News – Ramba Zamba https://rambazamba.blackblogs.org Blog.Links.Gut Sun, 17 May 2020 08:52:00 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Analyse zur Flugzeitschrift „Demokratischer Widerstand“ der Corona-Proteste https://rambazamba.blackblogs.org/2020/05/17/analyse-zur-flugzeitschrift-demokratischer-widerstand-der-corona-proteste/ Sun, 17 May 2020 08:52:00 +0000 http://rambazamba.blackblogs.org/?p=855 Continue reading Analyse zur Flugzeitschrift „Demokratischer Widerstand“ der Corona-Proteste ]]>
Am 16. Mai 2020 wurde bei den Protesten gegen die vermeintliche Coronadiktatur eine neue Flugzeitschrift verteilt. Diese wird von „Demokratischer Widerstand“ herausgegeben und ist bereits Nummer 5. Diese Gruppe war bereits beim allerersten Protesten am Rosa-Luxemburg-Platz präsent und hat zur Teilnahme aufgerufen. Nach eigenen Angaben hat man jetzt diese 16-seitige Zeitung in einer Auflage von 500.000 (einer halben Million) drucken lassen. Die Zeitung erscheint seit dem 17. April grob im Wochenabstand und ist nach eigener Aussage mit einer Auflage von 100.000 gestartet. Woher das Geld dafür stammt, ist nicht ersichtlich. Hinter der Gruppe „Demokratischer Widerstand“ steckt federführend Anselm Lenz, welcher auch als erster Name auf dem Titelblatt genannt wird und den ersten Text beisteuert. Lenz hat eine illustre Karriere hinter sich und unter anderem für die taz und Die Welt geschrieben. Länger hat auch für die Junge Welt gearbeitet, dort ein Jahr als Redakteur im Inlandsressort. Der letzte Artikel für die taz ist vom 12.3.2020. Eine gute Darstellung seiner Vita ist diesem taz-Artikel zu entnehmen, die freie Tätigkeit dürfte beendet sein: https://taz.de/Selbstvermarkter-Anselm-Lenz/!5681197/ Interessanterweise hat Lenz noch in einem am 09.07.2017 veröffentlichten Interview mit Thilo Jung Aussagen getroffen, die eine verschwörungsfreie Analyse des Kapitalismus liefern und einen Text von Walter Benjamin empfohlen.
 
Die Zeitung selber wartet mit den üblichen Topoi auf, die man von den Schwurbeldemos heutzutage kennt. Lenz schreibt in seinem kurzen Einleitungstext:
 
„Es begann damit, dass Menschen wie du und ich Grundgesetze verteilen wollten. Unseren liberalen und überparteilichen Verfassungstext.
 
Seither schreibt ein fanatisiertes Kartell aus Regierungsfunktionären, Medien- und Konzernjunta eine Bedrohung von rechts- und linksaußen herbei. Die abstürzenden Machthaber deren Speichellecker fühlen sich in ihrem Burgfrieden, weil wir, die Leute, etwas wollen.“
 
Damit ist dann auch der Einstand in die weiteren Inhalte der Zeitung geliefert. Man zieht den wissenschaftlichen Forschungsstand in Zweifel, stellt Forderungen an Bill Gates, stellt sich als liberal und freiheitsliebend dar, schimpft über das diktatorische Regime, will die Leitmedien kontrollieren, ein Krisenmacher vor ein Corona-Tribunal stellen, was gegen die Machtgeilen unternehmen und ein bedingungsloses Grundeinkommen einführen. Insgesamt stellt sich das Machwerk als unausgegorenes Zusammenwürfeln jeder Menge regressiver Bauchgefühle von Personen dar, die kaum in der Lage sind, dass politische Geschehen adäquat zu analysieren und zu beschreiben. So wird zum Beispiel mit den Todeszahlen in Deutschland argumentiert, die keine Auffälligkeit im Vergleich zu den Vorjahren aufweist. Dies ist auch richtig, allerdings ist die Sterblichkeit in den stark betroffenen Regionen Frankreichs, Italiens, Spaniens und in den USA weit höher als sonst. Der State of New York hat jetzt bereits eine höhere Todesquote auf die Gesamtbevölkerung als durch die saisonale Grippe.
 
Das Wahngebilde der gesteuerten und kontrollierten Mehrheit zieht sich durch das ganze Blatt. In einem Artikel wird jetzt schon eine mögliche zweite Corona-Welle als Fake bezeichnet. Immer wieder wird den Medien unterstellt, massiv gesteuert zu werden und bewusst Falschnachrichten im Sinne der Politik zu verbreiten, um damit der Bevölkerung gegenüber die Maßnahmen zu rechtfertigen. Auf der anderen Seite schreibt man sich selber auf die Fahnen: „In der Zwischenzeit spielt die undemokratische Regierung mit der Zwangsimpfung. Der Widerstand konnte dies abwenden.“ Auch gegen die Pharmaindustrie wird geschossen und in einem längeren Artikel werden unterschiedliche Menschenexperimente aus den letzten über 100 Jahren zusammengewürfelt und letztendlich das Bild von Big Pharma an die Wand geworfen und mit Bill Gates in Verbindung gesetzt. An diesen und seine Frau werden in Form der Stiftung dann auch Forderungen gestellt, die sich in das übliche Gewäsch aus verdummter Gesellschaftskritik und Begriffsumdeutungen einfügen.
 
Ebenso wird ein längerer Artikel dem Banken- und Zinssystem gewidmet und dieses grundlegend kritisiert. Dabei wird vor allem auf Zinsen und die Blasenökonomie eingegangen und das ist auch nicht alles grundfalsch. Im Zusammenhang mit dem Zielen auf die Pharmaindustrie, die USA, das Medien- und Konzernkartell und die Regierungsdiktatur Merkel skizziert man hier aber eine Version der durch die „Protokolle der Weisen von Zion“ popularisierten Version der (letztendlich jüdischen) Weltverschwörung. Abgerundet wird das Blatt durch Demoberichte aus dem Land und einem Leak aus dem Bundesinnenministerium. Auf dem rechten Portal Rubikon findet sich ein Papier, welches von einem Beamten des Bundesinnenministeriums erstellt worden sei und geleaked wurde. Dieses Papier dient als Kronzeugenpapier, da alle Maßnahmen als vollkommen überzogen und die Gefahr von Corona als maßlos übertrieben dargestellt werden. Die Existenz eines solchen Papiers ist nicht unwahrscheinlich, da es dutzende Papiere zu einer Situation wie Corona innerhalb der Ministerien und Behörden gibt.
 
Im Gesamteindruck hinterlässt diese Zeitung den zu erwartenden Eindruck. Die bekannten Thematiken der Coronaproteste werden mit teilweise lachhafter Argumentation und Schreibe aufbereitet. Dabei liegt nicht der Extremfall vor, wie ihn ein Attila Hildmann darstellt. Vielmehr liest es sich wie eine Version von Ken Jebsen auf Valium und folgt auch genau dessen Linie und Herleitungen. Aus antifaschistischer Sicht sollte man sich möglichst vieler dieser Zeitungen habhaft werden und sie möglichst schnell dem Altpapierkreislauf zuführen.
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Koalition in Österreich – Grün und türkis ergibt braun https://rambazamba.blackblogs.org/2020/01/07/koalition-in-oesterreich-gruen-und-tuerkis-ergibt-braun/ Tue, 07 Jan 2020 13:21:03 +0000 http://rambazamba.blackblogs.org/?p=779 Continue reading Koalition in Österreich – Grün und türkis ergibt braun ]]> Grün und türkis ergibt braun

Bei der Wahl im September erhielten die österreichischen Grünen mit 13,9% realistische Aussichten auf eine Regierungsbeteiligung als Juniorpartnerin mit der ÖVP, die wiederum ein Ergebnis von 37,46% einfuhr.

Aber wie nun diese Rolle ausfüllen, ohne die eigenen Grundsätze zu verraten? Gar nicht! Das wissen wir spätestens, seitdem Donnerstag die Ziele im neuen Koalitionsvertrag bekannt gegeben worden sind. Für den Bald-Kanzler Sebastian Kurz, „Das Beste aus beiden Welten“. Dementsprechend fasste er den Kern der neuen Legislatur mit folgendem Satz zusammen: „Es ist möglich, das Klima und die Grenzen zu schützen.“

Ja, was soll man davon halten?
Jemand, der mit der FPÖ koaliert hat, hat sich längst als menschenfeindlich und ohne antifaschistischen Minimalstandard geoutet.
Von jemandem, der sich bei Viktor Orban anbiedert und gegen EU-Kommissionspräsident Juncker stellt, um sich für den Verbleib von Fidesz in der Europäischen Volkspartei auszusprechen, ist eben nicht mehr zu erwarten.
Jemandem, der die private Seenotrettung für die Toten im Mittelmeer verantwortlich macht, kann man nur bewusste Täuschung geballte Inkompetenz attestieren.

Den Großteil der Ministerien hat sich die ÖVP gesichert: zehn an der Zahl und zwar wichtige Schlüsselpositionen. Dazu gehören u. a. das Innen- und Außenministerium, Arbeits-, Wirtschafts-, Verteidigungs- und Integrationsministerium. Das sind alle Ministerien, die irgendwie den Bereich Asyl und Migration tangieren – mit Ausnahme des Justizministeriums. Dies haben die Grünen bekommen, zusätzlich noch Umwelt und Gesundheit.

Die Punkte zu Klima- und Umweltpolitik bilden den grünen Juwel des Programms, der womöglich Vieles von dem Desaster kompensieren soll, was im Koalitionsvertrag zu Asyl und Einwanderung festgehalten ist. Zu den Zielen gehört es u. a. Österreich bis 2040 „klimaneutral“ zu machen, immerhin zehn Jahre früher als es Deutschland und die EU versprochen haben, aber immer noch viel zu spät (Eine Studie der EU stellte 2030 als das Schlüsseljahr für die Menschheit heraus: „Sollten Temperaturen über 2030 hinaus weiter ansteigen, werden wir mit häufiger vorkommenden Dürren und Überschwemmungen konfrontiert sein, mit extremerer Hitze und der Armut von 100 Millionen Menschen.“ https://espas.secure.europarl.europa.eu/…/ESPAS_Report2019.… )
Bis 2035 soll es keine Öl- und Kohleheizungen mehr geben und die Energiewende vollständig umgesetzt sein. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes ist geplant und Flüge sollen teurer werden. Auf die CO2-Steuer haben die Grünen gleich ganz verzichtet. Bei all diesen Punkten muss berücksichtigt werden, dass es sich dabei um Ankündigungen in einem Bereich handelt, bei dem gerade die großen Industrienationen ihre selbstgesteckten der Reihe nach verfehlen – und die im Detail auch nicht unbedingt das versprechen, was wir uns darunter vorstellen. Verkehrstechnisch interessant ist noch das sogenannte 1-2-3-Ticket: Man zahlt damit für entweder ein Bundesland, drei Bundesländer oder ganz Österreich 1, 2 oder 3 Euro am Tag für ein Jahresticket, welche alle öffentlichen Verkehrsmittel abdeckt. Für Wien ändert sich dabei gar nichts, da man dort bereits 365 Euro fürs Jahrenticket zahlt.

Die Einkommensteuer für GeringverdienerInnen soll von 25 auf 20 Prozent abgesenkt werden, auch die weiteren Stufen werden gesenkt. Mehreinnahmen durch Steuern gibt es also nicht, auch nicht durch eine Vermögenssteuer, Unternehmen sollen sogar noch entlastet werden durch eine Senkung der Körperschaftssteuer (womit übrigens unklar bleibt, wie der Ausbau der Öffentlichen eigentlich finanziert werden soll). Im Regierungsprogramm findet sich ebenfalls der Schwarze-Null-Fetisch, den Deutschland von Wolfgang Schäuble nur allzu gut in Erinnerung hat.

Noch in ihrem Wahlprogramm hatten die Grünen unter dem Motto „Solidarität kennt keine Grenzen“ gefordert, sichere und legale Zugänge nach Europa zu schaffen. Das ist natürlich längst hinfällig, der Koalitionsvertrag präsentiert sich bei diesem Themengebiet ganz auf Linie der ÖVP.

Ein Punkt ist beispielsweise der, dass es eine Präventivhaft geben soll, d.h. es besteht die Möglichkeit, Geflüchtete zu inhaftieren allein aufgrund der Annahme, sie könnten eine Straftat begehen. Für ÖsterreicherInnen oder andere EU-Staatsangehörige sollen die sogenannten Rückkehrzentren für Asylsuchende, ein Überbleibsel der ÖVP-FPÖ Politik, bleiben bestehen.
In der ach so „neuen Migrationsstrategie“ haben sich ÖVP und Grüne für eine Erleichterung der Arbeitsmigration entschieden. Wer sich also gut im Wirtschaftssystem nutzbar machen kann, darf kommen, der Rest wird konsequent abgeschoben oder kommt am besten gar nicht erst.
Der Clue beim Thema Migration ist allerdings ein anderer. So hält der Koalitionsvertrag fest, beide Regierungsparteien haben die Möglichkeit, sich außerhalb der Koalition Mehrheiten zu suchen, falls eine Einigung untereinander nicht möglich ist. Heißt im Klartext: Ein Freibrief für Kurz in Sachen Migration mit einer FPÖ-Mehrheit seine Politik durchzusetzen und zwar mit dem Abnicken der Grünen. Hauptsache, die Koalition bleibt bestehen, koste es, was es wolle. So scheint das grüne Credo: Mitregieren um jeden Preis und eine Beruhigungspille fürs Gewissen. Mitstimmen muss man zwar nicht, es als Koalitionspartnerin mittragen und umsetzen aber sehr wohl.

Insgesamt haben die Grünen erhebliche Zugeständnisse machen müssen, wenn man nicht sogar schon von Selbstaufgabe sprechen kann, der ÖVP hingegen tun die Kompromisse wahrscheinlich kaum weh, vor allem vor dem Hintergrund der Stimmung in der Bevölkerung, bei der sich zumindest vordergründig in weiten Teilen ein immer stärkerer Wille abzeichnet, gegen den Klimawandel vorzugehen. Die Grenzen des Sag- und Umsetzbaren hat die ÖVP in Zusammenarbeit mit der FPÖ erweitert, vieles davon wird mitgenommen in die neue Koalition und damit mit dem Einverständnis der Grünen fortgesetzt, die damit aktiv den gesellschaftlichen Rechtsruck vorantreibt.
Mit „Wir sind gewählt worden, um Verantwortung zu übernehmen“, appellierte der grüne Parteichef und neue Vizekanzler Werner Kogler beim Bundeskongress um die Stimmen der Delegierten. Und obwohl Sebastian Kurz in der Vergangenheit deutlich gezeigt hat, für welche Politik er steht, hat eine verantwortungslose Mehrheit der Grünen von 93,18% für ein Bündnis mit der ÖVP gestimmt. Die Vorstellung, diese ÖVP sei formbar und habe nur noch nicht die richtigen Argumente gehört, ist opportunistisch, fahrlässig und naiv. Ernsthaft anzunehmen, sich gegen die ÖVP behaupten zu können, zeugt von einer ungemeinen Selbstüberschätzung.
Da haben wohl nicht wenige die Koksvorräte von Strache angezapft.

Abseits der konkreten Regierungsbildung hat diese Koalition durchaus einen Modell- bzw. Laborcharakter, der die internationale Politik der nächsten Jahrzehnte beeinflussen könnte. Aktuell hat sich die Rechte auf ein Anzweifeln des Ausmaßes bis hin zur vollständigen Leugnung des menschenverursachten Klimawandels festgelegt. Insbesondere Rechtsradikale weisen jegliche Änderungen durch mneschlichen Einfluss von sich und tun teilweise so, als ob das Klima sich gar nicht ändern würde. Die zunehmenden Extremwetterbedingungen werden diese Taktik des Leugnens zusehends mit den harten Realitäten konfrontieren. Man schaue nur mal nach Australien, solche Katastrophen werden sich häufen. Dementsprechend muss sich auch die Taktik der Rechten ändern, sie müssen sich den Klimaänderungen stellen und diese in ihre Programme einarbeiten.

Der Satz, man könne sowohl das Klima als auch die Grenzen schützen, ist dabei möglicherweise die Leitlinie, mit der sich das bewerkstelligen ließe. Interessant wird es sein, wie nicht nur das konservative Lager, sondern vor allem die Rechtsradikalen darauf reagieren werden. Alte Parolen der Marke „Umweltschutz ist Heimatschutz“ warten zusammen mit den rechtsradikalen Ursprüngen der Ökobewegungen darauf, für das 21. Jahrhundert aufpoliert zu werden. Und da man eh harsche Maßnahmen umsetzen muss, um dem Klimawandel zu begegnene, kann man ja gleich noch ein paar mehr radikale Maßnahmen autoritärer Natur gegen Unliebsame und Fremde durchführen. Wenn man schon mal dabei ist…

[Sophie Rot]

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Herbert Kickl, der Bonapartismus und was passiert wenn Rechtsradikale in bürgerliche Ämter kommen https://rambazamba.blackblogs.org/2019/01/22/herbert-kickl-der-bonapartismus-und-was-passiert-wenn-rechtsradikale-in-buergerliche-aemter-kommen/ Tue, 22 Jan 2019 23:19:02 +0000 http://rambazamba.blackblogs.org/?p=676 Continue reading Herbert Kickl, der Bonapartismus und was passiert wenn Rechtsradikale in bürgerliche Ämter kommen ]]> „Ich glaube immer noch, dass der Grundsatz gilt, dass das Recht der Politik zu folgen hat, und nicht die Politik dem Recht.“ – Herbert Kickl, österreichischer Innenminister, in der Sendung „Report“ vom ORF2 am 22.01.2019

Seit etwas mehr als einem Jahr ist die schwarz-blaue Regierung in Österreich an der Macht. Die unter Sebastian Kurz wieder stärker dem klassischen Konservatismus zugewandte ÖVP ist eine Koalition mit der rechtsradikalen FPÖ eingegangen und hat den ehemaligen Neonazi Strache zum Vizekanzler gemacht. Innenminister wurde der FPÖ-Politiker Herbert Kickl. Dieser hat sich jetzt in einer Sendung des ORF2 mit dem hier wiedergegebenen Zitat zu seiner politischen Einstellung geäußert. Insgesamt gibt es zwei Interviewsegmente mit ihm, das Zitat fiel im zweiten. Es lohnt sich beide anzuschauen und zu analysieren, wie Kickl agiert und was er genau sagt.

Im ersten Interviewteil fällt auf, dass er völlig ohne Not auf die Dissertation des Wiener Bürgermeisters und Landeshauptmanns Michael Ludwig von der SPÖ zu sprechen kommt. Diese stammt aus dem Jahr 1992 und behandelt die Staatspartei der DDR, die SED. Warum er das tut ist offenkundig: Er will Ludwig als Kommunisten darstellen und alte antikommunistische Ressentiments gegen ihn Stellung bringen. Dies funktioniert auch in Österreich immer noch hervorragend, besser gar als in Deutschland. Man könnte in gleicher Weise auf Strache zu sprechen kommen, der sich zu diesem Zeitpunkt auch immer noch in offen neonazistischen Kreisen bewegte und nur ein paar Jahre zuvor an Wehrsportübungen teilnahm. Aber das würde ein Kickl als unlauteres Argument bezeichnen.

Neben diesem offenen Antikommunismus ist aber insbesondere Kicks Verständnis von Politik interessant. Es nicht unbedingt überraschend, ist Kickl doch ein Rechtsradikaler. Es ist deshalb interessant, weil es einen Blick auf offene rechtsradikale Rhetorik in einer Machtposition eines bürgerlichen Rechtsstaats wirft – und mit welchem Anspruch Rechtsradikale diesen umbauen wollen. An mehreren Stellen weist Kickl darauf hin, dass er ja nur den Willen der Bevölkerung umsetzen würde oder dessen Ängste ernst nähme. So zum Beispiel bei der Erhöhung der Polizeistellen. Er macht ein vermeintliches erhöhtes Sicherheitsbedürfnis aus, welchem man damit Rechnung trage. Ähnlich argumentiert er bei geplanten Änderungen im Asyl- und Aufenthaltsrecht. Es sei des Volkes Wille. Woher das ausgemachte Unsicherheitsgefühl kommt, ob es einen realen Kriminalitätsanstieg gibt und ob neue Regelungen und Polizeikräfte überhaupt notwendig sind, interessieren ihn nicht.

Ganz offensichtlich wird sein unverhohlener Machtanspruch dann in dem hervorgehobenen Zitat. Und Kickl hat in gewisser Weise auch recht. Das Recht folgt politischen Grundsatzentscheidungen über die Ausrichtung des Staats- und Gesellschaftssystems. Das Kaiserreich, die Weimarer Republik, das Dritte Reich, die DDR und die BRD sind alles Rechtsstaaten – nur eben mit unterschiedlichen Rechtssystemen. Und dieses sieht in einer semiabsolutistischen Monarchie anders aus als in einer bürgerlichen Demokratie oder in einem NS-Staat.

Kickl hat jetzt die Sonderrolle als rechtsradikaler Politiker das Amt des Innenministers eines bürgerlichen Staates inne zu haben. Und er interessiert sich nicht für bürgerliche Rechtsnormen. Stattdessen setzt auf die bonarpatistische Karte, auf einen Protofaschismus, der sich populistischer Mittel bedient, um die Autokratie oder Diktatur per Zustimmungswerten direkt von der Bevölkerung bestätigen zu lassen, ohne das dieses ein Mitsprache- oder freies Wahlrecht hätte. Dieses protofaschistische System wurde unter Louis Bonaparte, besser bekannt als Napeleon III, praktiziert und durch Marx und Engels beschrieben. Und den Grundsätzen genau diesem Systems folgt Kickl. Moderner Bonapartismus ist nicht vollständig deckungsgleich mit dem Original, immerhin müssen den politischen Ereignisse der letzten 150 Rechnung getragen werden.

Und Kickl tut dann eben das, was ein Rechtsradikaler so tut. Er gibt ganz offen zu sich nicht an das bürgerliche Recht halten zu wollen. Stattdessen soll das Recht seiner rechtsradikalen Ideologie folgen, die Legitimation dafür zieht er aus dem ausgemachten Volkswillen. Wie die Volksabstimmung zum Rauchverbot in Gaststätten zeigt, ist die FPÖ aber nur gewillt dies zu tun, solange es nicht gegen die eigenen Wünsche und Vorstellungen geht. Was Kickl angeht so ist er schonungslos offen. Wenn man ein wenig Ahnung von politischer Theorie hat und genau zuhört, was er sagt, dann liegt die antibürgerliche Agenda offen da. Er sagt ja wortwörtlich, dass ihn bürgerliches Recht nicht interessiert. Er ist ja auch kein bürgerlicher Politiker.

Hier zeigt sich wieder einmal deutlich, auf welche Weise man Rechtsradikale bekämpfen muss. Man darf ihnen keinerlei Möglichkeit zum Ausleben und zum Handeln getreu ihrer Ideologie geben. Und man muss sie daran mit allen notwendigen und angebrachten Mitteln hindern. Kommen sie sogar in Machtpositionen, werden sie diese auch dazu nutzen ihre Ideologie umzusetzen. Rechtsradikale haben keine Kompromissfähigkeit, sie lehnen den bürgerlichen Staat ab und werden ihn zerstören, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gibt.

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Demobericht Chemnitz 27.08.2018 – Kaltland in Kaltland https://rambazamba.blackblogs.org/2018/08/28/demobericht-chemnitz-27-08-2018-kaltland-in-kaltland/ Tue, 28 Aug 2018 11:30:32 +0000 http://rambazamba.blackblogs.org/?p=648 Continue reading Demobericht Chemnitz 27.08.2018 – Kaltland in Kaltland ]]> Man weiß eigentlich gar nicht wo man anfangen soll. Vielleicht die wenigen positiven Dinge vorweg: Es waren sehr viel mehr Antifaschist*innen auf der Demo als erwartet. Die Hoffnung ging Richtung 500, vor Ort waren es dann etwa 1200. Und der zweite „positive“ Punkt: Es hätte schlimmer kommen können als gekommen ist. Aber der Reihe nach. Am Sonntag trudelten die Nachrichten eines rechten Mobs aus Chemnitz ein. Um die 1000 Rechte zogen pöbelnd durch die Stadt, völlig unzureichend von der Polizei begleitet und machten Jagd auf alles was nicht nach Biokartoffel aussah. Das befürchtete Pogrom blieb aus, es gab dennoch Verletzte und das rechte Spektrum mobilisierte deutschlandweit für den kommenden Tag, Montag den 27.08. Für 17 Uhr wurde eine Gegenkundgebung angemeldet um den Rechten zumindest ein bisschen was entgegenzusetzen. Auf allen verfügbaren Kanälen wurde mobilisiert, die Reise nach Chemnitz war dennoch mit einem großen Fragezeichen über die Situation vor Ort versehen.

 

Eine direkte Anreise wäre zu gefährlich gewesen, daher wurde ab Leipzig die gemeinsame Anreise wahrgenommen. Mit den etwa 150 Antifaschist*innen bewegt es sich dann doch erheblich sicherer als auf eigene Faust. Ausgehend von den bisherigen Erfahrungen rechneten eigentlich alle mit starken Vorkontrollen am Bahnhof und einem Wanderkessel zur Kundgebung. Stattdessen gab es ein loses Geleit von ca 15 Cops. Auf dem Weg zur Kundgebung gab es immer wieder kleine Gruppen Rechter zu sehen und an einer Stelle hatten die Cops Mühe eine größere Gruppe von ca 30 Faschos abzudrängen. Angekommen auf der Kundgebung gab es dann wie bereits geschrieben die positive Überraschung, dass so viele Antifaschist*innen zur Kundgebung gekommen sind. Die innere Anspannung ließ erst einmal nach.

 

Die linke Kundgebung fand direkt gegenüber des Karl-Marx-Monuments statt, an dem sich die Rechten sammelten. Hier machte sich von Anfang an die völlige Fehleinschätzung der Polizei bemerkbar: Es gab nicht mal Hamburger Gitter. Nirgends. Man fuhr dann eine Reihe Wannen zwischen die beiden Kundgebungen, mehr als einzelne Copgrüppchen waren aber nicht zu sehen. Man konnte auch problemfrei die Seiten wechseln wenn man sich etwas links hielt, egal ob Presseausweis oder nicht. Ab 18 Uhr füllte es sich dann bei den Rechten und insgesamt fanden sich 2500 bis 3000 am Monument ein, dazu noch etliche im Stadtgebiet. Insgesamt schätzen wir etwa 4000 Rechte, bedingt durch die unübersichtliche Lage lässt sich das schwer sagen. Es können auch mehr gewesen sein.

 

Als Bild bot sich ein harter Kartoffelacker, der von den besorgten Feierabendrassist*innen und (nicht so vielen) patriotischen Muttis bis hin zu Neonazis, Kameradschaftlern und Hools so ziemlich alles bot. Circa ein Drittel davon ist als gewaltbereit bis gewalttätig einzuschätzen gewesen. Insgesamt waren erstaunlich wenig Fahnen und Flaggen zu sehen, man hielt ein paar Banner hoch und brüllte sonst lieber alkoholgeschwängert oder zugestofft rechte Parolen. Ein merklicher Teil der Rechten war nicht nüchtern. War die Lage anfangs noch entspannt und passierte nichts von großer Relevanz außer gegenseitigem Anbrüllen und einigen inzwischen hinlänglich bekannten Hitlergrüßen wurde es ab ca 20 Uhr kritisch. Faschos fingen an Böller und Pyros auf den Gegenprotest zu schmeißen, die Cops taten nichts weiter als die zwei vorhandenen Wasserwerfer aufzufahren und nicht zu benutzen. Dabei gab es die absurde Situation, dass die Ordner der Rechten die eigenen Leute härter angingen als die Cops. Die ließen sich untätig von den Rechten bewerfen. Dann kam es zu mehreren Angriffen auf den Gegenprotest. Einige Male versuchten die Faschos es von vorne, was wegen mangelnder Gitter und Cops auch halbwegs klappte. Zum anderen griffen die in den Seitenstraßen versammelten Hools die Demo von hinten an. Auch dies stellte kein großes Problem für die Rechten dar, gab es doch keine Polizei hinter der Kundgebung. Antifas konnten die Attacken jeweils abwehren, es gab allerdings einige Verletzte und ein Ordner musste wahrscheinlich ins Krankenhaus.

 

Ab etwa 20 Uhr liefen auch Verhandlungen mit der Polizei über eine sichere Abreise vom Kundgebungsort, die Auswärtigen hatte Züge zu erwischen. Bis um 21 Uhr war aber noch immer nichts von einer Art Geleit zu sehen und so entschloss man sich geschlossen als Demo zum Bahnhof zu gehen. Auf dem Weg wurde die Demo dann von diversen rechten Gruppen angegriffen und es ist nur der mangelnden Koordination der Faschos zu verdanken, dass hier nicht Schlimmeres passiert ist. An einer Stelle wäre die Demo beinahe gesplittet worden. Dann trafen irgendwann die ersten Cops ein – und knüppelten auf die Antifas ein, die gerade die Reihen neu sortierten um sich auf Angriffe von allen Seiten wehren zu können. Völlig überfordert von der Gesamtsituation prügelten die Cops erst mal auf alles ein was ihnen vors Tonfa kam und trieben Teile der Demo fast in die umstehenden Faschogruppen. Auf dem weiteren Weg zum Bahnhof trafen dann langsam immer mehr Cops ein und ein paar hundert Meter vor Erreichen des Bahnhofs kann man von einer halbwegs akzeptablen Präsenz sprechen. In der Zwischenzeit griffen die Rechten immer weiter mit Steinen und Pyros an, gingen auf die Demo und die Cops los. Es gab mehrere Verletzte. Gegen 21:40 erreichte die Demo dann den Bahnhof und fuhr mit den wartenden Zügen aus Chemnitz weg, während der Rechte Mob die Straßen fast nach Belieben kontrollierte.

 

Was bleibt zu sagen? Polizei und Politik haben auf ganzer Linie versagt. Und zwar so richtig. Die Drecksbullerei stand mit 300 Leuten völlig überfordert und ohne irgendeine Art von Konzept kurz vor dem Zusammenbruch, der Mob konnte fast ungehindert Leute angreifen und auf die Cops scheißen, die nichts machen konnten. Schon am Sonntag war die Polizei rechtzeitig gewarnt worden und gnadenlos unterbesetzt. Und genau das Gleiche passierte gestern auch wieder. Es ist hier völlig egal pb das jetzt eine falsche Einschätzung der Lage war (Polizeisprecher) oder nach bewusster Unterlassung aussieht (da tendieren wir zu), die Cops haben auf ganzer Linie versagt und als Sahnehäubchen haben die Bullen dann auch noch ordentlich in die Antifas reingeholzt. Wir bedanken uns bei allen Antifaschist*innen vor Ort und wünschen allen Verletzten eine gute Besserung. Sachsen ist einfach ein verlorenes Bundesland. Und zwar vom Nazidreck über die Bullen bis hin zur Landespolitik und –regierung. Danke für nichts.

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„Nazis raus aus den Stadien!“ – Wie aus dem Skandalspiel eine Kampagne entstand https://rambazamba.blackblogs.org/2018/03/23/nazis-raus-aus-den-stadien-wie-aus-dem-skandalspiel-eine-kampagne-entstand/ Fri, 23 Mar 2018 08:04:52 +0000 http://rambazamba.blackblogs.org/?p=581 Continue reading „Nazis raus aus den Stadien!“ – Wie aus dem Skandalspiel eine Kampagne entstand ]]> Der Stein des Anstoßes
Beinahe ein ganzes Jahr ist das Spiel nun schon her. 28. April 2017, Potsdam, das Spiel der Regionalliga Nord-Ost zwischen dem SV Babelsberg und dem FC Energie Cottbus ist keine normale Partie. Denn die beiden Viertligisten sind nicht nur Lokalrivalen, sondern könnten unterschiedlicher nicht sein. Der SV Babelsberg ist ein kleines St. Pauli. Ein alternativer Verein, der sich klar links positioniert, im Karl-Liebknecht-Stadion spielt und eine antifaschistische Fanszene hat. Sportlich reichte es nie zum großen Wurf bei den Potsdamern. Dafür ist der Verein für sein soziales Engagement bekannt. Auf der anderen Seite Energie. Einer der größten Vereine der alten DDR-Liga, nach der Wiedervereinigung versank er langsam aber sicher in der sportlichen Bedeutungslosigkeit. Trotz einigen Saisons in der Bundesliga spielte man zuletzt lange drittklassig und nun sogar in der viertklassigen Regionalliga. Statt sich wie noch vor einigen Jahren mit Kaiserslautern, Bochum, Nürnberg oder dem FC St. Pauli in der Zweiten Bundesliga zu messen, heißen die Gegner jetzt Meuselwitz, Luckenwalde, Nordhausen oder eben auch Babelsberg. Berühmt ist Energie eigentlich nur für seine Fans. Denn ein nicht unbedeutender Teil der Cottbusser Fanszene ist klar rechtsextrem. Ob Hooligans oder Ultras, ob alt oder jung, bei Energie stehen schon lange viele Neonazis im Block.
So wurde dieses Spiel schon vorher von der Polizei als Hochrisikospiel klassifiziert und die erwarteten Probleme traten auch ein. Während das „Filmstadt Inferno“, die Babelsberger Ultras Pyrotechnik zündeten, schallten aus dem Cottbusser Gästeblock antisemitische Schlachtrufe der übelsten Sorte. „Arbeit macht frei – Babelsberg 03“ war da zu hören, oder „Zecken, Zigeuner und Juden!“. Dazu reihenweise Hitlergrüße. Die Babelsberger Fans antworteten mit „Nazischweine raus!“ Rufen. Die Cottbusser zündeten selber auch Pyrotechnik und stürmten schließlich den Platz und prügelten sich mit den Ordnern. Am Ende gewannen die Gastgeber das Spiel mit 2-1 gegen Cottbus. Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) verhängte Geldstrafen an beide Vereine. 16.000 € sollte Energie Cottbus wegen der Pyrotechnik zahlen und bekam ein Geisterspiel. Nachdem Cottbus in Berufung ging, wurde die Strafe auf 6.000 € reduziert. 7.000 € der SV Babelsberg. Der Stein des Anstoßes sollte die Urteilsbegründung werden. Im Urteil gegen Babelsberg kamen die „Nazischweine raus!“ Rufe vor, im Urteil gegen Energie wurden die rechtsextremen Gesänge nicht mit einem Wort erwähnt. Cottbus akzeptierte das Urteil, doch Babelsberg beschwerte sich. Warum bestraft der Verband antifaschistische Rufe und ignoriert antisemitische Hetze?
Der Streit zog sich über Monate hinweg und auch der Deutsche Fußballbund sah sich gezwungen aktiv zu werden. Babelsbergs Präsident, Archibald Horlitz, hatte dem DFB-Präsidenten, Reinhard Grindel, geschrieben und ihn an die Werte für die sein Verband stehe erinnert. Grindel reagierte, auch angesichts der rechtsextremen Ausfälle einiger Fans der Nationalmannschaft, die beim Länderspiel gegen Tschechien in Prag durch rechte Gesänge aufgefallen waren. Nach dem Spiel hatte er gesagt, dass man niemals faschistische, rassistische, beleidigende oder homophobe Schlachtrufe dulden werde. Daher forderte der DFB den NOFV dazu auf, auch die Schmähgesänge der Cottbusser zu bestrafen. Man verurteilte die Lausitzer schließlich zu einer weiteren Geldstrafe, die explizit für die antisemitischen Rufe verhängt wurde. Doch damit war der Streit noch nicht beigelegt, dann Babelsberg weigerte sich die Strafe zu zahlen, wenn im Urteil antifaschistische Rufe erwähnt werden. Ende Januar dieses Jahres dann die Eskalation. Der NOFV drohte den Potsdamern mit einem Rauswurf auf der Liga, sollten sie nicht zahlen. Wieder musste der der DFB intervenieren und zwischen den beiden Parteien schlichten. Ende Februar einigte man sich dann darauf, dass die Urteilsbegründung abgeändert wird und Babelsberg bezahlte die 7.000 € Strafe für die Pyrotechnik. Darüber hinaus vereinbarten Verein und Verband, dass das Geld – auch die Strafe der Cottbusser – in Aktionen gegen Rechtsextremismus fließen soll.
 
„Nazis raus aus den Stadien!“
Bereits im September 2017 hatte der SV Babelsberg als Reaktion auf den Rechtsstreit deckenmit dem NOFV und um dessen Kosten zu decken, eine Kampagne gestartet. „Nazis raus aus den Stadien!“ hieß diese und der Verein verkaufte T-Shirts und Jutebeutel mit dem Slogan. Nach der Drohung des Verbandes die erste Mannschaft vom Wettbewerb auszuschließen, zeigten sich diverse Soli-Aktionen für die Babelsberger. So forderte ein großer Teil der Fanszene des SV Werder Bremen ihren Verein dazu auf, ein Testspiel gegen den SVB zu organisieren. Dieser lehnte zwar aus sportlichen Gründen ab, jedoch folgten solidarische Aktionen von Fans vom FC St. Pauli, KFC Uerdingen (Krefeld), MSV Duisburg, SC Göttingen, Carl-Zeiss Jena, Greuther Fürth, Celtic Glasgow, aus Manchester sowie Tel Aviv, aber auch vielen weiteren Vereinen. Als Spieler des linken Amateurvereines Roter Stern Leipzig die Soli-Shirts vor einem Spiel trugen, ordnete die sächsische Polizei an, diese wieder auszuziehen, da sie eine Provokation seien. In den vergangenen Wochen schlossen sich dann auch die Vereine der Aktion an. Der FC St. Pauli spendete 3.000 € an Babelsberg und Werder Bremen startete eine Spendenaktion. Dann folgten Borussia Dortmund, der VfB Stuttgart, der FSV Mainz, SC Freiburg, Fortuna Düsseldorf, der 1. FC Köln und weitere Clubs. Die Vereine zeigten ihren Support medienwirksam und drückten ihre Solidarität aus. In vielen Fan-Shops der Clubs gibt es nun auch T-Shirts mit der Aufschrift „Nazis raus aus den Stadien!“ zu kaufen. Die Erlöse gehen an den SV Babelsberg. 
Auch Eintracht Frankfurt gehört zu den Vereinen, die sich mit den Brandenburgern solidarisierten, doch die SGE hat auch mit einer anderen Aktion auf sich aufmerksam gemacht. Vereinspräsident Peter Fischer, stellte sich auf der jährlichen Mitgliederversammlung klar gegen rechts und teilte gegen die AfD aus. Deren Mitglieder seien nicht bei der Eintracht erwünscht, da die Inhalte ihrer Partei und die Werte des Vereins nicht miteinander vereinbar seien. Die AfD-Landessprecher Klaus Herrmann und Robert Lambrou reagierten beleidigt und erstatteten daraufhin Anzeige wegen Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung. Fischer jedoch steht zu seinen Aussagen und zu der eingeschlagenen Richtung des Vereins. Auch die Ultras der Frankfurter Eintracht solidarisierten sich und kündigten auch für den kommenden Spieltag eine antirassistische Aktion unter dem Motto „United Colours of Frankfurt – Eintracht lebt von Vielfalt“ an.
Ein weiterer Verein, der dem SV Babelsberg helfen möchte, ist RB Leipzig, das den Potsdamern Geld spenden will. Nun mag man von einem Red Bull Verein halten was man will. Die Werbung, Vereinsführung und vieles andere an diesem Club, hebt die ohnehin schon weit vorangeschrittene Kommerzialisierung des Fußballs in Höhen, die man sonst nur aus der US-amerikanischen Sportwelt kennt. Dennoch muss man, bei aller Kritik an RB Leipzig, das antirassistische Engagement des Vereins und insbesondere Seiner Fans loben. Denn sich gegen Nazis, Rassisten und Fremdenfeinde zu stellen, ist gesellschaftlicher Grundkonsens und jeder, der diesen unterstützt, verdient seinerseits Unterstützung und Anerkennung. Auch Red Bull.
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Die AfD und der Versuch der Bewegungspartei https://rambazamba.blackblogs.org/2018/03/04/die-afd-und-der-versuch-der-bewegungspartei/ https://rambazamba.blackblogs.org/2018/03/04/die-afd-und-der-versuch-der-bewegungspartei/#comments Sun, 04 Mar 2018 17:51:14 +0000 http://rambazamba.blackblogs.org/?p=571 Continue reading Die AfD und der Versuch der Bewegungspartei ]]> Seit ihrer Gründung befindet sich die AfD auf einem steten Rutsch hin zu einer rechtsradikalen und völkischen Partei. Inzwischen können weite Teile und ganze Landesverbände ohne größere Problematiken als klar faschistisch bezeichnet werden. Mit Höcke und Poggenburg sitzen zwei Personen im Bundesvorstand, die zudem Rassebiologie offen nach außen vertreten und inhaltlich sowie rhetorisch eine moderne, modifizierte Form des Nationalsozialismus darstellen können. Wie keine zweite Partei ist die AfD zudem darum bemüht eigenständige Demonstrationen und Veranstaltungen auf die Straße zu bringen. Die Linkspartei ist zwar auch sehr oft an Demonstrationen beteiligt, vor allem aber bei Gegenprotesten zu finden. In den letzten Wochen zeigt sich dagegen, dass die AfD bundesweit offen mit faschistischen und neonazistischen Gruppen kooperiert um Demonstrationen abzuhalten oder für sie zu mobilisieren

Berlin

 

Zuerst wäre da der sogenannte „Marsch der Frauen“ in Berlin 17.02.2018. Dieser wurde von der AfD-Politikerin Leyla Bilge angemeldet und massiv von der AfD und deren Umfeld beworben. Damit verfolgt die AfD eine ähnliche Strategie wie die NPD mit ihren „Nein zum Heim“-Demos 2013 und 2014. Diese wurden unter einem Tarnslogan (eben „Nein zum Heim“) angemeldet, waren also auf den ersten Blick nicht der NPD zuzuordnen. Die komplette Infrastruktur und das Personal waren von der NPD oder aus dem unmittelbaren Umfeld. Zur AfD-Demo in Berlin mobilisierten die faschistische Organisation „Ein Prozent“ aus dem Umfeld von Götz Kubitschek sowie die faschistische Identitäre Bewegung (sowohl auf den eigenen Seiten als auch über die Tarnkampagne „120 db“, welche aber direkt von der IB stammt). Personelle Unterstützung kam unter anderem von Lutz Bachmann und Pegida, es gab mehrere Livestreams von der Veranstaltung. Ebenfalls war Eric „Graziani“ Grünwald vor Ort, der schon bei den rechtsradikalen „Merkel muss weg“-Demos und den neonazistischen „Hand in Hand“-Demos als Redner beteiligt war. Das Publikum des Frauenmarsches bestand dementsprechend auch aus einem klassisch völkischen, faschistischen, neonazistischen, antifeministischen und männerdominierten Personenspektrum.

Gestern fand in Berlin die bis dato letzte Ausgabe der „Wir für Deutschland“-Demonstrationen statt, die 2016 und 2017 unter dem Slogan „Merkel muss weg“ firmierten. Bereits am 05.11.2016 hatte Roland Ulbrich von der „Patriotischen Plattform“, einem faschistischen Flügel der AfD, auf einer der Demos gesprochen. Das Berliner AfD-Mitglied Heribert Eisenhardt ist zudem sehr wahrscheinlich Administrator oder Redakteur der „Wir für Deutschland“-Facebookseite bzw. war es zeitweise. Zu der gestrigen Demo am 03.03.2018 rief die sächsische AfD-Politikerin Uta Nürnberger zur Teilnahme auf und redete zusammen mit wieder Roland Ulbrich (AfD) und Madeleine Feige (ehemals AfD und Initiatorin der „Wellenlänge“-Sachen im Raum Dresden) auf der Veranstaltung. Dort wurden Hitler- und Kühnengrüße gezeigt, es gab offenen Antisemitismus und Verschwörungswahn zu sehen.

Kandel und co

 

Am selben Tag, also dem 03.03., fand in Kandel ein rechtsradikaler Aufmarsch statt. Anlass war die Ermordung einer Fünfzehnjährigen durch ihren Exfreund, was durch Umstand, dass der Exfreund als Flüchtling nach Deutschland gekommen ist, instrumentalisiert wurde. Selbst gegen die Eltern der Ermordeten wurden Drohungen von rechter Seite ausgesprochen. Zu dem Aufmarsch mobilisierten neben diversen neonazistischen und kameradschaftlichen Gruppen die Neonaziband „Kategorie C“ und auch die AfD. Diese hatte den Fall medial maximal zur Selbstdarstellung ausgeschlachtet und zu diversen völkisch geprägten Veranstaltungen dort aufgerufen. Um die 2000 Rechtsradikale folgten dem Aufruf und wurden mehrfach gewalttätig gegen Anwohner*innen und Gegendemonstrant*innen, es gab mehrere Verletzte. Die Szenen erinnern teilweise an die erste Hogesa-Demo in Köln im Herbst 2014. Vor Ort waren auch mindestens 15 Abgeordnete der AfD.

Ähnliches ist auch schon in Cottbus passiert, als sich die regionale AfD zur Unterstützung der dortigen rechtsradikalen Demos entschieden hat. Für das Frühjahr hat die AfD zudem eine Demo im Regierungsviertel in Berlin geplant, genauere Details sind noch nicht bekannt. Außerdem wurde heute bekannt, dass die AfD das Kooperationsverbot mit Pegida aufgehoben hat, welches vorher eh schon mehrfach prominent unterlaufen wurde. Die Stoßrichtung dabei ist klar: Die AfD will sich als Bewegungspartei des völkisch-nationalistischen Flügels auf den Straßen etablieren. Dies ist ein notwendiger Schritt und zugleich Konsequenz aus dem unverhohlenen Machtanspruch, den weite Teile erheben. Man will eben nicht „nur“ die Regierung übernehmen, man will eine reaktionäre Wende der Gesellschaft einleiten und Deutschland wieder zu einer völkischen Nation machen, ganz im zeitgemäßen Sinne von Arthur Moeller von den Brucks und dessen Ideal eines dritten Reiches.

Vier Säulen für den Sieg

 

Zur Einordnung der aktuellen Strategie lohnt es sich einen Blick auf das Viersäulenmodell der NPD zu werfen: Kampf um die Straße, Kampf um die Köpfe, Kampf um die Parlamente und den Kampf um den organisierten Willen. Mit diesem wollte sich die NPD die Macht im Land holen, was bekanntlich mit ihrer Bedeutungslosigkeit scheiterte. Die AfD hat nun aber ungemein mehr Erfolg – und das mit teilweise keinen Unterschieden was Personal und Positionen angeht. Man darf davon ausgehen, dass die AfD tatsächlich an der Machtübernahme im Land plant. Personen wie Höcke oder Poggenburg lassen an den entsprechenden Ambitionen schließlich keinen Zweifel. Höcke spricht immer wieder von der AfD als Bewegungspartei und der letzten sowie einzigen Chance zur Rettung Deutschlands. Der Kampf um die Straße ist da selbstverständlich ein elementarer Teil.

Höcke selbst organisiert in Erfurt immer wieder Demonstrationen, die zeitweise über 4.000 Leute gezogen haben. Die AfD als Partei hat auch schon eine Demo in Berlin mit 3.000 Teilnehmenden organisiert, fürs Frühjahr ist wie gesagt die nächste angesetzt. Zusätzlich kooperiert man mit der Identitären Bewegung, die sich selbst wider der Realität als Bewegung bezeichnet und ansieht und hauptsächlich aktionistisch ist. Jetzt sammelt man sich noch Pegida ein und ruft zu diversen rechtsradikalen Aufmärschen auf oder organisiert sie gleich selbst. Die AfD versucht sich als bundesweite Klammer für das rechtsradikale Spektrum zu etablieren und unterschiedliche regionale Initiativen und Strukturen in ihr Netzwerk einzugliedern oder zumindest ins Umfeld zu bringen.

Prognose

 

Daher ist davon auszugehen, dass in Zukunft noch mehr offen rechtsradikale und neonazistische Veranstaltungen von der AfD veranstaltet werden (ob offen oder unter einem Tarnnamen) und weitere regionale Events eine Mobilisierung durch die AfD oder ihr unmittelbares Umfeld bekommen. Hilfreich ist hier der Umstand, dass die AfD einzelne Abgeordnete Beiträge mit Sharepics erstellen lässt und diese dann auf den Landesseiten, der Bundesseite oder auf den Seiten einzelner bekannter AfD-Mitglieder teilen kann. Auf Facebook und Twitter hat man zudem ein verlässliches Netzwerk an Supportern, die einen Teil der Mobilisierungsarbeit bereitwillig übernehmen.

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Mangelhafter Umgang bei sexuellen Übergriffen an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main https://rambazamba.blackblogs.org/2018/02/10/mangelhafter-umgang-bei-sexuellen-uebergriffen-an-der-goethe-universitaet-in-frankfurtmain/ Sat, 10 Feb 2018 10:23:50 +0000 http://rambazamba.blackblogs.org/?p=554 Continue reading Mangelhafter Umgang bei sexuellen Übergriffen an der Goethe-Universität in Frankfurt/Main ]]> An der Goethe-Universität in Frankfurt/Main kommt es in den letzten Jahren verstärkt zu sexuellen Übergriffen auf Frauen. Die Universitätsleitung reagiert auf diese Problematik unzureichend und erweckt den Anschein, primär um den eigenen Ruf besorgt zu sein.

Aber der Reihe nach: Vor etwa zwei Jahren sorgte eine Gruppe sich selbst als „Pickup Artists“ bezeichnender Männer für etliche sexuelle Belästigungen. Dieses Spektrum, dem auch das Führungsmitglied der Identitären Bewegung Robert Timm entspringt, ist zwar nicht einheitlich, jedoch in jedem Fall sexistisch und antifeministisch. In den härteren Auslegungen wird der Konsens für sexuelle Handlungen ignoriert und in einigen Fällen sogar explizit die Vergewaltigung empfohlen. Dieser Artikel der FAZ thematisiert die Ereignisse am Campus der Universität Frankfurt und bietet einen vernünftigen Einstieg in diese auf sexuelle Belästigung aufbauende Strömung: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/pick-up-artists-geraubte-kuesse-auf-dem-campus-14583163.html
In einem Beitrag des Deutschlandfunks vom 21.01.2016 gibt der AStA der Universität Frankfurt an, über 50 Frauen seien vom Campus bis nach Hause verfolgt worden. (http://www.deutschlandfunk.de/uni-frankfurt-streit-um-pickup-artists.680.de.html?dram%3Aarticle_id=343169) Dazu kamen diverse Überschreitungen körperlicher Grenzen, die jedoch juristisch schwer zu ahnden sind. Ein Bedrängen ist definitiv eine sexistische Grenzüberschreitung, zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht strafbar. Der AStA hatte damals eine Klage auf Unterlassung bekommen, weil die AStA-Zeitung den Namen eines der Sexisten genannt hatte. Die einstweilige Verfügung wurde abgewiesen. Der Kläger hatte sich während des Verfahrens aber in den Kommentaren unter einem taz-Artikel praktischerweise selbst geoutet. Nachzulesen ist die Glanzleistung von Maximilian Pütz hier: http://www.taz.de/!5281536/ Schon damals kritisierte der AStA fehlende Unterstützung der Universitätsleitung, die weder eine Stellungnahme zu den Übergriffen abgeben noch sich beim Rechtsstreit auf die Seite des AStA stellte.

Fehlende Unterstützung wird der Universitätsleitung, insbesondere dem Gleichstellungsbüro auch im Fall eines Dozenten vorgeworfen, von dem zwei Studentinnen sagen, er habe sie bedrängt und in einem Fall sexuell belästigt. Das beschriebene Verhalten ist nicht strafbar, überschreitet aber das übliche Verhalten zwischen Studierenden und DozentInnen und ist in einem Fall, wie gesagt, sexuelle Belästigung:
„Er nahm sie immer wieder in den Arm, packte sie an die Hüfte und zog sie zu sich heran. Sie sagte ihm, dass sie das nicht wolle. Er machte aber weiter. In der Wohnung, die sich die Studenten mit ihrem Dozenten teilten, lief der Dozent nur mit Handtuch bekleidet herum. Auf dem Rückflug, für den der Dozent die Sitzplätze aller Teilnehmer auswählte, saß er neben ihr und fasste ihr an die Innenseite des Oberschenkels.“ Quelle: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/frankfurter-universitaet-belaestigungsvorwuerfe-gegen-dozenten-15370529.html
Das Gleichstellungsbüro soll in diesen Fällen sehr lange mit Antworten auf sich warten lassen haben und zudem den Studentinnen mit ernsten Konsequenzen gedroht haben, falls der Fall publik würde. Auf den Artikel der FAZ vom 3.1. wollte die Universität eine Unterlassung erwirken, weshalb die FAZ von beiden Betroffenen eidesstattliche Aussagen einholte. So geht souveränes Verhalten. (http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/goethe-uni-frankfurt-wehrt-sich-gegen-vorwuerfe-15373798.html) Als Reaktion darauf organisierte der AStA eine Kundgebung am 17.01. diesen Jahres, bei der über 300 TeilnehmerInnen gegen sexuelle Gewalt, Ausnutzung von Machtpositionen und für einen besseren Opferschutz von Seiten der Universitätsleitung demonstrierten. (http://www.fr.de/frankfurt/goethe-universitaet-in-frankfurt-studierende-protestieren-gegen-sexismus-an-der-uni-a-1428740)
Dieses Verhalten der Leitung scheint kein Einzelfall zu sein. So kam es vor dem Wohnheim der katholischen Theologie verstärkt zu Übergriffen, was einem bestimmten Täter(kreis) zuzurechnen ist. Die Universität weigert sich aber aus Kostengründen dort eine Security (und sei es nur für einen bestimmten Zeitraum) einzustellen. In einem aktuellen Fall ist die Universität nun aber zumindest etwas aktiver geworden. Eine Person hat im Laufe der letzten Monate wiederholt versucht, Studentinnen am Campus zu vergewaltigen. (https://www.focus.de/panorama/welt/goethe-universitaet-frankfurt-vier-versuchte-vergewaltigungen-unbekannter-lauert-studentinnen-nachts-auf-campus-auf_id_8407910.html) Die Angelegenheit liegt nun der Polizei zur Bearbeitung vor, jedoch dürfte es sich problematisch gestalten, eine jüngere, männliche Person auf dem Campus einer Massenuniversität dingfest zu machen, wenn diese „nur“ ab und an dort mit der Intention genannte Straftat zu begehen, auftaucht.

Im Schreiben der Universität fehlt eine klare Positionierung gegen sexuelle Übergriffe!
Kein Appell an die Täter!
Stattdessen gibt es Verhaltenstipps für Studentinnen, wodurch die Verantwortung zum Schutz vor Übergriffen zumindest ein Stück weit auf diese abgewälzt wird.
Zusammen mit mangelhafter, z.T. fehlerhafter Unterstützung bei vorangegangenen Fällen kristallisiert sich das Bild einer Universitätsleitung heraus, die mehr Wert auf Imagekonstruktion als auf den Schutz ihrer Studierenden geht. Mehr um den Schutz des eigenen Rufes als um den Schutz (potenzieller) Opfer vor sexueller Belästigung und Übergriffen.
Hier zeigt sich exemplarisch ein strukturelles Problem im Umgang mit sexueller Belästigung – und das an einem Ort, an dem sich tausende junge Frauen aufhalten und sich weiterbilden wollen.

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Demobericht Schnellroda 20.01.2018 https://rambazamba.blackblogs.org/2018/01/21/523/ Sun, 21 Jan 2018 15:35:01 +0000 http://rambazamba.blackblogs.org/?p=523 Continue reading Demobericht Schnellroda 20.01.2018 ]]> Viel hört und liest man über Schnellroda und das Anwesen des dort ansässigen Faschisten Götz Kubitschek. Eng verwoben ist der Name mit der Zeitung „Sezession“, dem Antaios-Verlag, der Orga „Ein Prozent“, dem hochtrabend „Institut für Staatskunde“ (IfS) genannten Schulungszentrum für faschistische Kader wie zum Beispiel der Identitären Bewegung. Kein Wunder, ist er doch federführend in allen ivolviert. Kubitschek und Frau Kositza wissen sich zu vermarkten und konnten in den letzten zwei Jahren diverse Fascho Foto Lovestorys in den großen Medien einsacken. Die Realität ist dann so unspektakulär wie der wolkige Samstag mit knapp über null Grad, an dem dort gegen die gerade stattfindende Winterakademie des IfS demonstriert wird.

Schnellroda ist ein Dorf. Und mit Dorf ist hier DORF gemeint. 200 Einwohner*innen dürfte es haben, ohne Kubitschek würde niemand diesen Ort außerhalb eines 10-Kilometer-Radius kennen. Auf den Äckern liegt noch Schnee, der Boden ist moddrig. Von Halle aus hat das Kollektiv „IfS dichtmachen“ die Anreise organisiert. Am Bahnhof laufen grölende Fußballfans ein, der Hallesche FC spielt. Ein paar Cops schauen argwöhnisch, der Dresscode all black everything fällt eben doch auf.

In Schnellroda selber gibt es fünf interessante Punkte. Einmal den Sammel-, Demostart- und Endpunkt sowie die zwei Standorte, an denen Infostände über das IfS und co aufklären. Dann das Gehöft von Kubitschek (auf dem groß Antaios steht) und die Gaststätte „Zum Schäfchen“, in dem die Winterakademie stattfindet. Am Sammelpunkt laufen einem Lothar und Katharina König über den Weg, Antifa bleibt eben Lamdarbeit. An den beiden Infopunkten hängen ein paar Transpis und es gibt Infobroschüren mit Rechercheartikeln aus den letzten beiden Jahren. Viel Aufmerksamkeit bekommen diese aber nicht. Es ist anzunehmen, dass inzwischen eh alle im Dorf wissen, wer ihr Nachbar ist. Aufmerksamkeit erregen sie trotzdem, fahren doch etliche Autos vorbei. Spätestens jetzt weiß man im Dorf, dass wieder einmal eine Schulung stattfindet. Es haben sich wohl schon Anwohner*innen solidarisch mit den Protesten geäußert und gegen Kubitschek positioniert. Es ist allerdings verständlich, wenn man in einem so kleinen Ort darauf verzichtet dies zu öffentlich zu tun, vor allem wenn sich die Person der Ablehnung regelmäßig Schläger wie Mario Müller einlädt.

Viel gibt es in Schnellroda nicht zu sehen. Neben dem Gehöft von Kubitschek und der Gastronomie „Zum Schäfchen“, welche auch schon bessere Zeiten gesehen hat, fällt eigentlich nur eine Südstaatenflagge auf einem Hof auf. Rednecks im Hinterland von Sachsen-Anhalt, was es nicht alles gibt. Ansonsten ist ziemlich viel Polizei aufgefahren, man will mögliche Konfliktsituationen von vornherein unterbinden. Auch zwei Hunde sind dabei. Im Endeffekt waren die Cops aber auch nur untätig. Während beim letzten Mal noch zig Faschos draußen standen und pöbelten, gab es hier bis auf ein paar Versprengte niemanden, der irgendwie Aktionsbedarf hatte. Mario Müller ließ sich zu einer kurzen Provokation verleiten, bei der ihm dann aber die Nase geklaut wurde. Ja, so wie bei dem Kinderspiel. Auf der abschließenden Demo durchs Dorf wurde das dann auch entsprechend mit einigen „Du hast die Nase schön“-Chören von den Antifaschist*innen honoriert. Diese zog einmal durch die kleine Ortschaft, Zwischenkundgebungen beim Schäfchen und hinter Kubitscheks Gehöft. Müller fotografierte die Demo ab, ansonsten passierte nichts. Nach der Demo reiste man dann ungestört ab und kurz nach 18 Uhr war man wieder in Halle.

Was bleibt, ist eine an sich unspektakuläre Veranstaltung. Aber Antifa bleibt Landarbeit und man macht das ja alles auch nicht ausschließlich aus Spaß an der Freude, sondern aus einer Notwendigkeit heraus. Vor allem auf dem Land. Und jetzt hat man das alles mal mit eigenen Augen gesehen – auch wenn es nicht viel war.

[See image gallery at rambazamba.blackblogs.org] ]]>
Demo der Vielfalt – 20.01.2018 – Frankfurt/Main https://rambazamba.blackblogs.org/2018/01/21/demo-der-vielfalt-20-01-2018-frankfurtmain/ Sun, 21 Jan 2018 13:10:31 +0000 http://rambazamba.blackblogs.org/?p=520 Continue reading Demo der Vielfalt – 20.01.2018 – Frankfurt/Main ]]> Heute fand in Kelsterbach, einem Ort in der Nähe von Frankfurt/M ein Symposium der „Demo für Alle“ statt, deren VeranstalterInnen versuchen, ihre sexistischen, heteronormativen Positionen in die Bevölkerung hineinzutragen. Explizit ging es dabei um die Ablehnung der „Ehe für alle“ und die Überhöhung eines traditionellen Familienbildes. Bereits dort trafen sie auf etwa 100 GegendemonstrantInnen.
Währenddessen formierte sich in Frankfurt ein lauter, bunter Gegenprotest. Auf die Kundgebung an der Hauptwache ab 11 Uhr folgte im Anschluss die „Demo der Vielfalt“ mit ca. 2500 TeilnehmerInnen durch die Innenstadt mit einem abschließenden Statement am Vorplatz des Hauptbahnhofs. Zu den VeranstalterInnen zählen u.a. der Lesben- und Schwulenverband Hessen, die Grünen Hessen, die Aidshilfe Frankfurt und diverse Bündnisse wie z.B. das Bündnis für Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt.

Trommelnde Einhörner, viele, bunte Transpis, eins mit der Aufschrift „Gegen Sexismus und Rassismus The Day will come… an dem solche Transparente nicht mehr nötig sind“, denn wer der Reaktion Raum gibt, muss mit uns rechnen. Tod der Reaktion!

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Gedenkdemo am 09.11.2017 in Berlin-Moabit + BDS am Potsdamer Platz https://rambazamba.blackblogs.org/2017/11/10/gedenkdemo-am-09-11-2017-in-berlin-moabit-bds-am-potsdamer-platz/ https://rambazamba.blackblogs.org/2017/11/10/gedenkdemo-am-09-11-2017-in-berlin-moabit-bds-am-potsdamer-platz/#comments Fri, 10 Nov 2017 09:27:05 +0000 http://rambazamba.blackblogs.org/?p=505 Continue reading Gedenkdemo am 09.11.2017 in Berlin-Moabit + BDS am Potsdamer Platz ]]> In Berlin-Moabit haben heute etwa 500 Menschen an einer antifaschistischen Gedenkdemo zum Jahrestag der Novemberpogrome teilgenommen. Nach eine Eröffnungskundgebung an der Gedenkstätte Levetzowstraße, wo eine der größten Synagogen Berlins stand, ging es über die Beusselstraße zu einer Zwischenkundgebung am ehemaligen Judenhaus in der Turmstraße 9 und von dort zum Endpunkt am ehemaligen Deportationsbahnhof Moabit, heute S-Bhf Westhafen.

Bei der Auftaktkundgebung wurde Klezmermusik dargeboten, es gab Redebeiträge von einem Holocaustüberlebenden und den VVN-DBA Berlin. Später hatte unter anderem die Gruppe Andere Zustände Ermöglichen einen Redebeitrag. Es wurde die Zerstörungswut der Novemberpogrome geschildert und anschaulich an den Kundgebungsorten dargelegt. Der Deportationsbahnhof war frei einsehbar und die zu Deportierenden wurden entweder per Laster gebracht oder zu Fuß über die Straße getrieben.

Die Demonstration wurde immer wieder von der Seite angepöbelt, für die Störungen zeigten sich palästinensische Nationalist*innen verantwortlich. In den Redebeiträgen wurde über den israelbezogenen Antisemitismus aufgeklärt, der sich leider in einigen linken Strömungen wiederfindet. Zudem wurde auf die aktuelle Gefährdung der Gesellschaft sowie des Andenkens und der Aufklärung über die NS-Verbrechen durch völkisch-resktionäre Gruppierungen, hauptsächlich der AfD, hingewiesen.

Weitere Bilder von PM Cheung

In Berlin gab es weitere Demonstrationen und Veranstaltungen zu den Novemberpogromen. So veranstaltete die Antifa Oranienburg eine Demonstration in Berlin-Orianenburg und in der Hufeisensiedlung in Britz wurde gegen die dortige Naziterrorserie und für die in den letzten Tagen gestohlenen Stolpersteine demonstriert. Der antisemitische BDS, der leider in einige linke Spektren anschlussfähig ist, hatte ab 15 Uhr am Potsdamer Platz eine Veranstaltung zur Delegitimierung Israels angemeldet. Am Jahrestag der Novemberpogrome. Unter dem Aufhänger des Mauerfalls wurde hier antisemitische Agitation versucht. Mehr als 20 Personen fanden sich aber nicht ein und es gab kaum Außenwirkung.

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