Uncategorized – PANTHIFA https://panthifa.blackblogs.org POWER TO THE PEOPLE Mon, 19 Feb 2024 19:42:51 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 https://panthifa.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1414/2020/07/cropped-twitter-32x32.jpg Uncategorized – PANTHIFA https://panthifa.blackblogs.org 32 32 Unsere Redebeiträge zum 4. Jahrestag des rassistischen Terroranschlags in Hanau https://panthifa.blackblogs.org/2024/02/19/unsere-redebeitraege-zum-4-jahrestag-des-anschlags-in-hanau/ Mon, 19 Feb 2024 19:37:57 +0000 https://panthifa.blackblogs.org/?p=172 Continue reading ]]> Redebeitrag in Frankfurt(Main) und Trier zu den globalen Zusammenhängen rechten Terrors:

Der rassistische Terroranschlag von Hanau, der nun 4 Jahre zurückliegt, hat viele von uns mit einem neuen Bewusstsein aufwachen lassen. Dem Bewusstsein, dass die Sicherheit migrantischer, rassifizierter Menschen in Deutschland nicht gewährleistet, und sogar verhandelbar ist. Der Attentäter, welcher neun unserer Geschwister kaltblütig und von langer Hand geplant ermordete, war ein rechtsradikaler Verschwörungsideologe, doch sein legaler Waffenbesitz, die jahrelange Kriminalisierung und Hetze gegen migrantische Communities, und der auf Anweisung der Polizei verschlossene Notausgang der Arena-Bar, reichen in die bürgerliche Mitte der Gesellschaft.

Grundlose Polizeirazzien in beispielsweise Shishabars und Racial Profiling gehören zur alltäglichen Schikane, welche die deutsche Staatsgewalt durchsetzt, um uns spüren zu lassen, dass sie uns für Fremde halten. Deutsche Medien berichten immer wieder in unverhältnismäßigem Ausmaß wilde Spekulationen über sogenannte „Clankriminalität“, „illegale Immigration“ oder „importierten Antisemitismus“, und diese Narrative rechtfertigen dann die Unterdrückung durch die Polizei, welche wir jeden Tag erleben. Dass sich unter diesem ständigen, aus rassistischen Fantasien erwachsenen Bedrohungsgefühl schließlich Nazis befähigt fühlen, zur Tat zu schreiten, ist kein Zufall.
Die Gewalt des deutschen, und weiterer Imperialistischer Staaten, beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Verbrechen im Imperialistischen Zentrum. Erst im Januar diesen Jahres wurde ein neues Asylgesetz verabschiedet, welches für ein schnelleres Asylverfahren in Form von Schnellverfahren an der Grenze und „gesicherten Asylzentren an EU Außengrenzen“ sorgen soll. Übersetzt bedeutet dies, Menschen die für Monate in bewachten, gefängnisartigen Lagern ausharren während EU-Politiker*innen über ihr Schicksal entscheiden. Deutschland entschied außerdem die Überwachung von Asylbewerber*innen zu erleichter, also eine direkte Einschränkung ihrer Grundrechte.Zusätzlich stehen illegale Pushbacks an den Außengrenzen seit Jahren an der Tagesordnung, vor weniger als einem Jahr ließ der griechische Grenzschutz mehr als 600 Menschen im Mittelmeer ertrinken. Auch die EU finanzierte Agentur FRONTEX ist an solchen Aktionen beteiligt. Immer wieder berichten Überlebende, wie Schiffe der verschiedenen Küstenwachen und Grenzschutz Organisationen absichtlich Wellen erzeugen, Menschen somit ertränken und die Überlebenden ausrauben.Eine Agentur mit einem Jahresbudget von rund 700 Millionen Euro, dass durch Zuschüsse in Milliardenhöhe mit der neuesten Spionagetechnik ausgestattet ist. Spionageequipment, welches dazu genutzt wird illegale Zurückweisungen Schutzsuchender nach Lybien und in die Türkei zu erleichtern. Zurückweisungen, die für Überlebende Folter, Zwangsarbeit und Gefängnisse bedeuten.2016 wurde ebenjene Türkei, die faschistisch regierte Türkei, mit einer Finanzspritze in Höhe von Milliarden Euros bestochen um jene Zurückgewiesenen aufzunehmen. Diese Milliarden wiederum unterstützten die Militäraufrüstung, die zur fortwährenden Bombardierung Kurdistans beiträgt.
Während an den EU Außengrenzen Frontex Söldner*innen gezielt Menschen ertränken, werden auf dem afrikanischen Kontinent Rebellengruppen zur Destabilisierung ganzer Länder vom Westen finanziert. Insbesondere Siedlerkolonien wie die USA und Israel verdienen an den Bodenschätzen der Demokratischen Republik Kongos ein Vermögen. Die Finanzierung von terrorähnlichen Strukturen, die die Bevölkerung foltern, vergewaltigen und ermorden ist ein Preis den sie für günstigeres Kobalt, Diamanten und Kupfer gerne bereit sind zu zahlen. Die direkte Finanzierung von Gewaltverbrechen im Namen von kapitalistischer Bereicherung ist für den Westen kein Akt des Terrors, die Selbstverteidigung indigener Menschen jedoch schon. Immer wieder ist in deutschen und anderen westlichen Medien die Rede von „Somalischen Piraten“, Yemenitischen Kämpfer*innen die den Arm des Irans darstellen und der Palästinensische Befreiungskampf wurde von jeher als Terror dargestellt.
Unterdessen ist bei den Yemenitischen Angriffen auf westliche Schiffe kein Mensch ums Leben gekommen, es haben lediglich westliche Firmen Profit verloren. Dies führte zu einer in wenigen Wochen aus dem Boden gestampften Koalition angeführt von den USA, die ein Land angriffen, das seit Jahren unter Sanktionen leidet. Eine drastische Maßnahme, die allen die ebenfalls aktiv am Palästinensischen Freiheitskampf teilnehmen wollen eine Lehre sein soll. Eine Freiheitsbewegung, die seit Jahren, aber insbesondere seit dem 7. Oktober, 2023 immer wieder Opfer von falschen Anschuldigungen und Verleumndung wird. Dies geht so weit, dass ganze Videos gestellt und verkleidete IDF Soldat*innen als angebliche Hamas Kämpfer posieren. 
In den Augen der deutschen Politik und Medien sind indigener Widerstand und das Auflehnen gegen Imperialistische Mächte also ein Akt des Terrors, aber Grenzsoldat*innen und Polizist*innen die unschuldige Menschen ermorden tun dies als Wahrer*innen der Sicherheit? Ein zionistisches Regime, das seit dem siebten Oktober mehrere zehntausende Menschen das Leben kostete und unausprechliche Gräueltaten stolz auf Social Media präsentiert ist die einzige Demokratie im nahen Osten? 
Wie können so viele Betroffene dieser imeprialistischen Gewalt immer noch glauben, dass Politiker*innen jeglicher Parteien in unserem Interesse handeln? Politiker*innen die Abkommen durchbringen wollen, die Geflüchtete nach Ghana oder Ruanda abschieben wollen?Die selben Politiker*innen die Sanktionen in der Sahelzone durchsetzen, weil sich die Regierungen dem imperialistischen Einflusses Frankreichs entziehen? 

Fast 30.000 Tote in Palästina, das nur seit dem 07. Oktober
Über fünf Millionen Tote im Kongo, das nur zwischen 1998 und 2008 
Mindestens fünftausend Tote und fast sechs Millionen vertriebene im Sudan, innerhalb von nur sechs Monaten
Die Opfer von Hanau, Oury Jalloh und Christy Schwundeck 
Das sind nur einige von vielen Beispielen von westlicher, deutscher unterstützter, verursachter oder geförderter Gewalt.
Und erneut stellt sich die Frage: Warum ist es so vielen immer noch so wichtig, dass Politiker*innen zuhören? So wichtig am Tisch mit ihnen zu sitzen? Sogar ein Teil ihrer Parteien zu werden? Haben nicht mindestens die letzten Monate gezeigt, dass ein System, das auf den Überbleibseln eines nationalsozialistischen Regimes aufgebaut wurde nicht von innen, nicht von Reformen oder Quotenmigrant*innen im Bundestag verändert werden kann.
Hat euch die Unterdrückung Palästinensischer Aktivist*innen, die fortwährenden Ermordungen Schwarzer Menschen durch die deutsche Polizei, immer weiter eingeschränkte Rechte für Asylbewerber*innen oder wenigstens der offene Rassismus durch die Karnevalszeit nicht gezeigt: Wir sind ihnen egal.
Als nicht weiße Personen sind wir dem deutschen Staat gerade so unsere Abreitskraft wert, und das knapp. Kwame Ture sagte: In order for non-violence to work, your opponent must have a conscience. The United States has none. Das bedeutet: Damit gewaltfreier Widerstand funktioniert, muss dein Gegner ein Gewissen haben, die USA hat keines. Genausowenig wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Israel oder jedweder anderer Siedler- und Neokolonialstaat.
Die Geschichte Deutschlands und die gegenwärtigen politischen Entwicklungen machen Angst, keine Frage, doch unsere Aufgabe gegen Rassismus und Faschismus hat sich noch nie geändert: Sie lautet Widerstand! Wir haben genug gefordert um Schutz, um Aufklärung, um unsere Menschlichkeit, und es ist an der Zeit, endlich vom Fordern ins Handeln zu kommen. Schon immer mussten wir alle progressiven Entwicklungen erkämpfen, indem wir politische Macht entfaltet haben. Das schaffen wir nur gemeinsam! Es war schon immer, und jetzt mehr als je zuvor, unsere Pflicht, zur Tat zu schreiten. Verbündet euch mit euren Mitmenschen, organisiert und vernetzt euch, plant und kämpft für eure Rechte und Menschlichkeit. Es wurde uns abtrainiert, für uns selbst und einander zu sorgen, und so verharren wir hilflos in der Isolation, aus der es auszubrechen gilt. Antifaschistische Gruppen und Organisationen gibt es überall, die nur auf eure Teilnahme warten, und wenn ihr nur zwei Freund*innen mitbringt, wächst unsere Macht exponentiell. Es gibt keine Ausreden mehr: Informiert euch über Gruppen in eurer Umgebung oder gründet eine eigene. Das ist einfacher als ihr denkt: Sobald ihr nur gemeinsam über Politik und Antifaschismus sprecht und euch verbündet, entfaltet ihr bereits politisches Potential. Experimentieren und Fehler sind erlaubt! Begegnet euren Mitmenschen, euren Genoss*innen, euren Nachbar*innen, die keine Fremden mehr für euch bleiben dürfen.
Unsere Oppressor haben Angst davor, dass wir nicht mehr isoliert sind. Dass wir für unsere Rechte einstehen und für unseren eigenen Schutz sorgen, Verantwortung füreinander übernehmen. Lasst uns gemeinsam kämpfen für uns selbst, aber auch für das Andenken der Gestorbenen, dass ihr Tod uns Mahnung bleibt, aber der Terror irgendwann Vergangenheit werden. Kein Fordern und Betteln wird sie dazu bewegen uns zu schützen, doch werden wir selbst endlich mächtig, werden sie es sein, die von uns Fordern und Betteln. 
Erinnern heisst Kämpfen,dieser Satz fällt um diese Jahreszeit immer wieder. Erinnern ist wichtig. Jedoch sind wir schon lange an einen Punkt gekommen, an dem Erinnern nicht genug ist. Es wahr nie genug und wird nie genug sein!Aktiver Widerstand ist die einzige Antwort auf die Verbrechen die jeden Tag im Namen des imperialistischen, kapitalistischen und patriarchalen Systemes, in dem wir leben, begangen werden.
All Power To The People

Rede in München zu Organisierung und Widerstand:

Der rassistische Terroranschlag von Hanau vor 4 Jahren hat viele von uns mit einem neuen Bewusstsein aufwachen lassen, dass die Sicherheit migrantischer, rassifizierter Menschen in Deutschland nicht gewährleistet, sogar verhandelbar ist. Der Attentäter, welcher neun unserer Geschwister kaltblütig und von langer Hand geplant ermordete, war ein rechtsradikaler Verschwörungsideologe, doch sein legaler Waffenbesitz, die jahrelange Kriminalisierung und Hetze gegen migrantische Communities, und der auf Anweisung der Polizei verschlossene Notausgang der Arena-Bar, reichen in die bürgerliche Mitte der Gesellschaft.
Grundlose Polizeirazzien in beispielsweise Shishabars und Racial Profiling gehören zur alltäglichen Schikane, welche die deutsche Staatsgewalt durchsetzt, um uns spüren zu lassen, dass sie uns für Fremde hält. Deutsche Medien berichten immer wieder in unverhältnismäßigem Ausmaß wilde Spekulationen über sogenannte „Clankriminalität“, „illegale Immigration“ oder „importierten Antisemitismus“, und diese Narrative rechtfertigen dann die Unterdrückung durch die Polizei, welche wir jeden Tag erleben. Die linksliberale Ampelregierung verspricht sich Erfolg im Kampf gegen Rechts, indem sie selbst immer rechtere Politik macht. Dass sich unter diesem ständigen, aus rassistischen Fantasien erwachsenen Bedrohungsgefühl schließlich Nazis befähigt fühlen, zur Tat zu schreiten, ist kein Zufall.
Die Geschichte rechten Terrors in Deutschland ist älter als wir alle: Die brutale Niederschlagung der Revolutionen 1919, der Aufstieg und die Schreckensherrschaft der Nazis, antikommunistiche Repression und Notstandsgesetze, die sogenannten Baseballschlägerjahre in Ostdeutschland mit zahlreichen tödlichen Brandanschlägen auf Asylunterkünfte, das jahrelange unbehelligte Morden des NSU, tödliche rassistische Polizeigewalt wie gegen Oury Jalloh, Christy Schwundeck, N’deye Mareame Sarr oder Mouhamed Dramé, rechte Mobs und Hetzjagden wie 2018 in Chemnitz, der Massenmord an den EU-Außengrenzen, der Export deutscher Waffen an unterdrückerische Regime weltweit. Egal ob die aktuelle Regierung sich faschistisch, konservativ oder sozialdemokratisch schimpft, weltweite rassistische Gewalt durch Deutsche und ihren Staat gehört zur juristisch abgesicherten Tagesordnung, um Profitinteressen zu sichern und maximale Kontrolle über die Unterdrückten dieser Welt auszuüben. Wenn Rassismus so sehr in einer Gesellschaft verankert ist, dann trägt sie Mitschuld an faschistischen Terrorakten wie in Hanau oder 2016 hier in München, auch wenn es die Nazis sind, die den Abzug drücken.
Die Geschichte Deutschlands und die gegenwärtigen politischen Entwicklungen machen Angst, keine Frage, doch unsere Aufgabe gegen Rassismus und Faschismus hat sich noch nie geändert: Sie lautet Widerstand! Wir haben genug gefordert um Schutz, um Aufklärung, um unsere Menschlichkeit, und es ist an der Zeit, endlich vom Fordern ins Handeln zu kommen. Schon immer mussten wir alle progressiven Entwicklungen erkämpfen, indem wir politische Macht entfaltet haben. Das schaffen wir nur gemeinsam! Es war schon immer, und jetzt mehr als je zuvor, unsere Pflicht, zur Tat zu schreiten. Verbündet euch mit euren Mitmenschen, organisiert und vernetzt euch, plant und kämpft für eure Rechte und Menschlichkeit. Es wurde uns abtrainiert, für uns selbst und einander zu sorgen, und so verharren wir hilflos in der Isolation, aus der es auszubrechen gilt. Antifaschistische Gruppen und Organisationen gibt es überall, die nur auf eure Teilnahme warten, und wenn ihr nur zwei Freund*innen mitbringt, wächst unsere Macht exponentiell. Es gibt keine Ausreden mehr: Informiert euch über Gruppen in eurer Umgebung oder gründet eine eigene. Das ist einfacher als ihr denkt: Sobald ihr nur gemeinsam über Politik und Antifaschismus sprecht und euch verbündet, entfaltet ihr bereits politisches Potential. Experimentieren und Fehler sind erlaubt! Begegnet euren Mitmenschen, euren Genoss*innen, euren Nachbar*innen, die keine Fremden mehr für euch bleiben dürfen.
Das rassistische, imperialistische System lebt davon, dass wir individualistisch isoliert sind. Wir müssen selbst für unsere Rechte einstehen und für unseren eigenen Schutz sorgen, Verantwortung füreinander übernehmen. Lasst uns gemeinsam kämpfen für uns selbst, aber auch für das Andenken der Gestorbenen, dass ihr Tod uns Mahnung bleibt, aber der Terror irgendwann Vergangenheit werden kann. Kein Fordern und Betteln kann ein im Kern unterdrückerisches System umwälzen, doch realisieren wir endlich die politische Macht, die uns jetzt schon innewohnt, können wir eine bessere Welt selbst umsetzen. Aktiver Widerstand ist die einzige Antwort auf die Verbrechen, die jeden Tag im Namen des imperialistischen, kapitalistischen und patriarchalen Systemes, in dem wir leben, begangen werden.
All Power To The People

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Unsere Ziele https://panthifa.blackblogs.org/2023/08/20/unsere-ziele/ Sun, 20 Aug 2023 14:00:00 +0000 https://panthifa.blackblogs.org/?p=164 Continue reading ]]> 1. Befreiung des afrikanischen Kontinents und aller Schwarzen Menschen weltweit sowie aller kolonialisierten Völker

2. Etablierung eines revolutionären Panafrikanismus 

3. Überwindung des Kapitalismus, Imperialismus, Patriarchat und Neokolonialismus

4. Beendigung des Ökozids am Afrikanischen Kontinent und anderen ehemaligen Kolonien

5. Globale Freizügigkeit für alle Menschen

6. Konsequente Entnazifierung

7. Abschaffung der Polizei und Gefängnisjustiz, Ersatz durch communitybasierte Alternativen

8. Gesamtgesellschaftliche und institutionelle Aufarbeitung der Kolonialgeschichte

9. Universeller Zugang für alle Menschen zu Bildung, Gesundheitsversorgung und Grundsicherung ohne kapitalistischen Leistungsanspruch

All diese Ziele beabsichtigen die langfristige Beendigung marginalisierender Verhältnisse, nicht nur für Schwarze Menschen. Bis sie nicht alle erreicht sind, ist es unsere Aufgabe auf die Sicherheit und Versorgung unserer Schwarzen Communities hinzuarbeiten

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Rede bei der Gedenkdemonstration für Mouhamed Lamine Dramé am 12. August 2023 in Dortmund https://panthifa.blackblogs.org/2023/08/18/rede-bei-der-gedenkdemonstration-fuer-mouhamed-lamine-drame-am-12-august-2023/ Fri, 18 Aug 2023 15:09:55 +0000 https://panthifa.blackblogs.org/?p=154 Continue reading ]]> Vor einem Jahr erschoss die Dortmunder Polizei unseren 16-jährigen Bruder Mouhamed Lamine Dramé. Morde von staatlichen Institutionen an schwarzen Menschen haben in diesem Land Kontinuität. Christy Schwundeck, Oury Jalloh und Achidi John, sie alle wurden auf brutale Art und Weise von diesem Staat und seinen Vertretern getötet. Ihre Mörder wurden nie zur Rechenschaft gezogen und bekleiden heute ganz im Gegenteil die höchsten Positionen in diesem Staat. Diese Morde ausgehend von staatlichen Institutionen sind keine Systemfehler, sie sind Konsequenz einer im Kern rassistischen Polizei. 

Dieser von der Polizei ausgehende anti-Schwarze Rassismus äußert sich nicht nur in den rassistischen Ansichten einzelner Bullen, sondern ist Kernbestandteil von Polizeiarbeit im bürgerlichen Klassenstaat. Die rassistische Markierung ganzer Stadtgebiete als „gefährliche Orte“ in denen die Polizei nach Belieben racial profiling praktizieren kann, sowie die aktive Vertuschung faschistischer Netzwerke innerhalb der Polizei, führen zur Entmenschlichung Schwarzer Menschen. Diese rassistischen Praktiken entwickeln eine mörderische Eigendynamik, die Schwarze Leben für die bewaffnete Schutzmacht dieses Staates entbehrlich macht. Die Reformforderungen nach Tasern statt Schusswaffen oder etwa einer Rassismusstudie für die Polizei sind inkonsequent und falsch. Die Polizei ist in ihrer Funktion bewaffneter Wächter der herrschenden Klasse, ihres Wirtschaftssystems und ihrer Eigentumsverhältnisse, gegen all diejenigen die in dieser Gesellschaft am weitesten unten stehen. 


Seit jeher ist die Hauptaufgabe der Polizei, Eigentum zu schützen, explizit nicht Menschenleben. In den USA nahm sie ihren Anfang als Sklavenfänger, in Deutschland mordete die Polizei im Holocaust für die Bereicherung der Nazis munter mit und machte nach 1945 mit dem selben Personal und den selben Dienstvorschriften weiter, als wäre nichts geschehen. Deshalb ist die Polizei so begabt darin, alle Proteste niederzuschlagen und alle Menschen ins Gefängnis zu sperren, die den Profit der Konzerne bedrohen, aber können nicht mit Empathie und Hilfsbereitschaft auf den psychischen Ausnahmezustand eines Mitmenschen reagieren, sondern nur mit Pistolenkugeln.
Dieser grundlegende Charakter der Polizei lässt sich nicht einfach weg reformieren. Ein Ende von rassistischer Polizeigewalt kann es nur mit der Überwindung der herrschenden Verhältnisse geben. Solange der Kapitalismus und die mit ihm verbundenen Unterdrückungssysteme existieren, solange wird rassistische Polizeigewalt fortbestehen.
Eine psychische Krise kann jeden von uns treffen, erst recht wenn wir jeden Tag entmenschlicht und unserer Würde verweigert werden. Wenn eine Polizei, von der behauptet wird, dass sie zu unserem Schutz da sei, uns nur noch mit Blei zu helfen weiß, dann sagen wir: Diese Polizei ist eine böswillige Verschwendung unserer Ressourcen.

Wenn ihr über 16 seid, denkt an alle Dinge, die ihr seitdem erlebt habt, alle Erfahrungen und schöne wie auch schlechte Zeiten mit euren Mitmenschen. Mouhamed wurde diese Zukunft geraubt, gestohlen von Erwachsenen Männer, die sich hinter ihren Maschinenpistolen viel zu wohl fühlen. Jetzt stehen sie hier mit Kampfrüstung und Schlagstock und wollen uns zeigen, dass Widerstand zwecklos ist, aber wenn wir uns solidarisch organisieren werden sie sehen, dass sich Menschenwürde nicht niederschießen und niederknüppeln lässt. Die Geschichte zeigt uns, dass Unterdrückte sich immer gegen ihre Unterdrücker erheben werden, und mit ihrer Gewalt zeigt die Polizei klar, dass ihre einzige Aufgabe Zwang und Unterdrückung ist. Sprecht mit euren Schwarzen Geschwistern über die Gewalt, der wir ausgesetzt sind, und verbündet euch! Überlegt gemeinsam, wie wir uns aktiv echten Schutz bieten und eine gerechtere Zukunft gestalten können! Die Befreiung wird nicht von allein kommen, wenn wir uns nicht selber von diesen Verhältnissen befreien! Es hilft kein Bitten und kein Fordern! Kümmern wir uns selbst drum!

 In Gedenken an Mouhamed Lamine Dramé, Christy Schwundeck, Achidi John und Oury Jalloh und alle Opfer rassistischer Polizeigewalt, von denen wir wahrscheinlich nicht einmal wissen. In Gedenken an unsere in Polizeigewahrsam sterbenden Geschwister. In Gedenken an unsere an den Außengrenzen Europas sterbenden Geschwister. In Gedenken an unsere von Rassisten ermordeten Geschwister. Rest in power

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Rede bei der Kundgebung gegen die Grenzmorde in Melilla https://panthifa.blackblogs.org/2022/07/21/rede-bei-der-kundgebung-gegen-die-grenzmorde-in-melilla/ Thu, 21 Jul 2022 22:29:19 +0000 http://panthifa.blackblogs.org/?p=150 Continue reading ]]> Gehalten am 29. Juni 2022 in Frankfurt (Main)

Anti-Schwarzer Rassismus insbesondere gegen unsere Geschwister vom afrikanischen Kontinent sind ein global funktionierendes System und Problem, dass von Europa seit Jahrhunderten als Entschuldigung für die Ausbeutung, die Entmenschlichung und die Verbrechen an unseren Vorfahren und Familien genutzt wird. Der transatlantische Sklavenhandel und die damit enstandene unbezahlte Arbeitskraft sowie die Rohstoffe, die durch den Kolonialismus in den Westen geschifft wurden machten die Industrialisierung und den Kapitalismus, wie wir ihn heute kennen überhaupt erst möglich.

Ohne die Ausbeutung Afrikas wäre Europa nichts. 

Die Gründe für die Fluchtbewegungen auf dem Kontinent sowie die Gründe für die repressive und mörderische Grenzpolitik der Europäischen Union liegen in  *eben jenen* bis heute bestehenden neokolonialen Strukturen die den afrikanischen Kontinent in Ketten halten. Die ökonomische Perspektivlosigkeit und die politische Instabilität die die afrikanische Jugend zur Flucht zwingt liegt nicht wie in den Untertönen der bürgerlichen Presse häufig zu hören in der Unfähigkeit afrikanischer Menschen funktionierende Gesellschaften aufzubauen. Sie liegt in den bis heute anhaltenden, nach neokolonialen Mustern organisierten Freihandelsabkommen zugunsten des Westens, Fischerei und Mineralabbaurechten die sich westliche Konzerne unter den Nagel reißen, einem fehlenden Schuldenschnitt für den gesamten globalen Süden der diesen in einer ständigen finanziellen Abhängigkeit zum Westen hält… Die Liste ist endlos!

Militärische Einflussnahme durch westliche Mächte, allen voran Africom das Afrika Kommando des US Millitärs, übt durch militärische Stärke in Zusammenarbeit mit dem europäischen Imperialismus Einflussnahme im Interesse des Westens aus. Alle Versuche sich dieser militärischen und ökonomischen Hegemonie entgegenzustellen wurden und werden brutal niedergeschlagen. Von den einst 26 afrikanischen Staaten die sich nach ihrem eigenen Selbstverständnis sozialistisch nannten gibt es heute nur noch 2. In den meisten Fällen lässt sich dies auf vom Westen initiierte Militärinterventionen zurückführen. 

Die Konsequenzen hierfür trägt die Bevölkerung Afrikas. In der Hoffnung auf ein besseres Leben wagen Millionen die Flucht vor der vom Westen mitverursachten politischen und ökonomischen Instabilität. Das Leid, das die Geflüchteten auf dem Kontinent erleiden mussten setzt sich an den Grenzen der Festung Europa fort. Seit 1993 starben über 44.000 Menschen beim Versuch die Europäischen Außengrenzen zu überqueren, das von Marrokanischen und Spanischen Grenzbehörden verursachte Massaker in Melilla ist eines von vielen Beispielen für die mörderische Grenzpolitik der Europäischen Union. Der sogennanten Werteunion sind die eigenen Werte egal solange es um die Verteidigung der auf den Ideen der weißen Vorherschafft basierenden Weltordnung geht.

Es ist wichtig hier eben auch über die Marrokanischen Grenzbehörden zu sprechen, denn der Grund warum so grausame und gewaltvolle Bilder von toten Menschen verbreitet werden ist eben weil: Es sich hauptsächlich um Schwarze, um afrikanische  Menschen handelt, die selbst in Ländern auf dem Kontinent Rassismus und Gewalt erfahren. Eben auch in Marroko, wo einige Jahrhunderte vor den Europäer*innen bereits Colonizer aus dem arabischen Raum Einzug hielten und bis ins 20. Jhd hinein Schwarze Sklav*innen bei der arabischstämmigen Dominanzgesellschaft noch Prestige hatten. Die Nachfahren dieser Sklav*innen sowie der Schwarze Teil der Indigenen Amazigh Bevölkerung kämpfen mit Ausgrenzung, einer Vielzahl an rassistischen Beleidigungen und dem Ignorieren ihrer Schicksale. Auch die Misshandlung von Schwarzen Geflüchteten an Marrokkos Grenzen hat Tradition, wir haben Berichte von Gewalt bereits aus dem Jahr 2012. Illegale Verhaftungen und institutionelle Gewalt liegen an der Tagesordnung. 

Die Befreiung von diesen von Rassismus geprägten Verhältnissen kann nur in einer Bewegung zur Vereinigung des afrikanischen Kontinents unter Vorzeichen des wissenschaftlichen Sozialismus gelingen. Unsere Aufgabe als Panafrikanist:innen in der europäischen Diaspora ist es etwaige Bewegung auf dem Kontinent zu unterstützen.

 

Als Panafrikanist*innen in der Diaspora müssen wir uns organisieren, zusammenschließen und bilden. Das Gift aus der westlichen Sozialisierung ausmerzen: Colorism, Queerfeindlichkeit, Klassismus, Sexismus, Tribalism und Vorurteile untereinander müssen Kollektiv bekämpft werden. Als Panafrikanist*innen müssen wir uns in der Diaspora gegenseitig unterstützen auf einander aufpassen und nicht mehr im Interesse von Anerkennung unserer Unterdrücker*innen uns untereinander kaputt machen.

Reißt die Festung Europa ein!Vergesst nicht die Geflüchteten die in Libyen auf Sklavenmärkten gehalten werden! Vergesst nicht die noch immer unterdrückte schwarze Mehrheitsgesellschaft in Südafrika.Vergesst nicht das Afrikanische Staaten heute noch Reperationen an ihre Colonizer zahlen müssen. Vergesst nicht die noch immer anhaltenden struggles unserer Geschwister auf dem Kontinent Reperations now!

No Justice, NO Peace! Danke!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Rede bei der Gedenkdemonstration für Oury Jalloh in Dessau https://panthifa.blackblogs.org/2022/01/20/rede-bei-der-no-justice-no-peace-demo-in-dessau/ Thu, 20 Jan 2022 11:43:29 +0000 http://panthifa.blackblogs.org/?p=139 Continue reading ]]> Die Rede als Video: Youtube

(Gehalten am 7. Januar 2022)

mi salminii on wonɓe ɗo ɗeng. 

ɓai Oury Jalloh ko pullo mi ɗo faala yewtude haala pulaar seɗa . ko fi honɗun mi ɗo wolude haala pulaar seɗa ko fi siɓɓe makkoɓen e goreeɓe makkoɓen no famira ko feɗji kon e hore makko. hande meɗen fottude fii manifestation e fii andintingol ko feɗji e hore Oury Jalloh. hande woni duubi sappo e jeeɗiɗi illa o maji e juuɗe policiben.

ko fottini en hande kon ko fi ko wadi e mako ta wattu hande kadi. meɗen torri gouvernement allemand on no wadan Oury Jalloh justice. ko en wonu huunde wotere hara sifa ko waɗi do e Oury Jalloh wataali handekadi. ko en ɓuurtu jogondirgol ta ɗundo wattu. kadi en daroto ha jande o hetti gonga mako.

hara meɗɗen weltanike Mouctar Bah e initiative justice pour oury jalloh on fii wakilare ɗe ɓe waɗi di duubi ɗo fow. 

meɗen weltanii tawaɓe ɗo ɓen fii o manifestation.

(Übersetzung: Ich begrüße alle hier anwesenden Personen. Da Oury Jalloh Fulani war, werde ich ein paar Worte in seiner Muttersprache (Pulaar) da lassen, damit seine Freunde und Familie aus der Heimat verstehen können was vorgefallen ist. Heute demonstrieren und gedenken wir Oury Jalloh. Es sind bereits 17 Jahre vergangen seitdem er „durch die Hände der Polizei verstorben ist“.

Heute demonstrieren wir erneut damit so etwas nie wieder passiert. Wir appellieren an die deutschen Behörden und fordern Gerechtigkeit für Oury Jalloh. 

Wir müssen weiterhin als Gemeinschaft agieren und den Bund untereinander stärken damit wir solche Fälle verhindern können. Außerdem werden wir solange standhaft bleiben bis wir Gerechtigkeit für Oury Jalloh erlangt haben.

Zum Schluss bedanken wir uns besonders bei Mouctar Bah und der Initiative Gerechtigkeit für Oury Jalloh für ihre jahrelangen Bestrebungen und ihren Kampf um Gerechtigkeit!

Wir bedanken uns auch bei all denjenigen die heute erschienen sind.)

Es ist nun 17 Jahre her, dass die Polizei Dessau Oury Jalloh ermordet hat. Etliche unabhängige Gutachten zeigten schon längst was seit dem Mord klar ist; Oury Jalloh wurde bei lebendigem Leib verbrannt. Die Lüge dass er sich selbst angezündet habe, wird von Staat und Polizei bis heute verteidigt. Genau aus diesem Grund halten der Staat und sein ausführendes Gewaltmonopol in Form der Polizei bis heute noch an dem Lügenkonstrukt fest, dass Oury Jalloh sich selbst angezündet habe. Die Gutachten werden nicht anerkannt und die Täter werden weiterhin geschützt. Deshalb wissen wir, dass der Staat kein Interesse daran hat uns vor weiteren rassistischen Morden zu schützen. Dies zeigte sich 2011 als Christy Schwundeck ermordet wurde und bis heute keine Gerechtigkeit erfahren durfte. Wir gedenken heute insbesondere auch Laya-Alama Conde, der auch durch die Hand des deutschen Staates ermordet wurde und eine lückenlose Aufklärung verhindert wurde. Es ist also klar; Gerechtigkeit müssen wir selbst erkämpfen.

Die Polizei ist ein Organ, welches die Profitgier der herrschenden Klasse schützt und verteidigt. Dass Schwarze und migrantische Menschen immer wieder durch die Polizei schikaniert und ermordet werden, ist kein Zufall. Denn die Polizei ist durchtränkt mit faschistischen und rassistischen Strukturen. Das Fundament polizeilicher Institutionen ist auf Faschismus, Rassismus, Gewalt, Machtmissbrauch und Schikane aufgebaut. Weshalb es nicht verwunderlich ist, dass immer wieder Skandale auftauchen, wo Polizist:innen dabei enttarnt werden, sich faschistisch militant organisiert zu haben und private Informationen von Aktivist:innen an diese faschistischen Strukturen weiterzugeben. Doch bei der Polizei allein bleibt es nicht. Im Verfassungsschutz sitzen seit Beginn der BRD vermehrt Menschen, die das faschistische Gedankengut teilen und dessen Strukturen schützen und stärken. Dadurch werden überproportional antifaschistische Strukturen und Aktivist:innen mit Repressionen überrannt. 

Oury Jallohs Mörder sind das Produkt eines rassistisch-kapitalistischen Systems – ein System, das darauf abzielt Leute wie ihn zu dehumaniseren uns Schwarze Menschen und Afrosiblings zu dehumanisieren. 

Es reicht längst nicht mehr Oury Jalloh als Opfer eines Einzelfalls von Polizeigewalt zu beschreiben. Oury Jalloh ist Opfer eines gewaltvollen Systems mit globaler Kontinuität: Antischwarzer Rassismus. Antiblackness!!! Ein System das uns zeigt, dass Schwarze Leben überall auf dieser Welt in Gefahr sind. Oury der hier in Deutschland Zuflucht suchte musste es schmerzhaft erfahren. Koloniale Kontinuitäten und der in diesem Kontext entstandene Bürgerkrieg in der Sierra Leone, von dessen Blutdiamanten Deutschland und andere europäische Staaten immer noch profitieren, destabilisierte Ourys Heimat – meine Heimat. Beginnend damit setzten sich die Ausmaße kolonialer Gewalt weiter fort in Form von unsicheren Fluchtwegen, staatlichem Abschiebeapparat, racial profiling und endete schließlich tragisch mit Oury Jallohs Ermordung. In diesem System voller Gewalt scheint es schon vorbestimmt zu sein, welches schreckliche Ende unseren Bruder erwartete. So möchten wir ihn jedoch nicht in Erinnerung behalten. Wir sind es mehr als nur Leid unsere afrikanischen Geschwister nur in einem globalen rassistischen Kontext zu verabschieden. Wir sind es leid, dass die Angehörigen unserer Geschwister nicht vernünftig trauern können, weil sie damit beschäftigt sind sich mit strukturellen Problemen auseinanderzusetzen. Seine Mutter starb 2012 ohne Gerechtigkeit für ihren Sohn zu erfahren.

Oury Jalloh ist tot. Ein Mensch. Ein Freund. Ein Bruder. Ein Vater. Familie. Oury Jalloh mo Mariama Djombo Jalloh maaji. Ko tagaɗo ko achiti biɗɗo, siɓɓe e goreeɓe

Was haben die letzten 17 Jahre gezeigt: Einerseits die Ignoranz des deutschen Staates, aber viel wichtiger die Fähigkeit Schwarzer Selbstorganisation zur Mobilisierung und aktiven Handelns. Unsere Fähigkeit zu vernetzen und als gemeinsames Bündnis afrodiasporischen Personen hier geschlossen aufzutreten. Unsere Fähigkeit den antimperialistischen, antirassistischen sowie Klassenkampf auf allen Ebenen intersektional zu führen. Unsere Fähigkeit diesen Kampf Generation über Generation weiterzuführen. Unsere Fähigkeit Kämpfe über Deutschland hinaus weiterzuführen und für Themen unseres Mutterkontinents Afrika und der Diaspora oder die Belange von geflüchteten Menschen überall auf dieser Welt aufmerksam zu machen. Unsere Fähigkeit trotz jahrelanger Arbeit und zahlreichen Rückschlägen immernoch Widerstand gegen unsere Unterdrückung zu leisten. 

Auch im Kampf der Gerechtigkeit für Oury Jalloh werden insbesondere Schwarze Aktivist:innen Repressionen ausgesetzt. Doch auch das ist kein Zufall, denn dieser Kampf rüttelt an der Festung Deutschland und Europa. Deshalb danken wir besonders der Initiative Oury Jalloh und Mouctar Bah für ihren unerbittlichen Kampf, der uns alle mitreißt.

Wir kämpfen nicht nur für die Gerechtigkeit Oury Jallohs, sondern für die Gerechtigkeit aller, die von der Polizei schikaniert und ermordet wurden. Wir kämpfen gegen den deutschen Imperialismus, welcher für Flucht und Vertreibung verantwortlich ist. Wir kämpfen gegen den Faschismus, der sich immer weiter radikalisiert.

Wir kämpfen für eine Welt ohne Polizei, Kapital und Staat, denn nur wenn wir die Wurzel des Problems bekämpfen, können wir den Erfolg dieses Kampfes ernennen.

Wir werden dieses System mit panafrikanischer Einheit und geballter Kraft unserer Afrogeschwister in seinen Grundfesten erschüttern und die Strukturen zerschlagen, die uns daran hindern Oury Jalloh als Individuum wahrzunehmen und nicht nur als systematisches Opfer.

Rest in Power Oury Jalloh!

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Rede der Panthifa am 23.10. beim Refugee-Protestcamp vor der Ausländerbehörde München https://panthifa.blackblogs.org/2021/10/29/rede-der-panthifa-am-23-10-beim-protestcamp-vor-der-auslaenderbehoerde-muenchen/ Fri, 29 Oct 2021 14:29:36 +0000 http://panthifa.blackblogs.org/?p=135 Continue reading ]]> Seit bald 2 Wochen campen Geflüchtete aus Sierra Leone vor der Ausländerbehörde in München, um gegen eine Botschaftsanhörung zu protestieren, bei der ihnen sierra leonische Passierscheine ausgestellt werden sollen, um ihre Abschiebung zu ermöglichen. Das Camp besteht immer noch [Stand: 29.10.2021]. Pressearbeit für das Camp findet über den Instagram Account von Black Lives Matter München statt.

Es folgt unsere Rede bei einer Kundgebung auf dem Camp:

Die geflüchteten Menschen sollten heute nicht hier sein müssen. Sie sollten gerade im Warmen sitzen, in eigenen Wohnungen, die sie frei wählen durften, ohne die ständige Bedrohung durch Leistungskürzung und Abschiebung. Doch die Geflüchteten sind hier und kämpfen für ihre Rechte, in kaltem Wetter am Straßenrand, während die sogenannte „Münchner Zivilgesellschaft“, die seit Montag sehr wohl dringend hier sein sollte, ihre Unterstützung mit der Ausrede von Studium und Lohnarbeit verweigert. Sie nutzen ihr Privileg, genehmigungsfrei mit Kündigungsschutz und bezahlten Krankheitsstunden arbeiten zu dürfen und den Luxus von Recht auf akademische Bildung, um sich mit dem gerade vor unseren Augen stattfindenden, realpolitischen Kampf um Bleiberecht für Alle entsolidarisieren zu können. Sie entsolidarisieren sich mit der klaren Forderung: Keine Abschiebung!

Abschiebung ist immer ein Ausdruck von Unterdrückung. Europa ist der Hauptprofiteur des globalen Kapitalismus und der Ausbeutung des afrikanischen Kontinents. Lieber wird teuer abgeschoben, als geflüchteten Menschen mit diesem Geld ein würdiges Leben zu ermöglichen. Diese Rechnung macht nur mit einem rassistischen, unmenschlichen Weltbild Sinn.

Europäische Menschen wissen genau, dass ihr heutiger Reichtum über hunderte Jahre vom Rest der Welt gestohlen wurde und jetzt wollen sie diesen Reichtum mit aller Gewalt verteidigen. Die Gewalt kommt einerseits aktiv von den Behörden, welche abschieben, aber auch passiv von der breiten Bevölkerung, die lieber die Augen zumacht und weiter brav ins beheizte Büro oder Hörsaal geht, statt ihren Parolen wie „Refugees Welcome“ Taten folgen zu lassen.

Ein Deutschland, das sich Waffenexporte, schmutzige Wirtschaftsdeals und Auslandseinsätze der Bundeswehr wie in Mali leisten kann, kann sich auch die Aufnahme und menschliche Behandlung von Geflüchteten leisten. Geflüchtete, die auch wegen deutscher Waffenexporte und Ausbeutung nach Deutschland kommen, schulden uns nichts, und wir schulden ihnen alles.

Viele von euch aus Sierra Leone haben mir in den letzten Tagen eure Geschichten erzählt, dass ihr seit Jahren in Deutschland lebt und alles getan habt, was von euch verlangt wurde: Ihr habt Deutsch gelernt, ihr habt Ausbildung gemacht, seid zu euren Terminen gegangen und habt nie ein Gesetz gebrochen, und trotzdem sollt ihr jetzt abgeschoben werden.
Ich sage euch: Es ist egal was ihr getan oder nicht getan habt, ihr verdient es in Deutschland zu sein, weil ihr nur wegen deutscher Unterdrückung hier seid.

To my Sierra Leonian siblings here: You don’t owe Germany anything, and Germany owes you everything. Stop deportation!

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Panthifa bei der Gedenkdemo für Samuel Kofi Yeboah https://panthifa.blackblogs.org/2021/09/19/126/ Sun, 19 Sep 2021 20:01:10 +0000 http://panthifa.blackblogs.org/?p=126 Continue reading ]]>

Gestern waren unsere Genoss*innen bei der Gedenkdemo für Samuel Kofi Yeboah in Saarlouis. Unser Bruder wurde dort am 19.09.1991 vor 30 Jahren von Nazis brutal durch einen Brandanschlag ermordet.

Die Demo begann am Hauptbahnhof mit einer Startkundgebung und bewegte sich schließlich zum Tatort, wo Reden in Gedenken des aus Ghana geflüchteten und in Deutschland Schutz suchenden Samuel gehalten und anschließend Blumen niedergelegt wurden. Nur 3 Tage zuvor wurde dort auch von der Stadt eine Gedenktafel errichtet, warum nicht bereits vor 30 Jahren fragen wir uns.
Daraufhin begab sich der Demozug von ca 180 Antifaschist*innen zum Löwenpark und dann in die Innenstadt, wo es 2 weitere Stopps gab an denen an die Opfer von Naziangriffen erinnert wurde bis zur Endkundgebung am Kleinen Markt.

Wir möchten noch einmal hervorheben wie sowohl die Regierung, als auch die Staatsanwaltschaft im Fall Samuel Yeboah versagten. Sowohl seine Mörder als auch ihr Motiv waren bereits damals bekannt. Die Täter haben gar mit dem Anschlag geprahlt. Trotzdem wurden bereits nach einem Jahr die Ermittlungen eingestellt und seine Mörder nie zur Rechenschaft gezogen.

Vor einem Jahr wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen und wir fordern Gerechtigkeit für unseren Bruder und alle weiteren Opfer des Brandanschlags, die schwere psychische Schäden davon getragen haben müssen.
Wir verlangen lückenlose Aufklärung und, dass der deutsche Staat und insbesondere die Stadt Saarlouis Verantwortung für den Fall übernehmen.
Wir erwarten die konsequente Entnazifizierung Deutschlands und Gerechtigkeit für unseren Bruder!

Außerdem fordern wir die an der Orga beteiligten Gruppen auf ihren Rassismus zu reflektieren und aufzuarbeiten, damit sichere Räume für Schwarze Menschen geschaffen werden, um unseren ermordeten Geschwistern zu Gedenken ohne konstant Mikroaggressionen ausgesetzt zu sein.

Samuel hatte damit gerechnet, dass er früher oder später Nazis zum Opfer fallen würde. In Anbetracht der zahlreichen Angriffe auf geflüchtete Menschen hätte dies also auch der Stadt bewusst sein müssen, doch es wurde bewusst weggeschaut!
Wir werden nicht klein beigeben!

In Gedenken an unseren Bruder Samuel Kofi Yeboah.

Rest in Power

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Rede am 20. Juni in Düsseldorf zur Hilarius Gilges Gedenkdemo https://panthifa.blackblogs.org/2021/07/07/rede-in-duesseldorf-zum-todestag-von-hilarius-gilges-1933/ Wed, 07 Jul 2021 18:08:48 +0000 http://panthifa.blackblogs.org/?p=119 Continue reading ]]> Für uns als Schwarze Antifaschist*innen nimmt Hilarius Gilges natürlich einen besonderen Stellenwert ein.
Seine Geschichte ist nicht einfach nur die Geschichte eines deutschen Kommunisten und auch nicht einfach nur die Geschichte eines Schwarzen Mannes in Deutschland. Sondern die Geschichte eines Schwarzen Kommunisten in einem Deutschland das sich am Siedepunkt des Kampfes zwischen Revolution und der faschistischen Reaktion befand. Am Siedepunkt eines Kampfes der über Leben und Tod von Millionen von Menschen, unter welchen sich auch tausende unserer Geschwister befanden, entscheiden sollte.

Das Deutschland der Weimarer Republik, stand vor der wichtigen Frage, ob es seine Zukunft freiheitlich und gerecht oder rückständig und barbarisch gestalten wird. Hilarius Gilges nahm in diesem Kampf eine wichtige Rolle ein, indem er mit seiner Theatertruppe Nordwest ran Tag für Tag versuchte die Massen der deutschen Arbeiter*innenschaft zu agitieren. Hilarius Gilges zeigte aber nicht nur auf der Bühne, sondern auch im antifaschistischen Kampf auf der Straße, dass er ein wahrer Genosse war, welcher für die Revolution brannte.
Dies Lag auch an den rassistischen Erfahrungen, welche er schon seit seiner Kindheit innerhalb dieses Systems erleben musste.

Er erkannt früh, dass im Kampf gegen Rassismus, der Kampf gegen den Kapitalismus unabdingbar ist. Der Rassismus als Ideologie wurde geschaffen, um die Ausbeutung und Entmenschlichung unseres Kontinents und unserer Leute zu rechtfertigen, nur um dann aus unseren geraubten Rohstoffen und unserem Leben Kapital zu schlagen.

Als Schwarzer Mann in Deutschland saß Hilarius Gilges an der Quelle dieser abscheulichen Ideologie. Er saß im Herzen der Bestie und führte von dort aus einen erbitterten Kampf.

Seine Geschichte muss erzählt werden! Denn sie zeigt uns nicht nur, dass Schwarzes Leben in Deutschland schon über hundert Jahre existiert, sondern auch, dass es sich gegen all die Unterdrückung der Europäischen Bourgeoisie gewehrt hat. Wir haben uns nicht einfach Ausbeuten, abschlachten und sterilisieren lassen. Wir sind aufgestanden und haben für die uns geraubten Rechte gekämpft.

Auch wenn Hilarius Gilges durch die Hand der Reaktion ermordet wurde, ist sein Kampf noch lange nicht vorbei. Sein Kampf lebt in uns weiter und wir werden so wie er es tat bis zum bitteren Ende kämpfen. Wir sind heute hier, um diesen bedeutsamen Mann zu gedenken und um zu zeigen, dass wir genau wie unsere Ahnen für unsere Freiheit kämpfen. Wir werden uns nehmen uns was uns gehört.

Rest in Power Hilarius Gilges!
Es lebe der Schwarze Widerstand!

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Rede der Panthifa zum African Liberation Day am 25. Mai 2021 https://panthifa.blackblogs.org/2021/05/31/rede-der-panthifa-zum-african-liberation-day-am-25-mai-2021/ Mon, 31 May 2021 07:01:01 +0000 http://panthifa.blackblogs.org/?p=114 Continue reading ]]> Der African Liberation Day am 25. Mai fand das erste Mal 1963 statt. Auch heute, 58 Jahre später noch ist er kein Tag zum feiern, sondern zum kämpfen. An eben diesem 25. Mai 1963 trafen sich erstmals unabhängige afrikanische Staaten, um die Organization of African Unity auszurufen. Diese von Ghanas Präsidenten Kwame Nkrumah initiierte Allianz wurde von den imperialistischen Kräften der sogenannten Industrienationen Europas und der USA bei jeder Gelegenheit manipuliert mit Ausbeutung und Gewalt. Im Sinne des globalen Kapitalismus durfte Afrika auf keinen Fall eine egalitäre, panafrikanische Erfolgsgeschichte werden. Viele Revolutionäre des Kontinents wurden in den letzten 58 Jahren im Namen des Imperialismus ermordet, revolutionär panafrikanische Regierungen mit Unterstützung westlicher Geheimdienste gestürzt und Ressourcen gestohlen.

Doch der African Liberation Day soll auch an die Erfolge unserer Ancestors erinnern: Trotz aller Widrigkeiten ist die moderne Geschichte Afrikas voll mit Revolutionären, die dem Imperialismus getrotzt haben: Burkina Fasos Thomas Sankara, Mozambiques Samora Machel, Guineas Sékou Touré und M’balia Camara, Tanzanias Julius Nyerere, Süd Afrikas Winnie Mandela, Kongos Patrice Lumumba, Ghanas Kwame Nkrumah und Jerry Rawlings, um nur einige zu nennen, haben uns gezeigt wie ein Freiheitskampf auf dem Kontinent aussehen kann. Ihre Kämpfe führten nicht zuletzt 1994 zum Sturz des Apartheidsregimes, das bis zuletzt von imperialistische Kräften gestützt wurde um den Kontinent zu destabilisieren. Dies war ein massiver Sieg auf dem Weg zum revolutionären Panafrikanismus.

Die Befreiung aller Schwarzen Menschen weltweit von der Unterdrückung des globalen Rassismus und der Entmenschlichung kann nur unter einem freien Afrika, vereint unter revolutionärem Panafrikanismus beginnen. Das Schicksal aller Schwarzen Menschen weltweit ist an die Unterdrückung Afrikas gekoppelt, die Weiße nur durch ihren Rassismus vor sich selbst rechtfertigen können. Nur durch die Überwindung des Kapitalismus, der Profit weltweit über Gerechtigkeit stellt, können wir frei sein.

Auch Deutschland nimmt eine Schlüsselrolle in den bis heute andauernden Verbrechen ein. Der vom deutschen Kaiserreich begangene Genozid an den Ovaherero und Nama wurde über ein Jahrhundert lang von Deutschland nicht anerkannt. Zwei ganze Völker wurden zum Großteil in Konzentrationslagern ausgelöscht, die wenigen Überlebenden traumatisiert und ohne Unterstützung erst unter deutscher, dann südafrikanischer Apartheidsherrschaft zurückgelassen.
Mittlerweile soll ein scheinheiliges Aussöhnungsabkommen mit Namibia abgeschlossen werden, welches die Forderungen der Opfergruppen missachtet und die namibische Regierung mit einer lächerlichen Summe abspeisen soll, die die koloniale sogenannte Entwicklungshilfe der letzten 30 Jahre nicht übersteigt. Diese Beleidigung und Missachtung Deutschlands seiner eigenen Verbrechen ist nichts weiter als die Fortsetzung des Neokolonialismus.

Leider ist der 25. Mai nicht nur ein Tag der geschichtlichen Reflexion, auch in jüngster Vergangenheit ist er Grund für massiven Schmerz Schwarzer Menschen. Die Ermordung George Floyds ist nun ein Jahr her. Die Grausamkeit des Mordes durch eine Gruppe Polizisten, der in seiner Gänze auf Social Media verbreitet wurde, mündete in einen emanzipatorischen antirassistischen Aufstand, dem die US-Regierung mit massiver Repression begegnete, die zu noch mehr Opfern faschistischer Polizeigewalt führte. George Floyds Ermordung war kein Einzelfall und unser Kampf begann und endet nicht mit ihm oder der Verurteilung der Täter. Unser Kampf kann und darf nicht weniger erreichen als die komplette Abschaffung der Institution Polizei.

Auch in Deutschland ist Polizeigewalt ein Problem. Am 19. Mai, jährte sich zum 10. Mal die Ermordung Christy Schwundecks durch deutsche Polizisten. In einem Jobcenter in Frankfurt wurde sie erschossen, als sie sich für ihre Würde und Grundsicherung einsetzte, die der deutsche Staat und seine Institutionen ihr verweigerten. Bis heute ist dieser Fall weder ausreichend aufgeklärt noch in der Öffentlichkeit bekannt.
Die Ermordung Christy Schwundecks war kein Ausrutscher oder Systemfehler. Die Polizei und das Jobcenter haben genau im Sinne ihrer Aufgabengebiete gehandelt: Die Sicherung deutscher Kapitalinteressen gegen alle, die durch Unterdrückungsmechanismen wie in diesem Fall Rassismus nichts wert sind.
Die Polizei schützt keine Menschen. Sie schützt Eigentum und Kapital. Und das Kapital liegt in den Händen der Unterdrücker. Egal wie sehr wir betteln, es ist unmöglich das Unterdrückungskonzept Polizei in unserem Sinne zu verbessern, zu optimieren, zu reformieren. Unser Ziel muss bis zuletzt Abschaffung bleiben.

Ohne Kapitalismus brauchen wir keine Polizei. Ohne Kapitalismus existieren die Mehrheit der Straftatbestände, für die Menschen in Gefängnissen sitzen, nicht mehr. Die Alternativen zu Polizei sind communitybasierte gegenseitige Unterstützung, Rücksichtnahme und Solidarität.

Warum ist das Leid Schwarzer Menschen so offensichtlich, warum ist so offensichtlich was getan werden muss, um unsere Situation zu verbessern, und doch sind selbst die kleinsten Fortschritte und Erfolge für uns so hart erkämpft?

Trotz einer Vielzahl an öffentlichen Diskursen, Veröffentlichungen und Reflexionen zum Thema Rassismus, die sich spezifisch an weiße richten, verstehen sie immer noch ihre Rolle im System der White Supremacy nicht. Rassismus ist kein individuelles Problem, aus dem wir uns herausbilden und workshoppen können, sondern eine Struktur, die uns von Tag 1 unseres Lebens unterdrückt oder eben erhöht. Diese Strukturen können wir nicht aus uns herausbekommen, solang wir sie nicht zerstört haben. Ein Heilungsprozess kann erst beginnen, wenn Rassismus, Imperialismus und Kapitalismus in ihrer weltumspannenden Vollkommenheit zerschlagen wurden.

Weiße müssen deshalb verstehen, dass sie die Unterdrücker sind und sich durch Aneignung unserer Kämpfe, unserer Sprache und unserer Bilder nicht aus ihrer Schuld herauspositionieren können. Mit Sätzen wie „Wir bluten alle das gleiche Blut“ oder „Ich sehe keine Hautfarben“ verneinen Weiße ihre Vormachtsstellung in einem System, das mit Gewalt ihre Interessen durchsetzt. Egal ob in ihrer Stadt im Jobcenter, über dem Atlantik in den USA, oder durch Ressourcenklau, Ausbeutung und Genozid im Mutterland Afrika.

Deshalb unser Aufruf an unsere Schwarzen Geschwister auf der ganzen Welt: Warten wir nicht vergebens darauf, dass weiße uns unsere Freiheit geben: Nehmen wir sie uns! Sie werden uns niemals Freiheit geben, weil sie von unserer Unterdrückung profitieren. Sprecht mit euren Geschwistern über Rassismus, Politik und Kapitalismus. Setzt euch mit den Kämpfen unserer Ancestors auseinander. Gründet Gruppen und Organisationen, schließt euch ihnen an. Lasst uns für unsere Befreiung und die Befreiung unseres Kontinents zusammen kämpfen. Der Westen hat uns zu lange unterdrückt, es ist an der Zeit aufzustehen und uns zu nehmen, was uns gehört.
Power to the People!

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Tag der Befreiung – Die Vergessenen Helden https://panthifa.blackblogs.org/2021/05/08/tag-der-befreiung-die-vergessenen-helden/ Sat, 08 May 2021 18:20:34 +0000 http://panthifa.blackblogs.org/?p=109 Continue reading ]]> Der Tag der Befreiung ist in Deutschland eine der wichtigsten Instanzen der deutschen Erinnerungskultur. Jährlich wird in ganz Deutschland an diesem Tag den Opfern des NS-Regimes sowie den Sieger*innen des 2. Weltkrieges gedacht. Das Gedenken an diesem Tag ist schon seit Jahrzehnten in Deutschland ritualisiert. Es ist daher wenig verwunderlich, dass sich durch das institutionelle Gedenken in Deutschland, welches nie entnazifiziert wurde, immer noch white supremacy und gezieltes Schweigen über wichtige historische Fakten der Befreiung herrschen.
Zu den größten gezielt ausgelassenen historischen Fakten, zählt die Beteiligung Schwarzer Soldaten an der Befreiung.

Ein wichtiges Beispiel hierfür zeigt die Geschichte der Tirailleurs Sénégalais (Senegalschützen). Die Senegalschützen waren eine 1857 von der französischen Kolonialmacht gegründete Einheit des französischen Militärs. Sie bestand hauptsächlich aus Senegalesen, aber auch aus anderen Menschen aus dem Kolonial Gebiet Französisch-Westafrika. Seit der Gründung der Senegalschützen war diese Einheit fester Bestandteil der französischen Kolonialtruppen, zu welchen auch Einheiten aus anderen von Frankreich kolonialisierten Gebieten gehörten. Schon im ersten Weltkrieg wurden diese kolonialen Truppen massenhaft eingesetzt.
Die Senegalschützen leisteten einen wichtigen Beitrag zu der Befreiung des besetzten Frankreichs im 2. Weltkrieg. Am 15 August 1944 landeten rund 20000 Senegalschützen zusammen mit amerikanischen Truppen an der französischen Küste. Von dort an befreiten sie, obwohl sie in der Regel schlechter als die anderen Truppen ausgerüstet waren, ohne kaum Rückschläge zu erleiden eine französische Stadt nach der anderen. Sie wurden dabei meist auch direkt in den ersten Reihen der Fronten eingesetzt. Als Südfrankreich schließlich befreit war, zogen die Senegalschützen, mit den anderen Truppen weiter zu den deutschen Grenzen.

Der Einsatz der Senegalschützen endete dort jedoch abrupt. Als der Sieg der Alliierten über die Deutschen absehbar war, ordnete der damalige Präsident der provisorischen Regierung Frankreichs Charles De Gaulle die „Blanchiment“ (Bleichung) der französischen Truppen an. Dies bedeutete, dass Schwarze Soldaten, aus den kolonialen Truppen durch weiße Soldaten, welche sich der Armee anschlossen, ersetzt wurden. Die Schwarzen Soldaten wurden dabei entweder zurück nach Afrika oder in den Süden Frankreichs geschickt, um nicht am finalen Sieg beteiligt sein zu können.

Das Kapitel der Senegalschützen endete düster. Den Soldaten dieser Einheit, wurde vor ihrem Einsatz im Krieg versprochen, dass sie den gleichen Lohn wie französische Soldaten erhalten sollten. Als die Senegalschützen jedoch abgezogen wurden, wurde dieses Versprechen nicht eingehalten. Die Franzosen zahlten den Senegalschützen weniger als versprochen. Dies führte am 31 November zu einem Aufstand im Militärlager Camp Thiaroye in der Nähe Dakars. Die um ihren Sold geprellten Schwarzen Soldaten, nahmen General Damien fest, um ihren gerechten Lohn einzufordern. Die französische Regierung ließ diesen Aufstand jedoch am 1. Dezember 1944 blutig niederschlagen. Dabei wurden schätzungsweise 300 Soldaten der Senegalschützen ermordet.

Die Senegalschützen erhielten nie den ihnen versprochenen Lohn. Die eh schon geringere Pension, welche sie erhielten, blieb, im Gegensatz zu den, auf Grund von Inflation, mehrfach erhöhten Pensionen französischer Soldaten, seit dem Ende ihres Einsatzes immer gleich. 2010 wurden die dafür verantwortlichen Gesetze von Nicolas Sarkozy außer Kraft gesetzt. Alle Soldaten sollten die gleiche Altersrente erhalten. Dies war jedoch nur ein symbolischer Akt, welcher dem Großteil der Senegalschützen nicht half, da diese zu dem Zeitpunkt bereits tot waren.

Im 2. Weltkrieg kämpften schätzungsweise 1,5 bis 3 Millionen Soldaten aus Kolonien der Alliierten und rund eine Millionen Afroamerikaner, gegen Nazi-Deutschland und seine Verbündeten. Das Schicksal der Senegalschützen ist, neben dem anderer Schwarzer Kriegshelden wie den Buffalo Soldiers oder den gambischen Soldaten in Birma, nur eines von vielen. Noch heute werden der Einsatz und das Schicksal dieser Soldaten systematisch aus den Geschichtsbüchern und dem Gedenken verdrängt. Daher möchten wir heute zum Tag der Befreiung, unser Gedenken all unseren verstorben Ahnen widmen, welche unter Einsatz ihres Lebens gegen die Nazis und den Faschismus kämpften. Wir haben und werden euch nie vergessen. Wir werden euren Kampf gegen den Faschismus und Imperialismus weiterführen! Der Sieg über die Nazis war kein Sieg westlicher Kolonialstaaten, sondern der Sieg der kolonialen Truppen und der Roten Armee.

Rest in Power! Es lebe der Schwarze Widerstand!

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