Briefe – UNITED WE STAND https://unitedwestand.blackblogs.org summer of resistance - summit of repression - solidarity is our weapon Sun, 26 Jun 2022 10:47:03 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.7.1 https://unitedwestand.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/406/2017/10/cropped-kundgebung-32x32.png Briefe – UNITED WE STAND https://unitedwestand.blackblogs.org 32 32 Ankündigung einer Veranstaltung: Loïc kommt nach Hamburg https://unitedwestand.blackblogs.org/ankuendigung-einer-veranstaltung-loic-kommt-nach-hamburg/ Sun, 26 Jun 2022 10:47:03 +0000 http://unitedwestand.blackblogs.org/?p=3207 Continue reading ]]> Loïc hat angekündigt, dass er uns, seine Freundinnen und Genossinnen in Hamburg, kurz vor seinem erneuten Haftantritt noch einmal besuchen will.
Dann wird es mit Loïc eine kämpferische und solidarische Veranstaltung geben.
Es soll auch der Anfang für unsere solidarische Unterstützung Loïcs während seiner erneuten Zeit im Knast werden.
Die Rote Hilfe Zeitung veröffentlichte in ihrer Ausgabe 1.2022 einen Brief von Loïc
Auszug :
Nochmal Knast? – Ein Brief von Loic
Zwei Jahre nach seiner Entlassung muss Loïc, der unter anderem wegen der Elbchaussee-Randale zu G20 verurteilt wurde, erneut für 20 Monate in den Knast. Während die Hamburger Justiz ihn in Billwerder inhaftieren möchte, schreibt er von seiner Arbeitsstelle in Frankreich und dankt für die solidarische Begleitung.
„Am 13. Dezember 2021 fand das Revisionsverfahren zur Elbchaussee seinen Abschluss. Die Revision der Staatsanwaltschaft, welche in meinem Verfahren vier Jahre und neun Monaten forderte, wurde abgelehnt. Das Gleiche passierte mit den Revisionsbestrebungen meiner AnwältInnen. (…)


Ich soll noch immer 20 Monate verbleibende Haft aus der Gesamtstrafe von drei Jahren verbüßen. Mittlerweile wohne ich nicht mehr in Deutschland und habe nicht vor nach Hamburg zurückzufahren – außer wenn die Riesen dieser Welt entscheiden sollten dort erneut einen G20Gipfel auszurichten (…) Bisher erwarte ich nun Post im Lothringer Hinterland. Meine AnwältInnen haben beantragt, dass ich meine Strafe in Frankreich verbüßen kann.
Nach einem Jahr und vier Monaten Haft in Hamburg, in deren Zuge ich über meine Handlungen nachdenken sollte, weiß ich nicht, ob ich erneut viel Zeit zum Meditieren finden werde. Die Auflehnung bleibt legitim und dies ändert sich unter dem Druck der Repression nicht. Seit dem Sommer bin ich in einem faszinierenden GärtnerInnen-Kollektiv in der Nähe von Bure angestellt.
In diesem Frühjahr 2022 weiß ich noch nicht, ob ich Gemüse werde anbauen können oder ob ich neue offensive Texte gegen die G20 und ihre Welt werde produzieren müssen. Zudem könnt meine erneute Inhaftierung Früchte grenzüberschreitender Solidarisierungen reifen lassen. (…)
Ich möchte allen danken, die mich politisch, sozial und ökonomisch unterstützt haben. Besonderer Dank gilt der Roten Hilfe e.V. und dem Ermittlungsausschuss Hamburg und all denen, die Risiken eingehen, um sich solidarisch der Repression entgegenzustellen.“
Loïc, Januar 2022, Bure
Noch haben Loïc und seine Anwältinnen immer noch nicht erfahren, ab wann Loïc wieder ins Gefängnis muss und ob es in Hamburg-Billwerder oder in Frankreich sein wird. Wir werden euch dann sofort Ort und Tag unserer Solidaritätsveranstaltung mitteilen.

 

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Soligrüße von Fabio https://unitedwestand.blackblogs.org/soligruesse-von-fabio/ Thu, 09 Jul 2020 16:09:27 +0000 http://unitedwestand.blackblogs.org/?p=3078 Continue reading ]]> Gesendet: Mittwoch, 08. Juli 2020
Von: Fabio

Solidarität für Loic und die anderen angeklagten Gefährten!

Vor drei Jahren sind mehrere zehntausend Frauen und Männer aus allen Ländern Europas in Hamburg auf die Straße gegangen, um gegen den G20-Gipfel zu demonstrieren, jeder mit seinen eigenen Mitteln, seinen eigenen Demonstrationsformen und seinen eigenen Empfindungen. Allen gemeinsam war die Überzeugung, dass der Gipfel Ausdruck einer Welt voller Ungerechtigkeit und Ausbeutung war.

Viele leiden weiterhin unter den Rachegelüsten der Staatsanwaltschaft. Am 10. Juli dieses Jahres wird das Urteil in jenem Prozess gefällt, der wahrscheinlich der wichtigste der Prozesse gegen die Demonstranten ist.

Fünf Gefährten werden beschuldigt am Morgen des siebten Juli an der Demonstration auf der Elbchaussee teilgenommen zu haben. Die Staatsanwaltschaft fordert für sie Strafen bis zu vier Jahren und neun Monaten Haft.

Am kommenden Freitag riskieren unsere Brüder und Freunde zurück ins Gefängnis geschickt zu werden.
Loic – vor allem er – wurde bereits ein Jahr und vier Monate in Untersuchungshaft gehalten.
Es werden ihnen keine besonderen Straftaten vorgeworfen, vielmehr seien sie „Teil“ einer Gruppe von Personen gewesen, die Straftaten begangen hätten.
Ihre Verurteilung würde den Weg freimachen für viele weitere Verurteilungen all jener, die beschließen, an einem Protest auch nur teilzunehmen; ein gefährlicher juristischer Präzedenzfall soll geschaffen werden, der sich an alle richtet, die für einen andere, eine bessere Welt zu kämpfen bereit sind.

Lasst uns alles tun, die Gefährten nicht allein zu lassen.

Unsere Solidarität gilt Loic und den anderen Angeklagten des Elbchausseeprozesses!

Euer Fabio

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Soli- Grüße und Worte von Fabio aus Italien https://unitedwestand.blackblogs.org/soli-gruesse-und-worte-von-fabio-aus-italien/ Mon, 23 Apr 2018 22:03:56 +0000 http://unitedwestand.blackblogs.org/?p=2039 Continue reading ]]>

Hier ein paar Worte von unserem Genossen, Freund und Bruder Fabio aus

Italien, voller Liebe und Solidarität:

Freiheit ist schön. Freiheit ist schön, wie viele schöne Aspekte hat die Freiheit!
Ein Bier, ein Kuss, ein blauer Himmel ohne Gitter in der Mitte, die Strahlen der Sonne, die in diesen ersten Frühlingstagen auf unsere Haut
treffen. Kurz gesagt, Freiheit ist einfach schön.

Aber viele Freunde und viele Genossen können nicht all dies genießen. Weil sie von dieser „Justiz“ gefangen gehalten werden. Und an die müssen wir denken.

Jeder von uns kann auf seine Weise etwas tun….
Wir können Briefe verschicken, Familienmitgliedern helfen, und vor allem
können wir zu den Gerichten gehen.

Die Prozesse stehen im Mittelpunkt des Justizwesens. Die Richter, stark
in ihrer Macht, verteilen Jahre von Gefängnisstrafen wie Süßigkeiten in
Verfahren, die oft nur absurd sind. Die Logik der Macht ist immer die gleiche, sie isoliert, teilt und bricht Bindungen. Sie wissen, dass ein Mensch leicht zu bekämpfen ist. Deshalb ist die Begleitung der Prozesse so wichtig, um deutlich zu machen, dass wenn
sie gegen einen vorgehen, alle angreifen!

Lasst uns solidarisch sein mit den Verhafteten und vor Gericht!
Peike, Kostantin, Evgenii und alle anderen, die folgen werden!
Gemeinsam werden wir widerständig sein !

Fabio

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Erklärung von Fabio V. anlässlich der Sitzung am 07. November 2017 im Amtsgericht Hamburg-Altona https://unitedwestand.blackblogs.org/erklaerung-von-fabio-v-anlaesslich-der-sitzung-am-07-november-2017-im-amtsgericht-hamburg-altona/ Wed, 08 Nov 2017 22:50:46 +0000 http://unitedwestand.blackblogs.org/?p=1362 Continue reading ]]> Frau Richterin, Frau Schöffin, Herr Schöffe, Frau Staatsanwältin, Herr Jugendgerichtshelfer,

Sie müssen heute über einen Mann urteilen. Sie haben ihn als „aggressiven Kriminellen“ und als „respektlos gegenüber der Menschenwürde“ bezeichnet. Mich persönlich kümmert es nicht, mit welchen Attributen Sie mich benennen. Ich bin nur ein Junge mit einem starken Willen.

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass die Herrschaften Politiker, Polizeikommissare und Staatsanwälte wahrscheinlich glauben, dass sie den Dissens auf den Straßen aufhalten können, indem sie ein paar Jugendliche festnehmen und einsperren. Wahrscheinlich glauben diese Herrschaften, dass das Gefängnis ausreicht, um die rebellischen Stimmen aufzuhalten, die sich überall erheben. Wahrscheinlich glauben diese Herrschaften, dass die Repression unseren Durst nach Freiheit aufhalten wird. Unseren Willen, eine bessere Welt zu erschaffen.

Nun gut, diese Herrschaften täuschen sich. Sie liegen falsch, das beweist auch die Geschichte.

Denn wie ich mussten bereits unzählige junge Menschen Gerichtsverfahren wie dieses hier durchleben.

Heute ist es Hamburg, gestern war es Genua und davor wiederum war es Seattle.

Sie versuchen, die Stimmen der Rebellion, die sich überall erheben, mit allen „legalen“
Mitteln und „prozessrechtlichen Maßnahmen“ einzugrenzen.

Wie dem auch sei, wie auch immer die Entscheidung des Gerichtes lauten wird, sie wird nichts an unserem Protest ändern. Denn noch viele junge Männer und Frauen, die von den gleichen Idealen angetrieben werden, werden auch weiterhin überall in Europa auf die Straßen gehen, ohne sich dabei um die Gefängnisse zu kümmern, die Sie mühevoll versuchen, mit politischen Gefangenen zu füllen.

Aber kommen wir nun zum Punkt, Frau Richterin, Frau Staatsanwältin, Frau Schöffin, Herr Schöffe, Herr Jugendgerichtshelfer.

Kommen wir zum Punkt.

Wie Sie sich vorstellen können, werde ich heute in Bezug auf die Sache, wegen der ich angeklagt bin, von meinem Recht zu schweigen Gebrauch machen. Aber ich möchte etwas über die Beweggründe sagen, weswegen ein junger Arbeiter aus einer abgelegenen Stadt in den östlichen Voralpen nach Hamburg gekommen ist. Er tat dies, um sein Missfallen am G20-Gipfel zum Ausdruck zu bringen.

G20. Allein der Name an sich hat etwas Perverses.

20 Menschen, Männer und Frauen, welche die reichsten Industrieländer der Welt vertreten, versammeln sich um einen Tisch. Sie sitzen alle zusammen, um über unsere Zukunft zu entscheiden. Ja, ich habe es richtig gesagt: „unsere“ Zukunft. Meine Zukunft, die Zukunft aller Menschen, die heute hier in diesem Saal sitzen, sowie die Zukunft weiterer 7 Milliarden Menschen, die auf unserer schönen Erde wohnen.

20 Menschen entscheiden über unser Leben und unseren Tod.

Selbstverständlich ist die Bevölkerung zu diesem netten Bankett nicht eingeladen. Wir sind nichts anderes als die dumme Schafsherde der Mächtigsten der Welt. Hörige Zuschauer dieses Theaters, in dem eine Handvoll Menschen die ganze Menschheit in der Hand hat.

Frau Richterin, ich habe lange darüber nachgedacht, bevor ich nach Hamburg gekommen
bin.

Ich habe an Herrn Trump gedacht und an seine Vereinigten Staaten von Amerika, die sich unter der Flagge der Demokratie und der Freiheit für die Polizisten der ganzen Welt halten. Ich habe an die vielen Konflikte gedacht, die der amerikanische Riese in jeder Ecke des Planeten anstiftet. Von Nahost bis nach Afrika. Alles mit dem Ziel, die Kontrolle über die eine oder andere Energiequelle zu erlangen. Nicht so wichtig, dass dann immer die gleichen sterben: Zivilisten, Frauen und Kinder.

Ich habe auch an Herrn Putin gedacht, den neuen Zaren Russlands, der in seinem Land systematisch die Menschenrechte verletzt und sich über jegliche Art von Opposition lustig macht.

Ich habe an die Saudis und an ihre auf Terror gründenden Regierungen gedacht, mit denen wir westliche Länder riesige Geschäfte machen.

Ich habe an Erdoğan gedacht, der seine Gegner foltert, tötet und einsperrt.

Ich habe auch an mein eigenes Land gedacht, in dem jede Regierung mit Gesetzesdekreten pausenlos die Rechte von Studenten und Arbeitnehmern beschneidet.

Kurzum, das sind sie, die Hauptdarsteller des prächtigen Banketts, das im letzten Juli in Hamburg stattgefunden hat. Die größten Kriegstreiber und Mörder, die unsere heutige Welt kennt.

Bevor ich nach Hamburg kam, habe ich auch an die Ungerechtigkeit gedacht, die unseren Planet zerstört. Es scheint mir schon fast banal zu wiederholen, dass 1% der reichsten Bevölkerung der Welt genau so viel Reichtum besitzt wie 99% der ärmsten Bevölkerung zusammen. Es scheint mir schon fast banal zu wiederholen, dass die 85 reichsten Menschen auf der Welt genau so viel Reichtum besitzen wie 50% der ärmsten Bevölkerung der Welt zusammen. 85 Menschen gegenüber 3,5 Milliarden. Nur ein paar Zahlen, die ausreichen, um eine Vorstellung zu bekommen.

Und dann, Frau Richterin, Frau Schöffin, Herr Schöffe, Frau Staatsanwältin, Herr Jugendgerichtshelfer, bevor ich nach Hamburg kam, habe ich an meine Stadt gedacht: an Feltre. Das ist der Ort, an dem ich geboren wurde, an dem ich aufgewachsen bin, an dem ich leben möchte. Es ist ein kleines mittelalterliches Städtchen, das wie ein Juwel in die östlichen Voralpen eingelassen liegt. Ich habe an die Berge gedacht, die sich bei Sonnenuntergang rosa färben. An die wunderschönen Landschaften, die ich das Glück habe aus dem Fenster meines Zuhauses sehen zu können. An die umwerfende Schönheit dieses Ortes.

Und dann habe ich an die Flüsse in meinem schönen Tal gedacht, die von den vielen Unternehmern geschändet werden, die Genehmigungen haben wollen, um dort Elektro-Wasserwerke zu bauen, unbeachtet der Schäden, die sie der Umwelt und der Bevölkerung zufügen. Ich habe an die Berge gedacht, die vom Massentourismus befallen werden und zu einem grausigen Militärübungsplatz geworden sind.

Ich habe an den wunderschönen Ort gedacht, an dem ich lebe und der an skrupellose Geschäftemacher verscherbelt wird. Genauso wie viele andere Täler in jeder Ecke des
Planeten, in denen die Schönheit im Namen des Fortschritts zerstört wird.

Angetrieben von all diesen Gedanken hatte ich mich also entschieden, nach Hamburg zu kommen und zu demonstrieren. Hierher zu kommen, war für mich mehr eine Pflicht als ein Recht.

Ich habe es für richtig gehalten, mich gegen diese gewissenlose Politik zu erheben, die unsere Welt in den Abgrund treibt.

Ich habe es für richtig gehalten zu kämpfen, damit zumindest etwas auf dieser Welt ein
bisschen menschlicher, würdevoller, gerechter wird.

Ich habe es für richtig gehalten auf die Straße zu gehen, um daran zu erinnern, dass die Bevölkerung eben keine Schafsherde ist und dass sie in Entscheidungsprozesse involviert werden muss.

Die Entscheidung, nach Hamburg zu kommen, war eine parteiische Entscheidung. Es war die Entscheidung, mich auf die Seite von denen zu stellen, die um ihre Rechte kämpfen. Und gegen die, die sie ihnen wegnehmen wollen. Es war die Entscheidung, mich auf die Seite der Unterdrückten zu stellen. Und gegen die Unterdrücker. Es war die Entscheidung, gegen die kleineren und größeren Mächtigen zu kämpfen, die unsere Welt behandeln, als wäre sie ihr Spielzeug. Und denen es dabei egal ist, dass immer die Bevölkerung ihren Kopf dafür hinhalten muss.

Ich habe meine Entscheidung getroffen und habe keine Angst davor, wenn es einen Preis geben wird, den ich ungerechterweise dafür zahlen muss.

Nichtsdestotrotz gibt es noch etwas, das ich Ihnen sagen möchte, ob Sie mir es glauben oder nicht: Gewalt mag ich nicht. Aber ich habe Ideale und ich habe mich entschieden, für sie zu kämpfen.

Ich bin noch nicht fertig.

In einer historischen Zeit, in der überall auf der Welt neue Grenzen entstehen, neue Zäune mit Stacheldraht aufgebaut und von den Alpen bis zum Mittelmeer neue Mauern errichtet werden, finde ich es wundervoll, dass Tausende junger Menschen aus jedem Teil Europas bereit sind, gemeinsam in einer einzigen Stadt für ihre Zukunft auf die Straße zu gehen. Über jede Grenze hinaus. Mit dem einzigen Ziel, die Welt etwas besser zu machen als wir sie vorgefunden haben.

Denn, Frau Richterin, Frau Schöffin, Herr Schöffe, Frau Staatsanwältin, Herr Jugendgerichtshelfer, wir sind nicht die Schafsherde von zwanzig mächtigen Herrschaften. Wir sind Frauen und Männer, die das Recht haben wollen, über ihr eigenes Leben selbst zu entscheiden.

Dafür kämpfen wir. Und dafür werden wir weiterkämpfen.

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Ein kurzer Beitrag für das transnationale Treffen von einem ehemaligen G20 Gefangenen https://unitedwestand.blackblogs.org/a-short-contribution-to-transnational-meeting-at-rote-flora-by-a-former-g20-prisoner/ Fri, 03 Nov 2017 22:35:04 +0000 http://unitedwestand.blackblogs.org/?p=1271 Continue reading ]]> Ich bin vor einem Monat aus dem Gefängnis raus gekommen. Ich kann nicht wirklich zu diesem Treffen kommen. Trotzdem ist nichts vorbei, auch nicht für mich. Es sind immer noch Menschen für die G20 Revolte im Knast, etliche Ermittlungen laufen noch, viele Verfahren werden noch kommen und die Stimmung dieser Tage kann noch nicht vorbei sein. So möchte ich, als ein Individuum das seinen kleinen Teil in all diesem getan hat, ein paar Worte senden.

Ich möchte meinen Standpunkt teilen und ich verdanke immer noch allen die mich während meiner Zeit im Gefängnis unterstützt haben einiges. Egal ob wir dieselben oder verschiedene Perspektiven darauf haben was im Juli und in den darauf folgenden Monaten in Hamburg passiert ist, lasst mich sagen, dass ich jede Form der Unterstützung die ich von der ‘United We Stand’ Kampangne bekommen habe, aufrichtig schätze. Es hat mir sehr dabei geholfen meine Gedanken frisch und am leben zu halten. Also, Danke an euch!

ÜBER G20 UND DIE GIPFEL DER STAATEN UND DES KAPITALISMUS

In diesen Arten von Situationen haben wir prinzipiell immer zwei verschiedene Aspekte vor uns: Den Gipfel und alle Premier Minister*innen, Kapitalist*innen, Diktator*innen und Delegationen von Politiker*innen die sich hier treffen und die Stadt in der dieser Gipfel stattfindet.

Ich denke, dass wir weder vorraus sehen können, noch so tun sollten als ob wir alles vorraus sehen könnten, was in so einem Kontext alles passieren kann. Aber wir können zwei, teilweise verschiedene, Analysen unterscheiden, die generell von Wert sind. Wir sehen die Macht des Kapitalismus nur in den Entscheidungszentren oder wir können Kapitalismus auch als Gegenstand der gesamten Beziehung denken, die in der Gesellschaft erschaffen wird,

Ich denke auf jeden Fall, dass G20 oder ähnliches, vulgäre zur Schau Stellungen von Macht sind, die innerhalb der Gegebenheiten irgend eine Art von offener Rebellion verdienen. Wenn wir allerdings den zweiten Standpunkt betrachten, können wir klar erkennen wie die modernen Metropolen die lieblings Spielplätze des Kapitalismus sind und unsere aller ersten Käfige repräsentieren. Moderne Metropolen sind Unterdrückung und Ausbeutung an sich.
Sie sind nicht nur die Orte, an denen wir die Hauptpräsenz von Bullen, Banken, Immobilien Agenturen, Gerichtshäusern, Einkäufszentren usw, sehen, sie sind die wirklichen Grenzen unserer täglicher Leben. Metropolen sind die Orte, die unsere Beziehungen in Form von Geld gestalten. Sie sind die Orte, an denen wir kaufen und unsere Körper verkaufen. Die Orte, die unsere Entfremdung durch Konsumverhalten definieren. Technologien die machen, dass wir Produkte kaufen, die von Sklav*innen tausende Kilometer weit weg hergestellt wurden.
Bullen verteidigen das normale funktionieren der Metropole, sie verteidigen nicht nur die Besitzer*innen und die in ihren Elfenbeintürmen verschlossenen Politiker*innen. Also finde ich es ziemlich offensichtlich, dass eine urbane Revolte in 2017 auch eine Revolte gegen die Metropole an sich ist, was wohl mehr oder weniger im Bewusstsein aller Menschen die daran teil genommen haben ist.

Ausser unseren besetzten Häusern, Sozialzentren, Sozialhäusern, Bibliotheken usw, sehe ich keine sicheren Zonen für Revolutionär*innen in einer Metropole. Getrifikationsprozesse die überall in Europa passieren zeigen diese Mechanismen sehr gut. Es gibt keine ‘Viertel der Arbeiterklasse’ mehr. Innerhalb der Metropole produzieren wir nichts was wir wirklich brauchen. Wir konsumieren nur während Ihre Kontrolle sich über uns ermächtigt.

Gewiss passieren während einer metropolischen Revolte auch DInge die manche Genoss*innen nicht wirklich gut finden, aber das sollte uns nicht überraschen und niemand könnte vorgeben eine Revolte zu ‘kontrollieren’. Sicherlich werden militante Strukturen nach einer Revolte belastet und sicherlich werden die Medien des Regiems alles daran setzten die Revolte politisch zu diskreditieren. Wir müssen entscheiden ob urbane Revolten für Revolutionär*innen heutzutage nützlich sind oder nicht. Wenn wir wahrhaftig all die weiten Teile der Gesellschaft involvieren wollen, die sich die meiste Zeit nicht bewusst feindschaftlich gegen Autoritäten ausdrücken, die aber dieselben sind, die an Ausbeutung und Ausgrenzung leiden, ohne sich dessen politisch bewusst zu sein. Ich nehme an, Revolte ist notwendig und kann nicht auf etwas wie einem Mittelweg gehen.

Wenn sich jemand über das brennen kleiner Autos, die Plünderung kleiner Läden oder das Verhalten betrunkener Leute beschwert, sich über Leute die sich nicht vermummen oder Leute die Selfies vor brennenden Barrikaden machen beschwert, sollten wir wissen das diese ‘Probleme’ nicht aus den Tagen der Revolte kommen sondern aus all den anderen Tagen an denen keine Revolte stattfindet. Den Tagen wenn unser Raum und unsere Zeit von der Gehorsamkeit gegenüber dem Staat definiert ist.

Ich denke wir sollten wirklich mehr darüber reden wie wir unsere Beiträge zu einer urbanen Revolte verbessern. Beides, wenn wir sie für einen bestimmten Zweck ‘gestartet’ haben oder wenn nicht. Aber eine Revolte ist etwas ausser Kontrolle und jede*r sollte eigene Ziele und Grundsätze haben ohne dabei zu denken alles was passiert kontrollieren zu können. Was wir sicherlich tun können (und ich denke wir müssen) ist Vorschläge und Anregungen zu geben. Ich denke manchmal wir sind gut darin und Hamburg ist ein Beweis dafür.

Ich persönlich habe mich nie sehr um die ‘roten Zonen’ oder symbolische Aktionen neben den Palästen der Macht gekümmert aber ich schätze es sehr, dass jede*r und jede verschiedene Gruppe ihre Bemühmungen in ihre eigene*n Ziele gesteckt hat ohne zu versuchen andere Praktiken zu verhindern. In dem Land in dem ich lebe ist es sehr schwer Heterogenität von Praktiken zu finden die nicht doch an einem Punkt in einem rauen Konflikt enden.
Ich denke das Zerschlagen des Monopols der Gewalt das der Staat inne hat sollte das Hauptding sein und ich bin froh das dies in Hamburg passiert ist und in einem größen Umfang möglich war.

SOLIDARITÄT

Ich denke ihr habt sehr gute Strukturen die Gefangene unterstützen, also möchte ich nur sehr kurz darüber sprechen. Ich bin überzeugt das Solidarität der Kampf an sich ist. Wenn wir nicht dazu in der Lage sind so etwas wie Hamburg zu wiederholen, sollten wir dennoch diese Stimmung am Leben erhalten und all die verschiedenen Praktiken reproduzieren die an diesen Tagen passiert sind. Blockaden, direkte Aktionen, wilde Demos und so weiter.

Jede*r sollte sich verbessern und mit ihren*seinen* eigenen Analysen und Praktiken weiter machen. Ich denke dies sollte nicht von den politischen Positionen der Gefangenen abhängen. Niemand ist repräsentativ für eine Revolte oder Besitzer*in einer Praxis oder eines spezifischen Moments. Gefangene, in diesem Fall, sind nur Menschen die zufällig in den Strassen gefangen wurden und sie repräsentieren nur sich selbst.

PROZESSE

Ich gehe direkt zum vorherigen Punkt. Das Hauptproblem ist die Art wie die Verfahren ausgeübt wurden. Jeder G20 Gefangene hat unterschiedliche Termine und unterschiedliche Gerichte in einer ziemlich langen Periode (von Ende August bis Ende November (?)). Ihr habt gute Arbeit geleistet alle ‘united’ zu halten, also habt ihr nicht so viele beschwerden darüber, wie ich vor kurzem gehört habe.

Ich kann nur meine Erfahrungen aus dem Knast teilen. Wir waren, an einem Punkt nach den ersten zwei Prozessen, sogar so weit mit 7-8 G20 Gefangenen einen kollektiven öffentlichen Brief zu schreiben. Ich denke das wäre sehr gut.
Ich werde hier nicht die spezifischen Gründe erläutern warum wir am Ende keinen Brief geschrieben haben, weil diese Sache auch andere Leute involviert. Aber der Hauptgrund ist diese Art, dass alle Anschuldigungen und Infos uns nur schrittweise bekannt wurden. Das hatte hauptsächlich den Effekt, dass unsere politischen Unterhaltungen im Knast geblockt wurden und alle dazu gedrängt waren, hauptsächlich über das eigene Verfahren und bürokratischen Scheiss nach zu denken und zu reden. Die Angst nach dem ersten Verfahren hat den Rest gegeben. Seit Anfang September war es unmöglich eine gemeinsame Position zu haben, selbst unter den Gefangenen die mehr miteinander redeten.

Es sieht so aus, dass ich sage im Grunde genommen funktioniert Repression sehr gut, was wir, wenn wir ehrlich sind, nicht wirklich leugnen können. Ansonsten hätten wir Revolten wie die im Juli jeden Monat in jeder Region Europas. Ich möchte hier deutlich sein, für jede Entscheidung liegt die Verantwortung bei der Person die diese Entscheidung trifft. Wir streiten viel über das ‘Entschuldigen’ oder das Erzählen wilder Geschichten für die Richter*innen. Aber dies ist sehr schwierig da sich alles hauptsächlich auf die eine juristische Situation des Angeklagten bezieht und nicht auf deren politische oder ethische Entscheidungen. Ich meine, Leute die sich von Anfang an ‘entschuldigen’ wollten haben das am Ende nicht getan und Leute die nie daran gedacht haben sich zu ‘entschuldigen’ mussten sich zumindest am Ende damit auseinandersetzen. Alles veränderte sich im Knast zu schnell für Leute ohne große Erfahrung mit Haft. Unvollständige Infos von den anderen Verfahren, juristische Papiere die ständig reinkamen, unvollständige Infos aus Zeitungen und Fernsehen usw.. Ich möchte ehrlich und klar über meine Entscheidungen sein. Ich fühle mich nicht so als müsse ich etwas rechtfertigen aber ich bin gewöhnlich offen, vorallem mit den Menschen die mich unterstützen. Alle Entscheidungen die ich getroffen habe sind komplett meine Verantwortung.

Natürlich würde ich mich nie entschuldigen. Ich habe schon 8 Urteile (neben 2-3 weiteren Verfahren die noch kommen) die in den nächsten paar Jahren definitiv werden (hier sind juristische Verfahren sehr viel langsamer als in Deutschland). Ich habe immer (zusammen mit anderen angeklagten Genossinn*en) während der Verfahren eine politische Erklärung verlesen und meinen Anwalt seinen Job machen lassen. Ausser einem mal als ich direkt beim klauen in einem Laden erwischt wurde und ich das gleiche tat wie in meinem Prozess in Hamburg.

Mir ist bewusst, dass das ‘Zugeben’ aus verscheidenen Perspektiven nicht ok ist. Was ich am meisten fühle, ist das Fehlen der Gelegenheit zu sagen was ich denke wenn jemand mich beurteilen will. Aber es war eine rationale Entscheidung und ich bereue sie nicht. Ich fühle nicht das ich im Gericht kooperiert hätte. Ich fühle mich am schlimmsten weil ich mich sehr schlecht in den Umständen meiner Verhaftung verhalten habe. Sie hatten Fotos, Videos, Kleidung aufgesammelt und sehr detailierte Beobachtungen. Als mir klar wurde das der Staatsanwalt mehr als 2 Jahre für mich fordert habe ich ab einem bestimmten Punkt die Möglichkeit in Erwägung gezogen ‘Ja, das bin ich’ zu sagen, falls mir dies die Chance bietet das Verfahren zu beschleunigen und Bewährung zu bekommen. Also habe ich es getan. Prinzipiell habe ich mich sehr passiv gefühlt, was schlimm genug ist aber dieses Mal habe ich entschieden es ist besser für mich so schnell wie möglich aus dem Knast zu gehen. Schlicht.

Leider bin ich nicht da aber ich würde trotzdem gern mit euch allen diskutieren was ihr mit ‘politischen Verfahren’ meint. Ich denke das Gericht kann nicht wirklich ein Feld unseres Kampfes sein. Wenn wir mit den Augen der ‘Macht’ gucken ist jedes Verfahren ‘politisch’. Gesetzte und Staaten sind gemacht um Eigentum, die besitzende Klasse und die dominante Kultur zu verteidigen. Auf unserer Seite glaube ich nicht, dass ein Verfahren mit normaler juristischer Verteidigung ein angreifendes Verfahren ist, nur weil die fraglichen ‘Straftaten’ politisch motiviert sind.
Ich wusste zum Beispiel nichts über die deutschen Gesetzte hinsichtlich Riots bevor ich in einem deutschen Knast gelandet bin. Ich kenne Gesetzte in meinem Land aber das ändert mein Verhalten gegenüber den Bullen nicht. So ist eine juristische Verteidigung nicht etwas, dass meine politische position irgendwie definiert. Mir ist es ziemlich egal ob ein Gesetz verfassungsmäßig ist oder nicht, ob die Riots von den Bullen oder den Demonstrant*innen angefangen wurden. Dies alles sind nicht meine Punkte. Natürlich ist es ein starker Unterschied eine eigene politische Erklärung mit einer normalen juristischen Verteidigung zu machen oder das zu tun, was ich in Hamburg getan habe. Darum geht es nicht. Es geht darum in wie weit wir denken, das ein Gericht ein Feld unserer Kämpfe sein kann. Ich habe wahrscheinlich keine feste Antwort. Ich meine, dass es einen echten politischen Prozess des Bruches dann gibt, wenn verweigert wird, die Richter*innen, das Gericht und die Gesetzte an zu erkennen und wenn, wann immer möglich, verschieden versucht wird, das vorran gehen des Prozesses zu unterbrechen. Es müssten dazu krasse Bemühmungen in Erwägung gezogen werden, die nicht sicher ein richtiges Ziel erreichen werden wenn sie nicht gut mit den Genoss*innen draussen koordiniert werden.

Dies sind nur kurze Reflektionen und ein schneller Überblick über meine Erfahrungen von denen ich mir wünsche, dass sie hilfreich für eine Debatte sind. Ich bin immer offen dafür Ideen zu teilen und kritisiert zu werden. Es ist der einzige Weg den ich kenne, meine Aktionen zu verbessern. Ich werde den Geist der Hamburger Revolte gegen G20 für eine sehr lange Zeit behalten, auch trotz der 3 Monate die ich im Knast verbracht habe. Lasst mich noch hinzufügen, dass ich viel Solidarität von anderen Gefangenen erhalten habe, was bedeutet, dass es noch viele ‘Underdogs’ ausserhalb unseres Millieus gibt, die die Bedeutung von Kampf sehr gut verstehen.

So, ich möchte herzliche Grüße an alle schicken, die auf den Strassen Hamburgs wärend dieser Tage im Juli gehandelt haben und an alle die mich im Knast unterstützt haben. Danke euch!

Nach wie vor erhobenen Hauptes.

ein ehemaliger G20 Gefangener

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Brief eines G20 Gefangenen aus dem Gefängnis Billwerder 14.08.2017 (DE) https://unitedwestand.blackblogs.org/brief-eines-g20-gefangenen-aus-dem-gefaengnis-billwerder-14-08-2017-de/ Mon, 21 Aug 2017 07:06:55 +0000 http://unitedwestand.blackblogs.org/?p=433 Continue reading ]]> Es sind fast anderthalb Monate vergangen, seitdem ich während des zwölften G20 Treffens in Hamburg festgenommen wurde. In einer Stadt, die von den Sicherheitskräften belagert und als Geisel genommen wurde, die aber auch zu dieser Gelegenheit einen bedeutenden Protest vor Ort hervorgebracht hat.

Zehntausende, wenn nicht mehr, aus ganz Europa und sogar darüber hinaus, sind gekommen, haben sich in einer großen Welle der Solidarität getroffen, aneinander angenähert, organisiert, debattiert und für mehrere Tage zusammen demonstriert. Sie waren sich zu jeder Zeit der Möglichkeit bewusst, Gewalt und Repression der Polizei ausgesetzt zu sein. Von Algeco wurde zu diesem Anlass sogar ein riesiges Polizeigericht (*aus Containern, samt Gefangenensammelstelle) errichtet, um jeden Protest gegen diesen Gipfel so schnell, wie möglich bestrafen zu können.

Meine Verhaftung basiert, so wie die von vielen anderen Gefährt*innen ebenfalls, alleine auf das unantastbare Wort der Polizei. Von einer Einheit, die die Aufgabe hat, zu infiltrieren, observieren und ihrer „Beute“ zu folgen (über 45 Minuten in meinem Fall, aufgrund eines vermuteten Wurfgeschosses). Wenn sie einen erst einmal isoliert haben, gibt es die Möglichkeit zur Verhaftung, indem sie Kolleg*innen schicken, die schnell und gewalttätig eingreifen und keine Möglichkeit zum Entkommen lassen.

So, hier bin ich, eingeschlossen an diesem für das reibungslose Funktionieren einer globalen Gesellschaftsordnung wichtigen Ort. Diese Orte dienen als Werkzeug für die Kontrolle und Steuerung von Armut und sind notwendig für die Aufrechterhaltung ihres „Sozialen Friedens“. Die Gefängnisse entfalten die Wirkung eines Damokles-Schwertes, das über jedem Einzelnen hängt, so dass alle davor “in Erstarrung” Abstand halten, von den Codes und dem Diktat einer etablierten Ordnung „zu arbeiten, konsumieren, schlafen“ abzuweichen, denen kein beherrschtes Individuum entkommen kann. Dadurch entfremden sie sich selbst bei der Arbeit und vom mit ihr einhergehenden Leben. „Pünktlich zu sein, ohne jemals aufzumucken“ und das nicht nur während der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen, wo von uns gefordert wurde, „in Bewegung“, “en march“ zu sein. (Die Parole von Macrons und der Name der Partei an der Macht) oder zu krepieren, aber vorzugsweise lautlos und langsam.

Da die Gesetzgebung weder allgemeinem Interesse dient, noch bestimmt ist neutral zu sein, ist sie stattdessen der Ausdruck einer von den Mächtigen zunehmend eingesetzten Herrschaft. Sie wird eingesetzt, um ihr Eigentum und ihre Sicherheit zu gewährleisten und dadurch alle, die die Dinge anders sehen oder die sich dem nicht unterwerfen wollen, zu lähmen, sanktionieren und marginalisieren.

Jenseits der Fälle von bekannten und unterstützten Aktivist*innen, die eingesperrt sind, gibt es auch und vor allem, diejenigen Männer und Frauen, die der Brutalität und Unmenschlichkeit der Gefangenschaft vollkommen ausgesetzt sind. Hier beträgt der Stundenlohn für die Arbeit einen Euro, wovon die Hälfte erst bei Entlassung ausgezahlt wird. In meinem Flügel werden Gefangene in Untersuchungshaft oder zu kurzen Strafen (zwischen sechs Monaten bis zu vier Jahren) Verurteilte, hauptsächlich nur aufgrund ihrer sozialen Bedingungen und Herkunft festgehalten. Außer der Bediensteten, sind wenige aus dem “Aufnahmeland”. Alle anderen sind Ausländer, Flüchtlinge und / oder prekär, arm, durch das Leben geschwächt. Ihr Verbrechen: Sie haben sich mehrheitlich nicht den Spielregeln unterworfen, indem sie sich alleine oder in der Gruppe organisiert, am Drogenhandel beteiligt, Diebstähle oder Betrügereien begangen haben.

Haft ist eine primäre Säule dieses Systems. Sie kann aber nicht kritisiert werden, ohne die Gesellschaft, die sie produziert, anzugreifen. Das Gefängnis funktioniert nicht in Autarkie, es ist das perfekte Kettenglied zu einer auf verschiedenen Formen von Ausbeutung, Herrschaft und Trennung basierenden Gesellschaft.

Arbeit und Gefängnisse sind zwei primäre Eckpfeiler für soziale Kontrolle. Die Arbeit ist die bessere Polizei und die Wiedereingliederung eine ständige Erpressung.

Meine Gedanken sind bei den italienischen Gefährt*innen, die einer weiteren Repressionswelle ausgesetzt sind. Insbesondere, die beschuldigt werden, vor einer Buchhandlung von Casapound einen „Sprengsatz“ hinterlassen zu haben. Der extremen Rechte ist mit organisiertem, öffentlichen und offensiven Gegenangriff zu begegnen. Sie ist den Staaten nützlich und komplementär und nährt sich von ihren Bestrebungen und ihrem Wahn nach Sicherheit sowei einwe fortwährend geschürten Stigmatisierung von Ausländer*innen. .

Die Gedanken sind auch bei den Gefährt*innen, die für das Anzünden des Polizeiautos am 18. Mai letzten Jahres in Paris, während der Bewegung (*gegen das Arbeitsgesetz)“Loi Travail” im September vor Gericht stehen. Viele Leute waren im Gefängnis und zwei sind immer noch eingesperrt. Ihnen viel Kraft.

Dank den lokalen Aktivist*innen, die Kundgebungen vor unserem Gefängnis organisieren. Eine Initiative, die hier sehr wertgeschätzt wird, weil sie die Routine und den Zustand der Lethargie durchbricht, der uns aufgezwungen wird. Dank an alle, die uns hier und überall unterstützen.

An Bro’, 161, MFC, OVBT, Jeunes Sauvages, denen von BLF und ander Freund*innen
Gefährt*innen, Kraft !
Befreien wir die G20 Gefangenen und alle anderen. Wir sind nicht allein.
Ein Eingesperrter unter anderen.

Gefängnis Billwerder,
Hamburg
14.08.2017

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Brief von Alessandro (IT) aus dem Gefängnis Billwerder 22.07.2017 (DE) https://unitedwestand.blackblogs.org/brief-von-alessandro-it-aus-dem-gefaengnis-billwerder-22-07-2017-de/ Sun, 20 Aug 2017 19:33:42 +0000 http://unitedwestand.blackblogs.org/?p=286 Continue reading ]]> 22-07-2017 Billwerder, Hamburg

Liebe Genoss*innen,

Heute habe ich den vierten Strich zeichnen müssen (IIII). Es sind in der Tat schon 20 Tage vergangen, seitdem ich auf feige und brutale Art und Weise von einer der Hamburger Spezialeinheiten zu Boden geworfen, estgenommen und hinter Gitter gesteckt worden bin. Sobald sie mich festgenommen hatten, unterbanden sie sofort, dass die vielen solidarischen Umstehenden auf der Straße sich nähern und helfen konnten oder dass diejenigen, die das Ganze auf den Balkonen mitbekommen hatten, mit mir kommunizieren konnten. Sie begannen sofort, mich zu durchsuchen, warfen alles auf den Boden – fanden aber nichts außer einer Regenjacke von Quechua, die noch dazu nur außen an meinem Rucksack hing. Ein sehr nervöser und gleichzeitig besessener 2-Meter-Typ hat dann noch schnell eine Flasche und einen Helm von irgendwo aufgesammelt, um ein Geständnis vor der Kamera aus mir herauszuholen.

Von da an begann dann der Mannschaftswagen-Walzer, die erste körperliche Durchsuchung in einer Kaserne und dann in der GeSa, einem Extra-Gefängnis, das speziell für den G20 aufgebaut wurde und das 5 Millionen gekostet hat. Es handelte sich früher um ein altes Lager, bestehend aus vielen Containern. Das Innere wurde nur durch künstliches Neon-Licht beleuchtet, alles voll mit unzähligen vorgefertigten Zellen. Dort angekommen wurde ich erst einmal komplett nackt ausgezogen, und sie haben sogar die Nähte meiner Unterhose kontrolliert. Sie nahmen mir mein Sweatshirt und meine Uhr weg, zu meiner eigenen Sicherheit… Dann ging es zum Alkoholtest und schließlich wurde ich fotografiert. Zwei Bullen haben mich in eine Zelle gebracht, einer links, einer rechts, die Arme bogen sie mir über meinem Rücken zusammen, eine Methode, die sie bei jeder Verlegung irgendwohin immer wieder anwandten. Bevor sie die Zellentür abschlossen, nahmen sie mir noch Schuhe und Brille ab, alles immer zu meiner eigenen Sicherheit. Die Zelle war dunkel, schalldicht und nur ausgestattet mit einer sehr schmalen Holzbank und einem Notfallknopf.

Bis um etwa 4:30 am Morgen wurde es mir nicht gewährt, einen Anwalt anzurufen, den Anwalt durfte ich dann erst mehrere Stunden später treffen. Es gab verschiedene Misshandlungen und es wurde viel psychologischer Druck ausgeübt. Einige von uns sind vor den Haftrichter gerufen worden, ohne dass ihnen die Anwesenheit eines Anwalts/einer Anwältin ermöglicht wurde. Allerdings wäre deren Anwesenheit vor Gericht auch nutzlos gewesen, denn das einzige Interesse der RichterInnen bestand darin zu hören, ob man die Vorwürfe zugab oder nicht. Nach vielen weiteren Stunden in der GeSa begann die Verlegung in Gefängnisse. Erste Station: die JVA Billwerder. Hier blieb ich 2 bis3 Stunden, bevor ich wieder eingepackt und in einen anderen Knast gefahren wurde, einen geschlossenen Jugendknast, der nur für einige von uns geöffnet wurde. Einzelunterbringung und eine Stunde frische Luft und Umschluß am Tag, die restlichen 23 Stunden eingeschlossen (um mehr zu bekommen, musste sich der Chef erst versichern, ob uns das zustand). Dort erlaubte man uns, einen Anwalt/Anwältin anzurufen, nach gut vier Tagen und nach vielem Nachfragen… Sie begannen, die deutschen Genossen zu entlassen und nach sechs Tagen haben sie uns alle wieder nach Billwerder transportiert, wo ich Orazio wieder gesehen habe (ein, zwei Tage vorher habe ich erst von seiner Verhaftung erfahren) und auch die anderen italienischen und internationalen Genossen. Auch dort, nach der ersten Nacht in einem Gebäudeflügel wurden wir am nächsten Tag wieder in einen anderen Flügel verlegt, wo wir dann für etwa ein Dutzend Tage mal vor Ort blieben.

Während dieses Aufenthalts wurden wir Teil einer absurden bühnenreifen Szenerie, in der irgendwann der Vorhang aufging für eine neue Szene: die Haftprüfung. Die Haftrichter, junge Richterinnen und Richter, waren scharf darauf, Karriere auf unserem Rücken machen zu können. Einem nach dem anderen (also uns Internationalen) wurde eröffnet, dass wir im Knast bleiben müssen. Mit gesenktem Kopf, um uns nicht in die Augen sehen zu müssen, verlasen sie die längst gefällten Beschlüsse, in perfektem Einklang mit der Staatsanwaltschaft. In meinem speziellen Fall hielten sie es noch nicht einmal für notwendig, die Ablehnung des Einspruchs gegen die Haft zu begründen – mein Fall sei genauso wie der vorhergegangene. In „normalen“ Situationen ist für Straftaten, wie sie uns vorgeworfen werden (ein oder mehrere Flaschenwürfe) nur eine Geldstrafe vorgesehen. Aber wir haben mit Sicherheit das Ergebnis dafür kassiert dafür, dass wir gewagt hatten, gegen einen aufoktroyierten und ungewollten Gipfel zu demonstrieren (die Hamburger hatten die Ausrichtung des Gipfels genauso wenig gewollt wie die Olympiade, gegen die sie sich bei einer Volksabstimmung gestellt hatten) und der in unmittelbarer Nähe von widerständigen Stadtvierteln wie St. Pauli, Altona und Sternschanze stattfand: die deutschen Autoritäten waren in diesem Zusammenhang sehr zuvorkommend darin, die Strafen zu verschärfen.

Die harte Linie von Dudde (Chef der Hamburger Polizei richtig: Einsatzleiter für den G20-Einsatz; d.Übersetz.) und seiner Schergen in Bezug auf die „öffentliche Ordnung“ war schon in den Tagen vor dem Gipfel deutlich geworden, als viele Leute angegriffen und geschlagen worden waren, die in Zelten auf den – im Übrigen genehmigten – Camps übernachten wollten. Gleichwohl hatte keiner dieser Angriffe den gewünschten Effekt: die Leute haben sich nicht abschrecken lassen.

Und dann kam der 6. Juli – ein Tag, für den die deutsche Presse seit Tagen und Monaten schon die Ankunft des „größten schwarzen Blockes der Geschichte“ angekündigt hatte – und in Hamburg explodierte die Revolte. Viele von uns haben erlebt, wie die Handlanger von Dudde, nachdem nervöse Befehle aus dem Lautsprecher ertönt waren, mit Schlagstöcken, Wasserwerfern und Pfefferspray eine Demo angriffen, die noch nicht einmal losgegangen war. Vielleicht glaubten sie wirklich daran, mit 15.000 Leuten die Ordnung auf den Straßen von Hamburg aufrechterhalten zu können. Das, was im Gegensatz dazu wirklich geschah, habt ihr alle selbst gesehen. Die Gewalt der deutschen Polizei hat eine Situation zur Explosion gebracht, die bereits aufgeladen war, die Unruheherde haben sich wie Funken in den verschiedenen Vierteln überallhin ausgebreitet. Durch das ständige Bedrängen der roten Zone und der Hotels, in denen die Mächtigen dieser Welt und ihre Delegationen untergebracht waren, waren diese Delegationen dazu gezwungen, Hubschrauber und U-Bahn zu benutzen, während in der Stadt die Hölle losbrach. Bei jedem Versuch, die Situation zu beherrschen und zu verschärfen, kehrte sich die kollektive Wut wieder gegen sie. Bei vernichtenden Niederlagen ist es logisch, dass die Polizei reagiert, indem sie ihre schärfsten Repressionsmethoden hervorholt: Kessel, Massenverhaftungen, Straßensperren, Grenzkontrollen, willkürliche Festnahmen, Gefährderansprachen usw. Heute wissen wir von 36 Genoss_innen, die noch im Gefängnis sind, und es gibt etwa 50 Anzeigen gegen die Polizeigewalt der Truppen von Dudde.

Es wird für uns alle eine bleibende Erfahrung sein, beim Gipfel in Hamburg gewesen zu sein – nicht so sehr wegen der Verhaftung, die unseren Idealen nichts anhaben kann, sondern vielmehr darum, weil wir den Mächtigen der Welt eine Party versaut haben; eine Party derjenigen, die sich hinter ihrer angeblichen “Entwicklung” und Demokratie verschanzen und weiterhin diejenigen verfolgen und verhaften, die sich ihrer Politik widersetzen; eine Party derjenigen, die weiterhin über das Leben unserer migrantischen Brüder und Schwestern entscheiden wollen. Wir sind überzeugt davon, dass wir auf der richtigen Seite stehen und mit eurer Unterstützung halten wir bis zum Ende durch. Viele der hier Inhaftierten haben uns gefragt, ob wir wegen des G20 einsitzen – sie lächelten uns dann an und gaben uns die Hand. Denn, ist ein Die aus Not nicht ein Opfer der Zyklen des Kapitalismus? Und wozu dienen Gefängnisse, wenn nicht, um die Reichen zu beschützen?

Wir fühlen uns verbunden und solidarisch mit allen, die weltweit im Gefängnis sind und denen, die täglich ihr Leben für ihre Ideale geben und von den gleichen Ideen bewegt sind.

Auf dass wir euch alle bald wieder in den Arm nehmen können!

Mit erhobener Faust,

Ale

P.S.: Eine Frage an all die vielen BefürworterInnen und BewundererInnen der EU: Was nützt die Vorrangstellung des EU-Rechts vor dem Recht der einzelnen Staaten und was nützt es, EU-BürgerIn zu sein, wenn es trotzdem Ungleichbehandlungen gibt? Was nützt das EU-Recht, wenn man deinen FreundInnen, die dich im Gefängnis besuchen wollen, Probleme macht, weil plötzlich auch noch der Reisepass verlangt wird, obwohl sie schon Personalausweis und Führerschein vorlegen können? Wir haben die Antwort darauf schon vor langer Zeit bekommen!

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Brief an Fabio von seiner Mutter (DE/IT) https://unitedwestand.blackblogs.org/brief-an-fabio-von-seiner-mutter-deit/ Mon, 07 Aug 2017 08:00:50 +0000 http://unitedwestand.blackblogs.org/?p=179 Continue reading ]]> Lieber Fabio,

am Donnerstag Abend wurden deine Haftbedingungen verändert und sind jetzt noch eingeschränkter. Du kannst nur Besuche empfangen, wenn sie vom Gericht genehmigt werden, und sie werden überwacht. Alle Telefongespräche, die man dich irgendwann vielleicht führen lässt, müssen genehmigt werden und werden überwacht. Alle Briefe, die du erhältst und schreibst, werden abgefangen, übersetzt und gelesen. Alle Pakete unterliegen denselben Kontrollen.

Ich weiß, dass man dir das mitgeteilt hat, und dass du mit Verbitterung darauf reagierst. Ich verstehe dich, denn ich fühle dasselbe. Bei diesen neuen Haftbedingenen werde ich dich nicht am Sonntag besuchen können, worum du mich gebeten hast, und vielleicht kommt es sogar dazu, dass ich gar nicht mehr mit dir in Kontakt treten kann.

Diese Einschränkung der Regeln, denen du unterworfen bist, ist unrechtmäßig, denn du bist nur im Gefängnis, weil du auf einen Prozess wartest und angeblich Fluchtgefahr besteht. Aus diesem Grund darf dein Recht auf Kommunikation mit Personen außerhalb des Gefängnisses in keiner Weise beschränkt werden. Deine Anwältin wird sich überlegen, wie gegen diese absurde Entscheidung vorzugehen ist.

Ich werde dir weiter lange Briefe schreiben, dir Abschnitte aus Büchern, Liedern und Gedichten abschreiben, allles, was mir einfällt, damit du dich weniger allein fühlst in diesem Augenblick, den sie dir immer schwerer machen. Ich hab dich lieb.

(Status der Mutter von Fabio, dem jüngsten der Gefangenen nach dem G20 in Hamburg)

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Brief von Riccardo aus Billwerder vom 20.7.17 (DE) https://unitedwestand.blackblogs.org/brief-von-riccardo-aus-billwerder-vom-20-7-17/ Tue, 25 Jul 2017 18:00:04 +0000 http://unitedwestand.blackblogs.org/?p=188 Continue reading ]]> Brief des Mitstreiters Riccardo, eingesperrt in der JVA Billwerder, Hamburg

Guard Gohlosh impersonated the most hideous wickedness: the wickedness at the service of the powerful of the Earth. A wickedness that could be converted to money. It didn’t belong to him any longer. He had sold it to more competent individuals who used it to enslave and mortify an entire miserable people. He was no longer master of his own wickedness. He had to guide it and direct it according to certain rules whose atrocity hadn’t changed much.
(Albert Cossery – Men God Forgot – 1994, free translation by act for freedom now)

Momentan befinde ich mich im Knast von Billwerder, in Hamburg. Ich wurde am Freitag, den 7. Juli um 19:30 in der Nähe der Roten Flora festgenommen. Mir wird unter anderem vorgeworfen, den Staat beleidigt und die öffentliche Sicherheit gefährdet zu haben. Ausserdem wird mir vorgeworfen, aktiver Teil einer fünfzehnköpfigen Gruppe gewesen zu sein, die versucht haben soll, einen Bullen einer Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit angegriffen zu haben.

Ich verweigere die Dichotomie von „Schuld“ und „Unschuld“, die uns der juristische Apparat des Staates auferlegt.

Was ich sagen möchte ist, dass ich stolz und glücklich bin, während der Revolte gegen den G20 in Hamburg gewesen zu sein. Die Freude der persönlichen Erfahrung des Zusammenkommens so vieler Menschen jeden Alters und aus aller Welt, die sich noch nicht der totalen Logik des Geldes und der kapitalistischen Welt unterworfen haben, kann keine Form der Gefangenschaft bezwingen. In einer historischen Epoche, in welcher der Kapitalismus versucht, den finalen Schritt zu seiner absoluten Stabilisierung umzusetzen, in konstanter Oszillation zwischen innerem Krieg (Sondergesetze, Grenzschließungen, Abschiebungen) und äusserem Krieg (Massaker, Zerstörung und Vergiftung des Planeten Erde), zeigte die Revolte gegen den G20, was denjenigen, die immernoch etwas auf die Freiheit geben, am wichtigsten ist:

Die Möglichkeit ihrer Realisierung.

Die technologische, physische und taktische Effizienz der deutschen Polizei war ebenso beeindruckend und monströs wie nutzlos dafür, das Bedürfnis zum Kämpfen zunächst zu neutralisieren und dann zu unterdrücken – Kämpfe gegen die absurde, katastrophale globale Gesellschaft, für die die zwanzig lächerlichen Staatsoberhäupter so miserabel dastanden, in einer Festung im Herzen der Stadt.

Die Resignierten und Reformist_innen können sehr wohl sagen, dass Hamburg, im Anbetracht der Entwicklungen der Kräfteverhältnisse der letzten Jahre, ein weiteres Massenexperiment zur Stabilisierung des Apparats der internationalen Sicherheit war. Das ist im übrigen das gleiche, das Leute nach Genua 2001 behauptet haben.

Die Rebell_innen und Revolutionär_innen interessieren sich jedoch nicht für die Verschwörungen der Politik, sondern für ihre eigenen Gefühle und Projekte. So oder so kann gesagt werden, dass wenn es ein Experiment gab, dieses ein völliges Desaster war. In den Straßen Hamburgs habe ich unkontrollierte Freiheit geatmet, aktive Solidarität, die Entschlossenheit, die tödliche Ordnung, die uns von einigen Reichen und Mächtigen auferlegt wird, grundsätzlich Abzulehnen.

Keine endlosen Reihen von Autos und orchestrierte Prozessionen, die die unterdrückerische, mörderische Liturgie des kapitalistischen Alltags zementieren. Keine verschwommenen Massen, gezwungen, für den Reichtum eines widerlichen Chefs zu schwitzen und zu buckeln. Keine tausenden, abwesenden Augenpaare, gerichtet auf irgendein aseptisches Display, das unser Erfahren des täglichen Lebens verzerrt und entfremdet.

Ich sah Individuen, die in den Himmel blickten und versuchten, ihn zu greifen.
Ich sah Frauen und Männer, die ihrer Kreativität und ihren unterdrücktesten Träumen Gestalt gaben.
Ich sah die Energie eines jeden der versuchte, anderen eine Hand zu reichen und sich nicht über andere zu erheben.
Ich sah den Schweiß auf der Stirn derer, die ihre eigenen Wünsche zu erfüllen suchten und nicht die ihrer Peiniger. Im Moment der Revolte ist niemand wirklich alleine.

Eine kräftige Umarmung an alle Mitstreiter_innen, all die Rebell_innen, die der deutsche Staat eingesperrt hat. Leidenschaftliche Grüße an Anna, Marco, Valentina, Sandrone, Danilo, Nicola und Alfredo, an die Mitstreiter_innen, denen im Rahmen der „Operation Scripta Manent“ in Italien der Prozess gemacht wird. An die Revolutionär_innen und Rebell_innen in den Knästen auf der ganzen Welt… Ein Kuss an Juan, wo auch immer du sein magst.. wo auch immer du bist, du bist immer mit uns!

So lange ich lebe: immer gegen die Autorität! Immer mit dem Kopf oben! Lang lebe die antikapitalistische Internationale!
Für Carlo! Für Alexis! Für Remi! Für Freiheit!

Riccardo
JVA Billwerder, Hamburg, 20. Juli 2017

Schreibt Riccardo:
RICCARDO LUPANO
09/06/1985
JVA BILLWERDER
DWEERLANDWEG 100
22113 HAMBURG – GERMANY

Von: https://linksunten.indymedia.org/de/node/219436

[G20 Amburgo]: Lettera del compagno Riccardo dal carcere di Billwerder

“La guardia Gohlosh personifica la cattiveria più detestabile: la cattiveria messa al servizio dei grandi della Terra. Una cattiveria monetizzabile. Essa non gli apparteneva più. L’aveva venduta ad individui più competenti che ne facevano uso per asservire e mortificare tutto un popolo miserabile. Non era più padrone della propria cattiveria. Doveva guidarla e dirigerla secondo certi regolamenti la cui atrocità non variava granché.”
(Albert Cossery – Gli Uomini dimenticati da Dio – 1994)

In questo momento mi trovo detenuto nel carcere Billwerder di Amburgo. Sono stato arrestato venerdì 7 Luglio alle ore 19.30 nei pressi del Rote Flora.

Sono accusato di oltraggio allo Stato, di aver messo in pericolo la pubblica sicurezza, di aver svolto un ruolo attivo all’interno di un gruppo di quindici persone che ha fronteggiato la polizia, in particolare di aver tentato di ferire un poliziotto della Sezione Speciale di Bloomberg adibita ad effettuare arresti e recuperare reperti.

Non riconosco il dualismo “colpevole – innocente” proposto dagli apparati giuridici dello Stato. Ciò che voglio dire a riguardo è di essere orgoglioso e felice di essere stato presente durante la sommossa di Amburgo contro il G20. La gioia di vivere in prima persona la determinazione di persone di ogni età e da tutto il mondo che ancora non hanno ceduto alla tentazione di sottomettersi alla logica del denaro e del mondo capitalista non potrà mai essere sopita da nessuna misura cautelare. In un’epoca storica in cui il capitalismo cerca di affondare il colpo definitivo e necessario al suo assestamento, in una continua oscillazione fra guerra interna (leggi speciali, chiusura delle frontiere, deportazioni) e guerra esterna (massacri indiscriminati, distruzione e avvelenamento del Pianeta Terra); la rivolta di Amburgo contro il G20 ha dimostrato ciò che è più importante per chi ha ancora a cuore la libertà: la possibilità della sua realizzazione.

L’efficienza tecnologica, fisica e tattica della polizia tedesca è stata tanto impressionante e spaventosa, quanto, di fatto, inutile a disinnescare prima e reprimere successivamente l’esigenza di svolgere contro la società mondiale, assurda e catastrofica, che i venti patetici Capi di Stato stavano lì a sfoggiare con meschinità, blindati nel cuore della città. I rassegnati e i riformisti potranno dire che, visto i rapporti di forza sviluppatisi negli ultimi decenni tra il potere e i suoi sudditi, quello di Amburgo sia stato un ennesimo esperimento di massa per verificare la tenuta degli apparati di sicurezza internazionale. Del resto è quello che veniva detto anche dopo il G8 di Genova nel 2001.

I ribelli e i rivoluzionari, però, non fanno i conti con le dietrologie della politica, ma con i propri sentimenti e i propri progetti. In ogni caso, mi pare di poter ribadire che, se anche così fosse, questo esperimento sia fallito del tutto. Nelle strade di Amburgo ho respirato la libertà incontrollata, la solidarietà attiva, la fermezza di rifiutare un ordine mortifero imposto da pochi ricchi e altrettanti potenti sul resto dell’umanità. Non più infinite file di automobili e composte processioni che ogni giorno santificano la liturgia oppressiva ed assassina del sistema capitalista. Non più masse indistinte costrette a piegarsi e sudare per un’anonima sopravvivenza in favore dell’arricchimento di qualche ingordo padrone. Non più migliaia di sguardi assenti diretti verso qualche asettico display che aliena e deforma le nostre esperienze di vita.

Ho visto individui alzare gli occhi al cielo per cercare di agguantarlo.
Ho visto donne e uomini dare corpo alla loro creatività e alle loro fantasie più represse.
Ho visto le energie di ciascuno impegnate a tendere una mano ad altre che non si ergono al di sopra di nessuno.
Ho visto il sudore gocciolare dalle fronti per soddisfare i propri desideri invece di quelli di qualche aguzzino. Nell’ora della rivolta nessuno resta mai veramente solo.

Un forte abbraccio a tutti i compagni e le compagne, a tutti/e i/le ribelli prigionieri/e dello Stato tedesco. Un saluto appassionato ad Anna, Marco, Valentina, Sandrone, Danilo, Nicola, Alfredo, i compagni e le compagne sotto processo per l’ Operazione “Scripta Manent” in Italia. Ai/alle rivoluzionari/e e ai/alle ribelli prigionieri/e nelle galere di tutto il mondo. Un bacio a Juan. Dove sei … dove sei … sei sempre con noi!

Finché esisto: sempre contro l’autorità! Sempre a testa alta! Viva l’internazionale anticapitalista!
Per Carlo! per Alexis! Per Rémi! Per la libertà!

Riccardo
Prigione di Billwerder, Amburgo – 20 Luglio 2017

Quelle: https://it-contrainfo.espiv.net

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Brief von Maria vom 14.07.2017 https://unitedwestand.blackblogs.org/briefvonmariavom14juli2017/ Thu, 20 Jul 2017 12:30:59 +0000 http://unitedwestand.blackblogs.org/?p=36 Continue reading ]]> Heute vor 2 Jahrhunderten wurde die Bastille vom Volk gestürmt. Heute errichten diejenigen, die die Erstürmung der Bastille als Gründungsdatum moderner Demokratien feiern, überall neue Festungen. Niemand sollte hier drin sein müssen. Nie wieder. Es ist zu viel für eine einzelne Person. Ob es Minderjährige sind, schwangere Frauen oder Frauen, die eigentlich in einem Krankenhaus sein müssten – alle in den gleichen grauen Anzügen… Ich weiß, dass ihr alles Mögliche versucht, um mich hier herauszuholen und ich danke euch dafür. Es tut mir leid, dass ihr euch Gedanken, Sorgen machen müsst.

Ich habe hier euer Telegramm und in Wirklichkeit hatte ich gehofft, heute herauszukommen und euch laut und herzlich zu danken! Im Gegensatz dazu bin ich weiterhin hier, der Einspruch [gegen meine Haft] wurde nicht akzeptiert. Aber in dem Moment, wenn ihr diesen Brief erhalten werdet, wisst ihr das ja bereits. Wir waren zu fünft in dieser Situation gewesen, alle Arm in Arm. Die beiden Deutschen sind Mittwoch rausgekommen, heute ist die Venezolanerin entlassen worden – aber nur auf Kaution von 10.000 €, ja zehn Tausend! Hier drin bleiben ich und eine Kurdin. Sie ist sehr stark – immer positiv, und das, obwohl zwei ihrer Brüder in Kurdistan gefallen sind. Das einzig Schöne hier sind die Beziehungen, die wir knüpfen. Alle sind so freundlich, altruistisch. Alle sind jederzeit bereit, dich zu umarmen.

Was alles andere betrifft, habe ich kaum noch Illusionen… Einmal ließen sie uns zu dritt aus den Zellen, angeblich, um mit unseren AnwältInnen reden zu können – in Wirklichkeit wollten sie nur unsere DNA. Ich muss hier an sich immer mit dem Schlimmsten rechnen, obwohl das überhaupt nicht meine Art ist. Das erste Gefängnis, in das sie uns gebracht hatten, war ein Fertigbau mit 10qm kleinen Kammern. Wir waren darin für zwei Tage zu fünft, ohne alles, kein Fenster, wir mussten um
alles bitten, auch darum, etwas zu Trinken zu bekommen und darum, aufs Klo gehen zu können – natürlich nur unter Aufsicht. Fast ohne Essen. Hier ist es jetzt ein wenig besser – ich habe zumindest ein Bett und ein Bad.

Ihr wisst ja schon, dass ich hier nur sitze, weil ich kurz
zurückblieb, um einer Verletzten zu helfen, deren Bein „zerbrochen“ war – im wahrsten Sinne, der Knochen war zu sehen, der Fuß war „nur“ zur Hälfte getroffen worden… Ich glaube, diesen Anblick werde ich nie wieder vergessen. Genauso wenig wie den der Polizei, die sie mit bloßen Händen schlug. Und ich konnte mir nicht ausmalen, hier gelandet zu sein, dafür, dass ich nichts gemacht habe. Obwohl ja alle hier drin wegen nichts sitzen. Wegen Diebstahl vor allem. Leute, schreibt etwas über das, was passiert ist, bitte! Schweigt nicht. Wenn ihr wollt, veröffentlicht das, was ich euch schreibe.

Ich weiß wiederum nichts von Fabio, ich hatte ihm geschrieben, aber er hat nicht geantwortet. Er müsste im gleichen Knast sein wie ich. Wenn ihr Infos zu ihm habt, schreibt mir das und schreibt mir überhaupt! Wenn ihr mir eine Briefmarke rein tun könnt, kann ich antworten. Ich werde bis mindestens Mittwoch hier ausharren müssen. Danach – ich weiß es nicht. Ich wünsche euch ganz viel Gutes, euch allen. Eine Umarmung, ich hoffe, bald zurück zu kommen.
Maria

MARIA ROCCO
JVA Billwerder
Dweerlandweg n° 100
22113 Hamburg
Germany

Maria wurde mittlerweile entlassen.

/Maria weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, dass Fabio im Jugendknast Hanöfersand festgehalten wird, dreißig Kilometer außerhalb von Hamburg, dass es ihm gut geht und dass er gut mit den anderen dort klarkommt./
/Auch seiner Entlassung nach Zahlung einer Kaution auf Vorschlag des Gerichts wurde von der Staatsanwaltschaft Hamburg ebenso wenig zugestimmt, wie der von Maria./
/Sie weiß auch nicht, dass im Gegensatz zu Fabio jedoch Alessandro, Orazio, Emiliano und Riccardo zusammen im Männertrakt ihres Gefängnisses, also der JVA Billwerder sitzen, die letzten beiden sind Zellennachbarn./

Hier das Original und mehr Infos auf Italienisch:
http://www.radiondadurto.org/2017/07/26/g20-amburgo-ancora-35-persone-in-carcere-13-tedeschi-e-22-internazionali/

Bisher sind die Einsprüche gegen die Untersuchungshaft alle von der Staatsanwaltschaft Hamburg abgelehnt worden…

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