Category Archives: Fundstücke

Kiel: Büro der Sinti und Roma überfallen

Drei maskierte Männer haben am Dienstag die Landesgeschäftsstelle der Sinti und Roma in Kiel überfallen. Menschen wurden nicht verletzt. Ein Täter hat Einrichtungsgegenstände kaputtgeschlagen. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Der Vorsitzende Matthäus Weiß ist erschüttert.

Die Täter seien gegen 13 Uhr in das Gebäude an der Dorfstraße 11 im Stadtteil Elmschenhagen gestürmt, teilte ein Polizeisprecher mit. Dort hätte ein Mann mit einem Baseballschläger auf die Büroeinrichtung eingedroschen und einen Drucker, drei Monitore und einen Computer zerstört. Der Hintergrund des Anschlags sei völlig unklar, man ermittele in alle Richtungen, so ein Polizeisprecher. Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund gebe es nicht, er könne aber nicht ausgeschlossen werden. Zum Zeitpunkt des Überfalls war Weiß in der Landesgeschäftsstelle. Als die Täter ihn bemerkten, flohen sie sofort. „Ich habe schon öfter Drohbriefe bekommen“, berichtet er, „aber einschüchtern lassen wir uns nicht“. Finanzreferentin Cari Wurr ist entsetzt: „Wir werden in Zukunft die Tür verschlossen halten, die Scheiben verstärken und Kameras installieren.“

Quelle: Kieler Zeitung
Stand: 01.10.2014

Rom: Tschechische Hooligans urinierten auf Bettlerin

Video eines spanischen Touristen, das vor Europa-League-Spiel in Rom aufgenommen wurde, sorgt für Empörung. Tschechische Botschaft verurteilte Tat der Sparta-Prag-Anhänger.

Eine Gruppe von Hooligans des tschechischen Fußballclubs Sparta Prag hat in Rom für helle Empörung gesorgt. Im Internet kursierte ein Video einer Gruppe tschechischer Fans, die auf der Brücke vor der Engelsburg eine Roma-Bettlerin umringt und auf sie uriniert, ohne dass Anwesende sie in Schutz nehmen. Das von einem spanischen Touristen aufgenommene Video wurde auf der Webseite der Tageszeitung „El Pais“ veröffentlicht und löste hitzige Reaktionen in Rom aus. Die Bürgermeisterkandidatin Virginia Raggi forderte vorbildhafte Strafen für die Hooligans. „Bettlerei in Rom ist zwar ein Problem, wir stehen hier jedoch vor einer eklatanten Verletzung der Menschenrechte. Eine abscheuliche Tat ist vor den Augen Dutzender Fußgänger und vor einem der schönsten Monumente der Welt begangen worden. Das sind keine Fans, sondern Bestien“, kommentierte Raggi. Der Ex-Vize-Wirtschaftsminister Stefano Fassina forderte die sofortige Identifizierung und Verurteilung der Sparta-Fans. „Sie sollen nie wieder nach Italien einreisen dürfen“, verlangte Fassina. Die tschechische Botschaft in Italien verurteilte den Fall. In einem Schreiben äußerte sie die Hoffnung, dass die italienische Polizei die Verantwortlichen bald identifizieren könne.

Quelle: Kleine Zeitung
Stand: 18.03.2016

Gedenken an Holocaust-Überlebende: Bayern will Sinti- und Roma-Gräber erhalten

Bayern stellt 40.000 Euro für den dauerhaften Erhalt der Grabstätten verfolgter Sinti und Roma, die den Holocaust überlebten. Seit vier Jahren wartet der Freistaat auf eine offizielle Regelung des Bundes – jetzt will man handeln.

Seit 2012 liegt auf Initiative Bayerns bei der Bundesregierung eine Entschließung der Länder, den Erhalt der Gräber von Holocaustüberlebender der Sinti und Roma zu sichern. Bis heute ist nichts passiert. Deshalb hat Bayern jetzt für den Erhalt von rund 500 im Freistaat liegenden Gräbern 40.000 Euro zugesagt, berichtete Staatskanzleiminister Marcel Huber nach einem Gespräch mit Vertretern Deutscher Sinti und Roma. Die bayerische Regelung sei zudem eine Aufforderung an den Bund, seiner Verantwortung für die Opfer des NS-Regimes in diesem Bereich nachzukommen, so Huber weiter.

Jedes Grab ein Gedenken

Bayern wolle nicht mehr so lange warten, bis sich der Bund zu einer Regelung entschließe, sondern handele jetzt, damit offene Grabgebühren bezahlt werden könnten, sagte Huber dem Bayerischen Rundfunk.

Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, lobte die bayerische Initiative als wichtigen Druck auf die Bundesregierung. Denn jedes Grab eines Holocaustüberlebenden sei eine Gedächtnisstätte und ein Lernort.

Denkmal geplant

Mitorganisiert werden soll der Erhalt der Gräber von Sinti und Roma auf diversen Friedhöfen in Bayern von der Stiftung Bayerische Gedenkstätten. Zudem soll noch in diesem Jahr im ehemaligen Konzentrationslager Flossenbürg ein Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma entstehen, die vorwiegend aus Osteuropa kamen.

Vom NS-Regime verfolgt

Die Nürnberger Rassengesetze von 1935 führten zur Verfolgung und Ermordung von etwa 24.000 Sinti und Roma in Deutschland. Die meisten der bayerischen Sinti und Roma wurden direkt ins Vernichtungslager Auschwitz gebracht.

Quelle: Bayrischer Rundfunk
Stand: 11.03.2016

Linz: Brandanschläge auf Roma-Lager

In den letzten Tagen gab es zwei Brandanschläge auf Zeltlager von Roma, die auf dem Gelände der VÖEST kampierten, Der erste Anschlag passierte am Nachmittag des 14. Februar – dabei wurden 15 Zelte in Brand gesteckt. Am 16. Februar erfolgte dann der zweite Brandanschlag, bei dem fünf Zelte in Brand gesetzt wurden. Eher beklemmend: mit Ausnahme von „Österreich“ (19.2. 16, OÖ-Ausgabe) gab es bislang keine mediale Berichterstattung dazu.

Dabei gehen die Ermittler von einer gezielten Aktion aus: „Das war keine spontane alkoholgeschwängerte Aktion, sondern gezielt“, so ein Ermittler zu „Österreich“. Die Betroffenen sind rund 70 Roma aus Siebenbürgen, größtenteils Familien, die laut „Österreich“ in Linz auf den Arbeitsstrich gehen bzw. betteln. Versorgt werden sie von kirchlichen Organisationen und der Bettellobby, die den Vorfall als einen „neuen traurigen Höhepunkt in einer langen Geschichte der Diffamierungen und der Hetze Hetze gegen Notreisende und bettelnde Menschen in Oberösterreich“ bezeichnete.

Quelle: Stoppt die Rechten
Stand: 19.02.2016

Czech Republic: Racist murderer of Romani man is ultra-right’s candidate in regional elections

Vlastimil Pechanec, who was convicted in 2003 of racially-motivated murder, will run in the Czech Republic’s regional elections this autumn as a candidate for the Worker’s Social Justice Party (Dělnická stranu sociální spravedlnosti – DSSS). Pechanec, who was characterized during his trial by expert witnesses as a recidivist whom it would be hard to reform, was sentenced to 17 years in prison for the racist murder of a Romani man, Otto Absolon, in the town of Svitavy, and was then released on parole after serving 12 years of that sentence. Before being sentenced for murder, Pechanec had been convicted of two other crimes, grievous bodily harm and rioting. In 2001 he attacked Mr Absolon with a knife when a group of Romani people entered a discotheque. Pechanec stabbed Mr Absolon twice in the abdomen and the 30-year-old victim died as a result of his wounds. According to the court, Pechanec addressed Mr Absolon with racist abuse before attacking and murdering him for absolutely no reason other than that he was a Rom. Mr Absolon was survived by two young children and his seriously ill common-law wife, who passed away one year later. Despite the evidence that resulted in his conviction, Pechanec insists he did not murder Mr Absolon. In 2014 Pechanec was released on parole and last year the court acceded to his attorney’s request that the biological material on the knife considered to be the murder weapon be re-tested. In December the court announced that no reason had been found to re-open Pechanec’s trial. Pechanec could continue seeking a retrial if a new expert witness assessment were to be submitted to the court, but he cannot afford one. He wants to raise the money through a „benefit concert“ in mid-March. Czech daily Mladá fronta Dnes (MfD) was the first to publish the information about Pechanec’s DSSS candidacy in its insert for the Pardubice Region. The author of that article, Jaroslav Hubený, felt the need to praise Pechanec’s prerequisites for becoming a politician, which he sees as the fact that Pechanec knows how to cheer on his favorite basketball team from the stands. „His relationship to sports illustrates that basketball fans in Svitavy have been able to repeatedly see him – and mainly hear him – at the league’s basketball games, where he has taken up the role of drummer and ‚cheerleader‘ with a megaphone in his hand. One prerequisite for a politician, i.e., that he not be afraid to stand up against a crowd and against his opponents, Pechanec definitely has,“ Hubený wrote in his article. Continue reading Czech Republic: Racist murderer of Romani man is ultra-right’s candidate in regional elections

Romania Accuses MPs of Defrauding Roma Projects

Romanian authorities are investigating two lawmakers for fraud related to the misuse of EU funds designed to support underprivileged Roma communities.

The law committee of the Romanian Parliament on Monday approved the arrest and prosecution of two deputies, Madalin Voicu and Nicolae Paun, who are being investigated for fraud related to EU-funded projects designed to assist the Roma community. Anti-graft prosecutors say that Voicu and Paun, both Roma themselves, together with other ten people, defrauded two projects aimed at training underprivileged people. Some 6,300 young people or people belonging to vulnerable social groups were supposed to be trained in social entrepreneurship initiatives. In reality, the target groups either did not get proper training or did not take part in projects at all. Meanwhile, those employed to run the projects were paid big salaries, without doing any work in some cases. The EU paid around 5.4 million euro for the projects while the Romanian authorities invested another 0.6 million euro. Both Voicu and Paun denied any wrongdoing. Paun’s Roma Party received some 300,000 euro for the two projects. All those those employed to carry out the projects had to pay a percentage of their salaries to the party. Voicu and his wife received close to 100,000 euro. He was allegedly paid to use his influence to get the projects approved for EU financing. In a related development, last week Prime Minister Dacian Ciolos dismissed the head of the tax authority and his deputy, as both are being investigated for favouring the perpetrators of the offences and for abuse of office. Investigators say the former tax bosses issued two orders exempting the payment of healthcare contributions by people who were fictitiously employed by the Roma Party. Human rights groups have often accused Romania – home to up to 2.5 million Roma, or roughly a sixth of the population – of not doing enough to improve their living standards or job prospects. Both Romania and the EU have earmarked funds for the better integration of the Roma, Europe’s largest ethnic minority. Romania is still considered one of the most corrupt states in the European Union and has made only limited progress in fighting corruption and organised crime since it joined the EU in 2007.

Source: Balkan Insight
Date: 16.02.2016

Mord an sechs Roma: lebenslänglich

Budapest. Das Oberste Gericht Ungarns hat am Dienstag die lebenslangen Gefängnisstrafen für drei Männer aus dem rechtsextremen Milieu bestätigt, die sechs Roma ermordet und zahlreiche weitere verletzt hatten. Unter den Opfern der Mordserie in den Jahren 2008 und 2009 war auch ein fünfjähriges Kind.

Die Täter hatten meist abgelegene Häuser von Roma auf dem Land mit Gewehrschüssen und Molotow-Cocktails angegriffen. Das Trio – zwei Brüder und ein Komplize – war im August 2013 in erster Instanz zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung verurteilt worden. Das Urteil ist nun mit dem Spruch der Höchstrichter vom Dienstag rechtskräftig. Ein weiterer Komplize war in erster Instanz zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Dieses Urteil war bereits im Vorjahr rechtskräftig geworden.

Die Mordserie hatte in Ungarn großes Aufsehen erregt. Bei neun Anschlägen hatten die Täter insgesamt 78 Gewehrschüsse abgegeben und mit 11 Molotow-Cocktails Häuser in Brand gesetzt, in denen Roma wohnten. In einem Fall, in Tatarszentgyörgy bei Budapest, starb dabei ein fünfjähriges Kind zusammen mit seinem Vater im Kugelhagel. Die Rechtsradikalen hatten auf die fliehende Familie geschossen, nachdem sie deren Haus angezündet hatten.

Quelle: Nordbayrischer Kurier
Stand: 12.01.2016

1938-1940: Deportation of the Roma and Sinti

Hitler’s pseudoscientific attack on the „Gypsies“ of Europe

In 1938, there were approximately 35,000 so-called Gypsies living in Germany and Austria. Named for their supposed origin in Egypt (the ethnic group actually originated in northern India), most of the “Gypsies” belonged to the Roma and Sinti tribes.

The Roma and Sinti in Europe had long suffered from discrimination and ostracism, which only worsened under the Third Reich. With the rise of Nazism came an obsession with racial purity and eugenics.

Hitler’s regime charged Dr. Robert Ritter, Dr. Sophie Ehrhardt and nurse Eva Justin with conducting extensive pseudoscientific research into the genealogies of Roma and Sinti communities. In 1940, Ritter claimed that 90% of “Gypsies” in Germany were “of mixed blood,” and “the products of matings with the German criminal asocial subproletariat.”

By this logic, anyone with a drop of Roma or Sinti blood was deemed alien, prone to criminality and unsuited for society. Tens of thousands of Roma and Sinti were deported to concentration camps, where they were subjected to forced labor, medical experimentation and extermination. Historians estimate that the Nazi regime and its allies killed around 25% of all European Roma, possibly as many as 220,000.

Pictures & Soure: Retronaut
Date: 29.12.2015

Beleidigung vor Gericht: Prozess um „schwulen vollgefressenen Zigeuner“

Das Amtsgericht Treysa beschäftigte sich mit einer Beleidigung in der Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt.

Wegen Beleidigung musste sich ein 74 Jahre alter Häftling der Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt kurz vor Weihnachten vor dem Amtsgericht Treysa verantworten. Nach einem Bericht der „Hessischen Allgemeinen“ warf ihm die Staatsanwaltschaft Marburg vor, im vergangenen Februar einen damaligen Mitgefangenen wiederholt rassistisch und homophob beschimpft zu haben.

Unter anderem soll die Äußerung „schwuler vollgefressener Zigeuner“ gefallen sein. Auch habe der Angeklagte, der von Beruf Dachdeckermeister ist, seinem Mithäftling mit einer obszönen Geste den Hintern zugedreht.

Zeuge und Staatsanwaltschaft schlagen Entschuldigung vor

Vor Gericht räumte der Angeklagte die Vorwürfe nur teilweise ein. Die Aggressionen seien vielmehr von dem damaligen Mithäftling ausgegangen, der ihn selbst als „Nazischwein“ und „Steuerhinterzieher“ beleidigt habe. Der mittlerweile aus der Haft entlassene 62-Jährige wies als geladener Zeuge diese Anschuldigung zurück, konnte sich aber nicht mehr an alle Details der Auseinandersetzung erinnern. „Wenn er sich öffentlich entschuldigen würde, würde mir das reichen“, sagte er nach Angaben der „Hessischen Allgemeinen“.

Die Staatsanwaltschaft griff diesen Vorschlag auf und baute dem Angeklagten damit eine goldene Brücke. Während der 74-Jährige zunächst auf eine gleichzeitige Entschuldigung des früheren Mithäftlings beharrte, gab er nach einigem Zureden der Verteidigung schließlich nach und entschuldigte sich noch im Gerichtssaal bei dem 62-Jährigen.

Das Verfahren wurde im Einvernehmen aller Prozessbeteiligten eingestellt.

Quelle: Queer.de
Stand: 25.12.2015

Hetze gegen Sinti und Roma: Geldstrafe für Online-Pöbelei

Das Amtsgericht Halle hat am Mittwoch den halleschen Frührentner Rolf B. zu einer Geldstrafe in Höhe von 2.850 Euro verurteilt. Grund: Er hat auf seiner Internetseite gegen Sinti und Roma gehetzt.

Er schimpfte im Internet über „Asylbetrüger“ und „Asylschmarotzer“, schrieb immer wieder in abfälliger Weise über den Zuzug von „Zigeunern auf der Silberhöhe“ – nun wurde der Hallenser Rolf B. wegen Volksverhetzung bestraft. Das Amtsgericht verurteilte den 50-Jährigen am Mittwoch zu einer Geldstrafe in Höhe von 2.850 Euro. Amtsrichter Thomas Dancker sah den Tatbestand der Volksverhetzung als „eindeutig erfüllt“ an; B. stelle in seinen Texten ausschließlich Behauptungen auf ohne jede Differenzierungen. Vor Gericht bestritt B. keineswegs, die Texte geschrieben zu haben, wehrte sich aber dagegen, als „Ausländerhasser“ dargestellt zu werden. „Das ist nicht der Fall“, sagt B., der ohne einen Verteidiger erschienen war. Das Wort Zigeuner sei außerdem kein Schimpfwort für ihn. „Die bezeichnen sich doch selber so“, sagte er. „Auf keinen Fall“ habe er es abfällig gemeint. Konkret ging es um zwei Texte, die B. im November vergangenen Jahres auf einer von ihm betriebenen, für ihre rechte Propaganda einschlägig bekannten Internetseite veröffentlicht hatte. Auch weitere Texte wurden verlesen, die B. teils selbst verfasst, teils von anderen Internetseiten übernommen und auf seine eigene gestellt hatte. Vor Gericht sagte B. zwar, er habe sein „Projekt“ zwischenzeitlich wieder eingestellt. Tatsächlich wird er bei der zentralen Registrierungsstelle für die deutschen Internet-Domains, Denic, aber weiter als Besitzer geführt. Regelmäßig erscheinen dort neue Beiträge mit klar ausländerfeindlichem Anstrich – Autorennamen sucht man indes vergeblich unter den Texten, ebenso wie ein Impressum. Freilich ist B. längst nicht so harmlos, wie er sich vor Gericht darstellte. Als NPD-Mitglied spielt er eine Rolle im Umfeld bei der rechtsextremen, sogenannten „Brigade Halle“, die unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes steht. Torsten Hahnel von der halleschen Arbeitsstelle Rechtsextremismus beim Verein „Miteinander“ nennt das gestrige Urteil „konsequent“. B. habe über Monate eine hemmungslose Hetze betrieben; eine Demokratie dürfe sich das nicht gefallen lassen. Insofern sei die Verurteilung eine „gute Nachricht“, allerdings bleibe die Frage, ob solche Verfahren nicht schneller abgeschlossen werden müssten. Klar sei auch: An anderer Stelle werde weitergehetzt. So sei der Facebook-Account der „Brigade“ zwar mehrfach gelöscht worden, dafür habe die Gruppe jüngst über Twitter unter anderem zu Angriffen auf linke Politiker aufgerufen. In seiner Urteilsbegründung zog Amtsrichter Dancker eine klare Trennlinie zwischen Meinungsfreiheit Volksverhetzung. B.’s Texte seien klar geeignet, den öffentlichen Frieden zu stören. Der sei aber ein immens hohes Gut, und wohin die dauerhafte Störung des öffentlichen Friedens führen kann, habe die Weimarer Republik gezeigt. Rolf B. verwende „nur“ Worte, aber „es finden sich Leute, die Worte in Taten umsetzen“, so Dancker. Mit seinem Urteil folgte der Amtsrichter dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Schon vor der Urteilsverkündung hatte B. gesagt, sollte er zu einer Geldstrafe verurteilt werden, „können sie mich auch gleich einsperren“. Von seiner Rente könne er die Strafe jedenfalls nicht bezahlen. B.’s Frau ist Hartz-IV-Empfängerin. Dabei hätte die ganze Sache für B. deutlich billiger werden können. Vor Gericht landete der Fall nur, weil B. Einspruch gegen einen Strafbefehl erhoben hatte. Der hatte eine Geldstrafe in Höhe von 300 Euro vorgesehen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung
Stand: 16.12.2015