Failing City – perspective-green https://perspectivegreen.blackblogs.org If you don`t like the game, change the rules! Mon, 15 Feb 2021 11:37:28 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Von einem, der den Plan falsch interpretierte https://perspectivegreen.blackblogs.org/2021/02/15/von-einem-der-den-plan-falsch-interpretierte/ Mon, 15 Feb 2021 11:36:11 +0000 http://perspectivegreen.blackblogs.org/?p=235 Continue reading Von einem, der den Plan falsch interpretierte ]]> Wind ist bei uns im Norden nichts Ungewöhnliches. Genauso wenig ungewöhnlich ist, dass der Wind ab und an ein paar Bäume umknickt oder entwurzelt. Das ist völlig normal und gehört zum natürlichen Zyklus. Seltsam wird es dann, wenn Bagger ungefragt die Aufgabe des Windes übernehmen, so geschehen im Prüner Schlag in Kiel.

Das ehemalige Kleingartengebiet ist inzwischen vermutlich nicht nur Kieler*innen, sondern einem Großteil der Menschen in Schleswig-Holstein ein Begriff. Aber leider nicht, weil es an diesem Ort eine grüne Oase gab, in der Mensch und Natur zur Ruhe kommen können, in der für den Eigenbedarf Obst und Gemüse angebaut wird und die ganz nebenbei einen wichtigen Beitrag zum Klima der Stadt beiträgt. Seit Jahren ist dort eher das Gegenteil der Fall. Die Krieger-Gruppe, der sowohl Möbel Kraft,  als auch Möbel Höffner und der Einrichtungs-Discounter Sconto angehören, plant auf dem Gelände den Neubau eines Möbelhauses. Ein absolut absurdes Vorhaben, wenn man sich die Lage der Fläche, deren Nähe zu anderen Möbelhäusern in Kiel und vor allem den eigentlichen Wert der Grünflächen für die Kieler*innen anschaut. Bevor wir zu dem eigentlichen Anlass dieses Artikels kommen, ein kurzer Blick in die Vergangenheit:

Im März 2012 wird ein Kaufvertrag zwischen der Stadt Kiel und der Krieger Gruppe unterzeichnet, damit regt sich auch erheblicher Wiederstand in der Kieler Bevölkerung. Im August 2013 startet dann ein Bürger*innenbegehren, um die Bebauung der Fläche zu verhindern. Auf welcher Seite die Stadt Kiel steht, ist allerspätestens mit der Veröffentlichung der Kampagne zur Abstimmung klar. Auf den Plakaten heißt es „246.000 m2  Grünflächen für Kiel und 68 geschützte Arten. Grüner Daumen hoch!“. Weiter wird dann gebeten: „Das finden Sie gut? Dann stimmen Sie am 23. März mit Nein. Denn nur ein Nein beim Bürgerentscheid ist ein Ja für Möbel Kraft.“ Ob diese Kampagne aus Steuergeldern finanziert wurde? Natürlich. Und ob die Stadt Kiel hiermit beweist, dass sie ein absoluter Profi in Sachen Greenwashing ist? Absolut. Ob es nun an der Beeinflussung der Stadt oder der mehr als verwirrenden Fragestellung lag, am Ende fiel der Bürger*innenentscheid knapp für den Bau von Möbel Kraft aus. Wohl um die eigene Entschlossenheit zu untermauern beginnt die Krieger Gruppe schon vor Ende der Abstimmung mit dem Abriss der Parzellen. Und dann, nachdem es auch durch die Hand der Bevölkerung das Go für den Bau gab passierte erstmal …… nichts. Dieses Nichts zog sich so lange hin, dass schließlich auch die Stadt unruhig wurde und dem Unternehmen ein Ultimatum stellte. Nachdem so erfolgreich für den Bau geworben wurde entstand hier wohl die Angst, dass die ganzen Mühen umsonst gewesen sein könnten. 2018 überlegte sich das Unternehmen dann, doch nicht Möbel Kraft, sondern Möbel Höffner auf das Gelände zu setzen. Aber gleich bleibt: Der Prüner Schlag verliert seine wichtige Funktion für Natur und Stadt.  

Nun ist noch ein bisschen Zeit vergangen und die Baufläche sieht nun auch so aus, als würde etwas passieren. Es hätte so schön werden können für Möbel Höffner, wären da nicht die Ausgleichsflächen gewesen. Rund 6,3 Hektar sollen die Versiegelung und Nutzung der ganzen Baufläche wiedergutmachen, den 68 Arten weiterhin Lebensraum bieten. Durchaus eine sinnvolle Idee, nicht den kompletten Prüner Schlag mit Beton zu versehen. Die Idee hätte auch wunderbar umgesetzt werden können. Hätte. Wäre da nicht ein einziger Baggerfahrer gewesen, der den Plan nicht richtig gelesen und leider nicht nur auf der Bau- sondern auch auf der Ausgleichsfläche fröhlich vor sich hin baggerte. Die Schuld auf einen einzelnen Baggerfahrer zu schieben, ist auf jeden Fall ein netter Versuch, nur leider ziemlich unglaubwürdig angesichts der Videoquellen, die mehrere Bagger auf den Ausgleichsflächen zeigen. Auf der eigentlich geschützten Fläche wurden unter anderem Staudenbereiche entfernt (Tschüss Insektenfreundlichkeit), Gehölze und geschützte Bäume beseitigt und weitere Baumkronen beschädigt. Ich kann natürlich nur für mich persönlich sprechen, aber meine Definition von Naturschutz sieht ein kleines bisschen anders aus.

Für Edda Metz, Geschäftsführerin von Möbel Höffner, scheint diese Situation aber nicht so schlimm zu sein, denn „wo gearbeitet wird, passieren auch Fehler. Das ist nur menschlich.“ Klar, natürlich sind Fehler menschlich, aber was auch menschlich wäre, wäre eine Aufsicht auf einer Baustelle diesen Ausmaßes, die dafür sorgt, dass Fehler nicht passieren, nur weil jemand den Plan ein bisschen anders interpretiert hat. Manchmal soll Kommunikation ja angeblich helfen, um Fehlern vorzubeugen. Aber vielleicht war die verantwortliche Person auch einfach gerade in der Kaffeepause. Macht ja nix, passiert. So schlimm ist die Zerstörung von Natur ja auch nicht, denn laut Edda Metz soll alles korrigiert werden, und zwar so, dass es im April wieder hergestellt sei. Klar, jahrzehntealte Bäume kann man ja bekanntlich wunderbar im Internet bestellen. Wenn es sein muss, per Expressversand. Dass diese dann erst ein bisschen später eingepflanzt werden, liegt natürlich am Bodenfrost. Sollte das Unternehmen es also trotz erschwerten Bedingungen durch das Wetter schaffen, den gesamten Schaden bis April wieder herzustellen, wäre das wohl DIE Sensation und vermutlich seit langem auch die erste positive Schlagzeile zum Bau. Eine kleine Geschäftsidee, Frau Metz: Wie wäre es mit einem Möbel Höffner-Gartencenter, in dem sie ihre schnellwachsenden Bäume dann für ordentlich Geld unter die Leute bringen könnten? Ich bin mir sicher, das wäre ein größerer Verkaufsschlager als jedes Designersofa.

Mit diesem Modell wären dann bestimmt auch die maximal 50.000 Euro Bußgeld, die Möbel Höffner von der Stadt Kiel angekündigt bekommen hat, schnell wieder in der Kasse. Wobei, bei rund 2,3 Milliarden Euro Jahresumsatz ist diese Summer für das Unternehmen wohl sowieso wenig schmerzhaft. Das Bußgeld hat wohl eher einen öffentlichkeitswirksamen Hintergrund. Wäre doch schade, wenn die Stadt Kiel ihr fantastisches Image als Klimaschutzstadt und Trägerin des Nachhaltigkeitspreises wieder verliert, oder?

Quelle Titelbild: Projekt Prüner Park

Petition zum Schutz des Prüner Schlags
Unterstütz hier gerne, damit bis zu Stimmenübergabe die 15.000 Stimmen erreicht werden können! 

Projekt Prüner Park
Hier findet ihr noch mehr Fotos und Infos aus dem Prüner Schlag. Vorbeischauen lohnt sich!

 

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Autowahnsinn in Kiel https://perspectivegreen.blackblogs.org/2020/05/06/autowahnsinn-in-kiel/ Wed, 06 May 2020 13:15:56 +0000 http://perspectivegreen.blackblogs.org/?p=172 Continue reading Autowahnsinn in Kiel ]]>
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3c/A1_-_Kreuz_Bargteheide_%2827%29_%281000m%29_-_geo-en.hlipp.de_-_7368.jpg

Der BUND Garten ist ein malerisches Stück Stadtnatur zwischen Theodor-Heuss-Ring und den Bahnschienen. Einige Mitglieder*innen von BUND und BUNDjugend pflegen und bewirtschaften Teile des Gartens, der Rest wird der Natur überlassen und verwildert langsam. Zwei Bienenvölker, Insektenhotels und ein paar Hühner runden das Naturerlebnis ab. Der Garten liegt in Gaarden-Süd neben der Zugstrecke nach Hamburg und ist von ebenso wertvoller Natur umgeben, wie der Garten selbst.

Doch die Idylle ist bedroht: Der Ausbau von Bundesstraßen und der Neubau einer Autobahn soll über dieses Gebiet erfolgen. Schnell, nachdem die Pläne bekannt wurden, gründete sich ein Bündnis: „Vorfahrt für den Kieler Klimagürtel“. Das Bündnis, bestehend aus Umwelt- und Naturschutzverbänden, wie dem BUND und dem NABU, sowie Aktionsbündnissen, wie „Fridays for Future“ fordert:

  • Vollständiger Erhalt des Grüngürtels!
  • Kein Autobahnbau über Kiel-Wellsee hinaus!
  • Kein Autobahnkreuz am Vieburger Gehölz!
  • Kein Straßenbau auf dem Eidertal-Wanderweg!
  • Keine Südspange!

Doch was macht eine Grünfläche zum Klimagürtel für eine Stadt? Die Positionen und Recherchen des Bündnisses machen das deutlich:

  • „In Zeiten des Klimawandels und steigender Temperaturen ist der Kieler Grüngürtel wichtiger denn je als „Klimagürtel“, der für saubere Luft und im Sommer für erträgliche Temperaturen sorgt.“
  • „Wer Straßen sät, erntet Verkehr: Sowohl die Autobahn, als auch die Südspange sind keine Lösung für Kieler Verkehrsprobleme – Im Gegenteil. Laut Gutachten würde es noch mehr Autoverkehr, dicke Luft und Lärm in Kiel geben“

Mit der Durchsetzung dieses Bauvorhabens würde sich die Stadt Kiel beim Erreichen ihrer Klimaziele zum wiederholten Male ins Abseits stellen. Wieder ein Beispiel der unglaublichen Doppelmoral der Landeshauptstadt. Die Stadt stellt sich als Vorreiterin im Klimaschutz dar und hat im Jahr 2019 sogar den Klimanotstand ausgerufen, dennoch werden Bauvorhaben, wie der Ausbau des Ostseeterminals, geplant und realisiert. Für die Verkehrswende wird im Vergleich dazu wenig Geld ausgegeben. Wir brauchen keine neuen Autobahnen und Bundesstraßen in unmittelbarer Innenstadt-Nähe! Stattdessen muss in den Nah-, Fern- sowie Güterverkehr investiert werden und Autofahren sollte in der Stadt gegenüber dem Fahrrad unattraktiv werden.

Doch nicht nur klima- und umwelttechnisch wäre das Bauvorhaben ein Desaster. Auch die „Alte Meierei“ sieht sich mit den Bauvorhaben in ihrer Existenz bedroht. Die Meierei ist etablierte Kieler Kultur. Ein Ort, an dem Musikveranstaltungen stattfinden und Subkulturen zusammen kommen. Das kommunale Bauvorhaben keine Rücksicht auf solche Hausprojekte nehmen, ist bereits aus anderen Städten bekannt und leider auch, dass Ausgleich und Alternativen zu wünschen übrig lassen.

Das Bündnis, das sich für den Erhalt des Kieler-Klimagürtels einsetzt und in dem auch der BUND organisiert ist, wird auch zukünftig diesem Bauvorhaben entschieden widersprechen sowie die Bürger*innen über die Notwendigkeit des Klimagürtels aufklären. Falls es zu einer Realisierung der Pläne kommen sollte, werden sich Bürger*innen aus Kiel auflehnen und kraftvollen Protest für das Klima und den Stopp der Bauvorhaben des Autobahnkreuzes Karlsburg/Südspange auf die Straße tragen. Jede Kommune trägt Verantwortung bei der Mobilitätswende. Die Stadt Kiel nimmt diese Aufgabe trotzdem nicht ernst genug.

Ein besetzter Acker in Hessen zeigt, dass es möglich ist, effektiv und langfristig gegen sinnlose und klimaschädliche Bauvorhaben zu demonstrieren.
http://greifswa.sabic.uberspace.de/grav-admin/de
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Gedanken zu Corona in Kiel und der Welt https://perspectivegreen.blackblogs.org/2020/04/09/gedanken-zu-corona-in-kiel-und-der-welt/ Thu, 09 Apr 2020 14:32:28 +0000 http://perspectivegreen.blackblogs.org/?p=155 Continue reading Gedanken zu Corona in Kiel und der Welt ]]> Wir lernen mit dem Virus

Nehmen wir an, aufgrund der aktuellen Lage würden dieses Jahr keine Kreuzfahrtschiffe in Kiel festmachen. Was würde das bedeuten, für die Förde, die Menschen in der Stadt Kiel und das Klima in Schleswig-Holstein?

Fakt ist, dass sich unsere Gesellschaft gerade fragt, was die letzten Jahre schiefgelaufen ist. Wenn wir jetzt auf einmal sehen, dass es auf der ganzen Welt möglich ist, Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dass sich Ökosysteme, wenn wir Eingriffe in die Natur, die für uns so gewöhnlich wirken, dass wir sie gar nicht mehr mitbekommen, einstellen, auch in kurzer Zeit erholen können. Merken wir erst jetzt, nach Vorsorgemaßnahmen gegen das Corona-Virus, wie viel Raum die Menschheit der Natur abtrotzt!?

Die Doppelmoral der Klimaschutzstadt

Das gilt genauso hier in Kiel. Kiel ist nicht nur eine autofreundliche Stadt, hier legen im Sommer zudem täglich mehrere Kreuzfahrtschiffe an. Die Kreuzfahrt ist die wohl klimaschädlichste Art des Tourismus – das ist sicherlich vielen bekannt. Dass Kiel ein Feinstaubproblem hat, neue Kreuzfahrtterminals baut und sich trotzdem als Klimaschutzstadt bezeichnet, vielleicht nicht. Meiner Meinung nach total wiedersprüchlich.Kiel stellt zwar am Ostseekai Landstromanlagen bereit, doch zu wenige Schiffe sind mit der entsprechenden Technik ausgerüstet, um diese Anlagen auch nutzen zu können. Das heißt, die Motoren laufen die ganze Zeit während das Schiff im Hafen liegt.

Die aktuelle Lage lässt vermuten, dass dieses Jahr in Kiel die Kreuzfahrtsaison aufgrund des Virus ausfällt. Auf den Schiffen leben viele Menschen auf engstem Raum, so sind noch lange Einschränkungen für die Branche zu erwarten. Ist das der Fall würde die Stadt Kiel in den Sommermonaten einen deutlichen Rückgang der Feinstaubbelastung vermerken. Hat dieses Jahr folgen negative Folgen für die Branche, würde die Stadt überdenken neue Hotels für die ausbleibenden Zehntausenden Kreuzfahrer*innen zu bauen. Vielleicht richtet die Stadt den Blick nach innen und sieht die akute Wohnungsnot, die vielen Obdachlosen, den schlechten ÖPNV, die Berge voller Zumutungen und handelt mehr für ihre Bürgerinnen und nicht für Image und Touristen.

Durst nach Veränderung

Dass Corona an manchen Stellen einen positiven Einfluss auf das Klima hat, ist aber kein Grund zum Feiern. Sich über eine Pandemie, an der Zehntausende sterben, zu freuen, ist für mich unvorstellbar und absolut falsch. Was mich in diesen Tagen aber besonders beschäftigt, ist die Arbeit der Politik. Kaum zu glauben, die Corona-Krise mobilisiert die Politik zu zeigen, dass sie doch handlungsfähig ist. Das hat die Klimakrise nicht geschafft. Auch wenn wir erwarten können, dass die Verfehlung der Klimaziele die Menschheit, den Planeten und all seine Ökosysteme viel mehr an den Rand der Existenz drängen wird. In einem Maß, das wir vorher noch nicht erfahren haben. Wir müssen jetzt handeln! Klar liegt viel Verantwortung bei der Politik. Doch was haben wir davon, wenn, wie in den letzten Jahren, nichts passiert?

Wir können die Politiker*innen, Wirtschaftslobbyist*innen und andere Entscheidungsträger*innen anprangern und verurteilen, dass sie nichts getan haben. Das wird aber nichts an den Umständen, die uns umgeben, ändern. Es ist Zeit, selber Verantwortung für diese Gesellschaft zu übernehmen. An dieser Stelle müssen wir aufhören zu sagen: „Aber ich als einzelner Mensch kann doch nichts verändern.“ – Stimmt! Doch wer sagt, dass irgendjemand allein steht? Wir arbeiten doch an den gleichen Problemen und jeglicher Fortschritt beruht doch auf der Zusammenarbeit und Kooperation von vielen Individuen. Im Kapitalismus kämpft jede*r für sich allein und wir zermürben an Konkurrenz und Ausbeutung. Lasst uns anfangen, uns selbst als Teil eines großen Prozesses zu sehen. Ab diesem Punkt sind wir nicht mehr auf uns allein gestellt, wir können gemeinsam demonstrieren, bewegen und unsere gesellschaftliche und ökologische Verantwortung wahrnehmen. Jeder für sich, doch auch alle zusammen. Corona zeigt, dass wir es können, in vielen Städten ist die Hilfsbereitschaft für Menschen in akuter Not, wie zum Beispiel Obdachlosen, sehr gestiegen. Uns fällt auf wie wichtig die Kassierer*innen, Krankenpfleger*innen, usw. sind und wir sehen die Natur und Umwelt mit anderen Augen. Wir sehen was möglich ist und was noch getan werden muss.

 

Für mich sind Utopien nicht da, um nur in den Köpfen der Menschen, zu existieren, sie müssen gemeinsam erkämpft werden!

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Primark eröffnet in Kiel nicht unwidersprochen https://perspectivegreen.blackblogs.org/2019/11/08/primark-in-kiel/ Fri, 08 Nov 2019 12:34:54 +0000 http://perspectivegreen.blackblogs.org/?p=23 Continue reading Primark eröffnet in Kiel nicht unwidersprochen ]]> Seit dem 6.11.2019 gibt es in Kiel eine Primark-Filiale. Die Eröffnung und die folgenden Tage werden untermalt sein mit Protest gegen die Modekette. Verschiedene kleine Aktionsgruppen, Extinction Rebellion und die BUND-Jugend haben bereits Aktionen in der Kieler Innenstadt geplant oder durchgeführt.

Im April 2013 stürzte in Bangladesh ein neungeschössiges Fabrikgebäude ein und begrub über tausend Arbeiter*innen unter sich. Primark gehörte zu den Konzernen die in der Fabrik Rana Plaza produzieren ließen. Primark produziert unter menschen-unwürdigen Verhältnissen, die Kleidung hat eine fatale Ökobilanz und dann betreibt die Kette auch noch ein absolut perverses Greenwashing. Des Weiteren verfolgt Primark eine sogenannte fast-fashion Strategie. Das heißt: Kleidung wird quantitativ hergestellt, um sie eine Saison zu tragen und danach wegzuschmeißen. Mehr als genug Gründe, um Protest zu äußern. Doch sollte nicht vergessen werden, dass fast alle Textilkonzerne gleich oder ähnlich wie Primark produzieren, um dann ihre Produkte auch noch viel teurer zu verkaufen. Dass der Kauf von solchen Textilien kapitalistische Verwertungslogiken bestätigt und nicht gerade zu besseren Umständen führt, ist klar. Was in der Kritik oft ausgespart wird: Es gibt viele Menschen die sich keine qualitative und teure Kleidung leisten können. Denn Menschen leiden nicht nur Tausende Kilometer entfernt unter Ausbeutung und systematisch kapitalistischen Druck -auch hier in Europa. Beispielsweise schlecht bezahlte Lohnarbeit oder ALG II zwingen Menschen, billige Produkte zu kaufen.

Der Protest ist also meiner Meinung nach vollkommen legitim. Jedoch sollte er gegen alle Textilkonzerne, die Menschenrecht und Umwelt/Klima ihren Profiten, geführt werden. Gleichzeitig müssen wir gemeinsam Alternativen schaffen und nutzen. Kleine nachhaltige und faire Unternehmen supporten und einfach second-hand kaufen.

Termine

Silent Line #noPrimark der BUND-Jugend

Datum: 8.11.2019, 15 bis 17 Uhr / 16.11.2019, 12 bis 14 Uhr

Ort: Innenstadt, Kiel
Adresse: Holstenstraße 37, 24103 Kiel

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