Nach dem offenen Brief der Tutor_innen: erste Verbesserungen in Gang gesetzt, Gespräch mit Präsident und Kanzler vereinbart

An der Universität gibt es zahlreiche unterstützende Lehrveranstaltungen, die von älteren Studierenden für jüngere Mitstudent_innen gegeben werden, die sogenannten Tutorien. Auch unter den Tutor_innen herrscht Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen, vor allem in Bezug auf die vertraglich vereinbarten Stunden (die oft in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Arbeitsaufwand stehen) und die Vertragslaufzeit (von in der Regel nur drei Monaten).

Am 26. Mai 2017 haben acht Tutor_innen der Uni Jena unterstützt von der Bildungs-AG der FAU Erfurt/Jena dem Präsidenten der Uni Jena einen offenen Brief zukommen lassen. Darin fordern sie (1) dass die gesamte Vorbereitungszeit für die Tutorien bezahlt wird, also mindestens 20-Monatsstunden-Verträge, und (2) eine Vertragslaufzeit von einem Jahr.

Der offene Brief hat bereits nach zwei Wochen zu Veränderungen geführt. Zum einen hat der Präsident den Tutor_innen ein Gespräch angeboten. Dieses wird am 16. August 2017 stattfinden. Zum anderen wurde u.a. aus persönlichen Ansprachen der Unterzeichner_innen deutlich, dass der offene Brief und die enthaltenen Forderungen an verschiedenen Instituten und Fakultäten zu einem brennenden Thema geworden sind und scheint sich eine Überprüfung der Tutorenverträge von Seiten der Uni anzubahnen.

Damit haben die Tutor_innen gemeinsam mit der Bildungs-AG der FAU Erfurt/Jena bereits für eine erste Verbesserung der Lage gesorgt. Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten weiter Druck machen, um die Arbeitsbedingungen der Tutor_innen und sonstigen universitären Arbeiter_innen dauerhaft zu verändern. Wir wollen hiermit noch einmal alle Tutor_innen dazu einladen, mit uns in Kontakt zu treten und gemeinsam für Verbesserungen zu kämpfen.

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Lohnnachzahlungen und Entfristung erfolgreich gegenüber der Uni Jena durchgesetzt!

Im letzten Monat konnten wir die Forderungen von zwei Kollegen erfolgreich gegenüber der Uni Jena durchsetzen.

Im ersten Fall haben wir mit einer studentischen Hilfskraft in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (Thulb) die Nachzahlung der Differenz zum Tariflohn (inklusive Weihnachtsgeld) und Entfristung seines Vertrags gefordert. Unserer Ansicht nach verrichten die Hilfskräfte in der Thulb keine wissenschaftliche Arbeit, insofern können sie erstens nicht als studentische/wissenschaftliche Hilfskräfte aus dem Tarifvertrag ausgeschlossen werden und greifen bei ihnen zweitens die Befristungsmöglichkeiten desWissenschaftszeitvertragsgesetztes (WissZVG) nicht. So konnten wir uns mit der Uni in der Güteverhandlung vom 19. Mai vorm Arbeitsgericht Gera auf eine Lohnnachzahlung von knapp 300€ (ergibt sich aus der Differenz zum Tariflohn) und eine Entfristung des laufenden Vertrags einigen.

Im zweiten Fall haben wir einen Minijobber bei der Nachforderung der Differenz zum Tariflohn unterstützt. Er hatte auf der Versuchsfläche des Jena Experiments der Biologisch-Pharmazeutischen Fakultät Unkraut gejätet und war als Minijobber unrechtmäßig aus dem Tarifvertrag ausgeschlossen worden. Auch hier einigte sich die Uni mit uns in der Güteverhandlung vom 7. Juni und zahlte die Differenz zum Tariflohn nach.

In beiden Fällen hat die Uni es vorgezogen, sich zu einigen und – ohne Anerkennung einer Rechtspflicht – die Forderungen zu erfüllen. Käme es nämlich zu einem Prozess, würde es offensichtlich, dass die Uni in ihrer Anstellungspraxis auf dem Rücken der studentischen Arbeiter_innen geltende Arbeitsstandards unterwandert und ordentliche Arbeitsverhältnisse durch prekäre Minijobs ersetzt.

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Filmabend des Arbeitskreis Soziale Kämpfe #2

Von Freiraum- und Wohnkämpfen über Solidarische Landwirtschaft bis hin zur Refugees’ Kitchen.
Brachflächen, Leerstand, Anonymität, Stillstand – nicht alle zwischen Dortmund und Duisburg wollen sich damit abfinden. Im Gegenteil. Immer mehr Menschen entdecken Möglichkeiten und greifen in den städtischen Alltag ein. Ein Wohnzimmer mitten auf der Straße, Nachbarschaft, Gemeinschaftsgärten. Stadtteilläden, Repair Cafés und Mieter*inneninitiativen entstehen in den Nischen der Städte – unabhängig, selbstbestimmt und gemeinsam.
Das Gegenteil von Grau zeigt unterschiedliche Gruppen, die praktische Utopien und Freiräume leben und für ein solidarisches und ökologisches Miteinander im urbanen Raum kämpfen.

Der Arbeitskreis Soziale Kämpfe von Pekari und die Gruppe Recht auf Stadt laden am 05.07.2017 ins Café Wagner zum gemütlichen Filmabend. Gezeigt wird „Das Gegenteil von Grau“. Wir freuen uns ganz besonders, dass der Regisseur des Films, Matthias Coers, an diesem Abend auch da sein wird und wollen im Anschluss an den Film noch den Raum für Diskussionen und Austausch bieten

Der Eintritt kostet 4 € bzw 4,50 €. Einlass ist 20.30 Uhr und der Film beginnt 21 Uhr.

Auf Sexismus, Rassismus, Homo-/Transphobie, Antisemitismus und Ableismus haben wir absolut keinen Bock.

Trailer zum Film:

https://www.youtube.com/watch?v=yprmKSA82Dk

Website zum Film:

http://gegenteilgrau.de

Staatsmacht, Wirtschaftskrise und Opposition in Russland

21. Juni | 19 Uhr | Wohni (Jena) Wir haben zwei russische Anarchist_innen aus Irkutsk (Sibirien) zu Gast, die in anarchistischen, Tierrechts- und sozialen Initiativen aktiv und zurzeit wegen „Verletzung religiöser Gefühle“ angeklagt sind. „Verletzung religiöser Gefühle“ wurde in Russland 2013, nach der bekannten Aktion von Pussy Riot, zu einem Straftatbestand erhoben. Sie werden über […]

Gründungsfeier der Bildungssektion der FAU Erfurt/Jena

Sonntag, 18. Juni | 14-18 Uhr | Großer Saal im Haus auf der Mauer (Johannisplatz 26, 07743 Jena)

Seit Sommer 2016, also seit einem Jahr, führen wir als FAU Arbeitskämpfe im Bildungsbereich – bisher gegen die Euroschulen Gera und die Uni Jena. Wir haben seitdem einige Forderungen durchgesetzt: Honorare von den Euroschulen Gera, ein Ende der Scheinselbstständigkeit im CATI-Labor der Uni Jena, Lohnnachzahlung für einen Kollegen vom Unkraut-Jäten auf den Versuchsflächen des Jena-Experimeint, Entfristung und Lohnnachzahlung für einen studentischen Arbeiter in den Uni-Bibliotheken. In weiteren Konflikten erwarten wir eine baldige Einigung bzw. Erfolge vorm Arbeitsgericht.

Seitdem sind einige Kolleg_innen der FAU beigetreten und hat sich herausgestellt, dass es eine kurzzeitige AG nicht mehr tut. Entsprechend haben wir uns entschieden, die AG zu einer Sektion auszubauen. Das bedeutet unter anderem, dass die Sektion eine eigene Koordinatorin haben wird und sich darum bemüht, die Arbeit weiter zu verstetigen. Damit bauen wir als FAU unsere erste richtige Branchenorganisation in Jena auf!

Am 18. Juni werden wir die Sektion gründen. Wir wollen deswegen zusammenkommen und unsere bisherigen Erfolge feiern! Es wird ein Buffet, Getränke und Sekt, Musik und ein kleines Update über unsere bisherige Arbeit geben.

Wir laden alle Freund_innen und Kolleg_innen ein und freuen uns auf eine schöne Feier!

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„Unsere Villa“ in Kassel besetzt

Schon am 03.06. wurde in Kassel eine Villa besetzt. Die offensichtlich medial und organisatorisch sehr gut aufgestellte Aktion erzielte mit dem Eigentümer der Universität Verhandlungsbereitschaft und den Verzicht auf eine Anzeige. Es scheinen hier also gute Chancen zu bestehen tatsächlich langfristig ein soziales Zentrum zu erkämpfen. Weitere Infos: https://villakassel.wordpress.com/ Pressemitteilung: Unsere Villa ist besetzt! Eine […]

Kirchenbesetzung Hamburg auf anarchistischem Sommerfest

Leider ist auch dieser Beitrag wieder mal nur die Spiegelung des bei Indymedia gefundenen: https://linksunten.indymedia.org/en/node/214616 Eine durchaus inspirierende Aktion. Auch in Jena wäre es schön, mal wieder den Kampf gegen unsere staatlich-kapitalistische Enteignung aufzunehmen.. Frohe Kunde: Während des anarchistischen Sommerfestes öffneten sich die Türen der ehemaligen Jugendkirche in der Meiendorferstraße 47 ( Hamburg Rahlstedt ) […]

Gemeinsames Briefeschreiben der GG/BO-Soligruppe Jena beim gewerkschaftlichen Kneipenabend

am 7. Juni um 20 Uhr in der Turmbar vom Kassablanca Nachdem wir das monatliche Briefeschreiben zuletzt ausgesetzt haben, ist es nun wieder soweit! Beim gewerkschaftlichen Kneipenabend von GG/BO und FAU am 7.6. ab 20 Uhr im Kassaturm werden für euch Stifte, Briefpapier und Adressen von Gefangenen bereitliegen – das Porto geht auf unseren Nacken! […]

Kino im Infoladen: Holocauts light – gibt es nicht!

Mittwoch 07. Juni 20 Uhr

Sara Atzmon überlebt als 12-Jährige Ghetto, Arbeitslager und das KZ Bergen Belsen. Fast 70 Jahre später besucht sie mit ihrer Enkelin Shahaf die Orte ihres Leidens in Deutschland. Dabei begegnet sie Jugendlichen, die nichts über den Holocaust wissen und Erwachsenen, die nichts mehr von den Verbrechen der Nazis und den Folgen für die Opfer hören wollen. Sara Atzmon begegnet in Deutschland auch Juden, die aufgrund des zunehmenden Antisemitismus wieder auf gepackten Koffern sitzen.

„Nein, ich hasse niemanden, ich will nur, dass man mir in die Augen schaut, wie sich Menschen anschauen“, erklärte sie in einem Interview gegenüber der Deutschen Presseagentur bei der Weltpremiere des Films in Braunschweig.

Dieser bewegende und aktuelle Dokumentarfilm fordert heraus. Die Regisseurin Ilona Rothin erzählt nicht nur die unglaubliche Überlebensgeschichte von Sara Atzmon, sondern schlägt auch den Bogen zur heutigen Generation in Deutschland und Israel

Sektion der Gefangenen-Gewerkschaft in der JVA Hohenleuben gegründet!

Seit diesem Monat gibt es in der ostthüringischen JVA Hohenleuben eine Sektion der Gefangenen-Gewerkschaft. Einige Häftlinge sind in den letzten Monaten der GG/BO beigetreten. Nun gibt es einen Sprecher. Dieser ist für Mithäftlinge und Anfragen von draußen ab sofort unter folgender Adresse ansprechbar: Carsten Kreibom GG-Sprecher JVA Hohenleuben Gartenstraße 4 07958 Hohenleuben Die Häftlinge haben […]

Kurzmeldung: Neuer Sprecher der GG/BO in der JVA Untermaßfeld

Unser bisheriger GG/BO-Sprecher in der JVA Untermaßfeld Christian Kießling wurde letzte Woche entlassen. Willkommen zurück in der Freiheit! Ab sofort wird der Kollege Martin Höfler für die GG/BO in der JVA Untermaßfeld ansprechbar sein. Seine Adresse lautet: Martin Höfler GG-Sprecher JVA Untermaßfeld Karl-Marx-Straße 8 98617 Untermaßfeld

Leben schützen! Abtreibung legalisieren! Weg mit § 218! – Feministische Proteste in Annaberg-Buchholz ¦ Anreise aus Jena

Zusammen mit dem ProChoiceSachsen-Bündnis mobilisieren wir auch in diesem Jahr am 12.06. nach Annaberg-Buchholz um dort gegen den Schweigemarsch christlicher Fundamentalist*innen zu demonstrieren. Diese ziehen bereits seit 2007 auf die Straße, um Frauen* das Recht auf Abtreibung abzusprechen. Mehrere hundert Menschen protestierten seit 2014 jährlich gegen diesen Mist und für ein selbstbestimmtes Leben. Daran wollen wir auch dieses Jahr anknüpfen!

Mobiveranstaltung „Die `Lebensschutzbewegung‘ in Sachsen und der feministische Widerstand“

31.05. | 19 Uhr im Frei(T)raum (Carl-Zeiss-Str. 3)

In Vorbereitung auf die diesjährige Demo in Annaberg-Buchholz wollen wir einen Einblick in Strukturen, Ideologien und Organisationen der ‚Lebensschützer_innen‘ geben und den feministischen Protest dagegen beleuchten. Außerdem wird es praktische Infos zur Anreise und den Gegenprotesten geben. Falls für die Teilnahme an der Veranstaltung eine Kinderbetreuung benötigt wird, meldet euch bitte vorab bei uns! Infos zur Barrierefreiheit für den Campus der FSU Jena gibts hier: https://tinyurl.com/kddxxb6

Kommt mit uns nach Annaberg!

Wir haben für die gemeinsame Anreise einen Bus organisiert, wofür ihr die Tickets an folgenden Orten bei uns kaufen könnt (7€):
- 29.05.: SoKü im Haus (haltet nach einem Tisch mit Plakat zur Demo Ausschau!)
- 31.05.: Mobilisierungsvortrag im Freitraum
- 07.06.: Sokü in der Insel (auch hier: Tickets gibts beim ausgehängten Plakat!)

Wenn ihr es nicht zu diesen Terminen schafft, dann schreibt uns an [email protected] und wir legen euch welche zurück.

Kurzaufruf: Leben schützen! Abtreibung legalisieren! Weg mit § 218!

Jedes Jahr versammeln sich Gegener_innen von Abtreibungen. Auch in Annaberg-Buchholz wird seit 2010 zu sogenannten “Schweigemärschen” mobilisiert. Diese richten sich gegen das Selbstbestimmungsrecht aller Menschen – insbesondere derer, die schwanger werden können. Die Veranstaltung wird aktuell vom Verein “Lebensrecht Sachsen” organisiert. Anmelder Thomas Schneider ist nicht nur Gründer und Mitglied evangelikaler Gruppen sondern auch gut vernetzt in nationalistisch-rassistischen Kreisen. Die “Schweigemärsche” im sächsischen Erzgebirge sind ein Sammelbecken für Personen und Organisationen, die Nationalismus, Sexismus und feindliche Einstellungen gegenüber homosexuellen Menschen sowie Trans*personen und intergeschlechtlichen Menschen verbreiten und Abtreibungen um jeden Preis verhindern wollen.

Aufgrund restriktiver Gesetze haben jährlich 22 Millionen ungewollt Schwangere weltweit keinen Zugang zu einem sicheren, legalen Schwangerschaftsabbruch. Glücklicherweise steigen die Zugänge zu medikamentösen Abtreibungsmethoden. Trotzdem gibt es immer noch viele Personen die zu gefährlichen Selbst- oder Fremdabbrüchen, wie dem Einführen von Gegenständen in den Uterus, oder kostspieligen Reisen in dahingehend liberalere Länder gezwungen sind. Jedes Jahr sterben ca. 47.000 von ihnen an den Folgen. Unzählige weitere leiden unter Komplikationen oder juristischer Verfolgung.
Daher sind Abtreibungsgegener_innen nicht für das Leben. Denn wer das Leben ungewollt schwangerer Menschen schützen will, muss Abtreibungen legalisieren! Diese Legalisierung ist auch in Deutschland nicht erreicht. Im Gegenteil – noch immer stellt der §218 StGB Abtreibungen generell unter Strafe.

Wir wollen, dass sich das endlich ändert! Deshalb fordern wir:

Leben schützen! Abtreibung legalisieren! Weg mit §218!

Alle anderen Veranstaltungen in weiteren Städten und viele Hintergrundinfos findet ihr unter:
http://schweigemarsch-stoppen.de/

KEIN BOCK AUF MACKERSCHEIẞE! – Gegenveranstaltung zum „Männertag“ ¦ 25.Mai 2017

Ihr habt keinen Bock darauf, euch beim Weg durch die Stadt wie Freiwild zu fühlen? Große Gruppen besoffener Männer findet ihr scheiße? Auf anzügliche Kommentare und Blicke, die euch im Vorbeigehen ausziehen, könnt ihr verzichten?

Wir auch! Deswegen wollen wir dieses Jahr eine Alternative zum sogenannten ‚Männertag‘ anbieten. Mackertum, dummen Sprüchen und der unheilvollen Allianz zwischen Alkohol, Sexismus und Nationalismus wollen wir Empowerment, Spaß und einen Safe Space entgegensetzen. Deshalb laden wir euch dazu ein, am 25. Mai 2017 in den Gewölbekeller im Haus auf der Mauer zu kommen. Los geht es gegen 14 Uhr.

Unter anderem soll es einen Vortrag zur Entstehung und Geschichte des sogenannten Männertags geben – im Anschluss daran lässt sich dann sicher wunderbar darüber diskutieren, was genau unsere Kritik ist und was man dagegen so unternehmen könnte (16 Uhr). Oder wollt ihr einfach nur mit Gleichgesinnten einen netten Nachmittag verbringen? Es wird etwas zu essen, Kuchen und Getränke gegen Spende geben, ebenso wie einen Büchertisch, die Möglichkeit Filme zu schauen oder sich in der Cross-Dress-Ecke auszuprobieren. Und wer aktiv werden möchte, kann Stencils herstellen oder sich am Transpi-Malen für die Demo in Annaberg-Buchholz beteiligen. Und wer weiß, was der Abend noch so bringt… Gerne könnt ihr auch selbst Klamotten für die Cross-Dress-Ecke oder zum besprayen mitbringen. Und selbstverständlich sind auch Kinder herzlich willkommen!

Wir freuen uns darauf, mit euch zusammen einen tollen Tag zu gestalten! Kommt dafür am Donnerstag, dem 25. Mai von 14 – 20 Uhr in den Gewölbekeller vom Haus auf der Mauer!

Stay Safe und Mackern auf die Fresse!

Hausbesetzung in Basel

In Basel wurde das Haus Schlossgasse 12 besetzt. Nachdem vor einem Monat eine andere Besetzung geräumt worden war… zwei Fotos: http://www.20min.ch/diashow/diashow.tmpl?showid=208135 von: https://linksunten.indymedia.org/de/node/212101 Heute, am 10. Mai 2017, genau einen Monat nach der Räumung der Türkheimerstrasse 71-75, wurde das Haus an der Schlossgasse 12 besetzt. Der Eigentümer kaufte das Haus und liess es mehrere Jahre […]

AS.ISM 4 im Infoladen erhältlich

Die vierte Ausgabe der AS.ISM – Streitschrift gegen sexistische Zustände ist im Infoladen erhältlich. Natürlich ist sie auch digital zu finden.

Zum Inhalt: Die 40-seitige Broschüre ist eine Sammlung von Texten der Emanzipativen & Antifaschistischen Gruppe [EAG], Andere Zustände Ermöglichen [AZE], Theorie, Kritik, Aktion [TKA], mehrere AGs der Interventionistischen Linken Berlin [IL], Antifaschistischer Schwarz-Roter Aufbau [ASRA], Kirsten Achtelik und weiteren.
Sie behandelt in drei Kapiteln zu Theorie, Organisierung und Praxistools Themen wie Zweigeschlechtlichkeit, Antifeminismus, Trans*feindlichkeit, Kritik am Ausspielen von Rassismus und Antisexismus, Kritische Männlichkeit, gibt Tipps für Awareness auf Parties, Umgang in Politgruppen und in Beziehungen und interviewt feministische Aktivist*innen verschiedener Zusammenhänge.

Filmabend des Arbeitskreis Soziale Kämpfe

Der Arbeitskreis Soziale Kämpfe von Pekari lädt nächsten Dienstag, den 16.05.2017 ein zum gemütlichen Filmabend mit Snacks, Getränken und gemeinsamen Austausch. Stattfinden wird das Ganze in der Camburger Straße 74.

Gezeigt wird „Mietrebellen“, ein Film von Matthias Coers und Gertrud Schulte Westenberg. In der Dokumentation geht es um verschiedenste Mietkämpfe in Berlin, angefangen bei Zwangsräumungen über den Kampf von Renter*innen um ihre altersgerechten Wohnungen bis hin zu Besetzungen.

Das all dies keine spezifischen Probleme der Hauptstadt sind, sondern auch in anderen Teilen der BRD und in Jena aktuell sind, dürfte kein Geheimnis sein. Wenn ihr Lust habt, würden wir nach dem Film gern den Raum öffnen für einen Austausch über die Situation speziell in Jena (und auch anderswo).

Wir freuen uns, dass die Freie Bühne Jena uns für den Abend in ihrem Räumlichkeiten beherbegen wird. Auch abseits unseres Filmabends gibts dort am vom 15.-21. Mai einiges zu erleben und zu sehen.

Der Eintritt ist frei, Einlass ist so 19 Uhr, der Film geht 19.30 los.

Auf Sexismus, Rassismus, Homo-/Transphobie, Antisemitismus und Ableismus haben wir absolut keinen Bock.

Trailer zum Film:
www.youtube.com/watch?v=5vJQn0Oz9c0

Website zum Film:
mietrebellen.de

Website Jenaer Frühling von der Freie Bühne Jena:
freie-buehne-jena.de/events/jenaer-fruehling-demokratie-abschaffen-jetzt/

Lirabelle #15

Cover15

Der 1. Mai steht vor der Tür, das heißt, Nazis in Gera, Halle, Erfurt oder sonst wo hinterher rennen oder – wenn möglich – mal gepflegt die freie Zeit genießen. Wir drücken die Daumen für Sonnenbrand statt kalter Füße. In jedem Fall habt ihr die neue Lirabelle dabei.
Vielleicht seid ihr bei der Eröffnung da gewesen – unser aktuelles Cover zeigt es euch spätestens an: Es gibt wieder ein Veto in Erfurt! Yeah! Ab sofort gibt es in der Magdeburger Allee 180 wieder regelmäßige Öffnungszeiten, ihr findet sie bei den Terminen Seite 62. Im Infoladen kann wieder ausgiebig in aktuellen Zeitschriften und der Bibliothek gestöbert werden, das Archiv für linke Bewegungsgeschichte in Thüringen wartet auf Neugierige.
In dieser vor euch liegenden Ausgabe gibt es mehrere Antworten auf Texte, die in den vergangenen Lirabellen erschienen sind. (Alte Ausgaben findet ihr an verschiedenen Orten – siehe Seite 63.) Besonders hinweisen möchten wir auf einen Erfahrungsbericht zur Lohnarbeit, einerseits, weil es natürlich wichtig ist, dieses Lohnarbeiten zu reflektieren und zu kritisieren, andererseits weil es nun mal die Lebensrealität von Millionen von Menschen ist, die sich etwas anderes gar nicht vorstellen oder sich Alternativen nicht leisten können. Zur unendlichen Geschichte deutscher Gerichtsprozesse wird auch wieder ein Bericht beigesteuert: Neues zum Ballstädt-Prozess.
Um diese ganze Tristesse etwas aufzuhübschen, findet ihr viele Fotos von der Veto-Eröffnungsfeierlichkeit, die, wie man sehen kann, bunt gestaltet und besucht war. Was für ein Fest! Hierbei gleich eine Bitte an euch: Für die nächsten Ausgaben wünschen wir uns Einsendungen für den Mittelteil. Wenn ihr also in euren Städten passende Graffiti, Stencil oder Street-Art findet, schickt uns Fotos davon. Wenn ihr darüberhinaus etwas beitragen wollt, schreibt uns. Wir freuen uns über Antworten, neue Artikel und über Bilder.
Seit #14 erscheint die Lirabelle ohne staatliche Förderung. Diese Ausgabe wird unter anderem unterstützt vom Club Communism, deren Logo sich erfreulicher Weise fortan dort befindet, wo früher die der anderen Förderer waren. Vielen Dank an dieser Stelle auch an die Unterstützer*innen, die nicht genannt werden wollen.

Bis bald und viel Spaß mit #15,
die Redaktion der Lirabelle

  • News
  • Interview: „Für die Akzeptanz verschiedenster nicht-heteronormativer Lebensweisen“
    Die AG QueErfurt setzt sich für queere Sichtbarkeit und Akzeptanz verschiedenster nicht-heteronormativer Lebensweisen ein. Die Lirabelle sprach mit Siân und Norman von der Gruppe.
  • Von nationalen Punks und einem Denkmal für NS-Mörder in Suhl
    In Suhl errichtete eine NS-verharmlosende Einheitsfront von der CDU bis zur Linkspartei ein Denkmal für NS-Aktivisten und ein ehemals alternatives Zentrum schafft sich ab. Ox Y. Moron berichtet von zwei Entwicklungen in der Thüringer Kleinstadt, die auf den ersten Blick miteinander gar nichts zu tun haben mögen.
  • Der Burgfrieden von Ballstädt
    Drei Jahre nach dem Überfall auf eine Kirmesgesellschaft in Ballstädt und nach mittlerweile 38 Verhandlungstagen am Erfurter Landgericht neigt sich das Verfahren gegen die 15 Neonazis seinem Ende entgegen. Weite Teile des Prozesses waren geprägt durch eine gewisse Routine aus Erinnerungsverweigerung, unzähligen Anträgen der Verteidigung, sowie einem (Schau)Kampf des Landgerichtes mit dem Thüringer Verfassungsschutz. Die Angeklagten selbst wirken meist eher desinteressiert und gelangweilt. Nur sehr selten spielen sie im Prozess eine aktive Rolle. Ein Bericht des Kleingartenverein Tristesse.
  • next level – Eine kritische Veranstaltungsreihe
    Das „next level“-Orga Team schreibt über politische Umgebung und die Organisierung einer Veranstaltungsreihe in Weimar als Gegenkonzept.
  • Unterschiede im Ganzen
    In Jena wird über Antisemitismus geredet. Simon Rubaschow versucht dabei, die zugrundeliegenden Vorstellungen von Antisemitismus und seiner Kritik ins Verhältnis zu setzen. Der Autor ist Mitglied im Club Communism.
  • Und auf einmal bist du ein Prolet…
    Eigentlich wollte Minna Takver einen Artikel über innerlinke Debattenkulturen schreiben, aber der Einstieg in das sogenannte Arbeitsleben machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen an dieser Stelle: ein reflektierender Erfahrungsbericht ihrer ersten Zeit als Lohnarbeitende. Die Autorin ist Mitglied des Club Communism.
  • Wenn eins wahr ist, dann, dass Anarchist_innen nicht die Wahrheit haben – Eine Beschreibung anarchistischer Kritiken
    Im folgenden Text versucht Jens Störfried aufzuzeigen, was seiner Ansicht und Erfahrung nach Ansätze anarchistischer Kritiken auszeichnet. Er hält es für wichtig, über die jeweiligen Standpunkte von denen aus die Kritik geäußert wird zu reflektieren und dementsprechend anderen zuzugestehen, dass sie aus vernünftigen Gründen zu anderen Ansichten gelangen können. Dies schließt ein, den eigenen Behauptungen gegenüber selbstkritisch zu sein und sie als strategische Setzungen zu betrachten anstatt hohle Phrasen zu dreschen. Das führt aber nicht zu liberalem Toleranzdenken, Beliebigkeit oder Handlungsunfähigkeit.
  • Noch einmal zu Ermächtigung – als Praktiken zur partiellen Emanzipation
    Mit so etwas wie… nun ja, Erleichterung, las Mona Alona den Artikel von Emily Page in der letzten Ausgabe der Lirabelle. Emily schrieb einen „persönlichen Text“, was einerseits an sich gut bzw. auflockernd befunden wird, andererseits auch ein angemessenes Gegengewicht zum Text von Simon Rubaschow (Lirabelle #12) darstellt, den sie kritisiert. Die folgenden Überlegungen setzen sich damit auseinander, worauf aufbauend ein eigenes Verständnis von Ermächtigung skizziert wird.
  • Plädoyer gegen das Rauchen in linken Räumen
    Ein Beitrag von K. Eine nervige Realität ist das Rauchen in linken Räumen, deshalb hier eine Antwort auf den Artikel in der vorletzten Lirabelle (#13) „Ein Plädoyer für‘s Rauchen“ (sic!) von D. Selbige_r versteht es ausgezeichnet, eine Diskursverschiebung vorzunehmen, indem sie_r fünf Seiten über Rauchen schreibt ohne diese Problematik auch nur zu streifen. Das soll nun nachgeholt werden.*
  • Von Astronomy Domine zu On Dark Silent Off
    Progressive Rock ist Ende der 1960er-Jahre entstanden, als linke Studenten die Einflüsse ihrer bürgerlichen Bildungsbeflissenheit in Konzeptalben mit ewig langen Liedern gegossen haben. Kalle und Markus pflegen auch heute noch durch Download oder Kaufhausklau ihre gut sortieren Diskographien, gehen auf bestuhlte Konzerte und ziehen eine Linie von den frühen Pink Floyd zur aktuellen Avantgarde-Band Radian.
  • Die Aluhut-Chroniken X: Florit macht dum
  • Repressionsschnipsel

Repressionsschnipsel

Frühjahr 2017, Saalfeld: Anquatschversuch und Repression nach Protesten gegen Thügida
Bei den Protesten gegen den Thügida-Aufmarsch am 9. Januar wird ein Antifaschist in Gewahrsam genommen und der Körperverletzung an einem Nazi beschuldigt. Seine Wohnung wird durchsucht, Handy und Rechner beschlagnahmt. Im Zuge der Ermittlungen gegen ihn drangsaliert das LKA immer wieder jugendliche Antifaschisten aus Saalfeld. Mittels Anrufen auf deren privaten Handys und Besuchen am Arbeitsplatz, sollen sie zu Zeugenaussagen bewegt werden. Außerdem wird von einem Anquatschversuch durch zwei Personen berichtet, die der Angesprochene dem VS zuordnet. Um wen genau es sich handelt, kann mit Sicherheit aber nicht gesagt werden, da er diese ohne Kommentar stehen ließ.

11.1.17, Gotha: Antifaschist vom Vowruf der Körperverletzung freigesprochen
Am Amtsgericht in Gotha fand ein Prozess gegen einen Antifaschisten statt, der vom Nazikader Marco Zint der schweren Körperverletzung bezichtigt wurde. Im Laufe des Prozesses stellte sich heraus, dass Zint diejenigen, die ihm im Oktober 2016 zusammen schlugen, nicht identifizieren könne und er den Angeklagten nur beschuldigte, um seine Adresse heraus zu bekommen. Einen weiteren Skandal des Tages birgt die Tatsache, dass er und die anderen beiden Zeugen im Laufe der Vernehmung Einblick in die Staatsschutzunterlagen zur ‚politisch motivierten Kriminalität links‘ in Gotha und Umgebung hatten.

18.1.17, Apolda: Verfahren gegen Flüchtlingsaktivist eingestellt
Das Verfahren wegen Missbrauch von Ausweispapieren gegen TheVoice-Aktivst Dr. Aghayev Magsud wird vom Amtsgericht Apolda eingestellt. Warum die Staatsanwaltschaft Erfurt das zuvor bereits eingestellte Verfahren auf Drängen der Ausländerbehörde Apolda wiederaufnahm und es zur mündlichen Verhandlung kam, bleibt unklar. In Begleitung von etwa 20 Unterstützer*innen wird Öffentlichkeit hergestellt und auf Willkür und Schikanen im Agieren der Ausländerbehörde aufmerksam gemacht. Break Deportation!

26.1.17, Gotha: Prozess wegen politisch motivierter Sachbeschädigung
Erneut findet sich ein Antifaschist aus Gotha wegen des freizügigen Umgangs der Ermittlungsbehörden mit ihren Akten auf der Anklagebank wieder. Zwei Zeugen wollen auf Grundlage der Lichtbilder in den Staatsschutzunterlagen zur ‚politisch motivierten Kriminalität links‘ jemanden identifiziert haben, der den Schriftzug „Antifa“ auf eine Natursteinmauer in Gotha angebracht habe. Den Angeklagten konnten sie vor Gericht allerdings nicht wiedererkennen. Auch dieses Verfahren endet mit einem Freispruch.

3.2.17, Jena: Wolja – Repression gegen Hausbesetzer offensiv begegnet
Anlässlich der Besetzung der Carl-Zeiss-Straße 11 im Juli 2014 kommt es zur Verhandlung vor dem Amtsgericht Jena wegen Hausfriedensbruch gegen einen der Besetzer*innen. Bei einer Gerichtsverhandlung mit erwartbar geringen Strafmaß (20 Tagessätze) entscheidet sich der Angeklagte, sich mit Unterstützer*innen in juristischer Selbstverteidigung zu üben. In der vierstündigen Verhandlung verpassen Richter Kleßen und Staatsanwalt Wörmann – durch die offensive Prozessführung ausgelöst – wenig Gelegenheiten, sich zu blamieren und ihre Macht und ihren politischen Verurteilungswillen offen zur Schau zu stellen. Der verurteilte Angeklagte und seine Laienverteidiger*innen gehen in Revision, der Staatsanwalt in Berufung. Sich selbst zu verteidigen, ist für den Angeklagten ermächtigender als stumm neben einer professionellen Verteidiger*in zu sitzen.
Hinweis: Dieser Umgang mit Repression ist voraussetzungsreich und nicht
in jedem Fall und für jede*n Betroffene*n die passende Entscheidung!
Sprecht mit Antirepressionsstrukturen vor Ort, bspw. der Roten Hilfe.

23.3.17, Erfurt: Out of Action – Umgang mit Folgen von Gewalt und Repression im Kontext linker Kämpfe
Anlässlich des 18. März, dem Tag der politischen Gefangenen, wird über Auswirkungen von Repression diskutiert: Emotionaler Stress, gar psychische Traumata sind gewollte Folgen, die oft im Privaten verhandelt werden bzw. tabuisiert sind, obwohl auch diesen solidarisch begegnet werden kann. Die Gruppe Out of Action bietet Infomationen und Hilfe auch auf konkrete Anfrage.

Florit macht dum

Wer hat nicht schon einmal von ihnen gehört – Personen, die bewusst darauf verzichten, Mineralwasser zu sich zu nehmen, weil diesem Fluorid beigesetzt wird und die aus demselben Grund seltsam klingelnde, überteuerte Zahncremes kaufen? Auf genauere Nachfrage, aus welchem Grund Fluorid so schlecht für uns sei, haben sie meist nur schwammige Erklärungen parat oder verweisen auf einen von unzähligen und durchaus fragwürdigen Internetbeiträgen. Es ist schon erstaunlich, wie viel Input das Internet zu diesem Thema zu bieten hat. Einige, durchaus seriös wirkende, Seiten sprechen von Fluoriden als Verursacher von Leiden wie Arthritis, Diabetes, Schilddrüsen- oder auch Nierenerkrankungen. Weiterhin gibt es Verschwörungstheorien, aus denen hervorgeht, dass Fluorid willenlos und dumm mache. Man behauptet, die Bevölkerung werde damit – ähnlich wie bei den „Chemtrails“ – gezielt ruhig gestellt, um alles zu akzeptieren, was die Regierung ihr aufbürdet. Die Unterstellung, die Aluminiumindustrie wolle ihr überschüssiges Fluor gewinnbringend entsorgen, und setze es daher Lebensmitteln wie Trinkwasser und Speisesalz zu, ist ein weiterer Bestandteil solcher Theorien. Daher sei auch die Kariesprophylaxe mithilfe von Fluoriden nur vorgetäuscht und schade den Menschen in Wirklichkeit.
Tatsächlich werden Fluoride in einigen Ländern dem Trinkwasser zugesetzt. In Deutschland wird jedoch niemandem eine gefährliche Dosis zwangsverabreicht. Der Richtwert für die tägliche Fluoridzufuhr liegt bei Erwachsenen bei 3,8 mg pro Tag. Ab 5 mg Fluorid muss auf dem Etikett ein Warnhinweis stehen, dass nur eine begrenzte Menge getrunken werden soll, da es sonst gesundheitsschädigende Folgen haben könne. „Man weiß ja nie, wie viel Fluorid das Wasser wirklich enthält, und ob die da auch alles draufschreiben.“, hört man die Fluoridgegner dann raunen.
Auch in den sozialen Medien werden immer häufiger Horrorszenarien geschildert. So hat eine Frau beispielsweise über 17 Jahre lang täglich mehrere Kannen schwarzen Tees mit 100-150 Teebeuteln zu sich genommen. Dass das nicht gesund sein kann, liegt auf der Hand: Ihr Gebiss wurde dadurch völlig zerstört. An dieser Stelle wird deutlich, was auch für den Gebrauch von Fluorid gilt: die Dosis macht das Gift. Ein gutes Beispiel hierfür bietet auch der tägliche Bedarf an Zahnpasta, welcher ja bekanntlich – zumindest den gebräuchlichen Sorten – Fluorid beigesetzt wird, um die Zähne vor Karies zu schützen. In einer Tube sind davon gerade einmal 0,1% zu finden. Um den Knochen und Zähnen damit Schäden zuzufügen, muss man das „Gift“ über mehrere Jahre hinweg überdosiert zu sich nehmen. Um gar an einer Fluoridüberdosis zu sterben, müsste ein Erwachsener mehr als drei Kilo Zahnpasta am Tag essen. „Schon 3kg Zahnpasta sind tödlich“ – würden die Fluoridgegner wohl daraus machen. Zum nächsten Zahnpasta-Gelage sollte man diese dann wohl besser nicht einladen.

Von Astronomy Domine zu On Dark Silent Off

Progressive Rock ist Ende der 1960er-Jahre entstanden, als linke Studenten die Einflüsse ihrer bürgerlichen Bildungsbeflissenheit in Konzeptalben mit ewig langen Liedern gegossen haben. Kalle und Markus pflegen auch heute noch durch Download oder Kaufhausklau ihre gut sortieren Diskographien, gehen auf bestuhlte Konzerte und ziehen eine Linie von den frühen Pink Floyd zur aktuellen Avantgarde-Band Radian.

Dieser Text hat zwei Anfänge. Der eine ist: Ich war auf einem großartigen Konzert im alternativen Club ‚Frau Korte‘ in Erfurt. Die Musiker_innen von Radian aus Wien haben 2006 die Asche von Syd Barret geschnupft. Und daraus neue Musik gemacht. Die Linke der 1930 Jahre hatten Brecht. Wir haben Egotronic und Antilopengang. Ist damit nicht alles gesagt? Will meinen: Eine Ästhetik auf der Höhe der Zeit ist ein Motor, affektiv den Wunsch nach Veränderung und dem Besseren am Leben zu erhalten. Radian hat mich so mitgenommen, dass ich den Wunsch nach dem Guten Leben mit nach Hause nehmen konnte. Aber wer zum Teufel ist Syd Barret? Dafür braucht es einen zweiten Textanfang.

Rock und Prog als Klassen-, Race- und Geschlechterfrage

Wer sich in den früher 70er-Jahren irgendwie links gab, mit Palitüchern dekoriert war und sich in Endzeitapokalypsen bekifft durch Atomenergie und Raketen phantasierte, kam am Progressive Rock nicht vorbei. Der Progrock entwickelte sich Ende der 60er Jahre vor allem in Großbritannien, als weiße, männliche Musiker die Rockmusik durch stilistische Merkmale anderer musikalischer Gattungen, vor allem der Klassischen Musik, ergänzten. Genrespezifisches Instrument war das Mellotron mit seinem warmen, melancholischen Klang, oft auch die Steel-Guitar und später der Synthesizer. Die elektronischen Instrumente der frühen Prog-Acts waren oft selbstgebaut, die Lieder lang und oft von experimentellen Teilen durchzogen, und die Musik kam nicht als Song, sondern als Platte, oft als Konzeptalbum, daher.
Zu den klassischen Vertretern des Genre zählten neben Emerson, Lake and Palmer (ELP) vor allem King Crimson, Yes und die frühen Genesis und Pink Floyd zu Zeiten des schon genannten Syd Barret – bevor die Band mit Roger Waters populär wurde.
Die schon angesprochen männliche und weiße Dominanz in der Rockmusik hat von Beginn an mit Rassismus zu tun: Das Erfolgsrezepts von Elvis Presley in den 1950er-Jahren war es, die Musik der afroamerikanischen Bluesbands für eine weiße Jugendbewegung aufzubereiten. Dass die schwarzen Blues-Acts dieser Erfolg verwehrt blieb, ist natürlich im Rassismus begründet: Mit dem überlieferten Satz: „Wenn ich einen Weißen finden könnte, der wie ein Schwarzer singt, würde ich eine Million Dollar machen“ brachte Elvis erster Produzent die Lage auf den Punkt.
Auch die Entstehung des Prog lässt sich vor dem Hintergrund von Machtverhältnissen deuten. Was vorwiegend englische Musiker in der zweiten Hälfte der 1960er gemacht haben, ist, eine proletarische Musik (Rock) mit einer Tradition europäischer Intellektueller – klassische Musik – zu kombinieren. Auch hierdurch wurde ein neues Publikum erschlossen, indem Rock nun auch für den Nachwuchs der weißen Oberklasse interessant wurde – was ein Stückweit erklärt, wieso die genannte Dominanz weißer Männer für Progrock so deutlich ist wie bei kaum einer anderen Musikrichtung.
Diese Erzählung funktioniert ideengeschichtlich, aber auch individuell: Die Ur-Prog-Rock-Band The Nice mit dem Organisten Keith Emerson (später ELP) war zu Beginn die Begleitband der bis heute aktiven schwarzen Sängerin P.P. Arnold. Der Erfolg kam, als sich The Nice von Arnold getrennt hatte. In der klassischen Phase des Genres gab es außer ihr nach unseren Recherchen keine schwarzen Bands oder Musiker_innen, was auch an einer bewussten Orientierung lag: Viele europäische Musiker vermissten nach den erfolgreichen britischen Bands der 1960er-Jahre (Beatles, Rolling Stones, Kinks, Who), die sich am klassischen amerikanischen Rhythm&Blues orientierten, einen originär europäischen Stil der Rockmusik. Hier sei vor allem Jethro Tull benannt, die sich aus einer Bluesband zum progressiven Rock entwickelten. So postulierte deren Mastermind Ian Anderson: „Früher oder später kommt man zu der Erkenntnis, dass man sich mit seiner Hautfarbe abfinden und weiße (sic.) Musik spielen muss“. Das sich daraus eine weiße Hegemonie entwickelte, war eigentlich klar.
Frauen kamen in der klassischen Phase des Prog kaum vor, wenn doch, in spezifischer Rolle wie beim 1972 veröffentlichten Konzeptalbum 666 der Band Aphrodites Child, auf der die Schauspielerin Irene Papas sich laut und unzweideutig zum Orgasmus stöhnt.

Bedeutungsschwangere Musik für Bildungsbürger

Der Prog-Rock der 70er-Jahre gefiel sich vor allem in suitenartigen synphonischen Konzeptstücken mit Überlänge. Dem Publikum wurden Versatzstücke aus gregorianischen Gesängen, Barock, Blues, Rock und anderem geklautem Zeug als eine Erweiterung und Intellektualisierung der herkömmlichen Rockmusik präsentiert. Bildungsbürgerliche Kunstbeflissenheit und selbstherrliche Zurschaustellung von Virituosität waren weitere Merkmale der oft klassisch ausgebildeten Musiker. Ein weiterer Kritikpunkt ist der Kunstanspruch, den die Musiker für sich beanspruchten. Die komplexere musikalische Form galt stets als höherwertig. Ganz besonders peinlich, weil gezwungen bedeutungsschwanger und avanciert, war wie so oft die deutsche Variante. Zu nennen wären hier Hoelderlin, Novalis, Triumphirat (allein die Namen sprechen Bände), Nektar, Amon Düül, Guru Guru oder Eloy und Grobschnitt. Ihr aufgeblasener Sphären-Rock mit abstrakten Texten war ungemein populär. Der progressive Rock von DDR-Bands wie Karat, Elektra und Stern Combo Meißen war in der Regel weniger bombastisch.
In den 1970er-Jahren sind viele der ehemaligen Untergrund- oder besser: Sparten-Bands groß geworden und konnten mit ihren Verfallsformen Stadien füllen.

Gegen den Prog: Punk und Glamrock

Die Entstehung des Punk ist zu einem Gutteil dadurch zu erklären, dass eine neue Generation Bands und Fans in den 1970er-Jahren die Schnauze vom bedeutungsschwangeren Geleiere der Prog-Bands genauso voll hatten wie von der popularisierten Variante des Bombast-Rocks. Punk war als Gegenbewegung gemeint und wurde auch so verstanden. Von Rick Wakeman, Keyboarder von YES, hieß es, er habe versucht, sein Label dazu zu bewegen, die Sex Pistols nicht unter Vertrag zu nehmen.
Neben dem Punk war auch der sträflich missverstandene und kulturell abgewertete Glamrock eine eigenständige Gegenbewegung. Den patriarchalen Männern des Prog wie Vangelis, Greg Lake oder Ian Anderson wurden androgyne Typen wie David Bowie (in seiner Ziggy-Stardust-Phase), Brian Connolly (Sweet) oder der großartige Marc Bolan (T.Rex) entgegengestellt. Ihre schrillen, glitzernden, oft femininen Kostüme bilden einen Kontrapunkt zur bombastischen und intellektuell überladenen Ästhetik des Prog-Rock. Der Punk war, was Geschlechterdarstellungen angeht, nicht so eindeutig zu bewerten, hatte aber auf jeden Fall großartige Momente da, wo er uneindeutig daherkam.

Fazit

Man könnte angesichts des Dargelegten sagen: Ein Glück, dass Punk dem Progrock ein Ende bereitet hat. Dieses harsche Urteil gilt aber nur zum Teil. Wenn man sich frühe Aufnahmen des Progrock anschaut – sei es das schon erwähnte Frühwerk von Pink Floyd, sei es das teilweise hoch ironische Werk von Jethro Tull oder noch früher „Fire“ von Arthur Brown – hört und sieht man deutlich, wie rotzig und agil Progrock daherkommen kann – auch in der BRD, wo Can und Ton Steine Scherben als sozialistische Avangtgardekollektive eine bekiffte Alternative zum Schlager gespielt haben. Und Geschlechterverwirrung gab es auch schon, als Peter Gabriel in den 1970er-Jahren als Sonnenblume verkleidet auf der Bühne stand. Progrock war eben auch interessant, und zwar genau da, wo er als Gegenbewegung zum braven Strophe-Refrain-Schema des schon vorher in Langeweile erstarrten Rock daherkam.
Und wenn man heute vergleicht, was noch an musikalisch spannenden Impulsen aus dem Prog und aus dem Punk kommt, sieht das alte beschauliche Zeug gar nicht so schlecht aus. Holger Czukay (von Can) und Hellmut Hattler (von Kraan), beides Veteranen des Krautrock, einer westdeutschen Musikrichtung, die sich aus dem Psychedelic – und dem Progrock entwickelte, setzen noch heute Maßstäbe in der elektronischen Musik, z.B. Czukay in den 1990er-Jahren als Breakbeat-DJ.
Ob man der eingangs erwähnten Wiener Band Radian Unrecht tut, wenn man sie in die Tradition des Progrock einreiht, muss die Band selbst entscheiden. Wir meinen, Radian hat aus dem, was 1970 vorlag und in den Jahren danach zu Bombastic Rock verknöchert ist, Musik auf der Höhe der Zeit gemacht.


Radian – On Dark Silent Off (2016), zu beziehen über http://www.thrilljockey.com

Links zu Musik mit singenden Sonnenblumen, experimentellem Krach und kreischbunten Gummihosen:

  • Experimentell und Krachig: Pink Floyd – Astronomy Domine (1967) https://archive.org/details/PinkFloydSydBarrettAstronomyDomineLiveBeatClub67
  • Prä-Prog mit brennendem Hut und Makeup: The Crazy World of Arthur Brown – Fire (1968) https://www.youtube.com/watch?v=ifDSJadJnks
  • 23 Minuten klassischer Prog mit singender Sonnenblume: Genesis – Supper‛s Ready (1972) https://www.youtube.com/watch?v=Gx6S32thDNw
  • Rock oder Kammermusik? The Nice – Hang on to a Dream (1973) https://www.youtube.com/watch?v=7RSRoM_fc9I
  • Bedeutungsschwangeres Geschwurbel mit deutschem Akzent: Eloy – Poseidons Creation (1978) https://www.youtube.com/watch?v=Dz2j96PmbiU
  • Queere Performance zu Playback : The Sweet – Ballroom Blitz (1973) https://www.youtube.com/watch?v=z_jdiU47bFA
  • Rebellisch und androgyn: David Bowie – Rebel (1973) https://www.youtube.com/watch?v=Vy-rvsHsi1o
  • Gymnastikhosen und tiefe Ausschnitte: T. Rex – Children of the Revolution https://www.youtube.com/watch?v=fQ4a-Bu9UoE