Im Staat des Europäischen Ratspräsidenten lernen Roma-Kinder oft in ethnisch abgetrennten Schulen. Das ist nicht Gesetz, entwickelt sich aber so.
Der heruntergekommene achte Bezirk von Budapest ist bekannt für seine Armut und für den hohen Anteil der dort lebenden Roma. Dort liegt auch der rußgeschwärzte Backsteinbau der Lakatos-Menyhert-Grundschule. Sie ist eine von 200 ungarischen Schulen, die ungarische Bürgerrechtsaktivisten als abgespalten oder abgesondert bezeichnen.
Tatsächlich sind fast alle der 120 eingeschriebenen Schüler Roma. Es ist eine Art Roma-Sonderschule. Bis auf zwei Lehrer ist jedoch keiner der Pädogogen Roma. Die Lehrer haben auch keine spezielle Ausbildung, um auf die besonderen Bedürfnisse ihrer Schüler eingehen zu können. Nur ein sehr kleiner Teil dieser Kinder schafft es auf ein Gymnasium und macht dort auch einen Abschluss – was auch in Ungarn die Bedingung für sozialen Aufstieg. Continue reading Sonderschulen für Roma-Kinder
Category Archives: Region
Türkei ändert diskriminierende Paragraphen
Während in Rumänien derzeit die Bezeichnung „Zigeuner“ statt „Roma“ per Gesetz durchgesetzt werden soll wird in der Türkei die analoge Bezeichnung „Cingene“ aus den Gesetzestexten entfernt. Laut Vizepremier Bülent Arinç komme dieser Änderung eine symbolische und psychologische Bedeutung im Kampf gegen Diskriminierung zu. Anlässlich eines Treffens mit über zwanzig türkischen Roma-Organisationen kündigte Staatsminister Faruk Çelik die Änderung einer ursprünglich aus den 1930er Jahren stammenden Gesetzespassage an, die es dem Innenministerium gestattet, „Zigeuner“ nach eigenem Ermessen aus der Türkei auszuweisen. Er verwies darauf, dass die AK-Partei bereits einen ähnlichen Paragraphen aus einem 1934 verabschiedeten Gesetz entfernt hat, in dem es heißt: „All jene, die keine Verbundenheit und Treue mit der türkischen Kultur gezeigt haben, Anarchisten, nomadische Zigeuner, Spione, (…) können nicht als Immigranten in die Türkei nicht akzeptiert.“ „Ich weiß, dass die Roma stolz sind, Bürger der Türkei – und in der Türkei unter diese Flagge – zu sein. Sie sind Leute, die dieses Land, diese Flagge und die Einheit des Landes lieben. Deshalb wurden Ausdrücke, die die Roma erniedrigen, 2006 aus den betreffenden Gesetzestexten entfernt“, so Faruk Çelik.
2009 startete die Regierung ihre „Roma-Initiative“ zur Verbesserung der Lage (hier mehr) der über drei Millionen Roma in der Türkei. Im Dezember 2009 trafen sich rund 120 Roma-Vertreter zu einem „Workshop“, in dem die Anliegen und Probleme der Roma-Communities in der Türkei behandelt wurden. Ein gemeinsamer Abschlussbericht fasste die Forderungen der Volksgruppe an die Politik zusammen. Im Rahmen der „Roma-Initiative“ lud Regierungschef Recep Tayyip Erdoğan im März 2010 zu einer Großveranstaltung mit fast 10.000 Roma.
Quelle: dROMa
Stand: 07.01.2011
Ein Leben ohne Angst für Miroslaw
… denn Abschiebungen lösen keine Probleme.
Miroslav Redzepovic versuchte am 2. Dezember 2010 sein Leben im Abschiebegefängnis der JVA Billwerder/Hamburg zu beenden. Dazu veranlasst hatte ihn die Nachricht von der Ablehnung seines Asylantrags.
Ihm hätte die zweite Abschiebung gedroht. Miroslavs Suizidversuch scheiterte. Aufgrund der Intervention eines Anwalts der die erneute Überprüfung des Asylverfahrens einklagte, wird der 22-jährige den Jahreswechsel in der forensischen Abteilung der Klinik Ochsenzoll verbringen. Er hat nur einen Wunsch. Endlich zu bleiben und endlich sicher zu leben, in Hamburg, wo er Zuhause ist. Wie es nach dem 5. Januar weitergeht, wissen wir nicht. Continue reading Ein Leben ohne Angst für Miroslaw
Schneeberger Gastfreundschaft
Im sächsischen Schneeberg sind Asylbewerber aus Mazedonien in einer früheren Jägerkaserne der Bundeswehr untergebracht worden. Seitdem werden im Ort antiziganistische Vorurteile gepflegt.
In den EU-Staaten wurde im Dezember 2009 die Visumspflicht für mazedonische und serbische Staatsangehörige weitgehend abgeschafft. Seitdem klagen deutsche Innenminister darüber, dass die Reisefreiheit missbraucht werde. Spiegel und Focus prophezeiten im Oktober einen »Zustrom« von Asylbewerbern, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach von einem »offenkundigen Missbrauch« des Asylrechts. Im September hatten 800 serbische Staatsangehörige und 500 Mazedonier Antrag auf Asyl gestellt, der Spiegel sprach in diesem Zusammenhang von einer »Asylbewerberwelle«. Schon im Oktober wurden die finanziellen Rückkehrhilfen für Asylsuchende aus Serbien und Mazedonien gestrichen. Dass die Wortwahl, derer Innenminister und Medien sich bedienen, die Wahrnehmung in der Bevölkerung beeinflusst und Ressentiments verstärkt, konnte man in den vergangenen Wochen unter anderem im sächsischen Schneeberg beobachten. Continue reading Schneeberger Gastfreundschaft
Schicksal der Sinti und Roma nicht vergessen
BergstraSe. Mit dem Begriff „Zigeuner“ assoziieren sogar heute noch viele die Vorstellung vom „fahrenden Volk“, von „Gauklern“ und „Gaunern“. Dass die antiziganistischen Klischees und Vorurteile präsent sind, ergab nicht zuletzt eine Erhebung an hessischen Schulen, die der Verband Deutscher Sinti und Roma durchführte. Selbst gut ein Drittel der befragten Lehrer verband mit der Volksgruppe ein nomadenhaftes Leben. Sie wussten nicht einmal um das Schicksal der Gruppe im Zuge der rassistischen Ausrottungspolitik des Nationalsozialismus.
Landrat begrüßt Projekt
„Ihre Geschichte darf nicht vergessen werden“, unterstrich Landrat Matthias Wilkes. Er begrüßte das vom Landesverband initiierte Projekt, für den Unterricht Medienkoffer mit Textdokumenten und Bildmaterial zusammenzustellen. Dabei steht lokale Aspekte im Mittelpunkt. In dem Pool von Materialien kommen auch Zeitzeugen zu Wort und werden Biographien von ehemaligen Mitbürgern rekonstruiert. Zurzeit wird eine Version mit Dokumenten aus den Kreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau und Odenwald erarbeitet. Autor ist der Politologe Dr. Udo Engbring-Romang. Continue reading Schicksal der Sinti und Roma nicht vergessen
Das Wort „Cingene“ wurde aus dem Gesetzestext entfernt
Die Bezeichnung „Cingene-Zigeuner“, die in der türkischen Sprache für die Roma Bevölkerung verwendet wird, wurde aus dem Gesetzestext als solches entfernt. Vize-Premier Bülent Arinç sagte, dass diese Änderung eine symbolische und psychologische Bedeutung im Kampf gegen Diskriminierung hat. (Cumhuriyet)
Quelle: Migazin
Stand: 06.01.2011
Türkische Presseschau – Angelehnt an Presseberichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunkgesellschaft der Türkei (TRT)
Die Tageszeitung HABERTÜRK berichtet über Staatspräsident Abdullah Gül, der die Teilnehmer der 3. Botschafter Konferenz im Palais Çankaya empfangen hat. Gül habe in seiner Rede vor den Botschaftern mehr Aufmerksamkeit gegenüber dem ansteigenden Rassismus und der Ausländerfeindlichkeit in Europa gefordert. Ausserdem rief Gül die Botschafter dazu auf, dieses Thema mit Besonnenheit anzugehen und zur Lösung des Problems einen Beitrag zu leisten.
VATAN berichtet über einen Artikel der US-Tageszeitung New York Times, die über die Türkei handelt. Demnach soll die Türkei im Irak bedeutenden Einfluss ausüben. Zum selben Thema schreibt die Tageszeitung HÜRRIYET, im Norden des Irak würden 15 Tausend Türken arbeiten und 700 türkische Unternehmen Zweidrittel der im Irak tätigen ausländischen Unternehmen ausmachen.
Die Tageszeitung ZAMAN berichtet über die strategischen Ziele der Türkei, wonach zwischen 2011 bis 2014 angestrebt wird, die Entwicklung zum Produktionsstandort in Eurasien für mittel- und hochtechnologische Produkte auszuweiten. In diesen Rahmen seien Fahrzeuge, Maschinen, Hausgeräte, Elektronik, Textilien, Lebensmittel und Stahl-Eisen Produkte als Hauptsektoren ausgewählt. Continue reading Türkische Presseschau – Angelehnt an Presseberichte des öffentlich-rechtlichen Rundfunkgesellschaft der Türkei (TRT)
Antiziganistische Symbollehre: Rabenvögel
Im Antiziganismus finden häufiger Rabenvögel als Gleichnis Verwendung. Dabei werden die angeblichen Eigenschaften, die man traditionell diesen Vögeln zuschreibt auf die Bevölkerungsgruppe der Sinti und Roma übertragen. Dabei ist es vor allem die vermeintliche Eigenschaft der Neigung zum Diebstahl die von den Rabenvögeln auf Sinti und Roma übertragen wird. Im deutschsprachigen Raum ist ja teilweise die Rede von den „diebischen Elstern“ oder „klauen wie die Raben“. Sinti und Roma werden daher manchmal auch als Rabenvögel dargestellt. Der Kenner dieser Symbolik weiß dann zu übersetzen, dass die Gestalt des Rabenvogels symbolisch für Sinti und Roma steht.
Ein anschauliches Beispiel dafür ist ein Plakat der rechtspopulistischen „Schweizerische Volkspartei“ (SVP). Auf ihm sind drei Rabenvögel zu sehen, von denen sich zwei die „Schweiz“ (erkennbar an der Form des Staates und der Fahne) die Schweiz mit ihren Schnäbeln geschnappt haben und darum streiten. Continue reading Antiziganistische Symbollehre: Rabenvögel
Lesenswert: UNICEF-Studie zur Situation von Kindern kosovarischer Roma-Minderheiten
„Der Paß ist der edelste Teil von einem Menschen. Er kommt auch nicht auf so einfache Weise zustand wie ein Mensch. Ein Mensch kann überall zustandkommen, auf die leichtsinnigste Art und ohne gescheiten Grund, aber ein Paß niemals. Dafür wird er auch anerkannt, wenn er gut ist, während ein Mensch noch so gut sein kann und doch nicht anerkannt wird.“
Bertolt Brecht, „Flüchtlingsgespräche“, 1940
Das Deutsches Komitee von UNICEF hat 2010 eine 112seitige Studie zum Thema „„Integration unter Vorbehalt“ – Zur Situation von Kindern kosovarischer Roma, Ashkali und Ägypter in Deutschland und nach ihrer Rückführung in den Kosovo“ veröffentlicht. Continue reading Lesenswert: UNICEF-Studie zur Situation von Kindern kosovarischer Roma-Minderheiten
Familie lebte drei Wochen unter Brücke
Göttingen. Mehr als drei Wochen musste eine Roma-Familie in Göttingen nach Angaben ihres Rechtsanwaltes Bernd Waldmann-Stocker in einem Zelt und unter einer Brücke campieren. Ein «Behörden-Hick-Hack» zwischen Stadt und Landkreis Göttingen habe dazu geführt, dass die allein stehende Frau und ihre sechs Kinder nicht vernünftig untergebracht wurden, sagte er.
Die Roma-Frau war dem Anwalt zufolge von Belgien aus illegal mit ihren sechs Kindern im Alter zwischen zwei und 16 Jahren nach Deutschland eingereist. Am 31. August wurde die Bosnierin in Duderstadt ohne Papiere aufgegriffen. Nach einem Beschluss des dortigen Amtsgerichtes nahm der Landkreis Göttingen die Frau in Abschiebehaft. «Das Landgericht hat diesen Beschluss inzwischen aufgehoben. Danach war dem Kreis der Aufenthaltsort der Familie nicht mehr bekannt», so die zuständige Kreisrätin.
Seit dem 1. Oktober lebte die Frau den Angaben zufolge mit ihren sechs Kindern ohne festen Wohnsitz in Göttingen. «Auch bei der Stadt hat sich die Frau nicht gemeldet», sagte Stadtsprecher Detlef Johannson. Einem ersten Hinweis am 21. Oktober sei man sofort nachgegangen. Am 23. Oktober sei eine Notunterkunft gestellt worden.
Danach folgte laut Rechtsanwalt ein juristisches Tauziehen zwischen Landkreis und Stadt Göttingen. Keiner habe sich ausländerrechtlich für die Familie zuständig gefühlt, kritisierte Waldmann-Stocker. Einer der Söhne sei jetzt im Göttinger Klinikum operiert worden. Danach habe die Stadt ihn und seine Familie zur zentralen Aufnahmebehörde nach Braunschweig gebracht, sagte Johannson.
Dort wird nun entschieden, wie es mit der Familie weiter gehen soll.
Quelle: Antifaschistische Nachrichten
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