Am 09.11 begaben wir uns auf die Straße, um durch das Putzen eines Stolpersteins und eine Mahnwache am 78. Jahrestag der Reichspogromnacht den Opfern des Holocaust zu gedenken. Am 09. und 10.11.1938 kam es zu Pogromen im nationalsozialistischen Deutschland, welche sich hauptsächlich gegen jüdische Menschen richteten.
Jüdische Geschäfte, Friedhöfe und Synagogen wurden zerstört und geschändet. Im Zuge dieser menschenverachtenden Gewaltmaßnahmen kam es zur Deportation von mehreren zehntausend Menschen jüdischen Glaubens in Konzentrationslager. Vor allem in Zeiten wie diesen, in denen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit durch Akteur*innen von CDU, AfD, PEGIDA und Co. salonfähig gemacht wird, fanden wir es wichtig, uns nicht wie die deutsche Mehrheitsgesellschaft in einem nationalistischen Freudentaumel aufgrund des Jahrestages des Mauerfalls zu begeben. Stattdessen wollten wir daran erinnern, dass es unsere Pflicht ist dafür zu sorgen, dass „Auschwitz nie wieder sei“*.
Hierfür versammelten wir uns am Stolperstein von Kurt Schlosser um ihn zu reinigen, Blumen und Kerzen niederzulegen, eine kurze Biografie zu verlesen und eine Schweigeminute abzuhalten. Kurt Schlosser war ein deutscher Kommunist und Antifaschist, welcher aktiv im Untergrund gegen Nazideutschland kämpfte. Aufgrund seiner Aktivitäten wurde er zum Tode verurteilt und am 16. August 1944 in Dresden ermordet.
Nach unserer Mahnwache suchten wir noch einige andere Stolpersteine auf, um auch anderen Opfern der Nazidiktatur gedenken zu können. Mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass einige Gedenkstätten verwüstet, Kerzen und Blumen zertreten und bereits geputzte Stolpersteine bewusst verschmutzt wurden. Diese wurden selbstverständlich von uns wieder in einen der Opfer würdigen Zustand versetzt. Erfreut hat uns hingegen die Tatsache, dass an vielen Stellen Menschen standen, um diesem geschichtsträchtigen Tag einen würdigen Rahmen zu geben und mahnend an die Opfer zu erinnern.
Unterdessen haben sich mehrere beherzte Menschen mit Blumen und Kerzen einem Autokorso rechter Trump-Anhänger*innen, welcher von Nico Chawales – einem bekennenden PEGIDA-Anhänger und Antisemiten – initiiert wurde, in den Weg gestellt. Dieser stockte zunächst und musste letztlich umkehren. Wir freuen uns über diese Aktion, die gezeigt hat, dass ein hupender Autokorso mit Deutschlandfahnen gerade an einem solchen Tag nichts auf der Straße verloren hat.
Vielen Dank dafür, euch gehört unsere Solidarität.
Nie wieder Faschimus!
* Theodor W. Aorno – Erziehung nach Auschwitz (1966)