Wingolf

Mainzer Wingolf
 
Der Mainzer Wingolf ist eine studentische Verbindung, die im überregional agierenden Dachverband, dem Wingolfsbund, organisiert ist. Der Wingolfsbund selbst existiert seit 1844 und ist somit einer der ältesten Korporationsverbände. Seine Ausrichtung ist dabei explizit christlich ökumenisch orientiert. In dieser christlichen Tradition stehend sind die Verbindungen, die im Wingolfsbund organisiert sind, nicht-schlagend. Der Wingolfsbund ist ein Männerbund und betont seine nicht-politische Ausrichtung.
 
Der Mainzer Wingolf wurde 1949 nach der Gründung der Johannes Gutenberg Universität ins Leben gerufen und führte damals die Tradition des Breslauer Wingolfs fort. Daher sind bis heute regelmäßige Fahrten nach Breslau im Semesterprogramm vorgesehen und es gibt es einen Breslauer Traditionschargierten in der Verbindung. Durch die geographische Lage ist der Wingolfsbund im Gernsbacher Konvent organisiert. Der Gernsbacher Konvent stellt im überregionalen Dachverband, dem Wingolfsbund, eine Unterorganisation für den süddeutschen Raum dar. Der Gernsbacher Konvent organisiert alle zwei Jahre an Christi Himmelfahrt ein Fest an der Wartburg und möchte damit an die Tradition des sogenannten „Wartburgfests“ anschließen. Des Weiteren hält der Mainzer WIngolf regelmäßig Kneipen mit den anderen Mitgliedern des Gernsbacher Konvent, aber auch anderen Verbindungen des Wingolfbundes. Auch innerhalb von Mainz ist der Wingolf gut vernetzt. So gibt es auch innerhalb des Mainzer Verbindungswesens regelmäßige gemeinsame Kneipenabende
 
 Über das frühere Engagement der Mitglieder ist bis zum Ende der 90er Jahre nichts bekannt. In dem Verbindungsreader Herrschaftzeiten wird lediglich die neoliberale Ausrichtung und der damit verbundene Elitenbegriff kritisiert. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass besonders zu Beginn der 2000er Jahre verschiedene Vorträge ein deutsch-nationales Spektrum ansprechen. So zum Beispiel im Jahr 2003 ein Vortrag von Wolfgang Obst unter dem Titel „Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und Europa – Kann das abendländische Europa überleben?“. In den folgenden Jahren nahmen solche Vorträge ab und entpolitisierten sich zunehmend.
Ab dem Jahr 2011 fanden im Sommersemester regelmäßig im Juli, in zeitlicher Nähe zum amerikanischen Nationalfeiertag, ein Südstaatengrillen statt. Dieses Grillfest wurde von Torsten Schneider organisiert.
Ab dem Jahr 2015 lebte Nils Steinmetz im Mainzer Wingolf. Nils Steinmetz ist Mitglied der AfD und studiert Jura. Er kandidierte 2019 für die Kreistagswahl im Kreis Mainz-Bingen auf Listenplatz fünf. Des Weiteren war er vorher Vorsitzender der Jungen Alternative in Rheinhessen. Seine Frau Beate Steinmetz meldete im Februar 2021 eine Kundgebung gegen die damaligen, im Rahmen des Infektionsschutzes getroffenen, Corona-Maßnahmen an. Auch sie war bereits 2017 auf Veranstaltungen im Verbindungshaus des Mainzer Wingolf.
 
Im Sommersemester 2017 veranstalte der Mainzer Wingolf gemeinsam mit dem Frankfurter Wingolfsbund ein Paintballspiel. Beide sind gemeinsam im Dachverband organisiert. Im Frankfurter Pendant war zu dieser Zeit mit Maximilian Müger ein weiteres AfD Mitglied. Müger war damalig Mitglied im Kreistag Offenbach, sowie Schatzmeister des Kreisverbandes Offenbacher Land. Später wurde Müger Landesvorsitzender der AfD Hessen.
 
Ab dem Sommersemester 2019 lebte im Verbindungshaus auch Sascha U. Deisel. Deisel ist Mitglied im RCDS Mainz und machte 2018 mit anderen Mitgliedern der Jungen Union auf sich aufmerksam, indem er am 09. November, nachdem er eine Gedenkveranstaltung anlässlich der Novemberprogrome besucht hatte, in einer Kneipe das Westerwald-Lied sang und aus der ihm zugheörigen Gruppe homophobe Äußerungen getätigt wurden. Das Westerwald-Lied, 1932 geschrieben, war eines der beliebtesten Lieder in der Wehrmacht. Es steht aufgrund dieser Verbindung, da es auch in der Bundeswehr gesungen wurde, immer wieder in der Kritik. Deisel trat nach dieser Vorfall, der auch auf Video dokumentiert wurde, von seinem Amt als politischer Referent zurück.
 
Zusammenfassend lässt sich beobachten, dass die nicht-politische Ausrichtung des Mainzer Wingolfs eine Offenheit für rechte Umtriebe offenbart. Die selbst formulierte Ablehnung „von politischem Extremismus jeder Art“ und die Anforderung, dass Mitglieder auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, wird dadurch untergraben, dass dennoch mit Nils Steinmetz ein Mitglied in der Jungen Alternative war.  Die Junge Alternative wird seit 2019 vom Verfassungschutz als Verdachtsfall eingestuft. Mit Sascha Deisel machte auch ein weiteres Mitglied der Verbindung auf sich aufmerksam, durch eine Tat, die von Studierenden in einem Statement damals als antisemitisch betitelt worden war.