Rohdung – [rumble] https://rumble.blackblogs.org in the jungle Fri, 19 Jul 2019 10:00:36 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Rohdung #2 – Denke ich an Ökos in der Nacht… https://rumble.blackblogs.org/2019/06/11/rohdung-2-denke-ich-an-oekos-in-der-nacht/ Tue, 11 Jun 2019 21:05:43 +0000 http://rumble.blackblogs.org/?p=175 Continue reading "Rohdung #2 – Denke ich an Ökos in der Nacht…"

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Im Mai 2019 läuft die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE), einschließlich der ökologischen Szene drumherum, zur Hochform auf, das N-Wort wird über fünf Tage lang gefeiert. Mit den Nachhaltigkeitstagen, welche dieses Jahr erstmalig ausgerichtet werden, sollen in mehr als 20 Veranstaltungen die Facetten nachhaltiger Entwicklung sichtbar gemacht und diskutiert werden. Nichts ungewöhnliches an einer Hochschule welche sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat. Wichtig zu verstehen ist, dass Nachhaltigkeit nicht im Sinne von Wirtschaftlichkeit gemeint ist. Vielmehr, den Nachhaltigkeitsgrundsätzen der HNE folgend, sei die „Funktionstüchtigkeit des globalen Ökosystems die Vorraussetzung für jegliches menschliche Leben und Wirtschaften“.1 Dementsprechend sei vor allem diese Funktionstüchtigkeit zu berücksichtigen und zu schützen. Aus diesem Dogma folgt, dass alles, insbesondere Diskussionen, an der Hochschule einzig unter dem Credo der Nachhaltigkeit stattfindet. Zwar manchmal belächelt, aber nie ernsthaft kritisiert, ist der Begriff, weg von Diskussion und Entwicklung, zum reinen Identifikationsmoment verkommen mit dem sich Stadt, Studis und Hochschule schmücken. Wie im Baukasten esoterischer Spinnereien kann sich jede_r nehmen was zusagt und sich in der Ignoranz der Realität vor eben dieser verstecken und dabei wohlfühlen.

Für die HNE und überwiegende Teile der Ökoszene gilt: Statt zu untersuchen, wie und ob Nachhaltigkeit im sich drehenden Karussell der Widersprüche von Naturschutz, Klimaschutz, Wirtschaft und Wohlstand Platz findet, wird sie als grundlegend und bestgeeignet zur Gestaltung einer vermeintlich besseren Welt angesehen. Nach Auffassung der HNE besteht die Ökonomie innerhalb sozialer Systeme bzw. der Gesellschaft, welche wiederum ihren Platz im globalen Ökosystem findet. Zwar wird die wechselseitige gegenseitige Beeinflussung dieser drei Bestandteile zugestanden, praktisch jedoch nahezu ignoriert. Wer Beispiele verlangt, muss sich zwischen Nachhaltigkeitsvorlesung und Greenpeaceplenum nur an der Mensa vorbei bewegen: Unter dem Projekt der sogenannten nachhaltigen Mensa, wird hier versucht bio in und fleischhaltiges aus dem Speiseplan zu bekommen. Gelieferte Ergebnisse sind mehr Bioessen zu deutlich höherem Preis. Verfehlte Ergebnisse sind eine bessere Welt, weniger Tierleid, ein gutes Leben und der Weltfrieden. Bio und vegan werden zum revolutionären Werkzeug verklärt.

Kein Wunder, wenn die Nachhaltigkeit als wichtigstes Ziel und lapidare Dinge, wie der prekäre Geldbeutel von Student_innen, soziale oder politische Auseinandersetzungen, höchstens als Nebenwiderspruch wahrgenommen werden. Warum kam es darauf nicht zu Aufstand, Revolte und Plünderungen der Mensatheke? Die einfache und zugleich traurige Antwort ist, dass die Hochschulangehörigen es selbst so wollten. Denn in Eberswalde gehört es zum guten Ton in der Krummen Gurke (Regionalladen) und dem Globus (Bioladen) in masochistischer Manier zu viel Geld für grundlegende Konsumgüter auszugeben, welches man sich zuvor durch Verzicht und dem 20. Recyclen von sonst irgendwas zusammengespart hat. Man fährt auch nicht Auto oder fliegt in den Urlaub, zumindest hat man ein ganz schlechtes Gewissen dabei. Sonst hätte man im Wettlauf um den kleinsten ökologischen Fußabdruck des Jahres schon im Januar verloren. Der Selbsfindungstrip nach Goa und das Yoga Retreat in Indien scheinen dann aber doch unerlässliche Ausnahmen zu sein. Nachhaltiger Kaffee, nachhaltige Schuhe, nachhaltiges Essen, nachhaltiges Leben, was nicht nachhaltig zu bekommen ist, ist verzichtbar. Wer am meisten „Handle nachhaltig“-Ratgeberlisten erfüllt und abends als Erste das Licht aus, oder gar nicht erst an macht, gewinnt. Die Teilnahme an Fridays for Future Demonstrationen ist, im Gegensatz zu Vernunft, Voraussetzung.

Das Problem an all diesen für sich irrelevanten individuellen Entscheidungen ist deren Ideologisierung, welche diese Individualentscheidungen vermeintlich notwendig für eine angeblich bessere Welt macht und sie damit ins kollektiv-politische verzerrt. Dementsprechend fühlt sich als Kollektiv, wer im Sinne der Nachhaltigkeit für eine vermeintlich bessere Welt „kämpft“. Nicht dazu gehört, wer sich diesem Ziel nicht verschreibt. Da aber jede_r etwas tun könne, gibt es keine Entschuldigung nicht Teil des Kollektivs zu sein. So gilt es diejenigen zu missionieren, welche noch nicht im Sinne der Nachhaltigkeit gebildet sind und in Feindschaft gegenüber jenen zu leben, die einer Zugehörigkeit zum Kollektiv widersprechen. Diese Feindschaft äußert sich nicht in argumentativer Auseinandersetzung, sondern in einem subtilen Moralterror, dessen Aussage ein ums andere Mal „xyz ist aber nicht nachhaltig“ und dessen Funktion eine zermürbende ist. Gemeinschaft bedeutet eben immer Ausschluss derer, die nicht dazu gehören, die nachhaltige Volksgemeinschaft ist geboren. Zwischen den Zugehörigen ist jede Differenz aufgehoben, das einzig wichtige ist das Engagement unter dem Dogma der Nachhaltigkeit. Kritische Diskussion weicht hier der Harmoniesucht. Zugleich findet sich ein Elitarismus in der Art und Weise sich möglichst vollständig der Nachhaltigkeit zu verschreiben. Die selbsternannten change agents der HNE sollen die Nachhaltigkeit nach dem Studium in die Gesellschaft tragen und dort verankern.2 Diese Zugehörigkeit dient zur Selbstvergewisserung, dass man auf der „richtigen“ Seite von weiß und schwarz, hell und dunkel, gut und böse, GreenpeaceEnergy und RWE, steht. Wichtiger als Auseinandersetzung ist, sich wohl mit und bedeutend für die Entwicklung unter dem Dogma der Nachhaltigkeit zu fühlen. Kerstin Kräusche, Referentin für Nachhaltigkeit an der HNE, bringt das Mantra der Volksgemeinschaft mit Biosiegel auf den Punkt:
Wenn viele Akteurinnen und Akteure zusammenarbeiten und Verantwortung übernehmen, […], dann kann das klappen mit der Nachhaltigkeit“

Da wundert es auch nicht, dass esoterische Spinnerei an der Hochschule Platz hat. Die HNE zeigt, wie praktisch Esoterik im Bildungsbetrieb sein kann, wenn das einzig wichtige Ziel die Nachhaltigkeit ist. Im Studiengang Ökolandbau und Vermarktung wird in der Vorlesung zu Tiermedizin Homöopathie propagiert. Die Hochschulgruppe Gemeinsam Landwirtschaften Eberswalde bezieht ihre Gemüsekisten von Höfen, die sich selbst den Lehren des Antisemiten und Rassisten Rudolf Steiner zuordnen. Und bei den Nachhaltigkeitstagen der Hochschule gibt es einen Workshop „Stille, Achtsamkeit und innerer Wandel im Kontext der Transformation“ in dem „Mithilfe von Körper- und Meditationsübungen“ „gemeinsam Stille erfahren und neue Räume von Bewusstsein“ erkundet werden und „durch Methoden der verkörperten Ökologie [sic!]“ gezeigt werden soll, „dass Veränderung mit unserer Haltung beginnt“. Tiefenökologie, die Menschen zu rein emotionalen Naturwesen verkommen lässt, findet sich ganz selbstverständlich in Diplomarbeiten und in der Lehre, beispielsweise in einem Modul zu Umweltbildung, wieder. Auch der rechtsesoterischen Szene um die in den Anastasia-Büchern propagierten Familienlandsitze wird eine Bachelorarbeit gewidmet: „Familienlandsitzsiedlungen als Nachhaltigkeitskonzept“.

Gleiches gilt für eine regressive, verkürzte und personifizierte, folglich also antisemitische, Kapitalismuskritik. Das Problem sei nicht ein kapitalistisches System im ganzen, gegen das deshalb auch nur ums Ganze gekämpft werden kann. Vielmehr seien Wachstum, Konsum und Profitwille als Übeltäter auszumachen und die Lösungen in bewusstem“ Handeln, in Form von Konsum bzw. Verzicht, Gemeinwohlökonomie und degrowth zu finden. Das System wird auf die Handlungen Einzelner, das konsumierende und das produzierende Subjekt, reduziert und diese verantwortlich gemacht. Damit ist die Grundlage für die folgende Hexenjagd auf nicht-Zugehörige zur selbsternannt nachhaltigen und verzichtenden Gemeinschaft geschaffen.

Es bleibt nur die Demontage und Denunziation der Nachhaltigkeit als die ideologische Idiotie, die sie ist, und das Schnüren der Schuhe um der Hexenjagd zu entkommen.

  1. https://hnee.de/_obj/8BC45754-A5A8-47A9-A6BE-24BE804CFCAC/outline/Nachhaltigkeitsgrundsaetze-2016final.pdf
  2. ebenda
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Rohdung #1 – Nein, Nein, das ist nicht die Zukunft! https://rumble.blackblogs.org/2019/03/04/rohdung-1-nein-nein-das-ist-nicht-die-zukunft/ Mon, 04 Mar 2019 13:24:51 +0000 http://rumble.blackblogs.org/?p=108 Continue reading "Rohdung #1 – Nein, Nein, das ist nicht die Zukunft!"

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Seit dem September letzten Jahres ist die „Fridays for Future“-Bewegung (FFF) in Deutschland angekommen. Am 18. Januar diesen Jahres gab es die erste Demonstration mit anschließender Kundgebung in Eberswalde, die nächste Demonstration soll am 15. März stattfinden. Es solle „den größten Klimastreik geben, den die Welt je gesehen hat.“ sagt fridaysfofuture.de.1 Ob dieser großspurigen Ankündigung, dem dabei aufblühendem Eberswalder Ökoherz und dem medialen Wirbel um „Fridays for Future“ scheint ein unvollständiger Versuch der Auseinandersetzung lohnenswert.

Spätestens seit ihrer Rede auf dem UN-Klimagipfel Anfang Dezember kennt fast jeder Mensch mit einem Social-Media-Profil die Initiatorin der „Fridays for Future“-Bewegung Greta Thunberg. Die damals 15-jährige ging nach den Sommerferien 2018 bis zu den Wahlen des schwedischen Parlaments im September drei Wochen lang nicht zur Schule und setzte sich stattdessen vor das schwedische Parlamentsgebäude. In der Hand hielt sie ein Schild: „Skolstrejk för klimatet“, auf deutsch „Schulstreik für das Klima“.
Seit den Wahlen fehlt Thunberg jeden Freitag – und ist dabei schon lange nicht mehr allein. Bereits am 30. November folgten ihrem Vorbild Schüler_innen in rund 100 Städten Schwedens, auch in anderen europäischen Ländern gab es Aktionen.2 Es kam wie es kommen musste, die Bewegung kam nicht nur nach Deutschland, sondern auch nach Eberswalde.

Bei der Demonstration im Januar nahmen in Eberswalde 200 Personen teil – oder 50. Je nachdem, ob man nun fridaysforfuture.de oder der MOZ glauben möchte.34 Nach dem Video der MOZ zu urteilen, handelt es sich eher um 50 Schüler_innen.5 Die Demonstration musste zeitweise wegen der geringen Teilnehmer_innenzahl auf dem Bürgersteig laufen. Am Startort, dem Hauptbahnhof, und am Ende, dem Marktplatz, fanden Kundgebungen statt. Es wurde auf den Klimawandel und eine wenig handelnde Politik aufmerksam gemacht. In Sprechchören wurde ein Wandel der Klimapolitik und das Ende der Kohleverstromung gefordert.
Im Großen und Ganzen war es alles andere als eine weltbewegende Veranstaltung. Bemerkenswert ist neben der Tatsache, dass uns bisher keine antisemitischen Krakendarstellungen vor die Augen gekommen sind, vielmehr das Mobilisierungspotential: In relativ kurzer Zeit wurde aus nur einem Milieu, dem der Schüler_innen, mindestens 50 Personen zu einer sehr speziellen Thematik auf die Straße gebracht. Und das bundesweit. Erfolgreiche Mobilisierung an Schulen gelang in der Vergangenheit entweder wenn eine lokale oder thematische Verknüpfung vorlag, beispielsweise durch Naziaufmärsche/Refugee Support in der eigenen Stadt oder die Bildungsstreiks 2009. Klimaschutz ist aber nur im übertragenen Sinn lokal. Das Überschreiten des Zwei-Grad-Ziels sorgt nicht für blutige Nasen wie es Nazis tun und betrifft junge Menschen nur minimal mehr als ältere, da der Klimawandel ein Prozess ist, der schon längst stattfindet. Dementsprechend leben wir schon mit ihm und die Herausforderung liegt somit  eher in der Anpassung der Gesellschaft und Wirtschaft an ihn. Diese muss in den nächsten Jahrzehnten stattfinden – und diese Jahrzehnte erleben auch noch die Eltern der Generation Z6 und auch ein Großteil deren Großeltern. Die Gegenproteste zu den letzten rechten Veranstaltungen in Eberswalde lockten, trotz lokaler Unmittelbarkeit, nicht so viele Schüler_innen aus dem Klassenzimmer.

Die Forderung der deutschen Bewegung beläuft sich auf „mehr Klimaschutz und den Kohleausstieg – und zwar nicht erst in zehn Jahren!“.7 Während für die Kohleverstromung mit „Kohleausstieg ab 2020“8 ein grundsätzlicher Rahmen gesetzt wird, lässt sich zu „mehr Klimaschutz“ nichts Genaueres finden. Wie sollte man auch? Der menschliche Einfluss auf den Klimawandel ist selbst auf nationaler Ebene viel zu vielschichtig, um irgendwelche konkreten Forderungen zu stellen. Positiver Nebeneffekt ist, dass so möglichst vehement und kämpferisch für etwas gestritten werden kann, ohne dass ein Gegenwind aus entsprechenden Wirtschaftbranchen zu erwarten ist, oder der deutsche Michel aus Angst um seinen Lebensstandard in Sachen Bequemlichkeit auf die Barrikaden geht.
Die Rhetorik dieser Bewegung beruft sich ständig auf das Verhältnis von „wir Junge gegen euch Alte“, oft genug verbunden mit infantilem Gejammer, dass die „Alten (da oben)“ ihnen weder zuhören, noch sie ernstnehmen würden. Mittlerweile sind (lokale) Führungspersonen der Bewegung zu diversen Gesprächen mit Vertreter_innen von Politik und Wirtschaft eingeladen. Man freut sich über einen Auftritt beim Grünen Parteitag hier9 und einer Einladung ins Institut für deutsche Wirtschaft dort.10 Endlich werde man ernst genommen, endlich könne man partizipieren. Auch wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass dem Einen oder Anderen 68er das Herz beim Anblick der „jungen Wilden“ aufblüht, lassen sich diese Einladungen doch mit einem einzigen Wort beschreiben: Appeasement.

Natürlich lädt das Kapital, in Form von Politik und Wirtschaft, die FFF-Vorzeigestreber_innen aus der ersten Bankreihe ein. Schließlich gibt es keinen besseren Weg die Bewegung zu besänftigen, als der Forderung nach Gehör nachzukommen, zu tun als würde man zuhören, zu versichern man sorge sich genauso und ihnen am Ende zu verklickern, dass es nun einmal nicht so einfach sei, wenn nicht sogar unmöglich. Entweder sehen die FFF-Vertreter_innen dies dann ein oder man geht ohne Lösung auseinander – und kann behaupten man hätte ja versucht auf FFF einzugehen, aber mit dieser Bewegung ließe sich nicht konstruktiv verhandeln. So einfach wie man den Klimabewegten den Schwung und die Sympathie nimmt, so wenig wird am Ende von „Fridays for Future“ abseits von Zeitungsarchiven bleiben. Wahrscheinlich muss das Kapital nicht die geringsten Zugeständnisse machen. 

Dazu kommt, dass FFF nicht einmal zu begreifen scheint, was nötig wäre, um ihre Forderungen konsequent umzusetzen: Die Überwindung des Kapitals oder zumindest mehr politische Macht als dieses.
Denn, wie das 22-jährige Gesicht der deutschen Bewegung, Luisa Neubauer, richtig sagt: „Ich erlebe […] den Zwiespalt zwischen der Forderung nach Klimapolitik und der Forderung nach Wirtschaftswachstum“.11 Welch haarscharfe und auch überraschende Analyse, dass das kapitalistische System auf (möglichst effektiver) Akkumulation beruht und sich eben diese Akkumulationsmöglichkeiten nicht streitig machen lassen will. Zumal nicht zählt, ob akkumuliert, sondern dass ausreichend akkumuliert wird, um in der Konkurrenz des Marktes bestehen zu können. Die Unfähigkeit eben diesen Zusammenhang zu erkennen und auszusprechen, sondern sich im schlimmsten Fall noch in Postwachstumskonzepte oder in andere Green-Capitalism-Idiotie zu flüchten, ist für die breite Masse der Klimaschutz- bzw. Ökobewegung symptomatisch. Das gilt für die Klimabewegte in Eberswalde genauso wie bundesweit. 
Mehr politische Macht bzw. Druck auf die Politik in Form von Parlamenten und Ministerien wird ebenfalls wohl kaum zu stande kommen, zumal es sich beim einzigen Druckmittel um ein „Bestreiken“ des Schulunterrichts handelt. Als ob „Streiken“ an einem einzigen (!) Wochentag, noch dazu dem Freitag, nicht schon lächerlich genug wäre, finden die sogennanten Streiks brace yourself fast ausschließlich Nachmittags statt. Falls die Schüler_innen zu diesen Zeiten noch Unterricht haben, werden also ungefähr ein bis zwei Unterrichtsstunden bestreikt. Doch hier erreicht der Irrsinn seinen Höhepunkt noch nicht, denn Streiks sollen Druck aufbauen, da Produktion verhindert wird und damit zu Gewinnverlusten führen. Das tut das „Bestreiken“ des Schulunterrichts nicht. Schon gar nicht am Freitag Nachmittag. Die einzige Leistung dieses „Streiks“ ist, dass sich die Streber_innen aus der ersten Reihe einmal in ihrem Leben rebellisch fühlen können, bevor sie im Anzug verschwinden. Das „Engagement“ für FFF macht sich dann allemal gut im Lebenslauf.

Jede_r fängt mal klein an. Wird zumindest oft gesagt. Und tatsächlich ist es schön zu sehen, dass sich junge Menschen für etwas engagieren. Noch schöner ist, dass sie sich wahrscheinlich in vielen Fällen als „links“ verstehen. Jedoch wird auch in selbsternannten „linken“ Klimaschutzbewegungen reaktionär-antiemanzipatorischen Ansätzen allzu oft ein Podium geboten. Statt eine klare Kante gegen Spinner_innen zu zeigen, wird in der Regel versucht noch der letzten Tiefenökologin ein Safe Space zu bieten. Rationale Kritik hat draußen zu bleiben.
Ob FFF hier der unsäglichen Tradition deutscher Ökobewegungen folgen wird oder nicht, bleibt abzuwarten. Bisher fielen die Veranstaltungen weder durch solche Ausfälle auf, noch durch offensive Abgrenzung dagegen.
Gerade wenn den Gesichtern der FFF-Bewegung aus der konservativ bis extrem rechten Ecke vorgeworfen wird, sie seien bloße Instrumente von wem auch immer (Hallo, Verschwörungsphantasie!), oder hätten einfach keine Lust in die Schule zu gehen, gehören sie verteidigt. Insbesondere weil wieder einmal mehr zu sehen ist, wie ekelhaft soziale Medien sein können. Doch gehören sie gegen diese Angriffe verteidigt und nicht für ihre Inhalte. Denn diese gehören seperat und nüchtern auf den Prüfstand gestellt. Niemandem ist geholfen, indem die Schüler_innen von FFF zum neuen revolutionärem Subjekt verklärt werden, nur weil sie sympathisch sind. Gleiches gilt übrigens auch für Baggerbesetzer_innen, schließlich ist es vollkommen offen, ob das Projekt „Klimaschutz“ überhaupt als „links“ anzusehen ist. Denn: linke Konzepte fehlen bisher.12
Es bleibt zu hoffen, dass die Beteiligung an FFF zumindest für einige das Ursprungsmoment einer dauerhaften Politisierung
darstellt . Mit noch ein wenig Hoffnung mehr, führt diese zu einem Engagement im Kampf ums Ganze, statt dem Kampf ums Klima.

Lange Rede kurzer Sinn:
Liebe Schüler_innen, wenn ihr „streikt“, dann macht in der Zeit etwas Sinnvolles. Schlaft aus, entspannt euch im Park, zieht euch Netflix rein oder lest etwas.

 

  1. https://fridaysforfuture.de/march15th/
  2. https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/greta-thunberg-das-gesicht-der-globalen-klimabewegung-a-1241185.html
  3. https://fridaysforfuture.de/18januar/
  4. https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1704083/
  5. Die Bewegung wird hauptsächlich von Schüler_innen getragen, allerdings fühlen sich auch viele Studierende angesprochen (bzw. werden von der Bewegung gezielt angesprochen) und nehmen an den Aktionen teil. Diese werden hier, der Einfachheit halber, ebenfalls angesprochen, wenn von Schüler_innen die Rede ist.
  6. Bezeichnung für zwischen 1997 und 2012 geborene
  7. https://fridaysforfuture.de/about/
  8. https://fridaysforfuture.de/wp-content/uploads/2019/02/Offener-Brief-kohlekommission.pdf
  9. https://www.pnn.de/brandenburg/fridays-for-future-zuspruch-fuer-streikende-schueler-waechst/24042846.html
  10. https://ze.tt/klima-aktivistin-luisa-neubauer-ich-hoffe-dass-ich-nicht-noch-825-freitage-streiken-muss
  11. ebenda
  12. Allen Leser_innen sei an dieser Stelle der Text „T-Shirt im Treibhaus“ von Ivo Bozic ans Herz gelegt: https://jungle.world/artikel/2017/35/t-shirt-im-treibhaus
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Rohdung – die Kolumne aus dem Dschungel https://rumble.blackblogs.org/2019/03/04/rohdung-die-kolumne-der-dschungelkids/ Mon, 04 Mar 2019 12:57:50 +0000 http://rumble.blackblogs.org/?p=106 Hier erscheint unregelmäßig Rohdung – die Kolumne aus dem Dschungel.

Gerohdet wird in erster Linie der geballte Unsinn von Ökostreber_innen, selbsternannter „Linker“ und anderen Idiot_innen in und um Eberswalde, manchmal auch darüber hinaus.

Motto und emotionaler Zustand ist dabei stets:
Mit Harvester und Spaltaxt gegen die Barberei!

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