Thomas Meyer-Falk – Soligruppe für Gefangene https://panopticon.blackblogs.org Für die Anarchie! Knäste, Staat, Patriarchat und Kapital abschaffen! Sun, 11 Feb 2024 16:46:54 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 https://panopticon.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1233/2020/02/cropped-discharge-degenerik-blog-1-32x32.jpg Thomas Meyer-Falk – Soligruppe für Gefangene https://panopticon.blackblogs.org 32 32 Radikale Corona-Maßnahmen in JVA Freiburg https://panopticon.blackblogs.org/2020/03/18/radikale-corona-massnahmen-in-jva-freiburg/ Wed, 18 Mar 2020 21:52:30 +0000 http://panopticon.blogsport.eu/?p=785 Continue reading ]]>

Von Thomas Meyer Falk

Wie zuletzt berichtet, verschärft die Justiz auch in den Gefängnissen von Tag zu Tag die Corona-Maßnahmen.

Verfügung vom 16.03.2020

Mit Verfügung vom 16.03. ordnete der Leiter der JVA an, dass nun bis auf weiteres sogenannter ‚Wochenendbetrieb‘ erfolge. Die Zellen werden erst um 08.05 Uhr statt 06.25 Uhr geöffnet. Au?Außerdem würden die Sicherungsverwahrten ab 15:45 Uhr weggeschlossen (wo früher erst um 22:00 Uhr Zelleneinschluss war).

Allerdings seien nunmehr Fachdienste (SozialarbeiterInnen und PsychologInnen) täglich vor Ort, auch Wochenends und an Feiertagen. Der Hinweis auf Feiertage mag einen Ausblick auf die Mindestdauer geben, denn der erste Feiertag wird am 10.April sein.

Besuchsverbot

Ab sofort dürfen auch keinerlei Besuche mehr empfangen werden. Nur noch AnwältInnen werden eingelassen und dann auch nur wenn sie dem Trennscheibenraum zustimmen (aus RAF-Verfahren sicherlich bekannt, d.h. Mandant/in und Anwält/in sitzen in verschiedenen Räumen, zwischen ihnen eine Glasscheibe).

Absage von gerichtlichen Anhörungen

Fast täglich muss das Landgericht über die Entlassung von Gefangenen entscheiden, aber auch jedes Jahr über die Fortdauer der Sicherungsverwahrung (bei SV-Insassen die länger als 10 Jahre in der SV sitzen, sogar alle neun Monate. Alle Anhörungen wurden für die nächsten sechs Wochen abgesagt.

Thomas Meyer-Falk, z.Zt. JVA(SV), Hermann-Herder-Str.8,

D-79104 Freiburg

 

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Aus dem Totenhaus des Freiburger Gefängnisses herzliche, solidarische und kämpferische Grüße! https://panopticon.blackblogs.org/2018/02/22/aus-dem-totenhaus-des-freiburger-gefaengnisses-herzliche-solidarische-und-kaempferische-gruesse/ Thu, 22 Feb 2018 19:02:01 +0000 http://panopticon.blogsport.eu/?p=153 Continue reading ]]> Veröffentlich am 01.11.17 in der Nummer 409 der Gefangenen Info für die Antiknasttage in Berlin

Aus dem Totenhaus des Freiburger Gefängnisses herzliche, solidarische und kämpferische Grüße!

Thomas Meyer-Falk, Freiburg, Oktober 2017

Wir nennen hier das Haus der Sicherungsverwahrung „Totenhaus“ , denn hier scheinen mehr Menschen zu sterben, als lebend die Anstalt zu verlassen.
Anti-Knasttage haben eine ganz eigene Tradition, und auch wenn das „Anti“ im Namen steht, so sind es doch Tage „für“ etwas. Nämlich für Freiheit. Für eine solidarische Gesellschaft die keine Knäste mehr, diese Verwahranstalten benötigt, in welchem das Leid aufbewahrt, zwischengelagert und vielfach auch endgelagert wird.
Ich kenne seit längerem die Strafvollzugsanstalten und seit 2013 nun den Bereich der Sicherungsverwahrung aus eigenem Erleben. Die SV, wie die Sicherungsverwahrung verkürzt genannt wird, wurde mit Gesetz vom 24.11.1933 eingeführt, also zur Zeit des Nationalsozialismus.
Auch wenn seitdem die Fassaden aufgehübscht, die Haftbedingungen eklatant verbessert wurden, heute niemand mehr damit zu rechnen braucht, direkt körperlich umgebracht oder körperlich gefoltert zu werden. Was bleibt, was die Jahrzehnte überdauert hat, das ist die Hoffnungslosigkeit. Die Leere, die viele der Insassen geradezu körperlich ausstrahlen.
Der als „gefährlich“ diagnostizierte und damit gebrandmarkte Mensch wird als Gefahrengut behandelt, wie ein Castor, für die ja nun in Deutschland auch eine Endlagerstätte gesucht werden. Für die Menschen wurde diese schon gefunden, die SV-Anstalten. Größere Zellen, die nun, allen ernstes, „Zimmer“ genannt werden, vier mal im Jahr einen Spaziergang oder Ausflug vor die Knastmauern, wenn auch durch die WärterInnen bewacht. Privatkleidung darf Mensch tragen, und unter dieser Kleidung, auf den Schultern, unsichtbar, die Last der Ungewissheit.
Denn ein zeitliches Ende, sehen wir einmal vom Tod ab, ist nicht vorgesehen. Erst wenn sich Anstaltspersonal, psychiatrische GutachterInnen, Staatsanwaltschaften und auch die Gerichte alle einig sind, das ein(e) Untergebrachte(r) künftig mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine strafbewehrten Handlungen mehr begehen wird, erfolgen in langsamen Schritten weitere Vollzugslockerungen, an deren Ende die Freilassung steht. Dieser Prozess nimmt im Idealfall um die fünf bis sieben Jahre in Anspruch, vielfach auch zehn und mehr Jahre, oder wird gar nicht erst begonnen, d.h. die Betroffenen verbleiben dauerhaft im Knast.
Die in diesem Zusammenhang gestellten Prognosen über künftiges Verhalten werden auch von Fachleuten mit „Glaskugel-Leserei“, oder Kaffeesatz-Leserei verglichen , wobei solche Fachleute allerdings dann keine Gutachten erstatten dürfen, der lukrative Markt ist fest in den Händen einiger handvoll Frauen und mehrheitlich Männer die ein hübsches Auskommen mit dem Leid von Menschen haben.
Und so erinnern die Anti-Knast-Tage an den langen Weg, der noch zu gehen ist, an die Kämpfe, die noch ausgefochten werden müssen, aber auch an die zu erlebende Gemeinschaft gleichgesinnter, gleichberechtigter Menschen, die sich einem zutiefst unmenschlichen System entgegenstellen.

Für eine Welt ohne Grenzen und Grenzanlagen!

Für eine Welt ohne Gefängnisse!

Für eine freie Welt!

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