CA-Prozess Bericht: C.

Im Sommer 2019 sind im Rahmen der Räumung der Insel einige Vorwürfe an Clemens Leder öffentlich geworden, die seine Position innerhalb der Insel, aber auch in der ganzen linken Szene sehr in Frage gestellt haben. Clemens selbst hat daraufhin erst in einer Mail, später in einem Gespräch, vorgeschlagen einen CA-Prozess zu beginnen, damit die Vorwürfe bearbeitet werden können. Ein CA-Prozess ist kein Gerichtsprozess, sondern soll einem Menschen, der sich übergriffig verhalten hat, helfen das eigene Verhalten kritisch zu analysieren und dann eine eigene Verhaltensänderung zu erreichen. Dabei soll die Perspektive der Betroffenen und die Wahrung ihrer Interessen beachtet werden. 
Da er den Wunsch wiederholt geäußert hat, haben wir eine Gruppe mit 3 Personen gegründet und einen CA-Prozess begonnen. Wir sind alle der Meinung gewesen, dass wir Menschen das Recht einräumen wollen, dass sie sich ändern können. Wir kannten Clemens alle auch persönlich und wollten ihm eine Chance geben sich zu verändern.
Wir haben am Anfang Texte durchgelesen, wie CA-Prozesse laufen könnten und uns dann für einen etwas eigenen Weg entschieden. So waren wir der Ansicht, dass wir eine absolute Definitionsmacht nicht umsetzen können, sondern nur mit Fällen arbeiten können, wo wir auch selbst den Übergriff dem Täter erklären könnten. Außerdem war es uns schwer möglich mit einer festen Betroffenen-Unterstützungsgruppe zu arbeiten, da es verschiedene Betroffene gab, welche nicht unbedingt miteinander arbeiten wollten.
Das Ziel blieb aber die ganze Zeit, eine Verhaltensänderung von Clemens zu erreichen, da wir diese von Anfang an als notwendig erachtet haben. Dies sollte durch einen Verstehensprozess erfolgen, den nur Clemens selbst erreichen kann.
Da es verschiedene Vorwürfe gab, welche teilweise auch sehr diffus waren, haben wir öffentlich dazu aufgerufen, uns Situationen zu schicken, in denen Clemens sich übergriffig verhalten hat. Insgesamt wurden uns 15 verschiedene Vorwürfe geschickt. Zu einzelnen Vorfällen gab es sogar Berichte von verschiedenen Personen.
Bei 2 Situationsbeschreibungen haben wir, nachdem wir nachgefragt haben, nicht genug Informationen bekommen, um die Art und Schwere des Übergriffs dem Täter verständlich zu machen.
Als Beispiel nehmen wir den Vorwurf, dass Clemens einmal (wir haben auch gefragt, ob es mehrmals oder systematisch passiert ist) in einer Diskussion das Wort wieder übernommen hat, ohne dass die Person schon fertig war (Sie hatte nur pausiert). Natürlich ist dies kein gutes Verhalten, in diesem Fall auch sexistisch und wenn dies systematisch vorkommt, hätten wir es auch behandelt, aber da es ihr nur einmal aufgefallen ist, fanden wir es schwierig darüber einen Prozess zu führen da es uns so nicht möglich schien, ihm die Übergriffigkeit des Verhaltens zu erklären. Im Nachhinein finden manche von uns, dass diese Situation dennoch gut gewesen wäre, um zum Beispiel gleichberechtigte Diskussionsregeln zu erklären. Der zweite Vorwurf ließ sich in mehrere Richtungen interpretieren und leider haben wir auf Nachfragen keine Antwort mehr bekommen. Ohne weitere Informationen konnten bzw. wollten wir diese beiden Vorwürfe nicht weiter bearbeiten.
Ein weiterer konkreter Vorwurf wurde (mit Einverständnis von Clemens) von einer anderen Person in der Insel mitgehört und diese Person hat dann spontan gesagt dass „sie es war, nicht Clemens”. Nach einer Rücksprache stellte sich heraus das die Person welche uns den Vorwurf geschickt hatte, gar nicht wusste, wer Clemens ist. Wir fanden dies im Prozess störend, da Clemens damit bei dem Gedanken unterstützt wurde, dass er für alles verantwortlich gemacht wird. Es ist möglich und verständlich, nach einem Aufruf wie wir ihn gemacht haben, innerhalb eines Ortes verschiedenes problematisches Verhalten einer Person zuzuordnen. Trotzdem bitten wir zu bedenken, dass es leider viele Übergriffe und problematische Verhaltensweisen in der Szene gibt, und sie nicht dadurch bearbeitet werden können, dass man sie einer Person überstülpt und sie damit aus der Welt sind. Problematische Verhaltensweisen müssen unserer Ansicht nach auch in anderen Prozessen als CA-Prozessen bearbeitet werden und wenn es Übergriffe gibt, sollte man diese den jeweiligen Täter:innen zuordnen. Wir denken aber, dass sehr viele Faktoren dazu beigetragen haben, dass es zu der Verwechslung kam.
Die anderen 12 Vorwürfe sind wir einzeln mit Clemens durchgegangen und haben versucht, ihm zu erklären, warum sein Verhalten falsch war und welche Auswirkungen dieses auf andere Menschen hat. Insgesamt gab es 11 Treffen (wobei wir einmal von Clemens versehentlich versetzt wurden), bei einigen wurden aber mehrere Vorwürfe gemeinsam besprochen. Einige andere Vorfälle hingegen wurden mehrfach angesprochen, weil sie Clemens auch besonders beschäftigt haben. Normalerweise waren wir als CA-Gruppe immer zu zweit, manchmal aber auch zu dritt oder alleine. Clemens hat alle Vorwürfe angehört und auch bei den Erklärungen zugehört und uns unsere Sicht (die wir teilweise von Betroffenen bekommen hatten) darstellen lassen.
In einigen wenigen Fällen hat Clemens bestritten, dass die Vorfälle überhaupt vorgefallen sind. Diese haben wir zurückgestellt in der Hoffnung sie dann bearbeiten zu können, wenn er bei anderen gelernt hat wie problematisch sein Verhalten ist. In den meisten Fällen hat er die Situationen in etwa bestätigt, jedoch nicht eingesehen, dass sein Verhalten falsch war. Nur in wenigen Situationen war er selbst der Meinung, dass er sich falsch verhalten hat, hat dies aber immer als „nicht soo schlimm” abgetan. Wir haben versucht, diese Situationen, in denen er selbst eingesehen hatte, dass sein Verhalten falsch war, mehr zu bearbeiten und ihm klar zu machen, was sein Verhalten für andere Personen bedeutet. Auf diese Weise wollten wir ihn zu der Einsicht bringen, dass er die Verantwortung dafür hatte, dass Menschen ihn auch in der Öffentlichkeit kritisieren und diese Kritik an sich berechtigt ist und somit auch die Folgen, die sich daraus für ihn ergeben.
Auch haben wir ihm anhand eines Falls zeigen können, dass er selbst Grenzen hat, die er bei anderen verletzt hatte. Insgesamt gab es gelegentliche Eingeständnisse, dass er sich dafür „mal entschuldigen müsste”. Dies ist jedoch, so weit wir wissen, nie passiert und es blieb auch das Gefühl, dass Clemens erwartete, mit der Entschuldigung sei die Sache wieder gut. Einwürfe von uns, dass dies nicht so einfach ist für die Betroffenen, hat er abgetan.
Unser Angebot und unsere Forderung das ganze auch durch Texte von anderen Betroffenen oder theoretische Texte oder Medien zu bearbeiten, hat Clemens mit dem Hinweis, dass diese Methode nichts für ihn sei, abgelehnt. Auch Betroffene teilten unsere Idee, das es vermutlich besser sei, erst einmal theoretische Texte zu Übergriffen zu lesen, um Verständnis zu erzeugen.
Auch ein Angebot, einen moderierten Chat oder Mailkontakt herzustellen, damit er so Kontakt zu den Menschen zu bekommt, die ihm Vorwürfe gemacht haben, hat Clemens abgelehnt. Er wollte entweder zumindest direkten unmoderierten Mailaustausch oder persönliche Treffen mit Betroffenen.
Mit Beginn der Corona-Epidemie, haben wir dann die persönlichen Treffen mit Clemens eingestellt und auch auf seinen Wunsch hin erst einmal mit Betroffenen geredet um herauszufinden, ob jemand bereit ist, direkt mit ihm zu reden. Er selbst war der Ansicht, dass wir vermutlich Vorwürfe falsch darstellen oder zumindest einige der Vorwürfe Missverständnisse seien, die durch ein persönliches Gespräch aus den Weg geschafft werden können. Wir haben dies zwar anders gesehen, aber da wir keinen weiteren Ansatz hatten, versucht dies umzusetzen.
Nach ersten Rücksprachen gab es dann eine Betroffene, die an sich bereit gewesen wäre direkt mit Clemens zu reden und ihn mit seinen Handeln zu konfrontieren. Aber mit stärker werdender Corona-Pandemie kam aus Sorge vor Ansteckung kein Treffen zu Stande. 
Gleichzeitig wurde Clemens Kommunikation gegenüber den Betroffenen immer unangenehmer und herabwürdigender (Bezeichnung der Vorwerfenden als „Hater”) und er führte sich mehr als Opfer auf, statt als Mensch, der sein Verhalten bedauerte. So mussten wir den Betroffenen mitteilen, dass wir Sorge haben, sein Verhalten bei einem solchen Treffen könne wieder übergriffig sein. Ihm selbst ging es immer mehr darum den Prozess endlich abzuschließen.
Parallel dazu hat er sogar das Eingeständnis, dass Verhaltensweisen von ihm problematisch waren, wieder zurückgenommen. Dazu kam, dass wir erfahren hatten, dass es weitere, neue problematische Verhaltensweisen gab, während der CA-Prozess lief. Den Wunsch, diese auch in den Prozess einzubeziehen, haben wir aber erst einmal abgelehnt, weil wir schon zu den Zeitpunkt sehr pessimistisch in den weiteren Prozess gesehen haben und ihn nicht noch erweitern konnten.
Letztendlich haben wir alles auf die eine Möglichkeit, die Clemens akzeptierte, gesetzt, dass eine direkt betroffene Person ihn konfrontiert und damit vielleicht eine letzte Chance besteht dass ein Umdenken einsetzt.
Wir haben uns überlegt, wie so ein Treffen gestaltet werden kann, dass es Clemens schwer macht wieder übergriffig zu werden. Die meisten Ideen dazu wurden aber von Clemens, der „Gleichberechtigung” auf einem Treffen forderte, abgelehnt. Clemens war nicht bereit auf Bedingungen einzugehen und spätestens Ende 2021 war niemand mehr bereit mit ihm zu reden. Daher haben wir den Prozess dann als gescheitert eingestuft.
Wir müssen selbstkritisch anmerken, dass wir zu viel Zeit auf Clemens verwendet haben. Wir haben bis zuletzt nicht heraus gefunden, ob Clemens nicht lernen wollte oder nicht lernen konnte. (Teilweise ließen seine Wiederholungen von Diskussionen darauf schließen, dass er sich Ergebnisse von Diskussionen nicht merken konnte oder wollte). Gerade, dass ganze Diskussionen sich fast wortgleich wiederholt haben, und das Ergebnis danach von Clemens wieder vergessen wurde, stellte uns vor nicht überwindbare Hindernisse.
Selbstkritisch müssen wir auch eingestehen dass wir, je schlechter die Treffen liefen, desto unmotivierter selbst wurden. Auch wenn Corona einen großen Anteil daran hatte, dass der Prozess kaum noch fortgesetzt wurde, hätten wir eigentlich selbst überlegen können, dass der Prozess zu dem Zeitpunkt schon als gescheitert angesehen werden müsste. Spätestens nachdem neue Ereignisse in der Tradition seiner vorherigen problematischen Verhaltensweisen zu sehen waren. Da er jedoch immer wieder Versprechungen gemacht hat sich zu ändern, haben wir sehr lange gehofft, doch noch den richtigen Ansatz dafür zu finden. Das heißt, wir haben einen Teil der Schuld für den fehlschlagenden Prozess bei uns selbst gesucht, was sicher nicht ganz falsch ist, aber den Prozess damit unnötig in die Länge gezogen, um Clemens nicht unrecht zu tun, was wiederum einige von uns als falsch und unfair gegenüber Betroffenen empfinden.

Als Resümee sind wir zu der Ansicht gelangt, dass in den Fällen der Übergriffe für Clemens nur Clemens Sichtweise relevant ist und jegliche andere Bedürfnisse von Betroffenen, die er nicht teilt nur Unverständnis bei ihm erzeugen. Nur bei Verhaltensweisen die ihn selbst auch stören, hat er eingesehen, dass sein Verhalten falsch gewesen sein könnte, jedoch diese Erkenntnis häufig nach wenigen Tagen wieder „vergessen”. Ein Verstehen oder Einfühlen in die Betroffenen war (außer zu Beginn des Prozesses und wir sind unsicher, ob dies nicht gespielt war) nicht zu erkennen.
Er stellt damit insbesondere für Personen, die sich in schutzbedürftigen Situationen befinden eine Gefahr dar, da er ihre Grenzen oft nicht beachtet, weil er sie für weniger wichtig als seine eigenen Interessen hält. Wir denken, dass es auch in Zukunft weiteres problematisches Verhalten geben wird und Clemens sich nicht ändern wird, weil er sein Verhalten auch nicht als problematisch wahrnimmt.
Die Zusammenarbeit von uns als CA-Gruppe hat auch eher schlecht funktioniert. Gerade mit dem Beginn der Corona-Pandemie, haben wir uns nur noch sehr unregelmäßig getroffen und den Prozess auch damit unnötig verlängert. Des weiteren haben wir definitiv zu wenig Rücksprache mit den Betroffenen gehalten, gerade in der Anfangszeit. Allerdings hat alleine die schiere Anzahl der Betroffenen es schwer gemacht die Wünsche der Betroffenen, die sich teilweise völlig widersprachen, zu beachten. Dies hat uns überfordert.
Wir haben nach mehr Gruppenmitgliedern gesucht, weil uns das entlastet hätte, aber leider haben sich keine weiteren gefunden. Diese ehrenamtliche  Arbeit zu dritt zu erledigen war sehr schwer. Wir bitten auch zu entschuldigen dass wir den CA-Prozess so lange nicht als gescheitert gesehen haben, da wir aufgrund Clemens ursprünglich formulierten Wunsches: „zu verstehen was er falsch gemacht hat”, zu lange gehofft hatten, ihn doch noch erreichen zu können. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass schon dieser Wunsch nur ein taktischer Wunsch war um sich selbst und die Insel aus der „Schusslinie” zu ziehen.
Solle jemand noch weitere Fragen haben, sind wir gerne bereit diese zu beantworten. Wir werden jedoch die Wünsche der Betroffenen, ihre Fälle nicht zu veröffentlichen nicht brechen, weswegen wir nicht über alle Fälle reden können. Daher haben wir auch die Mails und Kontaktdaten von Betroffenen gelöscht, die dies gewünscht haben.
Die meisten Vorwürfe sind dabei nicht justiziabel, beziehungsweise alleine aufgrund der Situation, dass es keine Zeugen gibt, nicht erfolgversprechend gerichtlich aufbereitbar (Aussage gegen Aussage z.B. in einem Fall von sexueller Belästigung). Um es gerade in Hinblick auf andere Fälle einordnen zu können, wollen wir auch klar stellen, dass es keinen Vorwurf gab, der als Verbrechen betrachtet werden würde.
Für weitere CA-Prozesse in anderen Fällen wünschen wir uns, dass Szeneangehörige sich vorher, ohne konkreten Anlass, mit dem Ablauf eines Prozesses und der Menge von Texten, die es gibt, auseinandersetzen. Wir wünschen uns dazu Lesekreise oder Workshops. Für Gruppen, die sich mit dem/ der Täter*in auseinandersetzen, ist es wichtig, nicht zu große Hoffnungen in Verhaltensänderungen zu setzen. Das Gefühl so viel Zeit und Energie ver(sch)wendet zu haben ohne irgendetwas besser gemacht zu haben, hat auch bei der Aufarbeitung des Prozesses viel Energie genommen und sie unnötig verlangsamt.

Mit solidarischen Grüßen

Die CA-Gruppe Clemens

schwierige Bewohni: C.

Im Dezember 2019 wurde das Wohnprojekt CarlA aus den Ruinen des abgerissenen Inselprojektes gegründet. Als sich die neu zusammengewürfelten Bewohnis mit den materiellen Gegebenheiten des Projektgrundstücks anfingen auseinanderzusetzen, begannen auch die ersten und neuartigen Maßnahmen zur Prävention der Covid-Pandemie. Viele gesellschaftlichen Prozesse und Normen änderten sich in diesem ersten CarlA-Jahr 2020.

C.L. ist als alter Mitbewohner der Insel in das neue Projekt CarlA als Gründungsmitglied eingezogen. Sein Verhalten galt schon einige Jahr in der Jenaer Szene als problematisch. Diese Erfahrung haben sich die neuen Bewohnis des Wohnprojektes CarlA leider nicht erspart…

Es hat über Jahre hinweg eine intensive Auseinandersetzung mit C. und seinem problematischen Verhalten stattgefunden.

Schon vor der Veröffentlichung des Artikels auf indymedia (https://de.indymedia.org/node/30979) haben sich mehrere Mitbewohnis seinen Auszug gewünscht. Auf die Vorwürfe aus dem Artikel war es für die damaligen Bewohnis schwer zu reagieren, da bis auf eine oder zwei Personen niemand C. oder die anderen Beteiligten und Betroffenen damals schon kannte. C. hat seinen Standpunkt mit der vollen Palette an Manipulation verteidigt (relativieren, ablenken, diskreditieren derer, die anklagen, persönliche Drohungen). Insbesondere für neue Mitbewohnis war die Gesamtsituation sehr schwer einschätzbar. 

Das erste, für das es einen sicheren Konsens gab, war, dass seine Machtposition gebrochen werden muss. Mit ihrem Zustandekommen wurde sich selbstkritisch intensiv auseinandergesetzt. In Folge dessen wurde unter anderem versucht Wissenshierarchien abzubauen. C. durfte deshalb keinen Verantwortungsbereich mehr alleine besetzen. Zusätzlich wurde gefordert und C. willigte ein, stark an sich zu arbeiten, insbesondere bezogen auf sein gewaltvolles Kommunikationsverhalten.

Da vieles sich nicht besserte, wurden C. schrittweise alle Verantwortungsbereiche komplett entzogen. Unter anderem die Projektkasse, aber auch „das Recht“ sich öffentlich als Vertreter der Insel zu äußern. Bezogen auf die Vorwürfe des Artikels auf indymedia starteten zwei externe Personen einen Community Accountability Prozess. C. kooperiert bereitwillig. Es meldeten sich wenige Betroffene. Der Verlauf und das Ende des Prozess lässt sich aktuell nicht mehr genau rekonstruieren, am ehesten endete er ohne größere Ergebnisse wegen zeitlicher und kapazitärer Probleme.

Beim Tag der offenen Insel gab es eine offene Gesprächsrunde zu C. und seiner Existenz im Projekt. Trotz öffentlicher Ankündigung (Stadtgeflüster Verteiler, facebook, etc) ist leider fast niemand erschienen. Allgemein war der Eindruck, dass es aus der Szene häufig ein größeres Interesse an Distanzierungsstatements gab, als in direkte Auseinandersetzung mit dem Projekt in irgendeiner Form zu gehen. Zusätzlich zu dem politischen Kampf um die Insel sind viele motivierte, häufig FINTA Personen an ihre Belastungsgrenze gestoßen, sich immer wieder und wieder für viele Stunden mit der C.-Problematik auseinanderzusetzen, insbesondere in dem Gefühl damit allein gelassen zu werden. In regelmäßigen Abständen wurde C. gebeten das Projekt zu verlassen. Es wurde deutlich gemacht, dass er im Nachfolgeprojekt kein Teil sein wird.
Durch die insgesamt unsichere Wohnsituation (3 von 5 Wohnungen ohne Mietvertrag, die überfallartige Rodung des Gartens und drohende Räumung des Gebäudes) war es seit 2018 schwierig, Menschen zu finden die in dieser späten Phase noch  an der Insel wohnen wollten. Gleichzeitig zogen immer mehr langjährige Mitbewohner*innen aus (oder später nicht mit an die CarlA), was ein Ungleichgewicht an Wissens- und Machtpositionen innerhalb der Gruppe mit sich brachte und damit dazu beigetragen hat, dass sich C. Rausschmiss so lange hingezogen hat. 
Einer der Hauptpunkte, warum es schwierig war C. gegen seinen Widerstand aus dem Projekt auszuschließen, war, dass C. einen der zwei letzten unbefristeten Hauptmietverträge hatte, und die Eigentümer (Ernst-Abbe-Stiftung und später das Land) seit ca. 2014 oder 2015 keine unbefristeten Verträge mehr gegeben hatten. Dieser Mietvertrag war das einzige Druckmittel, das in der Gerichtsverhandlung der Räumungsklage letztlich den Tausch gegen den Gasthof Carl August ermöglicht hätte. Leider setzte sich zunächst diese Abhängigkeit in den ersten Monaten der CarlA noch fort, da aus der gerichtlichen Verhandlung für die CarlA zunächst ein Übergangsmietvertrag mit C. persönlich von der LEG abgeschlossen wurde, der erst nach mehr als einem halben Jahr in einen Erbbaupachtvertrag mit dem CarlA e.V. umgewandelt werden konnte.

C. hatte bereits vor dem Umzug zugestimmt, das Projekt in den ersten Monaten zu verlassen und dem, damals noch Carl-August Waldgasthof und heute CarlA genannten, Projekt nur durch die “Startlöcher” zu helfen. Stattdessen hat sich vieles, was mit vorhergehenden C.-Konfrontationsprozessen vergleichbar ist, wiederholt. Im Oktober 2019 lebten nur noch vereinzelte – lose, nicht an einander gebundene – Menschen in der Insel, insgesamt fünfzehn und C.. Ein Drittel bestand aus Menschen die aus einer existenziellen Not heraus auf den Lebensraum angewiesen waren, das zweites Drittel waren Menschen die noch dem politischen Kampf der Insel verpflichtet waren und das letzte Drittel waren im Oktober neu zugezogene Studierende, die aufgrund der, uns allen bekannten in September vorherrschenden, Wohnungslage in Jena auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen waren. In den letzten drei Monaten in der Insel zu leben, hieß ein dickes Fell gegen gewaltvolle Kommunikation und den jedes Wochenende, zu den exzessiv-ausgelebten Partys, (auftretenden Drogenkonsum) zu entwickeln und sich im Haus (der Insel) hauptsächlich selbstorientiert und -organisiert zurechtzufinden.
C. war selten vor Ort (Insel) in den letzten drei Monaten vor dem Abriss, zwischen seinen Montage-Einsätzen (Zeitarbeit) war es möglich, ihn mal kurz im Treppenhaus abzufangen, falls eine Person ein persönliches oder gruppenbezogenes Anliegen hatte und dabei fielen seine Antworten meisten herrisch-knapp und relativierend bzw. alles überschauend aus – es ist naheliegend, dass der Eindruck entstehen konnte, dass C. ein produktiver, im Zentrum des Projekts stehender, alles antreibender Macher ist. Desweiteren war es möglich, ihm in den letzten zwei Monaten der Insel, C. im Plenum zu begegnen, wenn er in der Woche nicht auf Montage war und selbst im Plenum, war der Handlungsspielraum für Gegenstimmen zu C. sehr gering. Die letzten Plena der Insel wurden dominiert von C., es gab drei FINTA, deren Anwesenheit bei den Plena eindeutig die Extremität C.s Verhaltens reduzieren konnte, aber nicht bis zu dem Punkt, dass sich andere Menschen gegen C. gestellt hätten. Zusätzlich gab es keine feste interne Gruppe der Insel mehr, also waren alle internen Stimmen gegen C. lose und unausgesprochen und die Themen der Plena waren der Inselkampf, die Räumungsklage, Exit-Strategien und weitere Punkte dieses Kontextes. Diese Themen wurden von C. vorgestellt und geleitet, C. hatte den hauptsächlichen Überblick und auch den Kontakt zu entscheidenden Institutionen oder öffentlichen Personen, z.B. zur LEG oder Personen im Stadtrat.
Mitte Dezember 2019, bis spätestens den 19. Dezember waren alle Bewohnis der Insel aus- und / oder in die CarlA eingezogen.

Zu diesem Zeitpunkt standen viele, bereits erarbeitete C.-Prozess-Forderungen nicht mehr greifbar zur Diskussion für die neu entstehende CarlA-Gemeinschaft. Wichtig und nicht zu vergessen sind die Menschen, die sich schon lange mit C. auseinandergesetzt hatten. Zuerst in der Insel und dann weiter in der CarlA, denn sie waren zwar oft stumme, aber entscheidende Impulsgeber:innen, für Mutfindung und Kritikformulierung gegen C.. Es ist wichtig die Angst und Handlungsunfähigkeit der Menschen zu benennen, die mit C. zusammen lebten, seinen morgentlichen Entzugsausrastern ausgesetzt waren, von ihm beklaut und verleumdet wurden und seinen stetigen Abwertungen ausgesetzt waren. Wichtig zu benennen, nicht weil diese Angst und Handlungsunfähigkeit den so langsam fortfahrenden Prozess mit C. rechtfertigt, sondern um ein vollständiges Bild der verfehlten Verantwortungsübernahmen und C. seiner Gewalt darzustellen. 

Seit dem Begin der CarlA (spätestens Februar) waren alle neuen Bewohnis der CarlA mit Teilen der externen Kritik an C. vertraut, überwiegend im Diskurs der Plena. Allerdings blieb die Kritik an C.s Machtposition, z.B. durch die alleinige Verfügung C.’s über das Mietrecht – Mietverträge auszustellen, seine alleinige Verwaltung der Projektkasse, seine zentrierte Rolle in den Informationsflüssen – C. hat die Bewohner:innen über Nachrichten der LEG informiert, zunächst folgenlos. Intersektional feministische Kritik-Perspektiven, ob bereits vorhanden oder neu benannt fielen immer wieder hinten runter. Es war ein harter, von Konflikten und Gewalt bestimmter Prozess, C. die Verantwortungen, wortwörtlich, abzuringen, denn es bedeutete immer, dass eine Person, für den Zweck der Gemeinschaft, sich C. und seiner Gewalt aussetzen musste.
Als bezeichnendes Beispiel möchte ich die Übernahme der Projektkasse, von C. an eine von der CarlA-Gemeinschaft gewollte Person(-engruppe) skizzieren: Seit dem 23. Januar und 06. Februar 2020 gab es den Plenumsentscheid, dass die Projektkasse zukünftig von zwei zusätzlichen Personen zu C. geleitet wird, was nicht funktionierte und so blieben die beiden Personen als gewählte Verantwortliche handlungsunfähig, weil C. eine Zusammenarbeit blockierte. Umgangsvorschläge mit C. aus dem Plenum vom 13. Februar 2020 waren, dass C. zu seiner Aussage, dem Projekt nur durch die “Startlöcher” zu helfen, was auch immer das bedeuten mag, stehen soll und damit aus der CarlA aussteigen muss, nachdem er alle Verantwortungen abgibt.

Endgültig wurde die Projektkasse erst im April 2020 übergeben. Dafür war ein Plenum im März nötig, in dem vorhergehend sich alle, über eine Woche, abgesprochen hatten, gegen C. zu stimmen und die neuen kassenverantwortlichen Personen zu unterstützen. Als es zu dem Plenum kam, gab es unterschiedliche Vorschläge die Kassenverantwortlichkeit umzuorganisieren, jedoch traute sich kein/e Bewohni oder anwesende Person auszusprechen, dass C. die Verantwortlichkeit in jedem Fall abzugeben hat. Eine FINTA meldete sich dann doch und stellte den Antrag, C. die Projektkasse zunächst komplett abgeben zu lassen. C. meldete ihr daraufhin im Plenum unmissverständlich, dass das als persönlichen Angriff aufnehme. An dieser Stelle ist auch die Illusion, in der C. bis heute lebt erkenntlich. C. konnte es nicht verstehen – es war ihm unmöglich und verwehrt zu sehen, dass alle Bewohni sich gegen ihn stellten. Er fragte dann in die Runde, wer denn noch alles dieser Idee der FINTA folgt und die Anwesenden hoben die Hände, um sich symbolisch für den Antrag auszusprechen. Dies führt zu einem Wutausbruch von C., mit dem er dann aus dem Plenum stürmte. Die Projektkasse hat er schließlich einige Tage später stillschweigend einer Bewohni vor die Tür gestellt.
Die Situation mit C.  spitze sich immer weiter zu. Die Gewalt von C. nahm zu, gefüttert von paranoiden Gedanken und Abwehrmechanismen seiner Täterschaft. Erst am 22. Oktober 2020 konnte ein Mehrheitsentscheid im Plenum gefunden werden, der für C.’s Auszug stimmt. Am 27. Oktober wurde dann eine Frist des Auszuges bis zum 30. Januar 2021 festgelegt. Die Frist wurde nochmal auf den 1. Februar 2021 verlängert, dies war dann jedoch das endgültige Datum, zu dem C. auch auszog.
C. hat wahrscheinlich bis heute die Konsequenzen, die auf sein Handeln folgten, “Montagsdemos”, nicht verstanden.

Nach langer Abwesenheit in der CarlA, seit seinem Auszug, hat C. am 27. Januar 2023 auf einer Veranstaltung versucht in die CarlA zu gelangen und musste mit seinem erneuten großen Unverständnis hinnehmen, dass er Hausverbot hat.

radiCarlA leben!

Die CarlA soll ein Ort sein, in des es auf vielfältige Weise Raum für Begegnung und Inspiration in Form einer gelebten Solidarität gibt. Angetrieben werden wir von der Utopie der Herrschaftsfreiheit, der Idee, dass alle zwangslos so sein können, wie sie möchten. Dass dies natürlich nicht ein Raum für wirklich alle sein kann, weil einige Menschen in dieser Welt nicht so friedliebend und tolerant sind, wie wir uns das wünschen, können wir nicht allen Einlass gewähren: Leute, die menschenverachtende Ideologien teilen und Menschen in Uniform haben bei uns keinen Platz. Und dass sich Vielfalt nicht bloß per Lippenbekenntnis herstellen lässt, stellt uns vor die grundsätzliche und immerwährende Aufgabe, konsequent diskriminierungskritisch zu denken und zu handeln. Als Leitfäden in dieser Aufgabe dienen uns Ideen und Prinzipien des intersektionalen Feminismus und anderer emanzipativer Impulse. Wir wünschen uns Vernetzung und kritischen Austausch, um auszuloten, welche Welt(en) wir gemeinsam kreieren können. Nicht zuletzt deswegen ist die CarlA ein Ort für Bildung und Reflexion: Workshops, Lesungen, Skillsharings, Vernetzung, Konferenzen uvm. kann hier einen Raum finden. Gleichzeitig gibt er viel Raum, um Inspiration zu schaffen: ein Proberaum, ein Studio, eine Werkstatt, Verstanstaltungssäale, ein Garten, einen Hof, ein Atelier, eine Küche u.a. laden ein, selbst schaffend-gestaltend aktiv zu werden.Unser Wunsch ist die Schaffung eines safer space: ein Raum in dem sich jede*r ungeachtet ihrer Identität wohlfühlen kann. Hierfür gibt es ein Awarenesskonzept, das regelt und organisiert wie dieser Raum - innerhalb der Mitwohnis und während Veranstaltungen erschaffen werden kann.
Wir als CarlA verstehen uns als non-kommerzielle Community, die die Bedürfnisse ihre Mitglieder ernst nimmt. Das gemeinsame Leben und Gestalten werden dabei getragen von Freiwilligkeit und Zwanglosigkeit.Basisdemokratie wird verwirklicht durch ein offenes, wöchentliches Plenum, in dem je nach Gegenstand in verschiedenen Einscheidungsverfahren bestmöglich gemeinsam entschieden wird. Sowohl unser soziales Miteinander als auch unsere Waldexistenz sind dabei von Nachhaltigkeit geprägt: Achtsamkeit und ein sorgsamer Umgang einerseits, Einklang mit der Natur andererseits.Wir freuen uns über jede*n, die Teil dieser Ideen sein möchten!

Informationen und Bekanntmachungen des soziokulturellen Projekt CarlA