Antifa heißt Mackerhass / Sexismus in den eigenen Reihen
Rede
Der emanzipatorische Kampf innerhalb der radikalen Linken scheint selbstverständlich. Keine Antifa Gruppe leugnet den herrschenden Sexismus und die patriarchale Unterdrückung von Frauen. Dennoch kommt es auch zu sexistischen Übergriffen und Verhaltensweisen innerhalb der radikalen Linken. Das ist erst einmal nicht verwunderlich: Die noch so linkeste Bubble wurde in einem sexistischen, kapitalistischen und rassistischen System sozialisiert. Die Erziehung machte nicht nur Männer sexistisch, sondern auch alle anderen Geschlechter misogyn. „Girl-Hate“, „Slut-Shaming“ und Wettkampf kommen auch unter Genossinnen vor – ein Grund täglich aufs Neue zu reflektieren und Support untereinander immer stärker aufzubauen.
Aber noch schlimmer haben Genossinnen mit den Männern in den eigenen Reihen zu kämpfen. Sei es das Redeverhalten in Diskussions-, Plenums- oder Vortragssituationen – Männer halten Co-Referate, kommen nicht zum Punkt, Mansplainen, ziehen jede Debatte in die Länge und wiederholen bestenfalls einfach nur die Worte der Vorrednerin. Dabei sind die Genossinnen Einschüchterungstaktiken wie Name-Dropping und Theoriemackertum ausgesetzt – ja Jonas, ich habe Adorno gelesen, nein ich möchte nicht mit dir gerade keine Debatte über Entfremdung führen.
Doch raus aus der Theorie, rein in die Straßenpolitik sieht es nicht besser aus, Genossinnen werden durch aufrecht erhalten von männlichen Idealen wie Gewaltaffinität ausgegrenzt. Klar ist, Antifa bleibt Handarbeit – aber das bedeutet nicht Männerhände. Wer sich durch Militanz oder Aktionen profiliert, sollte bei uns nichts zu suchen haben. Gewalt ist ein legitimes aber ein überlegtes Mittel und nicht Ausdruck der eigenen Überlegenheit, um den Stolz eines Geschlechts zu pushen. Jonas sollte mal mehr die Fresse halten.
Und zu oft ist Theoriegemacker oder Gewaltgemacker nur eine Taktik, um Aufmerksamkeit der Genossinnen zu bekommen, in der Hoffnung sexuelle oder romantische Bindungen mit ihnen eingehen zu können. Leider resultieren dabei öfters von Machtstrukturen-geprägte Beziehungen oder es kommt auch auf den eigenen Veranstaltungen zu sexualisierten oder körperlichen Übergriffen. Und es sind wieder Frauen, die dann oftmals die Aufarbeitung, Awarenessarbeit oder Täterarbeit übernehmen müssen – aus dem simplen Grund, dass sie dabei weniger Machtstrukturen sexuell nutzen wollen – das muss ein Ende haben, Männer reflektiert euch untereinander, sorgt doch selber für anti-sexistisches Klima in den eigenen politischen Reihen.
In diesen Reihen, in denen politisch gearbeitet wird, sind es zudem gerne die feministischen Themen, die immer wieder unter den Tisch fallen gelassen werden. Frauen als Nebenwiderspruch – klar sind Frauen erst frei, wenn wir alle frei sind von einem unterdrückenden System – aber das bedeutet nicht, dass wir den Kampf nicht heute schon kämpfen müssen oder er nicht gleichwertig dem Kampf gegen Faschismus oder Kapitalismus ist. Denn in diesem Moment, jetzt gerade erlebt eine Frau irgendwo da draußen häusliche Gewalt, eine andere Frau wird gerade vergewaltigt, eine weitere weiß nicht, wie sie finanziell über die Runden kommen soll. Eine andere quält sich durch unser Abtreibungssystem, eine weitere erzieht gerade allein 3 Kinder. Die nächste bekommt niedrigeren Lohn als ihre Arbeitskollegen, die andere kann nicht von ihrer Rente leben. Eine Frau wird gerade rassistisch-sexistisch diskriminiert, eine andere fetischisiert aufgrund ihrer homosexuellen Identität. Eine Frau wird gerade kommentiert, eine angefeindet, eine sexualisiert, eine bekommt den Job nicht, weil sie schwanger werden könnte, eine andere struggelt mit der Finanzierung von Menstruationsprodukten, eine andere mit den Verhütungshormonen. Eine Frau wird gerade an ihren Geschlechtsorganen verstümmelt, eine andere gezwungen geschlossenere Kleidung zu tragen – Und linke Männer wollen mir erzählen, dass es gerade wichtigere Dinge im Plenum zu besprechen gibt, dass gerade nicht die Kapazitäten da sind, dass man den Fokus auf etwas anderes legen müsste. Danke für nichts Jonas, das ist keine emanzipatorische Politik, die du machst, das ist kein Feminismus, das ist nicht mal pro-feministisch – das ist derselbe ignorante sexistische Bullshit, wie ich ihn auch außerhalb linker Politik erleben darf. Aber Antifa heißt Mackerhass – Die Devise ist also: FINTAs wir müssen uns wehren – Macker gibt’s in jeder Stadt, bildet Banden, macht sie platt.