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]]>Über 8 Wälder sind aktuell besetzt. Monatelang wurde gekocht, gebaut, ins Feuer geschaut, Leuten klettern beigebracht und Sharingrounds gehalten. Menschen gingen ein und aus, blieben mal für paar Tage, mal für mehrere Monate oder kamen immer wieder. Doch was passiert, wenn die Wälder geräumt wurden.
Noch hat sich über Wälder hinaus keine selbstorganisierte kollektive Struktur organisiert. Immer wieder ging es in den nächsten Wald, die nächste Besetzung, neue Orte, neue Leute. Immer wieder auf Reisen.
Gibt es politische Kollektive, die sich aus Waldbesetzungen heraus organisiert haben, von Besetzeris?
Viele meiner Freunde leben in dem einen oder anderen Wald, wir sehen uns ab und zu und besuchen uns mal, aber so weit gedacht haben wir nie. Wobei es definitiv für mich die bessere Option ist, als in ein „altes“ Leben, dass es so eh nicht mehr gibt, zurück zu gehen, für was sich einige Bekannte auch entschieden haben.
Da kommt direkt die Sache mit, was für ne Struktur solls denn geben. Naja ich mein eher sowas wie ne große hängePlattform, also was physisch existierendes, ein Ort, wo ich hin kann, und eine feste Comumnity, die sich organisieren will und am besten auch gleich zusammen wohnen.
(Politische)Perspektiven schaffen, für weiter als paar Monate. Raus aus der Individualität und Vereinzelung hinzu was noch kollektiverem.
Im Wald sind wir dauerbeschäftigt. Es gibt immer was zu tun. Keine Zeit und Lust ans nächste Halbjahr zu denken. Und obwohl alle ständig unter Leuten sind, gibts immer auch welche, die ohne Bezugi da sind, was einen großen Unterschied machen kann. Einerseits kann es dich stärken, fürs Selbstbewusstsein und andererseits ist es auch schwieriger fürs Vertrauen und so, weil du die Menschen erst noch kennen lernst und die meisten schon Buddys haben.
Und am Ende ist der Wald geräumt, du hast viele Leute getroffen und zum Schluss doch keine Ahnung was jetzt kommt…
Lasst mal bitte vorher schon drüber sprechen welche Ideen es so gibt für danach! Suchen andere auch eine politische Wohnmöglichkeit, ein Kollektiv oder haben paar Aktionsideen?
Und probieren wirs dann auch aus und setzen es um.
Wofür machen wir die Dinge, die wir tun – ein paar Ideen
Ob Waldbesetzung, politische Kommune, Projekthaus, oder Autonome Zentren, die Aufrechterhaltung ist super kräftezehrrend.
Alzu oft führen Frustration, Burnout und Depressionen in menschlichen Zusammenleben zum Wegbrechen von Leuten. Es werden Effizienzgedanken, starre Rollenverteilungen und Vereinzelung reproduziert. Menschen fühlen sich nicht wohl, sind müde, überfordert oder suchen Stabilität und Sinn.
Oft fehlen die Strategien, und die Orientierung, sich als politischer Mensch/Freiraum im Großen und Ganzen verordnen zu können. Die Übersicht fehlt, wofür machen wir die Dinge, die wir tun, wozu sollen sie langfristig führen, welche Strategie verfolgen wir.
Es kostet Zeit darüber zu reflektieren und manchmal fehlt die Kraft dazu.
Nach der ersten Hürde die auftaucht, bzw Frage, auf die sich nicht direkt ne Antwort finden lässt, steht schnell alles in Frage, der komplette Aktivivismus.
Das schlägt emotional ein, und wenn die Zweifel und die Fragen nicht geteilt werden, steht mensch alleine da mit der unzufriedenstellenden Situation und strauchelt.
Eine Langzeit Perspektive auf die eigene politische Wirksamkeit kann dabei sehr Stabilität geben. Sie verhilft mir zu Resilienz/Widerstandsfähigkeit gegenüber plötzlichem Abwerten und Unsicherheiten.
Bin ich politisch wirksam?
Fall du dich gerade an einem selbstorganisierten Raum aufhälst, dann klar ja. Durch deine Anwesenheit, entziehst du dich für diese Zeit vom kapitalistischen System und richtest deine Aufmerksamkeit ob bewusst oder unbewusst einer Alternative, einem Freiraum. Es kommt einem vielleicht so vor, als würde das gar nichts verändern, doch dieser Raum besteht aus Menschen, die ihre Aufmerksamkeit in diesem Moment darauf richten.
Sie sind nicht besonders in dem Sinne, alle eint die selbe Situation und die dadurch entstehenden kollektiven Möglichkeiten.
Mit jedem Menschen mehr, steigen diese, und mit jedem Menschen weniger zerfällt der Raum. Hier treffen sich Leute, politisieren sich über Monate manchmal Jahre lang und organisieren Veranstaltungen und Aktionen.
Desto mehr Freiräume in einer Stadt oder einem Viertel, desto größer die Wirkkraft und der Einfluss auf das gesellschaftliche Gefüge an diesem Ort durch Begegnungen, Gespräche und politischer Aktivitäten.
Ob politische Kommune, Projekthaus, Waldbesetzung, oder Autonome Zentren, ihre Aufrechterhaltung ist kräftezehrrend doch hat zeitverzögert und langfristig viele Auswirkungen. Sie sind Vorbildcharakter für spätere Generationen und halten emanzipatorische Räume und Kämpfe aufrecht.
Jeder Ort zählt, weil jede aktive Person zählt.
Warum macht es strategisch Sinn …
in einer Waldbesetzung/einem Projekthaus/ einem politischen Kollektiv zu leben statt konform?
Es ist eine politische Praxis, die wir dadurch verteilen. Das Ziel ist eine antikapitalistische, kollektive, freie und selbstbestimmte Lebensweise in einer Gemeinschaft, die sich selbstorganisiert ohne Herrschenden. In dem wir versuchen sie zu praktizieren wird sie an dieser Stelle realer. Und gleichzeitig bauen wir durch Aktionen, Koorperationen und Bündnissen Gegenmacht von unten auf.
Zeitverzögert führt das zu Diskursveränderungen und zu einer veränderten Agenda im System.
Es gibt viele Ansätze wie Veränderung herbeigeführt wird, eine mögliche Art, die noch eher unrevolutionär oder unambitioniert klingt, ist das Zusammenspiel von anarchistsichen Freiräumen/Keimzellen mit kollektiven bürgerlichen Akteuren wie Vereinen oder Initiativen, die zu (strukturellen) Gesetzesveränderungen führen, durch Klagen oder Bürgerentscheiden.
Mit der Zeit über Jahrzehnte verbreitet sich das Gedankengut und die Praxis und verdrängt konservatives, kapitalistische Aktivitäten immer mehr und rückt Gemeineigentum, soziale und lokale Formen des Wirtschaften in den Fokus. So eine langfristige Perspektive. Aktivistsich sein über diese lange Zeit braucht Geduld und einen langen Atem. Der Ansatz ist nicht wirklich was Neues, und nicht zu oft bleiben strukturelle Veränderungen aus, und Bewegungen werden vertröstet mit politischen Blablabla. Doch es stimmt, dass die Strategie des Mehrwerdens Macht erzeugt und erzeugt hat.
Und mal von diesem konservativen Ansatz abgesehen gibt es noch gefühlt zweihundert revolutionärere Ansätze, warum es gut ist sich mit anderen selbstzuorganisieren und anarchistisch zu leben.
Klar gibt es immer das Totschlag Argument von, das kommt doch eh alles zu spät, mit Klimakrise und Globalen Kriegen. Aber wer es nicht riskiert und sich lieber mit dem Bestehenden zufrieden gibt, bitte schön. Neue Ansätze und Strategien lassen sich vom bürgerlichen Eigenheim eher weniger gut gemeinschaftlich überlegen. Es ist auch immer wieder ein neu ausprobieren und experimentieren.
Und wie es so trefflich in Schwarze Saat heißt: Unser Ziel ist kein Warten auf Morgen, sondern das Heute, hier und jetzt, für uns, unsere Liebsten, unsere Tier und Pflanzenwelt, unsere Erde kämpfen und etwas schaffen, für dass es sich zu leben lohnt.
Für langfristige Veränderungen braucht es emanzipatorische Alltagsformen, die in Freiräumen gelebt wird. Massenproteste reichen nicht, es braucht ergänzend dazu auch massenhaftes gemeinschaftliches Anders Leben.
Dabei ist es hilfsam sich anderen Projekten anzuschließen oder gemeinsam ein eigenes zu starten. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, es kann leichter sein, sich in der Nähe von anderen zu etablieren, dann erhöht sich die Wirkung in der spezifischen Region mit einem Akteur mehr etwas zu verändern und es lassen sich eventuell leichter und schneller Erfolge erzielen. Oder das eigene Projekt ist ein Pionier in der Gegend, dann fühlt es sich oft an, wie Wasser gegen Windmühlen zu arbeiten, doch über die Jahrzehnte wird auch dort dadurch die politische Atmosphäre verändert. Es kommt auf den eigenen Kontext an.
Hinzu kommt, dass zähe Zeiten, wo weniger Zulauf ist und Gruppen sich verkleinern, oft die wichtigsten sind, weil in der Zeit meist Erfolge, die noch folgen werden verzögert am heranwachsen sind. Und manchmal scheitern eben auch Projekte oder Initiativen, in denen sich die Menschen danach wieder neu finden und orientieren können. Gut ist zu reflektieren, warum es nicht geklappt hat und was sich daraus mitnehmen lässt.
Wie wir uns organisieren entscheidet ob wir einander näherrücken oder uns entfernen
Menschen in Projekten, die versuchen anders zu leben und sich anders zu organisieren, machen sich verletzlicher, als jene die der Norm entsprechen. Das soziale Umfeld verändert sich. Wenn es einem mal nicht so gut geht und ein Tief da ist, sind wir empfindlicher. Eigene Entscheidungen werden hinterfragt. Dann kommt es drauf an wie aufmerksam meine Comunity ist und ob ich sie nach Support frage, oder mich isoliere.
Füreinander sorgen, in schwierigen Zeiten sich unterstützen und Dasein, hat das genug Raum im Projekt? Haben wir miteinander Spaß und Zeiten der Erholung? Reden wir über Privates, individuelles abseits vom Aktivismus, über Pläne und Ideen und Möglichkeiten für langfristig?
Für mich ist ausschlaggebend, damit ich politisch aktiv bleibe, meine Verwurzelung im Aktivismus. Dass ich mich einerseits orientieren kann und Vorstellungen habe über mögliche politische Wege/Erfolge. Und dass ich gleichzeitig eine stabile Gemeinschaft habe, die mich trägt und der ich vertraue.
Beides braucht Zeit und Arbeit. Eine mögliche Übersicht für die Zukunft und langfristig paar coole Leute, kommen meist nicht direkt einfach so. Oft ist Initiative ergreifen gefragt und es selbst in die Hand nehmen, auch wenn es anstrengend ist, es lohnt sich für heute, hier und jetzt.
Wer weiss was morgen kommt…
Let’s take the risk, let’s resist.
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Der Vorwurf der hier gegen mich erhoben wird, also Beleidigung eines Beamten, ist völlig aus der Luft gegriffen, und man kann ihn nur aus seinem Kontext verstehen.
Ja! Auch ich mit vielen anderen war im Danni, weil diesem Staat, der eigene Profit wichtiger ist als unsere Zukunft. Der Bau der “Alvazir Autobahn” ist kein notwendiges Bauprojekt zum Wohle aller, der gestützt auf eine Machbarkeits-Studie ausgeführt wird. Weil der Staat keine aus heutiger Kenntnis gültige Studie über Ausführung und Umweltverträglichkeit nachweisen kann, mussten Herr Alvazir und andere sie mit Hilfe Tausender Elemente des Polizeiapparates durchboxen.
Ja, wir waren im Danni, um uns gegen diese Art Politik zu wehren.
Wir waren im Danni, aus Solidarität mit denen, deren Leben die Polizei bei den Räumungen akut in Gefahr gebracht hat.
Und dieser Prozess, in dem es angeblich um eine Beleidigung eines Polizeibeamten geht, ist doch eigentlich nur ein weiteres Beispiel dafür, wie Menschen von Polizei und Justiz mit absurden Vorwürfen überzogen werden während das eigene Handeln geleugnet, verdeckt, gerechtfertigt wird und sie letztlich unantastbar bleiben.
Im Danni wurden während der gewaltsamen Räumungen durch die Sondereinsatzkommandos der Polizei mehrfach wissentlich Stahlseile gekappt und AktivistInnen in Lebensgefahr gebracht, es wurde geprügelt mit dem Ziel zu verletzen und Angst zu machen, es wurde bei Minusgraden der Wasserwerfer eingesetzt, um Proteste zu stoppen und Übermacht zu demonstrieren, es wurden Festgenommene, Kilometer entfernt an unbekannten Orten freigelassen, um sie einzuschüchtern und das eigene Rachebedürfnis zu befriedigen. Die Liste ließe sich fortsetzen und sie ist Abbild gängiger Praxis und keineswegs auf den Danni beschränkt.
Aktuell sehen wir eine deutliche Zuname der Anzahl solcher Vorwürfe und Gerichtsverhandlungen gegen linke AktivistInnen in Hessen und anderswo.
Seit Monate sind nicht nur die hessischen Gerichte überlastet mit Verhandlungen gegen politische Menschen aus dem linken Spektrum. Diese Politik ist allerdings wie gesagt nicht neu. Genau sowenig wie der Apparat, der dahintersteht. Dieser Apparat wurde schon in seinen Anfängen dafür vorbereitet, jegliche fortschrittliche Kraft in Deutschland zu unterbinden. Dafür wurde schon beim Aufbau des Polizeiapparates gesorgt. Laut Jörg Ziercke, ehemaliger Präsident des deutschen BKA:
“N_a_c_h_ _b_i_s_h_e_r_i_g_e_n_ _E_r_k_e_n_n_t_n_i_s_s_e_n_ _w_a_r_e_n_ _E_n_d_e_ _d_e_r_ _5_0_e_r_ _J_a_h_-_r_e_ _i_m_ _B_u_n_d_e_s_k_r_i_m_i_n_a_l_a_m_t_ _f_a_s_t_ _a_l_l_e_ _l_e_i_t_e_n_d_e_n_ _P_o_s_i_t_i_o_n_e_n_ _m_i_t_ _e_h_e_m_a_l_i_g_e_n_ _N_a_t_i_o_n_a_l_s_o_z_i_a_l_i_s_-_t_e_n_ _(_u_n_d_ _S_S_-_F_üh_r_e_r_n_)_ _b_e_s_e_t_z_t_:_ _v_o_n_ _4_7_ _F_üh_r_u_n_g_s_b_e_a_m_t_e_n_ _3_3_ _e_h_e_m_a_l_i_g_e_ _S_S_-_F_üh_r_e_r_,_ _d_a_r_-_u_n_t_e_r_ _2_ _S_t_u_r_m_b_a_n_n_-_ _u_n_d_ _2_0_ _H_a_u_p_t_s_t_u_r_m_f_üh_r_e_r_._”
(Jörg Ziercke: Einführungsvortrag zur Veranstaltungsreihe, in Bundeskriminalamt
diskuttiert seiner Geschichte, 8.Augost 2007- S. 10)
Ein kurzer Blick in die Geschichte der Bundesrepublik zeigt dass mithilfe dieser Gründungsmitglieder, die alten Traditionen erfolgreich weitergeführt werden konnten. Da hilft es auch nichts, das Märchen von den Einzelfällen unablässig zu wiederholen! Unzählige Morde und Angriffe an MigrantInnen und Linken in Deutschland (Oury Jallouh, Conni Wissmann, Hoyerswerda, Rostock, der NSU, NSU 2.0, die Nazi- Chat-Gruppen innerhalb der hessischen Polizei, Hanau, etc. etc….(und die Liste ist so lang wie die Geschichte dieses Landes…) und die fehlenden echten Ermittlungen sprechen für sich.
Der Horror wird noch klarer wenn wir genauer hinschauen und feststellen dass bei der Strafverfolgung die Vertuschung dieser rassistischen und faschistischen Angriffe und Morde durch Polizei und Justizapparat immer wieder gelingt. Während unsere GenossInnen wegen Wörtern wie „Rassistenpack“ oder „Arschloch“ zu hohen Geldstrafen verurteilt werden, laufen gleichzeitig Nazis und Neonazis mit ihren Parolen nicht nur auf den Straßen, sondern auch in die Landesparlamente und Bundestag.
Eins muss ich noch hinzufügen:
Wenn die Verantwortlichen in diesem Staat haben gedacht sie könnten uns mit dem Polizeieinsatz klein kriegen –
Pustekuchen!
Während deren Polizisten in den kalten Tagen, teilweise Monate lang nicht mit ihren Familien sein konnten und für das Kapital die Dreckarbeit erledigen mussten, haben unsere GenossInnen im Wald das Zusammenleben und eine sehr breite Solidarität genossen;
Hunderte Dorfbewohner haben ihre Türen für Menschen geöffnet die sie vorher nicht kannten; Hunderte Festnahmen, die das Ziel hatten Angst zu verbreiten, haben dazu geführt ein breites Netzwerk des Gesa-Supports zu organisieren und unsere Gefangenen mit heissem Kaffee, Tee und Essen zu begrüßen, und uns gegenseitig zu unterstützen und zu zeigen was Zusammenhalt und Solidarität bedeutet;
kein Gerichtsurteil kann diese Solidarität und Menschlichkeit abschaffen!
All dies bedeutet dass auch heute, in meinem Fall, die Anklage eine Politische Anklage ist und als solche betrachtet und behandelt werden muß.
Deshalb fordere ich die Einstellung dieser und aller anderen Verfahren und im speziellen die sofortige Freilassung von unserer Genossin Ella!
Alsfeld, den 16.02.2022
]]>Im Zuge der Danni-Räumung im Herbst 2020 und den Monaten drum herum wurden einige Straf- und Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen Menschen, die gegen die A49 aktiv waren eingeleitet. Zurzeit trudeln einige Ladungen vor Gericht ein. Wir rufen dazu auf, uns nicht einschüchtern zu lassen, Prozesse solidarisch, bunt und widerständig zu begleiten und gestalten und denen zeigen, was wir von ihrer Repression halten.
Gerichte sind zum Essen da!
Termine der Verhandlungen gibt es auf Prozesstermine und in der rechten Spalte bei den aktuellen Terminen.
Falls du Geld hast, hilf den von Repression betroffenen und unterstütze die Antirepressionsarbeit mit einer Geld-Spende.
In Berlin machen Adbustings auf die Inhaftierung von Klimaaktivist*in ELLA aufmerksam, welche heute vor einem Jahr im Zuge der Proteste gegen die A49 im Dannenröder Wald festgenommen wurde.
Cops ermitteln nun gegen Adbuster*innen wegen „Erschleichen von Leistung“.
Aktion:
Anlässig des Jahrestags von Ellas Inhaftierung (26.11.20) finden überregional Aktionen statt, um die Öffentlichkeit an diese staatliche Ungerechtigkeit zu erinnern.
„Dass Menschen und Lebewesen durch Umweltzerstörung und Klimawandel fliehen und sterben müssen ist nicht hinnehmbar. Genausowenig, dass Menschen wegen praktischem Umweltschutz hinter Gittern sitzen.“ empört sich „Olchi“ von den „Knastratten“.
Die autonome Kleingruppe brachte mehrere Plakate hinter berliner Werbekästen an. Mit den Aufschriften…
„FREIHEIT FÜR ELLA. Obwohl die Lügen des hessischen SEK durch Videos eindeutig widerlegt wurden, sitzt Klimaaktivist*in ELLA seit einem Jahr im Gefängnis.“
und
„#FreeElla. Ein Treffer wäre verdient gewesen, doch den gab es leider nicht. Wegen Lügen des hessischen SEK sitzt Klimaaktivist*in Ella seit einem Jahr im Gefängnis.“
…will die Gruppe auf das Lügenwerk der hessischen Polizei und Staatsanwaltschaft aufmerksam machen und das sich darauf stützende Urteil von Richter Süß angreifen. Ein QR-Code auf den Plakaten verlinkt zum neulich erschienen Dokumentarfilm gegen die Lügen von Polizei und Justiz:
https://freethemall.blackblogs.org/ella-ein-dokufilm-gegen-die-lugen-von…
Hintergrund:
„Es war ein abschreckendes Urteil nach einer langen Untersuchungshaft: Die immer noch „unbekannte Person Nr. 1“ wurde vom Amtsgericht Alsfeld zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Das dramatische Gerichtsverfahren basierte dabei komplett auf Erfindungen. Mehrere SEK-Polizisten tischten eine frei erfundene Story zu den Abläufen bei der Räumung der Waldbesetzung gegen die A49 im Herbst 2020 auf. Sie phantasierten von Fußtritten und Kniestößen, Lebensgefahr, Todesangst und Verletzungen. Geschwärzte Atteste mit gar nicht zum Tattag passenden Daten wurden als Beweise akzeptiert, Widersprüche zwischen Aussagen am Tag selbst und den konstruierten Vorwürfen Tage oder Wochen später zu Missverständnissen umetikettiert. Es war völlig klar: Mit „Ella“, die wie unbekannte Person (UP1) genannt wird, war ein Zufallsopfer gefunden, um die ganze Bewegung zu diskreditieren und abzuschrecken. Offenbar war den Lobbyist*innen einer Weiter-so-Autogesellschaft und der autoritär-politischen Justiz ein Schlag gegen Verkehrswende-Aktive wichtig, da diese durch die Besetzung des Dannenröder Waldes deutlich gestärkt wurden. Der Alsfelder Richter Süß machte sich zum Handlanger und willigen Vollstrecker. Paradox: Er schwächte die Verteidigung von Ella durch die Ablehnung von zwei der drei vorgesehenen Verteidiger*innen mit dem absurden Argument, diese seien kritisch gegenüber dem Autobahnbau eingestellt. Er selbst gehört einer Partei an, die auf regionaler und überregionaler Ebene offen für den Autobahnbau eintritt – doch für ihn galt die erfundene Regel politischer Neutralität nicht.“
Quelle:
https://freethemall.blackblogs.org/
Erschleichen von Leistung?!
Während dem Aufhängen der Plakate wurden die „Knastratten“ von Zivicops in Schöneberg gestört. Es wurden Personalien aufgenommen und die Gruppe wurde aufgrund fehlender Straftat (nix geklaut, nix kaputt gemacht) mitsamt Plakaten wieder von der Maßnahme entlassen. Als ein paar Straßen weiter die selben Zivicops erneut auftauchten und wiederholt beim Aufhängen störten, wurden die Plakate diesesmal eingezogen und nach Rücksprache mit dem Chef-Bulle wurde eine Anzeige wegen Erschleichen von Leistung konstruiert.
Nachdem die Bullen in Vergangenheit mit Ermittlungsverfahren (wegen Sachbeschädigung, schweren Diebstahls, Störpropaganda) und Hausdurchsuchungen gegen Adbuster*innen nur vergeblich vorgegangen ist, haben sie sich nun einen neuen Tatvorwurf aus den Fingern gezogen. Es bleibt spannend wie lächerlich sich die Cops auch dieses mal vor Gericht machen werden…
Eingesperrt ist 1, doch es betrifft uns alle!!!
Freiheit für Ella,
Freiheit für Alle!
Auf dem Klimacamp in Dannenrod wurde David Klammers Film Barrikade das erste Mal gezeigt. Es handelt sich hierbei um eine Sammlung an Bildmaterialien aus dem Dannenröder Wald aus der Zeit vor sowie während der polizeilichen Räumung im vergangenen Jahr. Klammers erstes umfangreiches Filmprojekt spiegelt dessen scharfen, ästhetischen Blick wieder, wie wir ihn aus zahlreichen Fotoreportagen, u.a. aus dem Hambacher Wald, kennen. Es steht außer Frage, dass David Klammer die Kunst der Fotografie versteht und es ihm mit seinen Bildern gelingt das Publikum sowohl ästhetisch, als auch emotional anzusprechen. Die filmischen Aufnahmen für Barrikade demonstrieren Davids Fähigkeit sein fotografische Talent auch auf das cinematografische Medium zu übertragen. Allerdings ist der mediale Wechsel von Fotografie zu Cinematografie nicht nur eine technische Angelegenheit, sondern birgt auch tief gehende narrative Implikationen.
Fotograf*innen haben eine nicht zu unterschätzende narrative Macht in dem sie ihren Blickwinkel auf die materielle Realität projizieren. Sie entscheiden welche Bilder aufgenommen werden, welche Details betont und welche raus gelassen werden. Je nach Kamerapositionierung sehen Objekte groß und beeindruckend oder eher klein und marginal aus. Die Kameraperspektive beinhaltet immer eine Subjektivierung der Realität, auch wenn die Person hinter der Kamera es anstrebt eine rein ‘objektive Realität‘ festzuhalten. Ein typisches Beispiel hierfür sind Konfrontationen zwischen Polizei und Demonstrant*innen. Die fotografierende Person entscheidet in diesem Fall durch die gewählte Positionierung der Kamera, ergo den eigenen Blickwinkel, ob das Foto im Endeffekt die Polizei oder die Demonstrierenden als bedrohliche bzw. angreifende Partei darstellen wird. Für Mainstreammedien arbeitende Fotograf*innen positionieren sich in ihrer Arbeit tendenziell, sowohl ideologisch als auch physisch, an der Seite der Polizei.
Diese narrative Macht wird im Falle des cinematografischen Mediums exponentiell vergrößert. Nicht nur Selektion und Blickwinkel gehören zu den unvermeidbaren Machtmitteln, denn hier kommen zusätzliche sprachliche Ebenen hinzu, welche großen Einfluss auf die Wahrnehmung der gezeigten Bilder haben. Dazu gehören die verbale Sprache (explizite Botschaften) sowie Filmschnitt, Sequenz und Handlung (die implizite Botschaften in sich tragen).
Auf all diesen Ebenen – Selektion, Perspektive, verbale Sprache und implizite Narrativierung – manifestiert sich – bewusst oder unbewusst – die Subjektivität der filmschaffenden Person, auch wenn diese behaupten kann, selbst nicht zu Wort zu kommen und nur andere Personen dessen eigene Geschichte erzählen zu lassen. Subjektivität wohnt jedoch auch immer Ideologie inne. In einer augenscheinlichen Abwesenheit von Ideologie schleicht sich so die hegemoniale, sprich die tief internalisierte bürgerliche, Ideologie ein.
Wir sind der Meinung, dass sich auch in Barrikade, ein Film der vorerst als ästhetisches Sammelsurium an Einblicken in die Besetzung ohne klar intendierten Handlungs- oder Erzählstrang erscheint, ein bürgerlicher politischer Inhalt eingeschlichen hat – nicht unbedingt als gezielte ‘kontrarevolutionäre Propaganda’, sondern als Konsequenz einer versuchten ideologischen Neutralität. Dies möchten wir Anhand von zwei uns aufgefallenen Szenen im Kontext des gesamten Filmschnitts verdeutlichen. Die folgenden Bemerkungen richten sich sowohl als konstruktive Kritik an David Klammer, als auch als Anstoß zum aufmerksamen Medienkonsum an Zuschauer*innen des Films.
Die erste Szene, welche wir hier zur Verdeutlichung der zuvor erörterten Punkte anbringen möchten zeigt – ohne jegliche Kontextualisierung – eine Diskussion zwischen zwei A49-Gegner*innen und einem A49-Befürworter. Das Gespräch dreht sich um Recht, Ordnung, Polizeigewalt und das (angeblich beobachtete) Werfen von Steinen. Inwiefern diese Szene chronologisch in die gesamte Konfliktentwicklung und die schlussendliche Eskalation dessen passt bleibt den Zuschauer*innen durch die fehlende Kontextualisierung verborgen. Die Szene endet mit der Aussage seitens des A49-Befürworters, dass die Polizei nur dann Gewalt ausübe wenn sie mit Steinen beworfen werde. Als der Film auf dem Camp in Dannenrod gezeigt wurde, löste diese Aussage übermütiges Gelächter im Publikum aus – für die dort anwesenden Zuschauer*innen war diese Aussage eine so offensichtliche Unwahrheit, dass diese nur als lustig, oder geradezu lächerlich, empfunden werden konnte. Hier muss natürlich berücksichtigt werden, dass die Zuschauer*innen in diesem Fall alle bereits mehr oder weniger Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben durch welche sie diese Aussage definitiv widerlegen können. Problematisch ist jedoch, dass genau diese Aussage des A49-Befürworters eine explizite Äußerung der hegemonialen Ideologie ist, welche sich tief in den Köpfen des deutschen Bürgertums verankert hat. Der kritische Punkt hier ist nicht der Fakt, dass dieser Ausschnitt in den Film aufgenommen wurde – dieser ist sogar durchaus informativ, beispielsweise mit Blick darauf wie ein Großteil des deutschen Bürgertums an Märchen glaubt die so weit von der Wirklichkeit entfernt sind, dass es selbst die Brüder Grimm in Erstaunen versetzen würde – sondern, dass diese explizit falsche Aussage an keiner Stelle im Film widerlegt wird. Sie wird leider sogar – wenn auch unbewusst – implizit bestätigt.
Zu keinem Zeitpunkt werden im Film Bilder roher Polizeigewalt gezeigt; wann immer die Polizei porträtiert wird, sehen wir zuvorkommende, nette, gesprächsbereite, wenn nicht fast schon charismatische, Polizist*innen. Was wir nicht sehen sind Bilder von Polizist*innen die sicherheitsrelevante Seile durchtrennen oder von SEKlern die auf wehrlose Menschen einprügeln. Wir sehen keine Bilder von anlasslosen Festnahmen oder Schmerzgriffen, keine Bilder von gebrochenen Knochen, keine Erfahrungsberichte von Polizeigewalt abseits von Kamerapräsenz, keine Berichte von Sanitäter*innen. (Vielleicht eine Ausnahme: Ü-60 Person die darüber berichtet wie sie weggetragen wurde und dies weh getan hat.) Stattdessen sehen wir wie ein SEKler mit schauspielerischer Brillanz behauptet den Menschen, welche er in diesem Moment räumt, eigentlich ganz ähnlich zu sein. In derselben Szene wird außerdem ein Schneeballhaufen gezeigt, welcher suggestiv auf die Aussage des A49-Befürworters einige Szenen zuvor im Film bezogen werden könnte. Das, von Klammer vielleicht nicht intendierte, Zusammenspiel all dieser Szenen führt zu einer Banalisierung und Täuschung. Die irrtümliche bürgerliche Wahrnehmung der Polizei wird also sowohl explizit ausgesprochen als auch implizit bestätigt. Ergänzt wird das Ganze von einer mehr oder weniger verborgenen impliziten Botschaft: hier wird doch nicht mit Steinen geworfen, nur spielerisch mit Schneebällen. Auch das stimmt nicht: es hat während der Räumung sowohl Stein- als auch Schneeballwürfe gegeben.
In dieser Szene wird die filmmacherische Macht also sehr deutlich. Die falsche Aussage (verbalisierte explizite Botschaft) wird aufgenommen (Selektion) und durch den Filmschnitt implizit bestätigt. Uns geht es nicht darum die narrative Macht an sich zu kritisieren; sie ist nämlich inhärent, unvermeidbar und auch potentiell fruchtbar. Wir kritisieren, dass sie – wahrscheinlich unbewusst – falsch angewendet wird und somit Lügen untermauert anstatt sie zu widerlegen. Ein konkreter Alternativvorschlag für die Einbettung dieser Szene in den Film wäre es, die genannte Aussage (Polizei übt nur Gewalt aus wenn sie mit Steinen beworfen wird) anhand einer darauffolgenden Szene sofort zu widerlegen, beispielsweise mit Bildern anlassloser Polizeigewalt, oder, wenn diese Bilder nicht vorhanden sein sollten, beispielsweise ein Erfahrungsbericht anlassloser Polizeigewalt. Ein diesbezüglich empfehlenswertes Vorbild ist beispielsweise der Film In unser aller Namen über die Thematik des Braunkohlebergbaus und die Konflikte im Hambacher Wald. Hier zeigt sich der Filmmacher ‘politisch neutral’, indem er beiden Konfliktparteien zuhört, den Schnitt aber tendenziell so gestaltet, dass auch einem unwissenden Publikum deutlich wird wie lügnerisch politisch-hegemoniale Äußerungen (z.B. von Innenminister Herbert Reul) eigentlich sind – in diesem Fall folgen auf solche Aussagen entsprechende Szenen welche die Absurdität dieser aufzeigen.
Es ist durchaus möglich, dass in Barrikade keine Szenen roher Gewalt zu sehen sind, weil dieses Gewalt tendenziell gezielt dann ausgeübt wird wenn keine Kameras präsent sind. In diesem Fall besteht, wie zuvor bereits erwähnt, die Möglichkeit Erfahrungsberichte von betroffenen Personen oder Sanitäter*innen zu nutzen um diese dennoch zu dokumentieren. Eine weitere Möglichkeit für das Fehlen von Szenen roher Gewalt kann auch die bewusste Entscheidung sein das Publikum durch die Vermeidung ebendieser zu schonen. Dies halten wir für problematisch, da es einem Vertun einer uns eh schon sehr selten zukommenden politischen ‚Machtquelle‘ (im Sinne der Einflussnahme auf die Wahrnehmung der Geschehnisse) gleichkommt.
Gewaltloser Widerstand, welcher durchaus die Hauptmethode während der Räumung im Dannenröder Wald war, entlehnt seine Macht an seine Spiegelfunktion: dessen Wirksamkeit stützt sich darauf staatliche Gewalt hinzunehmen und so das Herrschaftssystem dazu zu nötigen sich in seiner Gewalt zu offenbaren. Ergo: Offenbarung von Gewalt ist notwendig damit es überhaupt funktioniert. (Historisches Beispiel: Martin Luther King hat sich bewusst Städte ausgesucht von denen bekannt war, dass die Polizei dort ausdrücklich rassistisch und gewalttätig handelte.) Diejenigen die Polizeigewalt erleben, werden nicht geschont; wir sehen nicht ein wieso Zuschauer*innen notwendigerweise geschont werden sollten wenn sich die Gewalt schon vollzogen hat und durch ein Ausblenden in der medialen Dokumentation somit weiterhin im Verborgenen verweilt. Desweiteren sind wir der Meinung, dass es nicht notwendigerweise einen Widerspruch zwischen Ästhetik und Gewalt geben muss und somit auch ein Film mit ästhetischem Anspruch gewalttätige Szenen beinhalten kann. Diese könnten auch dazu beitragen das ‘idyllische Waldleben’, was im Falle von David Klammers Film scheinbar ein Fokus gewesen ist (obwohl der Film dramatischerweise Barrikade heißt), durch eine bewusste Kontrastierung mit der Realität kapitalistischer Herrschaft zu betonen.
Was wir in Barrikade stattdessen sehen sind eine Triggerwarnung zu Beginn, obwohl keine rohe Gewalt zu sehen ist (diese ist natürlich dennoch sinnvoll, da es nicht im Ermessen einer Person liegt welcher Grad an Gewalt eine Triggerwarnung benötigt und welcher nicht) sowie Szenen von scheinbar übermäßig emotionalen, aufgebrachten Aktivist*innen deren Aufregung durch fehlende Kontextualisierung schwer nachzuvollziehen ist. Dies bestätigt wiederum den stereotypischen Eindruck von jammernden, pöbelnden (oder kiffenden) arbeitslosen ‚Taugenischtsen‘ die einfach nicht klarkommen im Kontrast zu vernünftigen, gesprächsbereiten, ruhigen und verantwortungsvollen Beamt*innen.
Die zweite Szene, welche wir als Beispiel anführen möchten, zeigt ein Gespräch zwischen zwei Menschen in der Besetzung. Eine der beiden Personen predigt Pazifismus und behauptet, dass alle erfolgreichen Revolutionen bisher gewaltfrei verlaufen seien. Das Gespräch endet mit einer Umarmung und der Bitte der zweiten Person ‘dies in die Welt zu tragen’. Was genau in die Welt getragen werden soll wissen die Zuschauenden nicht, da nur ein Teil des Gesprächs gezeigt wird und somit auch hier der Kontext fehlt. Doch was der Filmschnitt in diesem Falle suggeriert ist klar: auf die explizit pazifistische Aussage folgt eine visuelle (Umarmung) und verbale (Bitte dies in die Welt zu tragen) Bejahung. Auch hier richtet sich unsere Kritik an die explizit und implizit vermittelte Botschaft welche sich in der Aneinanderreihung der entsprechenden Szenen verbirgt; hierbei spielt der Filmmacher eine aktive Rolle bei der Verbreitung einer ideologisch gefärbten Unwahrheit. Wir brauchen hier keine historische Monographie zu schreiben um zu beweisen, dass die Aussage einfach falsch ist. Zwei Wörter reichen schon: Französische Revolution. Der Szene ist an sich problematisch, indem sie eine Unwahrheit verbreitet und dadurch politischer Aufklärung im Weg steht. Sie passt allerdings auch in die Gesamtstimmung des Films, die allgemein eher verharmlosend anmutet.
Wir behaupten nicht, dass gewaltlose Widerstandsformen keine Daseinsberechtigung haben; diese Daseinsberechtigung sollte jedoch nicht auf Mythen und historischen Falschdarstellungen basieren. Doch hier geht es nicht nur um einen zufälligen faktischen Irrtum – wir reden hier immer noch über Ideologie. Die hegemoniale Ideologie schreibt vor, dass Widerstand nur legitim ist und nur erfolgen kann wenn er bunt, kreativ und ‘gewaltfrei’ ist – das heißt: wenn das staatliche Gewaltmonopol respektiert wird. Diese Behauptung dient einem Selbsterhaltungszweck; die Ideologie ist Mittel zur Legitimierung gewaltvoller Herrschaftsstrukturen, Verschleierung struktureller Gewalt und Delegitimierung von allem was die Hegemonie ernsthaft herausfordert. Dazu gehört auch gewaltbereite Gegenmacht. Die Ideologie lässt keine Chance unversucht Widerstand zu pazifizieren und im Rahmen von ‘demokratischer Meinungsäußerung’ zu verdrängen sowie auch die Polizei, den Hebel der Staatsgewalt, als politisch neutralen Friedens- und Ordnungsbewahrer darzustellen. Doch in der Abwesenheit gewaltbereiten Widerstandes waltet hegemoniale Gewalt souverän. Allgemeine Gewaltlosigkeit hat es nämlich noch nie gegeben.
Es könnte der Eindruck entstehen, dass wir hier über Details stolpern, statt einfach zu betonen, dass David Klammer einen schönen Film geschaffen hat. Doch genau in diesen Details, in Subtilitäten und in Subtexten, nistet sich Ideologie ein. Die Bestätigung hegemonialer Ideologie benötigt lauter implizite und subtile Methoden – sie reproduziert sich unbemerkt und scheinbar wie von selbst – da sie sich schon fest im Geist des bürgerlichen Mitte verankert hat und die subjektive Wahrnehmung der Realität als Bezugsrahmen dient. Sie in Frage zu stellen benötigt hingegen eine wiederholte und nicht zu leugnende Konfrontation mit den die ideologische Indoktrinierung widerlegenden Fakten. Wir sind der Meinung, dass Ästhetik und politische Aufklärung durchaus verbunden werden können, doch wenn das Zusammenspiel ebendieser unvorsichtig gestaltet wird besteht so auch immer die Gefahr der politischen Vernebelung.
Theoretische Hintergründe zu Ideologie und Hegemonie sind u.a. in den Werken von Philosophen wie Antonio Gramsci und Slavoj Žižek zu finden.
]]>Ereignisreiche Wochen und Monate liegen hinter uns – wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir im Herbst 2020 Teil einer bundesweit beachteten Auseinandersetzung im hessischen Hinterland sein würden? Doch jetzt überwiegt der Schmerz und die Wut über den Verlust des Waldes und der Barrios, die wir im Wald geschaffen haben. Es tat weh, ein Baumhaus nach dem anderen fallen zu sehen. Es macht traurig, die gewaltige Schneise der Zerstörung zu betrachten, die die Harvester hinter sich gelassen haben. Wir sind weit davon entfernt zu behaupten, dass aus Schlechtem Gutes entsteht. Wir haben einen Ort verloren.
Und doch ist viel Gutes entstanden. Wir haben uns kennengelernt. In den Barrios und in all den Tagen wurden Affinitäten bestärkt und neue entstanden. Dort, zwischen Marburg und Kassel, haben wir Unbekannte kennengelernt und sie uns. Schnell wurden aus Unbekannten Companer@s, Freund*innen, Genoss*innen. Dort, wo viele Jahre eher ein rechter Mainstream (wir erinnern an die Nazis und Fascho-Bullen in Kirtorf) herrschte, sind andere Lebens- und Gesellschaftsentwürfe wieder sichtbar geworden. Das ist nicht wenig.
Vor unserer Trauer war die Wut: ein weiter so wird es nicht mehr geben, darf es nicht mehr geben. Das war das Signal, welches wir aus dem Herri, dem Mauli und dem Danni gesendet haben. Wir haben Nein gesagt zum ewigen „weiter so“ – nein zu Knechtschaft, nein zu Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur, nein zu allen Unterdrückungsformen. Und viele haben sich in unserem Kampf wiedergefunden – von überall her kamen wir und überall waren wir, um der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen Einhalt zu gebieten. Diesmal noch wurden wir besiegt. Aber nicht wir wurden besiegt, denn eine Idee, eine Haltung kann nicht besiegt werden. Besiegt wurde ein intakter Mischwald, ein Trinkwasserschutzgebiet, ein überraschend hübsches Fleckchen Erde. An klaren Tagen können wir von hier bis in die Höhen des Vogelsberg schauen, und über die Ohm auf den Basaltsockel von Amöneburg.
Diejenigen, die sich „Die Grünen“ nennen, sie haben sich verkrochen, haben sich weggeduckt. Wir haben ihren Opportunismus für alle sichtbar gemacht. Auch das ist nicht wenig. Sie reden von Gesetzen, von Bundesentscheidungen, von Mehrheiten. Es läge nicht in ihrer Macht. Wir glauben ihnen schon lange nicht mehr. Sie sagen, sie wollen den Klimawandel stoppen. Wir haben gesehen, wie: mit Knüppeln, Tritten und ihren Wasserwerfern. Ihre Lösungen sind Teil des Problems. Sie sind das Problem. Wir vergessen nicht.
Unser Weg ist noch weit. Wir haben gerade erst wieder begonnen. Die Entfremdung aufzuheben in einer durchkapitalisierten Gesellschaft – ist uns das im Wald gelungen? Wir ziehen weiter, ja – und doch bleiben wir vor Ort. Wir haben ein Netz gespannt, das von den verschiedensten Orten dieser Welt bis in die kleinsten Dörfer Hessens reicht. Wir wollen und wir werden uns nicht vergessen. Wir werden die Menschen in Dannenrod, in Homberg, in Niederklein nicht alleine lassen. Denn der Kampf ist noch nicht vorbei. Sie dachten, sie brechen mit den Bäumen auch uns – vergesst es. Noch ist dort, wo gestern noch Wald war, kein Zentimeter Straße gebaut. Wir lernen, wann es Zeit ist, den Kopf hängen zu lassen, sich in Gedanken, Trauer und Wut zu verlieren. Wann es Zeit ist, zu streiten, zu diskutieren, gemeinsam zu lachen und weinen. Jetzt ist die Zeit, zu ruhen, sich um unsere Gefangenen zu kümmern, aus Fehlern zu lernen – und neue Pläne zu schmieden. Denn es ist nicht vorbei.
Über unseren Feind wollen wir schweigen. Die Bullen sind es nicht wert, Gedanken an sie zu verschwenden. Die Knechte kommen uns schon immer vor wie seelenlose Maschinen, gedrillt auf Macht und Gehorsam. Diesmal noch waren wir zu wenige, diesmal noch haben sie obsiegt. Doch was ist ihre Brutalität gegen unsere Solidarität? Was ist all ihre Technik gegen die vielen Hände, die Baumhäuser gebaut, Barrikaden errichtet haben – gegen die, die auf Schaukeln, den Wipfeln und über den Autobahnen saßen – gegen die, die Essen kochten und brachten, ihre Türen öffneten, auf Seilen tanzten oder die Bullen zum Tanz baten? Mögen sie sich einschließen in ihrer Burg aus rostigem Stahl. Wir gehen hinaus und verbreiten den Samen des Widerstands. Wo heute ein Baumhaus steht, stehen morgen zwei. Und übermorgen…
Wir sind gespannt. Wen werden wir auf unserem Weg treffen? Wer wird mit uns ziehen? Wo werden wir uns treffen? Mit Sicherheit wieder hier, dort wo einst unsere Barrios waren. Morgen vielleicht aber auch schon an einem anderen Ort, wo sie ihre zerstörerischen „Projekte“ durchsetzen wollen. Mit Sicherheit an den Orten, an denen Menschen kämpfen. Wir kennen viele dieser Orte. Wir werden dort sein. Denn wir sind das Unkraut, das immer wieder kommt.
Unbekannte*Personen
Quelle: Ökologie, Soziale Kämpfe, Swing 221 https://swing.blackblogs.org/2021/02/16/wir-besiegten-des-dannenroeder-waldes/
]]>Heute um 19:00 Uhr wird der hessische Landtag der Polizei „Dank, Respekt und Anerkennung“ zollen – dafür dass sie bei der Räumung im Danni durch ihr „professionelles Handeln […] die Rechte aller Beteiligten“ gesichert und damit ein „Zeichen unseres funktionierenden Rechtsstaats“ gesetzt habe.
Ich kann ja gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte!
Nachzulesen ist das ganze im [Ablaufplan der morgigen Sitzung]
http://starweb.hessen.de/cache/PLENUMONLINE/Ablaufplan.pdf
auf den Seiten 12 und 13, TOPs 70 bis 71. Die drei Beschlussanträge von verschiedenen Fraktionen sagen dreimal in unterschiedlichen Formulierungen dasselbe: Die Polizei hat bei der Räumung im Wesentlichen alles richtig gemacht.
Wir können schon jetzt sicher davon ausgehen, dass alle drei Anträge mit großer Mehrheit durchgewunken werden. Womöglich wird es am Ende sogar stehende Ovationen geben.
Es ist ja so eine unerträglich verlogene und hässliche Heuchelei!
Als wären nicht an jedem zweiten Tag der Räumung friedliche Demonstrationen angegriffen worden! Es wurden ja sogar regelmäßig ganze Busladungen von Aktivist*innen verhaften und teilweise verprügelt, die noch nicht einmal bei irgendeiner friedlichen Demonstration angekommen waren.
Als wären nicht mehrere Menschen aus vier bis fünf Metern Höhe abgestürzt, immer wieder durch das unverantwortliche Handeln der Polizei! Und es gab so viel mehr Situationen, wo nur durch schieres Glück und die Vorsicht der Aktivist*innen noch schlimmere Unglücke verhindert wurden.
Als wäre all diese Rücksichtslosigkeit und Brutalität nicht immer wieder mit eindeutigen Videos belegt worden! In einem Fall gab es ja sogar das Geständnis des verantwortlichen Beamten – aber bis dahin jede Menge Lügen der Polizei-Pressestelle, dass es ganz bestimmt keine Polizeieinwirkung gegeben hatte.
Und jetzt will der Großteil des Landtages nochmal eine Runde Applaus nachschieben, um zu betonen, dass die „Menschen in Uniform“ „kein Freiwild, sondern unser Garant für die innere Sicherheit“ sind? Sagt mal, habt ihr da oben Stroh oder Scheiße in eurem Kopf?
Was glaubt ihr wohl, wie sicher wir uns gefühlt haben, wenn die BFE-Greiftrupps uns schwer bewaffnet durch den Wald gejagt haben, einfach nur weil sie es können? Und die sind das Freiwild? Was glaubt ihr, was wir von eurer so genannten „inneren Sicherheit“ halten, während das SEK uns zum Abseilen oder zum Sichern Würgeknoten um den Brustkorb bindet? Und was denkt ihr wohl, was das mit eurem ach so astrein „funktionierenden Rechtsstaat“ macht, wenn ihr die Täter nicht nur ungeschoren davon kommen lasst, sondern ihnen jetzt auch noch verbal Orden hinterher schmeißt?
Jeder Landtagsabgeordnete, der einem dieser drei Anträgen zustimmt oder dafür applaudiert, macht sich mit verantwortlich für die Gewalt, die im Danni passiert ist, und die Polizeigewalt die noch kommen mag. Aber das wirklich zynische ist: Wahrscheinlich wäre dieser Hinweis den betreffenden Abgeordneten einfach völlig egal.
Aber warum machen die das? Warum kommt Monate nach der Räumung nochmal so ein ungefragtes Lügengebäude, so ein symbolischer Kniefall vor den Cops?
Ein wichtiger Grund ist wohl die Staatsräson: Der Staat und Politiker*innen werden die Polizei wieder brauchen, um ihre unpopulären Beschlüsse durchzusetzen. Und die Cops finden das ja auch nicht immer nur witzig, ihre Köpfe hinzuhalten und Überstunden zu machen für das Versagen der Politik. Damit sie das trotzdem tun, braucht es ab und an ein Bisschen symbolische Anerkennung.
Ein anderer Grund ist die Deutungshoheit über die Geschichte: Wenn sie oft und laut genug darüber lügen, wer bei der Räumung in Mauli, Herri und Danni angeblich den so genannten Rechststaat gefährdet hat, dann bleibt ihre Lüge am Ende vielleicht besser hängen als unsere Hinweise auf gefährdete Menschenleben und die Relevanz der Klimakatastrophe. Nachdem ein größerer Teil der Presseberichterstattung sehr einseitig zugunsten der Polizei war, könnte diese neue Zusammenfassung der alten Lügen auf fruchtbaren Boden fallen. Denn sosehr wir wissen, wie sich „innere Sicherheit“ in ihrer harten Realität anfühlt – die meisten Medienkonsument*innen haben von dieser Realität wenig Ahnung, und die andere Version der Geschichte ist zwei Monate lang bequem bis in ihr Wohnzimmer gekommen.
Ein weiterer hässlicher Zynismus steckt in den Details der Tagesordnung: TOP 70 ist ein Antrag von der FDP, TOP 71 von der AfD und TOP 72 von den Regierungsfraktionen CDU und die Grünen. Jedesmal ist es eine Beschlussempfehlung zu der inhaltlich immer gleichen Lobhudelei, und jedesmal ist mit im Paket: Ein Bericht von der Grünen Eva Goldbach.
Ich hatte ja lange Angst vor dem Zeitpunkt, wo die Union anfängt, Koalitionen mit der AfD einzugehen. Und jetzt wache ich in einer Realität auf, in der eine Grüne Landtagsabgeordnete sich nicht dafür schämt, sich dankend Redezeit von den von der AfD zuschanzen zu lassen, um brutale Polizeigealt gegen Umweltaktivist*innen zu bagatellisieren und zu rechtfertigen. Die Grünen schaffen es doch allen Ernstes noch, die CDU rechts zu überholen.
Ich hoffe sehr, dass die Nachricht von diesen unsäglichen Tagesordnungspunkten noch schnell genug die Runde macht, und dass noch spontan eine Kundgebung zusammenkommt. Es wäre schwer zu ertragen, wenn dieser wissentlich geplante Tritt ins Gesicht der Demonstrationsfreiheit ohne angemessenen Protestlärm über die Bühne geht.
Aber die Realität ist diese: Die hunderten Leute, die im Oktober und November für den Erhalt der Wälder und gegen die A49 gekämpft haben, sind in zwei Monaten Räumung alle bis an ihre Grenzen und teils weit darüber hinaus gegangen. Während im Landtag in großen Tönen gelobt wird, dass die Polizei beim Einsatz „mit großer Besonnenheit immer die angemessenen Mittel gewählt hat“, sind wir noch voll damit ausgelastet, uns von ihrer „großen Besonnenheit“ zu erholen und die psychischen und physischen Wunden zu heilen, die von ihren ach so „angemessenen Mitteln“ angerichtet wurden. Für die meisten von uns ist es richtig und vorerst wichtiger, dass wir uns um uns selbst kümmern, als uns mit dieser hässlichen Lügenshow abzugeben.
Aber wir werden diese Landtagssitzung verfolgen. Und wir sind sehr gespannt, was Eva Goldbach so interessantes zu erzählen hat, dass dafür sogar die AfD die Klappe hält.
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