Category Archives: Fundstücke

Rassismus gegenüber Sinti und Roma: Die Rückkehr der Feindbilder

Zuwandernde Sinti und Roma sind in Deutschland nicht willkommen. Der Berliner Historiker Wolfgang Benz erläutert in einem Artikel für den Tagesspiegel, was hinter den anhaltenden Ressentiments steckt.

Den Sinti und Roma, der größten Minderheit in Europa, begegnet die Mehrheit der Deutschen öffentlich mit unreflektierter Ablehnung – und privat mit Hass. Wie kürzlich eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gezeigt hat, geht die Ablehnung der Sinti und Roma zudem mit stereotypen Vorstellungen über „die Zigeuner“ einher. Traditionell sind das die Klischees vom Nomadenleben, dem Freiheitsdurst, der unbändigen Musikalität und dem Drang, zu stehlen.

Aktuell werden zuwandernden Roma Ängste vor Armutszuwanderung entgegengebracht, mit der eine Ausplünderung der Sozialsysteme verbunden sei. Continue reading Rassismus gegenüber Sinti und Roma: Die Rückkehr der Feindbilder

Die Roma sollen die Stadt verlassen

Kommenden Sonntag finden in Ungarn Kommunalwahlen statt. In der Industriestadt Miskolc haben alle grossen Parteien die Vertreibung der Roma im Wahlprogramm. Die rechtsextreme Jobbik könnte gewinnen.

Sie haben noch einmal Aufschub bekommen. Noch ein halbes Jahr dürfen Sandor Lakatos und seine Frau in ihrer kleinen Wohnung in der nordungarischen Stadt Miskolc bleiben, das hat eine Richterin entschieden. Nächstes Frühjahr aber müssen sie ganz sicher raus. Verständnis für ihre Situation habe die Richterin nicht gezeigt, meint Lakatos: «Sie sagte uns nur, wir sollten hier nicht Theater spielen.» Ihre Nachbarn trafen auf noch weniger Verständnis. Einige wurden bereits aus ihren Wohnungen geworfen, zum Teil mit Polizeigewalt. Anderen droht dieses Schicksal in den nächsten Wochen.

Joszefne Molnar muss am 20. Oktober ihre Wohnung räumen. Aufschub bekommt sie nicht: «Der Beamte herrschte mich nur an, ob ich denn ein Schaf sei, dass ich die Kündigung nicht verstehe.» Molnar hat viel Arbeit und Geld in die Wohnung gesteckt. Die Fenster sehen ziemlich neu aus, der Boden auch. Finanzielle Entschädigung wird sie dafür nicht bekommen. Auch eine andere Wohnung wird ihr von der Gemeinde nicht angeboten. Ihre Anträge blieben unbeantwortet: «Sie wollen uns zu ­Beginn der kalten Jahreszeit einfach auf die Strasse setzen.» Continue reading Die Roma sollen die Stadt verlassen

Anti-Roma-Hetze und Eiserne Garde

Die rechtsextreme Organisation Noua Dreapta (ND, Neue Rechte) hat in Timişoara (Temeschburg) ihren traditionellen Fackelmarsch veranstaltet.

Hunderte Mitglieder und Sympathisanten der nationalistisch-orthodoxen ND marschierten am ersten Sonntag im Oktober im historischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des Banats auf. Offiziell wurde „gegen die von Zigeunern kontrollierte Immobilien-Mafia“ demonstriert.

Bei der Demonstration, die in Folge bereits zum sechsten Mal stattfand, wurden Sprüche wie „Rumänien den Rumänen!“, „Wir wollen keine Zigeunerclans in unseren Städten“ und „Timişoara duldet keine Zigeuner“ skandiert. Einer der Redner auf der Veranstaltung an dem Oktobersonntag war Cătălin Duţă, ND-Vorsitzender in Timişoara. Duţă gehörte am 3. Februar 2013 einer ND-Delegation an, die an einer Kundgebung der griechischen Neonazi-Partei „Chrysi Avgi“ in Athen teilnahm.

In Rumänien leben offiziell um die 600 000 Roma, die tatsächliche Zahl dürfte aber weit höher liegen. Etwa jeder zweite Rom ist Analphabet. Ein Drittel der Familien lebt in Ghetto-ähnlichen Zuständen und ist bitterarm.

„Zeugen eines nationalen Erwachens“

Die rechtsextreme Noua Dreapta hetzt in perfider Weise gegen das „Zigeunerproblem“. „Wir wollen nichts mehr von einer Romasprache hören“, heißt es in einem programmatischen Text von ND. In Punkt fünf der zehn aufgeführten Ziele wird ein „Verbot der Benennung ‘Roma‘ für Zigeuner“ gefordert. Weiter ist zu lesen: „Wir sind Zeugen eines nationalen Erwachens. Wir wollen … keine gebogenen Nasen und bläulichen Lippen mehr sehen.“

Seit Jahren werden Verbindungen zur NPD und deren Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) gepflegt. Am 13. Mai marschierte Noua Dreapta vor der deutschen Botschaft in der rumänischen Hauptstadt Bukarest auf. Der ND-Vorsitzende Tudor Ionescu übergab einem Vertreter der Botschaft ein Protestschreiben, in dem das angestrebte Verbotsverfahren des Bundesrates gegen die NPD verurteilt wird. Im NPD-Parteiblatt „Deutsche Stimme“ attackierte Ionescu 2007 die Aufnahme Rumäniens in die EU als „Tyrannei“, deren Ziel die „Liquidierung des traditionellen rumänischen Bauerntums“ sei.

„Gegen Homosexualität, für Normalität“

Noua Dreapta versteht sich als „nationale, soziale und christliche Rechte“ sowie als alleinige „Nachfolgerin“ der 1927 von Corneliu Codreanu gegründeten als „Legion des Erzengels Michael“, bekannter unter dem Namen ihres 1930 ins Leben gerufenen paramilitärischen Flügels „Eiserne Garde“. Die rechtsextreme ND war anlässlich des 100. Geburtstags von Codreanu am 13. September 1999 ins Leben gerufen worden. Am 24. Juni 2007 feierte ND in Bukarest das 80-jährige Jubiläum der „Legion“. Als Redner traten auf der Veranstaltung unter anderem der NPD-Spitzenfunktionär Jens Pühse, heute Auslandsbeauftragter seiner Partei, Felipe Perez von der spanischen La Falange, der Grieche George Dimitroulias von Chrysi Avgi und der Franzose Bruno Vendiere für Renouveau Francais (Französische Erneuerung) auf.

Neben ihrer Hetze gegen Roma und der Forderung nach der „Wiedervereinigung“ Rumäniens agitiert die militante ND anti-amerikanisch, betreibt Kampagnen gegen Abtreibung und beschimpft Schwule als „Schande für das rumänische Volk“. Immer wieder marschieren die Rechtsextremisten auch gegen Homosexualität auf. Gebrüllt werden dabei von den Teilnehmern Slogans wie „Homosexuelle auf der Straße, Nutten im Parlament“ oder „Gegen Homosexualität, für Normalität“.

Quelle: Blick nach Rechts
Stand: 10.10.2014

Czech Roma Under the Swastika

Seventy years ago Czech and Slovak Roma embarked on a grim path to nearly complete annihilation. In the spring and summer of 1943, 4,500 Roma were shipped off to the so-called Gypsy camp in Auschwitz: one-third were from camps in Lety and Hodonin, in the south and southwest of the country, and two-thirds were taken from their homes. The fates of local Roma remain one of the least investigated chapters of the war, and one part of this story is completely unknown – that some Roma survived the Nazi attempt at extermination thanks to the help of “white people.”

THE TRAIN THAT LEFT

Even after decades 87-year-old Emilie Machalkova’s voice shakes and tears fill her eyes when she recalls those scenes. The spring sun was not yet very warm when one Monday afternoon she stood, a 16-year-old girl, at the railway station in Nesovice, a village 40 kilometers (25 miles) east of Brno. She, her parents, two brothers, grandmother, and 3-year-old cousin were waiting for a train to take them to the stables of the protectorate police in Masna Street in Brno, where they had been told to report. Nearly all their neighbors accompanied them to the station, Machalkova recalls: all her childhood friends and family friends came. Someone brought a traditional Czech pork dish, others bread. “All of us were crying a lot because we thought that we wouldn’t come back.” Continue reading Czech Roma Under the Swastika

Czech NGO releases exclusive survey by and about Romani women

Research released earlier this month by the Slovo 21 civic association on the position of Romani women in the Czech Republic found that most Romani women consider their children’s education to be very important. More than 600 Romani women were surveyed by the project.

The research endeavors to refute stereotypical notions about Romani people, specifically Romani women, on the basis of data. „The opinion prevails in the Czech Republic that Romani women do not want to educate themselves and work, that they have many children, and that they believe it is not important that their descendants receive a quality education. There was no relevant data to either confirm or deny such claims, which is why we decided to research the actual position of these women in Czech society and in the Romani community and reveal the challenges they face daily,“ the introduction to the study’s final report says.

The analysis of the survey findings was performed by an expert team at the Faculty of Humanities at Charles University in Prague. It shows that Romani women in the Czech Republic want to become educated, want to work, and want quality education for their children. Continue reading Czech NGO releases exclusive survey by and about Romani women

Vienna names square after Romani celebrity

Earlier this month a square in the Viennese quarter of Neubau was named after one of its celebrated, recently deceased residents, Ceija Stojka. A Romani woman, Ms Stojka survived three concentration camps, lived a travelling lifestyle for years after the war, and made her living as a carpet seller.

At the end of the 1980s she published her autobiography, called We Live in Seclusion – Memories of a Romni, which was published in Czech translation 20 years later by the Romano daniben association in collaboration with the Argo publishing house. In time she became a famous author and painter and was eventually granted an honorary professorship by a government minister.

As part of the „ordination“ of the square, a celebration was held in front of the chruch where Ms Stojka had regularly attended mass. Her relatives read from her books and played Romani songs, while the children in attendance were able to make masks if they felt like it. Continue reading Vienna names square after Romani celebrity

Kiel: Büro von Sinti und Roma überfallen

In Kiel-Elmschenhagen ist heute Mittag die Landesgeschäftsstelle des Verbands der Sinti und Roma überfallen worden. Nach Informationen von NDR 1 Welle Nord stürmten drei dunkel gekleidete Männer in das Ladenlokal und zerschlugen Computer und Kopierer.

Nach Informationen von NDR 1 Welle Nord stürmten drei dunkel gekleidete Männer in das Ladenlokal und zerschlugen Computer und Kopierer. Mehrere Arbeitsplätze wurden verwüstet. Es gab keine Verletzten. Hinweise auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund gebe es nicht, sagte ein Polizeisprecher. Ein solcher könne aber auch nicht ausgeschlossen werden.

Staatsschutz ermittelt

Zum Zeitpunkt des Überfalls befand sich lediglich ein Mensch in der Geschäftsstelle – Matthäus Weiß, der Landesvorsitzende des Verbands Deutsche Sinti und Roma. Er hielt sich in den hinteren Räumen des Büros auf. Als die Täter ihn bemerkten, flüchteten sie unerkannt. Der Staatsschutz der Polizei ermittelt.

Quelle: Indymedia
Stand: 30.09.2014

Roma Holocaust Survivor attacked by French National Police

In the afternoon of 23 September 2014, the local French Police of Arpajon, a little municipality of 10.000 habitants in the region of Ile de France, decided to have a search in the property of Raymond Gureme, a French Roma Holocaust Survivor 89 years old. When the police started the search in the house, Raymond asked the police to show the search warrant, but the police answered “… we are not in the USA here, we don’t need it!”, according to a testimony present during the search. Afterwards, the police forced to enter the house but Raymond opposed it and he was badly beaten by a policeman who is about 30 years old. Two of Raymond Gureme’s sons tried to defend him and were arrested by the police for „rebellion“ and „death threats“. Raymond has marks all over his legs and arms and he was visited by a doctor in order to make a formal complaint. When Raymond’s relatives asked in the Police stations the reasons behind the search, they didn’t received any clear answers. At the moment Raymond has to face his aggressors in a tribunal were his sons are judged. Continue reading Roma Holocaust Survivor attacked by French National Police

Rauswurf nach antiziganistischen Äußerungen: GEW will Korol ausschließen

Die Gewerkschaft GEW hat beschlossen, Martin Korol auszuschließen. Nach taz-Informationen werden seine Beiträge an antifaschistische Initiativen gespendet.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) will den Bürgerschaftsabgeordneten Martin Korol ausschließen. Der Bremer Landesvorstand der GEW hatte das bereits im Juli beschlossen, bislang aber nicht öffentlich gemacht.

Am Dienstag sei ein entsprechendes Schreiben an Korol verschickt worden, bestätigte nun GEW-Landesvorstandssprecher Bernd Winkelmann der taz. Der Beschluss sei einstimmig gewesen. Nun entscheide die „Landesschiedskommission“.

Korols Gewerkschaftsbeiträge sollen an Bremer Organisationen gespendet werden, die über „neofaschistische und rechtspopulistische Tendenzen“ aufklären. Außerdem sei er aufgefordert worden, sein Delegiertenmandat für den Gewerkschaftstag niederzulegen. Continue reading Rauswurf nach antiziganistischen Äußerungen: GEW will Korol ausschließen

Zentralrat der Sinti und Roma kritisiert Änderung des Asylrechts

Nach seiner Asyl-Einigung mit der Bundesregierung hat der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), viel Kritik einstecken müssen.

Doch nachdem sich die ersten Wogen geglättet haben, zeigten einige Parteikollegen auch Verständnis für die Entscheidung des ersten grünen Regierungschefs.

Durch Kretschmanns Ja war im Bundesrat am Freitag eine Mehrheit für die Abkürzung der Asylverfahren für Menschen aus Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina zustande gekommen. Die Zahl der Asylbewerber ist seit Jahresbeginn stark angestiegen.

Die Berliner Grünen-Chefin Bettina Jarasch verteidigte Kretschmanns Alleingang. „Wir wissen, dass es uns allen um Verbesserungen für die Flüchtlinge geht“, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. Im Bundesvorstand, dem Jarasch angehört, sei lange darüber diskutiert worden. Die Grünen hätten versucht, das Maximum herauszuholen. Man müsse akzeptieren, dass Kretschmann bei diesem Kompromiss die Folgen für die Menschen in seiner Verantwortung abgewogen habe. Bei einem Scheitern der Verhandlungen hätten die Grünen im Vermittlungsausschuss zudem keinen Einfluss mehr gehabt. Continue reading Zentralrat der Sinti und Roma kritisiert Änderung des Asylrechts