Gemeinsam auf die Straße!

In Griechenland riefen am Sonntag, den 21.01.2018 rechte und rechtsradikale Gruppen zu einer nationalistischen Großdemonstration gegen Mazedonien auf. Dabei griffen faschistische Gruppen unter Schutz der griechischen Riot-Einheiten MAT besetzte Häuser an und brannten das anarchistische Squat Libertatia nieder.

Foto via Athens Indymedia: https://athens.indymedia.org/post/1582802/

Der Konflikt währt schon seit Jahrzehnten. Zehntausende Demonstrant*innen nahmen an der landesweiten Kundgebung mit der Forderung, den Begriff Mazedonien nicht in den Namen der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien aufzunehmen, teil. Griechenland solle dies in keinem Fall zulassen, weil dies die griechische Geschichte diskreditieren und zur Destabilisierung der Region beitragen würde. Die letzte große nationalistische Ansammlung mit tausenden Teilnehmer*innen zum selbigen Thema fand zuletzt 1992 statt. Damals fand diese inmitten eines nationalistischen Aufruhrs gegen die 1991 erfolgte Gründung des kleinen Nachbarstaats nach Ende des Jugoslawienkriegs statt. Wegen des schwelenden Streits wird Mazedonien bei der UNO mit dem sperrigen Namen Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien geführt. Seit 2008 blockiert Griechenland auch den NATO-Beitritt des südosteuropäischen Landes. In der Zwischenzeit setzte auch Mazedonien selbst, zumindest aus Sicht Griechenlands, auf eine Politik der Provokation, indem Flughäfen und andere wichtige Orte nach Alexander dem Großen benannt wurden.

Seit 2014 liegen die Verhandlungen über den Namensstreit praktisch still. Zuletzt zeichnete sich eine Einigung zwischen den Regierungen beider Länder ab. Der UN-Vermittler des Streits, Matthew Nimetz, zeigte sich kürzlich in New York „sehr optimistisch, dass der Prozess in eine positive Richtung geht“. Nimetz hat verschiedenen Medienberichten zufolge fünf Namensvorschläge unterbreitet, die alle das Wort Mazedonien enthalten, unter anderem Nord-Mazedonien und Neu-Mazedonien. Seit Tagen wurde für die Großkundgebung von verschiedenen Seiten aus kräftig mobilisiert: Rechte Parteien und Organisationen, gewisse konservative und christliche Kreise, Fussballklubs, bekannte Persönlichkeiten wie der Komponist Mikis Theodorakis machten in Erklärungen und social media posts klar: „Macedonia is Greek“.

Etwa 50.000 Menschen kamen an einem der zentralsten Plätze Thessalonikis unter der Statue vom Alexander dem Grossen zusammen. Darunter auch ein größerer organisierter Block der neonazistischen Partei Goldene Morgenröte. Der Block hatte eigene Schutztruppen, die vom Parlamentsmitglied und bekannten Kader Ilias Kasidiaris angeführt wurden. Anwesend waren auch der konservative regionale Gouverneur der Region Zentralmazedonien Apostolos Tzitzikostas, Parlamentarier der Unabhängigen Griechen und die Zentrumsunion, zahlreiche ehemalige konservative Parlamentsabgeordnete und Bürgermeister Nordgriechenlands.

Im Anschluss an die nationalistische Kundgebung hat eine Gruppe von über 100 Menschen den anarchistischen und antifaschistischen Squat Libertatia angegriffen und schließlich angezündet. Das Gebäude von Libertatia ist komplett abgebrannt. Am darauffolgenden Tag wurden im Laufe einer solidarischen Demonstration in Thessaloniki 5 Personen festgenommen.

Wir rufen dazu auf, sich solidarisch mit denen zu erklären, die ihren Weg gehen um gegen eine faschistische Gesellschaft zu kämpfen, die jeder Art von sozialen und emanzipatorischen Ideen und Kämpfen entgegentreten will. Das zunehmende Erstarken rechter Ideologien und Gruppierungen in Griechenland und anderswo steht unter dem Schutz des Staates und seiner repressiven Organe. Wenn Cops nicht nur Seite an Seite mit den Angreifer*innen stehen, sondern sie schützen, zeigt sich nur zu deutlich, wie der Staat Angriffe auf unsere Ideen und Strukturen  weiterhin mittragen wird.

In Solidarität mit der anarchistischen Bewegung in Griechenland und weltweit! Thessaloniki ist überall!

Demonstration: Samstag, den 03.02.2018, 11:30 Uhr. Treffpunkt: Hachmannplatz