Berlin https://plakativ.blackblogs.org recherche | antirepression | öffentlichkeitsarbeit zur Kriminalisierung von Adbusting Tue, 18 Jan 2022 15:40:32 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Berlin: Das nächste Adbusting-Verfahren ist eingestellt https://plakativ.blackblogs.org/2021/04/25/berlin-das-naechste-adbusting-verfahren-ist-eingestellt/ Sun, 25 Apr 2021 20:01:02 +0000 http://plakativ.blackblogs.org/?p=186 Continue reading Berlin: Das nächste Adbusting-Verfahren ist eingestellt ]]> Nach Hausdurchsuchungen, DNA-Proben und Meldungen ans Terrorabwehrzentrum GETZ wegen dem Verändern von Werbeposter in den Jahren 2018/19 bricht die Repressionskulisse der Berliner Cops mehr und mehr zusammen. Die Staatsanwaltschaft stellt nun nicht nur Verfahren wegen Quatsch mit Werbevirtrinen ein, auch das Bekleisten von Mega- Lights führte nun zu einer Verfahrenseinstellung: „Wir sehen hier, was möglich ist, wenn linke Strukturen offensiv mit Repression umgehen, statt wie das Kaninchen vor der Schlange zu sitzen“ kommentiert Klaus Poster von der Soligruppe plakativ.

Antifa-Adbusting
Warum eigene Poster drucken, wenn man auch Adbusting machen kann? Das dachten sich auch einige Antifaschist*innen in Berlin-Adlershof im Juni 2020. An ihrem S-Bahnhof kaperten sie eine Werbefläche mittels Papier und Kleister. Statt auf einen Streaming-Dienst für Hörbücher aufmerksam zu machen, zeigte das Poster nach der Aktion ein großes Antifa-Logo. Außerdem bekam der Werbeslogan „Füll deinen Sommer mit Geschichten“ die Ergänzung „Support your local Antifa.

Das verschönerte Plakat war kaum zu übersehen. Leider hielt das Adbusting nicht lange. Bereits gegen Nachmittag war es von besorgten Bürger*innen abgerissen worden. Kein Wunder: In Adlershof können Nazis* und besorgte Bürger*innen normalerweise ungestört völlig offen faschistische Symbole im Alltag in der Öffentlichkeit und im Feuerwehrhaus zeigen, ohne das die guten Deutschen und Demokrat*innen sich daran stören.

Polizei stellte zwei Personen
So wundert es nicht, dass das Adbusting bereits in der Nacht einer Streife vom Abschnitt 65 aus Johannisthal aufgefallen war. Laut Akte sah eine Streifenwagenbesatzung vier unbekannte Personen, welche das Plakat umgestalteten und daraufhin aus ihrem Sichtfeld flohen. Für die Beamten des Abschnitts 65, deren Rechtsdrall im Zusammenhang mit der Weitergabe von internen Details aus der Amri-Akte an Nazichatgruppen und dem Naziterror in Süd-Neukölln einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, ging das natürlich gar nicht und sie begannen laut Akten mit einer Nahbereichsabsuchung. Dabei stellten die Beamten einige Straßen weiter zwei Personen.

Fahndung nach Terrororganisation
Die Beamten sagten den beiden, sie wären tatverdächtig, die Verschönerung am Bahnhof begangen zu haben. Zunächst mussten sich die Polizist*innen aber erst mal darüber austauschen, ob “Antifa” nun eine verbotene Terrororganisation wäre oder nicht. Derweil lagen die beiden Betroffenen zum Terrorverdacht passend mit Handschellen gefesselt auf dem Boden. Zur völligen Überraschung der Beamten stellten sie nach telefonischer Rücksprache mit dem LKA-Dauerdienst fest, dass es sich beim Antifa-Logo weder um ein verbotenes Symbol noch um das Zeichen einer Terrorgruppe handelt.

Einstellung nach einem halben Jahr
Trotzdem beschuldigte sie der Staatsschutz im Oktober 2020 der Sachbeschädigung(Straftat) sowie des Verstoßes gegen das Presserecht (Ordnungswidrigkeit). Dabei behaupten die Beamt*innen, dass das Überkleben von Papier mit noch mehr Papier und Kleister einen Schaden von 100 Euro versucht habe. Nach Vorladungen machten die Betroffenen den Fall öffentlich. Ein halbes Jahr nach der Verhaftung wurde das Verfahren mangels Gründe für eine Anklageerhebung von der Staatsanwaltschaft eingestellt (StPO § 170,2).

Bereits im Mai 2020 stellte die Staatsanwaltschaft Berlin klar, dass das Hineinhängen von eigenen Postern in Werbevitrinen nicht strafbar sei (den Beschluss gibt’s hier). „Und nun wird auch Quatsch mit Großflächen eingestellt.“ Klaus Poster von der Soligruppe plakativ weiß aktuell nur von zwei weiteren Verfahren. „Angesichts der Popularität von Adbusting ist das nicht besonders viel. Allerdings sollte man nicht beim Adbusting lachen. Das ist strafverschärfend.“

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Warum rotzfreche Öffentlichkeitsarbeit hilft https://plakativ.blackblogs.org/2021/04/02/warum-rotzfreche-oeffentlichkeitsarbeit-hilft/ Fri, 02 Apr 2021 23:08:26 +0000 http://plakativ.blackblogs.org/?p=182 Continue reading Warum rotzfreche Öffentlichkeitsarbeit hilft ]]> Am Beispiel der Solidaritätskampagne der Soligruppe plakativ anlässlich von Strafverfahren wegen des Veränderns von Werbeplakaten zeigt sich, was für ein mächtiges Werkzeug eine strategische Öffentlichkeitsarbeit sein kann, wenn es darum geht, den kapitalistischen Staat und seine Herrschaftsorgane zu diskreditieren. Mit dem Aufzeigen der Wirkung der Öffentlichkeitsarbeit zu Bundeswehr-Adbustings, die das LKA 521 auf DNA-Spuren untersuchen ließ, sei das hier kurz beispielhaft aufgezeigt.


In der linken Szene sind wir ja größtenteils mit uns selbst beschäftigt. Strategische Öffentlichkeitsarbeit gibt es kaum, dieses Feld überlassen wir in der Regel komplett der Reaktion. Warum auch? Wenn der Mainstream unsere Inhalte teilt, dann ist unsere Subkultur in Arsch. Außerdem ist zentraler Bestandteil unserer Subkultur immer möglichst cool rüber zu kommen, weil wir ja alles schon kennen und alles schon gesehen haben und wir uns in einer Welt, die immer schlechter wird, eigentlich ganz gut eingerichtet haben. Warum sollten wir da zu unseren politischen Anliegen strategische Öffentlichkeitsarbeit machen?

Diskursiver Druck ändert Dinge schon vor der Revolution
Ganz einfach: Weil es Dinge ändern könnte. Politischer Wandel (wollen wir den überhaupt eigentlich wirklich?) entsteht, wenn das bisherige Regime nachhaltige Legitimationsverluste erlitten hat und eine glaubhafte Alternative im Raum steht. Für die glaubhafte Alternative haben wir vorerst auch keine Lösung, aber bei der De-Legitimation von Staat und Kapital könnte strategische Öffentlichkeitsarbeit helfen.

Sagt auch der Feind:
Das findet übrigens auch das Bundesamt für Verfassungsschmutz. Im Jahresbericht 2018 opferten die Geheimen über veränderte Werbeplakate von Verunsicherungsbehörden rum und erklärten Adbusting zu einer ernsthaften Gefahr für die Innere Sicherheit der Bundesrepublik D-Land. Der Grund: „Neben physischen Angriffen auf Polizeikräfte versuchen Linksextremisten gezielt, die Polizeibehörden allgemein in der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Dazu bedienen sie sich neben den klassischen Verbreitungsformen wie Printmedien auch der Aktionsform des „Adbustings“ (Bundesverfassungsschutzbericht 2018, S. 127). Was die Geheimen also stört, ist, wenn sie in der Öffentlichkeit diskreditiert werden. Wenn sie das so stört, warum geben wir ihnen mehr davon?

Die DNA-Poster
Wie strategische Öffentlichkeitsarbeit im Detail funktioniert, lässt sich an einem Beispiel mit dem LKA und den DNA-Spuren auf Adbusting-Postern zeigen. Die Staatsschutz-Abteilung 521 des LKA ist in Berlin berühmt-berüchtigt. Die Beamt*innen ließen sich dabei erwischen, wie sie zu Weihnachten Nazi-Grüße in ihre Chatgruppe posteten, den islamistischen Attentäter Anis Amri von der Observationsliste strichen, um Hausbesetzer*innen überwachen zu können, Daten von Linken an Nazis weitergaben oder „privat“ Drohbriefe mit „dienstlichen“ Informationen an Aktivist*innen schickten, ohne dass dies ernsthafte Folgen für die Beamt*innen gehabt hätte. Dieser Skandalliste fügten die Adbusting-Kommissar*innen um KOK*in Köhnke, KK Bähmisch und KHK Habedank einen weiteren hinzu, als sie veränderte Bundeswehr-Poster auf DNA-Spuren untersuchen ließen. Die Begründung der Polizei: Adbusting mache das Militär „gar lächerlich.“ Mehr dazu und alles ganz genau erklärt:

Parl. Anfrage: Mit DNA-Analysen gegen veränderte Bundeswehr-Poster?

Dokumentieren
Nachdem die Soligruppe plakativ durch Zufall an die entsprechende Akte gekommen und die entsprechende Stelle gefunden hatte, war guter Rat teuer. Wie bekommt man diesen Skandal in die Öffentlichkeit? Zwar dürfen die Cops mittlerweile de facto von allem und jeden DNA einsammeln, weil die Hürden hierfür nach und nach bis zur Unkenntlichkeit geschliffen wurden, doch in der Öffentlichkeit gibt es nach wie vor ein Bewusstsein dafür, dass DNA-Analysen kein Kindergarten sind und ursprünglich nur bei „erheblichen Straftaten“ erlaubt waren.

Als ersten Schritt verfasste die Gruppe eine Dokumentation zu dem Fall. Mit dieser Dokumentation gelang es, die linken Abgeordneten Niklas Schrader und Anne Helm dazu zu bewegen, im Berliner Abgeordnetenhaus eine parlamentarische Anfrage zu stellen (wer jetzt „Verrat!“ und „Früher hätte es sowas nicht gegeben!“ ruft, möge sich bitte das Buch „Autonome in Bewegung“ zu Gemüte führen (ja, genau: Bücher sind diese schweren Dinger aus Papier mit den vielen kleinen Buchstaben drinne von denen man immer so Kopfschmerzen bekommt wenn man sie zu lange anschaut…). Das Buch zeigt u.a. wie erschreckend eng und selbstverständlich die alten „echten“ Autonomen früher mit Abgeordneten kooperierten. Wenn man dem Buch glauben darf, saßen nach dem legendären „NOlympia!“- Riot in Lausanne Abgeordnete sogar mit in den Kerkern der dortigen Stadtpolizei…).

Ein Politikum schaffen
Aus der Sicht einer strategischen Öffentlichkeitsarbeit liefern parlamentarische Anfragen gesellschaftliche Legitimation. Wenn da im Parlament drüber geredet wird und die Regierung sogar antwortet, muss das Anliegen ja wichtig sein. Außerdem gibt es nach einer parlamentarischen Anfrage ein öffentlich zugängliches Papier. Der Inhalt aus der Akte ist also in keinster Weise mehr geheim, sonder öffentlich. Und das Papier hat auch noch einen wichtigen Briefkopf, einen Stempel und ne Unterschrift: Das mögen Deutsche. Und auch deutsche Journalist*innen.

Öffentlichkeitsarbeit
Erwartungsgemäß lief die Pressearbeit zu dem Anliegen auch recht gut. Es geschah sogar ein kleines Wunder. Der Polizeireporter Andreas Kopitz vom Berliner Verlag biss an. Das offenkundig unverhältnismäßige Handeln der Polizei erschreckte sogar Herrn Kopietz, und da die Story ja Brief und Siegel von Regierung und Parlament trug, beschloss er, sich der Sache anzunehmen. Kein Selbstverständlichkeit, denn Kopietz ist folgender Meinung: „Offener Diskurs: Mit Linksextremisten nicht möglich“. https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/brandanschlag-corona-app-breit-diskutieren-aber-bitte-ohne-linksextremisten-li.81290
Herr Kopitz ist in weiten Teilen der linken Szene verhasst, weil er wie viele Polizeireporter*innen oft als Behörden-Papagei agiert und die PR der Cops einfach kritiklos nachplappert. Auch an der Einladung der Berliner Polizei, an der unsäglichen „Besichtigung“ des geräumten queer-femistischen Hausprojektes in der Liebigstraße teilzunehmen, konnte Kopietz offensichtlich auch nichts problematisches entdecken (das Video ist sehr interessant: Es zeigt, wie gestellt und aus dem Zusammenhang gerissen die bei Spiegel-TV gesendeten Aufnahmen derselben Situation sind). https://twitter.com/KopietzAndreas/status/1314528059714932737?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1314528059714932737%7Ctwgr%5E%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Ftantower.wordpress.com%2F2020%2F10%2F09%2Fliebig34-eine-besichtigung-mit-berlins-polizeisprecher%2F Darüber hinaus ist Herr Kopietz eng verbandelt mit der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP). Deren Pressesprecher*in Benjamin Jendro re-twittet regelmäßig die Artikel von Andreas Kopietz und sie treten regelmäßig gemeinsam z.B. bei Propaganda-Events des selbsternannten „Behörden Spiegel“ (nur echt mit Deppen-Lehrzeichen) auf.

Schweres Geschütz
Doch ausgerechnet am 15.1.2012 re-twietete der GdP-Pressesprecher den täglichen Text von Andreas Kopietz nicht. Denn Herr Kopietz kritisiert das Handeln der Polizei mit sehr deutlichen Worten: „ Bei der Verfolgung von Personen, die die Bundeswehr oder die Polizei lächerlich machen, fahren die Sicherheitsbehörden mitunter schweres Geschütz auf.“

https://www.berliner-kurier.de/berlin/veraenderte-werbeplakate-polizei-nimmt-dna-spuren-und-durchsucht-wohnungen-li.132644

Wie diskreditierend und lächerlich machend es wirkt, wenn es gelingt, den ganz normalen Repressionswahnsinn in Medien wie z.B. der Berliner Zeitung oder dem Berliner Kurier unterzubringen, zeigt ein anschließender Blick in die sozialen Medien. In der selbsternannten „Military Community“ wird der Kurier-Artikel breit diskutiert. Der Marine-Leutnant Simonas Vollmer teilt den Text und kommentiert: „Ja, Adbusting ist ätzend. Aber ich halte diese Gegenwehr für ungerechtfertigt. Da setzt man falsche Prioritäten.“

Der Ex-Offizier Sascha Stoltenow ironisch weißt auf den Kontrast zur Werbeaussage der Bundeswehr hin: „“Wir kämpfen auch dafür, dass Du gegen uns sein kannst. Außer, Du bist wirklich gegen uns. Dann kämpfen wir gegen Dich.“

Ein Nutzer namens K F Paschen, der sich auf Twitter als „Neptuns Drill Master Sargeant“(sic!) vorstellt, schreibt: „Fragwürdiger Ressourceneinsatz, fraglos.“

Die Nutzer*in KGRKA sagt: „Wirkt auch etwas inkonsequent, wenn man vorherige Werbebotschaften bedenkt.“

Widerworte gibt es hingegen von KOIKO, einem angeblichen Ex-Oberstleutnant, der in der deutsch-niederländischen Brigade gedient haben will: „Die Missachung d. Sicherheits/Schutzbehörden + ihrer Dienststelllen wie POL, Fw, Bw, RK ist so schon bedroht im Übermaß. Wir sollten das nicht duldend weiter hinnehmen, besonders nicht in der Nachwuchsgewinnung. Letztlich staatl Funktionsfähigkeit +Vertrauen der Bürger gefährdet.“

Leutnant Vollmer entgegnet: „Nun, erstens ist Missachtung ein bürgerliches Recht – daher auch der Werbeslogan: „Wir kämpfen auch dafür, dass Du gegen uns sein kannst“, zweitens machen wir uns mit übermäßiger Härte bei der Verfolgung von Bagatelldelikten nur lächerlich.“ In den Augen des Leutnants Vollmer hat die Repression also genau das erreicht, was das LKA 521 verhindern wollte: Die Bundeswehr und die Polizei sehen gar lächerlich aus.

Adbustings mit Mampfi und Dampfi
Wie stakt delegitimierend das Skandalisieren der Repression wirkt, zeigt auch der Podcast „Ohne Gewehr“ von „Mampfi“, „Dampfi“ und Sarah. Auf twitter stellen sich die drei folgendermaßen vor: „Der haarige Fette, oder der fette Haarige von @BundiTalk| Artillerist und Oberstabsgefreiter | Liebt Grundgesetz, Innere Führung und soziale Gerechtigkeit“, „Der blonde Stecher, oder der stechende Blonde von @BundiTalk, Panzergrenadier und Oberstabsgefreiter d.R. | Hat Tinder durchgespielt“ und „Chefredakteurin, HR & Einzige mit Schulabschluss bei @BundiTalk| Studentin und leidenschaftliche Misanthropin | Hasst den Krieg, vom Frieden gelangweilt.“ In der Folge „Herzchen Wasserpistole“ vom 7.2.2021 beschäftigen die drei sich auch mit dem Kurier-Artikel über Adbusting und DNA-Proben von Andreas Kopietz (ab 33:20).

Wir erfahren von Dampfi folgendes: „In Berlin (…) gibt’s wohl Leute, die verändern Bundeswehrplakate. Ich versuch mal, hier ein Bild zu zitieren: „(…) Bundeswehr macht den Franco A. Die Bundeswehr wurde von Nazi-Generälen gegründet.“ Mampfi zitiert weiter aus dem Kurier-Artikel: „Aus der Bundeswehr-Kampagne Gas, Wasser, Schießen (hörbares schmunzeln) wurde Gas, Shoa, Schießen (kein Schmunzeln)“ um dann festzustellen: „Ich kenn mich da nicht aus, aber für mich ist dass ne ganz normale Art von Zivilem Ungehorsam.“ Dampfi ließt derweil weiter: „Die Bundeswehr wurde von Nazi-Generälen gegründet. Weiterhin entwickeln viele Soldat*innen ein rechtes Weltbild.“

Die inhaltliche Aussage des Posters führt dazu, dass die beiden nachgrübeln, wer denn damals so alles an „Oldschooltypen aus der Wehrmacht“ mit dabei war: „Der erste Generalinspekteur (…)“ „Und sogar der erste Verteidigungsminister, der Blank, da war auch irgendwas! Der war da auch ein bisschen verstrickt.“ Unter Aufbietung all des beschaulichen Wissens, dass ihnen über die Geschichte ihrer Arbeitgeber*in zu Verfügung steht, kommen sie zu dem beunruhigenden Schluss, dass die Aussage des Adbustings stimmen könnte: „Aber gut: Komm anderes Thema.“

Mampfi weiter: „DNA-Spuren? Hausdurchsuchungen? Voila… als ob wir nicht andere Probleme hätten.“ Daraufhin erinnern sie sich an den Werbeslogan der Bundeswehr „Wir kämpfen auch dafür, dass du gegen uns sein kannst.“: „Das sollte man halt einfach einhalten, oder es nur ne leere Worthülse.“ Mampfi, Dampfi und Sarah haben sich mittlerweile mit Fotoshop ein eigenes Bushaltestellen-Adbusting, dass ihren Kanal bewirbt, gebastelt: https://twitter.com/BundiTalk/header_photo
Mit diesen Strategien der rotzfrechen Öffentlichkeit (und der Unterstützung durch die Berliner Kommunikationsguerilla-Szene, die sich mit vielen vielen Adbustings die Polizei, das Militär und die Geheimdienste vorknöpfte) gelang es der Soligruppe plakativ, die Repression gegen Adbusting deutlich zurück zu drängen.

Überlegungen
Die Soligruppe gründete sich anlässlich eines Gerichtsprozess gegen eine Adbuster*in im Oktober 2019. Nach dem erfolgreichen Prozess machte eine Journalist*in die Gruppe auf obige Stelle im Bundesverfassungsschutzbericht aufmerksam. Die Gruppe recherchierte daraufhin weitere von Strafverfahren wegen des Veränderns von Werbung Betroffene, organisierte Akteneinsichten und kontaktierte Abgeordnete für parlamentarische Anfragen. Zusammen mit Adbuster*innen, die in letzten Jahr bevorzugt die Werbekampagnen von Polizei und Geheimdiensten attackierten, erzeugte die Soligruppe plakativ mit rotzfrecher Öffentlichkeitsarbeit sehr viel mediale Aufmerksamkeit.

Das Ergebnis der Kampagnen kann sich sehen lassen. Das BfV strich Adbusting aus dem Geheimdienstbericht, weil Horst Seehofers Innenministerium doch aufgefallen war, dass das Bekleben von Werbung nicht gewalttätig ist. In 2020 beschäftigte sich das Terrorabwehrzentrum GETZ nicht mehr mit Adbusting. In 2018/19 war dies noch viermal der Fall gewesen. Das LKA Berlin veranstaltete keine Hausdurchsuchungen mehr und stoppte die Praxis, auf veränderten Werbepostern nach DNA-Spuren zu suchen. Die Staatsanwaltschaft Berlin stellte in mehreren Beschlüssen klar, dass es es nicht strafbar ist, eigene Poster in Werbevitrinen zu hängen, wenn nichts beschädigt oder gestohlen wird.

Selbst bei der Berliner Gewerkschaft der Polizei ist angekommen, dass durch die Arbeit der Soligruppe plakativ Adbusting de facto entkriminalisiert wurde. Benjamin Jendro, Pressesprecher*in der GdP heulte anlässlich einer die Polizei wegen Gewalt und Rassismus kritsierenden Adbusting-Aktion auf Twitter: „ Das ist keine Meinungsäußerung, sondern perfide, menschenverachtend und armselig – Kann nicht sein, dass das stärkste Mittel des Rechtsstaats gegen solche Perversion das Kunsturheberrecht ist.” https://twitter.com/Djeron7/status/1311296266463318019

Durch so eine Kampagne werden Cops nicht netter oder besser. Denn statt abenteuerlichen Konstruktionen wie „Schwerer Diebstahl“ probieren es die Cops nun eher mit Klassikern wie dem Vorwurf der Beleidigung (und wenn man dabei mehrmals lacht, ist das na klar mindestens strafverschärfend: https://abschaffen.noblogs.org/beleidigt-cops-zeigen-polizeikritisches-pappschild-an/

Und klar: Adbusting ist ein nettes freundliches Thema wo der Gewalt-Vorwurf absurd ist und das gut ankommt, weil so ziemlich niemand Werbung gerne hat. Außerdem sind die Bilder lustig und das mögen die Menschen. Aber das mit §129 bedrohte Umfeld der Bibliothek Kalabal!k, die Öffentlichkeitsarbeit zum Gerichtsprozess gegen die Rüpelkontrolleure und auch die Öffentlichkeitsarbeit der R94, die sich im Vergleich zu vor 6 Jahren deutlich verbessert hat, zeigt, dass man auch bei für die gemeine deutsche Bürger*in schwer zu konsumierenden Themen mit einer guten strategischen Öffentlichkeitsarbeit punkten und die Gegenseite diskursiv unter Druck setzen kann.

Eine Empfehlung am Ende: Wer mehr so der visuelle Typ ist und lieber Bilder schaut, dem sei das Buch „Unerhört: Adbusting gegen die Gesamtscheiße“ vom Berlin Busters Social Club empfohlen (einschließlich einer Anleitung wie man bei sich zuhause seine eigene Werbevitrine mit Sachen aus dem Baumarkt öffnet, falls man den Schlüssel mal wieder verloren hat). Das Buch gibt’s hier:

https://www.unrast-verlag.de/neuerscheinungen/unerhoert-adbusting-gegen-die-gesamtscheisse-detail

und hier:

https://black-mosquito.org/de/unerhort-adbusting-gegen-die-gesamtscheisse.html

Und Entschuldigung, dass wir das mit dem „kurz“ nicht eingehalten haben… Sorry.

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Anti-State Guerilla Communication: How Unauthorized Poster Art Reveals Authoritarian Tendencies. https://plakativ.blackblogs.org/2021/02/01/anti-state-guerilla-communication-how-unauthorized-poster-art-reveals-authoritarian-tendencies/ Mon, 01 Feb 2021 17:42:51 +0000 http://plakativ.blackblogs.org/?p=170 Continue reading Anti-State Guerilla Communication: How Unauthorized Poster Art Reveals Authoritarian Tendencies. ]]> Deutsch:
https://plakativ.blackblogs.org/2021/02/01/staatswohlgefaehrdende-kommunikationsguerilla-wie-unautorisierte-plakatkunst-autoritaere-tendenzen-aufzeigt/

Armed with paint, paper and paste, activists in Berlin and Warsaw manipulate advertising posters in order to spread political messages in the public space. However, German and Polish law enforcement agencies react alerted to this kind of criticism of the State: with home searches and arrests.

Criticism of the health minister

In June 2020, a few weeks before the election for the Sejm, reporters from a liberal daily newspaper accompanied a group of activists in Warsaw on their adbusting route. During a feminist week of action, they hung self-made posters into advertising display cases at bus stops, displaying the (now former) Polish health minister Lukasz S. as a hypocritical saint. The former health minister is embroiled in corruption allegations and responsible for the Polish government’s inhumane abortion policy.

https://warszawa.wyborcza.pl/warszawa/7,54420,25984460,ewangelia-wg-lukasza-sz-plakaty-wymierzone-w-ministra-szumowskiego.html

The newspaper published an article including pictures of the action soon after. It sparked outrage from the Polish establishment in light of the upcoming elections. Only two days later, two homes of those allegedly involved in the action were searched. These searches were staged in the media and accompanied by a television crew.

https://oko.press/news-oko-press-policja-zatrzymala-kolejna-osobe-za-plakaty-z-szumowskim

One activist and a fellow campaigner were arrested and detained for two days without being allowed to contact a lawyer. The cops also took all electronic devices and money with them.

The conservative Polish media constructed a crude conspiracy theory out of the action, stating that one of the accused had worked at a newspaper from the opposition (Gazeta Wyborcza) that belongs to the same investment company (Agora) as the advertising firm (AMS) in whose showcases the posters were hung. This was presented as proof that international investors were trying to prevent the re-election of President Duda and his ministers.

https://www.fronda.pl/a/ewangelia-wg-lukasza-sz-nowe-fakty,145573.html/

No further explanation was given why these financially strong and influential people would make use of a handful of homemade posters. The aim of these absurd theories surely was to illegitimize any criticism of the State as well as to portray it as an attack from outside. In fact, it was AMS (from the „opposition“) who denounced the Adbusters.

Adbusting: a crime?

The underlying legal facts of the case are banal. The advertising showcases are opened with a self-made key in order to hang the self-designed or modified posters inside and therefore make them accessible to the public. Instructions for this can be found on the World Wide Web.

https://bbsc.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/782/2020/03/anleitung.pdf

Nothing gets damaged in this process. However, the police authorities claim that this constitutes a particularly serious case of theft, which the Polish law punishes with 6 months to 10 years of jail (in Germany the same offense is punished with a minimum of „only“ 3 months). The high sentence is based on the assumption that by opening the advertising display case, a special protection against theft is circumvented.

In Germany, this is regulated in Section 243 of the German Criminal Code (StGB). A particularly serious case of theft exists, for example, if the perpetrator enters a building or picks a lock in order to commit the theft. However, section 243 II StGB excludes a particularly serious case of theft of low-value items. In a court case in Berlin in 2019, the defense attorney of an alleged adbuster assumed a poster value of 5€. A brief price comparison at larger print shops suggests that the value of a poster would indeed be of such a rather manageable order.

In many cases, it is even questionable whether the basic offense, theft, has been committed. Many adbusters do not take the original posters with them. They leave them rolled up in the display cases after they have hung up their own posters. This rules out criminal liability for theft with regard to the poster in the display case. Thus, as long as the activists bring posters that they have made or printed themselves, no act of theft has been committed.

Another accusation frequently used is damage to property, but since the boxes remain undamaged, the altered poster is brought up as evidence for this offense. The public prosecutor’s office in Berlin has already acknowledged that, if the original poster can be easily re-hung, it is probably difficult to prove that there was damage to property.

The motivation for law enforcement to puff up the criminal offense is the fact that such massive encroachments on fundamental rights, like house searches or the securing of DNA traces, would simply be disproportionate and unlawful in a minor offense like theft. In the case of shoplifting, the forensics team would never secure possible trances nor would the police search an apartment because of a stolen headphone.

Freedom of Expression and Criticism of the State

We must therefore ask why adbusting entails such drastic reactions from law enforcement agencies. In Poland, an authoritarian party (the PiS) has been in government since 2015. The PiS strives to suggest nationwide approval and satisfaction with its own policies. By criminalizing domestic criticism and framing it as externally controlled, it is not only deprived of legitimacy, it is also used to create an image of the enemy abroad. The same thing is happening now, when the protestors against the abortion law are being called criminals whith the goal of destroying Poland. In Germany, it is mainly criticism of the German armed forces (Bundeswehr) and the police that has triggered exaggerated actions by authorities. In a statement justifying a home search, the state bureau of investigation (LKA) states that the altered posters „downright ridicule“ the Bundeswehr. The police does not like to be criticized.

https://emrawi.org/?Lacherlich-machen-verboten-Beschwerde-gegen-Hausdurchsuchung-nach-Bundeswehr-1060

Although there are no TV teams in Germany accompanying the police live on their home searches, overambitious prosecution is known to adbusters in Germany as well. All of German’s intelligence agencies have posters in advertising as a topic on their agenda, presumably seeing them as a threat. In its 2018 report, the German Federal Office for the Protection of the Constitution mentions altered Bundeswehr posters in the same breath as violence and physical attacks on officials. Additionally, a parliamentary question revealed that the German Counter-Extremism and Counter-Terrorism Center (GETZ), which was initially created in 2012 to investigate right-wing extremist terror, dealt with political poster art four times in 2018/2019.

BT-Drucksache 19/16887 p.6 available at: https://www.ulla-jelpke.de/wp-content/uploads/2020/02/KA-19_16887-Adbusting-komprimiert-1.pdf

The German Military Counterintelligence Service has also been monitoring adbustings on a regular basis since at least 2016.

BT-Drucksache 19/16887 p.10 available at: https://www.ulla-jelpke.de/wp-content/uploads/2020/02/KA-19_16887-Adbusting-komprimiert-1.pdf

https://taz.de/Kriminalisierung-von-Adbusting/!5664706

Such framing, which equates this form of action with terrorism, is not only highly problematic, it is also not without consequences. Posters in advertising showcases are a case for the State Security Service; in addition to home searches, in some cases the police even took DNA samples from seized posters in order to track down the perpetrators. They have also confiscated a telephone, probably intending to obtain photographs and contacts.

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1139804.adbusting-gefaehrliche-werbung.html

In an article on a blog that deals with constitutional law, the lawyers Prof. Dr. Andreas Fischer-Lescano and Andreas Gutmann criticize this approach. They see the comprehensive prosecution of adbusting in this country as being primarily fueled by its political content. Such action against a certain spectrum of opinions is, however, questionable under constitutional law, since provocative posters are protected by the freedom of opinion, they explained. If the alteration of posters is prosecuted more severely than comparable damage to property that lacks political content, the right to political expression is under attack.

https://verfassungsblog.de/adbusting-unbequem-aber-grundrechtlich-geschuetzt

Both Germany and Poland react to politically unpleasant expressions of opinion with the full force of their repressive machine. They turn a blind eye when the limits of the rule of law are exceeded. For example, the Berlin Senate for the Interior under State Secretary Torsten Akmann and Andreas Geisel of the SPD (Social Democratic Party) responded to a parliamentary question about the investigations into adbusting by stating that it was a matter of „minor crime,“ but that since issues such as anti-militarism and anti-repression were touched upon, the police measures in this case were proportionate. It is unlikely for Polish officials to come to a different conclusion.

Berlin House of Representatives, printed matter 18 /21 553, p. 3, available at: https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/s18-21553.pdf

Instead of dealing with unpleasant criticism and tackling problems, certain fields of opinion are suppressed and denigrated by the social democrats in Germany just as passionately as by the Orbans in Eastern Europe.

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Staatswohlgefährdende Kommunikationsguerilla: Wie unautorisierte Plakatkunst autoritäre Tendenzen aufzeigt. https://plakativ.blackblogs.org/2021/02/01/staatswohlgefaehrdende-kommunikationsguerilla-wie-unautorisierte-plakatkunst-autoritaere-tendenzen-aufzeigt/ Mon, 01 Feb 2021 17:10:51 +0000 http://plakativ.blackblogs.org/?p=165 Continue reading Staatswohlgefährdende Kommunikationsguerilla: Wie unautorisierte Plakatkunst autoritäre Tendenzen aufzeigt. ]]> English:
https://plakativ.blackblogs.org/2021/02/01/anti-state-guerilla-communication-how-unauthorized-poster-art-reveals-authoritarian-tendencies/

Mit Farbe, Papier und Kleister verfremden Aktivist*innen in Berlin und Warschau Werbeposter, um politische Botschaften in den öffentlichen Raum zu tragen. Auf diese Art Kritik am Staat reagieren deutsche und polnische Strafverfolgungsbehörden jedoch empfindlich – mit Hausdurchsuchungen und Festnahmen.

Kritik am Gesundheitsminister

Im Juni 2020, wenige Wochen vor der Wahl, begleiteten in Warschau Reporter*innen einer liberalen Tageszeitung eine Gruppe Aktivist*innen beim Adbusting. Während einer feministischen Aktionswoche hängten diese in Werbevitrinen an Bushaltestellen selbstgebastelte Plakate auf, die den in Korruptionsvorwürfe verstrickten polnischen Gesundheitsminister als scheinheiligen Heiligen zeigten. Der Ex-Gesundheitsminister ist auch für die unmenschliche Abtreibungspolitik der polnischen Regierung mitverantwortlich.

https://warszawa.wyborcza.pl/warszawa/7,54420,25984460,ewangelia-wg-lukasza-sz-plakaty-wymierzone-w-ministra-szumowskiego.html

Ein anschließend von der Zeitung veröffentlichter Artikel über die Aktion, der auch Bilder der Plakate zeigte, löste angesichts der bevorstehenden Wahlen Entrüstung beim polnischen Etablissement aus. So kam es nur zwei Tage später zu zwei Hausdurchsuchungen, die medial inszeniert und von einem Fernsehteam begleitet wurden.

https://oko.press/news-oko-press-policja-zatrzymala-kolejna-osobe-za-plakaty-z-szumowskim

Dabei wurden eine Aktivist*in sowie eine Mitstreiter*in festgenommen und zwei Tage lang inhaftiert, ohne dass diese einen Anwalt kontaktieren durften. Außerdem wurden PCs, Handys und Bargeld beschlagnahmt.

In der Folge konstruierten die konservativen polnischen Medien aus der Aktion eine krude Verschwörungstheorie: Eine der Beschuldigten hätte bei einer Zeitung gearbeitet (Gazeta Wyborcza), welche derselben Investmentfirma (Agora) gehört, wie die Werbefirma (AMS), in deren Vitrine das Plakat aufgehängt wurde. Dies sei Beweis dafür, dass internationale Investoren versuchen würden, die Wiederwahl des Präsidenten Duda und seiner Minister zu verhindern.

https://www.fronda.pl/a/ewangelia-wg-lukasza-sz-nowe-fakty,145573.html/

Warum diese angeblichen finanzstarken und einflussreichen Mächte sich ausgerechnet einer Handvoll selbstgemachter Plakate bedienen sollten, wurde nicht erklärt. Ziel dieser abstrusen Theorien war wohl eher, jedwede Kritik am Staat zu delegitimieren und als Angriff von außen darzustellen. Übrigens war es die Werbefirma AMS (aus der oppositionellen Presse), welche die Aktivist*innen bei der Polizei denunzierte.

Strafbarkeit von Adbusting?

Dabei ist der zugrundeliegende Tatbestand eigentlich banal: Mit einem selbstgebauten Schlüssel werden Werbevitrinen geöffnet, um die selbst gestalteten oder veränderten Poster darin aufzuhängen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Anleitungen dafür findet man im Internet

https://bbsc.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/782/2020/03/anleitung.pdf

Beschädigt wird dabei nichts. Die Polizeibehörden wollen dadurch jedoch den Tatbestand des Diebstahls erfüllt sehen. Einen besonders schweren Fall sogar, den das polnische Strafgesetz mit 6 Monaten bis 10 Jahren Knast bestraft (in D-Land drohen „nur“ mindestens 3 Monate. Das hohe Strafmaß ergibt sich hierbei aus der Annahme, dass durch das Öffnen der Werbevitrine ein besonderer Schutz zur Diebstahlsicherung umgangen werde.

In Deutschland ist dies im § 243 StGB geregelt. Ein besonders schwerer Fall des Diebstahls liegt beispielsweise vor, wenn der Täter, um den Diebstahl zu begehen in ein Gebäude eindringt oder ein Schloss knackt. Jedoch schließt § 243 II StGB einen besonders schweren Fall des Diebstahls an geringwertigen Sachen aus. In einem Gerichtsverfahren 2019 in Berlin ging die Verteidigung des betroffenen Adbusters von einem Plakatwert von 5 Euro aus, auch ein kurzer Preisvergleich bei größeren Druckereien legt nahe, dass der Wert eines Plakates wohl eher überschaubar sein dürfte.

In vielen Fällen ist sogar die Verwirklichung des Grundtatbestands, also ob überhaupt ein Diebstahl vorliegt, fraglich. Viele Adbuster*innen nehmen die Plakate gar nicht mit. Sie lassen diese zusammengerollt in den Vitrinen, nachdem sie ihre eigenen Plakate aufgehangen haben, wodurch eine Strafbarkeit wegen Diebstahls bezüglich des Plakats in der Vitrine ausscheidet. Sofern die Aktivisten also eigens gebastelte oder gedruckte Plakate mitbringen, ist ein Diebstahl nicht verwirklicht.

Oft wird auch noch Sachbeschädigung in den Raum geworfen. Da die Kästen unbeschädigt bleiben, muss das veränderte Plakat für diesen Tatbestand herhalten. Auch die Staatsanwaltschaft in Berlin hat bereits anerkannt, dass wenn das vorherige Plakat unkompliziert wieder aufgehängt werden kann, eine Sachbeschädigung wohl schwierig zu bejahen sein wird.

Was die Polizei dazu motiviert, den fraglichen Straftatbestand dennoch auf dem Papier aufzupeppen, ist die Tatsache, dass ein krasser Grundrechtseingriff wie eine Hausdurchsuchung oder das Sichern von DNA-Spuren bei einem einfachen Diebstahl schlichtweg unverhältnismäßig und rechtswidrig wäre. Beim Ladendiebstahl rückt schließlich auch nicht die Spurensicherung an und wegen eines gestohlenen Kopfhörers wühlen sich die Beamten auch nicht durch eine Wohnung (außer man klaut Pflaster und wird dem Umfeld der Rigaer Straße zugerechnet. Dann ist auch hier der Staatsschutz zuständig).

Meinungsfreiheit und Staatskritik

Am Ende muss man sich also die Frage stellen, warum Adbusting solch vehemente Reaktionen der Strafverfolgungsbehörden nach sich ziehen. In Polen stellt seit 2015 mit der PiS eine sehr autoritäre Partei die Regierung. Sie ist bestrebt eine gesamtpolnische Zustimmung und Zufriedenheit mit der eigenen Politik zu suggerieren. Indem inländische Kritik kriminalisiert und als von außen gesteuert geframed wird, wird ihr nicht nur die Legitimation genommen, sie wird auch benutzt, um ein Feindbild im Ausland zu erschaffen. Gleiches passiert auch aktuell, wenn die Demonstranten gegen das Urteil zum Abtreibungsgesetz als Verbrecher beschimpft werden, die Polen zerstören wollten.
In Deutschland ist es bisher vor Allem Kritik an Bundeswehr und Polizei, die übertriebenes Vorgehen der Behörden ausgelöst hat. Weil veränderte Plakate die Bundeswehr „gar lächerlich“ machen (so das LKA in einer Begründung zur Notwendigkeit einer Hausdurchsuchung) und die Polizei nicht gerne in der Kritik steht, werden hier gegen Bagatellen große Geschütze aufgefahren.

https://emrawi.org/?Lacherlich-machen-verboten-Beschwerde-gegen-Hausdurchsuchung-nach-Bundeswehr-1060

Auch wenn in Deutschland noch keine Fernsehteams den Polizist*innen dabei live über die Schulter schauen – Wohnungsdurchsuchungen und überambitionierte Strafverfolgung kennen auch Adbuster*innen hierzulande. Plakate in Werbevitrinen sind hier sogar Fall für sämtliche Geheimdienste, diese scheinen die Kritik auf Plakaten als Bedrohung aufzufassen. Im Bundesverfassungsschutzbericht 2018 nennt das Bundesamt für Verfassungsschutz veränderte Bundeswehrplakate in einem Atemzug mit Gewalt und tätlichen Angriffen auf Beamte. Und nicht nur das, eine parlamentarische Anfrage brachte gar ans Licht, dass auch das Gemeinsame Extremismus- und Terrorabwehrzentrum von Bund und Ländern (GETZ), welches 2012 zur Bekämpfung rechtsextremistischen Terrors entstand, sich mit politischer Plakatkunst beschäftigt hat – und das 2018/2019 ganze viermal,

BT-Drucksache 19/16887 S.6 abrufbar unter: https://www.ulla-jelpke.de/wp-content/uploads/2020/02/KA-19_16887-Adbusting-komprimiert-1.pdf

auch der Militärische Abschirmdienst beobachtet mindestens seit 2016 Adbustings regelmäßig.

BT-Drucksache 19/16887 S.10 abrufbar unter: https://www.ulla-jelpke.de/wp-content/uploads/2020/02/KA-19_16887-Adbusting-komprimiert-1.pdf;

https://taz.de/Kriminalisierung-von-Adbusting/!5664706

Ein derartiges Framing, welches diese Aktionsform mit Terrorismus gleichsetzt, ist nicht nur höchst problematisch, es bleibt auch nicht ohne Folgen. Plakate in Werbevitrinen sind Fall für den Staatsschutz, neben Hausdurchsuchungen nahm die Polizei in einigen Fällen sogar DNA-Proben von sichergestellten Plakaten um den Tätern auf die Spur zu kommen und beschlagnahmte ein Telefon, wohl um Beweisfotos zu erlangen.

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1139804.adbusting-gefaehrliche-werbung.html

Dies kritisieren die Staatsrechtler Prof. Dr. Andreas Fischer-Lescano und Andreas Gutmann in einem Beitrag auf einem juristischen Blog der sich mit Verfassungsrecht beschäftigt.

https://verfassungsblog.de/adbusting-unbequem-aber-grundrechtlich-geschuetzt

Sie sehen die umfassende Verfolgung von Adbusting hierzulande vor Allem durch deren politischen Inhalt befeuert. So ein Vorgehen gegen ein bestimmtes Meinungsspektrum sei allerdings grundrechtlich bedenklich, da auch provokante Plakate unter die Meinungsfreiheit fielen. Wenn schließlich das Verändern von Plakaten deutlich strenger verfolgt würde als eine vergleichbare Sachbeschädigung ohne direkten Inhalt, dann verkehre sich das Recht auf politische Meinungsäußerung ins Gegenteil.

Sowohl in Deutschland als auch in Polen ist also zu sehen, dass politisch unangenehmen Meinungsäußerungen gerne mit der vollen Kraft des staatlichen Repressionsapparates begegnet wird. Wenn dabei die Grenzen der Rechtsstaatlichkeit überschritten werden, wird gerne ein Auge zugedrückt. So antwortete der Berliner Senat für Inneres unter Staatssekretär Torsten Akmann und Andreas Geisel von der SPD auf eine parlamentarische Anfrage zu den Ermittlungen zu Adbusting, es handele sich zwar um „minderschwere Kriminalität“, da allerdings Themen wie Antimilitarismus und Antirepression berührt seien, wären die polizeilichen Maßnahmen in diesem Fall verhältnismäßig. Polnische Beamt*innen werden wohl kaum zu einem anderen Urteil gelangen.

Abgeordnetenhaus Berlin, Drucksache 18 /21 553, S. 3, abrufbar unter: https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/s18-21553.pdf

Statt sich mit unangenehmer Kritik auseinanderzusetzen und Probleme anzugehen, werden so auch in Deutschland von netten freundlichen Sozialdemokat*innen und nicht nur von den Orbans in Osteuropa bestimmte Meinungsfelder unterdrückt und verunglimpft.

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Parl. Anfrage: Mit DNA-Analysen gegen veränderte Bundeswehr-Poster? https://plakativ.blackblogs.org/2021/01/12/parl-anfrage-mit-dna-analysen-gegen-veraenderte-bundeswehr-poster/ Tue, 12 Jan 2021 05:59:44 +0000 http://plakativ.blackblogs.org/?p=160 Continue reading Parl. Anfrage: Mit DNA-Analysen gegen veränderte Bundeswehr-Poster? ]]>

In einer parlamentarischen Anfrage stellten die Abgeordneten Helm und Schrader (Die Linke) dem Berliner Senat Fragen zur Analyse von DNA-Spuren, welche das Berliner Staatsschutz-LKA 521 in Ermittlungen zu veränderten Werbepostern der Bundeswehr durchführte. In seiner Antwort hält Staatssekretär Torsten Akmann (SPD) diese Vorgehensweise für gerechtfertigt. „Dass die Strafverfolgungsbehörden in solchen Fällen zur Aufklärung dieser Bagatellen zum Mittel der DNA-Analyse greifen, geht eindeutig zu weit“ sagt hingegen Prof. Dr. El-Ghazi von der Uni Trier. „Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen.“

Breite Kritik an „Gas, Wasser, Schießen“-Werbung
Doch um was geht es? Die Bundeswehr warb 2019 mit dem Slogan „Gas, Wasser, Schießen“ um Personal. Diese Taktlosigkeit im Umgang mit der deutschen Vergangenheit sorgte für breite Kritik in der Öffentlichkeit. Unter anderem der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Renke Brahms kritisierte die Werbung: „Das Wort Gas im Zusammenhang mit Schießen und Militär lässt wenig Fingerspitzengefühl und geschichtliches Bewusstsein bei den Verantwortlichen erkennen“. Er forderte daher den Stopp der Kampagne.

https://www.evangelisch.de/inhalte/156588/08-06-2019/kritik-bundeswehr-werbung-verteidigungsministerium-ueberwiegend-positive-kommentaren

„Gas, Shoa, Schießen“ statt „Gas, Wasser, Schießen“
In Berlin beließen es Aktivist*innen anlässlich des Tages der Bundeswehr nicht bei Kritik und schritten zur Tat. Sie bemalten und beklebten Bundeswehr-Poster rund um das Flugfeld Tempelhof. Hier sollte eine Flugshow mit Militärmaschinen stattfinden, die das Militär jedoch kurzfristig und kleinlaut mangels Genehmigungen absagte. Die Variante der Kommunikationsguerilla lautete dann: „Gas, Shoa, Schießen. Die Bundeswehr wurde von Nazigenerälen gegründet. Weiterhin entwickeln viele Soldat*innen ein rechtes Weltbild.“ Auf einem anderen Motiv stand im Original: „Bundeswehr macht den Meister“, auf der Adbusting-Version hingegen: „Bundeswehr macht den Franco A.“

https://de.indymedia.org/node/33870

LKA ermittelt, weil es Adbusting die Bundeswehr „lächerlich“ macht
Die Aktion sorgte für einigen Ärger bei der Berliner Staatsschutzabteilung 521, die im alten Flughafengebäude untergebracht ist. Die LKA-Abteilung 521 ist immer wieder Gegenstand der Berichterstattung der Hauptstadtpresse, weil sich die Beamt*innen zu Weihnachten Nazi-Grüße in ihre Chatgruppe posteten, den islamistischen Attentäter Anis Amri von der Observationsliste strichen, um Hausbesetzer*innen überwachen zu können, Daten von Linken an Nazis weitergaben oder „privat“ Drohbriefe mit „dienstlichen“ Informationen an Aktivist*innen schickten, ohne dass dies ernsthafte Folgen für die Beamt*innen gehabt hätte. Diese für ihren Rechtsdrall berüchtigte Abteilung sah angesichts der beklebten und bemalten Bundeswehr-Poster selbstverständlich dringenden Handlungsbedarf. Die Beamt*innen ließen die sichergestellten Poster auf DNA-Spuren untersuchen. Adbusting mache die Bundeswehr „lächerlich“, so laut Akte die dienstliche Begründung für die Maßnahme.

Parlamentarische Anfrage wegen DNA-Analyse
Die Abgeordneten Anne Helm und Niklas Schrader fragten nun den Innensenat: „Aus welchen Gründen hat das Berliner LKA 521 – Polizeilicher Staatsschutz in einem Ermittlungsverfahren (231 Ujs 1941/19) wegen eines Vorfalls von Adbusting, bei dem im Rahmen des „Tags der Bundeswehr“ Bundeswehrplakate mit verfremdenden politischen Botschaften in Schaufenstervitrinen gehängt wurden, eine DNA-Spurenanalyse zur Eingabe in die DNA-Analysedatei (DAD) angefordert?“

https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/s18-25890.pdf

DNA is ok sagt Staatssekretär Akmann
Der Staatssekretär des Innensenates, Torsten Akmann (SPD) gibt die DNA-Analyse gegen veränderte Werbeposter zu: „Eine kriminaltechnische Untersuchung, auch im Hinblick auf DNA-Spuren, wurde zur Ermittlung des oder der Tatverdächtigen in Auftrag gegeben. (…) Es wurde die kriminaltechnische Untersuchung von zehn Spurenträgern beauftragt. (…) Es liegen bislang keine Untersuchungsergebnisse vor.“ Die Maßnahme sei legal, gerechtfertigt und verhältnismäßig, da es sich um eine Maßnahme gemäß § 163 Abs. 1 Strafprozessordnung (StPO) gehandelt habe.

Merkwürdige Rechtsgrundlage
§ 163 Abs. 1 Strafprozessordnung lautet: „Die Behörden und Beamten des Polizeidienstes haben Straftaten zu erforschen und alle keinen Aufschub gestattenden Anordnungen zu treffen, um die Verdunkelung der Sache zu verhüten. Zu diesem Zweck sind sie befugt, alle Behörden um Auskunft zu ersuchen, bei Gefahr im Verzug auch, die Auskunft zu verlangen, sowie Ermittlungen jeder Art vorzunehmen, soweit nicht andere gesetzliche Vorschriften ihre Befugnisse besonders regeln.“

Prof. Dr. El-Ghazi: Vorgehen nicht gestattet
Doch an dieser Rechtfertigung gibt es Kritik. „Die Ermittlungsbehörden berufen sich auf eine Ermächtigungsgrundlage, die ihr Vorgehen nicht abdeckt“, sagt Prof. Dr. El-Ghazi von der Uni Trier: „Die allgemeine Ermittlungsgeneralklausel in § 163 StPO, auf die sich der Senat beruft, gestattet dieses Vorgehen nicht. Die Strafprozessordnung sieht für die grundsätzlich sehr eingriffsintensive Maßnahme der DNA-Analyse spezielle Regelungen wie § 81e oder § 81g StPO vor.“

„Nicht verhältnismäßig“
Prof. Dr. El-Ghazi bezweifelt außerdem die Verhältnismäßigkeit: „Ob diese Vorschriften die Durchführung der Analyse und die Speicherung der Daten in der DNA-Analyse-Datei beim BKA erlaubt hätten, hängt vom konkreten Einzelfall ab, insbesondere natürlich davon, ob sich die Maßnahme mit Blick auf die Schwere der zu verfolgenden Straftat als verhältnismäßig darstellt. Dies ist schon deshalb zweifelhaft, weil die Ermittlungsbehörden in vielen Fällen recht schnell zum Ergebnis hätten kommen können, dass die Aktionen überhaupt gar nicht strafbar oder geringfügig sind.“

„In vielen Fällen verwirklicht Adbusting überhaupt keinen Straftatbestand“, erklärt El-Ghazi weiter: „Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass es Konstellationen geben kann, in denen Adbuster*innen den Tatbestand der einfachen Sachbeschädigung erfüllen. Dies gilt dann, wenn sie das Originalplakat dauerhaft verändern. Mit Blick auf den geringen Wert der Plakate reden wir hier aber maximal von Bagatellkriminalität.“

Kritik auch aus Bremen vom ZERP
Auch Andreas Gutmann vom Zentrum für Europäische Rechtspolitik (ZERP) der Universität Bremen kritisiert im Juni 2020 in einem Kommentar auf verfassungsblog.de die Ermittlungen: „Dass hier unbewusst-bewusst die Unverhältnismäßigkeit in Kauf genommen wurde, zeigt schon ein Blick in die (den Verfassern vorliegende) Akte. (…) Die strafrechtliche Ermittlung selbst stellt einen Grundrechtseingriff dar, der selbstverständlich den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit wahren muss. Daran bestehen aber im Tempelhof-Fall erhebliche Zweifel.“

https://verfassungsblog.de/adbusting-unbequem-aber-grundrechtlich-geschuetzt/

Sogar Staatssekretär Akmann zweifelt an der Strafbarkeit von Adbusting
Sogar Staatssekretär Akmann beschreibt in seiner aktuellen Antwort anhand eines konkreten eingestellten Verfahrens die mangelnde Strafbarkeit oder Geringfügigkeit von Adbusting-Aktionen (Im konkreten Fall hatte das LKA eine Hausdurchsuchung angeregt): „[Die Anregung zur Durchsuchung] wurde mangels Anfangsverdacht (…) sowie mangels Vorliegen von objektiven Anhaltspunkten für die Strafbarkeit des sog. ‚Adbustings‘ abgelehnt.“ Bereits in einer vorangegangenen parlamentarischen Anfrage vom November 2019 hatte der Staatssekretär das Verändern von Werbeplakaten lediglich als „minderschwere Kriminalität“ bezeichnet.

Zweifel auch beim LKA 521
Polizeiakten aus dem Archiv der Soligruppe plakativ zeigen, dass es selbst beim Staatsschutz 521 zunächst Zweifel an der Verhältnismäßigkeit von DNA-Analysen bei beklebten Werbepostern gab. In Bezug auf ein anderes Adbusting, bei dem es nicht um die Bundeswehr ging, schrieb der damalige Sachbearbeiter Kriminalkommissar Scholz am 19.4.2016 zur Strafanzeige 160409-1433-027709: „Insbesondere in Bezug auf die Sache erscheint eine Untersuchung auf möliche (sic) DNA-Spuren und Auswertung absolut unverhältnismäßig. Aus diesem Grund wurde hiervon abgesehen.“ Staatssekretär Akmann drückt sich in der aktuellen Antwort um eine Bewertung dieser Aussage. Die Senatsverwaltung könne die Akte nicht finden und suggeriert, das angegebene Aktenzeichen gäbe es nicht (für Rückfragen (z.B. wo die Akte liegt…) ist Kriminalkommissar Scholz vom LKA 521 dienstlich unter 030 4664 952119 erreichbar).

Gegen ‚Antirepression‘ und ‚Antimilitarismus‘
Sind DNA-Analysen an veränderten Werbeplakaten verhältnismäßig? Wenn es nach Staatssekretär Akmann geht, lautet die Antwort Ja. Bereits in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage vom November 2019 rechtfertigte Akmann den Fakt, dass der Staatsschutz 521 sich mit beklebten Werbepostern beschäftigt, folgendermaßen: „(…) wegen der überwiegend anzunehmenden Zusammenhänge mit den Themenkomplexen ‚Antirepression‘ und ‚Antimilitarismus‘ war das für politisch motivierte Kriminalität -links- zuständige Kommissariat mit der Bearbeitung betraut.“ Entscheidend scheint für Akmann nicht die Schwere oder die Strafbarkeit einer Aktion zu sein, sondern der Inhalt.

https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/S18-21553.pdf

Ermittlungen wegen des Inhaltes der Aktion
Dass für das Handeln der Beamt*innen rechtliche Überlegungen im Vergleich zum Inhalt eher unbedeutend waren, vermutete bereits das Team um Andreas Gutmann vom Zentrum für Europäische Rechtspolitik (ZERP) der Universität Bremen im schon erwähnten Beitrag auf dem Verfassungsblog vom 2. Juni 2020: „Insgesamt entsteht gerade vor dem Hintergrund des in aller Regel geringen Sachschadens durch Adbusting der Verdacht, dass der Ermittlungseifer vom Inhalt der Adbustings befeuert wird – gerade wenn diese sich kritisch mit Polizei, Geheimdiensten und Bundeswehr auseinandersetzen. Ein solches Vorgehen gegen ein bestimmtes Meinungsspektrum ist jedoch grundrechtlich bedenklich.“

Legal, illegal scheißegal
„Das ein tief in Nazinetzwerke verstrickter Staatsschutz nach dem Motto „legal, illegal, scheißegal agiert, ist wenig überraschend“ sagt Klaus Poster, Sprecher*in der Soligruppe plakativ. „Und das ein sozialdemokratischer Senator das deckt, zeigt wie sehr man sich bei der Verteidigung demokratischer Institutionen auf die SPD verlassen kann.“ Die Soligruppe plakativ gründete sich im Herbst 2019 anlässlich eines Gerichtsprozesses wegen Adbusting, um solidarische Öffentlichkeitsarbeit zu dem Fall zu machen. Der Prozess endete mit einer Einstellung. In der Folge nervte die Gruppe mit Öffentlichkeitsarbeit und parlamentarischen Anfragen Geheimdienste und besonders den Staatsschutz 521.

Erfolgreiche Soli-Arbeit
Mit Erfolg: Seit dem Gerichtsprozess 2019 stellte die Staatsanwaltschaft Berlin fast alle Adbusting-Verfahren ein, weil in vielen Fällen keine Strafbarkeit erkennbar war. Auch erlaubte die Staatsanwaltschaft dem LKA Hausdurchsuchungen wegen beklebter Poster keine Hausdurchsuchungen mehr. Im aktuellen Verfassungsschutzbericht strich das Innenministerium den Absatz zu Adbusting, weil das Bekleben von Werbetafeln doch nicht gewalttätig sei. Die Berliner Behörden stoppten 2020 außerdem das Melden von Adbusting an das Terrorabwehrzentrum GETZ. „Wenn die Geheimen öffentlich rechtfertigen müssen, warum ein Staatsschutz oder ein Terrorabwehrzentrum bunte Werbebilder gucken statt rechten Terror zu verhindern, macht das die Verunsicherungsbehörden weit mehr lächerlich, als es Adbustings je könnten“ erklärt Klaus Poster.

Mehr Infos:

Bilder der Adbusting-Aktion mit „Gas, Shoa, Schießen“ und „Bundeswehr macht den Franco A.“ vom Tag der Bundeswehr 2019, dessen Poster das LKA 521 auf DNA-Spuren untersuchen ließ:
https://de.indymedia.org/node/33870

Die aktuelle parlamentarische Anfrage im Original:
https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/s18-25890.pdf

Die parlamentarische Anfrage vom November 2019 im Original:
https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/S18-21553.pdf

Der Beitrag zu DNA und Adbusting von Andreas Gutmann und seinem Team vom Zentrum für Europäische Rechtspolitik (ZERP) der Universität Bremen:
https://verfassungsblog.de/adbusting-unbequem-aber-grundrechtlich-geschuetzt/

Ein Artikel in der Legal Tribune Online, in der drei Uni-Profs die Rechtslage zu Adbusting ganz genau erklären:
https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/hausdurchsuchung-nach-adbusting-jurastudentin-verfassungsbeschwerde-strafbar-diebstahl-sachbeschdigung-urheberrechtsverletzung/

Die Kritik des Friedensbeauftragten der EKD, Remke Brams an den „Gas, Wasser, Schießen“-Postern der Bundeswehr:
https://www.evangelisch.de/inhalte/156588/08-06-2019/kritik-bundeswehr-werbung-verteidigungsministerium-ueberwiegend-positive-kommentaren

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Adbusting: Verfassungsbeschwerde gegen Hausdurchsuchungen https://plakativ.blackblogs.org/2020/10/01/adbusting-verfassungsbeschwerde-gegen-hausdurchsuchungen/ Thu, 01 Oct 2020 20:52:25 +0000 http://plakativ.blackblogs.org/?p=111 Continue reading Adbusting: Verfassungsbeschwerde gegen Hausdurchsuchungen ]]>

Das LKA Berlin ist so verzweifelt von überklebten Werbeplakaten, dass es linken Aktivist*innen mit Hausdurchsuchungen zu Leibe rückt. Dagegen klagt nun die Aktivist*in Frida vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe mit Unterstützung der Rechtswissenschaftler*innen Prof. Dr. Mohamad El-Ghazi (Universität Trier) und Prof. Dr. Andreas Fischer-Lescano (Universität Bremen). „Die Polizei macht sich lächerlich, wenn sie wegen veränderter Poster Hausdurchsuchungen machen“ sagt Frida. „Die brauchen da mal dringend Nachhilfe aus Karlsruhe.“

Beim Adbusting erwischt

Die Aktivistin Frida wurde zusammen mit einer anderen Person beim Aufhängen eines korrigierten Bundeswehrplakats von einer Zivilstreife beobachtet. Sie nahm die Personalien der zwei Aktivist*innen auf und beschlagnahmte das Plakat. Den scheinheiligen Satz „Geht Dienst an der Waffe auch ohne Waffe?“ verbesserten die beiden zu „Kein Dienst an der Waffe geht ohne Waffe!“

Ein Poster, drei Hausdurchsuchungen

Es folgten Hausdurchsuchungen in drei Wohnungen im Umfeld der Betroffenen. Gegen die Hausdurchsuchungen legt Frida nun Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ein. „Etwas Papier, Kleister und die Aussage ’Kein Dienst an der Waffe geht ohne Waffe’ reichen für Polizei und Landgericht also aus, um derart massiv in unsere Privatleben einzudringen“ meint Frida Henkel. „Dass das trotzdem passiert ist, kann ich mir nur damit erklären, dass wir inhaltlich diese Kritik geübt haben.“
https://www.zdf.de/nachrichten/video/panorama-adbusting-plakate-100.html

„Kritisches Adbusting ist grundrechtlich geschützt“

Auch Andreas Fischer-Lescano, Professor für Öffentliches Recht, Europa- und Völkerrecht, Rechtstheorie und Rechtspolitik, kritisiert: „Das Vorgehen gegen spezifische Meinungsinhalte wird von Art. 5 GG grundsätzlich untersagt. Es wird Zeit, dass die deutschen Sicherheitsbehörden diesen Grundsatz auch dann beherzigen, wenn es um Adbusting geht, das sich kritisch mit ihren Praxen und Imagekampagnen auseinandersetzt.“
https://verfassungsblog.de/adbusting-unbequem-aber-grundrechtlich-geschuetzt/

Eindeutig, dass Hausdurchsuchungen unverhältnismäßig sind

Mohamad El-Ghazi, Professor für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universität Trier ist ähnlicher Meinung: „Wir sprechen hier, wenn überhaupt, über einfachen Diebstahl, beziehungsweise über Sachbeschädigung. Bei Adbusting geht es maximal um Bagatellkriminalität. Ich glaube, es ist relativ eindeutig, dass hier Hausdurchsuchungsmaßnahmen, also Eingriffe in die Wohnung, unverhältnismäßig sind.“
https://www.sueddeutsche.de/kultur/adbusting-unverhaeltnismaessigkeit-der-mittel-1.5024488

Adbusting ist Thema im Terrorabwehrzentrum

Die harte Verfolgung von Adbustings ist kein Einzelfall: Im Gemeinsamen Extremismus- und Terrorabwehrzentrum von Bund und Ländern (GETZ) war Adbusting in 2018/19 gleich viermal Thema (https://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/172/1917240.pdf, S. 5). Das GETZ wurde 2012 zur Bekämpfung von Rechtsterrorismus nach dem Auffliegen des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ gegründet. Im Jahr 2019 stand Adbusting im Verfassungsschutzbericht (https://www.verfassungsschutz.de/embed/vsbericht-2018.pdf, S. 127). Das Bundesamt für Verfassungsschutz nannte Adbusting-Aktionen, die Polizei und Militär kritisieren, in einem Atemzug mit Angriffen auf Beamte. Auch der Militärische Abschirmdienst (MAD) sammelt Informationen zu linken Adbustings (https://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/172/1917240.pdf, S. 7f), weil es seine Aufgabe sei, „die Sicherheit der Liegenschaften der Bundeswehr und ihrer Verbündeten zu gewährleisten.“

Fingerabdrücke und DNA-Spuren

Die Polizeien von Berlin, Bayern und Thüringen ließen gefundene Poster auf Fingerabdrücke und DNA-Spuren untersuchen. Dies ist nur bei „erheblichen“ Straftaten erlaubt. Die Verfahren zu Adbusting mit Werbevitrinen endeten bisher mit Einstellungen wegen Geringfügikeit. Der erste und bis jetzt größte Fall vor Gericht im Oktober 2019 wurde eingestellt (https://taz.de/Repression-gegen-Adbusting/!5693667/). Die Staatsanwaltschaften von Berlin, Erfurt und Hamburg stellten Adbusting ein, weil sie keine Strafbarkeit erkennen konnten.

Kritik aus der Politik

Ulla Jelpke, Abgeordnete der Linken im Bundestag unterstützt das Anliegen: „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Sicherheitsbehörden womöglich deswegen gleich ‚Gewalt‘ und ‚Extremismus‘ rufen, weil die Plakatkünstler mit ihrer Kritik an Gewalt durch Polizei und Militär durchaus ins Schwarze getroffen haben. Getroffene Hunde bellen.“ (https://www.ulla-jelpke.de/2020/02/diskreditierung-kritischer-plakatkunst-durch-geheimdienst-ist-unverhaeltnismaessig/). Auch Anne Helm, Linksfraktion im Abgeordnetenhaus Berlin, sagt: „Adbusting ist kein Terrorismus.“

Landgericht lehnte eine Beschwerde ab

Frida hatte bereits eine Beschwerde beim Landesgericht eingereicht. Diese wurde abgelehnt. Klaus Poster von der Soligruppe plakativ dazu: „Sogar das Landesgericht muss anerkennen, dass Adbusting keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit oder sonst irgendwen bedeutet und in diesem Sinne eine ‚unerhebliche Straftat‘ sei.“ Doch weil LKA und Staatsanwaltschaft keinen ausreichenden Tatverdacht hatten, sagt das Landgericht, sie hätten durchsuchen müssen, um zu gucken, ob sie nicht doch einen Tatverdacht hätten finden können. Deshalb sei der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit vorliegend „noch“ gewahrt gewesen. „Wer das jetzt gaga findet, hat es begriffen“ erläutert Klaus Poster.

Mehr Informationen zur abgelehnten Beschwerde:
https://plakativ.blackblogs.org/2020/09/11/hausdurchsuchungen-wegen-adbustings-berliner-lka-wiegt-sich-noch-in-sicherheit/

Solidarität aus der Kommunikationsguerilla

Mit Frida solidarisierten sich Adbusting-Gruppen. In Berlin hängte die Gruppe 110% subversiv gestern verbesserte Polizeiposter in Werbevitrinen. Statt „Wir schützen auch das Recht gegen uns zu sein“ hieß es auf den Postern „Wir scheißen auf das Recht gegen uns zu sein.“ Subversica Meyer, die Sprecher*in der Gruppe 110% subversiv sagte: „Außerdem sendet 110% subversiv mit ihrer Adbusting-Aktion Probs und viel Kraft an die Genossin*innen von der anarchistischen Bibliothek Kalabalik. Und an Frida, die gerade vor dem Bundesverfassungsgericht gegen eine Hausdurchsuchung wegen Adbusting klagt. Denn wir wissen ja alle: Ob friedlich oder militant – Wichtig ist der Widerstand!“

Mehr Infos und Bilder der Aktion in Berlin:
https://de.indymedia.org/node/106642

Mehr Infos:

StA Berlin: Adbusting straffrei, wenn man eigene Poster mitbringt:

https://de.indymedia.org/node/91134

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StA Berlin: Adbusting ist straffrei, wenn man seine eigenen Poster mitbringt https://plakativ.blackblogs.org/2020/06/24/sta-berlin-adbusting-ist-straffrei-wenn-man-seine-eigenen-poster-mitbringt/ Wed, 24 Jun 2020 14:20:11 +0000 http://plakativ.blackblogs.org/?p=154 Continue reading StA Berlin: Adbusting ist straffrei, wenn man seine eigenen Poster mitbringt ]]>

Das wird der Wall AG und dem Staatsschutz überhaupt nicht gefallen: Die Staatsanwaltschaft Berlin hat erneut ein Ermittlungsverfahren wegen Adbusting eingestellt. Eine Person war in der Walpurgisnacht beim Aufhängen selbst gemachter Poster, die den Reinickendorfer Bezirksbürgermeister Frank Balzer wegen der Ausrichtung des Tags der Bundeswehr kritisierten, verhaftet worden. Die überraschende Begründung der Verfahrenseinstellung: Das Aufhängen von eigenen Postern in Werbevitrinen ist nicht strafbar.

Was ist Adbusting?
Adbusting nennt sich eine Aktionsform, bei der Werbeplakate mittels Aufklebern verändert werden und so eine neue politische Aussage bekommen. Sehr häufig passiert dies bei Wahlen, gerne auch bei rassistischer Spendenwerbung. Auch sexistische Werbung wird gerne mittels Adbusting bis zur Kenntlichkeit entstellt. Seitdem staatliche Stellen wir Bundeswehr, Polizei und Geheimdienste Image- und Personalwerbung im öffentlichen Raum nötig haben, sind auch die Poster der staatlich bezahlten Gewalttäter*innen ein gern genutztes Ziel der Adbusting-Kommunikationsguerilla.

Hausdurchsuchung abgelehnt
Beim Verändern von Werbung kommt es immer wieder zu Festnahmen und Strafverfahren. In der Walpurgisnacht 2020 hatte eine „namenlose Bezugsgruppe“ versucht, in Tegel antimilitaristische Adbustings aufzuhängen. Dabei dieser Gruppe von der Polizei verhaftet. Wie aus der Akte zum Verfahren hervorgeht, versuchte daraufhin der wegen rechter Vorfälle berüchtigte LKA-Staatsschutz 521 einen Hausdurchsuchungsbeschluss zu erwirken. Die Staatsanwaltschaft lehnte dies jedoch ab (1).

StA: Eine Strafbarkeit wegen Diebstahls scheidet aus
In dem Beschluss vom 15.5.2020 schreibt die Staatsanwältin: „Eine Strafbarkeit wegen versuchten Diebstahls durch das Abhängen der ursprünglich im Schaukasten befestigten Plakate scheidet bereits aus, da die Plakate hinter dem Kasten versteckt aufgefunden wurden. Eine Zueignungsabsicht kann daher nicht festgestellt werden.“

StA: Sachbeschädigung kommt nicht in Betracht
Auch den Vorwurf der Sachbeschädigung lehnt die Staatsanwältin ab: „Auch waren die ursprünglich befestigten Plakate noch intakt, sodass eine Sachbeschädigung allein im Sinne des Abs. 2 nicht in Betracht kommt.“ Strafgesetzbuch §303 Absatz 2 ist der sogenannte Graffiti-Paragraph. Er regelt, dass auch das dauerhafte Verändern des Erscheinungsbildes einer Sache strafbar ist, und nicht nur eine Substanzverletzung. Doch dieser greife laut der Staatsanwältin ebenfalls nicht: „Dieser ist grundsätzlich weit gefasst, sodass es unter Umständen noch vom Tatbestand umfasst sein dürfte, dass die entfernten Plakate der optischen Wahrnehmbarkeit entzogen sind. Jedenfalls scheitert die Strafbarkeit jedoch daran, dass die Plakate kurzfristig und ohne großen Aufwand wieder in dem Kasten hätten befestigt werden können, sodass es sich um eine unerhebliche Veränderung der Sache handelt.“ Das haben die Polizist*innen ja auch kurzerhand und aktenkundig in der Nacht der Verhaftung selbst erledigt.

StA: Ohne weitere Ermittlungen einzustellen
Doch die Hausdurchsuchungs- und DNA-geile Staatsschutzabteilung 521 bekommt noch einen Seitenhieb ab: „Das Verfahren gegen den Beschuldigten war daher ohne weitere Ermittlungen einzustellen.“ Damit erteilt die Staatsanwältin dem LKA eine klare Grenze, und sie lehnt den Antrag auf Hausdurchsuchung ab und verbietet die Entnahme von DNA-Proben. Ob sich das LKA daran hält, wird die Zukunft zeigen.

Geheimdienstüberwachung, weil Adbusting die Bundeswehr lächerlich macht
Dem Staatsschutz dürfte dieser aktuelle Beschluss zur Nichtstrafbarkeit von Adbusting kaum gefallen. Denn Polizei und Geheimdienste reagieren allergisch auf diese Aktionsform. Der Geheimdienst „Verfassungsschutz“ und der Militärische Abschirmdienst sammeln systematisch Informationen zu Adbusting (2). Im Verfassungsschutzbericht 2019 stellt das Bundesinnenministerium das Verändern von Werbung in einen Zusammenhang mit Angriffen auf Beamt*innen (3). Im Gemeinsamen Extremismus und Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern (GETZ) war in 2018/19 Adbusting gleich viermal Thema (4). Das LKA Berlin veranstaltete bereits mindestens fünf Hausdurchsuchungen wegen veränderter Werbung (5) und sucht die beschlagnahmten Kunstwerke systematisch nach DNA-Spuren ab (6). Die Begründung: Adbusting mache die Bundeswehr „lächerlich“.

Fischer-Lescano: „Unbequemes Adbusting ist grundrechtlich geschützt“
Doch bei der Kriminalisierung von kritischen Meinungsäußerungen mussten die Verunsicherungsbehörden bereits mehrere Rückschläge hinnehmen. Mehrere Abgeordnete fragten mit parlamentarischen Anfragen nach (7). Diverse Medien berichteten über das lächerliche Vorgehen der Behörden (8). Der Bremer Staats- und Verfassungsrechtler Prof. Dr. Fischer-Lescano veröffentlichte ein Gutachten, das die Strafbarkeit von Adbusting bezweifelt (9):

„Unbequemes Adbusting ist grundrechtlich geschützt.“ Vor dem Hintergrund des in aller Regel geringen Sachschadens durch Adbusting entstünde der Verdacht, dass der Ermittlungseifer vom Inhalt der Adbustings befeuert werde, wenn diese sich kritisch mit Polizei, Geheimdiensten und Bundeswehr auseinandersetzten: „Das Vorgehen gegen spezifische Meinungsinhalte wird von Art. 5 GG grundsätzlich untersagt. Es wird Zeit, dass die deutschen Sicherheitsbehörden diesen Grundsatz auch dann beherzigen, wenn es um Adbusting geht, das sich kritisch mit ihren Praxen und Imagekampagnen auseinandersetzt.“

„Wenn man schon Plakate austauscht, dann nimmt man die Originale nicht mit.“
Diese Einsicht scheint sich jetzt auch in der Berliner Justiz herumzusprechen. Bereits im Oktober 2019 musste ein mit großem Aufwand organisierter Gerichtsprozess wegen Adbusting eingestellt werden. Damals scheiterte die Kriminalisierung des LKAs schlicht an der Frage, was genau eigentlich der Sachschaden beim Entfernen eines Plakates aus einer Werbevitrine sei. Die sichtlich genervte verurteilungswillige Richter*in pöbelte damals der Angeklagten nach Ende der Verhandlung folgendes hinterher: „Wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf: Wenn man schon Plakate austauscht, dann nimmt man die Originale nicht mit.“ (10)

Kein Abschreckungseffekt
Die autoritären Charaktere beim LKA 521 dürften derweil ziemlich kochen. Die Berliner Kommunikationsguerilla-Szene macht die Bundeswehr weiterhin bei jeder Gelegenheit lächerlich. Erst am letzten Wochenende hing anlässlich des wegen der Pandemie abgesagten „Tags der Bundeswehr“ die Berliner Innenstadt voll mit nachgemachten Postern im Design der Bundeswehr, die das Militär kritisieren und den Tag ohne Bundeswehr feierten (11). Man darf also gespannt sein, welche Tricks sich der Staatsschutz als nächstes ausdenkt.

Alle Fälle eingestellt
Auch die Werbefirma WallDecaux, der die meisten Werbevitrinen in Berlin gehören, dürfte das nicht witzig finden. Gerade erst hat der Berliner Senat beschlossen, das Volksbegehren „Berlin Werbefrei“, das sich für den Abbau der Werbevitrinen einsetzt, abzulehnen. „Und nun muss WallDecaux sich damit auseinander setzen, dass es de facto straffrei sein soll, eigene Poster in die Werbevitrinen der Firma zu hängen“ sagt Klaus Poster, Sprecher*in der Soligruppe plakativ. „Alle Fälle, die wir betreut haben, sind mittlerweile auf die eine oder andere Art in der Einstellung gelandet. Also falls ihr Stress wegen Adusting bekommt, meldet euch. Wir sind sehr gespannt, wie das alles weiter geht.“

Alte Fälle?
Die Soligruppe interessiert sich auch für alte Fälle. Ist das mit der Kriminalisierung echt alles ganz neu, oder hat es ähnliche Kämpfe in den 90zigern oder 2000er Jahren auch schon gegeben? Und wie ist das damals abgelaufen? Wer was darüber weiß oder alte Akten hat, darf sich auch gerne bei uns melden: [email protected]

Tipps fürs Adbusting:

Wie gehen Werbevitrinen auf?
http://maqui.blogsport.eu/2019/01/03/wie-oeffnet-man-werbevitrinen/

Wie macht man Poster für Citylights selbst?
https://de.indymedia.org/node/87378

Adbusting mit Kleister und Papier auf Megalights?
https://www.projektwerkstatt.de/media/text/kalender_2004_kal_kleben.pdf

Fußnoten und Quellenverweise:

(1) Eine namenlose Bezugsgruppe: „Strafbarkeit scheidet aus“: Adbusting-Verfahren in Tegel eingestellt, de.indymedia.org, 20.6.2020
https://de.indymedia.org/node/90218

(2) Joswig, Gareth: Auf die linke Tour. In: taz, 24.2.2020.

https://taz.de/Kriminalisierung-von-Adbusting/!5664706/

(3) Nowak, Peter: Dünnhäutige Schutzleute. In: Neues Deutschland, 3.10.2019. 

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1126663.adbusting-duennhaeutige-schutzleute.html

(4) Kleine Anfrage der der Abgeordneten Ulla Jelpke u. a. und der Fraktion DIE LINKE. Einordnung von Adbusting als linksextremes Gewaltdelikt durch das Bundesamt für Verfassungsschutz. BT-Drucksache 19/16887.

https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/172/1917240.pdf

(5) Soligruppe plakativ: Drei Hausdurchsuchungen wegen eines veränderten Bundeswehr-Plakats.

barrikade.info, 28.2.2020. https://barrikade.info/article/3214

(6) DNA-Analyse wegen veränderter Bundeswehrwerbung unverhältnismäßig. de.indymedia.org, 9.6.2020.

https://de.indymedia.org/node/87283

(7) Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Niklas Schrader (LINKE)vom 11. November 2019 zum Thema: Staatsschutzdelikt Adbusting? https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/s18-21553.pdf

Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Niklas Schrader und Anne Helm (LINKE) vom 18. Mai 2020 zum Thema: Staatsschutzdelikt Adbusting? (II). https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/s18…

Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Dr. André Hahn, Gökay Akbulut, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Arbeitsweise und Schwerpunkte des Gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrums (GETZ).  Drucksache 19/18417.

https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/189/1918932.pdf

(8) Stoltzenberg, Henning von: »Geheimdienste haben daran keinen Spaß«. Junge Welt, 8.6.2020.
https://www.jungewelt.de/artikel/379763.adbusting-in-berlin-geheimdienste-haben-daran-keinen-spa%C3%9F.html

Nowak, Peter:  Polizei mit »Kackbratze« beschäftigt. Neues Deutschland, 27.11.2019.

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1129263.werbeplakate-polizei-mit-kackbratze-beschaeftigt.html

(9) Fischer-Lescano, Andreas; Gutmann, Andreas: Unbequemes Adbusting ist grundgesetzlich geschützt. Verfassungsblog, 6.6.2020.
https://verfassungsblog.de/adbusting-unbequem-aber-grundrechtlich-geschuetzt/

(10) Frank, Marie: Adbusting: Unschuldige Protestkunst. Neues Deutschland, 9.10.2019.

https://www.neues-deutschland.de/artikel/1126842.adbusting-unschuldige-protestkunst.html

(11) Adbustings zum Tag ohne Bundeswehr in der Berliner Innenstadt. de.indymedia.org, 13.6.2020.

https://de.indymedia.org/node/88463

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VS Berlin meldet Adbustings ans Terrorabwehrzentrum, weil sie für angemeldete Demos werben https://plakativ.blackblogs.org/2020/06/19/vs-berlin-meldet-adbustings-ans-terrorabwehrzentrum-weil-sie-fuer-angemeldete-demos-werben/ Fri, 19 Jun 2020 16:21:17 +0000 http://plakativ.blackblogs.org/?p=79 Continue reading VS Berlin meldet Adbustings ans Terrorabwehrzentrum, weil sie für angemeldete Demos werben ]]>

Der Staatsschutz 521 beim Berliner LKA veranstaltet Hausdurchsuchungen wegen Adbusting. Deshalb stellten die Abgeordneten Helm und Schrader (Linke) eine Anfrage an den Berliner Innensenat. In der Antwort rechtfertigt Staatssekretär Akmann diese Praxis mit falschen Behauptungen. Außerdem gibt Akmann zu, dass der Berliner Verfassungsschutz drei Adbusting-Aktionen ans Terrorabwehrzentrum GETZ meldete, weil diese für angemeldete Demonstrationen warben. Diese Information hatte die Bundesregierung erst vor kurzen für geheim erklärt, weil sie angeblich die Sicherheit und Interessen der Bundesrepublik bedrohen würde.

 

Parlamentarische Anfrage nach Hausdurchsuchungen

Adbusting ist das neudeutsche Wort für das politisch motivierte Verändern von Werbung. Da Werbung überall den öffentlichen Raum vereinnahmt, ist es für politisch Engagierte naheliegend, sich diese anzueignen und für die eigene Botschaft zu nutzen. Die Sicherheitsbehörden reagieren hierauf zunehmend allergisch. Im Frühjahr wurde bekannt, dass die Staatsschutzabteilung 521 beim Berliner LKA wegen eines veränderten Bundeswehr-Posters gleich drei Hausdurchsuchungen veranstaltete (1).

 

Verhältnismäßigkeit?

„Antimilitaristische Meinungsäußerungen sind kein Terrorismus“ kommentiert die Abgeordnete Anne Helm (Die Linke): „Da stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit.“ Deshalb stellte sie zusammen mit dem Abgeordneten Niklas Schrader eine schriftliche Anfrage an den Innensenat (2). In der nun veröffentlichten Antwort bestätigt Staatssekretär Akmann die Hausdurchsuchung. Leider sei die Anzahl der eingesetzten Dienstkräfte „retrograd nicht valide zu erfassen.“ Eine Sonderkommission gebe es nicht, doch seien „keine Dienstkräfte von anderen Ermittlungsverfahren abgezogen“ worden. Die Anzahl an aufgewendeten Arbeitsstunden erfasse man nicht.

 

Minderschwere Kriminalität oder Schwerer Diebstahl?

Spannend wird es bei der Frage, was Adbusting eigentlich für ein Straftatbestand sein soll. Im November hatte Niklas Schrader bereits schon einmal anlässlich eines letztlich eingestellten Gerichtsprozesses wegen Adbusting eine Anfrage gestellt (3). Damals schrieb Staatssekretär Akmann, dass es sich bei Adbusting um „minderschwere“ Kriminalität handle. Um trotzdem Hausdurchsuchungen, DNA-Proben, etc. rechtfertigen zu können, pflegt der Staatsschutz das Verändern von Werbepostern zum „Schweren Diebstahl“ aufzublasen. Diese Praxis rechtfertigt Akmann nun damit, dass die Plakate „durch ein Schloss gegen Wegnahmen besonders gesichert“ seien. „Das die simplen mit einem Rohrsteckschlüssel aus dem Baumarkt zu betätigenden Mechanismen ein Schloss sind, darf man getrost bezweifeln“ kommentiert Klaus Poster von der Soligruppe plakativ. „Als ob Herr Akmann sein Villa mit nem Rohrsteckschlüssel aus dem Baumarkt abschließen würde…“

 

Falsche Behauptungen?

Darüber hinaus enthält der Paragraph für Schweren Diebstahl eine Bagatellklausel. „Wenn es sich um Gegenstände von geringen Wert wie z.B. Einweg-Werbeposter handelt, kommt laut Strafgesetzbuch ein Schwerer Diebstahl nicht in Betracht“ erklärt Klaus Poster. Dieses Problem löst der Jurist Akmann ganz einfach. Er behauptet, dass die Werbefirma Wall gegenüber der Polizei keine Angaben zur Höhe des Schadens gemacht habe, weil nicht wegen Schweren Diebstahls ermittelt worden sei. „Ein Blick in die Akte zeigt: Beides ist unwahr“ wundert sich Klaus Poster. „In der Akte wird eine überhöhte Schadensumme genannt und es ist nachvollziehbar, dass auch wegen Sachbeschädigung ermittelt wurde.“

 

Keine Legitimation der Hausdurchsuchung

Zu der Frage der Legitimität und Rechtsmäßigkeit der Hausdurchsuchung äußert der Staatssekretär sich nicht. Es fehlen aber offensive Rechtfertigungsversuche: „Im Herbst hatte Akmann noch versucht, das völlig unverhältnismäßige Vorgehen damit zu rechtfertigen, dass ja gegen schlimme Linksextremist*innen gehe, die Militär und Polizei kritisieren“ erklärt Klaus Poster: „Derartige Kalte-Kriegs-Rhetorik fehlt diesmal.“

 

Weiterleitung an BKA-Datenbank

Die beiden Abgeordneten fragen auch, ob von den betroffenen Personen Daten in bundesweite Datenbanken weiter geleitet wurden. Akmann bestätigt, dass die Daten der Betroffenen an den „Kriminalpolizeilichen Meldedienst in Fällen Politisch motivierter Kriminalität (KTA-PMK)“ beim BKA übermittelt worden seien. Diese Daten seien nach der Verfahrenseinstellung jedoch bereits wieder gelöscht worden. „Das werden wir überprüfen“ verspricht Klaus Poster. „Akmanns Falschbehauptungen zu den Hausdurchsuchungen zeigen ja, wie sehr seine Angaben mit Vorsicht zu genießen sind.“

 

Adbustings als Staatsgeheimnis

Am Ende verrät Staatssekretär Akmann noch ein angebliches Staatsgeheimnis. Die Abgeordneten führen an, dass im „Gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern (GETZ)“ in 2018/19 viermal die Aktionsform Thema gewesen sei (4) und fragen, welche Fälle die Berlin Behörden dort eingebracht hätten. Die Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke hatte der Bundesregierung bereits eine ganz ähnliche Frage gestellt (5). In der Antwort der Bundesregierung aus dem Mai 2020 verweigert die Regierung die Auskunft: „Die Bundesregierung ist nach sorgfältiger Abwägung zu der Auffassung gelangt, dass eine weitergehende Beantwortung der Frage nicht erfolgen kann (…). Die Information (…) berühren derart schutzbedürftige Geheimhaltungsinteressen, dass der Schutz des Staatswohl dem parlamentarischen Informationsrecht überwiegt. Dies könnte einen Nachteil für die die Interessen der Bundesrepublik Deutschland (…) bedeuten.“

 

Die drei Berliner Adbustings im GETZ

Das angebliche Staatsgeheimnis um die Adbustings im GETZ lüftet Staatssekretär Akmann jetzt teilweise. Durch den Berliner Verfassungsschutz wurden in 2018/19 drei der vier im GETZ behandelten Adbustings auf die Tagesordnung gesetzt. Es handelt sich vermutlich um folgende Aktionen:

Adbustings zum Ende des NSU-Prozesses im Juli 2018

https://de.indymedia.org/node/25729

 

Adbustings gegen den Polizeikongress im Februar 2019

https://de.indymedia.org/node/29192

 

Adbustings gegen türkische Militäroperationen im türkisch-syrischen Grenzgebiet („Rojava“) im Oktober 2019

https://de.indymedia.org/node/39702

Diese Adustings seien ans GETZ gemeldet worden, weil „diese im Zusammenhang mit Aufrufen aus dem linksextremistischen Spektrum zu Demonstrationen (…) die jeweilige Mobilisierung unterstützen. “ Klaus Poster dazu: „Das in den Augen des Verfassungsschutz bestimmte Adbustings böse sind, weil sie zur Teilnahme an angemeldeten Demonstrationen aufrufen, und das Staatssekretär Akmann das für voll in Ordnung hält, sagt viel über das Demokratieverständnis dieser Leute aus.“

 

Auch unbequemes Adbusting ist grundrechtlich geschützt

Ähnlich sieht es der Bremer Staats- und Verfassungsrechtler Prof. Dr. Fischer-Lescano. Zusammen mit seinem Kollegen Andreas Gutmann kommt er in einer Analyse für den Verfassungsblog zu dem Schluss, das auch unbequemes Adbustings grundrechtlich geschützt sei (6). „Vor dem Hintergrund des in aller Regel geringen Sachschadens durch Adbusting entstünde der Verdacht, dass der Ermittlungseifer vom Inhalt der Adbustings befeuert werde, wenn diese sich kritisch mit Polizei, Geheimdiensten und Bundeswehr auseinandersetzten: „Das Vorgehen gegen spezifische Meinungsinhalte wird von Art. 5 GG grundsätzlich untersagt. Es wird Zeit, dass die deutschen Sicherheitsbehörden diesen Grundsatz auch dann beherzigen, wenn es um Adbusting geht, das sich kritisch mit ihren Praxen und Imagekampagnen auseinandersetzt.“

 

Geheimdienste auflösen

„Die Geheimdienste und Terrorabwehrzentren dieses Landes beschäftigen sich mit beklebten Werbepostern. Wenn Kritik daran laut wird, erklären sie ihre Peinlichkeiten zu Staatsgeheimnissen“ analysiert Klaus Poster. „ Derweil laufen hunderte verurteilte Neonazis frei rum, und Polizist*innen, Militärs und Schlapphüte verfassen als Nazi-Prepper Todeslisten. Kein Wunder, dass die Verunsicherungsbehörden sich weigern, sich mit institutionellen Rassismus auseinander zu setzen. Geheimdienste sind nicht reformierbar, sie gehören aufgelöst.“

 

Mehr Infos:

Die Anfrage im Volltext:

https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/s18-23510.pdf

Wie öffnet man Werbevitrinen mit Sachen aus dem Baumarkt:

http://maqui.blogsport.eu/2019/01/03/wie-oeffnet-man-werbevitrinen/

Fußnoten und Quellen:

(1) Drei Hausdurchsuchungen wegen eines veränderten Bundeswehr-Plakats. barrikade.info, 28.2.2010.

https://barrikade.info/article/3214

(2) Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Niklas Schrader und Anne Helm (LINKE) vom 18. Mai 2020 zum Thema:Staatsschutzdelikt Adbusting? (II). Drucksache 18 /23 510.

https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/s18-23510.pdf

(3) Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Niklas Schrader (LINKE) vom 11. November 2019 zum Thema: Staatsschutzdelikt Adbusting? Drucksache 18 /21 553.

https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/S18-21553.pdf

(4) Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Dr. André Hahn, Gökay Akbulut, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. Einordnung von Adbusting als linksextremes Gewaltdelikt durch das Bundesamt für Verfassungsschutz. Drucksache 19/16887

https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/172/1917240.pdf

(5) Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulla Jelpke, Dr. André Hahn,Gökay Akbulut, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE: Arbeitsweise und Schwerpunkte des Gemeinsamen Extremismus- undTerrorismusabwehrzentrums (GETZ). Drucksache 19/18417.

https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/189/1918932.pdf

(6) Fischer-Lescano, Andreas; Gutmann, Andreas: Unbequemes Adbusting ist grundgesetzlich geschützt. Verfassungsblog, 6.6.2020.

https://verfassungsblog.de/adbusting-unbequem-aber-grundrechtlich-geschuetzt/

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DNA-Analyse wegen veränderter Bundeswehr-Werbung unverhältnismäßig https://plakativ.blackblogs.org/2020/06/09/dna-analyse-wegen-veraenderter-bundeswehr-werbung-unverhaeltnismaessig/ Tue, 09 Jun 2020 10:29:11 +0000 http://plakativ.blackblogs.org/?p=89 Continue reading DNA-Analyse wegen veränderter Bundeswehr-Werbung unverhältnismäßig ]]>

„Unbequemes Adbusting ist grundrechtlich geschützt.“ Das schreibt der Bremer Professor für Staatsrecht Andreas Fischer-Lescano in einen aktuellen Beitrag für Verfassungsgblog.de. Vor dem Hintergrund des in aller Regel geringen Sachschadens durch Adbusting entstünde der Verdacht, dass der Ermittlungseifer vom Inhalt der Adbustings befeuert werde, wenn diese sich kritisch mit Polizei, Geheimdiensten und Bundeswehr auseinandersetzten: „Das Vorgehen gegen spezifische Meinungsinhalte wird von Art. 5 GG grundsätzlich untersagt. Es wird Zeit, dass die deutschen Sicherheitsbehörden diesen Grundsatz auch dann beherzigen, wenn es um Adbusting geht, das sich kritisch mit ihren Praxen und Imagekampagnen auseinandersetzt.“

Der ganze Artikel:
https://verfassungsblog.de/adbusting-unbequem-aber-grundrechtlich-geschuetzt/

DNA-Analyse gegen veränderte Bundeswehr-Werbung
Hintergrund für diese Einschätzungen ist das Vorgehen der Berliner Polizei gegen das Verändern von Werbeplakaten. So veränderten zum Tag der Bundeswehr Unbekannte Bundeswehr-Poster. So hieß es nun: „Gas, Shoa, Schießen“ statt „Gas, Wasser, Scheiße“ und „Bundeswehr macht den Franco A.“ statt „Bundeswehr macht den Meister“. Bilder davon gibts hier: https://de.indymedia.org/node/33870 Weil dabei die Bundeswehr „gar lächerlich“ gemacht wird (Zitat Polizeiakte), setzt das Berliner LKA dazu auch auf Hausdurchsuchungen und DNA-Analysen.

Adbustings machen Bundeswehr „lächerlich“
Als DNA-Analysen im Strafverfahren eingeführt wurden, war sich die Öffentlichkeit und der Gesetzgeber einig, dass ein solcher tiefer Eingriff in die Privatsphäre ledig bei erheblichen Straftaten wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung angewendet werden solle. Ein Blick in jetzt öffentlich gewordene Polizeiakten zeigt, dass der Berliner Staatsschutz DNA-Analysen wie selbstverständlich einsetzt, um das Verändern von Plakatwerbung der Bundeswehr zu verfolgen. „Ist ein Verfolgungsinstrument erst einmal da, zeigt die Erfahrung, dass die Hürde, es anzuwenden, in polizeilichen Praxis immer niedriger wird“ sagt Klaus Poster, Sprecher*in der Soligruppe plakativ, die die besagten Polizeiakten zugespielt bekam. Bei der Verwendung von DNA-Spuren kommt es laut Gesetzgeber auch auf die Frage der Verhältnismäßigkeit an. „Daran bestehen aber im Tempelhof-Fall erhebliche Zweifel“ schreibt Professor Fischer-Lescano in seinem Artikel weiter.

Mindestens fünf Hausdurchsuchungen wegen Adbustings in Berlin
Ein Gerichtsprozess wegen Adbusting im letzten Jahr und eine Anfrage des Abgeordneten Niklas Schrader brachten in letzten Herbst ans Licht, dass der Staatsschutz mit massiven Mitteln gegen das Verändern von Bundeswehr-Postern vorgeht. Seit Ende 2015 ermitteln mindestens drei Polizist*innen in diesen Fällen. Wegen veränderter Werbeplakate kam es in Berlin bereits zu mindestens 5 Hausdurchsuchungen. Die Verfahren endeten bisher mit Einstellungen wegen Geringfügigkeit. Auch der Berliner Innen-Staatssekretär Ammon spricht in der Antwort auf die parlamentarische Anfrage von Adbusting als „minderschwerer Kriminalität.“

 

Zugespielte Polizeiakten
Doch das hält das Berliner LKA nicht davon ab, auch das eigentlich für schwere Straftaten vorgesehene Instrument der DNA-Analyse gegen Adbuster*innen einzusetzen. Das zeigt eine Akte, die vor wenigen Tagen der Soligruppe plakativ zugespielt wurde. In der Akte mit den Aktenzeichen  231 Ujs 1941/19 und 190615-1600-022283 werden die Ermittlungen anlässlich eines des „Tag der Bundeswehr“ im Juni 2019 geschildert. Da die Bundeswehr aus diesem Anlass Plakatwerbung schaltete, kam es auch zu zahlreichen antimilitaristischen Plakatveränderungen (Bilder damaligen Aktion finden sich hier: https://de.indymedia.org/node/33870 ).

DNA-Analysen gegen Adbustings
Die Akte zeigt, die zum Einsammeln der veränderten Poster eingesetzten Streifenpolizist*innen diese wie selbstverständlich nur mit Gummihandschuhe anfassen und gleich in luftdichte Plastikbeute stecken. Weiter findet sich in der Akte ein am 27.6.2019 erstellter „KT Antrag mit U-Material“. Unter der Rubrik „Art der Maßnahme“ heißt es: „Um Analyse der Spur(en) zur Eingabe in die DNA-Analyse-Datei (DAD) wird gebeten. Bitte DNA Spuren sichern und verwertbare Spuren in die DAD einstellen.“ Darüber hinaus ordnet das LKA auch an, die Poster auf Fingerabdrücke zu überprüfen. Dies erfolgt auch. Am 10.1.2020 lag ein Bericht des lKA KTI 53 vor: „Nch kriminaltechnischer Untersuchung der zehn sichergestellten Plakate, weisen diese keine für eine Identifizierung der verursachenden Person geeignete daktyloskopische Spur auf“. Ein Ergebnis der DNA-Analyse findet sich in der Akte leider nicht.

Kleine Anfrage bringt Geheimdienst-Infos ans Licht
Das LKA Berlin ist nicht die einzige staatliche Behörde, die angesichts von veränderten Werbeplakaten völlig unverhältnismäßig überreagiert. Eine Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke brachte ans Licht, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und der Militärische Abschirmdienst (MAD) systematisch Informationen zu Adbusting sammeln. Der Link zur Kleinen Anfrage: https://www.ulla-jelpke.de/wp-content/uploads/2020/02/KA-19_16887-Adbusting-komprimiert-1.pdf

Staatsanwaltschaft kann keine Strafbarkeit erkennen
 In Thüringen jagten übereifrige Polizist*innen aus Erfurt Adbuster*innen ebenfalls mittels DNA-Analyse. Nach einer parlamentarischen Anfrage musste Staatsanwalt Grüneisen kleinlaut mitteilen: „Wir haben das eingestellt. Wir könnten keine Strafbarkeit erkennen.“ Quelle:
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1128063.zentrum-fuer-politische-schoenheit-ermittlungen-die-es-nie-haette-geben-duerfen.html

Terror oder lächerlich?
Den Vogel schießt aber das Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern (GETZ) ab. Dort war Adbusting in 2018/19 gleich viermal Thema. Auch dieser Beschäftigung der Geheimdienste erteilt Prof. Fischer-Lescano eine Absage: „Dabei werden die Sicherheitsbehörden offenbar gerade durch den Inhalt der durch die Adbustings geäußerten Meinung getriggert. Warum sonst sollte das BfV Adbustings, die sich etwa kritisch mit Polizeigewalt befassen, pauschal dem gewaltorientierten Linksextremismus zuordnen? (…) All das verkennt aber die Bedeutung der Meinungsfreiheit, die verallgemeinernde Äußerungen ebenso wie die Kritik am Staat und seinen Institutionen schützt.“

Lächerlich
„Warum die Behörden angesichts von veränderten Werbepostern so überreagieren, zeigt beispielhaft ein Blick in die Akte“ sagt Klaus Poster, Sprecher*in der Soligruppe plakativ. Dort steht auf Seite 50: „Unter Adbusting versteht man das Verfremden bzw. Umgestalten von Werbung im öffentlichen Raum in einer Art und Weise, dass deren ursprünglicher Sinn verändert oder gar lächerlich gemacht wird.“ Klaus Poster weiter: „Und das mögen autoritäre Charaktere überhaupt nicht. Dabei machen sie sich selbst mit ihrer Reaktion lächerlich“.

Mehr Infos:

Diese veränderte Bundeswehr-Werbung verfolgt das LKA mit DNA-Analyen:
https://de.indymedia.org/node/33870

Der Gerichtsprozess im Oktober 2019:
https://taz.de/Ermittlungen-gegen-Adbusting-in-Berlin/!5628984/

Voll normal in Berlin: 1 Poster, 3 Hausdurchsuchungen:
https://barrikade.info/article/3214

Kleine Anfrage im Bundestag zu GETZ, VS, MAD:
https://www.ulla-jelpke.de/wp-content/uploads/2020/02/KA-19_16887-Adbusting-komprimiert-1.pdf

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Adbusting im Regierungsviertel gegen Geheimdienste https://plakativ.blackblogs.org/2020/06/01/adbusting-im-regierungsviertel-gegen-geheimdienste/ Mon, 01 Jun 2020 20:33:04 +0000 http://plakativ.blackblogs.org/?p=229 Continue reading Adbusting im Regierungsviertel gegen Geheimdienste ]]>

Das „Besondere Amt für Veralberung (BfV)“ hat am Wochenende Adbustings gegen Geheimdienste im Berliner Regierungsviertel aufgehängt. Dabei stützen sie sich auf die parlamentarische Anfrage „Arbeitsweise und Schwerpunkte des Gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrums (GETZ)“ von Ulla Jelpke (Bundestag, 5.5.2020, Drucksache 19/18932). In ihrer Pressemitteilung auf Indymedia analysieren sie die Anfrage. Wir teilen die Analyse und haben ihr nichts hinzuzufügen, weswegen wir im Folgenden die PM des „Besonderen Amts für Veralberung“ auf unseren Blog kopieren.


Wer über das schöne Wetter am langen Wochenende für einen Spaziergang zwischen Kanzler*innenamt und Reichstag nutzen wollte, konnte dabei ungewöhnliches erleben. Denn die Kommunikationsguerilla-Gruppe „Besonderes Amt für Veralberung (BfV)“ kaperte Werbevitrinen zwischen Hauptbahnhof und Regierungsviertel, um mit Adbustings den deutschen Geheimdienst „Bundesamt für Verfassungsschutz“ zu kritisieren. „Wir haben mit unseren Plakaten ein Zitat aus einer aktuellen parlamentarischen Anfrage zur Beschäftigung des Terrorabwehrzentrums mit der Aktionsform Adbusting aufgegriffen und bis zur Kenntlichkeit verfremdet erklärt Cora Maaßen, Sprecher*in des BfV. „Damit wollen wir den Bürger*innen, die das Regierungsviertel besuchen, aufzeigen, wie sich die Geheimdienste systematisch jeder Kontrolle entziehen.“

Ist Adbusting Terror?

Nachdem der Bundesverfassungsschutzbericht der Aktionsform Adbusting eine Seite samt Foto widmete und semantisch in die Nähe von Angriffen auf Polizist*innen stellte, hatte die Abgeordnete Ulla Jelpke dazu eine Kleine Anfrage gestellt. Diese hatte im Februar ans Licht gebracht, dass der Verfassungsschutz (VS) und der Militärische Abschirmdienst (MAD) systematisch Daten zu Adbusting erheben. Doch damit nicht genug: Das „Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern (GETZ) hatte in 2018/19 so wenig mit der Jagd auf Terrorist*innen zu tun, dass viermal Zeit blieb, sich ausführlich mit Adbusting-Aktionen zu beschäftigen.

Welche Adbustings waren Thema im GETZ?

In einer erneuten Anfrage fragte die Abgeordnete nun, womit sich das GETZ ansonsten beschäftigt habe. Die jetzt öffentliche Antwort fassten die Aktionskünstler*innen des„Besonderen Amt für Veralberung“ in einem Adbusting zusammen. Auf den Postern ist groß zu lesen: „Geheimdienste kontrollieren?“ Wie sich der VS systematisch einer Kontrolle entzieht, zeigen anhand der Parlamentarische Anfrage zum GETZ (19/18932): „22. Welche vier Adbusting wurden 2018/19 im Gemeinsamen Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum (GETZ) besprochen?“

Keine Antwort

Die Antwort haben die Kommunikationsguerillas mit leichten Veränderungen bis zur Kenntlichkeit entstellt: „Die Bundesregierung ist nach sorgfältiger Abwägung zu der Auffassung gelangt, dass eine weitergehende Beantwortung der Frage nicht erfolgen kann (…). Die Information, über welche vier Adbustings wir uns im GETZ geärgert haben, berühren derart schutzbedürftige Geheimhaltungsinteressen, dass der Schutz des Staatswohl dem parlamentarischen Informationsrecht überwiegt. Dies könnte einen Nachteil für die die Interessen der Bundesrepublik Deutschland (…) bedeuten.“ Das Resümee des Adbustings: „Verfassungsschutz lösch dich.“

Sorgfältige Erwägungen?

„Na klar wäre es sehr schmeichelhaft, wenn Heimat-Horst und Merkel und der Rest der Regierung jedes Adbusting sorgfältig abwägen würden“ sagt Cora Maasen. „Aber wenn bei so einer sorgfältigen Abwägung am Ende allein bei der aktuellen Anfrage gleich fünf mal der gleiche Satzbaustein rauskommt, dann handelt es sich wohl doch nur um eine Ausrede, um zu rechtfertigen dass sie keine Lust haben, zu antworten.“

Unfreiwillig peinlich

„Vermutlich kann sich sogar der VS an drei Fingern ausrechnen, dass sie mit der Beobachtung von Adbusting im GETZ Mist gebaut haben, und dass eine ehrliche Antwort wieder unfreiwillig komisch werden würde“ analysiert Cora: „Das es die Sicherheit der Republik bedroht, wenn das GETZ sagen muss, über welche vier Adbustings sie sich geärgert haben, ist nur mit guten Rauschmitteln vorstellbar. Herr Haldenwang, wo kaufen ihre Leute das Zeug?“

Das Besondere Amt für Veralberung

Das Besondere Amt für Veralberung (BfV) ist eine hauptstädtische Kommunikationsguerilla aus Berlin. Die Gruppe ist bereits Anfang Februar aufgefallen, als sie den zum Polizeikongress aus Köln angereisten Geheimdienst-Schergen des Bundesverfassungsschutzes eine bis zur Kenntlichkeit entstellte Personalwerbekampagne spendierte.
https://taz.de/Fake-Verfassungsschutz-Plakate-in-Berlin/!5662099/

Anfang März konfrontiere das BfV das Innenministerium mit kritischen Adbustings, die thematisierten, dass sich das „Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum von Bund und Ländern (GETZ) in 2018/19 viermal mit Adbusting beschäftigte, statt gesuchte Nazis zu jagen.
https://blogs.taz.de/streetart/2020/03/11/gegen-geheimdienst-und-rassismus/

Mehr Infos:

Die aktuelle Kleine Anfrage „Arbeitsweise und Schwerpunkte des Gemeinsamen Extremismus- undTerrorismusabwehrzentrums (GETZ)“, Nr. 19/18932:
https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/189/1918932.pdf

Adbusting treibt Geheimdienste um:
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1133356.adbusting-satire-treibt-geheimdienste-um.html

„Aus Neugier auf Technik wird Neugier auf Morden. Welche Adbustings waren Thema im Terrorsabwehrzentrum? Ein Interview mit Carolin Überklebdenstuss vom Berlin Busters Social Club und Klaus Poster, Soligruppe plakativ:
https://de.indymedia.org/node/82352

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