Category Archives: Beiträge auf Deutsch

Aufruf zum Gedenken, am 2. August 2014, am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma am Schwanenteich in Leipzig!

Als „Porajmos“ (dt. „das Verschlingen“) wird in Romanes der Genozid an den Sinti und Roma während der Zeit des Nationalsozialismus bezeichnet. Trauriger Höhepunkt des Völkermordes war der 2. August 1944, der sich dieses Jahr zum 70. Mal jährt. An diesem Tag wurde der Abschnitt BIIe im Konzentrationslager Auschwitz geräumt und die 2897 noch verbliebenen Sinti und Roma in den Gaskammern ermordet. Allein in Auschwitz starben zwischen Februar 1943 und August 1944 19300 in diesem Abschnitt untergebrachte Menschen. Insgesamt fielen hunderttausende Sinti und Roma den Nazis zum Opfer. In Deutschland ist das Bewusstsein für die leidvolle Geschichte der größten Minderheit Europas und die eigene Verantwortung dafür jedoch kaum ausgeprägt.

Auch heute ist diese Bevölkerungsgruppe rassistischen Angriffen ausgesetzt, die teilweise lebensbedrohlich sind. So fand 2009 in Klingenhain unweit von Leipzig ein Brandanschlag statt, bei dem das Haus und Gewerbe einer Sinti Familie niederbrannte, die daraufhin ihren Wohnort verließ, da sie um ihr Leben fürchten musste. Vorausgegangen waren jahrelange Anfeindungen, Drohungen und Angriffe mit eindeutig rassistischem Hintergrund.
Auch im Leipziger Stadtteil Volkmarsdorf wurde im Herbst 2010 massiv Stimmung gegen ansässige Roma gemacht, die in verbalen und tätlichen Übergriffen mündete.

Diese Übergriffe finden nicht irgendwo weit weg statt, sondern in unserer unmittelbaren Umgebung und trotzdem nimmt der überwiegende Teil der Gesellschaft daran keinen Anteil, selten wird darüber überhaupt medial berichtet.
Vor allem in Deutschland erwächst aus dem nationalsozialistischen Genozid an Sinti und Roma eine große Verantwortung, die sich nicht nur in einer würdigen Erinnerungskultur und einem entschiedenen Vorgehen gegen Rassismus (nicht nur) gegen Sinti und Roma in all seiner Bandbreite niederschlagen muss, sondern auch in einer aktiven Unterstützung der Verbesserung der Lebenssituation von Roma in ganz Europa!

Darum rufen wir am 2. August 2014, 16 Uhr anlässlich der Liquidation des Abschnitts BIIe im KZ Auschwitz vor 70 Jahren zum Gedenken am Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma in der Goethestraße, Ecke Ritterstraße, am Schwanenteich in Leipzig auf. Setzen wir gemeinsam ein Zeichen gegen rassistische Stimmungsmache und für ein würdiges Erinnern!

Initiative „Leipzig Korrektiv“

http://ecoleusti.wordpress.com/

“Viehzeug, Pack”: Silberhöhe-Bewohner hetzen gegen Roma-Nachbarn

Im halleschen Stadtteil Silberhöhe droht eine Auseinandersetzung zwischen Deutschen und Sinti und Roma, die hier leben.

Im Internet haben sich bereits zahlreiche Anwohner aus dem Bereich Staßfurter Straße / Erhard-Hübener-Straße zusammengefunden. Sie wollen die ausländischen Nachbarn nicht haben. Und so wird in ihrer Facebook-Gruppe auch nicht mit deftigen Worten gespart. Zitate sind im Original übernommen. Das heißt, die dargestellten Fehler sind tatsächlich so gefallen. Zudem wurden bereits Unterschriften gesammelt, um einen Wegzug der ausländischen Nachbarn zu erreichen.

“Weg mit den viehzeug”, schreibt beispielsweise einer der User in der Facebook-Gruppe. Ein anderer, der sich auf seinem Facebook-Profil mit der schwarz-weiß-roten Flagge des Deutschen Reichs präsentiert, erklärt: “sehr jut,schützt unser silberhöhe und noch wichtiger unsere kinder.so kann und darf das nicht weiter gehen!” In einem weiteren Kommentar erklärt er, “diese gutmensch scheiss politik”, und weiter: “die sollten mal überlegen die tore zu schliessen sonst werden wir hier noch völlig unterwandert.” Ein User fordert gleich aktives Handeln: “man sollte vielleicht mal über solche sachen wie Bürgerwehr gegen dieses Roma pack nach denken”, schreibt er, “wenn die Stadt selbst nix tut dann eben die Bürger.” Ein anderer User warnt vor Zuständen wie in Duisburg. Dort hatte es jahrelang Ärger um Dreck und Diebstähle im Umfeld eines von Roma bewohnten Hauses gegeben. “Die viehcher gehen sogar an die Autos”, meint ein weiterer User, ein anderer meint “wie kann man so ein volk hier ansiedeln?” Seine Partnerin erklärt: “Ohh man die solln uns bloß in ruhe lassen. Was wollen die hier? Es gibt tausend andere Städte und ausgerechnet nach Halle kommen sie. Sie werden uns alles versauen.” Ein User antwortet ihr daraufhin: “Das haben wir der Übermacht von Linken und Grünen im Landtag und Stadtrat zu verdanken… Fröhliches Verteilen von neuen Mitbürgern mit Migrationshintergrund.” Weitere Zitate aus der Gruppe: “Erst reißen die unsere Kindheitserinnerungen weg (Schulen, Kindergärten und ganze Wohnviertel) und nun leert die Stadt noch Eimer voller Scheiße über unsere Köpfe.”, “Raus mit dem maden die scheißen alles voll & machen Stress”, “Dreckspack diese Roma”, “Nicht nur schreiben sondern los auf die Straße aber sofort”, “Dann müssen die einheimischen mal auf die Strasse gehen und gegen so was vorgehen. Damit diese Version von menschen aus unsereren Stadtteil verschwinde”, “ich finde es auch zum kotzen die sollen uns doch einfach hier leben lassen und die gehen zurück wir haben unsere Ruhe wieder. Aber wenn die kommen dann kommen sie richtig die kakalaken”, “Es ist leider nicht nur in der Silberhöhe es betrifft unser ganzen Land wo sich das dreckspack aufführt…und ich schätze mal das die HWG gesondert Geld bekommt um so ein pack aufzunehmen bzw denen ist es meist eh egal…”. Eine junge Frau schreibt, “Bis vor kurzem War unsere Straße ruhig bis dieses Pack kam.Hier Wohnen ist echt nicht mehr angenehm”, eine andere “Wozu haben wir große Container…sofort dieses Volk entsorgen und auf die Mülllhalde.” Der Chef eine Security-Firma, die auch die Absicherung der Montagsmahnwache übernimmt, schreibt: “auf die Straße aber bitte im ramen und angemeldet”. Auch Gewalt wird angedroht. “Alle in Sack und weg”, schreibt eine Frau, eine andere entgegnet: “Vorher noch drauf hauen.”

Der Gruppengründer wendet sich mit folgenden Worten an HalleSpektrum.de: “überall auf der Silberhöhe Romas soweit das Auge reicht.die wohnen mit zig Leuten in einer Bude ey.in der Erhard- Hübener Straße ist es richtig schlimm.” Spielplätze würden verunreinigt mit Fäkalien, es werde geklaut und gebettelt. “Die Bewohner von der Silberhöhe. Sätzen sich zusammen in einer Gruppe. Und wollen was dagegen tun. Sowie auch Was Gegen Die HWG. Die es nicht mal sehen was da ab geht.”

Doch nicht nur in der eigens eingerichteten Facebook-Gruppe wird gehetzt, auch auf anderen Facebook-Seiten der Silberhöhe. “Ich denke mal, die HWG wird sich nicht rühren. Die Gelder für die Mieten kommen von Staat, der Rest wird die nicht interessieren”, meint ein User, ein anderer: “wenn keiner was unternimmt wird es noch schlimmer werden wie es schon ist.es gibt viele mittel und wege auf diese situation aufmerksam zu machen(zbs eine petition)nichts tun ist nicht der richtige weg.”

Quelle: Halle Spektrum
Stand: 17.07.2014

Facebook-Gruppe aus der Silberhöhe: Polizei ermittelt wegen Hetze im Internet

Eine Facebook-Gruppe aus der Silberhöhe in Halle verunglimpft Roma. Laut Polizei laufen Ermittlungen wegen Volksverhetzung. Die Integrationsbeauftragte ist eingeschaltet.

Die Polizei ermittelt gegen eine Facebook-Gruppe mit dem Namen „Bewohner der Silberhöhe setzen sich zur Wehr“ . Dies teilte Sprecherin Ulrike Diener auf MZ-Anfrage mit. „Der Staatsschutz hat die Staatsanwaltschaft informiert. Es laufen Ermittlungen wegen Volksverhetzung.

Mehr als 700 Mitglieder

In der Facebook-Gruppe, die seit einigen Tagen online ist, wird auf eine teils sehr aggressive Art Stimmung gegen auf der Silberhöhe wohnhafte Roma gemacht. Mittlerweile hat die Gruppe mehr als 700 Mitglieder. So heißt es in dem Ankündigungstext: „Seit geraumer Zeit wird unsere Heimat die Silberhöhe mit Immigranten förmlich überschüttet.“ In vielen Kommentaren, die mittlerweile öffentlich nicht mehr sichtbar sind, werden die Roma auf übelste Weise beschimpft. Auf MZ-Anfrage wollten sich die vier Gründer der Gruppe nicht äußern.

Indes ist die Stimmung auf der Silberhöhe selbst aufgeheizt. In der Staßfurter Straße sammeln Mieter der Halleschen Wohnungsgesellschaft (HWG) Unterschriften gegen Lärm. „Es geht vor allem um Ruhestörung und Lärmbelästigung“, sagt Hirmhild Schilling, die seit 18 Jahren auf der Silberhöhe wohnt. Sie meint, dass die seit Mai in der Straße wohnenden vier Roma-Familien sich jeden Abend bis spät in die Nacht vor dem Haus versammeln würden. Zudem würden die Grünflächen und Parkplätze in der Nachbarschaft immer mehr verschmutzen.

Beschwerden über Lärm und Schmutz

Auch ihre Nachbarin Ilona Richtscheid beschwert sich über Lärm und Schmutz. „Wir fühlen uns alleingelassen“, sagt sie. Beide unterstellen den Roma, dass sie im nahe gelegenen Supermarkt stehlen würden. Die Geschäftsstellenleiterin, die nicht genannt werden will, widerspricht diesem Vorwurf: „Wir haben keine Zunahme von Diebstählen zu verzeichnen.“

Die HWG kann die Vorwürfe der Anwohner ebenfalls nicht bestätigen. „Unsere Hausmeister konnten keine Zunahme der Vermüllung von Freiflächen feststellen“, sagte der Sprecher der HWG Steffen Schier. Richtig sei, dass in den vergangenen Monaten mehr Mieter aus Osteuropa wegen der Arbeitnehmerfreizügigkeit in der Europäischen Union Wohnungen in der Silberhöhe bezogen hätten. Konkrete Zahlen gebe es aber nicht, da das Unternehmen bei den Mietern keine Unterschiede nach Herkunft, Alter oder Verdienst mache. Bei der Vermietung verfolge die HWG aber den Ansatz der Inklusion. „Das heißt, keine Ballung von Nationalitäten in einzelnen Häusern“, sagte Schier.

Immer wieder Vorfälle auf Facebook

Für Torsten Hahnel vom Verein Miteinander in Halle ist die Facebook-Seite und die Stimmung vor Ort alarmierend. „Man muss das auf jeden Fall ernst nehmen“, sagte er. Bundesweit und auch in Sachsen-Anhalt habe es in den vergangenen anderthalb Jahren vermehrt rassistische Mobilisierung gegen Flüchtlingsheime über Facebook gegeben. Für Hahnel ist das Wichtigste, dass jetzt das Gespräch mit den Roma und den Anwohnern gesucht werde. „Dabei muss ruhig und sachlich geklärt werden: Wie ist die Situation wirklich vor Ort, was sind die Probleme? Klar ist aber: Man muss Rassismus auch Rassismus nennen“, so Hahnel, der die Stadt und die HWG dabei in der Verantwortung sieht.

Die Stadt selbst reagierte auf eine MZ-Anfrage zurückhaltend. Die Integrationsbeauftragte der Stadt sei eingebunden und stimme sich mit allen Beteiligten ab, teilte Sprecher Drago Bock mit und fügte hinzu: „Die Stadt distanziert sich von den Facebook-Beiträgen und prüft rechtliche Schritte.“

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung
Stand: 18.07.2014

Gräbern von Sinti und Roma droht die Räumung

Zahlreichen Grabstätten von Sinti und Roma in Deutschland droht die Räumung – die Ruhefristen der Friedhöfe laufen aus. Aber für die Angehörigen sind die Gräber zugleich auch Gedenkstätten für NS-Opfer. Und die müssten erhalten werden, fordert der Verband der Sinti und Roma in Heidelberg.

Der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, hat deshalb Bund und Länder am Montag aufgefordert, mehr für den Erhalt der Grabstätten von Sinti und Roma zu tun. Die Gräber seien auch Erinnerungsorte an die Opfer des Holocaust, sagte er in Heidelberg. Das findet auch Max Birkenfelder. Er hatte fünf Geschwister einst, vier von ihnen haben den Holocaust überlebt, genauso wie er selbst und beide Elternteile. Seine kleine Schwester aber wurde im KZ Radom ermordet, einem Außenlager von Majdanek in Polen. Auch mehrere Onkels und Cousins überlebten die NS-Lager nicht.

„Dann fällt unsere Familie auseinander“

„Wenn ich heute zum Grab meiner Eltern gehe, dann denke ich nicht nur an sie, sondern an alle, die den Holocaust nicht überlebt haben. Es erinnert mich daran, was mit uns Sinti und Roma damals passiert ist“, sagt Birkenfelder. „Wenn das Grab irgendwann geräumt wird, dann fällt unsere ganze Familie auseinander.“ In vier Jahren läuft die Ruhefrist für das Grab aus. Etwa 3.000 Euro müsste der 76-Jährige zahlen, wenn er die Frist verlängern will. Woher er das Geld nehmen soll, weiß der Rentner nicht.

Max Birkenfelder hat dasselbe Problem wie zurzeit viele Sinti und Roma in Deutschland. Manchmal lässt sich eine Ruhefrist noch mit Geld verlängern, manchmal nicht mal das – das liegt am jeweiligen Friedhof. Was für andere Menschen schon ärgerlich und traurig ist, erscheint vielen Sinti und Roma unerträglich. Denn in den Grabstätten ruhen die wenigen Überlebenden des Holocaust – und sie sind zugleich der Ort, derjenigen zu gedenken, von denen es keine Spuren mehr gibt und auch kein Grab. Jener Sinti und Roma, die in der NS-Zeit ermordet wurden.

Strenge Friedhofsordnung

Das Gräbergesetz sieht vor: Überlebende des Holocaust, die vor dem 31. März 1952 starben, erhalten ein sogenanntes „Ehrengrab“ mit ewigem Ruherecht. Gräber von Opfern der NS-Diktatur, die nach diesem Stichtag gestorben sind, werden hingegen wie ganz normale Grabstätten behandelt. Eine Ausnahme bilden die jüdischen Friedhöfe.
„Wenn die Gräber beseitigt werden, dann geht den Familien auch die Erinnerung verloren, an einen Teil ihrer Biografie und an die Menschen, die einem einmaligen rassistischen Verbrechen zum Opfer gefallen sind“, sagt Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg. Er geht noch weiter: Es handele sich bei den Stätten auch um „Lernorte“ für die Bevölkerung: Man könne durch sie begreifen, was in Deutschland einmal möglich gewesen sei und was heute unvorstellbar erscheine.

Es geht um rund 3.500 Gräber

Um die Grabstätten zu schützen, schlägt der Zentralrat vor, sie unter Denkmalschutz zu stellen oder in Ehren- oder Dauergräber umzuwandeln. Maximal um 3.500 Gräber gehe es bundesweit – ihr Erhalt sei gemessen an den 40 Millionen Euro, die etwa der Bund jährlich für Kriegsgräberfürsorge aufwende, ein „minimaler Betrag“, urteilt Rose. Nun will sich Rose bei einem Treffen mit Vertretern des Bundesrats für eine bundesweite Lösung einsetzen. Das ist ihm auch deswegen wichtig, weil er darin auch eine symbolische Anerkennung der Sinti und Roma als Opfer des NS-Regimes sieht. Auf eine Lösung hofft auch Max Birkenfelder. Ihm ist vor allem die Erinnerung an die Geschichte seiner Familie wichtig – und an dieser sollen auch Außenstehende teilhaben, findet er: „Ich möchte auf dem Grab einen Hinweis anbringen, dass meine Eltern Überlebende des Holocaust sind.“

Quelle: SWR
Stand: 07.07.2014

Übergriffe auf Roma- Wohnungen in Südspanien

Frankreich, Rumänien und jetzt auch in Spanien: Roma sehen sich derzeit in Teilen Europas vermehrt mit Hass und Gewalt konfrontiert. So kam es am Wochenende bei einer Kundgebung gegen eine Welle von Einbrüchen in der südspanischen Kleinstadt Estepa zu Übergriffen auf Unterkünfte von Roma. Der rumänische Außenminister hatte erst Mitte Juni die „rassistische Rhetorik“ in einigen europäischen Staaten beklagt.

Die Demonstranten in Spanien machten Angehörige der Minderheit für eine Zunahme der Kriminalität in der Ortschaft in der Provinz Sevilla verantwortlich. Sie griffen nach Medienberichten vom Sonntag fünf Roma- Wohnungen an und setzten zwei in Brand. Menschen wurden bei den Zwischenfällen am Samstag nicht verletzt.

Zu der nicht angemeldeten Kundgebung war über soziale Netzwerke aufgerufen worden. Die Stadtverwaltung von Estepa hatte kurz zuvor selbst eingeräumt, dass die Zahl der Einbrüche in dem Ort mit 12.000 Einwohnern drastisch zugenommen habe. Sie berief eine Krisensitzung ein und kündigte eine Verstärkung der Polizeikräfte an.

Roma- Bub (17) nahe Paris ins Koma geprügelt

In Frankreich war es Mitte Juni zu einem Lynchjustiz- Angriff gegen einen Roma- Buben gekommen, der 17- Jährige liegt seither mit lebensgefährlichen Verletzungen im Koma. Er war am Stadtrand von Paris von rund einem Dutzend Anwohnern einer Wohnsiedlung wegen eines Einbruchs verprügelt und in einem Einkaufswagen zurückgelassen worden. Der Angriff hatte vor allem in Frankreich und Rumänien Empörung ausgelöst. Wie sich mittlerweile herausstellte, war der Teenager aus einer psychiatrischen Anstalt in Rumänien zu seinen Adoptiveltern nach Frankreich geflüchtet.

Der rumänische Außenminister Titus Corlatean hatte im Zusammenhang mit dem Gewaltakt in Frankreich erklärt, es bestehe „der ernsthafte Verdacht“, dass die Gewalt gegen zentral- und osteuropäische Staatsbürger durch die „xenophobe, populistische, und nicht selten rassistische politische Rhetorik einiger Politiker in europäischen Staaten“ verursacht werde.

Hasstiraden gegen Roma- Ausstellung in Bukarest

Doch auch Rumänien selbst hat mit Hass gegen Roma zu kämpfen. So sah sich vergangene Woche eine Ausstellung mit großformatigen Porträts von Roma- Musikern in der Hauptstadt Bukarest mit rassistischen Hasstiraden konfrontiert. „Ich habe Aufforderungen zum Rücktritt erhalten – und Behauptungen, es sei eine ‚Schande, Porträts von Zigeunern auszustellen'“, sagte Museumsdirektor Virgil Nitulescu am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.

Die Bilder stammen von dem Künstler George Vasilescu, der ebenfalls einen „Sturm rassistischer Nachrichten“ beklagte. Der sozialdemokratische Abgeordnete Bogdan Diaconu bezeichnete in einem Facebook- Eintrag die Ausstellung als „nationale Schande“. Er gestand ein, sich die Ausstellung nicht angesehen zu haben, sprach aber dennoch von „abscheulichem Kitsch“, einer „falschen Kultur“ und dem „endgültigen Untergang im Elend“.

Quelle: Krone Zeitung
Stand: 06.07.2014

Ethnic Profiling: Schauspielerin wurde Einreise in EU verweigert

Die Mazedonierin ist Romni und wollte ihre Schwester in Deutschland besuchen

„Ich habe mich noch niemals in meinem Leben so gedemütigt gefühlt“, sagte Emra Kurtischova, nachdem sie von einem Beamten am Flughafen in Skopje trotz gültigen Flugtickets und biometrischen, also schengentauglichen Passes wieder heimgeschickt worden war, berichtet die Plattform Balkan Insight. Kurtischova glaubt, dass sie nicht in die EU fliegen durfte, weil sie eine Romni ist. Die Schauspielerin wollte am 19. Juni nach Deutschland fliegen, um ihre Schwester, die in Konstanz lebt und während ihrer schwierigen Schwangerschaft Hilfe braucht, zu unterstützen. Das Retourticket war für zwei Monate danach ausgestellt.

Nicht genügend Geld dabei

Doch am Flughafen in Skopje wurde Kurtischova von dem Beamten nicht zum Flug durchgelassen. Die Begründung: Die Schauspielerin habe nicht ausreichend Geld für ihren Aufenthalt in Deutschland bei sich. Kurtischova hatte 500 Euro und eine Bestätigung bei sich, wonach ihre Schwester in Konstanz für ihren Aufenthalt aufkommen werde. Laut Balkan Insight soll sich auf dem Schreiben auch ein Stempel der Stadt Konstanz befinden. Kurtischovas Flugticket wurde jedoch storniert, und sie musste ihr Gepäck zurücknehmen und umkehren. „Warum habe ich überhaupt einen Reisepass, wenn ich nicht ins Ausland reisen darf?“, fragte Kurtischova laut Balkan Insight. Die mazedonische Polizeiministerin Gordana Jankuloska wies gegenüber Balkan Insight jegliche Diskriminierungsvorwürfe zurück. Kurtischova sei an der Reise gehindert worden, weil sie nicht ausreichend Geld bei sich gehabt hätte. Im Fall von Deutschland müssten Reisende demnach 43 Euro pro Tag zur Verfügung haben.

Druck auf Balkanstaaten

Mazedonier, Serben und Montenegriner können seit 2009 ohne Visa in die Schengenzone reisen. Seit aber die Asylanträge von Mazedoniern und Serben (vor allem im Winter) in den vergangenen Jahren in einigen EU-Staaten (etwa in Deutschland, Belgien, Schweden und Frankreich) gestiegen sind, haben diese Staaten begonnen, Druck auf die Balkanstaaten auszuüben, damit diese die Asylanträge verhindern, und haben sogar mit einer Aufhebung der Visafreiheit gedroht. Seitdem gibt es immer wieder Berichte, dass Roma (etwa in Mazedonien) daran gehindert werden, in EU-Staaten zu reisen. In Österreich suchen die Südosteuropäer meist nicht um Asyl an, weil die Verfahren und somit die Aufenthaltsdauer viel kürzer sind als etwa in Deutschland.

Stempel in Pässen von Roma

Der Südosteuropaexperte der Universität Graz, Robert Pichler, hat den Umgang mit den Roma genauer erforscht und einen mazedonischen Pass fotografiert, in den Grenzbeamte bestimmte Kennzeichen machten. „Am Stempel erkennt man die Striche, die die Grenzbeamten den Romapässen verpassen, um sie zu stigmatisieren. Mit diesem Zeichen im Pass können sie das Land nicht mehr verlassen“, so Pichler zum STANDARD.

Der mazedonische Ombudsmann berichtet in seinem jüngsten Bericht über 15 Fälle, bei denen es um ethnische Diskriminierung geht. In acht Fällen haben die Behörden die Vorschläge des Ombudsmanns wegen ethnischer Diskriminierung akzeptiert. Typisch seien Beschwerden, wonach Bürgern „der Roma-Gemeinschaft nicht erlaubt wurde, die Staatsgrenzen zu übertreten“, so der Bericht des Ombudsmann für das Jahr 2013. Der Ombudsmann forderte in diesen Fällen Informationen der Grenzpolizei an und wies auf das Diskriminierungsverbot und das Verbot der Beschränkung der Bewegungsfreiheit hin. Generell wird in jüngster Zeit darauf geachtet, dass Reisende aus Südosteuropa „genügend“ Geld bei sich haben. Wenn man etwa mit dem Bus aus Südosteuropa Richtung EU-Europa fährt, kommt es vor, dass der Buschauffeur die Aufgabe übernimmt, zu überprüfen, wie viel Geld man bei sich hat und ob es zulässig ist, in die Schengenzone zu reisen.

Beschwerde wegen Diskriminierung

Auf Anfrage des STANDARD meinte Kurtischova, sie habe zurzeit nichts Weiteres zu sagen. Die 28-jährige Schauspielerin überlegt, ob sie wegen Diskriminierung eine Beschwerde einreicht, und will sich an den Ombudsmann wenden. Abgesehen davon möchte sie eine Rückerstattung für ihr Flugticket, sagte sie zu Balkan Insight.

Quelle: Der Standard
Stand: 25.06.2014

PRESSEINFORMATION

Initiative „Leipzig Korrektiv“
c/o Vereinigung der ausländischen Bürger im Freistaat Sachsen e.V.
Haus der Demokratie – Leipzig
Bernhard-Göring-Straße 152
04277 Leipzig

Die Bundestagswahlen waren kaum vergangen und die Tinte des Koalitionsvertrages der jetzigen Regierung noch nicht getrocknet, da gab es schon viel Anlass zu Kritik an diesem Koalitionsvertrag. Ein Grund dafür ist die geplante Erklärung von Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina zu sogenannten „Sicheren Herkunftsländern“. Diese Einstufung ermöglicht es, die Ablehnung der Anträge von Asylsuchenden aus diesen Ländern sowie deren Abschiebung zu beschleunigen. Der Leipziger Stadtrat dagegen hatte zuvor am 16.05.2012 – zumindest als symbolischen Akt gegen Abschiebungen – einen Antrag zur Unterstützung einer Kampagne für ein Humanitäres Bleiberecht für langjährig geduldete Roma in Leipzig angenommen – gegen die Stimmen der zwei NPD-Rassisten und mit einigen Enthaltungen in der CDU-Fraktion. – Angesichts der tatsächlichen Situation in den besagten Ländern sollte auch die vorgesehene Entscheidung zu den sogenannten „Sicheren Herkunftsländern“ hinterfragt werden.

Dieser Aufgabe wollten wir – die drei Leipziger Stephan Bosch (Leipziger Friedenspreisträger 2009), Richard Gauch (Preisträger „Couragiert in Leipzig 2013), beide Mitglieder der Initiative „Leipzig Korrektiv“, sowie Ricky Burzlaff, ein langjährig für die Interessen von Roma und Flüchtlingen auf dem Balkan tätiger Aktivist – uns annehmen. Auf das Problem aufmerksam geworden waren wir durch einen Artikel über eine mazedonische Familie, die unendliches Leid durchstehen musste.

So wohnten wir gemeinsam am 6. Mai der Anhörung am Verwaltungsgericht Leipzig bei, deren Zweck die Entscheidung über den Asylantrag einer mazedonischen Familie war. Der Familienvater trug dem Gericht vor, dass seine sechsköpfige Familie in einem Roma-Slum in der Stadt Veles (Mazedonien) gelebt hatte. Nachdem Unbekannte seine Frau im Beisein der vier Kinder vergewaltigt hatten, habe er beschlossen mit seiner Familie nach Deutschland zu flüchten. Dies sei das Land, in dem er seine Jugend verbracht habe, sagte er. Jedoch wollte das Unglück der Familie auch hier noch nicht enden. Am 30. März 2013 wurde der damals elfjährige Sohn der Familie in Leipzig-Grünau Opfer eines Gewalttäters, der schon 1985 ein Kind missbraucht und anschließend getötet hatte.
Was war geschehen? Die L-iz.de meldete: „Reiner G. nähert sich Y.von hinten. Minutiös schildert der Junge den Angriff. G. hielt seinem Opfer den Mund zu und zerrte den jungen Mazedonier vom Fußweg ins Gebüsch. „Dann hat er mich mit zwei Händen gewürgt“, berichtet Y. tapfer. „Ich hab keine Luft gekriegt.“ Nun ließ der Angreifer die Hose fallen. Der Penis war erigiert, erinnert sich das Opfer.“ Continue reading PRESSEINFORMATION

Roma-Junge bei Paris fast zu Tode geprügelt

Ein 16-jähriger Roma-Junge kämpft nach einem Lynch-Angriff in einem Pariser Vorort um sein Leben. Er war gewaltsam verschleppt und in einem Keller brutal misshandelt worden.

Nach einem Lynch-Angriff in einem Pariser Vorort kämpft ein Roma-Junge um sein Leben. Der 16-Jährige liege im Koma, sein Leben sei in Gefahr, hieß es am Dienstag aus Justizkreisen in der französischen Hauptstadt. Ein Polizeivertreter sagte, der Jugendliche sei am vergangenen Freitag in einem sozialen Brennpunktviertel im Norden von Paris bewusstlos in einem Einkaufswagen gefunden worden. Er sei zuvor von „einem Dutzend“ Menschen, die ihn für einen Einbruch in eine Wohnung verantwortlich machten, gewaltsam verschleppt und in einem Keller brutal misshandelt worden. Seine Mutter alarmierte die Polizei, weil sie ihren Sohn vermisste. Er lebte zusammen mit seiner Familie und anderen Roma in einem Lager rings um ein verlassenes Haus. Michel Fourcade, der Bürgermeister der Stadt Pierrefitte-sur-Seine, wo sich der Angriff ereignete, sagte, der Jugendliche sei in den vergangenen Wochen wiederholt von der Polizei wegen Einbrüchen in der Wohnsiedlung befragt worden. Die Einbrüche sorgten bei den Anwohnern für Ärger. In Frankreich gibt es immer wieder Spannungen mit Gruppen von Roma, die vielfach in illegalen Lagern am Rand von Städten wohnen. Der Anwohner Ion Vardu sagte, die Roma seien vor drei Wochen plötzlich aufgetaucht. Nach dem Angriff auf den Jugendlichen hätten sie aber ihr Lager sofort geräumt. Am Montag lagen an ihrem früheren Wohnort nur noch vereinzelt Kleidungsstücke und Matratzen herum. Bürgerrechtsgruppen haben immer wieder vor zunehmendem Rassismus gegen die Minderheit gewarnt. Der Vorsitzende des Bezirksrats, Stephane Troussel, verurteilte „ein
abscheuliches Verbrechen unter dem Mantel der Rache“. Der Staat schulde allen Schutz, „egal wo sie leben oder woher sie stammen“.

Quelle: Der Tagesspiegel
Stand: 17.06.2014

Der Mob und sein Opfer

Der brutale Lynch-Angriff auf einen Roma-Jungen in Frankreich ist ein Zeichen für das Elend der Vorstadtsiedlungen. Die etwa 17.000 Roma werden von der Linksregierung so zahlreich nach Rumänien und Bulgarien zurückgeschafft wie zuvor unter dem konservativen Präsidenten Sarkozy.

Er heißt Darius, ist 16 Jahre alt und liegt mit zertrümmerten Schädelknochen in einem Pariser Krankenhaus, zwischen Leben und Tod schwankend. Passanten hatten ihn um Mitternacht am Rand einer Hauptstraße gefunden – blutüberströmt, in einen Einkaufswagen geworfen. Laut inoffiziellen Angaben wurde der nicht vorbestrafte, aber polizeilich registrierte Jugendliche Opfer eines Lynchmobs. Bewohner der „Cité des Poètes“, der „Wohnsiedlung der Dichter“ der Pariser Vorortsgemeinde Pierrefitte-sur-Seine, straften ihn offenbar auf diese Weise für einen angeblichen Einbruch in die Wohnung einer alleinstehenden Frau. Mehrere bewaffnete Unbekannte, so heißt es, seien am Freitag in das Roma-Lager von Darius’ Eltern eingedrungen und hätten den 16-Jährigen verschleppt. Stundenlang sei er in einem Keller festgehalten und brutal malträtiert worden. Die Mutter habe vom Telefon ihres Sohnes gegen Mitternacht einen Anruf erhalten, sie müsse ein Lösegeld von 15 000 Euro zahlen. In der gleichen Nacht fand man den lebensgefährlich Verletzten. Premierminister Manuel Valls verurteilte die Tat zuerst „mit großer Entschlossenheit“ – was auf der Richterskala der behördlichen Emotionsbekundung nicht gerade ein großer Ausschlag war. Dann äußerte aber auch Präsident François Hollande seine „Entrüstung“ über die „unsäglichen und nicht zu rechtfertigenden Akte, die alle Prinzipien unserer Republik verletzen“. Innenminister Bernard Cazeneuve versprach rasche Aufklärung. Continue reading Der Mob und sein Opfer

Nach Lynch-Angriff in Pariser Vorort: Junger Roma liegt im Koma

Rache an einem vermeintlichen Einbrecher: Der 16-Jährige wurde bewusstlos in einem Einkaufswagen aufgefunden, nachdem ihn ein Mob verschleppt und misshandelt hatte.

Nach einem Lynch-Angriff in einem Pariser Vorort kämpft ein Roma-Junge um sein Leben. Der 16-Jährige liege im Koma, sein Leben sei in Gefahr, hieß es am Dienstag aus Justizkreisen in der französischen Hauptstadt. Ein Polizeivertreter sagte, der Jugendliche sei am vergangenen Freitag in einem Viertel im Norden von Paris bewusstlos in einem Einkaufswagen gefunden worden. Er sei zuvor von „einem Dutzend“ Menschen, die ihn für einen Einbruch in eine Wohnung verantwortlich machten, gewaltsam verschleppt und in einem Keller brutal misshandelt worden.

Seine Mutter alarmierte die Polizei, weil sie ihren Sohn vermisste. Er lebte zusammen mit seiner Familie und anderen Roma in einem Lager rings um ein verlassenes Haus.
Michel Fourcade, der Bürgermeister der Stadt Pierrefitte-sur-Seine, wo sich der Angriff ereignete, sagte, der Jugendliche sei in den vergangenen Wochen wiederholt von der Polizei wegen Einbrüchen in der Wohnsiedlung befragt worden. Die Einbrüche sorgten bei den Anwohnern für Ärger. In Frankreich gibt es immer wieder Spannungen mit Gruppen von Roma, die vielfach in illegalen Lagern am Rand von Städten wohnen.
Der Anwohner Ion Vardu sagte, die Roma seien vor drei Wochen plötzlich aufgetaucht. Nach dem Angriff auf den Jugendlichen hätten sie aber ihr Lager sofort geräumt. Am Montag lagen an ihrem früheren Wohnort nur noch vereinzelt Kleidungsstücke und Matratzen herum. Bürgerrechtsgruppen haben immer wieder vor zunehmendem Rassismus gegen die Minderheit gewarnt. Der Vorsitzende des Bezirksrats, Stephane Troussel, verurteilte „ein abscheuliches Verbrechen unter dem Mantel der Rache“. Der Staat schulde allen Schutz, „egal wo sie leben oder woher sie stammen“.

Quelle: taz.de
Stand: 17.06.2014