Slowakische Schule darf Roma-Schüler nicht getrennt unterrichten

Gericht: Verstoß gegen die Gleichbehandlung

Bratislava – Roma-Kinder in der Slowakei dürfen nicht getrennt von anderen Schülern unterrichtet werden. Das entschied ein Berufungsgericht im ostslowakischen Presov, wie Justizsprecher Michal Drimak am Freitag bestätigte. Die Trennung sei ein Verstoß gegen die Gleichbehandlung, urteilten die Richter.

Eine Grundschule hatte gegen das Verbot der Trennung von Roma und anderen Schülern geklagt. In der Schule werden den Angaben zufolge Roma-Schüler nicht nur in eigenen Klassen unterrichtet, sondern auch auf einem getrennten Gang untergebracht. Die Schulbehörden begründeten das Vorgehen mit „lernschwachen“ Kindern aus Roma-Familien.

Die Schule hat nun bis September 2013 Zeit, die Klassen neu zu ordnen. Laut dem Gerichtssprecher handelt es sich um eine der ersten Entscheidungen dieser Art in der Slowakei. In dem EU-Land leben schätzungsweise eine halbe Million Roma. Die Minderheit beklagt seit Jahren Benachteiligungen und Ausgrenzung.

Quelle: Der Standard
Stand: 02.11.2012

Roma-Power mit Sprechblasen?

Mit „Gipsy“ ist beim Comic-Verlag „Splitter“ eine Comic-Serie 2012 aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt worden, die auch sehr stark die Roma-Minderheit und Antiziganismus zum Inhalt hat. Der Comic stammt von Enrico Martini und Thierry Smolderen und erblickte im Jahr 1996 das Licht der Comic-Welt. Der Zeichen-Stil erinnert sehr an die „Akira“-Reihe und beinhaltet auf jeden Fall Manga-Elemente.

Die Geschichte ist in einer nicht allzufernen Zukunft angesiedelt. Die entfesselte Klimakatastrophe hat eine Eiszeit im Norden und eine Hitzewelle im Süden ausgelöst. Es herrscht ein weltweites Flugverbot, so dass vor allem riesige Trucks den Warentransport gewährleisten. Die wichtigste Autobahn ist die C3C, wobei das erste C für „Circumpolar“ steht. Diese „Circumpolar“ führt um die gesamte Nordhalbkugel. Doch in dieser Zukunfts-Version herrschen Konzerne und Landpiraten über diese Straße. Als einzelner, unabhängiger Fahrer hat man es da schwer. Der Hauptprotagonist der Comic-Story, Tsagoi, ist so ein unabhängiger Truck-Fahrer. Er ist Roma und bezeichnet sich selbst abwechselnd als „Roma“, „Zigeuner“ oder „Gipsy“. Auch bei seinen Trucker-KollegInnen hat er diesen Ethno-Spitznamen weg. Er wird häufig als „Zigeuner“ angefeindet, wehrt sich aber jedes Mal heftig.

Die zweite wichtige Figur in diesem Comic ist Oblivia, genannt „Bibi“, die kleine Schwester von Tsagoi. Zwar teilen die beiden Geschwister eine Kindheit in einem Waisenhaus in Osteuropa voller antiziganistischer Anfeindungen, doch trennte sich in der Jugend ihr Weg. Tsaigo wird Trucker und ermöglicht seiner Schwester dadurch finanziell den Aufenthalt in einem Schweizer Internat. Erst als er das Internat seiner Schwester nicht mehr finanzieren kann, finden die Beiden notgedrungen wieder zusammen. Bibi ist anfangs sehr schockiert von ihrem Bruder und dessen rauher Welt. Sie will auch gar keine Romnja sein. Wohingegen ihr Bruder trotz oder gerade wegen aller Anfeindung ein stolzer Rom bzw. Kalderasch ist.

Tsagoi als Roma und Hauptfigur der Geschichte ist durchaus mit Eigenschaften versehen, die sich häufig im Antiziganismus wiederfinden. Er ist ein moderner Nomade der Landstraße, schnell mit dem Messer, flucht kräftig („Ich piss auf den Schatten ihrer Mütter!“) und nicht sonderlich obrigkeitstreu. Trotzdem verfügt er auch über einen rebellischen Charakter und ist eindeutig der Held der Geschichte. Als Kontrastfigur fungiert seine Schwester, die ebenfalls Romnja ist, aber so gar nicht ihrem Bruder ähnelt. Immerhin wird dadurch vermittelt, dass es kein natürliches Wesen der Roma oder dergleichen Unsinn gibt.

„Gipsy“ ist ein guter Comic, der viel mit Roma und Antiziganismus zu tun hat. Manches mag dem/der Uneingeweihten nicht auffallen. Etwa wenn Tsagoi flucht: „Beim Schnäuzer von Django Reinhardt!“ (Seite 42) Zur Erklärung: Django Reinhardt ist ein populärer Sinti-Musiker mit eindrucksvollem Schnurrbart.

Etwas anstrengend im Comic ist, dass sich Schwester und Bruder siezen, offenbar um die Distanz zwischen den beiden zu unterstreichen. Außerdem spricht Tsagoi in dritter Person von sich. Zumindest im Deutschen wirkt so etwas albern.
Das der Comic und der Hauptheld „Gipsy“ heißen, mag schwierig sein. Erinnert sei aber daran, dass diffamierte Minderheiten manchmal ihre Schimpfwörter in positive und stolze Eigenbezeichnungen umwandeln und dadurch ihren Feinden das Schmähwort klauen. Geschehen ist das beispielsweise im deutschsprachigen Raum bei der MigrantInnen-Gruppe „Kanack-Attack“.

Das Nazi-Pogrom 1992 in Rostock gegen Roma und Vietnamesen – Eine Dokumentation

Die Ereignisse von Rostock – eine knappe Chronologie

Vorbemerkung:
Zwei Monate nach den Ereignissen in Mannheim-Schönau gelang den Nazis in Rostock ihr bis dahin furchtbarster Auftritt: Mit Unterstützung Tausender Anwohner setzten diesmal nicht 100 bis 150, sondern 400 bis 500 Nazis ganze Wohnblöcke in Brand. Auch in diesem Fall dauerte das Pogrom mehrere Tage an, ohne dass es die Polizei unterbunden hätte. Ebenso bemerkenswert ist, dass den Nazis dieser Auftritt ermöglicht wurde durch einen Aufruf einer bürgerlichen Zeitung, die die Anwohner dazu aufforderte, sie sollen doch bitte „das Asylproblem selber in die Hand nehmen” – und die Folge war: Brandstiftung mit einkalkuliertem Mord. Vermutlich ist es nur der Anwesenheit eines ZDF-Kamerateams im Haus zu verdanken, dass die 115 Menschen im Haus gerettet werden konnten. Ein weiteres neues Kennzeichen gegenüber dem bisherigem Nazi-Terror war, dass nunmehr von allen Seiten eine antiziganistische Hetze gegen Roma einsetzte, die beispielsweise die „Bild”-Zeitung mit einer ganzen Artikelserie betrieb.

Quelle & .pdf: gewantifa
Stand: August 2012

Gedenken an ermordete Sinti und Roma ist bleibende Verpflichtung

Anlässlich der Einweihung des Mahnmals für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas am 24. Oktober in Berlin erklärt der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Dieter Graumann: „Ich freue mich für die Gemeinschaft der Sinti und Roma in Deutschland, dass das vor Jahren geplante Mahnmal endlich fertiggestellt ist und eingeweiht wird”…

“Es war auch höchste Zeit dafür. Mehrere Hunderttausend Sinti und Roma sind Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns und Vernichtungswillens geworden. Ihrer zu gedenken, ist für die gesamte Gesellschaft in Deutschland eine bleibende Verpflichtung, besonders aber für uns Juden. Haben wir doch nicht vergessen, dass Sinti und Roma in der Zeit des nationalsozialistischen Mordens unsere Schicksalsgenossen waren, für die wir immer Nähe und tiefe Freundschaft empfinden werden.

An diesem Tag sollten wir aber auch den Blick auf die Gegenwart lenken. Bis heute werden Sinti und Roma diffamiert, ausgegrenzt und angegriffen. Noch immer grassieren furchtbare Vorurteile über Sinti und Roma. Sie leben seit Hunderten von Jahren in Europa und sind dennoch europaweit noch immer so stark von Diskriminierung betroffen.

Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten sind und bleiben immer inakzeptabel. Die Europäische Union, gerade frisch ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis, wird sich nun auch daran messen lassen müssen, wie energisch sie sich für die Rechte der Sinti und Roma einsetzt. Auch in Deutschland bleibt noch viel zu tun. Mehr Aufklärung, vor allem in der Schule, über die Geschichte und Kultur der Sinti und Roma ist dringend erforderlich. Dass Tausende von Menschen allein wegen ihrer Herkunft beleidigt, benachteiligt oder gar körperlich angegriffen werden, werden wir niemals hinnehmen.”

Quelle: Hagalil
Stand: 24.10.2012

Hate crime investigation launched surrounding Ezra Levant’s Roma broadcast

The Roma Community Centre in Toronto wants police to investigate comments made by Ezra Levant in a recent broadcast on Sun News Network as a hate crime.

The centre says it has “officially reported a hate crime” about Ezra Levant’s broadcast, “The Jew vs. the Gypsies” that aired on his show The Source on September 5. The Toronto Police Service confirmed to J-Source that they are investigating a complaint from the centre.

“The hate crime unit is investigating,” said Toronto Police constable Wendy Drummond. “The complaint is new, and the investigation is ongoing.”

No charges have been laid.

In the broadcast, Levant accused the Roma of cheating the Canadian refugee system, and stereotyped them as criminals. He said:
“These are gypsies, a culture synonymous with swindlers. The phrase gypsy and cheater have been so interchangeable historically that the word has entered the English language as a verb: he gypped me. Well the gypsies have gypped us. Too many have come here as false refugees. And they come here to gyp us again and rob us blind as they have done in Europe for centuries … They’re gypsies. And one of the central characteristics of that culture is that their chief economy is theft and begging.” Continue reading Hate crime investigation launched surrounding Ezra Levant’s Roma broadcast

„Zeugen eines nationalen Erwachens“

Die nationalistisch-orthodoxe „Noua Dreapta“ hat am vergangenen Wochenende in Timişoara eine Protestkundgebung gegen Roma abgehalten.

Mit rassistischen und nationalistischen Sprüchen wie „Zigeuner merke dir, Rumänien gehört nicht dir“, „Blutsauger raus“, „Rumänien den Rumänen“ oder „Nationaler Widerstand“ sind am 20. Oktober etwa 100 Neonazis aus den Reihen der „Noua Dreapta“ (Neue Rechte) in Timişoara (Temeschburg) aufmarschiert. Bogdan Popa, Führer der örtlichen „Noua Dreapta“, hetzte in seiner Rede gegen ansässige Roma und forderte die Behörden auf, sich zu fragen, „woher diese Individuen ihr Vermögen haben“.

In Rumänien leben offiziell um die 600.000 Roma, die tatsächliche Zahl dürfte aber bei zwei Millionen liegen. Etwa jeder zweite Rom ist Analphabet. Ein Drittel der Familien lebt in Ghetto-ähnlichen Zuständen und ist bitterarm.

Die „Noua Dreapta“ fordert eine Lösung des „Zigeunerproblems“. „Wir wollen nichts mehr von einer Romasprache hören“, heißt es in einem programmatischen Text von „Noua Dreapta“. In Punkt fünf der zehn aufgeführten Ziele der „Noua Dreapta“ wird ein „Verbot der Benennung ‚Roma’ für Zigeuner“ gefordert. Weiter ist zu lesen: „Wir sind Zeugen eines nationalen Erwachens. Wir wollen … keine gebogenen Nasen und bläulichen Lippen mehr sehen“. Continue reading „Zeugen eines nationalen Erwachens“

„Wir wollen unsere Geschichte selbst erzählen und gestalten“

Nach 67 Jahren wird endlich das Mahnmal für die ermordeten Sinti und Rroma Europas in Berlin eingeweiht. Vertreter beider Gruppen begehen diesen besonderen Tag mit einer gemeinsamen Aktion. Unterstützt werden sie dabei von der Amadeu Antonio Stiftung.

Auch über 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ist die Berichterstattung und öffentliche Meinung über Sinti und Roma überwiegend fremdbestimmt. Dabei sind oft Schlagwörter wie „nicht integrierbar“, „bildungsfern“ oder „unprofessionell“ vorherrschend.

Dieser fremdbestimmten Meinungspolitik möchten das 2011 gegründete Rroma Informations Centrum e.V. und die seit 2009 bestehende Initiative Rromnja aktiv mit einer selbstbestimmten Arbeit entgegentreten. Im Verein sind daher alle Schlüsselpositionen mit Rromafachleuten besetzt, welche sich mit rromabezogenen Themen auseinandersetzen. Denn wie der Verein erklärt,: „Wir wollen unsere Geschichte selbst erzählen und gestalten. Das Rroma Informations Centrum e.V. bietet eine Plattform für Rroma Aktivist_innen, um Stimmen hörbar zu machen und die Vielfalt der Rroma- Perspektiven zu Themen wie Bildung, Politik und Kunst aufzuzeigen und zur gesamtgesellschaftlichen Reflexion beizutragen.“ Continue reading „Wir wollen unsere Geschichte selbst erzählen und gestalten“

Denkmal für Sinti und Roma: Keine Opfer zweiter Klasse

Gedenken nach langem Streit: Am Mittwoch wird in Berlin ein Denkmal für die von den Nazis ermordeten Sinti und Roma eingeweiht. Lange war über Gestaltung und Kosten gestritten worden. Ein besonderes Ärgernis, denn auch heute noch werden Sinti und Roma ausgegrenzt und verfolgt.

Inmitten einer dunklen, glatten Oberfläche ein Farbtupfer: Eine Blume für abertausende ermordete Menschen. Einmal täglich versinkt sie im dampfenden Wasser, kurz darauf taucht unter gebrochenen Geigenklängen eine frische Blume auf.

Nach über zwei Jahrzehnten Wartezeit wird an diesem Mittwoch im Berliner Tiergarten, nur einen Steinwurf vom Bundestag entfernt, das Denkmal für die im Holocaust ermordeten Sinti und Roma eingeweiht.

Dass nicht nur Bundeskanzlerin Angela Merkel, sondern auch Bundespräsident Joachim Gauck an der Einweihung teilnehmen, verweist auf das politische Gewicht des Termins. Lange haben Roma, Sinti und andere fahrende Völker darauf gewartet, als Opfer der Nationalsozialisten anerkannt zu werden. Der Streit um die Gestaltung des Denkmals zog sich über zwanzig Jahre hin. Continue reading Denkmal für Sinti und Roma: Keine Opfer zweiter Klasse

Ein Genozid, so systematisch wie der Judenmord

Rassismus als Programm: Die Verfolgung der Sinti und Roma gipfelte im Völkermord. Nach 1945 wollte davon niemand etwas wissen. Erst heute werden sie in die Gedenkkultur aufgenommen.

Die Diskriminierung und Verfolgung der Sinti und Roma hat eine lange Traditionen. Das NS-Regime machte sich die überlieferten rassistischen und sozialen Ressentiments zu eigen und stigmatisierte die Minderheit von Anfang an. Die Ausgrenzung mündete im Völkermord. Auch dieser Genozid wurde so systematisch wie der Judenmord geplant und ausgeführt. Aber er drang erst spät ins Gedächtnis der Nation, weil sich die Mehrheit der Deutschen lange Zeit einig war, dass das Schicksal der „Zigeuner“ von anderen Intentionen bestimmt gewesen sei. Nicht Rassenhass, sondern Kriminalprävention sei die Absicht der Nationalsozialisten gewesen, und die Leiden hätten Sinti und Roma weniger verspürt als andere Opfer.

1938 wurde im Reichskriminalpolizeiamt eine „Reichszentrale zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens“ eingerichtet. Heinrich Himmler, in dessen Zuständigkeit als „Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei“ die Sinti und Roma geraten waren, verfügte am 8. Dezember 1938, dass die „Regelung der Zigeunerfrage aus dem Wesen dieser Rasse heraus“ erfolgen müsse, und zwar auf der Grundlage der „durch rassenbiologische Forschungen gewonnenen Erkenntnisse“. Die notwendigen Informationen hatten Wissenschaftler der Kriminalpolizei zu liefern.

Aber auch schon vor Himmlers Erlass zur „Bekämpfung der Zigeunerplage“ wurden Sinti und Roma „in Schutzhaft“ genommen, das heißt in Konzentrationslager eingewiesen. Als Vorwand diente der traditionelle Vorwurf, sie seien kriminell und „asozial“. Kommunale „Zigeunerlager“ (wie das in Berlin-Marzahn) bildeten den Anfang der Ausgrenzung. Continue reading Ein Genozid, so systematisch wie der Judenmord