BKA-Chef Ziercke bedauert, dass Sinti und Roma nach dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter unter Verdacht gerieten. Die Schuld gibt er den Medien.
Der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, bedauert die öffentliche Falschverdächtigung von Sinti und Roma bei den Ermittlungen im Mordfall der Polizistin Michèle Kiesewetter. „Ich kann Ihnen versichern, dass es im Interesse aller deutscher Sicherheitsbehörden liegt, keine Bevölkerungsgruppe unter Generalverdacht zu stellen“, schreibt Ziercke in einem Brief an den Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, der der taz vorliegt.
Allerdings sieht Ziercke die Schuld, dass die Täter in den Reihen von Sinti und Roma verortet wurden, weniger bei der Polizei als bei den Medien. Sie hätten die Spekulationen in die Welt gesetzt, durch die Sicherheitsbehörden seien sie „nach meinem Kenntnisstand jedoch nicht befördert“ worden, heißt es in dem Schreiben. Continue reading Das Bedauern des Bundeskriminalamts
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Für eine „Offene Stadt Freiburg ohne Abschiebungen!“
An den Oberbürgermeister Herrn Dieter Salomon und an den Gemeinderat der Stadt Freiburg
Für eine „Offene Stadt Freiburg ohne Abschiebungen!“
Mehrfach hat der Freiburger Gemeinderat (GR) Stellung zu den in Freiburg lebenden Flüchtlingen bezogen. 1991 hat er erklärt, wir „treten jedem neuen erwachenden Rassismus entschieden entgegen“. Am 23. September 1999 beschloss der GR die „kommunale Initiative zum Schutz von Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren“. Im September 2000 hat der GR die Aktion „Für eine offene Stadt“ -“Gegen Fremdenhass und Rassenwahn“ ins Leben gerufen. Im Mai 2003 wurde ein öffentliches Hearing zum Thema „Auch Illegale haben Rechte“ durchgeführt. 2005 schloss sich der GR einstimmig dem Manifest des Katholischen Forums „Leben in der Illegalität“ an. Im April 2006 hat sich der GR gegen Abschiebungen von Roma ausgesprochen und dies im April 2010 bestätigt. Am 15. Februar 2011 sprach sich der Gemeinderat im Rahmen der „save me“-Kampagne „für eine weitere regelmäßige Aufnahme von Flüchtlingen“ in Freiburg aus.
Hinsichtlich der etwa 300 Roma – Frauen, Männer mehr als die Hälfte Kinder und Jugendliche – in der Stadt, die momentan nach Serbien, Kosovo oder Mazedonien abgeschoben werden (sollen), fordern wir den GR und den Oberbürgermeister auf, gegen die Abschiebungen politisch eindeutig Stellung zu beziehen. Continue reading Für eine „Offene Stadt Freiburg ohne Abschiebungen!“
Post navigation ← Previous Next → Film: Willkommen Zuhause; Ein Dokumentarfilm von Eliza Petkova
Mi, 30. Mai 2012, 19 h Landesmedienzentrum Rotenbergstraße 111 Stuttgart-Ost
Die AnStifter in der DenkMacherei Werastraße 10 D 70182 Stuttgart Bei dem Staffeln
Willkommen Zuhause
Sinti und Roma wurden und werden lebenslang verfolgt.
Das Romanes-Wort Porajmos (auch Porrajmos, deutsch: „das Verschlingen“) bezeichnet den Völkermord an den europäischen Roma in der NS-Zeit und ist Höhepunkt einer langen Geschichte von Diskriminierung und Verfolgung. Die Zahl der Opfer ist nicht bekannt. Nach unterschiedlichen Schätzungen ist sie bei einer großen Spannbreite jedoch sechsstellig.
Aktuell, mitten in Europa, werden auch heute noch Roma verfolgt, gedemütigt, verletzt, vertrieben, diskriminiert, nicht zuletzt auch von Behörden. Im Frankreich des Sarkosy, in Italien leben sie in Isolation, Unsicherheit und Angst vor Abschiebung, in Ungarn, Rumänien, Tschechien und im Kosovo fehlt ihnen der Schutz der Behörden und der demokratischen Öffentlichkeit.
Aktuell, im März 2012 beschloss der Stuttgarter Landtag die Wiederaufnahme der Abschiebungen von Roma in den Kosovo – denn dort gäbe es keine Diskriminierung von Roma – und somit auch keine Abschiebehindernisse.
Aktuell, heute also, können Menschen in Baden-Württemberg nicht mehr ruhig schlafen, weil sie Angst haben, abgeschoben zu werden, weil sie wissen, daß es im Kosovo keinen Schutz vor rassistischen Übergriffen, vor Verfolgung gibt.
Willkommen Zuhause zeigt, wie „abgeschobene“ Roma im Kosovo leben, wie verunsichert jene sind, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind – und wie sie jetzt, in der neuen Fremde, in Verzweiflung leben…
Willkommen Zuhause von Eliza Petkova (Buch und Regie) Anschließend Gespräch
Eintritt frei – Unkostenbeitrag erwünscht Bitte weitersagen / weitergeben / posten www.die-anstifter.de www.cinemanda.com ViSdP: Peter Grohmann, [email protected]
Quelle: die AnStifter
Stand: 14.05.2012
Dresden: Proteste gegen Abschiebung
Am gestrigen Dienstag haben über 130 Menschen gegen eine rechtswidrige
Abschiebung in Dresden protestiert. Eine 22jährige Roma aus Zittau
sollte mit ihrem Kind nach Serbien abgeschoben werden. Die anwesende
Polizei reagierte dabei mit völlig überzogener Brutalität auf die
friedlichen Proteste. Einige Personen wurden verletzt.Im konkreten Fall ließen die Behörden in Dresden die junge Frau eine
sogenannte „Freiwilligkeitserklärung“ unterschreiben. Dabei waren weder
ein Rechtsbeistand noch ein Dolmetscher bei der Unterzeichnung anwesend.
Ihr wurde so wesentlich erschwert, sich mit den Konsequenzen der
Unterzeichnung auseinander zusetzen. Die Unterschrift wurde
offensichtlich auch unter großem Druck erreicht, ihr Bruder wurde unter
menschenunwürdigen Bedingungen von der Polizei inhaftiert, als er sich
weigerte, ebenfalls solch eine Erklärung zu unterschreiben. Nicht
zuletzt mit der Angst, ihr und ihrem Kind könnte ähnliches widerfahren,
stimmte sie zu, mit der Konsequenz, dass ein rechtmäßiges Asylverfahren
wohl nur noch sehr schwer über den Rechtsweg in Deutschland erreichbar
wäre. Die Kosten für die Busreise muss die Frau darüber hinaus
rechtswidrigerweise selber tragen, obwohl sie kaum Geld hat. Bei der
Einreise nach Serbien muss sie sich bei der deutschen Botschaft in
Belgrad melden, in einer Stadt, in der sie keinen kennt, und die 300 Km
von ihrem Heimatort entfernt liegt, und wo ihr dann erstmal ihre Papiere
abgenommen werden. Continue reading Dresden: Proteste gegen Abschiebung
„Zigeuner“ – ein Synonym für Paprika
Wo Paprika drin ist, steht oft „Zigeuner“ drauf. Was in der Lebensmittelindustrie ein Hinweis auf Schärfe und Würze ist, ist für Roma und Sinti eine diskriminierende Assoziation.
Ein Zigeunerschnitzel und ein Glas Wasser, bitte!“ Was für den einen eine ganz normale Bestellung ist, ist für den anderen ein Schlag ins Gesicht. Roma und Sinti lehnen das Wort „Zigeuner“ als rassistische Fremdbezeichnung ab und wünschen sich, dass es aus dem Sprachgebrauch verschwindet. So auch aus den Supermarktregalen und Speisekarten. Doch die Lebensmittelindustrie zieht nicht mit.
Rudolf Sarközi vom Kulturverein österreichischer Roma glaubt daran, dass im Laufe der Jahre zumindest eine Besserung eingetreten ist. Was früher auf fast jeder Speisekarte zu lesen war, sei jetzt eher eine Seltenheit. Continue reading „Zigeuner“ – ein Synonym für Paprika
Ausstellung erinnert an Leiden der Sinti und Roma während der NS-Zeit
Moringen. „Aus Niedersachsen nach Auschwitz – die Verfolgung der Sinti und Roma in der NS-Zeit“ – unter diesem Motto ist im Mai in der Kooperativen Gesamtschule (KGS) Moringen eine Wanderausstellung zu sehen, die über das Schicksal der 27 Sinti- und Romajungen informiert, die im Jugend-KZ Moringen inhaftiert waren.
Wie die anderen Häftlinge waren sie hier völlig entrechtet dem Terror der SS ausgesetzt und mussten bei unzureichender Ernährung und mangelnder Hygiene mehr als zehnstündige tägliche Arbeitseinsätze leisten.
Am 24. März 1943 wurden 21 von ihnen nach Auschwitz deportiert. Die waren im Lager gestorben oder später deportiert worden. Die Ausstellung wurde im Rahmen eines Kooperationsprojektes der KGS und der KZ-Gedenkstätte organisiert.
Die Eröffnungsveranstaltung, die am Donnerstag, 3. Mai, stattfindet und um 15 Uhr in der Mensa der KGS beginnt, soll zugleich erstmalig eine Gedenkveranstaltung für die aus Moringen deportierten Sinti und Roma sein. An diesem Tag ist die Ausstellung öffentlich zu sehen. Weitere Besichtigungen sind bis zum 12. Mai nach Anmeldung möglich. Die Führung durch die Ausstellung übernehmen dann Schüler der zwölften Jahrgangsstufe.
Quelle: HNA
Stand: 26.04.2012
Das Leben des Jungen Mentor
Das Kind auf dem umstrittenen «Weltwoche»-Titelbild lebt im Westen des Kosovo. Die WOZ hat ihn dort gefunden. Wie lebt er? Was denken seine Eltern über das Foto? Eine Reportage über die Lebensumstände in einer Romasiedlung bei Gjakova.
Man erkennt sie an ihren Händen: schwarz wie die Krähen, die von den Abfallbergen in den Himmel steigen. Frühmorgens, wenn Sonne und Konkurrenz noch schlafen, brechen die MüllsammlerInnen von Gjakova auf in die umliegenden Städte und Dörfer auf der Suche nach verwertbarem Schrott. Ihre Schätze sind die Abfälle der anderen. Die Arbeit ist mühsam und hart, aber für die Roma im Westen des Kosovo ist sie eine der wenigen Möglichkeiten, sich ein Einkommen zu sichern.
Vor einer Woche ist er mir das erste Mal begegnet: ein kleiner Junge, dunkle Haut, dunkle Augen, dunkle Haare – in der Linken hielt er eine Spielzeugpistole und zielte auf mich, auf uns, auf jeden, der in der Schweiz an einem Kiosk vorbeiging. Sein Blick: War er ernst? Traurig? Bedrohlich? Der Junge zielte nicht auf uns. Die Zeitschrift, die das Foto veröffentlichte, zielte auf ihn – und auf seine Gemeinschaft. Unter dem Bild titelte sie: «Die Roma kommen: Raubzüge in die Schweiz». Continue reading Das Leben des Jungen Mentor
Antiziganismus, ein Problem der Mehrheitsgesellschaft!
Ein Interview mit Wolfgang Wippermann
ZAG: Herr Wippermann, Zigeuner einerseits, Roma und Sinti andererseits. Sind dies zwei Varianten mit gleichem Inhalt?
Wolfgang Wippermann: Mit der -negativ konnotieren- Fremdbezeichnung „Zigeuner“ und der -in Deutschland verwandten- Selbstbezeichnung „Sinti und Roma“ wird ein Volk bezeichnet, das ursprünglich aus Indien stammt und über Persien und die heutige Türkei im 13. Jahrhundert nach Europa eingewandert ist. Ähnlich wie das deutsche Volk zerfällt es in verschiedene Stämme. Angehörige des Stammes der „Sinti“ sind bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts nach Deutschland (bzw. in das damalige „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“) gelangt. Seit dem 19. Jahrhundert kamen noch „Roma“ aus Südosteuropa hinzu. Dies erklärt den in Deutschland verwandten Doppelbegriff der „Sinti und Roma“. In anderen Ländern wird das gesamte Volks als „Roma“ bezeichnet. Zu Verdeutlichung kann man sagen, dass „Sinti und Roma“ so etwas ist wie `Bayern (oder: Hessen; Sachsen, Westphalen etc.) und Deutsche. Continue reading Antiziganismus, ein Problem der Mehrheitsgesellschaft!
Ermittlungspannen nach Polizistinnenmord: „Heiße Spur ins Zigeunermilieu“
Im Mordfall Michèle Kiesewetter hatte die Polizei Sinti und Roma unter Verdacht. Bei den Rechten wurde nicht ermittelt. Auf eine Entschuldigung warten Sinti und Roma bis heute.
Anfang des Jahres, beim Gipfel der Bundesregierung gegen Rechtsextremismus, hatte Romani Rose es noch einmal versucht. Er schilderte, wie Sinti und Roma nach dem Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter öffentlich gebrandmarkt worden seien. Zeitungen spekulierten damals über Verbindungen zu einem „Clan der Sinti“ oder einer „Roma-Sippe“.
Doch so recht interessiert hätten sich Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) und Familienministerin Kristina Schröder (CDU) nicht für Roses Anliegen, berichten Teilnehmer des Gipfels. „Es hat bis heute kein Wort der Entschuldigung oder Richtigstellung gegenüber unserer Minderheit gegeben“, sagt Romani Rose, der seit 30 Jahren Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma ist. Continue reading Ermittlungspannen nach Polizistinnenmord: „Heiße Spur ins Zigeunermilieu“
Ostermarsch gegen Roma
Tschechien (Most/Chanov) – Die tschechische Neonazi-Partei „Delickna strana socialni spravedlnosti“ (DSSS; Arbeiterpartei für soziale Gerechtigkeit“) will am kommenden Samstag im nordböhmischen Most und Chanov gegen Roma aufmarschieren.
Der Neonazi-Aufmarsch am Ostersamstag beginnt in der 70.000 Einwohner zählenden Stadt Most und führt dann in die 1.500 Einwohner zählende Gemeinde Chanov. Weit über 90 Prozent der dort eingepfercht zwischen Autobahn, Eisenbahnschienen und Brachland wohnenden Menschen sind Roma.
Aufgerufen zu der Neonazi-Demonstration wird auch auf der Homepage des „Nationalen Widerstands“ Tschechiens, „Národní odpor“. Gegen die braune Provokation macht die zivilgesellschaftliche Organisation „The ‘Hate is No Solution’“ („Nenávist není řešení“) mobil.
Die DSSS, die enge Kontakte zur NPD pflegt, ist die Nachfolgepartei der im Februar 2010 vom Obersten tschechischen Verwaltungsgericht verbotenen militant Roma-feindlichen „Arbeiterpartei“ („Delickna strana“, DS). Das Gericht hatte das Verbot der DS unter anderem damit begründet, dass diese Kundgebungen organisiert hätte, die zu pogromähnlicher Randale gegen Roma führten.
Quelle: Blick nach Rechts
Stand: 03.04.2012