Kurzer Bericht mit den interessantesten Details von einem Vortrag von Dr. Udo Engbring-Romang über „Antiziganismus als kulturellen Code“ am 4. April 2012 in Tübingen.
Der Referent betonte dass das Problem Antiziganismus zwar inzwischen ein Sonntagsreden-Thema, aber nicht ein Alltagsthema sei. Öffentlich artikulierter Antiziganismus verursache bei Politiker_innen keinen Karriereknick. Immer noch gibt es in Deutschland auch keinen Lehrstuhl für Antiziganismusforschung.
Geschichte des Antiziganismus
Roma wurden in Vergangenheit in Südosteuropa versklavt, bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es Sklavenmärkte für Roma-Sklaven in Rumänien.
Währenddessen wurden Sinti und Roma in Mittel- und Osteuropa diskriminiert, dass hieß:
* (vorübergehende) Duldung als Pilger
* Verbot des Landerwerbs
* Verweigerung des Zuzugs
Da „Zigeuner“ als „Heiden“ behandelt wurden, waren sie nicht von Hexenverbrennungen betroffen, da diese sich fast nur gegen Christ_innen richtete, denen vorgeworfen wurde „Hexenwerk“ zu treiben.
In der Geschichte des Antiziganismus fungierten „Zigeuner“ immer als Negativfolie für den vorbildlichen Bürger.
In der Aufklärung entwickelte sich dann ein erster rassistischer Begriff von „Zigeuner“, vor allem in der deutschen Aufklärung (Kant, Herder). Hier wurden „Zigeuner“ als „asiatisch“ und „nicht integrierbar“ definiert.
Im Nationalsozialismus steigerte sich der Antiziganismus dann zum geplanten Völkermord.
Nach dem Nationalsozialismus wurden die überlebenden Sinti und Roma weiter diskriminiert. Ihnen wurde eine „Entschädigung“ verweigert, weil ihre Verfolgung nicht als rassistisch motiviert anerkannt wurde, sondern lange als „kriminalpräventive“ Verfolgung deklariert wurde.
Bis heute machen Sinti und Roma auch in Deutschland Ausgrenzungserfahrungen in Schule, Beruf und Alltag.
Der „Zigeuner“-Begriff wurde, so der Referent, in letzter Zeit wieder reaktiviert und finde sich z.B. gehäuft im Spiegel-Magazin, in der FAZ, in der Süddeutschen und in der Welt.
Deswegen müsse es eine breite Aufklärung über Antiziganismus und über die Verfolgungsgeschichte von Sinti und Roma geben.