Uncategorized https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org Wed, 25 Aug 2021 14:55:28 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/1773/2021/07/cropped-WahlurneBeschriftetFlammenVereint-32x32.png Uncategorized https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org 32 32 Jagt einen Pfeil ins Herz des Systems https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/2021/08/25/jagt-einen-pfeil-ins-herz-des-systems/ Wed, 25 Aug 2021 14:55:28 +0000 http://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/?p=147 Continue reading ]]> Eine anarchistische Auseinandersetzung ums Wählen

Es ist wieder soweit. Seit Wochen ziert Brennmaterial mit abscheulichen Fratzen das Bild der Betonkäfige, welche sie Städte nennen. Die Bundestagswahl steht an.

Während Anarchist_innen sich historisch schon immer Wahlen enthalten haben oder aber zum Wahlboykott aufgerufen haben, versucht so manche befremdliche Seele auf Hopium innerhalb der parlamentarischen Arena zu spielen und andere zu ermutigen sich an diesem Zirkus zu beteiligen. Das Wahlrecht wird als eine Errungenschaft betrachtet. Für das Recht zu wählen haben unzählige Menschen erbitterte Kämpfe ausgefochten und sind dafür gestorben. Warum also stellen so viele Anarchist_innen dieses Recht in Frage?

„Alles, was über das Wahlrecht gesagt werden kann, lässt sich in einem Satz zusammenfassen. Wählen heißt, seine eigene Macht aufzugeben. Einen Herrn oder viele zu wählen, für eine lange oder kurze Zeit, bedeutet, die eigene Freiheit aufzugeben… Anstatt die Verteidigung eurer Interessen anderen anzuvertrauen, kümmert euch selbst um die Angelegenheit. Anstatt zu versuchen, Berater zu wählen, die euch in zukünftigen Handlungen leiten werden, macht die Sache selbst, und zwar jetzt! …. Stimmt nicht ab!“ — Elisee Reclus

Der gesamte Wahlzirkus soll dich glauben lassen, dass deine Stimme wichtig ist. Jedes Kreuz zählt. Wer der Wahlurne fernbleibt, schneidet sich ins eigene Fleisch. Wer nicht wählen geht, gibt die Stimme dem Feind. Überall werden wir mit Lügen konfrontiert, um die Wahlbeteiligung zu erhöhen, weil es ja auch „ohnehin kein großer Aufwand ist“. Wenn Anarchist_innen argumentieren, dass deine Stimme sowieso keinen Unterschied machen wird, werden sie beschuldigt apathisch oder privilegiert zu sein.

Es wird behauptet: „Wenn du nicht wählst, hast du kein Recht, dich über das Ergebnis zu beschweren.“ Doch das absolute Gegenteil ist der Fall. Es sind diejenigen, die gewählt haben, die den Regeln des Systems zugestimmt haben und damit einverstanden waren, von der dominierenden Partei regiert zu werden, die sich nicht beschweren können. Mit der Abgabe deiner Stimme hast du dich bereit erklärt jedes Ergebnis zu akzeptieren.

„Los, stimm nur ab! Hab Vertrauen in deine Mandataren, glaub an deine Gewählten. Aber hör auf, dich zu beklagen. Die Joche, die du erleidest, die legst du dir selber auf. Die Verbrechen, die dich quälen, die begehst du selber. Du bist der Herrscher, du bist der Verbrecher, und, welch Ironie, du bist der Sklave, du bist das Opfer.“ — Albert Libertad

Die Illusion dieser Show ist eine mögliche Veränderung innerhalb der Mauern des Systems. Die Fratzen mögen sich ändern und einige Menschen werden ein Stück vom Kuchen abbekommen, aber das zugrundeliegende Gerüst aus Kapital, Grenzen, Polizei etc bleibt bestehen. Stellt die Linke die Regierung, so werden Arme vermeintlich entlastet indem die Last auf die Reichen verteilt wird — mit dem Ergebnis, dass die Lebenshaltungskosten im gleichen Umfang steigen werden. Stellen die Grünen die Regierung, so wird mittels einer Ausweitung der angeblich „grünen Energie“ nur eine andere Form des Ökozids begangen. Und das setzt noch voraus, dass das „geringere Übel“ auch wirklich nur die besten Absichten hat. Lasst uns nicht vergessen, dass der Afghanistan-Einsatz von SPD und Grüne beschlossen wurde oder dass es aktuell eine linke Regierung ist, welche in Berlin reihenweise die besetzten Häuser räumen lässt.

Doch wir wollen uns hier nicht einzelne Parteien und Politiker_innen beschweren. Und schon gar nicht wollen wir für eine bessere Form der Demokratie kämpfen. Demokratie bedeutet immer Herrschaft und ist der Anarchie entgegengesetzt. Was wir wollen ist freie Selbstbestimmung. Ermächtige dich selbst und werde unregierbar.

„Du beklagst dich über die Polizei, die Armee, die Justiz, die Kasernen, die Gefängnisse, die Behörden, die Gesetze, die Minister, die Regierung, die Finanzleute, die Spekulanten, die Beamten, die Bosse, die Priester, die Eigentümer, die Löhne, die Arbeitslosigkeit, das Parlamant, die Steuern, die Zöllner, die Rentiers, die hohen Lebensmittelpreise, die Pachtzinsen und die Mieten, die langen Tage im Betrieb und in der Fabrik, die magere Kost, die unzähligen Entbehrungen und die endlose Menge an sozialen Ungerechtigkeiten. Du beklagst dich, aber du willst die Aufrechterhaltung des Systems, worin du dahinvegetierst.“ — Albert Libertad

Sich an Wahlen zu beteiligen ist ein Akt der Hoffnung. Zu hoffen, dass eine wohlwollendere Regierung die notwendigen Maßnahmen ergreift das Leben der Beherrschten zu verbessern. Es ist die selbe falsche Hoffnung wie die der Klimaoptimist_innen, die glauben der Klimawandel wäre noch irgendwie aufhaltbar (wir sind längst mitten drin!). Es kann nur als Realitätsleugnung betrachtet werden.

Die Hoffnungslosen wollen kein Stück vom Kuchen, sie wollen die ganze Bäckerei. Die Hoffnungslosen wählen nicht für etwas Veränderung, sie revoltieren und kämpfen für die völlige Demontage des Systems.

„Der Staat hat immer nur den Zweck, den Einzelnen zu beschränken, zu bändigen, zu subordinieren, ihn in irgendeinem Allgemeinen untertan zu machen…“ — Max Stirner

Uns wird gesagt, dass jede nicht abgegebene Stimme nur den Rechten hilft und es daher notwendig ist, dass das geringere Übel gewinnt, was auch immer das sein mag. Kompromisse mit dem Bösen um das Böse zu verhindern? Tatsächlich setzt das angeblich geringere Übel oft nur die Politik der vorausgegangenen Regierung weiter und ergreift Politiken, die du mit deiner Stimme für diese Politiker_in oder Partei verhindern wolltest. Dieses Spiel lässt sich international beobachten.

In den USA hat Obama die Politik Bushs fortgesetzt, während Biden nun die Politik Trumps fortsetzt.

In Chile hat die institutionelle Linke die Revolte von 2019 verraten. Während alle auf den Straßen die Aussetzung der Normalität feierten, wünschten sich die selbsternannten Führenden der Linken und der Opposition der Regierung nichts sehnlicher, als schnell zu einem normalen Zustand zurückzukehren. Die institutionelle Linke behauptete, dass das notwendige Ergebnis der Revolte ein Verfassungsreferendum sei. Ehemalige Anführende der chilenischen Student_innenbewegung von 2011, jetzt Politiker_innen, interpretierten den Aufstand schnell als eine Aussage über die zügellose Ungleichheit in Chile, das privatisierte Gesundheitssystem oder das unzureichende Rentensystem. Sie verbreiteten die Angst, dass das Militär einen neuen Staatsstreich inszenieren könnte, falls die Proteste eskalieren sollten. Sie gaben vor, dass die neue Gemeinschaft auf der Straße es vorziehen würde, ihre Teilnahme auf das bloße Ankreuzen eines Kästchens in einem Referendum zu beschränken. Später unterzeichneten die Regierung und die Oppositionsführenden ein Abkommen für ein Verfassungsreferendum, das im Jahr 2020 abgehalten werden soll, und viele linke Politiker_innen stimmten für das „Anti-Masken-, Anti-Plünderungs- und Anti-Barrikadengesetz“ der Regierung. Die Kampagne für einen Volksentschied wurde schnell als das Ergebnis eines Verrats entlarvt und die linken Parteien wurden sofort mit den Konsequenzen ihrer Aktionen konfrontiert, da ihre Mitglieder in Scharen austraten und einige Gruppierungen ganz zusammenbrachen.

In Deutschland sollten die Grünen mit ihrer „radikalen Politik“ einst das Aushängeschild für eine grüne Bewegung sein. Heute sollte es für jede Person klar sein, dass die Grünen nur eine Ansammlung von Karrierist_innen sind und eine Business-as-usual-Politik mit einer hübschen blassgrünen Fassade fahren. Krieg, nicht nur in Afghanistan, war für die Grünen schon immer eine tolle Sache und die aktuelle Grünen-Chefin, Annalena Baerbock, fordert schnellere Abschiebungen. Und die Linke? Sie sind nicht einmal in der Lage rechte Politiker_innen in den eigenen Reihen, wie Sahra Wagenknecht, loszuwerden.

Die USA zeigen uns zudem, dass Trump nicht durch das Theater des Elektoralismus verhindert wurde. Es waren direkte Aktionen auf der Straße. Hätte es nicht vier Jahre lang intensive Basiskämpfe unter Trump gegeben — besonders sollte man den Sommer der Revolte von 2020 und das starke Wiedererwachen der BLM-Bewegung hervorheben — wäre es ihm wahrscheinlich gelungen, sich auf die eine oder andere Weise an der Macht zu halten. Und wenn wir uns die Politik der vermeintlichen Radikalen ansehen, wie zB von Mickey Leland aus Texas oder Bobby Rush aus Chicago, die beide aus der Black Panther Party stammen, so wurden sie zu konventionellen liberalen Politikern und, was noch wichtiger ist, nichts verbesserte sich für die urbanen Schwarzen Gemeinschaften, die sie repräsentierten.

„Wir werden die kapitalistische Klasse nicht abwählen oder diese rassistische Gesellschaft durch Wahlaktionen verändern. Das ist ein reiner Mythos. Wir müssen auf den Straßen und in den Gemeinschaften kämpfen, um dieses ganze System zu demontieren.“ — Lorenzo Kom’boa Ervin

Wählen ist eine inhärent autoritäre Aktivität und autoritäre Mittel werden niemals zu wünschenswerten Ergebnissen führen. Der Akt des Wählens ist ein Versuch der Wählenden eine Macht an eine andere Person oder Partei zu delegieren. Demokratie basiert auf Zwang und Anarchist_innen argumentieren, dass niemand Macht über andere haben sollte. Folgerichtig können Anarchist_innen nicht konsequent für das Wählen eintreten. Niemand sollte die Autorität haben, andere zu zwingen, und deshalb sollten sie sich nicht in die Lage versetzen, diese Autorität an Dritte zu delegieren, was das Wesen des Wählens ist.

„Die Teilnahme an Wahlen bedeutet die Übertragung des eigenen Willens und der eigenen Entscheidungen auf einen anderen, was den Grundprinzipien des Anarchismus widerspricht.“ — Emma Goldman

Nicht wählen zu gehen ist kein Zeichen der Apathie. Es ist ein Zeichen der Ablehnung. Wenn es uns als Anarchist_innen ernst damit ist, andere Wege des Lebens zu finden, sollten wir uns aus dem giftigen Sumpf der Wahlpolitik heraushalten. Dein Akt des Wählens spielt keine Rolle, doch die Tatsache, dass so viele Linke denken, dass es eine Rolle spielt, offenbart eine tiefe kollektivistische Irrationalität.

Diese Irrationalität taucht in linken Neigungen im Allgemeinen auf. Sie suchen nicht nach Gelegenheiten für wirkungsvolle direkte Aktionen, sondern verfallen dem Zahlenwahn. Riesige Organisationen, große Mobilisierungen, viel Wahlbeteiligung. Die Zahl wird zum alleinigen Maßstab für den Erfolg. Geh weiter wählen, nimm weiter an Demonstrationen teil, mobilisiere die Massen, dann vielleicht und nur vielleicht….

„Lehn die Demokratie ab. Lehne die Vorstellung ab, dass du von irgendjemandem regiert werden solltest. Umarme die Selbstbestimmung. Umarme die Anarchie.“ — ziq

Wir plädieren stattdessen für direkte Aktion und dafür, Wege zu finden, um die Dinge zu bekommen, ohne erst zu einer riesigen Masse an Menschen aufsteigen zu müssen oder im Sumpf der Wahlpolitik zu ertrinken. Nicht zu wählen reicht nicht aus.

Konkrete Beispiele für direkte Aktionen gibt es genug. So kannst du direkt für selbstverwaltete Gemeinschaften von den Wohnungslosen kämpfen anstatt darauf zu hoffen, dass die nächste Regierung das Problem der Obdachlosigkeit angehen wird. Anarchist_innen aus Gran Canaria liefern uns Praxiserfahrung aus mittlerweile zehn Jahren Kampf.

Politiker_innen haben nur die Macht über uns, weil wir sie an ihnen delegieren. Auch wenn wir uns nun wiederholen: Ermächtige dich selbst und werde unregierbar!

Dem Elektoralismus verfallende Linke argumentieren, dass wir direkte Aktion und Wahlkrampf kombinieren sollten um zumindest die Situation innerhalb des Systems zu verbessern. Doch das vernachlässigt die Natur des Systems. Wenn uns die Geschichte eins lehrt, dann ist es die Tatsache, dass Macht korrumpiert und wohlwollende Politiker_innen nach einer erfolgreichen Wahl ihre Wahlkampagne von gestern längst wieder vergessen haben.

Das, was uns angeboten wird, ist eine Diktatur des Kapitals ohne wirkliche Wahlmöglichkeit. Es gibt reale Grenzen für das, was eine Regierung tun kann. Die wirkliche Entscheidungsfindung findet in den Händen des Kapitals statt. Als Anarchist_innen betrachten wir nicht den Staat als alleiniges Übel — die Strukturen der Macht und Unterdrückung sind alle miteinander verwoben. Regierung und Staat handeln weder allein noch unabhängig. Politiker_innen können somit nur den Kapitalismus etwas „freundlicher“ gestalten, solange es im Rahmen liegt.

„Jedes Parlament, ob seine Mehrheit links oder rechts vom Präsidenten sitzt, ist seiner Natur nach konservativ. Denn es muß den bestehenden Staat wollen – oder abtreten. Es kann nichts beschließen, was den Bestand der heutigen Gesellschaft gefährdet, also auch nichts, was denen, die unter der geltenden Ordnung leiden, nützt. Die Entscheidung für diesen oder für jenen Kandidaten ist nicht die Frage des Stichwahltages. Die Frage heißt: Soll ich überhaupt wählen oder tue ich besser, zu Hause zu bleiben? Überlege jeder, daß er mit jedem Schritte, den er zum Wahllokal lenkt, sich öffentlich zur Erhaltung des kapitalistischen Staatssystems bekennt. Frage er sich vorher, ob er das tun will. Wer aber denen glaubt, die vorgeben, durch Ansammlung von möglichst vielen Stimmen, mögen sie gehören, wem sie wollen, die Fähigkeit zu erlangen, in parlamentarischer Diskussion sozialistische Ansprüche zu ertrotzen, dem sei erklärt: solche Behauptung ist blanker Schwindel.“ — Erich Mühsam

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass eine neue Regierung tatsächlich zu weit gehen sollte, wird diese mit allen Mitteln beseitigt.

Lasst uns wieder einen Blick nach Chile werfen: Die demokratisch gewählte Regierung von Allende war ein Schimmer der Hoffnung für die einfache Bevölkerung, doch die Allende-Regierung plante das System zu sehr umzukrempeln und das Ergebnis war ein von der CIA unterstützte Militärputsch. In der unmittelbaren Folge wurden über 30.000 Militante hingerichtet und mehr als eine Million floh ins Exil. Aus dem Schimmer der elektoralen Hoffnung entstand schnell eine brutale Diktatur.

„Lasst euch niemals davon täuschen, dass die Reichen zulassen werden, dass ihr Reichtum durch Wahlen abgeschafft wird.“ — Lucy Parsons

Als Anarchist_innen glauben wir daher nicht, dass wir mit dem Staat oder innerhalb des Systems arbeiten sollten, noch dass wir es überhaupt können. Unsere Politik sollte die Zerstörung des Staates sein. Die Demontage des Systems in all seinen Formen ist der einzige Weg.

Lasst jedes Wahlplakat in Flammen aufgehen. Boykottiert jede Wahl, lasst das lodernde Feuer in euren Herzen entflammen und werdet unregierbar!

Jagt einen Pfeil ins Herz des Systems!

Veröffentlicht am 20. August 2021 auf SchwarzerPfeil – Ⓐ News & Distro

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Die Wahl der Qual https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/2021/08/22/die-wahl-der-qual/ Sun, 22 Aug 2021 15:09:31 +0000 http://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/?p=144 Continue reading ]]> Ihr kennt es ja, Jahr für Jahr in einer Liste ein fein säuberliches Kreuz zu machen und am Ende einer verschwitzten Arbeitswoche und langen Überlegungen diese_n oder jene_n Politiker_in, diese oder jene Partei zu wählen. Es werden diejenigen herausgesucht, die uns das größte Stück vom Kuchen (mehr Geld, mehr Arbeit, mehr Umweltfreundlichkeit, mehr Moral etc.) versprechen und sich am besten inszeniert haben. Diejenigen, die ehrlich und sympathisch wirken und deren Lösungsvorschläge für neue Bedrohungen (wirtschaftliche Krisen, Migration, Islamismus etc.) am überzeugendsten erscheinen.

Und wenn nicht einmal der kleinste Kompromiss mit einem der vielen politischen Programme möglich erscheint, wird aus Protest gewählt oder die Gutgläubigsten versuchen durch Petitionen, Appelle und Bürgerbegehren eine vermeintliche Kursänderung herbeizuführen.

Aber im Grunde ist es egal, wo du das Kreuz gemacht hast, denn die jeweiligen Parteien unterscheiden sich nur im Ausmaß und Stil in dem sie persönliche Freiheit einschränken wollen, wieviel Geld sie in Überwachung, Kriege und Abschiebung investieren wollen, denn wir haben nie die Möglichkeit darüber abzustimmen, ob beispielsweise Wohnraum denn nun den Bewohner_innen oder Besitzer_innen gehört oder ob Klamotten für Menschen hergestellt werden, die sie brauchen oder für Menschen die sie kaufen wollen. Derzeit fällen Politiker_innen keine Entscheidungen, die eine grundlegende Veränderung unseres Alltags bewirken würden und Neuwahlen haben keinen Einfluss auf die Regeln und Regelmäßigkeit, die unser Leben bestimmen. Aber auch wenn bei der Wahl plötzlich über allgemeine Fragen wie “wem gehört ein Haus” oder “für wen werden Klamotten hergestellt” entschieden würde, stellt die Wahl auf den Punkt gebracht nur eine einzig wesentliche Frage: Wer uns kontrolliert, bestimmt und über unser Leben entscheidet.

Zwar werden uns Einflussnahme und Teilhabe vorgetäuscht, doch durch diese Frage entsteht eine grundlegende Trennung zwischen Bestimmenden und Bestimmten, zwischen Repräsentanten und Repräsentierten, zwischen Führenden und Geführten, zwischen Kontrollierenden und Kontrollierten. Diese Beziehung stellt nicht nur ein Herrschaftsverhältnis dar, sondern dient in erster Linie der Verwaltung des Bestehenden. Das heißt ganz praktisch, das die Politiker_innen sich genauso wie andere Menschen auf dem Arbeitsmarkt spezialisieren um schließlich ihre Politik und deren (Herrschafts-)Instrumente Schritt für Schritt aktuellen Gegebenheiten anzupassen und den spektakulären Trubel rund um Wahlen, politische Talkshow und Platzverteilungen im Parlament aufrechtzuhalten. Sie diskutieren Stunden und Jahre darüber was das Beste für “unser Land”, “für unsere Sicherheit” und “für unsere Wirtschaft” ist und schließlich kriegen wir die Erlaubnis zu bestimmen, welche der Politiker_innen und Parteien wir am besten finden. Denn es gibt Parteien für Reiche, die weniger Steuern zahlen wollen, für Arme, die mehr Steuern für Reiche wollen oder für Christ_innen, für Tierliebhaber_innen, Nazis oder Freund_innen von Internetdownloads. Alle haben die Möglichkeit sich immer wieder aufs Neue von einem tollen Slogan, von einem Wahlplakat und gekonnten Reden überzeugen zu lassen. Doch in dem Wirrwarr aus Meinungen und Parteien übersehen wir, dass es sich immer um die gleiche Kategorien dreht, die letztendlich nichts mit uns, mit unseren Wünschen und Bedürfnissen zu tun haben.

Wieso wähle ich was am Besten für “unser Land”, “unsere Sicherheit” oder “unsere Wirtschaft” ist?

Haben die Themen, Entscheidungen und Reformen der Regierenden irgendetwas mit meinem eigenen Leben und meinen Wünschen zu tun?

Wieso sollen andere Menschen darüber abstimmen, was ich mit meiner Zeit und meinem Potential mache?

Wieso wähle ich nicht was am Besten für mich selbst ist?

Und wer kann das besser wissen und bestimmen als ich selbst?

 

Wenn wir unsere Fähigkeit verlieren darüber nachzudenken, was wir wirklich wollen, wie wir leben wollen und dies gemeinsam mit den Menschen mit denen wir zusammenleben zu entscheiden und zu realisieren, wenn wir vergessen, was uns wirklich etwas wert ist, weil wir das alles und die Verantwortung damit umzugehen immer nur delegieren und an andere Menschen weitergeben, ist das nichts anderes als Unterwerfung. Jemanden zu wählen, der die Macht besitzen soll über mich und meine Mitmenschen zu bestimmen, ist nichts anderes als Unterwerfung. Genauso wie die Rollen der Politiker_innen und den politischen Machtapparat zu akzeptieren nichts anderes als Unterwerfung ist. Ein Kreuz bei der Wahl heißt schlicht den Unterschied zwischen mächtig und machtlos zu verteidigen. Wenn mensch nicht bereit ist, diesen Unterschied zu verteidigen, wenn mensch nicht damit einverstanden ist, dass die Macht nur in den Händen der Regierenden liegt, dann hetzen eben diese Verteidiger_innen der Demokratie und Gerechtigkeit Polizei und Richter_innen auf einen oder stecken mensch in den Knast.

 

“Ihr seid ja selbst schuld, wenn ihr unzufrieden seid! Gründet doch eine Partei oder sammelt Unterschriften, wenn ihr etwas verändern wollt!”, – ist wohl das meist gehörte Argument, wenn wir unsere Wut ausdrücken. Aber um es noch einmal zu betonen: Wir haben nicht nur ein Problem damit was für Entscheidungen in der Politik getroffen werden, sondern auch wie sie getroffen werden und dass sie von jemanden über jemanden getroffen werden.

Demokratische Entscheidungsfindungsprozesse beruhen im wesentlichen auf Wettstreit und Konkurrenz: Es geht schlicht darum möglichst viele Menschen von einer Meinung zu überzeugen, egal ob es in ihrem Interesse liegt oder sie irgendein Bezug und Verhältnis zu dem Thema haben. Sobald genug Menschen überzeugt sind, ist eine Mehrheit geschaffen um Macht auszuüben und eine Meinung durchzusetzen. Abgesehen davon, dass gar nicht alle Menschen an diesen Entscheidungsfindungsprozessen teilnehmen dürfen (bzw. ein Kreuz machen dürfen), da sie die “falsche Staatsbürgerschaft”, “das falsche Alter” etc. haben, beruht Demokratie also immer auf der Entmachtung und Unterdrückung der Minderheit und Verlierer_innen.

Aber was hat es für einen Sinn, die Autorität einer Gruppe zu akzeptieren, nur weil sie zahlenmäßig überlegen ist?

Was hat es für einen Sinn, die eigene Meinung stets auf den kleinsten Nenner zu reduzieren, nur damit sie der Meinung möglichst vieler anderer gleicht und so eine Mehrheit entsteht?

 

Der einzige Zweck die Aktionen aller Menschen von oben zu diktieren ist, alle Aktivitäten zu kontrollieren und Menschen dazu zu bringen, Sachen zu machen, die sie nie aus eigenem Antrieb tun würden. Im Gegensatz dazu gibt es nichts naheliegenderes, erfüllenderes und schöneres als etwas aus eigenen Motivationen, Wünschen, Bedürfnissen und Perspektiven zu tun oder schlicht, weil mensch einsieht, dass es notwendig ist. In der Demokratie verlieren wir diese Selbstständigkeit und die Verantwortung selbst Lösungen zu finden.

Das ist auch gar nicht möglich, denn der demokratische Staat hat in seinen Gesetzbüchern für jedes “Problem” eine “Lösung” parat, die immer auf Strafe oder Aufschiebung des Problems, also einer Ablenkung bzw. Milderung der Problemursache beläuft (z.B. nach einem Knastaufstand jedem Insassen einen Fernseher in die Zelle zu stellen, damit sie ihre Wut vergessen). Diese Gesetze werden genauso von einer parlamentarischen Mehrheit einer Minderheit aufgezwungen und so zu festen und unwiderruflichen Regeln erhoben.

Wir sind nicht bereit unsere persönlichen Probleme, Kritiken und Wünsche immer nur runterzuschlucken, uns Reden von Politiker_innen anzuhören, die uns nicht interessieren und sich immer nur im Kreis drehen und uns letztendlich mit den ganzen Erzeugnissen dieser Konsumgesellschaft abzulenken. All diese Parteien repräsentieren nur eins und das ist dieses System mit all seinen Grenzen, Gerichten, Gesetzen, Toten und lebendigen Leichen, mit seinem Geld, seinen Knästen, seinen Chefs und all dem vorgetäuschten Verständnis und der falschen Heiterkeit. Aber wenn uns die Politiker_innen, die auch in unserem Namen sprechen, auch nur einmal zugehört hätten, wüssten sie, dass sie und ihre Politik nichts mit dem zu tun hat was wir wollen und was wir Freiheit nennen.

Freiheit kann nicht gegeben werden und ist kein Zustand in dem mensch einfach existiert. Freiheit kann nicht angeboten werden und ist kein Besitz, den mensch verschenken kann. Echte Freiheit heißt nicht zwischen Möglichkeiten wählen zu können, sondern selbst aktiv an der Schaffung dieser Möglichkeiten beteiligt zu sein.

Wenn wir uns fernab von Parteien und Regierung, festen Organisationen und Zwängen mit Menschen zusammen tun um unsere eigenen Entscheidungen, Gemeinschaften und Strukturen zu schaffen, in denen wir unsere individuellen Sorgen und Bedürfnisse in den Vordergrund stellen und die der anderen berücksichtigen, nehmen wir uns ein Stück Selbstbestimmung und Kontrolle über unser Leben zurück. Wenn wir versuchen keinem Problem aus dem Weg zu gehen, sondern die gemeinschaftliche Verantwortung teilen ohne Zwang und Unterwerfung neue Lösungen zu finden, kommen wir der Selbstorganisierung unseres Lebens näher. Aber keine Gemeinschaft, Struktur oder Entscheidung ist verpflichtend, denn erst wenn wir für uns selbst eintreten, unsere eigene Wege gehen und unsere Ideen mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln umsetzen, erlangen wir Autonomie. Ohne auf Verhandlungen, Formalitäten, Forderungen, Erlaubnis und Führung zu warten und Rücksicht zu nehmen, ergreifen wir im hier und jetzt Eigeninitiative und ziehen die Konsequenzen aus unserem Denken, unseren Wünschen und unserer Wut. In dem Versuch selbst nicht zu befehlen, andere zu bestimmen oder zur Autorität zu werden, greifen wir die Autoritäten an, die unser Leben bestimmen. Um unserem zügellosen Verlangen nach Freiheit Ausdruck zu verleihen, kämpfen wir gegen all das, was uns bändigt und einschränkt. Um einen Bruch zu erzeugen, der uns unregiert und ungeführt macht, versuchen wir fortwährend und in jedem Aspekt unseres Lebens, alle Formen von Regierung und Führung zu konfrontieren. In den Beziehungen und Freundschaften, die auf einem solidarischen und sich gegenseitig helfenden Zusammenwirken aufbauen, sehen wir den Versuch eines erfüllenden, selbstverwirklichenden und freien Lebens jenseits von Zwang, Herrschaft und Demokratie. In den Momenten, in denen Autoritäten, Regierungen und ihre Verteidiger_innen die Macht genommen wird, alle zu beherrschen und zu bestimmen, sehen wir die Möglichkeit ein solches Leben schaffen zu können.

Nimm dir die Autonomie, die dich von deinen Zwängen und Fesseln löst!

Tu dich mit den Menschen zusammen, die die gleichen Verlangen wie du teilen!

Greif all das an, was dich davon abhält!

Mach dich unregierbar!

Erschienen im September 2013 in der Fernweh

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Wen immer ihr wählt, wir werden unregierbar bleiben! https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/2021/08/20/wen-immer-ihr-waehlt-wir-werden-unregierbar-bleiben/ Fri, 20 Aug 2021 15:41:08 +0000 http://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/?p=140 Continue reading ]]> Aufruf zu Aktionen rund um die nächsten Wahlen

Zur Wahl gehen heißt immer das geringere Übel wählen. Wir wollen keine Übel wählen!

Seit Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden treten wir ein, für die Gleichwertigkeit allen lebendigen, für die Freiheit uns und anderen nicht zu schaden, für die Geschwisterlichkeit weltweit!

Die Freiheit kann man nicht wählen, die Freiheit war immer die Freiheit derer, die sie sich nehmen. Egal welche Regierung ihre Machtspielchen treibt, wir lassen uns nicht regieren!
Wir lassen uns das Menschenretten auf hoher See genau so wenig verbieten wie das Erschaffen von Orten, an denen Menschen Zugang und Versorgung erhalten, unabhängig von ihrer Kaufkraft.
Wir kämpfen für ein gutes Klima von Morgen, damit alle nach uns kommenden eine Chance zu leben haben, auf einem Planeten, den zu schützen wir bereit sind.

Wir fragen nicht nach der Herkunft, wer du bist ist wichtig, wo du geboren wurdest nicht. Die Nation ist gegen uns, die Nationalität nur ein Spiel der Herrschenden um uns zu spalten und zu entmachten.

Wir ermächtigen uns selbst, gegen jede Autorität!

Wir sind Sanitäter*innen, Autor*innen, Anwält*innen, Musiker*innen, Arbeiter*innen, Anarchist*innen, Pädagog*innen, Künstler*innen, Freischaffende und noch viele mehr!

Die herrschenden Verhältnisse sind gegen dich. Nutzt du ihnen nicht, wirst auch du knallhart aussortiert.
Die Tyrann*innen und ihre Systeme, den Kapitalismus und seine Zerstörungskraft, den autoritären Staat und seine Unterdrückung wählen wir nicht. Wir wählen all das ab und kämpfen für eine Weltgesellschaft ohne Herrschaft von Menschen über Menschen!

Für eine Welt in der es sich zu leben lohnt. Für eine Zukunft voller Sinn und wertvoller Erfahrungen.
Keine Regierung kann uns je die Freiheit bringen, in ihren vorgefertigten Identitätsstrukturen können wir nie aufgehen. Nur unter.

Who ever you Vote for, we will be #ungovernable! Egal wen ihr wählt, wir werden unregierbar bleiben!

Beteiligt euch an der Kampagne und postet eure Aktionen, Veranstaltungen und Praktiken aus der Welt von Morgen unter dem hashtag #ungovernable

Ursprünglich veröffentlicht auf Indymedia DE am 05.08.2021.

 

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Brenn, Bundestag brenn!! https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/2021/08/19/brenn-bundestag-brenn/ Thu, 19 Aug 2021 13:40:01 +0000 http://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/?p=138 Continue reading ]]> Die Wahlen – alle vier Jahre wieder sehen wir an jeder Ecke die hässlichen Politiker*innen-Fratzen hängen die uns mit dieser oder jener Forderung versuchen ins Wahllokal zu locken. Alle vier Jahre wieder die lächerlichen Forderungen mit denen uns die Herrschenden dazu bringen wollen für sie zu stimmen. In diesem Jahr scheinen es besonders die Mietpreise zu sein, mit dehnen sie um unsere Gunst buhlen wollen: „Bezahlbarer Wohnraum für alle!“, „Mieten-Stop!“ schreit es uns von jeder Ecke entgegen. Aber nicht nur, dass uns ihre Forderungen scheißegal sind, sie werden sie ja auch sowieso nie erfüllen, das Einzige was uns wirklich noch wundert ist, dass es anscheinend echt noch Menschen gibt die den Müll den sie von sich geben noch glauben! Zum Glück ziemlich wenige, aber trotzdem…

Nur 46 Prozent der 18- bis 29-Jährigen können überhaupt sagen in welchem Monat die Wahlen sind und fast drei Viertel aller Wahlberechtigten interessieren sich wenig oder gar nicht für die Wahlen. Schließlich geht circa die Hälfte der Deutschen wählen und daraus ziehen die Politiker*innen ihre Macht? Also dass von der Hälfte der Leute wiederum die Hälfte (also insgesamt ein Viertel) eine bestimmte Partei oder Koalition gewählt hat? Und wie bitte kann sich die ätzende Schleimratte Merkel dann als „Kanzlerin aller Deutschen“ bezeichnen, wir scheißen zwar darauf deutsch zu sein, aber noch weniger als wir deutsch sind, ist Merkel „unsere Kanzlerin“.

Und diese Schweine treffen dann die Entscheidungen und regieren uns? Das zeigt wieder einmal, dass das heutige System nicht mehr unsere Unterstützung braucht, sondern nur noch unsere Resignation. Sie brauchen uns nicht mehr als aktive Unterstützer*innen dieser Welt, sondern nur noch als passive Konsumopfer die immer weiter machen, weil „man ja sowieso nichts verändern kann…“ Im Grunde ist die Wahl eine schlichte Meinungsumfrage zum verwechseln ähnlich, bei der alle Konsument*innen bzw. Regierten die Möglichkeit haben ein „Feedback“ abzugeben. Davor wird mittels Image-Kampagnen, TV-Duellen auf gleichgeschalteten Sendern und einem omnipräsentem Marketing die Werbetrommel ordentlich angekurbelt und so bekommt man – egal ob im Wohnzimmer, im Bierzelt oder in der Busstation – den Eindruck, die jeweiligen Politiker*innen seien einem ganz nah und würden all unsere Ängste und Probleme lösen. Und nach der Wahl läuft alles wie gewohnt weiter. Natürlich ist nicht wählen zu gehen keine Lösung, aber es ist ein Schlag ins Gesicht für alle Politiker*innen, ein Großes: WIR SCHEIßEN AUF EUCH!! Und umso weniger Leute wählen gehen, desto schwieriger wird es selbst für die größten Lügner*innen das Scheinbild der „Regierung des Volkes“ aufrecht zu halten

Wir wollen uns hier nicht über „schlechte“ Politiker*innen beschweren oder für eine „direktere“ Demokratie kämpfen, was wir wollen ist die Entscheidungen die uns betreffen selbst treffen und nicht an irgendjemand delegieren. Wir wollen keine Weißwurstseppis die über unsere Zukunft und darüber was wir dürfen und was nicht, entscheiden. Wir wollen frei über unser Leben entscheiden und auf dass sich kein Politiker*in mehr in seinen_ihren Wahlkreis traut!

Wir wollen mehr zerstörte Wahlplakate und am liebsten

JEDES PARLAMENT BRENNEN SEHEN!!!!!

Text nachträglich gegendert.

Anonym veröffentlicht in „Fernweh“, Nr. 5, München, September 2013, S. 1.

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Transporter mit AfD-Plakaten abgefackelt https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/2021/08/18/transporter-mit-afd-plakaten-abgefackelt/ Wed, 18 Aug 2021 13:48:56 +0000 http://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/?p=126 Continue reading ]]> Berlin, 6. August 2021

Am frühen Freitagmorgen standen am ehemaligen Stasi-Gelände in der Ruschestraße in Berlin-Lichtenberg zwei Kleintransporter in Flammen. Menschen wurden nicht verletzt, wie die Feuerwehr mitteilte. Die Fahrzeuge seien auf einem Hof abgestellt gewesen hieß es. Bei dem einen habe der Motorraum, bei dem anderen das Heck gebrannt. Das Feuer sei rasch gelöscht gewesen. Bei den Autos handelt es sich um Fahrzeuge einer Autovermietung. Im aktuellen Fall hat ein Brandkommissariat des Landeskriminalamtes die Ermittlungen zum Verdacht der Brandstiftung übernommen.

Übernommen von chronik.blackblogs.org

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Wahlsabotage https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/2021/08/05/wahlsabotage/ Thu, 05 Aug 2021 13:42:18 +0000 http://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/?p=105 Continue reading ]]> Der folgende Text wurde im Original belassen und ist daher nicht gegendert.

In Marseille standen lokale Wahlen bevor, worauf die Genossen nun ein besonderes Augenmerk richteten. Dabei verfolgten sie ein klares Ziel: Sabotage.

Alexandre, der soeben einen Arbeitsplatz in einer neuen Druckerei gefunden hatte, in der auch Roques arbeitete, richtete nun seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf das anstehende Ereignis. Er war überall in der Stadt und in den Vorstädten unterwegs und tauchte bei den unterschiedlichsten Wahlkampfveranstaltungen auf, sei es bei den Radikalen, Sozialisten oder Katholiken und hielt Ansprachen oder organisierte Störaktionen. Gelegentlich diskutierte er einfach mit Arbeitern und Bauern.

Seinen größten Erfolg erlangte er bei La Ciotat direkt am Wahltag, als dort Antide Boyer gegen den Sozialisten Eugene Rostand antrat. Rostands Anhänger hatten Alexandre, als dieser gerade zum Anarchisten wurde, heftig zusammengeschlagen. Gefolgt von drei Genossen stürmte er das Wahllokal kurz bevor die Wahl schloss. Sie warfen einen Brandsatz in die Urne und verschwanden so schnell, dass die anwesenden Gendarmen keine Zeit zum Handeln hatten. Als dann in der Flory Bar die Nachricht eintraf, dass die Wahl annuliert wurde, machte sich großer Jubel breit.

„Wie lange wollt ihr euch noch der Illusion hingeben, dass andere eure individuellen Wünsche und Begierden vertreten können?“

Aus “ Alexandre Marius Jakob 1879 – 1954″, von Thomas Bernard

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Geht nicht wählen! https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/2021/08/05/geht-nicht-waehlen/ Thu, 05 Aug 2021 13:41:14 +0000 http://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/?p=103 Continue reading ]]> Die Wahlen nahen. An jeder Ecke stehen Plakate mit den Fressen von Politiker*Innen, die uns versprechen, dass alles besser wird. Alle vier Jahre wiederholt sich dieses Spektakel, die etablierten Parteien wollen an der Macht bleiben, die kleineren Oppositionsparteien wollen an die Macht und alle versprechen im Falle ihrer Wahl das Blaue vom Himmel.

Es scheint dennoch so, dass nicht alle die Versprechen derer glauben, die uns zu regieren suchen. Viele dieser Plakate, die uns überall begegnen, sind verunstaltet, bemalt, zerstört, mit anderen Plakaten überklebt – hier zeigt sich, dass der Respekt vor den Herrschenden nicht von Allen geteilt wird.

Und wen wunderts – befassen sich die Politiker*Innen doch den ganzen Tag mit nichts anderem, als mit der Verwaltung, Verfeinerung und Optimierung der beschissenen Umstände, in denen wir alle zu leben gezwungen werden.

Sie prägen die Umstände, in denen wir täglich ausgebeutet und unterdrückt werden, versuchen ein reibungsloses Funktionieren des Systems zu garantieren. Sie sind es, die über Kriege entscheiden, die uns die Bullen in die Viertel schicken, die zerstörerische Technologien wie die Atomkraft vorantreiben und legitimieren – und dabei hat die Vergangenheit gezeigt, dass es scheiß egal ist, unter welcher Fahne, welcher Farbe, welcher Ideologie die Herrschenden handeln.

Dass wir nun also scheinbar auswählen können, wer uns unterdrückt, ändert eben nichts an der Unterdrückung, gegen die wir rebellieren müssen. Und dieser Glaube, an die freie Entscheidung, die Wahl, die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebens, ist eben das, was wir glauben sollen, denn so funktionieren wir am besten: in dem Job, den wir uns vermeintlich selbst ausgesucht haben, verkaufen wir einen Großteil unserer Lebenszeit an Jemand, der* die* von dieser Zeit enorm profitiert. Um in diesem Wahnsinn nicht völlig kaputt zu gehen, können wir uns vermeintlich selbst aussuchen, durch welches Konsumgut wir uns zerstreuen lassen – ohne zu realisieren, dass die Entscheidung darüber, wie wir unser Leben zu leben haben, schon lange durch die Umstände, in denen es stattfindet, getroffen ist.

Konkret äußert sich das beispielsweise in dem enormen Einfluss, den die Wirtschaft auf die Herrschenden hat – schnellere Abschlüsse, weniger Urlaub, arbeiten bis wir weit über 60 sind – all das sind Entscheidungen, die nur denen nutzen, an die wir täglich unser Leben verschachern.

Was uns in dieser Fremdbestimmung bleibt ist, sie nicht zu akzeptieren und den Respekt vor denen zu verlieren, die sie uns als alternativlos verkaufen.

Wir wählen den Angriff auf die ewige Fremdbestimmung!

Wir wählen die Wiederaneignung unserer Leben!

Aus „Wut im Bauch“ Ausgabe 6, anarchistisches Blatt Hamburg

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Die Demokratie so sagt man… https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/2021/08/05/die-demokratie-so-sagt-man/ Thu, 05 Aug 2021 13:39:47 +0000 http://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/?p=100 Continue reading ]]> Die Demokratie, so sagt man uns, sei das beste aller Systeme. Demokratie, das sei Freiheit und Gleichheit, keine Unterdrückung. Schließlich haben wir ja heutzutage die Wahl, sind frei zu wählen wer uns am besten repräsentieren kann… Und dies geschieht nach dem Prinzip der Mehrheit, denn was viele wollen muss ja schließlich das „Gute“ und „Richtige“ sein. Die frühere Rechtfertigung der Herrschaft durch den Willen Gottes wurde von einem neuen Heiligtum, dem Willen des Volkes ersetzt.

Das Volk und sein Wille

Die Stärke der Demokratie liegt darin, dass sie die Individuen, die sie regiert zu einer Masse verschmelzt: zum Volk.

Über alle Unterschiede hinweg werden Individuen und ihre Unterschiedlichkeit und Gegensätze negiert, zu einem großen Ganzen, einem Kollektiv zusammengefasst. Natürlich gibt es dabei auch sehr genaue Regeln, wer zu diesem Volkskörper gehört und wer nicht. Zugehörig sind jede, die auf dem Staatsgebiet geboren wurden, ebenso wie jene die sich dem „Gemeinwohl“ als nützlich erweisen, dass heißt; brav arbeiten und konsumieren. All jenen gewährt der Staat seinen Schutz und stattet sie mit Rechten aus.

Denjenigen, die sich nicht an die rechtlichen Gebote des Staates halten, entzieht der Staat diese wieder, beispielsweise, wenn er sie in Gefängnisse steckt.

Denjenigen, die nicht das „Glück“ hatten auf Österreichischen Boden geboren zu sein, werden diese Rechte von vorneherein nicht zugestanden. Ihnen verweigert man die Arbeit, steckt sie in Lager, um sie dann meist abschließend mit Gewalt wieder abzuschieben.

Beim Volk handelt es sich nicht um ein Kollektiv, das aus dem Willen der einzelnen Individuen, sich zu vereinigen, entsteht, sondern durch den Willen Einiger geschaffen wurde, um Legitimation für ihre Herrschaft zu erreichen.

Dank der Demokratie wird jeder soziale Konflikt verschleiert. Gegensätze wie die zwischen Ausbeuter*Innen und Ausgebeuteten, Beraubten und Raubenden, Regierenden und Beherrschten bestehen, werden verschleiert und negiert. Das Volk ist ein Konstrukt, das der demokratische Herrschaftsapparat benötigt, um das zu schaffen, wovon er Ausdruck ist: Den Volkswillen.

Dabei wird absurderweise angenommen, dass alle die in diesem Staat leben sich auf einen Willen einigen möchten, über alle Gegensätzlichkeiten hinweg mit einander zusammen arbeiten wollen.

Die Auswahl der Regierung geschieht über die Wahlen. Sie werden dabei über das Mehrheitsprinzip bestimmt. Frei nach dem Motto „das was viele wollen ist Gut“, dass die Masse nicht dass „Gute“ repräsentiert, zeigt sich geschichtlich an vielen Reaktionären Massenbewegungen. Ebenso wurde die NSDAP 1933 demokratisch gewählt.

Mentalität der Bürger*innen

Das Volk stellt ebenso eine Kollektividentität her, die von Kindheitsalter an den*die Bürger*Innen in die Schädel eingeimpft wird. Diese gewährleistet, dass sich der* die* Bürger*In mit dem demokratischen Staat identifizieren, ihn als den ihren anerkennen. Der* die* Bürger*In ist „frei“ – er* sie* spürt keine Ketten- denn er* sie* ist als Produkt dieser Gesellschaft dem Gefühl beraubt, beraubt zu sein. Das Ziel der demokratischen Indoktrination ist es brave Bürger*Innen zu schaffen, die jede Entscheidung, die die Regierung trifft, jede Maßnahme die sie verordnet, jedes Gesetz das sie beschließt, akzeptieren.

Natürlich hat er* sie* das Recht Protest zu äußern, das heißt die Regierung darauf hinzuweisen, dass ein Problem vorhanden ist, das sie zu lösen hat. Der* die* Bürger*In darf sich beklagen, darf seine* ihre* Meinung kundtun, darf sogar der Regierung vorwerfen das Volk zu verraten, den Volkswillen nicht zu repräsentieren. Er* sie* darf sogar radikale Meinungen haben, die beispielsweise den Staat ablehnen, solange diese nicht in Handlungen manifestieren. All dies ist den Bürger*Innensubjekten gestattet, ja ist sogar erwünscht, da die Bekundung von Dissens dem demokratischen Herrschaftsapparat nutzt. Dies sind Informationen die der Staat nutzt, um die Konfliktlage einzuschätzen, um bestehende soziale Spannungen, die potentiell mit den demokratischen Spielregeln brechen, zu analysieren und wieder in demokratische Bahnen zu leiten.

Der Staat erzieht seine Kinder nach den Regeln seiner Verfassung, um ehrliche Demokrat*Innen zu schaffen, Individuen, die nicht autonom, nicht eigenwillig handeln. Individuen, die die Verantwortung, über ihr Leben zu entscheiden, lieber Anderen übertragen. Die glauben, dass es abgehobene, bezahlte Eliten braucht um das Zusammenleben zu regeln. Individuen, die kein Vertrauen mehr in ihre eigenen Fähigkeiten haben, die davon ausgehen, dass sie selbst unfähig sind zu entscheiden, was für sie am besten ist.

Von Recht…

Der Rechtsstaat, der rechtliche Unterbau der Demokratie überschüttet die Bürger*Innen mit Rechten, oft Freiheiten genannt, in Form von Gesetzen. Diese stellen die Verhaltensregeln innerhalb dieser Gesellschaft dar. Jegliches Recht ist eine Erlaubnis des Staates, eines übergeordneten Machtapparates, etwas zu tun. Dies zeigt das wahre Gesicht dieses Machtapparates, der sich herausnimmt uns vorzuschreiben, was wir dürfen und was nicht. Daran zeigt sich der totalitäre Anspruch des Rechtsstaats, der mit seinen Rechten und Verordnungen in jede unserer sozialen Beziehungen eindringt und diese kontrollieren will. Der Rechtsstaat gilt als das ultimative „Gute“.

Er repräsentiert „Gerechtigkeit“. Allerdings bedeutet Rechtsstaat nicht viel mehr als, dass der Staat penibel alle Tätigkeiten, in die er involviert ist, gesetzlich legitimiert. So waren in der Geschichte auch Völkermorde rechtlich geregelt. So auch die industrielle Massenvernichtung während des Nationalsozialismus.

Und festgeschrieben im Gesetz behält sich der Staat das Recht vor, den Rechtsstaat auszuhebeln, wenn ihm die Lage zu brenzlig wird. Wenn die soziale Spannung dem Staat zu hoch wird, kann er den Ausnahmezustand verhängen, das Bundesheer im Inneren einsetzen etc. Der Gegensatz zwischen Demokratie und Faschismus ist falsch. Der Faschismus ist im demokratischen Rechtsstaat integriert, ein Mittel von dem der Staat Gebrauch machen kann, um seinen Herrschaftsanspruch durchzusetzen.

Diejenigen, die sich nicht an die Spielregeln der Gesetzgeber*Innen halten, sind damit konfrontiert, worauf dieses Herrschaftssystem, wie jedes andere, ob Demokratie, Monarchie oder Diktatur, gründet: Gewalt. Diese äußert sich in Form von Polizei, Justiz, Gefängnissen. Und natürlich stehen alle unter Generalverdacht, aber wer nichts zu verbergen hat, hat schließlich kein Problem mit Kontrolle und Überwachung. Die Demokratie muss ihren Alleinherrschaftsanspruch durchzusetzen. Dies geschieht heute subtil durch das Speichern aller Möglicher Daten und durch die Werte, Normen und Ideologien, die uns in den Schulen, Unis und Lehrstellen eingetrichtert werden. Durch die gesamte Organisierung unseres Alltags…

…Und Zwang

„Der Staat sind wir“ ist der große Mythos der Demokrat*Innen. Der Staat sind nicht wir, der Staat ist ein übergeordneter Machtapparat, der sich uns mit Gewalt aufzwingt. Der vermeintliche Konsens existiert nicht. Niemals wurden wir gefragt, ob wir damit einverstanden sind. Sobald wir auf dem Territorium eines Staates geboren werden, werden wir registriert und dem Recht des Staates unterworfen. Als Konsens wird vorausgesetzt, dass wir alle damit einverstanden sind, dass andere über unser Leben bestimmen, uns Regeln vorgeben, wie wir uns zu verhalten haben und diese mit Gewalt durchsetzen.

Lasst uns unregierbar werden!

Längst ist uns klar, dass es sich bei der Demokratie, neben Diktatur und Monarchie, nur um eine weitere Form der Herrschaft handelt mit der es aus unserer Perspektive keinen Frieden geben kann. Alle Strukturen und Personen die unseren Wünschen und Begierden, nach anderen Lebensformen frei von Autorität und Kapital im Wege stehen, werden zu Zielen unserer Angriffe. Erst durch die praktische Negation des bestehenden Herrschaftssystems, ergibt sich die Möglichkeit mit Formen des Zusammenlebens frei von Ausbeutung und Autorität, zu experimentieren.

Aus „Scheiß auf die Wahlen“ – Einmalige anarchistische Zeitschrift aus Wien, 2015

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Der Verbrecher ist der Wähler! https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/2021/08/05/der-verbrecher-ist-der-waehler/ Thu, 05 Aug 2021 13:38:08 +0000 http://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/?p=98 Continue reading ]]> Der folgende Text wurde im Jahre 1906 von Albert Libertad in der anarchistischen Zeitung L´Anarchie veröffentlicht. Auf Grund des Alters des Textes sind zwar einige Begriffe heutzutage nicht mehr gebräuchlich und der Text ist auch nicht gegendert, doch an Aktualität hat er nicht verloren.

Du bist der Verbrecher, Oh Volk, denn du bist der Souverän. Du bist, es ist wahr, der unbewusste und naive Verbrecher. Du stimmst ab und du siehst nicht, dass du dein eigenes Opfer bist.

Doch du hast noch nicht oft genug erfahren, dass die Abgeordneten, welche versprechen, dich zu verteidigen, ebenso wie alle gegenwärtigen und vergangenen Regierungen der Welt, Lügner und Taugenichtse sind?

Du weißt es und du beklagst dich darüber! Du weißt es und du ernennst sie! Wofür die Regierenden, ganz egal welcher Art, gearbeitet haben, arbeiten und arbeiten werden, das sind ihre Interessen, diejenigen ihrer Kasten und ihrer Sippschaften.

Wo ist es jemals anders gewesen und wie könnte es jemals anders sein? Die Regierten sind Untergebene und Ausgebeutete: kennst du welche, die es nicht sind?

Solange du nicht begriffen hast, dass es einzig deine Angelegenheit ist, nach deinem Gutdünken zu produzieren und zu leben, solange du – aus Furcht – Chefs und Führer über dir akzeptierst, und sie – aus Glauben an die notwendige Autorität – selber fabrizierst, solange werden, sei dir dessen auch wohl bewusst, deine Delegierten und deine Beherrscher von deiner Arbeit und deiner Einfältigkeit leben. Du beklagst dich über alles! Aber bist nicht du der Urheber der tausend Plagen, die dich quälen?

Du beklagst dich über die Polizei, die Armee, die Justiz, die Kasernen, die Gefängnisse, die Behörden, die Gesetze, die Minister, die Regierung, die Finanzleute, die Spekulanten, die Beamten, die Bosse, die Priester, die Eigentümer, die Löhne, die Arbeitslosigkeit, das Parlament, die Steuern, die Zöllner, die Rentiers, die hohen Lebensmittelpreise, die Pachtzinsen und die Mieten, die langen Tage im Betrieb und an der Fabrik, die magere Kost, die unzähligen Entbehrungen und die endlose Menge an sozialen Ungerechtigkeiten.

Du beklagst dich, aber du willst die Aufrechterhaltung des Systems, worin du dahinvegetierst. Du lehnst dich gelegentlich auf, aber um jedes Mal wieder von Neuem anzufangen. Du bist es, der alles produziert, der arbeitet und säht, der schmiedet und webt, der knetet und transformiert, der baut und fabriziert, der nährt und befruchtet!

Wieso also isst du nicht auf deinen Hunger? Wieso bist du schlecht gekleidet, schlecht ernährt, schlecht behaust? Ja, wieso der Brotlose, der Schuhlose, der Obdachlose? Wieso bist du nicht dein eigener Meister? Wieso beugst du dich, gehorchst du, dienst du? Wieso bist du der Untergebene, der Erniedrigte, der Beleidigte, der Diener, der Sklave?

Du erarbeitest alles und du besitzt nichts? Alles ist durch dich und du bist nichts.

Ich irre mich. Du bist der Wähler, der Abstimmler, derjenige, der akzeptiert, was ist; dejenige, der, mittels des Stimmzettels, all seine Mieseren sanktioniert; derjenige, der, indem er abstimmt, all seine Knechtschaften besiegelt.

Du bist der freiwillige Knecht, der liebenswerte Dienstbote, der Lakai, der Kriecher, der die Peitsche leckende Hund, der vor der Faust des Meisters kriecht. Du bist der Scherge, der Kerkermeister und der Petzer. Du bist der gute Soldat, der Musterportier, der bereitwillige Mieter. Du bist der treue Angestellte, der ergebene Bediener, der genügsame Bauer, der Arbeiter, der sich mit seiner Sklaverei abgefunden hat. Du bist dein eigener Henker. Worüber beklagst du dich?

Du bist eine Gefahr für uns freie Menschen, für uns Anarchisten. Du bist eine ebenso große Gefahr wie die Tyrannen, die Beherrscher, welcher du dir gibst, welche du ernennst, welche du unterstützt, welche du ernährst, welche du mit deinen Bajonetten beschützt, welche du mit deiner brutalen Gewalt verteidigst, welche du mit deiner Unwissenheit erhöhst, welche du mit deinen Stimmzetteln legalisierst – und welche du uns durch deine Dummheit aufzwingst.

Es bist nämlich du der Souverän, den man umgarnt und den man übertölpelt. Die Diskurse beweihräuchern dich. Die Plakate um werben dich; du liebst das alberne Geschwätz und die Schmeicheleien: sei zufrieden, in Erwartung dessen, im Schatten deiner Fahne, in den Kolonien erschossen, an den Grenzen massakriert zu werden.

Wenn eigennützige Zungen nach deinem königlichen Kot lechzen, oh Souverän! Wenn nach Befehlen hungernde und mit Plattitüde vollgestopfte Kandidaten das Rückgrat und die Kruppe deiner Papierautokratie bürsten; wenn du dich am Weihrauch und an den Versprechen berauschst, womit dich jene Überschütten, die dich schon immer verraten haben, dich betrügen und dich morgen verkaufen werden: so ist das, weil du selber ihnen gleichst. So ist das, weil du nicht mehr wert bist, als die Horde deiner heißhungriegen Lobhundler. So ist das, da du dich nicht zum Bewusstsein deiner Individualität und deiner Unabhängigkeit erheben konntest, unfähig bist, dich von selbst aus zu befreien. Du willst nicht, und somit kannst du nicht frei sein.

Los, stimm nur ab! Hab vertrauen in deine Mandataren, glaub an deine Gewählten. aber hör auf dich zu beklagen. Die Joche, die du erleidest, die legst du dir selber auf. Die Verbrechen die dich quälen, die begehst du selber ( und legitimierst du selber ). Du bist der Herrscher, du bist der Verbrecher, und, welch Ironie, du bist der Sklave, du bist das Opfer.

Wir anderen, der Unterdrückung der Herrscher leid, welche du uns aufgibst, sind es leid, ihre Arroganz zu ertragen, es leid, deine Passivität zu ertragen, wir rufen dich zum Nachdenken, zur Aktion auf.

Los, eine gute Regung: Leg das enge Kleid der Gesetzesgebung nieder, wasche deinen Körper gründlich, damit die Parasiten und das Ungeziefer stirbt, das dich auffrisst. Dann erst wirst du in Fülle leben können.

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Gedanken gegen das Wahlspektakel https://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/2021/08/05/gedanken-gegen-das-wahlspektakel/ Thu, 05 Aug 2021 13:35:09 +0000 http://scheissaufdiewahlen.blackblogs.org/?p=96 Continue reading ]]> „Sperrt eure Stimmen nicht in die Wahlurne ein! Verlasst den Raum der stummen Zuschauer*innen und stehlt den Politiker*innen die Show“

Seit nicht all zu langer Zeit schreiben wir das Jahr 2017 und wie jedes Jahr auch, ist irgendwo irgendeine Wahl. Ob Kommunal-, Europa- oder Landtagswahl – ganz gleich wo die Herrschenden sitzen, wie viel Macht sie besitzen, sie fordern jedes Mal aufs Neue die Menschen dazu auf, ihnen ihre Stimmen zu geben. An den Laternen hängen irgendwelche inhaltslosen Fratzen, in den Innenstädten stehen sie manchmal sogar persönlich, um die Leute mit ihrem Charme zu umgarnen oder um sie damit zu verjagen. In den Zeitungen sind Termine für Wahlkampfveranstaltungen zu finden, soziale Einrichtungen (hauptsächlich Jugendzentren) bereiten Veranstaltungen vor, um das Wählen für das frische Stimmvieh möglichst schmackhaft darzustellen.

Alle sollen es wissen: Es ist Wahlzeit und du hast die Möglichkeit endlich mitzumachen, mitzubestimmen und dafür zu sorgen, dass das was dir gegen den Strich geht, verschwindet oder dir wird weiß gemacht, dass das gar nicht so schlecht sei, wie dir dein Gefühl vorgaukeln möchte. Du musst deinen Arsch hochbekommen, damit du deinen Teil dazu beitragen wirst, das Bestehende zu sichern, der Herrschaft eine Legitimation zu geben und um deine Stimme in eine kleine Urne einzusperren.

In Schleswig-Holstein gibt es dieses Jahr gleich zwei Wahlgänge. Im Mai steht die Landtagswahl an und einige Monate später folgt die Bundestagswahl. Die Wahlbeteiligung im Schleswig-holsteinischen treibt Politiker*Innen oftmals in die Verzweiflung. So haben nach der Kommunalwahl 2013 Politiker*Innen aus Schwarzenbek Fragebögen an die Bewohner*Innen geschickt, um zu erfahren, warum nur weniger als 40% der Wahlberechtigten zur Wahl gingen. Wir als Anarchist*Innen erfreuten uns über die fast 60% der Nichtwähler*Innen, die geantwortet hatten, dass Wahlen sinnlos seien und hoffen darauf, dass es bei den diesjährigen Wahlen noch mehr werden und dass aus dem Nichtwählen ein selbstbestimmtes Handeln und Greifen nach einem freien leben wird.

Obwohl dieser Zirkus, namens Wahl, jedes Mal ähnlich abläuft und jedes Mal gleich ausgeht (immer irgendeine Herrschaft), so blicken dieses Jahr doch einige Augen auf das Geschehen und üben sich im Spekulieren und Prognostizieren der Ergebnisse. Grund dafür ist die AFD, welche, im Gegensatz zu anderen rassistischen Parteien, gute Chancen hat in die Parlamente einzuziehen. Viele wimmern und sorgen sich, dass bald Rassist*Innen etwas zu sagen haben, dass es für Geflüchtete, Anarchist*Innen, Linke, Migrant*Innen oder für alle anderen scheiß Zeiten geben könnte. Im linken Lager (egal welcher Strömung) gibt es seit geraumer Zeit Kampagnen gegen die AFD, sogar einige Anarchist*Innen springen mit auf diesen Zug, dass, alles, bloß nicht die AFD gewählt werden soll.

In diesem Punkt haben die meisten dieser Kampagne recht:

Nationalismus ist keine Alternative! Aber genauso wenig ist wählen gehen eine Alternative oder, aus der Furcht vor dem Nationalismus oder dem Faschismus, eine harmlosere Form der Herrschaft zu akzeptieren und, durch einen beschränkten Blick auf die AFD, das bestehende System zu schützen.

Lasst euch nicht von irgendwelchen linken Spinnern dazu bequatschen eure Stimme irgendeiner linken Partei zu geben, weil es euch als Ausdruck der Solidarität mit Geflüchteten und Migrant*Innen zu verstehen gegeben wird. Wenn ihr solidarisch mit ausgegrenzten und diskriminierten Menschen sein wollt, dann tut das nicht durch ein Kreuz auf einem Stück Papier.

Geht auf diese Menschen zu, unterstützt sie persönlich, steht zu ihnen, wenn wieder einmal ihre Unterkünfte von Neonazis und/oder Rassist*Innen abgefackelt werden oder wenn sie auf der Straße bespuckt, beleidigt oder von Bullen schikaniert werden. Handelt aktiv auf der Straße und ruht euch nicht darauf aus, dass ihr eure Wünsche an irgendwelche Stellvertreter*Innen delegieren könnt und ihr somit etwas für euer Gewissen unternommen habt.

Und lasst euch noch weniger von irgendwelchen rassistischen und nationalistischen Arschlöchern sagen, dass ihr „mit der Politik abrechnen sollt“, dass „ihr so wenig wegen der Flüchtlinge habt“ oder euch von einem sinnentleerten „Merkel muss weg!“- Ruf mitreißen, weil es so leicht verständlich ist, obwohl das eigentliche Problem dadurch nicht gelöst wird. Lasst euch nicht erzählen, dass Kameradschaft, Freundschaft und Stärke durch ein dämliches Volkskonstrukt entstehen. Rassismus und Nationalismus nutzen in erster Linie irgendwelchen Autoritäten, den Faschist*Innen nutzen sie, weil sie somit Zulauf verzeichnen können und den Herrschenden helfen sie dabei, dass der eigentliche Konflikt, welcher durch die Unzufriedenheit mit dem Bestehenden geschürt wird, auf andere und mit ausgebeutete und unterdrückte Menschen projiziert wird. Der Staat hat durch Rassist*Innen nichts zu befürchten, weil sie ihren Zorn auf Geflüchtete und Migrant*Innen lenken, anstatt auf die, die eigentlich für diese Misere, in der wir leben verantwortlich sind. Wenn die Konstrukte von Volk und Staatsgrenzen nicht anerkannt werden, so können wir in den anderen Unterdrückten Komplizen (und keine Feindschaft aufgrund unterschiedlicher Nationalität) finden, mit denen wir das Fundament der Herrschaft zum Bröckeln bringen können.

Für uns ändern die Wahlen nicht, bis auf die Länge unserer Leine oder ob für uns ein Maulkorb vorgesehen ist oder nicht. Für uns sind sie ein Spektakel, bei dem die Untergebenen zu den Wahlurnen gerufen werden, damit sie ihre Stimmen abgeben, sich freiwillig unterwerfen und vor der Herrschaft kriechen und ihr somit die Erlaubnis geben, über sie zu bestimmen.

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