israel – Soziale Befreiung https://sbefreiung.blackblogs.org Für die revolutionäre Selbstaufhebung des Proletariats! Sun, 12 Nov 2023 23:51:25 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 Annonce: Kritik der globalen Politik II https://sbefreiung.blackblogs.org/2023/11/05/annonce-kritik-der-globalen-politik-ii/ Sun, 05 Nov 2023 06:55:59 +0000 https://sbefreiung.blackblogs.org/?p=973 Unsere neue Broschüre „Kritik der globalen Politik II“ (ca. 138 Seiten) von Soziale Befreiung ist da. Die Broschüre könnt Ihr hier für 5-€ (inkl. Porto) über Onlinemarktplatz für Bücher booklooker.de oder direkt bei uns auch als E-Book bestellen.

Inhalt

Einleitung

Der Nationalismus als Grundlage bürgerlicher Politik

I. Allgemeine Betrachtung

1. Bürgerliche Realpolitik ist nationalkapitalistisch

2. Kleinbürgerliche Protestpolitik kann nicht antinational sein

3. Sozialrevolutionäre Antipolitik ist antinational!

II. Über Wanderungsbewegungen und Querfronten

1. Der politische Geisterfahrer Jürgen Elsässer

2. Linksnationalistin Wagenknecht

3. Ernst von Salomon – ein historischer Querfrontler

4. Rechts- und LinksnationalistInnen gegen die extreme Mitte

III.Internationalismus

1. Internationalistische Unterstützung von Russland oder der Ukraine

2. Kriegsgeile Baerböcke (m/w/d)

3. Nationalpazifismus

Globale Kooperation und Konkurrenz der Nationen (2020-2023)

I. Ökonomie

1. Die globale Interaktion der Nationalkapital

2. Kapitalistische Krisendynamik, zwischenstaatliche Konkurrenz und Klassenkampf

3. Wirtschaftskriege

4. Ökonomische Aspekte des Ukrainekrieges

II. Außenpolitik und Diplomatie

1. Der zweite Kalte Krieg

2. Kooperation und Konkurrenz im Block des kollektiven Westens

3. Die diplomatische Offensive des chinesischen Imperialismus

4. Das Lavieren zwischen den Blöcken

III. Ideologie und Propaganda

1. „Demokratie gegen Autoritarismus“

2. „Antikolonialismus“ und „Antiimperialismus“

3. Antifaschismus als Kriegsideologie

4. Feminismus als Kriegsideologie

5. Inszenierung und Ästhetisierung des imperialistischen Gemetzels

IV. Aufrüstung, Säbelrasseln und Krieg

1. Der Rüstungswettlauf

2. Atomare Aufrüstung, Manöver und Provokationen

3. Das Gemetzel in der Ukraine

4. Der Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien

5. Der Krieg im Jemen

6. BürgerInnenkriege, Militärputsche und imperialistische Interventionen

V. Nationalistische Konflikte innerhalb von Staaten und besetzten Gebieten

1. Türkischer gegen kurdischen Nationalismus

2. Zionismus gegen palästinensischen Nationalismus

3. Marokko als Besatzer der Westsahara

4. Nationalistische Konflikte in Großbritannien

Einleitung

Kritik der globalen Politik ist eine unregelmäßig erscheinende Serie der Sozialen Befreiung. Die Kritik erfolgt grundsätzlich von einem proletarisch-revolutionären Standpunkt aus. Wir machen keine Verbesserungsvorschläge an die regierenden und die systemloyal-oppositionellen BerufspolitikerInnen, wie der internationale kapitalistische Saftladen besser zu managen ist. Nein, wir treten für die revolutionäre Überwindung der kapitalistischen Regierungs- und der kleinbürgerlichen Protestpolitik ein. Kritik der globalen Politik ist konsequent antipolitisch-sozialrevolutionär.

In der ersten Schrift analysieren wir den Nationalismus als Grundlage bürgerlicher Politik. Wir unterscheiden dabei nicht feinfühlig zwischen linksliberalem Verfassungspatriotismus und rechtskonservativem Nationalismus. Beide integrieren das lohnabhängige Ausbeutungsmaterial in den kapitalistischen Nationalstaat. Um es dann in Wirtschaftskriegen und militärischen Gemetzeln verheizen zu können. Egal ob NationalistInnen der extremen Mitte oder der Rechts- und Linksreaktion. Das Pack schlägt und verträgt sich – und zwar immer auf Kosten des Proletariats. Um sich von kapitalistischer Ausbeutung und politischer Elendsverwaltung befreien zu können, muss sich der Klassenkampf der Lohnabhängigen revolutionär zuspitzen – und alle Nationen als Scheingemeinschaften aus Kapital und Lohnarbeit zerschlagen.

Das Weltproletariat wird erbarmungslos in der globalen Kooperation und Konkurrenz der Nationen verheizt, wie wir im gleichnamigen Text anhand des Zeitraumes von Ende 2020 bis 2023 deutlich machen. Wir beschreiben die ökonomischen, außenpolitisch-diplomatischen, ideologisch-propagandistischen und militärisch-kriegerischen Aspekte der planetaren Interaktion der Nationen. Gefährlicher Brandherd der imperialistischen Konkurrenz ist der zweite Kalte Krieg mit dem kollektiven Westen auf der einen sowie China und Russland auf der anderen Seite. In diesem Großkonflikt müssen antinationale SozialrevolutionärInnen kompromisslos beide Seiten bekämpfen. Dies ist selbstverständlich auch beim imperialistischen Gemetzel in der Ukraine notwendig.

Antinationale SozialrevolutionärInnen bekämpfen auch konsequent die nationale „Befreiung“ von Gebieten, die noch keinen souveränen, eigenständigen kapitalistischen Saftladen aufgemacht haben. Bürgerliche NationalistInnen verheizen ProletarierInnen bei der angestrebten Neugründung von Staaten. Um dann unter einem neuen nationalen Firmenschild – „Autonomie“ oder „Unabhängigkeit“ – politisch ihre kapitalistische Ausbeutung zu organisieren. Wir beleuchten das am Beispiel des kurdischen Linksnationalismus in der Türkei, des palästinensischen Nationalismus in den von Israel besetzten Gebieten sowie dem Streben nach Unabhängigkeit der Westsahara, Schottlands und dem Nordirlands nach Vereinigung mit Irland. Antiimperialismus ist nicht die Neuaufmachung von Nationalstaaten, sondern der kompromisslose Kampf gegen alle bestehenden.

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Annonce: Zionismus und arabischer Nationalismus https://sbefreiung.blackblogs.org/2015/05/04/annonce-zionismus-und-arabischer-nationalismus/ https://sbefreiung.blackblogs.org/2015/05/04/annonce-zionismus-und-arabischer-nationalismus/#respond Mon, 04 May 2015 08:19:53 +0000 http://sbefreiung.blogsport.de/2015/05/04/annonce-zionismus-und-arabischer-nationalismus/ Unsere neue Broschüre: „Zionismus und arabischer Nationalismus“ (ca. 121 Seiten) von Soziale Befreiung (Hg.) ist da. Die Broschüre könnt ihr hier für 5-€ (inkl. Porto) über Onlinemarktplatz für Bücher booklooker.de bestellen.

Inhalt

Einleitung

I. Europäischer Antijudaismus, Zionismus und palästinensischer Nationalismus vor 1948
1. Von der relativen Assimilation der Juden in Westeuropa zum massenmörderischen Antijudaismus
2. Die Symbiose aus Antijudaismus und Zionismus
3. Osmanisches Reich, britischer Imperialismus, Zionismus, palästinensischer Nationalismus und Faschismus
4. Palästina nach dem Zweiten Weltkrieg

II Israel, der palästinensische Nationalismus und arabische Staaten
1. Der Krieg von 1948/49
2. Der Sechstage-Krieg von 1967
3. Der Krieg von 1973
4. Die Formierung des modernen palästinensischen Nationalismus
5. Der globale Krieg zwischen Israel und dem palästinensischen Exil-Nationalismus
6. Israel und die Besetzten Palästinensischen Gebiete (BPG)
7. Israel, die PLO und Jordanien
8. Israel, der palästinensische Nationalismus und Ägypten
9. Israel, die PLO und der Libanon
10. Israel, der palästinensische Nationalismus und Syrien

III Der sozialreaktionäre Charakter Israels
1. Auschwitz und Israel
2. Israel, das Judentum, der nichtjüdische Prozionismus und der Antijudaismus
3. Israel als eigenwilliger Wachhund des US-Imperialismus
4. Die Vermehrung des israelischen Nationalkapitals
5. Die israelische Apartheid-Demokratie

IV Die sozialrevolutionäre Nullstaatenlösung
1. Die mögliche Formierung des Weltproletariats zum revolutionären Subjekt
2. Die revolutionäre Zerschlagung aller Nationalismen

Einleitung

Der Nahost-Konflikt zwischen Israel und dem arabischen Nationalismus – besonders dem palästinensischen – ist einer der längsten und blutigsten in der jüngeren Geschichte. Die israelische und die arabische Bourgeoisie hetzen durch antiarabischen und antijüdischen Chauvinismus das Proletariat und das KleinbürgerInnentum gegeneinander auf, die sich zum Wohle der Nationalkapitale gegenseitig massakrieren. Durch den jeweiligen äußeren „Feind“ werden sowohl die israelische Nation als auch die arabischen Staaten und der palästinensische Nationalismus innerlich gestärkt. Der permanente Nahost-Konflikt lenkt von den sozialen Spaltungen und Kämpfen innerhalb der an ihm beteiligten Nationalismen ab. Da das Proletariat in den meisten Staaten der Welt multiethnisch zusammengesetzt ist, trägt der Nahost-Konflikt zu dessen globalen Spaltung in jüdische und arabisch-muslimische ProletarierInnen bei. Aus antinational-sozialrevolutionärer Sicht müssen also Zionismus und Antijudaismus, arabischer Nationalismus und antiarabischer Chauvinismus konsequent bekämpft werden. Das ist das Hauptanliegen dieser Broschüre.
Der I. Teil dieser Schrift beschreibt das Dreiecksverhältnis aus Europäischen Antijudaismus, Zionismus und palästinensischen Nationalismus vor 1948. Israel ist ohne Auschwitz nicht verstehbar. Allerdings ist das materiell-praktische Verhältnis zwischen antijüdischem Massenmord und Israel ein anderes, als es uns die zionistische und prozionistische Propaganda einreden will. Besonders die herrschende Klasse Deutschlands, die demokratisch gewendete Bourgeoisie von Auschwitz, betreibt eine ekelhafte prozionistische „Vergangenheitsbewältigung“ des antijüdischen Massenmordes, bei der sowohl Vergangenheit und Gegenwart verklärt und verzerrt werden. Dass sich in der Todesfabrik Auschwitz auch die Rationalität der Kapitalvermehrung verkörperte und im antijüdischen Massenmord auch der Konkurrenzkampf und der Klassenkampf von oben auf ideologisch extrem verzerrter Weise zum Ausdruck kamen, soll bei der staatsoffiziellen „Vergangenheitsbewältigung“ verschleiert werden. Durch den demokratischen Regierungs-Antifaschismus soll ein politisch korrekter deutscher Nationalismus reproduziert werden. Zu diesem gehört natürlich auch die Solidarität mit Israel.
Doch der Zionismus kollaborierte auch schon mit der nationalsozialistischen deutschen Bourgeoisie, wie wir im I. Teil sehr zum Leidwesen der „antideutschen“ FreundInnen Israels darstellen werden. Aber die „antiimperialistischen“ linken KleinbürgerInnen sollten jetzt nicht zu sehr frohlocken, denn dieser Teil zeigt auch auf, dass ihr heißgeliebter „Befreiungskampf des palästinensischen Volkes“ von Anfang an eine höchst reaktionäre Angelegenheit war, die untrennbar mit einem chauvinistischen Antijudaismus verbunden ist. Der I. Teil gibt also einen Einblick in die Vorgeschichte des Nahost-Konfliktes, der völlig konträr zu den demokratischen, zionistischen und „antiimperialistischen“ Sichtweisen ist. Leider kann aus Platzgründen diese Vorgeschichte hier nur kurz dargestellt werden. Wir empfehlen den interessierten LeserInnen zu diesem Thema unsere Broschüre Der Kampf des jüdischen Proletariats (1900-1945).
In Teil II zeichnen wir dann den Verlauf des Nahost-Konfliktes von 1948 bis heute nach. Der III. Teil beschreibt Israel als das was es ist, als einen durch und durch reaktionären Staat. Wir sind da ganz frei von (anti-)deutscher „Vergangenheitsbewältigungs“-Mentalität. Wir verstehen uns nämlich nicht als „Deutsche“, sondern als Teil des Weltproletariats. Deshalb ziehen wir aus Auschwitz, der kein Zivilisationsbruch, sondern der bisher extremste Ausdruck der kapitalistischen Zivilisationsbarbarei war, die Schlussfolgerung den Kapitalismus mit all seinen Nationalismen konsequent zu bekämpfen. Die Vergangenheit zu „bewältigen“ überlassen wir dem deutschen Nationalmoralismus, wir analysieren sie materialistisch, um in der Gegenwart die mögliche sozialrevolutionäre Zukunft vorzubereiten – die Zerschlagung aller Nationalstaaten einschließlich Deutschlands und Israels. Diese sozialrevolutionäre Perspektive zeigen wir im IV. Teil auf.

Nelke, im Mai 2015

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Den toten jüdischen ProletarierInnen lebendig gedenken https://sbefreiung.blackblogs.org/2013/05/08/den-toten-juedischen-proletarierinnen-lebendig-gedenken/ https://sbefreiung.blackblogs.org/2013/05/08/den-toten-juedischen-proletarierinnen-lebendig-gedenken/#respond Wed, 08 May 2013 22:43:10 +0000 http://sbefreiung.blogsport.de/2013/05/08/den-toten-juedischen-proletarierinnen-lebendig-gedenken/ Wir veröffentlichen hier ein Kapitel aus der Broschüre „Der Kampf des jüdischen Proletariats (1900-1945)„. Die Broschüre könnt Ihr für 5-€ (inkl. Porto) über Onlinemarktplatz für Bücher booklooker.de bestellen.


Jüdische Garde, Odessa 1918

Den toten jüdischen ProletarierInnen lebendig gedenken

Entgegen der im wahrsten Sinne des Wortes versteinerten Erinnerungskultur der deutschen Bourgeoisie, gedenken wir proletarischen RevolutionärInnen die vom Faschismus ermordeten Jüdinnen und Juden wie auch die Roma und Sinti sowie die „geistig Behinderten“ und „Erbkranken, allen Opfer des kapitalistisch-industriellen Massenmordes, lebendig –durch Klassenkampf. Einem unbeugsamen Klassenkampf gegen die deutsche Bourgeoisie. Diese deutsche Bourgeoisie, die demokratisch gewendete Bourgeoisie von Auschwitz, instrumentalisiert heute ihre damaligen faschistischen Massenmorde, um neue Massenmorde zu rechtfertigen. Deutschland verhinderte während des Jugoslawienkrieges von 1999 propagandistisch ein Auschwitz in Kosovo! Die demokratischen Erben von Goebbels arbeiten auf Hochtouren.
Nein, wir verharmlosen nicht die faschistischen Gemetzel und Massaker! Aber wir verharmlosen genauso wenig die konterrevolutionären Gewalttaten des Antifaschismus. Der Antifaschismus verharmlost die Gemetzel und Massaker der Demokratien und/oder der staatskapitalistischen Sowjetunion. Sowohl der Faschismus als auch der Antifaschismus waren und sind Knüppel des Kapitals gegen das Proletariat. Diese Lektion dürfen proletarische RevolutionärInnen nie vergessen! Nein, wir werden die revolutionären ArbeiterInnen in den demokratischen und „sozialistischen“ Gefängnissen nicht vergessen! Nicht jene revolutionären AnarchistInnen und MarxistInnen, die im Namen des Antifaschismus im spanischen BürgerInnenkrieg von der sowjetischen Geheimpolizei gefoltert und ermordet worden sind. Auch nicht die SozialrevolutionärInnen, die in der antifaschistischen DDR unter Ulbricht und Honecker im Knast saßen. Genauso wenig wie wir die Leichenberge der Nazis vergessen, werden wir den organisierten Mord an RevolutionärInnen durch den Antifaschismus vergessen! Wir vertreten keinen antifaschistischen Grundkonsens zusammen mit Sozial- und „Anarcho“-DemokratInnen. Wir bekämpfen den Antifaschismus als linken Flügel der bürgerlichen Politik, so wie wir die Nazis als rechten Flügel der bürgerlichen Politik bekämpfen!
Dieselben politischen Kräfte, DemokratInnen und „kommunistische“ Linke, welche immer noch fleißig auf die eine oder andere Weise die antifaschistischen Massaker am Proletariat leugnen oder relativieren, tummeln sich heute auf antifaschistischen Bündnissen, welche meistens nichts anderes sind als große Propagandaveranstaltungen für die Demokratie. SozialrevolutionärInnen haben in diesen Bündnissen nichts zu suchen. Sie kämpfen gegen Nazis, wo dies notwendig und möglich ist, aber niemals im Rahmen des Antifaschismus!!!
Der Antifaschismus war und ist in erster Linie ein Schutzschirm des Kapitals gegen die soziale Revolution – und erst in zweiter Linie gegen die Nazis gerichtet. Gegen erstere war und ist der Antifaschismus auch viel erfolgreicher als gegen Nazis. Denn es kann kein Kapitalismus geben ohne rechtsextreme SchlägerInnen. Der Antifaschismus will jedoch in seiner Mehrheitsströmung einen Kapitalismus ohne Nazis. Natürlich gibt es auch subjektiv ehrliche AntifaschistInnen, welche ernsthaft den Kapitalismus bekämpfen wollen. Doch der Kapitalismus ist innerhalb der Antifa als politischer Straßenbewegung nicht zu bekämpfen! Mag sich der Antifaschismus auch noch so radikal und „revolutionär“ geben, eine scharfe Waffe ist er nur in der Hand des Kapitals. Im Kopf von subjektiv ehrlichen antikapitalistischen Menschen kann er nur ideologischen Schaden anrichten. Wir leben nicht im Faschismus, sondern unser Hauptfeind ist die Demokratie als heutige und aktuelle Herrschaftsform des Kapitals. Das verschleiert jede Spielart des Antifaschismus. Mensch muss kein Antifaschist sein, um Nazis bekämpfen zu können, aber mensch muss Antidemokrat sein, um den Kapitalismus bekämpfen zu können!
Hauptzweck des privatkapitalistisch-demokratischen Antifaschismus ist es, die historische und aktuelle Rolle der Nazis als rechten Flügel der bürgerlichen Politik zu verschleiern und zu maskieren. Dabei bekommt er Schützenhilfe von einem Haufen kleinbürgerlicher AntifaschistInnen, von denen einige sich sogar antikapitalistisch geben.
Eine Ideologie des demokratischen Antifaschismus war und ist die Kollektivschuldthese. Wenn alle Schuld haben, ist irgendwie auch keiner richtig Schuld – außer ein paar Obernazis. Überhaupt ist die Kollektivschuldthese die nachträgliche Bestätigung der faschistischen Ideologie von der „Volksgemeinschaft“. Doch auch die faschistische Gesellschaft war in Klassen gespalten. Hauptsächlich verantwortlich für die faschistische Politik waren die KapitalistInnen, ManagerInnen, die hohen Nazibonzen, BeamtInnen und Militärs. Natürlich haben auch die zahlreichen MitläuferInnen den Naziterror möglich gemacht und profitierten auch von ihm –aber absolut und relativ wenig im Vergleich zur herrschenden kapitalistischen Klasse. Diese wendete sich nach dem Zweiten Weltkrieg und gab sich ein demokratisches Gesicht. Die Kollektivschuldthese soll also verschleiern helfen, dass die herrschende Klasse des heutigen demokratischen Deutschlands historisch gesehen die ehemalige Bourgeoisie des faschistischen Deutschlands ist. Dabei feiert auch die Kollektivschuldthese in großen Teilen der kleinbürgerlichen deutschen Linken seine ekelhaften und antikritischen Orgien. Die so genannten „Antideutschen“ sind nur die Speerspitze des antifaschistisch-konterrevolutionären Moralismus, diesem Krebsgeschwür für jede konsequente Kapitalismuskritik.
Diese Kollektivschuldthese kippt natürlich im deutsch-nationalen Antifaschismus in eine ekelhafte Kollektivopferpose um. Denn wer ist das Hauptopfer des Naziterrors? Natürlich „der/die“ brave Deutsche, der/die dadurch so eine schwere Last zu tragen hat. Ach, hat „der/die“ Deutsche es schwer, sich zu seiner/ihrer Nation zu bekennen! Das offizielle demokratisch-antifaschistische Deutschland suhlt sich geradezu im Nationalmasochismus. Es leidet schwer und fühlt sich wohl beim Leiden – und spätestens beim stolzen Bekenntnis zum demokratischen Deutschland ist das wohlige Leiden zum Höhepunkt gebracht und gleichzeitig aufgehoben. Sich für das nationalsozialistische Deutschland zu schämen um auf das demokratische Deutschland stolz zu sein, das ist das Wesen des offiziellen Regierungsantifaschismus.
Die „Antideutschen“ suhlen sich auch im Nationalmasochismus. Doch ihr moralisches Leiden an Deutschland ist größer als der Deutsch-Nationalen. Es kann nicht mit einem stolzen Bekenntnis zum heutigen Deutschland moralisch seine Auflösung finden. Das „Antideutschtum“ steigert sich zum ideologischen Austritt aus der deutschen Nation – aber nur um sich selbst zum obersten Blockwart des Zionismus in Deutschland aufzuschwingen. Auch hier übertreiben die „Antideutschen“ den deutsch-nationalen Antifaschismus. Natürlich steht „der/die“ gute demokratische Deutsche von heute fest hinter Israel. Der antijüdische Massenmord wird wieder gut gemacht, indem „wir Deutschen“ den Israelis im nationalistischen Konkurrenzkampf gegen AraberInnen und PalästinenserInnen – wenn auch ein wenig „kritisch“ – helfen. Die „Antideutschen“ übertreiben dass dann in der Hinsicht, dass sie sich dem zionistischen Zwangskollektiv total unkritisch verbunden fühlen und dem deutschen Kollektiv ideologisch ganz die Treue aufkündigen. Aber sonst kommen moderne Deutsch-Nationale und „Antideutsche“ in ihrer Israelsolidarität bestens miteinander aus.
Diese bedingungslose Israel-Solidarität lassen sich die gründlichen Deutschen/ „Antideutschen“ auch nicht von Juden/Jüdinnen kaputt machen. Dieses reaktionäre Dreckspack wagt es, jüdische Menschen, die sich nicht vom Zionismus vereinnahmen lassen, rassistisch als „Alibijuden“ und „sich selbst hassende Juden“ zu beschimpfen. Wie damals zu Goebels Zeiten wollen also wieder Deutsche bestimmen, wer und was ein Jude ist! Die „Antideutschen“ sind die Sperrspitze des national-moralisierenden Antifaschismus, eigentlich demokratische Überdeutsche. Auschwitz, der Ort des kapitalistisch-industriellen Massenmordes, als Berufungsinstanz einer Politsekte, um den zionistischen und US-amerikanischen Massenmord zu rechtfertigen! Überall Auschwitz sehen, aber der deutschen Bourgeoise – welche historisch gesehen bekanntlich die Bourgeoisie von Auschwitz ist – in Wirklichkeit in den Arsch kriechen. Wahrlich, so sieht (anti-)deutsch-nationaler Antifaschismus aus.
Das ist das schmutzige Geschäft der „Antideutschen“: Mit ein paar Sprüchen gegen Deutschland diesem Staat in Wirklichkeit dienen. Ständig bemüht als fünfte Kolonne des US-amerikanischen und israelischen Militärs – angeblich um ein „neues Auschwitz“ zu verhindern. Das Bündnis des reaktionärsten Packs, nämlich das Zweckbündnis zwischen der deutschen Bourgeoisie und dem Zionismus bis in das Groteske zu übertreiben. Kann es etwas Widerlicheres geben als diese Mittelschichts-Schnösel, die sich für Auschwitz schämen, aber den zionistischen und US-imperialistischen Terror abfeiern?! Auch hier treffen sich wieder mal Deutsch-Nationale und „Antideutsche“.
Das stumpfsinnige Gerede von der Singularität von Auschwitz soll dabei helfen, dass der Naziterror ja nicht mit der gesamten kapitalistischen Zivilisationsbarbarei in Verbindung gebracht wird. Dabei war Auschwitz als industrieller Massenmord kein Zivilisationsbruch, sondern der grausame Höhepunkt der kapitalistischen Zivilisationsbarbarei. Doch der antifaschistische Moralismus ist da sehr biegsam. Während er die Singularität des Naziterrors betont um jede Parallelität mit den Massakern, welche die DemokratInnen organisierten und organisieren, zu leugnen, so wird doch „Nie wieder Auschwitz!“ manchmal zum demokratisch-antifaschistischen Kriegsschrei. So geschehen im Krieg gegen Serbien/Restjugoslawien 1999, wo die deutsche Bourgeoisie, also die demokratisch gewendete Bourgeoisie von Auschwitz, angeblich ein Auschwitz im Kosovo verhinderte.
Nicht wenige kleinbürgerliche AntifaschistInnen gehen der Bourgeoisie auf den ideologischen Leim. Gehirn ausschalten und hoffnungslos betroffen sein, das ist angesagt. Wer Auschwitz materialistisch erklären will, relativiert es, so der völlig daneben liegende Vorwurf. Nein, Auschwitz muss das Unerklärbare bleiben, weil seine Erklärung als kapitalistisch-industrieller Massenmord, in dem sich auch der Konkurrenz- und Klassenkampf widerspiegelte, antikapitalistisches Engagement erfordern würde. Doch wie viele von den linken KleinbürgerInnen wollen wirklich den Kapitalismus bekämpfen?! Die Frage zu stellen, heißt, sie zu beantworten.
Die reaktionäre Instrumentalisierung von Auschwitz ist in Deutschland und Israel in der Offensive. In Israel festigt sich die zionistische „Volksgemeinschaft“ aus Kapital und Arbeit mit dem imperialistischen Kriegsschrei „Juden dürfen nie wieder schwach sein!“ In Deutschland wollen Deutsch-Nationale und „Antideutsche“ jede Kritik am Zionismus im antifaschistischen Moralismus ertränken. Deutsche sollen nicht wieder Juden belehren! Wohlgemerkt nicht jene Juden, die in Israel bestimmen, was läuft. Jene Juden aber, die nicht so ganz mitspielen, wie es die deutschen Fans des Zionismus gerne hätten, dürfen natürlich nieder gemacht werden…
Bei der größtenteils nationalmasochistisch verblödeten deutschen Linken kann die ekelhafte Masche, Auschwitz für den Zionismus und die deutsch-israelische Waffenbrüderschaft zu instrumentalisieren, große Erfolge erzielen. Aber wir lassen uns davon nicht beeindrucken. Wir machen den deutschen Nationalmasochismus nicht mit. Wir kritisieren und bekämpfen Judenhass und Zionismus nicht als „Deutsche“, sondern als Teil des Weltproletariats, in fester Solidarität mit unsern jüdischen Klassengeschwistern. Als SozialrevolutionärInnen bekämpfen wir das zionistische Israel wie jeden anderen Nationalstaat – übrigens auch Nationalismen, welche sich (noch?) keinen eigenen Staat erkämpft haben, wie den palästinensischen. Auch ist uns sehr wohl bewusst, dass die „antiimperialistischen“ FreundInnen des palästinensischen Nationalismus dessen antijüdischen Chauvinismus leugnen, verharmlosen und rechtfertigen. Der „Antizionismus“ der „antiimperialistischen“ Linken ist ekelhaft und sozialreaktionär, der teilweise auch von antijüdischen Klischees lebt, so zum Beispiel wenn er den Einfluss der zionistischen Lobby in den USA maßlos übertreibt.
Auch der Philosemitismus der Deutsch-Nationalen lebt ebenfalls teilweise von antijüdischen Vorurteilen, zum Beispiel von dem, dass jüdische Menschen auch im modernen Kapitalismus immer noch ein ganz besonderes Verhältnis zum Geld hätten. Aber die prokapitalistischen PhilosemitInnen erklären diese angeblich „jüdische Eigenschaft“ an Geld und Erfolg orientiert zu sein, zu einer sehr edlen Geschichte. Doch wer den Kapitalismus kritisiert, ist in Wirklichkeit ein Judenhasser, weil die letzteren ja angeblich so am Geld kleben. Außerdem ist das Judentum eine Religion – linke ReligionskritikerInnen sind also AntisemitInnen. Diese philosemitische Propaganda ist nicht nur ein gewaltiger Schutzschirm für die bürgerliche Gesellschaft, sondern bereitet wirklichen Judenhass den Boden vor.
Und dieser nimmt auch in Europa wieder bedrohliche Ausmaße an. In vielen Gebieten Ost- und Südeuropas sind in Folge der globalen Wirtschaftskrise neofaschistische Kräfte, die teilweise einen offenen Antijudaismus betreiben, im Aufwind. Zum Beispiel Swoboda (Freiheit) in der Ukraine. Diese NeofaschistInnen stehen in der Tradition der ukrainischen Nazi-Kollaborateure um die SS-Division „Galizien“. Sie betreibt eine extrem antirussisch-antijüdische Propaganda und übt auf der Straße Terror aus. So behauptete der Swoboda-Führer Oleg Tiahnibok 2004, dass die Ukraine von einer „russisch-jüdischen Mafia“ regiert werde, gegen die mensch zum Maschinengewehr greifen müsse wie die einstige SS-Division „Galizien“. Später distanzierte sich Swoboda offiziell rein formell vom Antijudaismus. Diese offizielle Distanzierung reichte den ukrainischen DemokratInnen. Die zwei größten demokratischen Oppositionsparteien der Ukraine, die Formation „Vaterland“ unter Führung der jetzt inhaftierten und früheren Ministerpräsidentin Julia Timoschenko und UDAR (Schlag) des Boxweltmeisters Vitali Klitschko, paktieren im Parlament offen mit Swoboda. Alle drei Oppositionsparteien schufen am 17. Dezember 2012 im Parlament einen gemeinsamen Oppositionsrat. Die zwei demokratischen Oppositionsparteien sind auch mit dem deutschen Imperialismus verbunden. Der deutsche Menschenrechtsimperialismus hatte sich sehr stark für die inhaftierte Julia Timoschenko eingesetzt, die in den harten Fraktionskämpfen innerhalb der ukrainischen Oligarchie unterlag. Auch Klitschkos politischer Schlag wird vom deutschen Imperialismus gesponsert. Seine UDAR wird von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützt und aufgebaut. Das deutsche großbürgerliche politische Personal, welches im Inland jede Kritik am Zionismus unter generellen „Antisemitismus“-Verdacht stellt, paktiert also im Ausland indirekt mit der antijüdischen Sozialreaktion. Das beweist nur eines: Antijudaismus und Prozionismus stellen keine absoluten Gegensätze innerhalb der globalen Sozialreaktion dar. Für SozialrevolutionärInnen heißt das: Es ist unmöglich den Antijudaismus zu bekämpfen, ohne dem Zionismus fundamental den Klassenkrieg zu erklären, genauso wie es unmöglich ist den Zionismus sozialrevolutionär zu zerstören, ohne konsequent den Antijudaismus zu bekämpfen.
Dies zeigt auch das Beispiel des Antijudaismus in Ungarn. In der jungen Welt vom 28. November 2012 war zu lesen:
„In Ungarn hat ein Abgeordneter der neofaschistischen Jobbick-Partei, die im Parlament die drittstärkste Fraktion stellt, am Montagabend eine Erfassung der ,Menschen mit jüdischer Abstammung, die hier leben‘, gefordert. Sie stellten ein ,nationales Sicherheitsrisiko für Ungarn‘ dar, erklärte Marton Gyongyosi. Insbesondere sollten ,jüdische Mitglieder‘ in Parlament und Regierung aufgelistet werden, forderte er.
Im Parlament rief die Provokation Gyongyosis zunächst keine größeren Reaktionen hervor. Der von ihm direkt angesprochene Staatssekretär Zsolt Ne‘meth von der nationalkonservativen FIDESZ erklärte lediglich, er könne eine solche Untersuchung nicht unterstützen, da die Zahl jüdischer Politiker in der ungarischen Regierung kaum etwas mit dem Konflikt im Nahen Osten zu tun habe. Der Jobbik-Abgeordnete hatte seinen Antrag mit dem Angriff Israels auf den Gazastreifen begründet.
Erst am Dienstag (den 27. November 2012, Anmerkung von Nelke) reagierten zahlreiche Politiker empört auf die antisemitischen Ausfälle. Parlamentsvizepräsident Istvan Ujhelyi von der sozialistischen MSZP eröffnete die Sitzung mit einem gelben Stern auf der Brust. Auch die ungarische Regierung distanzierte sich von den Äußerungen. Sie wende sich in aller Deutlichkeit gegen jegliche ,extremistische, rassistische oder antisemitische Äußerungen‘ und tue alles in der Macht Stehende, um diese zu bekämpfen, hieß es in einer Erklärung.
Die ,Bewegung für ein besseres Ungarn‘ Jobbik und ihr 2007 gegründeter paramilitärischer Arm ,Ungarische Garde‘ knüpfen in Uniformierung, Symbolen und Positionen an die 1939 gegründete ungarische Nazipartei der ,Pfeilkreuzler‘ an. Trotz eines zwischenzeitlichen Verbots der ,Magyar Garda‘ 2009 kann diese bis heute Aufmärsche durchführen. Mit diesen provozierte sie in der Vergangenheit immer wieder rassistische Übergriffe auf ungarische Roma.“ (Antisemitische Provokation, in: junge Welt vom 28. November 2012, S. 1.)
Gegen diese äußerste faschistische Sozialreaktion helfen keine breiten antifaschistischen Bündnisse, in denen die so genannte „radikale Linke“ mit „gemäßigteren“ Fraktionen des Kapitals flirtet und paktiert, sondern nur der militante proletarische Klassenkampf, der radikalisiert werden muss zur Diktatur des Proletariats, die nicht nur mit NeofaschistInnen, sondern mit dem gesamten politischen Personal und der Bourgeoisie als sozialen Kräften Schluss macht und den Weg frei räumt für die klassen- und staatenlose Gesellschaft. Das ist noch ein weiter und langer Weg, doch wer antifaschistische Bündnisse mit Teilen des politischen Personals der Bourgeoisie gegen andere bürgerliche Fraktionen schmiedet, ist auf einem ganz anderen Weg. Wir lassen uns nicht von dem pseudoradikalen Gequatsche antifaschistischer ReformistInnen „über die Dialektik von Reform und Revolution“ irremachen, denn wir haben aus der Geschichte gelernt: Die ReformistInnen von heute sind die KonterrevolutionärInnen von morgen.
Außerdem lässt sich auch die äußerste bürgerliche Sozialreaktion, der Neofaschismus, nicht durch Bündnisse mit sozialdemokratischen PolitikerInnen und christlichen PfaffInnen bekämpfen. Es reicht nicht aus, sich den Nazis „friedlich“ in den Weg zu setzen. Auch FaschistInnen können konsequent nur durch militanten Klassenkampf bekämpft werden. Der braune Dreck muss militant von der Straße gefegt werden! Wer auf staatliche Verbote von faschistischen Organisationen setzt, hilft mit dabei das Proletariat gegen die demokratisch-faschistische Sozialreaktion zu entwaffnen. Nur die Diktatur des Proletariats kann faschistische Organisationen wirklich zerschlagen, und wenn sie einmal dabei ist, aufzuräumen, wird sie dabei kaum stehenbleiben können…

…..

Allen rechten und linken StaatsfreundInnen sei in das Stammbuch geschrieben: Wir kämpfen gegen den deutschen Nationalstaat, das zionistische Regime Israels und den palästinensischen Nationalismus. Unsere Aufgabe ist es, die Existenz aller bürgerlichen Nationalismen durch die Weltrevolution aufzuheben. Wir treten für die Solidarität der israelischen und palästinensischen LohnarbeiterInnen ein. Und diese Solidarität kann sich nur im gemeinsamen Klassenkampf formieren. Sie lässt sich weder herbeimoralisieren noch per Parteibeschluss herstellen. Am allerwenigsten von linken KleinbürgerInnen mit deutscher Zwangskollektivität.
Wenn wir gegen die völkische Solidarität der bürgerlichen Linken kämpfen, dann auch in unserem eigenem Klasseninteresse. Denn diese Leute haben selbstverständlich auch dem deutschen Proletariat nichts als ideologische Verblendung zu bieten. Die radikalen SozialdemokratInnen, die sich für „KommunistInnen“ halten, gehen überall mit ihrem Wahn hausieren, dass es ohne sie und ihre taktischen Spielchen, die stets nur opportunistische Anpassungen an die „Realitäten“ sind, und ihren bürokratischen Vereinen keine soziale Revolution geben könne. Irrtum: Mit ihnen ist keine möglich! Denn die gleichen linksbürgerlichen Führungsschichten, die von dem Wahn ihrer eigenen Wichtigkeit ganz ausgefüllt sind, organisieren nichts anderes als die übrigen bürgerlichen Kräfte: die Reproduktion bürgerlicher Ideologie.
Die rechten TrotzkistInnen von Linksruck/SWP (heute in Deutschland: marx21 als Teil der Linkspartei) verbündeten sich sogar mit antijüdisch-islamistischen Mob –natürlich alles nur zum Wohle ihrer „fortschrittlichen“ Massenbündnisse. So suchten diese FreundInnen der breiten Volksfront bei einer Antikriegsdemo in London das Bündnis mit islamischen GlaubenskriegerInnen: „Einige Leute wollten, dass das Bündnis arabische Selbstmordanschläge ablehnt. Wir haben das verhindert. Eine solche Forderung hätte das Bündnis gespalten“ (Zitiert nach No War But Class War aus der GIS-Zeitung Sozialismus oder Barbarei Ausgabe 6, S. 6.)
In Deutschland lebende jüdische und arabische ProletarierInnen können sich potenziell durch den gemeinsamen Klassenkampf gegen den deutschen Kapitalismus vom völkischen Wahn befreien. Durch die räumliche Trennung vom Nahen Osten besteht für lohnabhängige Juden und Araber in Deutschland eine größere Chance sich auf der Klassenbasis anzunähern, um in einer sich herausbildenden sozialen Aktionseinheit des Proletariats aufzugehen. Doch diese Chance wird nur dann Wirklichkeit, wenn sich der Klassenkampf in diesem Land so verschärft, dass er potenziell die institutionellen und verrechtlichten Schranken der Gewerkschaften und Tarifauseinandersetzungen über den Mietpreis der Arbeitskraft überwinden kann. Auch kämpfen wir konsequent dagegen, dass der deutsche Imperialismus den Nahostkonflikt zu einem weiteren militärischen Eingreifen ausnutzt. Der deutsche Nationalismus ist der Hauptfeind bei der Formierung eines antinationalen Seins und Bewusstseins der ArbeiterInnen in diesem Land. Aber auch die völkischen Nationalismen der in Deutschland lebenden MigrantInnen sind ideologische Hindernisse für den gemeinsamen Klassenkampf. Sie sind deshalb von SozialrevolutionärInnen ebenfalls zu bekämpfen. Die prozionistische „antideutsche“ Linke und ihre feindlichen Zwillingsbrüder und -schwestern aus dem propalästinensisch-„antiimperialistischen“ Lager tragen dagegen auch zur Spaltung des Proletariats in Deutschland bei. Kompromissloser Kampf auch gegen sie!

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Der Zarismus, das jüdische Proletariat und der Zionismus https://sbefreiung.blackblogs.org/2013/04/10/der-zarismus-das-juedische-proletariat-und-der-zionismus/ https://sbefreiung.blackblogs.org/2013/04/10/der-zarismus-das-juedische-proletariat-und-der-zionismus/#respond Wed, 10 Apr 2013 16:26:33 +0000 http://sbefreiung.blogsport.de/?p=22 Wir veröffentlichen hier einen Auszug aus der Broschüre „Der Kampf des jüdischen Proletariats (1900-1945)„. Die Broschüre könnt Ihr für 5-€ (inkl. Porto) über Onlinemarktplatz für Bücher booklooker.de bestellen.

BundarbeiterInnen mit getöteten Genossen, Odessa 1905
John Rose schrieb über die Streikbewegung der jüdischen Arbeiter in Russland Ende des 19./Beginn des 20. Jahrhunderts: „Warum wurden keine Juden in den mechanisierten Fabriken eingestellt? Antisemitismus spielte dabei natürlich eine Rolle, aber der Hauptgrund ist ziemlich verblüffend: ,Die meisten Arbeitgeber (jüdische und nichtjüdische) bevorzugten christliche vor jüdischen Arbeitern, weil Erstere zuverlässiger waren. Die jüdische Streikbewegung in den Ansiedlungsrayons (Anmerkung von Nelke: siehe zu diesen das Kapitel I.2) (…) versetzte die Unternehmer in Angst und Schrecken. Ein jüdischer Fabrikant aus Smorgon erklärte: ,Die Juden sind gute Arbeiter, aber es gelingt ihnen, Aufstände gegen die Arbeitgeber, das Regime und sogar gegen den Zaren anzuzetteln.‘ (…) Sozialistische und nichtsozialistische Beobachter waren sich einig, dass die Unternehmer von Bialystok aus Furcht vor dem revolutionärem Potenzial der jüdischen Arbeiter die relative Beständigkeit der nichtjüdischen Arbeitskräfte bevorzugten.‘ (Ezra Mendelsohn, Class Struggle in the Pale. The Formative Years oft he Jewish Workers Movement in Tsarist Russia, Cambridge 1970, S. 22.)
Die Streikbewegung der jüdischen Arbeiter in den Ansiedlungsrayons und besonders in Weißrussland-Litauen gebührte dieses Ansehen zu Recht: ,Handwerker (…) waren die ersten Kader der Arbeiteragitatoren. Mit dem Fortschreiten der Bewegung wurden die rückständigeren Arbeiter der großen Zigaretten- und Streichholzfabriken von der Protestwelle angezogen. Das kulturelle Niveau war hier sehr niedrig (…), die Mehrheit der Beschäftigten der riesigen Fabrik von Grodno konnte weder lesen noch schreiben.) In Wilna kam es 1895 zu einem ersten Streik von Fabrikarbeitern, drei Jahre nachdem die Handwerker mit ihrem organisierten Angriff begonnen hatten. Ein Streik von mehreren hundert Arbeitern in der Zigarettenfabrik, dem größten Betrieb von Wilna, kennzeichnete ein neues Stadium in der Entwicklung der Arbeiterbewegung in dieser Stadt. Tatsächlich war zum ersten Mal ein Großindustrieller und nicht der Eigentümer einer kleinen Werkstatt herausgefordert worden (…). In Bialystok wurden die in der Zigarettenfabrik beschäftigten Mädchen von einem Agitator aus Wilna organisiert, einen Veteranen des ,Minsker Kreises‘.
Die Streikwelle sprang von den Werkstätten auf die Fabriken über und von den großen Zentren auf die kleineren Städte. Im Allgemeinen kam der Anstoß für die Arbeiterbewegung in den kleinen Gemeinden von den aus nahe gelegenen Städten zugezogenen Arbeitern (…), die die Technik der Agitation schon beherrschten (…). In Disna, einer Stadt in der Provinz Wilna, waren es mehrere Arbeiter aus der Borstenherstellung, die die Idee vom Klassenkampf mitbrachten (…). Die Arbeiterbewegung in Ihumen wurde durch einen Agitator aus Minsk entfacht, der mit einem Koffer voll verbotener Schriften angereist kam; und in Drohiczyn brachen die ersten Streiks aus, nachdem etliche Mitglieder des Bundes in Pinsk (…) ein Treffen in der örtlichen Synagoge abgehalten hatten.‘ /(Ebenda, S. 82-84.)
Die Agitatoren der Bewegung und ihre Führer waren ausnahmslos Mitglieder des Bundes, der sich in dieser Zeit sehr schnell zu einer revolutionären Massenpartei entwickelte. Der Zionistenführer Chaim Weizmann bestätigte 1903 dessen Stärke: ,Unseren härtesten Kampf müssen wir gegen den Bund führen (…); diese Bewegung erfordert viel Energie und Siegeswille (…). Kinder lehnen sich offen gegen ihre Eltern auf.‘ (Jonathan Frankel, Prophecy and Polizics. Socialism, Nationalism and the Russian Jews 1862-1917, Cambridge 1981, S. 141.)
Die Streikbewegung brachte dem Bund einen besonderen, wenn auch umstrittenen Platz neben den wichtigsten revolutionären Parteien ein, die das Russische Reich herausforderten: den Sozialrevolutionären, (Nachfolger der Narodniki), den Menschewiki und Bolschewiki und auch den nationalistischen Parteien. Aus dem Bund ging eine große Zahl sozialistischer Arbeiterkader hervor, von denen viele ihre Ideen als Auswanderer in die neuen Länder mitnahmen und einen beeindruckenden Beitrag zur Verbreitung der sozialistischen Bewegung in den aufstrebenden Industrieländern der Welt leisteten. Der Bund hielt die sozialistische Schulung für ebenso wichtig wie Streiks für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Die Borstenarbeiter der Stadt Miedzryzec, eine der militantesten Gruppen, wurden von ihrem erschöpften Arbeitgeber gefragt, was sie mit ihrer ,Mußezeit‘ anfangen würden, nachdem sie ihn gezwungen hatten, ihren Arbeitstag auf zwölf Stunden zu beschränken. Sie zeigten ihm sozialistische Schriften des Bunds und antworteten: ,Das ist unsere Thora –wir werden sie in unserer Freizeit studieren.‘ (Ezra Mendelsohn, Class Struggle in the Pale, a.a.O., S. 86.)
Diese Äußerung war ernst gemeint. Und nicht nur die jüdischen Unternehmer waren beunruhigt. Auch die Rabbiner begannen sich zunehmend Sorgen zu machen, dass das Kommunistische Manifest die Thora ersetzen könnte, und das geschah gelegentlich an völlig unerwarteten Orten: ,Hunderte junge Männer verließen die Jeschiwa, die jüdischen Religionsschulen, und tauchten in die heitere säkulare Welt ein. Dieser Prozess erforderte einen radikalen Bruch mit den Werten aus der Welt ihrer Väter, zum Beispiel mit der Verpflichtung, das Leben religiösen Studien zu widmen (…). Die Heftigkeit des Bruchs mit der Vergangenheit zeigte sich besonders deutlich, als (…) die Jeschiwa-Studenten bewusst ihre Schulbank gegen die Werkbank tauschten, wo sie die Botschaft des Bundes von gesellschaftlicher Emanzipation ausgesetzt waren, die ihnen Augen, Herzen und Verstand öffneten.‘ (Samuel Portnoy (Hrsg.), Vladimir Medem –The Life and Soul of a Legendary Jewish Socialist, Ktav Publishing House, 1979, S. 217.)
Dieser Auszug stammt aus den Erinnerungen von Wladimir Medem, einem der führenden Bundisten in den Ansiedlungsrayons. In der Einleitung zu den Erinnerungen erklärt Professor Sam Portnoy die Psychologie des neuen jüdischen Arbeiters, der ,nach einem erfolgreichen Kampf mit sich selbst – mit seiner Passivität und seinen Ängsten‘ – jetzt als Revolutionär auferstand und bereit war ,das System der institutionalisierten Furchtsamkeit‘, dass die alte jüdische Gemeindeführung beherrschte, abzustoßen. (Ebenda, S. XIV.)
Abe Cahan, ein bundistischer Gefährte Medems, hat uns ein eindrückliches Porträt jenes jungen Mannes geliefert, das uns einen jüdischen Narodniki zeigt, einen mutigen russisch-aristokratischen Studenten aus einer zum Christentum übergetretenen Familie, der jederzeit bereit war, dem Tod in der sibirischen Verbannung ins Auge zu sehen, und der sich ein ,wunderschönes‘ Jiddisch aneignete, die Sprache der armen Juden, die von den assimilierten russischen Juden als ,Jargon‘ verachtet wurde. (Ebenda, S. XXXIII-XXXV.)
Wir begegnen Medem in der birzha, ,der Straße in jeder Stadt, die für die Zusammenkünfte der Agitatoren mit der Menge vorgesehen war‘. Die Menge bot Schutz vor polizeilicher Überwachung, während Beziehungen zu ,einem neuen Kontakt aus irgendeiner Werkstatt‘ geknüpft wurden. ,Die birzha wimmelte buchstäblich jede Nacht von hunderten Menschen, allesamt Jungarbeiter (…), den bekannten Gesichtern der Aktivisten (…), den neuen begeisterungsfähigen Menschen, die bereitwillig die wunderbaren Lehren aufsaugten.‘ (Ebenda, S. 159.)
Medem zeigt auch, wie die revolutionäre Bewegung den Antisemitismus zu untergraben begann. Er hatte an der Universität Minsk studiert. Schockiert von dem Redebeitrag eines einzelnen Antisemiten, ergriffen ihn die revolutionären Studenten und stellten ihn zwei Tage lang im Rahmen von ,Massenversammlungen der gesamten Universität‘ vor Gericht. (Ebenda, S. 108.)“ (John Rose, Mythen des Zionismus, a.a.O., S. 161-165.)
Selbstverständlich ist bei Rose als schon ziemlich sozialdemokratisierten Trotzkisten kaum eine Spur von Kritik an der institutionalisierten ArbeiterInnenbewegung im Allgemeinen und der jüdischen – dem Bund – zu finden. Siehe zu dieser Kritik die Kapitel I.5 und I.6. Kein Wunder, dass in seiner Darstellung es von Begriffen wie „Agitation“ nur so wimmelt, die allesamt von der „Kultur“ der BürokratInnen und IdeolgInnen der institutionalisierten ArbeiterInnenbewegung künden, in ArbeiterInnen Objekte ihrer Organisation, Agitation und Propaganda zu sehen. Auch wird unserer Meinung nach wahrscheinlich der Einfluss der „Agitatoren“ des Bundes auf den proletarischen Klassenkampf übertrieben. Der Bund war auch keine „revolutionäre Massenpartei“, wie Rose behauptet, sondern eine radikalreformistische Partei. Außerdem war außer marxistischen Strömungen auch der Anarchismus stark im jüdischen Proletariat Russlands verankert, auch gespeist von negativen Erfahrungen mit dem Parteimarxismus. Die anarchistische Strömung im jüdisch-russischen Proletariat ignoriert Rose jedoch völlig. Aber davon mal abgesehen, vermittelt Rose einen guten Eindruck vom Kampf des jüdischen Proletariats in Russland.
In der Revolution von 1905 war es für das kämpfende Proletariat Russlands extrem wichtig, den Antijudaismus zu überwinden, um seiner Spaltung entgegenzuwirken. So war es auch während eines Streikes in Riga. Auch in dieser Stadt waren antijüdische Vorurteile bei den nichtjüdischen ArbeiterInnen weit verbreitet. Doch für die Revolution war es wichtig, dass die nichtjüdischen EisenbahnarbeiterInnen sich am Streik des Rigaer Proletariats beteiligten. Doch diese sahen das am Anfang nicht ein, sie schrien das antijüdische Schimpfwort „Itzig“ bei allen „Agitatoren“, die sie zum Streik aufforderte. Doch schließlich konnte sie Maxim, der Sprecher des Bundes, von der Notwendigkeit des gemeinsamen Klassenkampfes überzeugen.
Auch in dem Teil Polens, der damals zur Russland gehörte, kämpfte das jüdische Proletariat einen harten Kampf gegen den sich herausbildenden Kapitalismus und die zaristische Reaktion, wie uns Frankel recht gut verdeutlicht:
„Am 5. Juni wurde in Lodz (Polens zweitgrößter Stadt) in eine Demonstration geschossen, an der Anhänger des Bundes wie der polnischen sozialistischen Parteien gemeinsam teilnahmen, und zwei Tage später marschierten rund 50 000 Menschen in der Beerdigungsprozession mit. Ein Generalstreik wurde ausgerufen (…), und in dieser Nacht wurden im jüdischen Viertel und an anderen Orten der Stadt Barrikaden errichtet. Die Menschen lieferten sich die ganze Nacht bis in den nächsten Tag hinein Schlachten mit der Kavallerie.
Hunderte wurden getötet, die Mehrheit waren Juden. Der Berichterstatter für die russische revolutionäre Zeitung Iskra schrieb:
,Ich kann nur die große Hochachtung betonen, mit der (…) das christliche Lodz den Juden begegnet. Das mutige Verhalten der Juden bei den Zusammenstößen mit der Polizei und der Armee weckt überall Bewunderung (…). Schon kursieren Legenden über die gestrige Schlacht zwischen Juden und Kosaken – Legenden, in denen die Juden als eine Art Samsons beschrieben werden.‘“ (Jonathan Frankel, Prophecy and Polizics, a.a.O., S. 146.)
Doch das Proletariat konnte 1905 nicht den Zarismus besiegen. Der Triumpf der zaristischen Sozialreaktion über das revolutionäre Proletariat, stärkte den Nationalismus im Weltproletariat und in der institutionalisierten ArbeiterInnenbewegung, einschließlich bei jüdischen ProletarierInnen und beim Bund. Es entwickelte sich auch eine marxistisch-zionistische Partei heraus, die Poale Zion (siehe dazu Kapitel I.6).

…..

Während die jüdischen ProletarierInnen Russlands ihren harten Klassenkampf gegen den sich entwickelnden Kapitalismus, den überlebten Zarismus und den Antijudaismus führten, flirtete der internationale Zionismus mit dem antijüdischen zaristischen Regime. Er zeigte auf diese Weise deutlich seinen bürgerlich-sozialreaktionären Charakter.
Doch der Zionismus war auch im zaristischen Russland keine einheitliche Bewegung. Ein Teil der russischen ZionistInnen begann ernsthaft sich gegen den Antijudaismus im Land zu wenden, wozu dieser schon durch die Konkurrenz mit der russischen und jüdischen institutionalisierten ArbeiterInnenbewegung (siehe dazu Kapitel I.5 und I.6) gezwungen war, um nicht vollständig den Einfluss auf das jüdische Proletariat/KleinbürgerInnentum in Russland zu verlieren. Da begann sich das zaristische Regime auch gegen den russischen Zionismus zu wenden. Er schloss die Jüdische Kolonialbank. Herzl begab sich daraufhin im August 1903 nach Russland, um dort mit dem Finanzminister Graf Sergej Witte und dem Innenminister Wjatscheslaw von Plehwe zu sprechen. Von Plehwe hatte davor schon Karriere als Judenschlächter gemacht. Ostern 1903 hatte er das erste Pogrom seit 20 Jahren in Kischinjow (Bessarabien) organisiert, bei dem 45 Menschen ermordet und Tausende verletzt wurden. Mit diesem Judenschlächter war der oberste Zionist bereit zu pa(c)ktieren, was auch einigen Menschen in Herzls Bewegung sauer aufstieß.
Herzl wollte bei seinen russischen Gesprächspartnern 1. die Wiedereröffnung der jüdischen Kolonialbank erreichen, 2. die Verwendung jüdischer Steuergelder für die Subvention der jüdischen Emigration aus Russland durchsetzen und 3. diplomatische Unterstützung bei der Schaffung eines zionistischen Staates in Palästina einholen. Um die innerjüdische/innerzionistische Kritik an Herzls Pakt mit den russischen Judenschlächtern abzuschwächen und zu beschwichtigen, bat er um die Erweiterung der jüdischen Ansiedlungsrayons, „um den humanitären Charakter dieser Maßnahmen klar zu beweisen“. (Alex et al. Bein (Hrsg.), Theodor Herzl – Briefe und Tagebücher, Band 3, Propyläen Verlag, Berlin u.a. 1983-1996, S. 901) Herzl gab sich hier wieder als typischer ultrareaktionärer Nationalist zu erkennen. Die Auflösung dieser Ansiedlungsrayons zu fordern, was sich noch im Rahmen eines bürgerlichen Universalismus bewegt, kam ihm nicht in den Sinn. Das Leben der Juden und Jüdinnen in Russland waren ihm in der Praxis ziemlich egal, alles wurde der Gründung eines jüdischen Staates untergeordnet.
Der Judenschlächter von Plehwe beklagte sich bei Herzl über die aus seiner antijüdischen Sicht destruktiven Tendenzen des Zionismus: „Nun hat sich die Lage in der letzten Zeit noch dadurch verschlechtert, weil die Juden zu den Umsturzparteien übergehen. Ihre zionistische Bewegung war uns früher sympathisch, so lange sie auf eine Emigration hinarbeitete. Sie brauchen mir die Bewegung nicht erst zu begründen. Vouz prechez a un converti. (Damit rennen Sie bei mir offene Türen ein.) Aber seit dem Minsker Congresse bemerken wir un changement des gros bonnets. Es ist weniger vom palästinensischen Zionismus die Rede, als von Cultur, Organisation u. jüdischer Nationalität. Das passt uns nicht.“ (Ebenda, S. 590.)
Der oberste Zionist erreichte schließlich die Wiedereröffnung der jüdischen Kolonialbank und vom russischen Innenminister ein Bestätigungsschreiben für den Zionismus in Russland. Dafür versicherte Herzl dem Zarismus, dass der Zionismus sich in Russland auf die jüdische Emigration beschränkt und damit aufhören würde nationale Rechte innerhalb Russlands zu fordern. Als Beweis für Herzls Loyalität gegenüber dem Zarismus schickte er von Plehwe eine Kopie seines Briefes an Lord Rothschild. Dort stand geschrieben: „Zur weiteren Verbesserung der Situation würde es aber wesentlich beitragen, wenn die judenfreundlichen Blätter aufhörten, einen so gehässigen Ton gegen Russland anzuschlagen. In dieser Richtung müsste man demnächst zu wirken versuchen.“ (Ebenda, S. 602.)
Auch sprach sich Herzl gegen „sozialistische“ Gruppierungen innerhalb des russischen Zionismus (siehe über diese Kapitel I.6) aus: „In Palästina, in unserem eigenen Land, kann eine radikale sozialistische Partei natürlich ihren Platz finden… Dort wird sie unser politisches Leben befruchten, dort werde auch ich meine eigene Stellung zum Sozialismus überprüfen. Sie tun mir Unrecht, wenn Sie glauben, dass ich ein Feind fortschrittlicher, sozialistischer Ideen bin. Aber in unserer augenblicklichen Lage ist es zu früh, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen. Sie liegen noch außerhalb unserer Interessen. Der Zionismus verlangt totale Hingabe –keine teilweise.“ (Amos Elon, Morgen in Jerusalem, Verlag Fritz Molden, Wien/München/Zürich 1975, S. 394.) Weiter oben haben wir schon gesehen, dass sich der „sozialistische“ Zionismus im Wesentlichen an die von Herzl gesteckten Grenzen hielt.
Herzl ging in seinem Pakt sogar so weit, russisch-jüdischen Radikalen und RevolutionärInnen den Kampf gegen das zaristische Regime ausreden zu wollen. Er nutzte den sechsten Zionistischen Weltkongress in Basel im Sommer 1903 sich heimlich mit dem Juden und führender Persönlichkeit der „Sozialrevolutionären“ Partei , Chaim Schitlowskij zu treffen, um ihn und andere dem Kampf gegen den Zarismus auszureden. Der Zionist sagte zu dem jüdischen Radikalen: „Ich komme gerade von Plehwe. Ich habe sein positiv bindendes Versprechen, dass er für uns in maximal 15 Jahren eine Charta für Palästina erwirken wird. Dies ist an eine Bedingung geknüpft: Die jüdischen Revolutionäre sollen ihren Kampf gegen die russische Regierung einstellen. Wenn von Plehwe nach Ablauf von 15 Jahren nach der Übereinkunft keine Charta für uns bewirkt hat, sind Sie frei zu tun, was Sie für nötig erachten.“ (Samuel Portnoy (Hrsg.), Vladimir Medem –The Life and Soul of a Legendary Jewish Socialist, Ktav Publishing House, 1979, S. 295-298.)
Selbstverständlich lehnte Schitlowskij Herzls Aufforderung zur Kollaboration mit dem Zarismus ab. Er urteilte über den führenden Zionisten: „(Herzl) war im Allgemeinen zu ,loyal‘ -was an sich für einen Diplomaten, der ständig mit den Mächtigen zu tun hat, richtig ist – um sich für Revolutionäre zu interessieren und sie in seine Überlegungen mit einzubeziehen (…) Er unternahm die Reise selbstverständlich nicht, um sich für das Volk Israel einzusetzen oder um Mitgefühl für uns in von Plehwes Herz zu wecken. Er reiste als Politiker, der sich nicht mit Gefühlen belastet, sondern dem es nur um Interessen geht. (…) Herzls ,Politik‘ basiert auf reiner Diplomatie, die ernsthaft glaubt, dass die politische Geschichte der Menschheit von einigen wenigen Führern gemacht wird, und dass das, was sie untereinander ausmachen, das Wesen der politischen Geschichte ausmacht.“
Der „Sozialrevolutionär“ hatte recht. Der Pakt zwischen Zarismus und Zionismus war realpolitisch eine Lachnummer. Weder konnte Herzl die russischen (unter ihnen auch jüdische) RevolutionärInnen davon abhalten, ihren Kampf gegen das zaristische System weiterzuführen, noch hatte die russische Diplomatie wirklichen Einfluss auf das Osmanische Reich, um ein zionistisches Regime in Palästina zu fördern.
Lenni Brenner schrieb über den Flirt der ZionistInnen mit dem Zarismus nach Herzls Tod: „Doch die direkten Kontakte zum Zarismus endeten nicht mit Herzl. 1908 war die Basis der zionistischen Bewegung bereit, Herzls Nachfolger David Wolffsohn zu gestatten, Ministerpräsident Pjotr Stolypin und Außenminister Alexander Iswolski wegen des erneuten Vorgehens gegen den Colonial Trust (die Jüdische Kolonialbank, Anmerkung von Nelke) zu treffen. Iswolski stimmte schnell den minimalen Forderungen zu und das Gespräch mit dem Führer der WZO (Zionistische Weltorganisation, Anmerkung von Nelke) verlief in einer fast schon freundschaftlichen Atmosphäre Wolffsohn schrieb später fast schon triumphierend: ,Ich könnte beinahe sagen, dass ich ihn zum Zionisten gemacht habe.‘ (Emil Bernhardt Cohn, David Wolffsohn –Herzls Nachfolger, Querido Verlag N.V., Amsterdam 1939, S. 233.) Es bedarf allerdings wohl kaum einer gesonderten Erwähnung, dass dieser Besuch Wolffsohns keinerlei Einfluss auf die antijüdische Gesetzgebung in Russland hatte.“ (Lenni Brenner, Zionismus und Faschismus, a.a.O., S. 46.)

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Annonce: Der Kampf des jüdischen Proletariats (1900-1945) https://sbefreiung.blackblogs.org/2013/03/18/annonce-der-kampf-des-juedischen-proletariats-1900-1945/ https://sbefreiung.blackblogs.org/2013/03/18/annonce-der-kampf-des-juedischen-proletariats-1900-1945/#comments Mon, 18 Mar 2013 21:49:31 +0000 http://sbefreiung.blogsport.de/?p=21 Unsere neue Broschüre: „Der Kampf des jüdischen Proletariats (1900-1945)“ (ca. 113 Seiten) von Soziale Befreiung (Hg.) ist da. Die Broschüre könnt ihr hier für 5-€ (inkl. Porto) über Onlinemarktplatz für Bücher booklooker.de bestellen.

 

Inhalt

Einleitung

I. Die so genannte „jüdische Frage“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

1. Das Judentum und der Antijudaismus
2. Die Nichtassimilation der Jüdinnen und Juden in Osteuropa
3. Die jüdische Emigration aus Osteuropa
4. Der Zionismus
5. Der sozialrevolutionäre Universalismus und die nationalen institutionalisierten ArbeiterInnenbewegungen
6. Die jüdische institutionalisierte ArbeiterInnenbewegung
7. Faschismus, jüdischer Widerstand und Zionismus
8. Der kapitalistisch-industrielle Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden
9. Auschwitz und die Staatsgründung Israels
10. Den toten jüdischen ProletarierInnen lebendig gedenken

II. Der Kampf des jüdischen Proletariats in Russland

1. Der Zarismus, das jüdische Proletariat und der Zionismus
2. Antijudaismus und Zionismus im russischen BürgerInnenkrieg (1918-1921)

III. Der Kampf des jüdischen Proletariats in Polen (1918-1945)

1. Jüdisches Proletariat und Zionismus in Polen (1918-1939)
2. Das jüdische Proletariat und der polnische Zionismus unter der faschistischen Besatzung (1939-1945)

Einleitung

Der kapitalistisch-industrielle Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden durch den deutschen Faschismus war kein Zivilisationsbruch, sondern der bisherige Höhepunkt der kapitalistischen Zivilisationsbarbarei. Er war Folge einer tiefen Niederlage des Weltproletariats, von denen die jüdischen ProletarierInnen Europas einen Teil darstellten. Die faschistische „Endlösung der Judenfrage“ war der reaktionäre Höhepunkt eines europaweiten – mal brutaleren, mal „feineren“ – Antijudaismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die so genannte „jüdische Frage“ war in seiner Endkonsequenz die Unfähigkeit des osteuropäischen Kapitalismus das Judentum zu assimilieren und in der Rückgängigmachung dieser Assimilation durch den deutschen Kapitalismus als völkischer Krisenlösungsstrategie. Diese Broschüre verfolgt die Entwicklung der so genannten „jüdischen Frage“ von Beginn des 20. Jahrhunderts bis zu ihrer mörderischen „Lösungsvariante“ des deutschen Kapitalismus und der Gründung des zionistischen Staates Israel.
Diese Staatsgründung stellt die kapitalistisch-sozialreaktionäre Lösung der „jüdischen Frage“ dar. Das moderne Judentum ist in den modernen Kapitalismus integriert und der Staat Israel Kettenhund des US-Imperialismus im Nahen Osten. Der Zionismus integriert als Apartheid-Demokratie weitgehend das israelische Proletariat und grenzt das palästinensische Proletariat rassistisch aus. Der Zionismus und der Staat Israel sind aber objektiv die Hauptfeinde des israelischen Proletariats, genauso wie auch der palästinensische Nationalismus der Hauptfeind des palästinensischen Proletariats ist. Doch dies ist zurzeit nur einer Minderheit sowohl des israelischen als auch des palästinensischen Proletariats bewusst. So gelingt es den herrschenden NationalistInnen beider Seiten das israelische/palästinensische Proletariat in einem völkisch-mörderischen Konkurrenzkampf zu verheizen.
Dabei setzt die arabische Sozialreaktion in ihrem völkischen Konkurrenzkampf gegen Israel auch auf die antijüdische Ideologie der Vergangenheit. Die kleinbürgerliche „antiimperialistische“ Linke verharmlost den Antijudaismus des palästinensischen Nationalismus und gibt sich so als eine Feindin des Weltproletariats zu erkennen. Aber auch der Zionismus instrumentalisiert den europäischen Judenhass und seinen mörderischen Höhepunkt, den kapitalistisch-industriellen Judenmord durch den deutschen Kapitalismus, um seine Massenmorde zu rechtfertigen. Dabei war es der Zionismus, der mit den größten Judenschlächtern, einschließlich den deutschen Nazis, seine politischen Geschäfte machte, um seinen Judenstaat zu erreichen. Also schon vor der Staatsgründung Israels war der Zionismus der Hauptfeind des jüdischen Proletariats. Das aufzuzeigen, ist eine Hauptaufgabe dieser Broschüre, welche allen jüdischen SozialrevolutionärInnen gewidmet ist, den toten und den lebenden.
Jüdische ProletarierInnen und Intellektuelle waren auch klassenkämpferisch an der revolutionären Nachkriegskrise in Europa (1917-1923) beteiligt. Den Sieg der Konterrevolution mussten sie besonders schwer bezahlen –mit ihrer Gesundheit, ihrer Freiheit und ihrem Leben. Ihr Kampf gegen Kapitalismus, Antijudaismus und Zionismus ist auch unserer Kampf.
Für uns SozialrevolutionärInnen in Deutschland ist die Solidarität mit den israelischen SozialrevolutionärInnen eine Herzensangelegenheit. Sie richtet sich gegen die Kumpanei der demokratisch gewendeten Bourgeoisie von Auschwitz mit dem Zionismus. „Solidarität mit Israel!“ ist für die deutsche Bourgeoisie taktisch klug und eine gute Waschanlage, um sich vom Dreck und Blut ihrer faschistischen Vergangenheit reinzuwaschen. Doch inzwischen sind die Hände der demokratischen deutschen Bourgeoisie reichlich beschmiert mit neuem Dreck und neuem Blut, wozu auch die mordbübische Solidarität mit Israel gehört. Die so genannten „Antideutschen“ sind in dieser Frage der Lautsprecher der deutschen Bourgeoisie. Doch diese erbärmlichen KleinbürgerInnen stellen nur die Speerspitze des sozialreaktionären antifaschistischen Moralismus dar, dessen Geschäft es ist, den Zionismus und Israel mit Verweis auf Auschwitz in Deutschland vor Kritik abzuschirmen. Antifa heißt auch in diesem Fall eben nicht Angriff, sondern Kapitulation. Kapitulation gegenüber der Demokratie als Diktatur des Kapitals und Kapitulation gegenüber dem Zionismus, dem objektiven Hauptfeind des israelischen Proletariats.
Wir SozialrevolutionärInnen sind sowohl in Deutschland als auch in Israel eine kleine Minderheit. Unser Kampf wird noch sehr lange dauern und ob er am Ende siegreich sein wird, steht alles andere als fest. Doch wir leben unseren kämpferischen Traum, eines Tages Deutschland und Israel, wie alle anderen Staaten auf dieser Welt, zu Grabe zu tragen, um in einer globalen klassen- und staatenlosen Gesellschaft zu leben.

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