Heraus zum 1.Mai: Für Brot,Frieden, Sozialismus!
Aufruf des „Nicht auf unserem Rücken“ Bündnisses Berlin

Arbeiter:innen, Erwerbslose, Schüler:innen und Studierende,
der 1. Mai ist unser Kampftag und wir rufen auf, zusammen auf die Straßen zu gehen!
In Zeiten von lange überwunden geglaubtem, nationalistischem Kriegstaumel, Aufrüstung, steigender Lebenserhaltungskosten und sinkender Reallöhne müssen wir unsere Wut auf das Bestehende und unseren Wunsch nach Veränderung gemeinsam auf die Straßen tragen!
Seit
Jahren erzählt man uns „Wir“ müssten zusammenhalten. In der
Coronapandemie saßen „Wir“ alle angeblich im selben Boot.
Welches Boot soll das gewesen sein, in dem Pflegeangestellte und
Kassierer:innen mit billigem Applaus abgespeist wurden, während die
Pharmakonzerne und Lebensmittelgiganten Rekordumsätze verbucht
haben? In dem der Arbeitsalltag bloß nicht zu sehr eingeschränkt
werden durfte, damit die Kassen der Reichen weiter klingeln – aber
wir uns in unserer Freizeit nicht ungestraft mit unseren
Kolleg:innen oder Freund:innen treffen durften? In dem unsere Kieze
mit Polizei geflutet wurden, damit niemand aufbegehrt? Seit der
Ukrainekrieg mit der russischen Invasion letzten Jahres in eine neue
Phase getreten ist, heißt es wieder „Wir“- wir, der
werteorientierte, freiheitlich demokratische Westen, gegen „Die“,
die diktatorischen, imperialistischen Russen. Doch wer stirbt auf den
Schlachtfeldern der Ukraine? Es sind nicht die Kinder der russischen
und ukrainischen Oligarchen, ihrer Politiker und Generäle, die
täglich in den Schützengräben für deren Profite kämpfen. Wie in
jedem Krieg sind es die Armen und Unterdrückten, die Bevölkerung,
kurz: die Arbeiter:innenklasse, die bereitwillig ihren Kopf
hinzuhalten hat. Die zu kämpfen, zu töten und zu sterben hat.
Dieser Krieg ist aber nicht ihr Krieg. Die Arbeiter:innenklasse aller
am Konflikt beteiligter Staaten hat ein gemeinsames Interesse: Nieder
mit dem Krieg!
Auch
wir haben es satt, für die Kriege und Krisen der Reichen zu
bezahlen! Wir haben es satt, den Großteil unserer Lebenszeit unseren
Chefs zu opfern und ihnen noch die fünfteFerienwohnung zu
finanzieren. Wir haben es satt, dass unsere Kolleg:innen in den
Krankenhäusern, bei der Post, am Hafen, den
Stadtreinigungsbetrieben, an den Kassen der Lebensmitteldiscounter,
in den Büros und auf den Baustellen dieses Landes ihr Leben und ihre
Gesundheit opfern, um die Chefetagen immer weiter zu mästen. Wir
haben es satt, in gute und in schlechte Ausländer eingeteilt zu
werden und ihre Scheißarbeit zu verrichten. Wir haben es satt, dass
Gewalt gegen Frauen* bis hin zu ihrer Ermordung zu unserem Alltag und
der Struktur dieses menschenverachtenden Systems gehören, aber die
Gelder für Frauenhäuser weiter gekürzt
werden
sollen. Letztes Jahr wurden 117 Frauen durch die Hand eines Mannes
getötet, dieses Jahr sind bereits 25 getötete Frauen bekannt und
auch LGBTI+ Personen werden permanent Opfer von Hassverbrechen. Wir
haben es satt, dass die Jugend ihrer Zukunft beraubt wird und junge
Menschen in der Pandemie am meisten zurückstecken mussten. Wir haben
es satt, dass unsere Kinder in maroden, Schulen „lernen“ müssen,
nur um dann in den gleichen Verwertungsfleischwolf wie ihre Eltern
geschmissen zu werden.
Kurz: Wir haben es satt, dass korrupte Politiker:innen aller Parteien uns vor der Wahl Versprechungen machen und uns schon bevor die letzte Stimme ausgezählt ist, das Messer in den Rücken rammen. Die Rechnung ist einfach: Unsere Kosten steigen und unsere Löhne sinken, während sie Profite einstreichen. Politiker wie Habeck oder Kretschmann meinten, wir sollen uns mit Waschlappen waschen oder weniger duschen, während 100 Milliarden in die Aufrüstung der Bundeswehr gesteckt wurden. Und das, während wir alle schon so lange streiken oder auf unsere prekäre Lage hinweisen! Wir lassen uns nicht länger verarschen! Ihre Krise, nicht auf unserem Rücken!
Arbeiter:innen, Erwerbslose, Schüler:innen,Studierende- Genoss:innen!
Der
1. Mai blickt auf eine stolze Geschichte zurück. Es ist unsere
Geschichte,unsere langwierige Kampf-, Leidens-, aber auch
Erfolgsgeschichte. Wir, die Ausgebeuteten und Unterdrückten, haben
im Laufe unserer Geschichte nie aufgehört, unseren Ausbeutern die
Stirn zu bieten. Noch diktieren sie die bestehende Ordnung, weil sie
Knäste, Waffen, Polizei und Schlägertrupps haben, oder uns mit
Grenzen und Papieren einzuschränken versuchen. Die Macht liegt aber
bei uns: Wenn wir uns zusammentun, uns gemeinsam organisieren und
gemeinsam kämpfen. Wir haben es in der Hand! Wir verrichten die
Arbeit, die dieses System am Laufen hält. Wir schaffen ihren
Reichtum. Wir haben es in der Hand ihrem menschenverachtenden System
den Hahn abzudrehen! Wir haben einen langen Weg zurückgelegt: Jeder
einzelne soziale Fortschritt, den die Herrschenden heute gern für
sich beanspruchen, wurde von unseren Vorgänger:innen in oft brutalen
Klassenkämpfen erstritten. Von der formalen Abschaffung der
Sklaverei zur 40-Stunden-Woche, dem Verbot von Kinderarbeit und
gesetzlich vorgeschriebene Pausenzeiten, Krankentage, Urlaub, die
Rechte für Frauen und LGBTI+ Menschen und Kriegsdienstverweigerung.
Wenn es nach den Herrschenden ginge, hätten wir nichts davon.
In den aktuellen Kämpfen gegen geschlechtliche und sexuelle Diskriminierung, Klimakatastrophe und die Ausbeutung des globalen Südens geht besonders die Jugend und die Frauen mit großen Schritten voran. Unser Kampf steht in internationaler Tradition. Kurdische Frauen lehnen sich im Iran gemeinsam mit vielen anderen gegen das Mullah Regime auf und junge Palästinenser*innen leisten seit Jahrzehnten Widerstand gegen die israelische Apartheid. Wie können wir uns erlauben, bei diesem Mut und solcher Beharrlichkeit nicht auch hier gegen Unterdrückung zu kämpfen ? Aus den Kämpfen der Vergangenheit und der Gegenwart leitet sich die enorme Bedeutung des internationalen Arbeiter:innenkampftages ab. Er erinnert uns an die Kämpfe, die notwendig waren, um hierher zu gelangen und er bestärkt uns für die Zukunft. Es ist der gemeinsame, internationale Kampftag unserer Klasse: Arbeitende, Erwerbslose, Schüler:innen, Studierende, Geflüchtete, Migrant:innen, wir alle haben ein gemeinsames Interesse! Lasst uns am 1. Mai die Botschaft der Hoffnung und des gemeinsamen Kampfes gegen Krieg, Unterdrückung und Ausbeutung auf die Straßen tragen! Ihre Krise nicht auf unserem Rücken!
Für Brot, Frieden und Sozialismus!
NauR Berlin
17.00 Uhr Auftaktkundgebung am 1. Mai 2023
U-Bahnhof Boddinstraße, Kreuzung Hermannstraße/Flughafenstraße.
18.00 Uhr Demostart auf folgender Route
Hermannstraße, Hermannplatz, Karl-Marx-Straße, Reuterstraße, Sonnenallee, Friedelstraße, Sanderstraße, Kottbusser Damm, Kottbusser Tor, Adalbertstraße, Oranienstraße, Oranienplatz.