Ein aus Ermangelung besserer Beschäftigung und viel Wut etwas zu lang gewordener offener Brief von Ava Feuerwehrfrau an alle, die es interessiert, was mir im Knast durch den Kopf geht. [Anmerkung der Abtippenden: Auch wenn der Brief lang ist, er ist lesenwert bis zum Ende]
Teil 1: La rage
„Wieso sagst du
nicht einfach deinen Namen?“, „Du könntest längst raus sein.“,
„Machs dir doch nicht unnötig schwer, Mädchen, das hälst du eh
nicht durch.“ So oder so ähnlich hab ich‘s am Anfang mindestens
3x täglich von Wärter*innen oder Mitgefangenen gehört. Aber die
Antwort ist einfach.
Wenn ich die Wahl habe, diesem Staat entweder durch meine Strafe Geld in den Rachen zu werfen oder dafür zu sorgen, dass ein hübsches Sümmchen in meine Haft fließt, fällt mir die Wahl nicht schwer. Dieser Staat, der nachweislich jegliche Klimaabkommen, selbstgesteckten Emissionsziele, den Klimaschutz-Artikel seines eigenen Grundgesetzes und Leben, Lebensgrundlagen, Gesundheit und Existenzen ganzer Generationen in Gegenwart und Zukunft mit den Füßen tritt; der mit seinen Emissionen, seinen wirtschaftlichen und politischen Handlungen für Hunger, Dürren, Vertreibung und soviel Leid sorgt; dieser Staat, der Rassismus, Klassimus, Sexismus, Ableismus und weitere Diskriminierungsformen so tief in seinen Strukturen verwoben hat; dieser Staat, der Menschen in den Tod abschiebt und den Tod so, so vieler Menschen an den europäischen Außengrenzen mitzuverantworten hat; dieser Staat, der noch immer so schamlos von seiner Kolonialzeit profitiert und so viel mehr Dreck am Stecken hat – dieser Staat wird keine müden Cent von mir sehen.
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