festlegt, befiehlt und kontrolliert. Dabei möchte ich betonen, dass es keine Aggression ohne Antwort oder Raum für diese repressiven Praktiken innerhalb der Räume des Kampfes geben kann, eine Sache ist, dass es verschiedene Perspektiven und/oder Methoden gibt, wie die Individuen und Kollektive, bestimmte Schlachten führen, die Initiativen rund um die Kämpfe der Geschlechter, der Feminist*innen usw. hochziehen, aber es ist etwas ganz anderes, die Gefährt*innen, die politische Gewalt ausüben und/oder propagieren, gering einzuschätzen, zu überwachen, zu unterdrücken oder zu verraten.

Vielleicht gibt es Individuen und Kollektive, die die besten Absichten haben, das kapitalistische heteropatriarchale System auf der Grundlage von Gesetzesreformen und Verfassungsänderungen zu beenden, aber diese guten Absichten, die mit Naivität beladen sind, festigen nur die Herrschaft.

Wir finden das Heteropatriarchat in all unseren Beziehungen, sowohl in den makroskopischen als auch in den intimsten, so dass jede Initiative zur Zerstörung der chauvinistischen Geißel von uns selbst aus der Vielgestaltigkeit unserer Handlungen geboren und ausgeführt werden muss.

Der Weg der Konfrontation ist lang und schwierig, aber er ist zweifellos voller Schönheit, die von einer unendlichen Anzahl von Gefährt:innen ausgeht, die gegenseitige Unterstützung und Solidarität zu Fleisch werden lassen. Wenn wir diese beiden Worte in unser tägliches Leben bringen, werden wir stark, wir brauchen keine Institution oder Vermittelnden, wir brauchen nur unsere Gefährt*innen.

Dass unsere Eckzähne im Heteropatriarchat tief festbeißen.

Alle Bullen sind Feinde, unabhängig von ihrer Hautfarbe oder ihrem Geschlecht.

Monica Caballero Sepúlveda

Anarchistische Gefangene.

 

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(Chile) Über die notwendige Übereinstimmung zwischen der Straße und dem Gefängnis. Kommuniqué von Mónica und Francisco aus dem Knast. https://panopticon.blackblogs.org/2021/02/28/chile-ueber-die-notwendige-uebereinstimmung-zwischen-der-strasse-und-dem-gefaengnis-kommunique-von-monica-und-francisco-aus-dem-knast/ Sun, 28 Feb 2021 13:28:40 +0000 http://panopticon.blackblogs.org/?p=2054 Continue reading ]]> Gefunden auf contramadriz, ursprünglich aber von Publicación Refrectario, die Übersetzung ist von uns.

(Chile) Über die notwendige Übereinstimmung zwischen der Straße und dem Gefängnis. Kommuniqué von Mónica und Francisco aus dem Knast.

Die antiautoritäre Solidarität als eine Beziehung zu verstehen, die als Hauptakteure die Gefangenen und das aktive Umfeld auf der Straße einbezieht, bedeutet zu verstehen, dass es unabdingbar ist, innerhalb des Gefängnisses zu kämpfen, andernfalls wird die Praxis der Solidarität in Assistenz und Wohltätigkeit umgewandelt, wobei die Gefangenen zu bloßen passiven Empfänger*innen der Unterstützung werden, die von draußen kommen kann, ohne die Initiativen der Konfrontation einzubeziehen oder dazu beizutragen. Es ist notwendig, dass der Slogan „Nichts endet mit dem Gefängnis“ mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, die zwar knapp, aber äußerst effektiv sein können, in die Praxis umgesetzt wird. Das haben die verschiedenen Kämpfe in der langen und reichen Geschichte der politischen Gefangenschaft gezeigt, die von der Bereitschaft und Entschlossenheit der Gefangenen geprägt waren, bis zu den äußersten Konsequenzen zu gehen, um ihre Ziele zu erreichen. Innerhalb des Gefängnisses ist jede Minute im Hof, jedes Buch, das hereinkommt, jeder Gegenstand, der in die Zelle darf, oder jeder noch so kleine Raum der Autonomie und der individuellen Entfaltung durch Kampf errungen worden, nichts ist frei; es genügt, sich daran zu erinnern oder nachzuforschen, wie die Gendarmerie (A.d.Ü., chilenische Bullen) z.B. mehr Stunden des Aufschließens im Hochsicherheitsknast oder das Nichtvorhandensein von Gesprächsräumen (A.d.Ü., aber auch fürs telefonieren) in den Hochsicherheitsknästen vereinbart hat, um das zu erkennen.

Die aktive Mobilisierung innerhalb des Knastes hat auch wichtige Siege in Bezug auf die Rückkehr der Gefangenen auf die Straße errungen, indem sie die Hand der Gesetze beugte und es schaffte, wirksamen Druck auf den Staat auszuüben, der zu verschiedenen Zeiten gezwungen war, sich zusammenzusetzen, um zu reden und eine Lösung für die Forderungen zu finden.

Diese Erfolge wären jedoch ohne die solidarische Unterstützung nie erreicht worden, die Forderungen und Ansprüche der Gefangenen würden innerhalb der hohen Mauern bleiben, ohne die ständige Mobilisierung, die sogar kurzzeitig die Normalität durchbricht. Deshalb ist es wichtig, dass es eine echte Übereinstimmung zwischen den verschiedenen Solidaritätskollektiven und Einzelpersonen gibt, die sich in einer auf Konfrontation ausgerichteten Kommunikation und einem Austausch von Visionen niederschlägt, was den Kampf und die ihm verpflichteten Milieus unbestreitbar stärkt. Auf diese Weise wird Solidarität zu einer kämpferischen und offensiven Praxis, die das Wort und die Momente nimmt, die Ereignisse und Brüche erzeugt.

Wir weisen jedoch klar darauf hin, dass wir den Kampf nicht ohne Konfrontation verstehen. Obwohl wir oft nicht erreichen, was wir uns vorgenommen haben, haben wir auf Konfrontation bestanden und werden dies auch weiterhin tun, weil es einfach die Art und Weise ist, wie wir uns entschieden haben, unser Leben zu führen. Wir werden auf Konfrontation bestehen, und wenn das nicht geschieht, werden wir sie suchen und provozieren, denn nur durch Schläge werden wir Risse in der Gesellschaft erzeugen.

Gegen die Fortführung von Verurteilungen!

Aufhebung der Änderung der D.L 321!

Amnestie für die Gefangenen des Aufstandes!

Gefangene im Krieg auf die Straße!

Mónica Caballero Sepúlveda

Trakt der öffentlichen Konnotation (A.d.Ü., in ihrem Fall U-Haft in einem „normalen“ Knast) – San-Miguel-Knast

Francisco Solar Domínguez

Hochsicherheitsabteilung – Hochsicherheitsknast

Februar 2021

 

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Worte + Zeichnung der Gefährtin Monica Caballero, gegen die Isolation https://panopticon.blackblogs.org/2020/11/25/1910/ Wed, 25 Nov 2020 08:59:21 +0000 http://panopticon.blackblogs.org/?p=1910 Continue reading ]]> Gefunden auf Publicación Refractario, die Übersetzung ist von uns

Worte + Zeichnung der Gefährtin Monica Caballero, gegen die Isolation

Das Gefängnis ist der einzige Ort, an dem Macht sich auf natürliche Weise in ihren exzessivsten Dimensionen manifestieren und sich als natürliche Macht rechtfertigen kann.“ Michael FoucaultDa die vom Staat ergriffenen restriktiven Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung des Covid-19-Virus aufgehoben werden, werden Konsumtempel geöffnet, der Handelsfluss wird nicht unterbrochen. Während Hunderte (oder vielleicht Tausende) die großen Läden füllen, um ihren Durst nach Waren zu stillen, wird das Verbot innerhalb der chilenischen Gefängnisse aufrechterhalten, damit die Gefangenen von ihren Lieben besucht werden können.

Die Tatsache, dass die Gefangenen ihre Freunde und Verwandten persönlich sehen können, ist für die Wirtschaft irrelevant, da die Gefangenen nichts produzieren, also keinen Kapitalgewinn erwirtschaften und ihre Konsumfähigkeit sich nicht ändert, wenn sie mehr oder weniger isoliert sind. Die Mächtigen haben sich nicht die Mühe gemacht, die Bedingungen für die Wiederaufnahme der Besuche in den Gefängnissen zu schaffen, da es ihnen überhaupt nicht nützt.

Das Coronavirus brachte mehr und bessere Kontroll- und Isolationsmaßnahmen für die gesamte Bevölkerung, in den Gefängnissen war es nicht die Ausnahme. Kontrolle und Isolation gehören zu den grundlegenden Formen von Gefängnissen und wären die Hauptstruktur der Bestrafung.

Die Vorbeugung und Pflege möglicher Covid-19-Infektionen schien für viele ein solides Argument für die Aufrechterhaltung der Isolation zu sein, ein Argument, das nach den Monaten, in denen die Gefangene nicht in der Lage waren, ihre Geliebten zu umarmen, nichts weiter als ein ungerechtfertigter Exzess ist…. eine andere Form der Bestrafung.

Die Isolation ist nie beiläufig oder willkürlich, manchmal nimmt sie Nuancen rachsüchtiger Staatspolitik an, das deutlichste Beispiel ist der Fall von Mauricio Hernández Norambuena, der 17 Jahre lang unter dem Regime der extremen Isolation (RDD) in dem vom brasilianischen Staat dominierten Gebiet gefangen gehalten wurde. 2019 wurde er in das Hochsicherheitsgefängnis von Santiago verlegt, obwohl seine Haftbedingungen „etwas besser“ sind, aber er bleibt dennoch isoliert.

Herrschaft hat vielfältige Machtverhältnisse, und wenn wir sie zerstören wollen, müssen wir sie sichtbar machen, sie verstehen und angreifen.

Offene Hand für die Gefährt*innen, geschlossene Faust für den Feind!
Monica Caballero Sepulveda
Anarchistische Gefangene
November 2020.

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(Chile) Auf dem Drahtseil: Beiträge und Überlegungen aus und für den anarchistischen Kampf https://panopticon.blackblogs.org/2020/09/30/chile-auf-dem-drahtseil-beitraege-und-ueberlegungen-aus-und-fuer-den-anarchistischen-kampf/ Tue, 29 Sep 2020 22:19:52 +0000 http://panopticon.blackblogs.org/?p=1817 Continue reading ]]> Hier ein Text von Franciso Soler, wir haben den Text auf Contrainfos gefunden, wo dieser auch auf anderen Sprachen zu finden ist

Auf dem Drahtseil: Beiträge und Überlegungen aus und für den anarchistischen Kampf

Dieser Text versucht ein Beitrag zur Entwicklung und Vertiefung des anarchistischen informellen Kampfes zu sein, wobei die technologischen Fortschritte betrachtet werden, die sich immer mehr auf die Kontrolle und Überwachung der Bevölkerung allgemein und vor allem derer, die sich darauf einlassen gegen das Bestehende zu rebellieren, spezialisieren.Er entspringt auch dem Bedürfnis, der Macht härtere und fortwährende Schläge zuzufügen, welche Risse erzeugen, die weiter vertieft werden können.

Niemanden überrascht der schnelle Anstieg der Überwachung durch Kameras, durch die unzähligen Kredit- und Punktekarten die wir für fast alles benutzen müssen und der beginnende aber rasante Anstieg des Gebrauchs von Drohnen zur Überwachung. Wenn wir dem noch die Kontrolle durch die Handys hinzufügen, dann verschärft sich das Panorama noch viel mehr. Dieses technologische Räderwerk übernimmt dadurch, dass es vernetzt ist fast die absolute Kontrolle über die Stadt, unserem Schlachtfeld. Das Verknüpfen von Aufnahmen, Uhrzeiten und das Benutzen von diesem oder jenem Hilfsmittel, sei es der öffentliche Nahverkehr oder Andere, führen dazu, dass es möglich ist die Bewegungen jedes Individuums zu registrieren und zu erfassen. Die ganze Stadt steht unter Beobachtung, und ohne zu übertreiben kann man sagen, diese Welt ist praktisch ein Hochsicherheits-Freiluftsgefängnis. Wenn wir noch die Anwesenheit der Polizei und jetzt des Militärs an jeder Straßenecke berücksichtigen, zeigt sich das Szenario noch eingeengter und kontrollierter.

Wenn also jedes Individuum der Gesellschaft durch die genannte Vernetzung der Überwachung unter Beobachtung steht, verschärft sich die Kontrolle für jene erheblich, die sich als Feinde dieser Gesellschaft bekennen und demzufolge handeln, wobei die Situation noch schwieriger wird, wenn man an jene Personen denkt, die den repressiven Apparaten schon bekannt sind, weil sie bereits im Gefängnis waren, weil sie mit Räumen in Verbindung stehen, die auf die Konfrontation setzen oder aus diversen anderen Gründen. Der Spielraum für kompromisslose Aktionen verkleinert sich und führt dazu, dass der Angriff zu einem Drahtseilakt wird bei dem man die ganze Zeit kurz davor steht abzustürzen. Was tun um den repressiven Schläge auszuweichen? Oder eher: Was tun um den Repressionsbehörden ihre Arbeit zu erschweren?

Optionen und Entscheidungen

Ein Kritikpunkt der informellen Tendenz des Anarchismus an den politisch-militärischen Gruppen der Linken, ist ihr großer Organisationsapparat, der sie untere anderem dazu bringt sich für die Klandestinität als Strategie des Kampf zu entscheiden. Diese Situation der Klandestinität bringe eine klare Verteilung der Funktionen/Rollen mit sich, die mit der Militarisierung dieser Gruppen direkt in Verbindung stehe. So verstanden wäre die Klandestinität also fundamental im Räderwerk einer Organisation, die ihre Militante in Legale und Illegale unterteilt, wobei letztere der verborgene Flügel wären, der sich darum kümmert die Schläge auszuführen und erstere das öffentliche Gesicht, dazu bestimmt Unterstützungs-, Logistik-, und Propagandanetzwerke aufzubauen. Das Leben in Klandestinität kennzeichne sich dadurch, sehr auf operative Aspekte begrenzt zu sein; eine Dynamik des permanenten Kampfes die laut ihren Kritiker_innen essenzielle und bereichernde Aspekte beiseite lässt wie zum Beispiel den nötigen Austausch an Erfahrungen, das Teilen von Ideen in Bezug auf den Kampf oder sich mit Dingen beschäftigen, die, wenngleich sie sich nicht nur um den bewaffneten Kampf drehen, für die totale Befreiung unverzichtbar sind. Ausgiebige Diskussionen über verschiedene Themen, die das Blickfeld erweitern sind in der Klandestinität sehr schwer oder sogar unmöglich zu führen, was zeigt welche Momente und entscheidende Erfahrungen man in dieser Situation verpasst. Nicht der Logik des Konsums zu verfallen ist in der Klandestinität auch ziemlich kompliziert, da diese es verlangt bürgerliche Wege zu beschreiten wenn man beabsichtigt nicht aufzufallen. Diese und noch viele weitere sind die Einschränkungen, die diese Art von Leben, deren wesentliches Element die Einsamkeit ist, mit sich bringt.

Ich will klarstellen, dass ich gerade von einer Art der Klandestinität in und für den Kampf spreche und nicht von einer, die, egal wie gültig und legitim sie auch ist, darin mündet vor dem Feind zu fliehen um ein ruhiges Leben zu führen, ohne in die Offensive zu gehen. Ich meine eine gewählte  Klandestinität – auch wenn es jene gibt die in diese Situation gezwungen werden – als Strategie des Kampfes, als Strategie dem Feind stetige und starke Schläge zu verpassen.

Eine andere oft gemachte Kritik an Gruppen und Organisationen, die sich für diesen Weg entscheiden ist, dass sich schließlich ihre ganze politische Tätigkeit darum dreht, ihre „klandestine Struktur» aufrechtzuerhalten, die viele Ressourcen jeglicher Art benötigt um zu bestehen. Dadurch unterlässt man so unverzichtbare Aufgaben wie die Propaganda oder das Generieren von Unterstützernetzwerken um die Klandestinen zu unterhalten, etwas was letztendlich ganz offensichtlich kontraproduktiv ist und den Militarismus stärkt.

Beispiele die man berücksichtigen sollte

Nicht nur die politisch-militärischen Organisationen der Linken haben die Klandestinität gewählt um die Macht zu konfrontieren. Auch anarchistische und autonome Gruppen haben auf diese Strategie zurückgegriffen, Erfahrungen die erwogen werden sollten, in dem Moment, wenn diese Option im Raum steht.

Eine der bemerkenswertesten Erfahrungen in diesem Sinne war die der MIL (Movimiento Ibérico de Liberación), die in Katalonien zu Beginn der 1970er Jahre aus der Klandestinität heraus gegen die Franco–Diktatur gekämpft hat. Offensichtlich war der erstickende Würgegriff Francos dafür ausschlaggebend, dass die genannte Gruppe diese Option wählte. Trotzdem gingen ihre Mitglieder_innen obwohl sie von den repressiven Strukturen noch nicht identifiziert worden waren automatisch in die Klandestinität, sobald die Gruppe gegründet wurde oder sie dieser beitraten. Die Besonderheit der MIL war zweifellos ihre reichliche theoretische Produktion, welche sie auf gute Art und Weise mit dem bewaffneten Kampf zu ergänzen wussten. Die konstante Publikation von Texten und Überlegungen, wobei sie sogar den Verlag «Mayo del 37» gründeten, zeigt, dass die Propaganda und die Schaffung von politischen Überlegungen eines der wichtigsten Anliegen der MIL darstellte, sogar wichtiger als der bewaffnete Kampf.

Einen ähnlichen Weg beschritten die autonomen Gruppen, die hauptsächlich in Barcelona, Valencia und Madrid operierten, zu gleicher Zeit und nach dem MIL, während dem demokratischen Übergang im spanischen Königreich. Die Individuen mussten im Moment in dem sie sich dazu entschieden Teil einer dieser Gruppen zu werden, schon Waffen, Kontakt zu einer konspirativen Wohnung und falsche Papiere haben um auf diese Weise zur Aktion überzugehen. Verschiedenen Erzählungen zufolge führte diese Situation der Klandestinität schließlich dazu, dass die politische Praxis im Grunde darin endete Banken zu enteignen um die Klandestinität zu finanzieren, was unter anderem verhinderte Unterstützernetzwerke aufzubauen und auszuweiten. Es ist interessant zu betrachten, dass die repressiven Strukturen des spanischen Staates – die Brigada Político Social (politisch soziale Brigade) – während des demokratischen Übergangs intakt blieben, was dazu ausschlaggebend sein könnte, dass die autonomen Gruppen Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre mit der selben Dynamik weitermachten wie die Gruppen die während der Diktatur operierten.

Die Erfahrung der Verschwörung der Feuerzellen (CCF) in Griechenland sollten auch berücksichtigt werden, da es sich dabei um eine informelle anarchistische Gruppe der Aktion der letzten Jahre handelt die sich für die Klandestinität entschieden hat. Ich weiß nicht, ob diese Entscheidung dadurch erzwungen wurde, dass eine_r oder mehrere ihrer Mitglieder_innen zuvor durch die repressiven Strukturen identifiziert wurden. Aber Fakt ist, dass sie konstant angriffen, mehrere dutzend Mal in einem Jahr, was vielleicht einen der Vorteile der Klandestinität widerspiegelt.

Eine andere anarchistische Gruppe die im selben Territorium den bewaffneten Kampf führte war «Revolutionary Struggle» die aufgrund der polizeilichen Verfolgung in den Untergrund ging und der Macht in dieser Situation harte und heftige Schläge versetzte. Der Fall von «Revolutionary Struggle» ist ein klares Beispiel von Klandestinität im sozialen Krieg wobei ihre Aktionen in ihrem Umfang das System als Ganzes in Schach hielten – dies laut einem der Urteile gegen sie.

Alle genannten Gruppen hatten die Besonderheit, dass sie nicht aus rigiden Strukturen mit einer klaren Rollenverteilung bestanden, wie sie die politisch-militärischen Organisationen der Linken aufweisen. Ihre Wahl für den bewaffneten Kampf war eine frei getroffene Entscheidung, wobei sie den Preis berücksichtigten den diese mit sich brachten. Ihre politische Praxis mündete im bewaffneten Kampf; einige führten sporadische Aktionen großen Ausmaßes durch und andere rastlose Angriffe die der Macht keine Ruhe ließen. Trotzdem vernachlässigten sie weder das Reflektieren noch die Verbreitung dieser Gedanken, was einen Beitrag zu der qualitativen Entwicklung anarchistischer Kämpfe darstellte, indem sie in den Taten eine Kohärenz zwischen dem was propagiert und dem was praktiziert wird aufzeigen.

Über das Bedürfnis hart zuzuschlagen

Der Angriff gegen das Bestehende ist legitim seit Staat und Kapitalismus existieren und diese Ansicht, so glaube ich, wird in der informellen anarchistischen Tendenz geteilt. Nun, das Bedürfnis, dass diese Aktionen ein größeres Ausmaß annehmen sollten, ist etwas, was bei verschiedenen Gelegenheiten propagiert wurde, was aber wenig Verwirklichung erfuhr. Angriffe die die Mächtigen erzittern lassen, die dem Unternehmer, der einen Fluss austrocknen lässt um seine Avocado-Plantage zu wässern, klarmachen, dass seine Handlungen Konsequenzen haben werden, sind unentbehrlich für eine anarchistische Perspektive des Kampfes.

Aktionen die Schlagkraft und Entschlossenheit zeigen und von jedem Individuum reproduziert werden können, das als Perspektive die Freiheit hat. Sei es im Kontext einer Revolte, um diese auszuweiten oder zu vertiefen, in der „Normalität» um zu versuchen Brüche zu erzeugen, oder auch als Racheakt, wird es notwendig sein einen qualitativen Sprung im informellen, anarchistischen Kampf zu machen, um neue Möglichkeiten zu eröffnen, die wir noch nicht kennen. Wenn wir beabsichtigen, dass unsere Aktionen eine größere Wirkung haben, sollten sie relativ häufig stattfinden, denn die Erinnerung wird immer schwächer und kurzfristiger, weshalb unsere Schläge, sollten sie zu sporadisch sein, das Risiko laufen zu Einzellfälle und Anekdoten zu werden. Wie jemand mal sagte: «Wenn sich die Angriffe ein ums andere Mal wiederholen, beginnt die Poesie».

Ist es also in einer Situation der Legalität, wo der Feind deine Schritte kennt und weiß wo du aufzufinden bist, möglich komplexe Angriffe großen Ausmaßes mit einer erheblichen Häufigkeit durchzuführen? Würde es die Klandestinität erleichtern Aktionen dieser Art durchzuführen?

Letzte Worte

Es ereignet sich eine Aktion gegen die Macht die auf irgendeine Weise die Normalität aufwühlt, die Polizei beginnt sofort zu arbeiten es gelingt ihr Hinweise oder einen starken Verdacht zu erlangen, wer die Verantwortlichen sein könnten. Es sind jedoch weder ihr Aufenthaltsort noch die Orte bekannt die sie regelmäßig besuchen, noch die Leute mit denen sie in Kontakt stehen.«

Dieses Beispiel zeigt einen der Vorteile der Klandestinität. Die polizeiliche Arbeit in Bezug auf die Suche und Festnahme zu erschweren. In diesem Punkt ist es wichtig auf den Punkt des technologischen Fortschritts der Kontrolle und Überwachung zurückzukehren: Indem fast die gesamte Stadt überwacht ist, eine Überwachung die sich tagtäglich perfektioniert, wird jeder Fehler in der Ausführung sehr kostspielig und sollten die, die sie durchführen der Polizei bekannt sein, werden sie unmittelbar festgenommen. Dies passierte zum Beispiel den Gefährten Alfredo Cospito und Nicola Gai als sie auf den Atom-Unternehmer Adinolfi schossen. Die Klandestinität würde auf die ein oder andere Weise dazu führen, dass die Technologie teilweise für die Überwachung an Effektivität verlieren würde, denn in dem Moment in dem die Täter ausfindig gemacht würden, wären diese bereits wieder abgetaucht und daran sich für den nächsten Angriff zu verschwören. Die ständige polizeiliche Überwachung die über die Feinde der Macht ausgeübt wird, würde wirkungslos werden, was zweifellos einen weiteren Vorteil der Klandestinität ausmacht da sie viel mehr Bewegungsfreiheit erlaubt. Die Tatsache überall überwachende Augen zu haben schränkt das Handlungsvermögen enorm ein, sei es für sporadische Schläge oder noch mehr wenn diese regelmäßig durchgeführt werden. Die Klandestinität würde also eine Praxis des systematischen Angriffs genauso erleichtern, wie das Generieren von Komplizenschaften, da die politische Tätigkeit fast in ihrer Gesamtheit der Verschwörung und der Aktion gewidmet wären.

Aber diese Art von Leben, ist das wirklich das was wir suchen und wollen? Können wir diese Dynamik leben ohne in militaristischen Verhaltensweisen zu enden? Zweifellos würden in dem Moment, wo man sich für die Klandestinität entscheidet mehrere unverzichtbare Aspekte der anarchistischen Praxis auf der Strecke bleiben. Das permanente Hinterfragen das auf individueller und kollektiver Ebene betrieben wird um zu versuchen uns von autoritären und/oder bürgerlichen Verhaltensweisen zu lösen, wäre etwas, das schwer werden würde, wenn man die Dynamik der Klandestinität  berücksichtigt, die, wie zuvor dargestellt, es verlangt Verhaltensweisen anzunehmen die oft nicht mit dem Ziel zu vereinbaren sind, nicht aufzufallen. Diskussionen sowie ausgedehnte und ergiebige Debatten mit Gefährt_Innen, die in unserer Entwicklung so hilfreich sind würden wegfallen, da die öffentlichen Kontakte spärlich oder praktisch inexistent wären.

Zu dem davor Gesagten kommt noch, dass die Klandestinität auch das Risiko beinhaltet Hierarchien und vertikale Beziehungen zu erschaffen, wobei wir zu dem werden was wir kritisieren und angreifen, wodurch eine abgrundtiefe Distanz zwischen Mittel und Zweck geschaffen wird. Von dem Moment an, wo dieses geschieht haben wir verloren, haben wir begonnen Methoden zu benutzen, die dem was wir propagieren entgegengesetzt sind und in diesem Fall wäre es ratsam die Option der Klandestinität zu verwerfen.

Darum: Wie sind eine Praxis des systematischen Angriffes großen Ausmaßes mit der notwendigen individuellen Entwicklung in den verschiedensten Bereichen vereinbar?

Allein die Offensive und das Perfektionieren des informellen anarchistischen Kampfes und die Wege die dieser eröffnen kann werden uns Antworten geben.

Francisco Solar

Hochsicherheitsbereich des Cárcel de Alta Seguridad, Santiago de Chile

September 2020

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(Chile) Worte von Monica Caballero aus dem Frauengefängnis von San Miguel https://panopticon.blackblogs.org/2020/09/08/chile-worte-von-monica-caballero-aus-dem-frauengefaengnis-von-san-miguel/ Tue, 08 Sep 2020 08:13:58 +0000 http://panopticon.blackblogs.org/?p=1755 Continue reading ]]> Gefunden auf Anticarcelaria, die Übersetzung ist von uns

Worte von Monica Caballero aus dem Frauengefängnis von San Miguel

Für Antagonist*innen, die diesem System des Terrors feindlich gesinnt sind, ist ein Gefängnisaufenthalt immer eine bittere Erfahrung und tut immer weh.

Das Gefängnis und ich sind alte Bekannte, mehr als einmal saß ich an ihrem Tisch, im Laufe der Jahre haben wir uns verändert, und beide haben voneinander gelernt… aber egal, wie viel Zeit im Wesentlichen vergeht, das Gefängnis und ich bleiben die selben. Das Gefängnis ist immer noch das machtsaugende Monster, das mit Unterwerfung und Reue wächst, ich fahre mit den gleichen aufrührerischen Begierden von einst fort.

Die Mächtigen schafften es, meinen ruhelosen Körper einzusperren, versuchten ihn viele Jahre lang zu bewachen, aber obwohl ich eingesperrt bin, ist mein Herz immer noch draußen, weit weg von den Drahtzäunen, hohen Mauern und wachsamen Augen… das Grau dieses Ortes berührt mich nur oberflächlich.

Das Gefängnis ist ein weiterer Schauplatz des Kampfes auf dem Weg zur Konfrontation, die antiautoritäre Konfrontation ist für mich nicht vorbei, sie hat nur ihre Form verändert.
Lieber Juan Aliste, Joaquín García, Marcelo Villarroel und Dinos Giagtzoglou, eure Worte sind ein frischer Wind in dieser Zelle.

Es gibt so viel aufzubauen und zu zerstören!
Aktive Solidarität mit den im Hungerstreik befindlichen politischen Gefangenen der Mapuche.

Lang lebe die Anarchie!

Monica Caballero S.
Anarchistische Gefangene
Santiago de Chile
September 2020.

 

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(Chile) Worte von Monica Caballero, anarchistische Gefangene https://panopticon.blackblogs.org/2020/07/31/chile-worte-von-monica-caballero-anarchistische-gefangene-2/ Fri, 31 Jul 2020 18:19:01 +0000 http://panopticon.blogsport.eu/?p=1360 Continue reading ]]> Quelle: Indymedia Barcelona, von uns übersetzt

Chile, Worte von Monica Caballero, anarchistische Gefangene

Worte von Monica Caballero aus dem Gefängnis von San Miguel, Santiago. Chile

Gefährt*innen, Freund*innen und Bekannte:
Ich schreibe euch wieder aus einer Zelle heraus. Ich werde im Gefängnis von San Miguel festgehalten, 14 Tage lang werde ich durch das Protokoll zur Verhinderung einer Ansteckung nach COVID-19 isoliert bleiben, später werde ich klassifiziert und in ein endgültiges Trakt gebracht.Es ist fast 10 Jahre her, dass ich zum ersten Mal als Beschuldigte einen Fuß in das Gefängnis gesetzt habe. In diesen Jahren war mein Leben immer auf die eine oder andere Weise mit Gefängnissen verbunden, auch wenn sich die Kontrollsysteme zwar ändern mögen, ihre Struktur aber im Wesentlichen nicht, Bestrafung und Reue werden immer noch angestrebt.

Als ich vor fast 10 Jahren das Gefängnis betrat, war ich völlig davon überzeugt, dass die Gesamtheit der antiautoritären Ideen und Praktiken grundlegende Schlüssel zur Konfrontation mit der Herrschaft sind. In all dieser Zeit gab es keinen einzigen Tag, an dem ich das Gegenteil dachte. Ich betrete den Knast mit erhobenen Hauptes, stolz auf den Weg, den ich gegangen bin.

Solidarität mit allen antikapitalistischen Kämpfen
Newen Peñis, politische Gefangene der Mapuche
Subversive Gefangene und die aus der Revolte
Auf die Straße!

Monica Andrea Gabriel Caballero Sepulveda
Anarchistische Gefangene

2. Juli 2020

 

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