In der Nacht auf den 19.12.2018 kam es in Kiel-Gaarden zu einem Brandanschlag auf den linken Stadtteilladen „Li(e)ber Anders“. An der Tür wurden politische Transparente angezündet, die zwei Monate zuvor am besetzten Wagenplatz „Schlagloch“ an der Werftbahnstraße entwendet worden waren. Die Täter wurden nie ermittelt.
Nur wenige 100 Meter vom „Li(e)ber Anders“ befindet sich der Laden „PLS“. Dieser von Nazis betriebene Laden im Herzen von Gaarden am Vinetaplatz 3 in 24143 Kiel, der zeitweise auch als DHL Paket-Shop genutzt wurde, war aufgrund verschiedener antifaschistischer Interventionen lange Zeit mit Holz verrammelt und geschlossen. Der Besitzer ist Alexander Hardt, stadtbekannter Faschist und Mitglied des „Bandidos MC“. 2015 wurde er zu einer Haftstrafe wegen Körperverletzung verurteilt. Hardt gehörte lange Zeit zum engen Umfeld des inzwischen geschlossenen „Club 88“ in Neumünster. Die Betreiberin des „Club 88“, Christiane Dolscheid, stand in Kontakt zum NSU sowie zum rechten Musiknetzwerk „Blood & Honour“ (dt.: „Blut und Ehre“; ein Leitspruch der Nationalsozialisten) und deren bewaffneten Arm „Combat 18“ (dt.: „Kampfgruppe Adolf Hitler“). Insbesondere „Combat 18“ zählt mutmaßlich zum Unterstützernetzwerk des NSU.
Da die Ladenzeile von „PLS“ regelmäßig farblich neu umgestaltet wurde, konnte Alexander Hardt mehrfach bei der Reinigung seines Ladens zusammen mit seinen Kameraden beobachtet werden. Dabei kam es zu versuchten Jagden auf Menschen innerhalb des Kiezes, die nach Meinung des Ladeninhabers nicht in sein Weltbild passten.
Am 17.01.2019, nur wenige Wochen nach dem Brandanschlag auf das „Li(e)ber Anders“ wurde die DHL in einem offenen Brief darauf aufmerksam gemacht, mit wem sie in Kiel zusammenarbeitet. Mit einer breiten Flyeraktion erhielten auch die Anwohner*innen rund um den Vinetaplatz Kenntnis über „PLS“, die rechten Umtriebe des Inhabers und die Kooperation mit DHL. Mittlerweile wurde der Laden längerfristig renoviert und am 28.08.2019 als Clubhaus der „Mexicanos Kiel“ eröffnet. Die „Mexicanos Kiel“ sind Supporter der Rockervereinigung „Bandidos MC“.
Im Sommer 2019 wurde der Nazi-Spayer „Konrad“ (aka „Korks“, „Prolet88“, „Prolet18“) zu 3 Jahren und 11 Monaten Freiheitsstrafe sowie zur Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie verurteilt. Angeklagt war er wegen gefährlicher Körperverletzung, Nötigung, Bedrohung, Beleidigung, Volksverhetzung, Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen und Sachbeschädigung.
Lange Zeit fielen die Nazi-Schmierereien von „Konrad“ im Stadtbild – meist am Westufer – auf, konnten aber durch antifaschistische Arbeit schnell beseitigt werden. Mehrfach bedrohte „Konrad“ Menschen und fiel durch faschistische Provokationen in Bussen auf. Da er bei seinen Tätigkeiten im Stadtteil Gaarden Vorsicht walten ließ, konnte er sich so meistens der antifaschistischen Handarbeit entziehen.
Trotz der im Jahr 2016 aufgelösten Ortsgruppe der „NPD“ tauchten 2019 im Straßenbild von Kiel wieder Sticker der „NPD“ und der „Identitären Bewegung“auf. Diese Sticker sind vermehrt im Kieler Westen sowie rund um den Westring über den Schrevenpark bis hin zur Kieler „Partymeile“, der Bergstraße, aufzufinden. Auch im Umkreis der Holtenauer Straße kam es bereits zu Flyeraktionen, sodass Bewohner*innen den Müll der „Identitären Bewegung“ aus ihren Briefkästen fischen mussten. Vermutlich werden obengenannte Flyeraktionen im Schutz der Nacht durchgeführt.
Am 26.07.2019 riefen die „Jungen Nationalisten“ zu einer Veranstaltung im Raum Kiel-Lübeck auf, wobei derzeit nicht bekannt ist, wieviele Faschisten bei diesem Treffen anwesend waren oder wo genau das Treffen stattfand.
Mehr Infos & Quellen:
https://www.antifa-kiel.org/category/recherche-infos/
https://www.kn-online.de/Kiel/Prozess-in-Kiel-Machete-Angreifer-muss- in-Psychiatrie