Subversion (UK) – Soligruppe für Gefangene https://panopticon.blackblogs.org Für die Anarchie! Knäste, Staat, Patriarchat und Kapital abschaffen! Sun, 15 Jan 2023 16:17:56 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 https://panopticon.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1233/2020/02/cropped-discharge-degenerik-blog-1-32x32.jpg Subversion (UK) – Soligruppe für Gefangene https://panopticon.blackblogs.org 32 32 (Subversion) Die Bedrohung durch den Antifaschismus https://panopticon.blackblogs.org/2023/01/15/subversion-die-bedrohung-durch-den-antifaschismus/ Sun, 15 Jan 2023 15:07:59 +0000 http://panopticon.blackblogs.org/?p=4719 Continue reading ]]> Gefunden auf Libcom, der Text, wenn auch etwas veraltet, aus dem Jahr 1992, ist von der Gruppe Subversion, der den Antifaschismus kritisiert. Auch wenn sehr prägend die Zeit ist indem der Text verfasst wurde, hält dieser noch wichtige inne die nicht ablaufen oder aus der Zeit gekommen sind.


Die Bedrohung durch den Antifaschismus

Eine kommunistische Kritik des Antifaschismus, die argumentiert, dass die wahren Feinde der Arbeiterklasse in der Regel nicht kleine faschistische Gruppen sind, sondern die etablierten „demokratischen“ Parteien.

ANGELN GEHEN

Aufgrund des geringen Niveaus der Kämpfe am Arbeitsplatz in Großbritannien in den letzten Jahren war die Anti-Polltax-Bewegung einer der wenigen Fischgründe, die für linke Gruppen offen waren. Mit dem teilweisen Erfolg dieser Bewegung und dem daraus resultierenden Rückgang des organisierten Widerstands gegen die Polltax sind linke Gruppen auf der Suche nach neuen Quellen, aus denen sie rekrutieren können, ins Abseits geraten. Diese Suche hat sich als schwierig erwiesen.

Die Anti-Apartheid-Bewegung bietet kein gutes Wahlkampfmaterial mehr, seit der ANC begonnen hat, mit der Nationalen Partei unter einer Decke zu stecken. Andere Abenteuer im Ausland wurden als etwas riskant angesehen, da die „Befreiungsbewegungen“ im Allgemeinen begannen, westliche Politiker und Bankiers zu umwerben. Einige esoterische Gruppen haben versucht, das Interesse an der Unterstützung der kubanischen Diktatur von Fidel Castro wiederzubeleben, aber das ist heutzutage kein großer Publikumsmagnet mehr.

Der allgemeine Wahlkampf bot eine kurze Atempause von der verzweifelten Suche der Linken, aber jetzt, da er vorbei ist, ist das Problem wieder da.

In der Abwesenheit von neuem und aufregendem Kampagnenmaterial sind die Linken auf einige ihrer altbewährten Formeln zurückgefallen, mit denen sie die Arbeiter dazu bringen, sie zu unterstützen.

DAS LETZTE MAL

In den 30er und 40er Jahren spielte die Linke eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des „demokratischen“ KAPITALISMUS gegen die Kräfte des faschistischen KAPITALISMUS in Europa. ‚Kommunistische‘ Parteien und sogar Trotzkisten verschafften sich beträchtliche Glaubwürdigkeit, indem sie sich an die Fersen verschiedener westlicher Regierungen hefteten, die sie zuvor als gemeine Feinde der Arbeiterklasse abgetan hatten. Selbst Anarchisten, die am Rande der linken Politik standen, kamen aus der Kälte und stellten sich auf eine Linie, indem sie den republikanischen Kapitalismus in Spanien gegen Francos Faschisten unterstützten.

PLAY IT AGAIN SAM“

Wenn wir heute laut genug über die neue faschistische Bedrohung in Europa schreien und an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnern, können wir vielleicht eine neue „antifaschistische“ Bewegung ins Leben rufen und all die unentschlossenen Labour-Anhänger und Liberalen zusammentrommeln, die von einem weiteren Wahlsieg der Tories geschockt sind, denkt die Linke.

Und genau das haben sie auch getan. Zeit, Energie und Geld wurden in verschiedene Organisationen und Aktivitäten umgeleitet, die zuvor auf ihrer Prioritätenliste ganz unten standen. Zu ihrem Pech ist es nicht nur schwierig, die meisten Arbeiter davon zu überzeugen, dass es wirklich eine faschistische Bedrohung gibt, sondern der Wettbewerb um die Unbeteiligten ist unter diesen Linken so intensiv, dass jeder beschlossen hat, seine eigene „antifaschistische“ oder „antirassistische“ Front zu gründen. Diese sektiererische Förderung verschiedener Gruppen, die angeblich alle denselben Feind bekämpfen, steht übrigens in krassem Widerspruch zu der oft wiederholten, wenn auch falschen Theorie der Trotzkisten, dass der Faschismus in den dreißiger Jahren nur deshalb so große Fortschritte machen konnte, weil es allen linken Gruppen nicht gelang, eine echte „Einheitsfront“ zu bilden.

UNEINHEITSFRONTEN

Soweit wir wissen, gibt es in Großbritannien mindestens fünf angeblich nationale antifaschistische/antirassistische Fronten sowie Dutzende anderer lokaler Bündnisse. Von den nationalen Gruppen sind einige einfache Erweiterungen einer bestimmten Gruppe. Die Youth Against Racism (Jugend gegen Rassismus) von Militant und die Anti-Nazi League (Anti-Nazi-Liga) der SWP sind Beispiele dafür. Es gibt die gemäßigte Anti-Racist Alliance, die sich aus Labour-Anhängern und ihren Gefolgsleuten zusammensetzt. Kleinere politische Gruppen wie Red Action und die anarchistische DAM haben sich in der radikaler klingenden Anti-Fascist Action zusammengeschlossen. Die Teilnehmer der AFA haben aus der Not eine Tugend gemacht, indem sie nicht-sektiererische Prinzipien gegen den „Opportunismus“ von Militant und SWP verkündeten.

SIE UND WIR

Nun, man könnte sagen, das ist nur die saure Traube einer noch kleineren Gruppe wie Subversion, die sich nicht dazu aufraffen konnte, ihre eigene antifaschistische Front in Konkurrenz zu den anderen zu gründen, oder die keine Lust hat, sich in der AFA zu streiten. Aber Subversion ist nicht daran interessiert, eine Opposition zu schaffen, wenn es keinen echten Kampf der Arbeiterklasse gibt. Wir sind auch nicht daran interessiert, auf der Grundlage einer Ein-Themen-Politik zu rekrutieren.

EINIGE WICHTIGE FRAGEN

Andererseits könnte man meinen, dass wir den Motiven oder der politischen Argumentation der Linken gegenüber ein wenig unfair sind. Selbst wenn man annimmt, dass die Behauptungen der Linken etwas übertrieben sind, ist es doch immer noch wahr, dass für einige Arbeiter sogar eine winzige Gruppe von selbsternannten Faschisten oder deren Anhänger das Leben zur Hölle machen können? Und ist es nicht so, dass die Faschisten auf dem Kontinent viel stärker sind als hier – sollten wir nicht zusammenarbeiten, um das hier zu verhindern?

UND DIE ANTWORTEN

Nun, beim ersten Punkt sind wir uns einig, dass, wenn zum Beispiel eine Gruppe faschistischer Schläger schwarze Arbeiter schikaniert, sie eine ordentliche Tracht Prügel verdienen, und wir sollten diese Arbeiter unterstützen, die sich selbst organisieren, um die Faschisten aus dem Weg zu räumen, auf welche Weise auch immer wir können. Solche Gruppen von selbstorganisierten Arbeitern sollten sich, wo immer nötig, in einem möglichst großen geografischen Gebiet zusammenschließen. Natürlich fragen wir bei jeder physischen Konfrontation mit Faschisten in einer solchen Situation nicht, ob die Person neben uns Mitglied der SWP oder der Red Action ist, aber das sollte uns nicht davon abhalten, die Politik solcher Gruppen zu hinterfragen.

HISTORISCHE WURZELN

Was den zweiten Punkt betrifft, so ist es richtig, dass selbsternannte faschistische Gruppen in einigen anderen europäischen Ländern stärker sind und dass es neben diesen Gruppen viel größere und einflussreichere rechtsextreme Organisationen wie den Front National in Frankreich gibt, denen sich die Arbeiterklasse entgegenstellen muss.

Hier kommen wir zum „Kern der Sache“, politisch gesprochen. Es ist wichtig, dass wir die emotionale und unhistorische Verwendung des Begriffs „faschistisch“ durch die Linke verstehen. Faschismus (oder Nazismus, und es gab einige wichtige Unterschiede zwischen der italienischen und der deutschen Variante dessen, was im allgemeinen Sprachgebrauch als Faschismus bezeichnet wird) war eine ganz bestimmte Kombination aus Nationalismus, Rassismus und Staatskorporatismus, die die herrschende Klasse in Deutschland und Italien in einer bestimmten historischen Situation unterstützte.

Andere Kombinationen derselben Elemente erwiesen sich anderswo als nützlicher – der Stalinismus in Russland und Osteuropa zum Beispiel. Doch der Stalinismus war mit den so genannten Kräften der „Demokratie“ gegen den Faschismus verbündet! Außerdem würden wir behaupten, dass es die „Demokratie“ und die demokratischen Parteien des Kapitalismus in Deutschland waren, die den Weg für den Aufstieg der Nazis an die Macht geebnet haben, insbesondere durch ihre politischen und physischen Angriffe auf den Aufstand der Arbeiterklasse in Zentraleuropa zwischen 1917 und 1920.

DEMOKRATIE UND DIKTATUR

Der Kapitalismus als System ist weder von Natur aus „demokratisch“ noch „totalitär“ in seinen politischen Formen. Unabhängig von der politischen Form handelt es sich jedoch immer um eine Diktatur der kapitalistischen Klasse über die Arbeiterklasse. Die Nationalstaaten des Kapitalismus werden zu verschiedenen Zeiten eine ganze Reihe von rechten „Demokratien“ und „Diktaturen“ und linken „Demokratien“ und „Diktaturen“ durchlaufen. Die jeweilige politische Form wird davon abhängen, welche Bedürfnisse die herrschende Klasse eines Landes sieht, um mit ihren Konkurrenten im Ausland und ihrem Feind im Inland – der Arbeiterklasse – fertig zu werden. Es lässt sich zumindest argumentieren, dass politische „Demokratien“ ebenso viel Gewalt gegen die Arbeiter der Welt ausgeübt haben – durch Kriege, Hunger, erzwungene Armut, Umweltkatastrophen, Industrie-“Unfälle“, zivile Unterdrückung usw. – wie politische „Diktaturen“.

Vergessen wir nicht die aktuellen oder jüngsten Beispiele wie den Golfkrieg, die „ethnischen Säuberungen“ in Serbien, die Hungersnöte in Afrika, Shoot To Kill und Bloody Sunday in Irland, die Katastrophen von Tschernobyl und Bhopal, um nur einige zu nennen.

WIEDER ZURÜCK IN DER HEIMAT

Wenn wir also heute nach Großbritannien zurückkehren, können wir feststellen, dass es einen großen Unterschied macht, ob man eine Gruppe lokaler faschistischer Schläger aus dem Weg räumt oder eine ganze Kampagne aufbaut, die sich auf eine vermeintliche nationale oder internationale faschistische Bedrohung konzentriert.

Der wahre Feind aller Arbeiter, ob schwarz oder weiß, sind derzeit die alltäglichen Institutionen des Kapitalismus und die Menschen, die sie leiten – die Gerichte, die Polizei, die Gefängnisse, die Einwanderungsbehörde; die etablierten politischen Parteien des Kapitalismus, Labour, Tory, Liberale, SNP usw.; die Medien und die Kirchen; UND mitten im Herzen der Arbeiterklasse die Gewerkschaften/Syndikate und die Bürokratie, die sie leitet.

DER STAND DER DINGE HEUTE

Es ist der Staat, der eine rigorose Politik des Rassismus in der gesamten Gesellschaft durchsetzt, insbesondere in Zeiten der Rezession. (Es sind die Tories mit der stillschweigenden Unterstützung von Labour, die das rassistische Asylgesetz eingeführt haben, nicht die Faschisten).

Es ist der Staat, der über seine Polizei und Armee versucht, unsere Streiks und (Haus-)Besetzungen zu brechen.

Es sind die etablierten politischen Parteien, die (mit tatkräftiger Unterstützung der Linken) versuchen, unsere Unzufriedenheit in harmlose parlamentarische Aktivitäten und die Abhängigkeit von Anführern zu lenken. Es sind die Medien, die rassistische und gegen die Arbeiterklasse gerichtete Werte verstärken. Es sind die Kirchen, die die Arbeiter spalten und die Unterwerfung unter das System „auf Erden wie im Himmel“ predigen. Es sind die Gewerkschaften/Syndikate, die die Arbeiter spalten und unsere Energien ablenken.

LINKE FRONTEN

Doch die Linken in ihren „breiten“ Fronten und Bündnissen sagen: „Fürchtet die faschistische Bedrohung – wählt Labour“! Anstatt den Schwindel der kapitalistischen Demokratie zu bekämpfen, ermutigen sie entweder offen oder verdeckt zur Teilnahme an diesem System, „um den rechten Flügel und die Faschisten draußen zu halten“ oder einfach nur, um die faschistische Wählerschaft zu minimieren. Und das, obwohl es oft die verwirrte Ablehnung der kapitalistischen Demokratie durch die Arbeiter ist, die sie dazu verleitet, die Faschisten zu unterstützen.

Die Anti-Racist Alliance scheint aus verschiedenen Typen des linken Flügels der Labour Party und verschiedenen schwarzen „Gemeindeführern“ zu bestehen, die alle loyal innerhalb des Systems arbeiten, Reformen fördern und den Machthabern Ratschläge erteilen. Bei der letzten Versammlung in Manchester, an der wir teilnahmen, war ein schwarzer Gemeindepolizist aus den USA zu Gast, der sich besonders für die Vorteile der Arbeit innerhalb des Systems einsetzte.

Selbst die AFA, die von vielen wegen der Bereitschaft ihrer Mitglieder, „sich einzumischen“, als die beste von vielen angesehen wird, sucht immer noch in den verseuchten Gewässern der Gewerkschafts-, Syndikatsbürokratie nach Unterstützung und produziert Wahlflugblätter mit Propaganda, die sich nur gegen winzige lokale faschistische Gruppen richtet.

WIEDERERSTARKEN DER RECHTEN

Dass üble faschistische und rechtsextreme Gruppen heute in der Lage sind, unter den Arbeitern Fuß zu fassen, spiegelt die Tiefe der ökonomischen Krise, die sichtlich erschöpfte Politik der etablierten Parteien des Kapitalismus (einschließlich der so genannten „sozialistischen“ Parteien) zur Bewältigung dieser Krise und die Uneinigkeit und Demoralisierung der Arbeiterklasse nach der Niederlage einer Welle von Streiks und anderen Kämpfen in den siebziger und achtziger Jahren wider.

KLASSENKAMPF

Das Wiederaufleben des Kampfes der Arbeiterklasse und die damit einhergehende größere Einheit und das Selbstvertrauen über rassische und andere Barrieren hinweg kann nicht von kleinen politischen Gruppen mit Hilfe von Kampagnenpolitik künstlich erzeugt werden.

Der Kampf wird wieder auftauchen. Das tut er immer. Es gibt bereits einige kleine Anzeichen dafür, die die Medien lieber unter einer Flut falscher Debatten über kapitalistische Themen und den neuesten demoralisierenden Nachrichten über Massaker in Jugoslawien usw. verbergen. Um überhaupt eine Chance auf Erfolg zu haben, muss der neu entstehende Kampf seine Feinde kennen und darf sich nicht in kapitalistische Kämpfe zwischen links und rechts, demokratisch oder diktatorisch, schwarz oder weiß usw. verwickeln lassen. Wir werden diesen Prozess nicht unterstützen, indem wir klassenübergreifende Bündnisse unter dem Banner des Antifaschismus fördern.

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(Subversion) Spanien 1936, das Ende des anarchistischen Syndikalismus? https://panopticon.blackblogs.org/2023/01/01/subversion-spanien-1936-das-ende-des-anarchistischen-syndikalismus/ Sun, 01 Jan 2023 17:15:10 +0000 http://panopticon.blackblogs.org/?p=4704 Continue reading ]]> Gefunden auf Libcom, die Übersetzung ist von uns, der gesamte Text umfasst auch einige Repliken auf diesen Text sowie die Antwort darauf.


(Subversion) Spanien 1936, das Ende des anarchistischen Syndikalismus?

Kritik am Anarchosyndikalismus während des Spanischen Bürgerkriegs. Aus Subversion #18 (1996).

ARBEITER- UND BAUERNKOLLEKTIVE IM SPANISCHEN BÜRGERKRIEG

Dieses Jahr ist der 60. Jahrestag des Spanischen Bürgerkriegs, der im Juli 1936 begann, als General Franco einen faschistischen Putsch anführte, um die linke republikanische Regierung zu ersetzen.

Es war kein Zufall, dass dies in einer Zeit intensiver Klassenkämpfe in Spanien geschah. Die begrenzten Zugeständnisse, die der linke Flügel der herrschenden Klasse – die im Februar 1936 gewählte „Volksfront“-Regierung – angesichts des Kampfes gemacht hatte, waren nicht geeignet, die vom Kapitalismus benötigte ökonomische und soziale Stabilität wiederherzustellen. Streiks, Demonstrationen und politische Anschläge der Arbeiterklasse gingen weiter, ebenso wie Landbesetzungen und lokale Insurrektionen auf dem Lande. Der rechte Flügel der herrschenden Klasse erkannte, dass harte Maßnahmen erforderlich waren, und handelte entsprechend.

Zunächst wurde der Putsch der Rechten in halb Spanien durch den bewaffneten Widerstand der Bauern und der Arbeiterklasse aufgehalten, und erst nach drei Jahren Bürgerkrieg war der faschistische Sieg gesichert. In gewisser Weise war die Revolte jedoch ein unmittelbarer Erfolg: die Arbeiterklasse und die Bauern opferten den Kampf für ihre eigenen Bedürfnisse und Forderungen und vereinigten sich mit den liberalen und radikalen Anhängern des Kapitalismus in einem Kampf zur Verteidigung einer Form der kapitalistischen Herrschaft – der Demokratie – gegen eine andere – den Faschismus.

Dies ist jedoch nicht der Aspekt des Spanischen Bürgerkriegs, den wir hier betrachten wollen. Stattdessen wollen wir uns auf ein anderes wichtiges Merkmal konzentrieren: den Einfluss anarchistischer Ideen während des Kampfes in Spanien.

ANARCHISMUS UND DIE SPANISCHE „REVOLUTION“

Zur Zeit des Bürgerkriegs war unter der spanischen Arbeiterklasse und den Bauern die Idee populär, dass jede Fabrik, jedes Stück Land usw. im kollektiven Besitz der Arbeiter sein sollte und dass diese „Kollektive“ auf „föderaler“ Basis – d.h. ohne eine übergeordnete zentrale Autorität – miteinander verbunden sein sollten.

Dieser Grundgedanke wurde von Anarchisten und Anarchistinnen in Spanien schon seit mehr als 50 Jahren propagiert. Als der Bürgerkrieg begann, ergriffen die Bauern und Arbeiter in den Teilen des Landes, die nicht sofort unter faschistische Kontrolle geraten waren, die Gelegenheit, das anarchistische Ideal in die Tat umzusetzen.

Seitdem betrachten Anarchisten und Anarchistinnen die spanische „Revolution“ als die größte Errungenschaft in der Geschichte der revolutionären Bewegung – als das, was dem vollständigen Sturz des Kapitalismus und der Ersetzung durch eine völlig andere Gesellschaftsform am nächsten kam.

SELBSTVERWALTETER“ KAPITALISMUS

Die „Revolution“ auf dem Lande wurde gewöhnlich als der „Revolution“ in den Städten überlegen angesehen. Der anarchistische Historiker und Zeitzeuge der Kollektive, Gaston Leval, beschreibt die industriellen Kollektive als eine andere Form des Kapitalismus, die von den Arbeitern selbst verwaltet wurde:

„In jeder Unternehmung übernahmen die Arbeiter die Fabrik, das Werk oder die Werkstatt, die Maschinen, die Rohstoffe und organisierten unter Beibehaltung des Geldsystems und der normalen kapitalistischen Handelsbeziehungen die Produktion auf eigene Rechnung, indem sie die Produkte ihrer Arbeit zu ihrem eigenen Nutzen verkauften.“

Wir möchten hinzufügen, dass die Arbeiter in vielen Fällen die Produktion nicht wirklich übernommen haben; sie arbeiteten einfach unter der Leitung „ihrer“ Gewerkschafts-, Syndikatsbürokraten, wobei die alten Bosse als Berater beibehalten wurden.

Die reaktionären Folgen der Parteinahme der Arbeiterklasse im Kampf zwischen Demokratie und Faschismus, anstatt den Kampf für ihre eigenen Bedürfnisse zu führen, zeigten sich besonders deutlich in der Funktionsweise der industriellen Kollektive. Im Interesse der „Kriegsanstrengungen“ entschieden sich die Arbeiter häufig dafür, ihre eigene Ausbeutung zu verschärfen – in der Regel mit der Ermutigung ihrer anarchistischen Anführer.

So beklagte 1937 der für die Ökonomie in Katalonien zuständige anarchistische Regierungsminister, dass der durch den Ausbruch des Bürgerkriegs hervorgerufene „Zustand der Spannung und Übererregung“ „die Kapazität und Produktivität der Arbeit in einem gefährlichen Maße reduziert und die Produktionskosten so sehr erhöht hat, dass wir uns in einer Sackgasse befinden, wenn dies nicht schnell und energisch korrigiert wird. Aus diesen Gründen müssen wir die etablierten Arbeitsnormen neu anpassen und den Arbeitstag verlängern“.

Obwohl einige Anarchisten bereit sind, die „Regierungsanarchisten“ und die Industriekollektive zu kritisieren, sind sich alle Anarchisten einig, dass es den ländlichen Kollektiven gelungen ist, eine „echte Vergesellschaftung“ oder, wie es im Volksmund genannt wurde, einen „libertären Kommunismus“ zu erreichen.

DIE ORGANISIERUNG DER LÄNDLICHEN KOLLEKTIVE

In den Bauerndörfern lief es in der Regel so ab. Nachdem die faschistische Rebellion vor Ort niedergeschlagen worden war, versammelten sich die Bewohner des Dorfes zu einer großen Versammlung. Die militanten Anarchistinnen und Anarchisten ergriffen die Initiative und schlugen vor, was zu tun sei. Alle wurden aufgefordert, ihr Land, ihr Vieh und ihre Werkzeuge in einem Kollektiv zusammenzulegen: „Das Konzept ‚dein und mein‘ wird es nicht mehr geben… Alles wird allen gehören.“ Auch das Eigentum der faschistischen Großgrundbesitzer und der Kirche wurde enteignet und dem Kollektiv zur Verfügung gestellt. Es wurde ein Komitee gewählt, das die Arbeit des Kollektivs überwachte. Die Arbeit wurde in Gruppen von 10 bis 15 Personen aufgeteilt und durch Versammlungen von Delegierten koordiniert, die von jeder Gruppe ernannt wurden.

FREIER ZUGANG

Einige Kollektive verteilten ihre Erzeugnisse nach dem kommunistischen Prinzip des freien Zugangs – „jeder nach seinem Bedarf“. Ein Einwohner von Magdalena de Pulpis erklärte das System in seinem Dorf:

„Jeder arbeitet, und jeder hat das Recht, das, was er braucht, kostenlos zu bekommen. Er geht einfach in den Laden, wo die Lebensmittel und alle anderen Dinge des täglichen Bedarfs angeboten werden. Alles wird umsonst verteilt, es wird nur notiert, was man genommen hat.“

Zum ersten Mal in ihrem Leben konnten sich die Menschen mit allem versorgen, was sie brauchten. Und genau das taten sie auch. Der freie Zugang wurde nicht durch „Gier“ oder „Völlerei“ missbraucht. Ein anderer Augenzeuge der Kollektive, Augustin Souchy, beschreibt die Situation in Muniesa:

„Die Bäckerei war offen. Jeder konnte kommen und so viel Brot holen, wie er wollte. Wird das nicht missbraucht?“ „Nein“, antwortet der alte Mann, der das Brot ausgibt. Jeder nimmt sich so viel, wie er tatsächlich braucht. Auch der Wein wird frei verteilt und nicht rationiert. Wird denn niemand betrunken? Bis jetzt ist noch kein einziger Fall von Trunkenheit aufgetreten“.

(Hierin spiegelt sich zum Teil auch der Puritanismus der Anarchisten und Anarchistinnen wider, der sie andernorts dazu brachte, Tabak und sogar Kaffee zu verbieten).

DAS LOHNSYSTEM

Die Verteilung von Gütern auf kommunistischer Basis (d. h. freier Zugang) war jedoch nicht die Norm. In den allermeisten Kollektiven richtete sich der Konsum nicht nach den frei gewählten Bedürfnissen und Wünschen der Menschen, sondern – wie im Kapitalismus – nach der Menge des Geldes, das die Menschen in ihren Taschen hatten. Nur Waren, die im Überfluss vorhanden waren, konnten frei genommen werden. Alles andere musste von den Löhnen gekauft werden, die das Kollektiv an seine Mitglieder zahlte.

DER FAMILIENLOHN UND DIE UNTERDRÜCKUNG DER FRAUEN

Der „Familienlohn“ – der die Frauen unterdrückt, indem er sie ökonomisch von dem männlichen Haushaltsvorstand abhängig macht – wurde von fast allen Kollektiven übernommen. Jeder männliche Kollektivist erhielt so viel Lohn pro Tag für sich selbst, plus einen kleineren Betrag für seine Frau und jedes Kind. Für die Frauen hätte die spanische „Revolution“ kaum weniger revolutionär sein können.

Sie stellte weder die Familie als ökonomische Einheit der Gesellschaft noch die geschlechtliche Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau in Frage. „Es ist elf Uhr vormittags. Der Gong ertönt. Eine Messe? Er soll die Frauen daran erinnern, das Mittagsmahl vorzubereiten“. Frauen werden weiterhin als minderwertige soziale Wesen betrachtet, die beispielsweise verpönt sind, wenn sie sich nach der Arbeit mit den Männern in das örtliche Café auf einen Drink treffen.

DIE VERMEHRUNG DES GELDES

Der gleiche Familienlohn wurde im Allgemeinen nicht in der Landeswährung ausgezahlt, die die meisten Kollektive für den internen Gebrauch abschafften. An seine Stelle traten andere Tauschmittel, die in Form von Gutscheinen, Wertmarken, Bezugsscheinen, Zertifikaten, Coupons usw. ausgegeben wurden. Weit davon entfernt, abgeschafft zu werden, wie es in einer kommunistischen Revolution der Fall wäre, vermehrte sich das Geld während der spanischen „Revolution“ wie nie zuvor!

Doch die Schaffung von buchstäblich Hunderten verschiedener lokaler Währungen führte bald zu Problemen. Nur wenige Kollektive waren autark, aber der Handel zwischen den Kollektiven wurde durch das Fehlen einer allgemein akzeptierten Währung behindert. 1937 musste der Verband der aragonesischen Bauernkollektive eine einheitliche Währung in Form eines einheitlichen Rationierungsheftes für alle aragonesischen Kollektive wieder einführen. Er richtete auch eine eigene Bank ein, die natürlich von der Gewerkschaft/Syndikat der Bankangestellten geführt wurde.

DER WARENAUSTAUSCH

Nicht alle Transaktionen zwischen den Kollektiven wurden mit Geld abgewickelt. Es wurden Zentrallager eingerichtet, in denen die Kollektive untereinander ihre Überschüsse gegen fehlende Waren eintauschten. In diesem System gab es häufig kein „Hartgeld“. Das relative Verhältnis, in dem Waren getauscht wurden, wurde jedoch weiterhin durch Geldwerte bestimmt. Wie viele Säcke Mehl ein Kollektiv im Tausch gegen eine Tonne Kartoffeln erhalten konnte, wurde beispielsweise ermittelt, indem man den Wert beider Güter in Geldwert berechnete. Wie im Kapitalismus richteten sich die Preise „nach den Rohstoffkosten, dem Arbeitsaufwand, den allgemeinen Kosten und den Ressourcen der Kollektivisten“.

Es handelte sich also nicht um ein kommunistisches System der Produktion zur Nutzung und Verteilung nach Bedarf, sondern um ein kapitalistisches System, in dem konkurrierende Unternehmen ihre Produkte nach ihrem Tauschwert handeln. Egal, wie dringend sie die Waren benötigten, die Kollektive konnten sie erst dann erhalten, wenn sie genug produziert hatten, um sie einzutauschen, denn sie durften keine Waren entnehmen, die mehr wert waren als die, die sie eingezahlt hatten. Dies führte häufig zu großer Not bei den weniger wohlhabenden Kollektiven.

MARKTKONKURRENZ

Die Kollektive mussten nicht nur untereinander Handel treiben, sondern auch im Wettbewerb mit nicht kollektivierten Unternehmen Märkte für ihre Waren finden. Eine häufige Folge dieses Systems ist, dass Waren, die sich nicht gewinnbringend verkaufen lassen, gehortet oder vernichtet werden, während die Menschen anderswo auf diese Waren verzichten müssen, weil sie nicht die Mittel haben, sie zu kaufen. Die Folgen der kapitalistischen Arbeitsweise der spanischen Kollektive entsprachen diesem Muster, zum Beispiel:

„Die Lagerhäuser des SICEP (Syndikat der Schuhindustrie in Elda und Petrel) in Elda, Valencia und Barcelona sowie die Fabriklager waren voll mit unverkaufter Ware im Wert von etwa 10 Millionen Peseten.“

In einer kommunistischen Gesellschaft, in der die Waren nicht produziert werden, um sie auf dem Markt gewinnbringend zu verkaufen, sondern um die Bedürfnisse der Menschen direkt zu befriedigen, würden solche Spektakel für immer der Vergangenheit angehören.

DAS ENDE DER KOLLEKTIVE

Die spanischen Kollektive wurden schließlich durch Auseinandersetzungen unter den Antifaschisten und durch den Sieg der Faschisten selbst zerstört. Man kann nur darüber spekulieren, wie sie sich entwickelt hätten, wenn sie den Bürgerkrieg überlebt hätten. Unsere Vermutung ist, dass ihr grundlegend kapitalistischer Charakter noch deutlicher zutage getreten wäre.

In der kapitalistischen Ökonomie zwingt der Wettbewerb auf dem Markt jedes Unternehmen dazu, zu versuchen, seine Waren so billig wie möglich zu produzieren, um seine Konkurrenten zu unterbieten. Die spanischen Kollektive, die miteinander Handel trieben und mit nicht kollektivierten Unternehmen konkurrierten, wären unweigerlich demselben Druck ausgesetzt gewesen.

Kapitalistische Unternehmen versuchen unter anderem, die Kosten zu senken, indem sie die Ausbeutung der Arbeitskräfte erhöhen, indem sie beispielsweise die Löhne senken, die Arbeitsintensität erhöhen oder die Arbeitszeiten verlängern.

Wo dies in Unternehmen geschieht, die einem einzelnen Chef oder dem Staat gehören und von ihm geleitet werden, können die Arbeiter ihren Feind erkennen und gegen dessen Ausbeutung kämpfen. Dies ist weit weniger wahrscheinlich, wenn die gesamte Belegschaft selbst der kollektive Eigentümer und Leiter des Unternehmens ist, wie es bei den spanischen Kollektiven der Fall war. Die Belegschaft hat ein ureigenes Interesse an der Rentabilität des Kapitals, das ihr kollektiv gehört; sie identifiziert sich mit ihrer eigenen Ausbeutung und organisiert diese bereitwillig. Sie muss es sogar, um sich selbst im Geschäft zu halten.

DAS ENDE DES ANARCHISMUS

Viele Anarchisten und Anarchistinnen von heute stehen immer noch für die Art von selbstverwaltetem Kapitalismus, wie er von den industriellen und landwirtschaftlichen Kollektiven während des Spanischen Bürgerkriegs eingeführt wurde. Deshalb stellen wir uns ihnen genauso entschieden entgegen wie den Anhängern jeder anderen prokapitalistischen Ideologie.

Unter dem Gesichtspunkt der Bedürfnisse der Arbeiterklasse ist der selbstverwaltete Kapitalismus eine Sackgasse, genauso reaktionär wie der Privat- oder Staatskapitalismus. Die kommunistische Gesellschaft, für die wir kämpfen, kann nur durch die vollständige Zerstörung ALLES Eigentums, des Geldes, der Löhne und der Märkte – in welcher Form auch immer – errichtet werden.

Die Informationen und Zitate in diesem Artikel stammen aus The Anarchist Collectives von Sam Dolgoff, Collectives In The Spanish Revolution von Gaston Leval, The Spanish Revolution von Stanley Payne, und With The Peasants Of Aragon von Augustin Souchy.


Auch aus Libcom, die Übersetzung ist von uns.

Spanien 1936: das Ende des Anarchismus? Leserreaktionen und Antwort von Subversion

Briefe von JC und NH (Mitglied der Anarchist Communist Federation) zu einem Artikel in einer früheren Ausgabe von Subversion mit dem Titel „The end of anarchism – Das Ende des Anarchismus“. Und die Antwort von Subversion.


Liebe Subversion

ich habe euren Artikel „Das Ende des Anarchismus“ gelesen, als er vor zehn Jahren zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Ich dachte damals, dass es ein guter Artikel sei, und ich dachte es wieder, als ich ihn in der Ausgabe Nr. 18 der Subversion las. Der Artikel warnte wirksam davor, den selbstverwalteten Kapitalismus als Lösung für unsere Probleme zu betrachten, und zeigte, dass vieles von dem, was als „Spanische Revolution“ bezeichnet wurde, keinerlei kommunistischen Inhalt hatte.

Es lohnt sich jedoch, darauf hinzuweisen, dass es damals in Spanien Menschen gab, die sich für dieselbe Art von Kommunismus einsetzten, für die die Subversion steht. Es wäre in der Tat seltsam gewesen, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, denn kommunistische Initiativen gab es im Allgemeinen bei allen großen Umwälzungen des Kapitalismus, bis hin zu den Diggers im englischen Bürgerkrieg im 17. Jahrhundert, ganz zu schweigen von den fortgeschritteneren Umständen des spanischen Bürgerkriegs dreihundert Jahre später.

Als ich 1995 Spanien besuchte, nahm ich an einer öffentlichen Versammlung in Barcelona teil, auf der ein alter militanter Bürgerkriegskämpfer, Abel Paz, sprach. Einige seiner Erinnerungen waren so spannend, dass ich nach meiner Rückkehr nach England sein Buch „Durruti: the People Armed“ (Montreal: Black Rose, 1976) las. In diesem Buch werden verschiedene Beispiele für kommunistische Initiativen angeführt, wie der bewaffnete Aufstand der Bergarbeiter in der Umgebung von Barcelona im Januar 1932, der „zur Proklamation des libertären Kommunismus, der Abschaffung des Privateigentums und des Geldes führte“ (S.117). Dazu fügt Paz die Fußnote hinzu: „Die Zerstörung des Staates und die Abschaffung der Klassen entspringen demselben Akt: der Abschaffung von Geld und Eigentum“ (S. 124).

Das vielleicht auffälligste dieser Beispiele ist ein Bericht aus erster Hand über einen Vorfall, an dem Paz im Jahr 1936 teilnahm. Es lohnt sich, ihn die Geschichte in seinen eigenen Worten erzählen zu lassen:

Der Autor nahm am Morgen des 20. Juli an verschiedenen Aktionen dieser Art teil. Diejenige, die ihn am meisten beeindruckte, war der Angriff auf eine Bankfiliale in der Calle Mallorca in Barcelona. Niemand in der Bank leistete den Leuten Widerstand. Allerdings hatte eine Gruppe von Frauen, unterstützt von einigen wenigen Männern und Kindern, das Gebäude in Beschlag genommen und mit dem Mobiliar ein Feuer auf der Straße gemacht. Die Leute warfen diese Möbel ins Feuer, voller Wut, aber auch voller Freude, als wären sie die Richter in einer Sache, die seit einem Jahrtausend darauf gewartet hatte, beurteilt zu werden. Unter anderem wurden Kisten voller Geldscheine ins Feuer geworfen, und niemand kam auf die Idee, das Geld in seine Tasche zu stecken. Sie schienen zu sagen, dass die Welt des Handels, die Welt der Löhne und der Ausbeutung wirklich für immer verschwinden würde“. (p.217).

Leider haben sie sich geirrt, denn solche Initiativen wurden von der Art von Entwicklungen überrollt, die ihr in eurem Artikel gekonnt erläutert. In unserem Eifer, mit den Mythen aufzuräumen, die sich um das republikanische Spanien ranken, sollten wir jedoch nicht vergessen, dass einige Arbeiterinnen und Arbeiter dieser Zeit vom Kommunismus inspiriert waren. Es ist wichtig, sich an die zahllosen Gelegenheiten zu erinnern, bei denen es solche Initiativen gab (in Spanien und in vielen anderen Teilen der Welt). Andernfalls wäre der Kommunismus nichts weiter als ein körperloses Ideal, eine schöne Idee vielleicht, aber weit entfernt von den realen Kämpfen dieser Welt. Ich weiß mit Sicherheit, dass Subversion den Kommunismus nicht so sieht.

JC


Liebe Subversion,

einen mindestens zehn Jahre alten Artikel aus der Wildcat mit dem krassen Titel Das Ende des Anarchismus über die spanische Revolution abzudrucken, widerspricht allem, was ich von Leuten erwartet habe, die ich für intelligente, kritische Revolutionäre halte. Der Anarchismus endete also mit der Spanischen Revolution, oder? Genauso gut könnte man sagen, der Marxismus endete mit dem Ersten Weltkrieg, mit den Bolschewiki in der russischen Revolution, mit der deutschen Revolution. Sicher, der Anarcho-Syndikalismus hat sich als unzulänglich erwiesen, aber das bedeutet nicht, dass der Anarchismus in seiner revolutionären und anarchistischen, kommunistischen Form gestorben ist.

Obwohl Subversion Experten für Anarchismus zu sein scheinen, scheint es in der Tat eine allgemeine Unkenntnis der wichtigsten anarchistischen Theoretiker und Denker zu geben. Auf der letztjährigen gemeinsamen Tagesschule von Subversion und der Anarchist Communist Federation äußerte ein langjähriger Subversion-Gefährte, dass er den Italiener Camillo Berneri, einen der Hauptkritiker der CNT-FAI-Beteiligung an der republikanischen Regierung, nicht kenne.

Trotz eurer Kritik an den ländlichen Kollektiven bleiben sie die fortschrittlichsten Versuche, den libertären Kommunismus in die Praxis umzusetzen, und es wäre unhöflich, etwas anderes zu behaupten. Natürlich wurden die ländlichen Kollektive durch die Tatsache eingeschränkt, dass der Krieg an die Stelle der sozialen Revolution trat, und dafür hat die spanische anarchistische Bewegung eine Menge zu verantworten. Sich auf einen „anarchistischen Puritanismus“ zu berufen, als ob dieser allgemein gültig wäre, ist schlecht informiert, denn in den Städten gab es unter den Anarchistinnen und Anarchisten der Arbeiterklasse sicherlich keine solche Haltung. Und überhaupt, wenn kollektiv beschlossen wurde, keinen Tabak oder gar Kaffee zu konsumieren – und das sind Einzelfälle -, was soll’s?

Natürlich habt ihr Recht, wenn ihr die Situation der Frauen anführt, die sich qualitativ nicht verändert hat. Aber die libertäre Frauenorganisation Mujeres Libres nicht zu erwähnen (insbesondere nach einem großen Artikel über sie in Organise! 32, den ihr sicher gelesen habt), in der sich 27.000 Frauen zusammengeschlossen haben, ist irreführend. Aber vielleicht passt das zu eurer Ansicht, dass Frauen aus der Arbeiterklasse sich auf keinen Fall speziell gegen ihre besondere Unterdrückung organisieren sollten?

Die Kritik, die ihr an die Funktionsweisen der ländlichen Kollektive übt, ist insofern richtig. Aber ihr stellt ihre Funktionsweise in eine Leere. Ihr versäumt es, sie mit der allgemeinen Situation in Beziehung zu setzen, in der die bourgeoise republikanische Regierung existieren durfte, in der sich Anarchistinnen und Anarchisten sowohl der lokalen katalanischen Regierung als auch der nationalen Regierung anschlossen, in der die Arbeiterräte nicht an die Stelle der gewerkschaftlichen/syndikalistischen Komitees traten, in der der Kapitalismus weiter funktionierte und in der der Mythos des Antifaschismus an die Stelle der sozialen Revolution trat.

Die Beteiligung der Anarchistinnen und Anarchisten an der republikanischen Regierung zu erwähnen, ohne die revolutionäre Opposition von Freunden von Durruti (Los Amigos de Durruti), Sektionen der Libertären Jugend (Federación Ibérica de las Juventudes Libertarias), der Eisernen Kolonne (Columna de Hierro) und von Berneri zu erwähnen, ist nachlässig. Und warum ist es durchweg die spanische „Revolution“? Trotz allem war das, was in Spanien geschah, eine Revolution, und in vielerlei Hinsicht ging sie weiter als andere Revolutionen im 20. Jahrhundert. Denn wenn man die gleichen Kriterien anlegt, würde man von einer russischen „Revolution“, einer ungarischen „Revolution“, einer deutschen „Revolution“ usw. sprechen.

Gefährten von Subversion, es ist Zeit, reinen Tisch zu machen. Ihr sprecht vom Ende des Anarchismus, aber ihr nehmt aktiv an den Koordinierungen der Anarchistinnen und Anarchisten im Norden teil, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit. Und was seid ihr genau? Je nach Lust und Laune habt ihr euch als libertäre Kommunisten, Anti-Links-Kommunisten (was verwirrend ist – viele könnten denken, dass ihr eher gegen den linken Kommunismus als gegen die Linke seid) oder Anti-Staatskommunisten bezeichnet. Eure Kritik an Marx hält sich in Grenzen, während ihr in der Vergangenheit einen äußerst kritischen Artikel über Bakunin veröffentlicht habt, der viele Entstellungen seiner Ideen enthielt.

Ich hoffe, von euch zu hören,

Mit freundlichen Grüßen für den libertären Kommunismus,

NH (Mitglied der Anarchist Communist Federation)


(Subversion) Unsere Antwort …..

Wir haben keine größeren Einwände gegen den Brief von JC, der uns daran erinnert, dass die Arbeiterbewegung im Spanien der 1930er Jahre im Gegensatz zu dem Eindruck, den wir in unserem ursprünglichen Artikel erweckt haben mögen, nicht völlig frei von positiven Eigenschaften war!

Der Brief von NH wirft einige wichtige Fragen zu den Ereignissen in Spanien und zur Haltung von Subversion zum Anarchismus auf.

In dem Artikel in Subversion 18 haben wir eingeräumt, dass „einige Anarchistinnen und Anarchisten bereit sind, die ‚Regierungsanarchisten‘ zu kritisieren“. Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass es 1936 anarchistische Gegner der Beteiligung der CNT-FAI an der republikanischen Regierung gab. Zweifellos hätten wir sie erwähnt, wenn es in dem Artikel darum gegangen wäre. Aber das war er nicht.

Man kann es auf unsere allgemeine Ignoranz gegenüber den wichtigsten anarchistischen Theoretikern und Denkern schieben, aber wir sind uns keiner kritischen Beurteilung der ländlichen Kollektive durch revolutionäre Anarchistinnen und Anarchisten bewusst, weder zu der Zeit noch seitdem. Was wir eher gewohnt sind, ist die unkritische Bewunderung für „eine der umfassendsten, wenn nicht die umfassendste und tiefgreifendste Revolution, die es je gegeben hat“ (siehe die Broschüre von Abraham Guillen, Anarchist economics: an alternative for a world in crisis, besprochen in Subversion 12). Ehrlich gesagt geht es uns wirklich auf die Nerven, dass die meisten (?alle) Anarchistinnen und Anarchisten angesichts der Beweise (unser Artikel basierte hauptsächlich auf Büchern von Sam Dolgoff, Gaston Leval und Augustin Souchy – allesamt Anarchisten) immer noch der Meinung sind, dass die Kollektive großartig waren. Deshalb haben wir uns durchgehend auf die spanische „Revolution“ bezogen – als Zeichen dafür, dass wir die konventionelle anarchistische Sichtweise in Frage stellen.

Wir geben zu, dass der Titel des Artikels unglücklich gewählt war. Es wäre richtiger gewesen, ihn „Das Ende des kollektivistischen Anarchismus“ oder „Das Ende des syndikalistischen Anarchismus“ zu nennen. Es ist nämlich richtig, dass NH diese Varianten des Anarchismus vom kommunistischen Anarchismus (oder libertären Kommunismus) unterscheidet. Allerdings gibt es einen Widerspruch in dem, was er schreibt.

Auf der einen Seite sagt er, dass unsere Kritik an den ländlichen Kollektiven „soweit sie geht, richtig“ sei. Wir erinnern die Leser daran, dass diese Kritik darin bestand, dass die ländlichen Kollektive in den meisten Fällen alle Merkmale des Kapitalismus aufwiesen, z.B. die Existenz eines Lohnsystems, Geld, das Funktionieren des Wertgesetzes, Produktion für den Markt usw.

Andererseits sagt er, dass die ländlichen Kollektive „trotz“ dieser Kritikpunkte „die fortschrittlichsten Versuche bleiben, den libertären Kommunismus in die Praxis umzusetzen“.

Wir glauben nicht, dass man beides haben kann. Entweder war der Großteil der ländlichen Kollektive auf dem Weg zu einer Form des selbstverwalteten Kapitalismus, oder sie waren auf dem Weg zum libertären Kommunismus. Sie können nicht beides getan haben (es sei denn, man setzt libertären Kommunismus mit selbstverwaltetem Kapitalismus gleich).

Wir sehen keinen Grund, warum revolutionäre kommunistische Anarchistinnen und Anarchisten den kollektivistischen Anarchismus verteidigen sollten, der in den ländlichen Kollektiven in Spanien vorherrschte – es sei denn, aus sentimentaler Verbundenheit mit allem, was mit einer schwarz-roten Fahne geschmückt ist. Aber diese Art von reflexartiger Reaktion widerspricht allem, was wir von Menschen erwarten, die wir als intelligente, kritische Revolutionäre betrachten.

Zur Frage der Frauen aus der Arbeiterklasse, die sich „speziell gegen ihre besondere Unterdrückung organisieren“: Wir wollen, dass Frauen (und Männer) aus der Arbeiterklasse revolutionären Organisationen beitreten. Der Artikel in Organise! 32 beschreibt, wie Mujeres Libres wegen des Sexismus der Männer in der CNT-FAI gegründet wurde. Wenn die Einstellung und das Verhalten einiger Mitglieder einer Organisation andere Mitglieder daran hindert, eine möglichst umfassende Rolle in der Organisation zu spielen, dann ist diese Organisation unserer Meinung nach keine revolutionäre Organisation.

In den entscheidenden Momenten der Vergangenheit verlief die Trennlinie zwischen Revolutionären und anderen immer quer durch den Anarchismus und den Marxismus, so dass einige Anarchistinnen und Anarchisten und Marxistinnen und Marxisten auf der Seite des Kapitalismus und einige auf der Seite der Revolution standen. So wie Spanien das „Ende“ einer bestimmten Form des Anarchismus markierte, könnte man argumentieren, dass der Erste Weltkrieg und die darauf folgenden „Revolutionen“ tatsächlich das „Ende“ einer bestimmten Form des Marxismus markierten, in dem Sinne, dass der arbeiterfeindliche Charakter großer Teile der alten Arbeiterbewegung für alle sichtbar wurde.

Echte Revolutionäre waren immer nur eine Minderheitenströmung in dem, was als Marxismus und Anarchismus bezeichnet wird. Echte Revolutionäre haben in der Regel Inspiration in Teilen von beiden gefunden. Aber wir müssen mehr von beiden Traditionen ablehnen, als wir annehmen. All dies haben wir bereits bei mehreren Gelegenheiten gesagt, z.B. in Subversion 8, 14 und 15 und bei verschiedenen Treffen, einschließlich denen des Northern Anarchist Network.

In Subversion haben wir uns immer dagegen gewehrt, uns selbst zu etikettieren (und uns Etiketten anheften zu lassen!) und haben Begriffe wie Marxismus und Anarchismus eher als Hindernis denn als Hilfe bei der Definition unserer Politik empfunden. Wenn es uns schwer fällt, einen Begriff zu wählen, um uns zu beschreiben, dann liegt das einfach daran, dass die Geschichte und der aktuelle Inhalt revolutionärer Politik den meisten Menschen so unbekannt ist! Vielleicht wird sich in der Zukunft, wenn sich die revolutionären Ideen verbreiten, ein Name für uns herauskristallisieren, den jeder anerkennen wird. In der Zwischenzeit ziehen wir es vor, den tatsächlichen Inhalt unserer Überzeugungen zu diskutieren, und wir werden dies in jedem Forum tun, in dem es eine gemeinsame Basis zwischen uns und anderen Teilnehmern gibt und die Möglichkeit zu einem echten „Meinungsaustausch“ besteht. Aus diesem Grund haben wir uns im Northern Anarchist Network engagiert. Die meisten anderen Gruppen des Netzwerks scheinen unsere Teilnahme nicht als Problem zu empfinden. Wir haben es nicht nötig, „reinen Tisch zu machen“, weil unsere Position immer offen und ehrlich war und sein wird.

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(Subversion, Großbritannien, 1996) Die revolutionäre Alternative zur linken Politik https://panopticon.blackblogs.org/2022/10/10/subversion-grosbritannien-1996-die-revolutionare-alternative-zur-linken-politik/ Mon, 10 Oct 2022 12:49:43 +0000 https://panopticon.noblogs.org/?p=3448 Continue reading ]]> Gefunden auf libcom, die Übersetzung ist von uns. Hier handelt es sich um eine Publikation aus Großbritannien, die den Namen „Subversion“ trägt. Dies ist ein Artikel von der Ausgabe Nummer 16 aus dem Jahr 1995, wir haben den Artikel aus zwei Gründen übersetzt, erstens weil wir die Kritik an der (radikalen) Linken des Kapitals teilen und für essentiell halten und dieser Text Punkte hervorbringt die in dieser Hinsicht sehr aktuell noch sind, zweitens, weil wir auf ihn gestoßen sind, als wir „Anarchistischer Antimilitarismus und Mythen über den Krieg in der Ukraine“ übersetzt haben und herausfinden wollten was dieser Text noch für weitere Kritiken übt. Wir werden uns diese Publikation weiterhin genauer anschauen und vielleicht können einige interessante Artikel übersetzt und aus der Vergessenheit gerettet werden. Alle unterstrichenen Stellen wurden so vom Originaltext übernommen, genauso die kursiven.


(Subversion, Großbritannien, 1996) Die revolutionäre Alternative zur linken Politik

Die Linke hat nicht versagt. Und das ist eine der größten Katastrophen, die der Arbeiterklasse je widerfahren ist.

Die meisten Menschen denken, dass die Linke die Bewegung der Arbeiterklasse für den Sozialismus ist (auch wenn sie von Opportunismus und wirren Interpretationen vieler in ihren Reihen zerrissen wird).

Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.

Wir von Subversion (und die breitere Bewegung, zu der wir gehören) glauben, dass linke Politik einfach eine aktualisierte Version der bourgeoisen demokratischen Politik der französischen Revolution ist, die durch ein staatskapitalistisches ökonomisches Programm ergänzt wird.

Bedenke:

In der französischen Revolution sah sich die aufstrebende kapitalistische Klasse nicht nur mit der alten Ordnung konfrontiert, sondern auch mit einer großen und wachsenden städtischen plebejischen Bevölkerung (die sich bildende Arbeiterklasse, Handwerker, Kleinhändler und dergleichen), die ihre eigenen, wenn auch unzusammenhängenden Bestrebungen nach Freiheit von Unterdrückung hatte.

Die bourgeoise Demokratie war das Mittel, mit dem die kapitalistische Klasse ihr eigenes Streben nach Macht als die Befreiung aller Menschen außerhalb der feudalen Machtstruktur verschleiern konnte.

Der Begriff des Volkes1 (als ob die verschiedenen Klassen, die Ausbeuter und die Ausgebeuteten, auf eine einzige Einheit reduziert werden könnten) wurde so geboren.

Der Begriff der Gleichheit und die Vorstellung von Rechten2, die allen zustehen, vermittelten eine fiktive Vorstellung von der Gesellschaft als einer Masse von beteiligten Individuen, die alle in denselben Beziehungen zum Gesetz stehen – wobei der Unterschied zwischen den Eigentümern und denjenigen, deren Arbeitskraft sie ausbeuten, völlig ignoriert wurde.

Und vor allem der Begriff der Nation – dass die unterdrückte Klasse sich mit denjenigen ihrer Unterdrücker identifizieren sollte, die in demselben geografischen Gebiet leben oder dieselbe Sprache sprechen, und diejenigen unserer Klasse, die sich auf der anderen Seite der „nationalen Grenzen“ befinden, als fremd3 ansehen.

Mit dieser imaginären Sicht auf die Gesellschaft konnte der Kapitalismus das Bewusstsein der sich neu bildenden Arbeiterklasse beherrschen. Die bourgeoise Demokratie ist der größte Betrug der Geschichte.

Bedenke auch:

Als sich der Kapitalismus immer weiter entwickelte, zwang die materielle Lage der Arbeiterklasse sie dazu, trotz ihres bourgeoisen Bewusstseins zu kämpfen – so konnte dieses Bewusstsein untergraben werden.

Die bestehenden kapitalistischen Regime wurden oft verhasst. Es bestand also Bedarf an einer radikaleren Version der bourgeoisen Demokratie mit einem spezifischeren Bild der Arbeiterklasse. Die linke Politik erfüllte diese Rolle im 19. und 20. Jahrhundert, zunächst in Form der Sozialdemokratie oder des Labourismus und dann in Form des Bolschewismus: Beide Varianten schafften es, die Unterstützung für den Kapitalismus in die Sprache der Arbeiterklasse zu kleiden, und wurden zu wichtigen Akteuren bei der vollen Entfaltung des Kapitalismus (das galt besonders für Russland, wo der von den Bolschewiki, einer angeblichen Arbeiterpartei, eingeführte Staatskapitalismus die einzige Möglichkeit war, den Kapitalismus zu entwickeln).

Worin besteht also der Linkstum4?

Auf den ersten Blick scheint es darum zu gehen, den Kampf der Arbeiter zu unterstützen, aber wenn du genauer hinsiehst, befindet sich alles auf dem Terrain der kapitalistischen Politik. Die wichtigsten Merkmale des Linkstums sind:

Unterstützung für radikale kapitalistische Parteien

Wie die Labour Party in diesem Land und der ANC in Südafrika (gerade weil ihr Ziel die Ausweitung der bourgeoisen Demokratie ist – das Wahlrecht usw.), und die Unterstützung des Parlaments. Einige „revolutionäre“ Gruppen, die die Labour Party nicht unterstützen, befürworten dennoch die Teilnahme am Parlament – und tragen damit in der Praxis zur Aufrechterhaltung der Ideologie der bourgeoisen Demokratie bei.

Unterstützung für den Staatskapitalismus

Wie bereits erwähnt, sammelt der Staatskapitalismus (ein Begriff mit verschiedenen Bedeutungen, aber hier meinen wir die Gesellschaftsform, die sich in Russland und seinen Nachahmern entwickelt hat) alles Eigentum in den Händen des Staates. Und das ist ein kapitalistischer Staat, kein „Arbeiterstaat“, denn es gibt immer noch kapitalistische Eigentumsverhältnisse – Lohnarbeit, Geld, den Markt – und natürlich kontrollieren die Arbeiter den Staat nicht. Der Staat steht den Arbeitern vielmehr als „kollektiver Kapitalist“ gegenüber und entzieht ihnen den Mehrwert für die herrschenden Bürokraten, die selbst die „kollektive Bourgeoisie“ sind.

Wir müssen uns darüber im Klaren sein: Der Kapitalismus kann nur dann zerlegt werden, wenn die Arbeiterklasse das Geld und den Markt sofort abschafft und die Güter nach Bedarf verteilt (auch wenn die knappen Güter notfalls eine Zeit lang rationiert werden). Diejenigen, die argumentieren, dass dies nicht sofort möglich ist, plädieren in Wirklichkeit für die Beibehaltung des Kerns der kapitalistischen sozialen Beziehungen – wenn das geschieht, ist die Revolution so gut wie tot.

Die Vorstellung, dass Staatskapitalismus kein Kapitalismus ist, rechtfertigt nicht nur die Unterstützung arbeiterfeindlicher Diktaturen wie in Russland, China, Kuba usw., sondern birgt auch die reale Gefahr, dass eine solche Gesellschaft in einer zukünftigen Revolution geschaffen wird.

Unterstützung des Nationalismus in seiner „radikalen“ Form

Linke Gruppen befürworten regelmäßig die Unterstützung schwächerer Nationalstaaten, z. B. der „Dritten Welt“, d. h. der Regierungen von Nationalstaaten, gegen stärkere Staaten (Irak im Golfkrieg usw.). Dies wird als Antiimperialismus(!) bezeichnet, als ob der Sieg des schwächeren Landes die Rangfolge der Staaten in der imperialistischen Hackordnung nur geringfügig verändern würde. Der Imperialismus ist ein historisches Stadium des Kapitalismus, und ihn zu bekämpfen, ist im Gegensatz zum Kampf gegen den Kapitalismus selbst durch eine Revolution der Arbeiterklasse bedeutungslos.

Die häufigste Form dieses „radikalen“ Nationalismus sind sogenannte „nationale Befreiungsbewegungen“ wie die IRA, die noch keine Staatsmacht haben. Sobald sie an die Macht kommen, zerschlagen sie immer die Arbeiterklasse – das liegt natürlich in der Natur der bourgeoisen Staatsmacht.

Oft wird behauptet, dass, auch wenn man den Nationalismus missbilligt, die Nationen dennoch ein Recht auf Selbstbestimmung haben und man ihre Rechte unterstützen muss. Ein reineres Beispiel für bourgeoise demokratische Doppelzüngigkeit kann man sich nicht vorstellen: Rechte sind nicht etwas, was tatsächlich existiert, sondern eine bourgeoise Mystifikation (siehe oben). Die Arbeiterklasse sollte nicht über ihre Rechte sprechen, sondern über ihr Klasseninteresse. Von einem Recht auf nationale „Selbstbestimmung“ zu sprechen (als ob eine geografische Gruppierung antagonistischer Klassen ein „Selbst“ sein kann!) ist so, als würde man sagen, dass Arbeiter ein „Recht“ haben, Sklaven zu sein, wenn sie wollen, oder ein „Recht“, sich mit einem Hammer auf den Kopf zu schlagen, wenn sie wollen. Jeder, der das „Recht“ auf etwas unterstützt, das gegen die Arbeiterklasse gerichtet ist, trägt in Wirklichkeit dazu bei, es zu befürworten, egal wie geschwollen es sich ausdrückt.

Wer sich auf die Seite der Arbeiterklasse gegen alle kapitalistischen Fraktionen stellt, muss sich auch gegen jede Form von Nationalismus wenden. Jedes Wanken in dieser Frage wird die Arbeiterklasse erneut in die Niederlage führen.

Unterstützung für die Gewerkschafts-, Syndikatsbewegung

Die Gewerkschafts-, Syndikatsbewegung ist scheinbar die Aktivität der Arbeiterklasse schlechthin und zielt vor allem darauf ab, die Arbeiter mit dem Kapitalismus zu versöhnen. Ihr erklärtes Ziel ist es, den Arbeiterinnen und Arbeitern den besten Deal innerhalb des Kapitalismus zu verschaffen, aber nicht einmal das ist es:

Die Masse der Arbeiterinnen und Arbeiter hat ein bourgeoises Bewusstsein, aber weil der Kapitalismus sie zum Kampf zwingt, können sie trotz dieses Bewusstseins Widerstand leisten und damit beginnen, dieses Bewusstsein zu verändern.

Die Kämpfe der Arbeiterklasse sind die Saat des revolutionären Wandels. Da sich die Gewerkschaften/Syndikate jedoch aus der Masse der Arbeiterinnen und Arbeiter (mit bourgeoisem Bewusstsein) zusammensetzen und die ganze Zeit existieren – d.h. wenn es keinen Klassenkampf gibt (und obwohl das tägliche Leben der Arbeiterinnen und Arbeiter durchaus als Kampf bezeichnet werden kann, sprechen wir natürlich von einem kollektiven Kampf) – scheitern die besagten Gewerkschaften/Syndikate zwangsläufig daran, den Kapitalismus herauszufordern, und werden darüber hinaus von einer Clique von Bürokraten beherrscht, die sich über die passive Masse der Arbeiterinnen und Arbeiter erheben. Diese Bürokraten leben innerhalb der alltäglichen Existenz im Kapitalismus, der Gewerkschafts-, Sydinkatsbewegung. Sie sind also materiell mit ihm verbunden. Deshalb sabotiert der Gewerkschafts-, Syndikatsapparat jeden Kampf und fällt den Arbeiterinnen und Arbeitern in alter Tradition in den Rücken. Das wird immer der Fall sein – die Arbeiterinnen und Arbeiter können die Gewerkschaften/Syndikate niemals übernehmen. Es liegt in der Natur des Gewerkschafts-, Syndikatswesens, dass die bürokratische Kontrolle gegen die Arbeiterklasse gerichtet ist.

Wir glauben, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter neue, von unten kontrollierte Strukturen schaffen müssen, um jeden Kampf außerhalb und gegen die Gewerkschaften zu führen, wenn der Kampf vorankommen soll. Die Unterstützung der Gewerkschaften durch linke Gruppen ist nur eine weitere Möglichkeit, die Arbeiterklasse an den Kapitalismus zu fesseln.

Und zu guter Letzt: die Befürwortung der Führung der „Revolutionäre“ über die Arbeiterklasse

Diese Spaltung zwischen einer Masse von Anhängern und einer Führungselite spiegelt die Kluft zwischen Herrschern und Beherrschten im Mainstream-Kapitalismus (und in allen Formen der Klassengesellschaft) wider und dient dem Projekt des Aufbaus eines Staatskapitalismus nach der zukünftigen Revolution.

Das bedeutet nicht, dass alle Arbeiterinnen und Arbeiter gleichzeitig zu revolutionären Ideen kommen werden, denn zunächst wird nur eine Minderheit revolutionär sein, aber ihre Aufgabe ist es, mit den übrigen Arbeiterinnen und Arbeitern auf Augenhöhe zu argumentieren.

Was die Linke jedoch tut, ist, die schafsähnliche Mentalität, die Arbeiterinnen und Arbeiter im Kapitalismus erlernen, aufrechtzuerhalten und sie für ihr Ziel, nach der Revolution das Sagen zu haben, nutzbar zu machen. Wir sagen, dass es der Arbeiterklasse nicht besser gehen wird als in Russland, China und all den anderen Ländern, wenn irgendjemand das Sagen hat, wenn die Arbeiterklasse nicht selbst die Führung übernimmt und bewusst eine neue Gesellschaft aufbaut.

Wir glauben, dass alle linken Gruppen, ob Stalinisten oder Trotzkisten (oder Maoisten oder Anarchisten oder wie auch immer sie sich nennen), lediglich radikale kapitalistische Organisationen sind, die, wenn sie jemals an die Macht kämen, neue staatskapitalistische Diktaturen im Namen genau der Arbeiterklasse errichten würden, die sie dann zerschlagen würden.

Dabei geht es nicht um die subjektiven Absichten ihrer Mitglieder, deren Aufrichtigkeit wir hier nicht in Frage stellen, sondern um das objektive Ergebnis ihrer Politik.

Aus diesem Grund ist die Linke nicht gescheitert. Ihr Ziel war es immer, den Kapitalismus zu retten, indem sie ihn als etwas tarnte, das er nicht war – so wie es die ursprüngliche Form der bourgeoisen Demokratie in einem früheren Zeitalter tat.

Gegen die Linke gibt es eine politische Bewegung, die aus Gruppen und Einzelpersonen besteht, von denen sich einige als Kommunisten und andere als Anarchisten bezeichnen (die marxistisch-anarchistische Spaltung ist eine überholte historische Trennung, die nichts mit der wirklichen Klassenlinie zu tun hat, die sie durchschneidet), die sich aber alle gemeinsam gegen den Scheinradikalismus der Linken und für eine wirklich kommunistische Alternative einsetzen. Wir von SUBVERSION sind ein Teil dieser Bewegung.

Was ist die Alternative?

Wir glauben, dass die Arbeiterklasse trotz der Hindernisse, die ihr von der Rechten und der Linken in den Weg gelegt werden, die Macht hat, den Kapitalismus wirklich zu zerstören und eine Gesellschaft ohne Klassen, ohne Staat, nationale Grenzen, Unterdrückung und Ungleichheit zu schaffen. Eine Gesellschaft, die nicht auf Geld oder anderen Formen des Tauschs basiert, sondern auf dem kollektiven Besitz aller gesellschaftlichen Güter und dem freien Zugang der gesamten Menschheit zu diesen.

Diese Gesellschaft, die wir abwechselnd Kommunismus, Sozialismus oder Anarchismus nennen, wird die erste wirklich freie Gesellschaft sein, die es je gab.

Die soziale Bewegung, die diese Gesellschaft schaffen wird, wird aus den bestehenden Kämpfen der Arbeiterklasse erwachsen. Als Teil dieses Prozesses muss unsere Klasse die Hindernisse überwinden, die ihr von der bürgerlichen Ideologie, einschließlich der linken Ideologie, in den Weg gelegt werden. Unsere Aufgabe in SUBVERSION besteht nicht darin, Anführer zu sein (siehe oben), sondern Teil des Entstehungsprozesses einer revolutionären Arbeiterbewegung zu sein, die der langen Geschichte der Unterdrückung und Ausbeutung in unserer Welt ein Ende setzen und die lange Geschichte der freien, weltweiten menschlichen Gemeinschaft beginnen wird.


1A.d.Ü., in der englischen Fassung ist die Rede von people, für uns hat sich auf dieser Stelle aber der Begriff von Volk als richtig erwiesen, weil er genau die Kriterien erfüllt, im negativen Sinne, aus dem was der Text sagt. Ein klassenübergreifender Begriff der den Antagonismus der Klassengesellschaft verschleiert und innerhalb einer imaginären Gemeinschaft eine Einheit erschafft.

2A.d.Ü., gemeint ist der juristische Begriff, z.B., Menschenrechte, Tierrechte, usw. und nicht eine politische Richtung.

3A.d.Ü., hier aber im Sinne der Entfremdung, entfremdet im Originaltext ist die Rede von alien.

4A.d.Ü., im Deutschen, sowie im deutschsprachigem Raum gibt es keinen allgemeingültigen Begriff der das gesamte Wesen einer politischen Linken umfasst, vor allem als Einzelwort der auch eine kritische Konnotation innehat. Sowie auf Englisch die Rede von Leftism, auf Spanisch die Rede von Izquierdismo, auf Französisch die Rede von Gauchisme usw. ist, wird meistens im deutschsprachigen Raum entweder über die politische Linke oder einer Linken gesprochen. Diese beiden Begriffe sind aber zu vage in der Hinsicht, daher der Begriff Linkstum. Weiter dazu in kommender Zukunft.

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