Category Archives: Analyse und Kritik des Antiziganismus

Schweinefarm blockiert Mahnmal für Sinti und Roma

Premier Necas erklärt kurz vor dem Gedenktag für ermordete Sinti und Roma, man habe kein Geld für ein Mahnmal. Dass Tschechen ein Konzentrationslager in Lety betrieben, ist bis heute ein Tabu.

Sie hatten nichts anderes erwartet, die wenigen politisch engagierten Roma in Tschechien. Dennoch hinterlässt die Absage von Premier Petr Necas so kurz vor dem 2. August bei ihnen Bitterkeit. Jenes Datum bleibt für das Minderheitenvolk in ganz Europa unauslöschlich. In der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wurden in Auschwitz die letzten 2900 Sinti und Roma, die bis dahin überlebt hatten, in die Gaskammern getrieben. Insgesamt ermordeten die Nationalsozialisten vermutlich eine halbe Million von ihnen.

Kurz vor diesem furchtbaren Jahrestag nun verkündete Necas, dass es auch unter seiner bürgerlichen Regierung keine Lösung für ein würdiges Gedenken an das Schicksal der Inhaftierten im früheren Roma-Konzentrationslager in Lety geben wird. Continue reading Schweinefarm blockiert Mahnmal für Sinti und Roma

Rassismus in Norwegen: Zurück zum Hass

Ein Jahr nach den Breivik-Morden grassiert in norwegischen Zeitungen und Internetforen Hassrethorik. Ziel ist eine Gruppe von etwa 200 Roma, die in Oslo betteln.

„Das ist Völkermordrhetorik. Man muss das einfach mal beim Namen nennen“, sagt Claudia Lenz vom norwegischen Menschenrechtsforschungszentrum. Sie schreckt auch nicht vor drastischen Vergleichen zurück: „Das ist eine Rhetorik, die einer ganzen Gruppe die Menschenrechte schlichtweg absprechen will.“

Gemeint ist eine Gruppe von etwa 200 rumänischen Roma, die in Oslo betteln. Das ist nicht verboten und das haben sie in vergangenen Jahren auch getan. Doch dieses Jahr scheint das für viele völlig unerträglich zu sein. Laut einer Umfrage wollen drei von vier NorwegerInnen Betteln verbieten.

Der konservative Hauptstadtbürgermeister Fabian Stang reagierte darauf gleich positiv. Doch ein Kommentar in der Zeitung Dagsavisen fragte bestürzt: „Sind wir Norweger nun schon so weit, dass wir Arme hassen? War nicht Solidarität ein Grundstein unserer Gesellschaft – und wo ist sie, wenn sie wirklich gebraucht wird.“

Am kommenden Sonntag wird Norwegen sich zum Jahrestag der Terroranschläge vom 22. Juli offiziell als Nation präsentieren, die geschlossen Hass und Rassismus ablehnt. Gleichzeitig ist das Internet in sozialen Foren und in den Kommentarspalten der Zeitungen voller Hassrhetorik: „Ratten!“, „Zigeuner sind nicht Menschen, sondern Müll“, „Ich helfe gerne, den Knoten für die Schlinge zu knüpfen“.

Verstöße gegen Ordnungsvorschriften

„Die Norweger wollen wohl weniger das Betteln, als die Roma verbieten“, meint ein anderer Kommentar. Schuld daran sei neben den Medien nicht zuletzt die Polizei. 68 von 69 kontrollierten Roma hätten sich als „kriminell“ erwiesen, berichtete beispielweise die Osloer Polizeiführung. Neben tatsächlichen vereinzelten Ladendiebstählen waren aber ganz überwiegend Verstöße gegen Ordnungsvorschriften wie „unerlaubtes Zelten“, „aggressives Betteln“ oder „Urinieren an öffentlichen Plätzen“ gemeint.

Auch die Politik schürt die Konflikte, weil sie es unterließ, den Roma einen Platz für ihr Zeltlager zuzuweisen. Als diese daraufhin in städtischen Parks nächtigten, wurde die Polizei eingesetzt, um sie zu vertreiben. Vergangene Woche besetzten die Roma daraufhin den Park um die Sofienbergs-Kirche mitten in Oslo.

Die Kirche erklärte sich bereit, diese Besetzung für einige Tage als „politisches Signal“ zu dulden, bat die Roma aber dann, zum Wochenende das Grundstück wieder zu verlassen. Am neuen Lagerplatz, den die Behörden den Roma zuwiesen, protestierten prompt dortige AnwohnerInnen. „Wir wollen die hier nicht haben“, hieß es.

Der ehemalige liberale Justizminister Odd Einar Dørum zeigte sich bestürzt. „Man stellt ohne den geringsten Beweis Kriminalität und Armut gleich, man spricht Menschen den Wert ab, nur weil sie anders gekleidet sind.“ Und weiter fragte Dorum: „Wir haben uns doch gegenseitig Offenheit und Respekt versprochen. Ist das denn nach einem Jahr schon wieder alles vergessen?“ Auch der stellvertretende Vorsitzende der Linkssozialisten Bård Vegar Solhjell stimmte in die Kritik ein: „Eine Woche vor dem 22. Juli: Habt ihr etwas gelernt oder nicht?“

„Deportation“ lautet das Rezept von Siv Jensen, Vorsitzender der „Fortschrittspartei“: „Alle in Busse und ab damit.“ Die Rechtspopulisten haben das „Breivik-Tief“ überwunden. Statt einem Stimmenanteil von 11 Prozent wie bei der Kommunalwahl vor zwei Monaten ist die ausländerfeindliche Partei nun für mehr als 20 Prozent der NorwegerInnen wieder erste Wahl.

Quelle: taz.de
Stand: 16.07.2012

Aufnahme gegen Rücknahme

Der Kosovo und die EU nähern sich an. Dazu werden unter anderem Roma aus der EU abgeschoben.

»Wir werden hart daran arbeiten«, versicherte Vlora Çitaku, die kosovarische Ministerin für Europäische Integration, vergangene Woche in Brüssel. Die Europäische Kommission hatte der Regierung des Kosovo am Donnerstag vergangener Woche einen Katalog mit 95 Kriterien übergeben, die erfüllt werden müssen, damit Bürgerinnen und Bürger des Kosovo in Zukunft ebenso wie Angehörige anderer Balkanländer ohne Visum in die EU einreisen dürfen. Die Bevölkerung des Kosovo mag sich über die lang ersehnte Reisefreiheit, sollte sie tatsächlich zustande kommen, freuen. Für dort lebende Roma wird sich bis dahin an der Diskriminierung, die sie erfahren, aber wohl kaum etwas ändern, auch wenn unter anderem die Wahrung von Grundrechten zu den genannten Kriterien gehört.

Nach Schätzungen des Roma- und Aschkali-Dokumentationszentrums vom August 2009 erreicht die Arbeitslosenrate von Roma im Kosovo im Durchschnitt 90 Prozent und mehr. In einem Bericht vom Mai 2010 nannte Amnesty International dies als einen Aspekt der strukturellen Diskriminierung, der im Kosovo lebende Roma ausgesetzt seien. Sie werden zudem in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Wohnrecht und behördlicher Registrierung stark benachteiligt. Continue reading Aufnahme gegen Rücknahme

Roma moved ‘like pawns on a chessboard’ under Rome’s ’Nomad Plan’

With summer holidays upon them, many school-children in Rome are about to enjoy a few months respite from study.

But for Roma children living in the Tor de’ Cenci camp, on the city’s southern outskirts, the last day of school may instead bring the bitter taste of a forced move and uncertainty about which school will take them next year.

We spent two days in Tor de’ Cenci talking with people living there. Most of them told us they don’t want to leave, but they seem resigned to the fact that the camp will be closed anyway, whether they consent or not.

Tor de’ Cenci is very close to a residential neighbourhood, so for some 15 years Roma living there have enjoyed easy access to basic services such as local doctors’ practices and shops.

And with their children attending local schools they have enjoyed a degree of social inclusion that is rare for Roma communities. Continue reading Roma moved ‘like pawns on a chessboard’ under Rome’s ’Nomad Plan’

Sinti und Roma in der Berichterstattung: Roma, aber glücklich

Es ist schwierig, über Roma zu schreiben. Meist wird das Klischee des singenden, tanzenden Armen kolportiert. Oder es geht um Missstände. Eine Betrachtung.

Als ich neulich Roma-Dörfer in der Ostslowakei besuchen wollte, war mir schon vor Beginn der Reise fast klar, dass es unmöglich sein würde, über Roma in Mitteleuropa zu schreiben. Jetzt, nach meiner Rückkehr, bin ich mir sicher: Es ist unmöglich.

Zum einen ist das Thema wie ein Minenfeld. Es ist höllisch schwierig, Stereotype und Klischees zu umgehen. Zwar wusste ich das schon, bevor ich mit Kristina Magdolenova vom Roma Media Center in Kosice, Slowakei, gesprochen habe. Trotzdem bestätigte sie meinen Verdacht nachdrücklich.

Dass Roma in einem Teufelskreis aus Arbeitslosigkeit und Verelendung gefangen seien, ist das erste und wirkungsvollste Klischee. Ausländische Journalisten tappen leicht in diese Falle, weil sie explizit nur die notleidenden Roma aufsuchen – sei es in den Plattenbauten in Kosice, in der Gemeinde Shutka in Skopje oder in den Tausenden anderen Armutsvierteln, die es in Mitteleuropa gibt.

Wer allerdings über die Not hinausschaut, findet viele integrierte Roma aus der Unter- und Mittelschicht, die es aus dem Getto herausgeschafft haben. Wer schreibt über sie? Niemand. Es wäre schließlich nicht fesselnd genug. Continue reading Sinti und Roma in der Berichterstattung: Roma, aber glücklich

Antiziganistischer Stinkstiefel für den Juni 2012

Der Antizig-Watchblog verleiht seit dem Dezember 2011 im monatlichen Turnus die Negativ-Auszeichnung „Antiziganistischer Stinkstiefel. Diese Auszeichnung geht an Personen des öffentlichen Lebens, Organisationen oder andere Institutionen, die sich öffentlich besonders antiziganistisch geäußert haben oder ein antiziganistisches Klischee bedient haben.

Für den Juni 2012 geht diese Auszeichnung an die Firma „Wojnar’s“, die einen Brotaufstrich namens „Zigeuner“ herausgebracht hat.
Etwas ignorante Leute mögen hier einwerfen, es gäbe ja auch „Deutschländer“, „Amerikaner“ und „Hamburger“. Aber das sind ganz normale Bezeichnungen für Bevölkerungsgruppen und keine Begriffe, die die Mehrheit der Bezeichneten als krasse Beleidigungen empfindet.

Antiziganistischer Stinkstiefel für den Mai 2012

Der Antizig-Watchblog verleiht seit dem Dezember 2011 im monatlichen Turnus die Negativ-Auszeichnung „Antiziganistischer Stinkstiefel. Diese Auszeichnung geht an Personen des öffentlichen Lebens, Organisationen oder andere Institutionen, die sich öffentlich besonders antiziganistisch geäußert haben oder ein antiziganistisches Klischee bedient haben.
Antiziganismus bei Kopp-Online
Für den Mai 2012 geht diese Auszeichnung an den Rottenburger Kopp-Verlag, der in Buch- und Onlineform sich immer wieder in antiziganistischer Hetze ergeht. Hier zeichnet sich besonders der Kopp-Autor Udo Ulfkotte aus, der über auch sonst gegen Minderheiten rassistisch hetzt.

»Das Denkmal bedeutet ein großes Stück Verantwortung«

Der israelische Künstler und Bildhauer Dani Karavan hofft, dass das von ihm entworfene Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma noch in diesem Jahr fertiggestellt wird, und kritisiert die schleppende Zusammenarbeit mit dem Bauministerium in Berlin.

1992 beschloss die Bundesregierung den Bau eines nationalen Denkmals in Erinnerung an die Ermordung der europäischen Sinti und Roma. Das Denkmal des israelischen Künstlers Dani Karavan soll im Tiergarten errichtet werden und besteht aus einem Brunnen mit einer versenkbaren Stele, auf der täglich eine frische Blume liegt. Es wird durch Texttafeln ergänzt, die über Ausgrenzung und Massenmord an den Sinti und Roman während des Nationalsozialismus informieren.

Dani Karavan, 1930 in Tel Aviv geboren, realisierte weltweit zahlreiche spektakuläre Kunstwerke, die der Land Art zugerechnet werden, darunter die Straße der Menschenrechte als Kunst am Bau des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Continue reading »Das Denkmal bedeutet ein großes Stück Verantwortung«

Roma abuse: Calls for inquiry as Oxfam report uncovers discriminatory treatment

PUBLIC officials have been accused of “institutional racism” in a hard-hitting report into the treatment of immigrant workers seeking a new life in Scotland.

The report, commissioned by Oxfam, says members of the large Roma community in Glasgow have been systematically threatened and lied to by government employees while long delays in payments of legitimate benefits have led to high levels of child poverty.

Evidence of discrimination and prejudice against the most marginalised ethnic group in Europe is contained in the report written by the Govanhill Law Centre (GLC), which investigated how more than 60 Roma families living in the city were dealt with by the DWP and Her Majesty’s Revenue and Customs (HMRC).

The lawyers who carried out the investigation said the way many Roma were treated was contrary to the UK government’s legal obligations and amounted to unlawful and unequal treatment. Continue reading Roma abuse: Calls for inquiry as Oxfam report uncovers discriminatory treatment